OceanWoman Band 1 (2018)
Von Adria-Skippern im Adamskostüm bis zum Bach-Konzert am Strand von Tonga. Autorin Alexandra Schöler segelte mit Mann Peter und Sohn Finn viereinhalb Jahre um die Welt. Seit 2010 ist sie als OceanWoman-Kolumnistin mit an Bord der Redaktion und unterhält unsere LeserInnen mit launigen Beträgen, viel Witz und dem feinen Gespür einer Frau über die Welt der Langfahrtsegler. Eine Top-Auswahl ihrer Geschichten von 2010 bis 2018 wurde nun in dieser Sonderausgabe aufgelegt – zur erlesenen Unterhaltung erfahrener SkiperInnen, aber auch zum lockeren Einstieg angehender BlauwasserseglerInnen!
Von Adria-Skippern im Adamskostüm bis zum Bach-Konzert am Strand von Tonga.
Autorin Alexandra Schöler segelte mit Mann Peter und Sohn Finn viereinhalb Jahre um die Welt. Seit 2010 ist sie als OceanWoman-Kolumnistin mit an Bord der Redaktion und unterhält unsere LeserInnen mit launigen Beträgen, viel Witz und dem feinen Gespür einer Frau über die Welt der Langfahrtsegler.
Eine Top-Auswahl ihrer Geschichten von 2010 bis 2018 wurde nun in dieser Sonderausgabe aufgelegt – zur erlesenen Unterhaltung erfahrener SkiperInnen, aber auch zum lockeren Einstieg angehender BlauwasserseglerInnen!
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nspeck?<br />
XX<br />
XX<br />
AUSGABE 3/2011<br />
Wochen in einer 40-Quadratmeter-<br />
Wohnung verbringen. Ein Klo –<br />
klein, eng und heiß. Die Dusche im<br />
Kleiderkasten und die Küche mit<br />
Vorratsraum, so groß wie ihr Flat-<br />
Screen-Fernsehapparat. Ginge das<br />
wirklich gut?<br />
Mögliche Verschärfung: Das ist<br />
ihre eigene Wohnung und keine gemietete<br />
Ferienwohnung. Das sind<br />
ihre Sachen, die ihre Freunde benützen<br />
und besetzen. Sie haben nicht<br />
vor, an Bord zu kochen? Na ja – ein<br />
Frühstück wird es schon werden.<br />
Oder sieben in einer Woche. Und da<br />
gibt es dann eine Bordkasse und vielleicht<br />
eine beste Freundin, die nicht<br />
versteht, warum sie den Schinkenspeck<br />
mitbezahlen soll, wenn sie<br />
doch nur Müsli und Orangensaft in<br />
der Früh zu sich nimmt. Und warum<br />
denn immer das Obst weggefressen<br />
wird? Wer holt denn heute das Brot?<br />
Warum ist denn schon wieder kein<br />
Brot da? Müssen wir heute noch lange<br />
segeln? Gibt es irgendwo einen<br />
Sandstrand? Der dort drüben wäre<br />
schön! Was heißt, da kann man nicht<br />
ankern? Auflandiger Wind? So<br />
schlimm kann es doch nicht sein.<br />
Es ist nicht ganz einfach, mit<br />
Freunden oder mit Bekannten segeln<br />
zu gehen. Gut ist auch, wenn klar ist,<br />
wer der Kapitän ist. Was beim eigenen<br />
Schiff klar sein sollte, aber so<br />
manchem Mitsegler ein Dorn im<br />
Auge ist. Jeder mag Kapitän sein,<br />
oder? Warum kann man bei starker<br />
Bora nicht raussegeln? Können<br />
schon, aber …<br />
Kein Aber! Let’s go! Da kann es für<br />
die Eigner recht einsam werden, weil<br />
dann nämlich die Mannschaft einige<br />
Stunden flach liegt und sich im nächsten<br />
Hafen so unwohl fühlt, dass sie<br />
lieber mit dem Bus zum Ausgangs -<br />
hafen zurückfahren möchte, als noch<br />
