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„Psychoedukation Angst bei stationären Patienten - PAsta“ - OPUS ...

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<strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong><br />

sta<br />

<strong>Patienten</strong> - <strong>PAsta“</strong><br />

Entwicklung und Evaluation eines <strong>stationären</strong><br />

psychoedukativen Gruppenprogramms<br />

zur Behandlung von <strong>Angst</strong><br />

Inaugural-Dissertation<br />

in der Philosophischen Fakultät I<br />

(Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften)<br />

der Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg<br />

vorgelegt von<br />

Elisabeth Summ<br />

aus Erlangen<br />

Erlangen 2008


Tag der mündlichen Prüfung: 01.02.2008<br />

1. Gutachter: Prof. Dr. M. Stemmler<br />

2. Gutachter: Prof. Dr. S. Bleich


<strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> - <strong>PAsta“</strong> -<br />

Entwicklung und Evaluation eines <strong>stationären</strong> psychoedukativen<br />

Gruppenprogramms zur Behandlung von <strong>Angst</strong> - Zusammenfassung<br />

Psychoedukative Interventionen besitzen im <strong>stationären</strong> Setting als<br />

Kurzzeitintervention Versorgungsrelevanz, allerdings existieren keine<br />

Programme, die an die Bedürfnisse stationärer Akutpatienten angepasst<br />

sind. Gegenstand der Studie ist die Entwicklung und Evaluation eines<br />

Psychoedukations-Programms, das speziell für stationäre <strong>Patienten</strong> mit<br />

<strong>Angst</strong>störungen oder Ängsten im Rahmen anderer psychischer<br />

Erkrankungen konzipiert wurde.<br />

28 stationäre <strong>Patienten</strong> mit Diagnosen aus dem Bereich der depressiven<br />

und <strong>Angst</strong>-Störungen erhielten zusätzlich zu psychiatrischer<br />

Standardtherapie zweimal wöchentlich psychoedukative<br />

Gruppensitzungen über einen Zeitraum von vier Wochen. Verglichen<br />

wurde diese Gruppe mit 13 <strong>Patienten</strong>, die psychiatrische Standardtherapie<br />

ohne Gruppenangebot bekommen hatten. Beide Gruppen wurden im Prä-<br />

Post-Design bezüglich des vorhandenen Krankheitswissens, der<br />

psychischen Gesundheit und der kognitiven Variablen Selbstwirksamkeit,<br />

Kohärenzgefühl und Lebenszufriedenheit verglichen. Zur formativen<br />

Evaluation wurden Gruppenleiter und –teilnehmer befragt.<br />

Die Auswertung er Ergebnisse zeigte <strong>bei</strong> den Teilnehmern der<br />

Psychoedukationsgruppe eine signifikante Zunahme des <strong>Angst</strong>wissens.<br />

Im Bereich der psychischen Gesundheit und der kognitiven Variablen<br />

fanden sich nach einer Berücksichtigung der Vortestunterschiede keine<br />

signifikanten Ergebnisse, die berechneten Effektstärken sprechen jedoch<br />

für eine klinische Relevanz. Eine Verbesserung der depressiven<br />

Symptomatik in der Interventionsgruppe zeigte sich in<br />

Behandlungseffekten (d-Koeffizient) zwischen .53 und .61. Im Bereich der<br />

<strong>Angst</strong>symptomatik fanden sich positive Effekte um .15, die phobische<br />

Symptomatik veränderte sich nicht. Die Kontrollgruppe zeigte eine<br />

Verschlechterung der psychischen Gesundheit in den Skalen Unsicherheit<br />

im Sozialkontakt, Aggressivität und Paranoides Denken mit Effektstärken<br />

von .24 bis .46. Im Bereich der kognitiven Variablen deuten Effektstärken


um .20 auf eine Tendenz zum Aufbau von Selbstwirksamkeit hin. Die<br />

formative Evaluation ergab eine hohe Zufriedenheit der <strong>Patienten</strong> mit dem<br />

Gruppenangebot.<br />

Das Hauptanliegen des Gruppenprogramms, nämlich die Steigerung des<br />

Krankheitswissens wurde erreicht. Trotz des kurzen Messzeitraumes hat<br />

sich die Bedeutung des psychoedukativen Gruppenangebots in der<br />

Behandlung stationärer Akutpatienten bestätigt. Die große Wirkung des<br />

Programms auf die depressive Symptomatik ist vermutlich auf den<br />

kognitiven Schwerpunkt zurückzuführen. Geringere Behandlungseffekte<br />

im Bereich der <strong>Angst</strong>symptomatik könnten durch stärkere Verknüpfung<br />

der Gruppeninhalte mit begleitender Einzeltherapie und<br />

diagnosenspezifischer Auswertung erreicht werden. Folgeuntersuchungen<br />

mit größeren Stichproben sollten einen längeren Messzeitraum und<br />

Katamnesen <strong>bei</strong>nhalten, um längerfristige Effekte und die Stabilität der<br />

Ergebnisse zu erfassen.


Inhaltsverzeichnis<br />

I. Theoretischer Teil<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 Einleitung...................................................................................................11<br />

2 Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen.................................15<br />

2.1 Definition Psychoedukation...................................................................15<br />

2.2 Historische Entwicklung der Psychoedukation......................................17<br />

2.3 Ziele von Psychoedukation...................................................................21<br />

2.4 Psychoedukation versus Psychotherapie .............................................24<br />

2.5 Psychotherapeutische Wirkfaktoren von Psychoedukation...................27<br />

2.6 Psychoedukation in der <strong>stationären</strong> Behandlung..................................29<br />

2.7 Evaluation psychoedukativer Interventionen.........................................33<br />

2.8 Nachweise der Wirksamkeit von Psychoedukation...............................36<br />

2.9 Zusammenfassung ...............................................................................38<br />

3 Theoretische Grundlagen der Psychoedukation....................................39<br />

3.1 Das Health-Belief-Modell ......................................................................40<br />

3.2 Die Theorie der Selbstwirksamkeits- und Kompetenzerwartung...........42<br />

3.3 Das Modell der Salutogenese...............................................................44<br />

3.4 Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns..........47<br />

3.5 Zusammenfassung und Implikationen ..................................................50<br />

4 Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen....................................................52<br />

4.1 Diagnostische Klassifikation und klinische Erscheinungsformen<br />

von <strong>Angst</strong> ......................................................................................................52<br />

4.2 Epidemiologie, therapeutische Versorgung und volkswirtschaftliche<br />

Kosten von <strong>Angst</strong>störungen ..........................................................................56<br />

4.3 Komorbidität <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen..........................................................60<br />

4.4 Kognitive Verhaltenstherapie <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen ................................62


Inhaltsverzeichnis<br />

4.4.1 Psychoedukation............................................................................63<br />

4.4.2 Konfrontation..................................................................................63<br />

4.4.3 Kognitive Vorgehensweisen...........................................................63<br />

4.4.4 Gesundheitsverhalten ....................................................................63<br />

4.4.5 Kommunikations- und soziales Kompetenztraining........................64<br />

4.4.6 Rückfallprophylaxe.........................................................................64<br />

4.5 Kognitiv-verhaltenstherapeutische bzw. psychoedukative<br />

Behandlung von heterogenen <strong>Angst</strong>störungen in Gruppen...........................66<br />

4.5.1 Vorteile heterogener Gruppenkonzepte in der <strong>Angst</strong>therapie ........66<br />

4.5.2 Aktueller Forschungsstand heterogener Gruppenkonzepte in<br />

der <strong>Angst</strong>behandlung.................................................................................69<br />

4.6 Zusammenfassung ...............................................................................83<br />

5 Das stationäre Psychoedukationsprogramm “PAsta” – Eine<br />

theoretische Einführung ................................................................................84<br />

5.1 Die Gruppe als therapeutischer Faktor .................................................86<br />

5.1.1 Psychotherapeutische Wirkfaktoren der Gruppe............................86<br />

5.1.2 Vorbereitung der Psychoedukationsgruppe ...................................89<br />

5.1.3 Kriterien zur Gruppenteilnahme .....................................................90<br />

5.1.4 Durchführung und Aufbau der Gruppensitzungen..........................91<br />

5.1.5 Vorstellungsrunde ..........................................................................93<br />

5.1.6 Gruppenregeln für <strong>Patienten</strong>..........................................................94<br />

5.1.7 Gruppenregeln für Therapeuten.....................................................95<br />

5.2 Wissensvermittlung...............................................................................97<br />

5.2.1 Definition <strong>Angst</strong>..............................................................................98<br />

5.2.2 <strong>Angst</strong> als eine Emotion mit Funktion..............................................98<br />

5.2.3 Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung ..................................................100<br />

5.2.4 <strong>Angst</strong> als komplexes Reaktionsmuster ........................................104<br />

5.2.5 Der <strong>Angst</strong>kreislauf........................................................................111<br />

5.3 Körperbezogene Verfahren.................................................................113<br />

5.3.1 Exkurs: Das Autonome Nervensystem.........................................113<br />

5.3.2 Information über körperliche Prozesse.........................................114


Inhaltsverzeichnis<br />

5.3.3 Neurobiologische Befunde zur <strong>Angst</strong>verar<strong>bei</strong>tung .......................117<br />

5.3.4 Methoden zur Erregungskontrolle ................................................120<br />

5.3.5 Entspannungsverfahren ...............................................................121<br />

5.3.6 Aufbau körperlicher Fitness..........................................................121<br />

5.3.7 Reduktion von chronischer Belastung und Stress........................122<br />

5.3.8 Medikamentöse Behandlung........................................................122<br />

5.4 Kognitive Strategien............................................................................124<br />

5.4.1 Die fünf Phasen der kognitiven Umstrukturierung........................124<br />

5.4.2 Vermittlung eines kognitiven Modells zur <strong>Angst</strong>entstehung .........124<br />

5.4.3 Einführung in das ABC-Modell .....................................................124<br />

5.4.4 Kennzeichen angemessenen Denkens........................................125<br />

5.4.5 Schritte zur Veränderung des Denkens........................................125<br />

5.4.6 Typische dysfunktionale Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>...........................127<br />

5.5 Exposition ...........................................................................................132<br />

5.5.1 Vermeidungsverhalten verstehen lernen......................................133<br />

5.5.2 Vermeidungsverhalten überwinden..............................................134<br />

5.5.3 Die Expositionsregeln ..................................................................136<br />

5.6 “Einzeltherapie“ in der Gruppe............................................................137<br />

5.7 Wissenstransfer und Hausaufgaben...................................................138<br />

5.8 Rückfallprophylaxe .............................................................................139<br />

5.8.1 Wissenschaftliche Daten zur Rückfallwahrscheinlichkeit .............139<br />

5.8.2 Der Notfallkoffer ...........................................................................140<br />

5.9 Die Sitzungen des Gruppenprogramms..............................................143<br />

5.10 Zusammenfassung ...........................................................................145<br />

6 Zielsetzung und Fragestellung der Studie ............................................146<br />

6.1 Formative Fragestellungen .................................................................146<br />

6.2 Summative Fragestellungen: Wirksamkeitsanalysen..........................147<br />

6.2.1 Krankheitswissen .........................................................................147<br />

6.2.2 Psychische Gesundheit................................................................147<br />

6.2.3 Kognitive Variablen ......................................................................148


Inhaltsverzeichnis<br />

II. Empirischer Teil<br />

7 Methode ...................................................................................................149<br />

7.1 Rahmenbedingungen der Psychoedukations-Studie..........................149<br />

7.2 Die Erhebungsinstrumente .................................................................152<br />

7.2.1 Formative Evaluation ...................................................................153<br />

7.2.1.1 Stundenbeurteilung für Therapeuten 153<br />

7.2.1.2 Stundenbeurteilung für <strong>Patienten</strong> 153<br />

7.2.2 Summative Evaluation .................................................................154<br />

7.2.2.1 Der Wissensfragebogen 154<br />

7.2.2.2 Beck <strong>Angst</strong>-Inventar (BAI) 154<br />

7.2.2.3 Beck-Depressions-Inventar (BDI) 156<br />

7.2.2.4 Brief Symptom Inventory (BSI) 157<br />

7.2.2.5 Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung<br />

(FKK) 159<br />

7.2.2.6 Sense of Coherence Scale (SOC-9L) 162<br />

7.2.2.7 Satisfaction With Life Scale (SWLS) 163<br />

7.2.3 Angaben der Therapeuten ...........................................................164<br />

7.2.4 Studiendesign ..............................................................................164<br />

7.3 Die statistische Auswertung der Daten ...............................................165<br />

7.4 Beschreibung der Stichprobe..............................................................167<br />

7.4.1 Die Psychoedukationsgruppe.......................................................168<br />

7.4.2 Die Kontrollgruppe .......................................................................172<br />

8 Ergebnisse der formativen Evaluation ..................................................175<br />

8.1 Stundenbeurteilung der Therapeuten .................................................175<br />

8.1.1 Beurteilung der theoretischen Einführung ....................................175<br />

8.1.2 Beurteilung der praktischen Übungen ..........................................175<br />

8.1.3 Beurteilung der Ausgewogenheit von Informationsvermittlung<br />

und interaktiven Elementen .....................................................................175<br />

