13.07.2022 Aufrufe

KURT 07/2022

KURT - Dein Magazin für Gifhorn Ausgabe Juli/August 2022 100. Ausgabe

KURT - Dein Magazin für Gifhorn
Ausgabe Juli/August 2022
100. Ausgabe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Musik<br />

Musik<br />

In der Badewanne wird<br />

das Songtempo bestimmt<br />

Der Steinhorster Musiker nooc hat <strong>KURT</strong> einen Einblick in sein Studio gewährt<br />

Der Rockmusiker<br />

nooc in seinem<br />

Steinhorster<br />

Studio. Hier sind<br />

auch Teile von<br />

„Distorted Roads“<br />

entstanden, seinem<br />

nächsten Album.<br />

Eigentlich hätte „Distorted Roads“, das zweite Album von Timo<br />

Mayer-Brandt alias nooc, längst fertig sein sollen – doch der<br />

Rockmusiker aus Steinhorst verlor sich in seiner Vision von perfekt<br />

programmiertem Bass und Schlagzeug. Nun helfen zwei Bekannte<br />

aus, und jetzt steht für nooc die Arbeit an, aus den Demos von<br />

echten Musikern gespielte Songs zu basteln. <strong>KURT</strong> gewährte der<br />

Gitarrist dazu in seinem Heimstudio einen Blick hinter die Kulissen –<br />

wie geht das eigentlich: von der Idee bis zur CD?<br />

Von Matthias Bosenick<br />

Zum Blick ins Nähkästchen<br />

führt nooc den Besucher in den<br />

Keller. Dort präsentiert er zwei<br />

Räume, vor zwei Jahren erst<br />

fertig ausgebaut: den Gitarrenraum<br />

und das eigentliche Studio.<br />

Im Gitarrenraum stehen<br />

Verstärker, Effektgeräte und<br />

Mikrofone, durch ein kleines<br />

Loch in der Wand führen Kabel<br />

ins Studio nebenan. Dort,<br />

zwischen Sofa, Sessel, Gitarren,<br />

Gesangsmikrofon sowie<br />

Schreibtisch mit Apple-Computer<br />

und Keyboard, spielt<br />

nooc seine Gitarren. Durch das<br />

Loch dringen seine Licks per<br />

Kabel in den Gitarrenraum, in<br />

dem sie verzerrt aus dem Verstärker<br />

brüllen, vom Mikrofon<br />

aufgenommen und wiederum<br />

per Kabel durch das Loch zurück<br />

ins Studio geleitet werden,<br />

auf den Computer und in<br />

...wir lösen das für Sie!<br />

Herzlichen Glückwunsch und weiterhin<br />

viel Erfolg wünschen wir dem<br />

<strong>KURT</strong> Magazin!<br />

Sebastian Notbom und Team<br />

die Studiomonitore, über die<br />

er hört, was er da eigentlich<br />

spielt. Natürlich könnte er sich<br />

die Mühe auch sparen, die Gitarre<br />

direkt an den Computer<br />

anschließen und dort mit Effekten<br />

verzerren, aber: „Das<br />

kannste vergessen, das klingt<br />

alles scheiße. Ich möchte mit<br />

Mikrofon aufnehmen, das ist<br />

eine andere Philosophie.“<br />

Doch woher weiß nooc überhaupt,<br />

was er auf seiner Gitarre<br />

spielen will? Alles beginnt mit<br />

etwas, das ihm auf der Gitarre<br />

einfällt; nooc nennt es „Lick“,<br />

also improvisierte Tonfolgen,<br />

die bei ihm hängenbleiben.<br />

Das ist die Basis: „Du spielst<br />

es tagelang, komponierst einen<br />

Song drumherum, arrangierst,<br />

schreibst den Text, damit Du<br />

eine Vorstellung von dem Song<br />

bekommst.“ Klingt kurz und<br />

schmerzlos, aber so ein Song<br />

ist das Ergebnis intensiver kreativer<br />

Arbeit.<br />

100 AUSGABEN<br />

<strong>KURT</strong> MAGAZIN<br />

Herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Erfolg!<br />

Und auch technischer. Bisweilen<br />

dreht nooc am Sound<br />

akribisch herum: „Ein Lick<br />

habe ich mal verzerrt und mal<br />

clean aufgenommen – verzerrt<br />

war es zu vermatscht, clean<br />

hatte es zu wenig Dreck.“ Also<br />

nahm er es ein drittes Mal auf,<br />

und siehe da: Jetzt war er zufrieden.<br />

Seine Gitarre doppelt<br />

nooc fast immer, was bedeutet,<br />

dass er seine Parts zweimal<br />

exakt gleich spielen muss:<br />

„Das dauert manchmal.“ Auch<br />

seinen Gesang nimmt er mehrfach<br />

auf, nooc deutet auf eine<br />

Ansammlung von Audiofiles<br />

auf seinem Bildschirm: 39 Versionen<br />

der Strophe eines seiner<br />

Lieder liegen dort sichtbar vor.<br />

Die besten Takes doppelt er<br />

ab und an zu einem Chor mit<br />

sich selbst: „Das klingt fett und<br />

fluffig. Das ist eigentlich eine<br />

Beatles-Idee, dass der Chor in<br />

der Strophe reinkommt.“ Und<br />

die Beatles sind für den Harmonie-<br />

und Melodiefreund<br />

Inspiration, ebenso Red Hot<br />

Chili Peppers, Muse und Rage<br />

Against The Machine. Von<br />

letzteren guckte er sich das Effektgerät<br />

Whammy ab, das er<br />

vorführt: Man kann mit dem<br />

Fuß sprunghaft die Tonhöhe<br />

der Gitarrensounds variieren.<br />

Seine elektrischen Gitarren<br />

kann nooc nicht zählen,<br />

akustische hat er jedoch nur<br />

eine, und die ist hervorragend.<br />

Auf der spielte er einen Song<br />

für das Album ein, im oberen<br />

Stockwerk, als der Keller noch<br />

nicht fertig war. Ein Lastwagen<br />

fuhr währenddessen am Haus<br />

vorbei, und der ist auf der Aufnahme<br />

zu hören. Er lacht: „Das<br />

lasse ich drauf!“<br />

Es fällt auf, dass „Distorted<br />

Roads“ rockiger klingt als die<br />

erste Platte. Trotzdem verzichtet<br />

nooc nicht auf synthetische<br />

Elemente. „Elektronisches<br />

Zeug klappert immer mit“, sagt<br />

er, „das macht mir Spaß – und<br />

das macht Spaß beim Hören.“<br />

Und sei es nur eine rückwärts<br />

laufen gelassene Gitarre. Oder<br />

ein verzerrtes Rhodes-Piano,<br />

das als Wortspiel die Grundlage<br />

für den Albumtitel bildet. nooc<br />

steht eine immense Sample-<br />

Datenbank zur Verfügung,<br />

mit Keyboardsounds, Orgeln,<br />

Streichern, Mellotrons, Trompeten<br />

und noch vielem mehr:<br />

„Mit Plug-Ins holt man sich<br />

Qualität ins kleine Studio.“<br />

Auch fällt auf, dass in fast<br />

jedem Song ein Gitarrensolo<br />

vorkommt. „Das macht auch<br />

Spaß“, grinst nooc. Dabei rüttelt<br />

es an seiner „Gitarristenehre“,<br />

dass er kein Solo jemals<br />

zusammenschneidet, sondern<br />

immer in einem Take spielt,<br />

und sei es noch so kompliziert:<br />

„Ich spiele den ganzen Tag, bis<br />

ich‘s habe, irgendwann kriegt<br />

man‘s hin – es macht Sinn, »<br />

38518 Gifhorn Telefon 05371 59393<br />

WIR SIND DIE ENERGIE!<br />

Winkeler Straße 19 Telefax 05371 15678<br />

www.notbom.de E-Mail: info@notbom.de<br />

www.lsw.de<br />

78<br />

<strong>KURT</strong> <strong>KURT</strong> 79

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!