KURT 07/2022
KURT - Dein Magazin für Gifhorn Ausgabe Juli/August 2022 100. Ausgabe
KURT - Dein Magazin für Gifhorn
Ausgabe Juli/August 2022
100. Ausgabe
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Musik<br />
Musik<br />
In der Badewanne wird<br />
das Songtempo bestimmt<br />
Der Steinhorster Musiker nooc hat <strong>KURT</strong> einen Einblick in sein Studio gewährt<br />
Der Rockmusiker<br />
nooc in seinem<br />
Steinhorster<br />
Studio. Hier sind<br />
auch Teile von<br />
„Distorted Roads“<br />
entstanden, seinem<br />
nächsten Album.<br />
Eigentlich hätte „Distorted Roads“, das zweite Album von Timo<br />
Mayer-Brandt alias nooc, längst fertig sein sollen – doch der<br />
Rockmusiker aus Steinhorst verlor sich in seiner Vision von perfekt<br />
programmiertem Bass und Schlagzeug. Nun helfen zwei Bekannte<br />
aus, und jetzt steht für nooc die Arbeit an, aus den Demos von<br />
echten Musikern gespielte Songs zu basteln. <strong>KURT</strong> gewährte der<br />
Gitarrist dazu in seinem Heimstudio einen Blick hinter die Kulissen –<br />
wie geht das eigentlich: von der Idee bis zur CD?<br />
Von Matthias Bosenick<br />
Zum Blick ins Nähkästchen<br />
führt nooc den Besucher in den<br />
Keller. Dort präsentiert er zwei<br />
Räume, vor zwei Jahren erst<br />
fertig ausgebaut: den Gitarrenraum<br />
und das eigentliche Studio.<br />
Im Gitarrenraum stehen<br />
Verstärker, Effektgeräte und<br />
Mikrofone, durch ein kleines<br />
Loch in der Wand führen Kabel<br />
ins Studio nebenan. Dort,<br />
zwischen Sofa, Sessel, Gitarren,<br />
Gesangsmikrofon sowie<br />
Schreibtisch mit Apple-Computer<br />
und Keyboard, spielt<br />
nooc seine Gitarren. Durch das<br />
Loch dringen seine Licks per<br />
Kabel in den Gitarrenraum, in<br />
dem sie verzerrt aus dem Verstärker<br />
brüllen, vom Mikrofon<br />
aufgenommen und wiederum<br />
per Kabel durch das Loch zurück<br />
ins Studio geleitet werden,<br />
auf den Computer und in<br />
...wir lösen das für Sie!<br />
Herzlichen Glückwunsch und weiterhin<br />
viel Erfolg wünschen wir dem<br />
<strong>KURT</strong> Magazin!<br />
Sebastian Notbom und Team<br />
die Studiomonitore, über die<br />
er hört, was er da eigentlich<br />
spielt. Natürlich könnte er sich<br />
die Mühe auch sparen, die Gitarre<br />
direkt an den Computer<br />
anschließen und dort mit Effekten<br />
verzerren, aber: „Das<br />
kannste vergessen, das klingt<br />
alles scheiße. Ich möchte mit<br />
Mikrofon aufnehmen, das ist<br />
eine andere Philosophie.“<br />
Doch woher weiß nooc überhaupt,<br />
was er auf seiner Gitarre<br />
spielen will? Alles beginnt mit<br />
etwas, das ihm auf der Gitarre<br />
einfällt; nooc nennt es „Lick“,<br />
also improvisierte Tonfolgen,<br />
die bei ihm hängenbleiben.<br />
Das ist die Basis: „Du spielst<br />
es tagelang, komponierst einen<br />
Song drumherum, arrangierst,<br />
schreibst den Text, damit Du<br />
eine Vorstellung von dem Song<br />
bekommst.“ Klingt kurz und<br />
schmerzlos, aber so ein Song<br />
ist das Ergebnis intensiver kreativer<br />
Arbeit.<br />
100 AUSGABEN<br />
<strong>KURT</strong> MAGAZIN<br />
Herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Erfolg!<br />
Und auch technischer. Bisweilen<br />
dreht nooc am Sound<br />
akribisch herum: „Ein Lick<br />
habe ich mal verzerrt und mal<br />
clean aufgenommen – verzerrt<br />
war es zu vermatscht, clean<br />
hatte es zu wenig Dreck.“ Also<br />
nahm er es ein drittes Mal auf,<br />
und siehe da: Jetzt war er zufrieden.<br />
Seine Gitarre doppelt<br />
nooc fast immer, was bedeutet,<br />
dass er seine Parts zweimal<br />
exakt gleich spielen muss:<br />
„Das dauert manchmal.“ Auch<br />
seinen Gesang nimmt er mehrfach<br />
auf, nooc deutet auf eine<br />
Ansammlung von Audiofiles<br />
auf seinem Bildschirm: 39 Versionen<br />
der Strophe eines seiner<br />
Lieder liegen dort sichtbar vor.<br />
Die besten Takes doppelt er<br />
ab und an zu einem Chor mit<br />
sich selbst: „Das klingt fett und<br />
fluffig. Das ist eigentlich eine<br />
Beatles-Idee, dass der Chor in<br />
der Strophe reinkommt.“ Und<br />
die Beatles sind für den Harmonie-<br />
und Melodiefreund<br />
Inspiration, ebenso Red Hot<br />
Chili Peppers, Muse und Rage<br />
Against The Machine. Von<br />
letzteren guckte er sich das Effektgerät<br />
Whammy ab, das er<br />
vorführt: Man kann mit dem<br />
Fuß sprunghaft die Tonhöhe<br />
der Gitarrensounds variieren.<br />
Seine elektrischen Gitarren<br />
kann nooc nicht zählen,<br />
akustische hat er jedoch nur<br />
eine, und die ist hervorragend.<br />
Auf der spielte er einen Song<br />
für das Album ein, im oberen<br />
Stockwerk, als der Keller noch<br />
nicht fertig war. Ein Lastwagen<br />
fuhr währenddessen am Haus<br />
vorbei, und der ist auf der Aufnahme<br />
zu hören. Er lacht: „Das<br />
lasse ich drauf!“<br />
Es fällt auf, dass „Distorted<br />
Roads“ rockiger klingt als die<br />
erste Platte. Trotzdem verzichtet<br />
nooc nicht auf synthetische<br />
Elemente. „Elektronisches<br />
Zeug klappert immer mit“, sagt<br />
er, „das macht mir Spaß – und<br />
das macht Spaß beim Hören.“<br />
Und sei es nur eine rückwärts<br />
laufen gelassene Gitarre. Oder<br />
ein verzerrtes Rhodes-Piano,<br />
das als Wortspiel die Grundlage<br />
für den Albumtitel bildet. nooc<br />
steht eine immense Sample-<br />
Datenbank zur Verfügung,<br />
mit Keyboardsounds, Orgeln,<br />
Streichern, Mellotrons, Trompeten<br />
und noch vielem mehr:<br />
„Mit Plug-Ins holt man sich<br />
Qualität ins kleine Studio.“<br />
Auch fällt auf, dass in fast<br />
jedem Song ein Gitarrensolo<br />
vorkommt. „Das macht auch<br />
Spaß“, grinst nooc. Dabei rüttelt<br />
es an seiner „Gitarristenehre“,<br />
dass er kein Solo jemals<br />
zusammenschneidet, sondern<br />
immer in einem Take spielt,<br />
und sei es noch so kompliziert:<br />
„Ich spiele den ganzen Tag, bis<br />
ich‘s habe, irgendwann kriegt<br />
man‘s hin – es macht Sinn, »<br />
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