8.1.4 Beurteilung des Ar<strong>bei</strong>tsmaterials..................................................175<br />

8.1.5 Struktur der Sitzungen..................................................................175<br />

8.1.6 Verbesserungsvorschläge............................................................176


Inhaltsverzeichnis<br />

8.2 Stundenbeurteilung der <strong>Patienten</strong> ......................................................176<br />

8.2.1 Beurteilung des gesamten Gruppenprogramms...........................176<br />

8.2.2 Beurteilung der einzelnen Sitzungen............................................178<br />

9 Ergebnisse der summativen Evaluation ...............................................183<br />

9.1 Überprüfung der Daten auf Normalverteilung .....................................183<br />

9.2 Psychoedukations- und Kontrollgruppe im Vergleich..........................183<br />

9.2.1 Geschlechts-, Alters- und Bildungsunterschiede..........................183<br />

9.2.2 Die psychische Gesundheit zu Therapiebeginn ...........................183<br />

9.2.3 Unterschiede zwischen Psychoedukations- und Kontrollgruppe<br />

zum ersten Messzeitpunkt.......................................................................184<br />

9.2.4 Unterschiede zwischen Psychoedukations- und Kontrollgruppe<br />

zum zweiten Messzeitpunkt.....................................................................186<br />

9.3 Die Psychoedukationsgruppe .............................................................188<br />

9.3.1 Geschlechtsunterschiede in der Psychoedukationsgruppe..........188<br />

9.3.2 Das Wissen über <strong>Angst</strong> im Therapieverlauf .................................189<br />

9.3.3 Die psychische Gesundheit im Therapieverlauf ...........................189<br />

9.3.4 Die kognitiven Variablen im Therapieverlauf................................191<br />

9.3.5 Die Männer der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf.....192<br />

9.3.6 Die Frauen der Psychoedukationsgruppe im Verlauf...................193<br />

9.4 Die Kontrollgruppe..............................................................................195<br />

9.4.1 Geschlechtsunterschiede in der Kontrollgruppe...........................195<br />

9.4.2 Das Wissen über <strong>Angst</strong> im Therapieverlauf .................................195<br />

9.4.3 Die psychische Gesundheit im Therapieverlauf ...........................196<br />

9.4.4 Die kognitiven Variablen im Therapieverlauf................................197<br />

9.5 Vergleich von Psychoedukations- und Kontrollgruppe unter<br />

Berücksichtigung der Vortestunterschiede..................................................198<br />

10 Diskussion .............................................................................................204<br />

10.1 Formative Evaluationsaspekte..........................................................204<br />

10.1.1 Beurteilung der Gruppenleiter ....................................................204<br />

10.1.2 Beurteilung der Gruppenteilnehmer ...........................................205


Inhaltsverzeichnis<br />

10.2 Summative Evaluationsaspekte........................................................208<br />

10.2.1 Krankheitswissen .......................................................................208<br />

10.2.2 Psychische Gesundheit..............................................................209<br />

10.2.3 Kognitive Variablen ....................................................................214<br />

10.2.4 Männer und Frauen im Vergleich...............................................216<br />

10.3 Zusammenfassung und Ausblick......................................................217<br />

11 Zusammenfassung................................................................................220<br />

12 Literaturverzeichnis ..............................................................................224<br />

13 Anhang...................................................................................................241<br />

Anhang A: Die Sitzungen des Gruppenprogramms "PAsta"<br />

Anhang B: Die Folien des Gruppenprogramms "PAsta"<br />

Anhang C: Die Ar<strong>bei</strong>tsblätter der Gruppenprogramms "PAsta"<br />

Anhang D: Die Messinstrumente der Pilotstudie


Einleitung 11<br />

1 Einleitung<br />

„<strong>Angst</strong> ist `ne geile Droge.<br />

Darfst dich halt nicht von der <strong>Angst</strong> treiben lassen. Du musst sie als Motor<br />

verwenden, das kannste trainieren.<br />

Du musst dich in ne Situation reinversetzen, wo du richtig Schiß hast.<br />

Dann haste erst mal nur Panik, aber nach `ner Zeit setzen dann die<br />

Selbstschutzfunktionen vom Körper ein.<br />

Dann traust du dich immer mehr und irgendwann wächst du richtig über<br />

dich hinaus und dann, - traust du dich irgendwann alles!“<br />

(Aus: „Die fetten Jahre sind vor<strong>bei</strong>.“ UniversumFilm, 2005 )<br />

<strong>Angst</strong> gehört zum Leben dazu und kann abhängig von Person und<br />

Situation völlig unterschiedlich erlebt werden. Für den einen ist sie<br />

Herausforderung und Ansporn, für den anderen lähmendes Element, das<br />

sich in seiner Ausprägung bis zur klinischen Störung hin auswachsen<br />

kann. Psychiatrische <strong>Patienten</strong> wissen, was <strong>Angst</strong> ist. <strong>Angst</strong>störungen<br />

gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und treten gerade<br />

im klinischen Bereich nicht selten als komorbide Erkrankung auf.<br />

Psychiatrische <strong>Patienten</strong> haben ein enorm hohes Bedürfnis, Informationen<br />

und praktische Hilfen zur Bewältigung ihrer Erkrankung an die Hand zu<br />

bekommen. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben psychoedukative<br />

Interventionen im Sinne einer Basistherapie mit dem Ziel der<br />

Verbesserung der Selbstmanagementkompetenzen in den letzten 20<br />

Jahren in der Behandlung psychischer Erkrankungen erheblich an<br />

Bedeutung gewonnen (Behrendt & Schaub, 2005). Im <strong>stationären</strong> Setting<br />

besitzen sie als Kurzzeitintervention Versorgungsrelevanz. Allerdings<br />

mangelt es an psychoedukativen Gruppenkonzepten zur Behandlung von<br />

<strong>Angst</strong>störungen, die speziell auf die Klientel einer Akutklinik zugeschnitten<br />

sind.


Einleitung 12<br />

Das vorliegende psychoedukative Gruppenprogramm zur Behandlung von<br />

<strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> „<strong>PAsta“</strong> entstand aus Spaß an der<br />

Gruppenar<strong>bei</strong>t im Rahmen meines psychiatrischen Anerkennungsjahres in<br />

der Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin im Zeitraum 2004<br />

und 2005 in der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik der<br />

Universität Erlangen. Zusammen mit meinen engagierten Kollegen Dr.<br />

Dominikus Bönsch, der die Idee hatte, eine „Gruppenvisite“ einzuführen<br />

und Dr. Helge Frieling, der die Idee zur Veröffentlichung hatte und<br />

vorantrieb, sowie unserem Oberarzt Prof. Dr. Stefan Bleich, der uns<br />

motivierend zur Seite stand und jederzeit freie Hand ließ, konzipierten wir<br />

eine „Allgemeine Psychoedukationsgruppe“. Diese sollte ein ergänzendes<br />

Angebot zur bereits installierten Depressionsgruppe sein und den<br />

<strong>Patienten</strong> Informationen über ihre Erkrankung und aktive<br />

Bewältigungsstrategien vermitteln. So entstanden im Lauf des Jahres<br />

2004 verschiedene Module wie Psychoedukation zu Sucht, Schlaf,<br />

Umgang mit Gefühlen, soziale Kompetenz und<br />

Benzodiazepinabhängigkeit. Die Einheiten zum Thema „Umgang mit<br />

<strong>Angst</strong>“ bildeten das größte Modul und entwickelten sich schließlich zu dem<br />

eigenständigen Gruppenprogramm <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong><br />

<strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> – <strong>PAsta“</strong>. Es ist vom Zeitrahmen und Inhalt speziell<br />

auf die Bedürfnisse schwerstbeeinträchtiger psychiatrischer Akutpatienten<br />

abgestimmt und berücksichtigt die Gegebenheiten einer Akutklinik. Um<br />

adäquate Gruppengrößen zu erhalten, werden <strong>Patienten</strong> mit heterogenen<br />

<strong>Angst</strong>störungen und <strong>Patienten</strong>, die im Rahmen einer psychischen<br />

Erkrankung unter <strong>Angst</strong> leiden, zusammengefasst. Das<br />

Gruppenprogramm setzt sich aus acht 50-minütigen Sitzungen<br />

zusammen, die Information zum Umgang mit Ängsten und Strategien zur<br />

aktiven Bewältigung auf der körperlichen, kognitiven und behavioralen<br />

Ebene vermitteln sollen.<br />

Im Folgenden wird die Entwicklung und Evaluation des psychoedukativen<br />

Gruppenprogramms vorgestellt. Im theoretischen Teil wird eine Einführung<br />

in das weite Feld psychoedukativer Interventionen <strong>bei</strong> psychischen<br />

Erkrankungen gegeben und die theoretischen Grundlagen von


Einleitung 13<br />

Psychoedukation beleuchtet. Anschließend soll der thematische<br />

Schwerpunkt auf Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen gelegt und die<br />

theoretische Einführung und die Gruppensitzungen von „<strong>PAsta“</strong> vorgestellt<br />

werden.<br />

Im Rahmen der summativen und formativen Evaluation soll die Frage<br />

überprüft werden, inwiefern das Gruppenprogramm im Sinne einer<br />

psychoedukativen Intervention wirksam ist. Dazu werden in einer<br />

Pilotstudie <strong>Patienten</strong> der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen<br />

Klinik der Universität Erlangen, die am Gruppenprogramm teilgenommen<br />

hatten mit <strong>Patienten</strong>, die lediglich psychiatrische Standardbehandlung<br />

erhalten hatten, verglichen und die Ergebnisse diskutiert.


Einleitung 14<br />

DANKSAGUNG<br />

An erster Stelle geht ein großer Dank an meine zwei Doktorväter für die<br />

angenehme Betreuung der Ar<strong>bei</strong>t. Für die Anregung zum Thema der<br />

vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t und die große Unterstützung und Motivation möchte<br />

ich Herrn Professor Stefan Bleich danken. Herrn Professor Mark Stemmler<br />

möchte ich für seine Geduld <strong>bei</strong> der guten methodischen und statistischen<br />

Betreuung der Ar<strong>bei</strong>t danken.<br />

Dipl.-Psych. Barbara Gruss und Dr. Helge Frieling gilt mein Dank für alle<br />

Unterstützung, Anregung und äußerst angenehme Zusammenar<strong>bei</strong>t in<br />

unserer „Ar<strong>bei</strong>tsgruppe Psychoedukation“. Den Diplom-Psychologinnen<br />

Frauke Schmidt und Janine Buchwald danke ich für die engagierte und<br />

kompetente Leitung der <strong>Patienten</strong>gruppen und ihre Geduld und<br />

Hartnäckigkeit <strong>bei</strong>m Einsammeln der Fragebögen. Schließlich möchte ich<br />

mich <strong>bei</strong>m Team der Station P21 und allen an der Studie beteiligten<br />

<strong>Patienten</strong> für ihre Kooperation bedanken.<br />

Und zu guter Letzt ein großes Danke an meinen Mann Albert für seine<br />

große Unterstützung und meinen drei Kindern Johann, Margareta und<br />

Leonard für ihre Geduld mit ihrer Mutter.


