28.02.2022 Aufrufe

Stadtstreicher 03.2022-05.2022

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CHEMNITZMAGAZIN 03I2022 BIS 05I2022<br />

KLIMA BRAUCHt<br />

KÖPFCHEN<br />

In der app im web - den STREICHER wöchentlich lesen!


öffentliches und privates Laden mit<br />

100 % grünem Strom<br />

5 gute Gründe für Ihre E-Mobilität!<br />

1. Extrem kurze Ladezeiten!<br />

Die Grüne Säule betreibt die<br />

leistungsstärksten Ladepunkte<br />

in Chemnitz. Ein durchschnittlicher<br />

HPC-Ladevorgang dauert<br />

15 - 30 Minuten.<br />

2. Große Anzahl Ladepunkte!<br />

Die Grüne Säule erweitert kontinuierlich<br />

ihr Ladenetz.<br />

Für Standortpartner bietet die<br />

Grüne Säule schlüsselfertige<br />

Lösungen, inklusive Planung,<br />

Errichtung und rechtssicherem<br />

Betrieb von öffentlicher oder<br />

privater Ladeinfrastruktur an.<br />

3. App oder Karte zum Laden!<br />

Die Grüne Säule Lade-App ist<br />

roamingfähig und europaweit<br />

einsetzbar. Die Grüne Säule<br />

Lade-Karte erweitert das<br />

Angebot und spart Zeit.<br />

4. Besonderes Ladeerlebnis!<br />

Wir lassen Sie am Tag wie in<br />

der Nacht in einem guten Licht<br />

dastehen. In der Kundenlounge<br />

bieten wir warme und<br />

kalte Getränke sowie Eis an.<br />

Toiletten, Luft für Ihre Reifen,<br />

Staubsauger und WLAN gibt<br />

es kostenfrei dazu.<br />

5. Grüner Strom zum Laden!<br />

Die Grüne Säule liefert meist<br />

eigenerzeugten, regenerativen<br />

Strom und ergänzt diesen<br />

durch zertifizierten Grünen<br />

Strom an jedem Ladepunkt.<br />

HEOS Object GmbH & Co. KG<br />

Grüne Säule<br />

Carl-von-Bach-Straße 8 | 09116 Chemnitz<br />

Mail: info@grüne-säule.de | www.grüne-säule.de


LIEBE LESERINNEN<br />

UND LIEBE LESER<br />

Heute schon getankt und dabei<br />

die ungerechte Welt verflucht?<br />

Zurzeit zapfen wir<br />

neben Benzin und Diesel auch<br />

ordentlich Frust. Mit jedem<br />

Tropfen und jedem Cent etwas<br />

mehr. Auf einmal sind das Fahrrad, Carsharing<br />

oder das E-Auto gar nicht mehr so<br />

abwegig. Könnte sich vielleicht doch lohnen,<br />

richtig? Warum fangen wir eigentlich erst<br />

dann an, darüber nachzudenken, wenn es uns<br />

persönlich an die Substanz geht – oder in diesem<br />

Fall an den Geldbeutel? Man könnte auch<br />

einfach mal so die Welt vor dem Klimakollaps<br />

bewahren. Ups, da war es schon wieder, dieses<br />

unsägliche Wort: Klima. Nervt, oder? Klima,<br />

Klima, Klima, überall nur noch Klima. So<br />

ist es und daran sollten wir uns langsam gewöhnen.<br />

Denn im Grunde brauchen wir keine<br />

Experten-Zahlen wälzen, um zu wissen, dass<br />

zurzeit etwas ganz und gar nicht stimmt. Das<br />

wissen wir instinktiv, wir hören nur nicht<br />

mehr hin, reden uns stattdessen die Situation<br />

schön, finden alternative Fakten, um unser<br />

Gewissen rein zu waschen. Natürlich nicht<br />

alle. Viele Menschen haben ihre Antennen bereits<br />

Richtung Natur ausgerichtet und ihren<br />

Lifestyle angepasst. Andere besetzen Autobahnen,<br />

wobei man am nachhaltigen Effekt<br />

solcher Maßnahmen zweifeln darf. Wir müssen<br />

auch nicht alle Vegetarier, Veganer, Flexitarier<br />

werden. Oder Bäume umarmen und<br />

Tanzkreise für die Umwelt bilden, Hanfhosen<br />

tragen und Quornschnitzel „genießen“. Öko-<br />

Perfektionismus ist so wie eine Utopie. Doch<br />

es reicht schon, jeden Tag ein bisschen bewusster<br />

das eigene Handeln zu hinterfragen.<br />

Jeder Schritt schafft Aufmerksamkeit und je<br />

mehr Menschen auf Veränderung pochen,<br />

desto mehr Druck wird schlussendlich auf<br />

politische Akteure, Unternehmen und Entscheidungsträger<br />

ausgeübt. Und so darf an<br />

dieser Stelle einmal mehr auf den Wahrheitsgehalt<br />

dieser abgedroschenen Phrase hinge-<br />

Na dann schauen wir uns doch einmal<br />

genauer um, wo heute schon Zukunft<br />

gestaltet wird. Wie sehen die Ambitionen<br />

der Stadt aus? Warum werden<br />

noch so wenig Hausdächer mit Solarmodulen<br />

ausgestattet? Was tun Chemnitzer<br />

Unternehmen in Sachen Klimaschutz<br />

und wie kann jeder Mensch bei<br />

sich selbst anfangen?<br />

wiesen werden: Die Zukunft beginnt heute.<br />

Na dann schauen wir uns doch einmal genauer<br />

um, wo heute schon Zukunft gestaltet wird.<br />

Wie sehen die Ambitionen der Stadt aus? Warum<br />

werden noch so wenig Hausdächer mit<br />

Solarmodulen ausgestattet? Was tun Chemnitzer<br />

Unternehmen in Sachen Klimaschutz<br />

und wie kann jeder Mensch bei sich selbst anfangen?<br />

Großes Thema. Damit hätten wir das<br />

ganze Heft füllen können. Aber es gibt noch so<br />

viel mehr zu erzählen: Über die Rückkehr der<br />

Clubkultur. Über die Krise der Kulturschaffenden.<br />

Über Gedankenhygiene gegen die Informationsflut.<br />

Und natürlich über das andere<br />

ganz große Thema: Kulturhauptstadt. Wir<br />

wünschen viel Freude beim Lesen und einen<br />

wunderbaren Frühlingsanfang mit möglichst<br />

wenig Corona.<br />

Die Redaktion. o<br />

2<br />

3


Fotos: shutterstock (2), Frida-Architekten, Georg Dostmann, Rico Hinkel-Schollbach, Kristin Schmidt<br />

Nur mal kurz<br />

die Welt retten..<br />

… singt Tim Bendzko in einem seiner Ohrwürmer.<br />

Wenn es denn so einfach wäre. Das Klima<br />

der Erde verändert sich – und der Grund für die<br />

Erwärmung ist der Mensch. Darin ist sich die<br />

überwiegende Mehrheit der Klimaforscher einig.<br />

Und nun? Fakt ist: Es wird nicht leicht, schließlich<br />

stehen sich hier zwei komplexe Systeme gegenüber<br />

– das Klima der Erde und der Mensch mit<br />

seiner Industrie, seinen Autos, all seinen täglichen<br />

Bequemlichkeiten, die der Erdatmosphäre zusetzen.<br />

Doch es gibt Auswege. Die fangen im Kleinen<br />

an und setzen sich im größeren Maßstab fort – in<br />

der Stadtverwaltung<br />

O6<br />

zum Beispiel oder<br />

in den Firmen. Der<br />

Ehrgeiz ist da, wie<br />

wir bei unseren Recherchen<br />

feststellen<br />

durften.<br />

IMPRESSUM<br />

Anschrift:<br />

<strong>Stadtstreicher</strong> GmbH, Hohe<br />

Straße 37, 09112 Chemnitz,<br />

Tel.: 0371-383800, Fax: 0371-<br />

3838038<br />

E-Mail: info@stadtstreicher.de<br />

www.stadtstreicher.de,<br />

www.facebook.com/<br />

<strong>Stadtstreicher</strong>Chemnitz,<br />

Instagram:<br />

@stadtstreicher_chemnitz<br />

ISSN: 0940-149<br />

Herausgeber & Geschäftsleitung:<br />

Markus Wolf<br />

Redaktion: Rico Hinkel-Schollbach<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Steffi Hofmann, Sarah Hofmann,<br />

Peggy Schellenberger, Louise<br />

Mayr, Stephan Beckert, Fabian<br />

Stenzel,<br />

Fotografen: Steffi Hofmann,<br />

Kristin Schmidt, Stephan<br />

Beckert, Georg Ulrich Dostmann,<br />

Rico Hinkel-Scholbach, Archiv,<br />

Agenturen. Titel: Shutterstock<br />

Viel Platz<br />

für Ideen<br />

Controlling/Verkauf:<br />

Denise Frake<br />

Anzeigen und Promotion:<br />

Nico Bazan (0371) 3838080<br />

Layout: <strong>Stadtstreicher</strong> GmbH<br />

Redaktionssekretariat:<br />

Uta Richter<br />

Vertrieb: Das Heft gibt es für eine<br />

Schutzgebühr an ausgewählten<br />

Vertriebsstellen im Einzelverkauf<br />

für 2,00 EURO oder im Jahresabo<br />

für 10 EURO.<br />

Programminformationen werden<br />

42 46<br />

Das Konzept für eine der vier Interventionsflächen<br />

im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt<br />

2025 steht: Für den „Garagen-Campus“ soll<br />

in den kommenden Jahren der ehemalige CVAG-<br />

Betriebshof an der Zwickauer Straße zu einem<br />

nachhaltigen und zentralen Kulturstandort mit<br />

„europäischer Strahlkraft“ weiterentwickelt werden.<br />

Kernelement sind zehn „Gläserne Garagen“.<br />

Klingt spannend? Es wird noch spannender…<br />

Auszeit:<br />

Die Niners privat<br />

Das Spiel im Pokalhalbfinale vergessen wir mal<br />

ganz schnell wieder. Dafür bescheren uns die<br />

Basketballer der Chemnitzer Niners in der Liga<br />

pure Gänsehautmomente – vor allem im letzten<br />

Heimspiel, als die „Orange Army“ den großen FC<br />

Bayern mit 77:58 vom Platz schickte. Folgerichtig<br />

setzt man sich oben in der Tabelle fest. Im Spiel<br />

gegen die Bayern gehörte auch Nelson Weidemann<br />

zu den Top-Scorern. Der Streicher traf den<br />

sympathischen Spielmacher abseits des Parketts<br />

zum lockeren Gespräch.<br />

online kostenlos abgedruckt. Eine<br />

Gewähr für die Richtigkeit der<br />

Angaben kann nicht übernommen<br />

werden. Urheberrechte für Beiträge,<br />

Fotografien, Zeichnungen<br />

und Anzeigenentwürfe bleiben<br />

beim Verlag bzw. bei den Autoren.<br />

Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Vorlagen kann<br />

keine Garantie übernommen<br />

werden. Der Verlag kann<br />

diese abändern. Veranstalter, die<br />

honorarpflichtige Fotos zur Ankündigung<br />

ihres Programms an<br />

die <strong>Stadtstreicher</strong> GmbH übergeben,<br />

sind für die Forderungen<br />

des Urhebers selbst verantwortlich.<br />

Leserbriefe, Anzeigen und<br />

namentlich gekennzeichnete<br />

Artikel geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder.<br />

Für alle Verlosungen ist der<br />

Rechtsweg ausgeschlossen.<br />

Verantwortlich für Redaktionellen<br />

Inhalt: V.i.S.d.P.:<br />

Der Herausgeber<br />

Namentlich gezeichnete Artikel:<br />

Redakteure dieser Ausgabe<br />

Redaktionsschluss dieser<br />

Ausgabe: 15.02.2021<br />

Nächster Anzeigen- und Redaktionsschluss:<br />

16.<strong>05.2022</strong><br />

Anschrift aller Verantwortlichen<br />

ist die Verlagsanschrift.


Intro Seite 03<br />

Impressum Seite 04<br />

Veranstaltungstipps Seite 88<br />

Stadtpflaster Seite 90<br />

o 5<br />

4<br />

Schmeckt<br />

nach Frühling<br />

50<br />

Wie viele Jahre sind wir eigentlich schon bei Falk<br />

und Mario zu Gast, um uns regelmäßig die Tricks<br />

und Kniffe der Profiköche abzuschauen? Egal, es<br />

schmeckt jedes Mal fantastisch und wir lernen<br />

gemeinsam mit unseren Leserinnen und Lesern<br />

immer wieder dazu. So auch in der neuesten Folge<br />

unserer Rezepte-Reihe. Noch nie von knolliger Kapuzinerkresse<br />

gehört? Nach dieser Ausgabe wisst<br />

ihr Bescheid!<br />

52<br />

Das neue<br />

Kaufen<br />

Warum kaufen, wenn man leihen oder tauschen<br />

kann? Anknüpfend an unser großes Thema Klima<br />

haben wir uns nach Konsum-Alternativen umgehört<br />

und sind fündig geworden. Für selten gebrauchte,<br />

aber nützliche oder schöne Dinge gibt es<br />

auf dem Sonnenberg seit letztem Jahr den ersten<br />

Chemnitzer Leihladen „KarLeiLa“. Darüber hinaus<br />

bietet das Internet allerlei Tauschbörsen. Wir<br />

haben drei davon genauer beleuchtet.<br />

Gehirn braucht Pflege<br />

Geht’s nur uns so oder wird die Welt immer komplexer?<br />

Immer mehr Informationen über immer<br />

mehr Kanäle erwecken zumindest den Anschein.<br />

Wer da nicht die richtigen Filter für sich findet,<br />

ist schnell überfordert. Wie schützt man sich<br />

dann vor Gedanken, die belasten oder sogar krank<br />

machen können? Der <strong>Stadtstreicher</strong> hat sich<br />

dazu mit einer Fachfrau getroffen – Sylvia Irmen.<br />

Sie ist Mentaltrainerin und sagt: Auch in dieser<br />

schweren Zeit, in der oft alles unmöglich scheint,<br />

ist alles möglich.<br />

Was kommt danach?<br />

Abwanderung der Kultur-Macher. Fachkräftemangel.<br />

Wegfall einer ganzen Generation. Das<br />

Bild, das Chemnitzer Kulturakteure von der aktuellen<br />

Situation zeichnen, klingt nicht so prickelnd.<br />

Eine Studie zweier Uni-Mitarbeiterinnen war für<br />

uns Anlass, selbst einmal nachzuhaken. Außerdem<br />

durften wir in drei unserer Lieblingsclubs schlunzen<br />

und wollten wissen, was abgeht, wenn sich die<br />

Türen wieder öffnen. Natürlich beäugen wir auch<br />

wieder die aktuelle Entwicklung der baldigen<br />

Kulturhauptstadt.<br />

64<br />

inhalt<br />

68


Ein Selbstversuch<br />

in Sachen Klimaneutralität<br />

Text: Rico Hinkel-Schollbach<br />

Illustration: shutterstock


BYE, BYE,<br />

BEQUEMLICHKEIT<br />

Das Schöne am Redakteurs-Dasein<br />

ist ja, dass man ein Thema zunächst<br />

o<br />

ganz naiv angehen kann, um sich<br />

dann von Leuten, die sich auskennen,<br />

eines Besseren belehren zu<br />

lassen. „Ich könnte doch mal einen Tag klimaneu-<br />

7<br />

6


tral leben“ werfe ich bei einem<br />

Streicher-Brainstorming in die<br />

Runde. Das war schon der erste<br />

Fehler. Richtigerweise müsste<br />

es nämlich lauten: „Ich könnte<br />

doch mal v e r s u c h e n, einen<br />

Tag klimaneutral zu leben“.<br />

Denn zwischen meinen Ambitionen<br />

und der Realität klafft<br />

ein ziemliches Loch, wie ich im<br />

Laufe des besagten Tages feststellen<br />

durfte. Zur Erklärung:<br />

Klimaneutral leben bedeutet,<br />

dass wir mit unserem Handeln<br />

die Menge an klimaschädlichen<br />

Gasen – vor allem CO2 – in der<br />

Atmosphäre nicht erhöhen. Und<br />

ja, es war allenfalls ein Versuch,<br />

meine Kohlendioxid-Bilanz zu<br />

senken. Um solch ein Ziel wirklich<br />

zu erreichen, braucht es<br />

ein langfristiges Umdenken in<br />

vielen Bereichen des alltäglichen<br />

Lebens und schlussendlich eine<br />

gewisse Routine. Das geht nicht<br />

von heute auf morgen. Am Ende<br />

dämmerte mir, warum die EU<br />

Klimaziele formuliert, die irgendwann<br />

in 30 Jahren erreicht<br />

werden sollen. Was ich im Kleinen<br />

kaum schaffe, ist auf europäischer<br />

Ebene vermutlich nicht<br />

viel einfacher. Okay, heute versuche<br />

ich also nicht klimaneutral,<br />

dafür aber klimabewusster<br />

zu leben. Los geht’s.


Mein Wecker klingelt. Besser gesagt, mein Smartphone.<br />

Das praktische Teil hat mit seinem Siegeszug<br />

in den letzten Jahren mehr als nur meinen<br />

Wecker verbannt. Scanner, Taschenrechner, Notizblock,<br />

Navi, Taschenlampe – all das brauche ich<br />

nicht mehr. So viele Produkte, die irgendwann sowieso<br />

auf einem Müllberg landen, habe ich nicht mehr. Herrlich. Ich fühle<br />

mich gut. Mein klimaneutraler Tag beginnt mit einem Erfolg. Aber ist<br />

das Smartphone wirklich so klimafreundlich? Gleich mal googeln. Ich<br />

habe es fast geahnt: Digitale Technologien sind nicht so umweltverträglich,<br />

wie es auf den ersten Blick scheint. Tatsächlich verursachen<br />

Computer und Co. 3,7 Prozent der globalen CO2-Emission und damit<br />

fast doppelt so viel wie der globale Flugverkehr. Das fängt bereits mit<br />

der Herstellung an: Laut Herstellerangaben verursacht die Produktion<br />

eines einzelnen Smartphones im Durchschnitt rund 80 Kilogramm<br />

Kohlendioxid. Bei 22 Millionen Smartphones, die letztes Jahr<br />

in Deutschland über die Theke gingen, sind das insgesamt 1,7 Megatonnen<br />

– allein für den deutschen Markt! Mein Hochgefühl schwindet.<br />

Dabei habe ich den Teil mit dem CO2-Ausstoß der Rechenzentren von<br />

Smartphone-Diensten noch nicht einmal zu Ende recherchiert. Ich<br />

finde aber noch ein paar einfache Tipps, die jeder für sich umsetzen<br />

kann: Das Handy länger als die üblichen zwei bis drei Jahre benutzen<br />

oder gebraucht kaufen, anschließend korrekt als Elektro-Altgerät entsorgen<br />

oder beim Hersteller recyceln lassen. Mittlerweile gibt es auch<br />

sogenannte Fairphones. Die Rohstoffe der Geräte wurden weitestgehend<br />

unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen gewonnen und<br />

verarbeitet. Die Smartphones sind außerdem so konstruiert, dass sie<br />

ganz einfach auseinander gebaut werden können. So können sie leicht<br />

repariert und dadurch länger genutzt werden. Jetzt aber raus aus den<br />

Federn und die Kinder für die Schule fertig machen.<br />

Heute ist Homeoffice angesagt. Nimm das ökologischer<br />

Fußabdruck! Das Auto bleibt stehen und die<br />

Kinder sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zur Schule gefahren. Das müsste meine heutige Klimabilanz<br />

doch dramatisch verbessern, oder? Apropos:<br />

Wie viele Tonnen CO2 produziere ich im Jahr eigentlich?<br />

Um das herauszufinden, gibt es im Internet zahlreiche CO2-Rechner, die<br />

mehr oder weniger detailliert meinen Lifestyle abfragen: Wohnfläche, Art<br />

der Heizung, Fortbewegung, Ernährung, Urlaub, sonstiger Konsum – um<br />

nur einiges zu nennen. Mit dem Rechner des Umweltbundesamtes komme<br />

ich auf 6,44 Tonnen, die ich im Jahr an Kohlendioxid produziere. Damit<br />

platziere ich mich unter dem deutschen Durchschnitt. Der lag 2019 bei<br />

rund 8 Tonnen pro Kopf. Immerhin: 1990 waren es noch 12,5 Tonnen.<br />

Das ist doch gar kein schlechter Weg, den wir da eingeschlagen haben.<br />

Laut aktuellem Klimaschutzbericht der Stadt ist die Chemnitzer CO2-Bilanz<br />

pro Kopf mit 5,5 Tonnen sogar noch besser. Das liegt jedoch an der<br />

vergleichsweise niedrigen Industriedichte in unserer Region. Die Industrie<br />

zählt in der Pro-Kopf-Rechnung nämlich mit rein. Was in meiner persönlichen<br />

CO2-Auswertung auffällt: Vor allem der Verzicht auf Flugreisen<br />

drückt meine CO2-Bilanz nach unten. Ich urlaube eben gerne in Deutschland,<br />

was Melanie Hartwig unter „Genügsamkeit“ einstuft, eines von drei<br />

Prinzipien, an denen man sich beim Herantasten an ein ökologisch sinnvolles<br />

Leben orientieren kann. Dazu gleich mehr…<br />

o 9<br />

8<br />

Frage an mich: Was kann ich bei<br />

digitalen Technologien heute für<br />

meine Klimabilanz tun?<br />

Nicht sehr viel. Handy und Computer<br />

brauche ich für die Arbeit.<br />

Privat kann ich sicherlich auf<br />

den ein oder anderen Streamingdienst<br />

verzichten. Notiz an mich:<br />

Die Anbieter von Social-Media-,<br />

Streaming- und E-Mail-Diensten<br />

auf ihre Umweltbelastung<br />

abklopfen. Zweite Notiz: Viel<br />

Zeit dafür einplanen! Fast vergessen:<br />

Meine Geräte benötigen<br />

natürlich auch Strom. Aber dazu<br />

kommen wir später noch, wenn<br />

ich mit Melanie Hartwig vom<br />

Chemnitzer Umweltzentrum telefoniere.


Frage an mich: Wie kann ich mein Mobilitätsverhalten ändern?<br />

Ich wohne ländlich. Schon alleine der Gedanke daran, die Strecke zur<br />

Arbeit mit dem Rad zurückzulegen, verursacht Muskelkater. Meine<br />

Hoffnungen ruhen auf dem Radschnellweg, der irgendwann zwischen<br />

Limbach und Chemnitz entstehen soll. Aber: Wir bilden im Dorf Fahrgemeinschaften,<br />

wenn wir die Kinder von Schule und Kita abholen<br />

oder sie zum Fußballtraining bringen. Statt drei oder vier Autos fährt<br />

also nur eines. CO2-Ausstoß senken: Check. Meine Frau und ich sollten<br />

uns außerdem fragen, ob wir wirklich zwei Autos benötigen. Wenn ja,<br />

könnten wir zumindest in Betracht ziehen, eines der beiden Fahrzeuge<br />

gegen ein Elektrisches zu tauschen. Das wird in Zukunft ja sowieso auf<br />

uns zukommen. Warum also nicht schon jetzt?<br />

„Was brauche ich wirklich? Das ist die Frage, die<br />

wir uns im Alltag immer wieder stellen können“,<br />

erklärt die Leiterin des Umweltzentrums, die<br />

mich bei meinem Selbsttest begleitet. Telefonisch<br />

natürlich, denn das spart wieder CO2. Im<br />

Zusammenhang mit dem Prinzip „Genügsamkeit“<br />

fragt Melanie Hartwig weiter: „Drehe ich die Heizung<br />

höher, wenn mir kalt ist oder ziehe ich einen Pullover an? Kann<br />

ich die kurze Strecke auch mit dem Fahrrad zurücklegen? Auf der<br />

einen Seite ist das Rad natürlich gesünder, auf der anderen Seite<br />

benötigen wir für längere Strecken eventuell mehr Zeit als mit dem<br />

VOM<br />

30.4.2022<br />

Sonderausstellung bei Chemnitz<br />

BIS<br />

8.1.2023<br />

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MIT WEITBLICK<br />

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450 Jahre<br />

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Auto. Das heißt, wir müssen uns anders organisieren, vielleicht sogar<br />

früher aufstehen, um mit dem Rad zur Arbeit zu fahren.“ Ich<br />

ahnte es schon. Ein klimabewussteres Leben bedeutet auch, sich<br />

ein Stück weit von der Bequemlichkeit zu verabschieden. Melanie<br />

Hartwig geht sogar noch weiter und stellt die Frage, ob wir überhaupt<br />

in Eigenheimen wohnen sollten. „Mehrfamilienhäuser haben<br />

eine wesentlich bessere Umwelt- und Klimabilanz. Wenn das<br />

Eigenheim nicht gerade klimaneutral gebaut wird, verbraucht es<br />

unter anderem mehr Wärme und Strom.<br />

Frage an mich: Was kann ich in meinem Wohnraum fürs Klima tun?<br />

An meiner Wohnsituation lässt sich nicht rütteln. Ich lebe mit Frau<br />

und Kindern in einem großen Haus mit mehreren Wohneinheiten. So<br />

weit, so gut. Die Heizung im Keller läuft abwechselnd mit Scheitholz<br />

und Pellets. Auch gut, denn der Brennstoff Holz ist nachwachsend,<br />

regional verfügbar und verbrennt nahezu CO2-neutral. Das heißt,<br />

die Menge an CO2, die eine Holzheizung<br />

im Betrieb abgibt, haben Bäume zuvor in<br />

11<br />

Sauerstoff umgewandelt. Logisch, das Holz<br />

0<br />

und Pellet aus regionalen und nachhaltigen<br />

Quellen stammen sollten. Einziges Manko:<br />

Die Technik stößt mehr Feinstaub aus als<br />

Gas- oder Ölheizanlagen. Spezielle Filter<br />

könnten künftig Abhilfe schaffen.<br />

Hast du aucH scHon mal so einen sprucH geHört?<br />

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Bevor ich die Kinder hole, gehe ich noch schnell einkaufen.<br />

Na gut, „gehen“ stimmt an dieser Stelle nicht. Ich<br />

fahre mit dem Auto, sonst schaffe ich das alles einfach<br />

nicht. Dabei wollte ich doch heute mal ganz bewusst im<br />

Einklang mit der Umwelt leben. Merke: Wenn ich die<br />

Zukunft meiner Kinder und Mitmenschen retten möchte,<br />

muss ich mein Zeitmanagement überdenken. Außerdem sollte<br />

ich mir etwas einfallen lassen, um den Wocheneinkauf auf zwei Rädern<br />

zu transportieren – ein Lastenrad vielleicht. Oder doch ein E-Auto? Beim<br />

Einkaufen halte ich mich an die Empfehlungen von Melanie Hartwig. „Mit<br />

nachhaltiger Ernährung und regionaler Wertschöpfung können wir viel<br />

zum Klimaschutz beitragen.“ Aber was heißt das eigentlich? Ein Beispiel:<br />

Tierische Lebensmittel fallen bei der persönlichen Klimabilanz spürbar<br />

ins Gewicht. Fleisch, Käse und Butter sind in der Herstellung und Produktion<br />

viel energieaufwändiger als Obst und Gemüse und verursachen damit<br />

deutlich mehr CO2. „Wenn das Soja fürs Tierfutter dann noch aus Argentinien<br />

stammt, kann man sich ansatzweise vorstellen, was das für die Umwelt<br />

bedeutet“, erklärt Melanie Hartwig. Weitere Pluspunkte für die Klimabilanz<br />

sei der Griff zu saisonalen Produkten und frischen Lebensmitteln<br />

aus biologischem Anbau. Hier wird’s wieder etwas tricky, denn die Vielfalt<br />

an Siegeln macht mich schier wahnsinnig. Auf den Verpackungen tummelt<br />

sich neben gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnungen und freiwilligen<br />

Angaben eine Vielzahl an Siegeln, Herkunftszeichen und Symbolen. Das<br />

Umweltbundesamt trägt zwar zur Aufklärung bei, aber fürs Wälzen der Infos<br />

brauche ich Ruhe und wieder einmal Zeit, die ich gerade nicht habe. Ich<br />

versuche mein bestes und achte penibel auf die Herkunft der Lebensmittel.<br />

Das geht beim Obst und Gemüse noch relativ gut, bei Lebensmitteln, wo<br />

Anbau, Produktion und Vertrieb in unterschiedlichen Händen liegen, wird<br />

das schon schwieriger. An der Kasse zahle ich rund 30 Euro mehr als sonst<br />

für den Wocheneinkauf, habe aber gefühlt weniger im Korb. Im Anschluss<br />

muss ich noch an die Tankstelle. Das wird ein teurer Tag.<br />

Frage an mich: Was kann ich langfristig an meinem Konsumverhalten ändern?<br />

Ganz klar, als Konsument muss ich mich zwangsläufig besser über Produkte<br />

und ihre Herkunft informieren. Ich nehme mir vor, baldmöglichst die verschiedenen<br />

Siegel zu studieren und auf meine Klimabilanz anzuwenden. Außerdem<br />

sollte ich die Bepreisung von Lebensmitteln hinterfragen, vor allem Billigfleisch-Angebote<br />

sind hier ein großer Posten. Fast vergessen: Abfallvermeidung<br />

und Recycling sind auch Klimaschutz. Ressourcen und Prozesse werden<br />

durch Abfallvermeidung direkt eingespart. Bei der Wiederverwendung wird<br />

die Produktion von Ausgangsrohstoffen und die damit zusammenhängende<br />

Umwelt- und Klimabelastung reduziert. Derzeit wird unser Restmüll (noch)<br />

einem Recycling unterzogen und dann nur der wirkliche Rest-Restmüll verbrannt.<br />

Das heißt, alles was wir vorher vermeiden oder dem Recycling zugeführt<br />

haben, spart CO2 und andere Emissionen.


