„Psychoedukation Angst bei stationären Patienten - PAsta“ - OPUS ...
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<strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong><br />
sta<br />
<strong>Patienten</strong> - <strong>PAsta“</strong><br />
Entwicklung und Evaluation eines <strong>stationären</strong><br />
psychoedukativen Gruppenprogramms<br />
zur Behandlung von <strong>Angst</strong><br />
Inaugural-Dissertation<br />
in der Philosophischen Fakultät I<br />
(Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften)<br />
der Friedrich-Alexander-Universität<br />
Erlangen-Nürnberg<br />
vorgelegt von<br />
Elisabeth Summ<br />
aus Erlangen<br />
Erlangen 2008
Tag der mündlichen Prüfung: 01.02.2008<br />
1. Gutachter: Prof. Dr. M. Stemmler<br />
2. Gutachter: Prof. Dr. S. Bleich
<strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> - <strong>PAsta“</strong> -<br />
Entwicklung und Evaluation eines <strong>stationären</strong> psychoedukativen<br />
Gruppenprogramms zur Behandlung von <strong>Angst</strong> - Zusammenfassung<br />
Psychoedukative Interventionen besitzen im <strong>stationären</strong> Setting als<br />
Kurzzeitintervention Versorgungsrelevanz, allerdings existieren keine<br />
Programme, die an die Bedürfnisse stationärer Akutpatienten angepasst<br />
sind. Gegenstand der Studie ist die Entwicklung und Evaluation eines<br />
Psychoedukations-Programms, das speziell für stationäre <strong>Patienten</strong> mit<br />
<strong>Angst</strong>störungen oder Ängsten im Rahmen anderer psychischer<br />
Erkrankungen konzipiert wurde.<br />
28 stationäre <strong>Patienten</strong> mit Diagnosen aus dem Bereich der depressiven<br />
und <strong>Angst</strong>-Störungen erhielten zusätzlich zu psychiatrischer<br />
Standardtherapie zweimal wöchentlich psychoedukative<br />
Gruppensitzungen über einen Zeitraum von vier Wochen. Verglichen<br />
wurde diese Gruppe mit 13 <strong>Patienten</strong>, die psychiatrische Standardtherapie<br />
ohne Gruppenangebot bekommen hatten. Beide Gruppen wurden im Prä-<br />
Post-Design bezüglich des vorhandenen Krankheitswissens, der<br />
psychischen Gesundheit und der kognitiven Variablen Selbstwirksamkeit,<br />
Kohärenzgefühl und Lebenszufriedenheit verglichen. Zur formativen<br />
Evaluation wurden Gruppenleiter und –teilnehmer befragt.<br />
Die Auswertung er Ergebnisse zeigte <strong>bei</strong> den Teilnehmern der<br />
Psychoedukationsgruppe eine signifikante Zunahme des <strong>Angst</strong>wissens.<br />
Im Bereich der psychischen Gesundheit und der kognitiven Variablen<br />
fanden sich nach einer Berücksichtigung der Vortestunterschiede keine<br />
signifikanten Ergebnisse, die berechneten Effektstärken sprechen jedoch<br />
für eine klinische Relevanz. Eine Verbesserung der depressiven<br />
Symptomatik in der Interventionsgruppe zeigte sich in<br />
Behandlungseffekten (d-Koeffizient) zwischen .53 und .61. Im Bereich der<br />
<strong>Angst</strong>symptomatik fanden sich positive Effekte um .15, die phobische<br />
Symptomatik veränderte sich nicht. Die Kontrollgruppe zeigte eine<br />
Verschlechterung der psychischen Gesundheit in den Skalen Unsicherheit<br />
im Sozialkontakt, Aggressivität und Paranoides Denken mit Effektstärken<br />
von .24 bis .46. Im Bereich der kognitiven Variablen deuten Effektstärken
um .20 auf eine Tendenz zum Aufbau von Selbstwirksamkeit hin. Die<br />
formative Evaluation ergab eine hohe Zufriedenheit der <strong>Patienten</strong> mit dem<br />
Gruppenangebot.<br />
Das Hauptanliegen des Gruppenprogramms, nämlich die Steigerung des<br />
Krankheitswissens wurde erreicht. Trotz des kurzen Messzeitraumes hat<br />
sich die Bedeutung des psychoedukativen Gruppenangebots in der<br />
Behandlung stationärer Akutpatienten bestätigt. Die große Wirkung des<br />
Programms auf die depressive Symptomatik ist vermutlich auf den<br />
kognitiven Schwerpunkt zurückzuführen. Geringere Behandlungseffekte<br />
im Bereich der <strong>Angst</strong>symptomatik könnten durch stärkere Verknüpfung<br />
der Gruppeninhalte mit begleitender Einzeltherapie und<br />
diagnosenspezifischer Auswertung erreicht werden. Folgeuntersuchungen<br />
mit größeren Stichproben sollten einen längeren Messzeitraum und<br />
Katamnesen <strong>bei</strong>nhalten, um längerfristige Effekte und die Stabilität der<br />
Ergebnisse zu erfassen.
Inhaltsverzeichnis<br />
I. Theoretischer Teil<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1 Einleitung...................................................................................................11<br />
2 Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen.................................15<br />
2.1 Definition Psychoedukation...................................................................15<br />
2.2 Historische Entwicklung der Psychoedukation......................................17<br />
2.3 Ziele von Psychoedukation...................................................................21<br />
2.4 Psychoedukation versus Psychotherapie .............................................24<br />
2.5 Psychotherapeutische Wirkfaktoren von Psychoedukation...................27<br />
2.6 Psychoedukation in der <strong>stationären</strong> Behandlung..................................29<br />
2.7 Evaluation psychoedukativer Interventionen.........................................33<br />
2.8 Nachweise der Wirksamkeit von Psychoedukation...............................36<br />
2.9 Zusammenfassung ...............................................................................38<br />
3 Theoretische Grundlagen der Psychoedukation....................................39<br />
3.1 Das Health-Belief-Modell ......................................................................40<br />
3.2 Die Theorie der Selbstwirksamkeits- und Kompetenzerwartung...........42<br />
3.3 Das Modell der Salutogenese...............................................................44<br />
3.4 Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns..........47<br />
3.5 Zusammenfassung und Implikationen ..................................................50<br />
4 Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen....................................................52<br />
4.1 Diagnostische Klassifikation und klinische Erscheinungsformen<br />
von <strong>Angst</strong> ......................................................................................................52<br />
4.2 Epidemiologie, therapeutische Versorgung und volkswirtschaftliche<br />
Kosten von <strong>Angst</strong>störungen ..........................................................................56<br />
4.3 Komorbidität <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen..........................................................60<br />
4.4 Kognitive Verhaltenstherapie <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen ................................62
Inhaltsverzeichnis<br />
4.4.1 Psychoedukation............................................................................63<br />
4.4.2 Konfrontation..................................................................................63<br />
4.4.3 Kognitive Vorgehensweisen...........................................................63<br />
4.4.4 Gesundheitsverhalten ....................................................................63<br />
4.4.5 Kommunikations- und soziales Kompetenztraining........................64<br />
4.4.6 Rückfallprophylaxe.........................................................................64<br />
4.5 Kognitiv-verhaltenstherapeutische bzw. psychoedukative<br />
Behandlung von heterogenen <strong>Angst</strong>störungen in Gruppen...........................66<br />
4.5.1 Vorteile heterogener Gruppenkonzepte in der <strong>Angst</strong>therapie ........66<br />
4.5.2 Aktueller Forschungsstand heterogener Gruppenkonzepte in<br />
der <strong>Angst</strong>behandlung.................................................................................69<br />
4.6 Zusammenfassung ...............................................................................83<br />
5 Das stationäre Psychoedukationsprogramm “PAsta” – Eine<br />
theoretische Einführung ................................................................................84<br />
5.1 Die Gruppe als therapeutischer Faktor .................................................86<br />
5.1.1 Psychotherapeutische Wirkfaktoren der Gruppe............................86<br />
5.1.2 Vorbereitung der Psychoedukationsgruppe ...................................89<br />
5.1.3 Kriterien zur Gruppenteilnahme .....................................................90<br />
5.1.4 Durchführung und Aufbau der Gruppensitzungen..........................91<br />
5.1.5 Vorstellungsrunde ..........................................................................93<br />
5.1.6 Gruppenregeln für <strong>Patienten</strong>..........................................................94<br />
5.1.7 Gruppenregeln für Therapeuten.....................................................95<br />
5.2 Wissensvermittlung...............................................................................97<br />
5.2.1 Definition <strong>Angst</strong>..............................................................................98<br />
5.2.2 <strong>Angst</strong> als eine Emotion mit Funktion..............................................98<br />
5.2.3 Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung ..................................................100<br />
5.2.4 <strong>Angst</strong> als komplexes Reaktionsmuster ........................................104<br />
5.2.5 Der <strong>Angst</strong>kreislauf........................................................................111<br />
5.3 Körperbezogene Verfahren.................................................................113<br />
5.3.1 Exkurs: Das Autonome Nervensystem.........................................113<br />
5.3.2 Information über körperliche Prozesse.........................................114
Inhaltsverzeichnis<br />
5.3.3 Neurobiologische Befunde zur <strong>Angst</strong>verar<strong>bei</strong>tung .......................117<br />
5.3.4 Methoden zur Erregungskontrolle ................................................120<br />
5.3.5 Entspannungsverfahren ...............................................................121<br />
5.3.6 Aufbau körperlicher Fitness..........................................................121<br />
5.3.7 Reduktion von chronischer Belastung und Stress........................122<br />
5.3.8 Medikamentöse Behandlung........................................................122<br />
5.4 Kognitive Strategien............................................................................124<br />
5.4.1 Die fünf Phasen der kognitiven Umstrukturierung........................124<br />
5.4.2 Vermittlung eines kognitiven Modells zur <strong>Angst</strong>entstehung .........124<br />
5.4.3 Einführung in das ABC-Modell .....................................................124<br />
5.4.4 Kennzeichen angemessenen Denkens........................................125<br />
5.4.5 Schritte zur Veränderung des Denkens........................................125<br />
5.4.6 Typische dysfunktionale Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>...........................127<br />
5.5 Exposition ...........................................................................................132<br />
5.5.1 Vermeidungsverhalten verstehen lernen......................................133<br />
5.5.2 Vermeidungsverhalten überwinden..............................................134<br />
5.5.3 Die Expositionsregeln ..................................................................136<br />
5.6 “Einzeltherapie“ in der Gruppe............................................................137<br />
5.7 Wissenstransfer und Hausaufgaben...................................................138<br />
5.8 Rückfallprophylaxe .............................................................................139<br />
5.8.1 Wissenschaftliche Daten zur Rückfallwahrscheinlichkeit .............139<br />
5.8.2 Der Notfallkoffer ...........................................................................140<br />
5.9 Die Sitzungen des Gruppenprogramms..............................................143<br />
5.10 Zusammenfassung ...........................................................................145<br />
6 Zielsetzung und Fragestellung der Studie ............................................146<br />
6.1 Formative Fragestellungen .................................................................146<br />
6.2 Summative Fragestellungen: Wirksamkeitsanalysen..........................147<br />
6.2.1 Krankheitswissen .........................................................................147<br />
6.2.2 Psychische Gesundheit................................................................147<br />
6.2.3 Kognitive Variablen ......................................................................148
Inhaltsverzeichnis<br />
II. Empirischer Teil<br />
7 Methode ...................................................................................................149<br />
7.1 Rahmenbedingungen der Psychoedukations-Studie..........................149<br />
7.2 Die Erhebungsinstrumente .................................................................152<br />
7.2.1 Formative Evaluation ...................................................................153<br />
7.2.1.1 Stundenbeurteilung für Therapeuten 153<br />
7.2.1.2 Stundenbeurteilung für <strong>Patienten</strong> 153<br />
7.2.2 Summative Evaluation .................................................................154<br />
7.2.2.1 Der Wissensfragebogen 154<br />
7.2.2.2 Beck <strong>Angst</strong>-Inventar (BAI) 154<br />
7.2.2.3 Beck-Depressions-Inventar (BDI) 156<br />
7.2.2.4 Brief Symptom Inventory (BSI) 157<br />
7.2.2.5 Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung<br />
(FKK) 159<br />
7.2.2.6 Sense of Coherence Scale (SOC-9L) 162<br />
7.2.2.7 Satisfaction With Life Scale (SWLS) 163<br />
7.2.3 Angaben der Therapeuten ...........................................................164<br />
7.2.4 Studiendesign ..............................................................................164<br />
7.3 Die statistische Auswertung der Daten ...............................................165<br />
7.4 Beschreibung der Stichprobe..............................................................167<br />
7.4.1 Die Psychoedukationsgruppe.......................................................168<br />
7.4.2 Die Kontrollgruppe .......................................................................172<br />
8 Ergebnisse der formativen Evaluation ..................................................175<br />
8.1 Stundenbeurteilung der Therapeuten .................................................175<br />
8.1.1 Beurteilung der theoretischen Einführung ....................................175<br />
8.1.2 Beurteilung der praktischen Übungen ..........................................175<br />
8.1.3 Beurteilung der Ausgewogenheit von Informationsvermittlung<br />
und interaktiven Elementen .....................................................................175<br />
8.1.4 Beurteilung des Ar<strong>bei</strong>tsmaterials..................................................175<br />
8.1.5 Struktur der Sitzungen..................................................................175<br />
8.1.6 Verbesserungsvorschläge............................................................176
Inhaltsverzeichnis<br />
8.2 Stundenbeurteilung der <strong>Patienten</strong> ......................................................176<br />
8.2.1 Beurteilung des gesamten Gruppenprogramms...........................176<br />
8.2.2 Beurteilung der einzelnen Sitzungen............................................178<br />
9 Ergebnisse der summativen Evaluation ...............................................183<br />
9.1 Überprüfung der Daten auf Normalverteilung .....................................183<br />
9.2 Psychoedukations- und Kontrollgruppe im Vergleich..........................183<br />
9.2.1 Geschlechts-, Alters- und Bildungsunterschiede..........................183<br />
9.2.2 Die psychische Gesundheit zu Therapiebeginn ...........................183<br />
9.2.3 Unterschiede zwischen Psychoedukations- und Kontrollgruppe<br />
zum ersten Messzeitpunkt.......................................................................184<br />
9.2.4 Unterschiede zwischen Psychoedukations- und Kontrollgruppe<br />
zum zweiten Messzeitpunkt.....................................................................186<br />
9.3 Die Psychoedukationsgruppe .............................................................188<br />
9.3.1 Geschlechtsunterschiede in der Psychoedukationsgruppe..........188<br />
9.3.2 Das Wissen über <strong>Angst</strong> im Therapieverlauf .................................189<br />
9.3.3 Die psychische Gesundheit im Therapieverlauf ...........................189<br />
9.3.4 Die kognitiven Variablen im Therapieverlauf................................191<br />
9.3.5 Die Männer der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf.....192<br />
9.3.6 Die Frauen der Psychoedukationsgruppe im Verlauf...................193<br />
9.4 Die Kontrollgruppe..............................................................................195<br />
9.4.1 Geschlechtsunterschiede in der Kontrollgruppe...........................195<br />
9.4.2 Das Wissen über <strong>Angst</strong> im Therapieverlauf .................................195<br />
9.4.3 Die psychische Gesundheit im Therapieverlauf ...........................196<br />
9.4.4 Die kognitiven Variablen im Therapieverlauf................................197<br />
9.5 Vergleich von Psychoedukations- und Kontrollgruppe unter<br />
Berücksichtigung der Vortestunterschiede..................................................198<br />
10 Diskussion .............................................................................................204<br />
10.1 Formative Evaluationsaspekte..........................................................204<br />
10.1.1 Beurteilung der Gruppenleiter ....................................................204<br />
10.1.2 Beurteilung der Gruppenteilnehmer ...........................................205
Inhaltsverzeichnis<br />
10.2 Summative Evaluationsaspekte........................................................208<br />
10.2.1 Krankheitswissen .......................................................................208<br />
10.2.2 Psychische Gesundheit..............................................................209<br />
10.2.3 Kognitive Variablen ....................................................................214<br />
10.2.4 Männer und Frauen im Vergleich...............................................216<br />
10.3 Zusammenfassung und Ausblick......................................................217<br />
11 Zusammenfassung................................................................................220<br />
12 Literaturverzeichnis ..............................................................................224<br />
13 Anhang...................................................................................................241<br />
Anhang A: Die Sitzungen des Gruppenprogramms "PAsta"<br />
Anhang B: Die Folien des Gruppenprogramms "PAsta"<br />
Anhang C: Die Ar<strong>bei</strong>tsblätter der Gruppenprogramms "PAsta"<br />
Anhang D: Die Messinstrumente der Pilotstudie
Einleitung 11<br />
1 Einleitung<br />
„<strong>Angst</strong> ist `ne geile Droge.<br />
Darfst dich halt nicht von der <strong>Angst</strong> treiben lassen. Du musst sie als Motor<br />
verwenden, das kannste trainieren.<br />
Du musst dich in ne Situation reinversetzen, wo du richtig Schiß hast.<br />
Dann haste erst mal nur Panik, aber nach `ner Zeit setzen dann die<br />
Selbstschutzfunktionen vom Körper ein.<br />
Dann traust du dich immer mehr und irgendwann wächst du richtig über<br />
dich hinaus und dann, - traust du dich irgendwann alles!“<br />
(Aus: „Die fetten Jahre sind vor<strong>bei</strong>.“ UniversumFilm, 2005 )<br />
<strong>Angst</strong> gehört zum Leben dazu und kann abhängig von Person und<br />
Situation völlig unterschiedlich erlebt werden. Für den einen ist sie<br />
Herausforderung und Ansporn, für den anderen lähmendes Element, das<br />
sich in seiner Ausprägung bis zur klinischen Störung hin auswachsen<br />
kann. Psychiatrische <strong>Patienten</strong> wissen, was <strong>Angst</strong> ist. <strong>Angst</strong>störungen<br />
gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und treten gerade<br />
im klinischen Bereich nicht selten als komorbide Erkrankung auf.<br />
Psychiatrische <strong>Patienten</strong> haben ein enorm hohes Bedürfnis, Informationen<br />
und praktische Hilfen zur Bewältigung ihrer Erkrankung an die Hand zu<br />
bekommen. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben psychoedukative<br />
Interventionen im Sinne einer Basistherapie mit dem Ziel der<br />
Verbesserung der Selbstmanagementkompetenzen in den letzten 20<br />
Jahren in der Behandlung psychischer Erkrankungen erheblich an<br />
Bedeutung gewonnen (Behrendt & Schaub, 2005). Im <strong>stationären</strong> Setting<br />
besitzen sie als Kurzzeitintervention Versorgungsrelevanz. Allerdings<br />
mangelt es an psychoedukativen Gruppenkonzepten zur Behandlung von<br />
<strong>Angst</strong>störungen, die speziell auf die Klientel einer Akutklinik zugeschnitten<br />
sind.
Einleitung 12<br />
Das vorliegende psychoedukative Gruppenprogramm zur Behandlung von<br />
<strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> „<strong>PAsta“</strong> entstand aus Spaß an der<br />
Gruppenar<strong>bei</strong>t im Rahmen meines psychiatrischen Anerkennungsjahres in<br />
der Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin im Zeitraum 2004<br />
und 2005 in der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik der<br />
Universität Erlangen. Zusammen mit meinen engagierten Kollegen Dr.<br />
Dominikus Bönsch, der die Idee hatte, eine „Gruppenvisite“ einzuführen<br />
und Dr. Helge Frieling, der die Idee zur Veröffentlichung hatte und<br />
vorantrieb, sowie unserem Oberarzt Prof. Dr. Stefan Bleich, der uns<br />
motivierend zur Seite stand und jederzeit freie Hand ließ, konzipierten wir<br />
eine „Allgemeine Psychoedukationsgruppe“. Diese sollte ein ergänzendes<br />
Angebot zur bereits installierten Depressionsgruppe sein und den<br />
<strong>Patienten</strong> Informationen über ihre Erkrankung und aktive<br />
Bewältigungsstrategien vermitteln. So entstanden im Lauf des Jahres<br />
2004 verschiedene Module wie Psychoedukation zu Sucht, Schlaf,<br />
Umgang mit Gefühlen, soziale Kompetenz und<br />
Benzodiazepinabhängigkeit. Die Einheiten zum Thema „Umgang mit<br />
<strong>Angst</strong>“ bildeten das größte Modul und entwickelten sich schließlich zu dem<br />
eigenständigen Gruppenprogramm <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong><br />
<strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> – <strong>PAsta“</strong>. Es ist vom Zeitrahmen und Inhalt speziell<br />
auf die Bedürfnisse schwerstbeeinträchtiger psychiatrischer Akutpatienten<br />
abgestimmt und berücksichtigt die Gegebenheiten einer Akutklinik. Um<br />
adäquate Gruppengrößen zu erhalten, werden <strong>Patienten</strong> mit heterogenen<br />
<strong>Angst</strong>störungen und <strong>Patienten</strong>, die im Rahmen einer psychischen<br />
Erkrankung unter <strong>Angst</strong> leiden, zusammengefasst. Das<br />
Gruppenprogramm setzt sich aus acht 50-minütigen Sitzungen<br />
zusammen, die Information zum Umgang mit Ängsten und Strategien zur<br />
aktiven Bewältigung auf der körperlichen, kognitiven und behavioralen<br />
Ebene vermitteln sollen.<br />
Im Folgenden wird die Entwicklung und Evaluation des psychoedukativen<br />
Gruppenprogramms vorgestellt. Im theoretischen Teil wird eine Einführung<br />
in das weite Feld psychoedukativer Interventionen <strong>bei</strong> psychischen<br />
Erkrankungen gegeben und die theoretischen Grundlagen von
Einleitung 13<br />
Psychoedukation beleuchtet. Anschließend soll der thematische<br />
Schwerpunkt auf Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen gelegt und die<br />
theoretische Einführung und die Gruppensitzungen von „<strong>PAsta“</strong> vorgestellt<br />
werden.<br />
Im Rahmen der summativen und formativen Evaluation soll die Frage<br />
überprüft werden, inwiefern das Gruppenprogramm im Sinne einer<br />
psychoedukativen Intervention wirksam ist. Dazu werden in einer<br />
Pilotstudie <strong>Patienten</strong> der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen<br />
Klinik der Universität Erlangen, die am Gruppenprogramm teilgenommen<br />
hatten mit <strong>Patienten</strong>, die lediglich psychiatrische Standardbehandlung<br />
erhalten hatten, verglichen und die Ergebnisse diskutiert.
Einleitung 14<br />
DANKSAGUNG<br />
An erster Stelle geht ein großer Dank an meine zwei Doktorväter für die<br />
angenehme Betreuung der Ar<strong>bei</strong>t. Für die Anregung zum Thema der<br />
vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t und die große Unterstützung und Motivation möchte<br />
ich Herrn Professor Stefan Bleich danken. Herrn Professor Mark Stemmler<br />
möchte ich für seine Geduld <strong>bei</strong> der guten methodischen und statistischen<br />
Betreuung der Ar<strong>bei</strong>t danken.<br />
Dipl.-Psych. Barbara Gruss und Dr. Helge Frieling gilt mein Dank für alle<br />
Unterstützung, Anregung und äußerst angenehme Zusammenar<strong>bei</strong>t in<br />
unserer „Ar<strong>bei</strong>tsgruppe Psychoedukation“. Den Diplom-Psychologinnen<br />
Frauke Schmidt und Janine Buchwald danke ich für die engagierte und<br />
kompetente Leitung der <strong>Patienten</strong>gruppen und ihre Geduld und<br />
Hartnäckigkeit <strong>bei</strong>m Einsammeln der Fragebögen. Schließlich möchte ich<br />
mich <strong>bei</strong>m Team der Station P21 und allen an der Studie beteiligten<br />
<strong>Patienten</strong> für ihre Kooperation bedanken.<br />
Und zu guter Letzt ein großes Danke an meinen Mann Albert für seine<br />
große Unterstützung und meinen drei Kindern Johann, Margareta und<br />
Leonard für ihre Geduld mit ihrer Mutter.
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 15<br />
2 Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen<br />
2.1 Definition Psychoedukation<br />
Psychoedukation leitet sich vom lateinischen „educere“ ab und will<br />
sprichwörtlich den <strong>Patienten</strong> aus der Unwissenheit und aus der<br />
Hilflosigkeit im Umgang mit der eigenen Erkrankung „herausführen“<br />
(Bäuml & Kraemer, 2002). Psychoedukation will die Selbstheilungskräfte<br />
des <strong>Patienten</strong> wecken und ihn in die Lage versetzen, aktiv an seiner<br />
Gesundung mit zu wirken. In diesem Kontext ist es Aufgabe der<br />
Psychoedukation, dem medizinischen Laien Fachwissen zu übersetzen<br />
und es für ihn hilfreich aufzubereiten, so dass er zum Experten seiner<br />
Erkrankung werden kann.<br />
Nach fast 20-jähriger Diskussion um den Begriff Psychoedukation, die<br />
ausführlich <strong>bei</strong> Behrendt und Schaub (2005) nachzulesen ist, existiert<br />
mittlerweile eine allseits akzeptierte Definition, die von der „Ar<strong>bei</strong>tsgruppe<br />
Psychoedukation“ a in ihrem Konsensuspapier formuliert wurde:<br />
“Unter dem Begriff der Psychoedukation werden systematische<br />
didaktisch-psychotherapeutische Interventionen zusammengefasst,<br />
die dazu geeignet sind, <strong>Patienten</strong> und ihre Angehörigen über die<br />
Krankheit und ihre Behandlung zu informieren, das<br />
Krankheitsverständnis und den selbstverantwortlichen Umgang mit<br />
a Die „Ar<strong>bei</strong>tsgruppe Psychoedukation <strong>bei</strong> schizophrenen Erkrankungen“<br />
gründete sich 1996 im deutschsprachigen Raum und ist ein<br />
Zusammenschluss von Praktikern und Wissenschaftlern aus 13<br />
verschiedenen Zentren, der zum Ziel hat, allgemeingültige Grundsätze der<br />
Psychoedukation und Behandlungsempfehlungen <strong>bei</strong> der Behandlung<br />
schizophrener Erkrankungen festzulegen. Zu dieser Gruppe gehören J.<br />
Bäuml, B. Behrendt, M. Bender, W.P. Hornung, S. Klingberg, R. Lägel, H.-<br />
J. Luderer, G. Pitschel-Walz, M. Puffe, A. Schaub, H. Schönell, B. Siebum,<br />
K. Stengler-Wenzke, M. Stark, G. Wiedemann und G. Wienberg.
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 16<br />
der Krankheit zu fördern und sie <strong>bei</strong> der Krankheitsbewältigung zu<br />
unterstützen. Die Wurzeln der Psychoedukation liegen in der<br />
Verhaltenstherapie, wo<strong>bei</strong> aktuelle Konzepte auch<br />
gesprächspsychotherapeutische Elemente in unterschiedlicher<br />
Gewichtung enthalten. Im Rahmen einer Psychotherapie<br />
bezeichnet Psychoedukation denjenigen Bestandteil der<br />
Behandlung, <strong>bei</strong> dem die aktive Inormationsvermittlung, der<br />
Austausch von Informationen unter den Betroffenen und die<br />
Behandlung allgemeiner Krankheitsaspekte im Vordergrund<br />
stehen.“ (Bäuml & Pitschel-Walz, 2003, S. 3)<br />
Psychoedukation richtet sich als Einzel- oder Gruppenintervention an<br />
<strong>Patienten</strong> oder deren Angehörige, an einzelne oder mehrere Familien<br />
gemeinsam, an Erst- oder Mehrfacherkrankte im <strong>stationären</strong> oder<br />
ambulanten Bereich (Pitschel-Walz, 2002). Unterschieden wird zwischen<br />
monofokalen und bifokalen Ansätzen. Erstere richten sich entweder nur an<br />
Betroffene oder an Angehörige. Im bifokalen Ansatz hingegen finden für<br />
Betroffene und Angehörige parallel Gruppen statt (Behrendt, Pitschel-<br />
Walz & Bäuml, 2005). Bei multiple-family-groups erhalten mehrere<br />
<strong>Patienten</strong> und deren Angehörige gleichzeitig gruppentherapeutische<br />
Sitzungen. Bei psychoedukativen Familientherapie-Sitzungen dagegen<br />
werden kognitiv-verhaltenstherapeutische Elemente, Informations-<br />
vermittlung, Kommunikationstraining, Problemlösetraining und Social-<br />
Skills-Training für einen <strong>Patienten</strong> und dessen Angehörige kombiniert.
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 17<br />
2.2 Historische Entwicklung der Psychoedukation<br />
Psychoedukation im Sinne einer gezielten Aufklärung der <strong>Patienten</strong> über<br />
ihre psychische Erkrankung fand zuerst im Bereich der schizophrenen<br />
Erkrankungen in den siebziger und achtziger Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts, zunächst in Nordamerika, statt. Anfang der achtziger Jahre<br />
tauchte erstmalig der Begriff „psychoeducation“ in den USA auf. Anderson<br />
und seine Mitar<strong>bei</strong>ter (1980) wählten den Begriff für eine<br />
Familienintervention <strong>bei</strong> schizophren Erkrankten. Ziel der Maßnahme war<br />
eine umfassende Aufklärung der Betroffenen über ihre Erkrankung, die<br />
Förderung von Compliance, eine Reduktion der Rückfallrate und dadurch<br />
eine Verbesserung des Krankheitsverlaufes (vgl. auch Behrendt &<br />
Krischke, 2005).<br />
Im deutschsprachigen Raum gab es zu dieser Zeit nur in einzelnen<br />
Einrichtungen sogenannte „informationszentrierte“ Gruppen.<br />
Psychoedukative Angebote in Form von professionell angeleiteten<br />
<strong>Patienten</strong>- und Angehörigengruppen zur Wissensvermittlung im Rahmen<br />
eines übergeordneten psychotherapeutischen Behandlungskonzeptes<br />
entstanden erst Ende der achtziger und in den neunziger Jahren.<br />
Anfänglich wurden die amerikanischen Konzepte in der deutschen<br />
Übersetzung angewendet. Bald entstanden jedoch eigene modifizierte<br />
Programme, vor allem zur Behandlung schizophrener Erkrankungen (eine<br />
aktuelle Übersicht für den deutschsprachigen Raum findet sich <strong>bei</strong><br />
Behrendt, Pitschel-Walz und Bäuml, 2005). 1996 gründete sich die<br />
Ar<strong>bei</strong>tsgruppe <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>bei</strong> schizophrenen Erkrankungen“ unter<br />
der Leitung von Josef Bäuml mit dem Ziel, der „psychoedukativen Vielfalt<br />
einen gewissen Rahmen zu geben, um sie diskussionsfähig und<br />
diskussionswürdig zu machen und um die gemeinsamen verbindenden<br />
Elemente herauszuar<strong>bei</strong>ten“ (Bäuml & Pitschel-Walz, 2003, S. 44).<br />
„Verbindende Philosophie“ dieser Gruppe war „das Selbsthilfepotential<br />
von <strong>Patienten</strong> und Angehörigen zu wecken, den „Empowerment-
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 18<br />
Gedanken“ b zu fördern und die Kooperation zwischen <strong>Patienten</strong>,<br />
Angehörigen und professionellen Helfern zu intensivieren.“ (Bäuml &<br />
Pitschel-Walz, 2003, S. IX). Zusätzlich wurde ein Konsensuspapier<br />
entwickelt, welches als Standard für die Entwicklung weiterer<br />
psychoedukativer Konzepte im psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />
Bereich dienen sollte.<br />
Weltweit sind in den letzten 25 Jahren mittlerweile zu den verschiedensten<br />
Störungsbildern psychoedukative Programme entstanden, die im<br />
psychiatrisch-psychotherapeutischen Setting als <strong>„Psychoedukation</strong>“ und<br />
im psychosomatischen Bereich als „<strong>Patienten</strong>schulung“ oder<br />
„<strong>Patienten</strong>beratung“ bezeichnet werden. Im Jahr 2005 veröffentlichten<br />
Behrendt und Schaub das „Handbuch Psychoedukation &<br />
Selbstmanagement“, das einen Überblick über das weite Spektrum<br />
psychoedukativer Interventionen in Deutschland gibt. Es reicht von<br />
Psychoedukation für <strong>Patienten</strong> mit Schizophrenie, Depression oder einer<br />
Suchterkrankung bis hin zu <strong>Patienten</strong>schulungen <strong>bei</strong> Asthma, Diabetes<br />
oder Tinnitus.<br />
b Der Begriff Empowerment („Selbstbefähigung"; „Stärkung von Autonomie<br />
und Eigenmacht") entstammt der amerikanischen Gemeindepsychologie<br />
und wird mit dem Sozialwissenschaftler J. Rappaport (1985) in<br />
Verbindung gebracht. Im Gegensatz zur defizitären Sichtweise von<br />
<strong>Patienten</strong> werden deren vorhandene Potenziale und Ressourcen<br />
betont. Unter Empowerment fallen alle Strategien und Maßnahmen, die<br />
geeignet sind, das Maß an Selbstbestimmung und Autonomie im Leben<br />
der <strong>Patienten</strong> zu erhöhen und sie in die Lage zu versetzen, ihre<br />
Belange (wieder) eigenmächtig, selbstverantwortlich und<br />
selbstbestimmt zu vertreten und zu gestalten.
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 19<br />
In der Psychiatrie finden psychoedukative Interventionen mittlerweile <strong>bei</strong><br />
zahlreichen Indikationsbereichen ihre Anwendung. Dazu zählen unter<br />
anderem:<br />
• schizophrene Erkrankungen,<br />
• affektive Erkrankungen,<br />
• <strong>Angst</strong>- und Belastungsstörungen,<br />
• Zwangserkrankungen,<br />
• Essstörungen,<br />
• Suchterkrankungen,<br />
• Persönlichkeitsstörungen sowie<br />
• dementielle Erkrankungen (Rabbata, 2004).<br />
Jüngste Entwicklungen im Bereich der Psychoedukation legen ihren<br />
Schwerpunkt auf die Angehörigenar<strong>bei</strong>t und die Sekundärprävention. Die<br />
Rehospitalisierungsrate von an Schizophrenie erkrankten <strong>Patienten</strong> kann<br />
durch das Einbeziehen der Angehörigen entscheidend gesenkt werden<br />
(Pekkala & Merinder, 2002). Das Angebot an professionell geleiteten<br />
Angehörigengruppen ist jedoch gerade in Deutschland unzureichend. Aus<br />
diesem Grund entwickelten Rummel, Pitschel-Walz und Kissling (2005)<br />
ein Curriculum, das Angehörige psychisch Erkrankter zu<br />
Psychoedukationsgruppenleitern ausbilden soll. Das Projekt „Angehörige<br />
informieren Angehörige“ hat zum Ziel, geeignete Angehörige als Leiter von<br />
Psychoedukationsgruppen für Angehörige zu qualifizieren. Es wurde in<br />
Bayern erprobt und evaluiert und soll im gesamten deutschsprachigen<br />
Raum angeboten werden.<br />
Ein anderes, relativ neues Kapitel der Psychoedukation stellen sekundär-<br />
präventive Strategien <strong>bei</strong> psychotischen Erkrankungen dar (Wiedemann et<br />
al., 2003). Zur Früherkennung und Frühbehandlung erster psychotischer<br />
Episoden und bereits <strong>bei</strong> erhöhtem Risiko für schizophrene Erkrankungen<br />
wurden an einigen Zentren weltweit Trainingsmanuale vorgestellt. In<br />
Deutschland finden Menschen mit einer beginnenden Psychose am „Früh-
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 20<br />
Erkennungs- und Therapie-Zentrum für psychotische Krisen“ (FETZ;<br />
www.fetz.org) in Köln und Berlin Beratung und Behandlung.<br />
Therapiekonzept ist ein symptomorientiertes kognitiv-<br />
verhaltenstherapeutisches Behandlungsprogramm mit psychoedukativen<br />
Komponenten.<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die meisten<br />
psychoedukativen Konzepte im psychiatrischen Bereich bisher zur<br />
Behandlung der Schizophrenie und der schizoaffektiven Störungen<br />
erar<strong>bei</strong>tet worden sind. Bäuml und Pitschel-Walz (2003) betonen jedoch,<br />
dass die Entwicklung und Umsetzung psychoedukativer Verfahren <strong>bei</strong><br />
anderen psychischen Störungen wünschenswert wäre. Betrachtet man<br />
das „Handbuch Psychoedukation & Selbstmanagement“ fällt auf, dass<br />
kein Psychoedukationsprogramm zur Behandlung von <strong>Angst</strong>störungen<br />
aufgeführt ist. Unter der Rubrik Psychoedukation wurde bisher nur ein<br />
Gruppenkonzept, das sich an eine spezifische Gruppe von <strong>Angst</strong>patienten<br />
richtet, veröffentlicht. Alsleben, Weiss und Rufer (2004) publizierten das<br />
Programm <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong>- und Panikstörungen“ für ambulante<br />
<strong>Patienten</strong> mit Panikstörung oder Phobien, das sich als<br />
„Minimalintervention für akut dekompensierte oder noch nicht<br />
verhaltenstherapeutisch vorbehandelte <strong>Patienten</strong>“ versteht. Mit einem<br />
Umfang von vier bzw. fünf Sitzungen á 150 Minuten verlangt es allerdings<br />
von „akut dekompensierten“ <strong>Patienten</strong> wie sie in der Klinik anzutreffen<br />
sind, ein enormes Durchhaltevermögen und eignet sich nicht für den<br />
<strong>stationären</strong> Bereich.
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 21<br />
2.3 Ziele von Psychoedukation<br />
Psychoedukation möchte generell das Verhalten der <strong>Patienten</strong> und das<br />
ihrer Angehörigen in einem gesundheitsfördernden Sinn beeinflussen<br />
(Buttner, 1996). Stern (1993) formulierte als allgemeines Ziel von<br />
Psychoedukation eine umfassende Aufklärung über die Erkrankung, die<br />
Förderung von Compliance, Reduktion von <strong>Angst</strong>, eine Veränderung der<br />
Lebensweise und eine Verbesserung der Bewältigungsstrategien. Durch<br />
Förderung der Selbstmanagementfähigkeiten des <strong>Patienten</strong> soll die “Hilfe<br />
zur Selbsthilfe” angeregt werden (Behrendt und Krischke, 2005). Letztlich<br />
möchte man einen gut informierten <strong>Patienten</strong>, der weiß, wie er durch<br />
eigenes Zutun auf seine Erkrankung aktiv einwirken kann,<br />
Frühwarnsymptome oder Beschwerden rechtzeitig erkennt, adäquat<br />
einordnet und rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreift, so dass er nicht<br />
mehr oder wesentlich seltener stationär behandelt werden muss.<br />
Die „Ar<strong>bei</strong>tsgruppe Psychoedukation für schizophrene Erkrankungen“<br />
formulierte spezifische Ziele für alle Personengruppen, die an<br />
Psychoedukation beteiligt sind. <strong>Patienten</strong>, deren Angehörige und das<br />
professionelle Personal sollen von Psychoedukation profitieren. Zusätzlich<br />
soll durch die Aufklärung der verschiedenen Personenkreise die<br />
Gesellschaft im Allgemeinen beeinflusst werden. Ziel ist durch Vermittlung<br />
von realistischem und fundiertem Wissen in der Öffentlichkeit immer noch<br />
vorhandene Stereotype über psychische Erkrankungen abzubauen<br />
(Bäuml & Pitschel-Walz, 2003; Wiedemann et al., 2003). Die im<br />
Folgenden dargestellten Ziele für die verschiedenen Berufsgruppen<br />
wurden von Bäuml und Pitschelo-Walz (2003) für psychoedukative<br />
Programme <strong>bei</strong> Schizophrenie erar<strong>bei</strong>tet, gelten jedoch abgesehen von<br />
diagnosenspezifischen Aspekten generell für Psychoedukation.<br />
Das übergeordnete Ziel von Psychoedukation für <strong>Patienten</strong> ist die<br />
Förderung des informierten selbstverantwortlichen Umgangs mit der<br />
Erkrankung, um eine Verbesserung des Krankheitsverlaufs zu erreichen.<br />
Folgende Teilziele für <strong>Patienten</strong> werden im Einzelnen angestrebt (Bäuml<br />
& Pitschel-Walz, 2003, S.3):
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 22<br />
• „Verbesserung des Informationsstandes <strong>bei</strong>m <strong>Patienten</strong><br />
bezüglich der Diagnose (...) sowie des Verlaufs, der Ursachen<br />
und der Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung<br />
• Aufbau eines funktionalen Krankheitskonzeptes<br />
• Emotionale Entlastung der <strong>Patienten</strong><br />
• Förderung der langfristigen Behandlungsbereitschaft <strong>bei</strong> den<br />
<strong>Patienten</strong><br />
• Verbesserung der Fähigkeiten zur Bewältigung von Krisen<br />
• Gewinnen von Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung<br />
• Erhöhung der Selbstwirksamkeit“<br />
Für die Ar<strong>bei</strong>t mit Angehörigen oder anderen Bezugspersonen steht<br />
als übergeordnetes Ziel die Förderung der Kompetenz im Umgang mit<br />
den Betroffenen im Vordergrund, um auch hier den Krankheitsverlauf<br />
positiv zu beeinflussen. Als Teilziele für die Angehörigen oder<br />
Bezugspersonen nennen Bäuml und Pitschel-Walz (2003, S. 4)<br />
folgende Punkte:<br />
• „Verbesserung des Informationsstandes bezüglich der Diagnose<br />
sowie des Verlaufs, der Ursachen und der<br />
Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung<br />
• Aufbau eines funktionalen Krankheitskonzeptes<br />
• Emotionale Entlastung der Angehörigen<br />
• Förderung der langfristigen Kooperationsbereitschaft mit allen<br />
an der Behandlung Beteiligten<br />
• Unterstützung der Angehörigen <strong>bei</strong> der Förderung der<br />
Behandlungsbereitschaft <strong>bei</strong> den <strong>Patienten</strong><br />
• Verbesserung der Fähigkeiten zur Bewältigung von Krisen und<br />
zur Unterstützung <strong>bei</strong> Krisen<br />
• Verbesserung des innerfamiliären Umgangs im Hinblick auf die<br />
Erkrankung“
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 23<br />
Für sich selbst streben die Professionellen die Verbesserung der<br />
Behandlungsergebnisse an. Nicht nur der kurzfristige, sondern vor<br />
allem auch der langfristige Krankheitsverlauf der <strong>Patienten</strong> soll durch<br />
Förderung der Selbstkompetenz der <strong>Patienten</strong> und Angehörigen<br />
verbessert werden. Für die Professionellen ergeben sich folgende<br />
Teilziele (a.a.O., S. 4):<br />
• „Bessere Wahrnehmung der subjektiven Nöte und Bedürfnisse<br />
von <strong>Patienten</strong> und Angehörigen<br />
• Sensibilisierung für die therapieunabhängigen Ressourcen von<br />
<strong>Patienten</strong> und Angehörigen<br />
• Aufbau eines partnerschaftlichen Behandlungsbündnisses<br />
• Ökonomisierung der Informationsvermittlung<br />
• Systematische Nutzung des protektiven Potentials der<br />
Angehörigen<br />
• Kennenlernen der trialogischen Perspektive<br />
• Perspektivenerweiterung hinsichtlich verschiedener Erlebens-<br />
und Bewältigungsmöglichkeiten von schizophrenen Psychosen“
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 24<br />
2.4 Psychoedukation versus Psychotherapie<br />
Ursprünglich bezog sich der Begriff „patient education“ auf<br />
<strong>Patienten</strong>schulungen, die von Experten in Form von Vorlesungen,<br />
Frontalunterricht oder themenzentrierten Diskussionsrunden abgehalten<br />
wurden. Nachdem sich durch diese Art der Wissensvermittlung nur<br />
begrenzte Behandlungseffekte zeigten, wurden zunehmend<br />
psychotherapeutische Komponenten, in der Regel<br />
verhaltenstherapeutische Techniken, in die Behandlungsprogramme<br />
integriert (Behrendt & Krischke, 2005). Der Begriff „psychoedukative<br />
Therapie“ („psychoeducation“) entstand. Nach Daley und Mitar<strong>bei</strong>tern<br />
(1992) kann erst dann von Psychoedukation gesprochen werden, wenn<br />
zur reinen Wissensvermittlung (Edukation) die Vermittlung von<br />
individuellen Bewältigungsstrategien und die Förderung von<br />
Selbsthilfekompetenzen dazu kommen. Da<strong>bei</strong> stellt sich natürlich die<br />
Frage, inwieweit Psychoedukation von Psychotherapie unterschieden<br />
werden kann.<br />
Psychotherapie ist in Anlehnung an Strotzkas Definition (1978, S. 4):<br />
• „ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess,<br />
• welcher der Beeinflussung von Verhaltensstörungen und<br />
Leidenszuständen dient, die in einem Konsens für<br />
behandlungsbedürftig gehalten werden,<br />
• der mit psychologischen Mitteln durch verbale, aber auch<br />
nonverbale Kommunikation geschieht,<br />
• der sich auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam<br />
erar<strong>bei</strong>tetes Ziel richtet,<br />
• der lehrbare Techniken verwendet,<br />
• der auf der Basis einer Theorie normalen und pathologischen<br />
Verhaltens konzipiert ist,<br />
• und auf der Grundlage einer tragfähigen emotionalen Bindung<br />
stattfindet.“
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 25<br />
Psychoedukation ist inhaltlich sehr breit angelegt und kann reine<br />
Informationsvermittlung, aber auch eine komplexe<br />
verhaltenstherapeutische Intervention sein. Psychoedukation und<br />
Psychotherapie befinden sich in einem Spannungsfeld (Klingberg, 2003).<br />
Um die Frage der Abgrenzung klären zu können, müssen zuerst zwei<br />
mögliche Zugangsweisen zu Psychoedukation vorgestellt werden. Die<br />
kategoriale Sichtweise impliziert, dass Psychoedukation und<br />
Psychotherapie etwas Unterschiedliches sind. Hier stellt sich die Frage,<br />
worin der Unterschied zwischen Beiden besteht. Vom dimensionalen<br />
Standpunkt aus geht es nicht um das Entweder-Oder, sondern um die<br />
Frage in welchem Ausmaß eines der <strong>bei</strong>den Elemente realisiert wird.<br />
Psychoedukative Inhalte sind unter dieser Zugangsweise Teil jeder<br />
therapeutischen Zusammenar<strong>bei</strong>t und können zu jedem Zeitpunkt in<br />
unterschiedlichem Ausmaß sinnvoll sein.<br />
Welchen Stellenwert Psychoedukation im Rahmen der<br />
Gesamtbehandlung einnimmt und inwieweit sie sogar eine eigenständige<br />
Therapieform darstellt, wird in der Literatur unterschiedlich beantwortet.<br />
Klimitz (1997) kritisiert Psychoedukation als eine reine<br />
Belehrungsveranstaltung, die, unterstützt von der Pharmaindustrie, den<br />
<strong>Patienten</strong> die Medikamenteneinnahme schmackhaft machen soll. Elmer<br />
(1996) kommt in seinem Artikel <strong>„Psychoedukation</strong> vs. Psychotherapie“<br />
nach Analyse des psychotherapeutischen Wirkfaktorenspektrums von<br />
Grawe (1994) zu dem Schluss, dass Psychoedukation als eine Unterform<br />
von Psychotherapie angesehen werden kann. Fiedler (1996) ordnet die<br />
manualisierten Psychoedukationsprogramme der störungsspezifischen<br />
Verhaltens-therapie zu. Um das Verhältnis zwischen Psychoedukation und<br />
Psychotherapie zu verstehen, sei nur die dimensionale Sichtweise hilfreich<br />
stellt Klingberg (2003) fest:<br />
<strong>„Psychoedukation</strong> und Psychotherapie sind nicht scharf<br />
voneinander abgrenzbar, sondern haben fließende Übergänge, die<br />
vor allem durch den zeitlichen Umfang der Intervention bestimmt<br />
werden. (...) Das Zueinander von Psychotherapie und
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 26<br />
Psychoedukation kann am besten als Kreislaufmodell verstanden<br />
werden. Für jeden Problembereich sollten relativ früh, möglichst am<br />
Beginn der Bear<strong>bei</strong>tung, das Störungswissen und das<br />
Störungsverständnis vertieft werden. Dies ist ein wesentliches<br />
Element gelingender Kooperation von Patient und Therapeut.<br />
Insofern ist das Ausmaß psychoedukativer Inhalte eine Dimension<br />
der Beschreibung des psychotherapeutischen Geschehens“<br />
(S. 171f.).<br />
Die Autoren der „Ar<strong>bei</strong>tsgruppe Psychoedukation“ betonen schließlich,<br />
dass Psychoedukation „den Rang einer spezifischen<br />
psychotherapeutischen Interventionsform <strong>bei</strong> schizophrenen <strong>Patienten</strong> im<br />
Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes“ hat, da<br />
<strong>„Psychoedukation</strong> das adäquate Grundmuster psychiatrisch-<br />
psychotherapeutischen Behandelns <strong>bei</strong> schizophren Erkrankten sowohl in<br />
der Akutphase als auch während der langjährigen Rezidivprophylaxe<br />
darstellt“ (Bäuml & Pitschel-Walz, 2003, S. 12).<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Psychoedukation vom<br />
dimensionalen Blickwinkel her gesehen werden sollte. Psychoedukation<br />
und Psychotherapie sind untrennbar miteinander verbunden und gehen<br />
direkt ineinander über. Sie sind eher als zeitlich aufeinander folgende<br />
Bausteine, denn als alternative Behandlungsprinzipien zu verstehen<br />
(Bäuml & Kraemer, 2002). Je mehr Zeit für Psychoedukation zur<br />
Verfügung steht, desto mehr verlagert sich der Schwerpunkt von einer<br />
eher edukativen Maßnahme hin zu einer psychotherapeutischen (Pitschel-<br />
Walz & Engel, 1997; Pitschel-Walz, 2002).
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 27<br />
2.5 Psychotherapeutische Wirkfaktoren von Psychoedukation<br />
Psychoedukation mit dem Ziel der Verbesserung der Selbstmanagement-<br />
Kompetenzen zählt unter der dimensionalen Betrachtungsweise (wie oben<br />
dargestellt) zu den niedrigschwelligen psychotherapeutischen Verfahren.<br />
Elmer (1996) hat vor diesem Hintergrund das psychoedukative Vorgehen<br />
ausführlich analysiert und sich da<strong>bei</strong> auf die psychotherapeutischen<br />
Wirkfaktoren von Grawe et al. (1994) bezogen. Nach Grawes<br />
metaanalytischer Studie wird Psychotherapie vor allem über drei<br />
Dimensionen wirksam: Kompetenz, Klärung und Interaktion. Neben den<br />
grundlegenden Dimensionen fügt er noch zwei weitere Faktoren, nämlich<br />
die Transparenz und die Strukturiertheit dazu, die für Psychoedukation<br />
ebenfalls von Bedeutung sind.<br />
• Problembewältigungsperspektive (Kompetenz)<br />
Das am besten wissenschaftlich abgesicherte Wirkprinzip „aktive Hilfe zur<br />
Problembewältigung“ subsumiert alle Maßnahmen in einer<br />
Psychotherapie, die den <strong>Patienten</strong> unterstützen, aktiv mit seinen<br />
Problemen besser fertig zu werden. Dazu zählen therapeutische<br />
Vorgehensweisen wie die Reizkonfrontation oder die Anwendung von<br />
Entspannungsverfahren <strong>bei</strong> Ängsten, das Selbstsicherheitstraining <strong>bei</strong><br />
sozialer Phobie oder Kommunikations- und Problemlösetrainings. Je nach<br />
Problembereich unterscheiden sich die vermittelten Maßnahmen. Zentrale<br />
Annahme dieses Wirkprinzips ist, dass Probleme des <strong>Patienten</strong> als ein<br />
„Nicht-anders-können“ gesehen werden und diese durch<br />
Kompetenzerwerb behoben werden sollen.<br />
Verhaltenstherapeutische Ansätze zu denen psychoedukative Verfahren<br />
zählen, stellen traditionell Kompetenzerwerb ins Zentrum ihrer<br />
Bemühungen. Die Dimension der Kompetenz wird in der Psychoedukation<br />
in hohem Maß realisiert. In den meisten psychoedukativen Programmen<br />
werden - unabhängig von der Diagnose - Strategien zur Bewältigung von<br />
Krisensituationen, das Erkennen von Frühwarnsymptomen oder der<br />
Umgang mit Risikofaktoren eingeübt.
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 28<br />
• Klärungsperspektive<br />
Das Wirkprinzip „therapeutische Klärung“ betrachtet den <strong>Patienten</strong> und<br />
sein Problem unter dem motivationalen Aspekt (Warum empfindet und<br />
verhält sich der Patient so und nicht anders?). Hier geht es um die<br />
Explikation impliziter Bewertungen, um das „sich selber klarer werden“<br />
und „sich besser annehmen können“. Der Therapeut unterstützt den<br />
<strong>Patienten</strong>, mehr Klarheit über die Bedeutung seines Erlebens und<br />
Verhaltens im Hinblick auf seine Ziele und Werte zu bekommen. Hierunter<br />
fallen alle therapeutischen Strategien, die dazu dienen, dem <strong>Patienten</strong><br />
Einsicht in sein eigenes Handeln zu gewähren.<br />
Auch die Dimension der Klärung wird in psychoedukativen Programmen<br />
umgesetzt. Im Rahmen einer psychoedukativen Intervention sollen die<br />
krankheitsbedingten Erfahrungen für den <strong>Patienten</strong> verstehbar und<br />
handhabbar werden und er soll lernen, daraus entsprechende<br />
Konsequenzen auf der Verhaltensebene zu ziehen. Dies wird durch die<br />
Verbesserung des Informationsstandes bezüglich der Erkrankung und<br />
durch den Aufbau eines funktionalen Krankheitskonzeptes (z.B.<br />
Vulnerabilitäts-Stress-Modell) erreicht.<br />
• Beziehungsperspektive (Interaktion)<br />
Das „Prinzip der realen Erfahrung“ als Wirkfaktor auf der<br />
Beziehungsebene ermöglicht dem <strong>Patienten</strong> interaktionelle Erfahrungen<br />
und interaktives Probehandeln im therapeutischen Rahmen. Probleme<br />
können am besten in einem Setting behandelt werden, in dem diese real<br />
erfahren werden: Zwischenmenschliche Schwierigkeiten in einer<br />
Gruppentherapie, Probleme mit Familienangehörigen unter Einbezug der<br />
relevanten Familienmitglieder oder Schwierigkeiten in bestimmten<br />
Situationen wie z.B. agoraphobische Ängste durch Aufsuchen dieser<br />
Situationen. Von Bedeutung ist hier eine gelingende Umsetzung der<br />
Basisvariablen in der Therapeut-Patient-Beziehung (z.B. Akzeptanz oder<br />
Unterstützung) sowie im Rahmen gruppentherapeutischer Settings die<br />
Schaffung eines interaktiven Übungsfeldes.<br />
Psychoedukation als gruppentherapeutisches Verfahren hat seinen<br />
Schwerpunkt im Bereich der Interaktion. Trotz des tendenziell direktiven
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 29<br />
Vorgehens bieten die Behandlungsprogramme vielerlei Möglichkeiten, die<br />
Beziehungsperspektive zu realisieren: Lernen am Modell in der Gruppe<br />
und durch den Therapeuten, der Umgang mit eigenen und fremden<br />
Emotionen in der Gruppe oder auch die Einbeziehung von Angehörigen.<br />
Neben diesen drei grundlegenden Dimensionen therapeutischen<br />
Geschehens zieht Elmer (1996) noch zwei weitere Dimensionen heran,<br />
die für Psychoedukation von Bedeutung sind:<br />
• Transparenz<br />
Dazu gehören die Offenlegung des methodischen Vorgehens von<br />
Therapeuten gegenüber den <strong>Patienten</strong> sowie Vereinbarungen über die<br />
Therapieziele.<br />
• Strukturiertheit<br />
Hierzu zählen der Rahmen des Settings (z.B. Zeitdauer, Offenheit oder<br />
Geschlossenheit der Gruppe) sowie die Direktivität des therapeutischen<br />
Vorgehens.<br />
Charakteristisch für psychoedukative Interventionen sind der hohe<br />
Strukturiertheitsgrad und das hohe Maß an Transparenz. So ist in der<br />
Regel die Gruppengröße festgelegt, der Zeitrahmen klar abgesteckt und<br />
das Therapeutenverhalten eher direktiv. Auch wird das therapeutische Ziel<br />
der Maßnahme (z.B. Rezidivprophylaxe) deutlich artikuliert und die<br />
Methodik ausführlich erläutert.<br />
2.6 Psychoedukation in der <strong>stationären</strong> Behandlung<br />
Psychoedukative Gruppenangebote der unterschiedlichsten Diagnosen<br />
finden sich mittlerweile im <strong>stationären</strong> Setting und fördern die Integration<br />
der verschiedenen medikamentösen, psycho- und soziotherapeutischen<br />
Behandlungsansätze. Sie stellen laut Bäuml und Kraemer für <strong>Patienten</strong><br />
mit schizophrener Erkrankung die „Pflichtübung“ dar, um die grundlegende<br />
Notwendigkeit einer pharmakologischen Akut- und Langzeitbehandlung<br />
einsehen zu können. Erst anschließend kann eine „Kür-Behandlung“<br />
erfolgen, nämlich weiterführende psychotherapeutische und psychosoziale
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 30<br />
Maßnahmen (Bäuml & Kraemer, 2002, S. 751). Pitschel-Walz (2002)<br />
beschreibt den Stellenwert psychoedukativer Gruppen in der <strong>stationären</strong><br />
Behandlung (hier <strong>bei</strong> Depression) mit folgenden Worten:<br />
„Speziell unter den Setting-Bedingungen einer psychiatrischen<br />
Klinik kommt den psychoedukativen Gruppen große Bedeutung zu.<br />
Als Kurzzeitintervention haben sie Versorgungsrelevanz. Sie<br />
können als psychotherapeutisches Basisprogramm gesehen<br />
werden, an dem nahezu alle <strong>Patienten</strong> teilnehmen können“<br />
(S. 55 f.).<br />
In erster Linie soll durch Gruppenangebote dieser Art der<br />
selbstkompetente Umgang der <strong>Patienten</strong> mit ihrer Erkrankung gefördert<br />
werden. Während des <strong>stationären</strong> Aufenthaltes verhalten sich <strong>Patienten</strong> in<br />
der Regel compliant. Im ambulanten Setting dagegen steigt z.B. die Non-<br />
Compliance-Rate von Schizophreniepatienten auf bis zu 76% (Pitschel-<br />
Walz, 2005). Bereits wenige Wochen nach Entlassung werden<br />
Medikamente abgesetzt oder empfohlene Psychotherapien nicht in<br />
Anspruch genommen. Folge der nicht wahrgenommenen<br />
Behandlungsmethoden sind erhöhte Rückfallraten, steigendes<br />
Suizidrisiko, soziale Beeinträchtigungen oder einfach eine verminderte<br />
Lebensqualität für die <strong>Patienten</strong> und ihre Angehörigen. Psychoedukation<br />
während des <strong>stationären</strong> Aufenthaltes unterstützt nachgewiesenermaßen<br />
die Anwendung der indizierten Therapiemethoden und fördert die<br />
Selbstmanagementfertigkeiten der <strong>Patienten</strong> und ihrer mitbetroffenen<br />
Familien (Bäuml & Kraemer, 2002).<br />
Die psychoedukative Gruppe ist ein niedrigschwelliges Angebot, das zum<br />
Abbau allgemeiner Ängste, aber auch speziell der <strong>Angst</strong> vor<br />
Psychotherapie <strong>bei</strong>trägt. Bäuml und Kraemer (2002) betonen, dass zum<br />
Beispiel in der Behandlung der Schizophrenie eine intensive<br />
psychoedukative Bear<strong>bei</strong>tung der dysfunktionalen Krankheitskonzepte die<br />
Voraussetzung sei, anspruchsvollere Therapieformen wie die kognitive<br />
Verhaltenstherapie nicht nur zu tolerieren, sondern auch aktiv<br />
einzufordern.
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 31<br />
Aufklärung im Rahmen der Psychoedukation wirkt der Rivalität zwischen<br />
Medikamenten und Psychotherapie entgegen, denn die Teilnehmer<br />
erfahren, dass durch die Kombination der <strong>bei</strong>den<br />
Hauptbehandlungsmethoden die Erfolgschancen gerade <strong>bei</strong> schweren<br />
psychiatrischen Erkrankungen erhöht werden. Pitschel-Walz (2002)<br />
schreibt im Zusammenhang mit depressiven Erkrankungen, dass in der<br />
Psychoedukation dem hohen Stellenwert der Medikamente in der<br />
<strong>stationären</strong> Behandlung Rechnung getragen und eine häufig zu<br />
beobachtende Rivalität zwischen medikamentöser und<br />
psychotherapeutischer Behandlung praktisch aufgehoben werde.<br />
Nicht zuletzt kommt die Psychoedukationsgruppe in der Klinik dem hohen<br />
Informationsbedürfnis der <strong>Patienten</strong> entgegen. In einer Befragung von<br />
Joubert und Lasagna (1975) zeigte sich, dass 92% der <strong>Patienten</strong> eine<br />
ausführliche Information über ihre Medikamente wünschen. Mueser et al.<br />
(1992) untersuchten <strong>Patienten</strong> mit unterschiedlichen psychiatrischen<br />
Diagnosen. Als wichtigste Themen wurden hier Medikamente,<br />
Nebenwirkungen von Medikamenten und Zugangswege zu<br />
psychosozialen Unterstützungsmöglichkeiten genannt. Da<strong>bei</strong> zeigte sich,<br />
dass <strong>Patienten</strong> mit affektiven Erkrankungen im Vergleich zu<br />
schizophrenen <strong>Patienten</strong> ein stärkeres Informationsinteresse hatten. Der<br />
Informationsbedarf der Angehörigen <strong>bei</strong>der Gruppen war gleich hoch.<br />
Die meisten <strong>Patienten</strong> erleben eine Gruppe als hilfreich und schätzen<br />
gerade die Mischung aus Informationsvermittlung und dem Austausch<br />
unter ähnlich Betroffenen (Pitschel-Walz, 2002). Gerade im Klinikalltag<br />
sind psychoedukative Gruppeninterventionen eine effiziente und<br />
zeitökonomische Form der Wissensvermittlung. Das in der Gruppe<br />
vermittelte Wissen bildet eine Grundlage, auf dem in der Einzeltherapie<br />
aufgebaut werden kann und es verbindet im Idealfall die in Tabelle 1<br />
dargestellten unterschiedlichen Behandlungselemente zu einem<br />
sinnvollen Ganzen.
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 32<br />
Tabelle 1. Behandlungselemente in der <strong>stationären</strong> Therapie<br />
Biologische<br />
Verfahren<br />
Psychotherapie<br />
Soziotherapie<br />
Weitere<br />
Therapieformen<br />
Medikamentöse Verfahren (Anxiolytika, Anti-<br />
depressiva, Tranquilizer, Neuroleptika etc.),<br />
Schlafentzug, Lichttherapie, EKT<br />
Supportive Psychotherapie, Psychoedukation,<br />
Verhaltenstherapie, Entspannungstraining, Soziales<br />
Kompetenztraining, Angehörigengespräche<br />
Beratung zu materieller Grundversorgung, Wohnen,<br />
Ar<strong>bei</strong>ten, Rehabilitation, Freizeitgestaltung,<br />
Lebenspraktisches Training, Einbeziehung der<br />
Angehörigen<br />
Ergotherapie, Kunsttherapie, Ar<strong>bei</strong>tstherapie,<br />
Bewegungstherapie/Sport<br />
Stationäre Gruppenprogramme im akuten Behandlungssetting sollten laut<br />
Bäuml und Pitschel-Walz (2003) bestimmte Kriterien erfüllen:<br />
Die Gruppe muss aufgrund der relativ kurzen Aufenthaltsdauer<br />
überwiegend informationszentriert sein – im Gegensatz zu den zusätzlich<br />
bewältigungsorientierten längeren ambulanten Verfahren. Die<br />
Durchführung findet auf offenen Stationen statt. Die Dauer des gesamten<br />
Zyklus sollte mit der durchschnittlichen Behandlungsdauer auf offenen<br />
Stationen kompatibel sein, also maximal vier bis sechs Wochen betragen.<br />
Angesichts der Motivationsschwelle einiger <strong>Patienten</strong> ist es sinnvoll, die<br />
Gruppe als einen selbstverständlichen Teil des Behandlungsprogramms<br />
der Station einzuführen. Um die <strong>Patienten</strong> <strong>bei</strong> der Teilnahme zu
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 33<br />
unterstützen, wird das Pflegepersonal <strong>bei</strong> der Gruppendurchführung<br />
miteinbezogen. In Visiten und Einzelgesprächen wird auf die Gruppe und<br />
deren Inhalte Bezug genommen, um die Wichtigkeit der<br />
Gruppenteilnahme zu betonen. Angesichts der physischen und<br />
psychischen Beeinträchtigungen der Akutpatienten empfiehlt es sich, die<br />
Gruppensitzungen zweimal wöchentlich abzuhalten und da<strong>bei</strong> die Länge<br />
von einer Stunde nicht zu überschreiten. Durch die hohe Frequenz können<br />
vermittelte Inhalte besser behalten werden und es kann sich leichter eine<br />
kontinuierliche therapeutische Beziehung zwischen Gruppenleiter und<br />
<strong>Patienten</strong> entwickeln. Bäuml und Pitschel-Walz (2003) berichten für<br />
Schizophrenie-Gruppen, dass es kaum Kontraindikationen für die<br />
stationäre Gruppenteilnahme gibt. In einer Praktikabilitätsuntersuchung<br />
der Autoren zeigte sich, dass mehr als 75% der <strong>Patienten</strong> in der<br />
Regelversorgung auch mit deutlichen psychopathologischen<br />
Beeinträchtigungen an psychoedukativen Gruppen teilnehmen konnten.<br />
Auch das Ausmaß der Krankheitseinsicht stellt kein limitierendes Kriterium<br />
dar, da dieses ja erst durch die Gruppe erreicht werden soll.<br />
2.7 Evaluation psychoedukativer Interventionen<br />
Evaluation bezeichnet im Allgemeinen die Beurteilung oder Bewertung<br />
eines bestimmten Sachverhaltes. In der Evaluationsforschung werden<br />
systematisch wissenschaftliche Methoden eingesetzt, um den Wert oder<br />
Nutzen eines Produktes, Programms oder Prozesses zu beurteilen<br />
(Suchman, 1967). Eine „umfassende Evaluation“ besteht nach Lösel und<br />
Nowak „in der systematischen Anwendung rationaler Methoden, um die<br />
Konzeptualisierung und Planung, Implementierung und Nützlichkeit eines<br />
sozialen Interventionsprogramms zu untersuchen (Rossi & Freeman,<br />
1982, S. 20). Sie betrifft Fragen nach der Art, dem Ausmaß und der<br />
Verteilung des jeweiligen Problems, den Zielen und der Angemessenheit<br />
eines Programms, dem planmäßigen Ablauf der Intervention, dem<br />
Ausmaß, mit dem die beabsichtigten Änderungen <strong>bei</strong> der Zielpopulation<br />
erreicht werden, den Nebenwirkungen sowie der Nützlichkeit des
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 34<br />
Programms entsprechend Kosten-Effektivitäts- bzw. Kosten-Nutzen-<br />
Analysen“ (1987, S. 57).<br />
Scriven (1972) unterscheidet in Abhängigkeit vom Gegenstand der<br />
Beurteilung zwischen summativen und formativen Evaluationstypen.<br />
Erstere beurteilen das Ergebnis oder die Wirkung einer Maßnahme,<br />
letztere bewerten die Planung, Entwicklung und Optimierung der<br />
Intervention. Ausgehend von dieser Klassifikation wurden von<br />
verschiedenen Autoren weitere Differenzierungen vorgenommen, die<br />
ausführlich <strong>bei</strong> Beelmann (1994) nachzulesen sind. Um die hier<br />
vorgestellte Ar<strong>bei</strong>t adäquat einordnen zu können, sollen die vier<br />
Evaluationstypen von Rossi und Freeman (1989) vorgestellt werden:<br />
1. Diagnoseverfahren (diagnostic procedures): Im Rahmen der<br />
Indikationsforschung wird hier untersucht, inwiefern Probleme<br />
vorliegen, die einer Maßnahme zugeführt werden sollen und<br />
inwieweit eine bestimmte Intervention für eine Problemstellung<br />
angemessen ist.<br />
2. Programmüberwachung (program monitoring and accountability):<br />
Überprüft wird die Art und Weise der Durchführung einer<br />
spezifischen Intervention (Treatmentimplementation) und die<br />
Umsetzung ihrer Konzeption (Treatmentintegrität).<br />
3. Wirksamkeitsanalysen (impact evaluations) beurteilen Ergebnisse,<br />
Wirkungen und Nebenwirkungen einer Intervention.<br />
4. Effizienzanalysen (efficiency evaluations) betreffen Kosten-Nutzen<br />
sowie Kosten-Effektivitäts-Analysen.<br />
Diagnoseverfahren und Programmüberwachung zählen im Sinne Scrivens<br />
(1967) zu den formativen, Wirksamkeits- und Effizienz-Analysen zu den<br />
summativen Evaluationen.<br />
Zur Evaluation und Qualitätssicherung psychoedukativer Interventionen<br />
empfehlen Bäuml und Pitschel-Walz (2003) die in Tabelle 2 aufgeführten<br />
Fragebögen und Messinstrumente. Bei der Durchführung<br />
psychoedukativer Interventionen sollten diese Instrumente routinemäßig<br />
zur Dokumentation von Effekten eingesetzt werden. Bei größeren
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 35<br />
kontrollierten wissenschaftlichen Studien kann diese Basisevaluation<br />
durch weitere Instrumente in Abhängigkeit von der zu prüfenden<br />
Fragestellung erweitert werden.<br />
Tabelle 2. Erhebungsinstrumente <strong>bei</strong> psychoedukativen Interventionen zur<br />
Qualitätssicherung und Basisevaluation (nach Bäuml & Pitschel-Walz,<br />
2003, S. 24).<br />
Variable<br />
Beschreibung der <strong>Patienten</strong><br />
Soziodemographische Daten, Diagnose,<br />
Daten zur Krankheitsgeschichte, Medikation,<br />
soziale Situation, Vorerfahrungen mit<br />
Psychotherapie, Gruppen etc.<br />
Beschreibung der Angehörigen<br />
Soziodemographische Daten, Beziehung +<br />
Kontakthäufigkeit zum <strong>Patienten</strong>, Vorerfahrung<br />
mit Psychotherapie, Gruppen etc.<br />
Messzeitpunkt<br />
prä post Katamnese<br />
Soziales Funktionsniveau X X X<br />
Psychopathologie X X X<br />
Einschätzung der Medikamenten-Compliance X X X<br />
Wissensfragebogen (<strong>Patienten</strong>, Angehörige) X X<br />
Feedback-Fragebogen zum Gruppenverlauf X<br />
Anwesenheitsliste (<strong>Patienten</strong>, Angehörige) Fortlaufend<br />
Follow-up-Fragebogen nach 12 Monaten<br />
und/oder später, Informationsquelle,<br />
Rehospitalisierungen, Dropouts, aktuelle<br />
Behandlung, suizidale Handlungen, soziale<br />
Situation etc.<br />
X<br />
X<br />
X
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 36<br />
2.8 Nachweise der Wirksamkeit von Psychoedukation<br />
Aufgrund einer sehr breiten Verwendung des Psychoedukationsbegriffs<br />
beziehen sich Forschungsar<strong>bei</strong>ten, die sich mit der Wirksamkeit von<br />
Psychoedukation beschäftigen auf ein Spektrum, das von kurzen<br />
informationszentrierten Einzelinterventionen bis hin zu umfassenden<br />
Familieninterventionen reicht. In komplexeren Therapieprogrammen ist die<br />
Wirksamkeit der psychoedukativen Einzelbestandteile oft nicht eindeutig<br />
zu bestimmen (Wiedemann et al., 2003). Dennoch ist die Wirksamkeit<br />
psychoedukativer Gruppen inzwischen in zahlreichen Studien belegt, wie<br />
im Folgenden noch dargestellt wird. In den Wirksamkeitsstudien werden<br />
verschiedene Kriterien auf ihre Effizienz überprüft (Behrendt, Pitschel-<br />
Walz & Bäuml, 2005, S.128):<br />
• Wissenszuwachs<br />
• Entwicklung eines funktionalen Krankheitskonzepts<br />
• Verbesserung der Compliance<br />
• Beeinflussung der Positiv-/Negativsymptomatik<br />
• Verbesserung der Krisenbewältigung<br />
• Senkung der Rezidivhäufigkeit<br />
• Verkürzung der <strong>stationären</strong> Aufenthaltszeiten<br />
• Zufriedenheit mit den familiären Beziehungen<br />
• Senkung der Behandlungskosten<br />
Die meisten Wirksamkeitsstudien finden sich im Bereich der<br />
Schizophrenieforschung (Kissling & Pitschel-Walz, 2004; Merinder, 2000;<br />
Pekkala & Merinder, 2002; Wiedemann et al., 2003). Es zeigte sich, dass<br />
Psychoedukation zu einer Wissenszunahme über die Erkrankung und ihre<br />
Behandlung, zu einer Verbesserung der Compliance und einer Reduktion<br />
der Rückfallraten führt. <strong>Patienten</strong> bewältigen mit Hilfe von<br />
Psychoedukation die krankheitsbedingten Belastungen besser. Als<br />
besonders effektiv hat sich das Einbeziehen der Angehörigen im Rahmen<br />
psychoedukativer Familieninterventionen erwiesen. Unter diesen<br />
Bedingungen konnte die Rückfallrate bedeutend gesenkt werden (Mari &<br />
Streiner, 1994; Pharoah et al., 2003; Pitschel-Walz et al., 2001).
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 37<br />
Für den Bereich der affektiven Störungen sind die empirischen Befunde<br />
der Wirksamkeit von Psychoedukation noch rar. Studien zu<br />
Psychoedukation <strong>bei</strong> Depression belegen eine hohe Akzeptanz der<br />
Programme und geben erste Hinweise, dass durch eine effiziente<br />
Informationsvermittlung über die medikamentöse Therapie eine<br />
Verbesserung der Compliance erreicht werden kann. Durch umfassendere<br />
psychoedukative Programme ergaben sich eine Reduktion von Stress und<br />
Depression sowie die Verbesserung des sozialen Funktionsniveaus, des<br />
krankheitsbezogenen Wissens und der Lebenszufriedenheit.<br />
Randomisierte Studien zur Rückfallhäufigkeit und Rehospitalisierung <strong>bei</strong><br />
Depressionen stehen noch aus (Pitschel-Walz, 2005).<br />
Eine Übersicht über psychoedukative Interventionen <strong>bei</strong> bipolaren<br />
Störungen und die bisher vorliegenden Belege ihrer Effizienz gibt Meyer<br />
(2005) im Handbuch <strong>„Psychoedukation</strong> & Selbstmanagement“. Er<br />
resümiert, dass <strong>Patienten</strong> mit bipolar-affektiven Störungen von<br />
Psychoedukation profitieren und schon zeitlich befristete psychoedukative<br />
Interventionen umschriebene positive Auswirkungen zeigen (z.B. Perry et<br />
al., 1999). Psychoedukative Maßnahmen sind jedoch selten für sich allein<br />
Gegenstand von Untersuchungen, sondern meist Teil einer umfassenden<br />
psychosozialen Intervention. Aufgrund der hohen Bedeutung von<br />
Psychoedukation besteht im Bereich der bipolaren Störungen noch<br />
Forschungsbedarf.
Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 38<br />
2.9 Zusammenfassung<br />
Psychoedukation ist nicht reine Wissensvermittlung. Sie setzt sich sowohl<br />
in der ambulanten als auch der <strong>stationären</strong> Behandlung zum Ziel, durch<br />
Vermittlung von Information und individuellen Bewältigungsstrategien die<br />
Selbsthilfekompetenzen der <strong>Patienten</strong> zu fördern.<br />
Psychoedukation kommt dem Informationsbedürfnis von <strong>Patienten</strong><br />
entgegen. Sie findet hohe Akzeptanz <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> und ihre Wirksamkeit<br />
ist in zahlreichen Studien belegt.<br />
Psychoedukative Interventionen zählen zu den niedrigschwelligen<br />
psychotherapeutischen Verfahren. Sie werden mittlerweile als ein<br />
unabdingbarer Bestandteil des psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />
Behandlungskonzeptes gesehen. Als Kurzzeitinterventionen besitzen sie<br />
Versorgungsrelevanz im <strong>stationären</strong> Setting und stellen ein<br />
psychotherapeutisches Basisprogramm dar, an dem alle <strong>Patienten</strong><br />
teilnehmen können. Psychoedukation unterstützt die Anwendung und<br />
Akzeptanz der indizierten Therapiemethoden.<br />
Aus diesen Gründen haben psychoedukative Interventionen in den letzten<br />
Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Nicht zuletzt ist dies der<br />
Ar<strong>bei</strong>tsgruppe <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>bei</strong> schizophrenen Erkrankungen“ zu<br />
verdanken, die gerade im Bereich der schizophrenen und schizoaffektiven<br />
Erkrankungen zur Entwicklung und Erforschung zahlreicher<br />
psychoedukativer Konzepte <strong>bei</strong>getragen hat. Allerdings besteht im Bereich<br />
anderer häufig vorkommender psychischer Störungen (wie z.B. den<br />
<strong>Angst</strong>störungen) noch Entwicklungsbedarf. Die Ar<strong>bei</strong>tsgruppe<br />
<strong>„Psychoedukation</strong>“ weist explizit in ihrem Konsensuspapier darauf hin,<br />
dass die Entwicklung psychoedukativer Verfahren <strong>bei</strong> anderen häufig<br />
auftretenden Erkrankungen äußerst wünschenswert ist. Gerade im<br />
<strong>stationären</strong> Bereich mangelt es an psychoedukativen Programmen, die<br />
leicht durchführbar und an die Bedürfnisse und Besonderheiten der<br />
Klientel einer Akutklinik angepasst sind. Das in dieser Ar<strong>bei</strong>t vorgestellte<br />
Psychoedukationsprogramm entstand aus dieser Notwendigkeit heraus<br />
und will dazu <strong>bei</strong>tragen, diese Lücke zu füllen.
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 39<br />
3 Theoretische Grundlagen der Psychoedukation<br />
Das Ziel von Psychoedukation, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, impliziert<br />
die Änderung von Verhaltensweisen in Richtung einer Lebensführung, die<br />
der Krankheitsbewältigung dienlich ist. Um solche Verhaltensänderungen<br />
verstehen und erklären zu können, braucht es theoretische<br />
Modellvorstellungen, die Einflussgrößen und Wirkmechanismen abbilden.<br />
Diese theoretischen Grundlagen der Psychoedukation finden sich in<br />
Konzepten der Gesundheitspsychologie, die wiederum auf<br />
Handlungstheorien und Modellen der Motivationspsychologie basieren.<br />
Gegenstand der Gesundheitspsychologie ist die Erforschung des<br />
Gesundheitsverhaltens mit der Frage, inwiefern gesundheitsrelevantes<br />
Handeln vorhergesagt und beeinflusst werden kann (Schwarzer, 2004).<br />
Gesundheitspsychologische Konzepte verstehen sich als<br />
biopsychosoziale Modelle, die in Abgrenzung zu den biomedizinischen<br />
Modellen psychische und soziale Einflüsse und deren Wechselwirkungen<br />
auf Krankheit und Gesundheit in den Mittelpunkt rücken. Sie lassen sich in<br />
zwei Kategorien einteilen, in kontinuierliche Prädiktions- und dynamische<br />
Stadienmodelle.<br />
Kontinuierliche Modelle betrachten bestimmte Variablen wie<br />
<strong>bei</strong>spielsweise die Selbstwirksamkeitserwartung als prädiktiv für ein<br />
bestimmtes Gesundheitsverhalten. Je nach Ausprägung einer Variablen<br />
kann mit entsprechender Wahrscheinlichkeit ein bestimmtes Verhalten<br />
vorhergesagt werden.<br />
Die dynamischen Stadienmodelle (oder Stufenmodelle) gehen davon aus,<br />
dass Menschen während des Prozesses der Verhaltensänderung<br />
qualitativ unterschiedliche Phasen durchlaufen. Für das Kontinuum der<br />
Verhaltensänderung gibt es hier nicht nur ein Prädiktionsmodell, auf jeder<br />
Stufe existiert ein anderes Modell. Diese Stufenmodelle, die als<br />
Heuristiken zu verstehen sind, implizieren, dass eine Person in<br />
unterschiedlichen Phasen auch unterschiedliche, auf die Phasen<br />
zugeschnittene Interventionen benötigt.
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 40<br />
In Anlehnung an Behrendt & Krischke (2005) werden im Folgenden vier<br />
Theorien zur Gesundheitspsychologie und ihre Bedeutung für die<br />
Psychoedukation vorgestellt: Das Health-Belief-Modell von Becker (1974)<br />
und das Selbstwirksamkeitsmodell aus der sozial-kognitiven Theorie von<br />
Bandura (1977, 1997), die <strong>bei</strong>de kontinuierliche Modelle darstellen. Das<br />
Salutogenesekonzept von Antonovsky (1987) und das „Sozial-kognitive<br />
Prozessmodell gesundheitlichen Handelns“ von Schwarzer (1996) zählt zu<br />
den Stadienmodellen.<br />
3.1 Das Health-Belief-Modell<br />
Das Health-Belief-Modell von Becker (1974) wurde schon in den 50er<br />
Jahren des letzten Jahrhunderts zur Vorhersage der Inanspruchnahme<br />
von medizinischer Vorsorge und Beratung sowie der Compliance<br />
entwickelt. Annahme ist, dass menschliches bzw. gesundheitsbezogenes<br />
Verhalten rational geleitet ist und von den Faktoren „Grad der<br />
wahrgenommenen Bedrohung“ und „Verfügbarkeit wirksamer<br />
Gegenmaßnahmen“ (expectancies for efficacy of treatment) bestimmt<br />
wird. Der „Grad der wahrgenommenen Bedrohung“ setzt sich aus der<br />
subjektiven Vulnerabilität (perceived susceptibility to illness) und dem<br />
erlebten Schweregrad von Symptomen (perceived severity) zusammen.<br />
Sind wirksame Gegenmaßnahmen vorhanden, um die Bedrohung zu<br />
reduzieren, setzen Kosten-Nutzen-Abwägungen ein. Kosten und Mühen<br />
einer Vorsorgemaßnahme oder Behandlung werden mit dem erwarteten<br />
Nutzen verglichen. Externe und interne Reize (cues to action) können<br />
noch handlungsanstoßend wirken. Gemäß der Theorie verhält sich ein<br />
Mensch also gesundheitsbewusst, wenn er sich gegenüber einer<br />
Erkrankung für verwundbar hält und vorhandene Symptome ernst nimmt,<br />
so dass ein Gefühl der Bedrohung entsteht. Weiterhin sollte er über<br />
Strategien zur Vorbeugung oder Behandlung verfügen, deren Nutzen<br />
höher ist als der damit verbundene Aufwand.<br />
Das Modell, das in Abbildung 1 zu sehen ist, besitzt verschiedene<br />
Schwächen, die ausführlich <strong>bei</strong> Schwarzer (2004) dargestellt sind. Ein
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 41<br />
wichtiger Kritikpunkt ist das Fehlen der motivationalen Komponenten<br />
Intention und Kompetenzerwartung, die nötig sind, damit es zu einer<br />
Verhaltensänderung kommen kann. Außerdem wird der direkte Einfluss<br />
der Bedrohung überschätzt, denn das Erzeugen von <strong>Angst</strong> verfügt nur<br />
über eine begrenzte motivationale Wirkung.<br />
Schweregrad<br />
Verwundbarkeit<br />
Abbildung 1. Health-Belief-Modell (aus Schwarzer, 2004, S.41)<br />
Das Modell ist in seiner Erklärungs- und Vorhersageleistung schwach,<br />
denn es gibt konsistente, aber nur geringe Zusammenhänge zwischen<br />
den verschiedenen Faktoren und dem Gesundheitsverhalten. Trotzdem ist<br />
es für psychoedukative Interventionen von Bedeutung, denn es hebt die<br />
Vermittlung von krankheitsbezogenen Wissen und den Aufbau eines<br />
funktionalen Krankheitskonzeptes als Voraussetzung für eine<br />
Verhaltensänderung hervor.<br />
Demographische und<br />
soziopsychologische<br />
Variablen<br />
Bedrohung<br />
Handlungsreize<br />
Nutzen<br />
minus<br />
Kosten<br />
Gesundheitsverhalten
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 42<br />
3.2 Die Theorie der Selbstwirksamkeits- und Kompetenzerwartung<br />
Das Konstrukt der Selbstwirksamkeitserwartung ist Teil der sozial-<br />
kognitiven Theorie von Bandura (1977,1997), die in vereinfachter Form in<br />
Abbildung 2 dargestellt ist.<br />
Abbildung 2. Einfache Skizze zur sozial-kognitiven Theorie (aus<br />
Schwarzer, 2004, S.61)<br />
Ergebniserwartungen<br />
physische<br />
soziale<br />
selbst-evaluative<br />
Selbstwirksamkeit Intention<br />
Soziostrukturelle Faktoren<br />
behindernde und<br />
unterstützende Faktoren<br />
Unter Selbstwirksamkeitserwartung oder auch „subjektiver<br />
Kompetenzerwartung“ versteht man „die subjektive Gewissheit, neue oder<br />
schwierige Anforderungssituationen aufgrund eigener Kompetenz<br />
bewältigen zu können“ (Schwarzer, 2004, S. 12).<br />
Verhalten<br />
Die Selbstwirksamkeitserwartung ist als unspezifische, kognitive Variable<br />
von besonderer Bedeutung für das Gesundheitsverhalten. Im Prozess der
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 43<br />
Verhaltensänderung steuert sie als eine subjektive Überzeugung - nämlich<br />
ein bestimmtes Ziel erreichen zu können und auch die nötigen<br />
Bewältigungsstrategien zur Verfügung zu haben - Kognitionen, Motivation,<br />
Emotionen und Handlung der Person.<br />
Zahlreiche empirische Studien belegen, dass eine hohe<br />
Selbstwirksamkeitserwartung Voraussetzung für ein adäquates<br />
Gesundheitsverhalten ist wie zum Beispiel körperlich aktiv zu sein oder<br />
Medikamente nach Vorschrift einzunehmen (Schwarzer & Jerusalem,<br />
1994, 1995). Deshalb ist es wichtig, diese Kompetenzen <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> zu<br />
stärken. Bandura (1977, 1997) beschreibt vier Möglichkeiten, wie<br />
Selbstwirksamkeit aufgebaut werden kann:<br />
• Direkte Erfahrungen in Form von Erfolgen oder Misserfolgen, die<br />
man während oder nach einer Handlung erlebt, sind die stärkste<br />
Form, um Selbstwirksamkeitserwartungen aufzubauen. Im<br />
therapeutischen Kontext heißt das, den Teilnehmern Erfolge zu<br />
vermitteln, die sie ihrer eigenen Anstrengung und Fähigkeit<br />
zuschreiben. Dies wird erreicht durch das Setzen von Nahzielen<br />
und das Vermitteln von geeigneten Bewältigungsstrategien.<br />
• Indirekte Erfahrungen werden durch Modelllernen vermittelt. Ihre<br />
beste Wirkung erzielen Modelle, die dem Lernenden in Alter,<br />
Geschlecht und sonstigen Merkmalen möglichst ähnlich sind und<br />
deutlich kommunizieren, wie sie mit einem Problem und den<br />
verschiedenen Lösungsschritten umgehen.<br />
• Symbolische Erfahrungen geschehen in Form von Überredung („Du<br />
kannst es“). Personen bauen Selbstwirksamkeit auf, indem sie von<br />
anderen ermutigt werden, Vertrauen in die eigene Kompetenz zu<br />
haben. Dies ist die vergleichsweise schwächste Möglichkeit zum<br />
Aufbau von Selbstwirksamkeitserwartung, wirkt aber doch, wenn<br />
eine als kompetent wahrgenommene Person eine weniger<br />
kompetente „überredet“.<br />
• Gefühlsregungen begleiten unsere Handlungen und beeinflussen<br />
die Bewertung der eigenen Selbstwirksamkeitserwartung. So kann<br />
die Erfahrung, in einer schwierigen Situation gelassen bleiben zu
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 44<br />
können, die Überzeugung stärken ausreichende<br />
Bewältigungskompetenzen zur Verfügung zu haben.<br />
3.3 Das Modell der Salutogenese<br />
Das Modell der Salutogenese von Antonovsky (1987, 1997) beschäftigt<br />
sich mit der Frage, was Menschen trotz schwerer Belastungen gesund<br />
hält oder wieder gesund werden lässt.<br />
Antonovsky führte in den 60er Jahren biographische Analysen zum<br />
Gesundheitszustand von KZ-überlebenden Frauen nach der<br />
Menopause durch, um die Anpassungsleistung an den neuen<br />
Lebensabschnitt zu untersuchen. Da<strong>bei</strong> identifizierte er Faktoren, die<br />
für eine stabile Anpassung verantwortlich zu sein schienen und<br />
formulierte daraus das Salutogenesemodell in dessen Mittelpunkt das<br />
Konzept des Kohärenzgefühls (sense of coherence) steht.<br />
Das Kohärenzgefühl wird verstanden als „eine globale Orientierung,<br />
die zum Ausdruck bringt, in welchem Umfang man ein generalisiertes,<br />
überdauerndes und dynamisches Gefühl des Vertrauens besitzt, dass<br />
die eigene innere und äußere Umwelt vorhersagbar ist und dass mit<br />
großer Wahrscheinlichkeit die Dinge sich so entwickeln werden, wie<br />
man es vernünftigerweise erwarten kann“ (Antonovsky, 1979, S.123).<br />
Für Antonovsky (1993) ist das Kohärenzgefühl eine „generelle<br />
Lebenseinstellung“ (S. 4), die gespeist wird von Ressourcen der<br />
Person, den sogenannten „generalisierten Widerstandsquellen“. Es<br />
bestimmt die persönliche Position auf dem Krankheits-Gesundheits-<br />
Kontinuum und ist verantwortlich dafür, dass man sich trotz Stress in<br />
Richtung des gesunden Pols bewegt. Abbildung 3 zeigt das Modell im<br />
Überblick.<br />
Das Kohärenzgefühl setzt sich aus den Faktoren Verstehbarkeit,<br />
Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit zusammen, die zur Erhaltung der<br />
Gesundheit <strong>bei</strong>tragen:<br />
• Verstehbarkeit zeigt, in welchem Maß eine Person innere oder<br />
äußere Stimuli als geordnet, vorhersehbar und erklärbar
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 45<br />
wahrnimmt. Eine Person mit einem hohen Maß an<br />
Verstehbarkeit geht davon aus, dass Dinge, die ihr im Leben<br />
widerfahren vorhersehbar sind oder <strong>bei</strong> überraschenden Eintritt<br />
zumindest eingeordnet und erklärt werden können.<br />
• Handhabbarkeit drückt aus, in welchem Ausmaß man<br />
Ressourcen zur Verfügung hat, um diese Stimuli und die damit<br />
verbundenen Anforderungen zu bewältigen. Eine Person mit<br />
einem hohen Maß an Handhabbarkeit sieht schwierige<br />
Ereignisse im Leben als Herausforderung, die sie annehmen<br />
und meistern will.<br />
• Sinnhaftigkeit drückt aus, inwiefern man das Leben emotional als<br />
sinnvoll empfindet. Eine Person mit hoher Sinnhaftigkeits-<br />
Komponente berichtet von Anforderungen oder<br />
Lebensbereichen, die ihr sehr am Herzen liegen und die sie als<br />
wichtig genug ansieht, um in sie emotional zu investieren und<br />
sich zu engagieren.<br />
Der bisherige Stand der Forschung zeigt, dass die Konstrukte<br />
Kohärenzgefühl und psychische Gesundheit eng zusammenhängen.<br />
Mit Zunahme des Kohärenzgefühls nimmt das Risiko für psychische<br />
Beschwerden ab (Bengel et al., 1998; Larrson et al., 1996; Lundberg,<br />
1997).
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 46<br />
Abbildung 3. Salutogenesemodell von Antonovsky (nach Lorenz, 2004)<br />
Soziokultureller<br />
und historischer<br />
Kontext<br />
generalisierte<br />
Widerstandsquellen<br />
Spezifische<br />
Lebenserfahrungen<br />
Kohärenz<br />
-sinn<br />
Psychosoziale, physische,<br />
biochemische Stressoren<br />
Erfolgreiche<br />
Spannungsbewältigung<br />
Spannungszustand<br />
Erfolglose<br />
Spannungsbewältigung <br />
Stresszustand<br />
Gesundheits-Krankheits-Kontinuum<br />
Krankheits<br />
-erzeuger<br />
und<br />
„schwache<br />
Glieder in<br />
einer<br />
Kette“
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 47<br />
3.4 Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen<br />
Handelns<br />
Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (Health<br />
Action Process Approach, HAPA; Schwarzer, 1996) wurde in den 80er<br />
Jahren entwickelt mit dem Ziel, die Nachteile der Vorgängermodelle zu<br />
überwinden (Schwarzer, 2004). Neben den bereits vorgestellten<br />
kognitiven Variablen kommen situative Einflussfaktoren hinzu.<br />
Behrendt und Krischke (2005) bedauern jedoch, dass die von<br />
Antonovsky formulierte „Sinnhaftigkeit“ nicht mit eingeschlossen<br />
wurde.<br />
Das in Abbildung 4 dargestellte Modell gehört zu den dynamischen<br />
Stadienmodellen und betont die Selbstregulationsperspektive.<br />
Veränderung erfolgt Schritt für Schritt, wo<strong>bei</strong> ein neuer Schritt auf dem<br />
Weg zur Verhaltensänderung nur gegangen werden kann, wenn ein<br />
gewisses Maß an Selbstwirksamkeit vorhanden ist. Der<br />
Veränderungsprozess wird in eine präintentionale Motivationsphase<br />
und eine postintentionale Volitionsphase unterteilt.<br />
Um Verhaltensweisen dauerhaft zu ändern, also sich<br />
gesundheitsförderliche Ziele zu setzen und diese zu Gewohnheiten<br />
werden zu lassen, braucht es Motivation. Im Motivationsprozess sind<br />
laut Schwarzer (1996, 2004) drei Konstrukte wirksam, die den Aufbau<br />
von Änderungsmotivation beeinflussen und schließlich zu einer<br />
Intention oder Zielbildung führen:<br />
• Risikowahrnehmung: Die subjektive Einschätzung des<br />
Schweregrads einer Erkrankung und die eigene Verwundbarkeit<br />
resultieren in einem bestimmten Grad an Bedrohung. Der erste<br />
Schritt zur Verhaltensänderung ist hier, dass eine Person<br />
zwischen ihrem eigenen Verhalten und der Gesundheit einen<br />
Zusammenhang erkennt.<br />
• Handlungsergebniserwartung: Damit eine Verhaltensänderung<br />
wahrscheinlich wird, muss die Person zusätzlich<br />
Verhaltensalternativen kennen, mit Hilfe derer sie die
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 48<br />
wahrgenommene Bedrohung reduzieren kann. In der<br />
Motivationsphase wird da<strong>bei</strong> abgewogen, mit welchem Aufwand<br />
sich erwünschte Effekte erzielen lassen.<br />
• Selbstwirksamkeitserwartung: Dieses Konstrukt ist von großer<br />
Bedeutung für alle Phasen der Veränderung des<br />
Gesundheitsverhaltens, denn ohne ein gewisses Maß an<br />
Selbstwirksamkeitserwartung kann nicht zum nächsten<br />
Veränderungsschritt übergegangen werden. Eine hohe<br />
Selbstwirksamkeitserwartung wirkt sich günstig auf die<br />
Zielsetzung, Anstrengung, Ausdauer und Rückfallvermeidung<br />
aus.<br />
Der Motivationsprozess wird mit der Bildung eines Zieles oder einer<br />
Intention abgeschlossen. Anschließend findet im Volitionsprozess die<br />
Planung und Realisierung einer gesundheitsbezogenen Verhaltensweise<br />
statt. Hier unterscheidet Schwarzer (1996, 2004) drei Phasen.<br />
• In der präaktionalen Phase (Planung und Initiative) wird die Absicht,<br />
etwas zu tun (Zielsetzung) ausführungsnah konkretisiert (z.B. wird<br />
das Wann, Wie und Wo der Handlung festgelegt).<br />
• In der aktionalen Phase wird das Gesundheitsverhalten ausgeführt<br />
und aufrechterhalten, aber auch Risikoverhalten unterlassen. Bis<br />
das Verhalten zur Gewohnheit geworden ist, werden da<strong>bei</strong><br />
Strategien eingesetzt, um nicht vom Ziel abzukommen. Zu diesen<br />
Strategien gehören Fähigkeiten wie Belohnungsaufschub, die<br />
Unterteilung von Fernzielen in erreichbare Nahziele oder die<br />
Regulation negativer Emotionen. Je höher hier die<br />
Selbstwirksamkeitserwartung einer Person ist, desto größere<br />
Anstrengung und Ausdauer zeigt sie in der Zielverfolgung.<br />
• In der postaktionalen Phase werden die Handlungen bewertet und<br />
Erfolge oder Misserfolge wahrgenommen und interpretiert. In<br />
Abhängigkeit von der Interpretation wird das Ziel weiter verfolgt<br />
oder aufgegeben (Disengagement). Werden Erfolge <strong>bei</strong>spielsweise<br />
der eigenen Fähigkeit zugeschrieben, fördert dies die<br />
Volitionsstärke und erhöht die Selbstwirksamkeitserwartung.
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 49<br />
Abbildung 4. Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (Health Action Process Approach, HAPA; aus<br />
Schwarzer, 2004, S. 91).<br />
Selbstwirksamkeitserwartung <br />
Handlungsergebniserwartung<br />
Risiko-<br />
wahrnehmung<br />
Zielsetzung<br />
Planung<br />
Initiative<br />
Wiederherstellung<br />
Handlung<br />
Aufrechterhaltung<br />
Situative Barrieren und Gelegenheiten<br />
Disengagement
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 50<br />
3.5 Zusammenfassung und Implikationen<br />
Die dargestellten Gesundheitsmodelle zeigen wie komplex menschliches<br />
Verhalten in Krisensituationen ist. Diese Komplexität muss <strong>bei</strong> der<br />
Entwicklung und Durchführung von psychoedukativen Interventionen<br />
berücksichtigt werden. Gesundheitsverhalten darf nicht, wie Behrendt und<br />
Krischke (2005) betonen, auf ein einfaches Compliance-Modell im Sinne<br />
von „Gehorsam“ reduziert werden. Stattdessen sollen <strong>Patienten</strong> im Sinne<br />
des Empowerment als mündige Personen gesehen werden, die durch<br />
Förderung der Selbstmanagementkompetenzen zu einem<br />
selbstverantwortlichen Umgang der Erkrankung angeleitet werden.<br />
Ein zentraler Aspekt von Psychoedukation ist die Informationsvermittlung<br />
wie es das Health-Belief-Modell nahe legt. Mit Hilfe des Vulnerabilitäts-<br />
Stress-Modells werden Zusammenhänge zwischen der<br />
krankheitsimmanenten Vulnerabilität und geeigneten<br />
Behandlungsstrategien verdeutlicht. Das wesentliche Ziel der<br />
Informationsvermittlung ist jedoch, wie Bäuml und Kraemer (2002)<br />
betonen, ein Verständnis für das therapeutische Handeln zu bekommen<br />
und eine optimistische Grundhaltung zu entwickeln, um die Behandlung<br />
aktiv mitzugestalten.<br />
Die Vermittlung eines funktionalen Krankheitskonzepts hat neben der<br />
Einsicht in den Krankheitsprozess auch das Fördern der Selbststeuerung<br />
und der Selbstwirksamkeit zum Ziel. Der Erwerb von<br />
Selbststeuerungskompetenzen wie zum Beispiel Frühwarnsymptome<br />
wahrzunehmen oder <strong>bei</strong> Stress adäquate Bewältigungsstrategien<br />
einsetzen zu können, fordert neben der eher „theoretischen“<br />
Informationsvermittlung immer auch die praktische Seite von<br />
Psychoedukation, nämlich das Erlernen und Üben von Strategien im<br />
Umgang mit der Erkrankung. Zur Stärkung von Selbstwirksamkeit gibt<br />
Bandura wichtige Hinweise, die in die didaktische Gestaltung und in die<br />
Zielformulierung von psychoedukativen Interventionen einfließen (z.B.<br />
Erfolgsattribution, Setzen von Zielen, Modelllernen). Seine Theorie betont<br />
aber auch, dass alleinige Wissensvermittlung nicht zum Aufbau von
Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 51<br />
Selbstwirksamkeitserwartungen genügt. <strong>Patienten</strong> müssen sich intensiv<br />
mit ihrem subjektiven Krankheitsmodell auseinandersetzen, gerade auch<br />
im Austausch mit anderen Betroffenen. Ziel ist es, zu einer realistischen<br />
Einschätzung der eigenen Bewältigungsmöglichkeiten zu kommen und zu<br />
einer dauerhaften Verhaltensänderung motiviert zu werden. Das kann zum<br />
Beispiel auch bedeuten, zu einer nachfolgenden Psychotherapie motiviert<br />
zu werden (Bäuml & Kraemer, 2002).<br />
Das Salutogenesemodell hebt die Rolle von kognitiven<br />
Bewertungsprozessen hervor und zeigt, dass Verhaltensänderungen<br />
gerade <strong>bei</strong> Menschen mit chronischen Erkrankungen nur durch<br />
Beeinflussung dieser erreicht werden kann (Schwarzer, 2004). Weg von<br />
einer defizitären Sichtweise, betont es die Nutzung vorhandener<br />
Potentiale und Ressourcen mit dem Ziel, die Selbstbestimmung und<br />
Autonomie im Leben zu erhöhen.<br />
Das sozial-kognitive Prozessmodell schließlich zeigt laut Schwarzer „wie<br />
wichtig es ist, in psychoedukativen Programmen (...) direkt auf die<br />
Überwindung von Schwierigkeiten und typischen Ausnahmesituationen <strong>bei</strong><br />
der Umsetzung medizinisch notwendiger Verhaltensregeln einzugehen.<br />
Die Ausnahme wird zur Regel erklärt, damit die <strong>Patienten</strong> von vornherein<br />
lernen, dass das ‚korrekte’ Anwenden medizinischer Maßnahmen aus der<br />
täglichen Überwindung von ‚Fällen’ und ‚Rückfällen’ besteht.“ (2004, S.<br />
29).
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 52<br />
4 Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />
4.1 Diagnostische Klassifikation und klinische Erscheinungsformen<br />
von <strong>Angst</strong><br />
<strong>Angst</strong>störungen galten lange als Formen von Neurosen mit der<br />
psychoanalytischen Begründung, dass alle neurotischen Zustände auf<br />
verdrängter <strong>Angst</strong> beruhen. Nach Aufgabe des Neurosekonzepts wurden<br />
die verschiedenen alten Neurosekategorien auf mehrere, eindeutig<br />
voneinander getrennte diagnostische Klassen verteilt. (Davison & Neale,<br />
1996). DSM-IV (APA, 1996) und ICD-10 (WHO, 1994) unterscheiden sich<br />
da<strong>bei</strong> etwas in ihrer diagnostischen Einordnung. Im DSM-IV erhalten die<br />
<strong>Angst</strong>störungen eine eigene Achse-I-Kategorie, der nicht nur die<br />
<strong>Angst</strong>störungen im engeren Sinne, sondern auch die Zwangsstörung und<br />
die akute sowie posttraumatische Belastungsstörung zugeordnet werden.<br />
In der ICD-10 finden sich <strong>Angst</strong>störungen in Kapitel V in der Kategorie F4<br />
unter den neurotischen-, Belastungs- und somatoformen Störungen. In der<br />
vorliegenden Studie wurden die Diagnosen auf Basis der ICD-10 gestellt.<br />
Deshalb wird im Folgenden immer Bezug auf die ICD-10 genommen.<br />
Alle Störungen der F4-Gruppe haben gemeinsam, dass <strong>Angst</strong> in<br />
irgendeiner Form das dominierende Symptom ist. Unterteilt werden die<br />
verschiedenen Störungen nach der Art der <strong>Angst</strong> (Psychopathologie und<br />
Verlauf). Die Differenzierungen nach Epidemiologie und Ätiologie lassen<br />
sich jedoch nur teilweise rechtfertigen (Ebert, 2001). Die Einteilung der<br />
verschiedenen <strong>Angst</strong>störungen zeigt Tabelle 3.
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 53<br />
Tabelle 3. Klassifikation der <strong>Angst</strong>störungen, modifiziert nach ICD-10<br />
(1994)<br />
ICD-10 Nr.<br />
F4 Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen<br />
F40 Phobische Störung<br />
F40.0 Agoraphobie mit oder ohne Panikstörung<br />
F40.1 Soziale Phobien<br />
F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />
F41 Sonstige <strong>Angst</strong>störungen<br />
F41.0 Panikstörung (episodisch paroxysmale <strong>Angst</strong>)<br />
F41.1 Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />
F41.2 <strong>Angst</strong> und depressive Störung, gemischt<br />
F42 Zwangsstörung<br />
F43.0 Vorwiegend Zwangsgedanken<br />
F43.1 Vorwiegend Zwangshandlungen<br />
F43.2 Zwangsgedanken und -handlungen, gemischt<br />
F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und<br />
Anpassungsstörungen<br />
F43.0 Akute Belastungsreaktion<br />
F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung<br />
F43.2 Anpassungsstörungen<br />
F44 Dissoziative Störungen<br />
F45 Somatoforme Störungen
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 54<br />
<strong>Angst</strong> ist Teil vieler psychopathologischer Erscheinungsbilder und ein<br />
Hauptaspekt der <strong>Angst</strong>störungen „im engeren Sinne“ wie sie in der ICD-10<br />
unter den Kategorien F40 und F41 zu finden sind. <strong>Angst</strong>störungen werden<br />
diagnostiziert, wenn die subjektiv erlebten Gefühle der <strong>Angst</strong> eindeutig<br />
vorliegen. Innerhalb dieser Gruppe können verschiedene eigenständige<br />
Störungen mit ihren klinischen Erscheinungsformen voneinander<br />
abgegrenzt werden: Die phobischen Störungen mit Agoraphobie mit und<br />
ohne Panikstörung sowie die Sozialen und Spezifischen Phobien. Zur<br />
Kategorie der sonstigen <strong>Angst</strong>störungen zählen die Panikstörung, die<br />
Generalisierte <strong>Angst</strong>störung (GAS) und <strong>Angst</strong> und Depression gemischt<br />
(siehe Tabelle 4).<br />
Tabelle 4. Klinische Erscheinungsformen der <strong>Angst</strong> (nach ICD-10, 1994)<br />
<strong>Angst</strong>störung Kennzeichen<br />
Agoraphobie<br />
ohne Panikstörung (F40.0)<br />
mit Panikstörung (F40.01)<br />
„Platzangst“ oder <strong>Angst</strong> vor Situationen, in<br />
denen eine Flucht nur schwer möglich oder<br />
keine Hilfe verfügbar ist.<br />
Dazu gehören z.B. die Furcht vor großen<br />
Plätzen, Menschenmengen, Fahren in<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln, Schlange<br />
stehen, aber auch <strong>Angst</strong> in engen Räumen<br />
(z.B. Fahrstuhl) oder vor dem Alleinsein.<br />
Soziale Phobie (F40.1) Übersteigerte <strong>Angst</strong>reaktionen, wenn die<br />
Person mit anderen Menschen in Kontakt<br />
treten soll oder bestimmte Tätigkeiten vor<br />
anderen ausführen soll (z.B. öffentlich<br />
Sprechen, Essen oder Schreiben). Die<br />
Person befürchtet, sich zu blamieren oder<br />
als ängstlich, schwach oder dumm<br />
angesehen zu werden.
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 55<br />
<strong>Angst</strong>störung Kennzeichen<br />
Spezifische Phobie (F40.2) <strong>Angst</strong> vor einem klar umschriebenen Objekt<br />
oder einer Situation z.B. Spinnen, Hunde,<br />
Höhe, Blutverlust. Die phobischen Reize<br />
werden vermieden, obwohl die Person<br />
erkennt, dass ihre <strong>Angst</strong> übertrieben oder<br />
unvernünftig ist. Die Vermeidung oder<br />
ängstliche Erwartung kann so stark sein,<br />
dass eine normale Alltagsführung kaum<br />
mehr möglich ist.<br />
Panikstörung (F41.0) Plötzliche, unerwartete <strong>Angst</strong>anfälle<br />
Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />
(F41.1)<br />
<strong>Angst</strong> und depressive<br />
Störung, gemischt (F41.2)<br />
begleitet von vielfältigen körperlichen<br />
Symptomen, die sich innerhalb kurzer Zeit<br />
zum Höhepunkt steigern. Aus <strong>Angst</strong> wieder<br />
eine Attacke zu erleiden, vermeiden die<br />
Betroffenen Situationen, in denen die<br />
Panikattacke erstmals ausgelöst wurde und<br />
entwickeln starke Erwartungsangst (<strong>Angst</strong><br />
vor der <strong>Angst</strong>).<br />
Ein sich exzessives Sorgen und Ängstigen,<br />
das den ganzen Alltag bestimmt, z.B. ob<br />
dem Ehemann oder den Kindern nichts<br />
passiert. Damit einher geht das Gefühl<br />
drohenden Unheils („gleich passiert etwas<br />
Schreckliches“) und das Gefühl der eigenen<br />
Überforderung („ich schaffe es nicht mehr“).<br />
Symptome der GAS und depressive<br />
Symptome sind gleichzeitig vorhanden, die<br />
Kriterien für <strong>Angst</strong>störungen oder<br />
Depression sind jedoch nicht voll erfüllt.
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 56<br />
4.2 Epidemiologie, therapeutische Versorgung und<br />
volkswirtschaftliche Kosten von <strong>Angst</strong>störungen<br />
<strong>Angst</strong>störungen gehören neben den affektiven Störungen und den<br />
Substanzstörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in der<br />
Bevölkerung. Zahlreiche epidemiologische Studien im In- und Ausland<br />
geben unter anderem Auskunft über Auftretenshäufigkeit, Komorbidität<br />
und therapeutische Versorgung (vgl. NCS - Eaton et al., 1994; GHS-MHS<br />
- Jacobi et al., 2002; EDSP - Lieb et al., 2003; ECA - Regier et al., 1990).<br />
Die Prävalenzraten für <strong>Angst</strong>störungen weisen jedoch erhebliche<br />
Streubreiten auf. Lieb et al. (2003) geben in ihrer Veröffentlichung einen<br />
Überblick über aktuelle epidemiologische Studien zu <strong>Angst</strong>störungen und<br />
berichten da<strong>bei</strong> von Lebenszeitprävalenz-Raten zwischen 5,6 und 28,7%.<br />
Diese Inkonsistenz wird erklärt durch die unterschiedliche<br />
Zusammensetzung der Untersuchungspopulationen bezüglich Alter,<br />
Auswahl der <strong>Angst</strong>störungen und verwendeter Falldefinitionen.<br />
Für Deutschland liegt mit der GHS-MHS (General Health Survey – Mental<br />
Health Supplement - Jacobi et al., 2002) eine Studie vor, die für 18 bis 65-<br />
Jährige über die Prävalenz und Versorgungssituation psychischer<br />
Störungen im Bundes-Gesundheits-Survey von 1998 Auskunft gibt. Die<br />
hier erörterten epidemiologischen Ergebnisse über psychische Störungen<br />
wurden an einer Untersuchungspopulation von 4181 Erwachsenen<br />
gewonnen, die mit dem Composite International Diagnostic Interview CIDI<br />
befragt wurden. Tabelle 5 zeigt die 12-Monatsprävalenzen für<br />
<strong>Angst</strong>störungen nach DSM-IV (mit Ausnahme der posttraumatischen<br />
Belastungsstörung). Demnach haben im Jahr vor der epidemiologischen<br />
Untersuchung 14,5% der Bevölkerung oder sieben Millionen Personen die<br />
Kriterien für eine <strong>Angst</strong>störung erfüllt. <strong>Angst</strong>störungen sind damit noch vor<br />
den affektiven Erkrankungen (11,9%) die häufigste psychische Störung in<br />
der Bevölkerung (Jacobi et al., 2002; Jacobi et al., 2004).
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 57<br />
Tabelle 5. 12-Monats-Prävalenz von <strong>Angst</strong>störungen in der erwachsenen<br />
Allgemeinbevölkerung (GHS-MHS; aus Jacobi, Klose & Wittchen, 2004)<br />
Diagnose<br />
(DSM-IV)<br />
Irgendeine<br />
<strong>Angst</strong>störung d<br />
Frauen<br />
(%) a<br />
Männer<br />
(%)<br />
Gesamt<br />
(%)<br />
95% KJ b In<br />
Millionen c<br />
19.8 9.2 14.5 13.4-15.5 7.0<br />
Panikstörung e 3.0 1.7 2.3 1.9-2.8 1.1<br />
Agoraphobie 3.1 1.0 2.0 1.7-2.5 1.0<br />
Soziale Phobie 2.7 1.3 2.0 1.6-2.5 1.0<br />
GAS 2.1 1.0 1.5 1.2-1.9 0.7<br />
Irgendeine<br />
Spezifische<br />
Phobie f<br />
10.8 4.5 7.6 6.9-8.5 3.7<br />
Zwangsstörung 0.9 0.6 0.7 0.5-1.0 0.4<br />
a 12-Monatsprävalenzen; Daten gewichtet nach Alter, Geschlecht und Designfaktoren.<br />
b 95%-Konfidenzintervall.<br />
c Grundgesamtheit: 48.6 Mio. Bundesbürger von 18-65.<br />
d Einschließlich Zwangsstörung, ohne posttraumatische Belastungsstörung. e Mit oder<br />
ohne Agoraphobie. f Tier-, Umwelt-, Blut-, Spritzen-, Verletzungs-, situativer oder anderer<br />
Typus.<br />
Innerhalb der <strong>Angst</strong>störungen stehen die Spezifische Phobie und die<br />
Soziale Phobie an der Spitze. Lieb et al. (2003) berichten von<br />
Lebenszeitprävalenz-Raten für die erwachsene Bevölkerung zwischen 5<br />
und 10% für die Spezifische Phobie und zwischen 3 und 12% für die<br />
Soziale Phobie. Die Panikstörung ist aus epidemiologischer Sicht mit einer<br />
Lebenszeitprävalenz zwischen 1 und 4% eine eher seltener auftretende<br />
psychische Störung. Lebenszeit-Prävalenzschätzungen für die<br />
Agoraphobie liegen zwischen 2 und 6%, für die Generalisierte<br />
<strong>Angst</strong>störung (GAS) zwischen 4 und 6% und für die Zwangsstörung
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 58<br />
zwischen 2 und 3%. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD)<br />
wurde erst seit den neunziger Jahren in die Studien mit einbezogen und<br />
ist daher am schlechtesten epidemiologisch untersucht.<br />
Lebenszeitprävalenz-Raten für den deutschsprachigen Raum liegen hier<br />
zwischen 1.4 und 3%, im US-amerikanische Raum liegen die Raten höher<br />
(7.6-11.7%).<br />
<strong>Angst</strong>störungen finden sich etwa doppelt so häufig <strong>bei</strong> Frauen und<br />
kommen vermehrt <strong>bei</strong> Alleinlebenden, Geschiedenen und Verwitweten<br />
vor. Die erkrankten Personen haben oft eine geringere Schul- und<br />
Berufsausbildung und sind häufiger ar<strong>bei</strong>tslos. Sie leben vermehrt als<br />
Hausfrau oder Hausmann und befinden sich häufiger in einer eher<br />
schlechten finanziellen Lage.<br />
Die therapeutische Versorgung von <strong>Patienten</strong> mit <strong>Angst</strong>störungen ist mehr<br />
als mangelhaft. Laut GHS-MHS nahmen im Jahr vor der Datenerhebung<br />
lediglich 40.5% der angstanfälligen Personen aufgrund ihrer psychischen<br />
Störung das Gesundheitswesen in Anspruch a (Lieb et al., 2003). Der<br />
Anteil der <strong>Patienten</strong> allerdings, der eine Therapie nach modernen<br />
wissenschaftlichen Kriterien erhält, liegt schätzungsweise <strong>bei</strong> höchstens<br />
10%. <strong>Patienten</strong> mit Panikstörung (75%) und GAS (69%) werden am<br />
häufigsten behandelt, <strong>Patienten</strong> mit phobischer <strong>Angst</strong>störung (45.3%),<br />
somatoformer Störung (42.5%) und Substanzstörung (34.8%) finden<br />
dagegen wesentlich seltener den Weg zum Therapeuten (Wittchen et al.,<br />
2000).<br />
Vergleicht man die mit den verschiedenen psychischen Störungen<br />
verbundenen gesundheitsökonomischen Belastungen, liegen ebenfalls<br />
<strong>Angst</strong>störungen mit an der Spitze. Da<strong>bei</strong> fallen weniger die „direkten“<br />
Kosten von Diagnostik und Therapie ins Gewicht. Hohe<br />
a Definiert wurde die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens als die<br />
„zumindest einmalige Nachfrage <strong>bei</strong> einer Institution des<br />
Gesundheitswesens um Hilfe wegen psychischer Probleme bzw. die<br />
Empfehlung psychotherapeutischer/psychiatrischer Behandlung durch<br />
einen Arzt“ (Jacobi et al., 2002).
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 59<br />
volkswirtschaftliche Kosten, wie US-amerikanische Daten verdeutlichen,<br />
werden von <strong>Angst</strong>patienten vor allem „indirekt“ aufgrund körperlicher<br />
Beschwerden und der damit verbundenen häufigen Arztbesuche,<br />
unnötiger medizinischer Untersuchungen, Fehlbehandlungen und der<br />
verminderten Ar<strong>bei</strong>tsproduktivität verursacht (vgl. Jacobi et al., 2004). Im<br />
GHS-MHS zeigen sich Personen mit <strong>Angst</strong>störungen mit durchschnittlich<br />
5,4 Tagen im Monat vollständig oder teilweise in ihrer Ar<strong>bei</strong>tsproduktivität<br />
eingeschränkt. Übertroffen werden sie hier nur von den affektiven<br />
Störungen mit durchschnittlich 8,5 Tage/Monat eingeschränkter<br />
Ar<strong>bei</strong>tsproduktivität (Andlin-Sobocki et al., 2005; Jacobi et al., 2004; Lieb<br />
et al., 2003).<br />
Abbildung 5 gibt einen Überblick über geschätzte Kosten für psychische<br />
Störungen in den USA und verdeutlicht das Ausmaß der<br />
sozioökonomischen Belastungen, das durch <strong>Angst</strong>störungen bedingt ist.<br />
Mio. US $<br />
(1990)<br />
50000<br />
40000<br />
30000<br />
20000<br />
10000<br />
0<br />
direkte<br />
Kosten<br />
indirekte<br />
Kosten<br />
andere<br />
Kosten<br />
Abbildung 5. Geschätzte Kosten psychischer Störungen in den USA 1990<br />
(Rice and Miller, 1995; aus Jacobi et al., 2004)<br />
gesamt<br />
<strong>Angst</strong>störungen<br />
Affektive Störungen<br />
Schizophrenie<br />
andere
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 60<br />
4.3 Komorbidität <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />
Komorbidität bezeichnet in der psychiatrischen Epidemiologie das<br />
gleichzeitige Auftreten von mehr als einer psychischen Störung <strong>bei</strong> einer<br />
Person innerhalb eines definierten Zeitintervalls. Die Zeitspanne kann sich<br />
da<strong>bei</strong> nicht nur auf die Querschnittsdiagnostik, sondern auch auf den<br />
Längsschnitt bis hin zur gesamten Lebensspanne beziehen (Wittchen &<br />
Vossen, 2000).<br />
Das Auftreten von Komorbidität ist <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen eher die Regel als<br />
die Ausnahme. Laut amerikanischer und deutscher epidemiologischer<br />
Studien entwickeln über 70% der <strong>Angst</strong>patienten im Laufe ihres Lebens<br />
mindestens eine weitere psychische Störung. Die höchsten<br />
Komorbiditätsraten fanden sich <strong>bei</strong> Personen mit Panikstörung (92% bzw.<br />
88%) und GAS (91% bzw. 94%) (NCS - Kessler et al., 1995; GHS-MHS -<br />
Jacobi et al., 2002). In der deutschen GHS-MHS war der Anteil der<br />
mehrfach komorbiden Personen auffallend hoch. 50% der Personen mit<br />
Panikstörung und GAS, 60% der Personen mit Zwangsstörung und 20%<br />
der Personen mit einer phobischen Störung wiesen mindestens drei<br />
zusätzliche Störungen auf.<br />
<strong>Angst</strong>störungen treten bevorzugt mit anderen <strong>Angst</strong>störungen auf.<br />
Besonders häufig liegen Panikstörung und GAS sowie Panikstörung und<br />
Agoraphobie als komorbide Störungen vor. GAS und Soziale Phobie<br />
finden sich seltener, aber immer noch in einem statistisch relevantem<br />
Ausmaß (Lieb et al., 2003).<br />
Die Komorbidität von <strong>Angst</strong>störungen mit Affektiven Störungen ist in der<br />
Literatur ebenfalls gut belegt. Laut Kessler (NCS; 2001) haben Personen<br />
mit irgendeiner <strong>Angst</strong>störung im Vergleich zu Personen ohne<br />
<strong>Angst</strong>störung ein fast fünffach erhöhtes Risiko eine Major Depression zu<br />
entwickeln. An erster Stelle steht das gemeinsame Auftreten von GAS und<br />
rezidivierender depressiver Episode (Major Depression), an zweiter Stelle<br />
die Kombination mit Panikstörung. Am seltensten finden sich Depression<br />
und Soziale Phobie als komorbide Erkrankungen (Wittchen et al., 2000).<br />
In einer amerikanischen Erhebung gaben mehr als zwei Drittel der<br />
befragten Personen an, bereits vor Ausbruch der Depression an einer
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 61<br />
<strong>Angst</strong>störung gelitten zu haben. Da<strong>bei</strong> lässt sich ein störungsspezifisches<br />
Muster erkennen. Phobien treten gehäuft vor der Manifestation der Major<br />
Depression auf (72% der Depressiven erkrankten vorher an einer Sozialen<br />
Phobie, 75% an einer Spezifischen Phobie). Panikstörung (83%) und GAS<br />
(76%) dagegen entwickelten sich im gleichen Jahr oder nach der<br />
Depression (NCS - Kessler et al., 1995; Kessler, 2001). Wittchen (2004)<br />
stellt in diesem Zusammenhang fest, dass sich hinter einer Depression oft<br />
eine andere psychische Erkrankung versteckt, insbesondere phobische,<br />
panische und soziale Ängste. Demnach gehen <strong>Angst</strong>störungen häufig in<br />
Depressionen über oder sind mit depressiven Verstimmungen assoziiert.<br />
Sehr gut dokumentiert ist auch die Befundlage zur Komorbidität von<br />
<strong>Angst</strong>- und Substanzstörungen. Lieb et al. (2003) berichten in ihrer Ar<strong>bei</strong>t,<br />
dass 21% der <strong>Angst</strong>patienten unter einer Alkoholabhängigkeit leiden und<br />
ca. 15% erfüllen zusätzlich die Kriterien für eine Abhängigkeit von illegalen<br />
Drogen. Auch hier zeigt sich in der Mehrzahl der Fälle, dass die<br />
<strong>Angst</strong>störung vor Entwicklung der Abhängigkeit bestand (57% der<br />
Alkoholiker, 68% der Drogenabhängigen). Zur Komorbidität von <strong>Angst</strong> und<br />
Nikotinabhängigkeit liegen relativ wenige Studien vor. Allerdings<br />
verweisen diese auf ein überzufällig häufiges gemeinsames Auftreten von<br />
Nikotinabhängigkeit und <strong>Angst</strong>störungen (Isensee et al., 2003).<br />
Die epidemiologischen Befunde zur Komorbidität von <strong>Angst</strong>störungen mit<br />
anderen psychischen Störungen wie Somatoformen Störungen,<br />
Essstörungen, psychotischen Störungen oder Persönlichkeitsstörungen<br />
sind bisher laut Wittchen und Vossen (2000) eher rar. Die höchsten<br />
Komorbiditätsraten finden sich zu Somatoformen Störungen (85% <strong>bei</strong><br />
Panikstörung, 30% <strong>bei</strong> Zwangsstörung; Swartz et al., 1991). Deutlich<br />
niedrigere Komorbiditätsraten ergeben sich mit Essstörungen und<br />
Persönlichkeitsstörungen. In diesem Zusammenhang wird jedoch auf das<br />
Problem einer verlässlichen Erfassung von Persönlichkeitsstörungen<br />
hingewiesen. Die Komorbiditätsbefunde zu psychotischen Störungen sind<br />
schwer zu interpretieren. Wie Wittchen und Vossen (2000) hier betonen,<br />
muss die <strong>Angst</strong>symptomatik wahrscheinlich als Teil der
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 62<br />
Schizophrenieproblematik interpretiert werden, die nach der akuten<br />
schizophrenen Episode spontan abklingt.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Komorbidität <strong>bei</strong><br />
<strong>Angst</strong>störungen eher die Regel als die Ausnahme darstellt. In Assoziation<br />
mit Depression gilt als gesichert, dass in der Regel die <strong>Angst</strong>störung als<br />
primäre Störung und Depression als sekundäre Komplikation zu sehen ist.<br />
Komorbidität bedeutet immer einen höheren Schweregrad der Erkrankung<br />
mit vielfältigen sekundären Beeinträchtigungen. Um der Komplexität und<br />
Schwere des Störungsbildes gerecht zu werden, sollte der Therapieplan<br />
von komorbid erkrankten <strong>Patienten</strong> umfassend und differenziert auf die<br />
verschiedenen Störungen abgestimmt sein. Wittchen und Vossen (2000)<br />
empfehlen hier ausdrücklich die Kombination verschiedener<br />
Therapiemodule, die individuell auf die Symptomatik des <strong>Patienten</strong><br />
abgestimmt werden.<br />
4.4 Kognitive Verhaltenstherapie <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />
Wie eine Reihe gut kontrollierter Therapiestudien mittlerweile belegen,<br />
stellt die kognitive Verhaltenstherapie die Methode der Wahl <strong>bei</strong> der<br />
Behandlung von <strong>Angst</strong>störungen dar (Schmidt-Traub, 2003). Zu den<br />
wichtigsten Therapieelementen einer Verhaltenstherapie <strong>bei</strong><br />
<strong>Angst</strong>störungen gehören:<br />
1. Psychoedukation (Informationsvermittlung)<br />
2. Konfrontation mit <strong>Angst</strong>situationen und körperlichen Symptomen der<br />
<strong>Angst</strong> in vivo und imaginativ<br />
3. Kognitive Therapie wie Problemlösetraining, Konzentrationslenkung,<br />
positive Selbstverbalisationen etc.<br />
4. Gesundheitsverhalten<br />
5. Kommunikations- und soziales Kompetenztraining<br />
6. Rückfallprophylaxe
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 63<br />
4.4.1 Psychoedukation<br />
Aufklärende Informationen über <strong>Angst</strong>prinzipien und<br />
verhaltensmedizinische Zusammenhänge kommen dem<br />
Informationsbedürfnis und der Verunsicherung der <strong>Patienten</strong> hinsichtlich<br />
ihrer körperlichen und mentalen <strong>Angst</strong>beschwerden entgegen und leiten<br />
erste Prozesse zum <strong>Angst</strong>abbau ein.<br />
4.4.2 Konfrontation<br />
Die Konfrontation (in vivo oder imaginativ) geht auf Wolpes (1973)<br />
systematische Desensibilisierung zurück. Wiederholte Konfrontation mit<br />
der <strong>Angst</strong>situation führt zu einer Habituierung und nach und nach zur<br />
Dekonditionierung der <strong>Angst</strong>reaktion bis hin zur Löschung. Dadurch<br />
verändert sich die Informationsverar<strong>bei</strong>tung des <strong>Angst</strong>patienten inklusive<br />
der damit verbundenen Emotionen. Konfrontation kann gestuft oder<br />
massiert in Form von Überflutung durchgeführt werden.<br />
4.4.3 Kognitive Vorgehensweisen<br />
Kennzeichnend für <strong>Angst</strong>patienten sind negative Kognitionen, die sich mit<br />
dem Thema „Gefahr“ beschäftigen. Ziel kognitiver Vorgehensweisen ist<br />
es, die Erwartungsangst zu reduzieren und systematische Denkfehler<br />
aufzudecken und zu korrigieren. Mögliche Vorgehensweisen sind hier die<br />
kognitive Umstrukturierung nach Beck et al. (1992), Techniken zur<br />
Konzentrationslenkung oder das Problemlösetraining nach D`Zurilla et al.<br />
(1971) zur Stressbewältigung.<br />
4.4.4 Gesundheitsverhalten<br />
Regelmäßig praktiziertes Gesundheitsverhalten mit den vier Säulen<br />
sportliche Bewegung, gesunde Ernährung, Entspannung und<br />
Alltagsstrukturierung sollen die übersteigerte somatische Sensibilität<br />
reduzieren und einen gesunden Umgang mit dem eigenen Körper fördern.
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 64<br />
4.4.5 Kommunikations- und soziales Kompetenztraining<br />
Kommunikationshilfen wie Nein-Sagen, Kritik üben oder sich Durchsetzen,<br />
aber auch Aspekte der Zukunftsplanung wirken dem starken<br />
Sicherheitsbedürfnis von <strong>Angst</strong>patienten entgegen und tragen dazu <strong>bei</strong>,<br />
neue Verhaltensweisen und Ziele aufzubauen.<br />
4.4.6 Rückfallprophylaxe<br />
Zur Stabilisierung der <strong>Angst</strong>bewältigungsstrategien und zum Umgang mit<br />
unvermeidlichen Belastungssituationen lernen <strong>Patienten</strong> am Ende der<br />
Therapie, was sie <strong>bei</strong> einem Rückfall tun können.<br />
In Tabelle 6 werden die aktuellen verhaltenstherapeutischen Methoden<br />
zur Behandlung der verschiedenen <strong>Angst</strong>störungen vorgestellt, die<br />
ausführlicher <strong>bei</strong> Bandelow (2003) und Margraf (1999) nachgelesen<br />
werden können. In der Übersicht wird deutlich, dass die verschiedenen<br />
Subtypen der <strong>Angst</strong>störungen im Wesentlichen mit den gleichen<br />
therapeutischen Verfahren wie Psychoedukation, kognitive Therapie oder<br />
Konfrontation behandelt werden. Unterschiede finden sich je nach Art der<br />
<strong>Angst</strong> in der inhaltlichen Gestaltung der Intervention. Diese Sachlage wird<br />
in gruppentherapeutische Konzepten genutzt und <strong>Patienten</strong> verschiedener<br />
<strong>Angst</strong>störungen zusammengefasst. Auf solch heterogene<br />
Gruppenprogramme zur Behandlung von <strong>Angst</strong>störungen wird im<br />
folgenden Kapitel genauer eingegangen.
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 65<br />
Tabelle 6 Psychotherapie der spezifischen <strong>Angst</strong>störungen<br />
Störung Psychotherapeutische Intervention<br />
Panikstörung<br />
mit Agoraphobie<br />
Panikstörung<br />
ohne Agoraphobie<br />
• Informationsvermittlung<br />
• Kognitive Therapie<br />
• Konfrontation mit angstauslösenden Situationen<br />
• Kognitive Therapie<br />
• Konfrontation mit angstauslösenden Reizen<br />
Agoraphobie • Informationsvermittlung<br />
Generalisierte<br />
<strong>Angst</strong>störung<br />
• Konfrontation mit angstauslösenden Situationen<br />
• „Sorgen-Exposition“ in sensu<br />
• Verhaltensexperimente bzgl. Vermeidungs- und<br />
Rückversicherungsverhalten<br />
• Kognitive Therapie<br />
Soziale Phobie Behandlung in Gruppen als Methode der Wahl<br />
Spezifische<br />
Phobien<br />
• Konfrontation in vivo und sensu<br />
• Kognitive Therapie<br />
• Soziales Kompetenztraining<br />
• Teilnehmendes Modelllernen („guided mastery“ nach<br />
Bandura et al., 1969)<br />
• Konfrontation in vivo<br />
• Angewandte Entspannung („applied tension“, Öst &<br />
Sterner, 1987)
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 66<br />
4.5 Kognitiv-verhaltenstherapeutische bzw. psychoedukative<br />
Behandlung von heterogenen <strong>Angst</strong>störungen in Gruppen<br />
4.5.1 Vorteile heterogener Gruppenkonzepte in der <strong>Angst</strong>therapie<br />
In den achtziger und neunziger Jahren stand die Entwicklung empirisch<br />
gestützter Manuale zur Behandlung spezifischer <strong>Angst</strong>störungen im<br />
Fordergrund. In wissenschaftlichen Zentren wurden diagnosenspezifische<br />
Therapieleitfäden für homogene <strong>Patienten</strong>gruppen z.B. mit Panikstörung,<br />
Generalisierter <strong>Angst</strong>störung oder Spezifischer Phobie als Einzel- oder<br />
Gruppenintervention konzipiert. Die meisten Konzepte entstanden für die<br />
Panikstörung. Einen Überblick über Gruppenprogramme für spezifische<br />
<strong>Angst</strong>störungen im nationalen und internationalen Raum finden sich <strong>bei</strong><br />
Fiedler (1995) und García (2004). Seit Ende der neunziger Jahre werden<br />
zunehmend <strong>Angst</strong>programme zur Behandlung diagnosenheterogener<br />
<strong>Patienten</strong>gruppen entwickelt. a Grund hierfür sind verschiedene Nachteile<br />
der störungsspezifischen Konzepte und Veränderungen der<br />
gesundheitspolitischen und institutionellen Rahmenbedingungen.<br />
Spezifische <strong>Angst</strong>programme wurden für homogene Gruppen, d.h. für<br />
<strong>Patienten</strong> mit einer bestimmten Diagnose aus der Gruppe der<br />
<strong>Angst</strong>störungen entwickelt. Die Wirksamkeit der Konzepte wurde unter<br />
Idealbedingungen mit dem Ziel, eine möglichst hohe methodische<br />
Kontrolle zu erreichen gemessen (Efficacy-Studien) b . Kritisiert wird hier<br />
a Eine Ausnahme stellt das Psychoedukationsprogramm von Powell & Enright (1990) dar,<br />
das bereits in den achtziger Jahren entwickelt wurde.<br />
b Erwähnt sei an dieser Stelle die efficacy – effectiveness – Debatte (Erickson, 2003;<br />
Windeler & Antes, 2005). Im Rahmen der Evaluation einer klinischen Intervention wird<br />
der Effekt einer Maßnahme beurteilt. Unterschieden werden müssen hier die Termini<br />
„Efficacy“ und „Effectiveness“. Efficacy beschäftigt sich mit der Wirksamkeit, die eine<br />
medizinische Intervention unter Idealbedingungen für den <strong>Patienten</strong> erreicht („What can<br />
work?). Effectiveness dagegen fragt „What does work?“ und drückt die unter alltäglichen<br />
Bedingungen erreichbare Wirksamkeit einer Maßnahme aus. Verschiedene Autoren<br />
kritisieren (Erickson, 2003; Schmidt-Traub, 2005), dass <strong>bei</strong> der Wirksamkeitsüberprüfung<br />
von <strong>Angst</strong>programmen eher Techniken zur Messung von efficacy als von effectiveness<br />
dominieren und nur wenige Untersuchungen im klinischen Alltag durchgeführt werden.
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 67<br />
allerdings die Ferne zum klinischen Alltag, denn <strong>Angst</strong>störungen treten in<br />
der Regel - wie in Kapitel 4.3 ausführlich dargestellt - mit anderen<br />
komorbiden psychischen Erkrankungen auf. Schmidt-Traub (2003) zufolge<br />
wurden jedoch in Therapiewirkstudien hochselektierte Stichproben<br />
verwendet. Nur etwa ein Drittel der potentiellen Teilnehmer wurden in<br />
Untersuchungen aufgenommen, da die meisten <strong>Patienten</strong> komorbide<br />
Störungen aufwiesen. Nachfolgende Untersuchungen der<br />
Behandlungskonzepte im klinischen Alltag (unter Effectiveness-<br />
Bedingungen) fehlen in den meisten Fällen (Erickson, 2003).<br />
Verschiedene Autoren beklagen, wie schwierig es ist, in der Praxis<br />
Gruppen mit Einzeldiagnosen zusammen zu stellen. Darüber hinaus noch<br />
mit allen <strong>Patienten</strong> gleichzeitig die Gruppe zu starten sei nur im<br />
Forschungs-Setting möglich. (Erickson, 2003; Keller et al., 1999; Kush &<br />
Fleming, 2000; Leidig, 1999).<br />
Ein weiterer Vorteil heterogener <strong>Patienten</strong>programme ist die zeitliche und<br />
finanzielle Effektivität. Individual- und Gruppenprogramme weisen ähnlich<br />
hohe Effektstärken auf, Gruppentherapie ist jedoch kostengünstiger.<br />
Zudem profitieren <strong>Patienten</strong> von den Gruppenprozessen. Bei sozialer<br />
Phobie zum Beispiel ist Gruppentherapie nicht nur effektiver, sie kostet<br />
auch nur halb so viel wie Einzeltherapie (Erickson, 2003).<br />
In psychosomatischen Fachkliniken in Deutschland ergab sich in den<br />
letzten Jahren die Notwendigkeit, die gruppentherapeutischen Angebote<br />
weiter zu entwickeln, um sich den veränderten gesundheitspolitischen und<br />
institutionellen Rahmenbedingungen anzupassen. Keller und seine<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter (1999) und auch Leidig (1999) nennen als Ursachen eine<br />
kürzere Aufenthaltsdauer der <strong>Patienten</strong> durch verkürzte Kostenzusagen<br />
der Kostenträger sowie eine sinkende Bereitschaft der <strong>Patienten</strong> zu<br />
längerer stationärer Behandlung aus <strong>Angst</strong> vor Ar<strong>bei</strong>tsplatzverlust. Zudem<br />
ändert sich gemäß der Autoren die Erwartungshaltung der <strong>Patienten</strong> an<br />
stationäre Rehabilitation im Sinne einer gestiegenen Konsumhaltung und<br />
gehen einher mit einem höheren Leistungs- und Erwartungsdrucks an die<br />
Therapeuten. Ein weiterer Grund das traditionelle Gruppenkonzept zu<br />
überar<strong>bei</strong>ten, ist die Forderung nach Qualitätssicherung seitens der
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 68<br />
Kostenträger. Bei der Entwicklung eines neuen Gruppenmodells stehen<br />
Effizienz und Flexibilität im Mittelpunkt. Leidig (1999) verlangt, dass das<br />
Konzept möglichst viele Diagnosen einer Störungsgruppe erreicht und<br />
offen angelegt sein soll, so dass Gruppenteilnahme jederzeit und auch <strong>bei</strong><br />
kürzerer Behandlungsdauer möglich wird.<br />
Norton und Hope (2005) halten heterogene Gruppenangebote für wichtig,<br />
um die Zugangsmöglichkeit zu effektiven Behandlungsmöglichkeiten zu<br />
erweitern. Den Autoren zufolge erhalten nur 20-30% der <strong>Angst</strong>patienten<br />
eine adäquate Therapie. Ein heterogenes Gruppenangebot kann die<br />
Verbreitung effektiver Behandlungsmöglichkeiten unterstützen. Gerade in<br />
dünn besiedelten Gegenden oder kleineren Kliniken ist es leichter, eine<br />
Gruppe zusammen zu stellen. Außerdem kann ein Therapeut eine<br />
wesentlich größere Zahl an <strong>Patienten</strong> gleichzeitig behandeln. Zusätzlich<br />
reduzieren sich zeitlicher und finanzieller Aufwand, der für die<br />
Anschaffung der Manuale und die Einar<strong>bei</strong>tung in diese notwendig ist von<br />
mindestens sechs unterschiedlichen <strong>Angst</strong>diagnosen auf ein einziges<br />
Konzept.<br />
Ein weiteres Argument für diagnosenübergreifende <strong>Angst</strong>gruppen ist die<br />
effektive Vermittlung kognitiv-verhaltenstherapeutischer Techniken. Aus<br />
klinischer Sicht überwiegen die Ähnlichkeiten zwischen den<br />
verschiedenen <strong>Angst</strong>störungen. Norton und Hope sprechen hier von einer<br />
„common cor pathology“ (2005, S. 81). Über die verschiedenen<br />
<strong>Angst</strong>störungen hinweg <strong>bei</strong>nhalten alle Behandlungskonzepte die gleichen<br />
therapeutischen Kernstücke wie z.B. Psychoedukation, kognitive<br />
Umstrukturierung oder Reizexposition. Unterschiede in den Konzepten<br />
sind inhaltlicher Natur (z.B. <strong>Angst</strong> vor Höhe oder Menschen). So hängt die<br />
Gestaltung der Exposition vom <strong>Angst</strong>inhalt des <strong>Patienten</strong> ab, die<br />
Vorgehensweise jedoch unterscheidet sich nicht <strong>bei</strong> der Behandlung der<br />
verschiedenen Störungen. Zusätzlich nimmt die Ar<strong>bei</strong>t an<br />
störungsspezifischen Inhalten - so Erickson (2003) - in der Regel den<br />
kleineren Teil der Sitzungen ein (z.B. Exposition körperlicher Reize <strong>bei</strong> der<br />
Panikstörung oder Selbstsicherheitstraining <strong>bei</strong> sozialer Phobie).
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 69<br />
4.5.2 Aktueller Forschungsstand heterogener Gruppenkonzepte in<br />
der <strong>Angst</strong>behandlung<br />
Auf Basis dieser Überlegungen wurden in den letzten Jahren<br />
verschiedene <strong>Angst</strong>konzepte für heterogene Gruppen im internationalen<br />
und nationalen Raum entwickelt. Das erste kognitiv-<br />
verhaltenstherapeutische Gruppenkonzept zur Behandlung<br />
diagnosenheterogener <strong>Angst</strong>gruppen stammt von Powell und Enright<br />
(1990) und wurde bereits in den achtziger Jahren entwickelt. Es umfasst<br />
sechs Sitzungen und vermittelt als Selbsthilfeansatz neben Information zu<br />
Ängsten auch das Üben von Bewältigungsstrategien. In der Pilotstudie<br />
(Powell, 1987) wurden <strong>Patienten</strong> mit Generalisierter <strong>Angst</strong>störung und<br />
Phobischen Störungen untersucht. <strong>Patienten</strong>, die im Zusammenhang mit<br />
einer Psychose, Depression, Essstörung oder Persönlichkeitsstörung<br />
unter Ängsten litten, wurden ausgeschlossen. Das Programm zeigte sich<br />
bezüglich <strong>Angst</strong>reduktion, Zunahme von Bewältigungsstrategien und<br />
Abnahme der Einschränkungen im Alltag wirksam. Radley und Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
(1997) führten das ambulante <strong>Angst</strong>management-Training von Powell und<br />
Enright (1990) mit älteren Menschen mit den Diagnosen Agoraphobie,<br />
Soziale und Spezifische Phobie sowie Generalisierte <strong>Angst</strong>störung durch.<br />
Die Wirksamkeitsüberprüfung zeigte eine signifikante <strong>Angst</strong>reduktion,<br />
weitere Auswertungen konnten jedoch aufgrund der kleinen Stichprobe<br />
nicht vorgenommen werden.<br />
Im deutschsprachigen Raum finden sich zwei psychoedukative<br />
Großgruppenkonzepte zur Behandlung von heterogenen <strong>Angst</strong>störungen<br />
im Rahmen der <strong>stationären</strong> Verhaltenstherapie (Keller, Schwickerath &<br />
Follert, 1999; Leidig, 1999). Beide Programme stammen aus<br />
psychosomatischen Fachkliniken und sind aufgrund zunehmender<br />
ökonomischer Zwänge und verkürzter Therapiezeiten ähnlich konzipiert.<br />
Der psychoedukative Teil wird jeweils in der Großgruppe mit bis zu 50<br />
Teilnehmern vermittelt, der prozessorientierte Übungsteil findet in der<br />
Kleingruppe statt. Während Leidig nur die klassischen <strong>Angst</strong>störungen in
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 70<br />
eine Gruppe fasst, finden sich <strong>bei</strong> Keller et al. auch <strong>Patienten</strong> mit<br />
Zwangsstörung oder mit <strong>Angst</strong> und Depression gemischt.<br />
Ein stationäres Psychoedukationsprogramm für heterogene<br />
<strong>Angst</strong>störungen, durchgeführt von der Psychiatriefachpflege, evaluierten<br />
Wood, Kitchiner und Bisson (2005). Das Kursmaterial, entwickelt von<br />
White (2000), basiert auf einem Selbsthilfemanual für <strong>Patienten</strong>, die auf<br />
einen Platz für Einzeltherapie warten mussten. Das Gruppenprogramm<br />
umfasst nicht nur Psychoedukation zu <strong>Angst</strong>, sondern auch zu<br />
Schlafstörungen und Depressionen. In der Evaluation des Konzepts zeigte<br />
sich, dass besonders <strong>Patienten</strong> mit komorbider Depression profitierten.<br />
Kush, Fleming und McRoberts (2000) kombinieren in ihrem Programm<br />
kognitiv-verhaltenstherapeutische Techniken zur Behandlung von<br />
<strong>Angst</strong>störungen und Depression. Damit richten sie sich an ein sehr breites<br />
<strong>Patienten</strong>spektrum mit komorbider depressiver und <strong>Angst</strong>-Symptomatik.<br />
Neben Psychoedukation zu <strong>Angst</strong> und Depression <strong>bei</strong>nhaltet das<br />
Programm kognitive Techniken spezifisch für die <strong>bei</strong>den Störungsbilder,<br />
ein Problemlösetraining und Entspannung. Das Programm zeigte sich <strong>bei</strong><br />
<strong>bei</strong>den Symptombildern wirksam.<br />
Ein in Spanien von Blanch et al. (2002) durchgeführtes <strong>Angst</strong>programm<br />
richtet sich an HIV-<strong>Patienten</strong>, die unter <strong>Angst</strong> und Depression leiden. Das<br />
strukturierte Gruppenangebot wurde von Riemer und Mitar<strong>bei</strong>tern (1998)<br />
konzipiert und vermittelt neben Techniken der <strong>Angst</strong>- und<br />
Depressionstherapie auch Psychoedukation zu HIV und psychischer<br />
Gesundheit.<br />
Erickson (2003) kritisiert die traditionellen homogenen <strong>Angst</strong>konzepte im<br />
Rahmen der Efficacy-Effectiveness-Debatte und fordert<br />
Behandlungskonzepte, die sich an der Realität des klinischen Alltags<br />
orientieren. Laut Erickson lagen bis 2003 keine veröffentlichten Studien zu<br />
heterogenen <strong>Angst</strong>konzepten vor. Mit seinem ambulanten<br />
Gruppenprogramm richtet er sich gezielt an <strong>Patienten</strong> mit heterogenen<br />
<strong>Angst</strong>störungen und Komorbidität wie sie typisch sind für die Ambulanz<br />
einer psychiatrischen Akutklinik. In der Evaluation zeigte sich, dass das
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 71<br />
Programm trotz Komorbidität und Medikamenteneinnahme wirksam ist<br />
und zu klinisch bedeutsamen Veränderungen führt.<br />
In seinem Review über die aktuellen Programme zur <strong>Angst</strong>behandlung im<br />
internationalen Raum kommt García (2004) zu dem Ergebnis, dass sich<br />
die kognitiv-behavioralen Therapiebausteine über die verschiedenen<br />
<strong>Angst</strong>störungen hinweg gleichen. Als Konsequenz entwirft er ein<br />
heterogenes Gruppenkonzept für die Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen, <strong>Angst</strong><br />
und Depression gemischt sowie Anpassungsstörung. Das Programm<br />
zeigte sich auch noch ein Jahr nach Gruppenende in Form von reduzierter<br />
Benzodiazepin-Einnahme und höherer Entlassungsrate wirksam.<br />
Norton und Hope (2002, 2005) schließlich entwickelten ein kognitiv-<br />
verhaltenstherapeutisches Breitspektrumprogramm zur Behandlung von<br />
<strong>Angst</strong>störungen. Mit ihrer Hypothese einer „common core pathology“<br />
vernachlässigen sie die Unterschiedlichkeit der <strong>Angst</strong>diagnosen. Sie<br />
rücken die therapeutischen Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt und<br />
kombinieren die verschiedenen empirisch überprüften<br />
Behandlungstechniken. Die Ergebnisse der Pilotstudie unterstützen zum<br />
Teil die Hypothese und damit die Wirksamkeit des Programms.<br />
Tabelle 7 gibt eine Übersicht der vorgestellten Behandlungsprogramme,<br />
aufgelistet nach ihrem Erscheinungsjahr sowie differenziert nach ihren<br />
Zielen und Inhalten.<br />
Anschließend werden die dazugehörigen Evaluationsstudien vorgestellt.<br />
Wie Tabelle 8 zu entnehmen ist, scheinen die verschiedenen<br />
Interventionsprogramme positive Effekte zu generieren. Allerdings finden<br />
sich deutliche methodische Schwächen in den meisten Studien.<br />
Unkontrollierte Untersuchungen mit geringer Stichprobengröße<br />
überwiegen.