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 15<br />

2 Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen<br />

2.1 Definition Psychoedukation<br />

Psychoedukation leitet sich vom lateinischen „educere“ ab und will<br />

sprichwörtlich den <strong>Patienten</strong> aus der Unwissenheit und aus der<br />

Hilflosigkeit im Umgang mit der eigenen Erkrankung „herausführen“<br />

(Bäuml & Kraemer, 2002). Psychoedukation will die Selbstheilungskräfte<br />

des <strong>Patienten</strong> wecken und ihn in die Lage versetzen, aktiv an seiner<br />

Gesundung mit zu wirken. In diesem Kontext ist es Aufgabe der<br />

Psychoedukation, dem medizinischen Laien Fachwissen zu übersetzen<br />

und es für ihn hilfreich aufzubereiten, so dass er zum Experten seiner<br />

Erkrankung werden kann.<br />

Nach fast 20-jähriger Diskussion um den Begriff Psychoedukation, die<br />

ausführlich <strong>bei</strong> Behrendt und Schaub (2005) nachzulesen ist, existiert<br />

mittlerweile eine allseits akzeptierte Definition, die von der „Ar<strong>bei</strong>tsgruppe<br />

Psychoedukation“ a in ihrem Konsensuspapier formuliert wurde:<br />

“Unter dem Begriff der Psychoedukation werden systematische<br />

didaktisch-psychotherapeutische Interventionen zusammengefasst,<br />

die dazu geeignet sind, <strong>Patienten</strong> und ihre Angehörigen über die<br />

Krankheit und ihre Behandlung zu informieren, das<br />

Krankheitsverständnis und den selbstverantwortlichen Umgang mit<br />

a Die „Ar<strong>bei</strong>tsgruppe Psychoedukation <strong>bei</strong> schizophrenen Erkrankungen“<br />

gründete sich 1996 im deutschsprachigen Raum und ist ein<br />

Zusammenschluss von Praktikern und Wissenschaftlern aus 13<br />

verschiedenen Zentren, der zum Ziel hat, allgemeingültige Grundsätze der<br />

Psychoedukation und Behandlungsempfehlungen <strong>bei</strong> der Behandlung<br />

schizophrener Erkrankungen festzulegen. Zu dieser Gruppe gehören J.<br />

Bäuml, B. Behrendt, M. Bender, W.P. Hornung, S. Klingberg, R. Lägel, H.-<br />

J. Luderer, G. Pitschel-Walz, M. Puffe, A. Schaub, H. Schönell, B. Siebum,<br />

K. Stengler-Wenzke, M. Stark, G. Wiedemann und G. Wienberg.


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 16<br />

der Krankheit zu fördern und sie <strong>bei</strong> der Krankheitsbewältigung zu<br />

unterstützen. Die Wurzeln der Psychoedukation liegen in der<br />

Verhaltenstherapie, wo<strong>bei</strong> aktuelle Konzepte auch<br />

gesprächspsychotherapeutische Elemente in unterschiedlicher<br />

Gewichtung enthalten. Im Rahmen einer Psychotherapie<br />

bezeichnet Psychoedukation denjenigen Bestandteil der<br />

Behandlung, <strong>bei</strong> dem die aktive Inormationsvermittlung, der<br />

Austausch von Informationen unter den Betroffenen und die<br />

Behandlung allgemeiner Krankheitsaspekte im Vordergrund<br />

stehen.“ (Bäuml & Pitschel-Walz, 2003, S. 3)<br />

Psychoedukation richtet sich als Einzel- oder Gruppenintervention an<br />

<strong>Patienten</strong> oder deren Angehörige, an einzelne oder mehrere Familien<br />

gemeinsam, an Erst- oder Mehrfacherkrankte im <strong>stationären</strong> oder<br />

ambulanten Bereich (Pitschel-Walz, 2002). Unterschieden wird zwischen<br />

monofokalen und bifokalen Ansätzen. Erstere richten sich entweder nur an<br />

Betroffene oder an Angehörige. Im bifokalen Ansatz hingegen finden für<br />

Betroffene und Angehörige parallel Gruppen statt (Behrendt, Pitschel-<br />

Walz & Bäuml, 2005). Bei multiple-family-groups erhalten mehrere<br />

<strong>Patienten</strong> und deren Angehörige gleichzeitig gruppentherapeutische<br />

Sitzungen. Bei psychoedukativen Familientherapie-Sitzungen dagegen<br />

werden kognitiv-verhaltenstherapeutische Elemente, Informations-<br />

vermittlung, Kommunikationstraining, Problemlösetraining und Social-<br />

Skills-Training für einen <strong>Patienten</strong> und dessen Angehörige kombiniert.


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 17<br />

2.2 Historische Entwicklung der Psychoedukation<br />

Psychoedukation im Sinne einer gezielten Aufklärung der <strong>Patienten</strong> über<br />

ihre psychische Erkrankung fand zuerst im Bereich der schizophrenen<br />

Erkrankungen in den siebziger und achtziger Jahren des letzten<br />

Jahrhunderts, zunächst in Nordamerika, statt. Anfang der achtziger Jahre<br />

tauchte erstmalig der Begriff „psychoeducation“ in den USA auf. Anderson<br />

und seine Mitar<strong>bei</strong>ter (1980) wählten den Begriff für eine<br />

Familienintervention <strong>bei</strong> schizophren Erkrankten. Ziel der Maßnahme war<br />

eine umfassende Aufklärung der Betroffenen über ihre Erkrankung, die<br />

Förderung von Compliance, eine Reduktion der Rückfallrate und dadurch<br />

eine Verbesserung des Krankheitsverlaufes (vgl. auch Behrendt &<br />

Krischke, 2005).<br />

Im deutschsprachigen Raum gab es zu dieser Zeit nur in einzelnen<br />

Einrichtungen sogenannte „informationszentrierte“ Gruppen.<br />

Psychoedukative Angebote in Form von professionell angeleiteten<br />

<strong>Patienten</strong>- und Angehörigengruppen zur Wissensvermittlung im Rahmen<br />

eines übergeordneten psychotherapeutischen Behandlungskonzeptes<br />

entstanden erst Ende der achtziger und in den neunziger Jahren.<br />

Anfänglich wurden die amerikanischen Konzepte in der deutschen<br />

Übersetzung angewendet. Bald entstanden jedoch eigene modifizierte<br />

Programme, vor allem zur Behandlung schizophrener Erkrankungen (eine<br />

aktuelle Übersicht für den deutschsprachigen Raum findet sich <strong>bei</strong><br />

Behrendt, Pitschel-Walz und Bäuml, 2005). 1996 gründete sich die<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppe <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>bei</strong> schizophrenen Erkrankungen“ unter<br />

der Leitung von Josef Bäuml mit dem Ziel, der „psychoedukativen Vielfalt<br />

einen gewissen Rahmen zu geben, um sie diskussionsfähig und<br />

diskussionswürdig zu machen und um die gemeinsamen verbindenden<br />

Elemente herauszuar<strong>bei</strong>ten“ (Bäuml & Pitschel-Walz, 2003, S. 44).<br />

„Verbindende Philosophie“ dieser Gruppe war „das Selbsthilfepotential<br />

von <strong>Patienten</strong> und Angehörigen zu wecken, den „Empowerment-


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 18<br />

Gedanken“ b zu fördern und die Kooperation zwischen <strong>Patienten</strong>,<br />

Angehörigen und professionellen Helfern zu intensivieren.“ (Bäuml &<br />

Pitschel-Walz, 2003, S. IX). Zusätzlich wurde ein Konsensuspapier<br />

entwickelt, welches als Standard für die Entwicklung weiterer<br />

psychoedukativer Konzepte im psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Bereich dienen sollte.<br />

Weltweit sind in den letzten 25 Jahren mittlerweile zu den verschiedensten<br />

Störungsbildern psychoedukative Programme entstanden, die im<br />

psychiatrisch-psychotherapeutischen Setting als <strong>„Psychoedukation</strong>“ und<br />

im psychosomatischen Bereich als „<strong>Patienten</strong>schulung“ oder<br />

„<strong>Patienten</strong>beratung“ bezeichnet werden. Im Jahr 2005 veröffentlichten<br />

Behrendt und Schaub das „Handbuch Psychoedukation &<br />

Selbstmanagement“, das einen Überblick über das weite Spektrum<br />

psychoedukativer Interventionen in Deutschland gibt. Es reicht von<br />

Psychoedukation für <strong>Patienten</strong> mit Schizophrenie, Depression oder einer<br />

Suchterkrankung bis hin zu <strong>Patienten</strong>schulungen <strong>bei</strong> Asthma, Diabetes<br />

oder Tinnitus.<br />

b Der Begriff Empowerment („Selbstbefähigung"; „Stärkung von Autonomie<br />

und Eigenmacht") entstammt der amerikanischen Gemeindepsychologie<br />

und wird mit dem Sozialwissenschaftler J. Rappaport (1985) in<br />

Verbindung gebracht. Im Gegensatz zur defizitären Sichtweise von<br />

<strong>Patienten</strong> werden deren vorhandene Potenziale und Ressourcen<br />

betont. Unter Empowerment fallen alle Strategien und Maßnahmen, die<br />

geeignet sind, das Maß an Selbstbestimmung und Autonomie im Leben<br />

der <strong>Patienten</strong> zu erhöhen und sie in die Lage zu versetzen, ihre<br />

Belange (wieder) eigenmächtig, selbstverantwortlich und<br />

selbstbestimmt zu vertreten und zu gestalten.


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 19<br />

In der Psychiatrie finden psychoedukative Interventionen mittlerweile <strong>bei</strong><br />

zahlreichen Indikationsbereichen ihre Anwendung. Dazu zählen unter<br />

anderem:<br />

• schizophrene Erkrankungen,<br />

• affektive Erkrankungen,<br />

• <strong>Angst</strong>- und Belastungsstörungen,<br />

• Zwangserkrankungen,<br />

• Essstörungen,<br />

• Suchterkrankungen,<br />

• Persönlichkeitsstörungen sowie<br />

• dementielle Erkrankungen (Rabbata, 2004).<br />

Jüngste Entwicklungen im Bereich der Psychoedukation legen ihren<br />

Schwerpunkt auf die Angehörigenar<strong>bei</strong>t und die Sekundärprävention. Die<br />

Rehospitalisierungsrate von an Schizophrenie erkrankten <strong>Patienten</strong> kann<br />

durch das Einbeziehen der Angehörigen entscheidend gesenkt werden<br />

(Pekkala & Merinder, 2002). Das Angebot an professionell geleiteten<br />

Angehörigengruppen ist jedoch gerade in Deutschland unzureichend. Aus<br />

diesem Grund entwickelten Rummel, Pitschel-Walz und Kissling (2005)<br />

ein Curriculum, das Angehörige psychisch Erkrankter zu<br />

Psychoedukationsgruppenleitern ausbilden soll. Das Projekt „Angehörige<br />

informieren Angehörige“ hat zum Ziel, geeignete Angehörige als Leiter von<br />

Psychoedukationsgruppen für Angehörige zu qualifizieren. Es wurde in<br />

Bayern erprobt und evaluiert und soll im gesamten deutschsprachigen<br />

Raum angeboten werden.<br />

Ein anderes, relativ neues Kapitel der Psychoedukation stellen sekundär-<br />

präventive Strategien <strong>bei</strong> psychotischen Erkrankungen dar (Wiedemann et<br />

al., 2003). Zur Früherkennung und Frühbehandlung erster psychotischer<br />

Episoden und bereits <strong>bei</strong> erhöhtem Risiko für schizophrene Erkrankungen<br />

wurden an einigen Zentren weltweit Trainingsmanuale vorgestellt. In<br />

Deutschland finden Menschen mit einer beginnenden Psychose am „Früh-


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 20<br />

Erkennungs- und Therapie-Zentrum für psychotische Krisen“ (FETZ;<br />

www.fetz.org) in Köln und Berlin Beratung und Behandlung.<br />

Therapiekonzept ist ein symptomorientiertes kognitiv-<br />

verhaltenstherapeutisches Behandlungsprogramm mit psychoedukativen<br />

Komponenten.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die meisten<br />

psychoedukativen Konzepte im psychiatrischen Bereich bisher zur<br />

Behandlung der Schizophrenie und der schizoaffektiven Störungen<br />

erar<strong>bei</strong>tet worden sind. Bäuml und Pitschel-Walz (2003) betonen jedoch,<br />

dass die Entwicklung und Umsetzung psychoedukativer Verfahren <strong>bei</strong><br />

anderen psychischen Störungen wünschenswert wäre. Betrachtet man<br />

das „Handbuch Psychoedukation & Selbstmanagement“ fällt auf, dass<br />

kein Psychoedukationsprogramm zur Behandlung von <strong>Angst</strong>störungen<br />

aufgeführt ist. Unter der Rubrik Psychoedukation wurde bisher nur ein<br />

Gruppenkonzept, das sich an eine spezifische Gruppe von <strong>Angst</strong>patienten<br />

richtet, veröffentlicht. Alsleben, Weiss und Rufer (2004) publizierten das<br />

Programm <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong>- und Panikstörungen“ für ambulante<br />

<strong>Patienten</strong> mit Panikstörung oder Phobien, das sich als<br />

„Minimalintervention für akut dekompensierte oder noch nicht<br />

verhaltenstherapeutisch vorbehandelte <strong>Patienten</strong>“ versteht. Mit einem<br />

Umfang von vier bzw. fünf Sitzungen á 150 Minuten verlangt es allerdings<br />

von „akut dekompensierten“ <strong>Patienten</strong> wie sie in der Klinik anzutreffen<br />

sind, ein enormes Durchhaltevermögen und eignet sich nicht für den<br />

<strong>stationären</strong> Bereich.


