Stadtstreicher 03.2022-05.2022
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CHEMNITZMAGAZIN 03I2022 BIS 05I2022<br />
KLIMA BRAUCHt<br />
KÖPFCHEN<br />
In der app im web - den STREICHER wöchentlich lesen!
öffentliches und privates Laden mit<br />
100 % grünem Strom<br />
5 gute Gründe für Ihre E-Mobilität!<br />
1. Extrem kurze Ladezeiten!<br />
Die Grüne Säule betreibt die<br />
leistungsstärksten Ladepunkte<br />
in Chemnitz. Ein durchschnittlicher<br />
HPC-Ladevorgang dauert<br />
15 - 30 Minuten.<br />
2. Große Anzahl Ladepunkte!<br />
Die Grüne Säule erweitert kontinuierlich<br />
ihr Ladenetz.<br />
Für Standortpartner bietet die<br />
Grüne Säule schlüsselfertige<br />
Lösungen, inklusive Planung,<br />
Errichtung und rechtssicherem<br />
Betrieb von öffentlicher oder<br />
privater Ladeinfrastruktur an.<br />
3. App oder Karte zum Laden!<br />
Die Grüne Säule Lade-App ist<br />
roamingfähig und europaweit<br />
einsetzbar. Die Grüne Säule<br />
Lade-Karte erweitert das<br />
Angebot und spart Zeit.<br />
4. Besonderes Ladeerlebnis!<br />
Wir lassen Sie am Tag wie in<br />
der Nacht in einem guten Licht<br />
dastehen. In der Kundenlounge<br />
bieten wir warme und<br />
kalte Getränke sowie Eis an.<br />
Toiletten, Luft für Ihre Reifen,<br />
Staubsauger und WLAN gibt<br />
es kostenfrei dazu.<br />
5. Grüner Strom zum Laden!<br />
Die Grüne Säule liefert meist<br />
eigenerzeugten, regenerativen<br />
Strom und ergänzt diesen<br />
durch zertifizierten Grünen<br />
Strom an jedem Ladepunkt.<br />
HEOS Object GmbH & Co. KG<br />
Grüne Säule<br />
Carl-von-Bach-Straße 8 | 09116 Chemnitz<br />
Mail: info@grüne-säule.de | www.grüne-säule.de
LIEBE LESERINNEN<br />
UND LIEBE LESER<br />
Heute schon getankt und dabei<br />
die ungerechte Welt verflucht?<br />
Zurzeit zapfen wir<br />
neben Benzin und Diesel auch<br />
ordentlich Frust. Mit jedem<br />
Tropfen und jedem Cent etwas<br />
mehr. Auf einmal sind das Fahrrad, Carsharing<br />
oder das E-Auto gar nicht mehr so<br />
abwegig. Könnte sich vielleicht doch lohnen,<br />
richtig? Warum fangen wir eigentlich erst<br />
dann an, darüber nachzudenken, wenn es uns<br />
persönlich an die Substanz geht – oder in diesem<br />
Fall an den Geldbeutel? Man könnte auch<br />
einfach mal so die Welt vor dem Klimakollaps<br />
bewahren. Ups, da war es schon wieder, dieses<br />
unsägliche Wort: Klima. Nervt, oder? Klima,<br />
Klima, Klima, überall nur noch Klima. So<br />
ist es und daran sollten wir uns langsam gewöhnen.<br />
Denn im Grunde brauchen wir keine<br />
Experten-Zahlen wälzen, um zu wissen, dass<br />
zurzeit etwas ganz und gar nicht stimmt. Das<br />
wissen wir instinktiv, wir hören nur nicht<br />
mehr hin, reden uns stattdessen die Situation<br />
schön, finden alternative Fakten, um unser<br />
Gewissen rein zu waschen. Natürlich nicht<br />
alle. Viele Menschen haben ihre Antennen bereits<br />
Richtung Natur ausgerichtet und ihren<br />
Lifestyle angepasst. Andere besetzen Autobahnen,<br />
wobei man am nachhaltigen Effekt<br />
solcher Maßnahmen zweifeln darf. Wir müssen<br />
auch nicht alle Vegetarier, Veganer, Flexitarier<br />
werden. Oder Bäume umarmen und<br />
Tanzkreise für die Umwelt bilden, Hanfhosen<br />
tragen und Quornschnitzel „genießen“. Öko-<br />
Perfektionismus ist so wie eine Utopie. Doch<br />
es reicht schon, jeden Tag ein bisschen bewusster<br />
das eigene Handeln zu hinterfragen.<br />
Jeder Schritt schafft Aufmerksamkeit und je<br />
mehr Menschen auf Veränderung pochen,<br />
desto mehr Druck wird schlussendlich auf<br />
politische Akteure, Unternehmen und Entscheidungsträger<br />
ausgeübt. Und so darf an<br />
dieser Stelle einmal mehr auf den Wahrheitsgehalt<br />
dieser abgedroschenen Phrase hinge-<br />
Na dann schauen wir uns doch einmal<br />
genauer um, wo heute schon Zukunft<br />
gestaltet wird. Wie sehen die Ambitionen<br />
der Stadt aus? Warum werden<br />
noch so wenig Hausdächer mit Solarmodulen<br />
ausgestattet? Was tun Chemnitzer<br />
Unternehmen in Sachen Klimaschutz<br />
und wie kann jeder Mensch bei<br />
sich selbst anfangen?<br />
wiesen werden: Die Zukunft beginnt heute.<br />
Na dann schauen wir uns doch einmal genauer<br />
um, wo heute schon Zukunft gestaltet wird.<br />
Wie sehen die Ambitionen der Stadt aus? Warum<br />
werden noch so wenig Hausdächer mit<br />
Solarmodulen ausgestattet? Was tun Chemnitzer<br />
Unternehmen in Sachen Klimaschutz<br />
und wie kann jeder Mensch bei sich selbst anfangen?<br />
Großes Thema. Damit hätten wir das<br />
ganze Heft füllen können. Aber es gibt noch so<br />
viel mehr zu erzählen: Über die Rückkehr der<br />
Clubkultur. Über die Krise der Kulturschaffenden.<br />
Über Gedankenhygiene gegen die Informationsflut.<br />
Und natürlich über das andere<br />
ganz große Thema: Kulturhauptstadt. Wir<br />
wünschen viel Freude beim Lesen und einen<br />
wunderbaren Frühlingsanfang mit möglichst<br />
wenig Corona.<br />
Die Redaktion. o<br />
2<br />
3
Fotos: shutterstock (2), Frida-Architekten, Georg Dostmann, Rico Hinkel-Schollbach, Kristin Schmidt<br />
Nur mal kurz<br />
die Welt retten..<br />
… singt Tim Bendzko in einem seiner Ohrwürmer.<br />
Wenn es denn so einfach wäre. Das Klima<br />
der Erde verändert sich – und der Grund für die<br />
Erwärmung ist der Mensch. Darin ist sich die<br />
überwiegende Mehrheit der Klimaforscher einig.<br />
Und nun? Fakt ist: Es wird nicht leicht, schließlich<br />
stehen sich hier zwei komplexe Systeme gegenüber<br />
– das Klima der Erde und der Mensch mit<br />
seiner Industrie, seinen Autos, all seinen täglichen<br />
Bequemlichkeiten, die der Erdatmosphäre zusetzen.<br />
Doch es gibt Auswege. Die fangen im Kleinen<br />
an und setzen sich im größeren Maßstab fort – in<br />
der Stadtverwaltung<br />
O6<br />
zum Beispiel oder<br />
in den Firmen. Der<br />
Ehrgeiz ist da, wie<br />
wir bei unseren Recherchen<br />
feststellen<br />
durften.<br />
IMPRESSUM<br />
Anschrift:<br />
<strong>Stadtstreicher</strong> GmbH, Hohe<br />
Straße 37, 09112 Chemnitz,<br />
Tel.: 0371-383800, Fax: 0371-<br />
3838038<br />
E-Mail: info@stadtstreicher.de<br />
www.stadtstreicher.de,<br />
www.facebook.com/<br />
<strong>Stadtstreicher</strong>Chemnitz,<br />
Instagram:<br />
@stadtstreicher_chemnitz<br />
ISSN: 0940-149<br />
Herausgeber & Geschäftsleitung:<br />
Markus Wolf<br />
Redaktion: Rico Hinkel-Schollbach<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Steffi Hofmann, Sarah Hofmann,<br />
Peggy Schellenberger, Louise<br />
Mayr, Stephan Beckert, Fabian<br />
Stenzel,<br />
Fotografen: Steffi Hofmann,<br />
Kristin Schmidt, Stephan<br />
Beckert, Georg Ulrich Dostmann,<br />
Rico Hinkel-Scholbach, Archiv,<br />
Agenturen. Titel: Shutterstock<br />
Viel Platz<br />
für Ideen<br />
Controlling/Verkauf:<br />
Denise Frake<br />
Anzeigen und Promotion:<br />
Nico Bazan (0371) 3838080<br />
Layout: <strong>Stadtstreicher</strong> GmbH<br />
Redaktionssekretariat:<br />
Uta Richter<br />
Vertrieb: Das Heft gibt es für eine<br />
Schutzgebühr an ausgewählten<br />
Vertriebsstellen im Einzelverkauf<br />
für 2,00 EURO oder im Jahresabo<br />
für 10 EURO.<br />
Programminformationen werden<br />
42 46<br />
Das Konzept für eine der vier Interventionsflächen<br />
im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt<br />
2025 steht: Für den „Garagen-Campus“ soll<br />
in den kommenden Jahren der ehemalige CVAG-<br />
Betriebshof an der Zwickauer Straße zu einem<br />
nachhaltigen und zentralen Kulturstandort mit<br />
„europäischer Strahlkraft“ weiterentwickelt werden.<br />
Kernelement sind zehn „Gläserne Garagen“.<br />
Klingt spannend? Es wird noch spannender…<br />
Auszeit:<br />
Die Niners privat<br />
Das Spiel im Pokalhalbfinale vergessen wir mal<br />
ganz schnell wieder. Dafür bescheren uns die<br />
Basketballer der Chemnitzer Niners in der Liga<br />
pure Gänsehautmomente – vor allem im letzten<br />
Heimspiel, als die „Orange Army“ den großen FC<br />
Bayern mit 77:58 vom Platz schickte. Folgerichtig<br />
setzt man sich oben in der Tabelle fest. Im Spiel<br />
gegen die Bayern gehörte auch Nelson Weidemann<br />
zu den Top-Scorern. Der Streicher traf den<br />
sympathischen Spielmacher abseits des Parketts<br />
zum lockeren Gespräch.<br />
online kostenlos abgedruckt. Eine<br />
Gewähr für die Richtigkeit der<br />
Angaben kann nicht übernommen<br />
werden. Urheberrechte für Beiträge,<br />
Fotografien, Zeichnungen<br />
und Anzeigenentwürfe bleiben<br />
beim Verlag bzw. bei den Autoren.<br />
Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte und Vorlagen kann<br />
keine Garantie übernommen<br />
werden. Der Verlag kann<br />
diese abändern. Veranstalter, die<br />
honorarpflichtige Fotos zur Ankündigung<br />
ihres Programms an<br />
die <strong>Stadtstreicher</strong> GmbH übergeben,<br />
sind für die Forderungen<br />
des Urhebers selbst verantwortlich.<br />
Leserbriefe, Anzeigen und<br />
namentlich gekennzeichnete<br />
Artikel geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder.<br />
Für alle Verlosungen ist der<br />
Rechtsweg ausgeschlossen.<br />
Verantwortlich für Redaktionellen<br />
Inhalt: V.i.S.d.P.:<br />
Der Herausgeber<br />
Namentlich gezeichnete Artikel:<br />
Redakteure dieser Ausgabe<br />
Redaktionsschluss dieser<br />
Ausgabe: 15.02.2021<br />
Nächster Anzeigen- und Redaktionsschluss:<br />
16.<strong>05.2022</strong><br />
Anschrift aller Verantwortlichen<br />
ist die Verlagsanschrift.
Intro Seite 03<br />
Impressum Seite 04<br />
Veranstaltungstipps Seite 88<br />
Stadtpflaster Seite 90<br />
o 5<br />
4<br />
Schmeckt<br />
nach Frühling<br />
50<br />
Wie viele Jahre sind wir eigentlich schon bei Falk<br />
und Mario zu Gast, um uns regelmäßig die Tricks<br />
und Kniffe der Profiköche abzuschauen? Egal, es<br />
schmeckt jedes Mal fantastisch und wir lernen<br />
gemeinsam mit unseren Leserinnen und Lesern<br />
immer wieder dazu. So auch in der neuesten Folge<br />
unserer Rezepte-Reihe. Noch nie von knolliger Kapuzinerkresse<br />
gehört? Nach dieser Ausgabe wisst<br />
ihr Bescheid!<br />
52<br />
Das neue<br />
Kaufen<br />
Warum kaufen, wenn man leihen oder tauschen<br />
kann? Anknüpfend an unser großes Thema Klima<br />
haben wir uns nach Konsum-Alternativen umgehört<br />
und sind fündig geworden. Für selten gebrauchte,<br />
aber nützliche oder schöne Dinge gibt es<br />
auf dem Sonnenberg seit letztem Jahr den ersten<br />
Chemnitzer Leihladen „KarLeiLa“. Darüber hinaus<br />
bietet das Internet allerlei Tauschbörsen. Wir<br />
haben drei davon genauer beleuchtet.<br />
Gehirn braucht Pflege<br />
Geht’s nur uns so oder wird die Welt immer komplexer?<br />
Immer mehr Informationen über immer<br />
mehr Kanäle erwecken zumindest den Anschein.<br />
Wer da nicht die richtigen Filter für sich findet,<br />
ist schnell überfordert. Wie schützt man sich<br />
dann vor Gedanken, die belasten oder sogar krank<br />
machen können? Der <strong>Stadtstreicher</strong> hat sich<br />
dazu mit einer Fachfrau getroffen – Sylvia Irmen.<br />
Sie ist Mentaltrainerin und sagt: Auch in dieser<br />
schweren Zeit, in der oft alles unmöglich scheint,<br />
ist alles möglich.<br />
Was kommt danach?<br />
Abwanderung der Kultur-Macher. Fachkräftemangel.<br />
Wegfall einer ganzen Generation. Das<br />
Bild, das Chemnitzer Kulturakteure von der aktuellen<br />
Situation zeichnen, klingt nicht so prickelnd.<br />
Eine Studie zweier Uni-Mitarbeiterinnen war für<br />
uns Anlass, selbst einmal nachzuhaken. Außerdem<br />
durften wir in drei unserer Lieblingsclubs schlunzen<br />
und wollten wissen, was abgeht, wenn sich die<br />
Türen wieder öffnen. Natürlich beäugen wir auch<br />
wieder die aktuelle Entwicklung der baldigen<br />
Kulturhauptstadt.<br />
64<br />
inhalt<br />
68
Ein Selbstversuch<br />
in Sachen Klimaneutralität<br />
Text: Rico Hinkel-Schollbach<br />
Illustration: shutterstock
BYE, BYE,<br />
BEQUEMLICHKEIT<br />
Das Schöne am Redakteurs-Dasein<br />
ist ja, dass man ein Thema zunächst<br />
o<br />
ganz naiv angehen kann, um sich<br />
dann von Leuten, die sich auskennen,<br />
eines Besseren belehren zu<br />
lassen. „Ich könnte doch mal einen Tag klimaneu-<br />
7<br />
6
tral leben“ werfe ich bei einem<br />
Streicher-Brainstorming in die<br />
Runde. Das war schon der erste<br />
Fehler. Richtigerweise müsste<br />
es nämlich lauten: „Ich könnte<br />
doch mal v e r s u c h e n, einen<br />
Tag klimaneutral zu leben“.<br />
Denn zwischen meinen Ambitionen<br />
und der Realität klafft<br />
ein ziemliches Loch, wie ich im<br />
Laufe des besagten Tages feststellen<br />
durfte. Zur Erklärung:<br />
Klimaneutral leben bedeutet,<br />
dass wir mit unserem Handeln<br />
die Menge an klimaschädlichen<br />
Gasen – vor allem CO2 – in der<br />
Atmosphäre nicht erhöhen. Und<br />
ja, es war allenfalls ein Versuch,<br />
meine Kohlendioxid-Bilanz zu<br />
senken. Um solch ein Ziel wirklich<br />
zu erreichen, braucht es<br />
ein langfristiges Umdenken in<br />
vielen Bereichen des alltäglichen<br />
Lebens und schlussendlich eine<br />
gewisse Routine. Das geht nicht<br />
von heute auf morgen. Am Ende<br />
dämmerte mir, warum die EU<br />
Klimaziele formuliert, die irgendwann<br />
in 30 Jahren erreicht<br />
werden sollen. Was ich im Kleinen<br />
kaum schaffe, ist auf europäischer<br />
Ebene vermutlich nicht<br />
viel einfacher. Okay, heute versuche<br />
ich also nicht klimaneutral,<br />
dafür aber klimabewusster<br />
zu leben. Los geht’s.
Mein Wecker klingelt. Besser gesagt, mein Smartphone.<br />
Das praktische Teil hat mit seinem Siegeszug<br />
in den letzten Jahren mehr als nur meinen<br />
Wecker verbannt. Scanner, Taschenrechner, Notizblock,<br />
Navi, Taschenlampe – all das brauche ich<br />
nicht mehr. So viele Produkte, die irgendwann sowieso<br />
auf einem Müllberg landen, habe ich nicht mehr. Herrlich. Ich fühle<br />
mich gut. Mein klimaneutraler Tag beginnt mit einem Erfolg. Aber ist<br />
das Smartphone wirklich so klimafreundlich? Gleich mal googeln. Ich<br />
habe es fast geahnt: Digitale Technologien sind nicht so umweltverträglich,<br />
wie es auf den ersten Blick scheint. Tatsächlich verursachen<br />
Computer und Co. 3,7 Prozent der globalen CO2-Emission und damit<br />
fast doppelt so viel wie der globale Flugverkehr. Das fängt bereits mit<br />
der Herstellung an: Laut Herstellerangaben verursacht die Produktion<br />
eines einzelnen Smartphones im Durchschnitt rund 80 Kilogramm<br />
Kohlendioxid. Bei 22 Millionen Smartphones, die letztes Jahr<br />
in Deutschland über die Theke gingen, sind das insgesamt 1,7 Megatonnen<br />
– allein für den deutschen Markt! Mein Hochgefühl schwindet.<br />
Dabei habe ich den Teil mit dem CO2-Ausstoß der Rechenzentren von<br />
Smartphone-Diensten noch nicht einmal zu Ende recherchiert. Ich<br />
finde aber noch ein paar einfache Tipps, die jeder für sich umsetzen<br />
kann: Das Handy länger als die üblichen zwei bis drei Jahre benutzen<br />
oder gebraucht kaufen, anschließend korrekt als Elektro-Altgerät entsorgen<br />
oder beim Hersteller recyceln lassen. Mittlerweile gibt es auch<br />
sogenannte Fairphones. Die Rohstoffe der Geräte wurden weitestgehend<br />
unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen gewonnen und<br />
verarbeitet. Die Smartphones sind außerdem so konstruiert, dass sie<br />
ganz einfach auseinander gebaut werden können. So können sie leicht<br />
repariert und dadurch länger genutzt werden. Jetzt aber raus aus den<br />
Federn und die Kinder für die Schule fertig machen.<br />
Heute ist Homeoffice angesagt. Nimm das ökologischer<br />
Fußabdruck! Das Auto bleibt stehen und die<br />
Kinder sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
zur Schule gefahren. Das müsste meine heutige Klimabilanz<br />
doch dramatisch verbessern, oder? Apropos:<br />
Wie viele Tonnen CO2 produziere ich im Jahr eigentlich?<br />
Um das herauszufinden, gibt es im Internet zahlreiche CO2-Rechner, die<br />
mehr oder weniger detailliert meinen Lifestyle abfragen: Wohnfläche, Art<br />
der Heizung, Fortbewegung, Ernährung, Urlaub, sonstiger Konsum – um<br />
nur einiges zu nennen. Mit dem Rechner des Umweltbundesamtes komme<br />
ich auf 6,44 Tonnen, die ich im Jahr an Kohlendioxid produziere. Damit<br />
platziere ich mich unter dem deutschen Durchschnitt. Der lag 2019 bei<br />
rund 8 Tonnen pro Kopf. Immerhin: 1990 waren es noch 12,5 Tonnen.<br />
Das ist doch gar kein schlechter Weg, den wir da eingeschlagen haben.<br />
Laut aktuellem Klimaschutzbericht der Stadt ist die Chemnitzer CO2-Bilanz<br />
pro Kopf mit 5,5 Tonnen sogar noch besser. Das liegt jedoch an der<br />
vergleichsweise niedrigen Industriedichte in unserer Region. Die Industrie<br />
zählt in der Pro-Kopf-Rechnung nämlich mit rein. Was in meiner persönlichen<br />
CO2-Auswertung auffällt: Vor allem der Verzicht auf Flugreisen<br />
drückt meine CO2-Bilanz nach unten. Ich urlaube eben gerne in Deutschland,<br />
was Melanie Hartwig unter „Genügsamkeit“ einstuft, eines von drei<br />
Prinzipien, an denen man sich beim Herantasten an ein ökologisch sinnvolles<br />
Leben orientieren kann. Dazu gleich mehr…<br />
o 9<br />
8<br />
Frage an mich: Was kann ich bei<br />
digitalen Technologien heute für<br />
meine Klimabilanz tun?<br />
Nicht sehr viel. Handy und Computer<br />
brauche ich für die Arbeit.<br />
Privat kann ich sicherlich auf<br />
den ein oder anderen Streamingdienst<br />
verzichten. Notiz an mich:<br />
Die Anbieter von Social-Media-,<br />
Streaming- und E-Mail-Diensten<br />
auf ihre Umweltbelastung<br />
abklopfen. Zweite Notiz: Viel<br />
Zeit dafür einplanen! Fast vergessen:<br />
Meine Geräte benötigen<br />
natürlich auch Strom. Aber dazu<br />
kommen wir später noch, wenn<br />
ich mit Melanie Hartwig vom<br />
Chemnitzer Umweltzentrum telefoniere.
Frage an mich: Wie kann ich mein Mobilitätsverhalten ändern?<br />
Ich wohne ländlich. Schon alleine der Gedanke daran, die Strecke zur<br />
Arbeit mit dem Rad zurückzulegen, verursacht Muskelkater. Meine<br />
Hoffnungen ruhen auf dem Radschnellweg, der irgendwann zwischen<br />
Limbach und Chemnitz entstehen soll. Aber: Wir bilden im Dorf Fahrgemeinschaften,<br />
wenn wir die Kinder von Schule und Kita abholen<br />
oder sie zum Fußballtraining bringen. Statt drei oder vier Autos fährt<br />
also nur eines. CO2-Ausstoß senken: Check. Meine Frau und ich sollten<br />
uns außerdem fragen, ob wir wirklich zwei Autos benötigen. Wenn ja,<br />
könnten wir zumindest in Betracht ziehen, eines der beiden Fahrzeuge<br />
gegen ein Elektrisches zu tauschen. Das wird in Zukunft ja sowieso auf<br />
uns zukommen. Warum also nicht schon jetzt?<br />
„Was brauche ich wirklich? Das ist die Frage, die<br />
wir uns im Alltag immer wieder stellen können“,<br />
erklärt die Leiterin des Umweltzentrums, die<br />
mich bei meinem Selbsttest begleitet. Telefonisch<br />
natürlich, denn das spart wieder CO2. Im<br />
Zusammenhang mit dem Prinzip „Genügsamkeit“<br />
fragt Melanie Hartwig weiter: „Drehe ich die Heizung<br />
höher, wenn mir kalt ist oder ziehe ich einen Pullover an? Kann<br />
ich die kurze Strecke auch mit dem Fahrrad zurücklegen? Auf der<br />
einen Seite ist das Rad natürlich gesünder, auf der anderen Seite<br />
benötigen wir für längere Strecken eventuell mehr Zeit als mit dem<br />
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Auto. Das heißt, wir müssen uns anders organisieren, vielleicht sogar<br />
früher aufstehen, um mit dem Rad zur Arbeit zu fahren.“ Ich<br />
ahnte es schon. Ein klimabewussteres Leben bedeutet auch, sich<br />
ein Stück weit von der Bequemlichkeit zu verabschieden. Melanie<br />
Hartwig geht sogar noch weiter und stellt die Frage, ob wir überhaupt<br />
in Eigenheimen wohnen sollten. „Mehrfamilienhäuser haben<br />
eine wesentlich bessere Umwelt- und Klimabilanz. Wenn das<br />
Eigenheim nicht gerade klimaneutral gebaut wird, verbraucht es<br />
unter anderem mehr Wärme und Strom.<br />
Frage an mich: Was kann ich in meinem Wohnraum fürs Klima tun?<br />
An meiner Wohnsituation lässt sich nicht rütteln. Ich lebe mit Frau<br />
und Kindern in einem großen Haus mit mehreren Wohneinheiten. So<br />
weit, so gut. Die Heizung im Keller läuft abwechselnd mit Scheitholz<br />
und Pellets. Auch gut, denn der Brennstoff Holz ist nachwachsend,<br />
regional verfügbar und verbrennt nahezu CO2-neutral. Das heißt,<br />
die Menge an CO2, die eine Holzheizung<br />
im Betrieb abgibt, haben Bäume zuvor in<br />
11<br />
Sauerstoff umgewandelt. Logisch, das Holz<br />
0<br />
und Pellet aus regionalen und nachhaltigen<br />
Quellen stammen sollten. Einziges Manko:<br />
Die Technik stößt mehr Feinstaub aus als<br />
Gas- oder Ölheizanlagen. Spezielle Filter<br />
könnten künftig Abhilfe schaffen.<br />
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„So gehSt du<br />
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Bevor ich die Kinder hole, gehe ich noch schnell einkaufen.<br />
Na gut, „gehen“ stimmt an dieser Stelle nicht. Ich<br />
fahre mit dem Auto, sonst schaffe ich das alles einfach<br />
nicht. Dabei wollte ich doch heute mal ganz bewusst im<br />
Einklang mit der Umwelt leben. Merke: Wenn ich die<br />
Zukunft meiner Kinder und Mitmenschen retten möchte,<br />
muss ich mein Zeitmanagement überdenken. Außerdem sollte<br />
ich mir etwas einfallen lassen, um den Wocheneinkauf auf zwei Rädern<br />
zu transportieren – ein Lastenrad vielleicht. Oder doch ein E-Auto? Beim<br />
Einkaufen halte ich mich an die Empfehlungen von Melanie Hartwig. „Mit<br />
nachhaltiger Ernährung und regionaler Wertschöpfung können wir viel<br />
zum Klimaschutz beitragen.“ Aber was heißt das eigentlich? Ein Beispiel:<br />
Tierische Lebensmittel fallen bei der persönlichen Klimabilanz spürbar<br />
ins Gewicht. Fleisch, Käse und Butter sind in der Herstellung und Produktion<br />
viel energieaufwändiger als Obst und Gemüse und verursachen damit<br />
deutlich mehr CO2. „Wenn das Soja fürs Tierfutter dann noch aus Argentinien<br />
stammt, kann man sich ansatzweise vorstellen, was das für die Umwelt<br />
bedeutet“, erklärt Melanie Hartwig. Weitere Pluspunkte für die Klimabilanz<br />
sei der Griff zu saisonalen Produkten und frischen Lebensmitteln<br />
aus biologischem Anbau. Hier wird’s wieder etwas tricky, denn die Vielfalt<br />
an Siegeln macht mich schier wahnsinnig. Auf den Verpackungen tummelt<br />
sich neben gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnungen und freiwilligen<br />
Angaben eine Vielzahl an Siegeln, Herkunftszeichen und Symbolen. Das<br />
Umweltbundesamt trägt zwar zur Aufklärung bei, aber fürs Wälzen der Infos<br />
brauche ich Ruhe und wieder einmal Zeit, die ich gerade nicht habe. Ich<br />
versuche mein bestes und achte penibel auf die Herkunft der Lebensmittel.<br />
Das geht beim Obst und Gemüse noch relativ gut, bei Lebensmitteln, wo<br />
Anbau, Produktion und Vertrieb in unterschiedlichen Händen liegen, wird<br />
das schon schwieriger. An der Kasse zahle ich rund 30 Euro mehr als sonst<br />
für den Wocheneinkauf, habe aber gefühlt weniger im Korb. Im Anschluss<br />
muss ich noch an die Tankstelle. Das wird ein teurer Tag.<br />
Frage an mich: Was kann ich langfristig an meinem Konsumverhalten ändern?<br />
Ganz klar, als Konsument muss ich mich zwangsläufig besser über Produkte<br />
und ihre Herkunft informieren. Ich nehme mir vor, baldmöglichst die verschiedenen<br />
Siegel zu studieren und auf meine Klimabilanz anzuwenden. Außerdem<br />
sollte ich die Bepreisung von Lebensmitteln hinterfragen, vor allem Billigfleisch-Angebote<br />
sind hier ein großer Posten. Fast vergessen: Abfallvermeidung<br />
und Recycling sind auch Klimaschutz. Ressourcen und Prozesse werden<br />
durch Abfallvermeidung direkt eingespart. Bei der Wiederverwendung wird<br />
die Produktion von Ausgangsrohstoffen und die damit zusammenhängende<br />
Umwelt- und Klimabelastung reduziert. Derzeit wird unser Restmüll (noch)<br />
einem Recycling unterzogen und dann nur der wirkliche Rest-Restmüll verbrannt.<br />
Das heißt, alles was wir vorher vermeiden oder dem Recycling zugeführt<br />
haben, spart CO2 und andere Emissionen.
