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tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe März/April 2022

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Für <strong>die</strong> Zukunft der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung in <strong>Weilheim</strong>-Schongau<br />

„Haben alles auf Herz <strong>und</strong> Nieren geprüft“<br />

Sonderveröffentlichung der<br />

Schongau / <strong>Weilheim</strong> | An den bisherigen<br />

Standorten festhalten,<br />

oder ein neues Zentralkrankenhaus<br />

bauen? Um <strong>die</strong> Zukunft der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

im Landkreis <strong>Weilheim</strong>-Schongau<br />

zu sichern, haben<br />

Prof. Dr. Norbert Roeder <strong>und</strong> sein<br />

Team ein <strong>um</strong>fangreiches Gutachten<br />

erstellt. Im Interview spricht der<br />

externe Experte von einem eindeutigen<br />

Ergebnis – <strong>und</strong> davon, was<br />

mit den Krankenhäusern in <strong>Weilheim</strong><br />

<strong>und</strong> Schongau passieren wird.<br />

Herr Prof. Dr. Roeder, <strong>die</strong> Krankenhaus<br />

GmbH hat bei Ihnen ein Gutachten<br />

zur Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

im Landkreis <strong>Weilheim</strong>-Schongau<br />

in Auftrag gegeben. Was ist der<br />

Hinterg<strong>r<strong>und</strong></strong>?<br />

Die Welt verändert sich <strong>und</strong> wir mit<br />

ihr. Wer <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

für <strong>die</strong>sen Landkreis sicherstellen<br />

will, muss <strong>die</strong> geänderten<br />

Rahmenbedingungen beachten<br />

<strong>und</strong> jetzt handeln, denn nur so<br />

lässt sich der Prozess für <strong>die</strong> Zukunftssicherung<br />

der Versorgung<br />

gestalten.<br />

Von welchen Bedingungen<br />

sprechen Sie?<br />

Der medizinische Fortschritt hat<br />

es mit sich gebracht, <strong>das</strong>s <strong>die</strong><br />

Medizin immer mehr ambulantisiert<br />

wurde. Ehemals 18 Tage auf<br />

Station sind auf ein Drittel, also<br />

sechs Tage, zusammengeschmolzen.<br />

Insofern können heutzutage<br />

viele Leistungen auch ambulant<br />

erbracht werden. Darüber hinaus<br />

stellt <strong>die</strong> Politik immer höhere Anforderungen,<br />

wie z<strong>um</strong> Beispiel <strong>die</strong><br />

Vorgabe nach Mindestmengen bei<br />

Behandlungen, Erreichbarkeit oder<br />

der Qualität, was von kleinen Krankenhäusern<br />

ka<strong>um</strong> noch zu leisten<br />

ist. Obendrein laufen wir auf einen<br />

gigantischen Fachkräftemangel zu<br />

– <strong>die</strong>s betrifft sowohl <strong>die</strong> Medizin<br />

als auch <strong>die</strong> Pflege. Hier müssen<br />

wir unser personengeb<strong>und</strong>enes<br />

Know-how bündeln <strong>und</strong> zielgerichtet<br />

einsetzen.<br />

Wie sieht Ihr Lösungsvorschlag aus?<br />

Der Landkreis <strong>Weilheim</strong>-Schongau<br />

sollte an einen hochmodernen<br />

Krankenhausstandort denken, der<br />

aus allen Teilen des Landkreises gut<br />

erreichbar ist <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bedürfnisse<br />