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 21<br />

2.3 Ziele von Psychoedukation<br />

Psychoedukation möchte generell das Verhalten der <strong>Patienten</strong> und das<br />

ihrer Angehörigen in einem gesundheitsfördernden Sinn beeinflussen<br />

(Buttner, 1996). Stern (1993) formulierte als allgemeines Ziel von<br />

Psychoedukation eine umfassende Aufklärung über die Erkrankung, die<br />

Förderung von Compliance, Reduktion von <strong>Angst</strong>, eine Veränderung der<br />

Lebensweise und eine Verbesserung der Bewältigungsstrategien. Durch<br />

Förderung der Selbstmanagementfähigkeiten des <strong>Patienten</strong> soll die “Hilfe<br />

zur Selbsthilfe” angeregt werden (Behrendt und Krischke, 2005). Letztlich<br />

möchte man einen gut informierten <strong>Patienten</strong>, der weiß, wie er durch<br />

eigenes Zutun auf seine Erkrankung aktiv einwirken kann,<br />

Frühwarnsymptome oder Beschwerden rechtzeitig erkennt, adäquat<br />

einordnet und rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreift, so dass er nicht<br />

mehr oder wesentlich seltener stationär behandelt werden muss.<br />

Die „Ar<strong>bei</strong>tsgruppe Psychoedukation für schizophrene Erkrankungen“<br />

formulierte spezifische Ziele für alle Personengruppen, die an<br />

Psychoedukation beteiligt sind. <strong>Patienten</strong>, deren Angehörige und das<br />

professionelle Personal sollen von Psychoedukation profitieren. Zusätzlich<br />

soll durch die Aufklärung der verschiedenen Personenkreise die<br />

Gesellschaft im Allgemeinen beeinflusst werden. Ziel ist durch Vermittlung<br />

von realistischem und fundiertem Wissen in der Öffentlichkeit immer noch<br />

vorhandene Stereotype über psychische Erkrankungen abzubauen<br />

(Bäuml & Pitschel-Walz, 2003; Wiedemann et al., 2003). Die im<br />

Folgenden dargestellten Ziele für die verschiedenen Berufsgruppen<br />

wurden von Bäuml und Pitschelo-Walz (2003) für psychoedukative<br />

Programme <strong>bei</strong> Schizophrenie erar<strong>bei</strong>tet, gelten jedoch abgesehen von<br />

diagnosenspezifischen Aspekten generell für Psychoedukation.<br />

Das übergeordnete Ziel von Psychoedukation für <strong>Patienten</strong> ist die<br />

Förderung des informierten selbstverantwortlichen Umgangs mit der<br />

Erkrankung, um eine Verbesserung des Krankheitsverlaufs zu erreichen.<br />

Folgende Teilziele für <strong>Patienten</strong> werden im Einzelnen angestrebt (Bäuml<br />

& Pitschel-Walz, 2003, S.3):


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 22<br />

• „Verbesserung des Informationsstandes <strong>bei</strong>m <strong>Patienten</strong><br />

bezüglich der Diagnose (...) sowie des Verlaufs, der Ursachen<br />

und der Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung<br />

• Aufbau eines funktionalen Krankheitskonzeptes<br />

• Emotionale Entlastung der <strong>Patienten</strong><br />

• Förderung der langfristigen Behandlungsbereitschaft <strong>bei</strong> den<br />

<strong>Patienten</strong><br />

• Verbesserung der Fähigkeiten zur Bewältigung von Krisen<br />

• Gewinnen von Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung<br />

• Erhöhung der Selbstwirksamkeit“<br />

Für die Ar<strong>bei</strong>t mit Angehörigen oder anderen Bezugspersonen steht<br />

als übergeordnetes Ziel die Förderung der Kompetenz im Umgang mit<br />

den Betroffenen im Vordergrund, um auch hier den Krankheitsverlauf<br />

positiv zu beeinflussen. Als Teilziele für die Angehörigen oder<br />

Bezugspersonen nennen Bäuml und Pitschel-Walz (2003, S. 4)<br />

folgende Punkte:<br />

• „Verbesserung des Informationsstandes bezüglich der Diagnose<br />

sowie des Verlaufs, der Ursachen und der<br />

Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung<br />

• Aufbau eines funktionalen Krankheitskonzeptes<br />

• Emotionale Entlastung der Angehörigen<br />

• Förderung der langfristigen Kooperationsbereitschaft mit allen<br />

an der Behandlung Beteiligten<br />

• Unterstützung der Angehörigen <strong>bei</strong> der Förderung der<br />

Behandlungsbereitschaft <strong>bei</strong> den <strong>Patienten</strong><br />

• Verbesserung der Fähigkeiten zur Bewältigung von Krisen und<br />

zur Unterstützung <strong>bei</strong> Krisen<br />

• Verbesserung des innerfamiliären Umgangs im Hinblick auf die<br />

Erkrankung“


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 23<br />

Für sich selbst streben die Professionellen die Verbesserung der<br />

Behandlungsergebnisse an. Nicht nur der kurzfristige, sondern vor<br />

allem auch der langfristige Krankheitsverlauf der <strong>Patienten</strong> soll durch<br />

Förderung der Selbstkompetenz der <strong>Patienten</strong> und Angehörigen<br />

verbessert werden. Für die Professionellen ergeben sich folgende<br />

Teilziele (a.a.O., S. 4):<br />

• „Bessere Wahrnehmung der subjektiven Nöte und Bedürfnisse<br />

von <strong>Patienten</strong> und Angehörigen<br />

• Sensibilisierung für die therapieunabhängigen Ressourcen von<br />

<strong>Patienten</strong> und Angehörigen<br />

• Aufbau eines partnerschaftlichen Behandlungsbündnisses<br />

• Ökonomisierung der Informationsvermittlung<br />

• Systematische Nutzung des protektiven Potentials der<br />

Angehörigen<br />

• Kennenlernen der trialogischen Perspektive<br />

• Perspektivenerweiterung hinsichtlich verschiedener Erlebens-<br />

und Bewältigungsmöglichkeiten von schizophrenen Psychosen“


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 24<br />

2.4 Psychoedukation versus Psychotherapie<br />

Ursprünglich bezog sich der Begriff „patient education“ auf<br />

<strong>Patienten</strong>schulungen, die von Experten in Form von Vorlesungen,<br />

Frontalunterricht oder themenzentrierten Diskussionsrunden abgehalten<br />

wurden. Nachdem sich durch diese Art der Wissensvermittlung nur<br />

begrenzte Behandlungseffekte zeigten, wurden zunehmend<br />

psychotherapeutische Komponenten, in der Regel<br />

verhaltenstherapeutische Techniken, in die Behandlungsprogramme<br />

integriert (Behrendt & Krischke, 2005). Der Begriff „psychoedukative<br />

Therapie“ („psychoeducation“) entstand. Nach Daley und Mitar<strong>bei</strong>tern<br />

(1992) kann erst dann von Psychoedukation gesprochen werden, wenn<br />

zur reinen Wissensvermittlung (Edukation) die Vermittlung von<br />

individuellen Bewältigungsstrategien und die Förderung von<br />

Selbsthilfekompetenzen dazu kommen. Da<strong>bei</strong> stellt sich natürlich die<br />

Frage, inwieweit Psychoedukation von Psychotherapie unterschieden<br />

werden kann.<br />

Psychotherapie ist in Anlehnung an Strotzkas Definition (1978, S. 4):<br />

• „ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess,<br />

• welcher der Beeinflussung von Verhaltensstörungen und<br />

Leidenszuständen dient, die in einem Konsens für<br />

behandlungsbedürftig gehalten werden,<br />

• der mit psychologischen Mitteln durch verbale, aber auch<br />

nonverbale Kommunikation geschieht,<br />

• der sich auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam<br />

erar<strong>bei</strong>tetes Ziel richtet,<br />

• der lehrbare Techniken verwendet,<br />

• der auf der Basis einer Theorie normalen und pathologischen<br />

Verhaltens konzipiert ist,<br />

• und auf der Grundlage einer tragfähigen emotionalen Bindung<br />

stattfindet.“


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 25<br />

Psychoedukation ist inhaltlich sehr breit angelegt und kann reine<br />

Informationsvermittlung, aber auch eine komplexe<br />

verhaltenstherapeutische Intervention sein. Psychoedukation und<br />

Psychotherapie befinden sich in einem Spannungsfeld (Klingberg, 2003).<br />

Um die Frage der Abgrenzung klären zu können, müssen zuerst zwei<br />

mögliche Zugangsweisen zu Psychoedukation vorgestellt werden. Die<br />

kategoriale Sichtweise impliziert, dass Psychoedukation und<br />

Psychotherapie etwas Unterschiedliches sind. Hier stellt sich die Frage,<br />

worin der Unterschied zwischen Beiden besteht. Vom dimensionalen<br />

Standpunkt aus geht es nicht um das Entweder-Oder, sondern um die<br />

Frage in welchem Ausmaß eines der <strong>bei</strong>den Elemente realisiert wird.<br />

Psychoedukative Inhalte sind unter dieser Zugangsweise Teil jeder<br />

therapeutischen Zusammenar<strong>bei</strong>t und können zu jedem Zeitpunkt in<br />

unterschiedlichem Ausmaß sinnvoll sein.<br />

Welchen Stellenwert Psychoedukation im Rahmen der<br />

Gesamtbehandlung einnimmt und inwieweit sie sogar eine eigenständige<br />

Therapieform darstellt, wird in der Literatur unterschiedlich beantwortet.<br />

Klimitz (1997) kritisiert Psychoedukation als eine reine<br />

Belehrungsveranstaltung, die, unterstützt von der Pharmaindustrie, den<br />

<strong>Patienten</strong> die Medikamenteneinnahme schmackhaft machen soll. Elmer<br />

(1996) kommt in seinem Artikel <strong>„Psychoedukation</strong> vs. Psychotherapie“<br />

nach Analyse des psychotherapeutischen Wirkfaktorenspektrums von<br />

Grawe (1994) zu dem Schluss, dass Psychoedukation als eine Unterform<br />

von Psychotherapie angesehen werden kann. Fiedler (1996) ordnet die<br />

manualisierten Psychoedukationsprogramme der störungsspezifischen<br />

Verhaltens-therapie zu. Um das Verhältnis zwischen Psychoedukation und<br />

Psychotherapie zu verstehen, sei nur die dimensionale Sichtweise hilfreich<br />

stellt Klingberg (2003) fest:<br />

<strong>„Psychoedukation</strong> und Psychotherapie sind nicht scharf<br />

voneinander abgrenzbar, sondern haben fließende Übergänge, die<br />

vor allem durch den zeitlichen Umfang der Intervention bestimmt<br />

werden. (...) Das Zueinander von Psychotherapie und


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 26<br />

Psychoedukation kann am besten als Kreislaufmodell verstanden<br />

werden. Für jeden Problembereich sollten relativ früh, möglichst am<br />

Beginn der Bear<strong>bei</strong>tung, das Störungswissen und das<br />

Störungsverständnis vertieft werden. Dies ist ein wesentliches<br />

Element gelingender Kooperation von Patient und Therapeut.<br />

Insofern ist das Ausmaß psychoedukativer Inhalte eine Dimension<br />

der Beschreibung des psychotherapeutischen Geschehens“<br />

(S. 171f.).<br />

Die Autoren der „Ar<strong>bei</strong>tsgruppe Psychoedukation“ betonen schließlich,<br />

dass Psychoedukation „den Rang einer spezifischen<br />

psychotherapeutischen Interventionsform <strong>bei</strong> schizophrenen <strong>Patienten</strong> im<br />

Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes“ hat, da<br />

<strong>„Psychoedukation</strong> das adäquate Grundmuster psychiatrisch-<br />

psychotherapeutischen Behandelns <strong>bei</strong> schizophren Erkrankten sowohl in<br />

der Akutphase als auch während der langjährigen Rezidivprophylaxe<br />

darstellt“ (Bäuml & Pitschel-Walz, 2003, S. 12).<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Psychoedukation vom<br />

dimensionalen Blickwinkel her gesehen werden sollte. Psychoedukation<br />

und Psychotherapie sind untrennbar miteinander verbunden und gehen<br />

direkt ineinander über. Sie sind eher als zeitlich aufeinander folgende<br />

Bausteine, denn als alternative Behandlungsprinzipien zu verstehen<br />

(Bäuml & Kraemer, 2002). Je mehr Zeit für Psychoedukation zur<br />

Verfügung steht, desto mehr verlagert sich der Schwerpunkt von einer<br />

eher edukativen Maßnahme hin zu einer psychotherapeutischen (Pitschel-<br />

Walz & Engel, 1997; Pitschel-Walz, 2002).


