Menschen aus Stadt und Landkreis Osnabrück
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„ICH NEHME MICH<br />
MITTLERWEILE ZURÜCK“<br />
ch bin katholisch, jedoch ökumenisch aufgewachsen. Das liegt<br />
sicher daran, dass mein Vater evangelisch, meine Mutter katholisch<br />
getauft waren. Auch meine Heimatstadt <strong>Osnabrück</strong> hat dazu beigetragen,<br />
denn hier wird das Miteinander, die Ökumene, gelebt.“<br />
Als Christian Wulff in der Geburtsklinik an der Schlagvorder Straße<br />
in der Nähe des Hauptbahnhofs geboren wird, deutet nichts auf seine<br />
politische Karriere hin. Wenn auch genau an diesem Tag, dem 19. Juni<br />
1959, der erste B<strong>und</strong>espräsident Theodor Heuss feierlich die Schlüssel<br />
für das Schloss Bellevue in Berlin überreicht bekam.<br />
Er wächst am Saarplatz, unterhalb des Westerbergs mit seiner<br />
Schwester <strong>und</strong> seiner Mutter auf, besucht den St. Elisabeth Kindergarten,<br />
später die Elisabethschule. Am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium,<br />
wo sich früh sein Blick für die politische Agenda in Deutschland<br />
schärft, ist er ein Schüler wie jeder andere – mit Stärken <strong>und</strong> auch<br />
Schwächen. Vor allem die Fächer Geschichte, Erdk<strong>und</strong>e, Religion,<br />
Deutsch <strong>und</strong> Gemeinschaftsk<strong>und</strong>e tragen dazu bei, dass er sich mit<br />
den politischen Belangen der Republik beschäftigt.<br />
CHRISTIAN WULFF<br />
geboren am 19. Juni 1959 in <strong>Osnabrück</strong><br />
B<strong>und</strong>espräsident der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland (2010–2012); zuvor Ministerpräsident<br />
des Landes Nieder sachsen<br />
(2003–2010)<br />
„Mein<br />
sozialdemokratischer<br />
Vater hat mir früh eingeschärft,<br />
dass es wichtig sei, sich eine<br />
Meinung zu bilden. Eine Posi -<br />
tionierung, die dafür Sorge<br />
trage, dass zum Beispiel rechtsextreme<br />
Parteien, wie damals die NPD, keine Chance bekommen, in<br />
die Parlamente einzuziehen. Ich solle mich engagieren. Das hat mir<br />
unter anderem auch den Antrieb gegeben, mich schon früh für<br />
unsere Demokratie zu interessieren, mich zu informieren <strong>und</strong> mich<br />
für sie einzusetzen.“<br />
Seine politische Heimat findet er in der CDU. 1975 tritt er den Christdemokraten<br />
in <strong>Osnabrück</strong> bei <strong>und</strong> ist in den Jahren 1976 bis 1980<br />
niedersächsischer Landesvorsitzender <strong>und</strong> für zwei Jahre B<strong>und</strong>esvorsitzender<br />
der Schüler-Union. „Ich wollte immer, dass sich Deutschland<br />
demokratisch weiterentwickelt. Mein Ansatz war es, die Gesellschaft<br />
reformerisch weiterzubringen, nicht revolutionär zu verändern. Ich<br />
hatte in der Schule durch<strong>aus</strong> politisch ambitionierte Lehrer, darunter<br />
eindrucksvolle Sozialdemokraten. Wir waren also, auch durch meine<br />
Arbeit in der Schüler-Union, immer in einem Diskussionsprozess.“<br />
In dieser Zeit erkrankt seine Mutter an Multipler Sklerose. Für Christian<br />
Wulff eine Dreifachbelastung: Schule, politische Arbeit, die Pflege der<br />
Mutter. Das diszipliniert ihn. Er lernt, sich auf die für ihn wichtigen<br />
Dinge im Leben zu konzentrieren. Die Krankheit seiner Mutter ist auch<br />
der Gr<strong>und</strong>, warum er nach dem Abitur sein Studium der Rechts -<br />
wissenschaften mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt in<br />
<strong>Osnabrück</strong> aufnimmt <strong>und</strong> in der <strong>Stadt</strong> bleibt. Bis 1994 arbeitet er in<br />
einer Anwaltssozietät, der er bis 2011 angehört, <strong>und</strong> wechselt dann als<br />
<strong>Osnabrück</strong>er Abgeordneter in den Niedersächsischen Landtag nach<br />
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