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Ich laufe bereits zum dritten Mal durch unsere Räume,<br />

um das Licht auszuschalten, das unsere Kinder ständig<br />

brennen lassen. Nennt mich penibel, aber das Klima<br />

gibt mir recht. Effizienter, also eine mengenmäßige<br />

Reduktion wäre das. „Konsistenz“ heißt ein weiteres<br />

Nachhaltigkeitsprinzip, erklärt Melanie Hartwig. Damit<br />

ist der Einsatz von umweltverträglichen Technologien<br />

gemeint. Am einfachsten funktioniert das zum Beispiel bei der Wahl des<br />

Stromanbieters. So gibt es mittlerweile zahlreiche Ökostromanbieter, deren<br />

Versorgung auf regenerativen Energieträgern beruht. Wer nicht unbedingt<br />

wechseln möchte, kann bei seinem Anbieter ökologische Produkte<br />

erfragen. „Je mehr wir dahingehend nachfragen, desto eher erreichen wir,<br />

dass auch Unternehmen sich mit dem Thema Klimaschutz auseinandersetzen“,<br />

fasst Melanie Hartwig die Rolle der Verbraucher zusammen.<br />

Randnotiz: Im Jahr 2020 kamen 45 Prozent des in Deutschland erzeugten<br />

Stroms aus erneuerbaren Quellen. Bis 2030 soll der Anteil auf 65 Prozent<br />

steigen. Spätestens 2050 soll die komplette Stromversorgung auf<br />

regenerativen Energieträgern basieren, also zu 100 Prozent erneuerbar<br />

sein. Am Ende des Tages bin ich zwar etwas desillusioniert, aber dennoch<br />

zuversichtlich, meine eingefahrenen Strukturen schnellstmöglich aufzubrechen.<br />

Das bedeutet neben einem gewissen Mehraufwand vor allem<br />

Disziplin, damit meine Klimaambitionen nicht nur im Versuch stecken<br />

bleiben, sondern irgendwann zu meinem ganz normalen Alltag gehören.<br />

Gleichzeitig frage ich mich: Was bringt das eigentlich, wenn ich als einzelner<br />

Mensch etwas daran ändere? China führt die weltweite CO2-Rangliste<br />

mit jährlich rund 12 Millionen Tonnen an. Das macht einen globalen Anteil<br />

von gut 30 Prozent aus. Dagegen stehe ich mit meinen sechseinhalb<br />

Tonnen doch vergleichsweise gut da. „Viele unserer Konsumgüter werden<br />

aber eben auch in China produziert und verursachen dort die Emissionen“,<br />

erklärt Melanie Hartwig. Zum Schluß gibt sie mir noch mit auf den<br />

Weg: „Es fängt immer im Kleinen an: Verantwortung erkennen, Routine<br />

XY hinterfragen, Schritt für Schritt anpassen. Wichtig dabei ist, genügsamer<br />

zu sein und das Positive für sich und die Umwelt zu erkennen. Und<br />

vielleicht findet man auch noch Wege, die eigenen Erfolge mit anderen zu<br />

teilen und so im besten Fall zu multiplizieren, etwa mit der Familie, der<br />

Nachbarschaft, im Verein, im Arbeitskontext.“<br />

Extra Tipp<br />

Nummer 1:<br />

Ab dem 31. März<br />

startet an der Volkshochschule<br />

der Kurs<br />

„klimafit - Klimawandel<br />

vor unserer<br />

Haustür! Was kann<br />

ich tun?“. An sechs<br />

dreistündigen Kursabenden<br />

werden<br />

Interessierte mit<br />

den wissenschaftlichen<br />

Grundlagen<br />

zum Thema Klima<br />

und Klimawandel<br />

vertraut gemacht.<br />

Darüber hinaus will<br />

der Kurs Anregungen<br />

zum gemeinsamen<br />

Handeln und<br />

effektiven Klimaschutz<br />

geben.<br />

Extra Tipp<br />

Nummer 2:<br />

Das Smartphone<br />

nutzen! Mittlerweile<br />

gibt es viele Apps,<br />

die uns im Alltag<br />

dabei unterstützen,<br />

das Bewusstsein für<br />

Klima- und Umweltschutz<br />

zu schärfen<br />

und Kaufentscheidungen<br />

bewusster zu<br />

treffen.


15 4


Optiker Meise: Team Straße der Nationen Foto: Sarah Thieler<br />

In diesem Jahr feiert der Chemnitzer Traditionsbetrieb Optiker Meise gleich zweimal Jubiläum.<br />

Das Geschäft in der Innenstadt und damit das Unternehmen selbst lädt zum 120. Geburtstag<br />

ein. Die Filiale im Gablenz-Center hingegen ist ein wenig jünger und freut sich ebenfalls über<br />

einen runden Jahrestag.<br />

DREI GENERATIONEN<br />

FÜR GUTES SEHEN<br />

1902 wurde das Handwerksunternehmen in der damaligen Königstraße<br />

25 in Chemnitz gegründet. Auf fast 50 Meter genau an derselben Stelle<br />

finden Kunden ihren Optiker des Vertrauens auch heute wieder. Der einzige<br />

Unterschied zur Gründungsadresse besteht darin, dass Stadtherren<br />

den jüngeren Straßennamen beibehalten haben: Straße der Nationen.<br />

„Uns bedeutet es sehr viel, dieses Jubiläum dort zu begehen, wo gewissermaßen<br />

alles begann. In den vergangenen Jahrzehnten haben alle<br />

Generationen unserer Familie versucht, der Innenstadt nahe zu bleiben.<br />

Das hat auch immer super funktioniert. Seit 2014 sind wir nun an den<br />

ursprünglichen Standort zurückgekehrt und freuen uns, mit allen Kunden<br />

feiern zu dürfen“, sagt Carolin Kaubisch, die seit 2019 die Geschäfte des<br />

Unternehmens leitet. Für sie ist „Optiker Meise“ mehr als eine Aufgabe.<br />

Es ist Teil ihrer eigenen Geschichte. Bereits als Kind war sie fast täglich<br />

in der Werkstatt und im Laden unterwegs. So lernte sie das Unternehmer(innen)leben<br />

bereits von klein auf kennen und lieben, was Mitarbeitern<br />

sowie Kunden jeden Alters spüren.<br />

„Mit der Nachfolge ändert sich nichts an unserem Serviceprinzip”, meint<br />

die Augenoptikerin. “Wir haben die Räumlichkeiten an die Bedürfnisse<br />

der Kunden angepasst, die Flächen für die vergrößernden Sehhilfen erweitert<br />

und ein wenig das Design modernisiert. Wesentlich ist der Plan<br />

für die Zukunft: Wir bleiben der Innovation in der Optik treu. Das heißt für<br />

uns, dass wir Messen und Weiterbildungen besuchen und vor allem technisch<br />

immer auf dem neuesten Stand sind. Nicht nur für uns, vor allem<br />

für unsere Kunden.”<br />

Dass sich der Traditionsbetrieb nicht nur in seinem Servicegedanken treu<br />

bleibt, sondern auch in der Unternehmensübergabe, zeigt ein kleiner Blick<br />

in die Historie. 1957 übernahmen die Großeltern den Betrieb. 31 Jahre<br />

später, also 1988, ging das Unternehmen an Andreas Kaubisch als Geschäftsführer<br />

über. Blickt man erneut 31 Jahre in die Zukunft, also in das<br />

Jahr 2019, reicht er den Staffelstab an seine Tochter Carolin weiter. „Mal<br />

schauen, wie es dann 2050 aussieht“, meinen die Kaubischs schmunzelnd.


Fragt man in der Kundschaft nach, was sie besonders an<br />

Optiker Meise schätzen, sind die Aussagen eindeutig.<br />

Neben der fachlichen Beratung überzeugen vor allem die<br />

Nähe und Freundlichkeit der Mitarbeiter.<br />

Die große Auswahl an Markenbrillen, Sportbrillen für alle<br />

Sportarten, Sonnenbrillen und Brillen für Kids geben einen<br />

Blick frei auf die Sortimentsvielfalt und unterstreichen,<br />

dass sich die Brille schon längst vom Schattendasein<br />

„Sehhilfe“ zum Lifestyle-Accessoir mit Trendfunktion entwickelt<br />

hat. Um jedem, der zu Meise kommt, auch die<br />

richtige Beratung zu bieten, hat sich jeder Mitarbeiter<br />

sowie jede Mitarbeiterin auf ein Spezialgebiet festgelegt.<br />

Ob es bei einem Kunden um die Augenprüfung geht, Kontaktlinsen<br />

sowie Spezialkontaktlinsen (auch für Kinder),<br />

die Anfertigung einer Sportbrille oder Lupensysteme für<br />

Sehbehinderte: Die Fachkräfte können mit Erfahrung und<br />

Knowhow auf jede Anfrage eingehen. Das sieht Carolin<br />

Kaubisch auch als besonderen Servicepunkt: „Du musst<br />

am Ball bleiben, wenn du deinen Kunden Alternativen zur<br />

Null-Tarif-Brille bieten und darüber hinausgehen möchtest.<br />

Dazu zählt unter anderem, sich über aktuelle Trends<br />

zu informieren und innovative Partner im Bereich der<br />

Brillenfassungen zu haben, um nahezu jeden Kundenwunsch<br />

bedienen zu können. Gerade für modische Gestelle<br />

sowie für besondere Marken häufen sich die Nachfragen.<br />

Außerdem bemerken wir, wie wohl sich unsere<br />

Kunden fühlen, wenn wir sie fachlich kompetent beraten<br />

und selbst auf spezielle Anliegen eingehen.“<br />

Seit 2020 bewegt sich der Traditionsoptiker verstärkt<br />

auch im Bereich der Brillen für die Aufgaben im Home-<br />

Office. Mit ZEISS hat Optiker Meise nicht nur den führenden<br />

europäischen Glashersteller als Partner. Den Chemnitzern<br />

steht dank der Kooperation jederzeit die<br />

mo dern ste Messtechnik zur Augenprüfung zur Verfügung.<br />

Ein wichtiger Punkt, immerhin leisten die Optiker bei Meise<br />

auch medizinische Vorsorge, beispielsweise mit Hilfe<br />

der Tränenfilmanalyse bei trockenen Augen.<br />

Dadurch ist das Optiker-Meise-Team in<br />

der Lage, Sonderwünsche zu erfüllen<br />

und zu prüfen, welches Glas für<br />

welche Aufgabe besonders geeignet<br />

ist. Die Werkstatt zur Brillenfertigung<br />

befindet sich praktischer Weise<br />

direkt im Haus. Das erspart Kunden<br />

lange Wartezeiten.<br />

Bei schneller Fertigung wird bei Meise zugleich<br />

Wert auf die Verarbeitung hochwertigen Materials<br />

gelegt. Brillenfassungen und Gläser werden in Europa<br />

hergestellt. Dabei geht es nicht nur um die Qualitätssicherung,<br />

sondern auch um die Arbeitsbedingungen der<br />

Mitarbeiter in den Produktionsbetrieben und um die<br />

Transportwege. „Wir möchten, dass unser Unternehmen<br />

rundum sein Bestes gibt. Dazu zählen für uns nicht nur<br />

die angesprochenen Werte, die für ‚echte Meise-Qualität‘<br />

sorgen, sondern auch der Blick auf alles, was uns umgibt“,<br />

meint Carolin Kaubisch abschließend.<br />

Fernbrille oder Lesebrille<br />

zum 120-Jahre-Jubiläumspreis<br />

für 120 Euro mit<br />

hochwertigen<br />

Markengläsern<br />

und Fassungen aus unserem<br />

Jubiläumsangebot.<br />

Optiker Meise: Team GablenzCenter; Foto:Sarah Thieler<br />

www.optikermeise.de<br />

Straße der Nationen 36<br />

09111 Chemnitz<br />

Tel. 6 76 17 82 · Fax 6 75 28 23<br />

info@optikermeise.de<br />

Carl-von-Ossietzky-Str. 153 a<br />

[GablenzCenter] · 09127 Chemnitz<br />

Tel. 7 20 00 64 · Fax 7 20 00 65<br />

info-gablenz@optikermeise.de


Text: Louise Mayr & Rico Hinkel-Schollbach<br />

Foto: Ernesto Uhlmann<br />

BRAUCHT DAS<br />

KLIMA EIN<br />

MANAGEMENT?<br />

Eine Chemnitzer Posse mit vielen Begrifflichkeiten,<br />

Fragezeichen und Fortsetzungen


Es klingt nach einer Posse. Aber es<br />

ist real. Im November 2019 feierten<br />

die Fraktionen von Bündnis90/Die<br />

Grünen und DIE<br />

LINKE im Chemnitzer Stadtrat<br />

die mehrheitliche Abstimmung<br />

ihres Beschluss-Antrags. Laut<br />

diesem hat die Stadt Chemnitz eine Personalstelle<br />

für Klimaschutzmanagement einzurichten.<br />

Doch im darauffolgenden Haushalt<br />

2021/2022 gab es im Stellenplan der Stadtverwaltung<br />

keine solche Stelle. Da ist also etwas<br />

nicht so gelaufen, wie beschlossen. Was<br />

war geschehen? Die Pressestelle der Stadt beschreibt<br />

das so: „Die Stelle wurde selbstverständlich<br />

beschlussgerecht eingerichtet im<br />

Stellenplan des Umweltamtes. Eine zeitgleich<br />

gestellte Förderanfrage (an das Bundesumweltministerium,<br />

Anm.d.Red.) wurde negativ<br />

beschieden, da Chemnitz schon lange über ein<br />

Integriertes Klimaschutzprogramm verfügt,<br />

das schrittweise umgesetzt wird. Im Rahmen<br />

der Haushaltkonsolidierung musste die noch<br />

unbesetzte Stelle Anfang 2021 abgebaut werden.<br />

Ein zusätzlicher Klimaschutzmanager ist<br />

gegenwärtig nicht förderfähig.“<br />

Die Pressestelle erklärt das auf Nachfrage so:<br />

„Der Begriff Klimaschutzmanager entspringt<br />

einer Förderrichtlinie des Bundes. Ob eine<br />

Kommune tatsächlich einen oder mehrere<br />

Klimaschutzmanager besitzt, richtet sich jedoch<br />

nicht nach der Geldquelle (Fördermittel)<br />

und der damit verbundenen Bezeichnung,<br />

sondern allein nach den Arbeitsaufgaben des<br />

entsprechenden Personals. Die Stadt Chemnitz<br />

verfügt sehr wohl über zwei Sachbearbeiter:innen<br />

Klimaschutz, zu deren Aufgaben<br />

konzeptionelle Arbeit, das Management von<br />

warum sagt das denn keiner mal so deutlich?<br />

Damit das alle Stadträte verstehen und auch<br />

alle Chemnitzer Umweltaktivisten. Wir sind<br />

gespannt, wann der nächste Antrag in Sachen<br />

Klimaschutzmanagement kommt.<br />

Aber vielleicht braucht es das gar nicht? Denn<br />

in Sachen Klimaschutz hat die Stadt Chemnitz<br />

nach eigenen Angaben einiges vorzuweisen –<br />

außer den zwei Angestellten, deren Aufgaben<br />

inhaltlich so gut zur geforderten Stelle passen<br />

sollen. Immerhin hat unsere Stadt zweimal<br />

Immerhin hat unsere Stadt zweimal<br />

den European Energy Award (eea) in<br />

Silber und zweimal in Gold erhalten<br />

und wird sich wieder bewerben.<br />

Schau an! Ein „zusätzlicher“ Klimaschutzmanager.<br />

Chemnitz hat also schon einen. Warum<br />

dann der Antrag von Grün und Links? Warum<br />

wurden die Fraktionen nicht im Vorfeld der<br />

Stadtratssitzung im November 2019 darüber<br />

informiert? Posse eben! Aber die wird fortgesetzt.<br />

Nämlich im Dezember 2021. Als Grüne<br />

und Linke dem Stadtrat wieder einen Antrag<br />

vorlegen, in dem sie ähnlich klingend dasselbe<br />

verlangten. Nun schaffte es ein FDP-Stadtrat,<br />

diese komische Angelegenheit noch komischer<br />

wirken zu lassen und Licht ins Dunkel zu<br />

bringen. Denn er fragte öffentlich und ernsthaft,<br />

wer denn dieser Benjamin Konrad sei,<br />

der auf der Internet-Seite der Sächsischen<br />

Energieagentur Saena auf der Liste der Sächsischen<br />

Klimaschutzmanager namentlich für<br />

Chemnitz genannt wird. Die Antwort war<br />

etwas schwammig, wir recherchierten nach<br />

und siehe da: es stimmt. Dieser Name steht<br />

dort und die aufgeführten Kontaktdaten führen<br />

eindeutig zur Stadtverwaltung Chemnitz.<br />

Nun erklärt sich auch das Wort „zusätzlich“.<br />

Klimaschutzprojekten, die Klimaschutzberichterstattung<br />

sowie Bürgerberatung,<br />

Öffentlichkeitsarbeit und die Abgabe von<br />

Fachstellungnahmen zu Klimaschutz und Klimaanpassung<br />

gehören.“ Und schon seit 1992<br />

gäbe es eine solche entsprechende Stelle. Aber<br />

19 8<br />

den European Energy Award (eea) in Silber<br />

und zweimal in Gold erhalten und wird sich<br />

wieder bewerben. Das eea ist ein Europäisches<br />

Gütezertifikat für die Nachhaltigkeit<br />

der Energie- und Klimaschutzpolitik von Gemeinden.<br />

Mittlerweile sind europaweit mehr


als 1.500 Gemeinden mit rund 50 Millionen<br />

Einwohnern beteiligt und über 800 Gemeinden<br />

zertifiziert.<br />

Darüber hinaus gibt es ein Energie- und<br />

Klimateam der Stadt Chemnitz, das die Klimaschutzarbeit<br />

der Stadt seit vielen Jahren<br />

erfolgreich organisiert, was sich eben unter<br />

anderem in diesem Award widerspiegelt.<br />

Außerdem darf sich Chemnitz seit 2020 offiziell<br />

Fairtrade-Town nennen. Um diesen Titel<br />

hat sich die Stadt per Stadtratsbeschluss<br />

beworben. Und da Chemnitz die fünf dafür<br />

geforderten Kriterien erfüllte – beispielsweise<br />

muss es in öffentlichen Einrichtungen<br />

Bildungsangebote zu Fairtrade geben – ist<br />

sie nun also sogar Fairtrade.<br />

Und schon 1992 trat Chemnitz dem „Klima-<br />

Bündnis der Europäischen Städte mit indigenen<br />

Völkern der Regenwälder/Alianza del<br />

clima" bei und unterzeichnete eine Selbstverpflichtung<br />

zur Reduktion von Kohlenstoffdioxidemissionen.<br />

Seit 2002 ist die Stadt<br />

Mitglied im europäischen Netzwerk „EURO-<br />

CITIES“, bei dem es um den Austausch zu erfolgreichen<br />

Klimaschutzprojekten geht. Und<br />

es geht weiter: Um die CO2-Reduktionsziele<br />

der Bundesregierung bis 2050 zu erreichen,<br />

gab das Umweltamt der Stadt Chemnitz in<br />

2019 ein Klimaschutzteilkonzept „Erneuerbare<br />

Energien“ in Auftrag. Die Förderung<br />

erfolgte zu 50 Prozent durch Mittel des Bundesministeriums<br />

für Umwelt, Naturschutz,<br />

Bau und Reaktorsicherheit (BMU) im Rahmen<br />

der Nationalen Klimaschutzinitiative.<br />

Auftragnehmer war die Professur für Technische<br />

Thermodynamik der TU Chemnitz.<br />

Dieses Konzept ist auf der Seite der Stadt<br />

Chemnitz einsehbar. Kleine Randnotiz, auf<br />

Seite 72 steht: „Die Basis dieser quantitativ<br />

erfassbaren Entwicklungen besteht aus einer<br />

Vielzahl von Eingangsdaten, deren Beschaffung,<br />

Organisation, Analyse, Auswertung und<br />

Darstellung gezielt durch festgelegte Klimaschutzmanager(innen)<br />

erfolgen sollte.“<br />

Förderlich für das Gesamtthema Klima und<br />

Umwelt ist sicher auch der Beschlussantrag<br />

mit dem Titel „Klimaauswirkungen in Be-<br />

Foto: Andreas Seidel<br />

Chemnitz baut<br />

sukzessive sein Netz<br />

für den Alttagsradverkehr<br />

aus.


schlussvorlagen“ von den Grünen und der<br />

SPD aus dem Jahr 2020. Der wurde mehrheitlich<br />

angenommen und das wird sogar jetzt<br />

schon inhaltlich umgesetzt. Das heißt, Chemnitz<br />

berücksichtigt in all seinen Beschlüssen<br />

die Auswirkungen auf das Klima sowie die<br />

ökologische, gesellschaftliche, soziale und<br />

ökonomische Nachhaltigkeit. Ein entsprechendes<br />

Formblatt findet seit November 2021<br />

für relevante Beschlussvorlagen Anwendung.<br />

Klingt doch vielversprechend. Zumal auf den<br />

ersten Blick in den aktuellen Doppelhaushalt<br />

2021/2022 für den Klimaschutz in unserer<br />

So stehen Mittel für den<br />

Ausbau von Fuß- und<br />

Radwegen bereit, Maßnahmen<br />

zum Stadtgrün<br />

werden bezahlt.<br />

Stadt kein extra Posten zu finden ist. Aber keine<br />

Bange, das Thema Klimaschutz muss keinen<br />

Bogen um Chemnitz machen. Wir bekommen<br />

das schon finanziert. Denn laut Pressestelle<br />

seien viele Einzelmaßnahmen klimarelevant,<br />

soll heißen, wirken sich positiv auf den drohenden<br />

– oder schon existierenden – Klimawandel<br />

aus. So stehen Mittel für den Ausbau<br />

von Fuß- und Radwegen bereit, Maßnahmen<br />

zum Stadtgrün werden bezahlt. Und das Umweltamt<br />

verfügt über Planungsmittel, zum Beispiel<br />

für Elektromobilität, die Erstellung von<br />

Klimaschutzkonzepten, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Hochwasserschutzkonzepte und Kreislaufwirtschaft.<br />

Maßnahmen zur Erzeugung regenerativer<br />

Energie und zur Energieeinsparung<br />

durch Wärmedämmung und effiziente Geräte<br />

bei kommunalen Hochbauten wie Schulen sind<br />

in den zugehörigen Haushaltstellen mit enthalten.<br />

Stolz kann die Stadt auch auf einen riesigen<br />

kommunalen Energieerzeuger verweisen,<br />

der in die Zukunft investiert und dabei den Klimawandel<br />

im Blick hat.


PRO<br />

CONTRA<br />

Foto: shutterstock<br />

<strong>Stadtstreicher</strong> hat bei Stadträtin<br />

Manuela Tschök-<br />

Engelhardt (Grüne) und<br />

Stadtrat Kai Hähner (CDU)<br />

zum Für und Wider eines<br />

Klimaschutzmanagements<br />

nachgefragt:<br />

PRO<br />

Manuela Tschök-Engelhardt Fraktionsvorsitzende der Grünen<br />

Chemnitz, unter anderem Sitz im Ausschuss für Klimaschutz,<br />

Umwelt und Sicherheit<br />

„Der Klimawandel ist im Gange. Klimaschutz und Klimafolgenanpassung<br />

müssen in Chemnitz verstärkt werden, deshalb braucht<br />

Chemnitz endlich eine:n Klimaschutzmanager:in.<br />

Der Stadtrat hat im August 2019 mehrheitlich die Ausrufung des Klimanotstandes<br />

abgelehnt, weil man damit eine Verunsicherung der<br />

Bevölkerung befürchtete. Verunsicherung und Verängstigung oder<br />

einseitige Verbote bringen uns beim Klimaschutz und bei der noch<br />

viel wichtigeren Klimafolgenanpassung unserer Stadt Chemnitz<br />

nicht weiter. Hierfür sind Aufklärung und Überzeugung notwendig!


Foto: Dirk Hanus<br />

Klimaschutz betrifft viele Bereiche. Es gibt bis jetzt keine Stelle, die dies<br />

in der Komplexität betrachtet. Deshalb haben wir nun wiederholt den<br />

Antrag gestellt, eine Stelle für Klimaschutzmanagement zu etablieren.<br />

Da uns die schwierige Haushaltssituation bekannt ist, unterbreiteten<br />

wir den Vorschlag, dies durch Umorganisation aus freien Stellenanteilen<br />

im Umweltamt zu erreichen. Die Aufgabe an eine vorhandene Stelle<br />

anzugliedern, wird bei der Fülle der anderen Fachaufgaben in einer so<br />

großen Verwaltung nicht funktionieren. Andere kleinere Städte wie beispielsweise<br />

Pirna, Plauen oder Zwickau machen es uns ja vor, dass es<br />

einer Extra-Stelle bedarf.<br />

Klimschutzmanagement vernetzt alle klimarelevanten Themen innerhalb<br />

der Stadtverwaltung. Es bringt Fachbereiche zusammen und denkt<br />

das Thema Klimaschutz über die gesamte Verwaltung, die gesamte Stadt.<br />

Das Klimaschutzmanagement überwacht die Umsetzung der fast 40<br />

Klimaschutzmaßnahmen und evaluiert deren Wirksamkeit. Das kann<br />

Baugebiete, die Beschaffung von Fahrzeugen oder die Beheizung oder<br />

Beleuchtung kommunaler Gebäude sowie die geplante Pflanzung von<br />

Bäumen und anderen Grünbereichen zur Abkühlung unserer Stadt betreffen.<br />

Auch für kommunale Gebäude sollten Klimaschutzziele frühzeitig<br />

berücksichtigt werden. Ohne gute Vorsorge kommt es zu sehr<br />

hohen Folgekosten und schädlichen Klimaauswirkungen. Auch bei der<br />

Ausweisung neuer Baugebiete ist zu prüfen, wie weit ÖPNV, Kindertagesstätte<br />

und Grundschule oder andere Einrichtungen der Grundversorgung<br />

entfernt sind, um neuen zusätzlichen Fahrverkehr von vornherein<br />

zu vermeiden.<br />

Ebenso ist es für gut informierte Mitarbeitende, zum Beispiel über die<br />

richtige Wahl des Verkehrsmittels für Dienstfahrten, Beschaffungsvorgänge<br />

oder Neubau- und Instandsetzungsvorhaben eine wichtige<br />

Voraussetzung.“<br />

CONTRA<br />

Kai Hähner, im Stadtrat für die CDU Chemnitz, unter anderem Mitglied<br />

im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Sicherheit<br />

23 2<br />

„Die CDU-Ratsfraktion teilt wesentliche inhaltliche Intensionen des<br />

Beschlussantrages. In Abwägung der aktuellen Gegebenheiten sehen<br />

wir jedoch keine Möglichkeit, eine Stelle Klimaschutzmanagement innerhalb<br />

der Stadtverwaltung Chemnitz einzurichten. Der Beschlussantrag<br />

zeigte keine tragfähige und vor allem längerfristige Finanzierung.<br />

Fördermöglichkeiten wurden nur vage benannt. Die Haushaltssituation<br />

von Chemnitz ist bereits heute schwierig und bleibt auch in den<br />

nächsten Jahren äußert angespannt. Für das laufende Jahr besteht bereits<br />

eine Teilhaushaltssperre. Aufgrund der kritischen Haushaltslage<br />

werden mit der Haushaltsplanung 2023/2024 weitere Konsolidierungsmaßnahmen<br />

erforderlich sein.<br />

Der Klimawandel ist ohne Zweifel eine große Herausforderung für die<br />

nächsten Jahre. Das betrifft alle Ebenen der Politik und ist somit auch<br />

für die Kommunalpolitik wichtig. Es bedarf großer Anstrengungen und<br />

effizienter Maßnahmen, um Klimaschutz direkt im Wohnumfeld umzusetzen.<br />

Jedoch gibt es weitere wichtige Aufgaben neben dem Klimaschutz.<br />

Richten wir jetzt eine Stelle Klimaschutzmanagement ohne eine<br />

langfristige Finanzierungssicherheit ein, müssten spätestens mit der<br />

nächsten Haushaltsaufstellung andere freiwillige Leistungen beispielsweise<br />

in der Jugendhilfe oder der freien Wohlfahrtspflege eingespart<br />

werden. Diese schwierigen Abwägungsprozesse hat die CDU-Ratsfraktion<br />

in ihre Entscheidung einfließen lassen. Weiterhin sind wir der<br />

Auffassung, dass die Aufgaben eines Klimaschutzmanagers mit dem<br />

vorhandenen Personal innerhalb der Stadtverwaltung erfüllt werden<br />

können. Mehr Quantität bedeutet nicht zwingend mehr Qualität. Man<br />

muss die vorhandenen personellen Ressourcen auch unter dem Aspekt<br />

eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten effizient einsetzen.“<br />