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 27<br />

2.5 Psychotherapeutische Wirkfaktoren von Psychoedukation<br />

Psychoedukation mit dem Ziel der Verbesserung der Selbstmanagement-<br />

Kompetenzen zählt unter der dimensionalen Betrachtungsweise (wie oben<br />

dargestellt) zu den niedrigschwelligen psychotherapeutischen Verfahren.<br />

Elmer (1996) hat vor diesem Hintergrund das psychoedukative Vorgehen<br />

ausführlich analysiert und sich da<strong>bei</strong> auf die psychotherapeutischen<br />

Wirkfaktoren von Grawe et al. (1994) bezogen. Nach Grawes<br />

metaanalytischer Studie wird Psychotherapie vor allem über drei<br />

Dimensionen wirksam: Kompetenz, Klärung und Interaktion. Neben den<br />

grundlegenden Dimensionen fügt er noch zwei weitere Faktoren, nämlich<br />

die Transparenz und die Strukturiertheit dazu, die für Psychoedukation<br />

ebenfalls von Bedeutung sind.<br />

• Problembewältigungsperspektive (Kompetenz)<br />

Das am besten wissenschaftlich abgesicherte Wirkprinzip „aktive Hilfe zur<br />

Problembewältigung“ subsumiert alle Maßnahmen in einer<br />

Psychotherapie, die den <strong>Patienten</strong> unterstützen, aktiv mit seinen<br />

Problemen besser fertig zu werden. Dazu zählen therapeutische<br />

Vorgehensweisen wie die Reizkonfrontation oder die Anwendung von<br />

Entspannungsverfahren <strong>bei</strong> Ängsten, das Selbstsicherheitstraining <strong>bei</strong><br />

sozialer Phobie oder Kommunikations- und Problemlösetrainings. Je nach<br />

Problembereich unterscheiden sich die vermittelten Maßnahmen. Zentrale<br />

Annahme dieses Wirkprinzips ist, dass Probleme des <strong>Patienten</strong> als ein<br />

„Nicht-anders-können“ gesehen werden und diese durch<br />

Kompetenzerwerb behoben werden sollen.<br />

Verhaltenstherapeutische Ansätze zu denen psychoedukative Verfahren<br />

zählen, stellen traditionell Kompetenzerwerb ins Zentrum ihrer<br />

Bemühungen. Die Dimension der Kompetenz wird in der Psychoedukation<br />

in hohem Maß realisiert. In den meisten psychoedukativen Programmen<br />

werden - unabhängig von der Diagnose - Strategien zur Bewältigung von<br />

Krisensituationen, das Erkennen von Frühwarnsymptomen oder der<br />

Umgang mit Risikofaktoren eingeübt.


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 28<br />

• Klärungsperspektive<br />

Das Wirkprinzip „therapeutische Klärung“ betrachtet den <strong>Patienten</strong> und<br />

sein Problem unter dem motivationalen Aspekt (Warum empfindet und<br />

verhält sich der Patient so und nicht anders?). Hier geht es um die<br />

Explikation impliziter Bewertungen, um das „sich selber klarer werden“<br />

und „sich besser annehmen können“. Der Therapeut unterstützt den<br />

<strong>Patienten</strong>, mehr Klarheit über die Bedeutung seines Erlebens und<br />

Verhaltens im Hinblick auf seine Ziele und Werte zu bekommen. Hierunter<br />

fallen alle therapeutischen Strategien, die dazu dienen, dem <strong>Patienten</strong><br />

Einsicht in sein eigenes Handeln zu gewähren.<br />

Auch die Dimension der Klärung wird in psychoedukativen Programmen<br />

umgesetzt. Im Rahmen einer psychoedukativen Intervention sollen die<br />

krankheitsbedingten Erfahrungen für den <strong>Patienten</strong> verstehbar und<br />

handhabbar werden und er soll lernen, daraus entsprechende<br />

Konsequenzen auf der Verhaltensebene zu ziehen. Dies wird durch die<br />

Verbesserung des Informationsstandes bezüglich der Erkrankung und<br />

durch den Aufbau eines funktionalen Krankheitskonzeptes (z.B.<br />

Vulnerabilitäts-Stress-Modell) erreicht.<br />

• Beziehungsperspektive (Interaktion)<br />

Das „Prinzip der realen Erfahrung“ als Wirkfaktor auf der<br />

Beziehungsebene ermöglicht dem <strong>Patienten</strong> interaktionelle Erfahrungen<br />

und interaktives Probehandeln im therapeutischen Rahmen. Probleme<br />

können am besten in einem Setting behandelt werden, in dem diese real<br />

erfahren werden: Zwischenmenschliche Schwierigkeiten in einer<br />

Gruppentherapie, Probleme mit Familienangehörigen unter Einbezug der<br />

relevanten Familienmitglieder oder Schwierigkeiten in bestimmten<br />

Situationen wie z.B. agoraphobische Ängste durch Aufsuchen dieser<br />

Situationen. Von Bedeutung ist hier eine gelingende Umsetzung der<br />

Basisvariablen in der Therapeut-Patient-Beziehung (z.B. Akzeptanz oder<br />

Unterstützung) sowie im Rahmen gruppentherapeutischer Settings die<br />

Schaffung eines interaktiven Übungsfeldes.<br />

Psychoedukation als gruppentherapeutisches Verfahren hat seinen<br />

Schwerpunkt im Bereich der Interaktion. Trotz des tendenziell direktiven


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 29<br />

Vorgehens bieten die Behandlungsprogramme vielerlei Möglichkeiten, die<br />

Beziehungsperspektive zu realisieren: Lernen am Modell in der Gruppe<br />

und durch den Therapeuten, der Umgang mit eigenen und fremden<br />

Emotionen in der Gruppe oder auch die Einbeziehung von Angehörigen.<br />

Neben diesen drei grundlegenden Dimensionen therapeutischen<br />

Geschehens zieht Elmer (1996) noch zwei weitere Dimensionen heran,<br />

die für Psychoedukation von Bedeutung sind:<br />

• Transparenz<br />

Dazu gehören die Offenlegung des methodischen Vorgehens von<br />

Therapeuten gegenüber den <strong>Patienten</strong> sowie Vereinbarungen über die<br />

Therapieziele.<br />

• Strukturiertheit<br />

Hierzu zählen der Rahmen des Settings (z.B. Zeitdauer, Offenheit oder<br />

Geschlossenheit der Gruppe) sowie die Direktivität des therapeutischen<br />

Vorgehens.<br />

Charakteristisch für psychoedukative Interventionen sind der hohe<br />

Strukturiertheitsgrad und das hohe Maß an Transparenz. So ist in der<br />

Regel die Gruppengröße festgelegt, der Zeitrahmen klar abgesteckt und<br />

das Therapeutenverhalten eher direktiv. Auch wird das therapeutische Ziel<br />

der Maßnahme (z.B. Rezidivprophylaxe) deutlich artikuliert und die<br />

Methodik ausführlich erläutert.<br />

2.6 Psychoedukation in der <strong>stationären</strong> Behandlung<br />

Psychoedukative Gruppenangebote der unterschiedlichsten Diagnosen<br />

finden sich mittlerweile im <strong>stationären</strong> Setting und fördern die Integration<br />

der verschiedenen medikamentösen, psycho- und soziotherapeutischen<br />

Behandlungsansätze. Sie stellen laut Bäuml und Kraemer für <strong>Patienten</strong><br />

mit schizophrener Erkrankung die „Pflichtübung“ dar, um die grundlegende<br />

Notwendigkeit einer pharmakologischen Akut- und Langzeitbehandlung<br />

einsehen zu können. Erst anschließend kann eine „Kür-Behandlung“<br />

erfolgen, nämlich weiterführende psychotherapeutische und psychosoziale


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 30<br />

Maßnahmen (Bäuml & Kraemer, 2002, S. 751). Pitschel-Walz (2002)<br />

beschreibt den Stellenwert psychoedukativer Gruppen in der <strong>stationären</strong><br />

Behandlung (hier <strong>bei</strong> Depression) mit folgenden Worten:<br />

„Speziell unter den Setting-Bedingungen einer psychiatrischen<br />

Klinik kommt den psychoedukativen Gruppen große Bedeutung zu.<br />

Als Kurzzeitintervention haben sie Versorgungsrelevanz. Sie<br />

können als psychotherapeutisches Basisprogramm gesehen<br />

werden, an dem nahezu alle <strong>Patienten</strong> teilnehmen können“<br />

(S. 55 f.).<br />

In erster Linie soll durch Gruppenangebote dieser Art der<br />

selbstkompetente Umgang der <strong>Patienten</strong> mit ihrer Erkrankung gefördert<br />

werden. Während des <strong>stationären</strong> Aufenthaltes verhalten sich <strong>Patienten</strong> in<br />

der Regel compliant. Im ambulanten Setting dagegen steigt z.B. die Non-<br />

Compliance-Rate von Schizophreniepatienten auf bis zu 76% (Pitschel-<br />

Walz, 2005). Bereits wenige Wochen nach Entlassung werden<br />

Medikamente abgesetzt oder empfohlene Psychotherapien nicht in<br />

Anspruch genommen. Folge der nicht wahrgenommenen<br />

Behandlungsmethoden sind erhöhte Rückfallraten, steigendes<br />

Suizidrisiko, soziale Beeinträchtigungen oder einfach eine verminderte<br />

Lebensqualität für die <strong>Patienten</strong> und ihre Angehörigen. Psychoedukation<br />

während des <strong>stationären</strong> Aufenthaltes unterstützt nachgewiesenermaßen<br />

die Anwendung der indizierten Therapiemethoden und fördert die<br />

Selbstmanagementfertigkeiten der <strong>Patienten</strong> und ihrer mitbetroffenen<br />

Familien (Bäuml & Kraemer, 2002).<br />

Die psychoedukative Gruppe ist ein niedrigschwelliges Angebot, das zum<br />

Abbau allgemeiner Ängste, aber auch speziell der <strong>Angst</strong> vor<br />

Psychotherapie <strong>bei</strong>trägt. Bäuml und Kraemer (2002) betonen, dass zum<br />

Beispiel in der Behandlung der Schizophrenie eine intensive<br />

psychoedukative Bear<strong>bei</strong>tung der dysfunktionalen Krankheitskonzepte die<br />

Voraussetzung sei, anspruchsvollere Therapieformen wie die kognitive<br />

Verhaltenstherapie nicht nur zu tolerieren, sondern auch aktiv<br />

einzufordern.