einer Klinik nach aktuellem Standard<br />

abdeckt. Leider sind wir zu<br />

dem Ergebnis gekommen, <strong>das</strong>s weder<br />

der Standort in <strong>Weilheim</strong> noch<br />

der in Schongau dafür geeignet ist –<br />

im Rahmen unseres Gutachtens<br />

haben wir sprichwörtlich alles auf<br />

Herz <strong>und</strong> Nieren geprüft, wodurch<br />

wir zu klaren Empfehlungen für <strong>die</strong><br />

langfristige Zukunftssicherung der<br />

kommunalen Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

auf höchstem medizinischem<br />

Niveau im Landkreis <strong>Weilheim</strong>-<br />

Schongau gekommen sind. Eine<br />

Informationsbroschüre dazu ist auf<br />

der Internetseite www.meinkrankenhaus2030.de<br />

jederzeit abrufbar.<br />

Was bedeutet <strong>die</strong>ses Gutachten-<br />

Ergebnis für <strong>die</strong> Standorte <strong>Weilheim</strong><br />

<strong>und</strong> Schongau. Schließlich wurde<br />

in den vergangenen Jahren in beide<br />

Standorte viel investiert?<br />

Man muss bedenken, <strong>das</strong>s der Bau<br />

eines neuen Krankenhauses Jahre<br />

braucht, bis er von der Planung<br />

über den Bau bis zur Einrichtung in<br />

Betrieb gehen kann. Wir denken da<br />

an <strong>r<strong>und</strong></strong> zehn Jahre. Bis dahin sind<br />

<strong>die</strong> Investitionen von gestern schon<br />

wieder veraltet.<br />

<strong>Weilheim</strong> hat sich in den vergangenen<br />

Jahren sehr gut entwickelt mit<br />

Prof. Dr. Norbert Roeder<br />

dem Ausbau der Inneren Medizin,<br />

der Robotik in Endoprothetik <strong>und</strong><br />

Allgemein- <strong>und</strong> Viszeralchirurgie<br />

sowie der Geriatrie. Die Kooperation<br />

mit dem Universitätsklinik<strong>um</strong><br />

rechts der Isar in München<br />

bringt universitäre Medizin aufs<br />

Land. Aber der innerstädtisch liegende<br />

derzeitige Standort hat im<br />

Gegensatz zu dem von uns empfohlenen<br />

Neubau im Charakter<br />

eines Ges<strong>und</strong>heitscampus keine<br />

Entwicklungsperspektive — ein<br />

Hubschrauberlandeplatz wäre dort<br />

z<strong>um</strong> Beispiel nicht möglich.<br />

Für den Standort Schongau denken<br />

wir an eine Fortentwicklung<br />

des derzeitigen Angebots hin zu<br />

einem Ambulanzzentr<strong>um</strong> mit verschiedenen<br />

Facharztpraxen <strong>und</strong><br />

einem ambulanten OP-Zentr<strong>um</strong>.<br />

Zudem bietet Schongau sehr gute<br />

Voraussetzungen für ein Ausbildungszentr<strong>um</strong>,<br />

<strong>das</strong> es für <strong>die</strong><br />

Pflege ja bereits gibt <strong>und</strong> noch <strong>um</strong><br />

weitere Ausbildungen erweitert<br />

werden soll.<br />

Die Vorteile eines Ambulanzzentr<strong>um</strong>s?<br />

So ein Ambulanzzentr<strong>um</strong> erfüllt<br />

<strong>die</strong> Ansprüche des wandelnden<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens mit Fachärzten<br />

vor Ort, viele andere Regionen in<br />

Deutschland machen oder haben<br />

sich hier schon auf den Weg gemacht.<br />

Patienten schätzen <strong>die</strong> Termintreue<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> guten Abläufe in<br />

so einem ambulanten Facharztzentr<strong>um</strong>.<br />

Hier wird vor Ort der weitere<br />

Weg für den Patienten zügig entschieden<br />

<strong>und</strong> eine eventuell stationäre<br />

Behandlung in dem dann neu<br />

geschaffenen Landkreisklinik<strong>um</strong><br />

veranlasst, bis hin zur reibungslosen<br />

Verlegung in <strong>das</strong> Universitätsklinik<strong>um</strong><br />

rechts der Isar, sofern <strong>die</strong>s<br />

nötig wird. Auch für Mitarbeitende<br />

ist ein Ambulanzzentr<strong>um</strong> mit vielen<br />

Vorteilen verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> schafft<br />

Zukunftsperspektiven für <strong>die</strong> Personalgewinnung.<br />

Z<strong>um</strong> Beispiel<br />

durch Vereinbarkeit von Familie<br />

<strong>und</strong> Beruf, sowie eine bessere<br />

Work-Life-Balance ohne Schicht<strong>und</strong><br />

Nacht<strong>die</strong>nste. Viele Mitarbeiter<br />

zeigen hierfür schon jetzt ein hohes<br />

Interesse.<br />

Wie lautet <strong>die</strong> Zukunfts-Parole für<br />

eine qualitativ gute <strong>und</strong> verantwortbare<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Versorgung im<br />

Landkreis <strong>Weilheim</strong>-Schongau?<br />

Zukunft gestalten statt Vergangenes<br />

verwalten. Die Entwicklung<br />

ist nicht aufzuhalten, weshalb der<br />

Landkreis agieren <strong>und</strong> den Prozess<br />

mitgestalten sollte. Auf <strong>die</strong> Karte<br />

Hoffnung kann man beim Thema<br />

Ges<strong>und</strong>heit nicht setzen, <strong>das</strong> wäre<br />

den Menschen im Landkreis gegenüber<br />

nicht verantwortlich. Deshalb<br />

freut es mich außerordentlich,<br />

<strong>die</strong> breite Zustimmung aus dem<br />

Kreistag <strong>und</strong> dessen Wahrnehmung<br />

der Verantwortung vernommen<br />

zu haben.

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