Foto: CDU Kreisverband Chemnitz


„Wir könnten<br />

schon viel weiter<br />

sein“<br />

SOLAR-<br />

ENERGIE IN<br />

CHEMNITZ


Text: Stephan Beckert<br />

Dächer gibt es in Chemnitz genug, Platz für Solaranlagen<br />

wäre also reichlich vorhanden. Und auch die<br />

Großvermieter der Stadt zeigen sich generell offen<br />

für das Thema. Doch einige Punkte stehen ihnen im<br />

Weg. Wir haben nachgeforscht, woran es beim Ausbau<br />

von Solarenergie in Chemnitz hapert.<br />

Foto: shutterstock<br />

Es gibt sicherlich nicht nur gute Nachrichten über den<br />

Großvermieter Vonovia in Dresden. Doch in einem<br />

Punkt hat er vorgelegt: Im vergangenen Jahr wurden auf<br />

800 Dresdner Dächern Solarmodule aufgestellt – das<br />

macht eine Gesamtfläche von 50.000 Quadratmetern.<br />

Vonovia hat dafür 16 Millionen Euro ausgegeben. Solche<br />

üppigen Investitionen für die Sonne gibt es in Chemnitz<br />

bisher nicht. Der größte hiesige Vermieter, die städtische Gesellschaft<br />

GGG, befasst sich zwar seit geraumer Zeit mit dem Thema, realisiert<br />

wurde bisher allerdings nur eine Solarthermieanlage als Pilotprojekt<br />

25 4


an der Horst-Menzel-Straße. „Mit Blick auf unseren Nachhaltigkeitsgedanken<br />

stehen wir aktuell mit Eins Energie zu möglichen zukünftigen<br />

Projekten in Sachen Sonnenenergie auf Dachflächen im Kontakt“,<br />

erklärt Unternehmenssprecher Erik Escher. Konkrete Beispiele könne<br />

er gegenwärtig noch nicht nennen. Für die GGG sei es wichtig, dass die<br />

Mieter und das Unternehmen auch etwas von einer solchen Investition<br />

auf Dachflächen hätten. „Bisher gibt es kein Konzept, das uns überzeugt<br />

hat”, sagt Escher. Der Energieversorger Eins bestätigt die Gespräche<br />

mit der GGG zum Aufbau von Solarmodulen auf Dächern. Dabei gehe es<br />

um ein sogenanntes Mieterstrom-Modell, bei dem der auf dem Dach erzeugte<br />

Strom von den Bewohnern des Hauses direkt verbraucht wird.<br />

„Eins investiert bei den Mieterstrom-Projekten in die Photovoltaik-Anlage<br />

und die GGG erhält im Gegenzug für die Dachflächen eine Pacht”,<br />

erklärt eine Sprecherin. Der Zeitpunkt der Errichtung steht noch nicht<br />

fest, „da sich diese Projekte erst in der technischen und kaufmännischen<br />

Prüfung gemeinsam mit der GGG befinden.“<br />

Anlagen bei CAWG und<br />

Siedlungsgemeinschaft<br />

Die CAWG, die vor allem in Gablenz, dem Yorckgebiet und Bernsdorf<br />

über einen großen Wohnungsbestand verfügt, ist etwas weiter. Mehrere<br />

Module mit Solarzellen wurden auf zwei großen Wohnhäusern entlang<br />

der Dürerstraße sowie auf zwei Gebäuden an der Bernsdorfer Straße<br />

installiert. Die Anlagen betreibt die CAWG nicht selbst. „Wir haben ein<br />

Modell mit einer externen Gesellschaft, die feste Miete zahlt”, sagt Unternehmenssprecher<br />

Daniel Pfaff. Das Geld fließe größtenteils in Rücklagen<br />

für Renovierungskosten und Investitionen. Grundsätzlich gibt es<br />

bei der CAWG noch weitere geeignete Dachflächen für Solaranlagen.<br />

Das Thema werde zwar besprochen, habe aber gerade nicht die höchste<br />

Priorität, gibt Daniel Pfaff zu. Das liege auch daran, dass man aktuell<br />

keine neuen Häuser in Planung habe und eine solche Investition bei Be-<br />

Auf den Dächern der „Tanzenden Siedlung“ oberhalb<br />

der Kaßbergauffahrt wird schon Solarstrom erzeugt.<br />

Foto: Engert/Chemnitz von oben


„Die Siedlungsgemeinschaft<br />

könnte mit dem Solar-Ausbau<br />

viel weiter sein - Wir dürfen<br />

aber einfach nicht.“<br />

Foto: Kristin Schmidt<br />

Ringo Lottig<br />

Vorstand der Chemnitzer<br />

Siedlungsgemeinschaft e.G.<br />

27 6<br />

standsgebäuden nicht einfach sei. Das Thema Solarthermie, also die<br />

Nutzung von Sonnenkraft zur Wassererwärmung, stehe bei der CAWG<br />

ebenfalls nicht ganz oben auf der Agenda, auch weil die meisten Wohngebäude<br />

an das Fernwärmenetz angeschlossen seien.<br />

Am umfangreichsten mit dem Thema Sonnenenergie beschäftigt hat<br />

sich die Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft mit ihren Gebäuden im<br />

Flemminggebiet und auf dem Kaßberg. Auf 22 Dächern – beispielsweise<br />

an der Agricolastraße, der Albert-Schweitzer-Straße, der Alfons-Pech-Straße<br />

und auf der „Tanzenden Siedlung“ oberhalb der<br />

Kaßbergauffahrt – können etwa 600 kWp (Kilowatt-Peak) Solarstrom<br />

erzeugt werden. Der erzeugte Strom wird unterschiedlich verbraucht:<br />

Einerseits wird er ins Netz eingespeist, andererseits zur Warmwasser-Aufbereitung<br />

oder für Mieterstrom-Projekte verwendet. An der<br />

„Tanzenden Siedlung“ wird der Sonnenstrom ebenfalls zur Ladung<br />

von Elektroautos genutzt. So bieten alle 73 Plätze im Parkhaus der<br />

neuen Wohnanlage die Möglichkeit, E-Ladepunkte zu nutzen, welche<br />

auch von Solarzellen auf den Dächern versorgt werden.<br />

Rechtliche Hürden<br />

für den Ausbau<br />

Allerdings könnte die Siedlungsgemeinschaft mit dem Solar-Ausbau<br />

viel weiter sein, gibt Vorstand Ringo Lottig zu. „Wir dürfen aber<br />

einfach nicht“, sagt er und erklärt das mit dem nicht koordinierten<br />

Genossenschaftsrecht, dem Energierecht und dem Steuerrecht. Zum<br />

Verständnis: Bei einer Vermietungsgenossenschaft müssen die Haupteinnahmen<br />

aus den Mietzahlungen der Bewohner, also der Genossen,<br />

erwirtschaftet werden. Nur zehn Prozent des Umsatzes darf ein sogenanntes<br />

„Nichtmitgliedergeschäft“ sein – also alles das, was anderweitig<br />

in die Kasse der Genossenschaft fließt. Das sind beispielsweise<br />

Mieteinnahmen von Gewerbeeinheiten, Mietzahlungen von Studenten<br />

oder anderen Nicht-Mitgliedern der Genossenschaft und eben auch<br />

Einnahmen durch die Einspeisung von Solarstrom in das öffentliche<br />

Netz. Für Mieterstrom gibt es andere Richtlinien.<br />

Aufgrund dieser Grenze für Zusatzeinnahmen sei die Siedlungsgemeinschaft<br />

beim Ausbau der Solarenergie auf eigenen Dächern gehemmt,<br />

erklärt Ringo Lottig. „Es wäre auch nur ein Federstrich, das<br />

Gesetz zu ändern. Wir haben das Know-how und können loslegen“, betont<br />

der Vorstand. „Viele Politiker haben uns versprochen, das Problem<br />

zu lösen, aber passiert ist bisher nichts Substanzielles.“<br />

Was macht eigentlich<br />

die Stadt?<br />

Der Anteil der für Solarenergie genutzten Dachflächen auf Gebäuden<br />

der Chemnitzer Stadtverwaltung liegt gegenwärtig bei unter einem<br />

Prozent. „In den kommenden Jahren ist ein deutlicher Zuwachs an<br />

Photovoltaik-Fläche durch aktuell laufende Neubau- und Sanierungsmaßnahmen<br />

zu erwarten“, erklärt eine Sprecherin aus dem Rathaus.<br />

Im Gebäudebestand sei allerdings der Denkmalschutzanteil zu berücksichtigen,<br />

der den Ausbau bremst.<br />

Die Stadtverwaltung kann gegenwärtig erst 0,44 Prozent ihres jährlichen<br />

Stromverbrauchs (17,5 Gigawattstunden) aus der Eigenerzeugung<br />

mit Photovoltaikanlagen und einem Blockheizkraftwerk decken.<br />

Am Wärmeverbrauch der städtischen Gebäude von etwa 62 GWh beträgt<br />

der Anteil der Solarthermie nur 0,22 Prozent. Für das gesamte<br />

Stadtgebiet wurde für 2019 hochgerechnet, dass Solarenergie-Anla-


Die CAWG installierte mehrere Module mit Solarzellen<br />

auf zwei großen Wohnhäusern entlang der Dürerstraße.<br />

Foto: Stephan Beckert<br />

gen etwa 44 GWh Strom erzeugt haben. Das sind gemessen am Jahres-<br />

Stromverbrauch der Stadt Chemnitz von etwa 1.000 GWh momentan<br />

weniger als 5 Prozent. Zudem wurden 17 GWh Solarwärme von knapp<br />

2.000 Solarthermie-Anlagen erzeugt. Bei einem Wärmebedarf für<br />

Heizung und Warmwasser in Chemnitz von 2.159 GWh pro Jahr sind<br />

das momentan unter einem Prozent.<br />

Aber Chemnitz könnte viel mehr: Aus einer Studie der Technischen<br />

Universität zu Erneuerbaren Energien geht hervor, dass im Stadtgebiet<br />

von Chemnitz ein noch erschließbares Gesamtpotenzial an Solarstrom<br />

von 465 GWh pro Jahr vorliegt. Für den Warmwasserbedarf<br />

könnten jährlich 2.187 GWh oder 659 GWh zur Heizungsunterstützung<br />

auf Dachflächen gewonnen werden.<br />

Noch einmal zurück zum Chemnitzer Energieversorger Eins. Das<br />

geplante Projekt mit der GGG ist nicht das erste dieser Art. In der<br />

Vergangenheit hat das Unternehmen mit der Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft<br />

bereits ein Mieterstrom-Projekt auf den Weg gebracht.<br />

„Wir prüfen derzeit auch die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage<br />

auf dem Neubau von Eins an der Johannisstraße 1 im Zentrum“, so die<br />

Sprecherin. Insgesamt erzeugt Eins mit seinen zehn Solarstrom-Anlagen<br />

etwa 18 GWh Strom jährlich. Neben großen ebenerdigen Anlagen<br />

betreibt der Energieversorger solche Anlagen auf dem Parkhaus Roter<br />

Turm, der Bereitschaftspolizei Chemnitz, der Mittelschule Altendorf<br />

und der Grundschule Siegmar.<br />

Sachsen hat noch<br />

viel Potenzial<br />

Nicht nur in Chemnitz, sondern in ganz Sachsen gibt es noch viel Potenzial<br />

für die Nutzung der Sonnenkraft. Zu diesem Ergebnis kommt<br />

die Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien<br />

in Sachsen (VEE). „Bedauerlicherweise stoßen Errichtung und Betrieb<br />

von Solaranlagen auf eine Reihe Hürden, die nicht wenige Gebäudeeigentümer<br />

davor zurückschrecken lassen, das notwendige<br />

Geld für den Bau entsprechender Anlagen in die Hand zu nehmen“,<br />

sagt Christoph Richter, Rechtsanwalt und Experte für Energierecht<br />

im Auftrag des VEE. Als Beispiele nennt er Fragen des Denkmalschutzes<br />

und des Netzanschlusses sowie Meldepflichten. Weitere<br />

Probleme sieht er in relativ strengen Fördervoraussetzungen im<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und in schwankenden Strompreisen.<br />

„Zurzeit sind zwar die Börsenstrompreise aufgrund der aktuellen<br />

Energiekrise exorbitant angestiegen. Im Dezember lagen sie<br />

bei durchschnittlich 27,075 Cent pro Kilowattstunde für Solarstrom.<br />

Allerdings ist der Strommarkt als äußerst volatil zu bezeichnen, sodass<br />

eine verlässliche und vor allem langfristige Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

nicht auf Basis der gegenwärtig recht hohen Marktwerte<br />

durchgeführt werden sollte.“


Hoher Aufwand bei Mieterstrom-Modellen<br />

Bei Mieterstrom-Modellen wiederum seien die recht strikten Vorgaben<br />

des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) ein Problem, ergänzt<br />

Christoph Richter. So dürfe der Strompreis nicht frei vereinbart<br />

werden, sondern müsse sich vielmehr am örtlichen Grundversorgungstarif<br />

orientieren und diesen substanziell unterschreiten. Zudem<br />

dürften Mieterstrom-Verträge eine Vertragslaufzeit von einem<br />

Jahr nicht überschreiten und nicht mit dem Mietvertrag verknüpft<br />

werden. „Der Vermieter hat also keine langfristige Planungssicherheit,<br />

in welchem Umfang ihm der Strom tatsächlich von den Mietern<br />

abgenommen wird“, erklärt der Anwalt und nennt außerdem die<br />

EEG-Umlage, die Stromsteuer und die zur Erfassung nötige Installation<br />

von Messtechnik als Hürden für Vermieter.<br />

Eine Alternative könnten kleine Photovoltaik-Anlagen sein, die nicht<br />

über das EEG gefördert werden und nicht ins Netz einspeisen. In<br />

diesem Fall müssen normalerweise keine Netzentgelte und bei einer<br />

Anlage bis zu 2 MW keine Stromsteuer abgeführt werden. Auch die<br />

EEG-Umlage könne bei Anlagen bis 30 KW ganz, bei größeren Anlagen<br />

zumindest teilweise entfallen, soweit der Strom zur Abdeckung<br />

des Allgemeinstroms für beispielsweise Hauslicht und Aufzug oder<br />

zum Betrieb der Heizungs- oder Kühlanlage durch den Vermieter<br />

selbst verbraucht wird.<br />

Johanna & Lukas Kaiser<br />

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VISIONÄRE<br />

MOBILITÄT<br />

FÜR ALLE<br />

Autohaus Pichel ist jetzt auch<br />

Partner der Automarke MG Motor<br />

Stillstand ist etwas, womit ein Autohaus von Natur aus schon wenig anfangen<br />

kann. Schließlich geht es hier um den mobilen Lifestyle. Im Autohaus<br />

Pichel geht man sogar noch etwas weiter: Denn zum Erfolgsrezept<br />

des Unternehmens gehört nicht nur eine attraktive Modellpalette für jede<br />

Lebenssituation, sondern auch das Bestreben, es immer ein wenig besser<br />

zu machen als erwartet. Und mit der Erweiterung durch die Automarke<br />

MG Motor ist man hier den logischen Schritt in Richtung Zukunft gegangen.<br />

Diese Zukunft ist für MG Motor elektrisch. Dabei hat sich die<br />

Marke zum Ziel gesetzt, Elektromobilität für alle zugänglich zu machen,<br />

die einen nachhaltigen Lebensstil führen möchten. Einst stand MG wie<br />

kaum eine andere Marke für offene, zweisitzige Sportwagen. Und tatsächlich<br />

waren die „Morris Garages“ seit den 1920er-Jahren sogar mit<br />

begriffs- und stilprägend für diese Fahrzeuggattung, machten sie massentauglich<br />

und waren mit richtungsweisenden Entwicklungen den Mitbewerbern<br />

stets eine Nasenlänge voraus. Heute gehört MG Motor zum<br />

größten Automobilhersteller Chinas: SAIC Motor (Shanghai Automotive<br />

Industry Corporation) fertigt seit 1984 in China unter anderem in Joint<br />

Ventures Fahrzeuge der Volkswagen AG und von General Motors.<br />

Rein elektrischer Kombi für Familie,<br />

Freizeit und Beruf<br />

Aktuell sorgt MG Motor mit dem weltweit ersten reinen Elektro-Kombi<br />

für Aufsehen. Und nicht nur mit dem „Dass“, auch mit dem „Wie“: Der<br />

MG5 Electric vereint alle praktischen Tugenden eines Kombis im Einsatz<br />

für Familie, Freizeit und Beruf, erstklassige Sicherheit und üppige<br />

Serienausstattung – und das ab einem Einstiegspreis von 25.920 €, inklusive<br />

Umweltbonus. Ab März wird der MG5 Electric in Deutschland<br />

seinen Marktstart feiern. „Mit dem MG5 Electric bringt MG Motor den<br />

weltweit ersten rein elektrischen Kombi. Die Kombination aus innovativer<br />

Antriebstechnologie und der beliebten Fahrzeuggattung Kombi<br />

könnte ein wahrer Gamechanger werden“, so Philipp Hempel von MG<br />

Motor Deutschland. „Der MG5 Electric ist üppig ausgestattet, sicher und<br />

dennoch günstig – und hat aus unserer Sicht das Potenzial, für Familie,<br />

Freizeit und Beruf ein attraktives und bislang einzigartiges Angebot zu<br />

sein.“ Mit nicht weniger als 27 Ablagefächern vorn und hinten bietet der<br />

Kombi einen geräumigen Innenraum für die ganze Familie. Gleichzeitig<br />

bringt der MG5 Electric viel Nutzwert mit – dank seines großzügigen<br />

Gepäckraums von 479 Litern, der sich bei umgeklappten Rücksitzen auf<br />

1.367 Liter erweitern lässt. Der praktische und funktionelle Charakter<br />

des MG5 Electric wird durch seine maximale Anhängelast von 500 Kilogramm,<br />

die maximale Stützlast von 50 Kilogramm und die Dachlast<br />

von 75 Kilogramm weiter unterstrichen. Damit eignet er sich zum Beispiel<br />

für einen Fahrradträger und eine Dachbox. Zum Marktstart ist der<br />

MG5 Electric mit einer 61,1-kWh-Batterie (maximal) und einer Reichweite<br />

von 400 Kilometern erhältlich. Die Standard-Version mit einer<br />

50,3-kWh-Batterie und 320 Kilometern Reichweite folgt zu einem späteren<br />

Zeitpunkt. Beide Batterievarianten bieten ansprechende Fahrleistungen<br />

und eine Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h. Der neue MG5<br />

Electric wird in vier Karosseriefarben und zwei Ausstattungsvarianten<br />

angeboten: Comfort und Luxury.


Foto: shutterstock<br />

DAS KRAFT-<br />

WERK FUR<br />

DEN BALKON<br />

Text: Stephan Beckert<br />

Mit Stecker-Solargeräten<br />

kann jeder zur Energiewende<br />

beitragen


Die Strompreise sind in den letzten<br />

Jahren immer weiter gestiegen, wodurch<br />

Verbraucher zunehmend finanziell<br />

belastet werden. Da ist der<br />

Entschluss zur Selbstversorgung schnell gefasst.<br />

Nun kann sich aber nicht jeder eine große Solaranlage<br />

aufs Dach setzen. Sogenannte Stecker-<br />

Solargeräte bieten seit Kurzem eine Alternative.<br />

Sie sind leicht, flexibel und günstig und können<br />

mit sehr geringem Aufwand bereits einen guten<br />

Teil des Strombedarfs abdecken. „Gerade jetzt,<br />

wo Homeoffice attraktiver wird und der Stromverbrauch<br />

im Haushalt steigt, bieten Stecker-<br />

Solargeräte auch Mieterinnen und Mietern die<br />

Möglichkeit, Solarstrom selbst zu nutzen und so<br />

einen eigenen Beitrag zur Energiewende – auch<br />

in der Stadt – zu leisten“, informiert Lorenz Bücklein,<br />

Energiereferent der Verbraucherzentrale<br />

Sachsen. Doch lohnt sich solch eine Anschaffung<br />

wirklich? Und was ist dabei zu beachten? Die<br />

Verbraucherzentrale klärt auf:<br />

Die Bezeichnung von Stecker-Solargeräten ist<br />

vielfältig: Balkonmodule, Mini-Solaranlage,<br />

Plug-&-Play-Solaranlage oder Balkonkraftwerk.<br />

Allen gemein ist, dass sie im technischen<br />

Sinn Strom erzeugende Haushaltsgeräte für<br />

den Eigenbedarf sind und maximal 600 Watt<br />

elektrische Leistung erzeugen. Im Gegensatz<br />

zu Photovoltaikanlagen, die mehrere Kilowatt<br />

Leistung mitbringen, sind die wesentlich kleineren<br />

Stecker-Solargeräte dafür gedacht, dass<br />

Privatpersonen sie selbst anbringen, anschließen<br />

und direkt nutzen können. Balkonbrüstungen,<br />

Außenwände, Dächer, Terrassen und<br />

Gärten kommen zum Aufbau oder Anbringen<br />

in Frage. Die Geräte setzen sich aus Standard-<br />

Solarmodulen und einem Wechselrichter zusammen,<br />

der den Gleichstrom der Solaranlage<br />

in 230-Volt-Wechselstrom für Haushaltsgeräte<br />

umwandelt. So fließt der selbsterzeugte Strom<br />

in die Steckdose am Balkon und versorgt von<br />

dort ganz einfach Fernseher, Kühlschrank oder<br />

Waschmaschine. Wichtig ist, dass alle Stromkreise<br />

über einen gemeinsamen Zähler abgerechnet<br />

werden. Wird Strom vom Balkonmodul<br />

eingespeist, dreht sich der Stromzähler langsamer.<br />

Reicht der Strom vom Balkon nicht für den<br />

Betrieb der Haushaltsgeräte aus, fließt einfach<br />

Strom vom Versorger aus dem Netz dazu.<br />

Ab wann lohnt sich die<br />

Anschaffung?<br />

Ein Standardsolarmodul mit 300 Watt Leistung<br />

kann bis zu 200 Kilowattstunden Strom<br />

pro Jahr liefern. Diese Strommenge entspricht<br />

etwa dem jährlichen Verbrauch eines Kühlschranks<br />

und einer Waschmaschine in einem<br />

Haushalt mit zwei Personen. Bei einem durchschnittlichen<br />

Strompreis von aktuell rund 32<br />

Cent pro Kilowattstunde bringt das eine jährliche<br />

Ersparnis von rund 64 Euro. Ein Stecker-Solargerät<br />

mit Standard-Modul kostet<br />

etwa 350 bis 500 Euro. Es dauert also sechs<br />

bis acht Jahre, bis sich die Anschaffung bezahlt<br />

macht. Der Ertrag des Gerätes und somit seine<br />

Wirtschaftlichkeit sind allerdings von verschiedenen<br />

Faktoren abhängig. Dazu gehören neben<br />

den Anschaffungskosten auch die Ausrichtung<br />

des Moduls und möglichst wenig Schatten am<br />

Standort. Besonders sinnvoll ist die senkrechte<br />

Montage an der Außenseite einer Balkonbrüstung,<br />

die verschattungsfrei nach Südwest bis<br />

Südost ausgerichtet ist. Nutzer der Stecker-Solargeräte<br />

reduzieren aber nicht nur ihre Stromrechnung,<br />

sondern tun auch der Umwelt etwas<br />

Gutes: Etwa 2,5 Tonnen CO2-Ausstoß spart das<br />

Mini-Solarsystem in 20 Jahren.<br />

Was ist zu beachten?<br />

Lorenz<br />

Bücklein<br />

Energiereferent der<br />

Verbraucherzentrale<br />

Sachsen<br />

Die EU hat in ihrer Niederspannungsrichtlinie<br />

kleine Erzeuger bis 800 Watt als „nicht<br />

regelungsbedürftig“ eingestuft, weil sie „nicht<br />

systemrelevant“ seien. Trotzdem wollen die<br />

deutschen Netzbetreiber, dass alle Erzeugungsanlagen,<br />

unabhängig von ihrer Leistung, bei<br />

ihnen gemeldet werden. Vorgesehen ist dabei<br />

für Erzeuger bis 600 Watt ein vereinfachtes<br />

Foto: Verbraucherzentrale<br />

Foto: shutterstock<br />

Formular. Immerhin muss nicht zwingend<br />

eine Elektrofachkraft dieses Formular ausfüllen,<br />

das können Nutzer von Stecker-Solargeräten<br />

auch selbst tun. Viele Netzbetreiber stellen<br />

die vereinfachten Formulare auf ihrer Internetseite<br />

zur Verfügung, manche versenden sie<br />

auf Anfrage. Einige bieten sogar eine besonders<br />

komfortable Online-Anmeldung an. Darüber<br />

hinaus hat die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie<br />

e.V. (DGS) dafür einen verbraucherfreundlichen<br />

Musterbrief erstellt. Und obwohl<br />

strittig ist, ob es sich bei Stecker-Solargeräten<br />

überhaupt um „Anlagen“ handelt, fordert auch<br />

die Bundesnetzagentur eine Anmeldung im sogenannten<br />

Marktstammdatenregister. Außerdem<br />

wichtig: Durch das Stecker-Solargerät<br />

kann es vorkommen, dass Stromzähler mit<br />

mechanischen Drehscheiben (Ferraris-Zähler)<br />

rückwärts laufen, denn diese Zähler sind nicht<br />

mit einer Rücklaufsperre ausgestattet. Diese<br />

Zähler sollten daher vor Inbetriebnahme eines<br />

Balkonkraftwerks ausgetauscht werden, zum<br />

Beispiel durch einen digitalen Zähler der neuen<br />

Generation („Moderne Messeinrichtung“).<br />

Diese sollen in<br />

33<br />

den nächsten Jahren 95 Prozent<br />

der alten Zähler ersetzen.<br />

2<br />

Dies sieht das Messstellenbetriebsgesetz<br />

(MsbG) im Zuge<br />

der Digitalisierung der Energiewende<br />

vor.<br />

CHECKLISTE ZUR NUTZUNG<br />

VON STECKER-SOLARGERÄTEN<br />

1. Erlaubnis: Für Miet- und<br />

Eigentumswohnungen<br />

bedarf es der Zustimmung<br />

des Vermieters oder der<br />

Eigentümergemeinschaft,<br />

um Solarmodule an der<br />

Brüstung oder Hauswand<br />

anbringen zu können.<br />

2. Kauf: Nur steckfertige<br />

Geräte kaufen und auf die<br />

Einhaltung des Sicherheitsstandards<br />

der Deutschen<br />

Gesellschaft für Sonnenenergie<br />

achten (DGS<br />

0001:2019-10).<br />

3. Montage: Den besten<br />

Ertrag liefern Module, die<br />

unverschattet zur Südseite<br />

ausgerichtet sind. Die<br />

Geräte müssen sturmfest<br />

montiert sein.<br />

4. Anmeldung und Betrieb:<br />

Stecker-Solargeräte sind<br />

beim örtlichen Stromnetzbetreiber<br />

und der Bundesnetzagentur<br />

(Marktstammdatenregister)<br />

anzumelden.


Foto: Peter Zschage<br />

CHEMNITZER<br />

UNTERNEHMEN UND<br />

IHR BEITRAG<br />

Die Solarthermieanlagen am Brühl versorgen<br />

rund 200 Häuser mit Sonnenwärme.