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Ich laufe bereits zum dritten Mal durch unsere Räume,<br />
um das Licht auszuschalten, das unsere Kinder ständig<br />
brennen lassen. Nennt mich penibel, aber das Klima<br />
gibt mir recht. Effizienter, also eine mengenmäßige<br />
Reduktion wäre das. „Konsistenz“ heißt ein weiteres<br />
Nachhaltigkeitsprinzip, erklärt Melanie Hartwig. Damit<br />
ist der Einsatz von umweltverträglichen Technologien<br />
gemeint. Am einfachsten funktioniert das zum Beispiel bei der Wahl des<br />
Stromanbieters. So gibt es mittlerweile zahlreiche Ökostromanbieter, deren<br />
Versorgung auf regenerativen Energieträgern beruht. Wer nicht unbedingt<br />
wechseln möchte, kann bei seinem Anbieter ökologische Produkte<br />
erfragen. „Je mehr wir dahingehend nachfragen, desto eher erreichen wir,<br />
dass auch Unternehmen sich mit dem Thema Klimaschutz auseinandersetzen“,<br />
fasst Melanie Hartwig die Rolle der Verbraucher zusammen.<br />
Randnotiz: Im Jahr 2020 kamen 45 Prozent des in Deutschland erzeugten<br />
Stroms aus erneuerbaren Quellen. Bis 2030 soll der Anteil auf 65 Prozent<br />
steigen. Spätestens 2050 soll die komplette Stromversorgung auf<br />
regenerativen Energieträgern basieren, also zu 100 Prozent erneuerbar<br />
sein. Am Ende des Tages bin ich zwar etwas desillusioniert, aber dennoch<br />
zuversichtlich, meine eingefahrenen Strukturen schnellstmöglich aufzubrechen.<br />
Das bedeutet neben einem gewissen Mehraufwand vor allem<br />
Disziplin, damit meine Klimaambitionen nicht nur im Versuch stecken<br />
bleiben, sondern irgendwann zu meinem ganz normalen Alltag gehören.<br />
Gleichzeitig frage ich mich: Was bringt das eigentlich, wenn ich als einzelner<br />
Mensch etwas daran ändere? China führt die weltweite CO2-Rangliste<br />
mit jährlich rund 12 Millionen Tonnen an. Das macht einen globalen Anteil<br />
von gut 30 Prozent aus. Dagegen stehe ich mit meinen sechseinhalb<br />
Tonnen doch vergleichsweise gut da. „Viele unserer Konsumgüter werden<br />
aber eben auch in China produziert und verursachen dort die Emissionen“,<br />
erklärt Melanie Hartwig. Zum Schluß gibt sie mir noch mit auf den<br />
Weg: „Es fängt immer im Kleinen an: Verantwortung erkennen, Routine<br />
XY hinterfragen, Schritt für Schritt anpassen. Wichtig dabei ist, genügsamer<br />
zu sein und das Positive für sich und die Umwelt zu erkennen. Und<br />
vielleicht findet man auch noch Wege, die eigenen Erfolge mit anderen zu<br />
teilen und so im besten Fall zu multiplizieren, etwa mit der Familie, der<br />
Nachbarschaft, im Verein, im Arbeitskontext.“<br />
Extra Tipp<br />
Nummer 1:<br />
Ab dem 31. März<br />
startet an der Volkshochschule<br />
der Kurs<br />
„klimafit - Klimawandel<br />
vor unserer<br />
Haustür! Was kann<br />
ich tun?“. An sechs<br />
dreistündigen Kursabenden<br />
werden<br />
Interessierte mit<br />
den wissenschaftlichen<br />
Grundlagen<br />
zum Thema Klima<br />
und Klimawandel<br />
vertraut gemacht.<br />
Darüber hinaus will<br />
der Kurs Anregungen<br />
zum gemeinsamen<br />
Handeln und<br />
effektiven Klimaschutz<br />
geben.<br />
Extra Tipp<br />
Nummer 2:<br />
Das Smartphone<br />
nutzen! Mittlerweile<br />
gibt es viele Apps,<br />
die uns im Alltag<br />
dabei unterstützen,<br />
das Bewusstsein für<br />
Klima- und Umweltschutz<br />
zu schärfen<br />
und Kaufentscheidungen<br />
bewusster zu<br />
treffen.
15 4
Optiker Meise: Team Straße der Nationen Foto: Sarah Thieler<br />
In diesem Jahr feiert der Chemnitzer Traditionsbetrieb Optiker Meise gleich zweimal Jubiläum.<br />
Das Geschäft in der Innenstadt und damit das Unternehmen selbst lädt zum 120. Geburtstag<br />
ein. Die Filiale im Gablenz-Center hingegen ist ein wenig jünger und freut sich ebenfalls über<br />
einen runden Jahrestag.<br />
DREI GENERATIONEN<br />
FÜR GUTES SEHEN<br />
1902 wurde das Handwerksunternehmen in der damaligen Königstraße<br />
25 in Chemnitz gegründet. Auf fast 50 Meter genau an derselben Stelle<br />
finden Kunden ihren Optiker des Vertrauens auch heute wieder. Der einzige<br />
Unterschied zur Gründungsadresse besteht darin, dass Stadtherren<br />
den jüngeren Straßennamen beibehalten haben: Straße der Nationen.<br />
„Uns bedeutet es sehr viel, dieses Jubiläum dort zu begehen, wo gewissermaßen<br />
alles begann. In den vergangenen Jahrzehnten haben alle<br />
Generationen unserer Familie versucht, der Innenstadt nahe zu bleiben.<br />
Das hat auch immer super funktioniert. Seit 2014 sind wir nun an den<br />
ursprünglichen Standort zurückgekehrt und freuen uns, mit allen Kunden<br />
feiern zu dürfen“, sagt Carolin Kaubisch, die seit 2019 die Geschäfte des<br />
Unternehmens leitet. Für sie ist „Optiker Meise“ mehr als eine Aufgabe.<br />
Es ist Teil ihrer eigenen Geschichte. Bereits als Kind war sie fast täglich<br />
in der Werkstatt und im Laden unterwegs. So lernte sie das Unternehmer(innen)leben<br />
bereits von klein auf kennen und lieben, was Mitarbeitern<br />
sowie Kunden jeden Alters spüren.<br />
„Mit der Nachfolge ändert sich nichts an unserem Serviceprinzip”, meint<br />
die Augenoptikerin. “Wir haben die Räumlichkeiten an die Bedürfnisse<br />
der Kunden angepasst, die Flächen für die vergrößernden Sehhilfen erweitert<br />
und ein wenig das Design modernisiert. Wesentlich ist der Plan<br />
für die Zukunft: Wir bleiben der Innovation in der Optik treu. Das heißt für<br />
uns, dass wir Messen und Weiterbildungen besuchen und vor allem technisch<br />
immer auf dem neuesten Stand sind. Nicht nur für uns, vor allem<br />
für unsere Kunden.”<br />
Dass sich der Traditionsbetrieb nicht nur in seinem Servicegedanken treu<br />
bleibt, sondern auch in der Unternehmensübergabe, zeigt ein kleiner Blick<br />
in die Historie. 1957 übernahmen die Großeltern den Betrieb. 31 Jahre<br />
später, also 1988, ging das Unternehmen an Andreas Kaubisch als Geschäftsführer<br />
über. Blickt man erneut 31 Jahre in die Zukunft, also in das<br />
Jahr 2019, reicht er den Staffelstab an seine Tochter Carolin weiter. „Mal<br />
schauen, wie es dann 2050 aussieht“, meinen die Kaubischs schmunzelnd.
Fragt man in der Kundschaft nach, was sie besonders an<br />
Optiker Meise schätzen, sind die Aussagen eindeutig.<br />
Neben der fachlichen Beratung überzeugen vor allem die<br />
Nähe und Freundlichkeit der Mitarbeiter.<br />
Die große Auswahl an Markenbrillen, Sportbrillen für alle<br />
Sportarten, Sonnenbrillen und Brillen für Kids geben einen<br />
Blick frei auf die Sortimentsvielfalt und unterstreichen,<br />
dass sich die Brille schon längst vom Schattendasein<br />
„Sehhilfe“ zum Lifestyle-Accessoir mit Trendfunktion entwickelt<br />
hat. Um jedem, der zu Meise kommt, auch die<br />
richtige Beratung zu bieten, hat sich jeder Mitarbeiter<br />
sowie jede Mitarbeiterin auf ein Spezialgebiet festgelegt.<br />
Ob es bei einem Kunden um die Augenprüfung geht, Kontaktlinsen<br />
sowie Spezialkontaktlinsen (auch für Kinder),<br />
die Anfertigung einer Sportbrille oder Lupensysteme für<br />
Sehbehinderte: Die Fachkräfte können mit Erfahrung und<br />
Knowhow auf jede Anfrage eingehen. Das sieht Carolin<br />
Kaubisch auch als besonderen Servicepunkt: „Du musst<br />
am Ball bleiben, wenn du deinen Kunden Alternativen zur<br />
Null-Tarif-Brille bieten und darüber hinausgehen möchtest.<br />
Dazu zählt unter anderem, sich über aktuelle Trends<br />
zu informieren und innovative Partner im Bereich der<br />
Brillenfassungen zu haben, um nahezu jeden Kundenwunsch<br />
bedienen zu können. Gerade für modische Gestelle<br />
sowie für besondere Marken häufen sich die Nachfragen.<br />
Außerdem bemerken wir, wie wohl sich unsere<br />
Kunden fühlen, wenn wir sie fachlich kompetent beraten<br />
und selbst auf spezielle Anliegen eingehen.“<br />
Seit 2020 bewegt sich der Traditionsoptiker verstärkt<br />
auch im Bereich der Brillen für die Aufgaben im Home-<br />
Office. Mit ZEISS hat Optiker Meise nicht nur den führenden<br />
europäischen Glashersteller als Partner. Den Chemnitzern<br />
steht dank der Kooperation jederzeit die<br />
mo dern ste Messtechnik zur Augenprüfung zur Verfügung.<br />
Ein wichtiger Punkt, immerhin leisten die Optiker bei Meise<br />
auch medizinische Vorsorge, beispielsweise mit Hilfe<br />
der Tränenfilmanalyse bei trockenen Augen.<br />
Dadurch ist das Optiker-Meise-Team in<br />
der Lage, Sonderwünsche zu erfüllen<br />
und zu prüfen, welches Glas für<br />
welche Aufgabe besonders geeignet<br />
ist. Die Werkstatt zur Brillenfertigung<br />
befindet sich praktischer Weise<br />
direkt im Haus. Das erspart Kunden<br />
lange Wartezeiten.<br />
Bei schneller Fertigung wird bei Meise zugleich<br />
Wert auf die Verarbeitung hochwertigen Materials<br />
gelegt. Brillenfassungen und Gläser werden in Europa<br />
hergestellt. Dabei geht es nicht nur um die Qualitätssicherung,<br />
sondern auch um die Arbeitsbedingungen der<br />
Mitarbeiter in den Produktionsbetrieben und um die<br />
Transportwege. „Wir möchten, dass unser Unternehmen<br />
rundum sein Bestes gibt. Dazu zählen für uns nicht nur<br />
die angesprochenen Werte, die für ‚echte Meise-Qualität‘<br />
sorgen, sondern auch der Blick auf alles, was uns umgibt“,<br />
meint Carolin Kaubisch abschließend.<br />
Fernbrille oder Lesebrille<br />
zum 120-Jahre-Jubiläumspreis<br />
für 120 Euro mit<br />
hochwertigen<br />
Markengläsern<br />
und Fassungen aus unserem<br />
Jubiläumsangebot.<br />
Optiker Meise: Team GablenzCenter; Foto:Sarah Thieler<br />
www.optikermeise.de<br />
Straße der Nationen 36<br />
09111 Chemnitz<br />
Tel. 6 76 17 82 · Fax 6 75 28 23<br />
info@optikermeise.de<br />
Carl-von-Ossietzky-Str. 153 a<br />
[GablenzCenter] · 09127 Chemnitz<br />
Tel. 7 20 00 64 · Fax 7 20 00 65<br />
info-gablenz@optikermeise.de
Text: Louise Mayr & Rico Hinkel-Schollbach<br />
Foto: Ernesto Uhlmann<br />
BRAUCHT DAS<br />
KLIMA EIN<br />
MANAGEMENT?<br />
Eine Chemnitzer Posse mit vielen Begrifflichkeiten,<br />
Fragezeichen und Fortsetzungen
Es klingt nach einer Posse. Aber es<br />
ist real. Im November 2019 feierten<br />
die Fraktionen von Bündnis90/Die<br />
Grünen und DIE<br />
LINKE im Chemnitzer Stadtrat<br />
die mehrheitliche Abstimmung<br />
ihres Beschluss-Antrags. Laut<br />
diesem hat die Stadt Chemnitz eine Personalstelle<br />
für Klimaschutzmanagement einzurichten.<br />
Doch im darauffolgenden Haushalt<br />
2021/2022 gab es im Stellenplan der Stadtverwaltung<br />
keine solche Stelle. Da ist also etwas<br />
nicht so gelaufen, wie beschlossen. Was<br />
war geschehen? Die Pressestelle der Stadt beschreibt<br />
das so: „Die Stelle wurde selbstverständlich<br />
beschlussgerecht eingerichtet im<br />
Stellenplan des Umweltamtes. Eine zeitgleich<br />
gestellte Förderanfrage (an das Bundesumweltministerium,<br />
Anm.d.Red.) wurde negativ<br />
beschieden, da Chemnitz schon lange über ein<br />
Integriertes Klimaschutzprogramm verfügt,<br />
das schrittweise umgesetzt wird. Im Rahmen<br />
der Haushaltkonsolidierung musste die noch<br />
unbesetzte Stelle Anfang 2021 abgebaut werden.<br />
Ein zusätzlicher Klimaschutzmanager ist<br />
gegenwärtig nicht förderfähig.“<br />
Die Pressestelle erklärt das auf Nachfrage so:<br />
„Der Begriff Klimaschutzmanager entspringt<br />
einer Förderrichtlinie des Bundes. Ob eine<br />
Kommune tatsächlich einen oder mehrere<br />
Klimaschutzmanager besitzt, richtet sich jedoch<br />
nicht nach der Geldquelle (Fördermittel)<br />
und der damit verbundenen Bezeichnung,<br />
sondern allein nach den Arbeitsaufgaben des<br />
entsprechenden Personals. Die Stadt Chemnitz<br />
verfügt sehr wohl über zwei Sachbearbeiter:innen<br />
Klimaschutz, zu deren Aufgaben<br />
konzeptionelle Arbeit, das Management von<br />
warum sagt das denn keiner mal so deutlich?<br />
Damit das alle Stadträte verstehen und auch<br />
alle Chemnitzer Umweltaktivisten. Wir sind<br />
gespannt, wann der nächste Antrag in Sachen<br />
Klimaschutzmanagement kommt.<br />
Aber vielleicht braucht es das gar nicht? Denn<br />
in Sachen Klimaschutz hat die Stadt Chemnitz<br />
nach eigenen Angaben einiges vorzuweisen –<br />
außer den zwei Angestellten, deren Aufgaben<br />
inhaltlich so gut zur geforderten Stelle passen<br />
sollen. Immerhin hat unsere Stadt zweimal<br />
Immerhin hat unsere Stadt zweimal<br />
den European Energy Award (eea) in<br />
Silber und zweimal in Gold erhalten<br />
und wird sich wieder bewerben.<br />
Schau an! Ein „zusätzlicher“ Klimaschutzmanager.<br />
Chemnitz hat also schon einen. Warum<br />
dann der Antrag von Grün und Links? Warum<br />
wurden die Fraktionen nicht im Vorfeld der<br />
Stadtratssitzung im November 2019 darüber<br />
informiert? Posse eben! Aber die wird fortgesetzt.<br />
Nämlich im Dezember 2021. Als Grüne<br />
und Linke dem Stadtrat wieder einen Antrag<br />
vorlegen, in dem sie ähnlich klingend dasselbe<br />
verlangten. Nun schaffte es ein FDP-Stadtrat,<br />
diese komische Angelegenheit noch komischer<br />
wirken zu lassen und Licht ins Dunkel zu<br />
bringen. Denn er fragte öffentlich und ernsthaft,<br />
wer denn dieser Benjamin Konrad sei,<br />
der auf der Internet-Seite der Sächsischen<br />
Energieagentur Saena auf der Liste der Sächsischen<br />
Klimaschutzmanager namentlich für<br />
Chemnitz genannt wird. Die Antwort war<br />
etwas schwammig, wir recherchierten nach<br />
und siehe da: es stimmt. Dieser Name steht<br />
dort und die aufgeführten Kontaktdaten führen<br />
eindeutig zur Stadtverwaltung Chemnitz.<br />
Nun erklärt sich auch das Wort „zusätzlich“.<br />
Klimaschutzprojekten, die Klimaschutzberichterstattung<br />
sowie Bürgerberatung,<br />
Öffentlichkeitsarbeit und die Abgabe von<br />
Fachstellungnahmen zu Klimaschutz und Klimaanpassung<br />
gehören.“ Und schon seit 1992<br />
gäbe es eine solche entsprechende Stelle. Aber<br />
19 8<br />
den European Energy Award (eea) in Silber<br />
und zweimal in Gold erhalten und wird sich<br />
wieder bewerben. Das eea ist ein Europäisches<br />
Gütezertifikat für die Nachhaltigkeit<br />
der Energie- und Klimaschutzpolitik von Gemeinden.<br />
Mittlerweile sind europaweit mehr
als 1.500 Gemeinden mit rund 50 Millionen<br />
Einwohnern beteiligt und über 800 Gemeinden<br />
zertifiziert.<br />
Darüber hinaus gibt es ein Energie- und<br />
Klimateam der Stadt Chemnitz, das die Klimaschutzarbeit<br />
der Stadt seit vielen Jahren<br />
erfolgreich organisiert, was sich eben unter<br />
anderem in diesem Award widerspiegelt.<br />
Außerdem darf sich Chemnitz seit 2020 offiziell<br />
Fairtrade-Town nennen. Um diesen Titel<br />
hat sich die Stadt per Stadtratsbeschluss<br />
beworben. Und da Chemnitz die fünf dafür<br />
geforderten Kriterien erfüllte – beispielsweise<br />
muss es in öffentlichen Einrichtungen<br />
Bildungsangebote zu Fairtrade geben – ist<br />
sie nun also sogar Fairtrade.<br />
Und schon 1992 trat Chemnitz dem „Klima-<br />
Bündnis der Europäischen Städte mit indigenen<br />
Völkern der Regenwälder/Alianza del<br />
clima" bei und unterzeichnete eine Selbstverpflichtung<br />
zur Reduktion von Kohlenstoffdioxidemissionen.<br />
Seit 2002 ist die Stadt<br />
Mitglied im europäischen Netzwerk „EURO-<br />
CITIES“, bei dem es um den Austausch zu erfolgreichen<br />
Klimaschutzprojekten geht. Und<br />
es geht weiter: Um die CO2-Reduktionsziele<br />
der Bundesregierung bis 2050 zu erreichen,<br />
gab das Umweltamt der Stadt Chemnitz in<br />
2019 ein Klimaschutzteilkonzept „Erneuerbare<br />
Energien“ in Auftrag. Die Förderung<br />
erfolgte zu 50 Prozent durch Mittel des Bundesministeriums<br />
für Umwelt, Naturschutz,<br />
Bau und Reaktorsicherheit (BMU) im Rahmen<br />
der Nationalen Klimaschutzinitiative.<br />
Auftragnehmer war die Professur für Technische<br />
Thermodynamik der TU Chemnitz.<br />
Dieses Konzept ist auf der Seite der Stadt<br />
Chemnitz einsehbar. Kleine Randnotiz, auf<br />
Seite 72 steht: „Die Basis dieser quantitativ<br />
erfassbaren Entwicklungen besteht aus einer<br />
Vielzahl von Eingangsdaten, deren Beschaffung,<br />
Organisation, Analyse, Auswertung und<br />
Darstellung gezielt durch festgelegte Klimaschutzmanager(innen)<br />
erfolgen sollte.“<br />
Förderlich für das Gesamtthema Klima und<br />
Umwelt ist sicher auch der Beschlussantrag<br />
mit dem Titel „Klimaauswirkungen in Be-<br />
Foto: Andreas Seidel<br />
Chemnitz baut<br />
sukzessive sein Netz<br />
für den Alttagsradverkehr<br />
aus.
schlussvorlagen“ von den Grünen und der<br />
SPD aus dem Jahr 2020. Der wurde mehrheitlich<br />
angenommen und das wird sogar jetzt<br />
schon inhaltlich umgesetzt. Das heißt, Chemnitz<br />
berücksichtigt in all seinen Beschlüssen<br />
die Auswirkungen auf das Klima sowie die<br />
ökologische, gesellschaftliche, soziale und<br />
ökonomische Nachhaltigkeit. Ein entsprechendes<br />
Formblatt findet seit November 2021<br />
für relevante Beschlussvorlagen Anwendung.<br />
Klingt doch vielversprechend. Zumal auf den<br />
ersten Blick in den aktuellen Doppelhaushalt<br />
2021/2022 für den Klimaschutz in unserer<br />
So stehen Mittel für den<br />
Ausbau von Fuß- und<br />
Radwegen bereit, Maßnahmen<br />
zum Stadtgrün<br />
werden bezahlt.<br />
Stadt kein extra Posten zu finden ist. Aber keine<br />
Bange, das Thema Klimaschutz muss keinen<br />
Bogen um Chemnitz machen. Wir bekommen<br />
das schon finanziert. Denn laut Pressestelle<br />
seien viele Einzelmaßnahmen klimarelevant,<br />
soll heißen, wirken sich positiv auf den drohenden<br />
– oder schon existierenden – Klimawandel<br />
aus. So stehen Mittel für den Ausbau<br />
von Fuß- und Radwegen bereit, Maßnahmen<br />
zum Stadtgrün werden bezahlt. Und das Umweltamt<br />
verfügt über Planungsmittel, zum Beispiel<br />
für Elektromobilität, die Erstellung von<br />
Klimaschutzkonzepten, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Hochwasserschutzkonzepte und Kreislaufwirtschaft.<br />
Maßnahmen zur Erzeugung regenerativer<br />
Energie und zur Energieeinsparung<br />
durch Wärmedämmung und effiziente Geräte<br />
bei kommunalen Hochbauten wie Schulen sind<br />
in den zugehörigen Haushaltstellen mit enthalten.<br />
Stolz kann die Stadt auch auf einen riesigen<br />
kommunalen Energieerzeuger verweisen,<br />
der in die Zukunft investiert und dabei den Klimawandel<br />
im Blick hat.
PRO<br />
CONTRA<br />
Foto: shutterstock<br />
<strong>Stadtstreicher</strong> hat bei Stadträtin<br />
Manuela Tschök-<br />
Engelhardt (Grüne) und<br />
Stadtrat Kai Hähner (CDU)<br />
zum Für und Wider eines<br />
Klimaschutzmanagements<br />
nachgefragt:<br />
PRO<br />
Manuela Tschök-Engelhardt Fraktionsvorsitzende der Grünen<br />
Chemnitz, unter anderem Sitz im Ausschuss für Klimaschutz,<br />
Umwelt und Sicherheit<br />
„Der Klimawandel ist im Gange. Klimaschutz und Klimafolgenanpassung<br />
müssen in Chemnitz verstärkt werden, deshalb braucht<br />
Chemnitz endlich eine:n Klimaschutzmanager:in.<br />
Der Stadtrat hat im August 2019 mehrheitlich die Ausrufung des Klimanotstandes<br />
abgelehnt, weil man damit eine Verunsicherung der<br />
Bevölkerung befürchtete. Verunsicherung und Verängstigung oder<br />
einseitige Verbote bringen uns beim Klimaschutz und bei der noch<br />
viel wichtigeren Klimafolgenanpassung unserer Stadt Chemnitz<br />
nicht weiter. Hierfür sind Aufklärung und Überzeugung notwendig!