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 31<br />

Aufklärung im Rahmen der Psychoedukation wirkt der Rivalität zwischen<br />

Medikamenten und Psychotherapie entgegen, denn die Teilnehmer<br />

erfahren, dass durch die Kombination der <strong>bei</strong>den<br />

Hauptbehandlungsmethoden die Erfolgschancen gerade <strong>bei</strong> schweren<br />

psychiatrischen Erkrankungen erhöht werden. Pitschel-Walz (2002)<br />

schreibt im Zusammenhang mit depressiven Erkrankungen, dass in der<br />

Psychoedukation dem hohen Stellenwert der Medikamente in der<br />

<strong>stationären</strong> Behandlung Rechnung getragen und eine häufig zu<br />

beobachtende Rivalität zwischen medikamentöser und<br />

psychotherapeutischer Behandlung praktisch aufgehoben werde.<br />

Nicht zuletzt kommt die Psychoedukationsgruppe in der Klinik dem hohen<br />

Informationsbedürfnis der <strong>Patienten</strong> entgegen. In einer Befragung von<br />

Joubert und Lasagna (1975) zeigte sich, dass 92% der <strong>Patienten</strong> eine<br />

ausführliche Information über ihre Medikamente wünschen. Mueser et al.<br />

(1992) untersuchten <strong>Patienten</strong> mit unterschiedlichen psychiatrischen<br />

Diagnosen. Als wichtigste Themen wurden hier Medikamente,<br />

Nebenwirkungen von Medikamenten und Zugangswege zu<br />

psychosozialen Unterstützungsmöglichkeiten genannt. Da<strong>bei</strong> zeigte sich,<br />

dass <strong>Patienten</strong> mit affektiven Erkrankungen im Vergleich zu<br />

schizophrenen <strong>Patienten</strong> ein stärkeres Informationsinteresse hatten. Der<br />

Informationsbedarf der Angehörigen <strong>bei</strong>der Gruppen war gleich hoch.<br />

Die meisten <strong>Patienten</strong> erleben eine Gruppe als hilfreich und schätzen<br />

gerade die Mischung aus Informationsvermittlung und dem Austausch<br />

unter ähnlich Betroffenen (Pitschel-Walz, 2002). Gerade im Klinikalltag<br />

sind psychoedukative Gruppeninterventionen eine effiziente und<br />

zeitökonomische Form der Wissensvermittlung. Das in der Gruppe<br />

vermittelte Wissen bildet eine Grundlage, auf dem in der Einzeltherapie<br />

aufgebaut werden kann und es verbindet im Idealfall die in Tabelle 1<br />

dargestellten unterschiedlichen Behandlungselemente zu einem<br />

sinnvollen Ganzen.


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 32<br />

Tabelle 1. Behandlungselemente in der <strong>stationären</strong> Therapie<br />

Biologische<br />

Verfahren<br />

Psychotherapie<br />

Soziotherapie<br />

Weitere<br />

Therapieformen<br />

Medikamentöse Verfahren (Anxiolytika, Anti-<br />

depressiva, Tranquilizer, Neuroleptika etc.),<br />

Schlafentzug, Lichttherapie, EKT<br />

Supportive Psychotherapie, Psychoedukation,<br />

Verhaltenstherapie, Entspannungstraining, Soziales<br />

Kompetenztraining, Angehörigengespräche<br />

Beratung zu materieller Grundversorgung, Wohnen,<br />

Ar<strong>bei</strong>ten, Rehabilitation, Freizeitgestaltung,<br />

Lebenspraktisches Training, Einbeziehung der<br />

Angehörigen<br />

Ergotherapie, Kunsttherapie, Ar<strong>bei</strong>tstherapie,<br />

Bewegungstherapie/Sport<br />

Stationäre Gruppenprogramme im akuten Behandlungssetting sollten laut<br />

Bäuml und Pitschel-Walz (2003) bestimmte Kriterien erfüllen:<br />

Die Gruppe muss aufgrund der relativ kurzen Aufenthaltsdauer<br />

überwiegend informationszentriert sein – im Gegensatz zu den zusätzlich<br />

bewältigungsorientierten längeren ambulanten Verfahren. Die<br />

Durchführung findet auf offenen Stationen statt. Die Dauer des gesamten<br />

Zyklus sollte mit der durchschnittlichen Behandlungsdauer auf offenen<br />

Stationen kompatibel sein, also maximal vier bis sechs Wochen betragen.<br />

Angesichts der Motivationsschwelle einiger <strong>Patienten</strong> ist es sinnvoll, die<br />

Gruppe als einen selbstverständlichen Teil des Behandlungsprogramms<br />

der Station einzuführen. Um die <strong>Patienten</strong> <strong>bei</strong> der Teilnahme zu


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 33<br />

unterstützen, wird das Pflegepersonal <strong>bei</strong> der Gruppendurchführung<br />

miteinbezogen. In Visiten und Einzelgesprächen wird auf die Gruppe und<br />

deren Inhalte Bezug genommen, um die Wichtigkeit der<br />

Gruppenteilnahme zu betonen. Angesichts der physischen und<br />

psychischen Beeinträchtigungen der Akutpatienten empfiehlt es sich, die<br />

Gruppensitzungen zweimal wöchentlich abzuhalten und da<strong>bei</strong> die Länge<br />

von einer Stunde nicht zu überschreiten. Durch die hohe Frequenz können<br />

vermittelte Inhalte besser behalten werden und es kann sich leichter eine<br />

kontinuierliche therapeutische Beziehung zwischen Gruppenleiter und<br />

<strong>Patienten</strong> entwickeln. Bäuml und Pitschel-Walz (2003) berichten für<br />

Schizophrenie-Gruppen, dass es kaum Kontraindikationen für die<br />

stationäre Gruppenteilnahme gibt. In einer Praktikabilitätsuntersuchung<br />

der Autoren zeigte sich, dass mehr als 75% der <strong>Patienten</strong> in der<br />

Regelversorgung auch mit deutlichen psychopathologischen<br />

Beeinträchtigungen an psychoedukativen Gruppen teilnehmen konnten.<br />

Auch das Ausmaß der Krankheitseinsicht stellt kein limitierendes Kriterium<br />

dar, da dieses ja erst durch die Gruppe erreicht werden soll.<br />

2.7 Evaluation psychoedukativer Interventionen<br />

Evaluation bezeichnet im Allgemeinen die Beurteilung oder Bewertung<br />

eines bestimmten Sachverhaltes. In der Evaluationsforschung werden<br />

systematisch wissenschaftliche Methoden eingesetzt, um den Wert oder<br />

Nutzen eines Produktes, Programms oder Prozesses zu beurteilen<br />

(Suchman, 1967). Eine „umfassende Evaluation“ besteht nach Lösel und<br />

Nowak „in der systematischen Anwendung rationaler Methoden, um die<br />

Konzeptualisierung und Planung, Implementierung und Nützlichkeit eines<br />

sozialen Interventionsprogramms zu untersuchen (Rossi & Freeman,<br />

1982, S. 20). Sie betrifft Fragen nach der Art, dem Ausmaß und der<br />

Verteilung des jeweiligen Problems, den Zielen und der Angemessenheit<br />

eines Programms, dem planmäßigen Ablauf der Intervention, dem<br />

Ausmaß, mit dem die beabsichtigten Änderungen <strong>bei</strong> der Zielpopulation<br />

erreicht werden, den Nebenwirkungen sowie der Nützlichkeit des


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 34<br />

Programms entsprechend Kosten-Effektivitäts- bzw. Kosten-Nutzen-<br />

Analysen“ (1987, S. 57).<br />

Scriven (1972) unterscheidet in Abhängigkeit vom Gegenstand der<br />

Beurteilung zwischen summativen und formativen Evaluationstypen.<br />

Erstere beurteilen das Ergebnis oder die Wirkung einer Maßnahme,<br />

letztere bewerten die Planung, Entwicklung und Optimierung der<br />

Intervention. Ausgehend von dieser Klassifikation wurden von<br />

verschiedenen Autoren weitere Differenzierungen vorgenommen, die<br />

ausführlich <strong>bei</strong> Beelmann (1994) nachzulesen sind. Um die hier<br />

vorgestellte Ar<strong>bei</strong>t adäquat einordnen zu können, sollen die vier<br />

Evaluationstypen von Rossi und Freeman (1989) vorgestellt werden:<br />

1. Diagnoseverfahren (diagnostic procedures): Im Rahmen der<br />

Indikationsforschung wird hier untersucht, inwiefern Probleme<br />

vorliegen, die einer Maßnahme zugeführt werden sollen und<br />

inwieweit eine bestimmte Intervention für eine Problemstellung<br />

angemessen ist.<br />

2. Programmüberwachung (program monitoring and accountability):<br />

Überprüft wird die Art und Weise der Durchführung einer<br />

spezifischen Intervention (Treatmentimplementation) und die<br />

Umsetzung ihrer Konzeption (Treatmentintegrität).<br />

3. Wirksamkeitsanalysen (impact evaluations) beurteilen Ergebnisse,<br />

Wirkungen und Nebenwirkungen einer Intervention.<br />

4. Effizienzanalysen (efficiency evaluations) betreffen Kosten-Nutzen<br />

sowie Kosten-Effektivitäts-Analysen.<br />

Diagnoseverfahren und Programmüberwachung zählen im Sinne Scrivens<br />

(1967) zu den formativen, Wirksamkeits- und Effizienz-Analysen zu den<br />

summativen Evaluationen.<br />

Zur Evaluation und Qualitätssicherung psychoedukativer Interventionen<br />

empfehlen Bäuml und Pitschel-Walz (2003) die in Tabelle 2 aufgeführten<br />

Fragebögen und Messinstrumente. Bei der Durchführung<br />

psychoedukativer Interventionen sollten diese Instrumente routinemäßig<br />

zur Dokumentation von Effekten eingesetzt werden. Bei größeren


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 35<br />

kontrollierten wissenschaftlichen Studien kann diese Basisevaluation<br />

durch weitere Instrumente in Abhängigkeit von der zu prüfenden<br />

Fragestellung erweitert werden.<br />

Tabelle 2. Erhebungsinstrumente <strong>bei</strong> psychoedukativen Interventionen zur<br />

Qualitätssicherung und Basisevaluation (nach Bäuml & Pitschel-Walz,<br />

2003, S. 24).<br />

Variable<br />

Beschreibung der <strong>Patienten</strong><br />

Soziodemographische Daten, Diagnose,<br />

Daten zur Krankheitsgeschichte, Medikation,<br />

soziale Situation, Vorerfahrungen mit<br />

Psychotherapie, Gruppen etc.<br />

Beschreibung der Angehörigen<br />

Soziodemographische Daten, Beziehung +<br />

Kontakthäufigkeit zum <strong>Patienten</strong>, Vorerfahrung<br />

mit Psychotherapie, Gruppen etc.<br />

Messzeitpunkt<br />

prä post Katamnese<br />

Soziales Funktionsniveau X X X<br />

Psychopathologie X X X<br />

Einschätzung der Medikamenten-Compliance X X X<br />

Wissensfragebogen (<strong>Patienten</strong>, Angehörige) X X<br />

Feedback-Fragebogen zum Gruppenverlauf X<br />

Anwesenheitsliste (<strong>Patienten</strong>, Angehörige) Fortlaufend<br />

Follow-up-Fragebogen nach 12 Monaten<br />

und/oder später, Informationsquelle,<br />

Rehospitalisierungen, Dropouts, aktuelle<br />

Behandlung, suizidale Handlungen, soziale<br />

Situation etc.<br />

X<br />

X<br />

X


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 36<br />

2.8 Nachweise der Wirksamkeit von Psychoedukation<br />

Aufgrund einer sehr breiten Verwendung des Psychoedukationsbegriffs<br />

beziehen sich Forschungsar<strong>bei</strong>ten, die sich mit der Wirksamkeit von<br />

Psychoedukation beschäftigen auf ein Spektrum, das von kurzen<br />

informationszentrierten Einzelinterventionen bis hin zu umfassenden<br />

Familieninterventionen reicht. In komplexeren Therapieprogrammen ist die<br />

Wirksamkeit der psychoedukativen Einzelbestandteile oft nicht eindeutig<br />

zu bestimmen (Wiedemann et al., 2003). Dennoch ist die Wirksamkeit<br />

psychoedukativer Gruppen inzwischen in zahlreichen Studien belegt, wie<br />

im Folgenden noch dargestellt wird. In den Wirksamkeitsstudien werden<br />

verschiedene Kriterien auf ihre Effizienz überprüft (Behrendt, Pitschel-<br />

Walz & Bäuml, 2005, S.128):<br />

• Wissenszuwachs<br />

• Entwicklung eines funktionalen Krankheitskonzepts<br />

• Verbesserung der Compliance<br />

• Beeinflussung der Positiv-/Negativsymptomatik<br />

• Verbesserung der Krisenbewältigung<br />

• Senkung der Rezidivhäufigkeit<br />

• Verkürzung der <strong>stationären</strong> Aufenthaltszeiten<br />

• Zufriedenheit mit den familiären Beziehungen<br />

• Senkung der Behandlungskosten<br />

Die meisten Wirksamkeitsstudien finden sich im Bereich der<br />

Schizophrenieforschung (Kissling & Pitschel-Walz, 2004; Merinder, 2000;<br />

Pekkala & Merinder, 2002; Wiedemann et al., 2003). Es zeigte sich, dass<br />

Psychoedukation zu einer Wissenszunahme über die Erkrankung und ihre<br />

Behandlung, zu einer Verbesserung der Compliance und einer Reduktion<br />

der Rückfallraten führt. <strong>Patienten</strong> bewältigen mit Hilfe von<br />

Psychoedukation die krankheitsbedingten Belastungen besser. Als<br />

besonders effektiv hat sich das Einbeziehen der Angehörigen im Rahmen<br />

psychoedukativer Familieninterventionen erwiesen. Unter diesen<br />

Bedingungen konnte die Rückfallrate bedeutend gesenkt werden (Mari &<br />

Streiner, 1994; Pharoah et al., 2003; Pitschel-Walz et al., 2001).