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 72<br />
Tabelle 7. Kognitiv-verhaltenstherapeutische bzw. psychoedukative Gruppenprogramme <strong>bei</strong> heterogenen<br />
<strong>Angst</strong>störungen<br />
Autor(en) Ziele und Inhalte des Programms Zielgruppe Therapieart bzw. Setting Sitzungen<br />
1. Powell &<br />
Enright<br />
(1990)<br />
2. Leidig<br />
(1999)<br />
Psychoedukationsprogramm mit<br />
Schwerpunkt Selbsthilfestrategien:<br />
Entspannungs- und Atemübungen,<br />
Information zu körperlichen, kognitiven und<br />
behavioralen Aspekten von <strong>Angst</strong>,<br />
Vermeidungsverhalten, <strong>Angst</strong>bewälti-<br />
gungsstrategien Auffrischungssitzungen<br />
nach 4 und 12 Wochen.<br />
Psychoedukative Großgruppe zur<br />
Informationsvermittlung (Diagnosen,<br />
Therapie, Hyperventilation,<br />
Vermeidungsverhalten, Exposition,<br />
aufrechterhaltende Bedingungen,<br />
Rückfallprophylaxe). „Hausaufgaben“.<br />
Parallel Kleingruppe zur Nachbereitung.<br />
<strong>Angst</strong>störungen* Ambulant<br />
<strong>Angst</strong>störungen*,<br />
<strong>Angst</strong> und<br />
depressive<br />
Störung gemischt,<br />
Zwangsstörung<br />
West Berkshire District,<br />
Psychology Department,<br />
UK<br />
Stationär; PE in der<br />
offenen Großgruppe mit<br />
bis zu 50 <strong>Patienten</strong> und<br />
parallel Kleingruppe (10<br />
<strong>Patienten</strong>, geschlossen).<br />
Psychosomatische<br />
Fachklinik Bad Dürkheim<br />
*<strong>Angst</strong>störungen: Spezifische Phobien, Agoraphobie, Soziale Phobien, Panikstörung, Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />
6 Sitzungen á<br />
90 min<br />
4 Sitzungen á<br />
90 min
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 73<br />
Autor(en) Ziele und Inhalte des Programms Zielgruppe Therapieart bzw. Setting Sitzungen<br />
3. Keller,<br />
Schwickerath<br />
& Follert<br />
(1999)<br />
4. White (2000)<br />
5. Kush, Fleming<br />
& McRoberts<br />
(2000)<br />
Psychoedukative Großgruppe zur<br />
Informationsvermittlung.<br />
Prozessorientierte Kleingruppe für<br />
<strong>Angst</strong>bewältigungs- und<br />
Konfrontationsübungen.<br />
Psychoedukationsprogramm mit<br />
Information zu Stress und <strong>Angst</strong>,<br />
körperliche und Verhaltens-Symptome,<br />
Panik, Schlafstörung, Depression,<br />
Kontrollstrategien und Hausaufgaben.<br />
Begleitend dazu ein Selbsthilferatgeber.<br />
Psychoedukation zu <strong>Angst</strong> und<br />
Depression, kognitive Techniken<br />
spezifisch für <strong>Angst</strong>störungen und<br />
Depression, Problemlösetraining, Atem-<br />
und Entspannungsübungen.<br />
<strong>Angst</strong>störungen* Stationär; offene Gruppe<br />
Klinik Berus, Zentrum für<br />
Psychosomatik und<br />
Verhaltensmedizin,<br />
Überherrn-Berus<br />
<strong>Angst</strong>störungen* Stationär<br />
<strong>Angst</strong>störungen<br />
und depressive<br />
Störungen als<br />
komorbide<br />
Erkrankungen**<br />
Cardiff, UK<br />
Ambulant; geschlossene<br />
Gruppe<br />
Staunton Clinic, Sewickley<br />
Valley Hospital,<br />
Pennsylvania<br />
*<strong>Angst</strong>störungen: Spezifische Phobien, Agoraphobie, Soziale Phobien, Panikstörung, Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />
4 Sitzungen<br />
Großgruppe,<br />
3 Sitzungen<br />
Kleingruppe<br />
6 Sitzungen á<br />
120 min<br />
12 Sitzungen á<br />
90 min<br />
**<strong>Angst</strong>störungen (GAS, Zwangsstörung, Anpassungsstörung mit <strong>Angst</strong>, subakute Panikstörung) und depressive Störungen<br />
(depressive Verstimmung, Dysthymia, Major Depression, bipolare Störung)
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 74<br />
Autor(en) Ziele und Inhalte des Programms Zielgruppe Therapieart bzw. Setting Sitzungen<br />
6. Blanch et<br />
al. (2002)<br />
7. Erickson<br />
(2003)<br />
KVT-Gruppe (von Riemer et al., 1998) mit<br />
Vermittlung von Techniken der <strong>Angst</strong>- und<br />
Depressionstherapie: Progressive<br />
Muskelrelaxation, imaginative<br />
Entspannung, kognitive Umstrukturierung,<br />
Aktivitätensteigerung, Problemlösetraining,<br />
Psychoedukation zu HIV und psychischer<br />
Gesundheit, Hausaufgaben.<br />
Vor Gruppenbeginn Festlegung von indi-<br />
viduellen Zielen und Verhaltensübungen.<br />
<strong>Angst</strong>bewältigungsgruppe mit Schwerpunkt<br />
Verhalten (Ursache und Behandlung von<br />
Ängsten, Entspannung, Exposition),<br />
Kognitionen (Identifikation dysfunktionaler<br />
Gedanken, kognitive Umstrukturierung),<br />
soziale Ängste (Assertivenesstraining).<br />
Hausaufgaben (<strong>Angst</strong>tagebuch und<br />
Verhaltensübungen).<br />
HIV-<strong>Patienten</strong>, die<br />
unter <strong>Angst</strong> und<br />
Depression leiden<br />
<strong>Angst</strong>störungen*,<br />
PTSD mit<br />
Vermeidungs-<br />
verhalten<br />
Ambulant; geschlossene<br />
Gruppe<br />
Hospital Clinic of<br />
Barcelona, Spain<br />
Ambulant<br />
University of British<br />
Columbia Hospital,<br />
Vancouver, Canada<br />
*<strong>Angst</strong>störungen: Spezifische Phobien, Agoraphobie, Soziale Phobien, Panikstörung, Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />
16 Sitzungen á<br />
120 min<br />
12 Sitzung á<br />
120 min
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 75<br />
Autor(en) Ziele und Inhalte des Programms Zielgruppe Therapieart bzw. Setting Sitzungen<br />
8. García<br />
(2004)<br />
9. Norton &<br />
Hope<br />
(2005)<br />
<strong>Angst</strong>bewältigungsgruppe mit<br />
psychoedukativen und<br />
handlungsorientierten Anteilen: Diagnosen,<br />
<strong>Angst</strong>kreislauf, Strategien zur Kontrolle<br />
körperlicher Symptome, kognitive<br />
Strategien, Exposition, Soziale Kompetenz.<br />
KV-Breitspektrum Gruppenprogramm, das<br />
sich in zwei Phasen gliedert: 1. Reduktion<br />
der aktuellen Ängste durch<br />
Psychoedukation, Selbstbeobachtung,<br />
kognitive Umstrukturierung, Exposition.<br />
2. Identifikation zugrunde liegender<br />
Überzeugungen (Unkontrollierbarkeit,<br />
Unvorhersagbarkeit, Bedrohung durch<br />
Ereignisse); Veränderung dieser durch<br />
Einsatz kognitiver Techniken.<br />
<strong>Angst</strong>störungen*,<br />
<strong>Angst</strong> und<br />
Depression<br />
gemischt,<br />
Anpassungs-<br />
störung<br />
Stationär<br />
<strong>Angst</strong>störungen* Ambulant<br />
<strong>Patienten</strong> des National<br />
Health Service, Spanien<br />
Klinik für <strong>Angst</strong>störungen<br />
der Universität Nebraska-<br />
Lincoln<br />
*<strong>Angst</strong>störungen: Spezifische Phobien, Agoraphobie, Soziale Phobien, Panikstörung, Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />
8 Sitzungen á<br />
90 min<br />
12 Sitzungen á<br />
150 min
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 76<br />
Tabelle 8. Evaluationsstudien zu den Programmen von Tabelle 7<br />
Studien/<br />
Autoren<br />
Exponent<br />
Zu 1 Powell (1987) 47 (38<br />
Zu 1 Radley et al.<br />
(1997)<br />
n<br />
Completers)<br />
9 (6<br />
Completers)<br />
Kontroll<br />
n<br />
keine Prä-Post;<br />
Studiendesign Eingesetzte<br />
Follow-up nach<br />
3 Monaten<br />
keine Prä-Post;<br />
Follow-up: nach<br />
4 und 12<br />
Wochen<br />
Messinstrumente<br />
STAI<br />
SGHAQ<br />
Selbstentwickelter<br />
Fragebogen zu<br />
Bewertung des<br />
Programms<br />
HAD, HAS,<br />
GAS, STAI,<br />
FI, PSI,<br />
ELI<br />
Ergebnisse<br />
Höchst signifikante Reduktion<br />
der Symptomschwere und der<br />
Einschränkungen im Alltag,<br />
Zunahme des Vertrauens in<br />
eigene Copingstrategien.<br />
Informationsvermittlung und<br />
Gruppensetting wurden als<br />
äußerst hilfreich beurteilt.<br />
Signifikante <strong>Angst</strong>reduktion nach<br />
Beendigung des Programms in<br />
zwei der drei <strong>Angst</strong>skalen (HAD,<br />
GAS). Aufgrund von hohem<br />
Drop-out konnten keine weiteren<br />
statistischen Analysen<br />
durchgeführt werden.
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 77<br />
Studien/<br />
Autoren<br />
Zu 2 Völlinger,<br />
Leidig &<br />
Fydrich (1999)<br />
Zu 3 Keller et al.<br />
(1999)<br />
Exponent<br />
n<br />
Kontroll<br />
n<br />
58 keine Prä-Post mit<br />
Informations-<br />
gruppe:<br />
171 <strong>Patienten</strong><br />
223<br />
Therapeuten<br />
Übungsgruppe<br />
90 <strong>Patienten</strong><br />
92 Therapeuten<br />
Studiendesign Eingesetzte<br />
drei Messzeit-<br />
punkten<br />
(vor/nach der<br />
<strong>Angst</strong>gruppe<br />
und vor<br />
Entlassung)<br />
keine Befragung der<br />
<strong>Patienten</strong> und<br />
Therapeuten<br />
Messinstrumente<br />
AKV<br />
BAI<br />
SCL-90-R<br />
Selbstentwickelter<br />
Fragebogen<br />
Ergebnisse<br />
Signifikante Reduktion der<br />
<strong>Angst</strong>symptomatik<br />
(physiologisch, körperlich,<br />
kognitiv) im Verlauf der Therapie<br />
auf allen eingesetzten Skalen<br />
Informationsgruppe: hohe<br />
Gruppenzufriedenheit, hoher<br />
Wissenszuwachs (73% d. Pat.),<br />
Besserung der <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> 33%<br />
der <strong>Patienten</strong><br />
Übungsgruppe: sehr hohe<br />
Gruppenzufriedenheit,<br />
Besserung der <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> 66%<br />
der <strong>Patienten</strong>
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 78<br />
Studien/<br />
Autoren<br />
Zu 4 Wood,<br />
Kitchiner, &<br />
Bisson (2005)<br />
Zu 5 Kush, Fleming<br />
& McRoberts<br />
(2000)<br />
Exponent<br />
n<br />
45<br />
(Follow-up<br />
n=25)<br />
29 (26<br />
Completers)<br />
davon 18 mit<br />
primärer<br />
Depression,<br />
8 mit primärer<br />
<strong>Angst</strong>störung<br />
Kontroll<br />
n<br />
keine Prä-Post,<br />
Studiendesign Eingesetzte<br />
Follow-up nach<br />
1, 3 und 6<br />
Monaten<br />
Messinstrumente<br />
FQ<br />
GHQ-28<br />
BDI-II<br />
keine Prä-Post BDI<br />
BAI<br />
DAS<br />
Ergebnisse<br />
Signifikante Verbesserung in<br />
Skalen Vermeidungsverhalten,<br />
allg. Funktionsniveau, allg.<br />
Wohlbefinden, Depressivität.<br />
<strong>Patienten</strong> mit komorbider<br />
Depression profitierten<br />
besonders vom Programm.<br />
Signifikante Verbesserung in<br />
allen Skalen. Klinisch relevante<br />
Verbesserung der depressiven<br />
und <strong>Angst</strong>-Symptomatik von<br />
mittelgradiger zu leichter<br />
Ausprägung <strong>bei</strong> gleich<br />
bleibender Medikation.
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 79<br />
Studien/<br />
Autoren<br />
Zu 6 Blanch et al.<br />
(2002)<br />
Zu 7 Erickson<br />
(2003)<br />
Exponent<br />
n<br />
Kontroll<br />
n<br />
39 keine Prä-Post<br />
116 (70<br />
completers)<br />
Studiendesign Eingesetzte<br />
Follow-up nach<br />
3 Monaten<br />
keine Prä-Post,<br />
Follow-up nach<br />
6 Monaten<br />
Messinstrumente<br />
BDI<br />
STAI<br />
Ergebnisse<br />
Signifikante Verbesserungen<br />
bzgl. Depressivität und<br />
Ängstlichkeit innerhalb des<br />
Interventionszeitraums, die nach<br />
3 Monaten noch stabil waren.<br />
Durch intravenösen<br />
Drogenkonsum infizierte HIV-<br />
<strong>Patienten</strong> zeigten eine geringere<br />
Verbesserung im BDI.<br />
BSI, FGSQ Signifikante Reduktion der<br />
Symptomschwere und des<br />
Vermeidungsverhaltens auch<br />
noch nach 6 Monaten
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 80<br />
Studien/<br />
Autoren<br />
Exponent<br />
Zu 8 García (2004) 19 25<br />
Zu 9 Norton &<br />
Hope (2005)<br />
n<br />
Kontroll<br />
n<br />
9 10<br />
(nicht<br />
randomi-<br />
siert) <br />
(randomi-<br />
siert)<br />
Studiendesign Eingesetzte<br />
Prä-Post,<br />
Follow-up nach<br />
3 und 12<br />
Monaten;<br />
Messinstrumente<br />
IRE<br />
TAS-20,<br />
QCBSS<br />
TAS-20<br />
STAI<br />
ITAI<br />
BDI<br />
DQ<br />
Prä-post ADIS-IV<br />
CSR<br />
DASS<br />
MASQ; individuelle<br />
<strong>Angst</strong>hierarchie<br />
Ergebnisse<br />
Signifikante Reduktion der<br />
Ängstlichkeit, Depression,<br />
emotionalen Belastung,<br />
körperlichen Beschwerden.<br />
Nach einem Jahr höhere<br />
Entlassungsrate im Vergleich zur<br />
Kontrollgruppe (73,68% vs.<br />
28%) und Reduktion der<br />
Benzodiazepineinnahme<br />
(44,44% vs. 10.52%).<br />
Signifikante Reduktion der<br />
<strong>Angst</strong>symptomatik. 6 von 9<br />
Teilnehmern erfüllen nach dem<br />
Treatment die Diagnose<br />
<strong>Angst</strong>störung nicht mehr (Keine<br />
Veränderung in der KG).
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 81<br />
Abkürzungen und Erläuterungen der in Tabelle 8 aufgeführten Messinstrumente:<br />
ADIS-IV: Anxiety Disorders Interview Schedule for DSM-IV (Brown et al., 1994)<br />
AKV: Fragebogen zu körperbezogenen Ängsten, Kognitionen und Vermeidung (Ehlers & Margraf, 1993)<br />
BAI: Beck-<strong>Angst</strong>-Inventar (Beck & Steer, 1990)<br />
BDI: Beck Depressions Inventar (Beck, Rush, Shaw & Emery, 1983)<br />
BDI-II: Beck Depression Inventory-II (Beck, Steer & Brown, 1996)<br />
BSI: Brief Symptom Inventory (Derogatis, 1993)<br />
CSR : Clinician Severity Ratings (Teil der ADIS-IV, Brown et al., 1994)<br />
DAS: Dysfunctional Attidutes Scale (Weisman, 1978)<br />
DASS: Depression, Anxiety and Stress Scale (Lovibond & Lovibond, 1993)<br />
DQ: Distress Questionnaire (Davis et al., 1986)<br />
ELI: Effects on Life Inventory (Powell & Enwright, 1990)<br />
FGSQ: Fear and General Symptom Questionnaire (Hafner, 1981; Hallam & Hafner, 1978)<br />
FI: Fear Inventory (Marks & Matthews, 1979)<br />
FQ: Fear Questionnaire (Marks & Matthews, 1979)<br />
GAS: Generalised Anxiety Scale (Lindesay et al., 1989)<br />
GHQ-28: General Health Questionnaire-28 (Goldberg & Williams, 1988)<br />
HAD: Hospital Anxiety and Depression Scale (Zigmond & Snaith, 1983)
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 82<br />
HAS: Hamilton Anxiety Scale (Hamilton, 1959)<br />
IRE: Inventory of Recent Experiences (Davis, McKay & Eshelman, 1986)<br />
ITAI: Inventory of Tension and Anxiety Indicators (Cautela, 1977)<br />
MASQ: Mood and Anxiety Symptom Questionnaire ((Watson & Clark, 1991)<br />
PSI: Physical Symptoms Inventory (Powell & Enwright, 1990)<br />
QCBSS: Questionnaire on Coping Behaviours in Stressful Situations (Labrador, 1992)<br />
SCL-90-R: Symptom-Checkliste von Derogatis (Franke, 1995; Revidierte Fassung)<br />
SGHAQ: St. Georges Hospital Anxiety Questionnaire (Mathews, 1983)<br />
STAI: Stait-Trait Anxiety Inventory (Spielberger et al., 1970; spanische Version von TEA, 1982)<br />
TAS-20: Toronto Alexithymia Scale-20 (Bagby, Parker & Taylor, 1994; Bagby, Taylor & Parker, 1994)
Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />
4.6 Zusammenfassung<br />
<strong>Angst</strong> ist ein Hauptaspekt der <strong>Angst</strong>störungen, aber auch Teil vieler<br />
psychopathologischer Erscheinungsbilder. <strong>Angst</strong>störungen gehören zu den<br />
häufigsten psychischen Störungen in der Bevölkerung und verursachen hohe<br />
volkswirtschaftliche Kosten. Charakteristisch für <strong>Angst</strong>störungen ist das<br />
Auftreten von Komorbidität. Insbesondere im klinischen Setting finden sich<br />
<strong>Angst</strong>patienten mit komplexen Störungsbildern, die eine differenzierte, auf das<br />
Beschwerdebild individuell zugeschnittene, aber auch kostengünstige Therapie<br />
benötigen.<br />
In gruppentherapeutischen Konzepten zur <strong>Angst</strong>behandlung wird sich<br />
zunehmend die Tatsache zu Nutze gemacht, dass die verschiedenen<br />
Untertypen der <strong>Angst</strong>störungen im Wesentlichen mit den gleichen<br />
therapeutischen Bausteinen wie Psychoedukation, kognitive Therapie oder<br />
Konfrontation behandelt werden können. Zusätzlich stellen<br />
gruppentherapeutische Angebote sowohl vom zeitlichen als auch finanziellen<br />
Aspekt eine ökonomische Möglichkeit dar, dem <strong>Patienten</strong> eine effektive<br />
Behandlung zukommen zu lassen.<br />
Das in dieser Ar<strong>bei</strong>t vorgestellte Psychoedukationsprogramm versteht sich als<br />
ein Baustein in der <strong>stationären</strong> Behandlung von <strong>Angst</strong>, der nicht nur die<br />
therapeutischen Gemeinsamkeiten der verschiedenen <strong>Angst</strong>störungen, sondern<br />
auch die Vorteile des Gruppensettings nutzt, um <strong>Angst</strong>patienten in der Klinik<br />
eine differenzierte Behandlung zu ermöglichen.<br />
83
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5 Das stationäre Psychoedukationsprogramm “PAsta” – Eine<br />
theoretische Einführung<br />
Das folgende Kapitel gibt eine theoretische Einführung in das<br />
Gruppenprogramm <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> - <strong>PAsta“</strong><br />
mit seinen verschiedenen „Therapiebausteinen“. Das Gruppenprogramm wurde<br />
für <strong>Patienten</strong> mit heterogenen <strong>Angst</strong>störungen bzw. Ängsten im Rahmen<br />
psychischer Erkrankungen konzipiert. Es besteht aus dem vorliegenden Manual<br />
(Theoretische Einführung), das von den Gruppenleitern zur Vorbereitung der<br />
Gruppensitzungen herangezogen wird und acht Sitzungen mit Ar<strong>bei</strong>tsmaterial<br />
(Ar<strong>bei</strong>tsblätter, Folien), die in Anhang A, B und C zu finden sind. Das<br />
Psychoedukationsprogramm setzt sich aus folgenden therapeutischen<br />
Bausteinen zusammen (Abbildung 6):<br />
Hausaufgaben<br />
Kognitive<br />
Strategien<br />
Gruppen-<br />
prozesse<br />
+ Transfer<br />
Abbildung 6. Therapiebausteine des Gruppenprogramms<br />
1. Gruppenprozesse - Die Gruppe als therapeutischer Faktor<br />
• Psychotherapeutische Wirkfaktoren der Gruppe<br />
• Vorbereitung der Psychoedukationsgruppe<br />
• Kriterien zur Gruppenteilnahme<br />
• Durchführung und Aufbau der Gruppensitzungen<br />
• Vorstellungsrunde<br />
Exposition<br />
• Gruppenregeln für <strong>Patienten</strong><br />
Wissens-<br />
vermittlung<br />
• Gruppenregeln für Therapeuten<br />
Rückfall-<br />
prophylaxe<br />
Individuelles<br />
Störungsmodell<br />
Körperbezogene<br />
Verfahren<br />
84
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
2. Wissensvermittlung<br />
• Definition <strong>Angst</strong><br />
• <strong>Angst</strong> als eine Emotion mit Funktion<br />
• Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />
• <strong>Angst</strong> als ein komplexes Reaktionsmuster<br />
• Der <strong>Angst</strong>kreislauf<br />
3. Körperbezogene Verfahren<br />
• Information über körperliche Prozesse<br />
• Neurobiologische Befunde zur <strong>Angst</strong>verar<strong>bei</strong>tung<br />
• Methoden zur Erregungskontrolle<br />
• Entspannungsverfahren<br />
• Aufbau der körperlichen Fitness<br />
• Reduktion chronischer Belastung und Stress<br />
• Medikamentöse Behandlung<br />
4. Kognitive Strategien<br />
• Die fünf Phasen der kognitiven Umstrukturierung<br />
• Vermittlung eines kognitiven Modells zur Entstehung von <strong>Angst</strong><br />
• Einführung in das ABC-Modell<br />
• Kennzeichen angemessenen Denkens<br />
• Schritte zur Veränderung des Denkens<br />
• Typische dysfunktionale Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />
5. Exposition<br />
• Vermeidungsverhalten verstehen lernen<br />
• Vermeidungsverhalten überwinden<br />
• Die Expositionsregeln<br />
6. „Einzeltherapie“ in der Gruppe<br />
7. Wissenstransfer und Hausaufgaben<br />
8. Rückfallprophylaxe<br />
• Wissenschaftliche Daten zur Rückfallwahrscheinlichkeit<br />
• Der Notfallkoffer<br />
85
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.1 Die Gruppe als therapeutischer Faktor<br />
5.1.1 Psychotherapeutische Wirkfaktoren der Gruppe<br />
Als erster therapeutischer Baustein des Psychoedukationsprogramm soll die<br />
Gruppe an sich vorgestellt werden. In seinem mittlerweile zum Klassiker<br />
gewordenen Lehrbuch „Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie“ stellt<br />
Yalom (1970; 2005) elf psychotherapeutische Wirkfaktoren vor, die unabhängig<br />
von speziellen Gruppentherapieverfahren übergreifend in der Gruppe wirksam<br />
sind. Diese „instrumentellen Gruppenbedingungen“ (Grawe, 1980, S. 27) bilden<br />
die Voraussetzung für die Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit einer Gruppe und sollten vom<br />
Therapeuten gezielt hergestellt werden (Revenstorf, 1992; Fiedler, 1996;<br />
Pitschel-Walz, 2002). Im Folgenden werden Yalom`s therapeutische<br />
Wirkfaktoren erläutert und Möglichkeiten vorgestellt, wie der Gruppenleiter<br />
diese im Rahmen der psychoedukativen Intervention fördern kann.<br />
• Hoffnung-Einflößen<br />
oder die hohe Erwartung, in der Therapiegruppe Hilfe zu finden. Hoffnung trägt<br />
nicht nur dazu <strong>bei</strong>, dass <strong>Patienten</strong> in der Gruppe bleiben, sondern das<br />
Vertrauen in eine Behandlungsweise an sich kann schon therapeutisch wirksam<br />
sein. Der Therapeut kann deshalb positive Erwartungen bezüglich der<br />
Wirksamkeit des Gruppenprogramms verstärken und negative Vorurteile<br />
beseitigen. Zudem ist es wichtig, <strong>Patienten</strong> von ihren Erfolgen <strong>bei</strong> der<br />
Anwendung der gelernten Strategien erzählen zu lassen und auf<br />
Therapiefortschritte hin zu weisen.<br />
• Universalität des Leidens<br />
oder die Erfahrung „Ich bin nicht allein mit meinen Problemen, Gedanken etc.,<br />
andere haben ähnliche Probleme.“ <strong>Patienten</strong> kommen häufig in die Gruppe mit<br />
der Überzeugung, sie seien in ihrem Leiden einzigartig. Sie erleben es als<br />
äußerst entlastend, Menschen mit ähnlichen Problemen kennen zu lernen und<br />
Verständnis in der Gruppe zu erfahren. Therapeuten sollten deshalb <strong>Patienten</strong><br />
zu mehr Offenheit ermutigen, sich mit ihren Problemen und Ängsten mitzuteilen<br />
86
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
sowie das Verständnis und die Solidarität der Gruppe hervorheben nach dem<br />
Motto „Wir sitzen alle im gleichen Boot“.<br />
• Mitteilung von Information<br />
oder die didaktische Unterweisung und praktische Anleitung. Die Ungewissheit<br />
über Ursache, Bedeutung und Schwere von psychischen Symptomen erzeugt<br />
<strong>Angst</strong>. Das Vermitteln von Information, also Psychoedukation im klassischen<br />
Sinn, ist an sich ein therapeutisches Werkzeug, da es Struktur und Erklärung<br />
liefert. Bei der Informationsvermittlung ist es wichtig, auf Verständlichkeit und<br />
Klarheit zu achten. Der Therapeut fungiert als Übersetzer von Fachwissen mit<br />
dem Ziel, <strong>Patienten</strong> zu Experten ihrer Erkrankung auszubilden.<br />
• Altruismus<br />
oder das wechselseitige Geben und Nehmen in der Gruppe. <strong>Patienten</strong> helfen<br />
sich in der Gruppe mit gegenseitiger Unterstützung, Beruhigung und Rat und<br />
erleben dadurch das Gefühl, gebraucht zu werden, was an sich ein<br />
therapeutischer Faktor ist. Gegenseitige Unterstützung und konstruktives<br />
Feedback der <strong>Patienten</strong> sollten vom Therapeuten gefördert werden. Denn der<br />
Therapeut ist für viele <strong>Patienten</strong> der „bezahlte Fachmann“. Bemerkungen von<br />
<strong>Patienten</strong> werden oft mit viel größerer Bereitschaft aufgenommen, da diese die<br />
„wirkliche Welt“ repräsentieren.<br />
• Korrigierende Rekapitulation der primären Familiengruppe<br />
oder die Korrektur gelernter dysfunktionaler Beziehungsmuster. Die Gruppe mit<br />
ihren verschiedenen Rollen ähnelt in vieler Hinsicht einer Familie und löst eine<br />
Vielzahl von Verhaltensmustern aus. Verfestigte Rollen (z.B. die<br />
Außenseiterposition) können vom Therapeuten in Frage gestellt werden und er<br />
kann <strong>Patienten</strong> ermutigen, neue Verhaltensweisen auszuprobieren.<br />
• Entwicklung von Techniken des mitmenschlichen Umgangs<br />
oder das Einüben sozialer Fertigkeiten. Für nicht wenige <strong>Patienten</strong>, denen es<br />
an intimen Beziehungen fehlt, stellt die Gruppe die erste richtige Gelegenheit<br />
seit langem dar, soziale Fertigkeiten zu üben. Informationsvermittlung, Lernen<br />
am Beispiel und direkte Anleitung durch den Therapeuten helfen, die<br />
87
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Kommunikation der <strong>Patienten</strong> untereinander (und mit den Angehörigen) zu<br />
verbessern.<br />
• Nachahmendes Verhalten<br />
oder Modelllernen. <strong>Patienten</strong> suchen Personen (Gruppenmitglieder oder<br />
Therapeuten), mit denen sie sich identifizieren können und lernen durch<br />
Nachahmung. Der Therapeut sollte sich bewusst sein, dass er durch sein<br />
Modell das Kommunikationsmuster in der Gruppe beeinflusst.<br />
• Interpersonales Lernen<br />
oder das Aufdecken und Bear<strong>bei</strong>ten gestörter interpersonaler Beziehungen. Je<br />
länger ein Patient sich in einer Gruppe aufhält, desto stärker zeigen sich immer<br />
wiederkehrende unangepasste Verhaltensmuster. Durch Feedback der<br />
Teilnehmer oder Selbstbeobachtung kann er sich seines gestörten<br />
interpersonalen Verhaltens bewusst werden und dieses korrigieren. Da der<br />
Auftrag der Psychoedukationsgruppe sowohl zeitlich als auch inhaltlich klar<br />
umschrieben ist, empfiehlt es sich Aspekte des interpersonalen Lernens in<br />
begleitende Einzeltherapie aufzugreifen.<br />
• Gruppenkohäsion<br />
oder das „Wir-Gefühl“ der Gruppe bzw. die Attraktivität, welche die Gruppe für<br />
die Teilnehmer besitzt. Gruppenkohäsion entwickelt sich, wenn die Teilnehmer<br />
von der Gruppe und voneinander profitieren können. Der Therapeut kann dies<br />
durch Schaffung einer vertrauensvollen Gruppenatmosphäre unterstützen in der<br />
sich die <strong>Patienten</strong> aktiv und ohne <strong>Angst</strong> vor Kritik einbringen können (z.B. durch<br />
das Einführen von Gruppenregeln, durch eine Atmosphäre der Akzeptanz und<br />
Empathie oder durch Transparenz im therapeutischen Vorgehen).<br />
• Katharsis<br />
oder das Lernen, Gefühle zu äußern. Katharsis und Kohäsion hängen eng<br />
zusammen. Eine vertrauensvolle Atmosphäre ermöglicht erst das Äußern von<br />
Gefühlen (z.B. der Gruppenteilnehmer sagt, was ihn stört statt es für sich zu<br />
behalten). Die Aufgabe des Therapeuten besteht hier ebenfalls darin, den<br />
<strong>Patienten</strong> im Erwerb dieser Fertigkeiten durch seine Haltung und sein Modell zu<br />
unterstützen.<br />
88
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Existenzielle Einsicht<br />
oder das Gewinnen persönlich bedeutsamer Erkenntnisse. Existentielle Einsicht<br />
ist am wenigsten scharf definiert. Yalom (2005) beschreibt dies als einen<br />
„Vorgang, der Klärung, Erklärung und Aufhebung von Verdrängung umfasst.<br />
Einsicht tritt ein, wenn man etwas Wichtiges über sich selbst entdeckt – über<br />
das eigene Verhalten, die eigenen Motivationen oder das eigene Unbewusste“<br />
(S. 65). Der Therapeut kann den Prozess des Transfers der gelernten<br />
Information und Strategien durch das Verwenden von <strong>Patienten</strong><strong>bei</strong>spielen,<br />
Übungen oder Stellen von Hausaufgaben fördern.<br />
5.1.2 Vorbereitung der Psychoedukationsgruppe<br />
Bevor die Psychoedukationsgruppe beginnen kann, sollten einige<br />
Vorbereitungen vom Gruppenleiter getroffen werden:<br />
• Information des Stationsteams<br />
Vor Start des Gruppenangebots wird das gesamte Stationsteam (Ärzte,<br />
Psychologen, Pflegepersonal, Ergotherapeuten und Sozialar<strong>bei</strong>ter) mündlich<br />
und schriftlich informiert (siehe Ar<strong>bei</strong>tsblatt 2, Anhang C). Psychoedukation wird<br />
da<strong>bei</strong> als ergänzendes (und nicht konkurrierendes) Therapieangebot<br />
vorgestellt, das zum Ziel hat, die Eigenverantwortlichkeit und damit auch die<br />
Therapiemotivation der <strong>Patienten</strong> für alle Behandlungsmöglichkeiten zu<br />
erhöhen (Bäuml & Pitschel-Walz, 2003). Zusätzlich können Stationsmitar<strong>bei</strong>ter<br />
zur Hospitation eingeladen werden. Dies birgt neben dem Fortbildungseffekt die<br />
Möglichkeit, dass Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>Patienten</strong> stärker in der Umsetzung der<br />
vermittelten Inhalte im Stationsalltag unterstützen.<br />
• Einladung der <strong>Patienten</strong><br />
<strong>Patienten</strong> werden schriftlich zur Psychoedukationsgruppe eingeladen. Das<br />
Gruppenprogramm wird da<strong>bei</strong> als Teilbereich der psychiatrisch-<br />
psychologischen Behandlung mit seinen wichtigsten Inhalten vorgestellt (siehe<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 3, Anhang C). Die Teilnahme erfolgt auf freiwilliger Basis.<br />
89
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• <strong>Patienten</strong>mappe erstellen<br />
In der ersten Sitzung erhalten die <strong>Patienten</strong> eine Mappe, in der sich alle<br />
wichtigen Abbildungen, Ar<strong>bei</strong>tsblätter und Hausaufgaben befinden. Die<br />
<strong>Patienten</strong> sollten ermutigt werden, sich während der Sitzungen Notizen zu<br />
machen.<br />
• Vorbereitung der Gruppensitzungen<br />
Jede Gruppenstunde sollte vom Gruppenleiter intensiv mit Hilfe der<br />
theoretischen Einführung des Manuals vorbereitet werden. Bei Bedarf kann das<br />
Wissen mit Hilfe der im Literaturteil angegebenen Veröffentlichungen vertieft<br />
werden.<br />
• Qualitätssicherung<br />
Eine fortlaufende Evaluation des Gruppenprogramms dient nicht nur der<br />
Qualitätskontrolle, sondern steigert auch durch die vorliegenden Erfolgsdaten<br />
die Motivation der Mitar<strong>bei</strong>ter und die Akzeptanz des Konzepts. Empfehlungen<br />
für eine „minimale Basisevaluation“ finden sich in Kapitel 2.7 (vgl. auch Bäuml<br />
und Pitschel-Walz, 2003, S. 223 ff).<br />
5.1.3 Kriterien zur Gruppenteilnahme<br />
• Indikation<br />
An der Psychoedukationsgruppe können alle <strong>Patienten</strong> teilnehmen, die auf<br />
einer offenen psychiatrischen Station führbar sind. Sie sollten gruppenfähig<br />
sein, also sich etwa 50 Minuten in der Gruppe aufhalten und auf die<br />
Gruppeninhalte konzentrieren können. Die Teilnahme an der<br />
Psychoedukationsgruppe sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen sein.<br />
• Kontraindikationen<br />
Die Gruppenteilnahme ist für <strong>Patienten</strong> mit akuter Psychose oder Suizidalität<br />
sowie verminderter Intelligenz und mangelnden Deutschkenntnissen nicht<br />
indiziert.<br />
90
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.1.4 Durchführung und Aufbau der Gruppensitzungen<br />
• Gruppenleitung<br />
Die psychoedukative Gruppe als psychotherapeutische Intervention wird von<br />
psychiatrisch-psychotherapeutisch tätigen Ärzten und/oder Psychologen<br />
geleitet. Als Ko-Leiter kommen prinzipiell alle anderen Berufsgruppen infrage<br />
(Sozialar<strong>bei</strong>ter, Sozialpädagogen, Pflegepersonal) (Bäuml & Pitschel-Walz,<br />
2003; Schaefer, 2006).<br />
Wenn möglich sollte die Gruppe von zwei Personen geleitet werden, um z.B.<br />
<strong>bei</strong> Krankheit eines Leiters die Kontinuität der Gruppe gewährleisten zu können.<br />
Voraussetzung zur Gruppenleitung ist ein ausreichendes theoretisches und<br />
praktisches Wissen über die Behandlung von Ängsten sowie therapeutische<br />
Kompetenz. Aufgrund des hohen Strukturiertheitsgrades der Sitzungen und des<br />
Inhaltes wird die Psychoedukationsgruppe auch gerne von Therapeuten, die am<br />
Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen durchgeführt.<br />
• Geschlossene bzw. halboffene Gruppe<br />
Die Gruppe wird als geschlossene, bzw. um der Versorgungsrealität Rechnung<br />
zu tragen, als halboffene Gruppe durchgeführt, so dass bis zur dritten<br />
Gruppensitzung <strong>Patienten</strong> aufgenommen werden können. Die Teilnahme an<br />
der Gruppe sollte den <strong>Patienten</strong> freigestellt werden.<br />
• Gruppengröße<br />
Um die Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit der Gruppe gewährleisten zu können, empfiehlt sich<br />
eine Gruppengröße von sechs bis zehn Personen. Eine Teilnehmerzahl unter<br />
fünf bzw. über zehn Personen wird für ein therapeutisches Ar<strong>bei</strong>ten als nicht<br />
günstig betrachtet (Fiedler, 1996).<br />
• Gruppenraum<br />
Zur Durchführung der Gruppensitzungen eignet sich ein heller, freundlicher<br />
Raum, der mit Overhead-Projektor und Flipchart ausgestattet ist. Zur Förderung<br />
der Interaktion und der Gruppenkohäsion ist die Sitzordnung kreisförmig<br />
angelegt.<br />
91
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Dauer<br />
Die Gruppensitzungen finden zweimal wöchentlich statt mit einer Dauer von ca.<br />
50 Minuten.<br />
• Aufbau einer Sitzung<br />
Der strukturelle Ablauf jeder Sitzung sollte sich gleichen, so dass sich möglichst<br />
schnell Vertrautheit und Sicherheit mit dem Programm <strong>bei</strong> den <strong>Patienten</strong><br />
einstellt. Jede Gruppensitzung ist nach folgendem Schema aufgebaut:<br />
Begrüßung: Mit einer freundlichen Begrüßung der Teilnehmer wird die<br />
Gruppensitzung eingeleitet. Durch ein lobendes Wort über die Teilnahme der<br />
<strong>Patienten</strong> kann <strong>bei</strong> Bedarf pünktliches Erscheinen verstärkt werden.<br />
Blitzlicht (optional): Zu Sitzungsbeginn und am Ende beschreibt jeder<br />
Patient mit dem „Blitzlicht“ in ein bis zwei Sätzen sein aktuelles Befinden.<br />
Den Teilnehmern wird die Vorgehensweise und der Sinn des Blitzlichtes<br />
erklärt.<br />
„Bevor wir mit dem Thema der Stunde beginnen und auch am Ende jeder<br />
Sitzung führen wir ein Blitzlicht durch; d.h. jeder Patient erzählt kurz, in ein<br />
bis zwei Sätzen, wie es ihm gerade geht. Da die Gruppensitzungen für<br />
den Einzelnen sehr anstrengend sein können, ist es für uns als<br />
Therapeuten wichtig, den Einzelnen mit seinem Befinden im Auge zu<br />
behalten und <strong>bei</strong> Bedarf helfend einzugreifen.“<br />
Wiederholung des Themas der letzten Sitzung: Anschließend werden die<br />
wichtigsten Inhalte der letzten Stunde zusammen mit den <strong>Patienten</strong><br />
wiederholt. Da<strong>bei</strong> bietet sich die Möglichkeit, den Wissensstand der<br />
<strong>Patienten</strong> zu überprüfen, Fehler zu korrigieren und offene Fragen zu<br />
beantworten.<br />
Besprechung der Hausaufgabe: Die Hausaufgabe wird mit Rücksicht auf<br />
<strong>Patienten</strong> einer Akutklinik, aber auch um die Gruppenkohäsion nicht zu<br />
gefährden generell freiwillig gestellt. Die <strong>Patienten</strong> werden ermutigt, in der<br />
Gruppe von ihren Erfahrungen zu berichten. Abwertende, sich selbst<br />
anklagende oder überfordernde Haltungen werden vorsichtig korrigiert.<br />
Erfolge dürfen natürlich gebührend gewürdigt werden, <strong>bei</strong> Misserfolgen sollte<br />
92
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
der Aspekt, es dennoch probiert zu haben, hervor gehoben werden nach<br />
dem Motto „Was ALLES habe ich gut gemacht? Welche EIN oder ZWEI<br />
Aspekte könnte ich das nächste Mal anders/besser machen?“<br />
Hauptteil mit Übung: Das eigentliche Thema der Sitzung umfasst immer<br />
eine eher theoretische Wissensvermittlung kombiniert mit einer praktischen<br />
Übung. Mit dem Ziel, die <strong>Patienten</strong> zu Experten ihrer Erkrankung<br />
auszubilden, sollte Fachsprache vermieden oder verwendete Fachbegriffe<br />
erläutert werden. Nach jedem Theorieblock empfiehlt es sich, das Thema<br />
nochmals kurz zusammenzufassen. Die <strong>Patienten</strong> werden ermutigt, ihre<br />
eigene Erfahrung, Beispiele und Fragen einzubringen. Kennt man <strong>Patienten</strong><br />
aus Einzelgesprächen kann man zur Verdeutlichung der Thematik diskret<br />
Beispiele auswählen, die der Situation des <strong>Patienten</strong> ähneln und in denen er<br />
sich wieder findet.<br />
Besprechung der Hausaufgabe (optional): Am Ende des Hauptteils wird<br />
den <strong>Patienten</strong> eine Übung angeboten, in der sie Gelerntes in der Zeit<br />
zwischen den Sitzungen praktisch umsetzen können.<br />
Abschlussrunde: In einem Abschlussblitzlicht beschreibt jeder Patient<br />
noch einmal kurz sein aktuelles Befinden. Äußert ein Patient eine drastische<br />
Verschlechterung seiner Symptomatik, sollte dies an das Stationsteam<br />
weitergegeben werden, um gegebenenfalls therapeutische Maßnahmen<br />
ergreifen zu können.<br />
Verabschiedung: Am Ende der Gruppensitzung wird den <strong>Patienten</strong> für ihre<br />
Anwesenheit, ihr Durchhaltevermögen und für die engagierte Mitar<strong>bei</strong>t<br />
gedankt. Mit einem kurzen Ausblick auf die nächste Gruppensitzung kann<br />
dann die Gruppe beendet werden<br />
5.1.5 Vorstellungsrunde<br />
Mit der ersten Gruppensitzung formiert sich eine neue Gruppe, deren Aufgabe<br />
aus gruppendynamischer Sicht es ist, miteinander in Kontakt zu treten und<br />
einen ersten gemeinsamen Nenner zu finden (Stahl, 2002). Eine<br />
Vorstellungsübung bietet den <strong>Patienten</strong> hier eine einfache Kontaktmöglichkeit<br />
ohne zu tiefgehend zu werden. Zusätzlich wird die neue und für die <strong>Patienten</strong><br />
93
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
noch unsichere Situation strukturiert. Die Übung kann mit folgenden Worten<br />
vorgestellt werden (siehe Ar<strong>bei</strong>tsblatt 5, Anhang C):<br />
„Bevor wir in das eigentliche Thema der Psychoedukationsgruppe<br />
einsteigen, wollen wir uns etwas besser kennen lernen.<br />
Suchen Sie sich bitte eine(n) Mitpatienten(in) aus. Tauschen sie sich<br />
gegenseitig über die folgenden Punkte wie Name, Wohnort, Hobbies etc.<br />
aus und erzählen Sie sich mindestens eine persönliche Stärke, die Sie<br />
haben. Als Gedächtnisstütze können Sie sich gerne Notizen auf Ihrem<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt machen.<br />
Anschließend dürfen Sie Ihren Partner in der Gruppe kurz vorstellen.“<br />
5.1.6 Gruppenregeln für <strong>Patienten</strong><br />
Eine Gruppe zu besuchen ist an sich für manchen <strong>Patienten</strong> schon eine große<br />
Herausforderung und mit einer Vielzahl von Ängsten verbunden. Auch aus<br />
gruppendynamischer Sicht befindet sich die Gruppe in den ersten Sitzungen in<br />
der sogenannten „Forming“-Phase, die durch eine „von Ungewissheit geprägte<br />
Situation, in der es der Gruppe an Regeln mangelt“ gekennzeichnet ist (Stahl,<br />
2002, S. 67). Das Vermitteln von Gruppenregeln soll deshalb den Abbau von<br />
Gruppenängsten begünstigen, den Umgang miteinander erleichtern und den<br />
<strong>Patienten</strong> ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.<br />
• Schweigepflicht<br />
Die Gruppenleiter unterliegen von Berufswegen der Schweigepflicht. Aber auch<br />
die Gruppenteilnehmer sollten miteinander vereinbaren, dass persönliche<br />
Mitteilungen in der Gruppe bleiben. So kann eine Atmosphäre der Offenheit und<br />
des Vertrauens in der Gruppe entstehen. Über Sachinhalte kann mit Partnern<br />
und Freunden natürlich gesprochen werden.<br />
• Einander ausreden lassen<br />
Nicht nur der Gruppenleiter, sondern auch die Teilnehmer sollten einen<br />
höflichen und einander Wert schätzenden Umgang pflegen. Dazu gehört auch,<br />
einander zuzuhören und ausreden zu lassen. Seitengespräche sollten<br />
vermieden werden.<br />
94
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Aktuelles hat Vorrang<br />
Jede Gruppensitzung ist inhaltlich dicht und hoch strukturiert. Trotzdem sollten<br />
immer aktuelle Probleme, Fragen oder Schwierigkeiten Vorrang vor der<br />
Tagesordnung haben und zuerst geklärt werden.<br />
5.1.7 Gruppenregeln für Therapeuten<br />
Nicht nur für <strong>Patienten</strong> ist es wichtig zu wissen, wie sie sich in einer Gruppe zu<br />
verhalten haben, auch Therapeuten benötigen einige Regeln, so dass jeder von<br />
der Gruppe profitieren kann.<br />
Seit der Gruppenstudie von Lieberman, Yalom und Miles (1973) weiß man,<br />
dass vom Therapeuten negative Einflüsse auf die Gruppe ausgehen können,<br />
die dafür verantwortlich sind, dass ein kleiner Teil der Teilnehmer sich aufgrund<br />
der Gruppenteilnahme in seinem Befinden verschlechtert. Zwei Phänomene<br />
werden hier in Gruppentherapien gefunden: Vorzeitige Therapieabbrüche und<br />
der sogenannte Verschlechterungs- oder Deterioration-Effekt. Letzterer besagt,<br />
dass sich in Therapiegruppen immer ein Anteil an <strong>Patienten</strong> findet, der nicht nur<br />
nicht von der Gruppe profitiert, sondern sich auch im Befinden weiter<br />
verschlechtert. Die Ursache dieser regelhaften Verschlechterungen oder<br />
Therapieabbrüche lag jedoch nicht in psychischen Problemen der Teilnehmer,<br />
sondern in ungünstigen Verhaltensweisen der Therapeuten.<br />
Lieberman et al. (1973) fassen die gefundenen Therapeutenfehler zu fünf<br />
schädigenden Handlungsmustern zusammen und leiten daraus protektives<br />
Therapeutenverhalten ab (vgl. auch Fiedler, 1996, S. 484 ff):<br />
1. Der Gruppenleiter verhält sich direkt oder unterschwellig feindselig<br />
gegenüber einzelnen Gruppenmitgliedern oder lässt Aggressionen der<br />
Teilnehmer untereinander zu.<br />
2. Er spricht Interaktionsprobleme einzelner <strong>Patienten</strong> direkt und ungefragt<br />
an, z.B. regelmäßige Motivierungsversuche nichtmotivierter Teilnehmer<br />
wie: “Herr Müller, ich würde sie heute gern überreden wollen, sich stärker<br />
an der Gruppenar<strong>bei</strong>t zu beteiligen!”.<br />
95
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
3. Der Therapeut zeigt keine Solidarität mit den Außenseitern der Gruppe<br />
oder lässt zu, dass die Gruppe einzelne Teilnehmer zurückweist oder<br />
ausgrenzt.<br />
4. Einzelne <strong>Patienten</strong> werden überfordert, da der Therapeut die<br />
Angemessenheit konkreter Ziele und Interventionen nicht richtig<br />
einschätzen kann.<br />
5. Der Therapeut fordert die strikte Einhaltung von Gruppennormen und<br />
Interaktionszielen, z.B alle Gruppenmitglieder müssen sich persönlich<br />
öffnen und beteiligen.<br />
“Stützend-förderliche” Therapeuten zeichnen sich dagegen durch folgendes<br />
Verhalten in der Gruppe aus:<br />
1. Der Gruppenleiter übt durchgängig wenig Druck auf die Teilnehmer aus,<br />
z.B. dass seine informativ-aufklärende Sicht geteilt werden muss oder<br />
die Teilnehmer sich unbedingt beteiligen zu müssen.<br />
2. Er vermeidet offene oder unterschwellige Kritik und<br />
Feindseligkeitsäußerungen.<br />
3. Er zeigt ein hohes Maß an Transparenz bezüglich der Ziele und der<br />
Zielangemessenheit der laufenden Gruppenar<strong>bei</strong>t.<br />
4. Er begründet sein eigenes Handeln gern theoretisch.<br />
5. Er scheut sich nicht, klare Informationen und Aussagen über seine<br />
“Theorie des Lernens und der persönlichen Veränderung” zu vermitteln.<br />
Damit die Psychoedukationsgruppe in jeder Hinsicht gelingen kann, sollte sich<br />
der Therapeut deshalb folgende Regeln zu Herzen nehmen:<br />
• <strong>Patienten</strong> mit Wertschätzung behandeln!<br />
Offene oder unterschwellige Kritik und Feindseligkeit muss gegenüber<br />
<strong>Patienten</strong> vermieden werden. Aggressionen zwischen <strong>Patienten</strong> sollten in<br />
der Gruppe unterbunden und Raum zur Klärung in einem geschützten<br />
Rahmen gegeben werden.<br />
96
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Außenseiter in Schutz nehmen!<br />
Therapeutenfehler wirken auch stellvertretend. Viele <strong>Patienten</strong> kennen die<br />
Außenseiterrolle aus eigener Erfahrung. Deshalb beobachten sie genau, ob<br />
der Therapeut allen Teilnehmern mit Wertschätzung und Solidarität<br />
begegnet oder nicht.<br />
• Das eigene Handeln begründen!<br />
Über Sinn und Zweck der therapeutischen Interventionen muss im Sinne<br />
einer fairen Behandlungspartnerschaft aufgeklärt werden (weg vom autoritär<br />
geprägten Therapeuten-<strong>Patienten</strong>-Verhältnis).<br />
• Eine einfache und klare Sprache verwenden!<br />
Fachjargon vermeiden! Der Therapeut ist der Dolmetscher, der<br />
kompliziertes Fachwissen übersetzt und den <strong>Patienten</strong> zum Experten seiner<br />
Erkrankung ausbilden will.<br />
• Die Eigenverantwortlichkeit der <strong>Patienten</strong> respektieren!<br />
Das Programm ist ein Angebot an den <strong>Patienten</strong>, sich das mitzunehmen,<br />
was ER für wichtig hält! Die Zurückhaltung eines <strong>Patienten</strong> wird respektiert.<br />
• Jede Regel hat ihre Ausnahme!<br />
5.2 Wissensvermittlung<br />
Die Vermittlung von Information über die Erkrankung und über psychische<br />
Prozesse ist ein Fundament für Veränderung. <strong>Patienten</strong> besitzen ein sehr<br />
hohes Informationsbedürfnis (Pitschel-Walz, 2002; Mueser et al., 1992). Als<br />
wichtigste Themen werden Medikamente, Nebenwirkungen von Medikamenten<br />
und Zugangswege zu psychosozialen Unterstützungsmöglichkeiten genannt. Im<br />
Folgenden werden die wichtigsten Informationsbausteine des<br />
Gruppenprogramms beschrieben. Dazu gehören die Besonderheiten der<br />
Emotion <strong>Angst</strong> und die Vermittlung eines Erklärungsmodells von <strong>Angst</strong>.<br />
97
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.2.1 Definition <strong>Angst</strong><br />
„Wie andere Emotionen ist <strong>Angst</strong> ein komplexes Reaktionsmuster, das<br />
auf mindestens drei Ebenen (subjektiv, motorisch, physiologisch)<br />
erfasst werden kann. Die einzelnen Reaktionskomponenten müssen<br />
nicht hoch miteinander korrelieren und variieren in ihrer Bedeutung je<br />
nach Person und Situation. Im Unterschied zu anderen unangenehmen<br />
Emotionen ist <strong>Angst</strong> in die Zukunft gerichtet und hängt mit<br />
wahrgenommenen (realen oder irrealen) Gefahren zusammen.“<br />
(Margraf & Becker, 1996, S. 244)<br />
5.2.2 <strong>Angst</strong> als eine Emotion mit Funktion<br />
• <strong>Angst</strong> ist ein Gefühl<br />
<strong>Angst</strong> gehört neben Ärger, Freude, Trauer und Scham zu den Grundemotionen<br />
(vgl. Abbildung 7; Stavemann, 2003; Birbaumer et al., 2005). Gefühle entstehen<br />
als Reaktion auf die Wahrnehmung und Bewertung einer Situation. Gefühle<br />
können als angenehm oder unangenehm empfunden werden. Sie sollten nicht<br />
(wie dies <strong>Patienten</strong> häufig tun) als positiv oder negativ gewertet, sondern als<br />
Signal verstanden werden. Riemann (1961, 1995) schreibt dazu:<br />
„<strong>Angst</strong> ist immer ein Signal und eine Warnung <strong>bei</strong> Gefahren, und sie<br />
enthält gleichzeitig den Aufforderungscharakter, nämlich den Impuls, sie<br />
zu überwinden. Das Annehmen und das Meistern der <strong>Angst</strong> bedeutet<br />
einen Entwicklungsschritt, lässt uns ein Stück reifen. Das Ausweichen<br />
vor ihr und vor der Auseinandersetzung mit ihr, lässt uns dagegen<br />
stagnieren; es hemmt unsere Weiterentwicklung und lässt uns dort<br />
kindlich bleiben, wo wir die <strong>Angst</strong>schranke nicht überwinden“ (S. 9).<br />
98
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Abbildung 7. Die Grundgefühle<br />
• <strong>Angst</strong> signalisiert eine Bedrohung<br />
<strong>Angst</strong> „ist eine biologisch sinnvolle Reaktion mit Überlebenswert“ und weist auf<br />
eine Gefahr hin (Becker & Margraf, 2002). Sie bereitet unseren Körper durch<br />
Sympathikusaktivierung auf eine Flucht- oder Kampfsituation vor. Sie erhöht die<br />
Aufmerksamkeit und ermöglicht dadurch eine bessere Anpassung an die<br />
Situation (z.B. Auto fahren). Hätte der Mensch keine <strong>Angst</strong>, würde er<br />
wahrscheinlich nicht lange leben, sondern wäre als Kind schon von einem Auto<br />
überfahren worden.<br />
99
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• <strong>Angst</strong> dient der Motivation<br />
<strong>Angst</strong> ist wie Bandelow (2004) es ausdrückt „das Superbenzin für Erfolg“. So<br />
werden ängstliche Menschen schneller prominent, da <strong>Angst</strong> „perfektionistische<br />
Menschen zu Höchstleitungen anspornt“ (S. 31 ff).<br />
• <strong>Angst</strong> beeinflusst das Leistungsvermögen<br />
Sie treibt uns zu herausragenden Leistungen an und steigert unsere Phantasie<br />
und Kreativität. Eine mittlere <strong>Angst</strong>stärke lässt den Menschen Bestleistungen<br />
vollbringen. Zu hohe, aber auch zu geringe <strong>Angst</strong> beeinträchtigt jedoch den<br />
Menschen in seiner Leistungsfähigkeit. Da die Aufmerksamkeit eher auf<br />
irrelevante Reize gerichtet ist, kann es leicht zu Fehlern in der<br />
Informationsverar<strong>bei</strong>tung kommen (z.B. Leichtsinnsfehler oder Blackout in der<br />
Prüfung).<br />
• <strong>Angst</strong> kann krankhaft werden<br />
<strong>Angst</strong> kann übersteigert sein, den Menschen handlungsunfähig und schließlich<br />
krank machen. Nach Schneider & Faber (2002) macht <strong>Angst</strong> krank, wenn sie „in<br />
Situationen auftritt, die normalerweise nicht ängstigend sind, wenn sie zu stark<br />
oder zu häufig auftritt, zu lange andauert oder zur Vermeidung wichtiger<br />
Aktivitäten führt“ (S. 17).<br />
• <strong>Angst</strong> gehört zum Leben dazu<br />
Therapieziel ist nicht, keine <strong>Angst</strong> mehr zu haben, sondern effektive Strategien<br />
im Umgang mit <strong>Angst</strong> zu erlernen.<br />
5.2.3 Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />
Die Entstehung einer <strong>Angst</strong>störung ist ein hochkomplexer Prozess, an dem<br />
genetische Faktoren, psychosoziale Belastungsfaktoren, Störungen der<br />
Informationsverar<strong>bei</strong>tungsprozesse, pädagogische Einflüsse und<br />
neurobiologische Auffälligkeiten beteiligt sind. Eine ausführliche Darstellung der<br />
ätiologischen Befunde von <strong>Angst</strong>störungen, die hier zu weit führen würde, gibt<br />
Bandelow (2003). Zum Verständnis der ursächlichen, auslösenden und<br />
aufrechterhaltenden Bedingungen der <strong>Angst</strong>störungen wird dem <strong>Patienten</strong> das<br />
Drei-Faktoren-Modell von Margraf (2000) vermittelt. Um mit der<br />
100
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
<strong>Angst</strong>problematik besser umgehen zu können, erhält der Patient in Ergänzung<br />
dazu das Teufelskreis-Modell der <strong>Angst</strong> von Clark (1988), welches ihm<br />
Informationen über die Auslöser von <strong>Angst</strong> und den <strong>Angst</strong>verlauf gibt (vgl.<br />
Kapitel 5.2.5).<br />
• Das „Drei-Faktoren-Modell“ (Margraf, 2000)<br />
Ursprünglich wurde zur Erklärung von psychischen Störungen das Diathese-<br />
Stress-Modell herangezogen. Dieses besagt, dass zur Entstehung einer<br />
Erkrankung eine Vulnerabilität und auslösende Faktoren in Form von hoher<br />
Belastung vorhanden sein müssen. Allerdings wurde da<strong>bei</strong> die Frage der<br />
Chronifizierung der Erkrankung vernachlässigt. So klingen <strong>bei</strong> den meisten<br />
Betroffenen zuerst einmal die Symptome wieder ab. Zur Entwicklung einer<br />
chronischen Störung kommt es dann, wenn aufrechterhaltende Bedingungen<br />
(z.B. falscher Umgang mit den Symptomen, anhaltende Belastung) dazu<br />
kommen. Eine Weiterentwicklung des Diathese-Stress-Modells findet sich <strong>bei</strong><br />
Margraf (2000). Er unterscheidet in seinem verhaltenstherapeutischen „Drei-<br />
Faktoren-Modell“ drei Gruppen von Ursachen, die als Ansatz für therapeutische<br />
Veränderung herangezogen werden können (Abbildung 8).<br />
101
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Auslösende<br />
Faktoren<br />
„Stress“<br />
Abbildung 8. Das Drei-Faktoren-Modell<br />
a) Prädispositionen (auch Vulnerabilität, Anfälligkeit)<br />
Vorexistierende genetische, somatische, psychische oder soziale Merkmale<br />
machen das Auftreten einer Störung möglich bzw. wahrscheinlicher. Dazu<br />
gehören z.B. frühe Lernerfahrungen im Elternhaus wie Trennung, ineffektive<br />
Konfliktlöse- oder Selbstbehauptungsstrategien.<br />
b) Auslösende Bedingungen<br />
Vulnerabilität<br />
erbliche<br />
Faktoren,<br />
belastende<br />
Lernerfahrungen<br />
Vermeidung,<br />
Schonung<br />
Aufrechterhaltende<br />
Faktoren<br />
Psychische, somatische oder soziale Bedingungen lösen das Erstauftreten<br />
einer Störung vor dem Hintergrund einer individuellen Vulnerabilität aus. Dazu<br />
gehören anhaltenden Belastungen durch längere Überforderung, überdauernde<br />
Beziehungsschwierigkeiten (z.B. andauernde Nicht-Anerkennung,<br />
Unverstandensein, unlösbare Konflikte oder Demütigungen), das vor sich her<br />
Schieben von wichtigen Entscheidungen oder auch berufliche Schwierigkeiten.<br />
102
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Auch eine länger andauernde physiologische Erregung durch „negative“<br />
Gefühle wie <strong>Angst</strong> und Wut nennen Hoffmann und Hofmann (2004) als einen<br />
möglichen Belastungsfaktor. „<strong>Angst</strong>patienten gehören oft zu den ‘positiven<br />
Ausweichlern’, d.h. sie stellen sich diesen Gefühlen nicht, sondern unterdrücken<br />
sie und weichen innerlichen und äußerlichen Auseinandersetzungen sofort aus.<br />
Negative Affekte (z.B. <strong>Angst</strong>, Ärger) werden nicht selten schon vor ihrer<br />
Bewusstwerdung durch neutrale oder positive Affekte ersetzt“ (Hoffmann &<br />
Hofmann, 2004, S. 73).<br />
c) Aufrechterhaltende Bedingungen<br />
Falsche Reaktionen des Betroffenen oder der Umwelt oder anhaltende<br />
Belastungen verhindern das rasche Abklingen der Beschwerden und machen<br />
das Problem chronisch (z.B. Vermeidungsverhalten, körperliche Schonung).<br />
Laut Margraf ist das Drei-Faktoren-Modell „keinesfalls eine allumfassende<br />
Erklärung psychischer Störungen, sondern stellt einen Denkansatz bzw. eine<br />
Heuristik dar, die <strong>bei</strong> der ätiologischen Forschung und der Bewertung möglicher<br />
Ansatzpunkte für das therapeutische Vorgehen ebenso wie <strong>bei</strong> der Erstellung<br />
individueller Genesemodelle helfen soll“ (Margraf, 2000, S. 7). Für den<br />
<strong>Patienten</strong> ist das Modell ein leicht verständlicher Ansatz, das ihm erlaubt, die<br />
(ihm bekannten) Ursachen seiner Ängste einzuordnen und mit Hilfe des<br />
Behandlers entsprechende therapeutische Ansatzpunkte zu erar<strong>bei</strong>ten.<br />
Bei der Vermittlung des Bedingungsmodells sollte laut Becker und Margraf<br />
(2002) herausgear<strong>bei</strong>tet werden, dass es viele mögliche Faktoren gibt, die zu<br />
einer Störung führen und nicht jeder einzelne im Nachhinein bestimmt werden<br />
kann. Mit einem Beispiel kann das verdeutlich werden: „Eigentlich sind alle<br />
Phänomene durch mehrere Ursachen bestimmt. Rutsche ich auf der Strasse<br />
aus, kommen viele Umstände zusammen: der Zustand der Strasse, mein<br />
Schuhwerk, meine Aufmerksamkeit, mein Balancesinn, meine Reaktionen, die<br />
Lichtverhältnisse ...“ (Becker & Margraf (2002), S. 72).<br />
Ungünstiges gelerntes Verhalten kann zwar wieder verlernt werden,<br />
Vulnerabilitäten sind jedoch nur bedingt beeinflussbar. Und auch den<br />
Stressoren im Leben kann man nur in gewissem Ausmaß aus dem Weg gehen.<br />
103
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Deshalb ist Ziel der Psychoedukationsgruppe, Vulnerabilität als „Schwäche“ zu<br />
sehen, die den <strong>Patienten</strong> (vielleicht) sein Leben lang begleitet. In der Gruppe<br />
soll er lernen, mit dieser Schwäche besser um zu gehen, Faktoren zu<br />
erkennen, die die Störung aufrechterhalten und neue Bewältigungsstrategien<br />
für Probleme und Belastungen erwerben.<br />
5.2.4 <strong>Angst</strong> als komplexes Reaktionsmuster<br />
<strong>Angst</strong> ergreift den Menschen in seiner ganzen Person und zeigt sich auf drei<br />
Verhaltensebenen: Auf der physiologisch-humoralen (körperlich), der subjektiv-<br />
psychologischen (emotional-kognitv) und der motorisch-verhaltensmäßigen<br />
Ebene (Stavemann, 2003; Birbaumer et al., 2005).<br />
• Die körperlich-physiologische Ebene<br />
<strong>Angst</strong> versetzt den Körper in einen Alarmzustand. Das sympathische<br />
Nervensystem wird aktiviert und ruft durch Hormonausschüttungen<br />
physiologische Reaktionen hervor (z.B. Erhöhung der Puls- und Atemfrequenz,<br />
Steigerung der Durchblutung von Kopf, Herz, Skelettmuskulatur), die den<br />
Körper auf eine Handlung (Kampf oder Flucht) vorbereiten. Die da<strong>bei</strong><br />
entstehenden körperlichen Symptome können als sehr unangenehm, aber auch<br />
als angenehm empfunden werden, sie sind jedoch nicht gefährlich. Manche<br />
Menschen suchen sogar bewusst diese Empfindungen (z.B. Freizeitaktivitäten<br />
wie Bungeejumping, Motorradfahren oder das Ansehen eines Psychothrillers).<br />
Die körperlichen Symptome der <strong>Angst</strong> lassen sich drei Bereichen zuordnen<br />
(Becker & Margraf, 2002; Abbildung 9):<br />
104<br />
a) Motorische Anspannung mit Zittern, Zucken, Beben,<br />
Muskelanspannung und –schmerzen, Ruhelosigkeit, Ermüdbarkeit.<br />
b) Autonome Hyperaktivität mit Atemnot, Herzklopfen oder –rasen,<br />
Schwitzen, kalte Hände, Mundtrockenheit, Schwindel, Benommenheit,<br />
Magen-Darm-Beschwerden, Hitze- oder Kältewallungen, vermehrter<br />
Harndrang, Kloßgefühl im Hals, Druck- oder Engegefühl in der Brust.<br />
c) Wachsamkeit mit Schreckhaftigkeit, Konzentrationsstörungen,<br />
Schlafstörungen, Reizbarkeit.
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Die kognitiv-gedankliche Komponente<br />
Gedanken spielen eine Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der Entstehung und<br />
Aufrechterhaltung von Ängsten. Zwei Mechanismen kommen hier zum Tragen:<br />
105<br />
a) Fehlinterpretation von Reizen: Innere (körperliche) oder äußere Reize<br />
werden wahrgenommen und als bedrohlich interpretiert.<br />
Ungefährliches wird als gefährlich eingeschätzt oder Gefährliches in<br />
seiner Bedrohung überschätzt. Typische Fehlinterpretationen innerer,<br />
körperlicher Reize <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit Panikattacken finden sich in<br />
Tabelle 9.<br />
b) Dysfunktionale Denkmuster: Innere Selbstgespräche, die Ohnmacht<br />
und Hilflosigkeit suggerieren, wie „Ich schaff das nicht“ oder „Ich<br />
muss alles perfekt machen“ erschweren die Bewältigung der Situation<br />
und begünstigen die Aufrechterhaltung der <strong>Angst</strong>. In Kapitel 5.4<br />
werden diese typischen Denkmuster von <strong>Angst</strong>patienten noch näher<br />
ausgeführt.
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Abbildung 9. Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong> (Apothekenumschau,<br />
2005)<br />
Abb. ...<br />
106
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Tabelle 9. Typische Fehlinterpretationen von Panikpatienten (nach Margraf &<br />
Schneider, 1990)<br />
Symptome Fehlinterpretationen<br />
Palpitationen<br />
Brustschmerzen<br />
Schwitzen<br />
Atembeschwerden<br />
Schwindel<br />
Schwächegefühle<br />
Benommenheit<br />
Visuelle Symptome<br />
Zittern, Blässe<br />
Atemnot<br />
Würgegefühl<br />
Kloßgefühl im Hals<br />
Herzrasen<br />
Ich bekomme einen Herzinfarkt<br />
Ich werde in Ohnmacht fallen.<br />
Ich habe einen Hirntumor.<br />
Ich bekomme einen Schlaganfall<br />
Ich ersticke.<br />
Kribbeln im Körper Ich werde gelähmt, bin schwer krank.<br />
Derealisations- und<br />
Depersonalisations-Gefühle<br />
Rasende Gedanken<br />
Konzentrationsstörungen<br />
Ich verliere die Kontrolle über mich.<br />
Ich werde verrückt.<br />
Alle intensiven <strong>Angst</strong>symptome Diese <strong>Angst</strong> bringt mich um.<br />
107
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Die subjektiv-gefühlsmäßigen Ebene<br />
Hier berichten <strong>Patienten</strong> nicht nur von <strong>Angst</strong>gefühlen im engeren Sinne,<br />
sondern auch von empfundener Hilflosigkeit und Ohnmacht.<br />
• Die motorisch-verhaltensmäßige Komponente<br />
Diese umfasst sowohl alle beobachtbaren Handlungen, die gezeigt werden, um<br />
die <strong>Angst</strong> in den Griff zu bekommen als auch Verhalten, das durch die <strong>Angst</strong><br />
beeinträchtigt wird. Dazu gehören Kampf, Flucht, Vermeidung sowie<br />
Verhaltensbeeinträchtigungen. Kampf heißt, dass man sich der<br />
angstauslösenden Situation stellt, die <strong>Angst</strong> erträgt und die Situation bewältigt.<br />
Flucht bedeutet, dass die Situation, in der <strong>Angst</strong> entsteht, verlassen wird. Bei<br />
Vermeidung werden von vorn herein Situationen gemieden, in denen man<br />
<strong>Angst</strong> erlebt hat oder annimmt, man könnte <strong>Angst</strong> bekommen. Die gewählte<br />
Strategie ist von der Interpretation der Situation und der Einschätzung der<br />
eigenen Fähigkeiten (Kontrolle vs. Ohnmacht) abhängig.<br />
Flucht oder Vermeidungsverhalten reduziert kurzfristig die <strong>Angst</strong>. Man beraubt<br />
sich jedoch der Erfahrung, dass sich <strong>Angst</strong> reduziert und man fähig ist, die<br />
Situation zu bewältigen. Das wiederum hält nicht nur langfristig die <strong>Angst</strong><br />
aufrecht, sondern verstärkt diese noch. Zusätzlich entwickelt sich<br />
Erwartungsangst (<strong>Angst</strong> vor der <strong>Angst</strong>), die das Vermeidungsverhalten erhöht.<br />
Eine Sonderform der Vermeidung ist das Rückversicherungsverhalten. Darunter<br />
werden alle Verhaltensweisen zusammengefasst, die unternommen werden,<br />
um sich zu beruhigen (z.B. Telefonate, ob alles in Ordnung ist oder Treffen von<br />
Entscheidungen nur nach Absprache). Auch das Rückversichern hält <strong>Angst</strong><br />
langfristig aufrecht, da das Vertrauen in die scheinbar beruhigende Information<br />
nur kurzfristig anhält und die Erfahrung, dass die befürchtete Katastrophe auch<br />
ohne Rückversicherung nicht eintritt, nicht gemacht werden kann (Becker &<br />
Margraf, 2002). Orte und Situationen, die vermieden werden, können je nach<br />
<strong>Angst</strong>inhalt sehr unterschiedlich sein. Das Gemeinsame der Situationen ist<br />
jedoch, „dass im Falle ausgeprägter <strong>Angst</strong> die Situation nur schwer zu<br />
verlassen wäre oder keine Hilfe zur Verfügung stünde oder es sehr peinlich<br />
wäre, die Situation zu verlassen“ (Schneider & Margraf, 1998, S. 11). Die<br />
Person entwickelt zunehmend ein System, in dem jede Situation bezüglich der<br />
108
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Gefährlichkeit klassifiziert wird. Eine Liste verschiedener<br />
Vermeidungsmöglichkeiten zeigt Tabelle 10.<br />
Verhaltensbeeinträchtigungen verursacht durch <strong>Angst</strong> zeigen sich im Bereich<br />
der Leistungsfähigkeit. Starke <strong>Angst</strong> führt zu Leistungsabfall. Betroffen sind<br />
da<strong>bei</strong> vor allem Aufgaben, die Konzentration oder Geschicklichkeit erfordern<br />
(z.B. lesen, eine Prüfung bestehen, einen Vortrag halten). Durch <strong>Angst</strong> kann die<br />
Person in eine „Zuschauerrolle“ verfallen und so stark mit <strong>Angst</strong> und negativen<br />
Gedanken beschäftigt sein, dass die Aufmerksamkeit von den aktuellen<br />
Aufgaben abgelenkt wird. Eine weitere Verhaltensbeeinträchtigung ist das<br />
„hilfesuchende Verhalten“ (Margraf & Schneider, 1990, S. 84). Die Person<br />
entwickelt sogenannte „Sicherheitssignale“ (Schneider & Margraf, 1998, S. 8),<br />
die es ihr ermöglichen, die Situation zu bewältigen und die <strong>Angst</strong> zu reduzieren.<br />
Langfristig halten diese aber die <strong>Angst</strong> aufrecht, da <strong>bei</strong> Fehlen der<br />
Sicherheitssignale wieder <strong>Angst</strong> ausgelöst wird. Typische Sicherheitssignale<br />
sind Medikamente, Riechsubstanzen, Entspannungsformeln, das Handy, die<br />
Telefonnummer des Arztes oder die Begleitung durch andere Personen ohne<br />
die das Haus nicht verlassen wird.<br />
109
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Tabelle 10. Vermeidungsverhalten (nach Margraf, 1999 und Becker & Margraf,<br />
2002)<br />
<strong>Angst</strong>störung Vermeidungsverhalten<br />
Agoraphobie • Allein außer Haus sein<br />
• In einer Menschenmenge sein<br />
• In einer Schlange stehen<br />
• Auf einer Brücke sein<br />
• Fahren mit Bus, Zug oder Auto<br />
Spezifische Phobien • Natürliche Umgebung (z.B. Tiere, Sturm, Wasser)<br />
• Blut, Spritzen, Verletzungen<br />
110<br />
• Situativ (z.B. Autos, Flugzeuge, Höhen, Aufzüge,<br />
Tunnel, Brücken)<br />
• Sonstige (z.B. Phobische Vermeidung, die zum<br />
Ersticken, zum Erbrechen oder zu Krampfanfällen<br />
führen könnten).<br />
Soziale Phobie • Öffentliches Sprechen oder Schreiben<br />
Generalisierte<br />
<strong>Angst</strong>störung<br />
• Essen in der Öffentlichkeit<br />
• Benutzung einer öffentlichen Toilette<br />
• Häufiges Nachfragen, ob man alles richtig gemacht<br />
hat oder Telefonieren, ob alles in Ordnung ist.<br />
• Häufige Arztbesuche<br />
• Vermeiden von Geselligkeiten, „Ansteckungs-<br />
herden“, längeren Autofahrten.<br />
• Nichtöffnen von Rechnungen<br />
• Nichthören von Nachrichten oder Verkehrsfunk
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.2.5 Der <strong>Angst</strong>kreislauf<br />
Die verschiedenen Symptomebenen der <strong>Angst</strong> werden mit Hilfe des<br />
<strong>Angst</strong>kreislaufmodells nach Clark (1988) und Margraf & Schneider (1990)<br />
miteinander verknüpft und daraus therapeutische Ansatzpunkte abgeleitet<br />
(Abbildung 10).<br />
Abbildung 10. Der <strong>Angst</strong>kreislauf<br />
111
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Folgende Charakteristika des <strong>Angst</strong>kreislaufes sollten vom <strong>Patienten</strong><br />
verstanden werden:<br />
<strong>Angst</strong> ergreift den Menschen als Ganzes und zeigt sich auf folgenden<br />
Symptomebenen: Körperlich, gedanklich-gefühlsmäßig und auf der<br />
Verhaltensebene.<br />
112<br />
• körperliche Ebene: <strong>Angst</strong> aktiviert das sympathische Nervensystem<br />
und ruft durch Hormonausschüttung physiologische Reaktionen<br />
hervor.<br />
• kognitive Ebene: Gedanken spielen eine Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der<br />
Entstehung und Aufrechterhaltung von <strong>Angst</strong>. Innere (körperliche)<br />
oder äußere Reize werden wahrgenommen und als gefährlich<br />
interpretiert. Ungefährliches wird als gefährlich eingeschätzt oder<br />
Gefährliches in seiner Bedrohung überschätzt.<br />
• emotionale Ebene: Gefühle von <strong>Angst</strong>, Hilflosigkeit und Ohnmacht<br />
entstehen aufgrund der gedanklichen Bewertung.<br />
• behaviorale Ebene: Um die <strong>Angst</strong> zu reduzieren, werden Maßnahmen<br />
zu Kampf, Flucht oder Vermeidung ergriffen. Vermeidung reduziert<br />
kurzfristig die <strong>Angst</strong>, langfristig jedoch fehlt die Erfahrung, die <strong>Angst</strong><br />
bewältigen zu können und es entwickelt sich Erwartungsangst.<br />
Es müssen nicht alle Ebenen spürbar sein. In der Regel steht eine Ebene im<br />
Vordergrund und wird stärker wahrgenommen als die anderen. Der<br />
<strong>Angst</strong>kreislauf kann auf jeder Ebene ausgelöst werden und sich aufschaukeln.<br />
Auf jeder Ebene können Maßnahmen erlernt werden, den <strong>Angst</strong>kreislauf zu<br />
durchbrechen, um effektiver mit <strong>Angst</strong> umzugehen. Tabelle 11 gibt einen<br />
Überblick über die therapeutischen Strategien des Gruppenprogramms<br />
geordnet nach Verhaltensebenen. Ziel aller <strong>Angst</strong>bewältigungsstrategien ist es,<br />
den Teufelskreis zwischen <strong>Angst</strong>, Flucht oder Vermeidung zu unterbrechen.<br />
Der <strong>Angst</strong> und den damit verbundenen Ohnmachtsgefühlen kann nur durch<br />
Aktivwerden und praktisches Üben begegnet werden.