Foto: Dirk Hanus<br />
Klimaschutz betrifft viele Bereiche. Es gibt bis jetzt keine Stelle, die dies<br />
in der Komplexität betrachtet. Deshalb haben wir nun wiederholt den<br />
Antrag gestellt, eine Stelle für Klimaschutzmanagement zu etablieren.<br />
Da uns die schwierige Haushaltssituation bekannt ist, unterbreiteten<br />
wir den Vorschlag, dies durch Umorganisation aus freien Stellenanteilen<br />
im Umweltamt zu erreichen. Die Aufgabe an eine vorhandene Stelle<br />
anzugliedern, wird bei der Fülle der anderen Fachaufgaben in einer so<br />
großen Verwaltung nicht funktionieren. Andere kleinere Städte wie beispielsweise<br />
Pirna, Plauen oder Zwickau machen es uns ja vor, dass es<br />
einer Extra-Stelle bedarf.<br />
Klimschutzmanagement vernetzt alle klimarelevanten Themen innerhalb<br />
der Stadtverwaltung. Es bringt Fachbereiche zusammen und denkt<br />
das Thema Klimaschutz über die gesamte Verwaltung, die gesamte Stadt.<br />
Das Klimaschutzmanagement überwacht die Umsetzung der fast 40<br />
Klimaschutzmaßnahmen und evaluiert deren Wirksamkeit. Das kann<br />
Baugebiete, die Beschaffung von Fahrzeugen oder die Beheizung oder<br />
Beleuchtung kommunaler Gebäude sowie die geplante Pflanzung von<br />
Bäumen und anderen Grünbereichen zur Abkühlung unserer Stadt betreffen.<br />
Auch für kommunale Gebäude sollten Klimaschutzziele frühzeitig<br />
berücksichtigt werden. Ohne gute Vorsorge kommt es zu sehr<br />
hohen Folgekosten und schädlichen Klimaauswirkungen. Auch bei der<br />
Ausweisung neuer Baugebiete ist zu prüfen, wie weit ÖPNV, Kindertagesstätte<br />
und Grundschule oder andere Einrichtungen der Grundversorgung<br />
entfernt sind, um neuen zusätzlichen Fahrverkehr von vornherein<br />
zu vermeiden.<br />
Ebenso ist es für gut informierte Mitarbeitende, zum Beispiel über die<br />
richtige Wahl des Verkehrsmittels für Dienstfahrten, Beschaffungsvorgänge<br />
oder Neubau- und Instandsetzungsvorhaben eine wichtige<br />
Voraussetzung.“<br />
CONTRA<br />
Kai Hähner, im Stadtrat für die CDU Chemnitz, unter anderem Mitglied<br />
im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Sicherheit<br />
23 2<br />
„Die CDU-Ratsfraktion teilt wesentliche inhaltliche Intensionen des<br />
Beschlussantrages. In Abwägung der aktuellen Gegebenheiten sehen<br />
wir jedoch keine Möglichkeit, eine Stelle Klimaschutzmanagement innerhalb<br />
der Stadtverwaltung Chemnitz einzurichten. Der Beschlussantrag<br />
zeigte keine tragfähige und vor allem längerfristige Finanzierung.<br />
Fördermöglichkeiten wurden nur vage benannt. Die Haushaltssituation<br />
von Chemnitz ist bereits heute schwierig und bleibt auch in den<br />
nächsten Jahren äußert angespannt. Für das laufende Jahr besteht bereits<br />
eine Teilhaushaltssperre. Aufgrund der kritischen Haushaltslage<br />
werden mit der Haushaltsplanung 2023/2024 weitere Konsolidierungsmaßnahmen<br />
erforderlich sein.<br />
Der Klimawandel ist ohne Zweifel eine große Herausforderung für die<br />
nächsten Jahre. Das betrifft alle Ebenen der Politik und ist somit auch<br />
für die Kommunalpolitik wichtig. Es bedarf großer Anstrengungen und<br />
effizienter Maßnahmen, um Klimaschutz direkt im Wohnumfeld umzusetzen.<br />
Jedoch gibt es weitere wichtige Aufgaben neben dem Klimaschutz.<br />
Richten wir jetzt eine Stelle Klimaschutzmanagement ohne eine<br />
langfristige Finanzierungssicherheit ein, müssten spätestens mit der<br />
nächsten Haushaltsaufstellung andere freiwillige Leistungen beispielsweise<br />
in der Jugendhilfe oder der freien Wohlfahrtspflege eingespart<br />
werden. Diese schwierigen Abwägungsprozesse hat die CDU-Ratsfraktion<br />
in ihre Entscheidung einfließen lassen. Weiterhin sind wir der<br />
Auffassung, dass die Aufgaben eines Klimaschutzmanagers mit dem<br />
vorhandenen Personal innerhalb der Stadtverwaltung erfüllt werden<br />
können. Mehr Quantität bedeutet nicht zwingend mehr Qualität. Man<br />
muss die vorhandenen personellen Ressourcen auch unter dem Aspekt<br />
eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten effizient einsetzen.“<br />
Foto: CDU Kreisverband Chemnitz
„Wir könnten<br />
schon viel weiter<br />
sein“<br />
SOLAR-<br />
ENERGIE IN<br />
CHEMNITZ
Text: Stephan Beckert<br />
Dächer gibt es in Chemnitz genug, Platz für Solaranlagen<br />
wäre also reichlich vorhanden. Und auch die<br />
Großvermieter der Stadt zeigen sich generell offen<br />
für das Thema. Doch einige Punkte stehen ihnen im<br />
Weg. Wir haben nachgeforscht, woran es beim Ausbau<br />
von Solarenergie in Chemnitz hapert.<br />
Foto: shutterstock<br />
Es gibt sicherlich nicht nur gute Nachrichten über den<br />
Großvermieter Vonovia in Dresden. Doch in einem<br />
Punkt hat er vorgelegt: Im vergangenen Jahr wurden auf<br />
800 Dresdner Dächern Solarmodule aufgestellt – das<br />
macht eine Gesamtfläche von 50.000 Quadratmetern.<br />
Vonovia hat dafür 16 Millionen Euro ausgegeben. Solche<br />
üppigen Investitionen für die Sonne gibt es in Chemnitz<br />
bisher nicht. Der größte hiesige Vermieter, die städtische Gesellschaft<br />
GGG, befasst sich zwar seit geraumer Zeit mit dem Thema, realisiert<br />
wurde bisher allerdings nur eine Solarthermieanlage als Pilotprojekt<br />
25 4
an der Horst-Menzel-Straße. „Mit Blick auf unseren Nachhaltigkeitsgedanken<br />
stehen wir aktuell mit Eins Energie zu möglichen zukünftigen<br />
Projekten in Sachen Sonnenenergie auf Dachflächen im Kontakt“,<br />
erklärt Unternehmenssprecher Erik Escher. Konkrete Beispiele könne<br />
er gegenwärtig noch nicht nennen. Für die GGG sei es wichtig, dass die<br />
Mieter und das Unternehmen auch etwas von einer solchen Investition<br />
auf Dachflächen hätten. „Bisher gibt es kein Konzept, das uns überzeugt<br />
hat”, sagt Escher. Der Energieversorger Eins bestätigt die Gespräche<br />
mit der GGG zum Aufbau von Solarmodulen auf Dächern. Dabei gehe es<br />
um ein sogenanntes Mieterstrom-Modell, bei dem der auf dem Dach erzeugte<br />
Strom von den Bewohnern des Hauses direkt verbraucht wird.<br />
„Eins investiert bei den Mieterstrom-Projekten in die Photovoltaik-Anlage<br />
und die GGG erhält im Gegenzug für die Dachflächen eine Pacht”,<br />
erklärt eine Sprecherin. Der Zeitpunkt der Errichtung steht noch nicht<br />
fest, „da sich diese Projekte erst in der technischen und kaufmännischen<br />
Prüfung gemeinsam mit der GGG befinden.“<br />
Anlagen bei CAWG und<br />
Siedlungsgemeinschaft<br />
Die CAWG, die vor allem in Gablenz, dem Yorckgebiet und Bernsdorf<br />
über einen großen Wohnungsbestand verfügt, ist etwas weiter. Mehrere<br />
Module mit Solarzellen wurden auf zwei großen Wohnhäusern entlang<br />
der Dürerstraße sowie auf zwei Gebäuden an der Bernsdorfer Straße<br />
installiert. Die Anlagen betreibt die CAWG nicht selbst. „Wir haben ein<br />
Modell mit einer externen Gesellschaft, die feste Miete zahlt”, sagt Unternehmenssprecher<br />
Daniel Pfaff. Das Geld fließe größtenteils in Rücklagen<br />
für Renovierungskosten und Investitionen. Grundsätzlich gibt es<br />
bei der CAWG noch weitere geeignete Dachflächen für Solaranlagen.<br />
Das Thema werde zwar besprochen, habe aber gerade nicht die höchste<br />
Priorität, gibt Daniel Pfaff zu. Das liege auch daran, dass man aktuell<br />
keine neuen Häuser in Planung habe und eine solche Investition bei Be-<br />
Auf den Dächern der „Tanzenden Siedlung“ oberhalb<br />
der Kaßbergauffahrt wird schon Solarstrom erzeugt.<br />
Foto: Engert/Chemnitz von oben
„Die Siedlungsgemeinschaft<br />
könnte mit dem Solar-Ausbau<br />
viel weiter sein - Wir dürfen<br />
aber einfach nicht.“<br />
Foto: Kristin Schmidt<br />
Ringo Lottig<br />
Vorstand der Chemnitzer<br />
Siedlungsgemeinschaft e.G.<br />
27 6<br />
standsgebäuden nicht einfach sei. Das Thema Solarthermie, also die<br />
Nutzung von Sonnenkraft zur Wassererwärmung, stehe bei der CAWG<br />
ebenfalls nicht ganz oben auf der Agenda, auch weil die meisten Wohngebäude<br />
an das Fernwärmenetz angeschlossen seien.<br />
Am umfangreichsten mit dem Thema Sonnenenergie beschäftigt hat<br />
sich die Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft mit ihren Gebäuden im<br />
Flemminggebiet und auf dem Kaßberg. Auf 22 Dächern – beispielsweise<br />
an der Agricolastraße, der Albert-Schweitzer-Straße, der Alfons-Pech-Straße<br />
und auf der „Tanzenden Siedlung“ oberhalb der<br />
Kaßbergauffahrt – können etwa 600 kWp (Kilowatt-Peak) Solarstrom<br />
erzeugt werden. Der erzeugte Strom wird unterschiedlich verbraucht:<br />
Einerseits wird er ins Netz eingespeist, andererseits zur Warmwasser-Aufbereitung<br />
oder für Mieterstrom-Projekte verwendet. An der<br />
„Tanzenden Siedlung“ wird der Sonnenstrom ebenfalls zur Ladung<br />
von Elektroautos genutzt. So bieten alle 73 Plätze im Parkhaus der<br />
neuen Wohnanlage die Möglichkeit, E-Ladepunkte zu nutzen, welche<br />
auch von Solarzellen auf den Dächern versorgt werden.<br />
Rechtliche Hürden<br />
für den Ausbau<br />
Allerdings könnte die Siedlungsgemeinschaft mit dem Solar-Ausbau<br />
viel weiter sein, gibt Vorstand Ringo Lottig zu. „Wir dürfen aber<br />
einfach nicht“, sagt er und erklärt das mit dem nicht koordinierten<br />
Genossenschaftsrecht, dem Energierecht und dem Steuerrecht. Zum<br />
Verständnis: Bei einer Vermietungsgenossenschaft müssen die Haupteinnahmen<br />
aus den Mietzahlungen der Bewohner, also der Genossen,<br />
erwirtschaftet werden. Nur zehn Prozent des Umsatzes darf ein sogenanntes<br />
„Nichtmitgliedergeschäft“ sein – also alles das, was anderweitig<br />
in die Kasse der Genossenschaft fließt. Das sind beispielsweise<br />
Mieteinnahmen von Gewerbeeinheiten, Mietzahlungen von Studenten<br />
oder anderen Nicht-Mitgliedern der Genossenschaft und eben auch<br />
Einnahmen durch die Einspeisung von Solarstrom in das öffentliche<br />
Netz. Für Mieterstrom gibt es andere Richtlinien.<br />
Aufgrund dieser Grenze für Zusatzeinnahmen sei die Siedlungsgemeinschaft<br />
beim Ausbau der Solarenergie auf eigenen Dächern gehemmt,<br />
erklärt Ringo Lottig. „Es wäre auch nur ein Federstrich, das<br />
Gesetz zu ändern. Wir haben das Know-how und können loslegen“, betont<br />
der Vorstand. „Viele Politiker haben uns versprochen, das Problem<br />
zu lösen, aber passiert ist bisher nichts Substanzielles.“<br />
Was macht eigentlich<br />
die Stadt?<br />
Der Anteil der für Solarenergie genutzten Dachflächen auf Gebäuden<br />
der Chemnitzer Stadtverwaltung liegt gegenwärtig bei unter einem<br />
Prozent. „In den kommenden Jahren ist ein deutlicher Zuwachs an<br />
Photovoltaik-Fläche durch aktuell laufende Neubau- und Sanierungsmaßnahmen<br />
zu erwarten“, erklärt eine Sprecherin aus dem Rathaus.<br />
Im Gebäudebestand sei allerdings der Denkmalschutzanteil zu berücksichtigen,<br />
der den Ausbau bremst.<br />
Die Stadtverwaltung kann gegenwärtig erst 0,44 Prozent ihres jährlichen<br />
Stromverbrauchs (17,5 Gigawattstunden) aus der Eigenerzeugung<br />
mit Photovoltaikanlagen und einem Blockheizkraftwerk decken.<br />
Am Wärmeverbrauch der städtischen Gebäude von etwa 62 GWh beträgt<br />
der Anteil der Solarthermie nur 0,22 Prozent. Für das gesamte<br />
Stadtgebiet wurde für 2019 hochgerechnet, dass Solarenergie-Anla-
Die CAWG installierte mehrere Module mit Solarzellen<br />
auf zwei großen Wohnhäusern entlang der Dürerstraße.<br />
Foto: Stephan Beckert<br />
gen etwa 44 GWh Strom erzeugt haben. Das sind gemessen am Jahres-<br />
Stromverbrauch der Stadt Chemnitz von etwa 1.000 GWh momentan<br />
weniger als 5 Prozent. Zudem wurden 17 GWh Solarwärme von knapp<br />
2.000 Solarthermie-Anlagen erzeugt. Bei einem Wärmebedarf für<br />
Heizung und Warmwasser in Chemnitz von 2.159 GWh pro Jahr sind<br />
das momentan unter einem Prozent.<br />
Aber Chemnitz könnte viel mehr: Aus einer Studie der Technischen<br />
Universität zu Erneuerbaren Energien geht hervor, dass im Stadtgebiet<br />
von Chemnitz ein noch erschließbares Gesamtpotenzial an Solarstrom<br />
von 465 GWh pro Jahr vorliegt. Für den Warmwasserbedarf<br />
könnten jährlich 2.187 GWh oder 659 GWh zur Heizungsunterstützung<br />
auf Dachflächen gewonnen werden.<br />
Noch einmal zurück zum Chemnitzer Energieversorger Eins. Das<br />
geplante Projekt mit der GGG ist nicht das erste dieser Art. In der<br />
Vergangenheit hat das Unternehmen mit der Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft<br />
bereits ein Mieterstrom-Projekt auf den Weg gebracht.<br />
„Wir prüfen derzeit auch die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage<br />
auf dem Neubau von Eins an der Johannisstraße 1 im Zentrum“, so die<br />
Sprecherin. Insgesamt erzeugt Eins mit seinen zehn Solarstrom-Anlagen<br />
etwa 18 GWh Strom jährlich. Neben großen ebenerdigen Anlagen<br />
betreibt der Energieversorger solche Anlagen auf dem Parkhaus Roter<br />
Turm, der Bereitschaftspolizei Chemnitz, der Mittelschule Altendorf<br />
und der Grundschule Siegmar.<br />
Sachsen hat noch<br />
viel Potenzial<br />
Nicht nur in Chemnitz, sondern in ganz Sachsen gibt es noch viel Potenzial<br />
für die Nutzung der Sonnenkraft. Zu diesem Ergebnis kommt<br />
die Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien<br />
in Sachsen (VEE). „Bedauerlicherweise stoßen Errichtung und Betrieb<br />
von Solaranlagen auf eine Reihe Hürden, die nicht wenige Gebäudeeigentümer<br />
davor zurückschrecken lassen, das notwendige<br />
Geld für den Bau entsprechender Anlagen in die Hand zu nehmen“,<br />
sagt Christoph Richter, Rechtsanwalt und Experte für Energierecht<br />
im Auftrag des VEE. Als Beispiele nennt er Fragen des Denkmalschutzes<br />
und des Netzanschlusses sowie Meldepflichten. Weitere<br />
Probleme sieht er in relativ strengen Fördervoraussetzungen im<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und in schwankenden Strompreisen.<br />
„Zurzeit sind zwar die Börsenstrompreise aufgrund der aktuellen<br />
Energiekrise exorbitant angestiegen. Im Dezember lagen sie<br />
bei durchschnittlich 27,075 Cent pro Kilowattstunde für Solarstrom.<br />
Allerdings ist der Strommarkt als äußerst volatil zu bezeichnen, sodass<br />
eine verlässliche und vor allem langfristige Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
nicht auf Basis der gegenwärtig recht hohen Marktwerte<br />
durchgeführt werden sollte.“
Hoher Aufwand bei Mieterstrom-Modellen<br />
Bei Mieterstrom-Modellen wiederum seien die recht strikten Vorgaben<br />
des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) ein Problem, ergänzt<br />
Christoph Richter. So dürfe der Strompreis nicht frei vereinbart<br />
werden, sondern müsse sich vielmehr am örtlichen Grundversorgungstarif<br />
orientieren und diesen substanziell unterschreiten. Zudem<br />
dürften Mieterstrom-Verträge eine Vertragslaufzeit von einem<br />
Jahr nicht überschreiten und nicht mit dem Mietvertrag verknüpft<br />
werden. „Der Vermieter hat also keine langfristige Planungssicherheit,<br />
in welchem Umfang ihm der Strom tatsächlich von den Mietern<br />
abgenommen wird“, erklärt der Anwalt und nennt außerdem die<br />
EEG-Umlage, die Stromsteuer und die zur Erfassung nötige Installation<br />
von Messtechnik als Hürden für Vermieter.<br />
Eine Alternative könnten kleine Photovoltaik-Anlagen sein, die nicht<br />
über das EEG gefördert werden und nicht ins Netz einspeisen. In<br />
diesem Fall müssen normalerweise keine Netzentgelte und bei einer<br />
Anlage bis zu 2 MW keine Stromsteuer abgeführt werden. Auch die<br />
EEG-Umlage könne bei Anlagen bis 30 KW ganz, bei größeren Anlagen<br />
zumindest teilweise entfallen, soweit der Strom zur Abdeckung<br />
des Allgemeinstroms für beispielsweise Hauslicht und Aufzug oder<br />
zum Betrieb der Heizungs- oder Kühlanlage durch den Vermieter<br />
selbst verbraucht wird.<br />
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Autohaus Pichel ist jetzt auch<br />
Partner der Automarke MG Motor<br />
Stillstand ist etwas, womit ein Autohaus von Natur aus schon wenig anfangen<br />
kann. Schließlich geht es hier um den mobilen Lifestyle. Im Autohaus<br />
Pichel geht man sogar noch etwas weiter: Denn zum Erfolgsrezept<br />
des Unternehmens gehört nicht nur eine attraktive Modellpalette für jede<br />
Lebenssituation, sondern auch das Bestreben, es immer ein wenig besser<br />
zu machen als erwartet. Und mit der Erweiterung durch die Automarke<br />
MG Motor ist man hier den logischen Schritt in Richtung Zukunft gegangen.<br />
Diese Zukunft ist für MG Motor elektrisch. Dabei hat sich die<br />
Marke zum Ziel gesetzt, Elektromobilität für alle zugänglich zu machen,<br />
die einen nachhaltigen Lebensstil führen möchten. Einst stand MG wie<br />
kaum eine andere Marke für offene, zweisitzige Sportwagen. Und tatsächlich<br />
waren die „Morris Garages“ seit den 1920er-Jahren sogar mit<br />
begriffs- und stilprägend für diese Fahrzeuggattung, machten sie massentauglich<br />
und waren mit richtungsweisenden Entwicklungen den Mitbewerbern<br />
stets eine Nasenlänge voraus. Heute gehört MG Motor zum<br />
größten Automobilhersteller Chinas: SAIC Motor (Shanghai Automotive<br />
Industry Corporation) fertigt seit 1984 in China unter anderem in Joint<br />
Ventures Fahrzeuge der Volkswagen AG und von General Motors.<br />
Rein elektrischer Kombi für Familie,<br />
Freizeit und Beruf<br />
Aktuell sorgt MG Motor mit dem weltweit ersten reinen Elektro-Kombi<br />
für Aufsehen. Und nicht nur mit dem „Dass“, auch mit dem „Wie“: Der<br />
MG5 Electric vereint alle praktischen Tugenden eines Kombis im Einsatz<br />
für Familie, Freizeit und Beruf, erstklassige Sicherheit und üppige<br />
Serienausstattung – und das ab einem Einstiegspreis von 25.920 €, inklusive<br />
Umweltbonus. Ab März wird der MG5 Electric in Deutschland<br />
seinen Marktstart feiern. „Mit dem MG5 Electric bringt MG Motor den<br />
weltweit ersten rein elektrischen Kombi. Die Kombination aus innovativer<br />
Antriebstechnologie und der beliebten Fahrzeuggattung Kombi<br />
könnte ein wahrer Gamechanger werden“, so Philipp Hempel von MG<br />
Motor Deutschland. „Der MG5 Electric ist üppig ausgestattet, sicher und<br />
dennoch günstig – und hat aus unserer Sicht das Potenzial, für Familie,<br />
Freizeit und Beruf ein attraktives und bislang einzigartiges Angebot zu<br />
sein.“ Mit nicht weniger als 27 Ablagefächern vorn und hinten bietet der<br />
Kombi einen geräumigen Innenraum für die ganze Familie. Gleichzeitig<br />
bringt der MG5 Electric viel Nutzwert mit – dank seines großzügigen<br />
Gepäckraums von 479 Litern, der sich bei umgeklappten Rücksitzen auf<br />
1.367 Liter erweitern lässt. Der praktische und funktionelle Charakter<br />
des MG5 Electric wird durch seine maximale Anhängelast von 500 Kilogramm,<br />
die maximale Stützlast von 50 Kilogramm und die Dachlast<br />
von 75 Kilogramm weiter unterstrichen. Damit eignet er sich zum Beispiel<br />
für einen Fahrradträger und eine Dachbox. Zum Marktstart ist der<br />
MG5 Electric mit einer 61,1-kWh-Batterie (maximal) und einer Reichweite<br />
von 400 Kilometern erhältlich. Die Standard-Version mit einer<br />
50,3-kWh-Batterie und 320 Kilometern Reichweite folgt zu einem späteren<br />
Zeitpunkt. Beide Batterievarianten bieten ansprechende Fahrleistungen<br />
und eine Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h. Der neue MG5<br />
Electric wird in vier Karosseriefarben und zwei Ausstattungsvarianten<br />
angeboten: Comfort und Luxury.
Foto: shutterstock<br />
DAS KRAFT-<br />
WERK FUR<br />
DEN BALKON<br />
Text: Stephan Beckert<br />
Mit Stecker-Solargeräten<br />
kann jeder zur Energiewende<br />
beitragen
Die Strompreise sind in den letzten<br />
Jahren immer weiter gestiegen, wodurch<br />
Verbraucher zunehmend finanziell<br />
belastet werden. Da ist der<br />
Entschluss zur Selbstversorgung schnell gefasst.<br />
Nun kann sich aber nicht jeder eine große Solaranlage<br />
aufs Dach setzen. Sogenannte Stecker-<br />
Solargeräte bieten seit Kurzem eine Alternative.<br />
Sie sind leicht, flexibel und günstig und können<br />
mit sehr geringem Aufwand bereits einen guten<br />
Teil des Strombedarfs abdecken. „Gerade jetzt,<br />
wo Homeoffice attraktiver wird und der Stromverbrauch<br />
im Haushalt steigt, bieten Stecker-<br />
Solargeräte auch Mieterinnen und Mietern die<br />
Möglichkeit, Solarstrom selbst zu nutzen und so<br />
einen eigenen Beitrag zur Energiewende – auch<br />
in der Stadt – zu leisten“, informiert Lorenz Bücklein,<br />
Energiereferent der Verbraucherzentrale<br />
Sachsen. Doch lohnt sich solch eine Anschaffung<br />
wirklich? Und was ist dabei zu beachten? Die<br />
Verbraucherzentrale klärt auf:<br />
Die Bezeichnung von Stecker-Solargeräten ist<br />
vielfältig: Balkonmodule, Mini-Solaranlage,<br />
Plug-&-Play-Solaranlage oder Balkonkraftwerk.<br />
Allen gemein ist, dass sie im technischen<br />
Sinn Strom erzeugende Haushaltsgeräte für<br />
den Eigenbedarf sind und maximal 600 Watt<br />
elektrische Leistung erzeugen. Im Gegensatz<br />
zu Photovoltaikanlagen, die mehrere Kilowatt<br />
Leistung mitbringen, sind die wesentlich kleineren<br />
Stecker-Solargeräte dafür gedacht, dass<br />
Privatpersonen sie selbst anbringen, anschließen<br />
und direkt nutzen können. Balkonbrüstungen,<br />
Außenwände, Dächer, Terrassen und<br />
Gärten kommen zum Aufbau oder Anbringen<br />
in Frage. Die Geräte setzen sich aus Standard-<br />
Solarmodulen und einem Wechselrichter zusammen,<br />
der den Gleichstrom der Solaranlage<br />
in 230-Volt-Wechselstrom für Haushaltsgeräte<br />
umwandelt. So fließt der selbsterzeugte Strom<br />
in die Steckdose am Balkon und versorgt von<br />
dort ganz einfach Fernseher, Kühlschrank oder<br />
Waschmaschine. Wichtig ist, dass alle Stromkreise<br />
über einen gemeinsamen Zähler abgerechnet<br />
werden. Wird Strom vom Balkonmodul<br />
eingespeist, dreht sich der Stromzähler langsamer.<br />
Reicht der Strom vom Balkon nicht für den<br />
Betrieb der Haushaltsgeräte aus, fließt einfach<br />
Strom vom Versorger aus dem Netz dazu.<br />
Ab wann lohnt sich die<br />
Anschaffung?<br />
Ein Standardsolarmodul mit 300 Watt Leistung<br />
kann bis zu 200 Kilowattstunden Strom<br />
pro Jahr liefern. Diese Strommenge entspricht<br />
etwa dem jährlichen Verbrauch eines Kühlschranks<br />
und einer Waschmaschine in einem<br />
Haushalt mit zwei Personen. Bei einem durchschnittlichen<br />
Strompreis von aktuell rund 32<br />
Cent pro Kilowattstunde bringt das eine jährliche<br />
Ersparnis von rund 64 Euro. Ein Stecker-Solargerät<br />
mit Standard-Modul kostet<br />
etwa 350 bis 500 Euro. Es dauert also sechs<br />
bis acht Jahre, bis sich die Anschaffung bezahlt<br />
macht. Der Ertrag des Gerätes und somit seine<br />
Wirtschaftlichkeit sind allerdings von verschiedenen<br />
Faktoren abhängig. Dazu gehören neben<br />
den Anschaffungskosten auch die Ausrichtung<br />
des Moduls und möglichst wenig Schatten am<br />
Standort. Besonders sinnvoll ist die senkrechte<br />
Montage an der Außenseite einer Balkonbrüstung,<br />
die verschattungsfrei nach Südwest bis<br />
Südost ausgerichtet ist. Nutzer der Stecker-Solargeräte<br />
reduzieren aber nicht nur ihre Stromrechnung,<br />
sondern tun auch der Umwelt etwas<br />
Gutes: Etwa 2,5 Tonnen CO2-Ausstoß spart das<br />
Mini-Solarsystem in 20 Jahren.<br />
Was ist zu beachten?<br />
Lorenz<br />
Bücklein<br />
Energiereferent der<br />
Verbraucherzentrale<br />
Sachsen<br />
Die EU hat in ihrer Niederspannungsrichtlinie<br />
kleine Erzeuger bis 800 Watt als „nicht<br />
regelungsbedürftig“ eingestuft, weil sie „nicht<br />
systemrelevant“ seien. Trotzdem wollen die<br />
deutschen Netzbetreiber, dass alle Erzeugungsanlagen,<br />
unabhängig von ihrer Leistung, bei<br />
ihnen gemeldet werden. Vorgesehen ist dabei<br />
für Erzeuger bis 600 Watt ein vereinfachtes<br />
Foto: Verbraucherzentrale<br />
Foto: shutterstock<br />
Formular. Immerhin muss nicht zwingend<br />
eine Elektrofachkraft dieses Formular ausfüllen,<br />
das können Nutzer von Stecker-Solargeräten<br />
auch selbst tun. Viele Netzbetreiber stellen<br />
die vereinfachten Formulare auf ihrer Internetseite<br />
zur Verfügung, manche versenden sie<br />
auf Anfrage. Einige bieten sogar eine besonders<br />
komfortable Online-Anmeldung an. Darüber<br />
hinaus hat die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie<br />
e.V. (DGS) dafür einen verbraucherfreundlichen<br />
Musterbrief erstellt. Und obwohl<br />
strittig ist, ob es sich bei Stecker-Solargeräten<br />
überhaupt um „Anlagen“ handelt, fordert auch<br />
die Bundesnetzagentur eine Anmeldung im sogenannten<br />
Marktstammdatenregister. Außerdem<br />
wichtig: Durch das Stecker-Solargerät<br />
kann es vorkommen, dass Stromzähler mit<br />
mechanischen Drehscheiben (Ferraris-Zähler)<br />
rückwärts laufen, denn diese Zähler sind nicht<br />
mit einer Rücklaufsperre ausgestattet. Diese<br />
Zähler sollten daher vor Inbetriebnahme eines<br />
Balkonkraftwerks ausgetauscht werden, zum<br />
Beispiel durch einen digitalen Zähler der neuen<br />
Generation („Moderne Messeinrichtung“).<br />
Diese sollen in<br />
33<br />
den nächsten Jahren 95 Prozent<br />
der alten Zähler ersetzen.<br />
2<br />
Dies sieht das Messstellenbetriebsgesetz<br />
(MsbG) im Zuge<br />
der Digitalisierung der Energiewende<br />
vor.<br />
CHECKLISTE ZUR NUTZUNG<br />
VON STECKER-SOLARGERÄTEN<br />
1. Erlaubnis: Für Miet- und<br />
Eigentumswohnungen<br />
bedarf es der Zustimmung<br />
des Vermieters oder der<br />
Eigentümergemeinschaft,<br />
um Solarmodule an der<br />
Brüstung oder Hauswand<br />
anbringen zu können.<br />
2. Kauf: Nur steckfertige<br />
Geräte kaufen und auf die<br />
Einhaltung des Sicherheitsstandards<br />
der Deutschen<br />
Gesellschaft für Sonnenenergie<br />
achten (DGS<br />
0001:2019-10).<br />
3. Montage: Den besten<br />
Ertrag liefern Module, die<br />
unverschattet zur Südseite<br />
ausgerichtet sind. Die<br />
Geräte müssen sturmfest<br />
montiert sein.<br />
4. Anmeldung und Betrieb:<br />
Stecker-Solargeräte sind<br />
beim örtlichen Stromnetzbetreiber<br />
und der Bundesnetzagentur<br />
(Marktstammdatenregister)<br />
anzumelden.
Foto: Peter Zschage<br />
CHEMNITZER<br />
UNTERNEHMEN UND<br />
IHR BEITRAG<br />
Die Solarthermieanlagen am Brühl versorgen<br />
rund 200 Häuser mit Sonnenwärme.