Ob Braunkohleausstieg oder Abfallmengenreduzierung,<br />

eigene<br />

grüne Lunge oder Photovoltaik<br />

aufs Firmendach – es geht Vieles.<br />

35 4<br />

Jeder einzelne Mensch hat die Möglichkeit, mit kleinen<br />

Beiträgen etwas für den Klima- und Umweltschutz zu<br />

tun. Sei es Verpackungsmüll zu vermeiden, regionale<br />

Produkte zu bevorzugen, kurze Strecken mit dem<br />

Fahrrad zu fahren oder zu Fuß gehen, leihen statt zu<br />

kaufen oder oder oder. Einen großen Einfluss auf Klima<br />

und Umwelt haben auch oder vor allem Unternehmen.<br />

Ob Energieeinsparung oder Energiewende, Wasserverbrauch<br />

oder nachhaltiger Umgang mit Materialien<br />

– das alles können Chemnitzer Unternehmen.<br />

KLIMA-&<br />

UMWELT-<br />

SCHUTZ


Eins energie – eher als der Rest<br />

„Umwelt- und Klimaschutz spielen für uns eine große Rolle im täglichen<br />

Handeln“, so die Aussage des führenden kommunalen Energiedienstleisters<br />

in Chemnitz und der Region Südwestsachsen, eins energie. Rund 4.000.000<br />

Haushalte und Gewerbekunden versorgt das Unternehmen laut eigenen<br />

Aussagen mit Erdgas, Strom, Internet, Wärme und Kälte sowie Wasser und<br />

energienahen Dienstleistungen. 2021 prüfte eins energie die Möglichkeit,<br />

schon 2023 aus der Braunkohle auszusteigen. Ein ehrendes Ziel, denn die<br />

alte Bundesregierung sah den Ausstieg in ihrem Zeitplan erst für 2038 vor.<br />

SPD, Grüne und FDP wollen jedoch den Turbo einlegen und schon 2030<br />

einen Schlussstrich unter die Braunkohle setzen. Damit dürfte die eins energie<br />

einer der Vorreiter-Energieversorger in Deutschland sein. Das Unternehmen<br />

will „Energieerzeugung zukünftig noch umweltschonender und<br />

deutlich flexibler machen: Motorenheizkraftwerke (MHKW) werden Strom<br />

und Wärme erzeugen. Die mit Methan betriebenen MHKW können Erdgas,<br />

Biogas oder synthetisches Gas verbrennen. Insgesamt reduzieren die<br />

neuen Anlagen den CO2-Ausstoß um rund 60 Prozent gegenüber der bisherigen<br />

Technik – das entspricht der Einsparung des CO2-Ausstoßes von<br />

rund 260.000 Pkw pro Jahr.“ Erstaunlich, dass es bei einem solchen Vorhaben<br />

keine spezielle Abteilung gibt, die sich ausschließlich um Themen wie<br />

Im Mai 2021 wurde der letzte Motor<br />

für das Motorenheizkraftwerk geliefert.<br />

Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement kümmert, wie die Pressestelle<br />

auf Nachfrage mitteilte. „Wir versuchen diese Aspekte bei möglichst allen<br />

Projekten und Prozessen einzubeziehen“, heißt es weiter. „2023 haben die<br />

Motorenkraftwerke den Betrieb aufgenommen und werden mit den anderen<br />

Neuanlagen die Versorgungssicherheit im Bereich Fernwärme in Chemnitz<br />

gewährleisten“, ist die Zukunft schon fertig – jedenfalls auf der Website von<br />

eins energie. Das Unternehmen muss übrigens noch dafür kämpfen, Kompensationszahlungen<br />

wie die Großkonzerne RWE und LEAG für den Ausstieg<br />

zu erhalten. Den riesigen Energiedienstleistern werden mehr als 4 Milliarden<br />

Euro dafür gezahlt. Denn der Ausstieg ist mit enormen Investitionen<br />

verbunden und bedeutet Verluste für das kommunale Unternehmen.<br />

Michael Neubert, Geschäftsführer der Metallgießerei Chemnitz<br />

GmbH, mit der Auszeichnung der Umweltallianz Sachsen.<br />

Metallgießerei Chemnitz GmbH –<br />

ausgezeichnet durch Umweltallianz<br />

„Sogenannte NE-Metalle wie Aluminium, Kupfer, Nickel, Zink sind notwendig<br />

für zahlreiche Klimaschutztechnologien und -anwendungen. Ihre Produktion<br />

und Verarbeitung sind aber aus physikalischen Gründen energieintensiv.“ So<br />

lautet ein Satz in einem Schreiben des Branchenverbandes Wirtschaftsverband<br />

Metalle (WVM) an den Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz<br />

Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen). Für Michael Neubert, Geschäftsführer<br />

der Metallgießerei Chemnitz GmbH, steht die Einsparung von Energie<br />

deshalb auch auf einem anderen Blatt. „Wir prüfen natürlich kontinuierlich,<br />

wo wir Energie einsparen können, vor allem um Kosten zu reduzieren und<br />

setzen Einsparmöglichkeiten um“, lautet seine Antwort auf die Frage nach Klima-<br />

und Umweltschutz. Der Geschäftsführer des kleinen familiengeführten<br />

Unternehmens hat dieses Thema selbst auf dem Tisch. „Wir planen die Ermittlung<br />

unseres CO2-Fußabdrucks, um die Kunden darüber informieren und<br />

um Einsparpotenziale ermitteln zu können“, teilt er mit. Der Hauptenergiebedarf<br />

der Metallgießerei, deren Geschichte bis in das Jahr 1911 zurückreicht,<br />

liegt beim Schmelzen und Warmhalten des Aluminiums. Hier wird mit Öfen<br />

auf dem Stand der Technik gearbeitet – Einsparpotentiale sind da vorerst nur<br />

schwer umzusetzen. „Denkbar wäre“, so Neubert, „eine komplette Umstellung<br />

vom bislang teilweise gasbetriebenen Schmelzbetrieb auf Elektroschmelzbetrieb,<br />

was jedoch im Hinblick auf eine CO2-Reduzierung nur beim Einsatz<br />

von Strom aus erneuerbaren Energiequellen sinnvoll wäre.“ Außerdem sei an<br />

seinem Standort auch die Infrastruktur für die dann benötigten Strommengen<br />

nicht vorhanden. Was dazu kommt, sind nicht nur die Sorgen um noch mehr<br />

Bürokratie rund um den Klima- und Umweltschutz, sondern der Anstieg der<br />

Stromkosten in Deutschland. Mittlerweile zahlen Deutsche am meisten. Und<br />

die Furcht, ob die deutsche Industrie auch weiterhin stabil mit Strom versorgt<br />

werden kann, teilt auch Neubert. Bereits jetzt haben deutsche Gießereien er-


hebliche Nachteile gegenüber den Gießereien beispielsweise in Frankreich und<br />

Italien, die ihre Energie deutlich günstiger einkaufen. Käme es zu Schließungen<br />

in Deutschland, müssten die Produkte eingeführt werden. Deshalb auch der<br />

Hinweis im Brief des Branchenverbands: „Ein weiterer Anstieg von Importen<br />

mit meist schlechterem CO2-Fußabdruck schadet sowohl dem Klima als auch<br />

dem Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland.“ Dem schließt sich der<br />

Chemnitzer Neubert voll an. Doch er kann trotz aller Probleme stolz sein: Im<br />

Jahr 2018 wurde seine Gießerei im Stadtteil Siegmar von der Umweltallianz<br />

Sachsen für ihre „Freiwilligen Beiträge zur Verbesserung des Immissionsschutzes,<br />

Gewässerschutzes, Naturschutzes, der biologischen Vielfalt und zum<br />

Schutz des Bodens“ ausgezeichnet. Mit einem Anschlussprojekt wurde das<br />

Unternehmen 2021 von der Umweltallianz Sachsen für ihre freiwilligen Beiträge<br />

zur „nachweisbaren wesentlichen Reduzierung der im Unternehmen erzeugten<br />

Abfallmenge oder des Schadstoffgehaltes der Abfälle“ ausgezeichnet.<br />

DRK-Krankenhaus Rabenstein –<br />

Graureiher im eigenen Park<br />

Auch Krankenhäuser können Beiträge zum Klima- und Umweltschutz leisten.<br />

Das kann bei kleinen Dingen, nämlich der Art und Weise der Medikamentenausgabe<br />

geschehen und betrifft natürlich auch die großen Themen Wasser und<br />

Abfall. Das DRK-Krankenhaus Rabenstein ist das einzige Chemnitzer Unternehmen,<br />

das sich derzeit im Register EMAS - das ist die Kurzbezeichnung für<br />

das „Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung“<br />

– finden lässt. Damit verpflichtet sich das Krankenhaus dazu,<br />

37 6<br />

Im Park des DRK-<br />

Krankenhauses<br />

Rabenstein fühlen<br />

sich auch Graureiher<br />

heimisch.<br />

alle einschlägigen Umweltrechtsvorschriften zu erfüllen<br />

und einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung<br />

der eigenen Umweltleistung zu organisieren. Es<br />

veröffentlicht eine Umwelterklärung und lässt sich<br />

von einem unabhängigen Umweltgutachter überprüfen.<br />

Ende 2018 waren 1.188 Organisationen mit 2.226<br />

Standorten deutschlandweit eingetragen (Quelle:<br />

emas-register.de)<br />

Und das Gelände an der Unritzstraße birgt noch einen<br />

ganz besonderen Schatz. „Der wunderschöne Park<br />

verfügt über einen alten Baumbestand, in dessen Kronen<br />

und Astwerk sich sehr viele Vogelarten heimisch<br />

fühlen. Auch im Strauchwerk und den Wiesen tummeln<br />

sich diverse Insekten und Kleintierarten. All das<br />

unterstreicht die gesunde Flora und Fauna unseres<br />

Parks“, weiß nicht nur Pressesprecher Patrick Seidel,<br />

sondern auch all jene, die dort schon bei Besuchen<br />

oder Aufenthalten spazieren gegangen sind. Seit einigen<br />

Jahren ist die Wiederkehr einer Kolonie von Graureihern ein Zeichen des<br />

Frühlings und ihre Betriebsamkeit bei der Aufzucht des Nachwuchses typisch<br />

für den Sommer auf dem Gelände. „Eine höhlenreiche Altholz-Insel bietet<br />

vielen Insekten und Kleintierarten einen Lebensraum. Selbst Rehe wurde in<br />

unseren Parkanlagen bereits gesichtet“, weiß der Pressesprecher zu berichten.<br />

Die Natur hat hier also einen geschützten Raum und gerade die alten Bäume<br />

bieten nicht nur als Schattenspender im Sommer etwas Erfrischung, sondern<br />

sorgen als Sauerstoffspender für ein angenehmes Klima – auch in den Gebäu-<br />

biomarkt.de<br />

Fotos: Eins Energie, Georg Dostmann, DRK Krankenhaus


den des Krankenhauses. Für Nachhaltigkeit sorgt der Umgang bei der Ausgabe<br />

der Medikamente. Patrick Seidel erklärt den Sachverhalt so: In Tabletten-<br />

Form werden sie in sogenannten Medikamenten-Dispensern an die Patienten<br />

ausgeteilt. Diese sind viergeteilt in „Morgens“, „Mittag“, „Abend“ und „nach<br />

Bedarf“. Sie sind patientenbezogen und werden verwendet, bis die Patienten<br />

ihren stationären Aufenthalt beenden. Im Anschluss können diese ihre Tablettenboxen<br />

mit nach Hause nehmen. Wer von dieser Möglichkeit nicht Gebrauch<br />

macht, sollte wissen: Aus hygienischen Gründen dürfen diese Gefäße<br />

nicht gereinigt und anderen Patienten weitergereicht werden.<br />

CEFEG – Photovoltaik aufs Dach,<br />

Elektroantrieb in die Firmenfahrzeuge<br />

Bereits im Jahr 2011 wurde Ira Rieger zur Umweltmanagementbeauftragten<br />

des Unternehmens CEFEG GmbH Federn- und Verbindungstechnik Chemnitz<br />

berufen. „Weil es uns als Unternehmen wichtig ist, wie wir mit unseren<br />

Ressourcen umgehen“, begründete ihre Chefin, Geschäftsführerin Dr. Denise<br />

Klinger. Ihre Aufgabe erledigt die Projektleiterin neben anderen Tätigkeiten<br />

im Projektmanagement. Dazu gehören die Aufrechterhaltung der Zertifizierung<br />

ISO 14001, heißt: die Beachtung und Umsetzung der damit verbundenen<br />

rechtlichen Verpflichtungen, das Führen von Entsorgungsübersichten,<br />

das Erkennen und Definieren von Verbesserungsmöglichkeiten im Team und<br />

deren Umsetzung. Schon im Jahr 2012 erfolgte die erste Zertifizierung nach<br />

der ISO 14001 - dem weltweit akzeptierten und angewendeten Standard für<br />

Umweltmanagementsysteme - und diese wird bis heute fortgesetzt.<br />

Das Thema Energieeffizienz beschäftigt auch die CEFEG schon sehr lange.<br />

Natürlich auch, weil die Energiekosten deutlich gestiegen sind. Aktuell führt<br />

die Firma, die 1990 aus dem Verband der Federnwerke Marienberg austrat<br />

und als eigenständiges Unternehmen begann, jährlich die Testierung nach der<br />

Spitzenausgleichseffizienzverordnung durch. Das klingt ungewohnt für fremde<br />

Ohren, aber so kann die Firma die Stromsteuerrückerstattung ausschöpfen<br />

und es hat einen weiteren positiven Nebeneffekt: Hierbei habe sich zusätzlich<br />

gezeigt, dass es bei der Produktion an vielen Stellen Einsparpotentiale gibt, so<br />

Ira Rieger. „Diese möchten wir, trotz geplantem Neubau, auch noch im Bestandsbau<br />

realisieren, denn unser Ziel ist es, unsere Prozesse energieeffizient<br />

zu gestalten und stetig besser zu werden. Dies spart nicht nur Ressourcen,<br />

sondern auch Kosten ein“, erklärt die Umweltmanagementbeauftragte.<br />

Das Thema Nachhaltigkeit ist sicher eines der wichtigsten in der Gesellschaft und<br />

hier muss man endlich ins Tun kommen. „Dies aber bitte mit Maß und Mitte“,<br />

fordern die Verantwortlichen des Unternehmens. „Bislang setzen wir bei CEFEG<br />

effizienzsteigernde Maßnahmen an Maschinen um, beispielsweise durch Optimierung<br />

der Einschaltvorgänge, Überprüfung und Anpassung des Druckluftsystems<br />

oder den Austausch der Beleuchtung durch LED usw.“, führt Rieger auf.<br />

Der CO2-Fußabdruck beziehungsweise die Ermittlung von spezifischen CO2-<br />

Emissionen der CEFEG-Produkte ist seit 2020 ein Thema. Das Unternehmen<br />

hat große und in diesem Bereich ambitionierte Kunden aus der Automobilindustrie,<br />

der Elektronikbranche aber auch aus anderen Wirtschaftszweigen,<br />

die alle ihre eigenen Nachhaltigkeits- bis hin zu Zero-CO2-Strategien verfolgen.<br />

Und Rieger unterstreicht: „Hieran orientieren wir uns, weil wir das<br />

Thema als gesellschaftlich sehr wichtig empfinden.“ Man müsse Prozesse und<br />

Vorlieferkette hinsichtlich der CO2-Emissionen betrachten und bewerten,<br />

führt sie aus. Jedoch für den CO2-Fußabdruck steht das Unternehmen noch<br />

am Anfang und sei gerade dabei, ein Team aus mehreren Mitarbeitern unterschiedlicher<br />

Bereiche zu einem Arbeitskreis „Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit“<br />

zu etablieren, um dieses Thema bearbeiten zu können. Eine einzelne<br />

Person könne diese vielfältigen Aufgaben nicht mehr allein stemmen.<br />

Die IHK sieht die Gefahr, dass durch den „European Green Deal“ der EU<br />

beträchtlicher Verwaltungs- und Berichtsaufwand auf die Unternehmen<br />

zukommt. Dazu meint Ira Rieger: „Tatsächlich ist in den letzten Jahren der<br />

Berichts- und Dokumentationsaufwand deutlich gestiegen. Bereits die Bearbeitung<br />

der Anfragen und Forderungen hinsichtlich REACH (Registration,<br />

Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals), RoHs (Restriction of<br />

Certain Hazardous Substances), Konfliktmineralien und vieles andere nimmt<br />

viel Zeit in Anspruch.“ Das werde mit dem Lieferkettengesetz und auch dem<br />

European Green Deal weiter zunehmen und ist insbesondere für kleinere Unternehmen<br />

schwierig umsetzbar. „Die Wichtigkeit dieser und der Nachhaltigkeitsthemen<br />

ist unbestritten. Stemmen können wir dies nur durch Effizienzsteigerungen<br />

auch in den Verwaltungsprozessen, das heißt digitalisieren und<br />

automatisieren“, so die Bearbeiterin dieser Problematik. Beides spiele bei der<br />

CEFEG eine wesentliche Rolle.<br />

Derzeit plant der Hersteller verschiedener Federn und Stanzteile einen Unternehmensneubau,<br />

der sich aktuell in der Detailplanung befindet. Auch dabei<br />

geht es um Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Am Bestandsgebäude möchte<br />

die CEFEG eine Dach-Photovoltaikanlage über das Miet-Pacht-Modell<br />

errichten, um einen großen Anteil des benötigten Stroms aus erneuerbaren<br />

Energien zu erzeugen. Und bei der Dienstwagenflotte wird auf alternative Antriebe<br />

umgestellt. Wenn möglich, will man auch eine Ladesäule für Elektrofahrzeuge<br />

auf dem Betriebsgelände installieren.<br />

Foto: CEFEG<br />

„Als Unternehmen ist es uns<br />

wichtig, wie wir mit unseren<br />

Ressourcen umgehen“.<br />

CEFEG-Geschäftsführerin Dr. Denise Klinger


2x in Chemnitz<br />

wir sind für sie da!<br />

S<br />

WERBE<br />

WELTEN<br />

www.admedia.de


Text und Fotos: Steffi Hofmann<br />

„DAS MUSS<br />

DOCH IRGENDWIE<br />

BESSER GEHEN“<br />

Von der Idee zum Start-up für<br />

nachhaltiges Holzspielzeug<br />

Naturschutz – so einfach wie ein<br />

Klick! Das ist das Credo von zwei<br />

jungen Herren aus Rabenstein,<br />

die sich kürzlich unter dem Namen<br />

„Baumkinder“ selbstständig gemacht<br />

haben. Tino Hartrampf und David Müller,<br />

beide gebürtig aus Brandenburg, haben schon<br />

seit Jahren den Wunsch, nachhaltiges Holzspielzeug<br />

zu produzieren. Die Initialzündung<br />

kam im Jahr 2017. Als seine Tochter zwei<br />

Jahre alt war, wollte Tino Hartrampf mit ihr<br />

das erste Mal gemeinsam eine Murmelbahn<br />

aufbauen. „Das war eine reine Katastrophe,<br />

weil alles wackelte und drohte, wieder einzustürzen“,<br />

erinnert sich der heute 39-Jährige.<br />

Seine Tochter war frustriert und er schließlich<br />

auch. In diesem Moment hatte der Vater<br />

eine Vision. „Ich dachte, das mit der Murmelbahn<br />

muss doch irgendwie besser gehen – mit<br />

umweltfreundlichen Materialien und in einer<br />

Bauweise, die Kinder und Eltern nicht an<br />

den Rand des Wahnsinns treibt.“ Die Idee für<br />

„Baumkinder“ war geboren.<br />

Doch bis es von einer Idee zur Firmengründung<br />

kommt, genügt eben nicht nur ein Klick, sondern<br />

es bedarf jahreslanger harter Arbeit. Dass<br />

die sich lohnt, will das „Baumkinder“-Team<br />

jetzt mit seinem Start-up unter Beweis stellen.<br />

Die Produkte<br />

Die Palette von Baumkinder umfasst neben<br />

Greiflingen und Beißringen für Babys und<br />

Kleinkinder vor allem Holzbaukästen und<br />

Murmelbahnen, die immer wieder erweitert<br />

werden können. „Wir haben eine neue<br />

Generation von Holzbausteinen entwickelt“,<br />

ist sich Tino Hartrampf sicher. Das Holz –<br />

Ahorn und Buche aus PEFC-zertifizierten,<br />

deutschen Sägewerken – wird weder mit<br />

Farben oder Lacken noch mit Verbundstoffen<br />

bearbeitet. Es sei somit komplett natürlich,<br />

schadstofffrei und daher ideal für kleine<br />

Kinderhände, so Hartrampf weiter. Durch ein<br />

spezielles Stecksystem können die Teile alle<br />

miteinander verbunden werden. „Wir wollten<br />

ein Holzspielzeug kreieren, das Kinder über<br />

mehrere Entwicklungs- und Interessenphasen<br />

hinweg begleiten kann“, ergänzt David<br />

Müller, der extra für das „Baumkinder“-Projekt<br />

von Brandenburg nach Chemnitz gezogen<br />

ist. Neben Baukästen und Murmelbahnen hat<br />

sich das Gründerduo auch ein sogenanntes<br />

Lernmory sowie ein Ökomory einfallen lassen.<br />

Die kreativen Lernspiele lehnen sich an<br />

das Prinzip des Memories an. Die Bestandteile<br />

können dabei ganz individuell gestaltet und<br />

somit auch immer wieder an Alter und aktuelle<br />

Interessen des Kindes angepasst werden.<br />

Die Philosophie<br />

Keine Gewinnmaximierung auf Kosten der<br />

Natur, sondern größtmögliche Ressourcenrückgewinnung<br />

und die Mehrfachverwendung<br />

von Spielmaterialien – so lautet der<br />

Grundsatz der beiden Jungunternehmer aus<br />

Rabenstein. „Unsere Philosophie heißt: Bäume<br />

kaufen statt teurer Autos“, sagt David<br />

Müller, der als Inhaber der Firma eingetragen<br />

ist. Was er damit meint: Fünf Prozent vom


Produktpreis gehen bei „Baumkinder“ direkt<br />

in die regionale Wiederaufforstung. 200 Bäume<br />

seien von den Jungunternehmern bereits<br />

vorfinanziert worden, wie sie sagen.<br />

Wichtig war den Existenzgründern auch, von<br />

Anfang an so wenig wie möglich Plastik im Betrieb<br />

zu verwenden. Die Produkte selbst seien<br />

komplett plastikfrei, genau wie deren Verpackung<br />

für den Kunden, so Hartrampf. Die<br />

Maschinen in der eigenen Werkstatt, die sich<br />

in Burgstädt befindet, laufen mit 100 Prozent<br />

Ökostrom und selbst bei der Bank für den Kredit<br />

haben Tino Hartrampf und David Müller<br />

auf ein Geldinstitut gesetzt, das nachhaltige<br />

Unternehmer in Deutschland unterstützt.<br />

Apropos nachhaltig: „Baumkinder“ möchte<br />

bei der Lieferung der Waren auch neue<br />

Wege gehen. Dazu tüfteln die Macher gerade<br />

an Möglichkeiten, wie ihre Produkte von den<br />

Kunden, die in der Nähe wohnen, selbst abgeholt<br />

werden können – das spart nicht nur Kosten,<br />

sondern auch Verpackungsmaterial und<br />

Energie. Die Gründer suchen dazu Kooperationspartner,<br />

wie zum Beispiel Bio- oder Unverpacktläden<br />

sowie weitere in Chemnitz und<br />

Umgebung, denen der Aspekt der Nachhaltigkeit<br />

eine Herzensangelegenheit ist, und die als<br />

Abholstation für die „Baumkinder“-Produkte<br />

fungieren könnten. Wer die junge Firma diesbezüglich<br />

unterstützen möchte, kann sich<br />

gern bei ihr melden.<br />

Die Extras<br />

Da den „Baumkinder“-Gründern klar ist, dass<br />

Kinderwelten mehr als nur Spielzeug benötigen,<br />

haben sie auch einen interaktiven Ratgeber<br />

auf ihrer Website entwickelt, der Eltern<br />

und allen anderen Interessierten Themen rund<br />

um Kinder und Familie näherbringt. Von gewaltfreier<br />

Kommunikation und Babyzeichensprache<br />

über Fenkid und die Frage, warum<br />

Spielen für Kinder überhaupt so wichtig ist<br />

bis hin zum Prinzip der Gleichwürdigkeit gibt<br />

es bereits Lesestoff für Groß und Klein. Der<br />

kann aber auch ständig erweitert werden:<br />

Die „Baumkinder“ sind offen für andere interessierte<br />

Autoren, die gern Beiträge zu den<br />

Themen Kind, Familie oder Nachhaltigkeit<br />

veröffentlichen möchten. Der Ratgeber soll in<br />

diesem Sinne als Plattform dienen, auf der über<br />

Soziales und Nachhaltiges gesprochen und auf<br />

sich aufmerksam gemacht werden kann.<br />

Wer darüber hinaus immer mit den neuesten<br />

Infos zum nachhaltigen „Baumkinder“-Spielzeug<br />

versorgt werden will, für den gibt es<br />

schließlich auch einen Newsletter. Alles unter<br />

www.baumkinder.de.<br />

41 0


Entwurf: Frida Architekten<br />

WIEDER IN<br />

BEWEGUNG:<br />

Altes Straßenbahndepot<br />

wird zum Garagen-Campus<br />

Die Architekturvision von Frida Architekten: eine modulare Skelettbauweise.


Der CVAG-Betriebshof Kappel, unter<br />

anderem der Standort des ehemaligen<br />

Straßenbahndepots, ist der<br />

älteste Betriebshof des Chemnitzer<br />

Nahverkehrs. Im April 1880 erfolgte<br />

die Inbetriebnahme mit der Eröffnung der<br />

ersten Pferdebahnlinie. In den Standort, der seit<br />

mehr als 140 Jahren für Mobilität steht, kommt<br />

einmal mehr Bewegung – und nicht gerade wenig:<br />

Ende Januar wurde das Konzept für eine der<br />

vier sogenannten Interventionsflächen im Rahmen<br />

der Europäischen Kulturhauptstadt 2025<br />

vorgestellt. Für den „Garagen-Campus“ soll der<br />

ehemalige CVAG-Betriebshof an der Zwickauer<br />

Straße 164 in den kommenden Jahren zu einem<br />

nachhaltigen und zentralen Kulturstandort mit<br />

„europäischer Strahlkraft“ weiterentwickelt<br />

werden. Das sanierungsbedürftige Areal umfasst<br />

auf rund 30.000 Quadratmetern sieben<br />

Gebäude mit angrenzenden Freiflächen. Der<br />

Innenbereich bietet auf rund 8.000 Quadratmetern<br />

Platz.<br />

Foto: Ernesto Uhlmann<br />

43 2<br />

NOCH HÄLT DAS<br />

ALTE STRASSEN-<br />

BAHNDEPOT<br />

WINTERSCHLAF<br />

Gläserne Garagen<br />

als Kernelemente<br />

Neben dem Team aus Vertretern der Chemnitzer Verkehrsbetriebe, der<br />

Stadtverwaltung, des Kulturhauptstadtbüros sowie der Beraterfirma<br />

„Age of Artists“ hatten auch Chemnitzer mehrfach die Möglichkeit,<br />

ihre Ideen einzubringen. So sei im vergangenen Jahr eine „soziale Infrastruktur“<br />

rund um den Garagen-Campus entstanden und gewachsen.<br />

Zum Beteiligungsprozess zählten unter anderem Workshops,<br />

rund 60 Einzelgespräche und Meetings sowie das Gesprächsangebot<br />

„Ideenhaltestelle“. Etwa 500 Menschen beteiligten sich an der Konzeption.<br />

Das Ergebnis der Ideensammlung ist komplex: Auf einer Fläche,<br />

die fünf Fußballfelder misst, sollen als Kernelemente zehn „Gläserne<br />

Garagen“ entstehen, lebensweltbezogene Orte wie die Europa-, Regional-<br />

und Stadtentwicklungsgaragen oder die Garagen für Digitalität,<br />

Mobilität, Nahrungsmittel und Inklusion. „Hier sollen die Weichen<br />

Richtung Zukunft gestellt werden“, erklärte Projektkoordinator Ulf<br />

Kallscheidt. „Erleben, begegnen, lernen, gestalten“, fielen bei der Vorstellung<br />

der Pläne als Schlagwörter. Die Flächen sollen sich „von innen<br />

heraus entwickeln und in eine soziale Infrastruktur münden, die<br />

sich trägt.“ Für jedes Nutzungsszenario sollen Garagen-Entrepreneure<br />

(Garage Owners) gefunden werden, die ihre jeweilige Garage unternehmerisch<br />

führen, sie selbstständig gestalten, kuratieren, verwalten<br />

und vermarkten. Erweitert und gleichzeitig miteinander verbunden<br />

werden die Garagen durch eine gemeinsame Logistik, Werkstätten<br />

und ein zentrales Lager. Am Ende der Kette soll eine neue Markthalle<br />

für Chemnitz, ein Marktplatz für Ideen und Produkte entstehen.<br />

Auch Begegnungsflächen in Form von Eventräumen, Freizeitarealen<br />

und Museen sind geplant, dazu ein „Garagen-Hauptquartier“, Gastronomieangebote,<br />

temporärer Wohnraum und – angesichts der ÖPNV-<br />

Erweiterung Richtung Chemnitzer Westen – ein neuer CVAG-Betriebshof.<br />

Das Infrastrukturprojekt sei langfristig angelegt und werde<br />

sich weit über das Kulturhauptstadtjahr hinaus entwickeln, erklärte<br />

Ferenc Csak, Leiter des Kulturbetriebes der Stadt Chemnitz, bei der<br />

Projektvorstellung. Dirk Dobiéy von „Age of Artists“ betonte jedoch,<br />

dass es sich bei allem um Visionen handelt: „Wir gehen davon aus, dass<br />

nicht alle Ideen durch die Ziellinie gehen.“


Entwurf: Frida Architekten<br />

Zugleich soll der Garagen-Campus<br />

zum Experimentierfeld nachhaltiger<br />

Architektur werden, ein „Leuchtturm“<br />

mit europäischer Strahlkraft.<br />

Die formgebende Inspiration der<br />

Architektur ist das Gerüst.


