Menschen aus Stadt und Landkreis Osnabrück
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Mehr als ein halbes Leben für Europa<br />
Den Kontakt nach <strong>Osnabrück</strong> verliert er dabei nicht <strong>aus</strong> den Augen, will<br />
auch als EU-Abgeordneter ansprechbar bleiben. „Ich habe jungen<br />
Kolle ginnen <strong>und</strong> Kollegen immer geraten, ein verantwortliches Amt im<br />
Heimatwahlkreis zu übernehmen. Ich wurde 1990 Kreisvorsitzender der<br />
CDU im <strong>Landkreis</strong> <strong>Osnabrück</strong> <strong>und</strong> habe das 20 Jahre lang gemacht.<br />
Von den r<strong>und</strong> 130 Vorstandssitzungen habe ich nur eine verpasst. Ich<br />
habe mich bemüht, verlässlich zu sein.“<br />
Auch sonst nutzt er seine guten Kontakte in Brüssel. Er holt politische<br />
Schwergewichte in den <strong>Landkreis</strong>: unter anderem den britischen<br />
Premierminister Tony Blair, den Präsidenten der Europäischen Zentralbank<br />
Jean-Claude Trichet oder den Präsidenten der Europäischen Kommission,<br />
Romano Prodi. B<strong>und</strong>eskanzler Helmut Kohl sitzt auf dem Sofa<br />
in seinem Wohnzimmer. Er ist es auch, der die Wichtigkeit von Vertrauen<br />
in der Politik unterstreicht.<br />
„Heute verhandeln wir miteinander. Ein Gr<strong>und</strong>,<br />
warum in Europa so lange Frieden herrscht.“<br />
„Das hat Helmut Kohl uns jungen, deutschen Abgeordneten ins<br />
Stammbuch geschrieben. Wir haben schnell erfahren, dass ohne Vertrauen<br />
nichts geht in Europa. Früher haben die europäischen Nationen<br />
aufeinander geschossen, wenn sie nicht mehr weiter wussten. Heute<br />
verhandeln wir miteinander. Ein Gr<strong>und</strong>, warum in Europa so lange<br />
Frieden herrscht.“<br />
Nicht nur zwischen den politischen Blöcken kommt es zu harten Auseinandersetzungen,<br />
auch in der eigenen Fraktion knirscht es häufiger.<br />
Als Fraktionsvorsitzender der EVP erlebt Hans-Gert-Pöttering das<br />
hautnah. Er muss vermitteln, abwägen, Psychologe <strong>und</strong> Kümmerer<br />
sein – sowohl für die großen Delegationen <strong>aus</strong> Frankreich, Großbri<br />
tannien oder Spanien als auch für die kleinen <strong>aus</strong> Estland, Lettland<br />
oder Portugal. Ihm kommt zugute, dass er seit 1979 ununterbrochen<br />
bis zu seinem Ausscheiden 2014 im Parlament sitzt <strong>und</strong> führen kann.<br />
Er beherrscht das politische Geschäft.<br />
Neben vielen Erfahrungen bekommt er auch Auszeichnungen. Dazu<br />
zählen Ehrendoktorwürden <strong>und</strong> Verdienstorden, unter anderen das<br />
Große Verdienstkreuz mit Stern <strong>und</strong> Schulterband der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland.<br />
Die größte politische Ehre wird ihm zuteil, als er im Januar 2007 zum<br />
Präsidenten des Europäischen Parlaments gewählt wird. Damit stehen<br />
ihm weltweit die Türen zu Parlamenten <strong>und</strong> Königshäusern offen. Er<br />
ist bei der Queen zu Gast, beim Tenno in Japan oder beim Papst in<br />
Rom. Er erlebt, wie rasant sich die Welt verändert, auch Europa.<br />
„Der Zustand der Europäischen Union ist zum Teil besorgniserregend.<br />
Der Dialog muss weitergehen, wir müssen im Gespräch bleiben.<br />
Es gibt allerdings eine rote Linie: Wenn Urteile des Europäischen<br />
Gerichtshofes nicht mehr geachtet werden, dann ist Schluss.“<br />
In diesem Zusammenhang ist ihm eine seiner Aufgaben besonders<br />
ans Herz gewachsen: In seiner Antrittsrede zum Amt des Parlamentspräsidenten<br />
2007 schlägt er die Errichtung eines H<strong>aus</strong>es der Europäischen<br />
Geschichte vor. Dies wird vom Parlament unterstützt.<br />
Er arbeitet daran entscheidend mit. Es steht im Europaviertel in<br />
Brüssel.<br />
Ganz loslassen kann Hans-Gert Pöttering die Politik nicht. Auch<br />
heute noch werden seine Erfahrungen sehr geschätzt. Er sitzt in<br />
verschiedenen Gremien in Europa, Deutschland <strong>und</strong> natürlich im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Osnabrück</strong> |<br />
LA<br />
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