Ob Braunkohleausstieg oder Abfallmengenreduzierung,<br />
eigene<br />
grüne Lunge oder Photovoltaik<br />
aufs Firmendach – es geht Vieles.<br />
35 4<br />
Jeder einzelne Mensch hat die Möglichkeit, mit kleinen<br />
Beiträgen etwas für den Klima- und Umweltschutz zu<br />
tun. Sei es Verpackungsmüll zu vermeiden, regionale<br />
Produkte zu bevorzugen, kurze Strecken mit dem<br />
Fahrrad zu fahren oder zu Fuß gehen, leihen statt zu<br />
kaufen oder oder oder. Einen großen Einfluss auf Klima<br />
und Umwelt haben auch oder vor allem Unternehmen.<br />
Ob Energieeinsparung oder Energiewende, Wasserverbrauch<br />
oder nachhaltiger Umgang mit Materialien<br />
– das alles können Chemnitzer Unternehmen.<br />
KLIMA-&<br />
UMWELT-<br />
SCHUTZ
Eins energie – eher als der Rest<br />
„Umwelt- und Klimaschutz spielen für uns eine große Rolle im täglichen<br />
Handeln“, so die Aussage des führenden kommunalen Energiedienstleisters<br />
in Chemnitz und der Region Südwestsachsen, eins energie. Rund 4.000.000<br />
Haushalte und Gewerbekunden versorgt das Unternehmen laut eigenen<br />
Aussagen mit Erdgas, Strom, Internet, Wärme und Kälte sowie Wasser und<br />
energienahen Dienstleistungen. 2021 prüfte eins energie die Möglichkeit,<br />
schon 2023 aus der Braunkohle auszusteigen. Ein ehrendes Ziel, denn die<br />
alte Bundesregierung sah den Ausstieg in ihrem Zeitplan erst für 2038 vor.<br />
SPD, Grüne und FDP wollen jedoch den Turbo einlegen und schon 2030<br />
einen Schlussstrich unter die Braunkohle setzen. Damit dürfte die eins energie<br />
einer der Vorreiter-Energieversorger in Deutschland sein. Das Unternehmen<br />
will „Energieerzeugung zukünftig noch umweltschonender und<br />
deutlich flexibler machen: Motorenheizkraftwerke (MHKW) werden Strom<br />
und Wärme erzeugen. Die mit Methan betriebenen MHKW können Erdgas,<br />
Biogas oder synthetisches Gas verbrennen. Insgesamt reduzieren die<br />
neuen Anlagen den CO2-Ausstoß um rund 60 Prozent gegenüber der bisherigen<br />
Technik – das entspricht der Einsparung des CO2-Ausstoßes von<br />
rund 260.000 Pkw pro Jahr.“ Erstaunlich, dass es bei einem solchen Vorhaben<br />
keine spezielle Abteilung gibt, die sich ausschließlich um Themen wie<br />
Im Mai 2021 wurde der letzte Motor<br />
für das Motorenheizkraftwerk geliefert.<br />
Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement kümmert, wie die Pressestelle<br />
auf Nachfrage mitteilte. „Wir versuchen diese Aspekte bei möglichst allen<br />
Projekten und Prozessen einzubeziehen“, heißt es weiter. „2023 haben die<br />
Motorenkraftwerke den Betrieb aufgenommen und werden mit den anderen<br />
Neuanlagen die Versorgungssicherheit im Bereich Fernwärme in Chemnitz<br />
gewährleisten“, ist die Zukunft schon fertig – jedenfalls auf der Website von<br />
eins energie. Das Unternehmen muss übrigens noch dafür kämpfen, Kompensationszahlungen<br />
wie die Großkonzerne RWE und LEAG für den Ausstieg<br />
zu erhalten. Den riesigen Energiedienstleistern werden mehr als 4 Milliarden<br />
Euro dafür gezahlt. Denn der Ausstieg ist mit enormen Investitionen<br />
verbunden und bedeutet Verluste für das kommunale Unternehmen.<br />
Michael Neubert, Geschäftsführer der Metallgießerei Chemnitz<br />
GmbH, mit der Auszeichnung der Umweltallianz Sachsen.<br />
Metallgießerei Chemnitz GmbH –<br />
ausgezeichnet durch Umweltallianz<br />
„Sogenannte NE-Metalle wie Aluminium, Kupfer, Nickel, Zink sind notwendig<br />
für zahlreiche Klimaschutztechnologien und -anwendungen. Ihre Produktion<br />
und Verarbeitung sind aber aus physikalischen Gründen energieintensiv.“ So<br />
lautet ein Satz in einem Schreiben des Branchenverbandes Wirtschaftsverband<br />
Metalle (WVM) an den Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz<br />
Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen). Für Michael Neubert, Geschäftsführer<br />
der Metallgießerei Chemnitz GmbH, steht die Einsparung von Energie<br />
deshalb auch auf einem anderen Blatt. „Wir prüfen natürlich kontinuierlich,<br />
wo wir Energie einsparen können, vor allem um Kosten zu reduzieren und<br />
setzen Einsparmöglichkeiten um“, lautet seine Antwort auf die Frage nach Klima-<br />
und Umweltschutz. Der Geschäftsführer des kleinen familiengeführten<br />
Unternehmens hat dieses Thema selbst auf dem Tisch. „Wir planen die Ermittlung<br />
unseres CO2-Fußabdrucks, um die Kunden darüber informieren und<br />
um Einsparpotenziale ermitteln zu können“, teilt er mit. Der Hauptenergiebedarf<br />
der Metallgießerei, deren Geschichte bis in das Jahr 1911 zurückreicht,<br />
liegt beim Schmelzen und Warmhalten des Aluminiums. Hier wird mit Öfen<br />
auf dem Stand der Technik gearbeitet – Einsparpotentiale sind da vorerst nur<br />
schwer umzusetzen. „Denkbar wäre“, so Neubert, „eine komplette Umstellung<br />
vom bislang teilweise gasbetriebenen Schmelzbetrieb auf Elektroschmelzbetrieb,<br />
was jedoch im Hinblick auf eine CO2-Reduzierung nur beim Einsatz<br />
von Strom aus erneuerbaren Energiequellen sinnvoll wäre.“ Außerdem sei an<br />
seinem Standort auch die Infrastruktur für die dann benötigten Strommengen<br />
nicht vorhanden. Was dazu kommt, sind nicht nur die Sorgen um noch mehr<br />
Bürokratie rund um den Klima- und Umweltschutz, sondern der Anstieg der<br />
Stromkosten in Deutschland. Mittlerweile zahlen Deutsche am meisten. Und<br />
die Furcht, ob die deutsche Industrie auch weiterhin stabil mit Strom versorgt<br />
werden kann, teilt auch Neubert. Bereits jetzt haben deutsche Gießereien er-
hebliche Nachteile gegenüber den Gießereien beispielsweise in Frankreich und<br />
Italien, die ihre Energie deutlich günstiger einkaufen. Käme es zu Schließungen<br />
in Deutschland, müssten die Produkte eingeführt werden. Deshalb auch der<br />
Hinweis im Brief des Branchenverbands: „Ein weiterer Anstieg von Importen<br />
mit meist schlechterem CO2-Fußabdruck schadet sowohl dem Klima als auch<br />
dem Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland.“ Dem schließt sich der<br />
Chemnitzer Neubert voll an. Doch er kann trotz aller Probleme stolz sein: Im<br />
Jahr 2018 wurde seine Gießerei im Stadtteil Siegmar von der Umweltallianz<br />
Sachsen für ihre „Freiwilligen Beiträge zur Verbesserung des Immissionsschutzes,<br />
Gewässerschutzes, Naturschutzes, der biologischen Vielfalt und zum<br />
Schutz des Bodens“ ausgezeichnet. Mit einem Anschlussprojekt wurde das<br />
Unternehmen 2021 von der Umweltallianz Sachsen für ihre freiwilligen Beiträge<br />
zur „nachweisbaren wesentlichen Reduzierung der im Unternehmen erzeugten<br />
Abfallmenge oder des Schadstoffgehaltes der Abfälle“ ausgezeichnet.<br />
DRK-Krankenhaus Rabenstein –<br />
Graureiher im eigenen Park<br />
Auch Krankenhäuser können Beiträge zum Klima- und Umweltschutz leisten.<br />
Das kann bei kleinen Dingen, nämlich der Art und Weise der Medikamentenausgabe<br />
geschehen und betrifft natürlich auch die großen Themen Wasser und<br />
Abfall. Das DRK-Krankenhaus Rabenstein ist das einzige Chemnitzer Unternehmen,<br />
das sich derzeit im Register EMAS - das ist die Kurzbezeichnung für<br />
das „Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung“<br />
– finden lässt. Damit verpflichtet sich das Krankenhaus dazu,<br />
37 6<br />
Im Park des DRK-<br />
Krankenhauses<br />
Rabenstein fühlen<br />
sich auch Graureiher<br />
heimisch.<br />
alle einschlägigen Umweltrechtsvorschriften zu erfüllen<br />
und einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung<br />
der eigenen Umweltleistung zu organisieren. Es<br />
veröffentlicht eine Umwelterklärung und lässt sich<br />
von einem unabhängigen Umweltgutachter überprüfen.<br />
Ende 2018 waren 1.188 Organisationen mit 2.226<br />
Standorten deutschlandweit eingetragen (Quelle:<br />
emas-register.de)<br />
Und das Gelände an der Unritzstraße birgt noch einen<br />
ganz besonderen Schatz. „Der wunderschöne Park<br />
verfügt über einen alten Baumbestand, in dessen Kronen<br />
und Astwerk sich sehr viele Vogelarten heimisch<br />
fühlen. Auch im Strauchwerk und den Wiesen tummeln<br />
sich diverse Insekten und Kleintierarten. All das<br />
unterstreicht die gesunde Flora und Fauna unseres<br />
Parks“, weiß nicht nur Pressesprecher Patrick Seidel,<br />
sondern auch all jene, die dort schon bei Besuchen<br />
oder Aufenthalten spazieren gegangen sind. Seit einigen<br />
Jahren ist die Wiederkehr einer Kolonie von Graureihern ein Zeichen des<br />
Frühlings und ihre Betriebsamkeit bei der Aufzucht des Nachwuchses typisch<br />
für den Sommer auf dem Gelände. „Eine höhlenreiche Altholz-Insel bietet<br />
vielen Insekten und Kleintierarten einen Lebensraum. Selbst Rehe wurde in<br />
unseren Parkanlagen bereits gesichtet“, weiß der Pressesprecher zu berichten.<br />
Die Natur hat hier also einen geschützten Raum und gerade die alten Bäume<br />
bieten nicht nur als Schattenspender im Sommer etwas Erfrischung, sondern<br />
sorgen als Sauerstoffspender für ein angenehmes Klima – auch in den Gebäu-<br />
biomarkt.de<br />
Fotos: Eins Energie, Georg Dostmann, DRK Krankenhaus
den des Krankenhauses. Für Nachhaltigkeit sorgt der Umgang bei der Ausgabe<br />
der Medikamente. Patrick Seidel erklärt den Sachverhalt so: In Tabletten-<br />
Form werden sie in sogenannten Medikamenten-Dispensern an die Patienten<br />
ausgeteilt. Diese sind viergeteilt in „Morgens“, „Mittag“, „Abend“ und „nach<br />
Bedarf“. Sie sind patientenbezogen und werden verwendet, bis die Patienten<br />
ihren stationären Aufenthalt beenden. Im Anschluss können diese ihre Tablettenboxen<br />
mit nach Hause nehmen. Wer von dieser Möglichkeit nicht Gebrauch<br />
macht, sollte wissen: Aus hygienischen Gründen dürfen diese Gefäße<br />
nicht gereinigt und anderen Patienten weitergereicht werden.<br />
CEFEG – Photovoltaik aufs Dach,<br />
Elektroantrieb in die Firmenfahrzeuge<br />
Bereits im Jahr 2011 wurde Ira Rieger zur Umweltmanagementbeauftragten<br />
des Unternehmens CEFEG GmbH Federn- und Verbindungstechnik Chemnitz<br />
berufen. „Weil es uns als Unternehmen wichtig ist, wie wir mit unseren<br />
Ressourcen umgehen“, begründete ihre Chefin, Geschäftsführerin Dr. Denise<br />
Klinger. Ihre Aufgabe erledigt die Projektleiterin neben anderen Tätigkeiten<br />
im Projektmanagement. Dazu gehören die Aufrechterhaltung der Zertifizierung<br />
ISO 14001, heißt: die Beachtung und Umsetzung der damit verbundenen<br />
rechtlichen Verpflichtungen, das Führen von Entsorgungsübersichten,<br />
das Erkennen und Definieren von Verbesserungsmöglichkeiten im Team und<br />
deren Umsetzung. Schon im Jahr 2012 erfolgte die erste Zertifizierung nach<br />
der ISO 14001 - dem weltweit akzeptierten und angewendeten Standard für<br />
Umweltmanagementsysteme - und diese wird bis heute fortgesetzt.<br />
Das Thema Energieeffizienz beschäftigt auch die CEFEG schon sehr lange.<br />
Natürlich auch, weil die Energiekosten deutlich gestiegen sind. Aktuell führt<br />
die Firma, die 1990 aus dem Verband der Federnwerke Marienberg austrat<br />
und als eigenständiges Unternehmen begann, jährlich die Testierung nach der<br />
Spitzenausgleichseffizienzverordnung durch. Das klingt ungewohnt für fremde<br />
Ohren, aber so kann die Firma die Stromsteuerrückerstattung ausschöpfen<br />
und es hat einen weiteren positiven Nebeneffekt: Hierbei habe sich zusätzlich<br />
gezeigt, dass es bei der Produktion an vielen Stellen Einsparpotentiale gibt, so<br />
Ira Rieger. „Diese möchten wir, trotz geplantem Neubau, auch noch im Bestandsbau<br />
realisieren, denn unser Ziel ist es, unsere Prozesse energieeffizient<br />
zu gestalten und stetig besser zu werden. Dies spart nicht nur Ressourcen,<br />
sondern auch Kosten ein“, erklärt die Umweltmanagementbeauftragte.<br />
Das Thema Nachhaltigkeit ist sicher eines der wichtigsten in der Gesellschaft und<br />
hier muss man endlich ins Tun kommen. „Dies aber bitte mit Maß und Mitte“,<br />
fordern die Verantwortlichen des Unternehmens. „Bislang setzen wir bei CEFEG<br />
effizienzsteigernde Maßnahmen an Maschinen um, beispielsweise durch Optimierung<br />
der Einschaltvorgänge, Überprüfung und Anpassung des Druckluftsystems<br />
oder den Austausch der Beleuchtung durch LED usw.“, führt Rieger auf.<br />
Der CO2-Fußabdruck beziehungsweise die Ermittlung von spezifischen CO2-<br />
Emissionen der CEFEG-Produkte ist seit 2020 ein Thema. Das Unternehmen<br />
hat große und in diesem Bereich ambitionierte Kunden aus der Automobilindustrie,<br />
der Elektronikbranche aber auch aus anderen Wirtschaftszweigen,<br />
die alle ihre eigenen Nachhaltigkeits- bis hin zu Zero-CO2-Strategien verfolgen.<br />
Und Rieger unterstreicht: „Hieran orientieren wir uns, weil wir das<br />
Thema als gesellschaftlich sehr wichtig empfinden.“ Man müsse Prozesse und<br />
Vorlieferkette hinsichtlich der CO2-Emissionen betrachten und bewerten,<br />
führt sie aus. Jedoch für den CO2-Fußabdruck steht das Unternehmen noch<br />
am Anfang und sei gerade dabei, ein Team aus mehreren Mitarbeitern unterschiedlicher<br />
Bereiche zu einem Arbeitskreis „Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit“<br />
zu etablieren, um dieses Thema bearbeiten zu können. Eine einzelne<br />
Person könne diese vielfältigen Aufgaben nicht mehr allein stemmen.<br />
Die IHK sieht die Gefahr, dass durch den „European Green Deal“ der EU<br />
beträchtlicher Verwaltungs- und Berichtsaufwand auf die Unternehmen<br />
zukommt. Dazu meint Ira Rieger: „Tatsächlich ist in den letzten Jahren der<br />
Berichts- und Dokumentationsaufwand deutlich gestiegen. Bereits die Bearbeitung<br />
der Anfragen und Forderungen hinsichtlich REACH (Registration,<br />
Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals), RoHs (Restriction of<br />
Certain Hazardous Substances), Konfliktmineralien und vieles andere nimmt<br />
viel Zeit in Anspruch.“ Das werde mit dem Lieferkettengesetz und auch dem<br />
European Green Deal weiter zunehmen und ist insbesondere für kleinere Unternehmen<br />
schwierig umsetzbar. „Die Wichtigkeit dieser und der Nachhaltigkeitsthemen<br />
ist unbestritten. Stemmen können wir dies nur durch Effizienzsteigerungen<br />
auch in den Verwaltungsprozessen, das heißt digitalisieren und<br />
automatisieren“, so die Bearbeiterin dieser Problematik. Beides spiele bei der<br />
CEFEG eine wesentliche Rolle.<br />
Derzeit plant der Hersteller verschiedener Federn und Stanzteile einen Unternehmensneubau,<br />
der sich aktuell in der Detailplanung befindet. Auch dabei<br />
geht es um Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Am Bestandsgebäude möchte<br />
die CEFEG eine Dach-Photovoltaikanlage über das Miet-Pacht-Modell<br />
errichten, um einen großen Anteil des benötigten Stroms aus erneuerbaren<br />
Energien zu erzeugen. Und bei der Dienstwagenflotte wird auf alternative Antriebe<br />
umgestellt. Wenn möglich, will man auch eine Ladesäule für Elektrofahrzeuge<br />
auf dem Betriebsgelände installieren.<br />
Foto: CEFEG<br />
„Als Unternehmen ist es uns<br />
wichtig, wie wir mit unseren<br />
Ressourcen umgehen“.<br />
CEFEG-Geschäftsführerin Dr. Denise Klinger
2x in Chemnitz<br />
wir sind für sie da!<br />
S<br />
WERBE<br />
WELTEN<br />
www.admedia.de
Text und Fotos: Steffi Hofmann<br />
„DAS MUSS<br />
DOCH IRGENDWIE<br />
BESSER GEHEN“<br />
Von der Idee zum Start-up für<br />
nachhaltiges Holzspielzeug<br />
Naturschutz – so einfach wie ein<br />
Klick! Das ist das Credo von zwei<br />
jungen Herren aus Rabenstein,<br />
die sich kürzlich unter dem Namen<br />
„Baumkinder“ selbstständig gemacht<br />
haben. Tino Hartrampf und David Müller,<br />
beide gebürtig aus Brandenburg, haben schon<br />
seit Jahren den Wunsch, nachhaltiges Holzspielzeug<br />
zu produzieren. Die Initialzündung<br />
kam im Jahr 2017. Als seine Tochter zwei<br />
Jahre alt war, wollte Tino Hartrampf mit ihr<br />
das erste Mal gemeinsam eine Murmelbahn<br />
aufbauen. „Das war eine reine Katastrophe,<br />
weil alles wackelte und drohte, wieder einzustürzen“,<br />
erinnert sich der heute 39-Jährige.<br />
Seine Tochter war frustriert und er schließlich<br />
auch. In diesem Moment hatte der Vater<br />
eine Vision. „Ich dachte, das mit der Murmelbahn<br />
muss doch irgendwie besser gehen – mit<br />
umweltfreundlichen Materialien und in einer<br />
Bauweise, die Kinder und Eltern nicht an<br />
den Rand des Wahnsinns treibt.“ Die Idee für<br />
„Baumkinder“ war geboren.<br />
Doch bis es von einer Idee zur Firmengründung<br />
kommt, genügt eben nicht nur ein Klick, sondern<br />
es bedarf jahreslanger harter Arbeit. Dass<br />
die sich lohnt, will das „Baumkinder“-Team<br />
jetzt mit seinem Start-up unter Beweis stellen.<br />
Die Produkte<br />
Die Palette von Baumkinder umfasst neben<br />
Greiflingen und Beißringen für Babys und<br />
Kleinkinder vor allem Holzbaukästen und<br />
Murmelbahnen, die immer wieder erweitert<br />
werden können. „Wir haben eine neue<br />
Generation von Holzbausteinen entwickelt“,<br />
ist sich Tino Hartrampf sicher. Das Holz –<br />
Ahorn und Buche aus PEFC-zertifizierten,<br />
deutschen Sägewerken – wird weder mit<br />
Farben oder Lacken noch mit Verbundstoffen<br />
bearbeitet. Es sei somit komplett natürlich,<br />
schadstofffrei und daher ideal für kleine<br />
Kinderhände, so Hartrampf weiter. Durch ein<br />
spezielles Stecksystem können die Teile alle<br />
miteinander verbunden werden. „Wir wollten<br />
ein Holzspielzeug kreieren, das Kinder über<br />
mehrere Entwicklungs- und Interessenphasen<br />
hinweg begleiten kann“, ergänzt David<br />
Müller, der extra für das „Baumkinder“-Projekt<br />
von Brandenburg nach Chemnitz gezogen<br />
ist. Neben Baukästen und Murmelbahnen hat<br />
sich das Gründerduo auch ein sogenanntes<br />
Lernmory sowie ein Ökomory einfallen lassen.<br />
Die kreativen Lernspiele lehnen sich an<br />
das Prinzip des Memories an. Die Bestandteile<br />
können dabei ganz individuell gestaltet und<br />
somit auch immer wieder an Alter und aktuelle<br />
Interessen des Kindes angepasst werden.<br />
Die Philosophie<br />
Keine Gewinnmaximierung auf Kosten der<br />
Natur, sondern größtmögliche Ressourcenrückgewinnung<br />
und die Mehrfachverwendung<br />
von Spielmaterialien – so lautet der<br />
Grundsatz der beiden Jungunternehmer aus<br />
Rabenstein. „Unsere Philosophie heißt: Bäume<br />
kaufen statt teurer Autos“, sagt David<br />
Müller, der als Inhaber der Firma eingetragen<br />
ist. Was er damit meint: Fünf Prozent vom
Produktpreis gehen bei „Baumkinder“ direkt<br />
in die regionale Wiederaufforstung. 200 Bäume<br />
seien von den Jungunternehmern bereits<br />
vorfinanziert worden, wie sie sagen.<br />
Wichtig war den Existenzgründern auch, von<br />
Anfang an so wenig wie möglich Plastik im Betrieb<br />
zu verwenden. Die Produkte selbst seien<br />
komplett plastikfrei, genau wie deren Verpackung<br />
für den Kunden, so Hartrampf. Die<br />
Maschinen in der eigenen Werkstatt, die sich<br />
in Burgstädt befindet, laufen mit 100 Prozent<br />
Ökostrom und selbst bei der Bank für den Kredit<br />
haben Tino Hartrampf und David Müller<br />
auf ein Geldinstitut gesetzt, das nachhaltige<br />
Unternehmer in Deutschland unterstützt.<br />
Apropos nachhaltig: „Baumkinder“ möchte<br />
bei der Lieferung der Waren auch neue<br />
Wege gehen. Dazu tüfteln die Macher gerade<br />
an Möglichkeiten, wie ihre Produkte von den<br />
Kunden, die in der Nähe wohnen, selbst abgeholt<br />
werden können – das spart nicht nur Kosten,<br />
sondern auch Verpackungsmaterial und<br />
Energie. Die Gründer suchen dazu Kooperationspartner,<br />
wie zum Beispiel Bio- oder Unverpacktläden<br />
sowie weitere in Chemnitz und<br />
Umgebung, denen der Aspekt der Nachhaltigkeit<br />
eine Herzensangelegenheit ist, und die als<br />
Abholstation für die „Baumkinder“-Produkte<br />
fungieren könnten. Wer die junge Firma diesbezüglich<br />
unterstützen möchte, kann sich<br />
gern bei ihr melden.<br />
Die Extras<br />
Da den „Baumkinder“-Gründern klar ist, dass<br />
Kinderwelten mehr als nur Spielzeug benötigen,<br />
haben sie auch einen interaktiven Ratgeber<br />
auf ihrer Website entwickelt, der Eltern<br />
und allen anderen Interessierten Themen rund<br />
um Kinder und Familie näherbringt. Von gewaltfreier<br />
Kommunikation und Babyzeichensprache<br />
über Fenkid und die Frage, warum<br />
Spielen für Kinder überhaupt so wichtig ist<br />
bis hin zum Prinzip der Gleichwürdigkeit gibt<br />
es bereits Lesestoff für Groß und Klein. Der<br />
kann aber auch ständig erweitert werden:<br />
Die „Baumkinder“ sind offen für andere interessierte<br />
Autoren, die gern Beiträge zu den<br />
Themen Kind, Familie oder Nachhaltigkeit<br />
veröffentlichen möchten. Der Ratgeber soll in<br />
diesem Sinne als Plattform dienen, auf der über<br />
Soziales und Nachhaltiges gesprochen und auf<br />
sich aufmerksam gemacht werden kann.<br />
Wer darüber hinaus immer mit den neuesten<br />
Infos zum nachhaltigen „Baumkinder“-Spielzeug<br />
versorgt werden will, für den gibt es<br />
schließlich auch einen Newsletter. Alles unter<br />
www.baumkinder.de.<br />
41 0
Entwurf: Frida Architekten<br />
WIEDER IN<br />
BEWEGUNG:<br />
Altes Straßenbahndepot<br />
wird zum Garagen-Campus<br />
Die Architekturvision von Frida Architekten: eine modulare Skelettbauweise.
Der CVAG-Betriebshof Kappel, unter<br />
anderem der Standort des ehemaligen<br />
Straßenbahndepots, ist der<br />
älteste Betriebshof des Chemnitzer<br />
Nahverkehrs. Im April 1880 erfolgte<br />
die Inbetriebnahme mit der Eröffnung der<br />
ersten Pferdebahnlinie. In den Standort, der seit<br />
mehr als 140 Jahren für Mobilität steht, kommt<br />
einmal mehr Bewegung – und nicht gerade wenig:<br />
Ende Januar wurde das Konzept für eine der<br />
vier sogenannten Interventionsflächen im Rahmen<br />
der Europäischen Kulturhauptstadt 2025<br />
vorgestellt. Für den „Garagen-Campus“ soll der<br />
ehemalige CVAG-Betriebshof an der Zwickauer<br />
Straße 164 in den kommenden Jahren zu einem<br />
nachhaltigen und zentralen Kulturstandort mit<br />
„europäischer Strahlkraft“ weiterentwickelt<br />
werden. Das sanierungsbedürftige Areal umfasst<br />
auf rund 30.000 Quadratmetern sieben<br />
Gebäude mit angrenzenden Freiflächen. Der<br />
Innenbereich bietet auf rund 8.000 Quadratmetern<br />
Platz.<br />
Foto: Ernesto Uhlmann<br />
43 2<br />
NOCH HÄLT DAS<br />
ALTE STRASSEN-<br />
BAHNDEPOT<br />
WINTERSCHLAF<br />
Gläserne Garagen<br />
als Kernelemente<br />
Neben dem Team aus Vertretern der Chemnitzer Verkehrsbetriebe, der<br />
Stadtverwaltung, des Kulturhauptstadtbüros sowie der Beraterfirma<br />
„Age of Artists“ hatten auch Chemnitzer mehrfach die Möglichkeit,<br />
ihre Ideen einzubringen. So sei im vergangenen Jahr eine „soziale Infrastruktur“<br />
rund um den Garagen-Campus entstanden und gewachsen.<br />
Zum Beteiligungsprozess zählten unter anderem Workshops,<br />
rund 60 Einzelgespräche und Meetings sowie das Gesprächsangebot<br />
„Ideenhaltestelle“. Etwa 500 Menschen beteiligten sich an der Konzeption.<br />
Das Ergebnis der Ideensammlung ist komplex: Auf einer Fläche,<br />
die fünf Fußballfelder misst, sollen als Kernelemente zehn „Gläserne<br />
Garagen“ entstehen, lebensweltbezogene Orte wie die Europa-, Regional-<br />
und Stadtentwicklungsgaragen oder die Garagen für Digitalität,<br />
Mobilität, Nahrungsmittel und Inklusion. „Hier sollen die Weichen<br />
Richtung Zukunft gestellt werden“, erklärte Projektkoordinator Ulf<br />
Kallscheidt. „Erleben, begegnen, lernen, gestalten“, fielen bei der Vorstellung<br />
der Pläne als Schlagwörter. Die Flächen sollen sich „von innen<br />
heraus entwickeln und in eine soziale Infrastruktur münden, die<br />
sich trägt.“ Für jedes Nutzungsszenario sollen Garagen-Entrepreneure<br />
(Garage Owners) gefunden werden, die ihre jeweilige Garage unternehmerisch<br />
führen, sie selbstständig gestalten, kuratieren, verwalten<br />
und vermarkten. Erweitert und gleichzeitig miteinander verbunden<br />
werden die Garagen durch eine gemeinsame Logistik, Werkstätten<br />
und ein zentrales Lager. Am Ende der Kette soll eine neue Markthalle<br />
für Chemnitz, ein Marktplatz für Ideen und Produkte entstehen.<br />
Auch Begegnungsflächen in Form von Eventräumen, Freizeitarealen<br />
und Museen sind geplant, dazu ein „Garagen-Hauptquartier“, Gastronomieangebote,<br />
temporärer Wohnraum und – angesichts der ÖPNV-<br />
Erweiterung Richtung Chemnitzer Westen – ein neuer CVAG-Betriebshof.<br />
Das Infrastrukturprojekt sei langfristig angelegt und werde<br />
sich weit über das Kulturhauptstadtjahr hinaus entwickeln, erklärte<br />
Ferenc Csak, Leiter des Kulturbetriebes der Stadt Chemnitz, bei der<br />
Projektvorstellung. Dirk Dobiéy von „Age of Artists“ betonte jedoch,<br />
dass es sich bei allem um Visionen handelt: „Wir gehen davon aus, dass<br />
nicht alle Ideen durch die Ziellinie gehen.“
Entwurf: Frida Architekten<br />
Zugleich soll der Garagen-Campus<br />
zum Experimentierfeld nachhaltiger<br />
Architektur werden, ein „Leuchtturm“<br />
mit europäischer Strahlkraft.<br />
Die formgebende Inspiration der<br />
Architektur ist das Gerüst.