einmal ein Schiff zu besteigen. Für die<br />
Gesamtstimmung ist das vielleicht<br />
nicht so gut. Was soll denn das für<br />
ein Urlaub sein? Segelurlauber wollen<br />
baden, essen, gemütlich im Cockpit<br />
plauschen – so wie es im Prospekt<br />
gezeigt wird!<br />
Man sollte ihnen aber vielleicht<br />
auch sagen, Frühstückgeschirr wegräumen,<br />
einkaufen, Wassertank füllen,<br />
am Wind segeln, Gewitter in der<br />
Nacht stehen ebenfalls auf dem Plan.<br />
Natürlich gibt es die Segelurlauber, die<br />
Rauschefahrt wollen, möglichst viele<br />
Meilen, viele verschiedene Ankerbuchten<br />
und Inseln, ein bisserl Sturm<br />
– und dann einen einsamen Strand<br />
mit Bar und Restaurant.<br />
Was kann dann aber wer dafür,<br />
wenn Flaute angesagt ist? Oder die<br />
Rauschefahrt in die andere Richtung<br />
zurück, gegen den Wind, nur halb so<br />
lustig und schnell ist, aber gemacht<br />
werden muss? Und dann: ein einsamer<br />
Strand mit netter Bar und gutem<br />
Restaurant. Das gibt es nicht. Nicht<br />
in der Karibik, nicht in der Südsee,<br />
nirgends.<br />
Denn entweder gibt es auf dem<br />
einsamen Strand kein Restaurant –<br />
wer macht schon eines auf, wenn<br />
keiner hinkommt? Eine nette Bar –<br />
detto. Und wenn dort ein schöner<br />
Strand ist, wie kann er einsam sein,<br />
wenn jemand dort ein nettes Restaurant<br />
aufmacht? Weiters, ein nettes<br />
Restaurant, eine nette Bar könnten<br />
Lärmbelästigung beinhalten. Dann<br />
ist es vorbei mit der stillen Bucht.<br />
LASSET SIE AN DER<br />
ALLTAGSROUTINE TEILHABEN<br />
Natürlich ist Segeln mit Freunden<br />
schön, aber ich muss sagen, als Fahrtenseglerin<br />
bin ich skeptisch. Da gibt<br />
es den Spruch: Mach bloß nichts anderes<br />
als sonst, wenn du Gäste hast!<br />
Mach, was du sonst auch machst, iss,<br />
was du sonst auch isst, lass sie an der<br />
Alltagsroutine teilnehmen. Sie sind<br />
da, weil sie sehen wollen, wie du<br />
lebst. Sie wollen deinen Traum mit<br />
dir teilen.<br />
Ich denke, die besten Gäste sind<br />
die, die keine Ahnung vom Segeln<br />
haben. Blöd ist dann halt nur, wenn<br />
keiner auf dem Schiff Ahnung vom<br />
Segeln hat – eine Tatsache, die mir<br />
beim Sommersegeln immer schon<br />
auffiel. Schwarze Wand am Hori zont,<br />
wir auf dem Schiff bei der Ankerwache,<br />
Charterboot-Segler um uns<br />
gehen gemütlich zum Abendessen.<br />
Vielleicht ist es, weil unser Schiff<br />
eben unser Schiff ist und man auf<br />
seine eigene Wohnung einfach mehr<br />
aufpasst. Kann sein. Aber was nützt<br />
mir das, wenn mir dann ein anderes<br />
Schiff auf den Bug treibt?<br />
Ich geh’ jetzt einmal davon aus,<br />
dass das hier nur Segler lesen, Interessierte,<br />
die Ahnung haben und auch<br />
schon einmal die Bordtoilette entstopfen<br />
mussten. Allen anderen hoffe<br />
ich, jetzt nicht den Urlaub völlig vermiest<br />
zu haben.<br />
Mein Tipp? Umsichtig sein, tolerant<br />
und stets hilfsbereit. Dann kann ja<br />
eigentlich nix mehr schiefgehen – und<br />
dazu braucht man nicht einmal einen<br />
Segelschein! <br />
<br />
OCEAN WOMAN <strong>2018</strong> 23