Menschen aus Stadt und Landkreis Osnabrück
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TRÄUME SIND DIE WEGWEISER<br />
MEINER HOFFNUNG<br />
eine Geburtsurk<strong>und</strong>e hüte ich wie einen Schatz. Sie ist meine<br />
einzige neutrale Erinnerung an meine ersten Lebensjahre.“ John<br />
Alexander McGurk wird am 21. Februar 1961 in Glasgow, Schottland,<br />
geboren. Er liebt seine Heimat, die schottischen Highlands,<br />
den Dialekt, den ansonsten niemand versteht. Die Zeit ist von<br />
Arbeitslosigkeit, Trostlosigkeit <strong>und</strong> Lieblosigkeit geprägt. John wächst<br />
in schwierigen Umständen auf. „Ich bin als Kind durch die Hölle<br />
gegangen, <strong>und</strong> das ist keine Floskel, so habe ich es erlebt.“ Er kann<br />
sich an keinen glücklichen Moment erinnern. Die Gegend ist geprägt<br />
von marodierenden Jugendgangs, die das Recht in die eigene Hand<br />
nehmen. John muss sich wehren, wächst ohne Liebe <strong>und</strong> Geborgenheit<br />
auf. In einem Bericht des Kinderschutzb<strong>und</strong>es steht: „John ist<br />
blass, er übergibt sich oft <strong>und</strong> trägt keine gute Kleidung. Die Chancen<br />
auf eine vernünftige Zukunft liegen bei 0,0 Prozent!“ Aus heutiger<br />
Sicht eine niederschmetternde Prognose.<br />
JOHN McGURK<br />
geboren am 21. Februar 1961 in Glasgow<br />
Papiertechnologe, Extremsportler<br />
John McGurk lebt in <strong>Osnabrück</strong>.<br />
John hat noch sechs Geschwister,<br />
die alle verwahrlosen. Der<br />
Vater prügelt die Mutter, die<br />
Kinder straft er mit Missachtung.<br />
Er verliert den Glauben an das<br />
Gute im <strong>Menschen</strong>, sucht die<br />
Schuld für die desolaten Zustände bei sich. „Alle W<strong>und</strong>en, die mir als<br />
Kind <strong>und</strong> Jugendlicher zugefügt wurden, hinterließen böse Schatten<br />
in meiner Erinnerung.“ Und dann passiert das Unfassbare, die Mutter<br />
verlässt die Familie <strong>und</strong> kehrt nicht mehr zurück. Die Familie wird<br />
<strong>aus</strong>einandergerissen. John kommt in ein Kinderheim <strong>und</strong> erlebt<br />
wieder Brutalität <strong>und</strong> Zurückweisung. Die anderen Jungen haben<br />
ähnliche Schicksale hinter sich, Mitleid ist hier fehl am Platz. Er muss<br />
sich unterordnen. Kurz nach seiner Ankunft bekommt er den rauen<br />
Ton zu spüren. „Einer der Jungs, ein großer dünner, machte mir klar,<br />
wie die Hackordnung ist: ,Hör mal zu, du kleiner Wurm. Ich bin hier der<br />
Boss <strong>und</strong> alle hören auf mein Kommando. Also, mach keinen Ärger.’“<br />
„Ich war traurig, eingeschüchtert <strong>und</strong> verzweifelt.“ John wird in<br />
den kommenden Jahren verprügelt, gedemütigt <strong>und</strong> unter Drogen<br />
gesetzt. Er kapselt sich ab <strong>und</strong> versucht zu überleben. Er legt sich<br />
einen Panzer zu.<br />
Irgendwann ist der Alptraum Heim vorbei. John beginnt eine Malerlehre.<br />
„Die Zeit der Lehre war für mich ein absolutes Privileg. Ich tat<br />
alles, um zu zeigen, dass ich es draufhatte. Ich kam pünktlich, blieb<br />
oft länger <strong>und</strong> gab mir bei der Arbeit die allergrößte Mühe.“<br />
Nach der Lehre steht er erst einmal ohne Job da. Ein Schicksal, dass<br />
er mit vielen anderen jungen Männern teilt. Er entschließt sich,<br />
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