Gerüst-Optik und<br />
nachhaltige Holzbauweise<br />
Zugleich soll der Garagen-Campus zum Experimentierfeld nachhaltiger<br />
Architektur werden, ein „Leuchtturm“ mit europäischer Strahlkraft.<br />
Die formgebende Inspiration der Architektur sei das Gerüst.<br />
„Es bietet uns die Möglichkeit Dinge zu erreichen, zu verbinden, zu<br />
erheben und in Gestalt eines Regals zu lagern, zu sortieren und zur<br />
Schau zu stellen“, so die Vision des beauftragten Architekturunternehmens<br />
Frida Architekten. „Konstruktiv folgt die Architektur dem<br />
Prinzip des industriellen Skelettbaus und nimmt damit den Bezug<br />
zur Geschichte der Stadt Chemnitz als Industriestadt auf“, erklärte<br />
Architekt Tobias Maisch. Neben dieser Verbindung stellt die Architekturvision<br />
weitere wichtige Bezüge her: Zum Beispiel zu dem in<br />
Siegmar geborenen Architekten Frei Otto. Er forschte bereits in den<br />
1960er Jahren an Tragsystemen aus Holz. Mit seinen Hänge- und<br />
Seilkonstruktionen wurde er weltweit bekannt. Sein bauliches Werk<br />
zählt zu den Grundkenntnissen eines jeden Architekten.<br />
Tobias Maisch: „Der geplante Skelettbau im Garagen-Campus lässt große<br />
Spannweiten zu, ist schnell zu errichten und modular erweiterbar.“<br />
Damit sei es bestens geeignet für multifunktionale Raumgestaltungen.<br />
Als „nomadische Architektur“ könne die Konstruktion jederzeit erweitert,<br />
reduziert oder gänzlich rückgebaut werden, ohne bleibende Spuren<br />
zu hinterlassen. Die Holzkonstruktion folgt darüber hinaus dem Cradleto-Cradle-Prinzip.<br />
Die verwendeten Baustoffe und Bauteile können in<br />
die Kreislaufwirtschaft zurückgeführt werden oder direkt vor Ort eine<br />
neue Verwendung finden. Um „Vertical Kappel“ – wie Frida Architekten<br />
die modulare Holzkonstruktion bezeichnet – zu errichten, müsse kein<br />
Bestandsabbruch erfolgen. Der Rückbau des maroden Bestandes sei allerdings<br />
notwendig. Mit „The Bridge“, einem weiteren Puzzleteil in den<br />
Architekturplänen, soll ein Symbol für ein weltoffenes Chemnitz und ein<br />
Brückenschlag nach Europa und in die Welt entstehen. Ganz praktisch<br />
dient die Brücke als Querung, die den Garagen-Campus mit der östlichen<br />
Kleingartenanlage Kappler Hang, dem ehemaligen Braustolz Areal<br />
und dem Kappelbachradweg verbindet. „Die bestehenden Grenzen des<br />
Areals werden aufgebrochen und der Garagen-Campus vernetzt sich<br />
mit der Umgebung“, heißt es im Konzept.<br />
Zeit, Geld und Eigentum –<br />
die drei Herausforderungen<br />
Aktuell macht das Projektteam drei Risiken im Zusammenhang mit<br />
einer erfolgreichen Umsetzung aus. Neben der zeitlichen Herausforderung<br />
aufgrund der zahlreichen maroden und baufälligen Flächen sind<br />
auch die Geldmittel noch nicht abschließend geklärt. Die Finanzierung<br />
der baulichen Maßnahmen sowie der Realisierung der Nutzungsszenarien<br />
ist bislang nur zu einem Teil gedeckt. Ein drittes Risiko besteht aufgrund<br />
der Eigentumsverhältnisse. Aktuell befinden sich nicht alle Gebäudeteile<br />
in der Hand von CVAG oder der Stadt Chemnitz. Daher sei es<br />
erforderlich, zeitnah über Miet- und Kaufentscheidungen zu befinden.<br />
SCHAUSPIEL<br />
und<br />
FIGUREN<br />
THEATER<br />
ab März im<br />
BAU<br />
SPINNBAU<br />
Altchemnitzer Straße 27 | 09120 Chemnitz<br />
theater-chemnitz.de
Text: Fabian Stenzel , Fotos: Georg Ulrich Dostmann<br />
AUSZEIT:<br />
DIE NINERS<br />
ABSEITS DES<br />
PARKETTS<br />
Pointguard Nelson Weidemann im<br />
Gespräch mit dem <strong>Stadtstreicher</strong>
47 6<br />
Mit stylischer Frisur, Tattoos auf den durchtrainierten<br />
Armen und einer gewissen professionellen<br />
Distanz schwingt mit Nelson Weidemann<br />
die ganze Coolness des Basketballsports<br />
durch die Türen. Lässiger Gang, modisches Outfit und eine<br />
lockere Begrüßung, dann steht uns der 22-jährige Pointguard<br />
der Chemnitzer Niners im „Feel Good Club“ Rede<br />
und Antwort.
Der Status quo: Ein Handgelenkbruch im rechten Wurfarm – die bisher<br />
schwerste Verletzung des jungen Basketballers – schickte Nelson vergangenes<br />
Jahr in eine lange Zwangspause. Nachdem er wieder voll spielfähig war,<br />
stellte ihn Coach Rodrigo Pastore in allen Partien in die „Starting Five“. Ein<br />
großer Vertrauensbeweis des Trainers und eine immense Wertschätzung<br />
seiner sportlichen Qualitäten. Über Coach Pastore verliert Nelson nicht ein<br />
schlechtes Wort. Im Gegenteil: „Pastore fordert und fördert auf seine ganz<br />
authentische Art und Weise.“<br />
Der Hintergrund: Aufgewachsen als Einzelkind einer alleinerziehenden<br />
Mutter in Berlin, spricht Nelson von einer sehr schönen Kindheit, in der es<br />
ihm „an nichts gefehlt hat“. Mit seinen älteren Cousins, die ihn letztendlich<br />
zum Basketball gebracht haben, genoss er die Vorzüge des Spielens an der<br />
frischen Luft. Basketball, Fussball oder einfach nur die Natur genießen –<br />
Hauptsache draußen. Ohne Fernseher oder Handy. Auch heute noch zieht es<br />
ihn in seiner freien Zeit gerne zurück in die Heimat, wo er die Tage dann mit<br />
Familie und Freunden genießt.<br />
Der Werdegang: Mit 17 Jahren kam der erste feste Vertrag bei Alba Berlin. Für einen<br />
Schüler ohne weitere Ausgaben und Nebenkosten ein Anreiz, sich noch mehr<br />
auf das Ziel Basketballprofi zu fokussieren. Nach dem Zwischenschritt Nürnberger<br />
BC vollzog er den Wechsel zu Bayern München. Von München spricht er als<br />
seine „zweite Heimat“. Damalige Trainer und Betreuer halfen ihm sportlich, aber<br />
insbesondere auf persönlicher Ebene, sich weiterzuentwickeln. Sie kümmerten<br />
überhaupt nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil, die Menschen seien durchweg<br />
freundlich und zuvorkommend und auch die medialen Vorurteile gegenüber<br />
dem Osten könne er entschieden zurückweisen. Bisher hätten weder er noch<br />
einer seiner Teamkollegen negative Erfahrungen in Chemnitz gemacht. Positiv<br />
findet Nelson zudem die Trainings- und Spielbedingungen der Chemnitzer<br />
Basketballer im Feel Good Club. Der Heimspielort in der Messehalle lässt ihn<br />
ebenso ins Schwärmen geraten: „Gerade die Lautstärke der Chemnitzer Zuschauer<br />
holt aus der Mannschaft die letzten paar Extraprozente heraus.“<br />
Die Träume: In sportlicher Hinsicht träumt Nelson den Traum eines jeden Basketballers,<br />
von der NBA, der nordamerikanischen Basketballliga. Italien, Spanien<br />
oder auch Australien sind weitere Wunschziele von ihm. Und dann einer<br />
dieser bemerkenswert aufgeräumten Nebensätze „Ich möchte meine Zeit als<br />
Basketballer nutzen, etwas von der Welt zu sehen und zu entdecken.“ Reflektierte<br />
Worte für einen 22-jährigen Sportler. Einen weiteren Traum würde sich der<br />
passionierte Autoliebhaber auch mit einem Ferrari erfüllen, einem Ferrari 488<br />
Pista um genau zu sein. Auf der anderen Schulter sitzt aber schon der überlegte<br />
Rationalist: „Obwohl ein Elektro-Auto natürlich deutlich ökologischer wäre.“<br />
Die Freizeit: Fernab seines sportlichen Talents gibt es den musikalischen<br />
Menschen Nelson. R’n’B und Hip-Hop stehen ganz oben auf seiner Playlist.<br />
Und nicht nur am Ball, auch an der Gitarre beweist er – laut eigener Aussage<br />
NELSON WEIDEMANN IST EIN WICHTIGES SPORTLICHES PUZZLETEIL DER NINERS, VIELMEHR ABER EINE AUTHENTISCHE<br />
PERSÖNLICHKEIT, DIE ZEIGT, DASS SICH DIE JUNGE SPORTGENERATION DEUTLICH MEHR GEDANKEN MACHT ALS DIE ÄLTERE<br />
ES IHR MANCHMAL ZUGESTEHT. GEDANKEN, DIE WEIT ÜBER DEN TELLERRAND DER SPORTLICHEN BLASE HINAUS GEHEN.<br />
sich um den sportlichen Fortschritt, brachten ihm aber auch Organisation und<br />
Eigenständigkeit bei. „Wie muss man sich als Sportler organisieren? Ist es sinnvoll<br />
bis in die Nacht wach zu sein, wenn am nächsten Morgen Leistungssport auf<br />
dem Plan steht?“. Auch Nelsons beratender Agent, den er von Kindesbeinen an<br />
kennt, gebe ihm immer wieder Denkanstöße. „Viele vergessen, dass es ganz junge<br />
Erwachsene sind, die in dem ‚Kostüm‘ des Profisportlers stecken. Junge Menschen,<br />
die häufig weit weg von Zuhause in eine fremde Stadt ohne Bezugsperson<br />
gesteckt werden. Ein Sprung ins kalte Wasser, der Sportler teilweise früher erwachsen<br />
werden lässt.“ Nelsons Weg ging über Berlin nach Nürnberg, dann über<br />
München, Bamberg und Göttingen. Viele Eindrücke. Jetzt aber Chemnitz.<br />
Die Stadt: „Sportlich ist Chemnitz die bisher beste Station“ und sowieso sei<br />
Nelson positiv überrascht von der Stadt – allein von der Größe. Und überhaupt,<br />
das allgemein gängige Vorurteil der etwas grummeligen Stadtstimmung kann er<br />
– durchaus Fingerfertigkeit. Und wenn es mit dem Basketball nichts geworden<br />
wäre, sieht er Potenzial im Showgeschäft, als Moderator oder zumindest<br />
als Experte. Ein aufgeschlossener, redegewandter Mensch ist er allemal. Entspannung<br />
holt sich der Pointguard der Niners in seiner Freizeit auch mal auf<br />
der Couch. Dann gönnt er sich einen guten Film oder eine Serie. Leonardo Di-<br />
Caprio steht ganz oben auf der Liste, wenn es um Lieblingsfilme geht. Neuerdings<br />
beschäftigt sich Nelson mit Investitionsmöglichkeiten und überlegt sich<br />
sehr genau, wie er das Finanzbusiness für sich optimieren und nutzen kann.<br />
Ein weiteres Hobby, das Nelson für sich entdeckt hat: Bücher über Persönlichkeitsentwicklung,<br />
um schlechte Angewohnheiten oder Routinen zu erkennen<br />
und zu minimieren. Beim Thema Kochen steht dann jedoch eher „die schnelle<br />
Auffüllung der Speicher im Vordergrund“. Am Tag nach dem Spiel gehört es zu<br />
Nelsons Routine, die leeren Akkus mit Pancakes aufzufüllen. Ein bisschen was<br />
für den Körper, viel für den Geist.
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Rico Hinkel-Schollbach<br />
Aufmerksame Leserinnen und<br />
Leser werden auf den ersten<br />
Blick feststellen, dass hier etwas<br />
nicht stimmt. Richtig, normalerweise<br />
ziert Marios Konterfei diese Seite. Was soll<br />
man sagen: Der Mann wird eben alt… oder<br />
eitel… oder beides. Aber wozu gibt es Auszubildende?<br />
Voilà, den Part der Präsentation<br />
übernimmt heute kurzerhand Luisa. Das Kochen<br />
ist allerdings noch Chefsache. Und so<br />
macht Mario wieder das, was er am besten<br />
kann: uns überraschen – heute mit knolliger<br />
Kapuzinerkresse. Keine Sorge, die muss man<br />
nicht kennen, denn die Zutat ist ursprünglich<br />
im südamerikanischen Andengebiet beheimatet.<br />
Der feine scharfe Geschmack erinnert<br />
ein wenig an Radieschen und eignet sich<br />
bestens für frische Gerichte. Wer die knollige<br />
Kapuzinerkresse gerade nicht zur Hand hat,<br />
kann diese also problemlos durch Radieschen<br />
ersetzen. Genug der<br />
Erklärungen, jetzt<br />
wird gekocht!<br />
KOCHEN<br />
MiT MARi0<br />
Auszubildende Luisa präsentiert<br />
den Frühlingssnack
51 0<br />
Zutaten (4 Personen)<br />
Wir kredenzen die Kresse zusammen mit geräuchertem<br />
Lachs und Gurke im Buchweizen-Crêpe.<br />
Die Zutaten für die Crêpes gut mit<br />
einem Schneebesen vermischen und den flüssigen<br />
Teig zunächst 15 Minuten ruhen lassen.<br />
Kapuzinerkresse und Gurke in feine Streifen<br />
schneiden und zusammen in eine Schüssel geben.<br />
Das Ganze mit Salz und Pfeffer würzen.<br />
Etwas frischen Koriander sowie eine halbe<br />
rote Zwiebel kleingehackt dazugeben, alles mit<br />
einem Spritzer Zitrone und geröstetem Sesam<br />
abrunden. Den Salat zum Schluss gut verrühren.<br />
Für die Crêpes jeweils eine Kelle mit<br />
Teig in eine Pfanne mit etwas heißem Öl geben<br />
und von beiden Seiten bei mittlerer Hitze<br />
goldbraun braten. Die Crêpes funktionieren<br />
übrigens auch wunderbar mit normalem Weizenmehl.<br />
Buchweizenmehl ist allerdings die<br />
gesündere Variante. Salat und Streifen vom geräucherten<br />
Lachs auf einer Hälfte des Crêpes<br />
verteilen und einrollen. Zum Schluss in der<br />
Mitte aufschneiden, anrichten, fertig. Gesünder<br />
kann man kaum in die wärmeren Monate<br />
starten. Viel Erfolg beim Nachmachen!<br />
für den Teig<br />
1 l Milch<br />
5 Eier<br />
100 g Buchweizenmehl<br />
100 g Maismehl<br />
1 Prise Salz<br />
für die Füllung:<br />
1/2 Gurke<br />
1/2 rote Zwiebel<br />
(klein)<br />
1 Handvoll knollige<br />
Kapuzinerkresse<br />
Geräucherter<br />
Lachs<br />
Gerösteter Sesam<br />
Frischer<br />
Koriander<br />
Zitrone<br />
Salz, Pfeffer
Text: Louise Mayr, Foto: Georg Ulrich Dostmann<br />
WIRD LEIHEN &<br />
TAUSCHEN ZUM<br />
NEUEN KAUFEN?<br />
Der Leihladen auf dem Sonnenberg<br />
bringt neuen Schwung ins Verbraucherverhalten.<br />
Auch Tauschportale erfreuen<br />
sich zunehmend größerer Beliebtheit<br />
„Dass du immer so viel einpacken musst.<br />
Dafür braucht es einen ganzen Bus, um<br />
alles fortzubekommen!“ Jedes Jahr dasselbe<br />
Gespräch. Ich nehme immer zu viel mit<br />
in den Urlaub. Doch dieses Jahr habe ich<br />
eine Idee: „Wir kaufen uns eine Dachbox.<br />
Platzproblem gelöst!“, rufe ich. Aber auch<br />
das kommt nicht an. „Für maximal zweimal<br />
im Jahr so ein riesiges Ding kaufen.<br />
Wo willst du das lagern? Sinnlose Geldund<br />
Ressourcenverschwendung!“<br />
Wer auch solche Gespräche führt oder im Allgemeinen<br />
nachhaltiger und sparsamer leben<br />
möchte, findet für Anschaffungen dieser Art<br />
seit geraumer Zeit eine Alternative: Für selten<br />
gebrauchte, aber nützliche oder schöne Dinge<br />
gibt es in Chemnitz seit Mai 2021 den ersten<br />
Chemnitzer Leihladen. „KarLeiLa“ heißt der und hat sich auf dem Sonnenberg,<br />
Sonnenstraße 35, eingenistet. Die Idee kam einer der MitmacherInnen,<br />
Ina Bannert, in Berlin. Dort war sie auf ein solches Projekt<br />
gestoßen.<br />
Mutig, mitten in einer Pandemie damit zu starten, denn die Corona-<br />
Maßnahmen hatten und haben einen großen Einfluss auf das Projekt.<br />
„Aber wir bleiben optimistisch“, verspricht Cindy Paukert aus dem Kar-<br />
LeiLa-Team. Sie ist eine der ehrenamtlich Tätigen, denn wirtschaftlich<br />
ausgerichtet ist der Laden nicht. Derzeit sind 113 Artikel vorrätig, die
53 2
sich jeder leihen darf, der offiziell „MitmacherIn“ ist. Dazu bedarf es<br />
einer Anmeldung, die es auszufüllen gilt, und einer Jahresgebühr von<br />
36 Euro. Gleichzeitig können die MitmacherInnen auch Gegenstände<br />
mit in den Leihpool einbringen – für immer oder auf eine bestimmte<br />
Zeit. Aber auch Spenden anderer sind gern gesehen.<br />
Unter den derzeit zur Verfügung stehenden Dingen seien als Klassiker<br />
die Bohrmaschine und natürlich die Dachbox fürs Auto vorhanden, informiert<br />
Cindy Paukert. Sogar die rotweißen Absperrkegel, die wir von<br />
Baustellen kennen, sind leihbar. Aber Vorsicht – keine private Baustelle<br />
eröffnen, damit der Verkehr nicht mehr direkt vor der Haustür vorbeifährt!<br />
Dafür sind sie nicht gedacht, sondern eher für Kinderfeste oder<br />
ähnliches. Renner bei den in Chemnitz am häufigsten entliehenen Artikel<br />
kann Cindy Paukert noch nicht nennen, denn aufgrund von Corona<br />
sei die Nutzung des Angebots leider zu verhalten. Aber sie vermutet<br />
auf Basis der Erfahrungen anderer Leihläden in Deutschland, dass die<br />
Bohrmaschine dazu gehören wird, ebenso Tischtennisschläger sowie<br />
Raclette- und Fondue-Sets.<br />
Was der Leihladen in Chemnitz noch gern hätte: „Vor allem Werkzeuge,<br />
die man einmalig für ein konkretes Projekt braucht“, so Cindy<br />
Paukert. Der Laminatschneider ist beispielsweise so etwas Seltenes.<br />
Hier aber sei KarLeiLa noch in der Aufbauphase und somit bestehe<br />
die Hoffnung, dass die Auswahl noch umfangreicher werde. Die meisten<br />
der MitmacherInnen machen übrigens mit, weil ihnen Solidarität<br />
und Nachhaltigkeit wichtig sind. Für sie sind Gegenstände, die sie<br />
nicht mehr brauchen, einfach zu schade für den Müll. Und so erhalten<br />
sie im Leihladen ein zweites, drittes, viertes Leben. Gut für die Menschen,<br />
noch besser für die Umwelt. Wäre doch super, wenn es solche<br />
Anlaufstellen überall im Stadtgebiet gäbe, oder? Die MacherInnen von<br />
KarLeiLa können sich das alles vorstellen, zum Beispiel auch die Anbindung<br />
an die Bibliothek. „Aber aktuell konzentrieren wir uns auf den<br />
KarLeiLa auf dem Sonnenberg, um Erfahrungen zu sammeln, wie wir<br />
das Angebot interessanter gestalten und wie wir mehr Menschen für<br />
unsere Ideen und Werte gewinnen können“, sagt Cindy Paukert.<br />
Wer das unterstützen möchte und seinen Geldbeutel sowie die Umwelt<br />
schonen will, der kann einfach mitmachen. Unter https://stadthaltenchemnitz.de/karleila/<br />
gibt es alle Infos.<br />
Achtung: Zum Zeitpunkt der Recherche hatte der Laden nur auf vorherige<br />
persönliche Terminabsprache geöffnet.<br />
TAUSCHEN STATT KAUFEN<br />
Nützliches zu tauschen, ist eine uralte Handelsform, die zunehmend<br />
wieder in Mode kommt. Schließlich hat fast jeder von uns Dinge, die<br />
nur herumstehen und die sich ideal gegen anderes tauschen ließen.<br />
In Chemnitz gibt es dafür einen Anlaufpunkt, doch auch der Blick ins<br />
Internet lohnt sich. Wir haben uns ein paar Portale ausgeguckt und<br />
stellen sie kurz vor.<br />
Den Anfang macht eine kommunale Plattform: Der Tausch- und Verschenkemarkt<br />
des Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetriebes
der Stadt Chemnitz (ASR), den es seit 2015 gibt. „Der Markt hat sich<br />
gut entwickelt und gerade während der Corona-Zeit hat sich hier wie<br />
auch überall anders gezeigt, dass die Menschen einfach mehr Zeit haben<br />
aufzuräumen und Dinge abzugeben. Dies wurde deutlich mehr<br />
und unterstreicht den Nutzen derartiger digitaler Angebote“, weiß<br />
ASR-Pressesprecherin Beate Bodnar. „Daneben ist es einfach im Zeichen<br />
des Klimaschutzes immer mehr angesagt, Dinge nicht einfach nur<br />
zu entsorgen, sondern weitezugeben, damit sie wieder verwendet werden<br />
können." Das Besondere an den kommunalen Verschenkemärkten<br />
sei die kostenlose und kontrollierte Schaltung von nicht kommerziellen<br />
Kleinanzeigen zur Förderung des Umweltschutzes ohne störende<br />
Begleiterscheinungen wie Werbung oder eine Registrierung sowie die<br />
Betreuung per E-Mail oder Telefon bei auftauchenden Fragen. Die<br />
55 4<br />
Kommunen fördern das Tauschen und Verschenken<br />
im Rahmen ihrer Bemühungen, Abfälle zu vermeiden<br />
und wenden sich an alle Abfallerzeuger in<br />
ihrem Wirkungskreis, hierbei speziell an Privathaushalte<br />
und Gewerbebetriebe. Leider dürfen als<br />
Sperrmüll entsorgte Gegenstände vom ASR nicht<br />
recycelt oder weitergereicht werden. Das Abfallrecht<br />
erlaubt dies nicht. Deshalb also: Aussortiertes nicht einfach auf<br />
den Wertstoffhof bringen oder zur Spermüllabholung vor die Tür legen,<br />
sondern auch den Tausch- und Verschenkemarkt des ASR in<br />
Betracht ziehen. Angeboten werden hauptsächlich Möbel, aber auch<br />
Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke bis hin zu kleineren<br />
Dingen, wie Bücher, Lampen und so weiter.<br />
WEITERE KOMMERZIELLE DEUTSCHE ONLINE-TAUSCHBÖRSEN:<br />
Tauschticket<br />
Was: Getauscht werden können Artikel aller<br />
Art vom Buch über Duschschläuche bis hin zu<br />
Schnittmustern<br />
Währung: Die eigene Währung nennt sich<br />
„Ticket“<br />
Funktionsweise: Einfach über das Formular<br />
kostenlos anmelden (ab 18 Jahre). Den Artikel<br />
muss man fotografieren, beschreiben und bewerten,<br />
wie viele Tickets er wert ist, um ihn<br />
letztendlich für alle Nutzer einzustellen.<br />
Besonderheiten: Es gibt ein Forum für Nutzer/Mitglieder.<br />
Die Auswahl bei „Tauschticket“<br />
ist umfangreich. Es wird allerdings eine<br />
Gebühr von 49 Cent pro getauschtem Artikel<br />
verlangt, die der Erwerber zahlt. Gehandelt<br />
werden kann aber nur mit sogenannten Tickets,<br />
die man für erfolgreiche Deals erhält.<br />
(Tauschticket gibt es als App für Apple und<br />
Android)<br />
Tauschgnom<br />
Was: Fast alles, jedoch seltener Möbel/Haushaltwaren/große<br />
Elektroartikel, kann hier getauscht<br />
werden.<br />
Währung: Die eigene Währung nennt sich<br />
„Token“.<br />
Funktionsweise: Einfach über das Formular<br />
kostenlos anmelden (ab 18 Jahre). Ablauf wie<br />
bei Tauschticket. Bewertung darf nur zwischen<br />
1-5 Token hoch sein. Der Ablauf wird<br />
auf der Website genau beschrieben.<br />
Besonderheiten: Forum für Nutzer/Mitglieder;<br />
Mitgliedertreffen (wenn möglich), keine<br />
zusätzlichen Kosten. Bücher und Kleidung<br />
sind hier die Renner. Derzeit über 12000 angemeldete<br />
Nutzer<br />
Tauschbillet<br />
Was: Hier geht es vorrangig um Bücher,<br />
DVDs/CDs, Musik und Filme, Hörbücher. Es<br />
gibt aber auch Kleider, Bastelzeug, Spielwaren<br />
und sonst alles Mögliche.<br />
Währung: Es wird mit der eigenen Währung<br />
„Billetts“ getauscht, deren Wert ist etwa 2 Euro,<br />
höher als 10 Billetts darf nicht bewertet werden.<br />
Funktionsweise: ähnlich der anderen<br />
Tauschbörsen. Aber Achtung: Unter der Registrierung<br />
die Hinweise lesen!<br />
Besonderheiten: Es dürfen auch Gesuche<br />
eingestellt werden.<br />
Letzter Tipp:<br />
Tauschen kann man auch auf www.nebenan.de.<br />
Das ist viel mehr als eine Tauschbörse,<br />
hier geht es um Austausch, Unterstützung und<br />
Veranstaltungen in der Nachbarschaft. Die<br />
Plattform gibt es übrigens auch als App.
RÄTSEL-<br />
Text & Fotos:<br />
Rico Hinkel-Schollbach<br />
HAFTE STADT<br />
Mitraten und eines von drei Büchern<br />
über Chemnitz gewinnen.<br />
In unserer letzten Ausgabe stellten wir<br />
Bücher über die Stadt vor, die selbst<br />
Chemnitz-Experten noch überraschen.<br />
Das brachte uns auf eine Idee: Wie gut<br />
kennen sich eigentlich unsere Leserinnen<br />
und Leser in ihrer Stadt aus? Das<br />
wollen wir anhand eines Bilderrätsels einmal<br />
herausfinden. Die acht Motive auf den kommenden<br />
Seiten wurden allesamt in Chemnitz<br />
aufgenommen. Aber wo genau? Das zu enträtseln,<br />
ist mitunter ziemlich knifflig. Es soll<br />
schließlich nicht allzu leicht werden. Wer die<br />
Antworten weiß, erhält mit den gesuchten<br />
Buchstaben ein Lösungswort, bei dem uns<br />
ganz warm ums Herz wird. Alle Auskenner<br />
mit der korrekten Lösung haben die Chance,<br />
eines von drei Büchern zu gewinnen. Wir<br />
verlosen unter allen richtigen Einsendungen<br />
folgende Lektüre:<br />
„Glücksorte in Chemnitz“ von<br />
Sara Winter – eine wunderbar<br />
bunte Palette zwischen Kulturgrößen<br />
und Geheimtipps, von rosigen<br />
Aussichten im Stadtpark bis hin zu<br />
handgemachten Dufterlebnissen.<br />
• „111 Orte in Chemnitz, die man<br />
gesehen haben muss“ von Lea Becker<br />
und Benjamin Schaller. Die<br />
Orte erzählen von Aufstieg, Fall<br />
und Neuanfängen, von idyllischen<br />
Fleckchen, verfallenen Bauten, von Hochund<br />
Subkultur, von großen Sportstars und<br />
einem schiefen Sportplatz.<br />
„Die 19“ aus der <strong>Stadtstreicher</strong>-<br />
Feder – ein Buch voller Anekdoten,<br />
Erinnerungen und Randnotizen<br />
zur Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts:<br />
lustige Begebenheiten<br />
aus dem Leben, spannende Berichte aus dem<br />
Sport, dunkle Kapitel aus der politischen Vergangenheit<br />
und und und…<br />
Also Stift zücken und mitmachen!<br />
Wer die richtige Antwort weiß,<br />
schickt diese per E-Mail einfach an<br />
info@stadtstreicher.de und nimmt<br />
so automatisch an der Verlosung teil.<br />
Viel Spaß und noch mehr Erfolg!<br />
1 2 3 4 5 6 7 8
59 8<br />
1<br />
Wo steht dieses Relikt<br />
aus früheren Zeiten?<br />
Archäologiemuseum<br />
Schönherrfabrik<br />
Industriemuseum<br />
Setzte den zehnten Buchstaben der<br />
richtigen Antwort an die erste Stelle<br />
des Lösungswortes.<br />
2<br />
In welcher Chemnitzer Ecke<br />
entstand dieses Motiv?<br />
Wasserturm (Leipziger Straße)<br />
Weinholdbau (TU Chemnitz)<br />
Carlowitz Congress Center (Innenstadt)<br />
Setze den sechsten Buchstaben der<br />
richtigen Antwort an die zweite<br />
Stelle des Lösungswortes.
