27.06.2022 Aufrufe

Menschen aus Stadt und Landkreis Osnabrück

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Schock mit dem Minirock<br />

„In der Kanzlei, in der ich bei einem befre<strong>und</strong>eten Anwalt tätig war,<br />

habe ich mich vorwiegend um Familien- <strong>und</strong> Strafrecht gekümmert,<br />

mein Kollege um Zivil- <strong>und</strong> Handelssachen. Ich habe damals schon<br />

oft gedacht, dass ich gern auf der anderen Seite sitzen <strong>und</strong> die Fälle<br />

entscheiden würde.“<br />

1987 klappt es dann doch mit dem Justizdienst. Das Ministerium fragt<br />

an, ob die alte Bewerbung noch gelte <strong>und</strong> sie Interesse habe. Sie<br />

durchläuft die Assessorenzeit <strong>und</strong> wird 1992 Richterin am Landgericht<br />

<strong>Osnabrück</strong>. Mittlerweile hat sie geheiratet. Sie hat zwei Kinder.<br />

„Dazu gehörte auch der Missbrauch von Kindern.<br />

Es geht wirklich an die Seele, wenn man von dem<br />

Leid der Opfer erfährt. Das muss man <strong>aus</strong>halten.“<br />

„Damals war ich zuerst in der Strafkammer, die unter anderem<br />

für Strafsachen im Jugendschutz zuständig war. Dazu gehörte auch<br />

der Missbrauch von Kindern. Es geht wirklich an die Seele, wenn man<br />

von dem Leid der Opfer erfährt. Das muss man <strong>aus</strong>halten. Wir waren<br />

eine großartig besetzte Kammer mit einem Vorsitzenden, von dem<br />

ich ganz viel gelernt habe. Ich bin dann später Vorsitzende dieser<br />

Kammer geworden.“<br />

Ihr Mann ist Richter am Amtsgericht <strong>Osnabrück</strong> <strong>und</strong> später dessen<br />

Vizepräsident. Über Fälle sprechen sie nur selten, eher über die<br />

Tuscheleien auf den Fluren. Wenn das Paar Zeit hat, fährt es mit den<br />

Kindern an die Nord- oder Ostsee, um dort die Ferien zu verbringen.<br />

Neben dem Beruf engagieren sich die Havlizas in <strong>Osnabrück</strong> ehrenamtlich:<br />

Barbara Havliza unter anderem für den Hospizverein.<br />

Es folgt das dritte Richterexamen in Oldenburg. Sie wird danach<br />

Vorsitzende am Landgericht <strong>Osnabrück</strong> <strong>und</strong> übernimmt die Jugendkammer<br />

<strong>und</strong> die 2. Schwurgerichtskammer. Sie wechselt als<br />

Direktorin an das Amtsgericht Bersenbrück. Unerwartet kommt eine<br />

Anfrage ins H<strong>aus</strong>, mit der sie nicht rechnet: „Aus NRW kam das<br />

Angebot, am Oberlandesgericht Düsseldorf Staatsschutzverfahren<br />

zu verhandeln. Ich empfand das als eine große Ehre. Mir wurde aber<br />

auch gesagt, was das bedeutet: komplexe Verfahren, Sicherheits -<br />

fragen wie zeitweiliger Personenschutz, Schießtraining, Schusswaffe,<br />

<strong>und</strong> einiges mehr. Die Klientel, über die man urteilen muss, gilt nicht<br />

gerade als ungefährlich.“ Im Laufe dieser Zeit bekommt sie sogar<br />

Morddrohungen. Sie verhandelt Fälle wie den der Kofferbomber, ein<br />

Verfahren um die Düsseldorfer Zelle oder den Mordanschlag auf die<br />

Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker.<br />

Zur Politik kommt sie als Quereinsteigerin. Sie gehört dem CDU-<br />

Schattenkabinett von Bernd Althusmann für das Justizministerium<br />

an. Nach der Landtagswahl 2017 wird sie am 22. November als<br />

Justizministerin im Kabinett von Ministerpräsident Stephan Weil<br />

vereidigt. „Es war zwar eine komplett neue Her<strong>aus</strong>forderung, aber<br />

ich habe mich recht schnell eingearbeitet <strong>und</strong> übe das Amt mit großer<br />

Begeisterung <strong>aus</strong>. Man ist in allen Bereichen der Justiz unterwegs,<br />

verständigt sich mit anderen Ressorts <strong>und</strong> Ministerien, stimmt<br />

sich ab. Das alles fordert einen sehr, es ist aber auch eine große<br />

Bereicherung.“ In <strong>Osnabrück</strong> haben sich ebenfalls Veränderungen<br />

ergeben. Ihr Mann ist mittlerweile im Ruhestand <strong>und</strong> das Ehepaar hat<br />

zwei Enkelkinder. Wenn es die Zeit erlaubt, will Barbara Havliza in<br />

Zukunft mit ihrem Mann neue Länder wie Neuseeland oder Kanada<br />

entdecken. Oder es geht nach Italien, ein Land in Europa, das sie<br />

besonders mag. |<br />

LA<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!