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Tabelle 11. Therapeutische Strategien des Gruppenprogramms zur<br />
Unterbrechung des <strong>Angst</strong>kreislaufes<br />
Verhaltensebene Therapeutische Strategien<br />
physiologisch • Methoden zur Erregungskontrolle<br />
5.3 Körperbezogene Verfahren<br />
5.3.1 Exkurs: Das Autonome Nervensystem<br />
Das autonome (oder vegetative) Nervensystem (ANS) besteht aus drei<br />
Teilsystemen: Sympathikus, Parasympathikus und Darmnervensystem.<br />
Aufgabe des ANS ist der Informationsaustausch zwischen den einzelnen<br />
Organen des Körpers mit dem Ziel, den Körper an die Anforderungen der<br />
Umwelt anzupassen (z.B. an äußere Belastungen wie Hitze oder Kälte). Es<br />
innerviert die glatte Muskulatur aller Organe und Organsysteme, das Herz und<br />
die Drüsen und steuert so die Funktionen von Atmung, Kreislauf, Verdauung,<br />
Stoffwechsel, Drüsensekretion, Körpertemperatur und Fortpflanzung<br />
(Birbaumer et al., 2005).<br />
• Entspannung<br />
• Stressmanagement<br />
kognitiv-emotional • Kognitive Verfahren<br />
behavioral • Exposition<br />
Im Normalzustand besteht ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen<br />
sympathischem und parasympathischem Tonus, d.h. die antreibenden Kräfte<br />
des Sympathikus („fight and flight“ – kämpfe und fliehe) und die beruhigende<br />
Wirkung des Parasympathikus („rest and digest“ – ruhe und verdaue) halten<br />
sich die Waage. Je nach Anforderung kommt überwiegt der Sympathikus oder<br />
der Parasympathikus. Die „Steuereinheit“ des ANS findet sich im<br />
Hypothalamus. Hier werden kognitive, sensorische und interozeptive Reize<br />
integriert und die basalen Körperfunktionen den Erfordernissen angepasst.<br />
113
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Da<strong>bei</strong> werden Informationen des sympathischen Systems über ein Netz von<br />
sympathischen Fasern zu den Ganglien des Grenzstranges geleitet. Von dort<br />
aus innervieren sie durch Nervengeflechte entlang der Arterien die Zielorgane.<br />
Die Hauptneurotransmitter des Sympathikus sind Adrenalin und Noradrenalin.<br />
Die parasympathischen Fasern folgen den Hirnnerven und speisen sich aus<br />
Hirnnerven im sakralen Rückenmark. Wesentlich für die Innervation der inneren<br />
Organe sind da<strong>bei</strong> die parasympathischen Fasern des N. Vagus (X). Daher<br />
werden häufig die Begriffe Parasympathikus und Vagus bedeutungsgleich<br />
gesetzt. Der wichtigste Neurotransmitter des parasympathischen Systems ist<br />
Acetylcholin. Sympathische und parasympathische Reize wirken an vielen<br />
Orten direkt antagonistisch. So führt eine Sympathikuswirkung zum Beispiel zu<br />
einer Erhöhung der Herzfrequenz während der Parasympathikus den<br />
Pulsschlag vermindert.<br />
Im Rahmen psychischer Erkrankungen besteht häufig eine Überaktivität und<br />
Überreagibilität des sympathischen Nervensystems. <strong>Patienten</strong> erleben die<br />
antreibende Wirkung des Sympathikus dann als innere Unruhe und Nervosität.<br />
Durch Umverteilung des Blutvolumens zugunsten der Muskulatur und eine<br />
verstärkte Atemaktivität bis hin zur Hyperventilation kommt es zu Schwindel und<br />
Ohnmachtsgefühlen. Die Drosselung der Verdauungstätigkeit führt zu gastro-<br />
intestinalen Beschwerden (z.B. Übelkeit, Bauchschmerzen, Diarrhoe). Die<br />
Sympathikusaktivierung fördert die Tätigkeit der Schweißdrüsen. Diese wird<br />
vom <strong>Patienten</strong> jedoch als unangebracht erlebt, da sie nicht durch eine<br />
körperliche Anstrengung oder Hitze begründet ist („kalter Schweiß“).<br />
Gleichzeitig richten sich die Haare der Haut auf („Gänsehaut“) und es entstehen<br />
Kribbelparästhesien. Viele Therapieverfahren, gerade auf der körperlichen<br />
Ebene wie Entspannungsverfahren oder Atemübungen zielen daher auf eine<br />
Stärkung des Parasympathikotonus, um wieder ein Gleichgewicht im<br />
vegetativen Nervensystem zu erreichen.<br />
5.3.2 Information über körperliche Prozesse<br />
Vor dem Vermitteln und Üben konkreter körperlicher Strategien, sollen mit Hilfe<br />
von Information über körperliche Prozesse Irrtümer geklärt und dadurch Ängste<br />
reduziert werden.<br />
114
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• <strong>Angst</strong> ist nicht gefährlich<br />
<strong>Angst</strong> ist eine normale biologische (Stress-) Reaktion, die den Körper auf eine<br />
Kampf- oder Fluchtreaktion vorbereiten soll. Da<strong>bei</strong> treten eine Vielzahl von<br />
Empfindungen auf, die als unangenehm und quälend, aber auch als lustvoll<br />
empfunden werden können (z.B. Kribbeln, Schwäche, Schwindel). Manche<br />
Personen suchen genau dieses Gefühl z.B. mit Risikosportarten oder Action-<br />
und Gruselfilmen.<br />
• <strong>Angst</strong> dauert nicht unendlich lange an<br />
<strong>Angst</strong> aktiviert das sympathische Nervensystem und ruft durch Ausschüttung<br />
von Stresshormonen (z.B. Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol) physiologische<br />
Veränderungen hervor. Die Dauer der <strong>Angst</strong>reaktion ist abhängig von der<br />
kognitiven Bewertung. Es können mehrere <strong>Angst</strong>kreisläufe hintereinander<br />
durchlaufen werden bis sich die <strong>Angst</strong> zu Panik aufschaukelt. Durch<br />
Gegenregulationsprozesse des Parasympathikus flutet die <strong>Angst</strong>reaktion<br />
jedoch nach einer bestimmten Zeit wieder ab. Die nachfolgenden<br />
<strong>Angst</strong>verlaufskurven verdeutlichen den Vorgang (Abbildung 11 und 12; nach<br />
Schneider & Margraf, 1998).<br />
• Einfluss von Stress und Belastung<br />
Chronische Belastungen und Stress (z.B. andauernde Konflikte) führen zu<br />
einem erhöhten Erregungs- und Anspannungsniveau und fördern so die<br />
Entstehung von <strong>Angst</strong>. Zusätzlich kann durch das Fehlen von Erholungsphasen<br />
das Gleichgewicht des autonomen Nervensystems gestört und die<br />
Regulationsfähigkeit des Systems beeinträchtigt werden (Birbaumer et al.,<br />
2005). Dadurch flutet die <strong>Angst</strong> und die damit verbundene körperliche<br />
Anspannung nicht mehr ab, sondern bleibt auf einem relativ hohen Niveau. Um<br />
langfristig <strong>Angst</strong> zu bewältigen, müssen chronische Belastung und Stress<br />
reduziert und das Erregungsniveau verbunden mit hoher körperlicher<br />
Anspannung gesenkt werden.<br />
115
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
<strong>Angst</strong><br />
<strong>Angst</strong><br />
„Die <strong>Angst</strong> steigt unendlich an!“ (Erwartungsangst)<br />
„Nur schnell weg hier!“<br />
(Vermeidung)<br />
„Die <strong>Angst</strong> hört nie wieder auf!“<br />
(Erwartungsangst)<br />
116<br />
Ich stelle mich der <strong>Angst</strong>, denn an<br />
der <strong>Angst</strong> stirbt man nicht!“<br />
(Habituation)<br />
Abbildung 11. <strong>Angst</strong>verlaufskurven ohne therapeutische Intervention<br />
„Ich mache die Erfahrung, dass die <strong>Angst</strong> von allein abnimmt, wenn ich mich ihr<br />
stelle.“ (Konfrontation)<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
1. Versuch<br />
Abbildung 12. <strong>Angst</strong>verlaufskurven <strong>bei</strong> therapeutischer<br />
Konfrontation<br />
Zeit<br />
Zeit
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.3.3 Neurobiologische Befunde zur <strong>Angst</strong>verar<strong>bei</strong>tung<br />
Es gibt eine Fülle an neurobiologischen Befunden der <strong>Angst</strong>verar<strong>bei</strong>tung (vgl.<br />
Bandelow, 2001; Hoffmann & Hofmann, 2004). Einige Aspekte, die zum<br />
besseren Verständnis von Ängsten für <strong>Patienten</strong> hilfreich sein können, sollen<br />
hier vorgestellt werden:<br />
• Die Weiterleitung von <strong>Angst</strong> im Gehirn<br />
An der Auslösung und Verar<strong>bei</strong>tung von <strong>Angst</strong> sind verschiedene<br />
Gehirnstrukturen beteiligt, deren Funktionen vor allem durch Läsionsversuche<br />
am Tiermodell ermittelt wurden. Eine zentrale Rolle nimmt da<strong>bei</strong> die Amygdala<br />
(Limbisches System) ein, der die Kontrolle des vegetativen Nervensystems<br />
(Herzschlag, Atmung, Blutdruck), des emotionalen Verhaltens (Triebe), des<br />
emotionalen und vegetativen Arousalsystems, des Bewusstseins<br />
(Hippocampus) und des Gedächtnisses (Abspeicher- und Abrufvorgänge)<br />
zugeschrieben wird.<br />
Werden über die Sinnesorgane äußere Gefahrenreize wahrgenommen, werden<br />
die Informationen über eine Art „Notrufleitung“ vom Thalamus an die Amygdala,<br />
das <strong>Angst</strong>zentrum, weitergeleitet. Diese aktiviert sofort andere Hirnstrukturen<br />
(z.B. Ncl. lateralis, Ncl. praeventricularis, Locus coeruleus). Es kommt zu einer<br />
Sympathikusaktivierung und der Körper reagiert mit seinen typischen<br />
<strong>Angst</strong>symptomen. Nachdem die <strong>Angst</strong>reaktionen eingesetzt haben, folgt das<br />
Bewusstsein. Alle ankommenden Sinneseindrücke werden vom Thalamus<br />
sortiert und an den präfrontalen Cortex weitergeleitet. Erst jetzt wird die <strong>Angst</strong><br />
bewusst. Im Stirnlappen der Großhirnrinde werden dann motorische Reaktionen<br />
zur Kontrolle der Gefahr geplant. Impulse der Amygdala auf den Cortex<br />
präfrontalis sind verantwortlich für die Auslösung von Erwartungsangst, von<br />
katastrophisierenden Gedanken und für Vermeidungsverhalten. Wie Abbildung<br />
13 zeigt, können umgekehrt aber auch Signale aus dem Großhirn zur Löschung<br />
von <strong>Angst</strong>reaktionen führen.<br />
117
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Abbildung 13. <strong>Angst</strong> im Gehirn<br />
118<br />
„Die Graphik erklärt, wie der <strong>Angst</strong>impuls durch zwei Schaltkreise im<br />
Gehirn weitergegeben wird.<br />
Schaltkreis 1: Über eine Art „Notruf-Leitung“ regt der Thalamus das<br />
<strong>Angst</strong>zentrum, den Mandelkern, an. Dieser reagiert sofort und bringt<br />
andere Hirnstrukturen in Gang. Ergebnis: Der Körper reagiert mit den<br />
typischen Symptomen (Schwindel, Herzrasen, Muskelanspannung etc.).<br />
Schaltkreis 2: Nachdem die <strong>Angst</strong>reaktion eingesetzt hat, folgt das<br />
Bewusstsein. Sinneseindrücke, zum Beispiel von Augen und Ohren,<br />
durchlaufen den Thalamus. Dieser sortiert die Informationen vor und<br />
schickt sie weiter an die Stirnlappen der Großhirnrinde. Dort beurteilen<br />
Gehirnzellen die Gefahr. Erst jetzt wird uns die <strong>Angst</strong> bewusst“<br />
(Apothekenumschau, 2005).
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Die Speicherung von Ängsten<br />
<strong>Angst</strong>erinnerungen, die in der Amygdala gespeichert werden, bleiben ein Leben<br />
lang erhalten und sind besonders leicht durch Schlüsselreize, die mit Stress<br />
und Erschöpfung gekoppelt sind abrufbar. Da diese unbewussten Erinnerungen<br />
nicht gelöscht werden können, kann nur durch das Einschalten höherer<br />
kognitiver Zentren (Cortex präfrontalis) Kontrolle über die <strong>Angst</strong> ausgeübt<br />
werden (Hoffmann & Hofmann, 2004).<br />
Was dies für <strong>Angst</strong>patienten bedeutet, beschreiben Hoffmann und Hofmann<br />
(2004): „Ängste blockieren ab einer bestimmten Intensität unsere kognitiven<br />
Funktionen. Sie sind nicht mehr flexibel genug, um die Hintergründe der <strong>Angst</strong><br />
wirkungsvoll analysieren zu können. Stattdessen werden uralte Denkmuster<br />
automatisch reaktiviert und erweisen sich stärker als der Versuch zu denken.<br />
Es kommt zu einer erhöhten Anspannung verbunden mit Lähmung<br />
(Totstellreflex) oder mit Flucht bzw. Angriff“ (S.12).<br />
In bestimmten <strong>Angst</strong>situationen kann dieses Verhalten sinnvoll und<br />
überlebensnotwendig sein (z.B. gefährliches Tier, im Straßenverkehr). Das<br />
Analysieren und Denken vor der Flucht („Ist es gefährlich?“) würde zuviel Zeit<br />
benötigen. Doch <strong>bei</strong> dysfunktionaler <strong>Angst</strong> ist es vorteilhaft, das Denken<br />
einzuschalten, um die Situation genauer zu analysieren und eventuelle<br />
Gefahrensignale auf ihren realen Hintergrund zu untersuchen. Genau das tun<br />
aber <strong>Angst</strong>patienten nicht.<br />
Stark vereinfacht heißt dies, die Amygdala ist verantwortlich, dass <strong>Angst</strong> den<br />
Menschen kontrolliert, die Hirnrinde dafür, dass der Mensch die <strong>Angst</strong><br />
kontrollieren kann. Ziel der Psychoedukationsgruppe ist es somit, wieder das<br />
Großhirn einzuschalten und passende Bewältigungsstrategien zu erwerben.<br />
119
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.3.4 Methoden zur Erregungskontrolle<br />
In der akuten <strong>Angst</strong>situation eignen sich Strategien, die innerhalb weniger<br />
Minuten zu Entspannung führen. Die genauen Instruktionen zu den<br />
verschiedenen Übungen finden sich in Ar<strong>bei</strong>tsblatt 9 in Anhang C.<br />
• Kurzzeitentspannungsverfahren<br />
Bei starker <strong>Angst</strong> verflacht sich die Atmung (Brustatmung), die Atemfrequenz<br />
erhöht sich, man wird kurzatmig und beginnt eventuell zu hyperventilieren<br />
(durch die erhöhte Atemfrequenz wird zuviel CO2 abgeatmet). Damit gehen<br />
Atemnot, Erstickungsgefühle oder auch eine Hyperventilationstetanie (schwerer<br />
Krampf mit Pfötchenstellung aufgrund einer respiratorischen Alkalose;<br />
Pschyrembel, 2004) einher.<br />
Ziel des Atemtrainings ist es, die Atmung zu verlangsamen und die<br />
Bauchatmung zu aktivieren. Dies erzeugt nach wenigen Minuten eine körperlich<br />
spürbare Entspannung. Als Kurzzeitentspannungsverfahren wurde die<br />
Atemübung „Lippenbremse“ kombiniert mit einem Ruhewort (nach Elsesser &<br />
Sartory, 2001 und Fliegel et al., 1998) ausgewählt. Die Übung kann im Sitzen<br />
oder Liegen durchgeführt werden. Ist die <strong>Angst</strong> und Unruhe sehr groß, sollten<br />
die <strong>Patienten</strong> ermutigt werden, im strammen Gehen die Übung durchzuführen.<br />
• Methoden zur Konzentrations- und Aufmerksamkeitslenkung<br />
Ziel dieser Techniken ist es, <strong>bei</strong> starker <strong>Angst</strong> die Aufmerksamkeit weg von<br />
negativer Selbstbeobachtung auf die Umgebung zu lenken. Dies kann zum<br />
Beispiel durch lautes Lesen oder durch in Gedanken zählen oder rechnen<br />
erreicht werden. Eine große Auswahl an Methoden findet sich <strong>bei</strong> Schmidt-<br />
Traub (1995).<br />
• Exzessive körperliche Betätigung<br />
Statt sich zu schonen und vermehrt zu beobachten, werden die <strong>Patienten</strong><br />
ermutigt, sich ausgiebig zu bewegen. Dies fördert den Abbau von<br />
Stresshormonen und die Aktivierung des Parasympathikus.<br />
120
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.3.5 Entspannungsverfahren<br />
Um langfristig das Erregungsniveau zu senken, eignen sich regelmäßig<br />
durchgeführte Entspannungsverfahren wie z.B. die Progressive<br />
Muskelentspannung (PMR), das Autogene Training oder Yoga.<br />
• Die Progressiven Muskelentspannung (PMR)<br />
Das Verfahren von Jacobson (1938) wurde für das Gruppenprogramm gewählt,<br />
da dieses leicht zu erlernen ist und von den <strong>Patienten</strong> selbständig geübt werden<br />
kann. Nach Schmidt-Traub (1995) ist es „besonders hilfreich für <strong>Angst</strong>patienten,<br />
einmal weil sie sich in doppelter Weise konzentrieren und sowohl auf die<br />
Anweisungen achten müssen, als auch auf die aktive Anspannung<br />
verschiedener Muskelpartien“ (S. 60). Die Wirkweise der PMR beruht auf dem<br />
Prinzip der wechselnden Anspannung und Entspannung der Skelettmuskulatur.<br />
Der Patient erlernt da<strong>bei</strong> schrittweise Muskelgruppen bewusst zu entspannen<br />
und so den allgemeinen Muskeltonus unter das Niveau der alltäglichen<br />
Anspannung zu reduzieren begleitet von einem Gefühl der Ruhe und<br />
Gelassenheit. Das Erlernen der Technik erfordert jedoch Zeit und regelmäßiges<br />
Üben, schnelle Erfolge stellen eher die Ausnahme dar (Maercker, 2000). Haben<br />
die <strong>Patienten</strong> die Möglichkeit, an PMR-Gruppen in der Klinik teilzunehmen,<br />
findet lediglich eine kurze Einführung in das Verfahren statt. Zusätzlich werden<br />
die <strong>Patienten</strong> ermutigt per CD/Audiokassette selbständig und täglich zu üben,<br />
um auch einen entspannenden Effekt zu erzielen. Eine ausführliche Darstellung<br />
des Verfahrens geben Fliegel et al. (1998, S.143-151).<br />
5.3.6 Aufbau körperlicher Fitness<br />
Aufgrund der <strong>Angst</strong>symptomatik beginnen viele <strong>Patienten</strong>, sich zu schonen und<br />
vermeiden zunehmend körperliche Aktivitäten. Dies führt erneut zu vegetativen<br />
Beschwerden und begünstigt die Aufschaukelung des <strong>Angst</strong>kreislaufes. Zur<br />
Reduktion der allgemeinen Anspannung und zur Förderung des Wohlbefindens<br />
eignen sich Ausdauersportarten wie Laufen, „Walking“, Schwimmen, Radfahren<br />
etc., die mindestens zweimal wöchentlich für eine Stunde durchgeführt werden<br />
sollen.<br />
121
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.3.7 Reduktion von chronischer Belastung und Stress<br />
Das Gesundheitsverhalten mit den vier Säulen sportliche Bewegung, gesunde<br />
Ernährung (einschließlich Reduktion von Koffein-, Nikotin- und Alkoholkonsum),<br />
Entspannung und Gestaltung der Woche (inklusive genussvoller Erlebnisse)<br />
fördert nach Schmidt-Traub (2003) einen gesunden Umgang mit dem Körper<br />
und dient der Reduktion von chronischer Belastung und Stress. Eine<br />
Schlüsselrolle nimmt da<strong>bei</strong> die sportliche Bewegung ein, denn „Sport entspannt<br />
besser als jedes andere Verhalten – deutlich intensiver als<br />
Entspannungsübungen“ (Schmidt-Traub, 2003, S. 127).<br />
Folgende Aspekte der allgemeinen Lebensführung können mit den <strong>Patienten</strong><br />
besprochen werden:<br />
• Aufbau von Alltagsstruktur mit dem Einhalten von Pausen und Ruhezeiten<br />
• Einplanen positiver, genussvoller Aktivitäten als Ausgleich zur Ar<strong>bei</strong>tszeit<br />
• Regelmäßigkeit und Ausgewogenheit bezüglich Essen, Schlaf und<br />
sportlicher Betätigung<br />
• Pflegen von sozialen Kontakten und Interessen/Hobbies<br />
• Klären von chronischen zwischenmenschlichen Konflikten<br />
5.3.8 Medikamentöse Behandlung<br />
Bei der medikamentösen Therapie kommen generell zwei Klassen von<br />
Psychopharmaka zum Einsatz:<br />
• Kurzfristig wirksame Anxiolytika: Dazu gehören Medikamente aus der<br />
Stoffgruppe der Benzodiazepine, Antihistaminika und niedrigpotente<br />
Neuroleptika.<br />
• Moderne Antidepressiva zur Langzeittherapie: Hierzu zählen z.B. SSRI oder<br />
Venlafaxin. Auch die klassischen Antidepressiva (Trizyklika, MAO-Hemmer)<br />
beeinflussen den Verlauf von <strong>Angst</strong>störungen positiv, haben jedoch<br />
ausgeprägte Nebenwirkungen und werden daher nicht mehr als Mittel der<br />
ersten Wahl empfohlen. Eine weitere langfristig wirksame Substanz ist das<br />
Buspiron (Serotoninrezeptoragonist), das aber ebenfalls eine Wirklatenz<br />
aufweist.<br />
122
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Kurzfristig wirksame Medikamente sollten möglichst vorsichtig eingesetzt<br />
werden, da sie nur eine vorübergehende Linderung der Symptomatik bewirken<br />
können und im Fall der Benzodiazepine ein hohes Abhängigkeitspotential<br />
haben. Der Einsatz von Antidepressiva hilft langfristig, <strong>Angst</strong>symptome zu<br />
reduzieren und versetzt viele <strong>Patienten</strong> erst in die Lage, selbst wirksam gegen<br />
Ängste vor zu gehen. Alle Antidepressiva haben eine lange Wirklatenz, d.h. der<br />
anxiolytische Effekt setzt häufig erst nach drei bis sechs Wochen ein. Da die<br />
Nebenwirkungen meist ab dem ersten Einnahmezeitpunkt auftreten, sollten<br />
<strong>Patienten</strong> darüber informiert werden. Gerade <strong>bei</strong> komorbid auftretender<br />
<strong>Angst</strong>symptomatik im Rahmen einer depressiven Grunderkrankung sollte ein<br />
Antidepressivum mit guter Wirksamkeit gegen Ängste eingesetzt werden.<br />
Tabelle 12 gibt einen Überblick über die aktuellen medikamentösen<br />
Therapieempfehlungen der World Federation of Societies of Biological<br />
Psychiatry (Bandelow et al., 2005).<br />
Tabelle 12. Leitlinien der medikamentösen Behandlung <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />
(nach Bandelow et al., 2005)<br />
Medikamentöse Option<br />
Störung 1. Wahl 2. Wahl<br />
Panikstörung<br />
Generalisierte<br />
<strong>Angst</strong>störung<br />
Soziale Phobie<br />
SSRI<br />
Venlafaxin<br />
Venlafaxin<br />
SSRI<br />
SSRI<br />
Venlafaxin<br />
Trizyklika<br />
Buspiron<br />
Imipramin<br />
Moclobemid<br />
123
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.4 Kognitive Strategien<br />
Gedanken nehmen eine Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der Entstehung von <strong>Angst</strong> ein. Ziel<br />
des kognitiven Therapiebausteins ist es, den <strong>Patienten</strong> zu vermitteln, dass sie<br />
für ihr emotionales Erleben und das daraus resultierende Verhalten selbst<br />
verantwortlich sind und lernen können, dies aktiv durch kognitive Strategien zu<br />
steuern. Dazu wird eine Einführung in die Methode der kognitiven<br />
Umstrukturierung gegeben.<br />
5.4.1 Die fünf Phasen der kognitiven Umstrukturierung<br />
Die Methode der kognitiven Umstrukturierung kann in fünf Phasen unterteilt<br />
werden (Stavemann, 2003; Wilken, 1998):<br />
1. Die Vermittlung eines kognitiven Modells zur Entstehung von Emotionen<br />
2. Die Identifikation von dysfunktionalen Denkmustern<br />
3. Die Disputation der dysfunktionalen Denkmuster<br />
4. Der Aufbau neuer, funktionaler Denkmuster<br />
5. Das Einüben der neuen Konzepte<br />
Für das Psychoedukationsprogramm wurden verschiedene Elemente der<br />
kognitiven Umstrukturierung ausgewählt, die in der Einzeltherapie vertieft und<br />
eingeübt werden können.<br />
5.4.2 Vermittlung eines kognitiven Modells zur <strong>Angst</strong>entstehung<br />
Im Rahmen der Vermittlung eines kognitiven Modells zur Entstehung von<br />
Emotionen, speziell von Ängsten, wird im Therapiebaustein Wissensvermittlung<br />
(Sitzung 1) erläutert, was <strong>Angst</strong> ist. Mit Hilfe des <strong>Angst</strong>kreislaufes wird<br />
verdeutlicht, wie <strong>Angst</strong> entsteht und welche Rolle Gedanken da<strong>bei</strong> spielen.<br />
Darauf aufbauend werden (in Sitzung 4 und 5) die folgenden kognitiven<br />
Strategien zur <strong>Angst</strong>bewältigung vermittelt.<br />
5.4.3 Einführung in das ABC-Modell<br />
Mit Hilfe des ABC-Modells nach Ellis (1977) soll den <strong>Patienten</strong> vermittelt<br />
werden, dass Gefühle durch die Bewertung einer Situation entstehen. „Nicht die<br />
124
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellung von den<br />
Dingen“ (Epiktet in Stavemann, 2003). So kann ein und dieselbe Situation (z.B.<br />
das Wahrnehmen von starkem Herzklopfen) ganz unterschiedliche Gefühle und<br />
Verhaltensweisen hervorrufen (z.B. starke <strong>Angst</strong> und Schonung oder Aktiv<br />
werden), je nach dem wie die Situation interpretiert wird (Folie 11, 12, Anhang<br />
B).<br />
5.4.4 Kennzeichen angemessenen Denkens<br />
Bevor auf die Korrektur des Denkens eingegangen werden kann, muss der<br />
Patient lernen, zwischen angemessenen und unangemessenen Denkweisen zu<br />
unterscheiden. Angemessenes, gesundes Denken erfüllt nach Stavemann<br />
(2003) die folgenden Kriterien: Es ist realitätsorientiert, d.h. es beruht auf<br />
Tatsachen und nicht auf spekulativen Annahmen. Und es ist zielorientiert, d.h.<br />
es ist auf die Erreichung persönlicher Ziele ausgerichtet und bereitet nicht<br />
unnötige emotionale Belastung. Mit folgenden Fragen soll der Patient sein<br />
Denken hinterfragen lernen:<br />
• „Beruht mein Gedanke auf Tatsachen oder ist er Spekulation?“<br />
• „Dient der Gedanke meinen Zielen, also nützt er mir oder schwächt er<br />
mich?“<br />
5.4.5 Schritte zur Veränderung des Denkens<br />
• Selbstbeobachtung<br />
Der erste Schritt zur Verhaltensänderung ist die Selbstbeobachtung. Mit Hilfe<br />
eines Beobachtungsbogens (Ar<strong>bei</strong>tsblatt 11, Anhang C) wird der Patient<br />
angeleitet, seinen automatischen, angstauslösenden und aufrechterhaltenden<br />
Gedanken auf die Schliche zu kommen. Im Rahmen der Hausaufgabe soll er<br />
eine möglichst aktuelle und konkrete Situation auswählen, die von<br />
<strong>Angst</strong>gefühlen begleitet ist und die dazugehörigen Gedanken protokollieren.<br />
• Gedanken überprüfen<br />
Im zweiten Schritt werden diese Gedanken auf ihre Realitäts- und<br />
Zielorientierung hin überprüft.<br />
125
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Methode des Gedanken-Stopp<br />
Gedanken lassen sich nicht verbieten. Unerwünschte Denkmuster können<br />
jedoch unterbrochen werden und konstruktive Alternativgedanken<br />
entgegengesetzt werden. Zur Unterbrechung dysfunktionaler Gedanken eignet<br />
sich die Methode des Gedanken-Stopps, die anschaulich <strong>bei</strong> Fliegel et al.<br />
(1998) dargestellt wird.<br />
126<br />
„Der Klient wird gebeten, die Augen zu schließen und sich auf seine<br />
störenden (...) Gedanken zu konzentrieren. Sobald die Gedanken<br />
präsent sind, soll er ein Zeichen geben (Heben eines Fingers) (...).<br />
(...) ist das Signal gegeben, ruft der Therapeut laut und scharf<br />
„Stopp!“ und schlägt da<strong>bei</strong> kräftig mit der flachen Hand auf den Tisch<br />
(oder klatscht in die Hände). Der Klient wird erschreckt<br />
zusammenzucken, die Augen öffnen und auf eine entsprechende<br />
Frage zugeben müssen, dass sein Gedankengang gestoppt wurde.<br />
Der Therapeut erklärt ihm nun, dass er auf ähnliche Weise seine<br />
Gedanken selbst unterbrechen kann, in dem er nämlich zu sich selbst<br />
„Stopp!“ sagt und einen kräftigen Ruck gibt (...)“ (z.B. durch das<br />
ruckartige, kräftige Anspannen der Faust)“ (S. 77).<br />
• Sich positiv programmieren<br />
Nach Unterbrechung des negativen Gedankens lernt der Patient angemessene<br />
und hilfreiche Gedanken entgegenzusetzen. Dazu werden <strong>bei</strong> der Besprechung<br />
des Beobachtungsbogens (Ar<strong>bei</strong>tsblatt 11, Anhang C) zusammen mit den<br />
<strong>Patienten</strong> gedankliche Alternativen zu den <strong>Angst</strong>gedanken erar<strong>bei</strong>tet.<br />
• Einüben der angemessenen Gedanken<br />
Sowohl der Gedanken-Stopp als auch das „Einreden“ der Alternativgedanken<br />
benötigt Übung. Zu Beginn berichten <strong>Patienten</strong> häufig, an die neuen Gedanken<br />
nicht glauben zu können. Deshalb werden sie ermutigt, die dargestellten<br />
Methoden einzuüben, um zu erleben, wie sich der Widerspruch „zwischen Kopf<br />
und Bauch“ auflöst. Hilfreich sind hier z.B. Merksätze, die auf Kärtchen<br />
geschrieben oder auswendig gelernt werden können.
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.4.6 Typische dysfunktionale Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />
Um das Erkennen dysfunktionaler Gedanken zu fördern, werden typische<br />
negative Denkmuster, die man häufig <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>patienten findet und hilfreiche<br />
Alternativen mit Hilfe von graphischen Darstellungen besprochen. Dazu<br />
gehören das Schwarz-Weiß-Denken, das Unzulässige Generalisieren, das<br />
Gedankenvermeiden, das Voreilige Schlussfolgern, das Katastrophisieren und<br />
das sich Selbstabwertende Denken (Kaestele, 1993; Weems et. al., 2001;<br />
Stavemann, 2003).<br />
• Das Schwarz-Weiß-Denken<br />
Man urteilt nur positiv oder negativ und<br />
hat nicht gelernt, Zwischentöne zu<br />
beachten. Dazu gehören alle „immer -<br />
niemals - nie - jeder - alle - niemand -<br />
Sätze“.<br />
Beispiel: Ich werde es nie lernen. Ich bin absolut unfähig. Mir kann niemand<br />
helfen.<br />
Hilfreiche Strategien:<br />
Der Patient kann lernen sich Selbst und die Situation differenzierter zu<br />
betrachten. Differenziertes Denken drückt sich in relativen Begriffen aus wie<br />
manchmal, selten, vielleicht, oft, womöglich, etc.<br />
„Immer geht alles schief, ich bin<br />
absolut unfähig, niemand mag mich und<br />
alles ist sch … warz!“<br />
127
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Das Generalisieren<br />
Man schlussfolgert vom Einzelfall auf das<br />
Ganze oder überträgt eine vergangene<br />
Situation auf die Gegenwart. Da<strong>bei</strong> wird<br />
vergessen, dass die aktuelle Situation völlig<br />
andere Gegebenheiten hat.<br />
Beispiel: Ich hatte irgendwann mal <strong>Angst</strong> vor einem strengen Lehrer. Nun habe<br />
ich vor jeder Person <strong>Angst</strong>, die Autorität ausstrahlt.<br />
Beispiel: Ich habe einmal erlebt, dass es mir im Bus schwindlig wurde. Nun<br />
übertrage ich die Vorstellung, dass mir übel wird auf jede weitere Fahrt, was<br />
schließlich dazu führt, dass ich kein öffentliches Verkehrsmittel mehr benütze<br />
Hilfreiche Strategien:<br />
Der „General“-isierer<br />
Sich auf die gegebene Situation konzentrieren und diese realistisch bezüglich<br />
der eigenen Ängste überprüfen. Im „Hier und Jetzt“ leben und sich auf die<br />
Bewältigung der aktuellen Situation konzentrieren. Die Aufmerksamkeit weg<br />
von sich und den ängstigenden Gedanken auf die Umwelt lenken.<br />
128
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Das Gedanken-Vermeiden<br />
Man führt auftauchende „Negativgedanken“<br />
nicht konsequent zu Ende, sondern kehrt<br />
immer wieder gedanklich in den Teil der<br />
Situation zurück, in der die <strong>Angst</strong> zuerst<br />
wahrgenommen wurde. So überlegt man<br />
nicht, was man tun könnte, wenn die<br />
befürchtete Situation tatsächlich eintritt. Das<br />
Problem kann nicht bewältigt werden, da<br />
man sich darauf konzentriert, die<br />
<strong>Angst</strong>situation zu vermeiden oder die<br />
unangenehmen Gefühle zu unterdrücken.<br />
Beispiel: Ich habe <strong>Angst</strong>, mit dem Zug zu fahren, weil dieser im Tunnel stecken<br />
bleiben könnte. Ich denke ununterbrochen über diesen Aspekt nach, ohne zu<br />
überlegen, was ich tun könnte, falls dies tatsächlich eintritt. Wie könnte ich mir<br />
helfen? Ich könnte z.B. mit einem Fahrgast ein Gespräch beginnen,<br />
Atemübungen durchführen oder zur Ablenkung bis 100 zählen.<br />
Hilfreiche Strategien:<br />
Sorgenkonfrontation durchführen: Statt von einer Sorge zur nächsten zu<br />
springen, die bedrohlichen Gedanken konsequent zu Ende denken und <strong>Angst</strong><br />
und Erregung im ganzen Ausmaß zulassen. Überlegen: „Was würde im<br />
schlimmsten Fall passieren? Was könnte ich tun? Wo könnte ich mir Hilfe und<br />
Unterstützung holen. Wie würde das Leben weiter gehen?“<br />
„Besser den Kopf in den Sand<br />
stecken!“<br />
129
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Das sich vorschnell eine Meinung bilden<br />
Man beurteilt eine Situation indem man<br />
sich schnell eine Meinung bildet, ohne<br />
wichtige Fakten zu berücksichtigen. Die<br />
eigene Meinung wird „durchgeboxt“,<br />
andere Information wird ignoriert.<br />
Beispiel: Ich bin der Meinung, dass ich <strong>bei</strong> mir nicht vertrauten Personen<br />
stottere. Um mich nicht zu blamieren, vermeide ich deshalb jede Gesellschaft.<br />
Hilfreiche Tatsachen ignoriere ich aber da<strong>bei</strong>, z.B. dass meine <strong>Angst</strong> nicht<br />
überall und <strong>bei</strong> jedem Menschen auftritt, sondern mich bestimmten Faktoren<br />
verunsichern (z.B. <strong>Angst</strong> eher <strong>bei</strong> Jüngeren, <strong>bei</strong> Männern oder<br />
Autoritätspersonen etc.).<br />
Hilfreiche Strategien:<br />
„Scheuklappen auf und<br />
durch!“<br />
Berücksichtigen, dass jede Situation anders ist. Die Beurteilung einer Situation<br />
auf Fakten stützen und nicht auf Meinungen oder vage Interpretationen. Sich<br />
erst eine Meinung bilden, wenn man genug Fakten recherchiert hat.<br />
130
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Das katastrophisierende Denken<br />
Man stellt sich immer und sofort das<br />
Allerschlimmste vor, was passieren könnte. Die<br />
Situation oder Person wird als „nur furchtbar,<br />
unerträglich, entsetzlich, schrecklich, nicht<br />
auszuhalten, katastrophal“ empfunden.<br />
Dadurch entstehen Gefühle der Panik und<br />
Hilflosigkeit, die lähmen.<br />
Beispiel: Der Ehepartner verlässt das Haus, um auf die Ar<strong>bei</strong>t zu gehen. Sofort<br />
entstehen Gedanken, ob etwas passieren könnte bis hin zur Katastrophe.<br />
Hilfreiche Strategien:<br />
Berücksichtigen, dass sich Katastrophen höchst selten ereignen. Hinter<br />
Begriffen wie schrecklich, furchtbar, entsetzlich, nicht auszuhalten etc. steht fast<br />
immer eine unrealistische Übertreibung, die unbeeinflussbar erscheint.<br />
Die Situation prüfen, ob sie wirklich katastrophal und damit unbeeinflussbar<br />
oder ob sie lästig, aber veränderbar ist. „Was wäre wenn... Was könnte ich<br />
dann tun?“<br />
Statt hochemotionalem Vokabular (furchtbar, schrecklich, unerträglich) objektiv<br />
sachliche Sprache (unangenehm, äußerst lästig, unerwünscht) verwenden.<br />
Nach dem Motto leben:<br />
131<br />
„Wenn mir die Realität missfällt, prüfe ich, ob ich sie verändern kann.<br />
Meine Energie setze ich aber nur dort ein, wo ich die Macht habe, etwas<br />
zu verändern. Wo ich machtlos bin und nichts ändern kann, will ich diese<br />
Realität akzeptieren lernen.“
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Das sich selbst Abwerten<br />
Man macht sich selbst klein, dumm,<br />
minderwertig. Konsequenz ist, dass<br />
man fühlt sich in vielen Situationen<br />
ängstlich, angespannt und hilflos fühlt,<br />
auch wenn die eigenen Fähigkeiten<br />
und bisherigen Erfolge dagegen<br />
sprechen müssten.<br />
Beispiel: Ich versage in wichtigen Situationen. Ich bin zu alt, um mich zu<br />
verändern. Ich kann sowieso nichts erreichen. Im Vergleich mit anderen werde<br />
ich immer schlechter abschneiden. Ich mache alles verkehrt.<br />
Hilfreiche Strategien:<br />
Die meist unbewusst wirksamen Denkmuster bewusst machen durch<br />
Selbstbeobachtung, Überprüfung der Gedanken, Gedankenstopp und Ersetzen<br />
der Negativgedanken durch hilfreichere Alternativgedanken (z.B. Ich bin O.K.<br />
so wie ich bin. Ich lerne durch meine Fehler. Ich bin älter als andere, aber<br />
lernfähig. Ich versuche in kleinen Schritten mein Ziel zu erreichen. Ich freue<br />
mich über meine Fortschritte und vergleiche mich nicht mit anderen.<br />
5.5 Exposition<br />
Die Exposition ist ein Konfrontationsverfahren, das dem <strong>Patienten</strong> ermöglicht,<br />
den <strong>Angst</strong>kreislauf auf der Verhaltensebene zu durchbrechen.<br />
Unter Exposition wird „eine absichtlich arrangierte Situation, in der bestimmte<br />
vorher definierte, für den <strong>Patienten</strong> förderliche Lernprozesse ablaufen sollen“<br />
verstanden (Hoffmann & Hofmann, 2004, S. 2). Ziel der Exposition ist die<br />
<strong>Angst</strong>reduktion nicht nur durch den Mechanismus der Habituierung, sondern<br />
auch durch eine Differenzierung, Neuordnung und Reintegration der kognitiv-<br />
emotionalen Strukturen des <strong>Patienten</strong>. Der Patient spricht somit nicht nur über<br />
seine <strong>Angst</strong>, sondern er durchlebt sie und lernt, die <strong>Angst</strong>reaktion besser zu<br />
steuern.<br />
„Bin ich dumm, unfähig,<br />
ein Versager, ….!“<br />
132
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Im Rahmen der Psychoedukationsgruppe findet eine Einführung in die Methode<br />
statt, die in der Einzeltherapie vertieft werden kann. Folgende Aspekte werden<br />
da<strong>bei</strong> vermittelt:<br />
5.5.1 Vermeidungsverhalten verstehen lernen<br />
• Der Einfluss des Verhaltens auf Denken und Gefühle.<br />
Im ersten Schritt lernt der Patient den Zusammenhang zwischen Denken,<br />
Fühlen und Verhalten zu verstehen und damit auch die Funktion seines eigenen<br />
Vermeidungsverhaltens. Jedes Verhalten zieht Konsequenzen nach sich und<br />
beeinflusst das Denken und Fühlen. So kann zum Beispiel nach körperlicher<br />
Aktivität ein wohliges, entspannendes Gefühl erlebt werden, was wiederum zu<br />
mehr Bewegung motiviert. Bei <strong>Angst</strong> gibt es drei verschiedene typische<br />
Verhaltens- oder Reaktionsweisen: Flucht, Angriff oder Vermeidung. Wie man<br />
sich verhält, hängt von der Interpretation der Situation (Gefahr!) und der<br />
Einschätzung der eigenen Möglichkeiten (Kontrolle vs. Ohnmacht) ab. Will der<br />
Patient lernen, den <strong>Angst</strong>kreislauf auf der Verhaltensebene zu durchbrechen,<br />
muss er das für ihn typische Vermeidungsverhalten erkennen und dessen kurz-<br />
und langfristige Konsequenzen verstehen können.<br />
• Kennzeichen und Konsequenzen von Vermeidungsverhalten<br />
Zu Vermeidungsverhalten gehört alles, was getan oder gemieden wird, um<br />
kurzfristig die <strong>Angst</strong> zu reduzieren (z.B. das Meiden von bestimmten<br />
Situationen oder das Entwickeln von „Sicherheitssignalen“ wie z.B. das <strong>bei</strong> sich<br />
Tragen von Medikamenten. Langfristig halten diese Verhaltensweisen die <strong>Angst</strong><br />
aufrecht, da die Erfahrung nicht gemacht wird, dass das befürchtete Ereignis<br />
ausbleibt und man die Situation bewältigen kann auch ohne bestimmte<br />
Hilfsmittel. Abbildung 14 zeigt die Konsequenzen des Vermeidungsverhaltens,<br />
dargestellt als 4-Felder-Schema.<br />
133
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Positive<br />
Konsequenzen<br />
Negative<br />
Konsequenzen<br />
Negative<br />
Konsequenzen<br />
Abbildung 14. Konsequenzen von Vermeidungsverhalten als Vier-Felder-<br />
Schema<br />
5.5.2 Vermeidungsverhalten überwinden<br />
Exposition, also die Konfrontation mit genau jener Situation, die man lange<br />
gemieden hat, hat zum Ziel, mit der <strong>Angst</strong> umgehen zu lernen. Diese<br />
Reizkonfrontation kann massiert (z.B. Flooding, Implosion) oder graduiert<br />
(z.B. Systematische Desensibilisierung, Habituationstraining) dargeboten<br />
werden (Fliegel, 1998). Im Psychoedukationsprogramm wird die graduierte,<br />
schrittweise Konfrontation (in sensu und in vivo) mit folgendem Ablauf<br />
vermittelt.<br />
Kurzfristige<br />
a) Üben der Bewältigungsstrategien: Bevor die Exposition durchgeführt<br />
134<br />
wird, sollten die vermittelten Strategien auf der körperlichen und<br />
gedanklichen Ebene eingeübt worden sein (z.B. Atemtraining,<br />
Alternativgedanken).<br />
Konsequenzen<br />
Reduktion von<br />
<strong>Angst</strong> und Unruhe<br />
Gefühl der<br />
Erleichterung<br />
Erfahrung, dass das<br />
befürchtete Ereignis<br />
nicht eintritt, bleibt<br />
aus.<br />
Erfahrung, die<br />
Situation bewältigen<br />
zu können, bleibt<br />
aus.<br />
Langfristige<br />
Konsequenzen<br />
Erwartungsangst<br />
Hilflosigkeit<br />
Generalisierung<br />
auf andere<br />
Lebensbereiche<br />
Komorbiditäten
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
b) Erstellen einer <strong>Angst</strong>hierarchie: Situationen oder Aktivitäten, die bisher<br />
135<br />
aus <strong>Angst</strong> vermieden wurden, werden gesammelt, bezüglich ihrer <strong>Angst</strong><br />
bewertet und in eine Hierarchie gebracht (Ar<strong>bei</strong>tsblatt 13, Anhang C).<br />
c) Durchführung der Exposition: Eine Situation aus dem unteren Bereich<br />
der Hierarchie wird ausgewählt und die Expositionsübung durchgeführt.<br />
Während der Exposition hilft der Therapeut dem <strong>Patienten</strong> mit folgenden<br />
Schritten die <strong>Angst</strong>situation zu bewältigen (Hoffmann & Hofmann, 2004):<br />
• Identifikation der <strong>Angst</strong> und Realitätstestung<br />
„Wovor habe ich <strong>Angst</strong>? Was könnte passieren? Und stimmt meine<br />
<strong>Angst</strong>vorstellung mit der Wirklichkeit überein?“<br />
• Neubewertung der Situation<br />
„Meine körperlichen Zustände und Gefühle sind sehr unangenehm und schwer<br />
zu kontrollieren, aber ich sterbe nicht daran, werde nicht verrückt und verliere<br />
nicht die Kontrolle über mich.“<br />
• Mikroauslöser erkennen und entschärfen<br />
Die Verknüpfung von wahrgenommenen Reizen (z.B. Hund) und<br />
unangenehmen Gedanken (z.B. „er will mich <strong>bei</strong>ßen“) wird entlarvt. Zusätzlich<br />
können Handlungsexperimente und Selbstberuhigungsstrategien zur<br />
Umstrukturierung <strong>bei</strong>tragen.<br />
„Auf welches Signal habe ich meine Aufmerksamkeit gerichtet und es als<br />
bedrohlich bewertet? Was ist mir durch den Kopf gegangen, bevor die starke<br />
<strong>Angst</strong> entstanden ist?“<br />
• Fortschritte würdigen<br />
Auch minimale Fortschritte müssen gewürdigt werden gemessen am<br />
subjektiven Maßstab des <strong>Patienten</strong>.<br />
„Ich vergleiche mich nicht mit anderen, sondern freue mich über das, was ich<br />
heute (im Vergleich zu früher) geschafft habe.“
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.5.3 Die Expositionsregeln<br />
In der Exposition muss die bisher vermiedene Situation mehrmals<br />
durchschritten werden, so dass sich die Erfahrung, dass das befürchtete<br />
Ereignis ausbleibt, festigt. Schrittweise kann so die Kontrollüberzeugung<br />
wachsen im Sinne „Ich kann etwas gegen meine <strong>Angst</strong> tun.“.<br />
Der Prozess der <strong>Angst</strong>bewältigung verläuft treppenförmig. Auf der jeweiligen<br />
Stufe der Exposition erlebt der Patient wie sein <strong>Angst</strong>pegel steigt. An dieser<br />
Stelle muss solange verweilt (oder ein Schritt zurückgegangen) werden bis sich<br />
ein Gefühl der Sicherheit und Kontrolle einstellt. Erst dann kann eine neue Stufe<br />
angegangen werden. Denn „ein Mensch, der starke <strong>Angst</strong> erlebt, hat (...) die<br />
Kontrolle über sich verloren. Deshalb ist es wichtig, den <strong>Patienten</strong> vom ersten<br />
Moment an darin zu unterstützen, Kontrolle über seine <strong>Angst</strong> zurück zu<br />
gewinnen“ (Hoffmann & Hofmann, 2004, S. 41). Aus diesem Grund formulieren<br />
Hoffmann und Hofmann als wichtigste Regel der Exposition, dass der Patient<br />
nie etwas tun soll, was er nicht will. Die folgenden Expositionsregeln werden<br />
den <strong>Patienten</strong> ebenfalls in der Gruppe vermittelt:<br />
• Ziel der Konfrontation ist es, <strong>Angst</strong> zu bekommen und zu meistern.<br />
• Der Patient bestimmt in der Expositionssituation, was er tun will und was<br />
nicht!<br />
• Wird die <strong>Angst</strong> zu stark, sollte der Patient nicht aus der Situation gehen.<br />
136<br />
Wenn doch, sollte die Situation so schnell wie möglich wieder aufgesucht<br />
werden.<br />
• Konfrontationsübungen sind anstrengend, aber Erschöpfung ist nicht<br />
gleich <strong>Angst</strong>.<br />
• Ist eine Situation geschafft, sollte das Loben und Belohnen nicht<br />
vergessen werden nach dem Motto „Ich versuche so weit zu kommen,<br />
wie es geht und freue mich auch über minimale Schritte.“.
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.6 “Einzeltherapie“ in der Gruppe<br />
Im Psychoedukationsprogramm findet nicht ausschließlich<br />
Informationsvermittlung statt, sondern immer auch die persönlichen<br />
Auseinandersetzung mit einem schwierigen, emotional besetzten Thema. Im<br />
Mittelpunkt steht da<strong>bei</strong> die Bear<strong>bei</strong>tung des allgemeinen<br />
Krankheitsverständnisses in Bezug auf die individuelle Lebenssituation des<br />
<strong>Patienten</strong>. Hier wird die psychotherapeutische Seite von Psychoedukation<br />
deutlich (Bäuml & Pitschel-Walz, 2003). Wie Fiedler (1996) jedoch zu Recht<br />
kritisiert, können aufgrund der Rahmenbedingungen einer<br />
Psychoedukationsgruppe (hohe inhaltliche Strukturierung, limitierte<br />
Sitzungszahl) nur begrenzt individuelle Probleme eines Teilnehmers im<br />
Mittelpunkt der Gruppenar<strong>bei</strong>t stehen.<br />
Trotz allem soll durch das Programm als eine verhaltenstherapeutische<br />
Intervention die Selbstkontrolle und das Selbstmanagement der <strong>Patienten</strong><br />
gefördert und die psychoedukativen Inhalte so weit wie möglich individualisiert<br />
werden.<br />
Verschiedene Interventionen ermöglichen es dem <strong>Patienten</strong>, die vermittelten<br />
Inhalte auf seine individuelle Situation anzuwenden und persönlich von der<br />
Gruppe zu profitieren.<br />
• Kombination von Informations- und Übungsanteilen (z.B. Erstellen eines<br />
<strong>Angst</strong>kreislaufes)<br />
• Verwenden von <strong>Patienten</strong><strong>bei</strong>spielen (z.B. Sammeln von dysfunktionalen<br />
137<br />
Gedanken und Erar<strong>bei</strong>tung hilfreicher Alternativen, Erstellen einer<br />
<strong>Angst</strong>hierarchie)<br />
• Durchführung praktischer Übungen (z.B. Bauchatemübung)<br />
• Transfer und Generalisierung auf den Alltag (z.B. Hausaufgaben,<br />
Selbstbeobachtungsprotokoll führen)<br />
• Einzelgespräche/-therapie in der Klinik parallel zum Gruppenprogramm<br />
(z.B. Durchführung von therapeutengeleiteter Exposition)
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.7 Wissenstransfer und Hausaufgaben<br />
Verhaltenstherapie zielt auf Verhaltensänderung ab. Da<strong>bei</strong> geht es nicht nur um<br />
die Veränderung an sich, sondern um die Stabilisierung des Erreichten und den<br />
Transfer in den Alltag des <strong>Patienten</strong> (Kanfer et al., 2000).<br />
Übungs- und Hausaufgaben bilden einen wesentlichen Bestandteil der<br />
verhaltenstherapeutischen Gruppenar<strong>bei</strong>t. Sie dienen dem kontinuierlichen<br />
Transfer, indem sie Gruppensitzung und (Klinik-) Alltag miteinander verbinden.<br />
Zudem erhält jeder Patient während der Besprechung der Hausaufgaben oder<br />
der Übungen die Gelegenheit, über seine persönlichen Probleme und<br />
Veränderungswünsche zu sprechen.<br />
Bei der Stellung der Haus- oder Übungsaufgaben sollte auf folgende Punkte<br />
geachtet werden (Fiedler, 1996):<br />
• Hausaufgaben werden dem <strong>Patienten</strong> als die „beste“ Transfermöglichkeit<br />
138<br />
vorgestellt. <strong>Patienten</strong>, die Übungs- und Hausaufgaben machen,<br />
profitieren mehr vom Gruppenprogramm. Denn „die wesentlichen<br />
Änderungen geschehen nicht während der Therapiesitzungen, sondern<br />
sie erfolgen im Lebensalltag der <strong>Patienten</strong>!“ (Fiedler, 1996, S. 106).<br />
• Hausaufgaben werden mit Rücksicht auf das Befinden der <strong>Patienten</strong> in<br />
einer Akutklinik, aber auch um die Gruppenkohäsion nicht zu gefährden,<br />
nach dem Prinzip der Freiwilligkeit eingeführt.<br />
• Die <strong>Patienten</strong> sollten die Funktionalität und den Sinn der Übungen<br />
verstanden haben. Hausaufgaben dienen dazu, die vorgestellten<br />
Strategien selbständig zu erproben und die für sich als hilfreich<br />
empfundenen Techniken in den Alltag zu integrieren.<br />
• Der Patient soll Techniken der Selbstbeobachtung, des<br />
Selbstmanagements und der Selbstevaluation erwerben (z.B. allgemeine<br />
Strategien im Umgang mit Krisen).<br />
• Hausaufgaben sollen explizit, spezifisch und erreichbar formuliert sein.<br />
• <strong>Patienten</strong> sollen angeregt werden, sich wechselseitig zu unterstützen.
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Hausaufgaben sollen als ein permanentes Produkt anlegt sein, so dass<br />
139<br />
<strong>Patienten</strong> auch nach längerer Zeit oder in der Krise ein<br />
„Nachschlagewerk“ zur Hand haben (z.B. <strong>Patienten</strong>mappe, in der alle<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblätter und Abbildungen gesammelt werden)<br />
5.8 Rückfallprophylaxe<br />
5.8.1 Wissenschaftliche Daten zur Rückfallwahrscheinlichkeit<br />
Bevor die rückfallprophylaktischen Maßnahmen des Gruppenprogramms<br />
vorgestellt werden, soll deren Bedeutung durch einige empirische Daten<br />
unterstrichen werden:<br />
<strong>Angst</strong>erkrankungen nehmen häufig einen chronischen Verlauf, insbesondere<br />
dann, wenn weitere psychische Erkrankungen vorliegen. In einer aktuellen<br />
Studie untersuchten Bruce et al. (2005) den Outcome von <strong>Angst</strong>patienten über<br />
zwölf Jahre. <strong>Patienten</strong> mit Panikstörung ohne Agoraphobie hatten eine 82%ige<br />
Wahrscheinlichkeit für eine komplette Remission der Erkrankung. Diese Quote<br />
war <strong>bei</strong> den anderen <strong>Angst</strong>störungen deutlich niedriger (Generalisierte<br />
<strong>Angst</strong>störung: 58%, Agoraphobie mit Panikstörung: 48%, Soziale Phobie: 37%).<br />
Leider hatten <strong>Patienten</strong> mit Panikstörungen eine Wiedererkrankungs-<br />
wahrscheinlichkeit von etwa 57%, während diese Quote <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit<br />
Generalisierter <strong>Angst</strong>störung und Sozialer Phobie mit 45% bzw. 39% niedriger<br />
lag.<br />
<strong>Patienten</strong> mit einer Depression, die komorbid zu den <strong>Angst</strong>störungen vorlag,<br />
hatten eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine vollständige Remission der<br />
Depression (79%) aber auch für ein Wiederauftreten der Erkrankung (75%),<br />
allerdings lag die Remissionsrate in dieser Studie deutlich unter den Raten für<br />
Depressionen ohne komorbide <strong>Angst</strong>erkrankung in vergleichbaren Studien<br />
(>90%). Das Vorliegen einer Depression verringerte die Wahrscheinlichkeit für<br />
eine Remission der <strong>Angst</strong>störung und erhöhte die Rückfallwahrscheinlichkeit.<br />
Auch komorbide <strong>Angst</strong>störungen (z.B. Panikstörung und Generalisierte<br />
<strong>Angst</strong>störung) beeinflussten ihren Verlauf gegenseitig negativ. Komorbid<br />
vorhandene Alkohol- oder andere Substanzabhängigkeiten führten ebenso zu<br />
einer deutlichen Verschlechterung der Prognose.
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Diese Studie unterstreicht die Bedeutung der Behandlung von Ängsten auch im<br />
Rahmen anderer psychischer Erkrankungen und vice versa.<br />
In einer strukturierten Übersichtsar<strong>bei</strong>t konnten Durham et al. (2005) zeigen,<br />
dass <strong>Patienten</strong>, die mit kognitiver Verhaltenstherapie behandelt wurden, noch<br />
nach Jahren weniger starke <strong>Angst</strong>symptome hatten als andere <strong>Patienten</strong>. Die<br />
Wahrscheinlichkeit, immer noch die Diagnosekriterien zu erfüllen, unterschied<br />
sich jedoch nicht.<br />
5.8.2 Der Notfallkoffer<br />
Fast alle psychischen Krankheiten können zu Rückfällen führen bedingt durch<br />
innere oder äußere Krisen, die zum Leben dazu gehören. Deshalb ist eine<br />
wesentliche Forderung von verhaltentherapeutischen Gruppenansätzen, dass<br />
<strong>Patienten</strong> „professionell und systematisch darin geschult werden, wie ein<br />
Selbstmanagement persönlicher Schwierigkeiten zu gestalten ist und wie<br />
dieses langfristig stabilisiert werden kann“ (Fiedler, 1996, S.3).<br />
Im Therapiebaustein Rückfallprophylaxe werden die <strong>Patienten</strong> mit Hilfe des<br />
„Notfallkoffers“, der in Abbildung 15 zu sehen ist, über mögliche Rückfallrisiken<br />
aufgeklärt. Zusätzlich werden Strategien zur Vermeidung eines Rückfalls<br />
eingeübt.<br />
Rückfälle können sich in erneut auftretenden <strong>Angst</strong>attacken oder starken<br />
negativen Gedankenmustern, die zu Handlungsunfähigkeit führen, zeigen.<br />
Ausgelöst werden diese z.B. durch kritische Lebensereignisse, chronische<br />
Überlastung, Konflikte oder neue Situationen, die bewältigt werden müssen. Ist<br />
die Verhaltensänderung, die in der Gruppe angestoßen wurde, nicht<br />
weitreichend genug, geraten <strong>Patienten</strong> erneut in einen Strudel negativer<br />
Gedanken und <strong>Angst</strong>. Häufig berichten <strong>Patienten</strong>, dass sie sich in solchen<br />
Situationen nicht mehr an die gelernten Methoden und Strategien erinnern, um<br />
aus dem <strong>Angst</strong>kreislauf aussteigen zu können (Schneider & Faber, 2002).<br />
140
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Abbildung 15. Der „Notfallkoffer“<br />
Deshalb ist es wichtig mit den <strong>Patienten</strong> zusammen einen Notfallplan zu<br />
erar<strong>bei</strong>ten, auf den in der Krise zurückgegriffen werden kann. Folgende Schritte<br />
werden da<strong>bei</strong> vermittelt:<br />
• Erkennen von Frühwarnsymptomen<br />
<strong>Patienten</strong> tragen ihre persönlichen <strong>Angst</strong>- und Überforderungssymptome, die<br />
sie sich mit Hilfe des individuellen <strong>Angst</strong>kreislaufes in der ersten<br />
Gruppensitzung erar<strong>bei</strong>tet haben, in den Notfallkoffer ein (z.B. körperliche<br />
Symptome, dysfunktionale Gedanken, Vermeidungsverhalten).<br />
• Hilfreiche körperliche Strategien oder Aktivitäten einsetzen<br />
In der <strong>Angst</strong> ist es wichtig aktiv zu werden. Die <strong>Patienten</strong> wählen sich von den<br />
in Sitzung 2 vorgestellten Strategien die für sie erfolgreichen Methoden aus<br />
(z.B. Atemtraining oder einen Ausdauersport betreiben).<br />
141
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
• Hilfreiche Gedanken vergegenwärtigen<br />
In ängstigenden Situationen benötigen <strong>Patienten</strong> Ideen für positive und<br />
ermutigende Selbstgespräche. Gemeinsam mit den <strong>Patienten</strong> werden hilfreiche<br />
Gedanken gesammelt (z.B. „an der <strong>Angst</strong> stirbt man nicht“ oder „ich versuche<br />
mein Ziel in kleinen Schritten zu erreichen“).<br />
• Sich Unterstützung suchen<br />
Schließlich ist es wichtig, in der Überforderungssituation Namen und<br />
Telefonnummern von Ansprechpartnern griffbereit zu haben.<br />
• Die Überforderung identifizieren<br />
Ist die erste Krise überstanden, sollten <strong>Patienten</strong> ermutigt werden, die Ursachen<br />
der Handlungsunfähigkeit zu erforschen. Danach können weitere Schritte<br />
unternommen werden (z.B. Belastung reduzieren, Konflikte klären), so dass die<br />
Krise zur Chance werden kann. Abschließend dazu ein Zitat von Fritz Riemann<br />
(1961, 1995), der die <strong>Angst</strong> in einen größeren Kontext stellt:<br />
142<br />
„<strong>Angst</strong> tritt immer dort auf, wo wir uns in einer Situation befinden, der wir<br />
nicht oder noch nicht gewachsen sind. Jede Entwicklung, jeder<br />
Reifungsschritt ist mit <strong>Angst</strong> verbunden, denn er führt uns in etwas Neues,<br />
bisher nicht Gekanntes oder Gekonntes, in innere oder äußere<br />
Situationen, die wir noch nicht und in denen wir uns noch nicht erlebt<br />
haben. (...) Sie kommt am ehesten ins Bewusstsein an besonders<br />
wichtigen Stellen unserer Entwicklung, da, wo alte, vertraute Bahnen<br />
verlassen werden müssen, wo neue Aufgaben zu bewältigen oder<br />
Wandlungen fällig sind. Entwicklung, Erwachsen-Werden und Reifen<br />
haben also offenbar viel zu tun mit <strong>Angst</strong>überwindung, und jedes Alter hat<br />
seine ihm entsprechenden Reifungsschritte mit den dazugehörenden<br />
Ängsten, die gemeistert werden müssen, wenn der Schritt gelingen soll“<br />
(S. 9).
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.9 Die Sitzungen des Gruppenprogramms<br />
Die Sitzungen des Psychoedukationsprogramms (Stundenablauf) finden sich im<br />
Anhang A. Sie dienen als Leitfaden, der die Gruppenleiter durch die Sitzung<br />
führen soll. Der besseren Übersicht wegen wurde eine tabellarische Form<br />
gewählt. In der linken Spalte finden sich didaktische Hinweise sowie die<br />
Angaben der verwendeten Folien und Ar<strong>bei</strong>tsblätter (siehe Anhang B, C). In der<br />
rechten Spalte wird durch das Thema der Sitzung geführt. Zu Beginn jeder<br />
Einheit werden für den Gruppenleiter - zur Vorbereitung auf die Sitzung - die<br />
entsprechenden Kapitel aus der theoretischen Einführung (Kapitel 5)<br />
angegeben. Im Stundenablauf wurde bewusst darauf geachtet, die Inhalte in<br />
einer einfachen, für den <strong>Patienten</strong> leicht verständlichen Sprache zu<br />
beschreiben. Tabelle 13 gibt einen Überblick über die acht Gruppensitzungen<br />
des Psychoedukationsprogramms mit seinen thematischen Schwerpunkten.<br />
Tabelle 13. Themenschwerpunkte des Gruppenprogramms<br />
Gruppensitzung Thema<br />
Sitzung 1 Organisatorisches<br />
Vorstellung der Teilnehmer<br />
Gruppenregeln<br />
Überblick über das Programm<br />
Einführung: Was ist <strong>Angst</strong>?<br />
• Der „<strong>Angst</strong>kreislauf“<br />
Sitzung 2 Einführung in die Kurzzeitentspannung<br />
Welche <strong>Angst</strong>störungen gibt es?<br />
• Diagnosen<br />
Wie entstehen <strong>Angst</strong>störungen?<br />
• Das „Drei-Faktoren-Modell“<br />
• <strong>Angst</strong> im Gehirn<br />
143
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
Gruppensitzung Thema<br />
Sitzung 3 Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der körperlichen Ebene<br />
• Information über körperliche Prozesse<br />
• Methoden zur Erregungskontrolle<br />
• Körperliche Fitness<br />
• Medikamentöse Therapie<br />
Sitzung 4 Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der gedanklichen<br />
Ebene (Teil 1)<br />
• Einführung in das ABC-Modell<br />
• Kennzeichen gesunden Denkens<br />
• Identifikation dysfunktionaler Denkmuster<br />
• Schritte zur Veränderung des Denkens<br />
Sitzung 5 Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der gedanklichen<br />
Ebene (Teil 2)<br />
• Negative Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />
• Hilfreiche gedankliche Alternativen<br />
Sitzung 6 Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene<br />
(Teil 1)<br />
• Vermeidungsverhalten erkennen und verstehen<br />
• Konsequenzen von Vermeidungsverhalten<br />
• Erstellen einer <strong>Angst</strong>hierarchie<br />
Sitzung 7 Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene<br />
(Teil 2)<br />
• Planen einer Exposition<br />
• Expositionsregeln<br />
Sitzung 8 Rückfallprophylaxe<br />
• Erstellen eines individuellen Notfallkoffers<br />
• <strong>Angst</strong>bewältigungsregeln<br />
Feedbackrunde und Gruppenabschluss<br />
144
Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />
5.10 Zusammenfassung<br />
Das Gruppenprogramm <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> -<br />
<strong>PAsta“</strong> wurde für <strong>Patienten</strong> mit heterogenen <strong>Angst</strong>störungen bzw. Ängsten im<br />
Rahmen psychischer Erkrankungen konzipiert. Es versteht sich als<br />
Basistherapie, auf die in der klinischen Behandlung aufgebaut werden kann.<br />
Das Gruppenkonzept besteht aus einer theoretischen Einführung, die der<br />
Vorbereitung der Gruppensitzungen dient und aus acht Stundenabläufen, die<br />
als Leitfaden durch die jeweilige Sitzung führen. Zusätzlich hat der<br />
Gruppenleiter ein großes Angebot an Ar<strong>bei</strong>tsblättern und Folien zur<br />
Veranschaulichung der Thematik zur Verfügung. Im Rahmen der acht<br />
Sitzungen werden dem <strong>Patienten</strong> Informationen über <strong>Angst</strong>störungen und ihre<br />
Behandlung vermittelt. Er lernt auf körperlicher, kognitiver und behavioraler<br />
Ebene mit <strong>Angst</strong> umzugehen. Neben dem Einüben praktischer Strategien zum<br />
Umgang mit <strong>Angst</strong> im Rahmen von „Hausaufgaben“ werden dem <strong>Patienten</strong><br />
Möglichkeiten zur Rezidivprophylaxe aufgezeigt.<br />
145
Zielsetzung und Fragestellung der Studie<br />
6 Zielsetzung und Fragestellung der Studie<br />
Die im Folgenden beschriebene Evaluationsstudie versteht sich als eine<br />
Pilotstudie, welche nicht nur die Entwicklung, sondern auch die Beurteilung der<br />
Durchführung (formative Evaluation) und der Wirksamkeit (summative<br />
Evaluation) des <strong>stationären</strong> psychoedukativen Gruppenprogramms zur<br />
Behandlung von <strong>Angst</strong> (PAstA) zum Thema hat. Ziel ist es, das<br />
Gruppenprogramm in seiner Konzeption zu optimieren und auf seine<br />
Wirksamkeit als eine psychoedukative Intervention hin zu überprüfen. Folgende<br />
formative und summative Evaluationsfragestellungen werden unterschieden:<br />
6.1 Formative Fragestellungen<br />
Jede Gruppensitzung wurde von den Gruppenleitern mit Hilfe des<br />
standardisierten Gruppenmaterials durchgeführt. Die Vorbereitung auf die<br />
jeweilige Sitzung erfolgte mit Hilfe des Manuals „Theoretische Einführung in das<br />
Gruppenprogramm“ (siehe Kapitel 5). Während der Sitzung orientierten sich die<br />
Gruppenleiter an dem vorgegeben Stundenablauf mit den festgelegten<br />
theoretischen Schwerpunkten und praktischen Übungen (wie im Anhang<br />
dargestellt). Zusätzlich setzten sie das für die jeweilige Stunde vorbereitete<br />
Material (Folien, Ar<strong>bei</strong>tsblätter) ein. Nach Sitzungsende bear<strong>bei</strong>tete der<br />
Therapeut einen Fragebogen zur Beurteilung des Stundenablaufs. Die<br />
<strong>Patienten</strong> erhielten ebenfalls nach jeder Sitzung einen<br />
Stundenbeurteilungsbogen, um die Kompetenz des Gruppenleiters, die Inhalte<br />
der Sitzung und die eigene Befindlichkeit einzuschätzen.<br />
Die in diesem Rahmen erhobenen Daten sind Grundlage für die Erfassung<br />
struktureller und inhaltlicher Parameter des Psychoedukationsprogramms<br />
(Treatmentimplementation) und die Beurteilung der Umsetzung des<br />
Gruppenkonzeptes (Treatmentintegrität). Die formativen Erhebungen werden<br />
rein deskriptiv ausgewertet. Folgende Fragestellungen stehen im Mittelpunkt<br />
der formativen Evaluation:<br />
1. Wie bewerten die Gruppenleiter die Konzeption und die Durchführung<br />
des Gruppenprogramms?<br />
2. Wie bewerten <strong>Patienten</strong> die Inhalte und die Durchführung des<br />
Gruppenprogramms?<br />
146
Zielsetzung und Fragestellung der Studie<br />
6.2 Summative Fragestellungen: Wirksamkeitsanalysen<br />
Im Mittelpunkt der summativen Evaluation steht die Frage, inwiefern das<br />
Gruppenprogramm im Sinne einer psychoedukativen Maßnahme wirksam ist.<br />
Entsprechend wurden <strong>Patienten</strong>daten von Teilnehmern des<br />
Gruppenprogramms mit Daten einer Kontrollgruppe verglichen (Prä-Posttest-<br />
Design mit nicht-äquivalenter Kontrollgruppe). Die erhobenen Daten lassen sich<br />
den Bereichen Krankheitswissen, psychische Gesundheit und kognitive<br />
Variablen zuordnen. Folgende Fragestellungen sollen beantwortet werden:<br />
6.2.1 Krankheitswissen<br />
Psychoedukation hat zum Ziel, den <strong>Patienten</strong> zum Experten seiner Erkrankung<br />
auszubilden. Hauptanliegen dieser Studie ist es, auch in Anbetracht des kurzen<br />
Erhebungszeitraums von vier Wochen, das krankheitsbezogene Wissen der<br />
<strong>Patienten</strong> zu steigern. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die Teilnehmer der<br />
Psychoedukationsgruppe im Vergleich zu <strong>Patienten</strong> der Kontrollgruppe ein<br />
höheres Wissen über <strong>Angst</strong>erkrankungen und deren Behandlung erwerben<br />
konnten.<br />
6.2.2 Psychische Gesundheit<br />
<strong>Patienten</strong>, welche die Behandlung einer psychiatrischen Akutklinik in Anspruch<br />
nehmen, weisen zu Beginn der Therapie eine geringe psychische Gesundheit<br />
auf. Das Auftreten von Komorbidität ist <strong>bei</strong> dieser <strong>Patienten</strong>gruppe eher die<br />
Regel als die Aufnahme. Komorbidität bedeutet immer einen größeren<br />
Schweregrad der Erkrankung und benötigt ein differenziertes<br />
Behandlungsangebot.<br />
Psychoedukation gilt als psychotherapeutisches Basisprogramm, auf das im<br />
Rahmen der psychiatrischen Standardbehandlung aufgebaut werden kann. Der<br />
Krankheitsverlauf soll dadurch positiv beeinflusst und der Patient emotional<br />
entlastet werden. Hier stellen sich die Fragen:<br />
1. Beeinflusst Psychoedukation den Krankheitsverlauf positiv und führt sie<br />
zu einer Steigerung der psychischen Gesundheit?<br />
2. Profitieren <strong>Patienten</strong> mit komorbiden Störungen vom<br />
Behandlungsangebot?<br />
147
Zielsetzung und Fragestellung der Studie<br />
6.2.3 Kognitive Variablen<br />
Von Psychoedukation kann erst gesprochen werden, wenn neben Wissen auch<br />
individuelle Bewältigungsstrategien vermittelt und Selbsthilfekompetenzen<br />
gefördert werden. Die gelernten Strategien jedoch auch umzusetzen und so<br />
adäquates Gesundheitsverhalten zu zeigen bedarf einer hohen<br />
Selbstwirksamkeitserwartung. Eine weitere Fragestellung lautet deshalb, ob<br />
kognitive Variablen (z.B. Selbstwirksamkeit, Kohärenzgefühl,<br />
Lebenszufriedenheit), die von Bedeutung für das Gesundheitsverhalten der<br />
<strong>Patienten</strong> sind durch die psychoedukative Intervention beeinflusst werden.<br />
148
Methode<br />
7 Methode<br />
7.1 Rahmenbedingungen der Psychoedukations-Studie<br />
149<br />
Das Gruppenprogramm <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong><br />
- <strong>PAsta“</strong> wurde ursprünglich als Ergänzung zum verhaltenstherapeutisch<br />
ausgerichteten Therapieprogramm der Station P 21 der Psychiatrischen<br />
und Psychotherapeutischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg<br />
entwickelt. Die Station P21 ist eine offen geführte psychiatrische Station,<br />
die überwiegend <strong>Patienten</strong> aus dem Spektrum der depressiven und <strong>Angst</strong>-<br />
Störungen (F3 und F4 Diagnosen der ICD-10) behandelt. Neben der<br />
psychiatrischen Standardversorgung, einer bereits installierten<br />
psychoedukativen Depressionsgruppe und einem (stationsübergreifenden)<br />
sozialen Kompetenztraining bestand aufgrund des Diagnosenspektrums<br />
der Bedarf, eine psychoedukative Gruppe zum Umgang mit Ängsten<br />
einzuführen. Da gängige Manuale auf die Durchführung von Gruppen im<br />
ambulanten Bereich zugeschnitten waren, entwickelte die Autorin ein<br />
eigenes <strong>Angst</strong>programm, das bezüglich Inhalt und Umfang an die<br />
Bedürfnisse stationärer psychiatrischer Akutpatienten angepasst ist. Die<br />
Entwicklung des Psychoedukationsprogramms erstreckte sich über den<br />
Zeitraum von Herbst 2004 bis Sommer 2005. In dieser Zeit führte die<br />
Autorin das Gruppenprogramm selbst durch und verbesserte die<br />
Stundenabläufe, Ar<strong>bei</strong>tsblätter und Folien kontinuierlich weiter. Nach<br />
Fertigstellung des Manuals (Theoretische Einführung, Stundenabläufe,<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmaterial) und einem Probedurchlauf des kompletten Programms im<br />
Herbst 2005 wurde ab Januar 2006 die Evaluationsphase gestartet und<br />
die Gruppenleitung von zwei Diplom-Psychologinnen übernommen.<br />
Die vorliegende Untersuchung versteht sich als Pilotstudie und wurde als<br />
monozentrische, randomisierte, offene Studie im Parallelgruppenvergleich<br />
konzipiert. Eingeschlossen in die Untersuchung wurden <strong>Patienten</strong> der<br />
Stationen P21 und P31 (Privatstation) der Psychiatrischen und<br />
Psychotherapeutischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg, die<br />
<strong>bei</strong>de offen geführt werden. In psychiatrischen Stationen mit breitem
Methode<br />
150<br />
Diagnosenspektrum ist es in der Regel schwer, indikationsspezifische<br />
Gruppen durchzuführen (Linden, 2006). Um adäquate Gruppengrößen zu<br />
erhalten, wurden in die Studie Männer und Frauen, die unter syndromaler<br />
<strong>Angst</strong> im Rahmen psychischer Erkrankungen leiden, aufgenommen. Die<br />
Erstdiagnosen der Stichproben stammen deshalb nicht nur aus dem<br />
Bereich der klassischen <strong>Angst</strong>störungen, sondern aus den<br />
Diagnosegruppen F3 (Affektive Störungen), F4 (Neurotische, Belastungs-<br />
und Somatoforme Störungen) und F6 (Persönlichkeitsstörungen) nach<br />
ICD-10 (1994). Zu den Ausschlusskriterien gehörten das Vorliegen einer<br />
akuten Psychose, akute Suizidalität, Intelligenzminderung und mangelnde<br />
Deutschkenntnisse. Alle <strong>Patienten</strong> wurden über Zweck, Ablauf und<br />
Bedeutung der Untersuchung mündlich aufgeklärt. Ziel der Studie sei es,<br />
das gegenwärtige Behandlungsangebot der Station auf seine Wirksamkeit<br />
hin zu überprüfen.<br />
Im Zeitraum der Datenerhebung von Januar 2006 bis Januar 2007 wurden<br />
zur Erhöhung der internen Validität die üblichen gruppentherapeutischen<br />
Angebote (z.B. psychoedukative Depressionsgruppe, Gruppentraining<br />
sozialer Kompetenzen) ausgesetzt. Auf diese Weise konnten <strong>Patienten</strong>,<br />
die eine psychiatrische Standardtherapie (medikamentöse Behandlung,<br />
supportive Einzelgespräche, Ergotherapie, Bewegungstherapie,<br />
Entspannungsgruppe) erhielten mit <strong>Patienten</strong>, die mit psychiatrischer<br />
Standardtherapie und dem psychoedukativen Gruppenprogramm<br />
behandelt wurden, verglichen werden. Das psychoedukative<br />
Gruppenprogramm wurde im vierwöchentlichen Zyklus mit zwei<br />
Gruppensitzungen pro Woche á 50 Minuten von Diplom-Psychologen (in<br />
verhaltenstherapeutischer Ausbildung) durchgeführt. Insgesamt wurden<br />
acht Gruppendurchläufe mit durchschnittlich acht Teilnehmern<br />
durchlaufen.<br />
Abbildung 16 zeigt die Zuordnung der <strong>Patienten</strong> in Kontroll- und<br />
Interventionsgruppe randomisiert durch den Aufnahmezeitpunkt auf die<br />
Station. Alle <strong>Patienten</strong>, die innerhalb von zwei Wochen aufgenommen<br />
wurden, sollten eine Gruppe bilden. Die Datenerhebung sollte im<br />
Fragebogenverfahren im vierwöchentlichen Abstand erfolgen. Bei
Methode<br />
151<br />
vorzeitigem Ausscheiden eines Probanden sollte die Messung außerhalb<br />
des Zeitrasters durchgeführt werden. Die vollständige Randomisierung<br />
ließ sich jedoch, wie die Praxis zeigen sollte, nicht aufrechterhalten.<br />
Aufgrund verzögerter Entlassungen und Aufnahmen wurde nach drei<br />
Gruppendurchläufen die Zuordnung zur Kontrollgruppe gestoppt und erst<br />
nach Beendigung der Gruppendurchläufe wieder aufgenommen. Trotzdem<br />
erreicht das Studiendesign auf der Maryland Skala von Sherman und<br />
Mitar<strong>bei</strong>tern (2002) Stufe drei (Kontrollgruppendesign mit vergleichbarer<br />
Interventions- und Kontrollgruppe, Prä-Post-Vergleich sowie<br />
Gruppenvergleich bzgl. spezifischer Variablen). Die <strong>Patienten</strong><br />
bear<strong>bei</strong>teten zu zwei Messzeitpunkten die Fragebögen. Die<br />
Interventionsgruppe erhielt <strong>bei</strong> Aufnahme auf die Station (t 1) und nach<br />
der letzten Gruppensitzung bzw. <strong>bei</strong> Entlassung (t 2) die Fragebögen, die<br />
Kontrollgruppe <strong>bei</strong> Aufnahme (t 1) und nach vier Wochen psychiatrischer<br />
Standardbehandlung (t 2). In die Auswertung eingeschlossen wurden alle<br />
<strong>Patienten</strong>, die mindestens sechs der acht Gruppensitzungen absolviert<br />
hatten (Interventionsgruppe) oder nach vier Wochen zum zweiten<br />
Messzeitpunkt den Fragebogen ausgefüllt hatten (Kontrollgruppe).<br />
Woche<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
Zuordnung der <strong>Patienten</strong> durch den Aufnahmezeitpunkt in die<br />
Interventions- und Kontrollgruppen (I=Intervention; K=Kontrolle)<br />
I K I K I K I K<br />
4-wöchiger Zyklus der Interventionsgruppe (Psychoedukation)<br />
Intervention 1 Intervention 2 Intervention 3 ... 4<br />
4-wöchiger Messzeitraum der Kontrollgruppen (KG)<br />
KG 1 KG 2 KG 3<br />
Abbildung 16. Randomisierungsregime der Studie
Methode<br />
7.2 Die Erhebungsinstrumente<br />
152<br />
In der vorliegenden Untersuchung wurden Messinstrumente als<br />
Selbsteinschätzungsverfahren verwendet. Alle in Tabelle 14 aufgeführten<br />
Erhebungsinstrumente finden sich in Anhang D. Darüber hinaus wurden<br />
<strong>bei</strong> allen <strong>Patienten</strong> soziodemographische Daten (z.B. Alter, Geschlecht,<br />
Familienstand, Beruf, Psychotherapieerfahrung) und durch den<br />
behandelnden Arzt die Diagnose erhoben.<br />
Tabelle 14. Das verwendete Instrumentarium<br />
Formative Evaluation des Gruppenprogramms<br />
• Stundenbeurteilung der <strong>Patienten</strong><br />
• Stundenbeurteilung der Therapeuten<br />
Summative Evaluation des Gruppenprogramms<br />
1. Die Erfassung des Wissenszuwachses<br />
• Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> (Version A und B)<br />
2. Die Erfassung der psychischen Gesundheit<br />
• Beck <strong>Angst</strong>-Inventar (BAI)<br />
• Beck-Depressions-Inventar (BDI)<br />
• Brief Symptom Inventary (BSI)<br />
3. Die Erfassung der kognitiven Variablen (Selbstwirksamkeit,<br />
Kohärenzgefühl, Lebenszufriedenheit)<br />
• Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung (FKK)<br />
• Sense of Coherence Scale (SOC-9L)<br />
• Satisfaction With Life Scale (SWLS)<br />
Therapeuten-Angaben<br />
• Diagnosen nach ICD-10
Methode<br />
7.2.1 Formative Evaluation<br />
153<br />
Mit dem Ziel der Verbesserung inhaltlicher und methodisch-didaktischer<br />
Elemente der Gruppensitzungen wurden Rückmeldungen der<br />
Gruppenleiter und der Teilnehmer strukturiert erfasst.<br />
7.2.1.1 Stundenbeurteilung für Therapeuten<br />
Zur Verbesserung der Gruppenstunden wurde von den Gruppenleitern<br />
nach jeder Sitzung mit Hilfe eines Stundenbeurteilungsbogens Feedback<br />
eingeholt. Dieser Fragebogen wurde von der Autorin entwickelt und<br />
besteht aus insgesamt 14 Items. Er beurteilt die Qualität der theoretischen<br />
Einführung, der praktischen Übungen, die Ausgewogenheit zwischen<br />
Informationsvermittlung und interaktiven Elementen, die Verständlichkeit<br />
des Ar<strong>bei</strong>tsmaterials sowie die logische Struktur des Sitzungsablaufs.<br />
Zusätzlich wird noch Raum für Verbesserungsvorschläge gegeben.<br />
7.2.1.2 Stundenbeurteilung für <strong>Patienten</strong><br />
In Anlehnung an Schaub et al. (2004) wurden den <strong>Patienten</strong> zur<br />
Beurteilung der einzelnen Gruppenstunden fünf Fragen als Analogskalen<br />
vorgelegt. Nach Sitzungsende wurden sie gebeten, die jeweilige<br />
Gruppenstunde hinsichtlich Zufriedenheit, Verständlichkeit, Nützlichkeit,<br />
eigener Mitar<strong>bei</strong>t und der Gruppenatmosphäre mit Hilfe der folgenden<br />
Items einzuschätzen:<br />
1. Ich war heute mit dem Verhalten des Therapeuten ... sehr<br />
unzufrieden – sehr zufrieden.<br />
2. Ich fand die Erklärungen des Therapeuten heute ... schwer<br />
verständlich – gut verständlich.<br />
3. Nach der heutigen Gruppensitzung habe ich den Eindruck, dass mir<br />
das Gruppenprogramm weiterhilft. Stimmt gar nicht – stimmt genau.<br />
4. Ich hatte heute Schwierigkeiten richtig mitzumachen. Große<br />
Schwierigkeiten – keine Schwierigkeiten.<br />
5. Ich habe mich in der Sitzung heute wohl gefühlt. Stimmt gar nicht –<br />
stimmt genau.