3<br />
In welchem Viertel bewacht dieser<br />
fesche Kerl einen Eingangsbereich?<br />
Kaßberg<br />
Sonnenberg<br />
Brühl<br />
Setze den dritten<br />
Buchstaben der<br />
richtigen Lösung an<br />
die dritte Stelle des<br />
Lösungswortes.
Diese Figuren aus<br />
Porphyrtuffstein<br />
schmücken welches<br />
Gebäude?<br />
Rathaus<br />
Petrikirche<br />
Schauspielhaus<br />
Setze den vierten Buchstaben der<br />
richtigen Lösung an die vierte Stelle<br />
des Lösungswortes.<br />
4<br />
Welches historisch wertvolle Gebäude<br />
liefert diesen wunderbaren Farbkontrast?<br />
Opernhaus<br />
Villa Esche<br />
Alte Aktienspinnerei<br />
Setze den dritten Buchstaben der<br />
richtigen Lösung an die fünfte Stelle<br />
des Lösungswortes.<br />
5<br />
61 0
6<br />
Schienen gibt’s in Chemnitz nicht gerade wenig.<br />
Doch wo genau entstand dieses Motiv?<br />
Parkeisenbahn<br />
Hauptbahnhof<br />
Schauplatz Eisenbahn<br />
Setze den sechsten<br />
Buchstaben der<br />
richtigen Lösung an<br />
die sechste Stelle des<br />
Lösungswortes.<br />
Der Bildausschnitt<br />
zeigt einen in die Jahre<br />
gekommenen Kran.<br />
Aber wo steht er?<br />
Fahrzeugmuseum<br />
Messe Chemnitz<br />
Industriemuseum<br />
Setze den zweiten Buchstaben der<br />
richtigen Lösung an die siebente<br />
Stelle des Lösungswortes.<br />
7
63 2<br />
8<br />
An welchem Gebäude ist<br />
dieses ungewöhnliche<br />
Kunstwerk zu bewundern?<br />
Alternatives Jugendzentrum AJZ<br />
Wohnprojekt Kompott<br />
Soziokulturelles Zentrum Kraftwerk<br />
Zu guter Letzt: Nimm den dritten Buchstaben im zweiten<br />
Wort und setze ihn ans Ende des Lösungswortes.
DIE<br />
Text: Steffi Hofmann<br />
Fotos: Kristin Schmidt<br />
GEDANKEN-<br />
MASCHINE<br />
REINIGEN<br />
Was wir tun können, bevor<br />
Denkmuster uns krank machen<br />
Schulen und Kitas: geschlossen.<br />
Die Lieblingskneipe: zu. Theater,<br />
Kino, Fußballspiel? Keine Chance.<br />
Corona hat vor zwei Jahren alles<br />
auf den Kopf gestellt. Die Sicherheit<br />
und Selbstverständlichkeit,<br />
mit der die meisten von uns ihren Alltag bisher<br />
bestritten haben, gibt es nicht mehr. Dafür<br />
gibt es ein Virus, das krank macht, das tötet. Es<br />
gibt Existenzängste, Verunsicherung, Panik.<br />
Aber es gibt auch Wut. Die entlädt sich in anhaltenden<br />
Protesten auf der Straße, in Endlos-Diskussionen<br />
in sozialen Netzwerken und<br />
Brandbriefen in Messenger-Diensten. Wie<br />
geht man mit all dem um? Wie schützt man<br />
sich vor Gedanken, die belasten, die krank<br />
machen können? Und: Was kann ich persönlich<br />
tun, um seelisch einigermaßen heil aus<br />
dieser ganzen Sache herauszukommen? Der<br />
<strong>Stadtstreicher</strong> hat sich dazu mit einer Fachfrau<br />
getroffen – Sylvia Irmen. Sie ist Mentaltrainerin<br />
und sagt: Auch in dieser schweren<br />
Zeit, in der oft alles unmöglich scheint, ist<br />
alles möglich!
Man muss diesen Gedanken<br />
trainieren, immer und immer<br />
wieder“, so Sylvia Irmen.<br />
Wichtig sei es, nach wie vor<br />
„<br />
Ziele vor Augen zu haben,<br />
ganz gleich, wie ausweglos eine Situation erscheint.<br />
„Sonst plätschert das Leben an einem<br />
vorbei“, sagt die Mentaltrainerin.<br />
Nach dem Abitur in Chemnitz begann die heute<br />
38-Jährige in Dresden ein Magisterstudium<br />
in Psychologie, Musik und Pädagogik. Parallel<br />
dazu studierte sie in Leipzig klassischen Gesang.<br />
In diesem Studium lernte sie viel über<br />
sich selbst, wie sie sagt: Wie wirke ich? Wie<br />
setze ich mich durch? Wie gehe ich mit Kritik<br />
um? Wie trete ich auf? „Wir sind da viel von<br />
unseren Eltern und Großeltern geprägt. Die<br />
haben sich oft mit Dingen abgefunden, sogar<br />
nicht selten das Schlimmste angenommen“,<br />
erzählt Sylvia Irmen. Diese Denkmuster seien<br />
heute noch in vielen zu spüren, wenn es um die<br />
aktuelle Krise geht. Doch solche Denkmuster<br />
können krank machen – nicht nur<br />
seelisch, sondern auch körperlich,<br />
65<br />
in dem sie zum Beispiel zu Verspannungen<br />
führen, Druck auf<br />
die Brust legen oder letztlich<br />
4<br />
Angst in den Kopf bringen.<br />
Sylvia Irmen rät dann zu einer<br />
Gedankenhygiene. Bildlich gesprochen<br />
bringt sie den Vergleich der<br />
vollen Waschmaschine: „Ist die Waschmaschine<br />
gefüllt mit schmutzigen Sachen,<br />
muss sie angestellt werden, um die Kleidung<br />
zu reinigen. So geht es auch mit den Gedanken<br />
– sind sie zu sehr belastet, sollte man sie<br />
wieder befreien. Für die 'Reinigung' unserer<br />
Gedanken brauchen wir aber keine Gehirnwäsche,<br />
es reicht Achtsamkeitstraining: Was<br />
denke ich? Tut mir das gut, fühle ich mich gut<br />
dabei? Wenn die Antwort nein ist, sollte ich<br />
mir eine positive Alternative für den Gedanken<br />
überlegen“, so die Expertin. Das Gedanken<br />
beobachten, sei nichts Selbstverständliches.<br />
Er erfordere Aufmerksamkeit, immer wieder,<br />
sagt Sylvia Irmen. Als Beispiel nennt sie eine<br />
Art Achtsamkeitsgong, den sie bei einer Bekannten<br />
beobachtet hat. Mehrmals am Tag ertönt<br />
der auf dem Handy und erinnert sie daran,<br />
sich um ihre Gedankenhygiene zu kümmern.
Dieser Prozess ist ein langer, so Irmen. Der<br />
Mensch sei von Natur aus darauf angelegt,<br />
immer wieder die gleichen Gedankengänge zu<br />
wählen, weil es schlichtweg am bequemsten<br />
und einfachsten ist. „Da gibt es dieses schöne<br />
Bild von der Autobahn und dem Trampelpfad.<br />
Es ist viel leichter, immer die Autobahn<br />
zu nehmen, weil sie schon fertig ist und man<br />
auf ihr schnell voran kommt. Aber die Autobahn<br />
ist eben nicht für jeden die richtige Straße.<br />
Manchmal muss man erst einen eigenen<br />
Trampelpfad errichten, um an sein persönliches<br />
Ziel zu kommen und wirklich glücklich<br />
zu sein. Doch bis aus einem Trampelpfad eine<br />
Straße wird, dauert es nun mal eine Weile.<br />
Aber es lohnt sich“, erklärt die Mentaltrainerin.<br />
Und was kann man tun, um kurzfristig seine<br />
Gedanken in dieser Krisenzeit von Ballast zu<br />
befreien? Zum Beispiel einfach die Augenbrauen<br />
hochziehen. „Wenn man das tut, kann<br />
man gar nicht ärgerlich sein“, sagt Sylvia Irmen.<br />
Auch singen helfe zur Entspannung und<br />
besseren Laune. Und wenn man einen Stift zur<br />
Hand hat, sollte man ihn sich einfach ab und zu<br />
zwischen die Lippen klemmen: 30 Sekunden<br />
genügten bereits, um durch die Anspannung<br />
der Muskulatur, die in dem Fall einem Lächeln<br />
ähnelt, ein Glücksgefühl zu erlangen. „Solche<br />
kurzen Momente des Abschaltens sind wie<br />
Fenster aufmachen: sie beleben den Kopf und<br />
vertreiben Gedanken, die da nicht sein sollten“,<br />
so die Mentaltrainerin.<br />
Die Pandemie hat auch zu einer Spaltung der<br />
Gesellschaft, nicht selten zu einer im Freundesoder<br />
Familienkreis geführt. Doch genau hier will<br />
man Gedanken teilen. Also was tun, wenn das<br />
Gegenüber Gedanken äußert, die meilenweit<br />
vom eigenen Standpunkt entfernt scheinen? Das<br />
A und O sei eine Wertschätzung des anderen –<br />
ganz gleich, welche Meinung er vertritt. „Das<br />
haben viele verlernt“, hat Sylvia Irmen beobachtet.<br />
Das Recht auf eine eigene Ansicht der Dinge<br />
berührt allerdings nicht das Recht, hinterfragen<br />
zu dürfen: Ist der oder die jetzt wirklich<br />
noch mein Freund? „Manchmal gehen wir mit<br />
Freunden oder auch Familienmitgliedern nur<br />
eine gewisse Wegstrecke zusammen im Leben.<br />
Da bleibt es nicht aus, sich auch einmal verabschieden<br />
zu müssen“, sagt sie. Doch genau so,<br />
wie manche Menschen vielleicht aus dem Leben<br />
gehen, können auch neue hineintreten. Die Pandemie<br />
hat damit auch das Potenzial, Personen<br />
zusammenzuführen, die vorher vielleicht gar<br />
nichts miteinander zu tun hatten.<br />
Sylvia Irmen ist verheiratet, hat drei<br />
Kinder und lebt in Chemnitz. Sie hat<br />
ein kleines Studio in der Schönherrfabrik<br />
und arbeitet neben ihrer Mentaltrainertätigkeit<br />
auch als Sängerin<br />
und Gesangspädagogin. Ihr Ziel ist es,<br />
Menschen dabei zu helfen, ihr volles<br />
Potenzial auszuschöpfen.
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KOLUMNE<br />
von Sarah Hofmann<br />
WEM GEHÖRT<br />
DIE KULTUR-<br />
HAUPTSTADT?<br />
Tiefe Gräben ziehen sich durch Chemnitz: zwischen denen, die den Laden seit Jahrzehnten<br />
am Laufen halten, denen, die Änderungen nach vorne oder zurück wollen,<br />
Impfunwilligen, Opernfans, Menschen der Subkultur, Soziokulturellen, Faschismusaffinen,<br />
Jungen, Alten und Flacherdlern. Sie alle leben hier. Sind sie alle Ecoc?<br />
Uns. Unser Chemnitz wird unsere<br />
Kulturhauptstadt Europas<br />
im Jahr 2025. Wir schaffen<br />
das. Doch wer ist wir?<br />
Schon am Begriff der Kultur<br />
scheiden sich viele Geister.<br />
Die einen sehen die Hochkultur<br />
als das einzig Wahre, andere rechnen Punk<br />
und Subkultur rein, viele weiten den Begriff<br />
der Kultur aus auf Sport, Politik, Wirtschaft<br />
und Esskultur. Bringen wir die Bratwurst vor<br />
dem Fußballspiel und abstrakte Tanzperformances<br />
zusammen?<br />
Zum Mitmachen gehört in einer Demokratie<br />
auch das Mit-Entscheiden. Das Teilen der Deutungshoheit.<br />
Gepaart mit dem steten Kampf,<br />
dass Einzelne das Ganze für sich vereinnahmen.<br />
Gerade in diesem Jahr, in dem die ersten Kulturhauptstadtprojekte<br />
an die Öffentlichkeit<br />
treten, beginnen und einladen, wird die Frage<br />
nach der Teilhabe aus der Blase der Kulturschaffenden,<br />
in der sie bislang verhandelt wurde,<br />
in die Zivilgesellschaft getragen werden.<br />
Dann kommen Begehrlichkeit der Deutungshoheit<br />
auf. Gehört die Kulturhauptstadt denen,<br />
die dafür zahlen? Der Mehrheit? Denen, die sie<br />
ins Rollen gebracht und sich den roten Faden<br />
ausgedacht haben? Oder denen, die sie letztendlich<br />
tragen?<br />
Das Ideal: Alle sollen sagen können: „Ecoc, das<br />
sind auch wir.“<br />
Aber wollen wir, dass wirklich ALLE Teil sind?<br />
Schon sind wir wieder bei der Frage: Wem gehört<br />
die Kulturhauptstadt?<br />
Einer, wenn mensch den hiesigen Wahlergebnissen<br />
Glauben schenken möchte, progressiven<br />
Minderheit? Oder muss sich das Kulturevent<br />
von internationaler Relevanz nach rechtskonservativen<br />
Prämissen richten, was genau das<br />
heißen mag. Schließlich machen deutschtümelnde<br />
und vergangenheitsversessene Personen<br />
selten durch Programme von sich reden,<br />
als vielmehr durch Ablehnung der Pläne und<br />
Ideen anderer.<br />
„C the Unseen" ist das Motto der Kulturhauptstadt.<br />
Doch was ist das Ungesehene dieser<br />
Stadt? Wer genau sind die Menschen, die immer<br />
wieder als „Stille Mitte“, als schweigende<br />
Mehrheit, als noch unentdeckte Macher*innen<br />
bezeichnet werden?<br />
Können sie überhaupt von denen sichtbar ge-
macht werden, die schon sichtbar sind?<br />
Schließlich würde dies bedeuten, dass<br />
die derzeitigen Akteur*innen, vor allem<br />
mittelalte und ältere Männer in<br />
führenden Positionen, weiße Akademiker*innen,<br />
diejenigen, die das<br />
Ruder schon seit Jahrzehnten in<br />
den Händen halten, von ihren Privilegien,<br />
dem Anspruch gesehen<br />
zu werden, ein Stück weit abrücken<br />
müssen. Denn Aufmerksamkeit<br />
ist kein unendlich<br />
dehnbares Gut. Um Gerechtigkeit<br />
auf der Bühne, in den<br />
Programmräten, Vereinsvorständen<br />
und Intendanzen zu<br />
schaffen, müssen einige zum Gewinn<br />
anderer verzichten.<br />
Wollen wir das? Wer sind wir?<br />
Eine Hinwendung zu denen, die<br />
bislang für die Kulturbranche<br />
nicht zu aktivieren waren, könnte<br />
auch den Diskurs, die Inhalte verändern.<br />
Denn vermutlich interessieren sich<br />
die alleinerziehende Verkäuferin vom Sonnenberg<br />
nach ihrer Frühschicht, der Rentner<br />
im Yorckgebiet, der Ausbildungsabbrecher in<br />
Morgenleite, die impfkritische Homöopathin<br />
vom Kaßberg oder die stockend deutschlernende<br />
Großfamilie mit Migrationsgeschichte<br />
aus dem Zentrum für andere Kulturangebote<br />
als die Bestehenden. Wenn sie alle<br />
Kulturhauptstadt sein und sich mit ihrem<br />
Denken, ihrem Wesen einbringen wollen,<br />
dann würden wir wahrlich das Ungesehene<br />
sehen.<br />
Wollen wir das? Wenn die Tür zur basisdemokratischen<br />
Mitbestimmung geöffnet wird,<br />
würden dann nicht auch die antidemokratischen<br />
Kräfte der Stadt eintreten?<br />
Nicht erst die Enttarnung des NSU und<br />
dessen Unterstützende und die rechtsextremen<br />
Aufmärsche 2018 haben gezeigt:<br />
Chemnitz hat ein Naziproblem und<br />
zwar kein kleines. So ziemlich jede Wahl<br />
der vergangenen Jahre, sei es nun kommunal<br />
oder die des Bundestages, unterstrichen<br />
das. Zu ihnen gesellen sich seitdem<br />
Personen, die das Tragen von Mundnasenschutz<br />
und einen Nadelstich zum Wohle aller<br />
69 8<br />
Foto : shutterstock
Foto : shutterstock<br />
als Zumutung empfinden und<br />
auf den Straßen lautstark<br />
„Widerstand“ krähen.<br />
Auch diese Menschen<br />
wollen auf die Bühne<br />
und sind bereit, Allianzen<br />
mit den Rechten<br />
einzugehen. Sie<br />
werden mehr. Viele<br />
Sensible spüren<br />
das, halten<br />
es<br />
nicht ab. Vor allem die Frauen wandern seit<br />
Jahren ab, die Gebildeten, die Besonderen, die<br />
Träumenden – die eigentlichen Säulen, die<br />
Vordenker*innen des kulturellen Lebens.<br />
Übrig bleibt gefühlt,<br />
„der kleine Mann“.<br />
Zu dessen Anwälten<br />
schwingen sich die<br />
Rechtskonservativen<br />
auf. Das diese<br />
gefühlte Wahrheit<br />
keinesfalls den Fakten<br />
entspricht, zeigt<br />
ein Blick auf die<br />
Chemnitzer Vereinslandschaft,<br />
mit<br />
ihrer mehr als tausendteiligen Vielfalt.<br />
Viele kleine Vereine leisten seit Jahrzehnten<br />
kulturelle Basisarbeit, sorgen dafür, dass<br />
das Leben der „Stillen Mitte“ eben nicht nur<br />
aus Alltag und Arbeit besteht, sondern einen<br />
Überbau, die Möglichkeit des Ausprobierens,<br />
des kulturellen Erlebens und Mitwirkens<br />
bekommt.<br />
Ihre Arbeit wird dankbar hingenommen.<br />
Im BidBook, welches die<br />
Marschrichtung hin zum Jahr 2025<br />
vorgibt, kommen sie jedoch mit ihren<br />
Projekten kaum vor. Wie auch, sie waren,<br />
als die langfristigen Planungen liefen,<br />
meist im Ehrenamt und wenn nicht, oft<br />
unterbesetzt, mit ihren Aufgaben befasst.<br />
Hatten kaum Raum für Zukunftsmusik und<br />
keinen Kontakt zu denen, die die Notenblätter<br />
verteilten.<br />
Und nun? Klappe zu, Affe tot, Kind liegt<br />
im Brunnen? Mitnichten. Die Vorbereitungen<br />
laufen, die Firma zur<br />
Kulturhauptstadt wird in diesem Jahr<br />
Fahrt aufnehmen, auch bislang still<br />
gebliebene Akteur*innen suchen<br />
derzeit nach Möglichkeiten, ihre<br />
eigenen Ideen und Projekte einzubringen,<br />
mitzuwirken. Nun<br />
heißt es, reden, viel reden, mit<br />
allen reden. Diejenigen, die sich nicht<br />
gesehen fühlen, sollen sich mit anderen<br />
zusammentun, Eigenes auf die<br />
Beine stellen und Kontakt mit denen,<br />
die das Projekt voranbringen aufnehmen,<br />
um sich anzuschließen. Das Jahr 2023<br />
wird das Jahr der Weichenstellung sein, der<br />
Findung, der Basisbildung.<br />
Es bilden sich Vernetzungen in der Kultur, die<br />
UND NUN? KLAPPE ZU, AFFE TOT,<br />
KIND LIEGT IM BRUNNEN? MITNICHTEN.<br />
AUCH BISLANG STILL GEBLIEBENE<br />
AKTEUR*INNEN SUCHEN DERZEIT NACH<br />
MÖGLICHKEITEN, IHRE EIGENEN IDEEN UND<br />
PROJEKTE EINZUBRINGEN, MITZUWIRKEN.<br />
möglichst vielen eine Stimme geben sollen.<br />
Derzeit sind es die drei Vereine Hand in Hand,<br />
Netzwerk für Kultur und Jugendarbeit und das<br />
Kreative Chemnitz, weitere könnten und sollten<br />
folgen.<br />
Es ist nicht zu spät, alle mitzunehmen. Aber<br />
viel Arbeit, Kommunikation, guter Willen und<br />
die Bereitschaft, die Bühne, das Podium mit<br />
vielen diversen Geistern und Körpern zu teilen.<br />
Das wird nicht leicht, aber wer weiß, vielleicht<br />
schafft Chemnitz ja damit etwas ganz Neues –<br />
eine Kulturhauptstadt, die auch wirklich von<br />
der Stadt getragen wird, eine Kulturhauptstadt<br />
der Gemeinsamkeiten, der Vielfalt – von der<br />
sich eine ebensolche Vielfalt von Geistern und<br />
Körpern aus ganz Europa im Jahr 2025 dann<br />
auch wirklich eingeladen fühlt.<br />
Um Kreativität zu fördern und Gäste zu begrüßen,<br />
muss Chemnitz zum Schutzraum werden<br />
für Menschen, die mit ihrer Kunst Möglichkeiten<br />
ausloten, Neues probieren und Menschen,<br />
die sich darauf einlassen wollen. Diese Schutzräume<br />
müssen umgeben sein von klaren und<br />
unüberwindbaren roten Linien, – etwa, dass<br />
die Gleichwertigkeit aller Geister und Körper<br />
unantastbar sein sollte. Ein Raum der allen<br />
Teilhabe ermöglicht: den armen, den nichtdeutschen,<br />
den queeren, den behinderten, den<br />
nicht der eigenen Norm entsprechenden Menschen.<br />
Der Grundkonsens, dass Chemnitz bunt<br />
ist und nicht grau oder braun.<br />
C the Unseen: in diesem Raum können wir das<br />
Ungesehene auf die Bühne bringen. Gemeinsam.<br />
Wir müssen es nur wollen.
Foto : shutterstock<br />
Texte: Sarah Hofmann, Steffi Hofmann, Fotos: Georg Ulrich Dostmann<br />
Wie steht es um<br />
die Chemnitzer Kulturschaffenden?<br />
Foto: shutterstock<br />
Die Studie zweier Wissenschaftlerinnen<br />
liefert eine Wasserstandsmeldung,<br />
ein Stimmungsbild. Dafür<br />
werteten sie 60 Stunden Interviewmaterial<br />
aus. Das Ergebnis: die Baustellen<br />
sind zahlreich, doch unter den<br />
Akteur*innen herrscht jedoch auch<br />
verhaltener Optimismus.