Gerüst-Optik und<br />

nachhaltige Holzbauweise<br />

Zugleich soll der Garagen-Campus zum Experimentierfeld nachhaltiger<br />

Architektur werden, ein „Leuchtturm“ mit europäischer Strahlkraft.<br />

Die formgebende Inspiration der Architektur sei das Gerüst.<br />

„Es bietet uns die Möglichkeit Dinge zu erreichen, zu verbinden, zu<br />

erheben und in Gestalt eines Regals zu lagern, zu sortieren und zur<br />

Schau zu stellen“, so die Vision des beauftragten Architekturunternehmens<br />

Frida Architekten. „Konstruktiv folgt die Architektur dem<br />

Prinzip des industriellen Skelettbaus und nimmt damit den Bezug<br />

zur Geschichte der Stadt Chemnitz als Industriestadt auf“, erklärte<br />

Architekt Tobias Maisch. Neben dieser Verbindung stellt die Architekturvision<br />

weitere wichtige Bezüge her: Zum Beispiel zu dem in<br />

Siegmar geborenen Architekten Frei Otto. Er forschte bereits in den<br />

1960er Jahren an Tragsystemen aus Holz. Mit seinen Hänge- und<br />

Seilkonstruktionen wurde er weltweit bekannt. Sein bauliches Werk<br />

zählt zu den Grundkenntnissen eines jeden Architekten.<br />

Tobias Maisch: „Der geplante Skelettbau im Garagen-Campus lässt große<br />

Spannweiten zu, ist schnell zu errichten und modular erweiterbar.“<br />

Damit sei es bestens geeignet für multifunktionale Raumgestaltungen.<br />

Als „nomadische Architektur“ könne die Konstruktion jederzeit erweitert,<br />

reduziert oder gänzlich rückgebaut werden, ohne bleibende Spuren<br />

zu hinterlassen. Die Holzkonstruktion folgt darüber hinaus dem Cradleto-Cradle-Prinzip.<br />

Die verwendeten Baustoffe und Bauteile können in<br />

die Kreislaufwirtschaft zurückgeführt werden oder direkt vor Ort eine<br />

neue Verwendung finden. Um „Vertical Kappel“ – wie Frida Architekten<br />

die modulare Holzkonstruktion bezeichnet – zu errichten, müsse kein<br />

Bestandsabbruch erfolgen. Der Rückbau des maroden Bestandes sei allerdings<br />

notwendig. Mit „The Bridge“, einem weiteren Puzzleteil in den<br />

Architekturplänen, soll ein Symbol für ein weltoffenes Chemnitz und ein<br />

Brückenschlag nach Europa und in die Welt entstehen. Ganz praktisch<br />

dient die Brücke als Querung, die den Garagen-Campus mit der östlichen<br />

Kleingartenanlage Kappler Hang, dem ehemaligen Braustolz Areal<br />

und dem Kappelbachradweg verbindet. „Die bestehenden Grenzen des<br />

Areals werden aufgebrochen und der Garagen-Campus vernetzt sich<br />

mit der Umgebung“, heißt es im Konzept.<br />

Zeit, Geld und Eigentum –<br />

die drei Herausforderungen<br />

Aktuell macht das Projektteam drei Risiken im Zusammenhang mit<br />

einer erfolgreichen Umsetzung aus. Neben der zeitlichen Herausforderung<br />

aufgrund der zahlreichen maroden und baufälligen Flächen sind<br />

auch die Geldmittel noch nicht abschließend geklärt. Die Finanzierung<br />

der baulichen Maßnahmen sowie der Realisierung der Nutzungsszenarien<br />

ist bislang nur zu einem Teil gedeckt. Ein drittes Risiko besteht aufgrund<br />

der Eigentumsverhältnisse. Aktuell befinden sich nicht alle Gebäudeteile<br />

in der Hand von CVAG oder der Stadt Chemnitz. Daher sei es<br />

erforderlich, zeitnah über Miet- und Kaufentscheidungen zu befinden.<br />

SCHAUSPIEL<br />

und<br />

FIGUREN<br />

THEATER<br />

ab März im<br />

BAU<br />

SPINNBAU<br />

Altchemnitzer Straße 27 | 09120 Chemnitz<br />

theater-chemnitz.de


Text: Fabian Stenzel , Fotos: Georg Ulrich Dostmann<br />

AUSZEIT:<br />

DIE NINERS<br />

ABSEITS DES<br />

PARKETTS<br />

Pointguard Nelson Weidemann im<br />

Gespräch mit dem <strong>Stadtstreicher</strong>


47 6<br />

Mit stylischer Frisur, Tattoos auf den durchtrainierten<br />

Armen und einer gewissen professionellen<br />

Distanz schwingt mit Nelson Weidemann<br />

die ganze Coolness des Basketballsports<br />

durch die Türen. Lässiger Gang, modisches Outfit und eine<br />

lockere Begrüßung, dann steht uns der 22-jährige Pointguard<br />

der Chemnitzer Niners im „Feel Good Club“ Rede<br />

und Antwort.


Der Status quo: Ein Handgelenkbruch im rechten Wurfarm – die bisher<br />

schwerste Verletzung des jungen Basketballers – schickte Nelson vergangenes<br />

Jahr in eine lange Zwangspause. Nachdem er wieder voll spielfähig war,<br />

stellte ihn Coach Rodrigo Pastore in allen Partien in die „Starting Five“. Ein<br />

großer Vertrauensbeweis des Trainers und eine immense Wertschätzung<br />

seiner sportlichen Qualitäten. Über Coach Pastore verliert Nelson nicht ein<br />

schlechtes Wort. Im Gegenteil: „Pastore fordert und fördert auf seine ganz<br />

authentische Art und Weise.“<br />

Der Hintergrund: Aufgewachsen als Einzelkind einer alleinerziehenden<br />

Mutter in Berlin, spricht Nelson von einer sehr schönen Kindheit, in der es<br />

ihm „an nichts gefehlt hat“. Mit seinen älteren Cousins, die ihn letztendlich<br />

zum Basketball gebracht haben, genoss er die Vorzüge des Spielens an der<br />

frischen Luft. Basketball, Fussball oder einfach nur die Natur genießen –<br />

Hauptsache draußen. Ohne Fernseher oder Handy. Auch heute noch zieht es<br />

ihn in seiner freien Zeit gerne zurück in die Heimat, wo er die Tage dann mit<br />

Familie und Freunden genießt.<br />

Der Werdegang: Mit 17 Jahren kam der erste feste Vertrag bei Alba Berlin. Für einen<br />

Schüler ohne weitere Ausgaben und Nebenkosten ein Anreiz, sich noch mehr<br />

auf das Ziel Basketballprofi zu fokussieren. Nach dem Zwischenschritt Nürnberger<br />

BC vollzog er den Wechsel zu Bayern München. Von München spricht er als<br />

seine „zweite Heimat“. Damalige Trainer und Betreuer halfen ihm sportlich, aber<br />

insbesondere auf persönlicher Ebene, sich weiterzuentwickeln. Sie kümmerten<br />

überhaupt nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil, die Menschen seien durchweg<br />

freundlich und zuvorkommend und auch die medialen Vorurteile gegenüber<br />

dem Osten könne er entschieden zurückweisen. Bisher hätten weder er noch<br />

einer seiner Teamkollegen negative Erfahrungen in Chemnitz gemacht. Positiv<br />

findet Nelson zudem die Trainings- und Spielbedingungen der Chemnitzer<br />

Basketballer im Feel Good Club. Der Heimspielort in der Messehalle lässt ihn<br />

ebenso ins Schwärmen geraten: „Gerade die Lautstärke der Chemnitzer Zuschauer<br />

holt aus der Mannschaft die letzten paar Extraprozente heraus.“<br />

Die Träume: In sportlicher Hinsicht träumt Nelson den Traum eines jeden Basketballers,<br />

von der NBA, der nordamerikanischen Basketballliga. Italien, Spanien<br />

oder auch Australien sind weitere Wunschziele von ihm. Und dann einer<br />

dieser bemerkenswert aufgeräumten Nebensätze „Ich möchte meine Zeit als<br />

Basketballer nutzen, etwas von der Welt zu sehen und zu entdecken.“ Reflektierte<br />

Worte für einen 22-jährigen Sportler. Einen weiteren Traum würde sich der<br />

passionierte Autoliebhaber auch mit einem Ferrari erfüllen, einem Ferrari 488<br />

Pista um genau zu sein. Auf der anderen Schulter sitzt aber schon der überlegte<br />

Rationalist: „Obwohl ein Elektro-Auto natürlich deutlich ökologischer wäre.“<br />

Die Freizeit: Fernab seines sportlichen Talents gibt es den musikalischen<br />

Menschen Nelson. R’n’B und Hip-Hop stehen ganz oben auf seiner Playlist.<br />

Und nicht nur am Ball, auch an der Gitarre beweist er – laut eigener Aussage<br />

NELSON WEIDEMANN IST EIN WICHTIGES SPORTLICHES PUZZLETEIL DER NINERS, VIELMEHR ABER EINE AUTHENTISCHE<br />

PERSÖNLICHKEIT, DIE ZEIGT, DASS SICH DIE JUNGE SPORTGENERATION DEUTLICH MEHR GEDANKEN MACHT ALS DIE ÄLTERE<br />

ES IHR MANCHMAL ZUGESTEHT. GEDANKEN, DIE WEIT ÜBER DEN TELLERRAND DER SPORTLICHEN BLASE HINAUS GEHEN.<br />

sich um den sportlichen Fortschritt, brachten ihm aber auch Organisation und<br />

Eigenständigkeit bei. „Wie muss man sich als Sportler organisieren? Ist es sinnvoll<br />

bis in die Nacht wach zu sein, wenn am nächsten Morgen Leistungssport auf<br />

dem Plan steht?“. Auch Nelsons beratender Agent, den er von Kindesbeinen an<br />

kennt, gebe ihm immer wieder Denkanstöße. „Viele vergessen, dass es ganz junge<br />

Erwachsene sind, die in dem ‚Kostüm‘ des Profisportlers stecken. Junge Menschen,<br />

die häufig weit weg von Zuhause in eine fremde Stadt ohne Bezugsperson<br />

gesteckt werden. Ein Sprung ins kalte Wasser, der Sportler teilweise früher erwachsen<br />

werden lässt.“ Nelsons Weg ging über Berlin nach Nürnberg, dann über<br />

München, Bamberg und Göttingen. Viele Eindrücke. Jetzt aber Chemnitz.<br />

Die Stadt: „Sportlich ist Chemnitz die bisher beste Station“ und sowieso sei<br />

Nelson positiv überrascht von der Stadt – allein von der Größe. Und überhaupt,<br />

das allgemein gängige Vorurteil der etwas grummeligen Stadtstimmung kann er<br />

– durchaus Fingerfertigkeit. Und wenn es mit dem Basketball nichts geworden<br />

wäre, sieht er Potenzial im Showgeschäft, als Moderator oder zumindest<br />

als Experte. Ein aufgeschlossener, redegewandter Mensch ist er allemal. Entspannung<br />

holt sich der Pointguard der Niners in seiner Freizeit auch mal auf<br />

der Couch. Dann gönnt er sich einen guten Film oder eine Serie. Leonardo Di-<br />

Caprio steht ganz oben auf der Liste, wenn es um Lieblingsfilme geht. Neuerdings<br />

beschäftigt sich Nelson mit Investitionsmöglichkeiten und überlegt sich<br />

sehr genau, wie er das Finanzbusiness für sich optimieren und nutzen kann.<br />

Ein weiteres Hobby, das Nelson für sich entdeckt hat: Bücher über Persönlichkeitsentwicklung,<br />

um schlechte Angewohnheiten oder Routinen zu erkennen<br />

und zu minimieren. Beim Thema Kochen steht dann jedoch eher „die schnelle<br />

Auffüllung der Speicher im Vordergrund“. Am Tag nach dem Spiel gehört es zu<br />

Nelsons Routine, die leeren Akkus mit Pancakes aufzufüllen. Ein bisschen was<br />

für den Körper, viel für den Geist.


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Jan Niklas Wimberg,<br />

Spieler bei NINERS Chemnitz


FRÜHLINGSSNACK<br />

MIT KNOLLIGER<br />

ÜBERRASCHUNG<br />

Text & Fotos:<br />

Rico Hinkel-Schollbach<br />

Aufmerksame Leserinnen und<br />

Leser werden auf den ersten<br />

Blick feststellen, dass hier etwas<br />

nicht stimmt. Richtig, normalerweise<br />

ziert Marios Konterfei diese Seite. Was soll<br />

man sagen: Der Mann wird eben alt… oder<br />

eitel… oder beides. Aber wozu gibt es Auszubildende?<br />

Voilà, den Part der Präsentation<br />

übernimmt heute kurzerhand Luisa. Das Kochen<br />

ist allerdings noch Chefsache. Und so<br />

macht Mario wieder das, was er am besten<br />

kann: uns überraschen – heute mit knolliger<br />

Kapuzinerkresse. Keine Sorge, die muss man<br />

nicht kennen, denn die Zutat ist ursprünglich<br />

im südamerikanischen Andengebiet beheimatet.<br />

Der feine scharfe Geschmack erinnert<br />

ein wenig an Radieschen und eignet sich<br />

bestens für frische Gerichte. Wer die knollige<br />

Kapuzinerkresse gerade nicht zur Hand hat,<br />

kann diese also problemlos durch Radieschen<br />

ersetzen. Genug der<br />

Erklärungen, jetzt<br />

wird gekocht!<br />

KOCHEN<br />

MiT MARi0<br />

Auszubildende Luisa präsentiert<br />

den Frühlingssnack


51 0<br />

Zutaten (4 Personen)<br />

Wir kredenzen die Kresse zusammen mit geräuchertem<br />

Lachs und Gurke im Buchweizen-Crêpe.<br />

Die Zutaten für die Crêpes gut mit<br />

einem Schneebesen vermischen und den flüssigen<br />

Teig zunächst 15 Minuten ruhen lassen.<br />

Kapuzinerkresse und Gurke in feine Streifen<br />

schneiden und zusammen in eine Schüssel geben.<br />

Das Ganze mit Salz und Pfeffer würzen.<br />

Etwas frischen Koriander sowie eine halbe<br />

rote Zwiebel kleingehackt dazugeben, alles mit<br />

einem Spritzer Zitrone und geröstetem Sesam<br />

abrunden. Den Salat zum Schluss gut verrühren.<br />

Für die Crêpes jeweils eine Kelle mit<br />

Teig in eine Pfanne mit etwas heißem Öl geben<br />

und von beiden Seiten bei mittlerer Hitze<br />

goldbraun braten. Die Crêpes funktionieren<br />

übrigens auch wunderbar mit normalem Weizenmehl.<br />

Buchweizenmehl ist allerdings die<br />

gesündere Variante. Salat und Streifen vom geräucherten<br />

Lachs auf einer Hälfte des Crêpes<br />

verteilen und einrollen. Zum Schluss in der<br />

Mitte aufschneiden, anrichten, fertig. Gesünder<br />

kann man kaum in die wärmeren Monate<br />

starten. Viel Erfolg beim Nachmachen!<br />

für den Teig<br />

1 l Milch<br />

5 Eier<br />

100 g Buchweizenmehl<br />

100 g Maismehl<br />

1 Prise Salz<br />

für die Füllung:<br />

1/2 Gurke<br />

1/2 rote Zwiebel<br />

(klein)<br />

1 Handvoll knollige<br />

Kapuzinerkresse<br />

Geräucherter<br />

Lachs<br />

Gerösteter Sesam<br />

Frischer<br />

Koriander<br />

Zitrone<br />

Salz, Pfeffer


Text: Louise Mayr, Foto: Georg Ulrich Dostmann<br />

WIRD LEIHEN &<br />

TAUSCHEN ZUM<br />

NEUEN KAUFEN?<br />

Der Leihladen auf dem Sonnenberg<br />

bringt neuen Schwung ins Verbraucherverhalten.<br />

Auch Tauschportale erfreuen<br />

sich zunehmend größerer Beliebtheit<br />

„Dass du immer so viel einpacken musst.<br />

Dafür braucht es einen ganzen Bus, um<br />

alles fortzubekommen!“ Jedes Jahr dasselbe<br />

Gespräch. Ich nehme immer zu viel mit<br />

in den Urlaub. Doch dieses Jahr habe ich<br />

eine Idee: „Wir kaufen uns eine Dachbox.<br />

Platzproblem gelöst!“, rufe ich. Aber auch<br />

das kommt nicht an. „Für maximal zweimal<br />

im Jahr so ein riesiges Ding kaufen.<br />

Wo willst du das lagern? Sinnlose Geldund<br />

Ressourcenverschwendung!“<br />

Wer auch solche Gespräche führt oder im Allgemeinen<br />

nachhaltiger und sparsamer leben<br />

möchte, findet für Anschaffungen dieser Art<br />

seit geraumer Zeit eine Alternative: Für selten<br />

gebrauchte, aber nützliche oder schöne Dinge<br />

gibt es in Chemnitz seit Mai 2021 den ersten<br />

Chemnitzer Leihladen. „KarLeiLa“ heißt der und hat sich auf dem Sonnenberg,<br />

Sonnenstraße 35, eingenistet. Die Idee kam einer der MitmacherInnen,<br />

Ina Bannert, in Berlin. Dort war sie auf ein solches Projekt<br />

gestoßen.<br />

Mutig, mitten in einer Pandemie damit zu starten, denn die Corona-<br />

Maßnahmen hatten und haben einen großen Einfluss auf das Projekt.<br />

„Aber wir bleiben optimistisch“, verspricht Cindy Paukert aus dem Kar-<br />

LeiLa-Team. Sie ist eine der ehrenamtlich Tätigen, denn wirtschaftlich<br />

ausgerichtet ist der Laden nicht. Derzeit sind 113 Artikel vorrätig, die


53 2


sich jeder leihen darf, der offiziell „MitmacherIn“ ist. Dazu bedarf es<br />

einer Anmeldung, die es auszufüllen gilt, und einer Jahresgebühr von<br />

36 Euro. Gleichzeitig können die MitmacherInnen auch Gegenstände<br />

mit in den Leihpool einbringen – für immer oder auf eine bestimmte<br />

Zeit. Aber auch Spenden anderer sind gern gesehen.<br />

Unter den derzeit zur Verfügung stehenden Dingen seien als Klassiker<br />

die Bohrmaschine und natürlich die Dachbox fürs Auto vorhanden, informiert<br />

Cindy Paukert. Sogar die rotweißen Absperrkegel, die wir von<br />

Baustellen kennen, sind leihbar. Aber Vorsicht – keine private Baustelle<br />

eröffnen, damit der Verkehr nicht mehr direkt vor der Haustür vorbeifährt!<br />

Dafür sind sie nicht gedacht, sondern eher für Kinderfeste oder<br />

ähnliches. Renner bei den in Chemnitz am häufigsten entliehenen Artikel<br />

kann Cindy Paukert noch nicht nennen, denn aufgrund von Corona<br />

sei die Nutzung des Angebots leider zu verhalten. Aber sie vermutet<br />

auf Basis der Erfahrungen anderer Leihläden in Deutschland, dass die<br />

Bohrmaschine dazu gehören wird, ebenso Tischtennisschläger sowie<br />

Raclette- und Fondue-Sets.<br />

Was der Leihladen in Chemnitz noch gern hätte: „Vor allem Werkzeuge,<br />

die man einmalig für ein konkretes Projekt braucht“, so Cindy<br />

Paukert. Der Laminatschneider ist beispielsweise so etwas Seltenes.<br />

Hier aber sei KarLeiLa noch in der Aufbauphase und somit bestehe<br />

die Hoffnung, dass die Auswahl noch umfangreicher werde. Die meisten<br />

der MitmacherInnen machen übrigens mit, weil ihnen Solidarität<br />

und Nachhaltigkeit wichtig sind. Für sie sind Gegenstände, die sie<br />

nicht mehr brauchen, einfach zu schade für den Müll. Und so erhalten<br />

sie im Leihladen ein zweites, drittes, viertes Leben. Gut für die Menschen,<br />

noch besser für die Umwelt. Wäre doch super, wenn es solche<br />

Anlaufstellen überall im Stadtgebiet gäbe, oder? Die MacherInnen von<br />

KarLeiLa können sich das alles vorstellen, zum Beispiel auch die Anbindung<br />

an die Bibliothek. „Aber aktuell konzentrieren wir uns auf den<br />

KarLeiLa auf dem Sonnenberg, um Erfahrungen zu sammeln, wie wir<br />

das Angebot interessanter gestalten und wie wir mehr Menschen für<br />

unsere Ideen und Werte gewinnen können“, sagt Cindy Paukert.<br />

Wer das unterstützen möchte und seinen Geldbeutel sowie die Umwelt<br />

schonen will, der kann einfach mitmachen. Unter https://stadthaltenchemnitz.de/karleila/<br />

gibt es alle Infos.<br />

Achtung: Zum Zeitpunkt der Recherche hatte der Laden nur auf vorherige<br />

persönliche Terminabsprache geöffnet.<br />

TAUSCHEN STATT KAUFEN<br />

Nützliches zu tauschen, ist eine uralte Handelsform, die zunehmend<br />

wieder in Mode kommt. Schließlich hat fast jeder von uns Dinge, die<br />

nur herumstehen und die sich ideal gegen anderes tauschen ließen.<br />

In Chemnitz gibt es dafür einen Anlaufpunkt, doch auch der Blick ins<br />

Internet lohnt sich. Wir haben uns ein paar Portale ausgeguckt und<br />

stellen sie kurz vor.<br />

Den Anfang macht eine kommunale Plattform: Der Tausch- und Verschenkemarkt<br />

des Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetriebes


der Stadt Chemnitz (ASR), den es seit 2015 gibt. „Der Markt hat sich<br />

gut entwickelt und gerade während der Corona-Zeit hat sich hier wie<br />

auch überall anders gezeigt, dass die Menschen einfach mehr Zeit haben<br />

aufzuräumen und Dinge abzugeben. Dies wurde deutlich mehr<br />

und unterstreicht den Nutzen derartiger digitaler Angebote“, weiß<br />

ASR-Pressesprecherin Beate Bodnar. „Daneben ist es einfach im Zeichen<br />

des Klimaschutzes immer mehr angesagt, Dinge nicht einfach nur<br />

zu entsorgen, sondern weitezugeben, damit sie wieder verwendet werden<br />

können." Das Besondere an den kommunalen Verschenkemärkten<br />

sei die kostenlose und kontrollierte Schaltung von nicht kommerziellen<br />

Kleinanzeigen zur Förderung des Umweltschutzes ohne störende<br />

Begleiterscheinungen wie Werbung oder eine Registrierung sowie die<br />

Betreuung per E-Mail oder Telefon bei auftauchenden Fragen. Die<br />

55 4<br />

Kommunen fördern das Tauschen und Verschenken<br />

im Rahmen ihrer Bemühungen, Abfälle zu vermeiden<br />

und wenden sich an alle Abfallerzeuger in<br />

ihrem Wirkungskreis, hierbei speziell an Privathaushalte<br />

und Gewerbebetriebe. Leider dürfen als<br />

Sperrmüll entsorgte Gegenstände vom ASR nicht<br />

recycelt oder weitergereicht werden. Das Abfallrecht<br />

erlaubt dies nicht. Deshalb also: Aussortiertes nicht einfach auf<br />

den Wertstoffhof bringen oder zur Spermüllabholung vor die Tür legen,<br />

sondern auch den Tausch- und Verschenkemarkt des ASR in<br />

Betracht ziehen. Angeboten werden hauptsächlich Möbel, aber auch<br />

Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke bis hin zu kleineren<br />

Dingen, wie Bücher, Lampen und so weiter.<br />

WEITERE KOMMERZIELLE DEUTSCHE ONLINE-TAUSCHBÖRSEN:<br />

Tauschticket<br />

Was: Getauscht werden können Artikel aller<br />

Art vom Buch über Duschschläuche bis hin zu<br />

Schnittmustern<br />

Währung: Die eigene Währung nennt sich<br />

„Ticket“<br />

Funktionsweise: Einfach über das Formular<br />

kostenlos anmelden (ab 18 Jahre). Den Artikel<br />

muss man fotografieren, beschreiben und bewerten,<br />

wie viele Tickets er wert ist, um ihn<br />

letztendlich für alle Nutzer einzustellen.<br />

Besonderheiten: Es gibt ein Forum für Nutzer/Mitglieder.<br />

Die Auswahl bei „Tauschticket“<br />

ist umfangreich. Es wird allerdings eine<br />

Gebühr von 49 Cent pro getauschtem Artikel<br />

verlangt, die der Erwerber zahlt. Gehandelt<br />

werden kann aber nur mit sogenannten Tickets,<br />

die man für erfolgreiche Deals erhält.<br />

(Tauschticket gibt es als App für Apple und<br />

Android)<br />

Tauschgnom<br />

Was: Fast alles, jedoch seltener Möbel/Haushaltwaren/große<br />

Elektroartikel, kann hier getauscht<br />

werden.<br />

Währung: Die eigene Währung nennt sich<br />

„Token“.<br />

Funktionsweise: Einfach über das Formular<br />

kostenlos anmelden (ab 18 Jahre). Ablauf wie<br />

bei Tauschticket. Bewertung darf nur zwischen<br />

1-5 Token hoch sein. Der Ablauf wird<br />

auf der Website genau beschrieben.<br />

Besonderheiten: Forum für Nutzer/Mitglieder;<br />

Mitgliedertreffen (wenn möglich), keine<br />

zusätzlichen Kosten. Bücher und Kleidung<br />

sind hier die Renner. Derzeit über 12000 angemeldete<br />

Nutzer<br />

Tauschbillet<br />

Was: Hier geht es vorrangig um Bücher,<br />

DVDs/CDs, Musik und Filme, Hörbücher. Es<br />

gibt aber auch Kleider, Bastelzeug, Spielwaren<br />

und sonst alles Mögliche.<br />

Währung: Es wird mit der eigenen Währung<br />

„Billetts“ getauscht, deren Wert ist etwa 2 Euro,<br />

höher als 10 Billetts darf nicht bewertet werden.<br />

Funktionsweise: ähnlich der anderen<br />

Tauschbörsen. Aber Achtung: Unter der Registrierung<br />

die Hinweise lesen!<br />

Besonderheiten: Es dürfen auch Gesuche<br />

eingestellt werden.<br />

Letzter Tipp:<br />

Tauschen kann man auch auf www.nebenan.de.<br />

Das ist viel mehr als eine Tauschbörse,<br />

hier geht es um Austausch, Unterstützung und<br />

Veranstaltungen in der Nachbarschaft. Die<br />

Plattform gibt es übrigens auch als App.


RÄTSEL-<br />

Text & Fotos:<br />

Rico Hinkel-Schollbach<br />

HAFTE STADT<br />

Mitraten und eines von drei Büchern<br />

über Chemnitz gewinnen.<br />

In unserer letzten Ausgabe stellten wir<br />

Bücher über die Stadt vor, die selbst<br />

Chemnitz-Experten noch überraschen.<br />

Das brachte uns auf eine Idee: Wie gut<br />

kennen sich eigentlich unsere Leserinnen<br />

und Leser in ihrer Stadt aus? Das<br />

wollen wir anhand eines Bilderrätsels einmal<br />

herausfinden. Die acht Motive auf den kommenden<br />

Seiten wurden allesamt in Chemnitz<br />

aufgenommen. Aber wo genau? Das zu enträtseln,<br />

ist mitunter ziemlich knifflig. Es soll<br />

schließlich nicht allzu leicht werden. Wer die<br />

Antworten weiß, erhält mit den gesuchten<br />

Buchstaben ein Lösungswort, bei dem uns<br />

ganz warm ums Herz wird. Alle Auskenner<br />

mit der korrekten Lösung haben die Chance,<br />

eines von drei Büchern zu gewinnen. Wir<br />

verlosen unter allen richtigen Einsendungen<br />

folgende Lektüre:<br />

„Glücksorte in Chemnitz“ von<br />

Sara Winter – eine wunderbar<br />

bunte Palette zwischen Kulturgrößen<br />

und Geheimtipps, von rosigen<br />

Aussichten im Stadtpark bis hin zu<br />

handgemachten Dufterlebnissen.<br />

• „111 Orte in Chemnitz, die man<br />

gesehen haben muss“ von Lea Becker<br />

und Benjamin Schaller. Die<br />

Orte erzählen von Aufstieg, Fall<br />

und Neuanfängen, von idyllischen<br />

Fleckchen, verfallenen Bauten, von Hochund<br />

Subkultur, von großen Sportstars und<br />

einem schiefen Sportplatz.<br />

„Die 19“ aus der <strong>Stadtstreicher</strong>-<br />

Feder – ein Buch voller Anekdoten,<br />

Erinnerungen und Randnotizen<br />

zur Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts:<br />

lustige Begebenheiten<br />

aus dem Leben, spannende Berichte aus dem<br />

Sport, dunkle Kapitel aus der politischen Vergangenheit<br />

und und und…<br />

Also Stift zücken und mitmachen!<br />

Wer die richtige Antwort weiß,<br />

schickt diese per E-Mail einfach an<br />

info@stadtstreicher.de und nimmt<br />

so automatisch an der Verlosung teil.<br />

Viel Spaß und noch mehr Erfolg!<br />

1 2 3 4 5 6 7 8


59 8<br />

1<br />

Wo steht dieses Relikt<br />

aus früheren Zeiten?<br />

Archäologiemuseum<br />

Schönherrfabrik<br />

Industriemuseum<br />

Setzte den zehnten Buchstaben der<br />

richtigen Antwort an die erste Stelle<br />

des Lösungswortes.<br />

2<br />

In welcher Chemnitzer Ecke<br />

entstand dieses Motiv?<br />

Wasserturm (Leipziger Straße)<br />

Weinholdbau (TU Chemnitz)<br />

Carlowitz Congress Center (Innenstadt)<br />

Setze den sechsten Buchstaben der<br />

richtigen Antwort an die zweite<br />

Stelle des Lösungswortes.