Methode<br />
154<br />
Die Auswertung der jeweils 100 mm langen Analogskalen erfolgte durch<br />
Abmessen und Umwandlung der Millimeterangabe in Wertepunkte. Für<br />
alle Probanden wurden anschließend über die verschiedenen Sitzungen<br />
hinweg Mittelwerte der fünf Skalen gebildet. Ein Punktwert von kleiner 20<br />
wird als eine sehr geringe Ausprägung des erfragten Merkmals<br />
interpretiert. 20 bis 40 Punkte entsprechen einer geringen, 40 bis 60<br />
Punkte einer mittleren, 60 bis 80 einer hohen und 80 bis 100 Punkte einer<br />
sehr hohen Ausprägung.<br />
7.2.2 Summative Evaluation<br />
7.2.2.1 Der Wissensfragebogen<br />
Zur Erfassung des krankheitsbezogenen Wissens wurde von der Autorin<br />
ein Wissensfragebogen entworfen. Er besteht aus zwei Parallelformen<br />
(Wissensfragebogen <strong>Angst</strong>, Version A und Version B) und umfasst jeweils<br />
15 Fragen zu den Inhalten des Gruppenprogramms, welche von den<br />
<strong>Patienten</strong> mit „Stimmt“, „Stimmt nicht“ oder „Frage nicht verstanden“<br />
beantwortet werden können.<br />
Beispiele: „Stimmt es, dass sportliche Aktivitäten <strong>bei</strong> starker <strong>Angst</strong><br />
vermieden werden sollten?“ - „Stimmt es, dass Gedanken eine<br />
Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der Entstehung von <strong>Angst</strong> einnehmen?“<br />
Die Auswertung erfolgt durch Addition der korrekt angekreuzten<br />
Antworten, so dass ein maximaler Punktwert von 15 erreicht werden kann.<br />
Untersuchungen zur Reliabilität und Validität liegen nicht vor.<br />
7.2.2.2 Beck <strong>Angst</strong>-Inventar (BAI)<br />
Das Beck <strong>Angst</strong>-Inventar (BAI; Beck et al., 1988; dt. Fassung: Margraf &<br />
Ehlers, 2007) ist ein Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung der<br />
Schwere von klinischer <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> Erwachsenen und Jugendlichen. Das<br />
BAI setzt sich aus 21 Items zusammen, die auf einer vierstufigen Likert-<br />
Skala hinsichtlich der Schwere des Auftretens in den letzten sieben Tagen<br />
bewertet werden. Von den 21 Items messen 13 physiologische<br />
Symptome, fünf kognitive und drei sowohl kognitive als auch
Methode<br />
155<br />
physiologische Symptome. Folgende Items werden dem <strong>Patienten</strong> zur<br />
Selbstbeurteilung vorgelegt:<br />
• Taubheit und Kribbeln<br />
• Hitzegefühle<br />
• weiche Knie oder Beine<br />
• Unfähig mich zu entspannen<br />
• Befürchtung des Schlimmsten<br />
• schwindlig oder benommen<br />
• Herzrasen oder Herzklopfen<br />
• wackelig oder schwankend<br />
• Schrecken<br />
• nervös<br />
• Erstickungsgefühle<br />
• zitternde Hände<br />
• zittrig<br />
• <strong>Angst</strong>, Kontrolle zu verlieren<br />
• Atembeschwerden<br />
• furchtsam<br />
• Magen- und Darmbeschwerden<br />
• Schwächegefühl<br />
• glühendes Gesicht,<br />
• Schwitzen (nicht wegen Hitze)<br />
Die Auswertung erfolgt durch Addition der angekreuzten Aussagen. Ein<br />
Punktwert von 0 bis 7 wird als minimale <strong>Angst</strong>, 8 bis 15 als milde <strong>Angst</strong>,<br />
16 bis 25 als moderate <strong>Angst</strong> und 26 bis 63 als klinisch relevante <strong>Angst</strong><br />
interpretiert.<br />
Bei einem BAI-Summenscore von 8 als Grenzwert für die Unterscheidung<br />
zwischen positiven (BAI größer 7) und negativen Testwerten (BAI kleiner<br />
8) erhält man eine Sensitivität von .91 und eine Spezifität von .92 <strong>bei</strong> der<br />
Unterscheidung zwischen Personen mit und ohne <strong>Angst</strong>störung. Das BAI<br />
soll <strong>Angst</strong>symptome erfassen, die möglichst wenig mit Symptomen einer<br />
Depression gemeinsam haben. Eine Reihe von Studien konnte zeigen,
Methode<br />
156<br />
dass mit Hilfe des BDI und BAI eine Differenzierung zwischen<br />
<strong>Angst</strong>störungen und Depression besser gelingt als mit herkömmlichen<br />
Verfahren.<br />
7.2.2.3 Beck-Depressions-Inventar (BDI)<br />
Das Beck-Depressions-Inventar (BDI; Hautzinger, Bailer, Worall & Keller,<br />
1995) ist ein in vielfältigen klinischen Zusammenhängen erfolgreich<br />
eingesetztes Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung des<br />
Schweregrads einer depressiven Symptomatik <strong>bei</strong> Erwachsenen und<br />
Jugendlichen. Die von depressiven <strong>Patienten</strong> am häufigsten berichteten<br />
Symptome sind zu folgenden 21 Items zusammen gefasst:<br />
(A) traurige Stimmung, (B) Pessimismus, (C) Versagen, (D)<br />
Unzufriedenheit, (E) Schuldgefühle, (F) Strafbedürfnis, (G) Selbsthass, (H)<br />
Selbstanklagen, (I) Selbstmordimpuls, (J) Weinen, (K) Reizbarkeit, (L)<br />
Sozialer Rückzug und Isolierung, (M) Entschlussunfähigkeit, (N) Negatives<br />
Körperbild, (O) Ar<strong>bei</strong>tsunfähigkeit, (P) Schlafstörungen, (Q) Ermüdbarkeit,<br />
(R) Appetitverlust, (S) Gewichtsverlust, (T) Hypochondrie und (U)<br />
Libidoverlust.<br />
Der Proband beurteilt jedes Item auf einer vierstufigen Likert-Skala von<br />
„nicht vorhanden“, „leichte Ausprägung“, „mäßige Ausprägung“ über<br />
„starke Ausprägung“ bezüglich des Auftretens und der Intensität während<br />
der letzten Woche. Die Auswertung erfolgt durch Addition der<br />
angekreuzten Aussagen, so dass Summenwerte für das BDI zwischen 0<br />
und 63 möglich sind. Werte zwischen 0 und 11 gelten als unauffällig und<br />
befinden sich im normalen Bereich. Auf eine milde bis mäßige<br />
Ausprägung depressiver Symptomatik weisen Werte zwischen 11 und 17<br />
Punkten hin. Ein Punktwert von 18 und darüber spiegelt eine klinisch<br />
relevante Symptomatik.<br />
Das BDI weist gute Gütekriterien auf. Die interne Konsistenz liegt je nach<br />
Stichprobe zwischen .73 und .95. Die Retest-Reliabilität (Stabilität) ereicht<br />
nach einer Woche .75 und nach zwei Wochen .68. Auch die inhaltliche<br />
Validität ist gegeben. So werden im BDI fast alle in den psychiatrischen<br />
Diagnosesystemen als relevant betrachteten Beschwerden abgebildet. Die
Methode<br />
157<br />
Korrelationen mit anderen Selbstbeurteilungsskalen depressiver<br />
Symptomatik liegen <strong>bei</strong> r =.76. Deutsche Normtabellen liegen vor.<br />
Insgesamt gilt das BDI als „gut brauchbares Instrument zur Messung der<br />
Schwere depressiver Symptomatik und deren Veränderung durch<br />
Behandlungsmaßnahmen“ (Hautzinger et al., 1995, S.29).<br />
7.2.2.4 Brief Symptom Inventory (BSI)<br />
Das Brief Symptom Inventory (BSI; Franke, 2000), eine Kurzform der<br />
SCL-90-R von Derogatis (Franke, 1995) ist ein<br />
Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung der psychischen Belastung<br />
von Erwachsenen.<br />
53 Fragen werden auf einer fünfstufigen Likert-Skala bezogen auf die<br />
vergangenen sieben Tage bewertet. Das Ausmaß der individuellen<br />
Belastung wird von „überhaupt nicht“ über „ein wenig“, „ziemlich“, „stark“<br />
und „sehr stark“ eingeschätzt. Das BSI liefert Informationen über die<br />
psychische Belastung auf neun Skalen sowie drei Globale Kennwerte, die<br />
in Tabelle 15 dargestellt sind.<br />
Tabelle 15. Skalen des Brief Symptom Inventory (BSI)<br />
BSI-Skalen Iteminhalt<br />
1. Somatisierung Einfache körperliche Beschwerden bis hin zu<br />
funktionellen Störungen. (7 Items)<br />
2. Zwanghaftigkeit Symptome, die eng mit dem klinischen Syndrom der<br />
3. Unsicherheit im<br />
Sozialkontakt<br />
Zwanghaftigkeit zusammenhängen wie z.B.<br />
Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten,<br />
Kontrollzwang, Entscheidungsprobleme. (6 Items)<br />
Leichte soziale Unsicherheit bis hin zum Gefühl<br />
völliger persönlicher Unzulänglichkeit. (4 Items)<br />
4. Depressivität Symptome wie Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit,<br />
Suizidalität bis hin zur schweren klinisch manifesten<br />
Depression. (6 Items)<br />
5. Ängstlichkeit Manifeste <strong>Angst</strong> mit Nervosität, Spannung, Zittern,
Methode<br />
BSI-Skalen Iteminhalt<br />
6. Aggressivität/<br />
Feindseligkeit<br />
158<br />
Panikattacken, aber auch kognitive und somatische<br />
Korrelate der <strong>Angst</strong>. (6 Items)<br />
Reizbarkeit, Unausgeglichenheit bis hin zu starker<br />
Aggressivität. (5 Items)<br />
7. Phobische <strong>Angst</strong> Leichtes Gefühl von Bedrohung bis hin zur<br />
massiven phobischen <strong>Angst</strong>. (5 Items)<br />
8. Paranoides Denken Misstrauen und Minderwertigkeitsgefühle bis hin zu<br />
starkem paranoiden Denken. (5 Items)<br />
9. Psychotizismus Mildes Gefühl der Isolation und Entfremdung bis hin<br />
zur dramatischen Evidenz psychotischer Episoden.<br />
(5 Items)<br />
Zusatzfragen Appetit, Schlaf, Gedanken an Tod und Sterben,<br />
GSI - Global Severity<br />
Index<br />
PSDI - Positive Symptom<br />
Distress Index<br />
PST - Positive Symptom<br />
Total<br />
Schuldgefühle<br />
Intensität der empfundenen Belastung <strong>bei</strong> allen<br />
Items (Grundsätzliche psychische Belastung)<br />
Intensität der Belastung in Bezug auf die Items, <strong>bei</strong><br />
denen eine Belastung vorliegt<br />
Anzahl der Items, <strong>bei</strong> denen eine Belastung vorliegt<br />
Die Auswertung des BSI erfolgt durch Transformation der Rohwerte in T-<br />
Werte und ermöglicht die Einordnung des Einzelfalles oder der<br />
untersuchten Gruppe in Bezug auf Abweichungen vom Durchschnitt der<br />
Normstichprobe. T-Werte, die zwischen 40 und 60 liegen befinden sich im<br />
2/3-Wertebereich der Normgruppe und gelten als nicht auffällig. Die<br />
klinische Auffälligkeit nimmt mit Höhe des T-Wertes zu. Ein Proband gilt<br />
als psychisch belastet, wenn der T-Wert des GSI oder die T-Werte<br />
mindestens zweier Skalen größer als 63 sind.<br />
Die Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität ist nach<br />
den vorliegenden Befunden gewährleistet. Die interne Konsistenz liegt<br />
zwischen .63 und .85, die Stabilität zwischen .73 und .92. Die
Methode<br />
159<br />
kriterienbezogenen Validität konnte für einzelne Skalen nachgewiesen<br />
werden. Der BSI trennt zwischen Kontroll- und <strong>Patienten</strong>gruppen sowie<br />
innerhalb von <strong>Patienten</strong>gruppen anhand relevanter Kriterien. Da das BSI<br />
sowohl zeitliche Verläufe als auch Prä-Post-Messungen erfassen kann,<br />
eignet es sich besonders für die Evaluation psychotherapeutischer<br />
Interventionen (Franke, 2000).<br />
7.2.2.5 Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung (FKK)<br />
Der Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung (FKK;<br />
Krampen, 1991) basiert auf dem handlungstheoretischen Partialmodell der<br />
Persönlichkeit (HPP; Krampen, 1987, 1988), welches eine<br />
Weiterentwicklung der sozialen Lerntheorie von Rotter (1955) darstellt.<br />
Mit Hilfe von 32 Items werden vier Primärskalen erhoben, die folgende<br />
generalisierte Kompetenz- und Kontrollerwartungen darstellen:<br />
• Selbstkonzept eigener Fähigkeiten (FKK-SK): die generalisierte<br />
Erwartung, dass in bestimmten Lebenssituationen<br />
Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.<br />
• Internalität (FKK-I): die subjektive Wahrnehmung einer Person,<br />
Kontrolle über das eigene Leben oder bestimmte Ereignisse zu<br />
haben.<br />
• Sozial bedingte Externalität (FKK-P): die generalisierte Erwartung,<br />
dass wichtige Ereignisse im Leben vom Einfluss anderer Personen<br />
abhängen.<br />
• Fatalistische Externalität (FKK-C): die generalisierte Erwartung,<br />
dass Ereignisse vom Schicksal, Glück oder Zufall abhängen.<br />
Jede Skala beruht auf acht Items, die vom Probanden auf einer<br />
sechsstufigen, bipolar ausgerichteten Antwortskala („sehr falsch“ vs. „sehr<br />
richtig“) zu bear<strong>bei</strong>ten sind. Neben Profilauswertungen nach diesen vier<br />
Primärskalen können folgende Sekundär- und Tertiärskalen abgeleitet<br />
werden, die auswertungstechnisch direkt von den Primärskalen abhängen:<br />
• Generalisierte Selbstwirksamkeit (FKK-SKI): diese Sekundärskala<br />
setzt sich aus den 16 Items des FKK-SK und FKK-I zusammen.
Methode<br />
160<br />
• Generalisierte Externalität (FKK-PC): diese Sekundärskala besteht<br />
aus 16 Items des FKK-P und FKK-C.<br />
• Internalität versus Externalität (FKK-SKI-PC): die Tertiärskala wird<br />
durch den einfachen Differenzwert von FKK-SKI und FKK-PC<br />
gebildet.<br />
Die Auswertung erfolgt durch Aufsummierung der Testwerte getrennt für<br />
die vier Primärskalen. Nach Berechnung der Sekundär- und Tertiärskalen,<br />
werden die verschiedenen Rohwerte in T-Werte und Prozentrang-Werte<br />
transformiert und ein Skalenprofil erstellt. Bei der Interpretation der<br />
verschiedenen Skalen zeigt sich die auswertungstechnische Abhängigkeit<br />
der drei Skalenebenen. Skalen auf höheren Ebenen <strong>bei</strong>nhalten die<br />
Interpretation der zugrunde liegenden Skalen. Aus diesem Grund wird sich<br />
in der vorliegenden Untersuchung auf die Interpretation der Primär- und<br />
Sekundärskalen beschränkt. Generell weisen Studien des FKK darauf hin,<br />
dass Personen mit einem hohen Selbstkonzept eigener Fähigkeiten,<br />
hoher Internalität und geringer Externalität psychisch stabiler sind als<br />
Personen mit gegenteiligen Werten (Krampen, 1991). Tabelle 16 zeigt<br />
Interpretationshilfen in verkürzter Form.<br />
Tabelle 16. Bedeutung hoher und niedriger Werte der Skalen des FKK<br />
(nach Krampen, 1991)<br />
FKK-Primärskala Niedriger Wert Hoher Wert<br />
Selbstkonzept<br />
eigener<br />
Fähigkeiten<br />
(FKK-SK)<br />
Internalität<br />
(FKK-I)<br />
• Sieht wenig<br />
Handlungsmöglichkeiten<br />
in Problemsituationen<br />
• Ist selbstunsicher, passiv,<br />
ideenarm<br />
• Kennt wenig Handlungs-<br />
alternativen<br />
• Erreicht selten das<br />
Geplante<br />
• Vertritt eigene Interessen<br />
wenig erfolgreich<br />
• Sieht Erfolg als wenig<br />
• Sieht viele<br />
Handlungsmöglichkeiten<br />
in Problemsituationen<br />
• Ist selbstsicher, aktiv,<br />
ideenreich<br />
• Kennt viele<br />
Handlungsalternativen<br />
• Erreicht häufig das<br />
Geplante<br />
• Vertritt eigene<br />
Interessen erfolgreich<br />
• Sieht Erfolg als
Methode<br />
Soziale Externalität<br />
(FKK-P)<br />
Fatalistische<br />
Externalität<br />
(FKK-C)<br />
FKK-<br />
Sekundärskala<br />
Selbstwirksamkeit<br />
(FKK-SKI)<br />
abhängig von eigener<br />
Anstrengung<br />
• Sieht sich und das Leben<br />
als wenig abhängig von<br />
anderen Menschen<br />
• Ist durchsetzungsfähig<br />
• Relativ frei von Gefühlen<br />
der Ohnmacht und<br />
Hilflosigkeit<br />
• Ist nicht schicksalsgläubig<br />
• Sieht Möglichkeiten, sich<br />
vor Pech zu schützen<br />
• Ist rational<br />
Niedriger Wert<br />
• Geringes<br />
Selbstbewusstsein<br />
• Unsicher in<br />
Handlungsplanung und –<br />
realisation<br />
• Ratlos in neuen und<br />
mehrdeutigen Situationen<br />
Externalität • Geringes Gefühl der<br />
Abhängigkeit von äußeren<br />
Einflüssen<br />
• Geringer Fatalismus<br />
• Geringe Hilflosigkeit und<br />
Abhängigkeit von anderen<br />
• Wenig konform,<br />
unabhängig<br />
abhängig von eigener<br />
Anstrengung<br />
• Sieht sich und das<br />
Leben als stark<br />
abhängig von anderen<br />
Menschen<br />
• Ist wenig<br />
durchsetzungsfähig<br />
• Häufige Gefühle der<br />
Ohnmacht und<br />
Hilflosigkeit<br />
• Ist sehr<br />
schicksalsgläubig<br />
• Kann sich nicht vor<br />
Pech schützen<br />
• Ist wenig rational<br />
Hoher Wert<br />
• Hohes<br />
Selbstbewusstsein<br />
• Sicher in<br />
161<br />
Handlungsplanung und<br />
–realisation<br />
• Ideenreich in neuen und<br />
mehrdeutigen<br />
Situationen<br />
• Starkes Gefühl der<br />
Abhängigkeit von<br />
äußeren Einflüssen<br />
• Hoher Fatalismus<br />
• Hohe Hilflosigkeit und<br />
Abhängigkeit von<br />
anderen<br />
• eher konform, sozial<br />
abhängig
Methode<br />
162<br />
Befunde vieler Studien belegen die Reliabilität und Validität des FKK<br />
(Krampen, 1991). Abhängig von der Stichprobe erreichen die<br />
Primärskalen des FKK eine interne Konsistenz von .65 bis .82. Die<br />
Stabilität der Primärskalen gemessen über einen Zeitraum von zwei<br />
Wochen liegt zwischen .70 und .91, nach drei Monaten zwischen .72 und<br />
.84 und nach sechs Monaten zwischen .58 und .71. Die Primär- und<br />
Sekundärskalen liegen mit ihren Profilreliabilitäten über .50, der unteren<br />
Grenze für Profile und sind somit differenziert interpretierbar. Die<br />
inhaltliche und Konstruktvalidität gilt anhand einer Vielzahl von Studien als<br />
belegt. Normwerte für Erwachsene und Jugendliche liegen vor.<br />
7.2.2.6 Sense of Coherence Scale (SOC-9L)<br />
Die Sense of Coherence Scale (SOC) von Antonovsky (1987) basiert auf<br />
seinem Salutogenesemodell, in dessen Mittelpunkt das Konzept des<br />
Kohärenzgefühls steht. Dieses drückt aus, „in welchem Umfang man ein<br />
generalisiertes, überdauerndes und dynamisches Gefühl des Vertrauens<br />
besitzt, dass die eigene innere und äußere Umwelt vorhersagbar ist und<br />
dass mit großer Wahrscheinlichkeit die Dinge sich so entwickeln werden,<br />
wie man es vernünftigerweise erwarten kann“ (Antonovsky, 1979, S. 123).<br />
Als Operationalisierung des Kohärenzgefühls entwickelte er einen 29<br />
Items umfassenden Fragebogen. Neben der Langform (SOC-29) liegen<br />
zwei Kurzformen vor mit 13 (SOC-13) bzw. neun Items (SOC-9L). Jedes<br />
der Items soll einer der drei Subkategorien Verstehbarkeit,<br />
Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit zugeordnet werden können.<br />
Allerdings ließen sich die Subskalen bisher faktorenanalytisch nicht<br />
reproduzieren.<br />
In der vorliegenden Studie wurde die neun Items umfassende Leipziger<br />
Kurzform (SOC-9L) eingesetzt (Schuhmacher et al., 2000). Die Items<br />
werden anhand 7-stufiger Ratingskalen beurteilt, wo<strong>bei</strong> 1 für eine geringe<br />
und 7 für eine hohe Ausprägung des Kohärenzgefühls steht. Die<br />
Auswertung erfolgt durch Aufsummierung der Rohwerte, so dass<br />
Punktwerte zwischen 9 und 63 erreicht werden können. Nicht nur geringe,<br />
sondern auch extrem hohe Punktzahlen werden als kritisch bzw.
Methode<br />
163<br />
pathologisch eingestuft, da ein Mensch über zu wenig Realitätssinn<br />
verfügt, wenn er durchgängig alles für verstehbar und vorhersagbar hält.<br />
Die SOC wurde in zahlreichen Studien testtheoretisch überprüft, die<br />
befriedigend bis gute Konsistenzen ergaben. Die interne Konsistenz der<br />
SOC-9 liegt <strong>bei</strong> .85. Die Korrelation mit der Langform (SOC-29) von .94<br />
spricht für eine valide Kurzform der Skala. Faktorenanalytisch zeigte sich,<br />
dass alle neun Items auf einen Faktor laden, der 49,9% der<br />
Gesamtvarianz erklären kann. Hinsichtlich der externen Validität fanden<br />
sich positive Korrelationen mit Variablen der psychischen Gesundheit,<br />
insbesondere mit Aspekten des psychischen Wohlbefindens. Negative<br />
Zusammenhänge ergaben sich zwischen Werten der SOC und<br />
somatoformen Störungen.<br />
7.2.2.7 Satisfaction With Life Scale (SWLS)<br />
Die Satisfaction with Life Scale (SWLS) basiert auf der Theorie des<br />
Subjektiven Wohlbefindens von Diener, Emmons, Larsen und Griffin<br />
(1985) und ist ein eindimensionales Selbstbeurteilungsinstrument zur<br />
Erfassung der globalen Lebenszufriedenheit.<br />
Der Fragebogen besteht aus fünf Items, die auf einer 7-stufigen Rating-<br />
Skala dahingehend beurteilt werden, inwiefern sie zutreffen (1 entspricht<br />
geringer, 7 hoher Lebenszufriedenheit):<br />
• „Mein Leben entspricht meinen Idealvorstellungen.“<br />
• „Meine Lebensbedingungen sind hervorragend.“<br />
• „Ich bin mit meinem Leben absolut zufrieden.“<br />
• „Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich<br />
nichts anders machen.“<br />
• „Bisher habe ich alles bekommen, was für mein Leben wichtig<br />
ist.“<br />
Durch Addition der angekreuzten Werte erhält man einen Summenscore,<br />
der als Maß der Lebenszufriedenheit interpretiert wird (5 bis 9 Punkte<br />
extrem unzufrieden; 10 bis 14 Punkte unzufrieden; 15 bis 19 Punkte eher<br />
unzufrieden; 20 Punkte neutral; 21 bis 25 Punkte eher zufrieden; 26 bis 30<br />
Punkte zufrieden; 31 bis 35 Punkte extrem zufrieden).
Methode<br />
164<br />
Aufgrund seiner Kürze zeichnet sich das SWLS als ökonomisches<br />
Messinstrument mit zufrieden stellenden Gütekriterien aus. Die Stabilität<br />
über einen Zeitraum von zwei Wochen liegt <strong>bei</strong> .82 und über einen<br />
Abstand von vier Jahren <strong>bei</strong> .56. Diener et al. (1985) berichten hohe<br />
interne Konsistenzen. Außerdem weisen sie darauf hin, dass sich die<br />
Skala als hinreichend sensitiv für die Abbildung von Veränderungen der<br />
Lebenszufriedenheit im Zuge therapeutischer Interventionen erwiesen hat.<br />
Faktorenanalytisch konnte gezeigt werden, dass die SWLS ein<br />
eindimensionales Instrument ist, welches nur die Lebenszufriedenheit<br />
erfasst. 66% der Gesamtvarianz konnte durch den Generalfaktor erklärt<br />
werden. Hinsichtlich der konvergenten Validität korreliert die SWLS mit<br />
Maßen der Lebenszufriedenheit. Für ihre Eigenständigkeit sprechen<br />
Befunde zur diskriminanten Validität. Konstrukte wie emotionales<br />
Wohlbefinden, Optimismus oder Selbstwerterleben ließen sich klar<br />
abgrenzen (Diener et al., 1985).<br />
7.2.3 Angaben der Therapeuten<br />
Nach Aufnahme der <strong>Patienten</strong> in die Klinik wurde vom jeweils<br />
behandelnden Arzt die Diagnose nach ICD-10<br />
(Weltgesundheitsorganisation, 1993) angegeben.<br />
7.2.4 Studiendesign<br />
Tabelle 17 gibt einen Überblick des Studiendesigns.
Methode<br />
Tabelle 17. Studiendesign für Interventions- und Kontrollgruppe<br />
T1: Vor der 1.<br />
Gruppensitzung/<strong>bei</strong><br />
Aufnahme<br />
Soziodemographie X<br />
Einverständniserklärung X<br />
Anamnese, Diagnose (ICD-<br />
10)<br />
Psychische Gesundheit (BAI,<br />
BDI, BSI)<br />
Wissenserwerb<br />
(Wissensfragebogen A/B)<br />
X<br />
T2: Nach der letzten<br />
Gruppensitzung/nach<br />
vier Wochen<br />
X X<br />
X X<br />
Selbstwirksamkeit (FKK) X X<br />
Lebenszufriedenheit und<br />
Kohärenzgefühl (SWLS; SOC<br />
9-L)<br />
Beurteilung der Sitzungen<br />
(<strong>Patienten</strong>)*<br />
Beurteilung der Sitzungen<br />
(Therapeuten)*<br />
X X<br />
Fortlaufend, nach jeder Sitzung<br />
Fortlaufend, nach jeder Sitzung<br />
Anwesenheitsliste* Fortlaufend, nach jeder Sitzung<br />
* nur Interventions-Gruppe<br />
7.3 Die statistische Auswertung der Daten<br />
165<br />
Die statistische Auswertung orientiert sich an den in Teil I beschriebenen<br />
Fragestellungen. Die Analyse der Daten erfolgte mit Hilfe des<br />
Statistikprogramms SPPS für Windows 13.0 (Bühl & Zoefel, 2005). Der<br />
Überprüfung der oben beschriebenen Fragestellungen wird jeweils ein<br />
Signifikanzniveau von ! = .05 zugrunde gelegt.
Methode<br />
166<br />
Um einen Überblick über die Verteilung der Daten zu erhalten, werden für<br />
die intervallskalierten Variablen Mittelwerte und Standardabweichungen<br />
berechnet und die Normalverteilungsannahme mit dem „Kolmogorov-<br />
Smirnov“-Test überprüft. Für Fragestellungen an abhängigen und<br />
unabhängigen Gruppen wird <strong>bei</strong> normalverteilten Daten der t-Test für<br />
abhängige bzw. unabhängige Stichproben eingesetzt; <strong>bei</strong> nicht-normal<br />
verteilten Variablen der „Wilcoxon“-Test bzw. der „Mann-Whitney U“-Test.<br />
Dies ist im Ergebnisteil jeweils gekennzeichnet<br />
Neben den klassischen teststatistischen Auswertungen sollen, um dem<br />
Problem der statistischen Power <strong>bei</strong> kleinen Stichprobengrößen zu<br />
begegnen und um die praktische Relevanz der Ergebnisse einordnen zu<br />
können, Effektstärkenanalysen vorgenommen werden. Berechnet wird das<br />
standardisierte Differenzmaß d nach Cohen (Bortz & Döring, 2002; Cohen,<br />
1988) über die Formel<br />
d = (MTG – MKG) / SDpooled<br />
wo<strong>bei</strong> MTG der Mittelwert der Treatmentgruppe (hier:<br />
Psychoedukationsgruppe), MKG der Mittelwert der Kontrollgruppe und<br />
SDpooled deren gemeinsame korrigierte Standardabweichung darstellt. Die<br />
Korrektur der Standardabweichung empfiehlt sich <strong>bei</strong> Stichprobengrößen<br />
unter N = 30, da sich die Standardabweichung als Schätzwert für die<br />
Populationseffektstärke nicht erwartungsgetreu verhält, je kleiner die<br />
zugrunde liegenden Stichproben sind (Hedges, 1980). Die gepoolte<br />
Varianz wird über die Formel<br />
spooled =!(NTG – 1) SDTG 2 + (NKG – 1) SDKG 2 / (NTG – 1) + (NKG – 1)<br />
berechnet. Die Klassifikation der Effektgrößen erfolgt nach Cohen (1988),<br />
der .20 als kleinen, .50 als mittleren und .80 als großen Effekt interpretiert.<br />
Der Behandlungseffekt wird nach Lipsey & Wilson (2001) mit der Formel
Methode<br />
dBehandlungseffekt = [(MTG(Post) – MTG(Prä)) - (MKG(Post) – MKG(Prä))] / sgepoolt(Prä)<br />
berechnet.<br />
167<br />
Schließlich werden noch einfaktorielle Kovarianzanalysen durchgeführt,<br />
um Unterschiede in den Prätestwerten zwischen Psychoedukations- und<br />
Kontrollgruppe rechnerisch zu kontrollieren. Als Kovariaten werden die<br />
jeweiligen Vortestwerte (t1) eingesetzt.<br />
7.4 Beschreibung der Stichprobe<br />
An der Untersuchung beteiligten sich insgesamt 87 <strong>Patienten</strong>, die<br />
zwischen sieben und 172 Tage in der Klinik verbrachten (M = 45.21, SD =<br />
28.12, Md = 39). Mehr als zwei Drittel der <strong>Patienten</strong> wurden länger als vier<br />
Wochen in der Klinik behandelt. Das Gruppenprogramm nahmen in acht<br />
Gruppendurchläufen 62 Personen in Anspruch. Davon absolvierten 28<br />
<strong>Patienten</strong> mindestens sechs der acht Gruppensitzungen und wurden in die<br />
Treatment- bzw. Psychoedukationsgruppe (PG vollständig)<br />
eingeschlossen. 34 Personen brachen aufgrund von Verlegung oder<br />
Entlassung aus der Klinik früher das Gruppenprogramm ab (PG<br />
unvollständig). In der Kontrollgruppe füllten von 25 Personen 13 die<br />
Fragebögen zu <strong>bei</strong>den Messzeitpunkten aus (KG vollständig), 12<br />
<strong>Patienten</strong> verließen früher die Klinik (KG unvollständig).<br />
Um Unterschiede zwischen den <strong>Patienten</strong>, die sich über den gesamten<br />
Messzeitraum hinweg in der Klinik aufhielten und den <strong>Patienten</strong>, die früher<br />
entlassen oder verlegt wurden zu identifizieren, wurden die Gruppen mit<br />
Hilfe des t-Tests für unabhängige Stichproben überprüft. Zum ersten<br />
Messzeitpunkt fanden sich, wie in Tabelle 18 zu sehen ist, nur in der BSI-<br />
Skala Zwanghaftigkeit signifikante Unterschiede. Im Vergleich der<br />
vollständigen (M = 72.21; SD = 7.01) vs. unvollständigen<br />
Psychoedukationsgruppe (M = 68.38; SD = 10.59) zeigt sich die<br />
vollständige Psychoedukationsgruppe tendenziell zwanghafter (t(57) =<br />
1.64; p = .09). Die vollständige Kontrollgruppe (M = 71.31; SD = 7.61) im<br />
Vergleich zur unvollständigen Kontrollgruppe (M = 62.17; SD = 10.36) hat
Methode<br />
168<br />
signifikant höhere Werte in der Skala Zwanghaftigkeit (t(23) = 2.53; p<br />
Methode<br />
169<br />
Bei der Vergabe der Erstdiagnose überwiegen, wie in Abbildung 17<br />
dargestellt, die affektiven Störungen (F3). 20 <strong>Patienten</strong> oder 72% der<br />
Stichprobe erhielten aus diesem Bereich ihre Hauptdiagnose. Sechs<br />
Personen hatten eine Erstdiagnose aus dem Bereich der Neurotischen,<br />
Belastungs- und somatoformen Störungen (F4) und zwei Personen die<br />
Diagnose (emotional-instabile) Persönlichkeitsstörung (F6).<br />
Abbildung 17. Erstdiagnosen der Psychoedukationsgruppe (N = 28)<br />
Abbildung 18 zeigt die Anzahl der Diagnosen pro Person in der<br />
Psychoedukationsgruppe. Die Mehrzahl der <strong>Patienten</strong> leidet unter<br />
komorbiden Störungen. Bei 13 Personen (46,4%) wurden zwei Störungen<br />
und <strong>bei</strong> vier Personen (14,3%) drei Störungen diagnostiziert. Elf <strong>Patienten</strong><br />
(39,3%) erhielten eine einzige Diagnose.
Methode<br />
Abbildung 18. Diagnosenzahl pro Patient der Psychoedukationsgruppe (N<br />
= 28)<br />
170<br />
Die genaue Zusammensetzung der Einzel-, Doppel- und<br />
Dreifachdiagnosen findet sich in Tabelle 18.<br />
Tabelle 18. Medizinisch-therapeutische Angaben der Psychoedukations-<br />
gruppe (N = 28)<br />
Merkmal N %<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Min/Max = 11-172<br />
M = 56.52<br />
SD = 30.33<br />
10-19 Tage<br />
20-29 Tage<br />
30-39 Tage<br />
40-49 Tage<br />
50-59 Tage<br />
60-69 Tage<br />
70-79 Tage<br />
> 80 Tage<br />
2<br />
0<br />
8<br />
3<br />
3<br />
5<br />
4<br />
3<br />
7.1<br />
0.0<br />
28.6<br />
10.7<br />
10.7<br />
17.8<br />
14.3<br />
10.7
Methode<br />
Merkmal N %<br />
Komorbidität (ICD-10-Kategorie) F3<br />
F3+ F1<br />
F3+F3<br />
F3+F4<br />
F3+F6<br />
F3+F4+F6<br />
F4<br />
F4+F4<br />
F6+F4+F4<br />
F4+F2+F3<br />
Häufigkeit vergebener Diagnosen (ICD-10 Kategorie)<br />
F1: Störung durch psychotrope Substanzen 2 3.8<br />
F2: schizophrene Störung 1 1.9<br />
F31: bipolar affektive Störung 2 3.8<br />
F32: depressive Episode 3 5.8<br />
10<br />
2<br />
1<br />
6<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
1<br />
1<br />
35.7<br />
7.1<br />
3.6<br />
21.4<br />
F33: rezidivierende depressive Störung 18 34.6<br />
F34: anhaltende affektive Störung 2 3.8<br />
F40: phobische Störung 8 15.4<br />
F41: sonstige <strong>Angst</strong>störungen 4 7.7<br />
F42: Zwangsstörung 1 1.9<br />
F43: Reaktion auf schwere Belastung und<br />
Anpassungsstörung<br />
3.6<br />
7.1<br />
7.1<br />
7.1<br />
3.6<br />
3.6<br />
2 3.8<br />
F44: dissoziative Störung 1 1.9<br />
F45: somatoforme Störung 3 5.8<br />
F60: Persönlichkeitsstörung 4 7.7<br />
Gesamt 51 100.0<br />
171
Methode<br />
7.4.2 Die Kontrollgruppe<br />
172<br />
Die Kontrollgruppe setzt sich aus 13 Personen, - nämlich elf Männern und<br />
zwei Frauen zwischen 23 und 69 Jahren (M = 52.08; SD = 13.75)<br />
zusammen.<br />
In fester Partnerschaft leben fünf <strong>Patienten</strong>, vier sind geschieden, drei<br />
ledig und eine Person verwitwet.<br />
Sechs <strong>Patienten</strong> geben an alleine zu leben. vier Personen wohnen mit<br />
dem Partner und drei mit Angehörigen zusammen.<br />
Etwa jeweils ein Drittel der Stichprobe hat das (Fach-)Abitur oder den<br />
Hauptschulabschluss (N = 4), drei Personen haben Mittlere Reife und ein<br />
Patient ist ohne Schulabschluss.<br />
Zum Erhebungszeitpunkt ist jeweils eine Person nicht berufstätig,<br />
berufstätig oder in Ausbildung. Drei <strong>Patienten</strong> sind altersberentet und zwei<br />
erwerbs- bzw. berufsunfähig.<br />
Fünf Personen der Kontrollgruppe besitzen keinerlei<br />
Psychotherapieerfahrung. Ein Patient hat Gruppentherapie und sieben<br />
<strong>Patienten</strong> haben Einzel- und Gruppenpsychotherapie in Anspruch<br />
genommen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 45 Tage (M =<br />
45.00; SD = 15.23). Tabelle 22 zeigt, dass auch hier die Mehrzahl der<br />
Personen länger als vier Wochen in der Klinik ist.<br />
Abbildung 19 veranschaulicht, dass die Erstdiagnosen aus dem Bereich<br />
der affektiven Störungen (F3) überwiegen.
Methode<br />
Abbildung 19. Erstdiagnosen der Kontrollgruppe (N = 13)<br />
173<br />
Eine Einzeldiagnose weisen sieben <strong>Patienten</strong> oder 53,8% der Stichprobe<br />
vor. Wie Abbildung 20 zeigt, leiden jeweils drei Personen (23,1%) mit zwei<br />
bzw. drei Diagnosen unter komorbiden Erkrankungen. Die genaue<br />
Zusammensetzung der Einzel-, Doppel- und Dreifachdiagnosen findet sich<br />
in Tabelle 19.<br />
Abbildung 20. Diagnosenzahl pro Patient der Kontrollgruppe (N = 13)
Methode<br />
Tabelle 19. Medizinisch-therapeutische Angaben der Kontrollgruppe (N =<br />
13)<br />
Merkmal N %<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Min/Max = 12 - 71<br />
M = 45.00<br />
SD = 15.23<br />
20-29 Tage<br />
30-39 Tage<br />
40-49 Tage<br />
50-59 Tage<br />
60-69 Tage<br />
70-79 Tage<br />
Komorbidität – ICD-10-Kategorie F3<br />
F3+F2<br />
F3+F4<br />
F3+F6<br />
F4<br />
F4+F5<br />
F4+F6<br />
F3+F4+F4<br />
Häufigkeit vergebener Diagnosen (ICD-10 Kategorie)<br />
2<br />
3<br />
3<br />
4<br />
0<br />
1<br />
15.4<br />
23.1<br />
23.1<br />
30.8<br />
F2: schizophrene Störung 1 4.8<br />
6<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0.0<br />
7.7<br />
46.2<br />
F32: depressive Episode 3 14.3<br />
F33: rezidivierende depressive Störung 6 28.6<br />
F34: anhaltende affektive Störung 1 4.8<br />
F41: sonstige <strong>Angst</strong>störungen 1 4.8<br />
F43: Reaktion auf schwere Belastung und<br />
Anpassungsstörung<br />
7.7<br />
7.7<br />
7.7<br />
7.7<br />
7.7<br />
7.7<br />
7.7<br />
5 23.8<br />
F45: somatoforme Störung 1 4.8<br />
F50: Essstörung 1 4.8<br />
F60: Persönlichkeitsstörung 2 9.5<br />
Gesamt 21 100.0<br />
174
Ergebnis<br />
8 Ergebnisse der formativen Evaluation<br />
8.1 Stundenbeurteilung der Therapeuten<br />
175<br />
Die Stundenbeurteilungsbögen wurden von den Gruppenleitern in den<br />
ersten drei Gruppendurchläufen bear<strong>bei</strong>tet und deren<br />
Verbesserungsvorschläge in das Programm eingear<strong>bei</strong>tet.<br />
8.1.1 Beurteilung der theoretischen Einführung<br />
Über alle Sitzungen hinweg wurde der theoretische Teil der<br />
Gruppenstunde als klar und ausführlich beurteilt.<br />
8.1.2 Beurteilung der praktischen Übungen<br />
Die Instruktionen zu den Übungen wurden als klar und verständlich<br />
eingeschätzt, die Übungen selbst konnten erfolgreich durchgeführt<br />
werden. In Sitzung 1, 5 und 6 wurde von den Therapeuten angemerkt,<br />
dass es aufgrund des relativ hohen Theorieanteils zu wenig Gelegenheit<br />
zum Üben gäbe.<br />
8.1.3 Beurteilung der Ausgewogenheit von Informationsvermittlung<br />
und interaktiven Elementen<br />
Generell wurde die Möglichkeit der <strong>Patienten</strong>beteiligung über alle<br />
Sitzungen hinweg als ausreichend eingeschätzt.<br />
8.1.4 Beurteilung des Ar<strong>bei</strong>tsmaterials<br />
Die verwendeten Ar<strong>bei</strong>tsblätter und Folien wurden durchgängig als klar<br />
und verständlich bewertet.<br />
8.1.5 Struktur der Sitzungen<br />
Der inhaltliche Aufbau der Sitzungen wurde als in sich logisch und klar<br />
beurteilt. Im ersten Gruppendurchlauf beklagten sich die Gruppenleiter<br />
insbesondere in Sitzung eins und zwei über zeitliche Schwierigkeiten, den<br />
Stoff der Stunde durchzuar<strong>bei</strong>ten. Nach Einar<strong>bei</strong>tung in das Programm<br />
wurde jedoch die Zeit als ausreichend bewertet.
Ergebnis<br />
8.1.6 Verbesserungsvorschläge<br />
176<br />
Auf Anregung der Gruppenleiter wurden in Sitzung 1 die Vorstellung der<br />
Gruppenregeln und in Sitzung 8 die Folie „<strong>Angst</strong>regeln“ eingear<strong>bei</strong>tet.<br />
Außerdem wurden in Sitzung 6 die kognitiven „Denktypen“ in<br />
„Denkmuster“ umbenannt (z.B. „das Generalisieren“ statt „der<br />
Generalisierer“), um die Veränderbarkeit der Denkmuster zu betonen.<br />
8.2 Stundenbeurteilung der <strong>Patienten</strong><br />
Die formative Evaluation wurde mit Hilfe von Stundenbeurteilungen<br />
durchgeführt, welche die <strong>Patienten</strong> am Ende jeder Sitzung bear<strong>bei</strong>teten.<br />
Die da<strong>bei</strong> gewonnenen Daten wurden zur Beurteilung des gesamten<br />
Gruppenprogramms sowie getrennt für jede Sitzung bezüglich der Skalen<br />
Zufriedenheit, Verständlichkeit, Nützlichkeit, Beteiligung und<br />
Gruppenatmosphäre deskriptiv ausgewertet.<br />
8.2.1 Beurteilung des gesamten Gruppenprogramms<br />
Mit dem Verhalten des Gruppenleiters und der Verständlichkeit seiner<br />
Erklärungen waren die <strong>Patienten</strong> insgesamt zufrieden. Ein Median von 85<br />
(Zufriedenheit) bzw. 88 (Verständlichkeit) Punkten zeigt, dass die<br />
Mehrzahl der Gruppenteilnehmer sogar sehr zufrieden war. Drei Ausreißer<br />
in der Skala Verständlichkeit weisen jedoch darauf hin, dass es auch<br />
Personen in den Gruppen gab, die Schwierigkeiten hatten, die<br />
Ausführungen des Gruppenleiters zu verstehen (Abbildung 21).<br />
Die Nützlichkeit des Programms wurde mit einem Median von 69 Punkten<br />
als hoch eingestuft. Allerdings deutet hier die Schwankung der Werte<br />
zwischen einem Minimum von 32 und einem Maximum von 100 Punkten<br />
darauf hin, dass ein Teil der Personen das Programm für sich sehr, der<br />
andere Teil dagegen als weniger hilfreich eingeschätzt hat.<br />
Die Skala „Beteiligung“ weist die größte Varianz auf. Ein Median von 73<br />
Punkten sowie ein Maximum von 100 und ein Minimum von 15 Punkten<br />
zeigen, dass mehr als die Hälfte der <strong>Patienten</strong> geringe bis keine<br />
Schwierigkeiten hatte, sich am Gruppenprogramm zu beteiligen. Ein
Ergebnis<br />
177<br />
großer Teil der <strong>Patienten</strong> gibt jedoch an, große bis mittlere<br />
Schwierigkeiten gehabt zu haben.<br />
Das persönliche Wohlbefinden in der Gruppe wird mit einem Median von<br />
65 Punkten (Minimum 29, Maximum 100) überwiegend als mittelmäßig bis<br />
gut beurteilt. Ein Minimum von 29 Punkten weist darauf hin, dass ein Teil<br />
der <strong>Patienten</strong> die Gruppenatmosphäre als weniger angenehm<br />
eingeschätzt hat.<br />
Die Skalen der Stundenbeurteilungen für das gesamte Gruppenprogramm<br />
zeigt Abbildung 21 dargestellt als Boxplot a .<br />
Abbildung 21. Gesamteinschätzung des Gruppenprogramms<br />
a Boxplots stellen den Median, das erste und dritte Quartil, den kleinsten und<br />
größten Wert sowie Ausreißer und Extremwerte graphisch dar.
Ergebnis<br />
8.2.2 Beurteilung der einzelnen Sitzungen<br />
178<br />
Die Zufriedenheit der <strong>Patienten</strong> mit dem Verhalten der Gruppenleiter wird<br />
in allen acht Sitzungen als sehr hoch eingeschätzt. Hier schwankt der<br />
Median zwischen 87 und 95 Punkten. Sitzung 7 wird mit einem Median<br />
von 87 Punkten am „negativsten“ beurteilt. Minimumwerte im mittleren<br />
Bereich sowie zahlreiche Ausreißer weisen darauf hin, dass nicht alle<br />
Personen im hohen Maß mit den Therapeuten zufrieden waren (Abb. 22).<br />
Abbildung 22. Zufriedenheit mit dem Therapeutenverhalten
Ergebnis<br />
179<br />
Die Erklärungen des Gruppenleiters wurden vom Großteil der <strong>Patienten</strong> in<br />
jeder Sitzung als sehr verständlich eingeschätzt. Der Median schwankt<br />
hier zwischen 86 Punkten in Sitzung 7 und 97 Punkten in Sitzung 1. Die<br />
hohe Zahl an Ausreißer- und Extremwerten zeigt, dass ein Teil der<br />
<strong>Patienten</strong> Schwierigkeiten hatte, den Erklärungen des Therapeuten zu<br />
folgen (Abb. 23).<br />
Abbildung 23. Verständlichkeit der Therapeutenerklärungen
Ergebnis<br />
180<br />
Die Einschätzung der Nützlichkeit des Programms liegt je nach Sitzung<br />
mit einem Median zwischen 60 und 80 Punkten im hohen Bereich. Das 3.<br />
Quartil findet sich im hohen und mittleren Bereich. Das Minimum schwankt<br />
zwischen 8 Punkten in der letzten Sitzung und 34 Punkten in der ersten<br />
Sitzung, was darauf hinweist, dass ein Teil der <strong>Patienten</strong> das Programm<br />
für sich als weniger hilfreich bewertet hat (Abb. 24). Am hilfreichsten wird<br />
Sitzung 5 eingeschätzt.<br />
Abbildung 24. Nützlichkeit
Ergebnis<br />
181<br />
In der Stundenbeurteilungs-Skala „Beteiligung“ schwankt der Median<br />
zwischen 62 und 94 Punkten mit einem Maximum von 100 Punkten, was<br />
darauf hinweist, dass die Hälfte der <strong>Patienten</strong> wenig bis keine<br />
Schwierigkeiten hat, sich zu beteiligen. Das Minimum zwischen 0 und 34<br />
Punkten sowie die Ausdehnung des dritten Quartils zeigt, dass der andere<br />
Teil der Gruppenteilnehmer mittlere bis hohe Schwierigkeiten hatte. Ab<br />
Sitzung 5 zeigt sich mit einer Erhöhung des Medians (von 75 auf 94<br />
Punkte) und der Minimalwerte, dass zum Gruppenende hin die<br />
Schwierigkeiten, sich an der Gruppe zu beteiligen, kontinuierlich<br />
abnehmen (Abb. 25).<br />
Abbildung 25. Beteiligung
Ergebnis<br />
182<br />
Die Einschätzung der Gruppenatmosphäre liegt zu Beginn der Gruppe mit<br />
einem Median von 66 Punkten für mehr als die Hälfte der <strong>Patienten</strong> im<br />
hohen und sehr hohen Bereich. Die Ausdehnung des dritten Quartils und<br />
auch das Minimum von 0 Punkten zeigen, dass der kleinere Teil der<br />
<strong>Patienten</strong> Schwierigkeiten hat, sich in der Gruppe wohl zu fühlen. Dies<br />
nimmt in den folgenden Sitzungen noch zu. Ab Sitzung 6 steigert sich<br />
jedoch das Wohlbefinden der meisten <strong>Patienten</strong>, so dass sich der Median<br />
von 60 auf 88 Punkte erhöhen kann und nahezu alle <strong>Patienten</strong> die<br />
Gruppenatmosphäre als positiv bewerten (Abb. 26).<br />
Abbildung 26. Gruppenatmosphäre
Ergebnis<br />
9 Ergebnisse der summativen Evaluation<br />
9.1 Überprüfung der Daten auf Normalverteilung<br />
183<br />
Zu Beginn der Auswertung wurden die Daten aller intervallskalierten<br />
Variablen mit Hilfe des Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstests auf ihre<br />
Normalverteilung hin überprüft. Für die Daten der gesamten<br />
Psychoedukationsgruppe ergab der Kolmogorov-Smirnov-Test keine<br />
signifikante Abweichung von der Normalverteilung mit Ausnahme der<br />
Variablen Wissensverständnis (Z = 1.36; p < .05) und der BSI-Skalen GSI<br />
(Z = 1.98; p < .001) und Ängstlichkeit (Z = 1.46; p < .05) zu t1 sowie<br />
Wissensverständnis (Z = 2.21; p < .001) zu t2. Die Überprüfung der<br />
Kontrollgruppe auf Normalverteilung zu <strong>bei</strong>den Messzeitpunkten zeigte auf<br />
allen Skalen normal verteilte Werte.<br />
9.2 Psychoedukations- und Kontrollgruppe im Vergleich<br />
9.2.1 Geschlechts-, Alters- und Bildungsunterschiede<br />
Ein t-Test für unabhängige Stichproben zeigte, dass sich<br />
Psychoedukations- und Kontrollgruppe weder im Alter noch im<br />
Ausbildungsstand unterscheiden. Ebenfalls fand sich kein Unterschied<br />
zwischen den Männern der <strong>bei</strong>den Gruppen. Die Frauen der<br />
Psychoedukations- und Kontrollgruppe wurden aufgrund der kleinen<br />
weiblichen Stichprobe in der Kontrollgruppe nicht miteinander verglichen.<br />
9.2.2 Die psychische Gesundheit zu Therapiebeginn<br />
Die psychische Gesundheit der Psychoedukations- und Kontrollgruppe<br />
zum ersten Messzeitpunkt wurde mit den Messinstrumenten BDI, BAI und<br />
BSI erhoben. Betrachtet man das Testprofil der verschiedenen Skalen,<br />
dargestellt in Abbildung 27, wird ersichtlich, dass sowohl die<br />
Summenscores von BDI und BAI als auch die T-transformierten<br />
Mittelwerte des BSI der Vergleichsgruppen überwiegend im klinisch<br />
relevanten Bereich liegen. Besonders zeigt sich das am globalen<br />
Kennwert der psychischen Belastung des BSI (BSI-GSI), der einen
Ergebnis<br />
184<br />
Mittelwert von 75.00 (SD = 7.35) für die Psychoedukationsgruppe und<br />
einen Mittelwert von 72.69 (SD = 9.63) für die Kontrollgruppe erreicht.<br />
Abbildung 27. Die psychische Gesundheit von Psychoedukations- und<br />
Kontrollgruppe zu t1<br />
Anmerkungen: BDI = Beck Depressions-Inventar, BAI = Beck <strong>Angst</strong>-Inventar, BSI-GSI =<br />
Brief Symptom Inventory – Global Severity Index, BSI-SOMAT = BSI – Somatisierung,<br />
BSI-ZWANG = BSI – Zwanghaftigkeit, BSI-UNSICH = BSI – Unsicherheit im<br />
Sozialkontakt, BSI-DEPRESS = BSI – Depressivität, BSI-ÄNGSTLK = BSI –<br />
Ängstlichkeit, BSI-AGGR = BSI – Agressivität, BSI-PHOB = BSI – Phobische <strong>Angst</strong>, BSI-<br />
PARANOI = BSI – Paranoides Denken, BSI-PSYCHOT = BSI – Psychotizismus.<br />
9.2.3 Unterschiede zwischen Psychoedukations- und<br />
Kontrollgruppe zum ersten Messzeitpunkt<br />
Ein Vergleich der Psychoedukationsgruppe mit der Kontrollgruppe zu<br />
Beginn der Behandlung (t1) zeigt in den Skalen des Wissens, der<br />
psychischen Gesundheit und der kognitiven Variablen keine Unterschiede<br />
zwischen den Gruppen. In Tabelle 20 finden sich Mittelwerte und<br />
Standardabweichungen der verschiedenen Skalen für <strong>bei</strong>de Gruppen.