ULTUR &<br />
RONA<br />
0hne uns wird’s still“ ließen Kulturschaffende<br />
aus Sachsen inmitten der Pandemie<br />
über eine Kampagne verlauten.<br />
„ Ihre Gesichter prangten von Plakaten,<br />
an Schaufenstern. Das Ziel: Lebenszeichen trotz<br />
Lockdown, verbunden mit der Bitte, nicht vergessen<br />
zu werden. Der Leidensdruck war groß:<br />
mit der plötzlichen verordneten Schließung von<br />
Theatern, Clubs und Kinos kehrte Stille ein, pandemiebedingt<br />
zogen sich die Menschen ins Private<br />
zurück, veranstalteten Heimkinoabende mit Netflix,<br />
buken Brot und blieben unter sich.<br />
Und wie erging es in dieser Zeit den Kulturschaffenden,<br />
deren Arbeit und Streben die Erzeugung<br />
von Kunst und Miteinander ist? Wie verorten sie<br />
sich in der Stadt, was sind ihre Bedürfnisse, fühlen<br />
sie sich gesehen und können sie von ihrer Arbeit<br />
leben? Antworten auf diese Fragen suchten die<br />
beiden Wissenschaftlerinnen Diana Heinbucher<br />
und Anja Herrmann-Fankhänel in ihrem Projekt<br />
„Wertstoff Kultur. Kulturschaffende in Chemnitz<br />
und ein Jahr Corona-Pandemie-Bedingungen“.<br />
Beide sind neben ihrer Arbeit an der TU Chemnitz<br />
selbst in der städtischen Kulturszene fest verankert.<br />
„Wir hatten den Eindruck, den Aktiven<br />
wurde nicht zugehört. Wir wollten herausfinden,<br />
wie es der Kulturbranche wirklich geht und wie<br />
geholfen werden kann“, sagt Diana Heinbucher,<br />
die selbst in den Vorständen der Vereine Netzwerk<br />
für Kulturarbeit und Radio T tätig ist. Auf<br />
diese Weise kam sie mit vielen Kulturschaffenden<br />
schon vor ihrer Studie ins Gespräch und bekam,<br />
wie sie sagt, viel Frust vonseiten der Aktiven gespiegelt,<br />
etwa weil Fördermittelmodelle nicht<br />
passten oder eine gemeinsame Stimme, die für die<br />
Interessen der Kulturschaffenden eintritt, fehlte.<br />
„Die Kulturszene in Chemnitz ist unglaublich heterogen<br />
– andere Bereiche haben Vertretungen,<br />
die für sie sprechen. Aufgrund der Heterogenität<br />
gibt es hier aber nicht die eine Stimme, die für alle<br />
sprechen kann“, erklärt Diana Heinbucher. Mit<br />
ihrer Kollegin wählte sie für ihre Studie daher den<br />
Ansatz, so viele Kulturschaffende wie möglich anzusprechen,<br />
um ein breites Stimmungsbild zu bekommen.<br />
Sie wählten den Ansatz, Interviews zu<br />
führen und diese auszuwerten. „Wenn man Dinge<br />
verstehen will, muss man mit Menschen ins Gespräch<br />
kommen. Dann hilft es auch nicht, nur Zahlen<br />
abzufragen, sondern man muss tief und qualitativ<br />
ins Feld gehen“, so die Wissenschaftlerin.<br />
Die Wissenschaftlerinnen, beide tätig am Lehr-<br />
73 2
stuhl für Innovationsforschung und Technik mit<br />
Fokus Kreativität, starteten im Januar 2021 einen<br />
breiten Aufruf, eine Einladung zum Gespräch.<br />
Etwa 120 Kulturakteur*innen wurden direkt<br />
angesprochen und angeschrieben, 30 nahmen<br />
teil. Der Großteil von ihnen ist in der Privatwirtschaft<br />
tätig, manche in zivilgesellschaftlichen<br />
Institutionen und wenige im öffentlichen Sektor.<br />
64 Prozent der Teilnehmenden sind Selbstständig,<br />
21 Prozent Angestellte und 15 Prozent sind<br />
im Ehrenamt tätig. Die Studienteilnehmer*innen<br />
kommen, wie Diana Heinbucher sagt, aus verschiedenen<br />
Kultursparten, etwa aus dem Theater,<br />
sind als Künstler*innen aber auch im technischen<br />
oder organisierenden Bereich tätig.<br />
Mit ihnen führten Heinbucher und Herrmann-<br />
Fankhänel jeweils etwa zweistündige standardisierte<br />
Interviews. Es entstanden 3.600 Stunden<br />
umfassende Audioaufnahmen.<br />
Das Projekt fand, wie Diana Heinbucher erklärt,<br />
zu etwa 90 Prozent in der Freizeit der beiden<br />
Wissenschaftlerinnen statt, für die Transkription<br />
der gewaltigen Datenmengen bekamen sie aber<br />
Hilfe vonseiten der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs-<br />
und Entwicklungsgesellschaft mbH<br />
(CWE). „Die fertigen Transkripte haben wir dann<br />
kodiert und ausgewertet“, sagt Diana Heinbucher.<br />
Entstanden sind daraus Grafiken und Statistiken,<br />
die etwa Aussagen über den Hintergrund der Teilnehmenden<br />
und ihren Einschätzungen zur finanziellen<br />
Situation, dem Wohlbefinden und anderen<br />
Aspekten treffen.<br />
„Wir haben die Ergebnisse unter anderem mit<br />
der Kulturstrategie der Stadt Chemnitz bis zum<br />
Jahr 2030 abgeglichen. Auch, um das Potenzial<br />
der Kreativszene aufzuzeigen. Unser Ergebnis:<br />
Es ist eine sehr resiliente Szene“, sagt Diana<br />
Heinbucher. Das gebe Grund zur Hoffnung,<br />
doch die Baustellen seien groß, das habe die<br />
Studie verdeutlicht.<br />
Ein großes Problem sei Fachkräftemangel. In den<br />
90er-Jahren habe sich die Freie Kulturszene der<br />
Stadt professionalisiert, viele der damaligen Akteur*innen<br />
sind noch heute aktiv – absehbar ist<br />
aber, dass sie nach 45 Berufsjahren in Rente gehen.<br />
„Wenn man schaut, wie viele damals in die<br />
Kultur eingetreten sind im Verhältnis zu denen,<br />
die nachkamen, sieht man, dass es da eine große<br />
Lücke gibt“, so Heinbucher. Die Coronapandemie<br />
haben den Expertiseverlust verstärkt, da viele<br />
Kulturschaffende Jobs in anderen Branchen ge-<br />
funden haben und es sei nicht bei allen absehbar,<br />
dass sie zurückkehren. Als Gründe lassen sich<br />
unter anderem festere Arbeitszeiten und sichere<br />
Bedingungen in anderen Branchen nennen.<br />
„Dadurch, dass in den Jahren der Pandemie<br />
keine neuen dazu kamen und einige Expert*innen<br />
abwanderten, wird es schwer, in den kommenden<br />
Jahren die Lücke zu füllen“, sagt Diana<br />
Heinbucher. Die Coronapandemie habe noch<br />
einige weitere schon vorher bestehende Probleme<br />
der Chemnitzer Kulturbranche verstärkt,<br />
quasi als Katalysator.<br />
Ein Punkt, der immer wieder zur Sprache kam,<br />
war Wertschätzung, die den Kulturschaffenden<br />
und ihren Leistungen entgegengebracht wird,<br />
oder eben nicht. „Der Mangel an kulturellen Ereignissen<br />
fällt nicht sofort auf. Es wird zum Beispiel<br />
niemand sagen: ich gehe ins Theater, damit<br />
mir nicht die Haare ausfallen“, sagt Diana Heinbucher.<br />
Die fehlende Kultur zeige sich schleichend.<br />
Viele Kulturschaffenden haben sich, wie<br />
„Wir hatten den Eindruck,<br />
den Aktiven<br />
wurde nicht zugehört.<br />
Wir wollten herausfinden,<br />
wie es der Kulturbranche<br />
wirklich<br />
geht und wie geholfen<br />
werden kann“.<br />
Diana Heinbucher ist in den Vorständen<br />
der Vereine Netzwerk für Kulturarbeit<br />
und Radio T tätig.<br />
die Studie zeigt, im Lockdown nicht wertgeschätzt<br />
und wahrgenommen gefühlt. Dazu sei auch eine<br />
prekäre finanzielle Situation gekommen. „In den<br />
Interviews ist mehrfach die Frage gefallen: Wenn<br />
Geld zur Rettung von Fluglinien locker gemacht<br />
werden kann, warum dann nicht für uns?“, so<br />
Heinbucher. Es habe zwar einige Förderprogramme<br />
gegeben, diese hätten aber oft nicht zu den<br />
vielfältigen Hintergründen der Kulturschaffenden<br />
und Vereine gepasst.<br />
Während dahingehend eher Enttäuschung<br />
herrschte, so fühlten sich viele Studienteilnehmer<br />
zumindest auf kommunaler Ebene unterstützt.<br />
„Die Stadt Chemnitz hat extrem viel für ihre<br />
Kulturschaffenden gemacht“, so wurde es Diana<br />
Heinbucher und ihrer Kollegin immer wieder gespiegelt,<br />
etwa durch Initiativen, die Kunst im öffentlichen<br />
Raum förderten, oder Beratungen. Ein<br />
weiterer positiver Aspekt der Pandemie-Ausnahmesituation:<br />
Kulturschaffende vernetzten sich, in<br />
der Stadt, aber auch überregional und international.<br />
In Chemnitz wurde etwa der Verein Hand in<br />
Hand aktiv, als Interessenvertretung von Kulturschaffenden.<br />
„Es wurde ganz konkret der Wunsch<br />
geäußert, dass diese Netzwerke auch nach der<br />
Pandemie bestehen und der Austausch bleibt –<br />
obwohl man ja eigentlich oft Konkurrenz ist“, sagt<br />
Diana Heinbucher. Dahingehend habe es ein großes<br />
Umdenken vieler, weg vom Dasein als einzelkämpfende<br />
Künstler*innen und Vereine gegeben.<br />
Im Oktober des vorigen Jahres wurden die Ergebnisse<br />
der Studie, die online einsehbar sind, dem<br />
Kulturbeirat der Stadt Chemnitz präsentiert. „Wir<br />
haben einen Ist-Zustand gezeichnet. Der Ansatz<br />
ist nun, mit den verschiedenen Akteur*innen ins<br />
Gespräch zu kommen und gemeinsam Lösungen<br />
zu finden. Das liegt uns am Herzen, denn wir haben<br />
in die Tiefe Einblicke bekommen und wollen<br />
unsere Expertise weiter einbringen“, sagt Diana<br />
Heinbucher. Gerne möchte sie gemeinsam mit<br />
Anja Herrmann-Fankhänel diesen Prozess wissenschaftlich<br />
begleiten.<br />
Hier können die<br />
Studienergebnisse<br />
eingesehen werden:
NACH-<br />
GEFRAGT BEI<br />
BRANCHENVER-<br />
TRETERN:<br />
Zwischen Bespaßung und<br />
essentieller Notwendigkeit<br />
75 4<br />
Kai Winkler<br />
vom Kulturbündnis<br />
„Hand in Hand“<br />
Kai Winkler war einer der Initiatoren,<br />
die 2018 das Kulturbündnis „Hand in<br />
Hand“ ins Leben gerufen haben. Dem<br />
Verein gehören derzeit 31 Institutionen an, sowohl<br />
kommerzielle als auch staatlich geförderte<br />
sowie ehrenamtliche – die Liste reicht von A wie<br />
Aaltra, AJZ und Atomino bis Z wie Zukunft. Aber<br />
auch Festivals wie das Fuego a la Isla oder der<br />
Radiosender T sind Mitglied im Kulturbündnis.<br />
„Hand in Hand“ will die Bedürfnisse der vertretenen<br />
Clubs und Kulturveranstalter bündeln<br />
und sie an die entsprechenden lokalen und überregionalen<br />
Interessenvertretungen herantragen.<br />
Kai Winkler, der unter anderem Vorstand des<br />
AJZ ist und im Kulturbeirat der Stadt Chem-<br />
nitz sitzt, hat an der Kultur-Studie der TU von<br />
Beginn an mitgewirkt. Die Auswirkungen der<br />
Pandemie für die Institutionen, die er im Kulturbündnis<br />
„Hand in Hand“ vertritt, bezeichnet<br />
er sowohl mental als auch wirtschaftlich als eine<br />
Katastrophe. Er kritisiert vor allem, dass es sowohl<br />
in der Landes- als auch in der Bundespolitik<br />
kein Bewusstsein für die Kultur gibt. „Kultur<br />
ist nicht nur für Spaß und Bespaßung da, sie ist<br />
essenziell“, so Winkler. Wenn sich die Pandemie<br />
ein weiteres Jahr hinziehen sollte, wäre das das<br />
Aus. Grundsätzlich sei Winkler aber ein positiv<br />
denkender Typ, wie er sagt. „Wir bleiben optimistisch<br />
und wollen die Politik weiter antreiben“,<br />
so der 42-Jährige. Wenn alles wieder los-<br />
geht, werde es ein großes Nachholebedürfnis im<br />
Bereich der Kultur geben.<br />
Doch mit diesem Bedürfnis, das einerseits erfüllt<br />
werden will, gibt es andererseits neue Probleme.<br />
„Ein Weggang von Kapazitäten trifft dann<br />
auf fehlenden Nachwuchs“, fasst es Kai Winkler<br />
zusammen. Durch die monatelange Dürre im<br />
Kulturbereich hätten sich viele Arbeitskräfte<br />
aus den Bereichen Veranstaltungsmanagement,<br />
Technik oder Security neue, krisensichere Jobs<br />
gesucht. Hinzu komme, dass der Nachwuchs<br />
wegbricht. „Die jungen Leute wissen ja teilweise<br />
gar nicht mehr, wie ein Club von innen aussieht.<br />
Uns fehlt da eine ganze Generation“, erzählt Kai<br />
Winkler.
Tobias Möller &<br />
Marcus Heinke<br />
vom Netzwerk für Kulturund<br />
Jugendarbeit<br />
Das Netzwerk fungiert als Dachverband für derzeit 75 Vereine, wie<br />
beispielsweise Weltecho, Spinnerei oder DenkArt. Tobias Möller<br />
koordiniert die Dachverbandsarbeit im Bereich (Sozio)Kultur und<br />
berät Kulturvereine und -initiativen. Außerdem ist er als Kulturbeirat der<br />
Stadt Chemnitz tätig und Vorstand im Landesverband Soziokultur Sachsen.<br />
Marcus Heinkes Arbeitsschwerpunkt ist die Fördermittelberatung für<br />
Kulturvereine in Chemnitz sowie die überregionale Vernetzung und Europaarbeit.<br />
Beide sind sich einig: Die Pandemie hat prekäre Auswirkungen<br />
auf die Kultur und ein Anknüpfen an Vor-Pandemiezeiten ist keinesfalls<br />
möglich. Die Studie mache diesbezüglich auf viele Brennpunkte aufmerksam.<br />
So habe die Pandemie unter anderem bestimmte Probleme verstärkt,<br />
die es bereits vorher gab. Stichpunkt: Ehrenamtliche. „Viele der Vereine<br />
haben ja schon seit Jahren Schwierigkeiten, Ehrenamtliche zu bekommen<br />
und zu halten. Jetzt ist es noch schlimmer“, sagt Tobias Möller. Eine wichtige<br />
Motivation für eine ehrenamtliche Tätigkeit sei schließlich die soziale<br />
Komponente. „Die deckt man über Video-Konferenzen oder ähnliches<br />
aber nicht ab“, so Möller. Zudem sieht Marcus Heinke einen enormen<br />
Fachkräftemangel im Kulturbereich voraus. „Ein großes Problem dabei:<br />
wenn Leute aus der Kultur gehen, dann geht<br />
mit ihnen auch wichtige Erfahrung. Das lässt<br />
sich nicht kompensieren.“ Tobias Möller ist<br />
insgesamt erschüttert darüber, wie mit der<br />
Kultur in der Pandemie bislang umgegangen,<br />
kurz, dass sie als verzichtbar angesehen<br />
wurde. Dabei sei sie essenziell. Als Grund für<br />
die aktuellen gesellschaftlichen Zerwürfnisse<br />
sieht Möller daher zum Beispiel auch die<br />
Schließung der Kultur. „Kommunikationsräume,<br />
die vertraut waren, in denen man sich<br />
mit Menschen treffen konnte, deren Meinung<br />
einem wichtig war, wurden geschlossen. Das<br />
bekommen wir als Gesellschaft jetzt zu spüren“,<br />
so Möller. Einzug gehalten haben stattdessen<br />
Video-Konferenzen, die zwar organisatorisch<br />
manchmal praktisch sind. „Aber es<br />
fehlen einfach die Zwischengespräche unter<br />
vier oder sechs Augen“, sagt Tobias Möller.<br />
„Viele der Vereine<br />
haben ja schon seit<br />
Jahren Schwierigkeiten,<br />
Ehrenamtliche<br />
zu bekommen und<br />
zu halten. Jetzt ist es<br />
noch schlimmer“.
Frank Müller<br />
vom Branchenverband<br />
Kreatives Chemnitz<br />
Der 2013 gegründete Verein vertritt verschiedene Branchen aus der<br />
Kultur- und Kreativwirtschaft, wie zum Beispiel aus den Bereichen<br />
Architektur, Musik, Design, Presse, Buchmarkt, Darstellende Kunst<br />
oder auch der Software- und Games-Industrie. „Das Verbindende aller Branchen<br />
ist ein schöpferischer Akt als Basis“, sagt Frank Müller, einer von aktuell<br />
sechs Vorständen im Verein. Die Branche sei insgesamt eine eher kleinteilige,<br />
das heißt es gibt viele Solo-Selbstständige. Neben einer wirtschaftlichen<br />
Unsicherheit belasteten die Mitglieder vor allem eine fehlende Planbarkeit und<br />
fehlende Perspektiven. Einige hätten laut Müller nach nur zwei Jahren der Pandemie<br />
ein Gefühl des Nicht-mehr-wichtig- oder Nicht-mehr-gefragt-Seins,<br />
was bei manchen bis hin zur Geschäftsaufgabe führe. „Etliche Leistungen der<br />
Akteure entstehen ja auch im Zusammenspiel mit anderen beziehungsweise<br />
im Zusammenkommen. Das ist bei Kontaktbeschränkungen oft nicht möglich“,<br />
sagt er weiter. Dieser Zustand deprimiere und bringe oft auch wenig Motivation.<br />
Zwar gebe es in der Pandemie auch Gewinner, zum Beispiel im Bereich<br />
Software, Games und Werbemarkt. „Sie profitieren von der Digitalisierung“, so<br />
Frank Müller. Das sei insgesamt aber nur ein kleiner Teil. Die Pandemie habe<br />
bei vielen einen bitteren Erkenntnisgewinn gebracht: sie sehen den geringen<br />
Stellenwert, den die eigene Branche bei der Politik hat. Diesbezüglich habe<br />
der Austausch der Akteure über Problemlagen zugenommen. „Man rückt<br />
näher zusammen“, fasst es Müller zusammen. Persönlich hat er allerdings<br />
Sorge, dass viele bestehende Kulturangebote, die auf Basis ehrenamtlicher<br />
Unterstützung laufen, reduziert oder aufgegeben werden, da die Akteure in<br />
andere Bereiche abgewandert sind und die Finanzierbarkeit wegen fehlender<br />
Planungssicherheit und gekürzter Haushalte nicht mehr gewährleistet<br />
werden kann. Hoffnung macht ihm indes der Kulturhauptstadt-Titel. „Er<br />
bringt Chancen für einen internationalen Austausch, Professionalisierung<br />
und gemeinsame, grenzüberschreitende Projekte“, erklärt Frank Müller.
BEREIT<br />
FÜR DIE<br />
RÜCKKEHR<br />
DER NACHT<br />
PARTY/CLUB<br />
Text: Peggy Schellenberger<br />
Foto : Ernesto Uhlmann
Wer kennt das nicht? In trendige<br />
Klamotten schlüpfen,<br />
Make-up auflegen, mit Parfüm<br />
einnebeln, Haare richten,<br />
letzte Whatsapp-Benachrichtigungen<br />
zum Treff verschicken.<br />
Und dann startet<br />
die Freitag- oder Samstagnacht<br />
in einem der Clubs<br />
und Diskos der Stadt. Satte<br />
Live- oder DJ-Sounds, kühle<br />
Getränke und tanzen bis der<br />
erste Vogel wieder zwitschert.<br />
Doch Corona und die daraus<br />
folgenden Schutzverordnungen<br />
haben uns alle ausgebremst.<br />
Im März soll es nun<br />
endlich wieder losgehen. Wir<br />
wollten im Vorfeld wissen,<br />
wie es den Clubbetreibern<br />
aktuell geht und wie sie die<br />
Schließzeit genutzt haben.<br />
Einige Betreiber<br />
waren jedoch<br />
79<br />
weder telefonisch<br />
noch per Mail zu 8<br />
erreichen. Hoffen<br />
wir, dass alle<br />
Clubs die lange Auszeit überstanden<br />
haben! Stellvertretend<br />
machen an dieser Stelle<br />
das Atomino, der Fuchsbau<br />
und der Brauclub Lust auf<br />
wilde Partynächte.
Foto : Ernesto Uhlmann<br />
ATOMINO:<br />
Hip-Hop, Bingo und<br />
jede Menge Konfetti<br />
Ein alter (künstlicher) Eselskopf liegt einsam und<br />
allein auf dem Kühlschrank hinter dem Tresen<br />
des Atominos im Tietz. Die ehemalige Requisite<br />
aus dem Opernhaus hat vier Umzüge des Clubs<br />
mitgemacht. Die Coronazeit aber ist die längste<br />
aller bisherigen Unterbrechungen.<br />
1999 startete Begründer Jan Kummer das Atomino<br />
in einer einstigen Kellerbar am Schloßteich.<br />
2006 zog die Crew samt Tresen und Eselskopf<br />
in die alte Hauptpost am Johannisplatz ein. 2012<br />
startete man in ein kurzes Kapitel mit dem Umzug<br />
in eine ehemalige Schulturnhalle am Brühl.<br />
Zu viel Lärm, zu viel Party und endloser Stress<br />
mit den Nachbarn sorgte schließlich für den<br />
Schlussstrich. Man wanderte weiter zur ehemaligen<br />
Puppenbühne der Theater im Luxor, aber<br />
auch hier währte das Clubleben nicht lange. Beim<br />
vierten Umzug wurde schließlich alles besser. Im<br />
Kulturkaufhaus Tietz steppt seit 2015 der Bär.<br />
Live-Acts, wilde "Reich für immer"-Hip-Hop-<br />
Nächte, unvergessliche Indie-Partys, Reggaeund<br />
Dancehall-Beats – die Besucher lieben die<br />
kunterbunte Bandbreite des Atominos.<br />
Doch nun herrscht auch hier seit Monaten<br />
Funkstille und die Musikanlage steht nachts auf<br />
stumm. Tagsüber wurde jedoch heftig gehämmert<br />
und euphorisch an der Location gefeilt.<br />
„Wir haben die lange Schließzeit überbrückt und<br />
den Club ausgebaut. In Zukunft können Schaumund<br />
Konfettipartys stattfinden, da wir die dazu<br />
benötigte Technik installiert haben“, sagt Nina<br />
Kummer vom Atomino e.V. Zudem sei der Boden<br />
gefliest, Abflüsse eingebaut und „Kanonen“<br />
auf die Bühne gestellt worden. Die lange Lockdown-Ruhe<br />
hat auch für jede Menge Kreativität<br />
gesorgt. Der Opernhaus-Eselskopf bekommt nun<br />
lebendige Gesellschaft, den zukünftig sollen hier<br />
auch Haustierpartys stattfinden. „Wir haben die<br />
gesamte Location tierfreundlich gestaltet: Heu<br />
auf dem Boden, Suhlstelle in den Toiletten, Futterkrippe<br />
auf der Tanzfläche und Maisenknödel<br />
neben der Diskokugel“, berichtet Mitarbeiterin<br />
Maria Tomasa.<br />
Die Sehnsucht nach lauten, verrückten und kultigen<br />
Atomino-Nächten ist riesig. „Wir schauen<br />
uns oft verwackelte Handy-Partyvideos an und<br />
trinken Gisela im Wohnzimmer“, hoffen Nina und<br />
Maria mit ihrer Atomino-Crew auf den baldigen<br />
Re-Start. Zukünftig, so verraten die beiden Frauen,<br />
gibt es künstliche Intelligenzen, sogenannte<br />
Avatare im Club. So solle Fehlern beim Getränke-<br />
Abkassieren oder Kleidung-an-die-Garderobe-<br />
Hängen vorgebeugt werden. Klingt spannend und<br />
richtig innovativ. Aber auch Altbewährtes steht<br />
in den Startlöchern, so auch die Bingo-Abende<br />
mit Atomino-Gründer Jan Kummer. Unter dem<br />
Motto „Als Freunde lernten wir uns kennen, als<br />
Freunde werden wir uns trennen, als Freunde<br />
auseinander geh´n, als Freunde uns bald wieder<br />
seh´n“, wird es hoffentlich schon bald ein Wiedersehen<br />
mit dem legendären Esel im Chemnitzer<br />
Kult-Club Atomino geben.<br />
FUCHSBAU:<br />
Abrocken und Bravo lesen<br />
in neuem Ambiente<br />
Im legendären Club FX, oder besser gesagt im<br />
Fuchsbau, wird nach langer Schließzeit ebenfalls<br />
mit den Hufen gescharrt. Alles ist aufgehübscht,<br />
Technik erneuert, Gläser auf Hochglanz poliert<br />
und etliche Eimer Farbe verpinselt.<br />
Der Fuchsbau an der Carolastraße ist ein echtes<br />
Diskotheken-Urgestein in Chemnitz. 1980 legten<br />
hier erstmals Besucher eine flotte Sohle aufs<br />
Parkett. Im März 2020 strömten die Fuchs-Fans<br />
vorerst letztmals in ihren geliebten „Bau“. Im Mai<br />
sollte die große Party zum 40-Jährigen steigen –<br />
Corona bremste alles aus. „Nach dem Ende der<br />
letzten Veranstaltung waren wir alle ziemlich
melancholisch“, erinnert sich Karsten Kluge, der<br />
den Club im April 2017 übernahm. Still dasitzen<br />
wollte der Unternehmer nicht, und wenigstens<br />
in seiner Bar Fledermaus an der Bahnhofstraße<br />
ging der Betrieb zumindest zeitweise weiter. Im<br />
Fuchsbau hingegen zogen die Handwerker ein<br />
und krempelten den Laden um. „Während der<br />
Schließung konnten wir größere Vorhaben realisieren.<br />
Einiges war schon ziemlich in die Jahre<br />
gekommen“, erzählt der Chef. Die komplette<br />
Soundtechnik und Lichtanlage wurden erneuert.<br />
Die Zugänge und Böden wurden barrierefrei gestaltet,<br />
sodass auch Rollifahrer künftig abrocken<br />
können. Die Wände erhielten einen neuen Anstrich,<br />
und neue Grubenleuchten sorgen für eine<br />
ganz besondere Atmosphäre im Eingangsbereich.<br />
Viele hundert Arbeitsstunden sind in der ältesten<br />
Chemnitzer Diskothek geleistet worden.<br />
Die Fuchsbau-Insider werden beim Comeback<br />
wohl zuerst neugierig nachkontrollieren, ob die<br />
nostalgischen Bravo-Wände im Raucherbereich<br />
noch da sind. „Ja klar, die sind doch legendär<br />
und eine Art Kulturerbe. Wir haben sie nur ein<br />
wenig aktualisiert, da das alles ziemlich gelitten<br />
hatte“, beruhigt Karsten Kluge. Ihm ist der<br />
ständige, wenn auch nur virtuelle Kontakt zum<br />
Stammpublikum wichtig. Mit DJ-Livestreams<br />
aus der Fledermaus, Talkrunden und natürlich<br />
ganz viel Social Media bleibt der heiße Draht am<br />
Glühen. Auch die Spendenbereitschaft ist riesig,<br />
immer wieder gibt es Mutmacherstatements auf<br />
allen Kanälen. „Wir dürfen nicht jammern und<br />
bleiben geduldig. Den Optimismus werden wir<br />
nicht verlieren, das sind wir unseren Stammgästen<br />
und auch allen neuen Besuchern schuldig“,<br />
unterstreicht Karsten Kluge. Geplant sind auf<br />
jeden Fall wieder kultige Events an Samstagen<br />
mit 80er-Partys sowie den beliebten Metal- oder<br />
Gothic-Nächten.<br />
Die Fuchsbau-Insider werden<br />
beim Comeback wohl zuerst neugierig<br />
nachkontrollieren, ob die<br />
nostalgischen Bravo-Wände im<br />
Raucherbereich noch da sind.<br />
BRAUCLUB:<br />
Der satte Beat<br />
im Herzen der Start<br />
Immer wieder schweifen die Blicke durch den<br />
Brauclub, hinüber zur Bar, zum DJ-Pult und zum<br />
Eingang. Clubleiter Rico Rupf denkt oft an Nächte,<br />
als hier kein Blatt zu Boden ging und die Gäste<br />
wie im Rausch zum Beat der Musik tanzten. Die<br />
Erinnerungen an lange Einlassschlangen und<br />
viele Partyhungrige, die sich auf eine ausgelassene<br />
Diskonacht freuten, sind noch frisch.<br />
Seit 17 Jahren gibt´s den Brauclub tief unten in den<br />
Katakomben der Galerie Roter Turm. Eine Disko<br />
mit Top-Lage, Top-Anbindung und einem Top-<br />
Image. Vor Corona konnten bis zu 600 Gäste abfeiern.<br />
Rico Rupf, besser bekannt als DJ Snax, leitet<br />
den Club seit April 2021. „Anfang Juli konnten<br />
wir endlich wieder eröffnen. Die 3G-Regelung, die<br />
deutliche Reduzierung der Besucherzahlen und<br />
Kontaktnachverfolgung haben das möglich gemacht“,<br />
erklärt der Brauclub-Chef. Vier Monate<br />
währte das Partyglück, danach waren die Schotten<br />
wieder dicht. Doch auch hier steckt man den Kopf<br />
nicht betrübt hinter den Tresen, sondern hat kräftig<br />
angepackt. „Wir haben auf digitale Anzeigen<br />
umgestellt sowie die Ton- und Lichtanlage erneuert.<br />
Das DJ-Pult steht jetzt mitten im Raum“, zählt<br />
Rico Rupf auf. Er sprüht vor Energie, hat trotz der<br />
81<br />
0<br />
Zwangspause viele Projekte im Kopf. Eine richtig<br />
große Nummer war das Basement-Festival im Januar<br />
dieses Jahres. 15 Top-DJs aus dem Bundesgebiet<br />
legten bei der Online-Sause im Brauclub<br />
auf und fuhren für den Lukas Stern e.V. ordentlich<br />
Spenden ein. „Wir sind nicht nur Partylocation,<br />
sondern sehen uns auch in sozialer Verantwortung.<br />
Dementsprechend haben wir auch unser Leitbild<br />
entwickelt, in dem wir uns klar und deutlich gegen<br />
Rassismus und Homophobie aussprechen“, betont<br />
der Clubleiter. Am liebsten würde auch Rico Rupf<br />
so schnell wie möglich die neue Technik am Pult<br />
hochfahren, die Massen zur Ekstase bringen und<br />
Corona einfach abhaken. Doch Ungeduld sei ein<br />
schlechter Ratgeber, sagt er. „Man muss aus allem<br />
Schlechten etwas Positives ziehen und das Beste<br />
daraus machen. Wir sollten alle im Sinne der gesamten<br />
