ASO! Augsburg Süd-Ost - August / September 2022
Stadtteilmagazin für Augsburg-Hochzoll, -Herrenbach, -Spickel, -Textilviertel und Friedberg
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<strong>ASO</strong>! <strong>August</strong> / <strong>September</strong> ‚22<br />
13<br />
Archäologen sehen Grund zu der Annahme, dass die Ungarn bei<br />
der Lechfeldschlacht hier ihr Heerlager hatten. Auf Luftbildern<br />
sind Spuren eines Lagers zu sehen. Warum es von der großen<br />
Schlacht auf dem Lechfeld so gut wie keine Funde gibt, ist damit<br />
zu erklären, dass der Lech alles mitgenommen hat.<br />
So viel Geschichte auf kleinstem Raum in Hochzoll-<strong>Süd</strong>!<br />
Gabriele und Hubert Raab:<br />
Spurensuche im Wittelsbacher Land, Wißner Verlag <strong>Augsburg</strong> 2013<br />
Ein Stückchen Lechfeld mit großer Geschichte<br />
Mitten durch diese Flur zog auch zur Zeit der Römer die Straße, die<br />
die bei Schmiechen vereinten Trassen von Salzburg und vom Brenner<br />
zum Lechübergang im heutigen Hochzoll führte. Auch in späteren<br />
Jahrhunderten führten zwei Straßen, eine später Poststraße,<br />
die andere schwarzer Weg genannt, über dieses Feld. Die heutige<br />
Meringer Straße wurde in einer „Abzeichnung“ von 1803 als neu<br />
bezeichnet.<br />
Und schließlich muss man den<br />
im Mittelalter als Sammelplatz<br />
der Heere auf Italienfeldzügen<br />
so wichtigen, im ganzen Reich<br />
bekannten Dinghügel Gunzenlee<br />
hier in der Nähe suchen.<br />
Sein genauer Standort ist zwar<br />
ungewiss, aber, dass er hier in<br />
der Nähe lag, ist ziemlich sicher.<br />
Sicher ist auch, dass er in der<br />
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts<br />
vom Lech weggerissen<br />
wurde. Im Mittelalter war er ein<br />
Ort von zentraler Bedeutung<br />
für das gesamte Reich. Hochzeiten<br />
des Hochadels wurden<br />
hier gefeiert und wichtige Verträge<br />
geschlossen, Kaiser und<br />
Könige waren zu Gast. Selbst<br />
in Dichtungen des Mittelalters<br />
wie dem Heldenepos Biterolf<br />
und Dietleib aus dem 13. Jahrhundert<br />
wird er erwähnt. Danach<br />
stoßen die Hunnen hier<br />
auf ihrer Fahrt nach Worms auf<br />
Dietrich von Bern:<br />
Die Huinnen sach man muothen<br />
wie sie überz Lech solten komen:<br />
herberge hat in da genommen<br />
der marschalc bi dem Gunzenle.<br />
Im Luftbild zeichnen sich südlich von<br />
Schwabhof und Lehmbau die Römerstraße<br />
und ein Hügel ab.<br />
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege-Luftbilddokumentation,<br />
Foto: Otto Braasch<br />
Auch auf diesem Luftbild sind die Römerstraße und der Hügel auszumachen und<br />
das vermutete Lager der Ungarn.<br />
Christlein Rainer, Braasch Otto:<br />
Das unterirdische Bayern, Stuttgart 1982<br />
Die Rettung des Christus von den drei Kreuzen<br />
Zwei Datierungen finden sich an der Skulptur in Eurasburg: 1649<br />
und 1717. Ob sie sich beide auf Renovierungen beziehen oder<br />
ob 1649 das Entstehungsjahr des Kreuzes war, müssten die Kunstexperten<br />
klären. Die Gruppe der drei Kreuze wurde jedenfalls bereits<br />
1573 in einer Grenzbeschreibung des Landgerichts Mering<br />
erwähnt. Jahrhunderte vorher war als Grenzmarke der Gunzenle<br />
genannt. Nun nimmt diese Funktion der „Gunzenbühel“ ein. Und<br />
der ist identisch mit dem Hügel der Drei Kreuze. 1607 wird die<br />
Kreuzigungsgruppe in einem Briefwechsel zwischen dem Rat von<br />
Friedberg und den Jesuiten als den Kissinger Grundherren bereits<br />
als „zerfallen“ bezeichnet und eine Neuerrichtung angestrebt. (So<br />
Irmgard Hillar im Kissinger Heimatbuch.) In einem Protokoll von<br />
1762 „zur Unterhaltung und Reparierung der in der Jesuiten Hofmark<br />
Kissing Jurisdiktion stehenden drei Kreuze“ wird eine „Festigung<br />
vormals durch Barthelmä Eberl, Bildhauer in Friedberg“<br />
erwähnt. Darauf bezieht sich die Jahreszahl 1717. Bartholomäus<br />
Eberl(e) lebte von 1660 bis 1742 und war ein Bildhauer von<br />
respektablem Niveau. Seine Werke finden sich im Wittelsbacher<br />
Land, z. B. in Maria Alber, aber auch in der Kirche von Biberbach.<br />
Als die Kreuzigungsgruppe<br />
sehr wahrscheinlich um 1803<br />
abgetragen wurde, fielen die<br />
Figuren der Schächer der Vernichtung<br />
anheim. Den Christus<br />
nahm der Bauer Sailer<br />
vom neu erbauten Stierhof<br />
an sich und bewahrte ihn<br />
auf. Jahre später hatte der<br />
Zimmermann Wagner aus<br />
Eurasburg bei ihm zu tun und<br />
konnte ihn mit nach Hause<br />
nehmen. Dessen Sohn Viktor<br />
ließ ihn nach einigen Jahren<br />
Eurasburger Kirche Foto: B. Steiert<br />
vom Schreinermeister Wiedmann<br />
in Holzburg neu fassen, bezahlte dafür zwei Gulden, der<br />
Pfarrer die restlichen drei und beide schenkten ihn der Pfarrei.<br />
Wenn es noch die aktuelle ist, ist es erstaunlich, wie einem Dorfschreiner<br />
eine so hochwertige Fassung gelingen konnte. Am 12.<br />
Mai 1851 wurde das Kreuz in die Eurasburger Kirche gebracht<br />
und an der Nordwand angebracht. Heute hängt es über dem<br />
Altar der kleinen, im Kern romanischen Kirche.<br />
A. Hausmann<br />
Autor und Herausgeber danken Herrn Ingo Aigner und dem Ehepaar Raab für<br />
hilfreiche Unterstützung.<br />
Links: Plan von Wallner: lokalisiert werden u.a. Drei- Kreuz-Anger und Gunzenlee.<br />
Wallner Eduard: Der Gunzenlee und die Lechfeldschlacht, <strong>Augsburg</strong> 1922