Ergebnis<br />
185<br />
Tabelle 20. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der<br />
Psychoedukations- und Kontrollgruppe zu Therapiebeginn (t1)<br />
WISSEN<br />
Wissensverständnis PE<br />
Gruppe N M SD<br />
KG<br />
Wissenserwerb PE<br />
PSYCHISCHE GESUNDHEIT<br />
KG<br />
BDI PE<br />
KG<br />
BAI PE<br />
KG<br />
BSI - Global Severity Index PE<br />
KG<br />
BSI - Somatisierung PE<br />
KG<br />
BSI - Zwanghaftigkeit PE<br />
BSI - Unsicherheit im<br />
Sozialkontakt<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
BSI - Depressivität PE<br />
KG<br />
BSI - Ängstlichkeit PE<br />
KG<br />
BSI - Aggressivität PE<br />
KG<br />
BSI - Phobische <strong>Angst</strong> PE<br />
KG<br />
BSI - Paranoides Denken PE<br />
KG<br />
BSI - Psychotizismus PE<br />
KG<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
1.68<br />
1.77<br />
10.89<br />
9.92<br />
26.21<br />
23.31<br />
25.75<br />
23.69<br />
75.00<br />
72.69<br />
66.57<br />
63.69<br />
72.21<br />
71.31<br />
65.46<br />
65.08<br />
73.50<br />
73.85<br />
71.36<br />
68.54<br />
61.51<br />
59.85<br />
69.71<br />
69.46<br />
61.36<br />
64.92<br />
69.68<br />
73.54<br />
1.49<br />
2.71<br />
2.53<br />
2.84<br />
9.57<br />
11.08<br />
11.57<br />
14.98<br />
7.35<br />
9.63<br />
10.78<br />
14.01<br />
7.01<br />
7.61<br />
12.21<br />
13.23<br />
8.49<br />
9.00<br />
10.00<br />
12.86<br />
12.41<br />
13.57<br />
11.43<br />
11.18<br />
13.32<br />
13.44<br />
10.86<br />
7.96
Ergebnis<br />
KOGNITIVE VARIABLEN<br />
Kohärenzgefühl PE<br />
Gruppe N M SD<br />
KG<br />
Lebenszufriedenheit PE<br />
FKK - Selbstkonzept eigener<br />
Fähigkeiten<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
FKK - Internalisierung PE<br />
FKK - Sozial bedingte<br />
Externalität<br />
FKK - Fatalistische Externalität<br />
FKK – Generalisierte<br />
Selbstwirksamkeit<br />
FKK – Generalisierte<br />
Externalität<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
27<br />
13<br />
28<br />
13<br />
27<br />
13<br />
27<br />
13<br />
27<br />
13<br />
27<br />
13<br />
29.00<br />
28.54<br />
15.86<br />
14.00<br />
38.67<br />
39.69<br />
43.93<br />
44.46<br />
53.85<br />
49.69<br />
51.63<br />
50.69<br />
40.30<br />
41.00<br />
53.30<br />
50.77<br />
9.2.4 Unterschiede zwischen Psychoedukations- und<br />
Kontrollgruppe zum zweiten Messzeitpunkt<br />
8.95<br />
8.10<br />
6.84<br />
7.08<br />
10.45<br />
8.09<br />
8.95<br />
10.45<br />
11.15<br />
11.46<br />
10.68<br />
10.50<br />
8.82<br />
7.08<br />
10.20<br />
10.00<br />
186<br />
Die Psychoedukationsgruppe wurde mit der Kontrollgruppe zum zweiten<br />
Messzeitpunkt, also nach vier Wochen psychiatrischer<br />
Standardbehandlung mit bzw. ohne Psychoedukationsprogramm, mit Hilfe<br />
eines t-Tests für unabhängige Stichproben bzw. U-Test von Mann-<br />
Whitney verglichen. Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung im<br />
Wissenserwerb über <strong>Angst</strong> in der Psychoedukationsgruppe (t(39) = 2.42;<br />
p < .05). Um die praktische Relevanz des signifikanten<br />
Mittelwertunterschieds einordnen zu können, wurde die Effektgröße nach<br />
Cohen bestimmt. Es ergab sich eine Effektgröße von dpooled = .81, was als<br />
großer Effekt interpretiert wird.<br />
In der Skala Wissensverständnis zeigt sich eine Tendenz zur Signifikanz<br />
(t(39) = -2.28.; p < .08; d = .75) in der Richtung, dass das Verständnis der
Ergebnis<br />
187<br />
Psychoedukationsgruppe für die Wissensfragen zugenommen hat. Die<br />
folgende Tabelle 21 gibt einen Überblick über Mittelwerte und<br />
Standardabweichungen der verschiedenen Skalen für <strong>bei</strong>de Gruppen.<br />
Tabelle 21. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der<br />
Psychoedukations- und Kontrollgruppe nach vier Wochen (t2)<br />
WISSEN<br />
Wissensverständnis a<br />
Gruppe N M SD<br />
PE<br />
KG<br />
Wissenserwerb PE<br />
PSYCHISCHE GESUNDHEIT<br />
BDI<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
BAI PE<br />
KG<br />
BSI – Global Severity Index PE<br />
KG<br />
BSI - Somatisierung PE<br />
KG<br />
BSI - Zwanghaftigkeit PE<br />
BSI - Unsicherheit im<br />
Sozialkontakt<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
BSI - Depressivität PE<br />
KG<br />
BSI - Ängstlichkeit PE<br />
KG<br />
BSI - Aggressivität PE<br />
BSI - Phobische <strong>Angst</strong><br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
0.36 +<br />
0.92 +<br />
12.29*<br />
10.77*<br />
19.82<br />
23.08<br />
22.32<br />
21.77<br />
69.93<br />
72.31<br />
64.21<br />
62.23<br />
67.29<br />
67.46<br />
63.96<br />
67.31<br />
66.71<br />
71.92<br />
67.86<br />
66.62<br />
57.71<br />
61.92<br />
65.71<br />
65.54<br />
0.56<br />
1.04<br />
1.86<br />
1.88<br />
10.91<br />
12.68<br />
12.57<br />
13.87<br />
10.25<br />
7.87<br />
11.46<br />
12.28<br />
9.67<br />
10.70<br />
11.94<br />
11.44<br />
12.40<br />
10.38<br />
11.08<br />
13.88<br />
15.15<br />
10.73<br />
12.13<br />
10.56
Ergebnis<br />
BSI - Paranoides Denken<br />
Gruppe N M SD<br />
PE<br />
KG<br />
BSI - Psychotizismus PE<br />
KOGNITIVE VARIABLEN<br />
Kohärenzgefühl<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
Lebenszufriedenheit PE<br />
FKK - Selbstkonzept eigener<br />
Fähigkeiten<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
FKK - Internalisierung PE<br />
FKK - Sozial bedingte<br />
Externalität<br />
FKK - Fatalistische Externalität<br />
FKK – Generalisierte<br />
Selbstwirksamkeit<br />
FKK – Generalisierte<br />
Externalität<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
PE<br />
KG<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
13<br />
28<br />
12<br />
28<br />
12<br />
28<br />
12<br />
28<br />
12<br />
28<br />
12<br />
28<br />
12<br />
59.46<br />
66.23<br />
65.86<br />
68.08<br />
33.46<br />
33.15<br />
16.54<br />
16.54<br />
42.25<br />
41.17<br />
43.71<br />
46.25<br />
53.36<br />
48.25<br />
50.50<br />
53.17<br />
42.54<br />
42.92<br />
52.18<br />
51.00<br />
Anmerkung. t-Test für unabhängige Stichproben; a U-Test von Mann-Whitney<br />
+ p
Ergebnis<br />
9.3.2 Das Wissen über <strong>Angst</strong> im Therapieverlauf<br />
189<br />
Die Psychoedukationsgruppe steigerte ihr Wissen über <strong>Angst</strong> vom ersten<br />
zum zweiten Messzeitpunkt (t(27) = -2.98; p < .01). Die Anzahl der nicht<br />
verstandenen Fragen im Wissensfragebogen nahm höchst signifikant ab<br />
(Wissensverständnis t(27) = 5.24; p < .001). Die Effektstärken liegen im<br />
mittleren bis hohen Bereich (Tabelle 22).<br />
Tabelle 22. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der<br />
Wissensskalen der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf (N = 28)<br />
Wissensverständnis a<br />
t1 t2<br />
M SD M SD ES<br />
1.68 1.49 0.36 0.56 .88***<br />
Wissenserwerb 10.89 2.53 12.29 1.86 .55**<br />
Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; a Wilcoxon-Test; ES = Effektstärke (d)<br />
berechnet über M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; *p
Ergebnis<br />
190<br />
Mittelwerte, Standardabweichungen und Effektstärken von BDI, BAI und<br />
BSI im Verlauf dar.<br />
Tabelle 23. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) von BDI, BAI<br />
und BSI der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf (N = 28)<br />
t1 t2<br />
M SD M SD ES<br />
BDI 26.21 9.57 19.82 10.91 .67**<br />
BAI 25.75 11.57 22.32 12.57 .30*<br />
BSI – Global<br />
Severity Index a<br />
75.00 7.35 69.93 10.25 .69**<br />
BSI - Somatisierung 66.57 10.78 64.21 11.46 .22<br />
BSI -<br />
Zwanghaftigkeit<br />
BSI - Unsicherheit<br />
im Sozialkontakt<br />
72.21 7.01 67.29 9.67 .70**<br />
65.46 12.21 63.96 11.94 .12<br />
BSI - Depressivität 73.50 8.49 66.71 12.40 .80**<br />
BSI - Ängstlichkeit a 71.36 10.00 67.86 11.08 .35<br />
BSI - Aggressivität 61.54 12.41 57.71 15.15 .31<br />
BSI - Phobische<br />
<strong>Angst</strong><br />
BSI - Paranoides<br />
Denken<br />
BSI -<br />
Psychotizismus<br />
69.71 11.43 65.71 12.13 .35 +<br />
61.36 13.32 59.46 12.76 .14<br />
69.68<br />
10.86<br />
65.86<br />
11.98<br />
Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; a Wilcoxon-Test; ES = Effektstärke (d)<br />
berechnet über M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; + p
Ergebnis<br />
9.3.4 Die kognitiven Variablen im Therapieverlauf<br />
191<br />
Im Verlauf der Therapie nahmen von den kognitiven Variablen das<br />
Kohärenzgefühl (t(27) = -2.45; p < .05) und das Selbstkonzept eigener<br />
Fähigkeiten (t(26) = -2.29; p < .05) signifikant zu, was sich auch in den<br />
Effektstärken niederschlägt. Tabelle 24 zeigt die Ergebnisse im Überblick.<br />
Tabelle 24. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der<br />
kognitiven Variablen der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf (N =<br />
28)<br />
t1 t2<br />
M SD M SD ES<br />
Kohärenzgefühl 29.00 8.95 33.46 11.46 .50*<br />
Lebenszufriedenheit 15.86 6.84 16.54 7.54 .10<br />
FKK - Selbstkonzept<br />
eigener Fähigkeiten<br />
38.67 10.45 42.11 9.90 .33*<br />
FKK - Internalisierung 43.93 8.95 43.71 11.11 .02<br />
FKK - Sozial bedingte<br />
Externalität<br />
FKK - Fatalistische<br />
Externalität<br />
FKK – Generalisierte<br />
Selbstwirksamkeit<br />
FKK – Generalisierte<br />
Externalität<br />
53.85 11.15 52.93 11.88 .08<br />
51.63<br />
10.68<br />
50.44<br />
14.06<br />
.11<br />
40.30 8.82 42.41 10.05 .24<br />
53.30 10.20 51.89 13.38 .14<br />
Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; ES = Effektstärke (d) berechnet über<br />
M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; *p
Ergebnis<br />
9.3.5 Die Männer der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf<br />
192<br />
Betrachtet man die Skalen der männlichen <strong>Patienten</strong> im Therapieverlauf<br />
mittels t-Test für abhängige Stichproben, wird – wie Tabelle 25 zeigt –<br />
deutlich, dass nur das Wissensverständnis (t(10) = 2.97; p< .05) eine<br />
signifikante Verbesserung verzeichnen kann.<br />
Tabelle 25. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Männer<br />
der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf (N = 11)<br />
WISSEN<br />
Wissensverständnis<br />
t1 t2<br />
M SD M SD ES<br />
1.73<br />
1.74<br />
Wissenserwerb 10.00 2.90 11.45 2.38 .50<br />
PSYCHISCHE GESUNDHEIT<br />
BDI<br />
26.64<br />
11.52<br />
.45<br />
23.45<br />
.69<br />
10.60<br />
BAI 23.82 14.67 20.27 10.12 .24<br />
BSI – Global Severity Index 74.45 8.62 71.73 8.96 .31<br />
BSI – Somatisierung 63.73 12.12 63.09 11.72 .05<br />
BSI – Zwanghaftigkeit 73.18 7.47 68.45 9.49 .63<br />
BSI – Unsicherheit im<br />
Sozialkontakt<br />
.73*<br />
.28<br />
66.00 14.83 64.73 12.78 .08<br />
BSI – Depressivität 74.67 11.52 72.00 12.07 .23<br />
BSI – Ängstlichkeit 71.09 11.53 72.18 8.92 .09<br />
BSI – Aggressivität 62.09 12.69 56.09 12.59 .47<br />
BSI – Phobische <strong>Angst</strong> 64.18 14.13 63.45 12.88 .05<br />
BSI – Paranoides Denken 63.18 13.04 61.82 11.39 .10<br />
BSI – Psychotizismus 70.73<br />
8.82 67.64 12.22 .35
Ergebnis<br />
KOGNITIVE VARIABLEN<br />
Kohärenzgefühl<br />
t1 t2<br />
193<br />
M SD M SD ES<br />
29.73<br />
10.14<br />
30.36<br />
10.78<br />
Lebenszufriedenheit 16.82 7.35 15.55 8.32 .17<br />
FKK – Selbstkonzept eigener<br />
Fähigkeiten<br />
.06<br />
39.18 11.09 42.55 10.27 .30<br />
FKK – Internalisierung 42.55 11.00 40.27 13.23 -.21<br />
FKK – Sozial bedingte<br />
Externalität<br />
53.64 13.25 53.55 12.49 .00<br />
FKK – Fatalistische Externalität 51.45 12.32 53.00 13.83 .12<br />
Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; ES = Effektstärke (d) berechnet über<br />
M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; *p
Ergebnis<br />
194<br />
Bei den kognitiven Variablen erzielt das Kohärenzgefühl eine signifikant<br />
höhere Ausprägung (t(16) = -2.91; p < .05) und die Lebenszufriedenheit<br />
nimmt tendenziell zu (t(16) = -2.05; p = .06). Tabelle 26 gibt einen<br />
Überblick über Mittelwerte, Standardabweichungen und Effektstärken.<br />
Tabelle 26. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Frauen<br />
der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf (N = 17)<br />
WISSEN<br />
Wissensverständnis<br />
t1 t2<br />
M SD M SD ES<br />
1.65<br />
1.37<br />
.29<br />
.47<br />
.99**<br />
Wissenserwerb 11.47 2.15 12.82 1.24 .63*<br />
PSYCHISCHE GESUNDHEIT<br />
BDI<br />
25.94<br />
8.45<br />
17.47<br />
10.75<br />
1.00**<br />
BAI 27.00 9.34 23.65 14.07 .36<br />
BSI – Global Severity Index 75.35 6.66 68.76 11.12 .99**<br />
BSI – Somatisierung 68.41 9.76 64.94 11.60 .35<br />
BSI – Zwanghaftigkeit 71.59 6.86 66.53 10.00 .74*<br />
BSI – Unsicherheit im<br />
Sozialkontakt<br />
65.12 10.66 63.47 11.74 .13<br />
BSI – Depressivität 72.76 6.11 63.29 11.69 1.55**<br />
BSI – Ängstlichkeit 71.53 9.25 65.06 11.68 .70 +<br />
BSI – Aggressivität 61.18 12.60 58.76 16.89 .19<br />
BSI – Phobische <strong>Angst</strong> 73.29 7.80 67.18 11.79 .78 +<br />
BSI – Paranoides Denken 60.18 13.76 57.94 13.69 .16<br />
BSI – Psychotizismus 69.00 12.22 64.71 12.06 .35<br />
KOGNITIVE VARIABLEN<br />
Kohärenzgefühl<br />
28.53<br />
8.38<br />
36.47<br />
11.75<br />
.95*
Ergebnis<br />
t1 t2<br />
195<br />
M SD M SD ES<br />
Lebenszufriedenheit 15.24 6.65 17.18 7.19 .29 +<br />
FKK – Selbstkonzept eigener<br />
Fähigkeiten<br />
38.31 10.34 41.81 9.97 .34<br />
FKK – Internalisierung 44.82 7.57 45.94 9.24 .15<br />
FKK – Sozial bedingte<br />
Externalität<br />
FKK – Fatalistische<br />
Externalität<br />
54.00 9.93 52.50 11.84 .15<br />
51.75 9.82 48.69 14.38 .31<br />
Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; ES = Effektstärke (d) berechnet über<br />
M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; + p
Ergebnis<br />
9.4.3 Die psychische Gesundheit im Therapieverlauf<br />
196<br />
Das Niveau der psychischen Gesundheit der Kontrollgruppe – erhoben mit<br />
BDI, BAI und BSI – blieb über den Messzeitraum hinweg stabil. Eine<br />
einzige signifikante Verbesserung fand sich in der BSI-Skala<br />
Psychotizismus (t(12) = 2.38; p < .05). Tabelle 28 gibt einen Überblick.<br />
Tabelle 28. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) von BDI, BAI<br />
und BSI der Kontrollgruppe im Therapieverlauf (N = 13)<br />
t1 t2<br />
M SD M SD ES<br />
BDI 23.31 11.08 23.08 12.68 .02<br />
BAI 23.69 14.98 21.77 13.87 .13<br />
BSI – Global Severity<br />
Index<br />
72.69 9.63 72.31 7.87 .04<br />
BSI – Somatisierung 63.69 14.01 62.23 12.28 .10<br />
BSI – Zwanghaftigkeit 71.31 7.61 67.46 10.70 .50<br />
BSI – Unsicherheit im<br />
Sozialkontakt<br />
65.08 13.23 67.31 11.44 .17<br />
BSI – Depressivität 73.85 9.00 71.62 10.38 .25<br />
BSI – Ängstlichkeit 68.54 12.86 66.62 13.88 .15<br />
BSI – Aggressivität 59.85 13.57 61.92 10.73 .15<br />
BSI – Phobische<br />
<strong>Angst</strong><br />
BSI – Paranoides<br />
Denken<br />
69.46 11.85 65.54 10.56 .33<br />
64.92 13.44 66.23 11.22 .10<br />
BSI – Psychotizismus 73.54 7.96 68.08 11.14 .69*<br />
Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; ES = Effektstärke (d) berechnet über<br />
M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; + p
Ergebnis<br />
9.4.4 Die kognitiven Variablen im Therapieverlauf<br />
197<br />
Die Lebenszufriedenheit der Kontrollgruppe nahm im Therapiezeitraum<br />
signifikant zu (t(12) = -2.23; p < .05). Es zeigte sich eine tendenziell<br />
signifikant höhere Ausprägung des Kohärenzgefühls zum zweiten<br />
Messzeitpunkt (t(12) = -2.10; p = .06). Tabelle 29 gibt einen Überblick.<br />
Tabelle 29. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der<br />
kognitiven Variablen der Kontrollgruppe im Therapieverlauf (N = 13)<br />
t1 t2<br />
M SD M SD ES<br />
Kohärenzgefühl 28.54 8.10 33.15 9.03 .57 +<br />
Lebenszufriedenheit 14.00 7.08 16.54 7.23 .36*<br />
FKK – Selbstkonzept<br />
eigener Fähigkeiten<br />
39.67 8.45 41.17 10.52 .18<br />
FKK – Internalisierung 43.67 10.50 46.25 12.31 .25<br />
FKK – Sozial bedingte<br />
Externalität<br />
FKK – Fatalistische<br />
Externalität<br />
FKK – Generalisierte<br />
Selbstwirksamkeit<br />
FKK – Generalisierte<br />
Externalität<br />
50.08 11.88 48.25 11.97 .15<br />
51.83<br />
10.09<br />
53.17<br />
12.25<br />
.13<br />
40.58 7.23 42.92 9.26 .32<br />
51.67 9.88 51.00 10.84 .07<br />
Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; ES = Effektstärke (d) berechnet über<br />
M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; + p
Ergebnis<br />
9.5 Vergleich von Psychoedukations- und Kontrollgruppe unter<br />
Berücksichtigung der Vortestunterschiede<br />
198<br />
Um Vortestunterschiede zwischen den Gruppen statistisch zu<br />
berücksichtigen, wurden einfaktorielle Kovarianzanalysen mit der<br />
Kovariate Vortestwert durchgeführt. Zusätzlich wurden für alle Skalen die<br />
Behandlungseffekte (d) berechnet. Die Tabellen 30 bis 32 zeigen die<br />
Ergebnisse dieser Kovarianzanalysen des Wissens, der psychischen<br />
Gesundheit und der kognitiven Variablen von Psychoedukations- und<br />
Kontrollgruppe. Nach Bereinigung der Vortestunterschiede zwischen den<br />
<strong>bei</strong>den Gruppen zeigt die durchgeführte Kovarianzanalyse, dass sich das<br />
Wissensverständnis der Psychoedukationsgruppe im Vergleich zur<br />
Kontrollgruppe signifikant steigern konnte (F (1, 37) = 5.69; p < .05). Mit d<br />
= .24 zeigt sich ein angemessener Behandlungseffekt. Der<br />
Wissenszuwachs der Psychoedukationsgruppe ist marginal signifikant<br />
(F(1) = 4.00; p = .05) und erreicht einen kleinen Effekt von .16.<br />
Tabelle 30. Univariate F-Tests der Kovarianzanalysen und<br />
Behandlungseffekte der Wissensvariablen<br />
Gruppe<br />
Wissensverständnis<br />
Wissenserwerb<br />
PG<br />
KG<br />
PG<br />
KG<br />
Prä<br />
M<br />
(SD)<br />
1.68<br />
(1.49)<br />
1.77<br />
(2.71)<br />
10.89<br />
(2.53)<br />
9.92<br />
(2.84)<br />
Post<br />
M<br />
(SD)<br />
.36<br />
(.56)<br />
.92<br />
(1.04)<br />
12.29<br />
(1.86)<br />
10.77<br />
(1.88)<br />
F<br />
(df)<br />
5.69*<br />
(1, 37)<br />
4.00 +<br />
(1, 37)<br />
Anmerkungen: PG = Psychoedukationsgruppe (N = 28), KG = Kontrollgruppe (N = 13).<br />
ES = Effektstärke (d), berechnet über [(MPG(Post) – MPG(Prä)) - (MKG(Post) – MKG(Prä))] /<br />
spooled(Prä). + p < .10, *p < .05, **p < .01, ***p < .001.<br />
ES<br />
.24<br />
.16
Ergebnis<br />
199<br />
Nach Kontrolle der Vortestwerte der Maße der psychischen Gesundheit<br />
erreicht keine der Skalen mehr statistische Bedeutsamkeit. Das BDI (F (1,<br />
37) = 2.53; p = .12) sowie die BSI-Skalen GSI (F (1, 37) = 2.44; p = .13)<br />
und Depressivität (F (1, 37) = 2.30; p = .14) zeigen eine grobe Tendenz<br />
zur Signifikanz. Ihre Effektstärken variieren jedoch zwischen .53 und .61<br />
und erreichen einen mittleren Behandlungseffekt zugunsten der<br />
Psychoedukationsgruppe. Die BSI-Skalen Unsicherheit im Sozialkontakt<br />
(F (1, 37) = 1.74; p = .19), Aggressivität (F (1, 37) = 2.35; p = .13) und<br />
paranoides Denken (F (1, 37) = 2.86; p = .10) erreichen Effektstärken<br />
zwischen .24 und .46 bedingt durch eine Verbesserung der<br />
Psychoedukationsgruppe und eine gleichzeitige Verschlechterung der<br />
Kontrollgruppe. Im BAI und den BSI-Skalen Ängstlichkeit und<br />
Zwanghaftigkeit erzielt die Psychoedukationsgruppe kleine<br />
Behandlungseffekte von .12 bis .15. In der BSI-Skala phobische <strong>Angst</strong><br />
findet sich nahezu kein Effekt.<br />
Tabelle 31. Univariate F-Tests der Kovarianzanalysen und<br />
Behandlungseffekte der psychischen Gesundheit von Psychoedukations-<br />
und Kontrollgruppe<br />
Gruppe<br />
BDI<br />
BAI<br />
PG<br />
KG<br />
PG<br />
KG<br />
Prä<br />
M<br />
(SD)<br />
26.21<br />
(9.57)<br />
23.31<br />
(11.08)<br />
25.75<br />
(11.57)<br />
23.69<br />
(14.98)<br />
Post<br />
M<br />
(SD)<br />
19.82<br />
(10.91)<br />
23.08<br />
(12.08)<br />
22.32<br />
(12.57)<br />
21.77<br />
(13.87)<br />
F<br />
(df)<br />
2.53<br />
(1, 37)<br />
.20<br />
(1, 36)<br />
ES<br />
.61<br />
.12
Ergebnis<br />
Gruppe<br />
BSI – GSI<br />
BSI – Somatisierung<br />
BSI – Zwanghaftigkeit<br />
BSI – Unsicherheit<br />
BSI – Depressivität<br />
BSI – Ängstlichkeit<br />
PG<br />
KG<br />
PG<br />
KG<br />
PG<br />
KG<br />
PG<br />
KG<br />
PG<br />
KG<br />
PG<br />
KG<br />
Prä<br />
M<br />
(SD)<br />
75.00<br />
(7.35)<br />
72.69<br />
(9.63)<br />
66.57<br />
(10.78<br />
63.69<br />
(14.01)<br />
72.21<br />
(7.01)<br />
71.31<br />
(7.61)<br />
65.46<br />
(12.21)<br />
65.08<br />
(13.23)<br />
73.50<br />
(8.49)<br />
73.85<br />
(9.00)<br />
71.36<br />
(10.00)<br />
68.54<br />
(12.86)<br />
Post<br />
M<br />
(SD)<br />
69.93<br />
(10.25)<br />
72.31<br />
(7.87)<br />
64.21<br />
(11.46)<br />
62.23<br />
(12.28)<br />
67.29<br />
(9.67)<br />
67.46<br />
(10.70)<br />
63.96<br />
(11.94)<br />
67.31<br />
(11.44)<br />
66.71<br />
(12.40)<br />
71.62<br />
(10.38)<br />
67.86<br />
(11.08)<br />
66.62<br />
(13.88)<br />
F<br />
(df)<br />
2.44<br />
(1, 37)<br />
.00<br />
(1, 37)<br />
.18<br />
(1, 37)<br />
1.74<br />
(1, 37)<br />
2.30<br />
(1, 37)<br />
.12<br />
(1, 37)<br />
ES<br />
.58<br />
.07<br />
.15<br />
.30<br />
.53<br />
.14<br />
200
Ergebnis<br />
Gruppe<br />
BSI – Aggressivität<br />
PG<br />
KG<br />
BSI – Phobische <strong>Angst</strong><br />
PG<br />
KG<br />
BSI – Paranoid. Denken<br />
BSI – Psychotizismus<br />
PG<br />
KG<br />
PG<br />
KG<br />
Prä<br />
M<br />
(SD)<br />
61.54<br />
(12.41)<br />
59.85<br />
(13.57)<br />
69.71<br />
(11.43)<br />
69.46<br />
(11.85)<br />
61.36<br />
(13.32)<br />
64.92<br />
(13.44)<br />
69.68<br />
(10.86)<br />
73.54<br />
(7.96)<br />
Post<br />
M<br />
(SD)<br />
57.71<br />
(15.15)<br />
61.92<br />
(10.73)<br />
65.71<br />
(12.13)<br />
65.54<br />
(10.56)<br />
59.46<br />
(12.76)<br />
66.23<br />
(11.22)<br />
65.86<br />
(11.98)<br />
68.08<br />
(11.14)<br />
F<br />
(df)<br />
2.35<br />
(1, 37)<br />
.01<br />
(1, 37)<br />
2.86 +<br />
(1, 37)<br />
.001<br />
(1, 37)<br />
Anmerkungen: PG = Psychoedukationsgruppe (N = 28), KG = Kontrollgruppe (N = 13).<br />
ES = Effektstärke (d), berechnet über [(MPG(Post) – MPG(Prä)) - (MKG(Post) – MKG(Prä))] /<br />
spooled(Prä). + p < .10, *p < .05, **p < .01, ***p < .001.<br />
ES<br />
.46<br />
.01<br />
.24<br />
.09<br />
201<br />
In der Gruppe der kognitiven Variablen zeigt sich keine signifikante<br />
Veränderung der Skalen. Die Psychoedukationsgruppe kann kleine<br />
Effekte in der Verbesserung des Selbstkonzepts eigener Fähigkeiten (F<br />
(1, 35) = .39; p = .53) und in der Verringerung der Fatalistischen<br />
Externalität (F (1, 35) = .71; p = .41) vorweisen. Die Kontrollgruppe<br />
dagegen erreicht kleine Behandlungseffekte in der Steigerungen der<br />
Lebenszufriedenheit (F (1, 37) = 1.01; p = .32, d = -.27) und der FKK-
Ergebnis<br />
202<br />
Skala Internalisierung (F (1, 36) = .58; p = .45, d = -.30). Die Auswertung<br />
der Sekundärskalen zeigt, dass die Teilnahme an der<br />
Psychoedukationsgruppe keinen Behandlungseffekt in einer Steigerung<br />
der Selbstwirksamkeit erzielt, jedoch einen leichten Effekt von .13 in der<br />
Abnahme der generalisierten Externalität.<br />
Tabelle 32. Univariate F-Tests der Kovarianzanalysen und<br />
Behandlungseffekte der kognitiven Variablen von Psychoedukations- und<br />
Kontrollgruppe<br />
Gruppe<br />
Kohärenzgefühl<br />
Lebenszufriedenheit<br />
PG<br />
KG<br />
PG<br />
KG<br />
FKK – Selbstkonzept<br />
eigener Fähigkeiten<br />
FKK – Internalisierung<br />
PG<br />
KG<br />
PG<br />
KG<br />
Prä<br />
M<br />
(SD)<br />
29.00<br />
(8.95)<br />
28.54<br />
(8.10)<br />
15.86<br />
(6.84)<br />
14.00<br />
(7.08)<br />
38.67<br />
(10.45)<br />
39.67<br />
(8.45)<br />
43.93<br />
(8.95)<br />
43.67<br />
(10.50)<br />
Post<br />
M<br />
(SD)<br />
33.46<br />
(11.46)<br />
33.15<br />
(9.03)<br />
16.54<br />
(7.54)<br />
16.54<br />
(7.23)<br />
42.11<br />
(9.90)<br />
41.17<br />
(10.52)<br />
43.71<br />
(11.11)<br />
46.25<br />
(12.31)<br />
F<br />
(df)<br />
.01<br />
(1, 37)<br />
1.01<br />
(1, 37)<br />
.39<br />
(1, 35)<br />
.58<br />
(1, 36)<br />
ES<br />
-.02<br />
-.27<br />
.20<br />
-.30
Ergebnis<br />
Gruppe<br />
FKK – Sozial bedingte<br />
Externalität<br />
PG<br />
KG<br />
FKK – Fatalistische<br />
Externalität<br />
PG<br />
KG<br />
FKK – Generalisierte<br />
Selbstwirksamkeit<br />
PG<br />
KG<br />
FKK – Generalisierte<br />
Externalität<br />
PG<br />
KG<br />
Prä<br />
M<br />
(SD)<br />
53.85<br />
(11.15)<br />
50.08<br />
(11.88)<br />
51.63<br />
(10.68)<br />
51.83<br />
(10.09)<br />
40.50<br />
(8.72)<br />
41.00<br />
(10.09)<br />
53.21<br />
(10.02)<br />
50.77<br />
(10.00)<br />
Post<br />
M<br />
(SD)<br />
52.93<br />
(11.88)<br />
48.25<br />
(11.97)<br />
50.44<br />
(14.06)<br />
53.17<br />
(12.25)<br />
42.54<br />
(9.88)<br />
42.92<br />
(9.26)<br />
52.18<br />
(13.22)<br />
51.00<br />
(10.84)<br />
F<br />
(df)<br />
.25<br />
(1, 35)<br />
.71<br />
(1, 35)<br />
.00<br />
(1, 35)<br />
.13<br />
(1, 35)<br />
Anmerkungen: PG = Psychoedukationsgruppe (N = 28), KG = Kontrollgruppe (N = 13).<br />
ES = Effektstärke (d), berechnet über [(MPG(Post) – MPG(Prä)) - (MKG(Post) – MKG(Prä))] /<br />
spooled(Prä). + p < .10, *p < .05, **p < .01, ***p < .001.<br />
ES<br />
-.08<br />
.24<br />
.01<br />
.13<br />
203
Diskussion<br />
10 Diskussion<br />
204<br />
Ziel der vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t war es, ein psychoedukatives<br />
Gruppenprogramm zur Behandlung stationärer <strong>Patienten</strong>, die unter<br />
Ängsten leiden zu entwickeln und dieses auf seine formativen und<br />
summativen Aspekte hin zu evaluieren. Im Mittelpunkt der Pilotstudie<br />
stand die Frage, inwiefern das Programm im Sinne einer<br />
psychoedukativen Intervention wirksam ist und ob es Einfluss auf das<br />
Krankheitswissen, die psychische Gesundheit und kognitive Aspekte der<br />
<strong>Patienten</strong> hat. Der bisherigen Darstellung folgend werden die Ergebnisse<br />
getrennt für die <strong>bei</strong>den Evaluationsaspekte anhand der einzelnen<br />
formulierten Fragestellungen diskutiert.<br />
10.1 Formative Evaluationsaspekte<br />
10.1.1 Beurteilung der Gruppenleiter<br />
Das Psychoedukationsprogramm, das sich aus acht 50-minütigen<br />
Sitzungen zusammensetzt, liegt mit einem Zeitrahmen von vier Wochen<br />
unter der durchschnittlichen Verweildauer der <strong>Patienten</strong> in der<br />
psychiatrischen Akutklinik. Nach einer Einar<strong>bei</strong>tungsphase in das<br />
Programm war aus Sicht der Therapeuten die Zeitdauer der einzelnen<br />
Sitzungen von 50 Minuten ausreichend, um die Inhalte verständlich zu<br />
vermitteln. Der Aufbau der Sitzungen und die theoretischen Inhalte des<br />
Programms wurden von den Gruppenleitern durchwegs als in sich logisch<br />
und klar verständlich beurteilt. Das Ar<strong>bei</strong>tsmaterial (Ar<strong>bei</strong>tsblätter, Folien)<br />
wurde nach Ergänzungen ebenfalls als ausreichend und vollständig<br />
bewertet. Die Gruppenleiter beurteilten die Möglichkeit der <strong>Patienten</strong> sich<br />
zu beteiligen als ausreichend und als den gesundheitlich stark<br />
beeinträchtigen <strong>Patienten</strong> zumutbar. Aus Perspektive der Therapeuten<br />
erwies sich das Psychoedukationsprogramm als eine im Stationsalltag gut<br />
durchführbare Intervention, die gerade auch durch ihren hohen<br />
Strukturiertheitsgrad für Berufsanfänger geeignet ist. Zudem ist es ein<br />
leicht verständliches und den <strong>Patienten</strong> gut zumutbares Basisprogramm,<br />
auf dessen Inhalte in der Einzeltherapie aufgebaut werden kann.<br />
204
Diskussion<br />
205<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich das<br />
Psychoedukationsprogramm „<strong>PAsta“</strong> aus Sicht der Therapeuten<br />
hervorragend als Kurzzeitintervention in einer Akutklinik eignet.<br />
10.1.2 Beurteilung der Gruppenteilnehmer<br />
In der Beurteilung des Gruppenprogramms durch die <strong>Patienten</strong> zeigt sich<br />
eine für psychisch beeinträchtigte Personen typische Tendenz zu<br />
verzerrter (selbstabwertender) Wahrnehmung (Stavemann, 2003), - das<br />
Therapeutenverhalten wird von den <strong>Patienten</strong> durchwegs positiver<br />
eingeschätzt als das eigene Befinden und Verhalten.<br />
Die Mehrzahl der <strong>Patienten</strong> ist in hohem Maße mit dem Verhalten der<br />
Therapeuten und der Verständlichkeit ihrer Ausführungen zufrieden. Beide<br />
Skalen sprechen für eine hohe Akzeptanz des Programms seitens der<br />
<strong>Patienten</strong>, aber auch für eine hohe Kompetenz der Gruppenleiter mit<br />
schwerkranken <strong>Patienten</strong> verschiedenster Diagnosen in einer Gruppe<br />
umzugehen. Sitzung 7 nimmt da<strong>bei</strong> in <strong>bei</strong>den Skalen eine Sonderstellung<br />
ein. Trotz hoher Werte wird diese am „negativsten“ beurteilt, was am<br />
Thema der Sitzung – die Besprechung der Exposition - liegen kann. Hier<br />
mutet der Gruppenleiter den <strong>Angst</strong>patienten ein enorm belastendes<br />
Thema zu, was sich seitens der <strong>Patienten</strong> in einem gewissen Maß an<br />
Unzufriedenheit mit dem Therapeuten widerspiegeln kann. Zum andern<br />
wird Konfrontation theoretisch besprochen und die praktische<br />
Durchführung in den Bereich der Einzeltherapie verlegt. Vermutlich<br />
können sich <strong>Angst</strong>patienten in der Theorie nur schwer vorstellen, dass<br />
sich durch Konfrontation mit der befürchteten Situation ihre Beschwerden<br />
bessern könnten. Daher könnten sie die Erklärungen des Gruppenleiters<br />
als unverständlich empfinden. Im Vergleich der fünf Stundenbeurteilungs-<br />
Skalen fällt die höhere Zahl an Ausreißer- und Extremwerten in den<br />
<strong>bei</strong>den Skalen zur Beurteilung des Therapeutenverhaltens auf. Dies<br />
könnte ein Hinweis sein, dass einige <strong>Patienten</strong> aufgrund starker<br />
gesundheitlicher Beeinträchtigungen Schwierigkeiten hatten, den<br />
Ausführungen des Therapeuten zu folgen und die empfundene<br />
205
Diskussion<br />
206<br />
Überforderung in einer Unzufriedenheit mit dem Therapeuten zum<br />
Ausdruck gebracht haben.<br />
Der größte Teil der <strong>Patienten</strong> hat den Eindruck, dass das<br />
Gruppenprogramm weiterhilft. Ein kleinerer Teil empfindet die Intervention<br />
als weniger hilfreich für sich, was daran liegen kann, dass aufgrund von<br />
Komorbidität oder anderer Erstdiagnosen (nicht aus der Gruppe der<br />
<strong>Angst</strong>störungen) aktuell andere Beschwerden dominieren. Sitzung 1 und 5<br />
werden am hilfreichsten empfunden. Zur positiven Beurteilung der ersten<br />
Sitzung könnte das Phänomen <strong>bei</strong>getragen haben, dass <strong>Patienten</strong> in der<br />
Regel zu Beginn einer Therapie große Hoffnungen in eine Intervention<br />
setzen (Kanfer et al., 2000). Es zeigt aber auch, dass die Gruppenleiter in<br />
kompetenter Weise auf die besonderen Bedürfnisse der <strong>Patienten</strong> in der<br />
ersten Sitzung (im Sinne der „Forming“-Phase - Stahl, 2002) eingehen<br />
konnten. Verantwortlich für die hohen Werte in Sitzung 5 könnte das<br />
Thema sein. In dieser Einheit steht die Korrektur dysfunktionaler<br />
Denkmuster im Mittelpunkt, ein Aspekt der kognitiven Therapie, der nicht<br />
nur <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen, sondern auch z.B. <strong>bei</strong> affektiven oder<br />
Persönlichkeits-Störungen indiziert ist (Margraf, 1999) und deshalb als<br />
besonders hilfreich beurteilt wurde.<br />
Die Skala „Beteiligung“ zeigt, dass ein hoher Prozentsatz der <strong>Patienten</strong><br />
subjektiv Schwierigkeiten hat, sich am Gruppenprogramm zu beteiligen.<br />
Dies zieht sich durch alle Sitzungen. Diese Skala spiegelt nicht nur<br />
deutlich den reduzierten Gesundheitszustand der psychiatrischen<br />
Akutpatienten wieder. Sie zeigt auch den typischen Verlauf des<br />
psychischen Wohlbefindens während einer Therapie (Kanfer et al., 2000).<br />
In den ersten Sitzungen sinkt das schon geringe subjektive Wohlbefinden<br />
der <strong>Patienten</strong> weiter, da die Behandlung als anstrengend empfunden wird.<br />
Mit zunehmender Zeitdauer, - hier am Ende der dritten Woche, zeigt die<br />
Therapie erste Wirkungen und das Wohlbefinden steigt langsam an, bis in<br />
der letzten Sitzung alle Teilnehmer von nahezu keinen<br />
Beteiligungsschwierigkeiten mehr berichten. Allerdings muss die subjektiv<br />
eher pessimistische Einschätzung der <strong>Patienten</strong>beteiligung korrigiert<br />
206
Diskussion<br />
207<br />
werden. Denn im Rahmen der summativen Evaluation zeigt sich, dass die<br />
Gruppenteilnehmer im Lauf der Intervention im bedeutsamen Maße von<br />
der Gruppe profitieren konnten. Dies spricht nicht nur für eine Beteiligung<br />
der <strong>Patienten</strong> am Gruppengeschehen trotz subjektiv empfundener<br />
Schwierigkeiten, sondern auch für ein Gruppenkonzept, das den<br />
Bedürfnissen psychiatrischer Akutpatienten entgegenkommt.<br />
Ein ähnliches Bild wie in der Gruppenbeteiligung zeigt sich in der Skala<br />
„Gruppenatmosphäre“. In Sitzung 1 fühlt sich etwa die Hälfte der <strong>Patienten</strong><br />
wohl, die andere Hälfte hingegen scheint unter der Gruppensituation zu<br />
leiden. Gerade psychisch stark beeinträchtigte Menschen berichten zu<br />
Gruppenbeginn von großen Ängsten, sich in eine solche Situation zu<br />
begeben und fühlen sich zusätzlich belastet durch diese Anforderung<br />
(Fiedler, 1996; Stahl, 2002). Parallel zur Skala „Beteiligung“ sinkt auch<br />
hier in den ersten Sitzungen das Wohlbefinden, vermutlich durch die<br />
Auseinandersetzung mit der Gruppe und den Gruppenthemen. Mit<br />
zunehmender Zeitdauer verringern sich die krankheitsbedingten<br />
Beschwerden, aber auch der Prozess der Gruppenkohäsion schreitet<br />
voran, so dass ab Ende der dritten Woche das Wohlbefinden in der<br />
Gruppe zunimmt. In der letzten Sitzung bewerten schließlich die meisten<br />
der <strong>Patienten</strong> die Gruppenatmosphäre als positiv, was für eine gelungene<br />
Durchführung des Gruppenkonzepts spricht.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl von Therapeuten- wie<br />
<strong>Patienten</strong>seite der Zeitumfang des Programms, die Vermittlung der Inhalte<br />
und die Durchführung der Intervention positiv beurteilt wurden. Die<br />
formative Evaluation zeigt mit Hilfe der erhobenen Daten eine gelungene<br />
Umsetzung des Gruppenkonzepts. In nachfolgenden Untersuchungen<br />
empfiehlt es sich im Rahmen der formativen Evaluation ein<br />
differenzierteres Feedback der <strong>Patienten</strong> zu Aspekten wie allgemeine<br />
Wirksamkeit, Gruppenatmosphäre und Vollständigkeit der Themen zu<br />
erfragen (wie z.B. Feedbackfragebogen von Stengler-Wenzke, 1998).<br />
207
Diskussion<br />
10.2 Summative Evaluationsaspekte<br />
208<br />
Neben der Untersuchung formativer Aspekte hatte die vorliegende Ar<strong>bei</strong>t<br />
zum Ziel, das Gruppenprogramm hinsichtlich seiner Wirksamkeit als<br />
psychoedukative Maßnahme einzuschätzen. Hierzu wurden <strong>Patienten</strong>, die<br />
mindestens sechs der acht Gruppensitzungen absolviert hatten, mit einer<br />
Kontrollgruppe bezüglich des Krankheitswissens, der psychischen<br />
Gesundheit und verschiedener kognitiver Variablen verglichen. Der<br />
Gruppenvergleich zu Therapiebeginn bestätigt, dass sich<br />
Psychoedukations- und Kontrollgruppe im Alter und Ausbildungsniveau<br />
sowie in allen Skalen des Wissens, der psychischen Gesundheit und der<br />
kognitiven Variablen nicht unterscheiden. Daher kann die Vergleichbarkeit<br />
der Gruppen trotz der unvollständigen Randomisierung der Gruppen und<br />
der unausgewogenen Geschlechterverteilung als gegeben angesehen<br />
werden.<br />
In der Diskussion der vorliegenden Ergebnisse muss berücksichtigt<br />
werden, dass es sich <strong>bei</strong> der vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t um eine „Effektiveness-<br />
Studie“ handelt, welche die Wirksamkeit der psychoedukativen<br />
Maßnahme unter alltäglichen Bedingungen untersucht. Solche Studien<br />
erreichen in der Regel aufgrund der klinischen Besonderheiten (z.B. hohe<br />
Komorbiditätsraten, Motivations- und Complianceprobleme) nicht die<br />
hohen Erfolgsraten kontrollierter Wirksamkeitsstudien (Erikson, 2003;<br />
Peikert et al., 2004; Schmidt-Traub, 2005). Aus diesem Grund können<br />
auch statistisch nicht signifikante Ergebnisse mit entsprechenden<br />
Behandlungseffekten nach Cohen (1988) interpretiert und in diesem<br />
Rahmen als bedeutsam angesehen werden.<br />
10.2.1 Krankheitswissen<br />
Ein Ziel von Psychoedukation ist es, das Wissen der <strong>Patienten</strong> über ihre<br />
Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten zu erweitern (Bäuml &<br />
Pitschel-Walz, 2003). Bemessen am kurzen Untersuchungszeitraum von<br />
vier Wochen wird der Wissenserwerb über <strong>Angst</strong> als Hauptkriterium für die<br />
Wirksamkeit der psychoedukativen Intervention in den Mittelpunkt gestellt.<br />
Der Vergleich von Psychoedukations- und Kontrollgruppe zeigt, dass nach<br />
208
Diskussion<br />
209<br />
vier Wochen dieses Ziel erreicht werden konnte. Die Teilnehmer der<br />
Psychoedukationsgruppe erwarben trotz eines reduzierten<br />
Gesundheitszustandes und klar formulierter Schwierigkeiten, sich am<br />
Gruppenprogramm zu beteiligen ein deutlich höheres Wissen über <strong>Angst</strong><br />
und verbesserten ihr Verständnis für die Wissensfragen. Dieses Ergebnis<br />
zeigt, dass die inhaltliche Umsetzung der Intervention gelungen ist und<br />
das Gruppenprogramm dem hohen Informationsbedürfnis von <strong>Patienten</strong><br />
entgegenkommt (Mueser et al., 1992).<br />
Bei genauerer statistischer Überprüfung kommt jedoch auch die<br />
Schwäche des Wissensfragebogens zum Vorschein. Schon vor der<br />
Therapie werden zwei Drittel der Fragen richtig beantwortet, was darauf<br />
hinweist, dass der Schwierigkeitsgrad der Items, auch gemessen am<br />
hohen Bildungsniveau der <strong>Patienten</strong> (60% mittlere Reife oder Abitur), zu<br />
gering konstruiert wurde. Nach statistischer Analyse mit bereinigten<br />
Vortestwerten zeigt sich, dass die Trennschärfe der Items kaum ausreicht,<br />
um zwischen den Gruppen zu differenzieren. Für weitere Studien<br />
empfiehlt es sich deshalb, Items mit höherem Schwierigkeitsgrad und<br />
ausreichender Trennschärfe zu konstruieren.<br />
10.2.2 Psychische Gesundheit<br />
Das Skalenprofil der Teilnehmer der Psychoedukations-Studie zeigt eine<br />
deutlich beeinträchtigte psychische Gesundheit und spiegelt die<br />
Besonderheiten stationärer <strong>Patienten</strong> einer Akutklinik wieder wie sie auch<br />
in der Literatur beschrieben sind (vgl. Jacobi et al., 2002). 60% der<br />
<strong>Patienten</strong> - in der Psychoedukationsgruppe sogar mehr als 80% - haben<br />
bereits Erfahrung mit Einzel- und/oder Gruppentherapie. Mehr als die<br />
Hälfte der Personen leidet unter komorbiden Störungen. Komorbidität<br />
bedeutet immer einen größeren Schweregrad der Erkrankung (Wittchen &<br />
Vossen, 2000). Die Komplexität und Schwere der Störungsbilder ist auch<br />
in der Aufenthaltsdauer ersichtlich. Zwei Drittel der<br />
Psychoedukationsgruppe weist eine Aufenthaltsdauer von mehr als 40<br />
Tagen auf. Zu berücksichtigen ist zudem, dass <strong>Patienten</strong> mit leichteren<br />
Störungen vor Beendigung des Messzeitraums entlassen und nicht mehr<br />
209
Diskussion<br />
210<br />
in die Studie eingeschlossen wurden. Die <strong>Patienten</strong> <strong>bei</strong>der Gruppen leiden<br />
unter einer klinisch relevanten depressiven und <strong>Angst</strong>-Symptomatik und<br />
alle Skalen des BSI liegen im klinisch auffälligen Bereich. In der<br />
Diskussion der Ergebnisse zur psychischen Befindlichkeit muss deshalb<br />
berücksichtigt werden, dass sich die Stichprobe aus der typischen Klientel<br />
einer psychiatrischen Akutklinik zusammensetzt. Es handelt sich um<br />
schwerstbeeinträchtigte multimorbide <strong>Patienten</strong>, deren stationäre Therapie<br />
nach dem vierwöchigen Messzeitraum in der Mehrzahl noch nicht<br />
abgeschlossen war. Aus diesem Grund können die vorhandenen<br />
Behandlungseffekte trotz fehlender statistischer Signifikanz in diesem<br />
Rahmen als bedeutsam angesehen und interpretiert werden (Cohen,<br />
1988).<br />
Grundsätzlich wird als effektive Behandlung dieser stark beeinträchtigten<br />
<strong>Patienten</strong>gruppe ein differenzierter Behandlungsplan empfohlen, der sich<br />
aus verschiedenen Therapiemodulen zusammensetzt und individuell auf<br />
die Symptomatik der <strong>Patienten</strong> abgestimmt ist (Wittchen & Vossen, 2000).<br />
Diese Forderung bestätigt sich im Gruppenvergleich. <strong>Patienten</strong> mit<br />
Gruppenangebot profitieren im höheren Maße von der klinischen<br />
Behandlung als <strong>Patienten</strong>, die ausschließlich die psychiatrische<br />
Standardtherapie erhalten. Wie schon in zahlreichen Studien belegt (vgl.<br />
Kapitel 2.8), zeigt sich auch hier, dass Psychoedukation den<br />
Krankheitsverlauf positiv beeinflusst und zu einer Steigerung der<br />
psychischen Gesundheit führt.<br />
Besonders gute Behandlungseffekte erzielt das Gruppenprogramm im<br />
Bereich der depressiven Symptomatik der <strong>Patienten</strong>. Als verantwortlich<br />
hierfür werden die therapeutischen Strategien des Gruppenprogramms<br />
angesehen, die nicht nur in der <strong>Angst</strong>-, sondern auch in der<br />
Depressionsbehandlung indiziert sind (Margraf, 1999; Schmidt-Traub &<br />
Lex, 2005). Dazu gehören Methoden der körperlichen Aktivierung,<br />
Entspannungsmethoden und Strukturierungshilfen, die direkt in der<br />
Gruppe geübt werden, oder deren Sinnhaftigkeit wie im Fall der<br />
körperlichen Aktivierung ausführlich erklärt und dazu im Stationsalltag<br />
motiviert wird. Ein anderer Schwerpunkt des Gruppenprogramms sind die<br />
210
Diskussion<br />
211<br />
kognitiven Strategien, die über zwei Sitzungen ausführlich behandelt und<br />
eingeübt werden und sich ebenfalls hoch wirksam <strong>bei</strong> depressiven<br />
Störungen zeigen. Schließlich überschneidet sich auch die<br />
medikamentöse Therapie in der <strong>Angst</strong>- und Depressionsbehandlung.<br />
<strong>Patienten</strong> werden in der Gruppe über die Wirkweise moderner<br />
Antidepressiva aufgeklärt, was wiederum die Anwendung der <strong>bei</strong><br />
Depression indizierten Pharmakotherapie unterstützt (Pitschel-Walz,<br />
2005). Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Goodwin et al. (2001) und<br />
Tsao et al. (2002). Ihre Studien belegen, dass <strong>bei</strong> komorbider <strong>Angst</strong> und<br />
Depression eine erfolgreich durchgeführte Behandlung der dominierenden<br />
psychischen Störung auch zur Behebung der komorbiden Störung führt.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass <strong>Patienten</strong>, die unter Ängsten<br />
leiden, aber eine Erstdiagnose aus dem Bereich der affektiven Störungen<br />
vorweisen, von diesem Gruppenprogramm in hohem Maße profitieren.<br />
Im Bereich der <strong>Angst</strong>symptomatik - erhoben mit BAI und den BSI-Skalen<br />
Ängstlichkeit, Phobische <strong>Angst</strong> und Zwanghaftigkeit - liegen<br />
Psychoedukations- und Kontrollgruppe ebenfalls im klinisch relevanten<br />
Bereich. Auch in diesem Symptomkomplex können <strong>Patienten</strong> mit<br />
Gruppenprogramm stärker profitieren, wenn auch nicht so stark wie im<br />
Bereich der depressiven Symptomatik. Da<strong>bei</strong> fällt auf, dass die <strong>Patienten</strong><br />
der Psychoedukationsgruppe im BAI und in den BSI-Skalen Ängstlichkeit<br />
und Zwanghaftigkeit mäßige Behandlungseffekte um .15 erreichen. In der<br />
Skala Phobische <strong>Angst</strong> dagegen findet sich kein praktisch bedeutsamer<br />
Effekt zugunsten der Psychoedukationsgruppe. Phobische Ängste<br />
reduzieren sich unabhängig vom Einfluss der Psychoedukationsgruppe,<br />
vermutlich durch Bedingungen der psychiatrischen Standardversorgung.<br />
Phobische <strong>Patienten</strong> werden durch das Stationsprogramm an sich mit<br />
vielen Aktivitäten konfrontiert, die zu Hause gemieden werden.<br />
Das Nichtprofitieren der phobischen <strong>Patienten</strong> vom Gruppenprogramm<br />
kann durch die Besonderheiten der <strong>Angst</strong>skalen erklärt werden. Die<br />
Ängstlichkeits- und Zwanghaftigkeits-Skalen umfassen kognitive und<br />
somatische Korrelate der <strong>Angst</strong>. Für diese Symptomgruppe der<br />
211
Diskussion<br />
212<br />
<strong>Angst</strong>störungen werden im Gruppenprogramm Strategien vorgestellt und<br />
sowohl in der Sitzung als auch in Form von Hausaufgaben direkt eingeübt.<br />
Die BSI-Skala Phobische <strong>Angst</strong> hingegen umfasst Phobien im klassischen<br />
Sinn, deren indizierte Behandlungsform die Konfrontation ist (Margraf,<br />
1999). In der Gruppe können jedoch Methoden der Exposition nur<br />
vorgestellt werden. Die Durchführung der Übungen wird ausdrücklich in<br />
den Bereich der Einzeltherapie verlagert, da die Gruppe<br />
zusammengesetzt aus psychiatrischen Akutpatienten damit überfordert<br />
wäre. Hier zeigt sich ein möglicher Schwachpunkt des<br />
Gruppenprogramms. In der Gruppe werden „universelle“ Methoden der<br />
<strong>Angst</strong>behandlung vorgestellt, die individuelle Problemlage muss da<strong>bei</strong><br />
zurücktreten. Damit gerade <strong>Patienten</strong> mit phobischen Störungen - aber<br />
auch mit anderen <strong>Angst</strong>störungen - verstärkt vom Gruppenprogramm<br />
profitieren können, ist es erforderlich, die Inhalte der Sitzungen in<br />
begleitender Einzeltherapie zu vertiefen und einzuüben. Im<br />
Erhebungszeitraum jedoch führten zwei Therapeutinnen die Gruppen<br />
durch, wovon nur eine auf einer der <strong>bei</strong>den Stationen tätig war. Im Idealfall<br />
sollten Ärzte, Psychologen und Pflegekräfte der Station an der<br />
gruppentherapeutischen Ar<strong>bei</strong>t beteiligt sein und die Inhalte in den<br />
Einzelkontakten mit den <strong>Patienten</strong> aufgreifen und vertiefen.<br />
Als mitverantwortlich für die relativ geringen Effekte des<br />
Gruppenprogramms im Bereich der <strong>Angst</strong>symptomatik muss die<br />
Zusammensetzung der Stichprobe diskutiert werden. Um adäquate<br />
Gruppengrößen zu erhalten, wurden in die Studie <strong>Patienten</strong>, die unter<br />
syndromaler <strong>Angst</strong> im Rahmen psychischer Erkrankungen leiden,<br />
aufgenommen. Wie auch schon die Einschätzung der Nützlichkeit des<br />
Programms durch die <strong>Patienten</strong> zeigt, standen <strong>bei</strong> einem Teil der<br />
<strong>Patienten</strong> nicht primär Ängste, sondern andere Beschwerden im<br />
Vordergrund. Eine Auswertung getrennt nach den Erstdiagnosen würde<br />
deshalb in Folgeuntersuchungen differenziertere Ergebnisse bringen.<br />
Eine letzte Ursache für die relativ kleinen Behandlungseffekte im Bereich<br />
der <strong>Angst</strong>symptomatik ist der Untersuchungszeitraum. Peikert et al. (2004)<br />
berichten in ihrer Untersuchung zu kognitiver Verhaltenstherapie <strong>bei</strong><br />
212
Diskussion<br />
213<br />
schwer gestörten, <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> mit <strong>Angst</strong>erkrankungen, dass die<br />
Zeit bis zum Eintreten signifikanter Symptomreduktion im Median sieben<br />
Wochen betrug. Somit müssten in katamnestischen Untersuchungen noch<br />
weitere Effekte zu erwarten sein.<br />
Die grundsätzliche psychische Belastung bzw. die Intensität der<br />
empfundenen Belastung nimmt ebenfalls in der Psychoedukationsgruppe<br />
deutlich ab, während die Kontrollgruppe stabil bleibt. Es zeigt sich ein<br />
ausgeprägter Behandlungseffekt durch das Gruppenprogramm und<br />
bestätigt den positiven Einfluss von Psychoedukation auf die psychische<br />
Gesundheit. Bei Betrachtung der verschiedenen Skalen des BSI ergibt<br />
sich jedoch ein differenziertes Bild.<br />
Deutliche bis mäßige Behandlungseffekte finden sich wie schon erwähnt<br />
im Bereich der depressiven und <strong>Angst</strong>-Skalen. Nur geringe Effekte zeigen<br />
sich in der Besserung körperlicher Beschwerden (Somatisierung) und im<br />
Psychotizismus. Die Skala Somatisierung bezieht sich auf psychische<br />
Belastung, die durch die Wahrnehmung körperlicher Dysfunktion entsteht.<br />
Einfache körperliche Beschwerden bis hin zu funktionellen Beschwerden<br />
inklusive der körperlichen Symptome von <strong>Angst</strong> werden hier erfasst.<br />
Positive Effekte in diesem Bereich sind wohl auf das Vermitteln von<br />
Strategien zur Erregungskontrolle zurückzuführen. Hinsichtlich des<br />
Symptombereichs Psychotizismus kann nur spekuliert werden, welche<br />
Gruppeninhalte einen Einfluss hatten. Möglicherweise haben sich<br />
Methoden zur Spannungsreduktion und Erregungskontrolle sowie<br />
kognitive Strategien positiv auf diese Symptomgruppe ausgewirkt.<br />
Schließlich hebt sich noch eine Skalentrias hervor (mit Tendenz zu<br />
signifikanten) kleinen bis mittleren Behandlungseffekten, die mit<br />
verursacht sind durch eine Verschlechterung der Kontrollgruppe. Zu<br />
nennen sind hier die Skalen Unsicherheit im Sozialkontakt, Aggressivität<br />
und Paranoides Denken. Während sich die Psychoedukationsgruppe im<br />
Verlauf der vier Wochen psychiatrischer Standardbehandlung mit<br />
Gruppenangebot in diesen Skalen verbessern konnte, wurde die<br />
Kontrollgruppe im gleichen Zeitraum ohne Gruppenangebot sozial<br />
213
Diskussion<br />
214<br />
unsicherer, paranoider und aggressiver. Betrachtet man die Skalen sticht<br />
der soziale Bezug der Items ins Auge (z.B. Minderwertigkeitsgefühle<br />
gegen andere; starke Befangenheit im Umgang mit anderen; Gefühl, dass<br />
man anderen nicht trauen kann, mangelnde Anerkennung durch andere).<br />
Anscheinend wirkt die Gruppe mit ihren Inhalten, aber auch generell mit<br />
ihren therapeutischen Wirkfaktoren sozialer Isolation entgegen, fördert<br />
soziale Fertigkeiten und korrigiert unangepasste soziale Denk- und<br />
Verhaltensmuster. Alternative offene Gruppenangebote im Bereich der<br />
Bewegungs-, Entspannungs- und Ergotherapie können im Vergleich zur<br />
geschlossenen Psychoedukationsgruppe nicht das Maß an<br />
Gruppenkohäsion erzeugen, so dass <strong>Patienten</strong> sozial profitieren können.<br />
Fehlt das starke Eingebundensein in eine Gruppe, entwickeln sich Gefühle<br />
der Isolation und Unzufriedenheit bis hin zur Aggression.<br />
Ebenfalls muss diskutiert werden, ob die hohen Aggressivitätswerte der<br />
Kontrollpatienten durch eine Demoralisierung zustande gekommen sind.<br />
Aufgrund des fehlenden Gruppenangebots könnten die <strong>Patienten</strong><br />
zunehmend unzufriedener mit der Klinikbehandlung geworden sein und<br />
ihre Anstrengungen, vom Behandlungsangebot zu profitieren, im Verlauf<br />
der Therapie reduziert haben. Diese Gefährdung der internen Validität legt<br />
nahe, in zukünftigen Wirksamkeitsstudien ein alternatives<br />
Gruppenangebot für die Kontrollpatienten, z.B. in Form einer offenen<br />
Gesprächsgruppe, einzurichten.<br />
10.2.3 Kognitive Variablen<br />
Psychische Stabilität zeichnet sich durch ein hohes Selbstkonzept eigener<br />
Fähigkeiten, hohe Internalität und geringe Externalität aus (Krampen,<br />
1991). Betrachtet man die Skalenwerte des FKK <strong>bei</strong>der Gruppen zu<br />
Therapiebeginn zeigen sich gerade gegenteilige Werte. Ein geringes<br />
Selbstkonzept eigener Fähigkeiten, eine niedrige internale und hohe<br />
externale Kontrollüberzeugung bestätigen auch im kognitiven Bereich das<br />
Bild der psychischen Befindlichkeit der <strong>Patienten</strong>.<br />
Die Psychoedukationsgruppe zeigt im Verlauf der Therapie<br />
Behandlungseffekte in der Entwicklung des Selbstkonzepts eigener<br />
214
Diskussion<br />
215<br />
Fähigkeiten als einer elementaren Voraussetzung zum Aufbau von<br />
Selbstwirksamkeit. Personen, die an der Gruppe teilnehmen, entwickeln in<br />
diesem vierwöchigen Zeitraum zunehmend eine generalisierte Erwartung,<br />
dass in bestimmten Lebenssituationen Handlungsmöglichkeiten zur<br />
Verfügung stehen. Allerdings zeigt sich auf der Sekundärebene der<br />
Skalen, dass das Ausmaß an Selbstwirksamkeitsüberzeugung der<br />
<strong>Patienten</strong> unverändert bleibt. Nach wie vor besteht also noch Unsicherheit<br />
in der Handlungsplanung und –realisation. Selbstwirksamkeitserwartung<br />
baut sich generell über einen langen Zeitraum auf (Schwarzer &<br />
Jerusalem, 1994), so dass wohl der Messzeitraum nicht ausreicht, um<br />
Veränderungen in dieser Skala abzubilden. Für eine langfristige Wirkung<br />
des Gruppenprogramms auf die Selbstwirksamkeitsüberzeugung spricht<br />
jedoch die Abnahme der fatalistischen Externalität, die sich auch in der<br />
generalisierten Externalität auf Sekundärebene der Skalen widerspiegelt.<br />
Mit einem Behandlungseffekt von .24 sinkt in der Psychoedukations-<br />
Gruppe die wahrgenommene Hilflosigkeit und die Erwartung, dass<br />
Ereignisse im Leben vom Schicksal, Glück oder Zufall abhängen. In der<br />
Kontrollgruppe dagegen nehmen diese Überzeugungen zu. Die<br />
Veränderungen im kognitiven Bereich werden der Vermittlung konkreter<br />
Strategien auf der kognitiven und Verhaltens-Ebene zugeschrieben, die in<br />
der Gruppe eingeübt werden und der Hilflosigkeit entgegenwirken<br />
(Krampen, 1991).<br />
Die Kontrollgruppe verzeichnet deutliche Behandlungseffekte um .30 auf<br />
der Skala Internalisierung. Die <strong>Patienten</strong> gewinnen also zunehmend die<br />
Überzeugung, dass sie Kontrolle über das eigene Leben oder bestimmte<br />
Ereignisse haben, während die Psychoedukationsgruppe in dieser<br />
Erwartung unverändert bleibt. Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zur<br />
hohen fatalistischen Externalität der Kontrollgruppe, denn die <strong>Patienten</strong><br />
nehmen sich zum einen eher selbst bestimmt wahr, zum anderen aber<br />
auch als vom Schicksal abhängig. Es empfiehlt sich, diese Ergebnisse vor<br />
ihrer Interpretation auf Grundlage einer größeren Stichprobe zu<br />
replizieren.<br />
215
Diskussion<br />
216<br />
Beide Gruppen verändern sich nur minimal in ihrer Erwartung, dass<br />
wichtige Ereignisse im Leben vom Einfluss anderer Personen abhängen<br />
(Sozial bedingte Externalität). Dieses Ergebnis kann auf den<br />
Messzeitraum zurückgeführt werden. Gerade in der ersten Zeit ihres<br />
Klinikaufenthaltes erleben es die <strong>Patienten</strong>, in hohem Maße auf andere<br />
Personen angewiesen zu sein und setzen große Hoffnung in die<br />
Behandler, was auch therapeutisch genutzt wird. Im Laufe der weiteren<br />
Behandlung, die ja zum zweiten Messzeitpunkt <strong>bei</strong> der Mehrzahl der<br />
<strong>Patienten</strong> nicht abgeschlossen war, müssten durch die Stärkung der<br />
Selbstmanagementkompetenzen die Werte in dieser Skala weiter<br />
abnehmen.<br />
Die Lebenszufriedenheit der <strong>Patienten</strong> liegt entsprechend der hohen<br />
psychischen Beeinträchtigung im unteren Bereich. Die <strong>Patienten</strong> der<br />
Kontrollgruppe, die zu Therapiebeginn unzufriedener mit ihrem Leben<br />
sind, erreichen zwar nach vier Wochen mit einem Behandlungseffekt um<br />
.30 das Niveau der Psychoedukationsgruppe, aber eine bedeutsame<br />
Zunahme der Lebenszufriedenheit ist in <strong>bei</strong>den Gruppen nicht zu finden.<br />
Die Ursachen hierfür liegen wohl in der Stabilität des Konzepts (Diener et<br />
al., 1985) und in der noch nicht abgeschlossenen Therapie der <strong>Patienten</strong>.<br />
Im Kohärenzgefühl, dessen Werte zu Therapiebeginn <strong>bei</strong> <strong>bei</strong>den Gruppen<br />
im unteren Bereich liegen, spiegelt sich ebenfalls die erniedrigte<br />
psychische Gesundheit der <strong>Patienten</strong> wieder. Es nimmt unabhängig vom<br />
Psychoedukationsprogramm im Therapieverlauf nur leicht zu. Per<br />
definitionem ist das Kohärenzgefühl ein relativ stabiles<br />
Persönlichkeitskonstrukt, das sich nur über einen längeren Zeitraum<br />
verändert (Antonovsky, 1997). Um den Einfluss des Gruppenprogramms<br />
sowohl auf die Lebenszufriedenheit als auch auf das Kohärenzgefühl zu<br />
bestimmen, muss der Messzeitraum länger angelegt sein und Follow-up-<br />
Untersuchungen vorgenommen werden.<br />
10.2.4 Männer und Frauen im Vergleich<br />
Bei Betrachtung der Männer und Frauen der Psychoedukationsgruppe<br />
zeigt sich, dass in nahezu allen Skalen Frauen von der<br />
216
Diskussion<br />
217<br />
Psychoedukationsgruppe im höheren Maß profitieren als Männer. Da<br />
jedoch ein Vergleich mit der Kontrollgruppe aufgrund der kleinen<br />
weiblichen Stichprobe nicht möglich ist, ist unklar, ob der Unterschied<br />
speziell durch die Frauen oder die psychoedukative Intervention zustande<br />
kommt. Allerdings finden sich in der Literatur Studien, die ebenfalls von<br />
einem Geschlechter-Effekt berichten und das weibliche Geschlecht als<br />
Erfolgsprädiktor für stationäre kognitive Verhaltenstherapie identifizieren<br />
(z.B. Peikert et al., 2004). Als Erklärungsmöglichkeit wird hier die höhere<br />
Fähigkeit von Frauen, sich auf eine psychotherapeutische Behandlung<br />
einlassen zu können und Compliance zu entwickeln, genannt. Denn<br />
Frauen nehmen tendenziell häufiger Psychotherapie in Anspruch. Im<br />
Rahmen einer Weiterentwicklung des Gruppenprogramms sollte in<br />
Erwägung gezogen werden, geschlechterspezifische Wirkfaktoren der<br />
Psychotherapie zu berücksichtigen.<br />
10.3 Zusammenfassung und Ausblick<br />
In der Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse der formativen und<br />
summativen Evaluation kristallisieren sich die folgenden Punkte heraus.<br />
Die im Rahmen der formativen Analyse erhobenen Daten zeigen eine<br />
hohe Zufriedenheit sowohl der Therapeuten als auch der <strong>Patienten</strong> mit<br />
dem Gruppenprogramm. Die Umsetzung des Gruppenkonzepts und auch<br />
die Treatmentimplementation sind gelungen. Der zeitliche Rahmen erwies<br />
sich als ausreichend, um die Inhalte klar zu vermitteln und als zumutbar<br />
für die <strong>Patienten</strong>. Für weiterführende Untersuchungen wird ein<br />
spezifischeres <strong>Patienten</strong>-Feedback empfohlen.<br />
Sowohl in der formativen als auch summativen Evaluation erwies sich die<br />
Vermittlung der Exposition als inhaltliche Schwachstelle. Diese kann<br />
<strong>Patienten</strong> nur klar vermittelt werden, wenn gleichzeitig in der<br />
Einzelbehandlung das Thema vertieft wird. Hier empfiehlt es sich, den<br />
Transfer der Gruppeninhalte stärker in die individuelle Behandlung der<br />
<strong>Patienten</strong> einfließen zu lassen. Zu überlegen wäre auch, speziell für<br />
217
Diskussion<br />
218<br />
phobische <strong>Patienten</strong> ein vertiefendes Gruppenangebot z.B. in Form von<br />
Expositionsübungen zu entwickeln.<br />
In Anbetracht des kurzen Messzeitraumes von nur vier Wochen gelang<br />
das Hauptanliegen der Psychoedukationsgruppe, die Steigerung des<br />
krankheitsbezogenen Wissens, trotz hoher psychischer Belastung der<br />
<strong>Patienten</strong> im vollen Umfang. Somit kann das psychoedukative<br />
Gruppenprogramm dem Informationsbedürfnis der <strong>Patienten</strong> Rechnung<br />
tragen. Allerdings müssen in Folgeuntersuchungen die Wissensfragen<br />
bezüglich Schwierigkeitsgrad und Trennschärfe überar<strong>bei</strong>tet werden.<br />
Von welcher Bedeutung psychoedukative Gruppenangebote <strong>bei</strong> der<br />
Behandlung schwerst beeinträchtigter <strong>Patienten</strong> in einer Akutklinik sind,<br />
zeigt die Tatsache, dass sich schon nach vier Wochen Behandlung die<br />
Psychoedukationsgruppe hinsichtlich ihrer verminderten psychischen<br />
Belastung positiv von der Kontrollgruppe abhebt. Zudem scheint sich ein<br />
fehlendes Gruppenangebot negativ auf <strong>Patienten</strong> auszuwirken, was sich<br />
in einer Verschlechterung in den sozialen Bezügen zeigt. Die größte<br />
Wirkung entfaltet das Programm im Bereich der depressiven<br />
Symptomatik. Dies kann als Hinweis gewertet werden, dass sich das<br />
Gruppenprogramm vermutlich aufgrund des kognitiven Schwerpunkts gut<br />
für <strong>Angst</strong>patienten mit komorbider depressiver Symptomatik eignet.<br />
Die Wirksamkeitsüberprüfung im Bereich der <strong>Angst</strong>symptomatik fiel<br />
geringer aus als erwartet. Wie bereits erwähnt, wird davon ausgegangen,<br />
dass <strong>Angst</strong>patienten durch eine Vertiefung der Exposition noch stärker<br />
von der Intervention profitieren können. Mit verantwortlich für das niedrige<br />
Ergebnis in den <strong>Angst</strong>skalen ist die diagnosenheterogene<br />
Zusammensetzung der Stichprobe. Wie auch die Einschätzung der<br />
Nützlichkeit des Programms durch die <strong>Patienten</strong> zeigt, standen <strong>bei</strong> einem<br />
Teil der <strong>Patienten</strong> nicht Ängste, sondern andere Beschwerden im<br />
Vordergrund. Eine Auswertung getrennt nach den Erstdiagnosen würde<br />
deshalb in Folgeuntersuchungen differenzierte Ergebnisse ermöglichen.<br />
Außerdem sollte der Messzeitraum verlängert werden, um spätere Effekte<br />
berücksichtigen zu können. Dies betrifft nicht nur die <strong>Angst</strong>symptomatik,<br />
218
Diskussion<br />
219<br />
sondern auch die kognitiven Variablen, deren Werte bereits erste Ansätze<br />
einer verbesserten Selbstwirksamkeit erkennen lassen.<br />
In dringend benötigten Folgeuntersuchungen sollte, neben der<br />
Verwendung einer größeren Stichprobe, Information zu Compliance und<br />
Rezidivraten erfasst werden. Follow-up-Studien, die Aussagen über die<br />
längerfristige Stabilität der Behandlungsergebnisse, den Transfer in die<br />
Alltagspraxis und die sozioökonomische Relevanz der Maßnahme (z.B.<br />
verlängerte Wiederaufnahmezeiten) ermöglichen, werden ebenfalls<br />
gefordert. Systematische Vergleiche mit der Implementation oder Integrität<br />
anderer Programme wären wünschenswert. Schließlich könnten im<br />
Rahmen einer Weiterentwicklung des Gruppenprogramms<br />
geschlechtsspezifische Wirkfaktoren von Psychotherapie einbezogen<br />
werden. An die Entwicklung von Booster-Sitzungen zur Stabilisierung der<br />
Ergebnisse und parallelen Angehörigengruppen zur Steigerung der<br />
Wirksamkeit könnte ebenfalls gedacht werden (vgl. Pharoah et al., 2003;<br />
Pitschel-Walz et al., 2001).<br />
Abschließend kann trotz der vorhandenen Begrenzungen der Studie eine<br />
weitgehend positive Bilanz gezogen werden. Psychoedukation als<br />
Behandlungsmethode in der psychiatrischen Versorgung erweist sich im<br />
Bereich der <strong>Angst</strong>störungen als unverzichtbare Intervention. In der<br />
Behandlung schwerst beeinträchtigter stationärer <strong>Patienten</strong> kann ein<br />
multimodales Therapieprogramm durch das psychoedukative<br />
Gruppenangebot „<strong>PAsta“</strong> optimiert werden.<br />
219
Zusammenfassung<br />
11 Zusammenfassung<br />
220<br />
Die vorliegende Ar<strong>bei</strong>t umfasst die Entwicklung sowie formative und<br />
summative Evaluation des <strong>stationären</strong> psychoedukativen<br />
Gruppenprogramms <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> –<br />
<strong>PAsta“</strong>.<br />
Der theoretische Teil erstreckt sich über vier Kapitel. Das erste Kapitel legt<br />
seinen Schwerpunkt auf die allgemeine Bedeutung von Psychoedukation<br />
in der Behandlung psychischer Erkrankungen. Hier werden Verständnis<br />
und Ziele von Psychoedukation sowie deren historische Entwicklung<br />
dargestellt. Speziell eingegangen wird auf die therapeutischen<br />
Wirkfaktoren und die Besonderheit von Psychoedukation in der<br />
<strong>stationären</strong> Behandlung. Schließlich wird ein Überblick über die Evaluation<br />
und Wirksamkeit psychoedukativer Interventionen im Allgemeinen<br />
gegeben. Das zweite Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen der<br />
Psychoedukation. Es werden vier Modelle aus dem Feld der<br />
Gesundheitspsychologie vorgestellt und ihre Implikationen für<br />
Psychoedukation herausgear<strong>bei</strong>tet. Das dritte Kapitel befasst sich mit<br />
Psychoedukation speziell <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen. Nach Vorstellung der<br />
diagnostischen Einordnung, Epidemiologie, Therapie und Komorbidität<br />
von <strong>Angst</strong>erkrankungen wird ein breiter Überblick über den aktuellen<br />
Forschungsstand zu Gruppenkonzepten <strong>bei</strong> der Behandlung heterogener<br />
<strong>Angst</strong>störungen gegeben. Die Vorteile gruppentherapeutischer Konzepte<br />
und die der Behandlung heterogener <strong>Angst</strong>störungen in Gruppen im<br />
klinischen Setting werden aufgezeigt. Beide Aspekte fließen in die<br />
Konzeption des <strong>stationären</strong> Psychoedukationsprogramm „<strong>PAsta“</strong> ein,<br />
welches im letzten Kapitel des Theorieteils vorgestellt wird. Es setzt sich<br />
aus einer theoretischen Einführung und den acht Gruppensitzungen<br />
inklusive des Ar<strong>bei</strong>tsmaterials zusammen. Ziel des Programms ist es, den<br />
<strong>Patienten</strong> Informationen zum Umgang mit Ängsten sowie<br />
Bewältigungsstrategien auf körperlicher, kognitiver und behavioraler<br />
Ebene zu vermitteln. Als Besonderheiten des Konzepts lassen sich die<br />
Entwicklung des Gruppenmanuals speziell abgestimmt auf die<br />
220
Zusammenfassung<br />
221<br />
Bedürfnisse stationärer Akutpatienten nennen sowie die Integration<br />
verschiedener Diagnosegruppen in eine Gruppe, um den Gegebenheiten<br />
einer psychiatrischen Akutklinik entgegenzukommen. Das<br />
Psychoedukationsprogramm versteht sich als Basistherapie auf die in der<br />
Einzelbehandlung aufgebaut werden kann.<br />
Im empirischen Teil der Ar<strong>bei</strong>t wird die Pilotstudie zur konzeptuellen<br />
Umsetzung sowie zur Überprüfung der Wirksamkeit des<br />
Psychoedukationsprogramms dargestellt. Insgesamt nahmen an der<br />
Studie 87 <strong>Patienten</strong> der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik<br />
der Universität Erlangen-Nürnberg teil, die unter syndromaler <strong>Angst</strong> im<br />
Rahmen psychischer Erkrankungen litten. 28 <strong>Patienten</strong>, die neben<br />
psychiatrischer Standardtherapie mindestens sechs der acht<br />
Gruppensitzungen absolviert hatten, wurden mit einer Kontrollgruppe von<br />
13 Personen, die ausschließlich psychiatrische Standardtherapie erhalten<br />
hatten, im Prä-Post-Design bezüglich des Krankheitswissens, der<br />
psychischen Gesundheit und kognitiver Variablen verglichen.<br />
Die Auswertung der Daten erfolgte im Rahmen der formativen Evaluation<br />
rein deskriptiv. In der summativen Evaluation wurden<br />
Mittelwertsvergleiche zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe sowie<br />
Vergleiche im Rahmen des Therapieverlaufs durchgeführt. Um<br />
Vortestunterschiede zwischen den Gruppen zu berücksichtigen, wurden<br />
Kovarianzanalysen berechnet.<br />
Die formative Evaluation zeigte eine hohe Akzeptanz des Programms<br />
gemessen an der Zufriedenheit der <strong>Patienten</strong> mit dem Verhalten und den<br />
Erklärungen des Gruppenleiters. Der Großteil der <strong>Patienten</strong> beurteilte das<br />
Programm als hilfreich für seine Beschwerden. Bei einem Teil der<br />
<strong>Patienten</strong> wird vermutet, dass aufgrund anderer im Vordergrund stehender<br />
Beschwerden, die <strong>Angst</strong>inhalte als weniger hilfreich empfunden wurden.<br />
Schwierigkeiten, sich an der Gruppe zu beteiligen sowie ein geringes<br />
subjektives Wohlbefinden in der Gruppe <strong>bei</strong> einem Teil der <strong>Patienten</strong><br />
reduzierte sich von Sitzung zu Sitzung. Der zeitliche Rahmen erwies sich<br />
221
Zusammenfassung<br />
222<br />
somit für <strong>Patienten</strong> mit erheblichen psychischen Beeinträchtigungen als<br />
zumutbar.<br />
Die Steigerung des krankheitsbezogenen Wissens, das Hauptanliegen der<br />
Ar<strong>bei</strong>t wurde erreicht. Die Wirksamkeitsanalysen der psychischen und<br />
kognitiven Variablen zeigen unter Berücksichtigung der Vortestwerte zwar<br />
keine signifikanten Ergebnisse mehr, die berechneten Effektstärken<br />
sprechen aber für eine klinische Bedeutsamkeit.<br />
Die Skalen der psychischen Befindlichkeit zeigen, dass es sich <strong>bei</strong> den<br />
Studienteilnehmern um schwerstbeeinträchtigte multimorbide <strong>Patienten</strong><br />
handelt. Die Wirksamkeitsüberprüfung im Bereich der psychischen<br />
Gesundheit zeigt, von welcher Bedeutung das psychoedukative<br />
Gruppenprogramm für das multimodale Therapieangebot der Klinik ist. Im<br />
Vergleich zur Kontrollgruppe profitieren die Gruppenteilnehmer vor allem<br />
im Bereich der depressiven Symptomatik. Diskutiert wird hier die<br />
Überschneidung von Elementen der Depressions- und <strong>Angst</strong>behandlung<br />
wie z.B. Techniken der kognitiven Therapie. Behandlungseffekte im<br />
Bereich der <strong>Angst</strong>symptomatik fallen geringer aus, was an der lediglich<br />
theoretischen Besprechung der Exposition und an der Zusammensetzung<br />
der Stichprobe liegen kann. Eine tendenzielle Verschlechterung der<br />
Kontrollgruppe zeigt sich in den Skalen Unsicherheit im Sozialkontakt,<br />
Aggressivität und Paranoides Denken.<br />
Im Bereich der kognitiven Variablen zeigt die Interventionsgruppe erste<br />
Ansätze zum Aufbau von Selbstwirksamkeitsüberzeugung nach der<br />
Gruppenbehandlung. Allerdings deuten die Ergebnisse darauf hin, dass<br />
gerade im Bereich der kognitiven Variablen der Messzeitraum zu kurz<br />
angelegt ist, um deutliche Veränderungen feststellen zu können.<br />
Ein geschlechtspezifischer Vergleich in der Psychoedukationsgruppe lässt<br />
vermuten, dass Frauen in höherem Maße von der Gruppenbehandlung<br />
profitieren.<br />
Aufgrund der dargestellten Ergebnisse sind weitere Studien mit größeren<br />
Stichproben notwendig. Ein längerer Messzeitraum sowie katamnestische<br />
Studien empfehlen sich, um längerfristige Effekte und die Stabilität der<br />
222
Zusammenfassung<br />
223<br />
Ergebnisse beurteilen zu können. Im Rahmen einer Weiterentwicklung<br />
des psychoedukativen Konzepts können geschlechtspezifische<br />
Wirkfaktoren von Psychotherapie berücksichtigt werden. Außerdem wären<br />
die Entwicklung von Booster-Sitzungen und Angehörigengruppen von<br />
Vorteil.<br />
Trotz der vorhandenen Begrenzungen kann eine weitgehend positive<br />
Bilanz der Pilotstudie gezogen werden, denn es hat sich gezeigt, dass<br />
<strong>Patienten</strong> von der Gruppenbehandlung profitieren und das stationäre<br />
Therapieprogramm mit Hilfe der Gruppe optimiert werden kann.<br />
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Anhang<br />
13 Anhang<br />
Anhang A: Die Sitzungen des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />
Sitzung 1: Was ist <strong>Angst</strong>?<br />
Sitzung 2: Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />
Sitzung 3: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der körperlichen Ebene<br />
Sitzung 4: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der kognitiven Ebene (1)<br />
Sitzung 5: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der kognitiven Ebene (2)<br />
Sitzung 6: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene (1)<br />
Sitzung 7: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene (2)<br />
Sitzung 8: Sich auf den Ernstfall vorbereiten – Rückfallprophylaxe<br />
Anhang B: Die Folien des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />
Folie 1: Ablauf der Sitzungen<br />
Folie 2: Gefühlskreis<br />
Folie 3: <strong>Angst</strong>kreislauf<br />
Folie 4: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />
Folie 5: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />
Folie 6: Dreifaktorenmodell<br />
Folie 7: Gehirnmodell<br />
Folie 8: Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />
Folie 9: <strong>Angst</strong>verlaufskurven<br />
Folie 10: Medikamente <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />
Folie 11: Der Germane Hagen<br />
Folie 12: ABC-Modell<br />
Folie 13: Schritte zur Veränderung des Denkens<br />
Folie 14: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />
Folie 15: Denkmuster<br />
Folie 16: Denkmuster Korrektur<br />
Folie 17: Vermeidungsverhalten<br />
Folie 18: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />
241<br />
241
Anhang<br />
Folie 19: Expositionsschritte<br />
Folie 20: Expositionsregeln<br />
Folie 21: Notfallkoffer<br />
Folie 22: <strong>Angst</strong>regeln<br />
Anhang C: Die Ar<strong>bei</strong>tsblätter des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 0: Deckblatt <strong>Patienten</strong>mappe<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 1: Teilnehmerliste<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 2: Info Station<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 3: <strong>Patienten</strong>einladung<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 4: Deckblatt <strong>Patienten</strong>mappe<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 5: Vorstellungsrunde<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 6: Ablauf der Sitzungen<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 7: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 8: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 9: Methoden zur Erregungskontrolle<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 10: Körperliche Symptome<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 11: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 12: Denkmuster<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 13: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 14: Expositionsschritte<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 15: Expositionsregeln<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 16: Notfallkoffer<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 17: <strong>Angst</strong>regeln<br />
242<br />
242
Anhang<br />
Anhang D: Die Messintrumente der Pilotstudie<br />
Hinweise zum Ausfüllen der Fragebögen<br />
Einverständniserklärung der <strong>Patienten</strong><br />
Soziodemographie<br />
Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> (Version A)<br />
Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> (Version B)<br />
Beck Depressions Inventar (BDI)<br />
Beck <strong>Angst</strong> Inventar (BAI)<br />
Brief Symptom Inventory (BSI)<br />
Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung (FKK)<br />
Sense of Coherence Scale (SOC-9L)<br />
Satisfaction With Life Scale (SWLS)<br />
Stundenbeurteilung der <strong>Patienten</strong><br />
Stundenbeurteilung der Therapeuten<br />
243<br />
243
Lebenslauf<br />
LEBENSLAUF<br />
Name: Elisabeth Summ<br />
Geburtsdatum/-ort: 09.12.1969 in Bad Windsheim<br />
Familie: verheiratet mit Dr. Albert F. Summ, 3 Kinder<br />
Schulen:<br />
1976 – 1980 Grundschule in Bad Windsheim<br />
1980 – 1989 Georg-Wilhelm-Steller-Gymnasium in Bad Windsheim<br />
06/1989 Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife<br />
Ausbildung:<br />
1989 – 1990 Feiwilliges Soziales Jahr<br />
1990 – 1991 Studium der Landwirtschaft, FH Weihenstephan<br />
1991 – 1994 Ausbildung zur Masseurin und med. Bademeisterin<br />
1994 – 1999 Psychologiestudium an der Friedrich-Alexander-<br />
Universität Erlangen-Nürnberg<br />
08/1996 Diplom-Vorprüfung<br />
07/1999 Diplom-Hauptprüfung zur „Diplom-Psychologin (Univ.)“<br />
Beruflicher Werdegang und Weiterbildung:<br />
Seit 1999 Verhaltenstherapeutische Ausbildung nach den<br />
Richtlinien der „Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft für<br />
Verhaltensmodifikation“ (AVM)<br />
1999 – 2000 befristete Stelle <strong>bei</strong> „mudra“ – Alternative Jugend- und<br />
Drogenhilfe e.V., Nürnberg, Ambulante Therapie<br />
2002 Ausbildung zur Triple-P-Trainerin des PAG Instituts für<br />
Psychologie, Leitung Prof. Dr. Hahlweg, Münster<br />
07/2004 – 06/2005 Psychiatrisches Jahr in der Weiterbildung zur<br />
Psychologischen Psychotherapeutin (AVM) an der<br />
Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik der<br />
Universität Erlangen, Leitung: Prof. Dr. J. Kornhuber,<br />
Beginn der Promotion (Dr. phil.)<br />
07/2005 – 03/2006 Psychologin der Institutsambulanz der Psychiatrischen<br />
244<br />
und Psychotherapeutischen Klinik der Universität Erlangen<br />
05/2006 Geburt des dritten Kindes<br />
01.02.2008 Promotionsprüfung<br />
Erlangen, im Februar 2008<br />
244
Anhang A: Die Sitzungen des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />
Sitzung 1: Was ist <strong>Angst</strong>?<br />
Sitzung 2: Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />
Sitzung 3: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der körperlichen Ebene<br />
Sitzung 4: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der kognitiven Ebene (1)<br />
Sitzung 5: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der kognitiven Ebene (2)<br />
Sitzung 6: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene (1)<br />
Sitzung 7: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene (2)<br />
Sitzung 8:Sich auf den Ernstfall vorbereiten - Rückfallprophylaxe<br />
Die Gruppensitzungen
SITZUNG 1: Was ist <strong>Angst</strong>?<br />
MANUAL<br />
„Theoretische<br />
Einführung“<br />
MATERIAL<br />
Flipchart,<br />
Overhead-<br />
Projektor, Stifte<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />
AB 5<br />
Vorstellungs-<br />
runde<br />
FLIPCHART<br />
Gruppenregeln<br />
FOLIE 1<br />
Ablauf der<br />
Sitzungen<br />
FOLIE 2<br />
Gefühlskreis<br />
0. Vorbereitung<br />
5.1 Die Gruppe als therapeutischer Faktor<br />
5.2 Wissensvermittlung<br />
5.6 „Einzeltherapie“ in der Gruppe<br />
5.7 Transfer und Hausaufgaben<br />
1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />
2. Eingangsrunde<br />
• Vorstellung der Gruppenleiter<br />
• Vorstellungsübung mit den <strong>Patienten</strong><br />
3. Vorstellung der Gruppenregeln<br />
• Schweigepflicht<br />
• Einander ausreden lassen<br />
• Aktuelles hat Vorrang<br />
4. Überblick über die Sitzungen<br />
Eine Psychoedukationsgruppe hat zum Ziel, <strong>Patienten</strong><br />
über psychische Erkrankungen und ihre<br />
Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und den<br />
selbstverantwortlichen Umgang mit der Erkrankung zu<br />
fördern.<br />
Ziel des Gruppenprogramms <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong>“ ist<br />
somit, dem <strong>Patienten</strong> Information und Strategien im<br />
Umgang mit <strong>Angst</strong> zu vermitteln.<br />
5. Was ist <strong>Angst</strong>?<br />
• <strong>Angst</strong> gehört zu den Grundgefühlen.<br />
• Sie kann in unterschiedlicher Intensität empfunden<br />
werden (z.B. Besorgnis-Bammel-Ängstlichkeit-Schiss-<br />
Panik)
FLIPCHART<br />
Eine typische<br />
<strong>Angst</strong>situation<br />
schildern lassen<br />
und dazu einen<br />
<strong>Angst</strong>kreislauf<br />
(mit körperlichen<br />
Symptomen,<br />
Wahrnehmung,<br />
Gedanken,<br />
Verhalten,<br />
Auslöser) mit den<br />
<strong>Patienten</strong><br />
erstellen.<br />
• Gefühle sind Signale (z.B. (Trauer-Verlust, Wut-<br />
Grenzverletzung, <strong>Angst</strong>-Bedrohung)<br />
• <strong>Angst</strong> ist überlebensnotwendig: sie bereitet den Körper<br />
auf eine Fluchtreaktion vor (z.B. Erhöhung des<br />
Herzschlags, der Durchblutung der Skelettmuskulatur,<br />
der Konzentration) und ermöglicht eine bessere<br />
Anpassung an die Situation (z.B. <strong>bei</strong>m Auto fahren<br />
oder in einer Prüfungssituation). <strong>Angst</strong> kann also zu<br />
Bestleistungen führen.<br />
• <strong>Angst</strong> kann auch krank machen, wenn sie in<br />
Situationen auftritt,<br />
! die normalerweise nicht ängstigend sind,<br />
! wenn sie zu stark, zu häufig und zu lange dauert oder<br />
! wenn sie zur Vermeidung wichtiger Aktivitäten führt.<br />
Das Alarmsystem ist zu empfindlich geworden,<br />
professionelle Hilfe wird gebraucht.<br />
ZIEL der Sitzungen: Effektiver mit der <strong>Angst</strong> umgehen<br />
lernen.<br />
6. Wie entsteht <strong>Angst</strong>?<br />
Anhand einer Situation, in der sie <strong>Angst</strong> erlebt haben,<br />
werden wir uns genauer anschauen, wie <strong>Angst</strong> entsteht.<br />
• An welchen körperlichen Symptomen haben sie<br />
erkannt, dass sie <strong>Angst</strong> haben?<br />
• Was ging ihnen während der <strong>Angst</strong>situation durch den<br />
Kopf? (Befürchtungen, Selbstgespräche)<br />
• Was haben sie getan oder hätten sie am liebsten<br />
getan? (sichtbares Verhalten)<br />
• Was löste die <strong>Angst</strong> aus? (z.B. Stresssituation,<br />
körperliche Anstrengung, intensives Grübeln,<br />
situationale Bedingungen wie z.B. Hitze, Enge)
Zusammenfassung <strong>Angst</strong>kreislauf:<br />
<strong>Angst</strong> ergreift den Menschen in seiner ganzen Person<br />
und zeigt sich gefühlsmäßig, gedanklich, körperlich und<br />
im Verhalten.<br />
• Körper: <strong>Angst</strong> aktiviert das sympathische<br />
Nervensystem und ruft durch Hormonausschüttung<br />
physiologische Reaktionen hervor.<br />
• Gedanken: spielen eine Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der<br />
Entstehung und Aufrechterhaltung von <strong>Angst</strong>. Innere<br />
(körperliche) oder äußere Reize werden<br />
wahrgenommen und als gefährlich interpretiert.<br />
Ungefährliches wird als gefährlich eingeschätzt oder<br />
Gefährliches in seiner Bedrohung überschätzt. <strong>Angst</strong><br />
entsteht im Kopf!<br />
• Gefühle: <strong>Angst</strong>, aber auch Hilflosigkeit und Ohnmacht<br />
entstehen aufgrund der Bewertung.<br />
• Verhalten: Man tut etwas, um die <strong>Angst</strong> in den Griff zu<br />
bekommen (Kampf, Flucht oder Vermeidung), aber<br />
man wird auch durch die <strong>Angst</strong> in seinem Verhalten<br />
beeinträchtigt. Vermeidung vergrößert die <strong>Angst</strong>.<br />
Letztlich entsteht <strong>Angst</strong> vor der <strong>Angst</strong>.<br />
Alle Komponenten stehen miteinander in Verbindung,<br />
aber in der Regel steht eine Ebene im Vordergrund.<br />
z.B. Körperliche Komponente: Sie bemerken, ihr Herz schlägt<br />
schneller, haben das Gefühl nicht mehr richtig atmen zu können,<br />
haben keine Erklärung für die Symptome und werden ängstlich.<br />
Sie stellen sich vor, wie sie nach Luft schnappen, denken sie<br />
fallen gleich in Ohnmacht. Körperl. Symptome werden<br />
wahrgenommen und als gefährlich eingestuft. Je stärker man auf<br />
die körperlichen Symptome achtet, desto stärker werden sie.