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 37<br />

Für den Bereich der affektiven Störungen sind die empirischen Befunde<br />

der Wirksamkeit von Psychoedukation noch rar. Studien zu<br />

Psychoedukation <strong>bei</strong> Depression belegen eine hohe Akzeptanz der<br />

Programme und geben erste Hinweise, dass durch eine effiziente<br />

Informationsvermittlung über die medikamentöse Therapie eine<br />

Verbesserung der Compliance erreicht werden kann. Durch umfassendere<br />

psychoedukative Programme ergaben sich eine Reduktion von Stress und<br />

Depression sowie die Verbesserung des sozialen Funktionsniveaus, des<br />

krankheitsbezogenen Wissens und der Lebenszufriedenheit.<br />

Randomisierte Studien zur Rückfallhäufigkeit und Rehospitalisierung <strong>bei</strong><br />

Depressionen stehen noch aus (Pitschel-Walz, 2005).<br />

Eine Übersicht über psychoedukative Interventionen <strong>bei</strong> bipolaren<br />

Störungen und die bisher vorliegenden Belege ihrer Effizienz gibt Meyer<br />

(2005) im Handbuch <strong>„Psychoedukation</strong> & Selbstmanagement“. Er<br />

resümiert, dass <strong>Patienten</strong> mit bipolar-affektiven Störungen von<br />

Psychoedukation profitieren und schon zeitlich befristete psychoedukative<br />

Interventionen umschriebene positive Auswirkungen zeigen (z.B. Perry et<br />

al., 1999). Psychoedukative Maßnahmen sind jedoch selten für sich allein<br />

Gegenstand von Untersuchungen, sondern meist Teil einer umfassenden<br />

psychosozialen Intervention. Aufgrund der hohen Bedeutung von<br />

Psychoedukation besteht im Bereich der bipolaren Störungen noch<br />

Forschungsbedarf.


Psychoedukation <strong>bei</strong> psychischen Erkrankungen 38<br />

2.9 Zusammenfassung<br />

Psychoedukation ist nicht reine Wissensvermittlung. Sie setzt sich sowohl<br />

in der ambulanten als auch der <strong>stationären</strong> Behandlung zum Ziel, durch<br />

Vermittlung von Information und individuellen Bewältigungsstrategien die<br />

Selbsthilfekompetenzen der <strong>Patienten</strong> zu fördern.<br />

Psychoedukation kommt dem Informationsbedürfnis von <strong>Patienten</strong><br />

entgegen. Sie findet hohe Akzeptanz <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> und ihre Wirksamkeit<br />

ist in zahlreichen Studien belegt.<br />

Psychoedukative Interventionen zählen zu den niedrigschwelligen<br />

psychotherapeutischen Verfahren. Sie werden mittlerweile als ein<br />

unabdingbarer Bestandteil des psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Behandlungskonzeptes gesehen. Als Kurzzeitinterventionen besitzen sie<br />

Versorgungsrelevanz im <strong>stationären</strong> Setting und stellen ein<br />

psychotherapeutisches Basisprogramm dar, an dem alle <strong>Patienten</strong><br />

teilnehmen können. Psychoedukation unterstützt die Anwendung und<br />

Akzeptanz der indizierten Therapiemethoden.<br />

Aus diesen Gründen haben psychoedukative Interventionen in den letzten<br />

Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Nicht zuletzt ist dies der<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppe <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>bei</strong> schizophrenen Erkrankungen“ zu<br />

verdanken, die gerade im Bereich der schizophrenen und schizoaffektiven<br />

Erkrankungen zur Entwicklung und Erforschung zahlreicher<br />

psychoedukativer Konzepte <strong>bei</strong>getragen hat. Allerdings besteht im Bereich<br />

anderer häufig vorkommender psychischer Störungen (wie z.B. den<br />

<strong>Angst</strong>störungen) noch Entwicklungsbedarf. Die Ar<strong>bei</strong>tsgruppe<br />

<strong>„Psychoedukation</strong>“ weist explizit in ihrem Konsensuspapier darauf hin,<br />

dass die Entwicklung psychoedukativer Verfahren <strong>bei</strong> anderen häufig<br />

auftretenden Erkrankungen äußerst wünschenswert ist. Gerade im<br />

<strong>stationären</strong> Bereich mangelt es an psychoedukativen Programmen, die<br />

leicht durchführbar und an die Bedürfnisse und Besonderheiten der<br />

Klientel einer Akutklinik angepasst sind. Das in dieser Ar<strong>bei</strong>t vorgestellte<br />

Psychoedukationsprogramm entstand aus dieser Notwendigkeit heraus<br />

und will dazu <strong>bei</strong>tragen, diese Lücke zu füllen.


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 39<br />

3 Theoretische Grundlagen der Psychoedukation<br />

Das Ziel von Psychoedukation, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, impliziert<br />

die Änderung von Verhaltensweisen in Richtung einer Lebensführung, die<br />

der Krankheitsbewältigung dienlich ist. Um solche Verhaltensänderungen<br />

verstehen und erklären zu können, braucht es theoretische<br />

Modellvorstellungen, die Einflussgrößen und Wirkmechanismen abbilden.<br />

Diese theoretischen Grundlagen der Psychoedukation finden sich in<br />

Konzepten der Gesundheitspsychologie, die wiederum auf<br />

Handlungstheorien und Modellen der Motivationspsychologie basieren.<br />

Gegenstand der Gesundheitspsychologie ist die Erforschung des<br />

Gesundheitsverhaltens mit der Frage, inwiefern gesundheitsrelevantes<br />

Handeln vorhergesagt und beeinflusst werden kann (Schwarzer, 2004).<br />

Gesundheitspsychologische Konzepte verstehen sich als<br />

biopsychosoziale Modelle, die in Abgrenzung zu den biomedizinischen<br />

Modellen psychische und soziale Einflüsse und deren Wechselwirkungen<br />

auf Krankheit und Gesundheit in den Mittelpunkt rücken. Sie lassen sich in<br />

zwei Kategorien einteilen, in kontinuierliche Prädiktions- und dynamische<br />

Stadienmodelle.<br />

Kontinuierliche Modelle betrachten bestimmte Variablen wie<br />

<strong>bei</strong>spielsweise die Selbstwirksamkeitserwartung als prädiktiv für ein<br />

bestimmtes Gesundheitsverhalten. Je nach Ausprägung einer Variablen<br />

kann mit entsprechender Wahrscheinlichkeit ein bestimmtes Verhalten<br />

vorhergesagt werden.<br />

Die dynamischen Stadienmodelle (oder Stufenmodelle) gehen davon aus,<br />

dass Menschen während des Prozesses der Verhaltensänderung<br />

qualitativ unterschiedliche Phasen durchlaufen. Für das Kontinuum der<br />

Verhaltensänderung gibt es hier nicht nur ein Prädiktionsmodell, auf jeder<br />

Stufe existiert ein anderes Modell. Diese Stufenmodelle, die als<br />

Heuristiken zu verstehen sind, implizieren, dass eine Person in<br />

unterschiedlichen Phasen auch unterschiedliche, auf die Phasen<br />

zugeschnittene Interventionen benötigt.


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 40<br />

In Anlehnung an Behrendt & Krischke (2005) werden im Folgenden vier<br />

Theorien zur Gesundheitspsychologie und ihre Bedeutung für die<br />

Psychoedukation vorgestellt: Das Health-Belief-Modell von Becker (1974)<br />

und das Selbstwirksamkeitsmodell aus der sozial-kognitiven Theorie von<br />

Bandura (1977, 1997), die <strong>bei</strong>de kontinuierliche Modelle darstellen. Das<br />

Salutogenesekonzept von Antonovsky (1987) und das „Sozial-kognitive<br />

Prozessmodell gesundheitlichen Handelns“ von Schwarzer (1996) zählt zu<br />

den Stadienmodellen.<br />

3.1 Das Health-Belief-Modell<br />

Das Health-Belief-Modell von Becker (1974) wurde schon in den 50er<br />

Jahren des letzten Jahrhunderts zur Vorhersage der Inanspruchnahme<br />

von medizinischer Vorsorge und Beratung sowie der Compliance<br />

entwickelt. Annahme ist, dass menschliches bzw. gesundheitsbezogenes<br />

Verhalten rational geleitet ist und von den Faktoren „Grad der<br />

wahrgenommenen Bedrohung“ und „Verfügbarkeit wirksamer<br />

Gegenmaßnahmen“ (expectancies for efficacy of treatment) bestimmt<br />

wird. Der „Grad der wahrgenommenen Bedrohung“ setzt sich aus der<br />

subjektiven Vulnerabilität (perceived susceptibility to illness) und dem<br />

erlebten Schweregrad von Symptomen (perceived severity) zusammen.<br />

Sind wirksame Gegenmaßnahmen vorhanden, um die Bedrohung zu<br />

reduzieren, setzen Kosten-Nutzen-Abwägungen ein. Kosten und Mühen<br />

einer Vorsorgemaßnahme oder Behandlung werden mit dem erwarteten<br />

Nutzen verglichen. Externe und interne Reize (cues to action) können<br />

noch handlungsanstoßend wirken. Gemäß der Theorie verhält sich ein<br />

Mensch also gesundheitsbewusst, wenn er sich gegenüber einer<br />

Erkrankung für verwundbar hält und vorhandene Symptome ernst nimmt,<br />

so dass ein Gefühl der Bedrohung entsteht. Weiterhin sollte er über<br />

Strategien zur Vorbeugung oder Behandlung verfügen, deren Nutzen<br />

höher ist als der damit verbundene Aufwand.<br />

Das Modell, das in Abbildung 1 zu sehen ist, besitzt verschiedene<br />

Schwächen, die ausführlich <strong>bei</strong> Schwarzer (2004) dargestellt sind. Ein


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 41<br />

wichtiger Kritikpunkt ist das Fehlen der motivationalen Komponenten<br />

Intention und Kompetenzerwartung, die nötig sind, damit es zu einer<br />

Verhaltensänderung kommen kann. Außerdem wird der direkte Einfluss<br />

der Bedrohung überschätzt, denn das Erzeugen von <strong>Angst</strong> verfügt nur<br />