3<br />

In welchem Viertel bewacht dieser<br />

fesche Kerl einen Eingangsbereich?<br />

Kaßberg<br />

Sonnenberg<br />

Brühl<br />

Setze den dritten<br />

Buchstaben der<br />

richtigen Lösung an<br />

die dritte Stelle des<br />

Lösungswortes.


Diese Figuren aus<br />

Porphyrtuffstein<br />

schmücken welches<br />

Gebäude?<br />

Rathaus<br />

Petrikirche<br />

Schauspielhaus<br />

Setze den vierten Buchstaben der<br />

richtigen Lösung an die vierte Stelle<br />

des Lösungswortes.<br />

4<br />

Welches historisch wertvolle Gebäude<br />

liefert diesen wunderbaren Farbkontrast?<br />

Opernhaus<br />

Villa Esche<br />

Alte Aktienspinnerei<br />

Setze den dritten Buchstaben der<br />

richtigen Lösung an die fünfte Stelle<br />

des Lösungswortes.<br />

5<br />

61 0


6<br />

Schienen gibt’s in Chemnitz nicht gerade wenig.<br />

Doch wo genau entstand dieses Motiv?<br />

Parkeisenbahn<br />

Hauptbahnhof<br />

Schauplatz Eisenbahn<br />

Setze den sechsten<br />

Buchstaben der<br />

richtigen Lösung an<br />

die sechste Stelle des<br />

Lösungswortes.<br />

Der Bildausschnitt<br />

zeigt einen in die Jahre<br />

gekommenen Kran.<br />

Aber wo steht er?<br />

Fahrzeugmuseum<br />

Messe Chemnitz<br />

Industriemuseum<br />

Setze den zweiten Buchstaben der<br />

richtigen Lösung an die siebente<br />

Stelle des Lösungswortes.<br />

7


63 2<br />

8<br />

An welchem Gebäude ist<br />

dieses ungewöhnliche<br />

Kunstwerk zu bewundern?<br />

Alternatives Jugendzentrum AJZ<br />

Wohnprojekt Kompott<br />

Soziokulturelles Zentrum Kraftwerk<br />

Zu guter Letzt: Nimm den dritten Buchstaben im zweiten<br />

Wort und setze ihn ans Ende des Lösungswortes.


DIE<br />

Text: Steffi Hofmann<br />

Fotos: Kristin Schmidt<br />

GEDANKEN-<br />

MASCHINE<br />

REINIGEN<br />

Was wir tun können, bevor<br />

Denkmuster uns krank machen<br />

Schulen und Kitas: geschlossen.<br />

Die Lieblingskneipe: zu. Theater,<br />

Kino, Fußballspiel? Keine Chance.<br />

Corona hat vor zwei Jahren alles<br />

auf den Kopf gestellt. Die Sicherheit<br />

und Selbstverständlichkeit,<br />

mit der die meisten von uns ihren Alltag bisher<br />

bestritten haben, gibt es nicht mehr. Dafür<br />

gibt es ein Virus, das krank macht, das tötet. Es<br />

gibt Existenzängste, Verunsicherung, Panik.<br />

Aber es gibt auch Wut. Die entlädt sich in anhaltenden<br />

Protesten auf der Straße, in Endlos-Diskussionen<br />

in sozialen Netzwerken und<br />

Brandbriefen in Messenger-Diensten. Wie<br />

geht man mit all dem um? Wie schützt man<br />

sich vor Gedanken, die belasten, die krank<br />

machen können? Und: Was kann ich persönlich<br />

tun, um seelisch einigermaßen heil aus<br />

dieser ganzen Sache herauszukommen? Der<br />

<strong>Stadtstreicher</strong> hat sich dazu mit einer Fachfrau<br />

getroffen – Sylvia Irmen. Sie ist Mentaltrainerin<br />

und sagt: Auch in dieser schweren<br />

Zeit, in der oft alles unmöglich scheint, ist<br />

alles möglich!


Man muss diesen Gedanken<br />

trainieren, immer und immer<br />

wieder“, so Sylvia Irmen.<br />

Wichtig sei es, nach wie vor<br />

„<br />

Ziele vor Augen zu haben,<br />

ganz gleich, wie ausweglos eine Situation erscheint.<br />

„Sonst plätschert das Leben an einem<br />

vorbei“, sagt die Mentaltrainerin.<br />

Nach dem Abitur in Chemnitz begann die heute<br />

38-Jährige in Dresden ein Magisterstudium<br />

in Psychologie, Musik und Pädagogik. Parallel<br />

dazu studierte sie in Leipzig klassischen Gesang.<br />

In diesem Studium lernte sie viel über<br />

sich selbst, wie sie sagt: Wie wirke ich? Wie<br />

setze ich mich durch? Wie gehe ich mit Kritik<br />

um? Wie trete ich auf? „Wir sind da viel von<br />

unseren Eltern und Großeltern geprägt. Die<br />

haben sich oft mit Dingen abgefunden, sogar<br />

nicht selten das Schlimmste angenommen“,<br />

erzählt Sylvia Irmen. Diese Denkmuster seien<br />

heute noch in vielen zu spüren, wenn es um die<br />

aktuelle Krise geht. Doch solche Denkmuster<br />

können krank machen – nicht nur<br />

seelisch, sondern auch körperlich,<br />

65<br />

in dem sie zum Beispiel zu Verspannungen<br />

führen, Druck auf<br />

die Brust legen oder letztlich<br />

4<br />

Angst in den Kopf bringen.<br />

Sylvia Irmen rät dann zu einer<br />

Gedankenhygiene. Bildlich gesprochen<br />

bringt sie den Vergleich der<br />

vollen Waschmaschine: „Ist die Waschmaschine<br />

gefüllt mit schmutzigen Sachen,<br />

muss sie angestellt werden, um die Kleidung<br />

zu reinigen. So geht es auch mit den Gedanken<br />

– sind sie zu sehr belastet, sollte man sie<br />

wieder befreien. Für die 'Reinigung' unserer<br />

Gedanken brauchen wir aber keine Gehirnwäsche,<br />

es reicht Achtsamkeitstraining: Was<br />

denke ich? Tut mir das gut, fühle ich mich gut<br />

dabei? Wenn die Antwort nein ist, sollte ich<br />

mir eine positive Alternative für den Gedanken<br />

überlegen“, so die Expertin. Das Gedanken<br />

beobachten, sei nichts Selbstverständliches.<br />

Er erfordere Aufmerksamkeit, immer wieder,<br />

sagt Sylvia Irmen. Als Beispiel nennt sie eine<br />

Art Achtsamkeitsgong, den sie bei einer Bekannten<br />

beobachtet hat. Mehrmals am Tag ertönt<br />

der auf dem Handy und erinnert sie daran,<br />

sich um ihre Gedankenhygiene zu kümmern.


Dieser Prozess ist ein langer, so Irmen. Der<br />

Mensch sei von Natur aus darauf angelegt,<br />

immer wieder die gleichen Gedankengänge zu<br />

wählen, weil es schlichtweg am bequemsten<br />

und einfachsten ist. „Da gibt es dieses schöne<br />

Bild von der Autobahn und dem Trampelpfad.<br />

Es ist viel leichter, immer die Autobahn<br />

zu nehmen, weil sie schon fertig ist und man<br />

auf ihr schnell voran kommt. Aber die Autobahn<br />

ist eben nicht für jeden die richtige Straße.<br />

Manchmal muss man erst einen eigenen<br />

Trampelpfad errichten, um an sein persönliches<br />

Ziel zu kommen und wirklich glücklich<br />

zu sein. Doch bis aus einem Trampelpfad eine<br />

Straße wird, dauert es nun mal eine Weile.<br />

Aber es lohnt sich“, erklärt die Mentaltrainerin.<br />

Und was kann man tun, um kurzfristig seine<br />

Gedanken in dieser Krisenzeit von Ballast zu<br />

befreien? Zum Beispiel einfach die Augenbrauen<br />

hochziehen. „Wenn man das tut, kann<br />

man gar nicht ärgerlich sein“, sagt Sylvia Irmen.<br />

Auch singen helfe zur Entspannung und<br />

besseren Laune. Und wenn man einen Stift zur<br />

Hand hat, sollte man ihn sich einfach ab und zu<br />

zwischen die Lippen klemmen: 30 Sekunden<br />

genügten bereits, um durch die Anspannung<br />

der Muskulatur, die in dem Fall einem Lächeln<br />

ähnelt, ein Glücksgefühl zu erlangen. „Solche<br />

kurzen Momente des Abschaltens sind wie<br />

Fenster aufmachen: sie beleben den Kopf und<br />

vertreiben Gedanken, die da nicht sein sollten“,<br />

so die Mentaltrainerin.<br />

Die Pandemie hat auch zu einer Spaltung der<br />

Gesellschaft, nicht selten zu einer im Freundesoder<br />

Familienkreis geführt. Doch genau hier will<br />

man Gedanken teilen. Also was tun, wenn das<br />

Gegenüber Gedanken äußert, die meilenweit<br />

vom eigenen Standpunkt entfernt scheinen? Das<br />

A und O sei eine Wertschätzung des anderen –<br />

ganz gleich, welche Meinung er vertritt. „Das<br />

haben viele verlernt“, hat Sylvia Irmen beobachtet.<br />

Das Recht auf eine eigene Ansicht der Dinge<br />

berührt allerdings nicht das Recht, hinterfragen<br />

zu dürfen: Ist der oder die jetzt wirklich<br />

noch mein Freund? „Manchmal gehen wir mit<br />

Freunden oder auch Familienmitgliedern nur<br />

eine gewisse Wegstrecke zusammen im Leben.<br />

Da bleibt es nicht aus, sich auch einmal verabschieden<br />

zu müssen“, sagt sie. Doch genau so,<br />

wie manche Menschen vielleicht aus dem Leben<br />

gehen, können auch neue hineintreten. Die Pandemie<br />

hat damit auch das Potenzial, Personen<br />

zusammenzuführen, die vorher vielleicht gar<br />

nichts miteinander zu tun hatten.<br />

Sylvia Irmen ist verheiratet, hat drei<br />

Kinder und lebt in Chemnitz. Sie hat<br />

ein kleines Studio in der Schönherrfabrik<br />

und arbeitet neben ihrer Mentaltrainertätigkeit<br />

auch als Sängerin<br />

und Gesangspädagogin. Ihr Ziel ist es,<br />

Menschen dabei zu helfen, ihr volles<br />

Potenzial auszuschöpfen.


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KOLUMNE<br />

von Sarah Hofmann<br />

WEM GEHÖRT<br />

DIE KULTUR-<br />

HAUPTSTADT?<br />

Tiefe Gräben ziehen sich durch Chemnitz: zwischen denen, die den Laden seit Jahrzehnten<br />

am Laufen halten, denen, die Änderungen nach vorne oder zurück wollen,<br />

Impfunwilligen, Opernfans, Menschen der Subkultur, Soziokulturellen, Faschismusaffinen,<br />

Jungen, Alten und Flacherdlern. Sie alle leben hier. Sind sie alle Ecoc?<br />

Uns. Unser Chemnitz wird unsere<br />

Kulturhauptstadt Europas<br />

im Jahr 2025. Wir schaffen<br />

das. Doch wer ist wir?<br />

Schon am Begriff der Kultur<br />

scheiden sich viele Geister.<br />

Die einen sehen die Hochkultur<br />

als das einzig Wahre, andere rechnen Punk<br />

und Subkultur rein, viele weiten den Begriff<br />

der Kultur aus auf Sport, Politik, Wirtschaft<br />

und Esskultur. Bringen wir die Bratwurst vor<br />

dem Fußballspiel und abstrakte Tanzperformances<br />

zusammen?<br />

Zum Mitmachen gehört in einer Demokratie<br />

auch das Mit-Entscheiden. Das Teilen der Deutungshoheit.<br />

Gepaart mit dem steten Kampf,<br />

dass Einzelne das Ganze für sich vereinnahmen.<br />

Gerade in diesem Jahr, in dem die ersten Kulturhauptstadtprojekte<br />

an die Öffentlichkeit<br />

treten, beginnen und einladen, wird die Frage<br />

nach der Teilhabe aus der Blase der Kulturschaffenden,<br />

in der sie bislang verhandelt wurde,<br />

in die Zivilgesellschaft getragen werden.<br />

Dann kommen Begehrlichkeit der Deutungshoheit<br />

auf. Gehört die Kulturhauptstadt denen,<br />

die dafür zahlen? Der Mehrheit? Denen, die sie<br />

ins Rollen gebracht und sich den roten Faden<br />

ausgedacht haben? Oder denen, die sie letztendlich<br />

tragen?<br />

Das Ideal: Alle sollen sagen können: „Ecoc, das<br />

sind auch wir.“<br />

Aber wollen wir, dass wirklich ALLE Teil sind?<br />

Schon sind wir wieder bei der Frage: Wem gehört<br />

die Kulturhauptstadt?<br />

Einer, wenn mensch den hiesigen Wahlergebnissen<br />

Glauben schenken möchte, progressiven<br />

Minderheit? Oder muss sich das Kulturevent<br />

von internationaler Relevanz nach rechtskonservativen<br />

Prämissen richten, was genau das<br />

heißen mag. Schließlich machen deutschtümelnde<br />

und vergangenheitsversessene Personen<br />

selten durch Programme von sich reden,<br />

als vielmehr durch Ablehnung der Pläne und<br />

Ideen anderer.<br />

„C the Unseen" ist das Motto der Kulturhauptstadt.<br />

Doch was ist das Ungesehene dieser<br />

Stadt? Wer genau sind die Menschen, die immer<br />

wieder als „Stille Mitte“, als schweigende<br />

Mehrheit, als noch unentdeckte Macher*innen<br />

bezeichnet werden?<br />

Können sie überhaupt von denen sichtbar ge-


macht werden, die schon sichtbar sind?<br />

Schließlich würde dies bedeuten, dass<br />

die derzeitigen Akteur*innen, vor allem<br />

mittelalte und ältere Männer in<br />

führenden Positionen, weiße Akademiker*innen,<br />

diejenigen, die das<br />

Ruder schon seit Jahrzehnten in<br />

den Händen halten, von ihren Privilegien,<br />

dem Anspruch gesehen<br />

zu werden, ein Stück weit abrücken<br />

müssen. Denn Aufmerksamkeit<br />

ist kein unendlich<br />

dehnbares Gut. Um Gerechtigkeit<br />

auf der Bühne, in den<br />

Programmräten, Vereinsvorständen<br />

und Intendanzen zu<br />

schaffen, müssen einige zum Gewinn<br />

anderer verzichten.<br />

Wollen wir das? Wer sind wir?<br />

Eine Hinwendung zu denen, die<br />

bislang für die Kulturbranche<br />

nicht zu aktivieren waren, könnte<br />

auch den Diskurs, die Inhalte verändern.<br />

Denn vermutlich interessieren sich<br />

die alleinerziehende Verkäuferin vom Sonnenberg<br />

nach ihrer Frühschicht, der Rentner<br />

im Yorckgebiet, der Ausbildungsabbrecher in<br />

Morgenleite, die impfkritische Homöopathin<br />

vom Kaßberg oder die stockend deutschlernende<br />

Großfamilie mit Migrationsgeschichte<br />

aus dem Zentrum für andere Kulturangebote<br />

als die Bestehenden. Wenn sie alle<br />

Kulturhauptstadt sein und sich mit ihrem<br />

Denken, ihrem Wesen einbringen wollen,<br />

dann würden wir wahrlich das Ungesehene<br />

sehen.<br />

Wollen wir das? Wenn die Tür zur basisdemokratischen<br />

Mitbestimmung geöffnet wird,<br />

würden dann nicht auch die antidemokratischen<br />

Kräfte der Stadt eintreten?<br />

Nicht erst die Enttarnung des NSU und<br />

dessen Unterstützende und die rechtsextremen<br />

Aufmärsche 2018 haben gezeigt:<br />

Chemnitz hat ein Naziproblem und<br />

zwar kein kleines. So ziemlich jede Wahl<br />

der vergangenen Jahre, sei es nun kommunal<br />

oder die des Bundestages, unterstrichen<br />

das. Zu ihnen gesellen sich seitdem<br />

Personen, die das Tragen von Mundnasenschutz<br />

und einen Nadelstich zum Wohle aller<br />

69 8<br />

Foto : shutterstock


Foto : shutterstock<br />

als Zumutung empfinden und<br />

auf den Straßen lautstark<br />

„Widerstand“ krähen.<br />

Auch diese Menschen<br />

wollen auf die Bühne<br />

und sind bereit, Allianzen<br />

mit den Rechten<br />

einzugehen. Sie<br />

werden mehr. Viele<br />

Sensible spüren<br />

das, halten<br />

es<br />

nicht ab. Vor allem die Frauen wandern seit<br />

Jahren ab, die Gebildeten, die Besonderen, die<br />

Träumenden – die eigentlichen Säulen, die<br />

Vordenker*innen des kulturellen Lebens.<br />

Übrig bleibt gefühlt,<br />

„der kleine Mann“.<br />

Zu dessen Anwälten<br />

schwingen sich die<br />

Rechtskonservativen<br />

auf. Das diese<br />

gefühlte Wahrheit<br />

keinesfalls den Fakten<br />

entspricht, zeigt<br />

ein Blick auf die<br />

Chemnitzer Vereinslandschaft,<br />

mit<br />

ihrer mehr als tausendteiligen Vielfalt.<br />

Viele kleine Vereine leisten seit Jahrzehnten<br />

kulturelle Basisarbeit, sorgen dafür, dass<br />

das Leben der „Stillen Mitte“ eben nicht nur<br />

aus Alltag und Arbeit besteht, sondern einen<br />

Überbau, die Möglichkeit des Ausprobierens,<br />

des kulturellen Erlebens und Mitwirkens<br />

bekommt.<br />

Ihre Arbeit wird dankbar hingenommen.<br />

Im BidBook, welches die<br />

Marschrichtung hin zum Jahr 2025<br />

vorgibt, kommen sie jedoch mit ihren<br />

Projekten kaum vor. Wie auch, sie waren,<br />

als die langfristigen Planungen liefen,<br />

meist im Ehrenamt und wenn nicht, oft<br />

unterbesetzt, mit ihren Aufgaben befasst.<br />

Hatten kaum Raum für Zukunftsmusik und<br />

keinen Kontakt zu denen, die die Notenblätter<br />

verteilten.<br />

Und nun? Klappe zu, Affe tot, Kind liegt<br />

im Brunnen? Mitnichten. Die Vorbereitungen<br />

laufen, die Firma zur<br />

Kulturhauptstadt wird in diesem Jahr<br />

Fahrt aufnehmen, auch bislang still<br />

gebliebene Akteur*innen suchen<br />

derzeit nach Möglichkeiten, ihre<br />

eigenen Ideen und Projekte einzubringen,<br />

mitzuwirken. Nun<br />

heißt es, reden, viel reden, mit<br />

allen reden. Diejenigen, die sich nicht<br />

gesehen fühlen, sollen sich mit anderen<br />

zusammentun, Eigenes auf die<br />

Beine stellen und Kontakt mit denen,<br />

die das Projekt voranbringen aufnehmen,<br />

um sich anzuschließen. Das Jahr 2023<br />

wird das Jahr der Weichenstellung sein, der<br />

Findung, der Basisbildung.<br />

Es bilden sich Vernetzungen in der Kultur, die<br />

UND NUN? KLAPPE ZU, AFFE TOT,<br />

KIND LIEGT IM BRUNNEN? MITNICHTEN.<br />

AUCH BISLANG STILL GEBLIEBENE<br />

AKTEUR*INNEN SUCHEN DERZEIT NACH<br />

MÖGLICHKEITEN, IHRE EIGENEN IDEEN UND<br />

PROJEKTE EINZUBRINGEN, MITZUWIRKEN.<br />

möglichst vielen eine Stimme geben sollen.<br />

Derzeit sind es die drei Vereine Hand in Hand,<br />

Netzwerk für Kultur und Jugendarbeit und das<br />

Kreative Chemnitz, weitere könnten und sollten<br />

folgen.<br />

Es ist nicht zu spät, alle mitzunehmen. Aber<br />

viel Arbeit, Kommunikation, guter Willen und<br />

die Bereitschaft, die Bühne, das Podium mit<br />

vielen diversen Geistern und Körpern zu teilen.<br />

Das wird nicht leicht, aber wer weiß, vielleicht<br />

schafft Chemnitz ja damit etwas ganz Neues –<br />

eine Kulturhauptstadt, die auch wirklich von<br />

der Stadt getragen wird, eine Kulturhauptstadt<br />

der Gemeinsamkeiten, der Vielfalt – von der<br />

sich eine ebensolche Vielfalt von Geistern und<br />

Körpern aus ganz Europa im Jahr 2025 dann<br />

auch wirklich eingeladen fühlt.<br />

Um Kreativität zu fördern und Gäste zu begrüßen,<br />

muss Chemnitz zum Schutzraum werden<br />

für Menschen, die mit ihrer Kunst Möglichkeiten<br />

ausloten, Neues probieren und Menschen,<br />

die sich darauf einlassen wollen. Diese Schutzräume<br />

müssen umgeben sein von klaren und<br />

unüberwindbaren roten Linien, – etwa, dass<br />

die Gleichwertigkeit aller Geister und Körper<br />

unantastbar sein sollte. Ein Raum der allen<br />

Teilhabe ermöglicht: den armen, den nichtdeutschen,<br />

den queeren, den behinderten, den<br />

nicht der eigenen Norm entsprechenden Menschen.<br />

Der Grundkonsens, dass Chemnitz bunt<br />

ist und nicht grau oder braun.<br />

C the Unseen: in diesem Raum können wir das<br />

Ungesehene auf die Bühne bringen. Gemeinsam.<br />

Wir müssen es nur wollen.


Foto : shutterstock<br />

Texte: Sarah Hofmann, Steffi Hofmann, Fotos: Georg Ulrich Dostmann<br />

Wie steht es um<br />

die Chemnitzer Kulturschaffenden?<br />

Foto: shutterstock<br />

Die Studie zweier Wissenschaftlerinnen<br />

liefert eine Wasserstandsmeldung,<br />

ein Stimmungsbild. Dafür<br />

werteten sie 60 Stunden Interviewmaterial<br />

aus. Das Ergebnis: die Baustellen<br />

sind zahlreich, doch unter den<br />

Akteur*innen herrscht jedoch auch<br />

verhaltener Optimismus.


