24.12.2012 Aufrufe

medium gas 2011.2 - VNG Verbundnetz Gas AG

medium gas 2011.2 - VNG Verbundnetz Gas AG

medium gas 2011.2 - VNG Verbundnetz Gas AG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Foto: Statoil<br />

UMSCHAU<br />

Früher brachte die Arbeit vor allem enorme körperliche Anstrengungen mit sich. Heute gleichen viele Arbeitsplätze eher denen moderner Rechenzentren.<br />

um. Aber das nimmt Rudi sehr gelassen:<br />

„Alles nützliche Erfahrung, sowohl für<br />

die Arbeit, wie auch fürs Leben.“ 1988<br />

bekam Rudi seinen ersten Job auf einer<br />

Bohrinsel, als Mitglied der Bohrcrew. Da-<br />

mals verlief das Leben im Elf-Wochen-<br />

Takt: vier Wochen arbeiten, sieben<br />

Wochen frei.<br />

Die Familie und die „Offshore-Welt“<br />

Die Herausforderungen des Alltagslebens<br />

beschränkten sich nicht auf den Arbeitsplatz.<br />

Der Rhythmus „zwei Wochen<br />

Bohrinsel, vier Wochen frei“ ist auch jetzt<br />

noch eine Zumutung für eine Familie.<br />

In den 70er Jahren war das aber noch<br />

schlimmer. 1975 lernte Jonny in Stavanger<br />

seine norwegische Frau kennen. Vier<br />

Kinder haben sie, aber Jonny hat damals<br />

nicht sehr viele Windeln gewechselt.<br />

Auch mit Rücksicht auf die Liebe ist dieser<br />

Job nicht gerade optimal. „Abends um<br />

23 Uhr konnte man zum Beispiel angerufen<br />

werden und Bescheid bekommen,<br />

dass man am nächsten Morgen um sieben<br />

Uhr bereit zu stehen hatte. Außerdem<br />

wusste man nie, wann genau man<br />

zurückkehren würde. Man konnte also<br />

40<br />

getrost vergessen, ein gemütliches Wochenende<br />

mit seiner Liebsten zu planen.“<br />

„Man führt ja eigentlich ein Doppelleben“,<br />

sagt Rudi. „Einerseits gibt es<br />

die Bohrinsel, wo man sich total auf<br />

die Arbeit konzentriert. Danach ist man<br />

wochenlang Familienvater. Ich habe immer<br />

das Gefühl gehabt, einen Schalter<br />

umzulegen. Sobald ich auf der Bohrinsel<br />

ankam, war die Familie zwar nicht<br />

vergessen, aber irgendwie doch mental<br />

weit weg. Umgekehrt aber auch: In der<br />

wochenlangen Pause war ich ganz und<br />

gar für die Familie da.“<br />

Ab und zu konnte Rudi zu Hause so<br />

gut abschalten, dass er gar nicht mehr<br />

wusste, auf welcher Bohrinsel er gewesen<br />

war. Nicht mal mit wem oder mit<br />

welcher Ausstattung er am vorigen Tag<br />

gearbeitet hatte. „Also nichts mit wilden<br />

Strohwitwer- oder Junggesellengeschichten?“<br />

Beide Männer schmunzeln. „Naja,<br />

es gab schon eine jugendliche Zeit, wo<br />

70 Prozent der Freizeit an Wein, Weib und<br />

Gesang ging. Aber das ist lange her“, beteuert<br />

Rudi.<br />

„Meine Frau hat sich einmal besonders<br />

stark darüber beschwert, dass ich wo-<br />

Foto: Christoph Busse<br />

chenlang weg war“, erzählt Rudi. „Da hat<br />

meine Oma mich verteidigt und meiner<br />

Frau streng zugesprochen: „Du weißt gar<br />

nicht, wie gut es dir geht!“<br />

Seine Großmutter hat darauf hingewiesen,<br />

wie der Großvater sie und ihre kleinen<br />

Kinder monatelang alleine zu Hause ließ,<br />

um am Walfang teilzunehmen. Er fuhr im<br />

Oktober los und kam erst im Mai wieder<br />

zurück. Nach dieser Geschichte hat Frau<br />

Høksnes sich nicht wieder beschwert –<br />

„jedenfalls nicht laut“, grinst Rudi.<br />

Ansonsten ist das Gesellschaftsleben<br />

für Bohrinselmitarbeiter auch eine Herausforderung.<br />

Mit diesem Arbeitsrhythmus<br />

ist es schwierig, in einem Verein<br />

tätig zu sein. Auch Freundschaften muss<br />

man ganz anders pflegen.<br />

leckeres Essen<br />

Die Bohrinselkantinen gelten mitunter als<br />

die besten Restaurants Norwegens. Aufgrund<br />

der Schichtarbeit sind sie rund um<br />

die Uhr geöffnet. Über das Essen kommt<br />

von beiden ausschließlich Lob. Obwohl<br />

die Qualität selbstverständlich unterschiedlich<br />

war, je nachdem auf welcher<br />

Bohrinsel sie sich befanden, sind beide

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!