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Hallo, ist da jemand? XX X XX Jemand, der mit „See” anfängt und mit „frau” aufhört? AUSGABE 3-4/2010 Ich verstehe natürlich, dass nach der Boot Tulln der Sättigungsgrad betreffend Schiff und alles rundherum erreicht ist. Ganz klar. Auch ich bin neben, beziehungsweise hinter meinem Mann, dem Kapitän, nachgeschlurft, habe mehr oder weniger begeistert das Innen leben der Dieselmotoren betrachtet, mich in die Schlange vor der größten Yacht zum Tag eingereiht und bin mit eingefrorenem Lächeln vor einem Herrn gestanden, der die Vorzüge diverse Rettungsinseln anpries. Nein, ich meckere nicht. Ich bin da sowieso abgehärtet. Mit meinem Mann um die Welt gesegelt und in zusammengerechnet 3.000 bis 4.000 Marinageschäften gestanden, kenne die Marinas dieser Welt und ihre Schiffe und habe sämtliche Yachtbekleidung sämtlicher Yachtbrands probiert oder zumindest betrachtet. Ich mag Segeln noch immer. Und um gleich eines klarzustellen, ihr „Noch-nicht-Seglerinnen” da draußen: Ich war nie ein Segelfreak! Ich habe nie von den Weltmeeren geträumt – außer jetzt, aber das ist eine andere und lange Geschichte. SEEFRAUEN, VEREINIGT EUCH! Bevor ich auf meinen Mann traf, wusste ich gerade einmal, dass Segel weiß sind und man mit Stöckelschuhen kein Schiff betritt. Ich las ab und zu, wenn wirklich gar nichts anderes mehr da war, auch in einem Yachtmagazin. Das ist jetzt nicht gerade gute Werbung hier und ich hoffe, ihr da draußen seid etwas lesefreudiger und kriegt diese Zeilen vor die Augen. Vielleicht hat euer Geliebter die Zeitung auf dem Klo liegengelassen oder ordnungshalber mal wieder eure Magazine zu Gunsten seiner Bootmagazine entsorgt. Und gibt euch entschuldigend diese Kolumne zum Lesen. „Schau’ Schatz, da ist auch etwas für dich drinnen!“ Ja, das will ich meinen. Seefrauen dieser Welt: Vereinigt euch! An diesem Wochenende in Tulln habe ich mit vielen Frauen geplaudert und die meisten starrten mich an und meinten: „So etwas würd’ ich mich nicht trauen, um die Welt segeln.“ Hab’ ich auch einmal gesagt und während der Reise ganz selten, aber doch überlegt, ob ich überhaupt noch bei Trost bin. So im Sturmtief Richtung Neuseeland, vier Tage ohne Dusche, salzverklebte Haare, rote Augenlider, Riesenwellen im Nacken. Aber was soll ich sagen. Man glaubt ja gar nicht, was man sich alles traut. Vor allem muss man es einmal austesten. Ich war erstaunt über mich. Und wenn da draußen gerade ein paar Mütter sind: Ich finde das erste Jahr mit einem Baby und dem damit einhergehenden Schlafentzug immer noch um vieles härter als Nacht - wachen, Stürme und ausgefallene Autopiloten. ICH GLAUBE, OFT WISSEN WIR GAR NICHT, WAS WIR ALLES AUSHALTEN. So ging es zumindest mir. Schön war es dann aber auch, mit ein paar Mädels vom Aus trian Woman Sailing Team zu plaudern. Da war diese hübsche Blondine, die mir begeistert von der letzen Regatta vorschwärmte, als es volle Kanne blies; oder die sportliche Brünette, die gerne einmal das Motor-Service bei Papas Yacht übernimmt. Nur, dass Segeln noch immer eine Männerdomäne sei, das gestanden beide sofort ein. Bei der letzten Regatta stand es bei den Teams 8 zu 1. Ratet einmal, wer die eins war? Auf unserer Weltreise, muss ich sagen, stand es immer fifty-fifty. Natürlich gibt es die Einhandsegler, aber Paare gibt es mehr. Und die Frauen werden definitiv nicht auf die Kombüse reduziert. Wäre auch nicht möglich bei solch einem Unternehmen. Sie schaukeln Kinder, Küche und Segelboot. Sie trauen sich, sie schaffen das und sie sind verdammt gute Seglerinnen. Weltumseglerinnen! Was ist es also, was uns so erschöpft werden lässt, sobald Boote, Motoren, Radar und Navigationsinstrumente am Horizont erscheinen? Vielleicht einfach die Tatsache, dass es schwierig ist, in so einer Umgebung einen guten Cappuccino zu kriegen. Ich liebe Segeln. Ich liebe meinen Mann und wenn er keine Spompanadeln macht, auch unseren Auto - piloten. Und natürlich den besagten Cappuccino. Mhm. Ich mach’ mir gleich einen und … Verdammt noch mal, wo ist meine Kaffee literatur? ? Das darf doch nicht wahr sein! Captain! „Wenn man vor allem Angst hat, verbringt man sein Leben hinter dem Ofen.“ Karla Schenk (28.5.1932–15.2.<strong>2018</strong>), Weltumseglerin, Kap Hoorniere, Pilotin OCEAN WOMAN <strong>2018</strong> 5
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