ULTUR &<br />

RONA<br />

0hne uns wird’s still“ ließen Kulturschaffende<br />

aus Sachsen inmitten der Pandemie<br />

über eine Kampagne verlauten.<br />

„ Ihre Gesichter prangten von Plakaten,<br />

an Schaufenstern. Das Ziel: Lebenszeichen trotz<br />

Lockdown, verbunden mit der Bitte, nicht vergessen<br />

zu werden. Der Leidensdruck war groß:<br />

mit der plötzlichen verordneten Schließung von<br />

Theatern, Clubs und Kinos kehrte Stille ein, pandemiebedingt<br />

zogen sich die Menschen ins Private<br />

zurück, veranstalteten Heimkinoabende mit Netflix,<br />

buken Brot und blieben unter sich.<br />

Und wie erging es in dieser Zeit den Kulturschaffenden,<br />

deren Arbeit und Streben die Erzeugung<br />

von Kunst und Miteinander ist? Wie verorten sie<br />

sich in der Stadt, was sind ihre Bedürfnisse, fühlen<br />

sie sich gesehen und können sie von ihrer Arbeit<br />

leben? Antworten auf diese Fragen suchten die<br />

beiden Wissenschaftlerinnen Diana Heinbucher<br />

und Anja Herrmann-Fankhänel in ihrem Projekt<br />

„Wertstoff Kultur. Kulturschaffende in Chemnitz<br />

und ein Jahr Corona-Pandemie-Bedingungen“.<br />

Beide sind neben ihrer Arbeit an der TU Chemnitz<br />

selbst in der städtischen Kulturszene fest verankert.<br />

„Wir hatten den Eindruck, den Aktiven<br />

wurde nicht zugehört. Wir wollten herausfinden,<br />

wie es der Kulturbranche wirklich geht und wie<br />

geholfen werden kann“, sagt Diana Heinbucher,<br />

die selbst in den Vorständen der Vereine Netzwerk<br />

für Kulturarbeit und Radio T tätig ist. Auf<br />

diese Weise kam sie mit vielen Kulturschaffenden<br />

schon vor ihrer Studie ins Gespräch und bekam,<br />

wie sie sagt, viel Frust vonseiten der Aktiven gespiegelt,<br />

etwa weil Fördermittelmodelle nicht<br />

passten oder eine gemeinsame Stimme, die für die<br />

Interessen der Kulturschaffenden eintritt, fehlte.<br />

„Die Kulturszene in Chemnitz ist unglaublich heterogen<br />

– andere Bereiche haben Vertretungen,<br />

die für sie sprechen. Aufgrund der Heterogenität<br />

gibt es hier aber nicht die eine Stimme, die für alle<br />

sprechen kann“, erklärt Diana Heinbucher. Mit<br />

ihrer Kollegin wählte sie für ihre Studie daher den<br />

Ansatz, so viele Kulturschaffende wie möglich anzusprechen,<br />

um ein breites Stimmungsbild zu bekommen.<br />

Sie wählten den Ansatz, Interviews zu<br />

führen und diese auszuwerten. „Wenn man Dinge<br />

verstehen will, muss man mit Menschen ins Gespräch<br />

kommen. Dann hilft es auch nicht, nur Zahlen<br />

abzufragen, sondern man muss tief und qualitativ<br />

ins Feld gehen“, so die Wissenschaftlerin.<br />

Die Wissenschaftlerinnen, beide tätig am Lehr-<br />

73 2


stuhl für Innovationsforschung und Technik mit<br />

Fokus Kreativität, starteten im Januar 2021 einen<br />

breiten Aufruf, eine Einladung zum Gespräch.<br />

Etwa 120 Kulturakteur*innen wurden direkt<br />

angesprochen und angeschrieben, 30 nahmen<br />

teil. Der Großteil von ihnen ist in der Privatwirtschaft<br />

tätig, manche in zivilgesellschaftlichen<br />

Institutionen und wenige im öffentlichen Sektor.<br />

64 Prozent der Teilnehmenden sind Selbstständig,<br />

21 Prozent Angestellte und 15 Prozent sind<br />

im Ehrenamt tätig. Die Studienteilnehmer*innen<br />

kommen, wie Diana Heinbucher sagt, aus verschiedenen<br />

Kultursparten, etwa aus dem Theater,<br />

sind als Künstler*innen aber auch im technischen<br />

oder organisierenden Bereich tätig.<br />

Mit ihnen führten Heinbucher und Herrmann-<br />

Fankhänel jeweils etwa zweistündige standardisierte<br />

Interviews. Es entstanden 3.600 Stunden<br />

umfassende Audioaufnahmen.<br />

Das Projekt fand, wie Diana Heinbucher erklärt,<br />

zu etwa 90 Prozent in der Freizeit der beiden<br />

Wissenschaftlerinnen statt, für die Transkription<br />

der gewaltigen Datenmengen bekamen sie aber<br />

Hilfe vonseiten der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs-<br />

und Entwicklungsgesellschaft mbH<br />

(CWE). „Die fertigen Transkripte haben wir dann<br />

kodiert und ausgewertet“, sagt Diana Heinbucher.<br />

Entstanden sind daraus Grafiken und Statistiken,<br />

die etwa Aussagen über den Hintergrund der Teilnehmenden<br />

und ihren Einschätzungen zur finanziellen<br />

Situation, dem Wohlbefinden und anderen<br />

Aspekten treffen.<br />

„Wir haben die Ergebnisse unter anderem mit<br />

der Kulturstrategie der Stadt Chemnitz bis zum<br />

Jahr 2030 abgeglichen. Auch, um das Potenzial<br />

der Kreativszene aufzuzeigen. Unser Ergebnis:<br />

Es ist eine sehr resiliente Szene“, sagt Diana<br />

Heinbucher. Das gebe Grund zur Hoffnung,<br />

doch die Baustellen seien groß, das habe die<br />

Studie verdeutlicht.<br />

Ein großes Problem sei Fachkräftemangel. In den<br />

90er-Jahren habe sich die Freie Kulturszene der<br />

Stadt professionalisiert, viele der damaligen Akteur*innen<br />

sind noch heute aktiv – absehbar ist<br />

aber, dass sie nach 45 Berufsjahren in Rente gehen.<br />

„Wenn man schaut, wie viele damals in die<br />

Kultur eingetreten sind im Verhältnis zu denen,<br />

die nachkamen, sieht man, dass es da eine große<br />

Lücke gibt“, so Heinbucher. Die Coronapandemie<br />

haben den Expertiseverlust verstärkt, da viele<br />

Kulturschaffende Jobs in anderen Branchen ge-<br />

funden haben und es sei nicht bei allen absehbar,<br />

dass sie zurückkehren. Als Gründe lassen sich<br />

unter anderem festere Arbeitszeiten und sichere<br />

Bedingungen in anderen Branchen nennen.<br />

„Dadurch, dass in den Jahren der Pandemie<br />

keine neuen dazu kamen und einige Expert*innen<br />

abwanderten, wird es schwer, in den kommenden<br />

Jahren die Lücke zu füllen“, sagt Diana<br />

Heinbucher. Die Coronapandemie habe noch<br />

einige weitere schon vorher bestehende Probleme<br />

der Chemnitzer Kulturbranche verstärkt,<br />

quasi als Katalysator.<br />

Ein Punkt, der immer wieder zur Sprache kam,<br />

war Wertschätzung, die den Kulturschaffenden<br />

und ihren Leistungen entgegengebracht wird,<br />

oder eben nicht. „Der Mangel an kulturellen Ereignissen<br />

fällt nicht sofort auf. Es wird zum Beispiel<br />

niemand sagen: ich gehe ins Theater, damit<br />

mir nicht die Haare ausfallen“, sagt Diana Heinbucher.<br />

Die fehlende Kultur zeige sich schleichend.<br />

Viele Kulturschaffenden haben sich, wie<br />

„Wir hatten den Eindruck,<br />

den Aktiven<br />

wurde nicht zugehört.<br />

Wir wollten herausfinden,<br />

wie es der Kulturbranche<br />

wirklich<br />

geht und wie geholfen<br />

werden kann“.<br />

Diana Heinbucher ist in den Vorständen<br />

der Vereine Netzwerk für Kulturarbeit<br />

und Radio T tätig.<br />

die Studie zeigt, im Lockdown nicht wertgeschätzt<br />

und wahrgenommen gefühlt. Dazu sei auch eine<br />

prekäre finanzielle Situation gekommen. „In den<br />

Interviews ist mehrfach die Frage gefallen: Wenn<br />

Geld zur Rettung von Fluglinien locker gemacht<br />

werden kann, warum dann nicht für uns?“, so<br />

Heinbucher. Es habe zwar einige Förderprogramme<br />

gegeben, diese hätten aber oft nicht zu den<br />

vielfältigen Hintergründen der Kulturschaffenden<br />

und Vereine gepasst.<br />

Während dahingehend eher Enttäuschung<br />

herrschte, so fühlten sich viele Studienteilnehmer<br />

zumindest auf kommunaler Ebene unterstützt.<br />

„Die Stadt Chemnitz hat extrem viel für ihre<br />

Kulturschaffenden gemacht“, so wurde es Diana<br />

Heinbucher und ihrer Kollegin immer wieder gespiegelt,<br />

etwa durch Initiativen, die Kunst im öffentlichen<br />

Raum förderten, oder Beratungen. Ein<br />

weiterer positiver Aspekt der Pandemie-Ausnahmesituation:<br />

Kulturschaffende vernetzten sich, in<br />

der Stadt, aber auch überregional und international.<br />

In Chemnitz wurde etwa der Verein Hand in<br />

Hand aktiv, als Interessenvertretung von Kulturschaffenden.<br />

„Es wurde ganz konkret der Wunsch<br />

geäußert, dass diese Netzwerke auch nach der<br />

Pandemie bestehen und der Austausch bleibt –<br />

obwohl man ja eigentlich oft Konkurrenz ist“, sagt<br />

Diana Heinbucher. Dahingehend habe es ein großes<br />

Umdenken vieler, weg vom Dasein als einzelkämpfende<br />

Künstler*innen und Vereine gegeben.<br />

Im Oktober des vorigen Jahres wurden die Ergebnisse<br />

der Studie, die online einsehbar sind, dem<br />

Kulturbeirat der Stadt Chemnitz präsentiert. „Wir<br />

haben einen Ist-Zustand gezeichnet. Der Ansatz<br />

ist nun, mit den verschiedenen Akteur*innen ins<br />

Gespräch zu kommen und gemeinsam Lösungen<br />

zu finden. Das liegt uns am Herzen, denn wir haben<br />

in die Tiefe Einblicke bekommen und wollen<br />

unsere Expertise weiter einbringen“, sagt Diana<br />

Heinbucher. Gerne möchte sie gemeinsam mit<br />

Anja Herrmann-Fankhänel diesen Prozess wissenschaftlich<br />

begleiten.<br />

Hier können die<br />

Studienergebnisse<br />

eingesehen werden:


NACH-<br />

GEFRAGT BEI<br />

BRANCHENVER-<br />

TRETERN:<br />

Zwischen Bespaßung und<br />

essentieller Notwendigkeit<br />

75 4<br />

Kai Winkler<br />

vom Kulturbündnis<br />

„Hand in Hand“<br />

Kai Winkler war einer der Initiatoren,<br />

die 2018 das Kulturbündnis „Hand in<br />

Hand“ ins Leben gerufen haben. Dem<br />

Verein gehören derzeit 31 Institutionen an, sowohl<br />

kommerzielle als auch staatlich geförderte<br />

sowie ehrenamtliche – die Liste reicht von A wie<br />

Aaltra, AJZ und Atomino bis Z wie Zukunft. Aber<br />

auch Festivals wie das Fuego a la Isla oder der<br />

Radiosender T sind Mitglied im Kulturbündnis.<br />

„Hand in Hand“ will die Bedürfnisse der vertretenen<br />

Clubs und Kulturveranstalter bündeln<br />

und sie an die entsprechenden lokalen und überregionalen<br />

Interessenvertretungen herantragen.<br />

Kai Winkler, der unter anderem Vorstand des<br />

AJZ ist und im Kulturbeirat der Stadt Chem-<br />

nitz sitzt, hat an der Kultur-Studie der TU von<br />

Beginn an mitgewirkt. Die Auswirkungen der<br />

Pandemie für die Institutionen, die er im Kulturbündnis<br />

„Hand in Hand“ vertritt, bezeichnet<br />

er sowohl mental als auch wirtschaftlich als eine<br />

Katastrophe. Er kritisiert vor allem, dass es sowohl<br />

in der Landes- als auch in der Bundespolitik<br />

kein Bewusstsein für die Kultur gibt. „Kultur<br />

ist nicht nur für Spaß und Bespaßung da, sie ist<br />

essenziell“, so Winkler. Wenn sich die Pandemie<br />

ein weiteres Jahr hinziehen sollte, wäre das das<br />

Aus. Grundsätzlich sei Winkler aber ein positiv<br />

denkender Typ, wie er sagt. „Wir bleiben optimistisch<br />

und wollen die Politik weiter antreiben“,<br />

so der 42-Jährige. Wenn alles wieder los-<br />

geht, werde es ein großes Nachholebedürfnis im<br />

Bereich der Kultur geben.<br />

Doch mit diesem Bedürfnis, das einerseits erfüllt<br />

werden will, gibt es andererseits neue Probleme.<br />

„Ein Weggang von Kapazitäten trifft dann<br />

auf fehlenden Nachwuchs“, fasst es Kai Winkler<br />

zusammen. Durch die monatelange Dürre im<br />

Kulturbereich hätten sich viele Arbeitskräfte<br />

aus den Bereichen Veranstaltungsmanagement,<br />

Technik oder Security neue, krisensichere Jobs<br />

gesucht. Hinzu komme, dass der Nachwuchs<br />

wegbricht. „Die jungen Leute wissen ja teilweise<br />

gar nicht mehr, wie ein Club von innen aussieht.<br />

Uns fehlt da eine ganze Generation“, erzählt Kai<br />

Winkler.


Tobias Möller &<br />

Marcus Heinke<br />

vom Netzwerk für Kulturund<br />

Jugendarbeit<br />

Das Netzwerk fungiert als Dachverband für derzeit 75 Vereine, wie<br />

beispielsweise Weltecho, Spinnerei oder DenkArt. Tobias Möller<br />

koordiniert die Dachverbandsarbeit im Bereich (Sozio)Kultur und<br />

berät Kulturvereine und -initiativen. Außerdem ist er als Kulturbeirat der<br />

Stadt Chemnitz tätig und Vorstand im Landesverband Soziokultur Sachsen.<br />

Marcus Heinkes Arbeitsschwerpunkt ist die Fördermittelberatung für<br />

Kulturvereine in Chemnitz sowie die überregionale Vernetzung und Europaarbeit.<br />

Beide sind sich einig: Die Pandemie hat prekäre Auswirkungen<br />

auf die Kultur und ein Anknüpfen an Vor-Pandemiezeiten ist keinesfalls<br />

möglich. Die Studie mache diesbezüglich auf viele Brennpunkte aufmerksam.<br />

So habe die Pandemie unter anderem bestimmte Probleme verstärkt,<br />

die es bereits vorher gab. Stichpunkt: Ehrenamtliche. „Viele der Vereine<br />

haben ja schon seit Jahren Schwierigkeiten, Ehrenamtliche zu bekommen<br />

und zu halten. Jetzt ist es noch schlimmer“, sagt Tobias Möller. Eine wichtige<br />

Motivation für eine ehrenamtliche Tätigkeit sei schließlich die soziale<br />

Komponente. „Die deckt man über Video-Konferenzen oder ähnliches<br />

aber nicht ab“, so Möller. Zudem sieht Marcus Heinke einen enormen<br />

Fachkräftemangel im Kulturbereich voraus. „Ein großes Problem dabei:<br />

wenn Leute aus der Kultur gehen, dann geht<br />

mit ihnen auch wichtige Erfahrung. Das lässt<br />

sich nicht kompensieren.“ Tobias Möller ist<br />

insgesamt erschüttert darüber, wie mit der<br />

Kultur in der Pandemie bislang umgegangen,<br />

kurz, dass sie als verzichtbar angesehen<br />

wurde. Dabei sei sie essenziell. Als Grund für<br />

die aktuellen gesellschaftlichen Zerwürfnisse<br />

sieht Möller daher zum Beispiel auch die<br />

Schließung der Kultur. „Kommunikationsräume,<br />

die vertraut waren, in denen man sich<br />

mit Menschen treffen konnte, deren Meinung<br />

einem wichtig war, wurden geschlossen. Das<br />

bekommen wir als Gesellschaft jetzt zu spüren“,<br />

so Möller. Einzug gehalten haben stattdessen<br />

Video-Konferenzen, die zwar organisatorisch<br />

manchmal praktisch sind. „Aber es<br />

fehlen einfach die Zwischengespräche unter<br />

vier oder sechs Augen“, sagt Tobias Möller.<br />

„Viele der Vereine<br />

haben ja schon seit<br />

Jahren Schwierigkeiten,<br />

Ehrenamtliche<br />

zu bekommen und<br />

zu halten. Jetzt ist es<br />

noch schlimmer“.


Frank Müller<br />

vom Branchenverband<br />

Kreatives Chemnitz<br />

Der 2013 gegründete Verein vertritt verschiedene Branchen aus der<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft, wie zum Beispiel aus den Bereichen<br />

Architektur, Musik, Design, Presse, Buchmarkt, Darstellende Kunst<br />

oder auch der Software- und Games-Industrie. „Das Verbindende aller Branchen<br />

ist ein schöpferischer Akt als Basis“, sagt Frank Müller, einer von aktuell<br />

sechs Vorständen im Verein. Die Branche sei insgesamt eine eher kleinteilige,<br />

das heißt es gibt viele Solo-Selbstständige. Neben einer wirtschaftlichen<br />

Unsicherheit belasteten die Mitglieder vor allem eine fehlende Planbarkeit und<br />

fehlende Perspektiven. Einige hätten laut Müller nach nur zwei Jahren der Pandemie<br />

ein Gefühl des Nicht-mehr-wichtig- oder Nicht-mehr-gefragt-Seins,<br />

was bei manchen bis hin zur Geschäftsaufgabe führe. „Etliche Leistungen der<br />

Akteure entstehen ja auch im Zusammenspiel mit anderen beziehungsweise<br />

im Zusammenkommen. Das ist bei Kontaktbeschränkungen oft nicht möglich“,<br />

sagt er weiter. Dieser Zustand deprimiere und bringe oft auch wenig Motivation.<br />

Zwar gebe es in der Pandemie auch Gewinner, zum Beispiel im Bereich<br />

Software, Games und Werbemarkt. „Sie profitieren von der Digitalisierung“, so<br />

Frank Müller. Das sei insgesamt aber nur ein kleiner Teil. Die Pandemie habe<br />

bei vielen einen bitteren Erkenntnisgewinn gebracht: sie sehen den geringen<br />

Stellenwert, den die eigene Branche bei der Politik hat. Diesbezüglich habe<br />

der Austausch der Akteure über Problemlagen zugenommen. „Man rückt<br />

näher zusammen“, fasst es Müller zusammen. Persönlich hat er allerdings<br />

Sorge, dass viele bestehende Kulturangebote, die auf Basis ehrenamtlicher<br />

Unterstützung laufen, reduziert oder aufgegeben werden, da die Akteure in<br />

andere Bereiche abgewandert sind und die Finanzierbarkeit wegen fehlender<br />

Planungssicherheit und gekürzter Haushalte nicht mehr gewährleistet<br />

werden kann. Hoffnung macht ihm indes der Kulturhauptstadt-Titel. „Er<br />

bringt Chancen für einen internationalen Austausch, Professionalisierung<br />

und gemeinsame, grenzüberschreitende Projekte“, erklärt Frank Müller.


BEREIT<br />

FÜR DIE<br />

RÜCKKEHR<br />

DER NACHT<br />

PARTY/CLUB<br />

Text: Peggy Schellenberger<br />

Foto : Ernesto Uhlmann


Wer kennt das nicht? In trendige<br />

Klamotten schlüpfen,<br />

Make-up auflegen, mit Parfüm<br />

einnebeln, Haare richten,<br />

letzte Whatsapp-Benachrichtigungen<br />

zum Treff verschicken.<br />

Und dann startet<br />

die Freitag- oder Samstagnacht<br />

in einem der Clubs<br />

und Diskos der Stadt. Satte<br />

Live- oder DJ-Sounds, kühle<br />

Getränke und tanzen bis der<br />

erste Vogel wieder zwitschert.<br />

Doch Corona und die daraus<br />

folgenden Schutzverordnungen<br />

haben uns alle ausgebremst.<br />

Im März soll es nun<br />

endlich wieder losgehen. Wir<br />

wollten im Vorfeld wissen,<br />

wie es den Clubbetreibern<br />

aktuell geht und wie sie die<br />

Schließzeit genutzt haben.<br />

Einige Betreiber<br />

waren jedoch<br />

79<br />

weder telefonisch<br />

noch per Mail zu 8<br />

erreichen. Hoffen<br />

wir, dass alle<br />

Clubs die lange Auszeit überstanden<br />

haben! Stellvertretend<br />

machen an dieser Stelle<br />

das Atomino, der Fuchsbau<br />

und der Brauclub Lust auf<br />

wilde Partynächte.


Foto : Ernesto Uhlmann<br />

ATOMINO:<br />

Hip-Hop, Bingo und<br />

jede Menge Konfetti<br />

Ein alter (künstlicher) Eselskopf liegt einsam und<br />

allein auf dem Kühlschrank hinter dem Tresen<br />

des Atominos im Tietz. Die ehemalige Requisite<br />

aus dem Opernhaus hat vier Umzüge des Clubs<br />

mitgemacht. Die Coronazeit aber ist die längste<br />

aller bisherigen Unterbrechungen.<br />

1999 startete Begründer Jan Kummer das Atomino<br />

in einer einstigen Kellerbar am Schloßteich.<br />

2006 zog die Crew samt Tresen und Eselskopf<br />

in die alte Hauptpost am Johannisplatz ein. 2012<br />

startete man in ein kurzes Kapitel mit dem Umzug<br />

in eine ehemalige Schulturnhalle am Brühl.<br />

Zu viel Lärm, zu viel Party und endloser Stress<br />

mit den Nachbarn sorgte schließlich für den<br />

Schlussstrich. Man wanderte weiter zur ehemaligen<br />

Puppenbühne der Theater im Luxor, aber<br />

auch hier währte das Clubleben nicht lange. Beim<br />

vierten Umzug wurde schließlich alles besser. Im<br />

Kulturkaufhaus Tietz steppt seit 2015 der Bär.<br />

Live-Acts, wilde "Reich für immer"-Hip-Hop-<br />

Nächte, unvergessliche Indie-Partys, Reggaeund<br />

Dancehall-Beats – die Besucher lieben die<br />

kunterbunte Bandbreite des Atominos.<br />

Doch nun herrscht auch hier seit Monaten<br />

Funkstille und die Musikanlage steht nachts auf<br />

stumm. Tagsüber wurde jedoch heftig gehämmert<br />

und euphorisch an der Location gefeilt.<br />

„Wir haben die lange Schließzeit überbrückt und<br />

den Club ausgebaut. In Zukunft können Schaumund<br />

Konfettipartys stattfinden, da wir die dazu<br />

benötigte Technik installiert haben“, sagt Nina<br />

Kummer vom Atomino e.V. Zudem sei der Boden<br />

gefliest, Abflüsse eingebaut und „Kanonen“<br />

auf die Bühne gestellt worden. Die lange Lockdown-Ruhe<br />

hat auch für jede Menge Kreativität<br />

gesorgt. Der Opernhaus-Eselskopf bekommt nun<br />

lebendige Gesellschaft, den zukünftig sollen hier<br />

auch Haustierpartys stattfinden. „Wir haben die<br />

gesamte Location tierfreundlich gestaltet: Heu<br />

auf dem Boden, Suhlstelle in den Toiletten, Futterkrippe<br />

auf der Tanzfläche und Maisenknödel<br />

neben der Diskokugel“, berichtet Mitarbeiterin<br />

Maria Tomasa.<br />

Die Sehnsucht nach lauten, verrückten und kultigen<br />

Atomino-Nächten ist riesig. „Wir schauen<br />

uns oft verwackelte Handy-Partyvideos an und<br />

trinken Gisela im Wohnzimmer“, hoffen Nina und<br />

Maria mit ihrer Atomino-Crew auf den baldigen<br />

Re-Start. Zukünftig, so verraten die beiden Frauen,<br />

gibt es künstliche Intelligenzen, sogenannte<br />

Avatare im Club. So solle Fehlern beim Getränke-<br />

Abkassieren oder Kleidung-an-die-Garderobe-<br />

Hängen vorgebeugt werden. Klingt spannend und<br />

richtig innovativ. Aber auch Altbewährtes steht<br />

in den Startlöchern, so auch die Bingo-Abende<br />

mit Atomino-Gründer Jan Kummer. Unter dem<br />

Motto „Als Freunde lernten wir uns kennen, als<br />

Freunde werden wir uns trennen, als Freunde<br />

auseinander geh´n, als Freunde uns bald wieder<br />

seh´n“, wird es hoffentlich schon bald ein Wiedersehen<br />

mit dem legendären Esel im Chemnitzer<br />

Kult-Club Atomino geben.<br />

FUCHSBAU:<br />

Abrocken und Bravo lesen<br />

in neuem Ambiente<br />

Im legendären Club FX, oder besser gesagt im<br />

Fuchsbau, wird nach langer Schließzeit ebenfalls<br />

mit den Hufen gescharrt. Alles ist aufgehübscht,<br />

Technik erneuert, Gläser auf Hochglanz poliert<br />

und etliche Eimer Farbe verpinselt.<br />

Der Fuchsbau an der Carolastraße ist ein echtes<br />

Diskotheken-Urgestein in Chemnitz. 1980 legten<br />

hier erstmals Besucher eine flotte Sohle aufs<br />

Parkett. Im März 2020 strömten die Fuchs-Fans<br />

vorerst letztmals in ihren geliebten „Bau“. Im Mai<br />

sollte die große Party zum 40-Jährigen steigen –<br />

Corona bremste alles aus. „Nach dem Ende der<br />

letzten Veranstaltung waren wir alle ziemlich


melancholisch“, erinnert sich Karsten Kluge, der<br />

den Club im April 2017 übernahm. Still dasitzen<br />

wollte der Unternehmer nicht, und wenigstens<br />

in seiner Bar Fledermaus an der Bahnhofstraße<br />

ging der Betrieb zumindest zeitweise weiter. Im<br />

Fuchsbau hingegen zogen die Handwerker ein<br />

und krempelten den Laden um. „Während der<br />

Schließung konnten wir größere Vorhaben realisieren.<br />

Einiges war schon ziemlich in die Jahre<br />

gekommen“, erzählt der Chef. Die komplette<br />

Soundtechnik und Lichtanlage wurden erneuert.<br />

Die Zugänge und Böden wurden barrierefrei gestaltet,<br />

sodass auch Rollifahrer künftig abrocken<br />

können. Die Wände erhielten einen neuen Anstrich,<br />

und neue Grubenleuchten sorgen für eine<br />

ganz besondere Atmosphäre im Eingangsbereich.<br />

Viele hundert Arbeitsstunden sind in der ältesten<br />

Chemnitzer Diskothek geleistet worden.<br />

Die Fuchsbau-Insider werden beim Comeback<br />

wohl zuerst neugierig nachkontrollieren, ob die<br />

nostalgischen Bravo-Wände im Raucherbereich<br />

noch da sind. „Ja klar, die sind doch legendär<br />

und eine Art Kulturerbe. Wir haben sie nur ein<br />

wenig aktualisiert, da das alles ziemlich gelitten<br />

hatte“, beruhigt Karsten Kluge. Ihm ist der<br />

ständige, wenn auch nur virtuelle Kontakt zum<br />

Stammpublikum wichtig. Mit DJ-Livestreams<br />

aus der Fledermaus, Talkrunden und natürlich<br />

ganz viel Social Media bleibt der heiße Draht am<br />

Glühen. Auch die Spendenbereitschaft ist riesig,<br />

immer wieder gibt es Mutmacherstatements auf<br />

allen Kanälen. „Wir dürfen nicht jammern und<br />

bleiben geduldig. Den Optimismus werden wir<br />

nicht verlieren, das sind wir unseren Stammgästen<br />

und auch allen neuen Besuchern schuldig“,<br />

unterstreicht Karsten Kluge. Geplant sind auf<br />

jeden Fall wieder kultige Events an Samstagen<br />

mit 80er-Partys sowie den beliebten Metal- oder<br />

Gothic-Nächten.<br />

Die Fuchsbau-Insider werden<br />

beim Comeback wohl zuerst neugierig<br />

nachkontrollieren, ob die<br />

nostalgischen Bravo-Wände im<br />

Raucherbereich noch da sind.<br />

BRAUCLUB:<br />

Der satte Beat<br />

im Herzen der Start<br />

Immer wieder schweifen die Blicke durch den<br />

Brauclub, hinüber zur Bar, zum DJ-Pult und zum<br />

Eingang. Clubleiter Rico Rupf denkt oft an Nächte,<br />

als hier kein Blatt zu Boden ging und die Gäste<br />

wie im Rausch zum Beat der Musik tanzten. Die<br />

Erinnerungen an lange Einlassschlangen und<br />

viele Partyhungrige, die sich auf eine ausgelassene<br />

Diskonacht freuten, sind noch frisch.<br />

Seit 17 Jahren gibt´s den Brauclub tief unten in den<br />

Katakomben der Galerie Roter Turm. Eine Disko<br />

mit Top-Lage, Top-Anbindung und einem Top-<br />

Image. Vor Corona konnten bis zu 600 Gäste abfeiern.<br />

Rico Rupf, besser bekannt als DJ Snax, leitet<br />

den Club seit April 2021. „Anfang Juli konnten<br />

wir endlich wieder eröffnen. Die 3G-Regelung, die<br />

deutliche Reduzierung der Besucherzahlen und<br />

Kontaktnachverfolgung haben das möglich gemacht“,<br />

erklärt der Brauclub-Chef. Vier Monate<br />

währte das Partyglück, danach waren die Schotten<br />

wieder dicht. Doch auch hier steckt man den Kopf<br />

nicht betrübt hinter den Tresen, sondern hat kräftig<br />

angepackt. „Wir haben auf digitale Anzeigen<br />

umgestellt sowie die Ton- und Lichtanlage erneuert.<br />

Das DJ-Pult steht jetzt mitten im Raum“, zählt<br />

Rico Rupf auf. Er sprüht vor Energie, hat trotz der<br />

81<br />

0<br />

Zwangspause viele Projekte im Kopf. Eine richtig<br />

große Nummer war das Basement-Festival im Januar<br />

dieses Jahres. 15 Top-DJs aus dem Bundesgebiet<br />

legten bei der Online-Sause im Brauclub<br />

auf und fuhren für den Lukas Stern e.V. ordentlich<br />

Spenden ein. „Wir sind nicht nur Partylocation,<br />

sondern sehen uns auch in sozialer Verantwortung.<br />

Dementsprechend haben wir auch unser Leitbild<br />

entwickelt, in dem wir uns klar und deutlich gegen<br />

Rassismus und Homophobie aussprechen“, betont<br />

der Clubleiter. Am liebsten würde auch Rico Rupf<br />

so schnell wie möglich die neue Technik am Pult<br />

hochfahren, die Massen zur Ekstase bringen und<br />

Corona einfach abhaken. Doch Ungeduld sei ein<br />

schlechter Ratgeber, sagt er. „Man muss aus allem<br />

Schlechten etwas Positives ziehen und das Beste<br />

daraus machen. Wir sollten alle im Sinne der gesamten<br />

Gesellschaft solidarisch sein. Unsere Zeit<br />

kommt wieder“, blickt Rico Rupf optimistisch in<br />

die Zukunft.<br />

Fotos: Georg Ulrich Dostmann (3)