FLIPCHART<br />
Therapiemöglich<br />
keiten in den<br />
<strong>Angst</strong>kreislauf<br />
einzeichnen<br />
AB 7<br />
<strong>Angst</strong>kreislauf<br />
zum Ausfüllen<br />
FOLIE 4<br />
<strong>Angst</strong>kreislauf<br />
zum Ausfüllen<br />
z.B. Kognitive Komponente: Sie lesen in der Zeitung, dass<br />
jemand in ihrem Alter am Herzinfarkt verstorben ist. Sie denken,<br />
„ich könnte auch …mit meinen Herzproblemen. Herz schlägt<br />
schneller. „Oh, jetzt beginnt es wieder…„ Es entsteht <strong>Angst</strong>,<br />
Herzklopfen nimmt zu, Teufelskreis wird in Gang gesetzt.<br />
7. Wie kann der <strong>Angst</strong>kreislauf durchbrochen<br />
werden?<br />
Der <strong>Angst</strong>kreislauf kann nur durchbrochen werden, indem<br />
man sich der <strong>Angst</strong> stellt.<br />
• Gedanken: negative Denkmuster verändern<br />
(kognitive Umstrukturierung)<br />
• Körper: körperliche Symptome mildern<br />
(Erregungskontrolle)<br />
• Verhalten: sich der <strong>Angst</strong> stellen (Exposition)<br />
In den folgenden Sitzungen wollen wir gemeinsam<br />
effektive Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> erar<strong>bei</strong>ten.<br />
Viele neue Dinge müssen dazu eingeübt werden. Eine<br />
Möglichkeit zu üben stellen die Hausaufgaben dar, die<br />
jeder soweit er dazu in der Lage ist, durchführen kann.<br />
8. Hausaufgabe (freiwillig)<br />
Einen individuellen <strong>Angst</strong>kreislauf erstellen.<br />
„Stellen Sie sich eine möglichst aktuelle und konkrete<br />
Situation vor, in der Sie an <strong>Angst</strong> gelitten haben. Tragen<br />
Sie ihre körperlichen Symptome, Gedanken, Verhalten<br />
und Auslöser in den <strong>Angst</strong>kreis ein.“<br />
9. Blitzlicht und Verabschiedung
SITZUNG 2: Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />
MANUAL<br />
„Theoretische<br />
Einführung“<br />
MATERIAL<br />
Flipchart,<br />
Overhead-<br />
Projektor,<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblätter,<br />
Stifte<br />
FOLIE 2<br />
FOLIE 3<br />
0. Vorbereitung<br />
4.1 Klinische Erscheinungsformen der <strong>Angst</strong><br />
5.1 Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />
5.3 Körperbezogene Verfahren<br />
1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />
2. Wiederholung<br />
• Was ist <strong>Angst</strong>? (Gefühl - Signal - Funktion)<br />
• Wie entsteht <strong>Angst</strong>? (<strong>Angst</strong>kreislauf)<br />
FOLIE 4 3. Besprechung der Hausaufgabe<br />
FOLIE 5<br />
Diagnosen<br />
<strong>Angst</strong>störungen<br />
• Besprechung des persönlichen <strong>Angst</strong>kreislaufes<br />
4. Welche <strong>Angst</strong>störungen gibt es?<br />
Ängste können im Rahmen anderer psychischer<br />
Erkrankungen auftreten (z.B. Depression, Schizophrenie,<br />
Postraumatische Belastungsstörung), aber auch als<br />
eigenständige Störung.<br />
• Panikstörung: plötzlich, unerwartete <strong>Angst</strong>attacke<br />
begleitet von vielfältigen körperlichen Symptomen, die<br />
sich innerhalb weniger Sek./Min. zum Höhepunkt<br />
steigern, scheinbar aus heiterem Himmel. Aus <strong>Angst</strong><br />
wieder eine Attacke zu erleiden, vermeiden die<br />
Betroffenen jene Situationen, in denen die Panikattacke<br />
erstmals ausgelöst wurde + starke Erwartungsangst,<br />
meiden fast alle Situationen, die sie als risikoreich<br />
einstufen.
ÜBUNG<br />
„Lippenbremse“<br />
durchführen<br />
AB 9<br />
Methoden zur<br />
Erregungs-<br />
kontrolle<br />
• Generalisierte <strong>Angst</strong>störung: Sorgen und Ängste breiten<br />
sich über den ganzen Alltag aus, z.B. ob Ehemann,<br />
Kinder nichts passiert. Damit einher geht Gefühl<br />
drohenden Unheils (gleich passiert etwas<br />
Schreckliches) und das Gefühl der eigenen<br />
Überforderung (ich schaffe es nicht mehr).<br />
Sehr belastend für Familienleben, denn <strong>Angst</strong> ist<br />
ständig da.<br />
• Phobien: eng umgrenzte <strong>Angst</strong> z.B. Spinnen, Hunde,<br />
Höhe, Blutverlust)In der Folge kommt es zur<br />
Vermeidung der Objekte, <strong>Angst</strong> ist länger andauernd,<br />
normale Alltagsführung kaum mehr möglich.<br />
• Agoraphobie: Platzangst, <strong>Angst</strong> vor Situationen, in<br />
denen eine Flucht nur schwer möglich oder keine Hilfe<br />
verfügbar ist, z.B. Furcht vor großen Plätzen,<br />
Menschenmengen, Bus-, Autofahrt, Schlange stehen<br />
etc.<br />
3. Soziale Phobien: übersteigerte <strong>Angst</strong>, wenn die Person<br />
mit anderen Menschen in Kontakt treten soll, z.B. <strong>Angst</strong><br />
sich zu blamieren, keinen Ton herauszubringen.<br />
5. Übung zur Kurzzeitentspannung<br />
Bevor wir mit dem zweiten Informationsteil beginnen,<br />
werden wir eine praktische Methode kennen lernen, die<br />
geeignet ist, auf der körperlichen Ebene die <strong>Angst</strong> in den<br />
Griff zu bekommen.<br />
Sind <strong>Angst</strong>patienten im Stress, fallen sie häufig in die<br />
Brustatmung und werden kurzatmig. Sie atmen zu wenig<br />
CO2 ab und es entsteht Schwindel. Mit Hilfe der<br />
Bauchatmung gelingt es, die Atmung zu verlangsamen und<br />
Entspannung (das Gegenteil von <strong>Angst</strong>) zu erzeugen.<br />
Instruktionen zur Übung „Lippenbremse“ siehe Ar<strong>bei</strong>tsblatt!
FOLIE 6<br />
Drei-Faktoren-<br />
Modell<br />
DISKUSSION<br />
„Welche<br />
auslösenden<br />
Faktoren<br />
spielen <strong>bei</strong><br />
Ihnen eine<br />
Rolle?<br />
6. Wie entstehen <strong>Angst</strong>erkrankungen? - Das „Drei-<br />
Faktoren-Modell“<br />
Bei der Entwicklung von Erkrankungen spielen immer<br />
mehrere Faktoren eine Rolle<br />
• Vulnerabilität: Bereits bestehende genetische,<br />
körperliche, psychische oder auch soziale Merkmale<br />
machen das Auftreten der Störung möglich. (z.B.<br />
erbliche „Vorbelastung“, Umgang mit <strong>Angst</strong> in der<br />
Familie, belastende Erfahrungen in der Kindheit,<br />
Trennungserlebnisse)<br />
• Auslösende Bedingungen führen dazu, dass die Störung<br />
das erste Mal auftritt. Dazu können gehören:<br />
Körperliche oder seelische Belastungen wie z.B.<br />
kritische Lebensereignisse (z.B. Tod von Angehörigen,<br />
Trennung, Scheidung, Krankheit) oder „Stress“ (z.B.<br />
inneren oder äußeren Auseinandersetzungen wird sich<br />
nicht gestellt, es kommt zu einer Häufung von Konflikten<br />
und gleichzeitigem Vermeiden negativer Emotionen.<br />
Ärger oder Wut werden nicht bewusst gemacht und<br />
durch neutrale oder positive Gefühle ersetzt. Bei<br />
unausweichlichen Auseinandersetzungen bricht die zur<br />
Emotion gehörige Erregung aus in Form von starker<br />
<strong>Angst</strong>)<br />
• Aufrechterhaltende Bedingungen: Falsche Reaktionen<br />
des Betroffenen oder der Umwelt (z.B. Vermeidung,<br />
„Schonung“) oder anhaltende Belastungen<br />
(Überforderung, anhaltende Konflikte) verhindern das<br />
rasche Abklingen der Beschwerden und machen das<br />
Problem chronisch.
FOLIE 7<br />
Gehirnmodell<br />
AB 9<br />
Methoden zur<br />
Erregungs-<br />
kontrolle<br />
7. Kontrolle über die <strong>Angst</strong> gewinnen durch bewusstes<br />
Einschalten des Denkens und Verhaltens<br />
Erklärung des Gehirnmodells mit Amygdala<br />
(Speicherzentrum für Emotionen) und Cortex (bewusstes<br />
Denken).<br />
Ängste sind überlebensnotwendig, doch sie blockieren ab<br />
einer bestimmten Stärke unser Denken und Handeln. Statt<br />
die Ursache der <strong>Angst</strong> und geeignete<br />
Bewältigungsstrategien zu finden, werden uralte<br />
<strong>Angst</strong>muster (Amygdala - Mandelkern) automatisch<br />
aktiviert und erweisen sich stärker als der Versuch zu<br />
denken (Cortex - Hirnrinde). Es entsteht hohe Anspannung<br />
verbunden mit Lähmung oder Flucht. Man erlebt keine<br />
Kontrolle mehr über die <strong>Angst</strong>.<br />
Ziel: Das bewusste Denken (Hirnrinde) soll wieder die<br />
Kontrolle über die starken Emotionen (Mandelkern)<br />
übernehmen durch <strong>Angst</strong>bewältigungsstrategien auf der<br />
körperlichen, gedanklichen und Verhaltens-Ebene, die im<br />
Laufe der Sitzungen vermittelt werden sollen.<br />
8. Hausaufgabe<br />
Übung „Lippenbremse“ durchführen<br />
9. Blitzlicht und Verabschiedung
SITZUNG 3: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der körperlichen Ebene<br />
MANUAL<br />
„Theoretische<br />
Einführung“<br />
MATERIAL<br />
Flipchart,<br />
Overhead-<br />
Projektor, Stifte,<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />
FOLIE 6<br />
FOLIE 7<br />
ÜBUNG<br />
„Lippenbremse“<br />
durchführen<br />
FOLIE 8<br />
Körperliche<br />
Symptome<br />
Evtl. ANS<br />
(Sympathicus –<br />
Parasympathi-<br />
cus) erklären!<br />
0. Vorbereitung<br />
5.3 Körperbezogene Verfahren<br />
1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />
2. Wiederholung<br />
• Wie entstehen <strong>Angst</strong>erkrankungen?<br />
• ZIEL: Kontrolle über die <strong>Angst</strong> gewinnen<br />
3. Besprechung der Hausaufgabe<br />
• Erfahrungen mit der Bauchatmung (Übung<br />
Lippenbremse) besprechen<br />
4. Übung zur Kurzzeitentspannung<br />
Überleitung zum Thema der heutigen Sitzung.<br />
5. Effektive Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der<br />
körperlichen Ebene<br />
a) Information<br />
b) Erregungskontrolle<br />
c) Aufbau der körperlichen Fitness<br />
d) Medikamentöse Therapie<br />
a) Information<br />
Informationen über körperliche Vorgänge reduzieren<br />
<strong>Angst</strong>.<br />
<strong>Angst</strong> bereitet den Körper auf eine Kampf- oder<br />
Fluchtreaktion vor. Durch Hormonausschüttung steigt die<br />
physiologische Erregung des autonomen Nervensystems.<br />
Körperprozesse verstärken sich
FLIPCHART<br />
Korrektur der<br />
häufigsten<br />
Irrtümer:<br />
<strong>Angst</strong> ist eine<br />
Verstärkung<br />
körperlicher<br />
Symptome.<br />
An der <strong>Angst</strong><br />
stirbt man nicht!<br />
<strong>Angst</strong> hört auch<br />
auf statt die<br />
<strong>Angst</strong> hört nie<br />
mehr auf.<br />
FLIPCHART<br />
<strong>Angst</strong>verlaufs-<br />
kurven<br />
anzeichnen<br />
oder<br />
FOLIE 9<br />
AB 9<br />
Methoden zur<br />
Erregungs-<br />
kontrolle<br />
besprechen<br />
(z.B. Durchblutungssteigerung von Kopf, Herz und<br />
Skelettmuskulatur). Es treten eine Vielzahl von<br />
Empfindungen auf, die als unangenehm und quälend<br />
empfunden werden (z.B. Kribbeln, Schwäche, Schwindel).<br />
• <strong>Angst</strong> bedeutet eine Verstärkung körperlicher<br />
Symptome.<br />
• Manche Personen nehmen diese Empfindungen<br />
häufiger und intensiver wahr.<br />
• Manche Personen empfinden diese Symptome als<br />
unangenehm und gefährlich, andere suchen sie (z.B.<br />
Risikosportarten).<br />
• Diese Symptome sind ungefährlich! An der <strong>Angst</strong> stirbt<br />
man nicht! Werden die Symptome als gefährlich<br />
eingeschätzt, kann es zu häufigeren <strong>Angst</strong>anfällen<br />
kommen.<br />
• Hat die <strong>Angst</strong> einen bestimmten Grad erreicht, kann sie<br />
nicht mehr gesteigert werden. Die körperlichen<br />
Prozesse sind erschöpft, die <strong>Angst</strong> flutet ab.<br />
• <strong>Angst</strong>verlaufskurven: „Was würde passieren, wenn sie<br />
in der Situation bleiben und die <strong>Angst</strong> aushalten<br />
würden?“<br />
b) Erregungskontrolle<br />
Wir brauchen Methoden, um aufkommende <strong>Angst</strong>, Unruhe<br />
und Erregung kontrollieren zu lernen.<br />
In der akuten <strong>Angst</strong>situation eigenen sich Methoden, die<br />
innerhalb weniger Minuten Entspannung erzeugen:<br />
• Intensivierung der Bauchatmung, z.B. „Lippenbremse“<br />
• Methoden zur Aufmerksamkeits- und<br />
Konzentrationslenkung<br />
• exzessive körperliche Betätigung (z.B. Kniebeugen,
DISKUSSION<br />
„Welche<br />
Erfahrungen<br />
haben sie mit<br />
Entspannungs-<br />
verfahren<br />
gesammelt?“<br />
Hier ist es<br />
wichtig auf den<br />
Sinn und die<br />
Wichtigkeit der<br />
körperbezog-<br />
enenTherapie- verfahren in der<br />
Klinik hinzu-<br />
weisen wie z.B.<br />
Sport,<br />
Entspannungs-<br />
gruppe.<br />
FLIPCHART<br />
„Welche<br />
Medikamente<br />
zur Behandlung<br />
von <strong>Angst</strong><br />
kennen Sie?“<br />
Liegestützen, um den Block laufen, Holz hacken), um<br />
Stresshormone abzubauen.<br />
Um langfristig die hohe Anspannung zu reduzieren sollte<br />
man einmal am Tag zur Ruhe kommen. Regelmäßig<br />
durchgeführte Entspannungsverfahren wie die<br />
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson,<br />
Autogenes Training, Yogaübungen oder ähnliches sind<br />
hilfreich.<br />
Achtung: <strong>bei</strong> starker <strong>Angst</strong> können<br />
Entspannungsmethoden durch vermehrte<br />
Selbstbeobachtung die <strong>Angst</strong> verstärken. Dann eignen<br />
sich eher oben genannte Verfahren.<br />
ZIEL: Der Patient sollte sich die Entspannungsmethode<br />
aussuchen, die für ihn geeignet ist.<br />
c) Aufbau der körperlichen Fitness<br />
Aufgrund der <strong>Angst</strong>symptomatik beginnen viele <strong>Patienten</strong><br />
sich zu schonen und vermeiden zunehmend körperliche<br />
Aktivitäten. Das führt zu einer Reduktion der körperlichen<br />
Fitness und verstärkt die körperlichen Reaktionen <strong>bei</strong> nur<br />
leichter Belastung.<br />
• Deshalb Ausdauersportarten betreiben, z.B. Walken,<br />
Schwimmen, Radfahren, Laufen etc.<br />
• Aufbau positiver Aktivitäten und Alltagsstrukturierung<br />
(evtl. Wochenplan führen und angenehme Aktivitäten<br />
einplanen).<br />
d) Medikamentöse Therapie<br />
Bei der medikamentösen Therapie kommen generell zwei<br />
Klassen von Psychopharmaka zum Einsatz:<br />
1) kurzfristig wirksame Anxiolytika (z.B.<br />
Benzodiazepine, Antihistaminika, niedrigpotente<br />
Neuroleptika, Buspiron)
FOLIE 10<br />
Medikamente<br />
AB 9<br />
Methoden zur<br />
Erregungs-<br />
kontrolle<br />
2) moderne Antidepressiva zur Langzeittherapie (z.B.<br />
SSRI oder Venlafaxin (Trevilor®)<br />
Kurzfristig wirksame Medikamente sollten möglichst wenig<br />
eingesetzt werden, da sie nur eine vorübergehende<br />
Linderung der Symptomatik leisten können und im Fall der<br />
Benzodiazepine ein hohes Abhängigkeitspotential haben.<br />
Der Einsatz von Antidepressiva hilft langfristig,<br />
<strong>Angst</strong>symptome zu reduzieren und versetzt viele<br />
<strong>Patienten</strong> erst in die Lage, selber wirksam gegen ihre<br />
Ängste vor zu gehen.<br />
6. Hausaufgabe<br />
• Strategien zur <strong>Angst</strong>reduktion auswählen und üben.<br />
• PMR üben mit CD oder am Stationsprogramm<br />
teilnehmen.<br />
7. Blitzlicht und Verabschiedung
SITZUNG 4: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der gedanklichen Ebene<br />
MANUAL<br />
Teil 1<br />
„Theoretische<br />
Einführung“<br />
MATERIAL<br />
Flipchart,<br />
Overhead-<br />
Projektor, Stifte,<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />
0. Vorbereitung<br />
5.4 Kognitive Strategien<br />
1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />
2. Wiederholung<br />
Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der körperlichen<br />
Ebene<br />
AB 9 3. Besprechung der Hausaufgabe<br />
FLIPCHART<br />
ABC-Modell<br />
erstellen<br />
FOLIE 11<br />
Der Germane<br />
Hagen<br />
• Welche körperlichen Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong><br />
wurden ausgewählt? Erfahrungen mit den körperlichen<br />
Strategien<br />
4. Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der<br />
gedanklichen Ebene (Teil 1)<br />
a) Einführung - Das ABC-Modell<br />
• <strong>Angst</strong> ist ein Gefühl. Gefühle entstehen durch die<br />
Bewertung einer Situation. Wir interpretieren immer<br />
Erlebnisse. Unsere Selbstgespräche und<br />
Gedankenblitze verursachen eine gute oder schlechte<br />
Stimmung und beeinflussen unser Verhalten.<br />
• Die Interpretation der Situation (Gefahr!) spielt eine<br />
Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der Entstehung von krankmachender<br />
<strong>Angst</strong>. Die <strong>Angst</strong>reaktion ist normal, die Bewertung<br />
aber falsch.
FOLIE 12<br />
ABC-Modell<br />
DISKUSSION<br />
„Woran erkennt<br />
man gesundes<br />
Denken?“<br />
FLIPCHART<br />
Zwei Spalten<br />
(<strong>Angst</strong>-<br />
gedanken –<br />
hilfreiche<br />
Alternativen)<br />
erstellen<br />
Beispiel:<br />
Situation A: Ich sitze auf dem Sofa und spüre Herzklopfen und<br />
Übelkeit.<br />
Bewertung B: „Jetzt fängt es wieder an! Hilfe, ich bekomme einen<br />
Herzinfarkt!“ ODER „Ich habe zuviel gegessen, ich muss einen<br />
Verdauungsspaziergang machen. Dann geht es mir besser.“<br />
Konsequenz C (Gefühl und Verhalten): <strong>Angst</strong> und sich weiter schonen<br />
ODER Erleichterung, Zufriedenheit und Spazierengehen.<br />
Ängstliche Menschen zeichnen sich durch extrem<br />
negatives Denken aus. Um langfristig die <strong>Angst</strong> zu<br />
reduzieren ist es deshalb notwendig, ungünstige<br />
Denkweisen zu verändern.<br />
ZIEL: <strong>Angst</strong> durch das Denken (Einschalten der<br />
Großhirnrinde/höherer kognitiver Zentren) kontrollieren<br />
lernen.<br />
b) Wodurch zeichnet sich gesundes Denken aus?<br />
• realitätsorientiert: es beruht auf Tatsachen und nicht auf<br />
Meinungen oder Spekulationen, es widerspricht nicht<br />
der Realität<br />
• zielorientiert: es ist auf die Erreichung meiner Ziele<br />
ausgerichtet und bereitet mir nur die dafür nötige<br />
emotionale Belastung und vermeidet unnötige Konflikte<br />
mit mir oder meiner Umwelt.<br />
c) Sammeln von <strong>Angst</strong>gedanken und Erar<strong>bei</strong>tung von<br />
hilfreichen Alternativen<br />
1. Sammeln der <strong>Angst</strong>gedanken: Welche typischen<br />
<strong>Angst</strong>gedanken kennen Sie? (Gedanken, die sich auf<br />
Wahrnehmung körperlicher Symptome beziehen, auf<br />
soziale Situationen, auf spezifische Objekte oder<br />
typische Sorgen)
FOLIE 13<br />
Schritte zur<br />
Veränderung<br />
des Denkens<br />
Beispiele: Herzrasen „Jetzt geht es wieder los. Ich bekomme<br />
einen Herzinfarkt.”<br />
Mir wird übel, ich falle um, wenn ich mit dem Bus fahre.“<br />
Soziale Situationen – „Die anderen lachen mich aus, ich blamiere<br />
mich, wenn ich etwas in der Gruppe sage.“<br />
2. Erar<strong>bei</strong>ten von hilfreichen Alternativen: Ist der<br />
Gedanken Realität oder Spekulation? Dient er meinen<br />
Zielen (z.B. ein normales Leben führen zu können,<br />
Freunde zu finden etc.)?<br />
d) Wie verändert man sein Denken?<br />
• Gedanken beobachten: der erste Schritt zur<br />
Veränderung ist immer das Beobachten, also sich<br />
selbst auf die Schliche kommen und negative<br />
Gedanken identifizieren.<br />
• Gedanken überprüfen: Ist der Gedanke realitätsgerecht<br />
und dient er meinen Zielen? Gibt er mir das Gefühl, ein<br />
wertvoller Mensch zu sein oder schwächt er mich und<br />
macht mich unzufrieden und mutlos?<br />
• Abwertende Gedanken Stoppen: Machen sich negative<br />
Gedanken breit, den „Gedanken-Stopp“ einsetzen.<br />
(Sobald negative Gedanken auftauchen, laut oder leise<br />
„Stopp!“ sagen und gleichzeitig sich fest kneifen, in die<br />
Hände klatschen oder Faust ruckartig und kräftig<br />
anspannen).<br />
• Sich positiv programmieren: Negative Gedanken durch<br />
hilfreiche Gedanken ersetzen. Da<strong>bei</strong> den Widerspruch<br />
zwischen Kopf und Bauch aushalten! Auch wenn man<br />
noch gefühlsmäßig glaubt, sich etwas einzureden oder<br />
vorzulügen, trotzdem <strong>bei</strong> den neuen hilfreicheren<br />
Gedanken bleiben. Die gefühlsmäßige Zustimmung<br />
folgt irgendwann.
FOLIE 14<br />
AB 11<br />
Beobachtungs-<br />
bogen<br />
negativer<br />
Gedanken<br />
• Üben: Merksätze wiederholen, z.B. auf kleine Kärtchen<br />
schreiben, die man mit sich trägt oder auf Kassette<br />
sprechen, an den Spiegel hängen etc.<br />
5. Hausaufgabe<br />
• Suchen sie sich eine Situation aus, in der sie <strong>Angst</strong><br />
erleben/ erlebt haben und notieren sie sich dazu<br />
alle Gedanken, die ihnen durch den Kopf gegangen<br />
sind.<br />
• Versuchen sie diese zu prüfen und hilfreichere<br />
Alternativen zu finden.<br />
6. Blitzlicht und Verabschiedung
SITZUNG 5: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der gedanklichen Ebene,<br />
MANUAL<br />
Teil 2<br />
„Theoretische<br />
Einführung“<br />
MATERIAL<br />
Flipchart,<br />
Overhead-<br />
Projektor, Stifte,<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />
FOLIE 13<br />
FLIPCHART<br />
Zwei-<br />
Spaltentechnik<br />
– Hilfreiche<br />
Alternativ-<br />
gedanken mit<br />
den <strong>Patienten</strong><br />
zusammen<br />
erar<strong>bei</strong>ten<br />
0. Vorbereitung<br />
5.4 Kognitive Strategien<br />
1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />
2. Wiederholung<br />
• Kennzeichen gesunden Denkens<br />
• Schritte zur Veränderung des Denkens<br />
3. Besprechung der Hausaufgabe<br />
• Besprechung des Beobachtungsbogens.<br />
• Erar<strong>bei</strong>ten von hilfreichen Alternativgedanken an<br />
<strong>Patienten</strong><strong>bei</strong>spielen. (Sollte nochmals mit den <strong>Patienten</strong><br />
geübt werden!)<br />
4. Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der<br />
gedanklichen Ebene (Teil 2) - Negative Denkmuster <strong>bei</strong><br />
<strong>Angst</strong><br />
Nicht nur die Fehlinterpretation einer Situation führt zu<br />
<strong>Angst</strong>, sondern auch ungünstige innere „Selbstgespräche“,<br />
die wir ständig führen, erschweren uns die Bewältigung<br />
einer Situation und halten die <strong>Angst</strong> aufrecht.<br />
Diese Denkmuster (oder Lebenseinstellungen) sind sehr<br />
ar<strong>bei</strong>tsintensiv, bringen wenig Gewinn und engen mehr<br />
und mehr das Leben ein bis schließlich sprichwörtlich die<br />
Luft zum Atmen wegbleibt.
FOLIE<br />
15a,b,c<br />
Denkmuster<br />
DISKUSSION<br />
„In welchem<br />
Denkmuster<br />
finden Sie sich<br />
wieder?“<br />
(Jeder Mensch<br />
gerät immer<br />
wieder in eine<br />
der Denkfallen.<br />
Die <strong>Patienten</strong><br />
sollten sich<br />
deshalb nur ein<br />
für sie<br />
besonders<br />
typisches<br />
Muster<br />
auswählen!)<br />
• Das Schwarz-Weiß-Denken<br />
Man beurteilt seine Umwelt nur positiv oder negativ und<br />
hat nicht gelernt, Zwischentöne zu beachten. Dazu<br />
gehören alle „immer - niemals - nie - jeder - alle - niemand<br />
-Sätze“. Differenziertes Denken dagegen drückt sich in<br />
relativen Begriffen aus („manchmal, selten, vielleicht, oft,<br />
womöglich etc.)<br />
Beispiel: „ich werde es nie lernen“, „ich bin absolut unfähig“, „mir kann<br />
niemand helfen“<br />
Beispiel: Weil mich Frau X heute nicht grüßt, ist sie verärgert über<br />
mich. Aber man übersieht, daß sie vielleicht nur gedanklich abwesend<br />
war oder schlecht gelaunt.<br />
• Das Generalisieren<br />
Man schlussfolgert vom Einzelfall auf das Ganze oder<br />
überträgt eine vergangene Situation auf die Gegenwart.<br />
Da<strong>bei</strong> wird aber vergessen, dass die aktuelle Situation<br />
völlig andere Gegebenheiten hat.<br />
Beispiel 1: Ich hatte irgendwann mal <strong>Angst</strong> vor einem strengen Lehrer.<br />
Nun habe ich vor jeder Person, die Autorität ausstrahlt <strong>Angst</strong>.<br />
Beispiel 2: Ich habe einmal erlebt, dass es mir im Bus schwindlig<br />
wurde. Nun übertrage ich die Vorstellung, dass mir übel wird auf jede<br />
weitere Fahrt, was schließlich dazu führt, dass ich kein öffentliches<br />
Verkehrsmittel mehr benütze.<br />
Beispiel 3: Ich bin auf eine Firmenfeier eingeladen und bin absolut<br />
sicher, dass ich dort schrecklich nervös und ängstlich sein werde, weil<br />
ich dass in einer ähnlichen Situation einmal erlebt habe. Da<strong>bei</strong><br />
vergesse ich aber, dass ich nicht nur negative Erfahrungen gemacht<br />
habe, sondern es auch Treffen gab, in denen ich mich wohl und sicher<br />
fühlte. Ich gehe ganz automatisch davon aus, dass das Negative<br />
eintreten wird und tue so, als ob es keine andere Möglichkeit gäbe.
• Das Gedanken vermeiden<br />
Man führt auftauchende „Negativgedanken“ nicht<br />
konsequent zu Ende, sondern kehrt immer wieder<br />
gedanklich in den Teil der Situation zurück, in der die<br />
<strong>Angst</strong> zuerst wahrgenommen wurde. So überlegt man<br />
nicht, was man tun könnte, wenn die befürchtete Situation<br />
tatsächlich eintritt. Eine sachliche Bewältigung des<br />
Problems kann nicht statt finden, da man sich darauf<br />
konzentriert, die <strong>Angst</strong>situation zu vermeiden oder die<br />
unangenehmen Gefühle zu unterdrücken.<br />
Beispiel: Ich habe <strong>Angst</strong>, mit dem Zug zu fahren, weil dieser im Tunnel<br />
stecken bleiben könnte. Ich denke ununterbrochen über diesen Aspekt<br />
nach, ohne zu überlegen, was ich tun könnte, falls dies tatsächlich<br />
eintritt. Wie könnte ich mir helfen? Ich könnte z.B. mit einem Fahrgast<br />
ein Gespräch beginnen, Atemübungen durchführen oder zur<br />
Ablenkung bis 100 zählen.<br />
• Sich vorschnell eine Meinung bilden<br />
Man beurteilt eine Situation indem man sich schnell eine<br />
Meinung bildet, ohne wichtige Fakten zu berücksichtigen.<br />
Man vergisst zwischen Meinung und Tatsache zu<br />
unterscheiden. Voreilige Schlussfolgerungen blockieren die<br />
angemessene Wahrnehmung der Situation.<br />
Beispiel 1: Ich bin der Meinung, dass ich <strong>bei</strong> mir nicht vertrauten<br />
Personen stottere. Um mich nicht zu blamieren, vermeide ich deshalb<br />
jede Gesellschaft,. Hilfreiche Tatsachen ignoriere ich aber da<strong>bei</strong>, z.B.<br />
dass meine <strong>Angst</strong> nicht überall und <strong>bei</strong> jedem Menschen auftritt,<br />
sondern mich bestimmten Faktoren verunsichern (z.B. <strong>Angst</strong> eher <strong>bei</strong><br />
Jüngeren, <strong>bei</strong> Männern, in bestimmten sozialen Situation etc.).<br />
Beispiel 2: Geschichte vom Hammer (Watzlawik, 1988)<br />
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den<br />
Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt der Mann<br />
hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein<br />
Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will?
Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile.<br />
Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen<br />
mich. Und was ? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da was ein.<br />
Wenn jemand von mir einen Hammer borgen wollte, ich gäbe es ihm<br />
sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen<br />
so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften<br />
einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn<br />
angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht`s mir wirklich.<br />
- Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor<br />
er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn der Mann an: „Behalten Sie<br />
sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!“<br />
• Das Katastrophisieren<br />
Man hat die Angewohnheit, sich immer und sofort das<br />
Allerschlimmste, was passieren könnte, vorzustellen.<br />
Die Situation oder Person ist „nur furchtbar, unerträglich,<br />
entsetzlich, schrecklich, nicht auszuhalten, katastrophal“.<br />
Aus einer unangenehmen, unerwünschten Situation wird<br />
eine nicht zu überlebende Katastrophe gemacht. Es<br />
entstehen Gefühle der Panik und Hilflosigkeit, die lähmen<br />
und die angemessene Bewältigung der Situation<br />
verhindern<br />
Beispiel: Man ängstigt sich nicht durch eine real gegebene Gefahr,<br />
sondern normale Reize werden als gefährlich interpretiert (z.B. der<br />
Ehepartner verlässt das Haus, um auf die Ar<strong>bei</strong>t zu gehen; der Sohn<br />
fährt mit Freunden in den Urlaub). Allein durch die Vorstellung<br />
entwickelt man <strong>Angst</strong>, die sich bis zu Panik steigern kann und<br />
handlungsunfähig macht.<br />
• Das sich selbst Abwerten<br />
Man macht sich selbst klein, dumm, minderwertig.<br />
Konsequenz ist, man fühlt sich in vielen Situationen<br />
ängstlich, angespannt und hilflos, auch wenn die eigenen<br />
Fähigkeiten und bisherigen Erfolge dagegen sprechen<br />
müssten.
FOLIE 16<br />
Denkmuster<br />
Korrektur<br />
AB 12<br />
Denkmuster<br />
Selbstabwertungen verbergen sich hinter folgenden<br />
Formulierungen:<br />
Ich versage in wichtigen Situationen.<br />
Ich bin zu alt, um mich zu verändern.<br />
Das Leben ist zu gefährlich, um etwas zu wagen.<br />
Ich kann sowieso nichts erreichen.<br />
Im Vergleich mit anderen werde ich immer schlechter<br />
abschneiden.<br />
Ich mache alles verkehrt.<br />
Ich bin zu schwach.<br />
Ich bin nichts wert.<br />
Ich habe immer Pech.<br />
5. Besprechung der hilfreichen Alternativen<br />
6. Hausaufgabe<br />
Lesen des Ar<strong>bei</strong>tsblattes „Typische Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />
und hilfreiche Strategien“.<br />
7. Blitzlicht und Verabschiedung
SITZUNG 6: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene,<br />
MANUAL<br />
Teil 1<br />
„Theoretische<br />
Einführung“<br />
MATERIAL<br />
Flipchart,<br />
Overhead-<br />
Projektor, Stifte,<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />
FOLIE 13<br />
FOLIE 16<br />
FOLIE 3<br />
<strong>Angst</strong>kreislauf<br />
0. Vorbereitung<br />
5.5 Exposition<br />
1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />
2. Wiederholung<br />
Zusammenfassung gedankliche Strategien im Umgang<br />
mit <strong>Angst</strong><br />
• Kennzeichen gesunden Denkens (Sitzung 4)<br />
• Schritte zur Veränderung des Denkens (Sitzung 4)<br />
• Negative Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong> (Sitzung 5)<br />
3. Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der<br />
Verhaltensebene (Teil 1)<br />
a) Einführung<br />
• Unser Verhalten beeinflusst Stimmung, Denken und<br />
Gefühle (z.B. Zufriedenheit nach Erledigung einer<br />
Ar<strong>bei</strong>t). Jede Verhaltensweise zieht also<br />
Konsequenzen nach sich.<br />
• Bei <strong>Angst</strong> gibt es drei verschiedene typische<br />
Verhaltens- oder Reaktionsweisen: Flucht, Angriff<br />
oder Vermeidung. Wie ich mich verhalte, hängt von<br />
der Interpretation der Situation (Gefahr!) und der<br />
Einschätzung meiner Möglichkeiten (Kontrolle vs.<br />
Ohnmacht) ab.<br />
• Flucht und Vermeidungsverhalten bringen kurzfristig<br />
Erleichterung, halten langfristig aber die <strong>Angst</strong><br />
aufrecht, da die Erfahrung nicht gemacht wird, dass
FLIPCHART<br />
Typisches<br />
Vermeidungs-<br />
verhalten der<br />
<strong>Patienten</strong><br />
sammeln.<br />
1.<strong>Angst</strong>themen<br />
das befürchtete Ereignis ausbleibt (z.B. tot<br />
umzufallen) und man die Situation bewältigen kann.<br />
Es entwickelt sich Erwartungsangst (<strong>Angst</strong> vor der<br />
<strong>Angst</strong>).<br />
• Vermeidungsverhalten kann sich auf andere<br />
Lebensbereiche ausdehnen. Eine Abwärtsspirale setzt<br />
sich in Gang: man schränkt sich immer mehr ein, wird<br />
hilfloser, noch ängstlicher. Partnerschaft, Beruf und<br />
Freizeit werden beeinträchtigt. Man versucht sich zu<br />
betäuben, gerät vielleicht in eine Abhängigkeit oder es<br />
entwickelt sich eine Depression.<br />
• Schritte aus dem <strong>Angst</strong>kreislauf auf der<br />
Verhaltensebene:<br />
I. Lernen, Vermeidungsverhalten zu erkennen und<br />
dessen langfristige Konsequenzen zu verstehen.<br />
II. Vermeidungsverhalten ändern durch Exposition,<br />
d.h. dass man sich genau jener Situation aussetzt,<br />
die man jahrelang gemieden hat und lernt, mit<br />
dieser <strong>Angst</strong> umzugehen. Die vermiedene Situation<br />
wird mehrmals durchschritten und man erfährt<br />
da<strong>bei</strong>, dass das befürchtete Ereignis ausbleibt und<br />
die <strong>Angst</strong>reaktion immer geringer wird. Das „ich<br />
kann nicht“ wird ausgetauscht gegen ein „ich<br />
versuche es einmal“.<br />
Zu I.) Vermeidungsverhalten erkennen und verstehen<br />
• Zu Vermeidungsverhalten gehört alles, was getan<br />
oder gemieden wird, um kurzfristig die <strong>Angst</strong> zu<br />
reduzieren.<br />
• Auch sog. „Sicherheitssignale“, die man entwickelt,<br />
um die Situation zu bewältigen und die <strong>Angst</strong> zu
sammeln<br />
2.Eine <strong>Angst</strong><br />
auswählen<br />
3.„Was tun Sie,<br />
um diese <strong>Angst</strong><br />
zu vermeiden?“<br />
FOLIE 17<br />
Vermeidungs-<br />
verhalten<br />
FLIPCHART<br />
Anhand einer<br />
<strong>Angst</strong>situation<br />
die Kon-<br />
sequenzen des<br />
Vermeidungs-<br />
verhaltens<br />
darstellen (4-<br />
Felder-Schema)<br />
Positiv<br />
kurz-<br />
fristig<br />
negativ<br />
kurz<br />
fristig<br />
Positiv<br />
lang-<br />
fristig<br />
negativ<br />
lang-<br />
fristig<br />
reduzieren, halten die <strong>Angst</strong> langfristig aufrecht. Sind<br />
die Hilfsmittel nicht greifbar, entsteht wieder <strong>Angst</strong>, so<br />
dass man von ihnen „abhängig“ wird.<br />
Beispiele: Medikamente, Riechsubstanzen, Entspannungsformeln,<br />
Handy, die Telefonnummer des Arztes die ich <strong>bei</strong> mir tragen muss;<br />
oder ich kann nur in Begleitung anderer Personen bestimmte Dinge<br />
tun.<br />
Konsequenzen von Vermeidungsverhalten<br />
• Kurzfristig positive Konsequenzen: <strong>Angst</strong>reduktion,<br />
Erleichterung<br />
• langfristig negative Konsequenzen<br />
! Entwicklung von Erwartungsangst (<strong>Angst</strong> vor der<br />
<strong>Angst</strong>)<br />
! Zunehmender Kontrollverlust: der Glaube an die<br />
eigenen Bewältigungsmöglichkeiten sinkt,<br />
Hilflosigkeit wächst, Vermeidungsverhalten dehnt<br />
sich auf andere Situationen und Lebensbereiche<br />
aus, es kommt zu Rückzug.<br />
! Erhöhte Rückfallgefahr durch die besondere<br />
Speicherung von Ängsten: die <strong>Angst</strong>erinnerungen<br />
bleiben ein Leben lang in der Amygdala gespeichert<br />
und können durch Stress, Erschöpfung oder<br />
Depressionsphasen besonders leicht ausgelöst<br />
werden. Da Bewältigungsstrategien fehlen<br />
(lokalisiert in den höheren kognitiven Zentren), erlebt<br />
man keine Kontrolle über die <strong>Angst</strong>.
FLIPCHART<br />
<strong>Angst</strong>hierarchie<br />
mit den <strong>Patienten</strong><br />
gemeinsam<br />
erstellen.<br />
Beispiel:<br />
Fahrstuhl fahren:<br />
mit vertrauter<br />
Person, mit<br />
fremder Person,<br />
alleine, Fahrstuhl<br />
anhalten mit<br />
vertrauter<br />
Person, etc.<br />
FOLIE 18<br />
<strong>Angst</strong>hierarchie<br />
AB 13<br />
<strong>Angst</strong>hierarchie<br />
Zu II.) Vermeidungsverhalten ändern durch<br />
Exposition<br />
• Exposition heißt, sich der Situation auszusetzen, die<br />
mir <strong>Angst</strong> macht und die <strong>Angst</strong> zu meistern.<br />
• Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Exposition<br />
! Reizüberflutung (evtl. Beispiel Goethe vorlesen)<br />
! schrittweise Exposition (in sensu oder in vivo):<br />
Planung der schrittweisen Exposition:<br />
1. <strong>Angst</strong>themen sammeln<br />
2. eine <strong>Angst</strong> davon aus wählen<br />
3. Vermeidungsverhalten dazu sammeln<br />
4. Verhaltensweisen nach Schwierigkeitsgrad<br />
bewerten<br />
5. Verhaltensweisen in eine Hierarchie bringen<br />
6. mit aufsteigendem Schwierigkeitsgrad üben<br />
4. Hausaufgabe<br />
Individuelle <strong>Angst</strong>hierarchie erstellen:<br />
„Sammeln Sie Situationen oder Aktivitäten, die Sie<br />
bisher aus <strong>Angst</strong> vermieden haben. Bewerten Sie diese<br />
bzgl. <strong>Angst</strong> (0-100) und bringen Sie diese in eine<br />
<strong>Angst</strong>hierarchie.“<br />
5. Blitzlicht und Verabschiedung
SITZUNG 7: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene,<br />
MANUAL<br />
Teil 2<br />
„Theoretische<br />
Einführung“<br />
MATERIAL<br />
Flipchart,<br />
Overhead-<br />
Projektor, Stifte,<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />
FOLIE 3<br />
<strong>Angst</strong>kreislauf<br />
FLIPCHART<br />
Eine<br />
<strong>Angst</strong>hierarchie<br />
der <strong>Patienten</strong><br />
anschreiben.<br />
FOLIE 19<br />
Expositions-<br />
schritte<br />
0. Vorbereitung<br />
5.5 Exposition<br />
1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />
2. Wiederholung<br />
Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene<br />
• Was ist Vermeidungsverhalten?<br />
• Welche Konsequenz hat Vermeidungsverhalten?<br />
• Was kann man dagegen tun? (Exposition)<br />
3. Besprechung der Hausaufgabe<br />
<strong>Angst</strong>hierarchien, die <strong>Patienten</strong> mitgebracht haben<br />
besprechen. Mit Hilfe der Hierarchie das Prinzip der<br />
Exposition wiederholen.<br />
(Achtung: Pat. sammeln manchmal in einer Hierarchie<br />
Vermeidungsverhalten zu verschiedenen <strong>Angst</strong>themen<br />
oder wählen die Stufen zu groß!)<br />
4. Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der<br />
Verhaltensebene (Teil 2)<br />
Nachdem nun <strong>Angst</strong>hierarchien erstellt wurden, geht es<br />
an die Planung und Durchführung der Exposition.<br />
a) Durchführung der Exposition<br />
1. Voraussetzung: Strategien auf der körperlichen und<br />
gedanklichen Ebene müssen eingeübt sein.<br />
2. Erstellung einer <strong>Angst</strong>hierarchie: Situationen oder<br />
Aktivitäten, die bisher aus <strong>Angst</strong> vermieden wurden,<br />
werden gesammelt, von 0-100 auf ihre <strong>Angst</strong> bewertet
FLIPCHART<br />
Anhand eines<br />
Beispiels aus der<br />
<strong>Angst</strong>hierarchie<br />
eines <strong>Patienten</strong><br />
die Schritte der<br />
Exposition<br />
durchgehen.<br />
und in eine Hierarchie gebracht.<br />
3. Eine Situation aus dem unteren Bereich der Hierarchie<br />
wird ausgewählt und geübt. D.h. Ich spreche nicht über<br />
meine <strong>Angst</strong>, sondern ich habe sie und lasse sie zu,<br />
überprüfe meine Befürchtungen und bewerte sie neu<br />
bis ich mich mit der Situation sicher fühle und die<br />
<strong>Angst</strong> nachgelassen hat.<br />
4. Eine Konfrontationsübung muss sorgfältig geplant sein<br />
bzgl. Situation und Strategien. Dies kann im Alleingang<br />
geschehen oder mit dem Therapeuten.<br />
Beispiel: Montagnachmittag, 15 Uhr in den ersten Stock des<br />
Kaufhauses gehen. Das Kaufhaus soll erst verlassen werden, wenn<br />
die <strong>Angst</strong> zumindest etwas gesunken ist. Nach 5 min soll das<br />
Kaufhaus erneut aufgesucht werden. Atemübungen und<br />
Alternativgedanken vorbereiten!<br />
b) Schritte der Exposition<br />
1. In die Situation, auf die erste Stufe der <strong>Angst</strong>hierarchie<br />
gehen und die <strong>Angst</strong> zulassen.<br />
2. Die <strong>Angst</strong> identifizieren und an der Realität testen:<br />
„Wovor habe ich <strong>Angst</strong>? Was könnte passieren? Und<br />
stimmt meine <strong>Angst</strong>vorstellung mit der Wirklichkeit<br />
überein?“<br />
3. Die Situation neu bewerten: „Meine körperlichen<br />
Zustände und Gefühle sind sehr unangenehm und<br />
schwer zu kontrollieren, aber ich sterbe nicht daran,<br />
werde nicht verrückt und verliere nicht die Kontrolle<br />
über mich.“<br />
4. Mikroauslöser erkennen und entschärfen: Was ist mir<br />
kurz zuvor durch den Kopf gegangen als die starke<br />
<strong>Angst</strong> entstanden ist?“ Welchen Reiz habe ich als<br />
bedrohlich bewertet? Die Verknüpfung von<br />
wahrgenommenen Reizen und negativen Gedanken
FOLIE 20<br />
Expositions-<br />
regeln<br />
entlarven und angemessene, hilfreiche und selbst-<br />
beruhigende Sätze finden. (Gelernte gedankliche<br />
Strategien einsetzen!)<br />
5. Sicheren Boden gewinnen: Erst wenn ich mich sicher<br />
fühle in der Übung, erklimme ich eine neue Stufe auf<br />
meiner <strong>Angst</strong>hierarchie. (Gelernte körperliche<br />
Strategien einsetzen!)<br />
6. Fortschritte würdigen: Was habe ich heute geschafft<br />
(im Vergleich zu meinen früheren Leistungen)? Ich darf<br />
auch auf die kleinsten Fortschritte stolz sein und mich<br />
darüber freuen. In kleinen Schritten kann ich etwas<br />
gegen meine <strong>Angst</strong> tun.<br />
c) Regeln der Exposition<br />
• Ziel der Konfrontation ist es, <strong>Angst</strong> zu bekommen und<br />
zu meistern.<br />
• Der Patient bestimmt, was er tun will und was nicht.<br />
(… und nicht der Therapeut! Ziel ist, dass der Patient<br />
zunehmend wieder Kontrolle über seine Ängste und<br />
sein Handeln gewinnt. Deshalb soll er auch im<br />
Expositionsprozess die Kontrolle behalten.)<br />
• Wird die <strong>Angst</strong> stark, nicht aus der Situation gehen.<br />
Wenn doch, die Situation so schnell wie möglich<br />
wieder aufgesucht werden.<br />
• Konfrontationsübungen sind anstrengend, aber<br />
Erschöpfung ist nicht gleich <strong>Angst</strong>.<br />
• Ist eine Situation geschafft, dass sich Loben und<br />
Belohnen nicht vergessen. „Ich versuche so weit zu<br />
kommen, wie es geht und freue mich auch über<br />
minimale Schritte.“
FOLIE 21<br />
Notfallkoffer<br />
AB 16<br />
Notfallkoffer<br />
5. Hausaufgabe (freiwillig!)<br />
• Eine konkrete Situation oder Aktivität, die bisher<br />
vermieden wurde durchführen, alleine, mit<br />
Mitpatienten oder mit dem Einzeltherapeuten.<br />
• Ar<strong>bei</strong>tsblatt Notfallkoffer erklären. Ausfüllen lassen<br />
soweit möglich. (Notfallkoffer wird in der 8. Sitzung<br />
ausführlich besprochen)<br />
6. Blitzlicht und Verabschiedung
SITZUNG 8: Sich auf den Ernstfall vorbereiten – Rückfallprophylaxe<br />
MANUAL<br />
„Theoretische<br />
Einführung“<br />
MATERIAL<br />
Flipchart,<br />
Overhead-<br />
Projektor, Stifte,<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />
FOLIE 19<br />
FOLIE 21<br />
Notfallkoffer<br />
FLIPCHART<br />
Strategien der<br />
<strong>Patienten</strong><br />
anschreiben<br />
Mit den <strong>Patienten</strong><br />
ausführlich die<br />
Strategien des<br />
Notfallkoffers<br />
besprechen (mit<br />
Hilfe von<br />
<strong>Patienten</strong>-<br />
<strong>bei</strong>spielen und<br />
Folien der voran<br />
gegangenen<br />
Sitzungen).<br />
0. Vorbereitung<br />
5.8 Rückfallprophylaxe<br />
1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />
2. Hausaufgabenbesprechung<br />
• Was können Sie auf Verhaltensebene gegen die<br />
<strong>Angst</strong> tun? <strong>Patienten</strong> berichten lassen über<br />
Erfahrungen mit Exposition.<br />
3. Der Notfallkoffer<br />
Rückschläge (z.B. plötzlich wieder auftretende Ängste<br />
oder negative Gedanken) gehören zum Leben dazu.<br />
Dann ist es wichtig, sich an die gelernten Strategien zu<br />
erinnern, um wieder aus dem <strong>Angst</strong>kreislauf<br />
auszusteigen. In Krisensituationen soll ein individueller<br />
Notfallkoffer da<strong>bei</strong> helfen. Folgende Fragen sind wichtig:<br />
• Woran erkenne ich meine Frühwarnzeichen, die<br />
mir zeigen, dass ich aktiv werden muss? (z.B.<br />
Unruhe, Magen-Darm-Beschwerden, best.<br />
negative Gedanken)<br />
• Welche körperlichen Strategien oder Aktivitäten<br />
kann ich dagegensetzen? (z.B. spazieren gehen;<br />
walken; schwimmen; schöne Musik hören;<br />
Atemübungen; sich kaltes Wasser ins Gesicht<br />
schütten; jemanden anrufen; sich von einem<br />
Menschen, den ich mag, umarmen lassen)
FOLIE 22<br />
<strong>Angst</strong>regeln<br />
AB 17<br />
<strong>Angst</strong>regeln<br />
• Welche hilfreichen Gedanken kann ich mir<br />
vergegenwärtigen (z.B. sich selbst ermutigen mit<br />
„ich darf gut für mich sorgen“, „Schritt für Schritt“,<br />
„Gemeinsam stehen wir das durch“, „ich hab es<br />
das letzte Mal geschafft, jetzt schaffe ich es auch“)<br />
• Wer könnte mich in meiner Situation unterstützen?<br />
(z.B. Telefonnummern von Angehörigen, Freunden<br />
oder professionellen Helfern notieren)<br />
Tritt dann etwas Beruhigung ein, ist es wichtig, sich<br />
folgende Fragen zu überlegen:<br />
• Was macht mir <strong>Angst</strong> und hat mich so<br />
handlungsunfähig gemacht? (z.B. Überlastung,<br />
Konflikte, neue Aufgaben)<br />
• Was muss ich klären?<br />
• Wo darf ich besser für mich sorgen?<br />
WICHTIG: Der Notfallkoffer muss griffbereit liegen (z.B.<br />
am Kühlschrank aufhängen)!<br />
4. Zehn Regeln zur <strong>Angst</strong>bewältigung<br />
Zusammenfassend werden mit den <strong>Patienten</strong> die 10<br />
Regeln zur <strong>Angst</strong>bewältigung besprochen.<br />
5. Feedbackrunde<br />
• Welche Punkte im Gruppenprogramm waren für Sie<br />
hilfreich?<br />
• Was würden Sie sich für weitere Gruppen<br />
wünschen?<br />
• Was würden Sie sich persönlich wünschen?<br />
6. Blitzlicht und Verabschiedung
Anhang B: Die Folien des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />
Folie 1: Ablauf der Sitzungen<br />
Folie 2: Gefühlskreis<br />
Folie 3: <strong>Angst</strong>kreislauf<br />
Folie 4: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />
Folie 5: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />
Folie 6: Dreifaktorenmodell<br />
Folie 7: Gehirnmodell<br />
Folie 8: Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />
Folie 9: <strong>Angst</strong>verlaufskurven<br />
Folie 10: Medikamente <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />
Folie 11: Der Germane Hagen<br />
Folie 12: ABC-Modell<br />
Folie 13: Schritte zur Veränderung des Denkens<br />
Folie 14: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />
Folie 15: Denkmuster<br />
Folie 16: Denkmuster Korrektur<br />
Folie 17: Vermeidungsverhalten<br />
Folie 18: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />
Folie 19: Expositionsschritte<br />
Folie 20: Expositionsregeln<br />
Folie 21: Notfallkoffer<br />
Folie 22: <strong>Angst</strong>regeln<br />
Folienverzeichnis
Sitzung<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Thema<br />
Folie 1: Ablauf der Sitzungen<br />
Psychoedukation „<strong>Angst</strong>“<br />
• Gegenseitiges kennen lernen<br />
• Was ist <strong>Angst</strong>?<br />
• Wie entsteht <strong>Angst</strong>?<br />
• Körperliche Strategien gegen <strong>Angst</strong><br />
• Gedankliche Strategien gegen <strong>Angst</strong> (Teil 1)<br />
• Gedankliche Strategien gegen <strong>Angst</strong> (Teil 2)<br />
• Vermeidungsverhalten überwinden (Teil 1)<br />
• Vermeidungsverhalten überwinden (Teil 2)<br />
• „Mein Notfallkoffer“ (Rückfallprophylaxe)
Folie 2: Gefühlskreis<br />
Scham<br />
Trauer<br />
Freude<br />
Der Gefühlskreis<br />
<strong>Angst</strong><br />
Gleichgültigkeit<br />
Zuneigung<br />
+ + +<br />
Ärger<br />
Abneigung<br />
Niedergeschlagenheit
körperliche<br />
Veränderungen<br />
Folie 3: <strong>Angst</strong>kreislauf<br />
körperliche<br />
Symptome<br />
Der <strong>Angst</strong>kreislauf<br />
Auslöser<br />
(körperliche Veränderungen, Gedanken, etc.)<br />
„<strong>Angst</strong>“<br />
Verhalten<br />
(Vermeidung, Flucht, Bewältigung)<br />
Wahrnehmung<br />
Gedanken<br />
„Gefahr“
Meine Auslöser:<br />
Meine körperlichen<br />
Symptome:<br />
Mein Verhalten:<br />
körperliche<br />
Symptome<br />
körperliche<br />
Veränderungen<br />
Folie 4: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />
Auslöser<br />
„<strong>Angst</strong>“<br />
Verhalten<br />
Wahrnehmung<br />
Gedanken<br />
„Gefahr“<br />
Meine Gedanken:
Folie 5: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />
Welche <strong>Angst</strong>störungen gibt es?<br />
Ängste können im Rahmen anderer psychischer Erkrankungen<br />
auftreten (z.B. Depression, Schizophrenie, Postraumatische<br />
Belastungsstörung), aber auch als eigenständige Störung.<br />
Panikstörung<br />
Plötzlich und unerwartet tritt eine <strong>Angst</strong>attacke auf begleitet von<br />
vielfältigen körperlichen Symptomen, die sich innerhalb weniger<br />
Sek./Min. zum Höhepunkt steigert, scheinbar aus heiterem Himmel.<br />
Aus <strong>Angst</strong> wieder eine Attacke zu erleiden, vermeiden die Betroffenen<br />
jene Situationen, in denen die Panikattacke erstmals ausgelöst wurde<br />
und entwickeln starke Erwartungsangst. sie meiden fast alle<br />
Situationen, die sie als risikoreich einstufen.<br />
Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />
Sorgen und Ängste breiten sich über den ganzen Alltag aus, z.B. ob<br />
Ehemann oder Kindern nichts passiert. Damit einher geht ein Gefühl<br />
drohenden Unheils („Gleich passiert etwas Schreckliches!“) und das<br />
Gefühl der eigenen Überforderung („Ich schaffe es nicht mehr!“).<br />
Sehr belastend für Familienleben, denn <strong>Angst</strong> ist ständig da.<br />
Phobien<br />
Eng umgrenzte <strong>Angst</strong> (z.B. Spinnen, Hunde, Höhe, Blutverlust). In der<br />
Folge kommt es zur Vermeidung der Objekte. Ist die <strong>Angst</strong> länger<br />
andauernd, ist eine normale Alltagsführung kaum mehr möglich.<br />
Agoraphobie<br />
Platzangst oder <strong>Angst</strong> vor Situationen, in denen eine Flucht nur<br />
schwer möglich oder keine Hilfe verfügbar ist (z.B. Furcht vor großen<br />
Plätzen, Menschenmengen, Bus-, Autofahrt, Schlange stehen).<br />
Soziale Phobien<br />
Übersteigerte <strong>Angst</strong>, wenn die Person mit anderen Menschen in<br />
Kontakt treten soll (z.B. <strong>Angst</strong> sich zu blamieren, keinen Ton<br />
herauszubringen).
Auslösende<br />
Faktoren<br />
Folie 6: Drei-Faktoren-Modell<br />
Das Dreifaktoren-Modell<br />
„Stress“<br />
Vulnerabilität<br />
erbliche Faktoren,<br />
belastende<br />
Lernerfahrungen<br />
Vermeidung,<br />
Schonung<br />
Aufrechterhaltende<br />
Faktoren
Quelle: Apothekenumschau 09/05, WortundBild Verlag, 2005<br />
Die Graphik erklärt, wie der <strong>Angst</strong>impuls durch zwei Schaltkreise im Gehirn<br />
weitergegeben wird.<br />
Schaltkreis 1: Über eine Art „Notruf-Leitung“ regt der Thalamus das <strong>Angst</strong>zentrum,<br />
den Mandelkern, an. Dieser reagiert sofort und bringt andere Hirnstrukturen in Gang.<br />
Ergebnis: Der Körper reagiert mit den typischen Symptomen (Schwindel, Herzrasen,<br />
Muskelanspannung etc.).<br />
Schaltkreis 2: Nachdem die <strong>Angst</strong>reaktion eingesetzt hat, folgt das Bewusstsein.<br />
Sinneseindrücke, zum Beispiel von Augen und Ohren, durchlaufen den Thalamus.<br />
Dieser sortiert die Informationen vor und schickt sie weiter an die Stirnlappen der<br />
Großhirnrinde. Dort beurteilen Gehirnzellen die Gefahr. Erst jetzt wird uns die <strong>Angst</strong><br />
bewusst, so dass wir die <strong>Angst</strong> unter Kontrolle bringen können.<br />
Folie 7: Gehirnmodell<br />
<strong>Angst</strong> im Gehirn
Folie 8: Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />
Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />
Quelle: Apotheken Umschau 05/09, WortundBild Verlag 2005
<strong>Angst</strong><br />
<strong>Angst</strong><br />
Folie 9: <strong>Angst</strong>verlaufskurven<br />
<strong>Angst</strong>verlaufskurven<br />
„Die <strong>Angst</strong> steigt unendlich an!“ (Erwartungsangst)<br />
Abb. 1: <strong>Angst</strong>verlaufskurven<br />
„Nur schnell weg hier!“<br />
(Vermeidung)<br />
„Die <strong>Angst</strong> hört nie wieder auf!“<br />
(Erwartungsangst)<br />
„Ich stelle mich der <strong>Angst</strong>, denn<br />
an der <strong>Angst</strong> stirbt man nicht!“<br />
(Habituation)<br />
Zeit<br />
„Ich mache die Erfahrung, dass die <strong>Angst</strong> von allein abnimmt, wenn ich<br />
mich ihr stelle.“<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
1. Versuch<br />
Abb. 2: <strong>Angst</strong>verlaufskurven <strong>bei</strong> therapeutischer Konfrontation<br />
Zeit
Folie 10: Medikamente <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />
Medikamente zur Behandlung von <strong>Angst</strong><br />
kurzfristig wirksame angstlösende Medikamente („Anxiolytika“)<br />
• Benzodiazepine, z.B. Tavor ® , Diazepam ® , Normoc ®<br />
• Niedrigpotente Neuroleptika, z.B. Dipiperon ®<br />
• Hydroxyzin (Atarax ® )<br />
langfristig wirksame Medikamente gegen <strong>Angst</strong><br />
• Antidepressiva, z.B. SSRI (Cipramil ® , Zoloft ® ,etc.) oder Trevilor ®<br />
• Buspiron (Bespar ® )<br />
• Opipramol (Insidon ® )<br />
• !-Rezeptorenblocker (z.B. Metoprolol (Beloc ® ), Propranolol (Dociton ® )<br />
Kurzfristig wirksame Medikamente sollten möglichst wenig eingesetzt werden, da sie<br />
nur eine vorübergehende Linderung der Symptomatik leisten können und im Fall der<br />
Benzo-diazepine ein hohes Abhängigkeitspotential haben.<br />
Der Einsatz von Antidepressiva hilft langfristig, <strong>Angst</strong>symptome zu reduzieren und<br />
versetzt viele <strong>Patienten</strong> erst in die Lage, selber wirksam gegen ihre Ängste vor zu<br />
gehen.
Der Germane Hagen auf Freiersfüßen Der Germane Hagen auf Hasenfüßen<br />
Folie 11: Der Germane Hagen (aus: Stavemann, 2001, S.30-31)
A<br />
Auslösende<br />
Situation<br />
B<br />
Bewertung<br />
C<br />
Consequenzen<br />
Folie 12: ABC-Modell<br />
Das ABC-Modell<br />
Ich sitze im Sessel, sehe fern und spüre<br />
starkes Herzklopfen.<br />
Hilfe, jetzt fängt es wieder an.<br />
Ich bekomme einen Herzanfall.<br />
Gefühl: <strong>Angst</strong><br />
Körperliche Symptome: Unruhe, Zittern,<br />
Schwitzen, Herzklopfen wird stärker<br />
Verhalten: Ich lege mich hin.<br />
Rufe den Arzt.<br />
Ich sitze im Sessel, sehe fern und spüre starkes<br />
Herzklopfen.<br />
Ich habe doch den Kaffee nicht vertragen. Ich<br />
muss wohl einen kleinen Verdauungsspaziergang<br />
machen.<br />
Gefühl: Beruhigung, Zuversicht, Unzufriedenheit<br />
über sich selbst.<br />
Körperliche Symptome: Herzklopfen<br />
Verhalten: Steht auf und bewegt sich.
Folie 13: Schritte zur Veränderung des Denkens<br />
Wie verändert man sein Denken?<br />
Gedanken beobachten<br />
Gedanken überprüfen<br />
Abwertende Gedanken stoppen<br />
Sich positiv programmieren<br />
Üben, üben, üben
Situation<br />
Wählen Sie eine konkrete<br />
möglichst aktuelle Situation aus,<br />
die von <strong>Angst</strong>gefühlen begleitet<br />
war. (Wann? Mit wem? Wo? Was<br />
ist passiert?)<br />
Gefühl und<br />
Körperreaktion<br />
(0-100)<br />
Folie 14: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />
Gedanken beobachten<br />
Was ging mir da<strong>bei</strong> durch den Kopf? Gedanken<br />
überprüfen<br />
Tatsache oder Meinung?<br />
Gibt der Gedanke mir das<br />
Gefühl wertvoll zu sein oder<br />
schwächt er mich?<br />
Hilfreichere Gedanken Gefühl und<br />
Körperreaktion<br />
(0-100)<br />
1. Gedanken beobachten: der erste Schritt zur Veränderung ist immer das Beobachten, also sich selbst auf die Schliche kommen und negative Gedanken identifizieren.<br />
2. Gedanken überprüfen: Entspricht der Gedanke der Realität oder beruht er auf Spekulationen oder Meinungen? Dient er meinen Zielen? Gibt er mir das Gefühl, ein wertvoller<br />
Mensch zu sein oder schwächt er mich und macht mich unzufrieden und mutlos?<br />
3. Abwertende Gedanken stoppen: Machen sich negative Gedanken breit, den Gedanken-Stopp einsetzen (laut oder leise Stopp sagen und sich kneifen, in die Hände<br />
klatschen oder abrupt aufstehen).<br />
4. Sich positiv programmieren: Negative Gedanken durch hilfreiche Gedanken ersetzen. Da<strong>bei</strong> den Widerspruch zwischen Kopf und Bauch aushalten! Auch wenn ich<br />
gefühlsmäßig glaube, mir etwas einzureden oder vorzulügen, trotzdem <strong>bei</strong> den neuen hilfreicheren Gedanken bleiben. Die gefühlsmäßige Zustimmung folgt noch.<br />
5. Üben: Merksätze wiederholen, wiederholen, wiederholen, z.B. auf kleine Kärtchen schreiben, die man mit sich trägt, auf Kassette sprechen oder an den Badezimmerspiegel<br />
schreiben.
Folie 15a:Denkmuster<br />
Der „General“-isierer<br />
„Immer geht alles schief, ich bin<br />
absolut unfähig, niemand mag mich<br />
und alles ist sch … warz!“<br />
Das Generalisieren<br />
Man schließt vom<br />
Einzelfall auf das Ganze<br />
oder überträgt<br />
vergangene Situationen<br />
auf die Gegenwart.<br />
Da<strong>bei</strong> wird vergessen,<br />
dass die aktuelle<br />
Situation völlig andere<br />
Gegebenheiten hat.<br />
Das<br />
Schwarz-Weiß-Denken<br />
Man urteilt nur positiv oder<br />
negativ und hat nicht<br />
gelernt, Zwischentöne zu<br />
beachten.
„Besser den Kopf in den Sand<br />
stecken!“<br />
Folie 15b: Denkmuster<br />
„Scheuklappen auf<br />
und durch!“<br />
Das Gedanken vermeiden<br />
Auftauchende<br />
„Negativgedanken“ werden<br />
nicht konsequent zu Ende<br />
gedacht. Man vermeidet<br />
das Problem zu Ende zu<br />
denken indem man von<br />
einer Sorge zur nächsten<br />
springt. Das Problem kann<br />
so nicht bewältigt werden.<br />
Sich vorschnell eine<br />
Meinung bilden<br />
Man beurteilt eine<br />
Situation indem man sich<br />
schnell eine Meinung<br />
bildet ohne wichtige<br />
Fakten zu<br />
berücksichtigen.<br />
Die eigene Meinung wird<br />
„durchgeboxt“, andere<br />
Information wird<br />
ignoriert.
„Es ist einfach nur furchtbar,<br />
unerträglich, entsetzlich, nicht<br />
auszuhalten, - eine Katastrophe!“<br />
„Bin ich dumm, unfähig, ein<br />
Versager, ….!“<br />
Folie 15c: Denkmuster<br />
Das Katastrophisieren<br />
Man stellt sich immer und<br />
sofort das<br />
Allerschlimmste vor, was<br />
passieren könnte.<br />
Dadurch entstehen<br />
Gefühle der Panik und<br />
Hilflosigkeit, die lähmen.<br />
Das Selbstabwerten<br />
Man macht sich selbst klein,<br />
dumm und minderwertig.<br />
Konsequenz ist, man fühlt<br />
sich in vielen Situationen<br />
ängstlich, angespannt und<br />
hilflos, auch wenn die<br />
eigenen Fähigkeiten und<br />
bisherigen Erfolge dagegen<br />
sprechen.