Gesellschaft solidarisch sein. Unsere Zeit<br />
kommt wieder“, blickt Rico Rupf optimistisch in<br />
die Zukunft.<br />
Fotos: Georg Ulrich Dostmann (3)
BÜHNE<br />
DER KONZERT-<br />
MEISTER<br />
Großer Jubel im Saal − ja, den höre<br />
ich gern! Langes Rufen, Klatschen,<br />
Trampeln und ein glückliches Orchester,<br />
in dem sich alle am liebsten<br />
um den Hals fallen würden, ja, so möchten<br />
wir das erleben! Und wer hat das geschafft? Da<br />
war ein Herr Marsalis – nicht bekannt? Ein<br />
I got rhythm – ganz symphonisch:<br />
das 5. Sinfoniekonzert<br />
Herr Wachsmann – nie gehört? Korngold –<br />
mag sein? Aber jetzt: Gershwin! Daher hat der<br />
Wind geweht, in diese Richtung gehören auch<br />
die anderen Komponisten. Wachsmann hatte<br />
gar Anlass, sich in Waxman umzubenennen, als<br />
er und eben weil er in diese Richtung gezogen<br />
war. Korngold und Gershwin sind noch knapp<br />
vor Anbruch des 20. Jahrhunderts geboren,<br />
Wachsmann ein knappes Jahrzehnt später und<br />
Marsalis erblickte sogar erst weit in der zweiten<br />
Jahrhunderthälfte das Licht dieser Welt.<br />
Und um dieses Licht geht es ihm, ein Licht, das<br />
selbst den Schmerz, der so sehr in diese Welt<br />
gehört, zu sänftigen und mit Freude zu durchdringen<br />
vermag.<br />
Ihm, Marsalis, gehört die ganze erste Hälfte dieses<br />
bemerkenswerten Konzerts der guten, nein,<br />
nicht „Laune“, sagen wir besser: Schwingungen.<br />
Der Jazz-Trompeter, der musikalisch sein Metier<br />
weit über sein Instrument hinaus beherrscht,<br />
hat für eine bewunderte Geigerin sein Konzert<br />
für Violine und großes, über sechzigköpfiges<br />
Orchester geschrieben: vielgestaltig und bunt,<br />
mit Rhythmen und Tanzklängen afrikanischen<br />
Ursprungs, aber auch der schottischen Folklore.<br />
Denn dort wiederum liegen die Wurzeln jener<br />
Geigerin, Nicola Benedetti, von der sich Marsalis<br />
tiefen Aufschluss in der Behandlung ihres<br />
Instruments hat geben lassen. Das Ergebnis ist<br />
ein sehr effektvoller und zugleich fordernder,<br />
an Intensität nie nachlassender, facettenreicher<br />
Solopart. Und mit dem glänzt bei uns, in enger<br />
Vertrautheit mit der einfühlsam und zugleich<br />
temperamentvoll agierenden Philharmonie,<br />
Heidrun Sandmann. Sie, die dort sonst auch als<br />
Konzertmeisterin wirkt, ersteht hier als wahre<br />
Solistin, völlig eins mit der ausdrucksvollen<br />
Einzelstimme, die sie dem Orchester hinzufügen<br />
oder auch entgegensetzen muss. Aus dem<br />
Unhörbaren hat sie zu Beginn den ersten Ton<br />
hervortreten zu lassen – und ich muss zugeben,<br />
das Atmen der Umsitzenden in ihre Gesichtsmasken<br />
ist für geraume Zeit lauter: ein leichter<br />
Verfremdungseffekt – und zuletzt wandert sie<br />
Fotos: privat, Nasser Hashemi
mit einer spielerisch-tänzerischen Figur auf<br />
den Saiten wieder von der Bühne und zurück ins<br />
Unhörbare. Auf solche und ähnliche Weise nehmen<br />
die vielfach unterschiedlichen Teile dieser<br />
Musik immer wieder Verbindung miteinander<br />
auf. Oder sie werden im Gegenteil gerade durch<br />
charakteristisch „andere“ Zwischenstücke getrennt<br />
und verbunden zugleich, etwa den plötzlich<br />
einsetzenden Tanz über einem klopfenden<br />
Rhythmus oder eine lange Kadenz der Sologeige<br />
zusammen mit dem Schlagzeug – wunderbar.<br />
Und dann kommt, nach der Pause, gleich einmal<br />
Gershwin. Die Ouvertüre zu einem seiner<br />
Musicals führt uns, bestens orchestriert, das<br />
vielleicht bekannteste Stück Jazz vor, das es<br />
geben mag, oder zumindest ist es das Stück<br />
mit einer für den Jazz geradezu archetypisch<br />
gewordenen Harmonik: I got rhythm. Zusammen<br />
mit zwei anderen von Gershwins elegant<br />
swingenden Song-Melodien wird es eine absolute<br />
Glanznummer für das Orchester. Jakob<br />
Brenner steht am Pult und stellt wieder unter<br />
Beweis, wofür er längst bekannt ist: wie sehr<br />
ihm diese Musik im Blut liegt. So auch bei<br />
Waxman, von dem die großartige Filmmusik<br />
zu Sunset Boulevard erklingt: für mich, etwa<br />
mit dem solistischen Cello-Auftritt von Jakub<br />
Tylman, fast der Höhepunkt des Abends.<br />
Korngolds knapp knackige Robin-Hood-Suite<br />
macht den rasanten Schluss – und zum<br />
Glück noch nicht ganz den Schluss. Denn der<br />
Jubel im Saal bringt es dazu, dass Brenner<br />
und die Philharmonie sich noch einmal in den<br />
Gershwin stürzen. Noch einmal heißt es: I got<br />
rhythm, diesmal nicht mehr ganz so akkurat,<br />
aber noch leichter und fliegender und fetziger<br />
gespielt. Und offenbar empfinden wir alle eben<br />
diese Wiederholung dankbar als das passende<br />
Schlusswort oder die passende Zusammenfassung<br />
des Abends: Denn jetzt erst bricht der<br />
Jubel in voller Größe los – so groß, wie ich ihn<br />
am liebsten höre.<br />
Kopie<br />
Benenne alle 5 Fehler korrekt in den Kommentaren unter<br />
dem dazugehörigen Post auf unserer Instagram-Seite:<br />
www.instagram.com/CAWGeG<br />
Aus allen richtigen Lösungen ziehen wir am 30. März 2022 den<br />
glücklichen Gewinner und senden den Gutschein per Post zu.<br />
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Eske Bockelmann ist<br />
der Klassik-Kenner<br />
beim <strong>Stadtstreicher</strong><br />
Das Bild zeigt eine Visualisierung der<br />
wunderschönen Wohnküche in der<br />
Jahnstraße 47, 1. OG li.<br />
Das Objekt wurde gerade komplett umgebaut<br />
und es ist nur noch diese eine<br />
Wohnung frei. Mehr: www.cawg.de/Jahn47<br />
cawg.de
Texte:<br />
Hans Brinkmann<br />
KUNST<br />
Fotos: NSG/Florian Merkel<br />
IRRE BUNT<br />
BIS GIFTIG<br />
MAI<br />
BIS<br />
15.<br />
Florian Merkels „Deutschlandbilder“<br />
in der Neuen Sächsischen Galerie<br />
Die alte Frage, ob man schwarzweiß<br />
oder farbig träume: Natürlich bunt,<br />
meist aber in übernatürlichen Farben.<br />
Dass nach Schwarzweiß überhaupt<br />
gefragt wird, hat mit kaum noch erinnertem<br />
Fernsehen, Fotos und Buchstaben<br />
zu tun, altmodischen Medien also, Nostalgie.<br />
Schwarzweiß mutet literarisch an. Und Farbe<br />
wirke demnach natürlich? Mitnichten!<br />
Farbe war lange Zeit umstritten, stand mitunter<br />
sogar unter Kitschverdacht. Für manche<br />
Kunstfotograf*innen in der DDR war<br />
Schwarzweiß (grau wie der Blues) die halbe<br />
Miete. Das änderte sich, als einige lernten,<br />
so etwas wie subjektive Farbigkeit herauszufiltern,<br />
zu inszenieren oder auch von Hand<br />
hinein zu kolorieren. Letztere Methode schon<br />
in den 80er Jahren wiederbelebt zu haben,<br />
ist ein Verdienst des Chemnitzer Bild- und<br />
Fotokünstlers Florian Merkel, Jahrgang 1961,<br />
heute in Berlin lebend. Handkolorierte Fotos<br />
gab‘s, liebe Kinder, bevor der Farbfilm erfunden<br />
wurde. Die Vorliebe für derartige Flohmarkt-Techniken<br />
teilt Merkel u. a. mit seinem<br />
alten Buddie und Kollegen Jan Kummer, bei<br />
dem es bekanntlich die Eglomisierung ist.<br />
Ähnlich scheint auch beider Thematik und<br />
Weltsicht: ironisch, persönlich und immer<br />
ein bisschen verzückt, verrückt, verstrahlt.<br />
Schon früh gibt‘s auch ein queeres Moment<br />
(„Nemo II“, 1983). Susan Sontags „Camp“-Essay<br />
lässt grüßen! Schräge Rollenspiele, privat<br />
und in der Öffentlichkeit, sind bis heute zentral.<br />
Die Kolorierung gleicht mitunter dicker<br />
Schminke. („Abenteuer im Rosenhag“, „Judith“<br />
u. a.). Fast wie Malerei, von Fotografie<br />
durchtrieben. – Umgekehrt: „Neue Bauten,<br />
reloaded“, ein Zyklus von Digitaldrucken, der<br />
das Gefühl der Reizüberflutung bis zum grauen<br />
Rauschen abstumpft. Sandpapierene Bildoberflächen<br />
schmirgeln die Augäpfel wund.<br />
Hat mir sehr gefallen. – Nach der Ausstellung<br />
„Attacke“, voriges Jahr in der Galerie Weise,<br />
ist die jetzige Überschau im Tietz eine schöne<br />
Würdigung eines ihrer originellsten Künstler<br />
durch die Stadt seiner Herkunft.<br />
Neue Sächs. Galerie im Tietz
KUNST UM 1900<br />
Die letzte Jahrhundertwende vor dem<br />
Jahrtausendwechsel war kunsthistorisch<br />
eine Zeit der Brüche und Anfänge.<br />
Das Kaiserreich hatte sich bereits mit<br />
dem zweiten Wilhelm überlebt. Der<br />
„Geist“ suchte nach einem neuen<br />
Sinn vor dem Zusammenbruch des<br />
alten. Der Weltkrieg, vage vorgeahnt, bisweilen<br />
herbeigesehnt und begrüßt, war dann die<br />
Hölle. Das danach beginnende „Zeitalter der<br />
Extreme“ – das 20. Jahrhundert – hat lange<br />
den Blick auf die Vorgeschichte verstellt. Vor<br />
allem die Vielfalt und Rauferei der Stile geriet<br />
aus dem Blick. Es herrschte die Auffassung<br />
einer linearen Entwicklung vor. Doch<br />
die Kultur des Kaiserreichs nach 1870 und<br />
bis 1918 erfand viele Arten, die Vergangenheit<br />
zu verabschieden. Humor und Groteske spielten<br />
eine Rolle, formale Ausbrüche eine andere.<br />
– Für Alfred Gunzenhauser (1926-2015),<br />
den Stifter des Museums, bildete Kunst um<br />
1900 einen Schwerpunkt seiner Sammlung.<br />
Das war der Aufbruch. Als geborenem Bayern<br />
war ihm natürlich die Metropole München<br />
besonders nahe. Dort konnte man auch<br />
politisch kühn sein – antipreußisch z. B. in<br />
JUNI<br />
BIS<br />
26.<br />
den Zeitschriften „Simplicissimus“ und „Jugend“.<br />
Gleichzeitig öffnete der Jugendstil die B., um nur eine Entdeckung zu nennen. Aller-<br />
(1879-1958) phantastische Radierungen z.<br />
Schleusen zur Befreiung von Linie und Farbe, dings müssen Papierarbeiten aus restauratorischen<br />
Gründen irgendwann ausgetauscht<br />
die rissen sich vom Abbild los und wurden expressionistisch.<br />
Stammt der Begriff Stilblüte werden. Doch der Fundus ist riesig. – Zu<br />
auch vom Jugendstil? Wer weiß. Sezessionen wünschen wären künftig, noch mehr „verborgene<br />
Schätze“ zu sehen.<br />
(Absonderungen) entstanden als Gegenentwürfe<br />
zum akademischen Reglement. Frauen<br />
85<br />
trauten sich was und hatten bescheidene Erfolge<br />
gegen hanebüchene Vorstellungen vom<br />
4<br />
„Weib“. Lebensreform war ein Schlagwort. –<br />
Zu sehen ist neben liebgewordenen Highlights<br />
des Bestandes viel Neues aus den Bereichen Museum<br />
Graphik und Plakat; M. M. D. Brehmers Gunzenhauser<br />
Gunzenhauser<br />
KLEINER MANN -<br />
WAS NUN? teil II<br />
hans fallada<br />
Fr 11.3. 20.00 Uhr<br />
Sa 12.3. 20.00 Uhr<br />
Do 17.3. 19.00 Uhr<br />
Fr 18.3. 20.00 Uhr<br />
Sa 19.3. 20.00 Uhr<br />
So 20.3. 16.00 Uhr<br />
Do 24.3. 19.00 Uhr<br />
Fr 25.3. 20.00 Uhr<br />
Sa 26.3. 20.00 Uhr<br />
So 27.3. 16.00 Uhr<br />
PRE<br />
MIERE<br />
11.+12.3.<br />
2022<br />
Mrz<br />
2022<br />
Kirchhoffstraße 34 – 36<br />
09117 Chemnitz<br />
(0371) 8 74 72 70<br />
facebook.com/fritztheater<br />
plus.google.com/fritztheater<br />
www.fritz-theater.de<br />
Apr<br />
2022<br />
DIE NIERE<br />
stefan vögel<br />
Do 7.4. 19.00 Uhr<br />
Fr 8.4. 20.00 Uhr<br />
Sa 9.4. 20.00 Uhr<br />
So 10.4. 16.00 Uhr<br />
Do 14.4. 19.00 Uhr<br />
Sa 16.4. 20.00 Uhr<br />
So 17.4. 16.00 Uhr<br />
Mo 18.4. 16.00 Uhr
APRIL<br />
09<br />
BÜHNE<br />
Krystallpalast<br />
Reine Nervensache -<br />
Adrenalin und Comedy<br />
Fliegende Messer, verknotete Körper und ultrapräzise Kunstschützen!<br />
Sicher nichts für schwache Nerven. Da klopft das Herz und stockt der<br />
Atem, bis man nicht mehr hinsehen und den Blick trotzdem nicht abwenden<br />
kann. Die Show vereint Akrobatik, Stunts, Zauberkunst, Armbrust<br />
schießen, Jonglage und vieles mehr. Wortgewandt und mit ironischem<br />
Einschlag führt Rick durch das irre Spektakel, das sich auch<br />
selbst immer wieder auf die Schippe nimmt.<br />
17:00 Krystallpalast-Variete, Leipzig, Tickets: 0341/140660 o.<br />
tickets@krystallpalastvariete.de, Infos: www.krystallpalast.de<br />
(c) Ellen Liebner<br />
APRIL<br />
01. - 03.<br />
MAI<br />
20<br />
ETC.<br />
Europäische Tage des<br />
Kunsthandwerks 2022<br />
An den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks öffnen Kunsthandwerker<br />
und Kreative in 21 europäischen Ländern ihre Werkstätten<br />
und Ateliers. Besucher können seltene Handwerker erleben<br />
wie Muldenhauer, Goldschmied oder Puppenmacher. In Sachsen<br />
sind besonders das Vogtland mit seinem Musikinstrumentenbau und<br />
die Drechsler- u. Holzspielzeugmacherregion Erzgebirge einen Besuch<br />
wert. Überall gibt es Mitmachaktionen, Schauvorführungen und<br />
Werkstattgespräche.<br />
tgl ab 10 Uhr, Werkstätten, Ateliers, Galerien in Sachsen, Infos:<br />
kunsthandwerkstage.de<br />
MUSIK<br />
Herman van Veen: Mit dem<br />
Wissen von jetzt - Tour 2022<br />
Es kommt immer anders als man denkt dass es kommt. Das einzige,<br />
was Herman van Veen sicher über seine Tour sagen kann: Es wird einen<br />
geschmückten Stuhl geben, schließlich wird der Meister der leisen<br />
Töne und nachdenklichen Texte in diesem Jahr sechsundsiebzig - Veilchen,<br />
Nelken und eine Tasche Lauch, was haben wir zu feiern. Herman<br />
van Veen kommt in Begleitung seines langjährigen Ensembles, u.a. Jannemien<br />
Cnossen, Kees Dijkstra und Edith Leerkes.<br />
20 Uhr, Stadthalle Chemnitz, Großer Saal, Eintritt: 57,25 € - 73,75 €;<br />
Infos/Karten: c3-chemnitz.de
FESTIVAL<br />
5. Hutfestival<br />
Chapeau Chemnitz! Beim Hutfestival<br />
verwandeln die besten<br />
Straßenkünstler von nah und fern<br />
die Stadt in eine große Bühne, so<br />
dass man sie auf eine neue Art und<br />
Weise entdecken kann. An drei<br />
Tagen erobern Musiker, Jongleure,<br />
Artisten, Clowns und Performance-Künstler<br />
die Chemnitzer<br />
Innenstadt und sorgen für Überraschungen,<br />
Träume und Magie.<br />
Der Markt der schönen Dinge<br />
bietet Kunsthandwerk und Design<br />
an, die Foodtrucks internationale<br />
Kochkunst.<br />
Fr ab 16 Uhr, Sa/So ab 12 Uhr,<br />
Innenstadt Chemnitz,<br />
Infos: hutfestival.eu<br />
MAI<br />
27. - 29.<br />
(c) Sächsische Mozartgesellschaft<br />
MUSIK<br />
31. Sächsisches<br />
Mozartfest<br />
Das diesjährigen Mozartfest<br />
bietet vom 20. Mai bis 6. Juni<br />
zahlreiche Hightlights: Ein<br />
musikalisches Feuerwerk zünden<br />
beim Eröffnungskonzert<br />
das Janoska-Ensemble, das<br />
Netzwerkorchester und Oksana<br />
Lyniv in der Kreuzkirche.<br />
In der Schönherrfabrik ist am<br />
28.05. Jazzmusikerin Andrea Wang & Band zu Gast. Die Jan Garbarek<br />
Group bringt am 03.06. nordisches Jazz-Flair in die Stadthalle. Am<br />
06.06. liest Thomas Quasthoff im Kraftverkehr aus<br />
dem Testament Beethovens.<br />
MAI-JUNI<br />
(c) Johannes Richter<br />
Kreuzkirche, Schönherrfabrik, Stadthalle,<br />
Kraftverkehr u.a., Chemnitz<br />
Karten/Infos: www.mozart-sachsen.de<br />
20. BIS<br />
06.
(c) Andreas Seidel, shutterstock<br />
STADT<br />
PFLASTER<br />
Seit dem letzten Streicher-Magazin ist einiges<br />
passiert in unserer Stadt. Das Wichtigste gibt<br />
es an dieser Stelle wie immer in aller Kürze.<br />
Die jährliche, sachsenweite Initiative<br />
zur Berufsorientierung<br />
„SCHAU REIN! – Woche der<br />
offenen Unternehmen Sachsen“<br />
findet in diesem Jahr vom 14.<br />
bis 19. März statt. Schülerinnen<br />
und Schüler können sich dafür<br />
bereits anmelden und Veranstaltungen<br />
buchen. In diesem<br />
Jahr wird die Initiative in hybrider<br />
Form stattfinden. Abhängig<br />
von der pandemischen Lage<br />
bieten Unternehmen Veranstaltungen<br />
in Präsenz und auch<br />
digitale Veranstaltungen an,<br />
damit Interessierte Einblicke<br />
in den Berufsalltag bekommen,<br />
Unternehmen kennenlernen<br />
Praktische<br />
und digitale<br />
Einblicke in<br />
Berufe<br />
und Kontakte knüpfen können.<br />
Zu den Präsenzveranstaltungen<br />
fahren Schülerinnen und<br />
Schüler kostenfrei mit der<br />
SCHAU-REIN!-Fahrkarte.<br />
Diese kann bis zum 2. März auf<br />
der Plattform gebucht werden.<br />
Im Vorfeld zu „Schau rein“<br />
gab es in diesem Jahr erneut<br />
einen informativen Livestream<br />
rund um verschiedene Berufe.<br />
Der Stream kann auf der<br />
Videoplattform YouTube unter<br />
https://youtu.be/1tyZivDbQuo<br />
angeschaut werden.<br />
Weitere Infos gibt es unter<br />
www.schau-rein-sachsen.de<br />
Spinnbau-Eröffnung<br />
mit sieben<br />
Premieren<br />
Mit sieben Premieren an zwei Wochenenden feiern<br />
Figurentheater und Schauspiel vom 18. bis 20. sowie<br />
am 25. und 26. März den Umzug in ihre lnterimsspielstätte<br />
im Spinnbau, dem früheren VEB Spinnereimaschinenbau<br />
an der Altchemnitzer Straße. ,,Die<br />
Errichtung von drei Spielstätten inklusive Foyers<br />
und Kassenbereich, gastronomischen Angeboten und<br />
Hygieneeinrichtungen sowie zahlreichen Funktionsräumen<br />
im Backstage -Bereich war ein äußerst ambitioniertes<br />
Unterfangen", so Christoph Dittrich, Generalintendant<br />
der Theater Chemnitz. Die große Bühne<br />
im Spinnbau sollte ursprünglich am 5. März eröffnet<br />
werden. Doch die Pandemie führte wegen Lieferschwierigkeiten<br />
und personellen Ausfällen bei den<br />
Bauunternehmen zu leichten Bauverzögerungen. Zugleich<br />
war auch ein geregelter Probenbetrieb für die<br />
neuen lnszenierungen aufgrund situationsbedingter<br />
Einschränkungen nicht zu jeder Zeit möglich. Die Einrichtung<br />
der lnterimsspielstätten für Schauspiel und<br />
Figurentheater im Spinnbau war notwendig geworden,<br />
weil das 1980 eröffnete Schauspielhaus für rund<br />
5 Millionen Euro baulich ertüchtigt werden muss.<br />
Eine Übersicht über die geplanten Premieren gibt es unter<br />
www.theater-chemnitz.de/schauspiel/premieren
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KIOSK<br />
CHEMNTZ
Ganz im Sinne der Europäischen Kulturhauptstadt 2025,<br />
die sich mit anderen Gemeinden zur Kulturregion vernetzt,<br />
wird sich auch das Chemnitzer Kunstfestival Begehungen erstmals<br />
über die Stadtgrenzen hinaus wagen. Die 19. Ausgabe findet<br />
Raus aus<br />
Chemnitz, rein<br />
ins Spaßbad<br />
in diesem Jahr vom 11. bis 21. August im 15 Kilometer entfernten<br />
Erzgebirgsbad in Thalheim statt. Das Spaßbad musste aufgrund<br />
finanzieller Schieflage 2014 geschlossen werden. „Der<br />
Thalheimer Bürgermeister Nico Dittmann hat uns Anfang 2021<br />
auf das leerstehende Erzgebirgsbad aufmerksam gemacht. Wir<br />
waren nach einer Besichtigung sofort begeistert. Für unsere<br />
Festivalidee ist das eine einmalige Gelegenheit, ich möchte fast<br />
sagen ein Traum“, begründet Lars Neuenfeld vom Begehungen<br />
e.V. die Entscheidung. Bis zu 500 Künstlerinnen und Künstler<br />
aus aller Welt bewerben sich jedes Jahr um die Teilnahme,<br />
20 bis 30 Positionen gilt es zu besetzen. Das Festival wird passend<br />
zum Austragungsort unter dem Motto „Plansch“ stattfinden.<br />
Informationen unter www.begehungen-festival.de<br />
Märchenhaftes<br />
aus<br />
Chemnitz<br />
Nach der guten Resonanz auf die Premiere<br />
im vergangenen Jahr startet die<br />
Stadt erneut einen Schreibwettbewerb<br />
unter dem Motto „Dein Chemnitz. Dein<br />
Märchen“. Gesucht werden spannende,<br />
witzige und tiefgründige Geschichten aus<br />
der Stadt. Wichtig ist, dass das Märchen<br />
einen direkten Bezug zur Stadt Chemnitz<br />
besitzt. Eine unabhängige Jury wird im<br />
Anschluss an die Bewerbungsphase drei<br />
Siegertexte auswählen, die schließlich<br />
veröffentlicht werden. Der Sieger erhält<br />
ein Preisgeld von 500 Euro, für Platz<br />
zwei und drei winken 300 beziehungsweise<br />
200 Euro. Das Märchen soll sich an<br />
Kinder zwischen 5 und 12 Jahren richten<br />
und nicht länger als 20.000 Zeichen sein.<br />
Einsendeschluss ist der 12. Mai 2022.<br />
Mehr Informationen zum Schreibwettbewerb,<br />
die Teilnahmebedingungen sowie<br />
die Selbstständigkeitserklärung sind im<br />
Internet unter<br />
www.chemnitz.de/geschichten<br />
verfügbar.<br />
(c) Johannes Richter, Miriam Kreher
NATURTHEATER BAD ELSTER<br />
· OPEN-AIR-SAISON 2022 ·<br />
lauter!<br />
als alle anderen<br />
SEMINO ROSSI · 21.05. ALPHAVILLE · 27.05. MÜNCHENER FREIHEIT · 04.06.<br />
SCHILLER SOLO · 05.06. DAS ZWINGER TRIO · 09.06. BEST-OF-MUSICALGALA · 11.06.<br />
»LA TRAVIATA« · 01.07. WEBER & EMMERLICH · 02.07. »DER FROSCHKÖNIG« · 03.07.<br />
DIE LEGENDE<br />
VOM HEIßEN<br />
Sommer<br />
JOACHIM WITT · 09.07. GIOVANNI ZARRELLA · 15.07. DIE OST-HIT-PARADE · 16.07.<br />
MATTHIAS REIM · 23.07. ATZE SCHRÖDER · 30.07. ANGELO KELLY & FAMILY · 31.07.<br />
mach<br />
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ANNETT LOUISAN · 05.08. TABALUGA-MUSICAL · 07.08. LAITH AL-DEEN · 12.08.<br />
VANESSA MAI · 13.08. KASTELRUTHER SPATZEN · 26.08.<br />
JÜRGEN VON DER LIPPE · 27.08.<br />
www.machkrach.com<br />
CHRIS NORMAN · 28.08. SERDAR SOMUNCU · 03.09. TILL BRÖNNER · 10.09.<br />
INFOS & TICKETS: + 49 (0) 3 74 37 / 53 900 · www.naturtheater-badelster.de
Neue Komponente<br />
im Kaffeehaus<br />
Michaelis<br />
Das Kaffeehaus Michaelis am Düsseldorfer Platz 1 hat<br />
sein Angebot erweitert und im ersten Obergeschoss das<br />
Restaurant Di Sopra zusätzlich geöffnet. Im Di Sopra,<br />
was übersetzt „nach oben“ heißt, werden italienische<br />
und mediterrane Köstlichkeiten kredenzt – von feinster<br />
Pasta über Bruschetta, Fleisch- und Fischgerichte<br />
bis hin zu süßen Desserts á la<br />
Tiramisu. Zubereitet werden die<br />
Speisen von Chefkoch Torsten<br />
Wolf, der leidenschaftlich italienische<br />
Gerichte zaubert. In der<br />
angrenzenden Bar im Obergeschoss<br />
des Michaelis wurde zudem<br />
die Cocktail-Karte um mediterrane<br />
Drinks erweitert. Das<br />
Di Sopra soll somit eine schöne<br />
Ergänzung zum weiter bestehenden<br />
Angebot des Kaffeehauses<br />
im Erdgeschoss sein. „Hier<br />
verwöhnen wir unsere Gäste<br />
auch weiterhin mit erstklassigen<br />
Konditoreiwaren und der typischen<br />
Kaffeehausküche“, so Geschäftsführer<br />
Gernot Roßner.<br />
(c) Steffi Hofmann<br />
Unterstützung für Eltern<br />
von Sternenkindern<br />
Für Chemnitz und Umgebung gibt<br />
es seit Kurzem ein Netzwerk, das<br />
Eltern helfen möchte, die vor, während<br />
oder nach der Geburt ihr Kind<br />
verloren haben – sogenannte Sternenkinder.<br />
Ein Arbeitskreis, der<br />
mittlerweile aus gut 40 Mitgliedern<br />
besteht, hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />
den Angehörigen ein offenes<br />
Ohr, Beratung und Unterstützung<br />
anzubieten. Auf der Website www.<br />
sternenkinder-chemnitz.de gibt es<br />
weitere Informationen und auch<br />
einen Notfallkontakt für Betroffene.<br />
Das Team der Beratungsstelle<br />
ist montags von 9 bis 12 Uhr, dienstags<br />
von 14 bis 16 Uhr, mittwochs<br />
von 9 bis 14 Uhr sowie donnerstags<br />
von 13 bis 18 Uhr telefonisch unter<br />
0371-302102 erreichbar, berät<br />
aber auch außerhalb der Öffnungszeiten.
AUFREISSER GESUCHT!<br />
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werden, schreib uns.....<br />
oder ruf uns einfach an: 0371 38380-0<br />
Wir freuen uns auf Dich! :)<br />
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Tel.: 03723 6960-0 |<br />
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Die Stadt Chemnitz konnte im bundesweiten<br />
Förderprogramm für<br />
„Zukunftsfähige Innenstädte und<br />
Zentren“ die Bewertungskommission<br />
mit dem Projektantrag „Kreativachse<br />
Chemnitz“ überzeugen. Zur Umsetzung<br />
des Vorhabens fließen bis 2025 Finanzhilfen<br />
in Höhe von rund 3 Millionen Euro<br />
in die Stadt. Das Projektareal erstreckt<br />
sich über den Brühl, den Sonnenberg und<br />
die Straße der Nationen. Als bedeutender<br />
Bestandteil der weiter gefassten Innenstadtentwicklung<br />
soll sich das gesamte<br />
Gebiet als kreative Achse für Macherinnen<br />
und Macher von Kunst und Kultur,<br />
Handwerk, Handel, Gastronomie und<br />
sozialen Projekten etablieren. Neben der<br />
Aktivierung von Leerstandsflächen durch<br />
neue Nutzungen soll die Aufenthaltsqualität<br />
und damit auch die Verweildauer<br />
für unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen<br />
Ansprüchen erhöht werden.<br />
(c) Ernesto Uhlmann, Georg Dostmann<br />
Rekord-Unterstützung<br />
im Tierpark<br />
Die Tierparkfreunde Chemnitz verzeichneten<br />
im vergangenen Jahr so viel Unterstützung<br />
wie noch nie: Insgesamt 480 Patenschaften,<br />
davon 406 für aktuelle Zootiere und 74 für<br />
Mammut und Co. als Spende für den neuen Eiszeit-Spielplatz,<br />
kamen 2021 zusammen. „Wir<br />
hatten bereits 2020 mit 367 Patenschaften<br />
einen Rekord gegenüber dem Vorjahr mit rund<br />
250 Patenschaften aufstellen können. Dass wir<br />
im letzten Jahr nochmals so zulegen konnten,<br />
freut uns natürlich ganz besonders. Schließlich<br />
haben wir gerade in diesem Jahr viel vor,“<br />
so Vorstandschef Thomas Paarmann. Derzeit<br />
laufen die Bauarbeiten für die bisher größte Investition<br />
der Tierparkfreunde in den Tierpark.<br />
Auf 5.000 Quadratmetern entstehen zwischen<br />
der neuen Hyänenanlage und den Anlagen für<br />
Kamele und Kulane ein Eiszeit-Spielplatz mit<br />
Riesenmammut-Rutsche und mehrere Tieranlagen.<br />
Das Investitionsvolumen beträgt rund<br />
eine Million Euro – finanziert aus Spenden,<br />
Patenschaften und Nachlässen. Die nächsten<br />
Projekte stehen auch schon fest. Aktuell läuft<br />
in enger Zusammenarbeit mit Stadt und Tierpark<br />
eine europaweite Ausschreibung für die<br />
Gestaltung des neuen Eingangsbereichs des<br />
Tierparks an der Nevoigtstraße sowie Vorplanungen<br />
für einen Mitmach-Bauernhof unweit<br />
des Streichelgeheges. Mehr Infos gibt es unter<br />
www.tierparkfreunde-chemnitz.de.
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