BÜHNE<br />

DER KONZERT-<br />

MEISTER<br />

Großer Jubel im Saal − ja, den höre<br />

ich gern! Langes Rufen, Klatschen,<br />

Trampeln und ein glückliches Orchester,<br />

in dem sich alle am liebsten<br />

um den Hals fallen würden, ja, so möchten<br />

wir das erleben! Und wer hat das geschafft? Da<br />

war ein Herr Marsalis – nicht bekannt? Ein<br />

I got rhythm – ganz symphonisch:<br />

das 5. Sinfoniekonzert<br />

Herr Wachsmann – nie gehört? Korngold –<br />

mag sein? Aber jetzt: Gershwin! Daher hat der<br />

Wind geweht, in diese Richtung gehören auch<br />

die anderen Komponisten. Wachsmann hatte<br />

gar Anlass, sich in Waxman umzubenennen, als<br />

er und eben weil er in diese Richtung gezogen<br />

war. Korngold und Gershwin sind noch knapp<br />

vor Anbruch des 20. Jahrhunderts geboren,<br />

Wachsmann ein knappes Jahrzehnt später und<br />

Marsalis erblickte sogar erst weit in der zweiten<br />

Jahrhunderthälfte das Licht dieser Welt.<br />

Und um dieses Licht geht es ihm, ein Licht, das<br />

selbst den Schmerz, der so sehr in diese Welt<br />

gehört, zu sänftigen und mit Freude zu durchdringen<br />

vermag.<br />

Ihm, Marsalis, gehört die ganze erste Hälfte dieses<br />

bemerkenswerten Konzerts der guten, nein,<br />

nicht „Laune“, sagen wir besser: Schwingungen.<br />

Der Jazz-Trompeter, der musikalisch sein Metier<br />

weit über sein Instrument hinaus beherrscht,<br />

hat für eine bewunderte Geigerin sein Konzert<br />

für Violine und großes, über sechzigköpfiges<br />

Orchester geschrieben: vielgestaltig und bunt,<br />

mit Rhythmen und Tanzklängen afrikanischen<br />

Ursprungs, aber auch der schottischen Folklore.<br />

Denn dort wiederum liegen die Wurzeln jener<br />

Geigerin, Nicola Benedetti, von der sich Marsalis<br />

tiefen Aufschluss in der Behandlung ihres<br />

Instruments hat geben lassen. Das Ergebnis ist<br />

ein sehr effektvoller und zugleich fordernder,<br />

an Intensität nie nachlassender, facettenreicher<br />

Solopart. Und mit dem glänzt bei uns, in enger<br />

Vertrautheit mit der einfühlsam und zugleich<br />

temperamentvoll agierenden Philharmonie,<br />

Heidrun Sandmann. Sie, die dort sonst auch als<br />

Konzertmeisterin wirkt, ersteht hier als wahre<br />

Solistin, völlig eins mit der ausdrucksvollen<br />

Einzelstimme, die sie dem Orchester hinzufügen<br />

oder auch entgegensetzen muss. Aus dem<br />

Unhörbaren hat sie zu Beginn den ersten Ton<br />

hervortreten zu lassen – und ich muss zugeben,<br />

das Atmen der Umsitzenden in ihre Gesichtsmasken<br />

ist für geraume Zeit lauter: ein leichter<br />

Verfremdungseffekt – und zuletzt wandert sie<br />

Fotos: privat, Nasser Hashemi


mit einer spielerisch-tänzerischen Figur auf<br />

den Saiten wieder von der Bühne und zurück ins<br />

Unhörbare. Auf solche und ähnliche Weise nehmen<br />

die vielfach unterschiedlichen Teile dieser<br />

Musik immer wieder Verbindung miteinander<br />

auf. Oder sie werden im Gegenteil gerade durch<br />

charakteristisch „andere“ Zwischenstücke getrennt<br />

und verbunden zugleich, etwa den plötzlich<br />

einsetzenden Tanz über einem klopfenden<br />

Rhythmus oder eine lange Kadenz der Sologeige<br />

zusammen mit dem Schlagzeug – wunderbar.<br />

Und dann kommt, nach der Pause, gleich einmal<br />

Gershwin. Die Ouvertüre zu einem seiner<br />

Musicals führt uns, bestens orchestriert, das<br />

vielleicht bekannteste Stück Jazz vor, das es<br />

geben mag, oder zumindest ist es das Stück<br />

mit einer für den Jazz geradezu archetypisch<br />

gewordenen Harmonik: I got rhythm. Zusammen<br />

mit zwei anderen von Gershwins elegant<br />

swingenden Song-Melodien wird es eine absolute<br />

Glanznummer für das Orchester. Jakob<br />

Brenner steht am Pult und stellt wieder unter<br />

Beweis, wofür er längst bekannt ist: wie sehr<br />

ihm diese Musik im Blut liegt. So auch bei<br />

Waxman, von dem die großartige Filmmusik<br />

zu Sunset Boulevard erklingt: für mich, etwa<br />

mit dem solistischen Cello-Auftritt von Jakub<br />

Tylman, fast der Höhepunkt des Abends.<br />

Korngolds knapp knackige Robin-Hood-Suite<br />

macht den rasanten Schluss – und zum<br />

Glück noch nicht ganz den Schluss. Denn der<br />

Jubel im Saal bringt es dazu, dass Brenner<br />

und die Philharmonie sich noch einmal in den<br />

Gershwin stürzen. Noch einmal heißt es: I got<br />

rhythm, diesmal nicht mehr ganz so akkurat,<br />

aber noch leichter und fliegender und fetziger<br />

gespielt. Und offenbar empfinden wir alle eben<br />

diese Wiederholung dankbar als das passende<br />

Schlusswort oder die passende Zusammenfassung<br />

des Abends: Denn jetzt erst bricht der<br />

Jubel in voller Größe los – so groß, wie ich ihn<br />

am liebsten höre.<br />

Kopie<br />

Benenne alle 5 Fehler korrekt in den Kommentaren unter<br />

dem dazugehörigen Post auf unserer Instagram-Seite:<br />

www.instagram.com/CAWGeG<br />

Aus allen richtigen Lösungen ziehen wir am 30. März 2022 den<br />

glücklichen Gewinner und senden den Gutschein per Post zu.<br />

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Eske Bockelmann ist<br />

der Klassik-Kenner<br />

beim <strong>Stadtstreicher</strong><br />

Das Bild zeigt eine Visualisierung der<br />

wunderschönen Wohnküche in der<br />

Jahnstraße 47, 1. OG li.<br />

Das Objekt wurde gerade komplett umgebaut<br />

und es ist nur noch diese eine<br />

Wohnung frei. Mehr: www.cawg.de/Jahn47<br />

cawg.de


Texte:<br />

Hans Brinkmann<br />

KUNST<br />

Fotos: NSG/Florian Merkel<br />

IRRE BUNT<br />

BIS GIFTIG<br />

MAI<br />

BIS<br />

15.<br />

Florian Merkels „Deutschlandbilder“<br />

in der Neuen Sächsischen Galerie<br />

Die alte Frage, ob man schwarzweiß<br />

oder farbig träume: Natürlich bunt,<br />

meist aber in übernatürlichen Farben.<br />

Dass nach Schwarzweiß überhaupt<br />

gefragt wird, hat mit kaum noch erinnertem<br />

Fernsehen, Fotos und Buchstaben<br />

zu tun, altmodischen Medien also, Nostalgie.<br />

Schwarzweiß mutet literarisch an. Und Farbe<br />

wirke demnach natürlich? Mitnichten!<br />

Farbe war lange Zeit umstritten, stand mitunter<br />

sogar unter Kitschverdacht. Für manche<br />

Kunstfotograf*innen in der DDR war<br />

Schwarzweiß (grau wie der Blues) die halbe<br />

Miete. Das änderte sich, als einige lernten,<br />

so etwas wie subjektive Farbigkeit herauszufiltern,<br />

zu inszenieren oder auch von Hand<br />

hinein zu kolorieren. Letztere Methode schon<br />

in den 80er Jahren wiederbelebt zu haben,<br />

ist ein Verdienst des Chemnitzer Bild- und<br />

Fotokünstlers Florian Merkel, Jahrgang 1961,<br />

heute in Berlin lebend. Handkolorierte Fotos<br />

gab‘s, liebe Kinder, bevor der Farbfilm erfunden<br />

wurde. Die Vorliebe für derartige Flohmarkt-Techniken<br />

teilt Merkel u. a. mit seinem<br />

alten Buddie und Kollegen Jan Kummer, bei<br />

dem es bekanntlich die Eglomisierung ist.<br />

Ähnlich scheint auch beider Thematik und<br />

Weltsicht: ironisch, persönlich und immer<br />

ein bisschen verzückt, verrückt, verstrahlt.<br />

Schon früh gibt‘s auch ein queeres Moment<br />

(„Nemo II“, 1983). Susan Sontags „Camp“-Essay<br />

lässt grüßen! Schräge Rollenspiele, privat<br />

und in der Öffentlichkeit, sind bis heute zentral.<br />

Die Kolorierung gleicht mitunter dicker<br />

Schminke. („Abenteuer im Rosenhag“, „Judith“<br />

u. a.). Fast wie Malerei, von Fotografie<br />

durchtrieben. – Umgekehrt: „Neue Bauten,<br />

reloaded“, ein Zyklus von Digitaldrucken, der<br />

das Gefühl der Reizüberflutung bis zum grauen<br />

Rauschen abstumpft. Sandpapierene Bildoberflächen<br />

schmirgeln die Augäpfel wund.<br />

Hat mir sehr gefallen. – Nach der Ausstellung<br />

„Attacke“, voriges Jahr in der Galerie Weise,<br />

ist die jetzige Überschau im Tietz eine schöne<br />

Würdigung eines ihrer originellsten Künstler<br />

durch die Stadt seiner Herkunft.<br />

Neue Sächs. Galerie im Tietz


KUNST UM 1900<br />

Die letzte Jahrhundertwende vor dem<br />

Jahrtausendwechsel war kunsthistorisch<br />

eine Zeit der Brüche und Anfänge.<br />

Das Kaiserreich hatte sich bereits mit<br />

dem zweiten Wilhelm überlebt. Der<br />

„Geist“ suchte nach einem neuen<br />

Sinn vor dem Zusammenbruch des<br />

alten. Der Weltkrieg, vage vorgeahnt, bisweilen<br />

herbeigesehnt und begrüßt, war dann die<br />

Hölle. Das danach beginnende „Zeitalter der<br />

Extreme“ – das 20. Jahrhundert – hat lange<br />

den Blick auf die Vorgeschichte verstellt. Vor<br />

allem die Vielfalt und Rauferei der Stile geriet<br />

aus dem Blick. Es herrschte die Auffassung<br />

einer linearen Entwicklung vor. Doch<br />

die Kultur des Kaiserreichs nach 1870 und<br />

bis 1918 erfand viele Arten, die Vergangenheit<br />

zu verabschieden. Humor und Groteske spielten<br />

eine Rolle, formale Ausbrüche eine andere.<br />

– Für Alfred Gunzenhauser (1926-2015),<br />

den Stifter des Museums, bildete Kunst um<br />

1900 einen Schwerpunkt seiner Sammlung.<br />

Das war der Aufbruch. Als geborenem Bayern<br />

war ihm natürlich die Metropole München<br />

besonders nahe. Dort konnte man auch<br />

politisch kühn sein – antipreußisch z. B. in<br />

JUNI<br />

BIS<br />

26.<br />

den Zeitschriften „Simplicissimus“ und „Jugend“.<br />

Gleichzeitig öffnete der Jugendstil die B., um nur eine Entdeckung zu nennen. Aller-<br />

(1879-1958) phantastische Radierungen z.<br />

Schleusen zur Befreiung von Linie und Farbe, dings müssen Papierarbeiten aus restauratorischen<br />

Gründen irgendwann ausgetauscht<br />

die rissen sich vom Abbild los und wurden expressionistisch.<br />

Stammt der Begriff Stilblüte werden. Doch der Fundus ist riesig. – Zu<br />

auch vom Jugendstil? Wer weiß. Sezessionen wünschen wären künftig, noch mehr „verborgene<br />

Schätze“ zu sehen.<br />

(Absonderungen) entstanden als Gegenentwürfe<br />

zum akademischen Reglement. Frauen<br />

85<br />

trauten sich was und hatten bescheidene Erfolge<br />

gegen hanebüchene Vorstellungen vom<br />

4<br />

„Weib“. Lebensreform war ein Schlagwort. –<br />

Zu sehen ist neben liebgewordenen Highlights<br />

des Bestandes viel Neues aus den Bereichen Museum<br />

Graphik und Plakat; M. M. D. Brehmers Gunzenhauser<br />

Gunzenhauser<br />

KLEINER MANN -<br />

WAS NUN? teil II<br />

hans fallada<br />

Fr 11.3. 20.00 Uhr<br />

Sa 12.3. 20.00 Uhr<br />

Do 17.3. 19.00 Uhr<br />

Fr 18.3. 20.00 Uhr<br />

Sa 19.3. 20.00 Uhr<br />

So 20.3. 16.00 Uhr<br />

Do 24.3. 19.00 Uhr<br />

Fr 25.3. 20.00 Uhr<br />

Sa 26.3. 20.00 Uhr<br />

So 27.3. 16.00 Uhr<br />

PRE<br />

MIERE<br />

11.+12.3.<br />

2022<br />

Mrz<br />

2022<br />

Kirchhoffstraße 34 – 36<br />

09117 Chemnitz<br />

(0371) 8 74 72 70<br />

facebook.com/fritztheater<br />

plus.google.com/fritztheater<br />

www.fritz-theater.de<br />

Apr<br />

2022<br />

DIE NIERE<br />

stefan vögel<br />

Do 7.4. 19.00 Uhr<br />

Fr 8.4. 20.00 Uhr<br />

Sa 9.4. 20.00 Uhr<br />

So 10.4. 16.00 Uhr<br />

Do 14.4. 19.00 Uhr<br />

Sa 16.4. 20.00 Uhr<br />

So 17.4. 16.00 Uhr<br />

Mo 18.4. 16.00 Uhr


APRIL<br />

09<br />

BÜHNE<br />

Krystallpalast<br />

Reine Nervensache -<br />

Adrenalin und Comedy<br />

Fliegende Messer, verknotete Körper und ultrapräzise Kunstschützen!<br />

Sicher nichts für schwache Nerven. Da klopft das Herz und stockt der<br />

Atem, bis man nicht mehr hinsehen und den Blick trotzdem nicht abwenden<br />

kann. Die Show vereint Akrobatik, Stunts, Zauberkunst, Armbrust<br />

schießen, Jonglage und vieles mehr. Wortgewandt und mit ironischem<br />

Einschlag führt Rick durch das irre Spektakel, das sich auch<br />

selbst immer wieder auf die Schippe nimmt.<br />

17:00 Krystallpalast-Variete, Leipzig, Tickets: 0341/140660 o.<br />

tickets@krystallpalastvariete.de, Infos: www.krystallpalast.de<br />

(c) Ellen Liebner<br />

APRIL<br />

01. - 03.<br />

MAI<br />

20<br />

ETC.<br />

Europäische Tage des<br />

Kunsthandwerks 2022<br />

An den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks öffnen Kunsthandwerker<br />

und Kreative in 21 europäischen Ländern ihre Werkstätten<br />

und Ateliers. Besucher können seltene Handwerker erleben<br />

wie Muldenhauer, Goldschmied oder Puppenmacher. In Sachsen<br />

sind besonders das Vogtland mit seinem Musikinstrumentenbau und<br />

die Drechsler- u. Holzspielzeugmacherregion Erzgebirge einen Besuch<br />

wert. Überall gibt es Mitmachaktionen, Schauvorführungen und<br />

Werkstattgespräche.<br />

tgl ab 10 Uhr, Werkstätten, Ateliers, Galerien in Sachsen, Infos:<br />

kunsthandwerkstage.de<br />

MUSIK<br />

Herman van Veen: Mit dem<br />

Wissen von jetzt - Tour 2022<br />

Es kommt immer anders als man denkt dass es kommt. Das einzige,<br />

was Herman van Veen sicher über seine Tour sagen kann: Es wird einen<br />

geschmückten Stuhl geben, schließlich wird der Meister der leisen<br />

Töne und nachdenklichen Texte in diesem Jahr sechsundsiebzig - Veilchen,<br />

Nelken und eine Tasche Lauch, was haben wir zu feiern. Herman<br />

van Veen kommt in Begleitung seines langjährigen Ensembles, u.a. Jannemien<br />

Cnossen, Kees Dijkstra und Edith Leerkes.<br />

20 Uhr, Stadthalle Chemnitz, Großer Saal, Eintritt: 57,25 € - 73,75 €;<br />

Infos/Karten: c3-chemnitz.de


FESTIVAL<br />

5. Hutfestival<br />

Chapeau Chemnitz! Beim Hutfestival<br />

verwandeln die besten<br />

Straßenkünstler von nah und fern<br />

die Stadt in eine große Bühne, so<br />

dass man sie auf eine neue Art und<br />

Weise entdecken kann. An drei<br />

Tagen erobern Musiker, Jongleure,<br />

Artisten, Clowns und Performance-Künstler<br />

die Chemnitzer<br />

Innenstadt und sorgen für Überraschungen,<br />

Träume und Magie.<br />

Der Markt der schönen Dinge<br />

bietet Kunsthandwerk und Design<br />

an, die Foodtrucks internationale<br />

Kochkunst.<br />

Fr ab 16 Uhr, Sa/So ab 12 Uhr,<br />

Innenstadt Chemnitz,<br />

Infos: hutfestival.eu<br />

MAI<br />

27. - 29.<br />

(c) Sächsische Mozartgesellschaft<br />

MUSIK<br />

31. Sächsisches<br />

Mozartfest<br />

Das diesjährigen Mozartfest<br />

bietet vom 20. Mai bis 6. Juni<br />

zahlreiche Hightlights: Ein<br />

musikalisches Feuerwerk zünden<br />

beim Eröffnungskonzert<br />

das Janoska-Ensemble, das<br />

Netzwerkorchester und Oksana<br />

Lyniv in der Kreuzkirche.<br />

In der Schönherrfabrik ist am<br />

28.05. Jazzmusikerin Andrea Wang & Band zu Gast. Die Jan Garbarek<br />

Group bringt am 03.06. nordisches Jazz-Flair in die Stadthalle. Am<br />

06.06. liest Thomas Quasthoff im Kraftverkehr aus<br />

dem Testament Beethovens.<br />

MAI-JUNI<br />

(c) Johannes Richter<br />

Kreuzkirche, Schönherrfabrik, Stadthalle,<br />

Kraftverkehr u.a., Chemnitz<br />

Karten/Infos: www.mozart-sachsen.de<br />

20. BIS<br />

06.


(c) Andreas Seidel, shutterstock<br />

STADT<br />

PFLASTER<br />

Seit dem letzten Streicher-Magazin ist einiges<br />

passiert in unserer Stadt. Das Wichtigste gibt<br />

es an dieser Stelle wie immer in aller Kürze.<br />

Die jährliche, sachsenweite Initiative<br />

zur Berufsorientierung<br />

„SCHAU REIN! – Woche der<br />

offenen Unternehmen Sachsen“<br />

findet in diesem Jahr vom 14.<br />

bis 19. März statt. Schülerinnen<br />

und Schüler können sich dafür<br />

bereits anmelden und Veranstaltungen<br />

buchen. In diesem<br />

Jahr wird die Initiative in hybrider<br />

Form stattfinden. Abhängig<br />

von der pandemischen Lage<br />

bieten Unternehmen Veranstaltungen<br />

in Präsenz und auch<br />

digitale Veranstaltungen an,<br />

damit Interessierte Einblicke<br />

in den Berufsalltag bekommen,<br />

Unternehmen kennenlernen<br />

Praktische<br />

und digitale<br />

Einblicke in<br />

Berufe<br />

und Kontakte knüpfen können.<br />

Zu den Präsenzveranstaltungen<br />

fahren Schülerinnen und<br />

Schüler kostenfrei mit der<br />

SCHAU-REIN!-Fahrkarte.<br />

Diese kann bis zum 2. März auf<br />

der Plattform gebucht werden.<br />

Im Vorfeld zu „Schau rein“<br />

gab es in diesem Jahr erneut<br />

einen informativen Livestream<br />

rund um verschiedene Berufe.<br />

Der Stream kann auf der<br />

Videoplattform YouTube unter<br />

https://youtu.be/1tyZivDbQuo<br />

angeschaut werden.<br />

Weitere Infos gibt es unter<br />

www.schau-rein-sachsen.de<br />

Spinnbau-Eröffnung<br />

mit sieben<br />

Premieren<br />

Mit sieben Premieren an zwei Wochenenden feiern<br />

Figurentheater und Schauspiel vom 18. bis 20. sowie<br />

am 25. und 26. März den Umzug in ihre lnterimsspielstätte<br />

im Spinnbau, dem früheren VEB Spinnereimaschinenbau<br />

an der Altchemnitzer Straße. ,,Die<br />

Errichtung von drei Spielstätten inklusive Foyers<br />

und Kassenbereich, gastronomischen Angeboten und<br />

Hygieneeinrichtungen sowie zahlreichen Funktionsräumen<br />

im Backstage -Bereich war ein äußerst ambitioniertes<br />

Unterfangen", so Christoph Dittrich, Generalintendant<br />

der Theater Chemnitz. Die große Bühne<br />

im Spinnbau sollte ursprünglich am 5. März eröffnet<br />

werden. Doch die Pandemie führte wegen Lieferschwierigkeiten<br />

und personellen Ausfällen bei den<br />

Bauunternehmen zu leichten Bauverzögerungen. Zugleich<br />

war auch ein geregelter Probenbetrieb für die<br />

neuen lnszenierungen aufgrund situationsbedingter<br />

Einschränkungen nicht zu jeder Zeit möglich. Die Einrichtung<br />

der lnterimsspielstätten für Schauspiel und<br />

Figurentheater im Spinnbau war notwendig geworden,<br />

weil das 1980 eröffnete Schauspielhaus für rund<br />

5 Millionen Euro baulich ertüchtigt werden muss.<br />

Eine Übersicht über die geplanten Premieren gibt es unter<br />

www.theater-chemnitz.de/schauspiel/premieren


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CHEMNTZ


Ganz im Sinne der Europäischen Kulturhauptstadt 2025,<br />

die sich mit anderen Gemeinden zur Kulturregion vernetzt,<br />

wird sich auch das Chemnitzer Kunstfestival Begehungen erstmals<br />

über die Stadtgrenzen hinaus wagen. Die 19. Ausgabe findet<br />

Raus aus<br />

Chemnitz, rein<br />

ins Spaßbad<br />

in diesem Jahr vom 11. bis 21. August im 15 Kilometer entfernten<br />

Erzgebirgsbad in Thalheim statt. Das Spaßbad musste aufgrund<br />

finanzieller Schieflage 2014 geschlossen werden. „Der<br />

Thalheimer Bürgermeister Nico Dittmann hat uns Anfang 2021<br />

auf das leerstehende Erzgebirgsbad aufmerksam gemacht. Wir<br />

waren nach einer Besichtigung sofort begeistert. Für unsere<br />

Festivalidee ist das eine einmalige Gelegenheit, ich möchte fast<br />

sagen ein Traum“, begründet Lars Neuenfeld vom Begehungen<br />

e.V. die Entscheidung. Bis zu 500 Künstlerinnen und Künstler<br />

aus aller Welt bewerben sich jedes Jahr um die Teilnahme,<br />

20 bis 30 Positionen gilt es zu besetzen. Das Festival wird passend<br />

zum Austragungsort unter dem Motto „Plansch“ stattfinden.<br />

Informationen unter www.begehungen-festival.de<br />

Märchenhaftes<br />

aus<br />

Chemnitz<br />

Nach der guten Resonanz auf die Premiere<br />

im vergangenen Jahr startet die<br />

Stadt erneut einen Schreibwettbewerb<br />

unter dem Motto „Dein Chemnitz. Dein<br />

Märchen“. Gesucht werden spannende,<br />

witzige und tiefgründige Geschichten aus<br />

der Stadt. Wichtig ist, dass das Märchen<br />

einen direkten Bezug zur Stadt Chemnitz<br />

besitzt. Eine unabhängige Jury wird im<br />

Anschluss an die Bewerbungsphase drei<br />

Siegertexte auswählen, die schließlich<br />

veröffentlicht werden. Der Sieger erhält<br />

ein Preisgeld von 500 Euro, für Platz<br />

zwei und drei winken 300 beziehungsweise<br />

200 Euro. Das Märchen soll sich an<br />

Kinder zwischen 5 und 12 Jahren richten<br />

und nicht länger als 20.000 Zeichen sein.<br />

Einsendeschluss ist der 12. Mai 2022.<br />

Mehr Informationen zum Schreibwettbewerb,<br />

die Teilnahmebedingungen sowie<br />

die Selbstständigkeitserklärung sind im<br />

Internet unter<br />

www.chemnitz.de/geschichten<br />

verfügbar.<br />

(c) Johannes Richter, Miriam Kreher


NATURTHEATER BAD ELSTER<br />

· OPEN-AIR-SAISON 2022 ·<br />

lauter!<br />

als alle anderen<br />

SEMINO ROSSI · 21.05. ALPHAVILLE · 27.05. MÜNCHENER FREIHEIT · 04.06.<br />

SCHILLER SOLO · 05.06. DAS ZWINGER TRIO · 09.06. BEST-OF-MUSICALGALA · 11.06.<br />

»LA TRAVIATA« · 01.07. WEBER & EMMERLICH · 02.07. »DER FROSCHKÖNIG« · 03.07.<br />

DIE LEGENDE<br />

VOM HEIßEN<br />

Sommer<br />

JOACHIM WITT · 09.07. GIOVANNI ZARRELLA · 15.07. DIE OST-HIT-PARADE · 16.07.<br />

MATTHIAS REIM · 23.07. ATZE SCHRÖDER · 30.07. ANGELO KELLY & FAMILY · 31.07.<br />

mach<br />

krach<br />

ANNETT LOUISAN · 05.08. TABALUGA-MUSICAL · 07.08. LAITH AL-DEEN · 12.08.<br />

VANESSA MAI · 13.08. KASTELRUTHER SPATZEN · 26.08.<br />

JÜRGEN VON DER LIPPE · 27.08.<br />

www.machkrach.com<br />

CHRIS NORMAN · 28.08. SERDAR SOMUNCU · 03.09. TILL BRÖNNER · 10.09.<br />

INFOS & TICKETS: + 49 (0) 3 74 37 / 53 900 · www.naturtheater-badelster.de


Neue Komponente<br />

im Kaffeehaus<br />

Michaelis<br />

Das Kaffeehaus Michaelis am Düsseldorfer Platz 1 hat<br />

sein Angebot erweitert und im ersten Obergeschoss das<br />

Restaurant Di Sopra zusätzlich geöffnet. Im Di Sopra,<br />

was übersetzt „nach oben“ heißt, werden italienische<br />

und mediterrane Köstlichkeiten kredenzt – von feinster<br />

Pasta über Bruschetta, Fleisch- und Fischgerichte<br />

bis hin zu süßen Desserts á la<br />

Tiramisu. Zubereitet werden die<br />

Speisen von Chefkoch Torsten<br />

Wolf, der leidenschaftlich italienische<br />

Gerichte zaubert. In der<br />

angrenzenden Bar im Obergeschoss<br />

des Michaelis wurde zudem<br />

die Cocktail-Karte um mediterrane<br />

Drinks erweitert. Das<br />

Di Sopra soll somit eine schöne<br />

Ergänzung zum weiter bestehenden<br />

Angebot des Kaffeehauses<br />

im Erdgeschoss sein. „Hier<br />

verwöhnen wir unsere Gäste<br />

auch weiterhin mit erstklassigen<br />

Konditoreiwaren und der typischen<br />

Kaffeehausküche“, so Geschäftsführer<br />

Gernot Roßner.<br />

(c) Steffi Hofmann<br />

Unterstützung für Eltern<br />

von Sternenkindern<br />

Für Chemnitz und Umgebung gibt<br />

es seit Kurzem ein Netzwerk, das<br />

Eltern helfen möchte, die vor, während<br />

oder nach der Geburt ihr Kind<br />

verloren haben – sogenannte Sternenkinder.<br />

Ein Arbeitskreis, der<br />

mittlerweile aus gut 40 Mitgliedern<br />

besteht, hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

den Angehörigen ein offenes<br />

Ohr, Beratung und Unterstützung<br />

anzubieten. Auf der Website www.<br />

sternenkinder-chemnitz.de gibt es<br />

weitere Informationen und auch<br />

einen Notfallkontakt für Betroffene.<br />

Das Team der Beratungsstelle<br />

ist montags von 9 bis 12 Uhr, dienstags<br />

von 14 bis 16 Uhr, mittwochs<br />

von 9 bis 14 Uhr sowie donnerstags<br />

von 13 bis 18 Uhr telefonisch unter<br />

0371-302102 erreichbar, berät<br />

aber auch außerhalb der Öffnungszeiten.


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So kannst Du Mitglied der Streicherbande<br />

werden, schreib uns.....<br />

oder ruf uns einfach an: 0371 38380-0<br />

Wir freuen uns auf Dich! :)<br />

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09337 Bernsdorf OT Hermsdorf |<br />

Tel.: 03723 6960-0 |<br />

VON NULL AUF GLÜCKLICH!


Chemnitz mit Projektantrag<br />

„Kreativachse“ erfolgreich<br />

Die Stadt Chemnitz konnte im bundesweiten<br />

Förderprogramm für<br />

„Zukunftsfähige Innenstädte und<br />

Zentren“ die Bewertungskommission<br />

mit dem Projektantrag „Kreativachse<br />

Chemnitz“ überzeugen. Zur Umsetzung<br />

des Vorhabens fließen bis 2025 Finanzhilfen<br />

in Höhe von rund 3 Millionen Euro<br />

in die Stadt. Das Projektareal erstreckt<br />

sich über den Brühl, den Sonnenberg und<br />

die Straße der Nationen. Als bedeutender<br />

Bestandteil der weiter gefassten Innenstadtentwicklung<br />

soll sich das gesamte<br />

Gebiet als kreative Achse für Macherinnen<br />

und Macher von Kunst und Kultur,<br />

Handwerk, Handel, Gastronomie und<br />

sozialen Projekten etablieren. Neben der<br />

Aktivierung von Leerstandsflächen durch<br />

neue Nutzungen soll die Aufenthaltsqualität<br />

und damit auch die Verweildauer<br />

für unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen<br />

Ansprüchen erhöht werden.<br />

(c) Ernesto Uhlmann, Georg Dostmann<br />

Rekord-Unterstützung<br />

im Tierpark<br />

Die Tierparkfreunde Chemnitz verzeichneten<br />

im vergangenen Jahr so viel Unterstützung<br />

wie noch nie: Insgesamt 480 Patenschaften,<br />

davon 406 für aktuelle Zootiere und 74 für<br />

Mammut und Co. als Spende für den neuen Eiszeit-Spielplatz,<br />

kamen 2021 zusammen. „Wir<br />

hatten bereits 2020 mit 367 Patenschaften<br />

einen Rekord gegenüber dem Vorjahr mit rund<br />

250 Patenschaften aufstellen können. Dass wir<br />

im letzten Jahr nochmals so zulegen konnten,<br />

freut uns natürlich ganz besonders. Schließlich<br />

haben wir gerade in diesem Jahr viel vor,“<br />

so Vorstandschef Thomas Paarmann. Derzeit<br />

laufen die Bauarbeiten für die bisher größte Investition<br />

der Tierparkfreunde in den Tierpark.<br />

Auf 5.000 Quadratmetern entstehen zwischen<br />

der neuen Hyänenanlage und den Anlagen für<br />

Kamele und Kulane ein Eiszeit-Spielplatz mit<br />

Riesenmammut-Rutsche und mehrere Tieranlagen.<br />

Das Investitionsvolumen beträgt rund<br />

eine Million Euro – finanziert aus Spenden,<br />

Patenschaften und Nachlässen. Die nächsten<br />

Projekte stehen auch schon fest. Aktuell läuft<br />

in enger Zusammenarbeit mit Stadt und Tierpark<br />

eine europaweite Ausschreibung für die<br />

Gestaltung des neuen Eingangsbereichs des<br />

Tierparks an der Nevoigtstraße sowie Vorplanungen<br />

für einen Mitmach-Bauernhof unweit<br />

des Streichelgeheges. Mehr Infos gibt es unter<br />

www.tierparkfreunde-chemnitz.de.


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