Folie 16: Denkmuster Korrektur<br />
Korrektur der ungünstigen Denkmuster<br />
Negative Denkmuster Hilfreiche Strategien<br />
Schwarz-Weiss-Denken<br />
Generalisieren<br />
Gedanken vermeiden<br />
Sich vorschnell eine<br />
Meinung bilden<br />
• Sich Selbst und die Situation<br />
differenzierter betrachten. Differenziertes<br />
Denken drückt sich in relativen Begriffen<br />
aus („manchmal, selten, vielleicht, oft,<br />
womöglich etc.)<br />
• Sich auf die gegebene Situation<br />
konzentrieren und diese realistisch auf die<br />
Ängste überprüfen.<br />
• Im „Hier und Jetzt“ leben und sich auf die<br />
Bewältigung der aktuellen Situation<br />
konzentrieren.<br />
• Die Aufmerksamkeit weg von sich selbst<br />
und den ängstigenden Gedanken auf die<br />
Umwelt lenken.<br />
• Sorgenkonfrontation durchführen: Statt<br />
von einer Sorge zur nächsten zu springen,<br />
die bedrohlichen Gedanken konsequent<br />
zu Ende denken und <strong>Angst</strong> und Erregung<br />
im ganzen Ausmaß zulassen. Überlegen:<br />
„Was würde im schlimmsten Fall<br />
passieren? Was könnte ich tun? Wo<br />
könnte ich mir Hilfe holen. Wie würde das<br />
Leben weiter gehen?“<br />
• Berücksichtige, jede Situation ist anders.<br />
• Die Beurteilung einer Situation auf Fakten<br />
stützen und nicht auf Meinungen oder<br />
vage Interpretationen.<br />
• Sich erst eine Meinung bilden, wenn man<br />
genug Fakten recherchiert hat.
Agoraphobie<br />
spezifische<br />
Phobien<br />
Soziale Phobie<br />
Generalisierte<br />
<strong>Angst</strong>störung<br />
Folie 17: Vermeidungsverhalten<br />
Beispiele für Vermeidungsverhalten<br />
• Allein außer Haus sein<br />
• in einer Menschenmenge sein<br />
• in einer Schlange stehen<br />
• auf einer Brücke sein<br />
• Fahren mit Bus, Zug oder Auto<br />
• Besuch von Kaufhäusern<br />
• Fahrstuhl fahren<br />
• Rolltreppe benutzen<br />
• in ein Lokal, ins Kino oder Theater gehen<br />
• Natürliche Umgebung (z.B. Tiere, Sturm, Wasser)<br />
• Blut, Spritzen, Verletzungen<br />
• situativ (z.B. Autos, Flugzeuge,, Höhen, Aufzüge, Tunnel, Brücken)<br />
• sonstige (z.B. Phobische Vermeidung, die zum Ersticken, zum<br />
Erbrechen oder zu Krampfanfällen führen könnten.<br />
• Öffentliches Sprechen oder Schreiben<br />
• Essen in der Öffentlichkeit<br />
• Benutzung einer öffentlichen Toilette<br />
• Teilnahme an einer Gruppe<br />
• Um Hilfe fragen<br />
• Häufiges Nachfragen, ob man alles richtig gemacht hat.<br />
• Häufiges Telefonieren, ob alles in Ordnung ist.<br />
• Häufige Arztbesuche<br />
• Vermeiden von Geselligkeiten, „Ansteckungsherden“, längeren<br />
Autofahrten.<br />
• Nichtöffnen von Rechnungen<br />
• Nichthören von Nachrichten oder Verkehrsfunk
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
Folie 18: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />
50<br />
60<br />
Meine <strong>Angst</strong>hierarchie<br />
70<br />
80<br />
90<br />
100<br />
1. Sammeln Sie Ihre <strong>Angst</strong>themen und wählen Sie eine <strong>Angst</strong> davon aus.<br />
2. Sammeln Sie dazu Vermeidungsverhalten (Situationen oder Aktivitäten, die Sie bisher aus <strong>Angst</strong><br />
vermieden haben).<br />
3. Bewerten Sie die Situationen oder Aktivitäten bzgl. der <strong>Angst</strong>, die sie auslösen (10 - leichte <strong>Angst</strong><br />
bis 100 - sehr starke <strong>Angst</strong>).<br />
4. Bringen Sie die Situationen oder Aktivitäten in eine Hierarchie.
Folie 19: Expositionsschritte<br />
Die <strong>Angst</strong> bewältigen durch Exposition<br />
Körperliche Strategien und hilfreiche Gedanken üben<br />
Eine <strong>Angst</strong>hierarchie erstellen<br />
Eine Situation aus dem unteren Bereich der Hierarchie<br />
auswählen und üben<br />
Üben<br />
1. In die Situation gehen und die<br />
Gedanken<br />
<strong>Angst</strong> zulassen<br />
2. Die <strong>Angst</strong> identifizieren und an der<br />
Realität testen<br />
3. Die Situation neu bewerten<br />
4. Mikroauslöser erkennen und<br />
entschärfen<br />
5. Sicheren Boden gewinnen<br />
6. Fortschritte würdigen
Folie 20: Expositionsregeln<br />
Regeln der Exposition<br />
• Ziel der Konfrontation ist es, <strong>Angst</strong> zu bekommen und zu meistern.<br />
• Der Patient bestimmt da<strong>bei</strong>, was er tun will und was nicht.<br />
• Wird die <strong>Angst</strong> stark, nicht aus der Situation gehen. Wenn doch, die<br />
Situation so schnell wie möglich wieder aufsuchen!<br />
• Konfrontationsübungen sind anstrengend, aber Erschöpfung ist nicht<br />
gleich <strong>Angst</strong>!<br />
• Ist eine Situation geschafft, dass sich Loben und Belohnen nicht<br />
vergessen. Nach dem Motto „Ich versuche so weit zu kommen, wie es<br />
geht und freue mich auch über minimale Schritte.“
Mein Notfallkoffer<br />
Meine körperlichen Frühwarnzeichen für <strong>Angst</strong> und Anspannung:<br />
Folgende körperliche Strategien oder Aktivitäten will ich dagegensetzen:<br />
Folgende hilfreiche Gedanken<br />
will ich mir vergegenwärtigen:<br />
Bei folgenden Personen (z.B. Angehörige, Freunde, Professionelle) will ich mir Hilfe suchen:<br />
Folie 21: Notfallkoffer
Folie 22: <strong>Angst</strong>regeln<br />
10 Regeln zur <strong>Angst</strong>bewältigung<br />
(Wittchen, 1997)<br />
1. <strong>Angst</strong>gefühle und die da<strong>bei</strong> auftretenden körperlichen Symptome<br />
sind verstärkte, normale Stressreaktionen.<br />
2. <strong>Angst</strong>reaktionen sind nicht schädlich für die Gesundheit.<br />
3. Verstärken Sie die <strong>Angst</strong>reaktionen nicht durch furchterregende<br />
Phantasievorstellungen.<br />
4. Bleiben Sie in der Realität, beobachten und beschreiben Sie,<br />
was um Sie herum wirklich geschieht.<br />
5. Bleiben Sie in der Situation, bis die <strong>Angst</strong> vorübergeht.<br />
6. Beobachten Sie, wie die <strong>Angst</strong> von alleine wieder abnimmt.<br />
7. Vermeiden Sie keine <strong>Angst</strong>situation.<br />
8. Setzen Sie sich allen Situationen aus, die Ihnen <strong>Angst</strong> machen.<br />
9. Seien Sie stolz auf kleine Erfolge, auch auf die ganz kleinen.<br />
10. Nehmen Sie sich in <strong>Angst</strong>situationen Zeit.
Anhang C: Die Ar<strong>bei</strong>tsblätter des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 0: Deckblatt <strong>Patienten</strong>mappe<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 1: Teilnehmerliste<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 2: Info Station<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 3: <strong>Patienten</strong>einladung<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 4: Deckblatt <strong>Patienten</strong>mappe<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 5: Vorstellungsrunde<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 6: Ablauf der Sitzungen<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 7: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 8: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 9: Methoden zur Erregungskontrolle<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 10: Körperliche Symptome<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 11: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 12: Denkmuster<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 13: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 14: Expositionsschritte<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 15: Expositionsregeln<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 16: Notfallkoffer<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblatt 17: <strong>Angst</strong>regeln<br />
Ar<strong>bei</strong>tsblätterverzeichnis
Station P21 Gruppe:<br />
AB 1: Teilnehmerliste<br />
Gruppenleiter<br />
Teilnehmer <strong>Angst</strong> 1 <strong>Angst</strong> 2 <strong>Angst</strong> 3 <strong>Angst</strong> 4 <strong>Angst</strong> 5 <strong>Angst</strong> 6 <strong>Angst</strong> 7 <strong>Angst</strong> 8<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
8.<br />
9.<br />
10.<br />
11.<br />
12.
AB 2: Info Station P21<br />
Information zur Psychoedukationsgruppe<br />
Liebe Mitar<strong>bei</strong>ter der Station P21,<br />
ab Montag 16.01. beginnt die Evaluation (Bewertung der Wirksamkeit)<br />
der Psychoedukationsgruppe zum Thema „<strong>Angst</strong>“.<br />
Die Psychoedukationsgruppe wird jeden Dienstag und Donnerstag<br />
(9.45-10.30 Uhr) stattfinden. Ein Gruppendurchlauf besteht aus 8<br />
Sitzungen (4 Wochen).<br />
Teilnehmer der <strong>Angst</strong>gruppe sind jeweils die 10 jüngst aufgenommenen<br />
<strong>Patienten</strong>. Der Rest der <strong>Patienten</strong> dient als Kontrollgruppe.<br />
Alle <strong>Patienten</strong> erhalten in diesem Zeitraum Fragebögen, die<br />
Gesundheitszustand, Zufriedenheit mit der Gruppe, Krankheitswissen<br />
über Ängste etc. abfragen.<br />
Zwei wichtige Bitten:<br />
• Die <strong>Patienten</strong>, die an der Gruppe teilnehmen sollen regelmäßig<br />
kommen. Bitte Untersuchungstermine entsprechend legen!<br />
• Um <strong>Patienten</strong> mit und ohne Gruppenbehandlung vergleichen zu<br />
können, bitten wir Sie möglichst keine Inhalte über die<br />
Psychoeduaktionsgruppe an die „Kontroll“-<strong>Patienten</strong><br />
weiterzugeben (z.B. Ar<strong>bei</strong>tsblätter o.ä.).<br />
Für <strong>Patienten</strong>, die an einer <strong>Angst</strong>gruppe interessiert sind, besteht die<br />
Möglichkeit, nach Entlassung an den ambulanten <strong>Angst</strong>gruppen in der<br />
Poliklinik teilzunehmen (Infos <strong>bei</strong> DP Summ).<br />
Herzlichen Dank für Ihre Mitar<strong>bei</strong>t!<br />
Dipl.-Psych. Barbara Gruss Tel. 34612<br />
Dipl.-Psych. Elisabeth Summ Tel. 34884
Einladung zur Psychoedukationsgruppe „<strong>Angst</strong>“<br />
Aus den täglichen Kontakten und Gesprächen mit unseren <strong>Patienten</strong><br />
wissen wir, dass Ängste im Leben und im Rahmen der Erkrankung eine<br />
große Rolle spielen.<br />
Wir möchten Sie deshalb zur Teilnahme an einer Informationsgruppe<br />
zum Thema „Umgang mit Ängsten“ einladen!<br />
In der Gruppe sollen Sie über Ängste und ihre Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten<br />
und über Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> ausführlich<br />
informiert werden. Die Gruppe soll auch Gelegenheit zum gemeinsamen<br />
Erfahrungsaustausch bieten.<br />
Beschreibung der <strong>Patienten</strong>gruppe:<br />
• 8 Sitzungen<br />
• Dienstag und Donnerstag, 9.45-10.30 Uhr im Gruppenraum<br />
• Gruppenleitung durch Psychologen, Ärzte und Pflegepersonal<br />
• Themen: Information über Ängste (Ursachen, Entstehung und<br />
Aufrechterhaltung von Ängsten, Ängste im Rahmen psychiatrischer<br />
Erkrankungen), Behandlungsmöglichkeiten und Strategien zur<br />
Selbsthilfe<br />
• Aussprachemöglichkeit über aktuelle Probleme<br />
• Erfahrungsaustausch<br />
Start der nächsten <strong>Patienten</strong>gruppe:<br />
AB 3: <strong>Patienten</strong>einladung<br />
Dienstag, 08.11.2005, 9.45 Uhr im Gruppenraum<br />
Sofern Sie noch Fragen bezüglich der Psychoedukations-Gruppe haben,<br />
setzen Sie sich bitte mit einem Mitar<strong>bei</strong>ter des Behandlungsteams der<br />
Station P21 in Verbindung. In einem persönlichen Gespräch werden wir<br />
gerne auf Ihre Fragen eingehen.<br />
Wir wünschen Ihnen baldige Besserung und verbleiben mit freundlichen<br />
Grüßen<br />
Dipl. Psych. Barbara Gruß<br />
Dipl. Psych. Elisabeth Summ
Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik<br />
der Universität Erlangen-Nürnberg<br />
Allgemeine<br />
Psychoedukationsgruppe<br />
Station P 21<br />
-<strong>Patienten</strong>mappe-<br />
__________________________________________<br />
Teilnehmer/-in
AB 5: Vorstellungsrunde<br />
Vorstellungsrunde<br />
Zum besseren Kennen lernen bitten wir Sie, sich einen Mitpatienten auszusuchen.<br />
Tauschen Sie sich gegenseitig über die folgenden Punkte kurz aus.<br />
Stellen Sie den Partner anschließend in der Runde vor.<br />
Gerne können Sie sich Notizen dazu machen.<br />
Name<br />
Wohnort<br />
Familienstand<br />
Beruf<br />
Hobbys<br />
Aktuelles Befinden<br />
Persönliche Stärken
Sitzung<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Thema<br />
AB 6: Ablauf der Sitzungen<br />
Psychoedukation <strong>Angst</strong><br />
• Gegenseitiges kennen lernen<br />
• Was ist <strong>Angst</strong>?<br />
• Wie entsteht <strong>Angst</strong>?<br />
• Körperliche Strategien gegen <strong>Angst</strong><br />
• Gedankliche Strategien gegen <strong>Angst</strong> (Teil 1)<br />
• Gedankliche Strategien gegen <strong>Angst</strong> (Teil 2)<br />
• Vermeidungsverhalten überwinden (Teil 1)<br />
• Vermeidungsverhalten überwinden (Teil 2)<br />
• „Mein Notfallkoffer“ (Rückfallprophylaxe)
Meine Auslöser:<br />
Meine körperlichen<br />
Symptome:<br />
Mein Verhalten:<br />
körperliche<br />
Symptome<br />
körperliche<br />
Veränderungen<br />
AB 7: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />
Auslöser<br />
„<strong>Angst</strong>“<br />
Verhalten<br />
Wahrnehmung<br />
Gedanken<br />
„Gefahr“<br />
Meine Gedanken:
AB 8: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />
Welche <strong>Angst</strong>störungen gibt es?<br />
Ängste können im Rahmen anderer psychischer Erkrankungen auftreten (z.B.<br />
Depression, Schizophrenie, Posttraumatische Belastungsstörung), aber auch als<br />
eigenständige Störung.<br />
Panikstörung<br />
Im Rahmen einer Panikstörung werden plötzlich unerwartete <strong>Angst</strong>attacken begleitet<br />
von vielfältigen körperlichen Symptomen erlebt, die sich innerhalb weniger Sekunden<br />
oder Minuten zum Höhepunkt steigern, scheinbar aus heiterem Himmel. Aus <strong>Angst</strong><br />
wieder eine Attacke zu erleiden, vermeiden die Betroffenen jene Situationen, in<br />
denen die Panikattacke erstmals ausgelöst wurde und entwickeln starke<br />
Erwartungsangst (<strong>Angst</strong> vor der <strong>Angst</strong>). Sie meiden fast alle Situationen, die sie als<br />
risikoreich einstufen.<br />
Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />
Hier breiten sich Sorgen und Ängste über den ganzen Alltag aus, z.B. ob dem<br />
Ehemann oder den Kindern nichts passiert. Damit einher geht ein Gefühl drohenden<br />
Unheils („gleich passiert etwas Schreckliches“) und das Gefühl der eigenen<br />
Überforderung („ich schaffe es nicht mehr“). Dieses übermäßige Sorgen wirkt sich<br />
sehr belastend auf die Umgebung aus (z.B. Familienleben).<br />
Phobien<br />
Darunter werden eng umgrenzte Ängste (z.B. vor Spinnen, Hunde, Höhe, Blutverlust)<br />
verstanden. In der Folge kommt es zur Vermeidung dieser Objekte. Hält die <strong>Angst</strong><br />
länger an, ist eine normale Alltagsführung kaum mehr möglich.<br />
Agoraphobie<br />
Dazu gehört Platzangst oder <strong>Angst</strong> vor Situationen, in denen eine Flucht nur schwer<br />
möglich oder keine Hilfe verfügbar ist, z.B. Furcht vor großen Plätzen,<br />
Menschenmengen, Bus-, Autofahrt, Schlange stehen etc.<br />
Soziale Phobien<br />
Zeigen sich in einer übersteigerten <strong>Angst</strong>, wenn die Person mit anderen Menschen in<br />
Kontakt treten soll, z.B. <strong>Angst</strong> sich zu blamieren, keinen Ton herauszubringen.
AB 9: Methoden zur Erregungskontrolle<br />
Die <strong>Angst</strong> wegatmen<br />
Eine wichtiges Hilfsmittel im Umgang mit Stress- und Belastungssituationen sind<br />
Entspannungs- und Atemübungen. Ziel dieser Übungen ist es, in<br />
Belastungssituationen aufkommende <strong>Angst</strong>, Erregung und Unruhe kontrollieren<br />
zu lernen.<br />
Atemtraining (nach Elsesser & Sartory, 2001 und Fliegel et al., 1998)<br />
Ziel des Atemtrainings ist es, eine möglichst ruhige und gleichmäßige Atmung zu<br />
erreichen. Eine gleichmäßige Bauchatmung trägt gerade in „Akutsituationen“ zur<br />
schnellen und tiefen Entspannung <strong>bei</strong>.<br />
Setzen sie sich bequem zurück. Die Beine stehen parallel zueinander, die Füße<br />
fest auf dem Boden. Legen Sie eine Hand auf den Brustkorb, die andere Hand<br />
auf den Bauch.<br />
1. Beobachten Sie Ihren Atem. Beobachten Sie, ob sich während des Atmens<br />
eher die Hand auf der Brust oder auf dem Bauch bewegt. (Etwa 6-10<br />
Atemzyklen).<br />
2. Atmen Sie durch die Nase ein, verschränken Sie evtl. noch die Arme hinter<br />
dem Kopf. Dadurch unterstützen Sie die Bauchatmung.<br />
3. Bemühen Sie sich um eine möglichst lange Ausatmung, da sie die eigentliche<br />
Entspannung bringt. Blasen Sie dazu die Luft durch die leicht geschlossen<br />
Lippen aus mit einem Geräusch („pfff“, „“uuu“, „oumm“). (Die sog.<br />
„Lippenbremse“-Übung). Sollten sie sehr unruhig sein, können Sie die Übung<br />
auch im Gehen durchführen.<br />
4. Atmen Sie ruhig und gleichmäßig weiter und versuchen nun in den Bauch zu<br />
atmen. Stellen Sie sich vor, Ihr Bauch sei ein Ballon, der sich mit dem<br />
Einatmen nach außen wölbt und mit dem Ausatmen wieder flach wird. Da<strong>bei</strong><br />
sollte jetzt vor allem die Hand auf dem Bauch in Bewegung kommen.<br />
5. Versuchen Sie nun den Atem weiter zu beruhigen indem Sie nach jedem<br />
Einatmen und nach jedem Ausatmen eine kurze Pause machen. Sie atmen<br />
zunächst aus, halten einen Moment inne, dann atmen Sie ein und machen<br />
wieder eine Pause. Die Pausen sollten nur so lange sein, dass sie nicht das<br />
Gefühl haben, nach Luft schnappen zu müssen, ein bis zwei Sekunden reichen<br />
(im Geiste 21 aussprechen als Pausenmarker). Wir atmen ein – Pause –<br />
einundzwanzig – atmen aus - Pause - einundzwanzig – atmen ein –<br />
einundzwanzig – aus – einundzwanzig …usw.“<br />
6. Die Entspannung können Sie durch ein Ruhewort verstärken indem Sie im<br />
letzten Schritt während des Ausatmens das Wort „ruhig“ oder „Kontrolle“ leise<br />
oder gedanklich sagen.
Weitere Hilfsmittel gegen <strong>Angst</strong><br />
1. Tragen Sie ein Riechfläschchen (Minze, Neroli) <strong>bei</strong> sich und unterstützen Sie<br />
in <strong>Angst</strong>situationen die Ausatmung durch einen angenehmen Duft.<br />
2. Singen oder pfeifen Sie <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>, der Gesangsrhythmus unterstützt die<br />
Bauchatmung und normalisiert das Atemtempo.<br />
Um die Effekte der Entspannungsmethoden zu spüren, muss erst mal einige Zeit<br />
geübt werden. Deshalb nicht zu schnell aufgeben und üben, üben, üben ….<br />
Die Progressive Muskelrelaxation (nach Jacobson)<br />
Emotionen wie <strong>Angst</strong> und Ärger gehen mit einer erhöhten Muskelspannung einher.<br />
Durch das Entspannungstraining soll die Wahrnehmung für Anspannung und<br />
Entspannung geschult und Kontrolle über die einzelnen Muskelgruppen gewonnen<br />
werden.<br />
Die Technik der progressiven Muskelentspannung eignet sich dazu sehr gut. Sie<br />
sollte in der Gruppe (siehe Stationsangebot) oder mit Audiokassette/CD (im<br />
Buchhandel erhältlich) zweimal täglich mindestens zehn Minuten geübt werden.<br />
Übungen zur Konzentrations- und Aufmerksamkeitslenkung<br />
Eine weitere Möglichkeit, die <strong>Angst</strong> und Erregung zu kontrollieren, sind Übungen zur<br />
Konzentrations- und Aufmerksamkeitslenkung. Das Grundprinzip besteht darin, sich<br />
auf alles, nur nicht auf die <strong>Angst</strong> zu konzentrieren. Anstatt sich <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong> und Stress<br />
selbst negativ zu beobachten, wird die Aufmerksamkeit nach außen gelenkt.<br />
• Lesen Sie eine Zeitung oder ein Buch ruhig laut und besonders gut betont.<br />
• Schauen Sie sich ihre Umgebung genau an (z.B. Leute, Häuser, Bäume etc.).<br />
Beschreiben Sie, was sie sehen. (z.B. Haltung, Mimik, Kleidung der<br />
Menschen. Erraten Sie das Alter, Beruf, Familienstand etc.)<br />
• Hören Sie … (z.B. Vögel, Wind, Lieblingsmusik. Singen Sie dazu.)<br />
• Betasten Sie … (z.B. die Kleidung. Beschreiben Sie den Stoff, die Knöpfe etc.)<br />
• Riechen Sie … (z.B. Parfum, Obst, )<br />
• Schmecken Sie …. (z.B. ein Bonbon)<br />
• Zählen, rechnen Sie, sagen Sie ein Gedicht auf, schreiben Sie in Gedanken<br />
einen Brief, stellen Sie sich mit allen Sinnen eine wunderschöne Situation vor.<br />
• Sagen Sie sich kurze positiv formulierte Sätze, z.B. „Die <strong>Angst</strong> geht vor<strong>bei</strong>.“<br />
„Alles ist O.K.“, „Ich bin ganz ruhig“. Tragen Sie den Satz auf einem Zettel mit<br />
sich.<br />
Exzessive körperliche Betätigung<br />
Statt sich zu Schonen, was zu vermehrter Selbstbeobachtung und verstärkten<br />
körperlichen <strong>Angst</strong>symptomen führt, bewegen Sie sich! Exzessive körperliche<br />
Bewegung (z.B. Laufen, Walking, Kniebeugen, Liegestützen oder Holz hacken) hilft<br />
<strong>bei</strong>m Abbau der Stresshormone und führt zu Entspannung.<br />
AB 9: Methoden zur Erregungskontrolle
AB10: Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />
Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />
<strong>Angst</strong> bereitet den Körper auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vor.<br />
Durch Ausschüttung von Stresshormonen verstärken sich die normalen<br />
Körperprozesse. Es treten eine Vielzahl von Empfindungen auf, die als<br />
unangenehm und quälend, aber auch als angenehm empfunden<br />
werden (z.B. spannende Filme, Risikosportarten). Werden die<br />
Symptome als gefährlich eingeschätzt, kann sich die <strong>Angst</strong> steigern.<br />
Quelle: Apotheken Umschau 05/09, WortundBild Verlag 2005
Situation<br />
Wählen Sie eine konkrete<br />
möglichst aktuelle Situation aus,<br />
die von <strong>Angst</strong>gefühlen begleitet<br />
war. (Wann? Mit wem? Wo? Was<br />
ist passiert?)<br />
Gefühl und<br />
Körperreaktion<br />
(0-100)<br />
AB 11: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />
Gedanken beobachten<br />
Was ging mir da<strong>bei</strong> durch den Kopf? Gedanken<br />
überprüfen<br />
Tatsache oder Meinung?<br />
Gibt der Gedanke mir das<br />
Gefühl wertvoll zu sein oder<br />
schwächt er mich?<br />
Hilfreichere Gedanken Gefühl und<br />
Körperreaktion<br />
(0-100)<br />
1. Gedanken beobachten: der erste Schritt zur Veränderung ist immer das Beobachten, also sich selbst auf die Schliche kommen und negative Gedanken identifizieren.<br />
2. Gedanken überprüfen: Entspricht der Gedanke der Realität oder beruht er auf Spekulationen oder Meinungen? Dient er meinen Zielen? Gibt er mir das Gefühl, ein wertvoller<br />
Mensch zu sein oder schwächt er mich und macht mich unzufrieden und mutlos?<br />
3. Abwertende Gedanken stoppen: Machen sich negative Gedanken breit, den Gedanken-Stopp einsetzen (laut oder leise Stopp sagen und sich kneifen, in die Hände<br />
klatschen oder abrupt aufstehen).<br />
4. Sich positiv programmieren: Negative Gedanken durch hilfreiche Gedanken ersetzen. Da<strong>bei</strong> den Widerspruch zwischen Kopf und Bauch aushalten! Auch wenn ich<br />
gefühlsmäßig glaube, mir etwas einzureden oder vorzulügen, trotzdem <strong>bei</strong> den neuen hilfreicheren Gedanken bleiben. Die gefühlsmäßige Zustimmung folgt noch.<br />
5. Üben: Merksätze wiederholen, wiederholen, wiederholen, z.B. auf kleine Kärtchen schreiben, die man mit sich trägt, auf Kassette sprechen oder an den Badezimmerspiegel<br />
schreiben.
AB 12: Denkmuster<br />
Typische Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />
Negative Denkmuster<br />
Das Schwarz-Weiß-Denken<br />
Man urteilt nur positiv oder negativ und hat nicht<br />
gelernt, Zwischentöne zu beachten. Dazu<br />
gehören alle „immer - niemals - nie - jeder - alle -<br />
niemand -Sätze“.<br />
Beispiel: Ich werde es nie lernen. Ich bin absolut<br />
unfähig. Mir kann niemand helfen.<br />
Das Generalisieren<br />
Man schlussfolgert vom Einzelfall auf das Ganze<br />
oder überträgt eine vergangene Situation auf die<br />
Gegenwart. Da<strong>bei</strong> wird vergessen, dass die<br />
aktuelle Situation völlig andere Gegebenheiten<br />
hat.<br />
Beispiel: Ich hatte irgendwann mal <strong>Angst</strong> vor<br />
einem strengen Lehrer. Nun habe ich vor jeder<br />
Person, die Autorität ausstrahlt <strong>Angst</strong>.<br />
Beispiel: Ich habe einmal erlebt, dass es mir im<br />
Bus schwindlig wurde. Nun übertrage ich die<br />
Vorstellung, dass mir übel wird auf jede weitere<br />
Fahrt, was schließlich dazu führt, dass ich kein<br />
öffentliches Verkehrsmittel mehr benütze.<br />
Das Gedanken-Vermeiden<br />
Man führt auftauchende „Negativgedanken“ nicht<br />
konsequent zu Ende, sondern kehrt immer wieder<br />
gedanklich in den Teil der Situation zurück, in der<br />
die <strong>Angst</strong> zuerst wahrgenommen wurde. So<br />
überlegt man nicht, was man tun könnte, wenn die<br />
befürchtete Situation tatsächlich eintritt. Das<br />
Problem kann nicht bewältigt werden, da man sich<br />
darauf konzentriert, die <strong>Angst</strong>situation zu<br />
vermeiden oder die unangenehmen Gefühle zu<br />
unterdrücken.<br />
Beispiel: Ich habe <strong>Angst</strong>, mit dem Zug zu fahren,<br />
weil dieser im Tunnel stecken bleiben könnte. Ich<br />
denke ununterbrochen über diesen Aspekt nach,<br />
ohne zu überlegen, was ich tun könnte, falls dies<br />
tatsächlich eintritt. Wie könnte ich mir helfen? Ich<br />
könnte z.B. mit einem Fahrgast ein Gespräch<br />
beginnen, Atemübungen durchführen oder zur<br />
Ablenkung bis 100 zählen.<br />
Hilfreiche Strategien<br />
• Sich Selbst und die Situation differenzierter<br />
betrachten. Differenziertes Denken drückt sich<br />
in relativen Begriffen aus („manchmal, selten,<br />
vielleicht, oft, womöglich etc.)<br />
• Sich auf die gegebene Situation konzentrieren<br />
und diese realistisch auf meine Ängste<br />
überprüfen.<br />
• Im „Hier und Jetzt“ leben und sich auf die<br />
Bewältigung der aktuellen Situation<br />
konzentrieren.<br />
• Die Aufmerksamkeit weg von mir und meinen<br />
ängstigenden Gedanken auf die Umwelt<br />
lenken.<br />
• Sorgenkonfrontation durchführen: Statt von<br />
einer Sorge zur nächsten zu springen, die<br />
bedrohlichen Gedanken konsequent zu Ende<br />
denken und <strong>Angst</strong> und Erregung im ganzen<br />
Ausmaß zulassen. Überlegen: „Was würde im<br />
schlimmsten Fall passieren? Was könnte ich<br />
tun? Wo könnte ich mir Hilfe und<br />
Unterstützung holen. Wie würde das Leben<br />
weiter gehen?“
Das sich vorschnell eine Meinung<br />
bilden<br />
Man beurteilt eine Situation indem man sich<br />
schnell eine Meinung bildet, ohne wichtige Fakten<br />
zu berücksichtigen.<br />
Beispiel: Ich bin der Meinung, dass ich <strong>bei</strong> mir<br />
nicht vertrauten Personen stottere. Um mich nicht<br />
zu blamieren, vermeide ich deshalb jede<br />
Gesellschaft. Hilfreiche Tatsachen ignoriere ich<br />
aber da<strong>bei</strong>, z.B. dass meine <strong>Angst</strong> nicht überall<br />
und <strong>bei</strong> jedem Menschen auftritt, sondern mich<br />
bestimmten Faktoren verunsichern (z.B. <strong>Angst</strong><br />
eher <strong>bei</strong> Jüngeren, <strong>bei</strong> Männern etc.).<br />
Das katastrophisierende Denken<br />
Man stellt sich immer und sofort das<br />
Allerschlimmste vor, was passieren könnte.<br />
Die Situation oder Person ist „nur furchtbar,<br />
unerträglich, entsetzlich, schrecklich, nicht<br />
auszuhalten, katastrophal“.<br />
Dadurch entstehen Gefühle der Panik und<br />
Hilflosigkeit, die mich lähmen.<br />
Beispiel: Der Ehepartner verlässt das Haus, um<br />
auf die Ar<strong>bei</strong>t zu gehen. Sofort laufen die<br />
Gedanken, was passieren könnte bis zur<br />
Katastrophe.<br />
Das sich selbst Abwerten<br />
Man macht sich selbst klein, dumm, minderwertig.<br />
Konsequenz ist, man fühlt sich in vielen<br />
Situationen ängstlich, angespannt und hilflos,<br />
auch wenn die eigenen Fähigkeiten und<br />
bisherigen Erfolge dagegen sprechen müssten.<br />
Beispiel: Ich versage in wichtigen Situation. Ich<br />
bin zu alt, um mich zu verändern. Ich kann<br />
sowieso nichts erreichen. Im Vergleich mit<br />
anderen werde ich immer schlechter<br />
abschneiden.<br />
Ich mache alles verkehrt.<br />
AB 12: Denkmuster<br />
• Berücksichtige, jede Situation ist anders.<br />
• Die Beurteilung einer Situation auf Fakten<br />
stützen und nicht auf Meinungen oder vage<br />
Interpretationen.<br />
• Sich erst eine Meinung bilden, wenn man<br />
genug Fakten recherchiert hat.<br />
• Berücksichtige, Katastrophen ereignen sich<br />
höchst selten! Hinter Begriffen wie schrecklich,<br />
furchtbar, entsetzlich, nicht auszuhalten etc.<br />
steht fast immer eine unrealistische<br />
Übertreibung, die mir unbeeinflussbar<br />
erscheint.<br />
• Prüfe, ob die Situation wirklich katastrophal<br />
und damit unbeeinflussbar oder ob sie lästig,<br />
aber veränderbar ist. „Was wäre wenn... Was<br />
könnte ich dann tun?“<br />
• Statt hochemotionales Vokabular (furchtbar,<br />
schrecklich, unerträglich) objektiv sachliche<br />
Sprache (unangenehm, äußerst lästig,<br />
unerwünscht) verwenden.<br />
• Nach dem Motto leben:<br />
„Wenn mir die Realität missfällt, prüfe ich, ob ich<br />
sie verändern kann. Meine Energie setze ich aber<br />
nur dort ein, wo ich die Macht habe, etwas zu<br />
verändern. Wo ich machtlos bin und nichts ändern<br />
kann, will ich diese Realität akzeptieren lernen.“<br />
• Die meist unbewusst wirksamen Denkmuster<br />
bewusst machen durch Selbstbeobachtung -<br />
Überprüfung der Gedanken – Gedankenstopp<br />
- Ersetzen durch hilfreichere Gedanken.<br />
• z.B. Ich bin O.K. so wie ich bin. Ich lerne durch<br />
meine Fehler. Ich bin älter als andere, aber<br />
lernfähig. Ich versuche in kleinen Schritten<br />
mein Ziel zu erreichen. Ich freue mich über<br />
meine Fortschritte (und vergleiche mich nicht<br />
mit anderen).
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
AB 13: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />
50<br />
60<br />
70<br />
Meine <strong>Angst</strong>hierarchie<br />
80<br />
90<br />
100<br />
1. Sammeln Sie Ihre <strong>Angst</strong>themen und wählen Sie eine <strong>Angst</strong> davon aus.<br />
2. Sammeln Sie dazu Vermeidungsverhalten (Situationen oder Aktivitäten, die Sie bisher aus <strong>Angst</strong><br />
vermieden haben).<br />
3. Bewerten Sie die Situationen oder Aktivitäten bzgl. der <strong>Angst</strong>, die sie auslösen (10 - leichte <strong>Angst</strong><br />
bis 100 - sehr starke <strong>Angst</strong>).<br />
4. Bringen Sie die Situationen oder Aktivitäten in eine Hierarchie.
AB14: Expositionsschritte<br />
Die <strong>Angst</strong> bewältigen durch Exposition<br />
1. Körperliche Strategien und hilfreiche Gedanken üben (siehe Notfallkoffer).<br />
2. Eine <strong>Angst</strong>hierarchie erstellen.<br />
• Eine <strong>Angst</strong> auswählen.<br />
• Vermeidungsverhalten (Situationen oder Aktivitäten, die bisher aus <strong>Angst</strong><br />
vermieden wurden) sammeln.<br />
• Vermeidungsverhalten nach Schwierigkeitsgrad bewerten (10 wenig <strong>Angst</strong> –<br />
100 extreme <strong>Angst</strong>)<br />
• Verhaltensweisen in eine Hierarchie bringen<br />
3. Eine Situation aus dem unteren Bereich der Hierarchie auswählen und üben.<br />
D.h. Ich spreche nicht über meine <strong>Angst</strong>, sondern ich habe sie und lasse sie zu,<br />
überprüfe meine Befürchtungen und bewerte sie neu bis ich mich mit der Situation<br />
sicher fühle und die <strong>Angst</strong> nachgelassen hat.<br />
• In die Situation gehen und die <strong>Angst</strong> zulassen.<br />
• Die <strong>Angst</strong> identifizieren und an der Realität testen: „Wovor habe ich <strong>Angst</strong>?<br />
Was könnte passieren? Stimmt meine <strong>Angst</strong>vorstellung mit der Wirklichkeit<br />
überein?“<br />
• Die Situation neu bewerten: „Meine körperlichen Zustände und Gefühle sind<br />
sehr unangenehm und schwer zu kontrollieren, aber ich sterbe nicht daran,<br />
werde nicht verrückt und verliere nicht die Kontrolle über mich.“<br />
• Mikroauslöser erkennen und entschärfen: „Was ist mir kurz zuvor durch den<br />
Kopf gegangen als die starke <strong>Angst</strong> entstanden ist? Welchen Reiz habe ich<br />
als bedrohlich bewertet?“ Die Verknüpfung von wahrgenommenen Reizen und<br />
negativen Gedanken entlarven und angemessene, hilfreiche und<br />
selbstberuhigende Sätze finden. (Gelernte gedankliche Strategien einsetzen!)<br />
• Sicheren Boden gewinnen: Erst wenn ich mich sicher fühle in der Übung,<br />
erklimme ich eine neue Stufe auf meiner <strong>Angst</strong>hierarchie. (Gelernte<br />
körperliche Strategien einsetzen!)<br />
• Fortschritte würdigen: „Was habe ich heute geschafft (im Vergleich zu meinen<br />
früheren Leistungen)? Ich darf auch auf die kleinsten Fortschritte stolz sein<br />
und mich darüber freuen. In kleinen Schritten kann ich etwas gegen meine<br />
<strong>Angst</strong> tun.“<br />
Beispiel: Montagnachmittag, 15 Uhr in den ersten Stock des Kaufhauses gehen. Das Kaufhaus will<br />
ich erst verlassen, wenn die <strong>Angst</strong> zumindest etwas gesunken ist. Nach 5 min will ich das Kaufhaus<br />
erneut aufsuchen. Atemübungen und Alternativgedanken vorbereiten
AB 15: Expositionsregeln<br />
Regeln der Exposition<br />
• Ziel der Konfrontation ist es, <strong>Angst</strong> zu bekommen und zu meistern.<br />
• Der Patient bestimmt da<strong>bei</strong>, was er tun will und was nicht!<br />
• Wird die <strong>Angst</strong> stark, nicht aus der Situation gehen. Wenn doch, die<br />
Situation so schnell wie möglich wieder aufsuchen!<br />
• Konfrontationsübungen sind anstrengend, aber Erschöpfung ist nicht<br />
gleich <strong>Angst</strong>!<br />
• Ist eine Situation geschafft, dass sich Loben und Belohnen nicht<br />
vergessen. Nach dem Motto „Ich versuche so weit zu kommen, wie es<br />
geht und freue mich auch über minimale Schritte.“
Mein Notfallkoffer<br />
Meine körperlichen Frühwarnzeichen für <strong>Angst</strong> und Anspannung:<br />
Folgende körperliche Strategien oder Aktivitäten will ich dagegensetzen:<br />
Folgende hilfreiche Gedanken<br />
will ich mir vergegenwärtigen:<br />
Bei folgenden Personen (z.B. Angehörige, Freunde, Professionelle) will ich mir Hilfe suchen:<br />
AB 16: Notfallkoffer
AB 17: <strong>Angst</strong>regeln<br />
10 Regeln zur <strong>Angst</strong>bewältigung<br />
(Wittchen, 1997)<br />
1. <strong>Angst</strong>gefühle und die da<strong>bei</strong> auftretenden körperlichen Symptome<br />
sind verstärkte, normale Stressreaktionen.<br />
2. <strong>Angst</strong>reaktionen sind nicht schädlich für die Gesundheit.<br />
3. Verstärken Sie die <strong>Angst</strong>reaktionen nicht durch furchterregende<br />
Phantasievorstellungen.<br />
4. Bleiben Sie in der Realität, beobachten und beschreiben Sie,<br />
was um Sie herum wirklich geschieht.<br />
5. Bleiben Sie in der Situation, bis die <strong>Angst</strong> vorübergeht.<br />
6. Beobachten Sie, wie die <strong>Angst</strong> von alleine wieder abnimmt.<br />
7. Vermeiden Sie keine <strong>Angst</strong>situation.<br />
8. Setzen Sie sich allen Situationen aus, die Ihnen <strong>Angst</strong> machen.<br />
9. Seien Sie stolz auf kleine Erfolge, auch auf die ganz kleinen.<br />
10. Nehmen Sie sich in <strong>Angst</strong>situationen Zeit.
Anhang D: Die Messintrumente der Pilotstudie<br />
Hinweise zum Ausfüllen der Fragebögen<br />
Einverständniserklärung der <strong>Patienten</strong><br />
Soziodemographie<br />
Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> (Version A)<br />
Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> (Version B)<br />
Beck Depressions Inventar (BDI)<br />
Beck <strong>Angst</strong> Inventar (BAI)<br />
Brief Symptom Inventory (BSI)<br />
Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung (FKK)<br />
Sense of Coherence Scale (SOC-9L)<br />
Satisfaction With Life Scale (SWLS)<br />
Stundenbeurteilung der <strong>Patienten</strong><br />
Stundenbeurteilung der Therapeuten<br />
Messinstrumente
Hinweise zum Ausfüllen des Fragebogens:<br />
Damit wir die zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefüllten<br />
Fragebögen zuordnen können, müssen die Fragebögen mit einem<br />
Code gekennzeichnet werden.<br />
Bitte geben Sie dazu den<br />
1. Buchstaben ihres Vor- und Nachnamens & ihr Geburtsjahr<br />
an:<br />
Bitte bear<strong>bei</strong>ten Sie die folgenden Fragen zügig, aber sorgfältig und<br />
über legen Sie nicht zu lange.<br />
Bitte lassen Sie keine Frage aus!<br />
Vielen Dank für Ihre Mitar<strong>bei</strong>t!<br />
Dipl.-Psych. E. Summ<br />
__ __ - __ __ __ __<br />
z.B. Max Müller, geb. 1965: MM - 1965<br />
Dipl.-Psych. B. Gruß Dipl.-Psych. F. Schmidt<br />
Prof. Dr. Kornhuber Prof. Dr. Bleich Dr. H. Frieling
Einverständniserklärung<br />
Datenschutz: Jede Information über Ihre Person wird vollständig vertraulich<br />
behandelt. Die Einverständniserklärung wird als erstes vom Fragebogen<br />
abgetrennt, so dass nicht mehr nachvollziehbar ist, wer welchen Fragebogen<br />
ausgefüllt hat. Die erhobenen Daten werden wissenschaftlich ohne<br />
Namensnennung ausgewertet und gespeichert.<br />
Bitte sprechen Sie uns jederzeit an, wenn Sie Fragen haben<br />
Einverständnis:<br />
Name:<br />
Geburtsdatum:<br />
Ich bin über Zweck, Ablauf und Bedeutung der Befragung mündlich aufgeklärt<br />
worden.<br />
Ich bin darüber informiert<br />
! dass jegliche persönliche Informationen streng vertraulich behandelt<br />
werden<br />
! dass meine Teilnahme an der Befragung freiwillig ist<br />
Erlangen, den _________________ ____________________________<br />
(Unterschrift des <strong>Patienten</strong>)
P21<br />
Allg<br />
Fra<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
Allgemeine Fragen<br />
Geschlecht<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
männlich<br />
weiblich<br />
Alter _____ Jahre<br />
Größe _____ cm<br />
Gewicht _____ kg<br />
Familienstand<br />
Kinder<br />
Wohnform<br />
Schulabschluss<br />
Absolvierte Schuljahre _____ Jahre<br />
Dauer der Ausbildung (Studium,<br />
Berufsschule, Lehre etc.)<br />
Derzeitiger Berufsstand<br />
Hatten Sie bereits einmal eine<br />
Psychotherapie?<br />
__ __ - __ __ __ __<br />
ledig<br />
verheiratet/ feste Partnerschaft<br />
geschieden<br />
verwitwet<br />
ja Anzahl: ___________<br />
nein<br />
alleine<br />
mit einem (Ehe-)Partner<br />
mit Familie/Angehörigen<br />
in einem Wohn- oder Pflegeheim<br />
sonstiges: ___________________________<br />
kein Abschluss<br />
Hauptschulabschluss<br />
Mittlere Reife<br />
Fachabitur<br />
Abitur<br />
sonstiges: __________________________<br />
_____ Jahre<br />
nicht berufstätig<br />
bis 10 Stunden/Woche berufstätig<br />
bis 30 Stunden/Woche berufstätig<br />
bis 42 Stunden/Woche berufstätig<br />
über 42 Stunden/Woche berufstätig<br />
Hausfrau/-mann<br />
Altersberentet<br />
wegen Erwerbs- od Berufsunfähigkeit berentet<br />
ar<strong>bei</strong>tslos<br />
Schule/Ausbildung/ Studium<br />
sonstiges: ___________________________<br />
keine<br />
Einzeltherapie<br />
Gruppentherapie<br />
sowohl als auch<br />
1
P21<br />
BDI<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
Beck Depression Scale BDI<br />
BDI I<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
Dieser Fragebogen enthält 21 Gruppen von Aussagen. Bitte lesen Sie jede Gruppe sorgfältig durch und<br />
suchen Sie in jeder Gruppe eine Aussage heraus, die am besten beschreibt, wie Sie sich in dieser Woche<br />
einschließlich heute gefühlt haben und kreuzen Sie die dazugehörige Ziffer an.<br />
A)<br />
(0) Ich bin nicht traurig.<br />
(1) Ich bin traurig.<br />
(2) Ich bin die ganze Zeit traurig und komme<br />
nicht davon los.<br />
(3) Ich bin so traurig oder unglücklich, dass ich<br />
es kaum noch ertrage.<br />
B)<br />
(0) Ich sehe nicht besonders mutlos in die<br />
Zukunft.<br />
(1) Ich sehe mutlos in die Zukunft.<br />
(2) Ich habe nichts, worauf ich mich freuen<br />
kann.<br />
(3) Ich habe das Gefühl, dass die Zukunft<br />
hoffnungslos ist und dass die Situation<br />
nicht besser werden kann.<br />
C)<br />
(0) Ich fühle mich nicht als Versager.<br />
(1) Ich habe das Gefühl, öfter versagt zu haben<br />
als der Durchschnitt.<br />
(2) Wenn ich auf mein Leben zurückblicke,<br />
sehe ich bloß eine Menge Fehlschläge.<br />
(3) Ich habe das Gefühl, als Mensch ein völliger<br />
Versager zu sein.<br />
D)<br />
(0) Ich kann die Dinge genauso genießen wie<br />
früher.<br />
(1) Ich kann die Dinge nicht mehr so genießen<br />
wie früher.<br />
(2) Ich kann aus nichts mehr eine echte<br />
Befriedigung ziehen.<br />
(3) Ich bin mit allem unzufrieden oder<br />
gelangweilt.<br />
E)<br />
(0) Ich habe keine Schuldgefühle.<br />
(1) Ich habe häufig Schuldgefühle.<br />
(2) Ich habe fast immer Schuldgefühle.<br />
(3) Ich habe immer Schuldgefühle.<br />
F)<br />
(0) Ich habe nicht das Gefühl, gestraft zu sein.<br />
(1) Ich habe das Gefühl, vielleicht bestraft zu<br />
werden.<br />
(2) Ich erwarte, bestraft zu werden.<br />
(3) Ich habe das Gefühl, bestraft zu sein.<br />
G)<br />
(0) Ich bin nicht von mir enttäuscht.<br />
(1) Ich bin von mir enttäuscht.<br />
(2) Ich finde mich fürchterlich.<br />
(3) Ich hasse mich.<br />
H)<br />
(0) Ich habe nicht das Gefühl, schlechter zu sein<br />
als alle anderen.<br />
(1) Ich kritisiere mich wegen meiner Fehler und<br />
Schwächen.<br />
(2) Ich mache mir die ganze Zeit Vorwürfe<br />
wegen meiner Mängel.<br />
(3) Ich gebe mir für alles die Schuld, was schief<br />
geht.<br />
I)<br />
(0) Ich denke nicht daran, mir etwas anzutun.<br />
(1) Ich denke manchmal an Selbstmord, aber<br />
ich würde es nicht tun.<br />
(2) Ich möchte mich am liebsten umbringen.<br />
(3) Ich würde mich umbringen, wenn ich die<br />
Gelegenheit hätte.<br />
J)<br />
(0) Ich weine nicht öfter als früher.<br />
(1) Ich weine jetzt mehr als früher.<br />
(2) Ich weine jetzt die ganze Zeit.<br />
(3) Früher konnte ich weinen, aber jetzt kann<br />
ich nicht mehr, obwohl ich es möchte.<br />
K)<br />
(0) Ich bin nicht reizbarer als sonst.<br />
(1) Ich bin jetzt leichter verärgert oder gereizt<br />
als früher.<br />
(2) Ich fühle mich dauernd gereizt.<br />
(3) Die Dinge, die mich früher geärgert haben,<br />
berühren mich nicht mehr.<br />
L)<br />
(0) Ich habe nicht das Interesse an Menschen<br />
verloren.<br />
(1) Ich interessiere mich jetzt weniger für<br />
Menschen als früher.<br />
(2) Ich habe mein Interesse an anderen<br />
Menschen zum größten Teil verloren.<br />
(3) Ich habe mein ganzes Interessen an anderen<br />
Menschen verloren.
P21<br />
BDI<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
M)<br />
(0) Ich bin so entschlussfreudig wie immer.<br />
(1) Ich schiebe Entscheidungen jetzt öfter als<br />
früher auf.<br />
(2) Es fällt mir schwerer als früher,<br />
Entscheidungen zu treffen.<br />
(3) Ich kann überhaupt keine Entscheidungen<br />
mehr treffen.<br />
N)<br />
(0) Ich habe nicht das Gefühl, schlechter<br />
auszusehen als früher.<br />
(1) Ich mache mir Sorgen, dass ich als oder<br />
unattraktiv aussehe.<br />
(2) Ich habe das Gefühl, dass Veränderungen in<br />
meinem Aussehen eintreten, die mich<br />
hässlich machen.<br />
(3) Ich finde mich hässlich.<br />
O)<br />
(0) Ich kann so gut ar<strong>bei</strong>ten wie früher.<br />
(1) Ich muss mir einen Ruck geben, bevor ich<br />
eine Tätigkeit in Angriff nehme.<br />
(2) Ich muss mich zu jeder Tätigkeit zwingen.<br />
(3) Ich bin unfähig zu ar<strong>bei</strong>ten.<br />
P)<br />
(0) Ich schlafe so gut wie sonst.<br />
(1) Ich schlafe nicht mehr so gut wie früher.<br />
(2) Ich wache 1 bis 2 Stunden früher auf als<br />
sonst, und es fällt mir schwer, wieder<br />
einzuschlafen.<br />
(3) Ich wache mehrere Stunden früher auf als<br />
sonst und kann nicht mehr einschlafen.<br />
Q)<br />
(0) Ich ermüde nicht stärker als sonst.<br />
(1) Ich ermüde schneller als früher.<br />
(2) Fast alles ermüdet mich.<br />
(3) Ich bin zu müde, um etwas zu tun.<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
BDI 2<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
R)<br />
(0) Mein Appetit ist nicht schlechter als sonst.<br />
(1) Mein Appetit ist nicht mehr so gut wie<br />
früher.<br />
(2) Mein Appetit hat sehr stark nachgelassen.<br />
(3) Ich habe überhaupt keinen Appetit mehr.<br />
S)<br />
(0) Ich habe in letzter Zeit kaum abgenommen.<br />
(1) Ich habe mehr als 2 Kilo abgenommen.<br />
(2) Ich habe mehr als 5 Kilo abgenommen.<br />
(3) Ich habe mehr als 8 Kilo abgenommen.<br />
Ich esse absichtlich weniger, um abzunehmen O<br />
Ja O Nein<br />
T)<br />
(0) Ich mache mir keine größeren Sorgen um<br />
meine Gesundheit als sonst.<br />
(1) Ich mache mir Sorgen über körperliche<br />
Probleme, wie Schmerzen,<br />
Magenbeschwerden, oder Verstopfung.<br />
(2) Ich mache mir so große Sorgen über<br />
gesundheitliche Probleme, dass es schwer<br />
fällt, an etwas anderes zu denken.<br />
(3) Ich mache mir so große Sorgen über<br />
gesundheitliche Probleme, dass ich an<br />
nichts anderes mehr denken kann.<br />
U)<br />
(0) Ich habe in letzter Zeit keine Veränderung<br />
meines Interesses an Sex bemerkt.<br />
(1) Ich interessiere mich weniger für Sex als<br />
früher.<br />
(2) Ich interessiere mich jetzt viel weniger für<br />
Sex als früher.<br />
(3) Ich habe das Interesse an Sex völlig<br />
verloren.
P21<br />
BAI<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
BAI (Margraf & Ehlers)<br />
Im Folgenden finden Sie eine Aufstellung von Empfindungen, die vorkommen, wenn man ängstlich ist. Bitte lesen<br />
diese Empfindungen sorgfältig durch. Geben Sie jeweils an, wie sehr Sie durch jede dieser Empfindungen in<br />
der letzten Woche, einschließlich heute belastet waren, indem Sie ein Kreuz in der zutreffenden Spalte machen.<br />
1. Taubheit oder Kribbeln<br />
2. Hitzegefühl<br />
3. Weiche Knie oder Beine<br />
4. Unfähig, mich zu entspannen<br />
5. Befürchtung des Schlimmsten<br />
6. Schwindlig oder benommen<br />
7. Herzrasen oder Herzklopfen<br />
8. Wacklig oder schwankend<br />
9. Schreckend<br />
10. Nervös<br />
11. Erstickungsgefühle<br />
12. Zitternde Hände<br />
13. Zittrig<br />
14. <strong>Angst</strong>, Kontrolle zu verlieren<br />
15. Atembeschwerden<br />
16. <strong>Angst</strong> zu sterben<br />
17. Furchtsam<br />
18. Magen- und<br />
Darmbeschwerden<br />
19. Schwächegefühl<br />
20. Glühendes Gesicht<br />
21. Schwitzen (nicht wegen<br />
Hitze)<br />
überhaupt<br />
nicht<br />
wenig<br />
es störte<br />
mich nicht<br />
sehr<br />
mittel<br />
es war sehr<br />
unangenehm,<br />
aber ich<br />
konnte es<br />
aushalten<br />
stark<br />
ich konnte<br />
es kaum<br />
aushalten<br />
(0) ____ (1) ____ (2) ____ (3) ____ S ___
P21<br />
BSI<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
BSI I<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
BSI<br />
Sie finden nachstehend eine Liste von Problemen und Beschwerden, die man manchmal hat. Bitte<br />
lesen Sie jede Frage einzeln sorgfältig durch und entscheiden Sie, wie stark Sie durch diese<br />
Beschwerden gestört oder bedrängt worden sind, und zwar während der vergangenen sieben<br />
Tage bis heute. Überlegen Sie bitte nicht erst, welche Antwort „den besten Eindruck“ machen<br />
könnte, sondern antworten Sie so, wie es für Sie persönlich zutrifft. Machen Sie bitte hinter jeder<br />
Frage ein Kreuz <strong>bei</strong> der für Sie am besten zutreffenden Antwort.<br />
Bitte beantworten Sie jede Frage!<br />
überhaupt nicht ein wenig ziemlich stark sehr stark<br />
0 1 2 3 4<br />
Wie sehr litten Sie in den letzten sieben Tagen unter...<br />
1. Nervosität oder innerem Zittern 0 1 2 3 4<br />
2. Ohnmachts- und Schwindelgefühlen 0 1 2 3 4<br />
3. der Idee, dass irgend jemand Macht über Ihre Gedanken hat 0 1 2 3 4<br />
4. dem Gefühl, dass andere an den meisten Ihrer Schwierigkeiten Schuld sind 0 1 2 3 4<br />
5. Gedächtnisschwierigkeiten 0 1 2 3 4<br />
6. dem Gefühl, leicht reizbar oder verärgerbar zu sein 0 1 2 3 4<br />
7. Herz- oder Brustschmerzen 0 1 2 3 4<br />
8. Gedanken, sich das Leben zu nehmen 0 1 2 3 4<br />
9. dem Gefühl, dass man den meisten Menschen nicht mehr trauen kann 0 1 2 3 4<br />
10. schlechtem Appetit 0 1 2 3 4<br />
11. plötzlichem Erschrecken ohne Grund 0 1 2 3 4<br />
12. Gefühlsausbrüchen, denen gegenüber Sie machtlos waren 0 1 2 3 4<br />
13. Einsamkeitsgefühlen, selbst wenn Sie in Gesellschaft sind 0 1 2 3 4<br />
14. dem Gefühl, dass es Ihnen schwer fällt, etwas anzufangen 0 1 2 3 4<br />
15. Einsamkeitsgefühlen 0 1 2 3 4<br />
16. Schwermut 0 1 2 3 4<br />
17. dem Gefühl, sich für nichts zu interessieren 0 1 2 3 4<br />
18. Furchtsamkeit 0 1 2 3 4<br />
19. Verletzlichkeit in Gefühlsdingen 0 1 2 3 4<br />
20. dem Gefühl, dass die Leute unfreundlich sind oder Sie nicht leiden können 0 1 2 3 4<br />
21. Minderwertigkeitsgefühlen gegenüber anderen 0 1 2 3 4<br />
22. Übelkeit oder Magenverstimmungen 0 1 2 3 4<br />
23. dem Gefühl, dass andere Sie beobachten oder über Sie reden 0 1 2 3 4<br />
24. Einschlafschwierigkeiten 0 1 2 3 4<br />
25. dem Zwang, wieder und wieder nachzukontrollieren, was Sie tun 0 1 2 3 4<br />
26. Schwierigkeiten, sich zu entscheiden 0 1 2 3 4<br />
27. Furcht vor Fahrten in Bus, Straßenbahn, U-Bahn oder Zug 0 1 2 3 4<br />
28. Schwierigkeiten <strong>bei</strong>m Atmen 0 1 2 3 4<br />
29. Hitzewallungen oder Kälteschauern 0 1 2 3 4<br />
30. der Notwendigkeit, bestimmte Dinge, Orte oder Tätigkeiten zu meiden,<br />
weil Sie durch diese erschreckt werden 0 1 2 3 4<br />
31. Leere im Kopf 0 1 2 3 4<br />
32. Taubheit oder Kribbeln in einzelnen Körperteilen 0 1 2 3 4<br />
33. dem Gefühl, dass Sie für Ihre Sünden bestraft werden sollten 0 1 2 3 4<br />
34. einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit angesichts der Zukunft 0 1 2 3 4<br />
35. Konzentrationsschwierigkeiten 0 1 2 3 4<br />
36. Schwächegefühl in den einzelnen Körperteilen 0 1 2 3 4<br />
37. dem Gefühl, angespannt oder aufgeregt zu sein 0 1 2 3 4<br />
38. Gedanken an den Tod oder ans Sterben 0 1 2 3 4<br />
39. dem Drang, jemanden zu schlagen, zu verletzen oder ihm Schmerzen<br />
zuzufügen 0 1 2 3 4<br />
40. dem Drang, Dinge zu zerbrechen oder zu zerschmettern 0 1 2 3 4
P21<br />
BSI<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
BSI II<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
41. starker Befangenheit im Umgang mit anderen 0 1 2 3 4<br />
42. Abneigung gegen Menschenmengen, z.B. <strong>bei</strong>m Einkaufen oder im Kino 0 1 2 3 4<br />
43. dem Eindruck, sich einer anderen Person nie so richtig nahe fühlen zu<br />
können 0 1 2 3 4<br />
44. Schreck- oder Panikanfällen 0 1 2 3 4<br />
45. der Neigung, immer wieder in Erörterungen und Auseinandersetzungen zu<br />
46. geraten 0 1 2 3 4<br />
47. Nervosität, wenn Sie allein gelassen werden 0 1 2 3 4<br />
48. mangelnde Anerkennung Ihrer Leistungen durch andere 0 1 2 3 4<br />
49. so starker Ruhelosigkeit, dass Sie nicht stillsitzen können 0 1 2 3 4<br />
50. dem Gefühl, wertlos zu sein 0 1 2 3 4<br />
51. dem Gefühl, dass die Leute Sie ausnutzen, wenn Sie es zulassen würden 0 1 2 3 4<br />
52. Schuldgefühlen 0 1 2 3 4<br />
53. dem Gedanken, dass irgendetwas mit Ihrem Verstand nicht in Ordnung ist 0 1 2 3 4
Anleitung<br />
Fragebogen FKK (G. Krampen)<br />
Auf den folgenden Seiten werden Sie gebeten, zu einigen Aussagen Stellung zu nehmen. Sie haben<br />
da<strong>bei</strong> die Möglichkeit jeder Aussage stark, mittel oder schwach zuzustimmen oder sie schwach, mittel<br />
oder stark abzulehnen. Markieren Sie bitte jeweils das Antwortkästchen (durch deutliches Ankreuzen),<br />
das Ihrer persönlichen Meinung am besten entspricht.<br />
Hier ist ein Beispiel für die Beantwortung der Aussagen:<br />
„Ich bin ein lebhafter Mensch“ --- -- - + ++ +++<br />
Ist die Aussage für Sie sehr falsch, durchkreuzen Sie bitte: ---<br />
Ist die Aussage für Sie falsch, durchkreuzen Sie bitte: --<br />
Ist die Aussage für Sie eher falsch, durchkreuzen Sie bitte: -<br />
Ist die Aussage für Sie eher richtig, durchkreuzen Sie bitte: +<br />
Ist die Aussage für Sie richtig, durchkreuzen Sie bitte: ++<br />
Ist die Aussage für Sie sehr richtig, durchkreuzen Sie bitte: +++<br />
Bitte bear<strong>bei</strong>ten Sie alle Aussagen der Reihe nach, ohne eine auszulassen. Einige Aussagen haben einen<br />
ähnlichen Wortlaut oder Sinn. Bitte nehmen Sie auch zu diesen Aussagen Stellung. Es geht <strong>bei</strong> allen<br />
Aussagen um Ihre ganz persönliche Sichtweise.
P21<br />
FKK<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
Im folgenden werden Se gebeten, zu einigen Aussagen Stellung zu nehmen, Markieren Sie bitte jeweils<br />
das Antwortkästchen, das Ihrer persönlichen Meinung am besten entspricht.<br />
Diese Aussage ist: sehr falsch sehr richtig<br />
01. Es hängt hauptsächlich von mir ab, ob sich andere --- -- - + ++ +++<br />
Menschen nach meinen Wünschen richten oder nicht.<br />
02. Zufällige Geschehnisse bestimmen einen großen Teil --- -- - + ++ +++<br />
meines Lebens und Alltags,<br />
03. Ich habe das Gefühl, daß vieles von dem, was in meinem --- -- - + ++ +++<br />
Leben passiert, von anderen Menschen abhängt.<br />
04. Ich komme mir manchmal taten- und ideenlos vor. --- -- - + ++ +++<br />
05. Ob ich einen Unfall habe oder nicht, hängt alleine von mir --- -- - + ++ +++<br />
und meinem Verhalten ab.<br />
06. Wenn ich Pläne schmiede, bin ich mir ganz sicher, daß das --- -- - + ++ +++<br />
Geplante auch Wirklichkeit wird.<br />
07. Ich habe oft einfach keine Möglichkeiten, mich vor --- -- - + ++ +++<br />
Pech zu schützen.<br />
08. Mehrdeutige Situationen mag ich nicht, da ich nicht --- -- - + ++ +++<br />
weiß, wie ich mich verhalten soll.<br />
09. Wenn ich bekomme was ich will, so spielt Glück meistens --- -- - + ++ +++<br />
auch eine Rolle.<br />
10. Andere Menschen verhindern oft die Verwirklichung --- -- - + ++ +++<br />
meiner Pläne.<br />
11. Ich kann mich am besten selbst durch mein Verhalten --- -- - + ++ +++<br />
vor Krankheiten schützen.<br />
12. Ich weiß oft nicht, wie ich meine Wünsche verwirklichen soll. --- -- - + ++ +++<br />
13. Vieles von dem, was in meinem Leben passiert, hängt vom --- -- - + ++ +++<br />
Zufall ab.<br />
14. Mein Leben und Alltag werden in vielen Bereichen von --- -- - + ++ +++<br />
anderen Menschen bestimmt.<br />
15. Ob ich einen Unfall habe oder nicht, ist vor --- -- - + ++ +++<br />
allem Glückssache.<br />
16. Ich kenn viele Möglichkeiten, mich vor Erkrankungen zu --- -- - + ++ +++<br />
schützen.
P21<br />
FKK<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
Diese Aussage ist: sehr falsch sehr richtig<br />
17. Ich habe nur geringe Möglichkeiten, meine Interessen --- -- - + ++ +++<br />
gegen andere Menschen durchzusetzen.<br />
18. Es ist für mich nicht gut, weit im voraus zu planen, da --- -- - + ++ +++<br />
häufig das Schicksal dazwischenkommt.<br />
19. Um das zu bekommen, was ich will, muß ich zu anderen --- -- - + ++ +++<br />
Menschen freundlich und zuvorkommen sein.<br />
20. In unklaren oder gefährlichen Situationen weiß ich immer, --- -- - + ++ +++<br />
was ich tun kann.<br />
21. Es ist reiner Zufall, wenn sich andere Menschen einmal --- -- - + ++ +++<br />
nach meinen Wünschen richten.<br />
22. Mein Wohlbefinden hängt in starkem Maße vom Verhalten --- -- - + ++ +++<br />
anderer Menschen ab.<br />
23. Ich kann sehr viel von dem, was in meinem Leben passiert, --- -- - + ++ +++<br />
selbst bestimmen.<br />
24. Manchmal weiß ich überhaupt nicht, was ich in einer --- -- - + ++ +++<br />
Situation machen soll.<br />
25. Gewöhnlich kann ich meine Interessen selbst vertreten und --- -- - + ++ +++<br />
erreiche da<strong>bei</strong> das, was ich will.<br />
26. Ob ich einen Unfall habe oder nicht, hängt in starkem Maße --- -- - + ++ +++<br />
von dem Verhalten anderer ab.<br />
27. Wenn ich bekomm, was ich will, so ist das immer eine --- -- - + ++ +++<br />
Folge meiner Anstrengungen und meines persönlichen Einsatzes.<br />
28. Auch in schwierigen Situationen fallen mir immer viele --- -- - + ++ +++<br />
Handlungsalternativen ein.<br />
29. Damit meine Pläne eine Chance haben, richte ich mich <strong>bei</strong>m --- -- - + ++ +++<br />
Planen nach den Wünschen anderer Leute.<br />
30. Mein Lebenslauf und mein Alltag werden alleine durch mein --- -- - + ++ +++<br />
Verhalten und meine Wünsche bestimmt.<br />
31. Es hängt vom Schicksal ab, ob ich krank werde oder nicht. --- -- - + ++ +++<br />
32. Für die Lösung von Problemen fallen mir immer viele --- -- - + ++ +++<br />
Möglichkeiten ein.<br />
Überprüfen Sie bitte, ob Sie alle Fragen beantwortet haben.
P21<br />
SOC<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
SOC 9-L (Sence of Coherence – Leipziger Kurzskala)<br />
1. Haben Sie das Gefühl, dass Sie in einer ungewohnten Situation sind und nicht wissen, was Sie<br />
tun sollen?<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
sehr oft sehr selten oder nie<br />
2. Wenn Sie über das Leben nachdenken, ist es dann oft so, dass...<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
Sie spüren, wie schön Sie sich fragen, wieso<br />
es ist zu leben sie überhaupt leben<br />
3. Die Dinge, die Sie täglich tun, sind für Sie....<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
eine Quelle tiefer Freude eine Quelle von Schmerz<br />
und Befriedigung und Langeweile<br />
4. Wie oft sind Ihre Gedanken und Gefühle ganz durcheinander?<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
sehr oft sehr selten oder nie<br />
5. Wenn Sie etwas tun, das Ihnen ein gutes Gefühl gibt,...<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
dann ist es bestimmt so, dann wird bestimmt etwas<br />
dass Sie sich auch weiterhin passieren, das Ihnen<br />
gut fühlen werden dieses Gefühl verdirbt<br />
6. Sie erwarten für die Zukunft, dass Ihr eigenes Leben...<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
ohne jeden Sinn voller Sinn und<br />
und Zweck sein wird Zweck sein wird<br />
7. Viele Leute – auch solche mit einem starken Charakter – fühlen sich in bestimmten<br />
Situationen als traurige Verlierer. Wie oft haben Sie sich in der Vergangenheit so gefühlt?<br />
1 2 3 4 5 6 7
P21<br />
SOC<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
sehr oft sehr selten oder nie<br />
8. Wenn Sie an Schwierigkeiten denken, denen Sie <strong>bei</strong> wichtigen Dingen im Leben wohl begegnen<br />
werden, haben Sie das Gefühl, dass....<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
es Ihnen immer gelingen Sie es nicht schaffen<br />
wird, die Schwierigkeiten werden, die Schwierigkeiten<br />
zu überwinden zu überwinden<br />
9. Wie oft haben Sie das Gefühl, dass die Dinge, die Sie im täglichen Leben tun, wenig Sinn<br />
haben?<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
sehr oft sehr selten oder nie
P21<br />
SWLS<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
SWLS – Satisfaction with Life Scale<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
Bitte beurteilen Sie nun, in welchem Ausmaß die folgenden Aussagen auf Sie zutreffen.<br />
Beantworten Sie bitte jede Frage bzw. Aussage und kreuzen Sie jeweils nur ein Kästchen an.<br />
1---------2---------3---------4---------5<br />
trifft überhaupt trifft genau<br />
nicht auf mich zu zu<br />
1. Mein Leben entspricht meinen Idealvorstellungen.<br />
2. Meine Lebensbedingungen sind hervorragend.<br />
3. Ich bin mit meinem Leben absolut zufrieden.<br />
4. Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte,<br />
würde ich nichts anders machen.<br />
5. Bisher habe ich alles bekommen, was<br />
für mein Leben wichtig ist.<br />
6. Ich fühle mich zur Zeit völlig gesund<br />
trifft überhaupt trifft genau<br />
nicht zu zu<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5
P21<br />
WissA<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> Einbildung ist?<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> - Version A<br />
Stimmt es, dass Stress einen <strong>Angst</strong>anfall auslösen kann?<br />
Stimmt es, dass Ziel der <strong>Angst</strong>behandlung ein Leben ohne <strong>Angst</strong> ist?<br />
Stimmt es, dass sportliche Aktivitäten <strong>bei</strong> starker <strong>Angst</strong> vermieden werden<br />
sollten?<br />
Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> vor Hunden in der Kindheit erlernt werden kann?<br />
Stimmt es, dass Gedanken Gefühle erzeugen?<br />
Stimmt es, dass <strong>bei</strong> Hyperventilation zu schnell geatmet wird?<br />
Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> nur reduziert werden kann indem man die<br />
angstauslösende Situation meidet?<br />
Stimmt es, dass starke Selbstbeobachtung die <strong>Angst</strong> verstärkt?<br />
Stimmt es, dass man an der <strong>Angst</strong> sterben kann?<br />
Stimmt es, dass sich angemessenes (gesundes) Denken auf Meinungen und<br />
Vermutungen stützt?<br />
Exposition heißt, die Situation zu meiden, die <strong>Angst</strong> auslöst. Stimmt das?<br />
Durch Vermeidung angstauslösender Situationen entsteht <strong>Angst</strong> vor der<br />
<strong>Angst</strong>. Stimmt das?<br />
Ziel von Exposition ist es, eine Situation vor der man <strong>Angst</strong> hat zu erkennen<br />
und zu meistern. Stimmt das?<br />
Um <strong>Angst</strong> langfristig zu bewältigen, sollte man eine Situation, die starke<br />
<strong>Angst</strong> auslöst, möglichst vermeiden. Stimmt das?<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden
P21<br />
WissB<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __ __<br />
Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> einen Verlust signalisiert?<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> - Version B<br />
Stimmt es, dass Information über eine Erkrankung Ängste abbauen kann?<br />
Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> vererbt wird und man deshalb nichts dagegen tun<br />
kann?<br />
Stimmt es, dass man sich <strong>bei</strong> starker <strong>Angst</strong> körperlich schonen sollte?<br />
Stimmt es, dass Medikamente helfen, <strong>Angst</strong>symptome zu reduzieren?<br />
Stimmt es, dass angemessenes Denken auf Tatsachen beruht und unnötige<br />
Konflikte vermeidet?<br />
Stimmt es, dass Gedanken eine Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der Entstehung von <strong>Angst</strong><br />
einnehmen?<br />
Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> zum Leben dazu gehört?<br />
Stimmt es, dass das Vermeiden von Konflikten ein angstfreies Leben<br />
ermöglicht?<br />
Stimmt es, dass Medikamente Ängste heilen?<br />
Wenn man eine Situation wegen starker <strong>Angst</strong> verlässt, sollte man sich erst<br />
ausgiebig erholen, bevor man sich der Situation erneut stellt. Stimmt das?<br />
Vermeidungsverhalten reduziert kurzfristig die <strong>Angst</strong>. Stimmt das?<br />
In einer Expositionsübung (<strong>Angst</strong>bewältigungsübung) muss ich alles tun, was<br />
der Therapeut sagt. Stimmt das?<br />
Man sollte möglichst frühzeitig seine <strong>Angst</strong>symptome erkennen und mit den<br />
gelernten Strategien eingreifen. Stimmt das?<br />
Stimmt es, dass der erste Schritt zur Veränderung des Denkens die<br />
Selbstbeobachtung ist?<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden<br />
stimmt<br />
stimmt nicht<br />
Frage nicht verstanden
P21<br />
Stunden-<br />
beurteilung<br />
Patient<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __<br />
__<br />
Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />
__ __ __ __ __ __ __<br />
Bitte kreuzen Sie auf der folgenden Skala an inwieweit die Aussage auf Sie zutrifft.<br />
1. Ich war heute mit dem Verhalten des Therapeuten insgesamt<br />
sehr<br />
unzufrieden<br />
______________________________________________ Sehr<br />
zufrieden<br />
2. Ich fand die Erklärungen des Therapeuten heute<br />
schwer<br />
verständlich<br />
______________________________________________ gut<br />
verständlich<br />
3. Nach der heutigen Sitzung habe ich den Eindruck, dass mir das<br />
Gruppenprogramm weiterhilft.<br />
stimmt gar<br />
nicht<br />
______________________________________________ Stimmt<br />
genau<br />
4. Ich hatte heute Schwierigkeiten richtig mitzumachen.<br />
Große<br />
Schwierigkeiten ______________________________________________ keine<br />
Schwierigkeiten<br />
5. Ich habe mich in der Sitzung heute wohl gefühlt.<br />
stimmt gar<br />
nicht<br />
______________________________________________ Stimmt<br />
genau
P21<br />
Stunden-<br />
Beurteilung<br />
Therapeut<br />
Datum:<br />
__ __. __ __. __ __ __<br />
__<br />
Gruppensitzung <strong>Angst</strong><br />
(bitte ankreuzen)<br />
(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8)<br />
Stundenbeurteilung durch den Gruppenleiter<br />
Beurteilung der theoretischen Einführung<br />
Theorieteil hätte ausführlicher formuliert sein sollen.<br />
Theorieteil ermöglichte einen guten Überblick über das Thema<br />
Beurteilung der praktischen Übungen<br />
Instruktionen zur Übung waren klar und verständlich<br />
Übung war gut durchführbar<br />
In der Sitzung gab es zu wenig Gelegenheit zum Üben<br />
Ausgewogenheit Informationsvermittlung - praktische<br />
Übungen/Gruppengespräche<br />
Sitzung war zu theoretisch<br />
Sitzung bot genug Möglichkeit der <strong>Patienten</strong>beteiligung<br />
Beurteilung des Ar<strong>bei</strong>tsmaterials (Ar<strong>bei</strong>tsblätter, Folien)<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmaterial war verständlich<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmaterial war ausreichend<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmaterial war unklar<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmaterial war zu knapp<br />
Beurteilung des Sitzungsablaufs<br />
Sitzungsablauf war klar und verständlich<br />
Sitzungsablauf sollte ausführlicher sein<br />
Sitzungsablauf war unlogisch aufgebaut<br />
Besonderheiten/Verbesserungsvorschläge:<br />
Zu beachten <strong>bei</strong>m Folgetreffen:<br />
Gruppenleiter<br />
__ __ __ __ __ __ __