über eine begrenzte motivationale Wirkung.<br />

Schweregrad<br />

Verwundbarkeit<br />

Abbildung 1. Health-Belief-Modell (aus Schwarzer, 2004, S.41)<br />

Das Modell ist in seiner Erklärungs- und Vorhersageleistung schwach,<br />

denn es gibt konsistente, aber nur geringe Zusammenhänge zwischen<br />

den verschiedenen Faktoren und dem Gesundheitsverhalten. Trotzdem ist<br />

es für psychoedukative Interventionen von Bedeutung, denn es hebt die<br />

Vermittlung von krankheitsbezogenen Wissen und den Aufbau eines<br />

funktionalen Krankheitskonzeptes als Voraussetzung für eine<br />

Verhaltensänderung hervor.<br />

Demographische und<br />

soziopsychologische<br />

Variablen<br />

Bedrohung<br />

Handlungsreize<br />

Nutzen<br />

minus<br />

Kosten<br />

Gesundheitsverhalten


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 42<br />

3.2 Die Theorie der Selbstwirksamkeits- und Kompetenzerwartung<br />

Das Konstrukt der Selbstwirksamkeitserwartung ist Teil der sozial-<br />

kognitiven Theorie von Bandura (1977,1997), die in vereinfachter Form in<br />

Abbildung 2 dargestellt ist.<br />

Abbildung 2. Einfache Skizze zur sozial-kognitiven Theorie (aus<br />

Schwarzer, 2004, S.61)<br />

Ergebniserwartungen<br />

physische<br />

soziale<br />

selbst-evaluative<br />

Selbstwirksamkeit Intention<br />

Soziostrukturelle Faktoren<br />

behindernde und<br />

unterstützende Faktoren<br />

Unter Selbstwirksamkeitserwartung oder auch „subjektiver<br />

Kompetenzerwartung“ versteht man „die subjektive Gewissheit, neue oder<br />

schwierige Anforderungssituationen aufgrund eigener Kompetenz<br />

bewältigen zu können“ (Schwarzer, 2004, S. 12).<br />

Verhalten<br />

Die Selbstwirksamkeitserwartung ist als unspezifische, kognitive Variable<br />

von besonderer Bedeutung für das Gesundheitsverhalten. Im Prozess der


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 43<br />

Verhaltensänderung steuert sie als eine subjektive Überzeugung - nämlich<br />

ein bestimmtes Ziel erreichen zu können und auch die nötigen<br />

Bewältigungsstrategien zur Verfügung zu haben - Kognitionen, Motivation,<br />

Emotionen und Handlung der Person.<br />

Zahlreiche empirische Studien belegen, dass eine hohe<br />

Selbstwirksamkeitserwartung Voraussetzung für ein adäquates<br />

Gesundheitsverhalten ist wie zum Beispiel körperlich aktiv zu sein oder<br />

Medikamente nach Vorschrift einzunehmen (Schwarzer & Jerusalem,<br />

1994, 1995). Deshalb ist es wichtig, diese Kompetenzen <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> zu<br />

stärken. Bandura (1977, 1997) beschreibt vier Möglichkeiten, wie<br />

Selbstwirksamkeit aufgebaut werden kann:<br />

• Direkte Erfahrungen in Form von Erfolgen oder Misserfolgen, die<br />

man während oder nach einer Handlung erlebt, sind die stärkste<br />

Form, um Selbstwirksamkeitserwartungen aufzubauen. Im<br />

therapeutischen Kontext heißt das, den Teilnehmern Erfolge zu<br />

vermitteln, die sie ihrer eigenen Anstrengung und Fähigkeit<br />

zuschreiben. Dies wird erreicht durch das Setzen von Nahzielen<br />

und das Vermitteln von geeigneten Bewältigungsstrategien.<br />

• Indirekte Erfahrungen werden durch Modelllernen vermittelt. Ihre<br />

beste Wirkung erzielen Modelle, die dem Lernenden in Alter,<br />

Geschlecht und sonstigen Merkmalen möglichst ähnlich sind und<br />

deutlich kommunizieren, wie sie mit einem Problem und den<br />

verschiedenen Lösungsschritten umgehen.<br />

• Symbolische Erfahrungen geschehen in Form von Überredung („Du<br />

kannst es“). Personen bauen Selbstwirksamkeit auf, indem sie von<br />

anderen ermutigt werden, Vertrauen in die eigene Kompetenz zu<br />

haben. Dies ist die vergleichsweise schwächste Möglichkeit zum<br />

Aufbau von Selbstwirksamkeitserwartung, wirkt aber doch, wenn<br />

eine als kompetent wahrgenommene Person eine weniger<br />

kompetente „überredet“.<br />

• Gefühlsregungen begleiten unsere Handlungen und beeinflussen<br />

die Bewertung der eigenen Selbstwirksamkeitserwartung. So kann<br />

die Erfahrung, in einer schwierigen Situation gelassen bleiben zu


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 44<br />

können, die Überzeugung stärken ausreichende<br />

Bewältigungskompetenzen zur Verfügung zu haben.<br />

3.3 Das Modell der Salutogenese<br />

Das Modell der Salutogenese von Antonovsky (1987, 1997) beschäftigt<br />

sich mit der Frage, was Menschen trotz schwerer Belastungen gesund<br />

hält oder wieder gesund werden lässt.<br />

Antonovsky führte in den 60er Jahren biographische Analysen zum<br />

Gesundheitszustand von KZ-überlebenden Frauen nach der<br />

Menopause durch, um die Anpassungsleistung an den neuen<br />

Lebensabschnitt zu untersuchen. Da<strong>bei</strong> identifizierte er Faktoren, die<br />

für eine stabile Anpassung verantwortlich zu sein schienen und<br />

formulierte daraus das Salutogenesemodell in dessen Mittelpunkt das<br />

Konzept des Kohärenzgefühls (sense of coherence) steht.<br />

Das Kohärenzgefühl wird verstanden als „eine globale Orientierung,<br />

die zum Ausdruck bringt, in welchem Umfang man ein generalisiertes,<br />

überdauerndes und dynamisches Gefühl des Vertrauens besitzt, dass<br />

die eigene innere und äußere Umwelt vorhersagbar ist und dass mit<br />

großer Wahrscheinlichkeit die Dinge sich so entwickeln werden, wie<br />

man es vernünftigerweise erwarten kann“ (Antonovsky, 1979, S.123).<br />

Für Antonovsky (1993) ist das Kohärenzgefühl eine „generelle<br />

Lebenseinstellung“ (S. 4), die gespeist wird von Ressourcen der<br />

Person, den sogenannten „generalisierten Widerstandsquellen“. Es<br />

bestimmt die persönliche Position auf dem Krankheits-Gesundheits-<br />

Kontinuum und ist verantwortlich dafür, dass man sich trotz Stress in<br />

Richtung des gesunden Pols bewegt. Abbildung 3 zeigt das Modell im<br />

Überblick.<br />

Das Kohärenzgefühl setzt sich aus den Faktoren Verstehbarkeit,<br />

Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit zusammen, die zur Erhaltung der<br />

Gesundheit <strong>bei</strong>tragen:<br />

• Verstehbarkeit zeigt, in welchem Maß eine Person innere oder<br />

äußere Stimuli als geordnet, vorhersehbar und erklärbar


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 45<br />

wahrnimmt. Eine Person mit einem hohen Maß an<br />

Verstehbarkeit geht davon aus, dass Dinge, die ihr im Leben<br />

widerfahren vorhersehbar sind oder <strong>bei</strong> überraschenden Eintritt<br />

zumindest eingeordnet und erklärt werden können.<br />

• Handhabbarkeit drückt aus, in welchem Ausmaß man<br />

Ressourcen zur Verfügung hat, um diese Stimuli und die damit<br />

verbundenen Anforderungen zu bewältigen. Eine Person mit<br />

einem hohen Maß an Handhabbarkeit sieht schwierige<br />

Ereignisse im Leben als Herausforderung, die sie annehmen<br />

und meistern will.<br />

• Sinnhaftigkeit drückt aus, inwiefern man das Leben emotional als<br />

sinnvoll empfindet. Eine Person mit hoher Sinnhaftigkeits-<br />

Komponente berichtet von Anforderungen oder<br />

Lebensbereichen, die ihr sehr am Herzen liegen und die sie als<br />

wichtig genug ansieht, um in sie emotional zu investieren und<br />

sich zu engagieren.<br />

Der bisherige Stand der Forschung zeigt, dass die Konstrukte<br />

Kohärenzgefühl und psychische Gesundheit eng zusammenhängen.<br />

Mit Zunahme des Kohärenzgefühls nimmt das Risiko für psychische<br />

Beschwerden ab (Bengel et al., 1998; Larrson et al., 1996; Lundberg,<br />

1997).


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 46<br />

Abbildung 3. Salutogenesemodell von Antonovsky (nach Lorenz, 2004)<br />

Soziokultureller<br />

und historischer<br />

Kontext<br />

generalisierte<br />

Widerstandsquellen<br />

Spezifische<br />

Lebenserfahrungen<br />

Kohärenz<br />

-sinn<br />

Psychosoziale, physische,<br />

biochemische Stressoren<br />

Erfolgreiche<br />

Spannungsbewältigung<br />

Spannungszustand<br />

Erfolglose<br />

Spannungsbewältigung <br />

Stresszustand<br />

Gesundheits-Krankheits-Kontinuum<br />

Krankheits<br />

-erzeuger<br />

und<br />

„schwache<br />

Glieder in<br />

einer<br />

Kette“


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 47<br />

3.4 Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen<br />

Handelns<br />

Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (Health<br />

Action Process Approach, HAPA; Schwarzer, 1996) wurde in den 80er<br />

Jahren entwickelt mit dem Ziel, die Nachteile der Vorgängermodelle zu<br />

überwinden (Schwarzer, 2004). Neben den bereits vorgestellten<br />

kognitiven Variablen kommen situative Einflussfaktoren hinzu.<br />

Behrendt und Krischke (2005) bedauern jedoch, dass die von<br />

Antonovsky formulierte „Sinnhaftigkeit“ nicht mit eingeschlossen<br />

wurde.<br />

Das in Abbildung 4 dargestellte Modell gehört zu den dynamischen<br />

Stadienmodellen und betont die Selbstregulationsperspektive.<br />

Veränderung erfolgt Schritt für Schritt, wo<strong>bei</strong> ein neuer Schritt auf dem<br />

Weg zur Verhaltensänderung nur gegangen werden kann, wenn ein<br />

gewisses Maß an Selbstwirksamkeit vorhanden ist. Der<br />

Veränderungsprozess wird in eine präintentionale Motivationsphase<br />

und eine postintentionale Volitionsphase unterteilt.<br />

Um Verhaltensweisen dauerhaft zu ändern, also sich<br />

gesundheitsförderliche Ziele zu setzen und diese zu Gewohnheiten<br />

werden zu lassen, braucht es Motivation. Im Motivationsprozess sind<br />

laut Schwarzer (1996, 2004) drei Konstrukte wirksam, die den Aufbau<br />

von Änderungsmotivation beeinflussen und schließlich zu einer<br />

Intention oder Zielbildung führen:<br />

• Risikowahrnehmung: Die subjektive Einschätzung des<br />

Schweregrads einer Erkrankung und die eigene Verwundbarkeit<br />

resultieren in einem bestimmten Grad an Bedrohung. Der erste<br />

Schritt zur Verhaltensänderung ist hier, dass eine Person<br />

zwischen ihrem eigenen Verhalten und der Gesundheit einen<br />

Zusammenhang erkennt.<br />

• Handlungsergebniserwartung: Damit eine Verhaltensänderung<br />

wahrscheinlich wird, muss die Person zusätzlich<br />

Verhaltensalternativen kennen, mit Hilfe derer sie die


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 48<br />

wahrgenommene Bedrohung reduzieren kann. In der<br />

Motivationsphase wird da<strong>bei</strong> abgewogen, mit welchem Aufwand<br />

sich erwünschte Effekte erzielen lassen.<br />

• Selbstwirksamkeitserwartung: Dieses Konstrukt ist von großer<br />

Bedeutung für alle Phasen der Veränderung des<br />

Gesundheitsverhaltens, denn ohne ein gewisses Maß an<br />

Selbstwirksamkeitserwartung kann nicht zum nächsten<br />

Veränderungsschritt übergegangen werden. Eine hohe<br />

Selbstwirksamkeitserwartung wirkt sich günstig auf die<br />

Zielsetzung, Anstrengung, Ausdauer und Rückfallvermeidung<br />

aus.<br />

Der Motivationsprozess wird mit der Bildung eines Zieles oder einer<br />

Intention abgeschlossen. Anschließend findet im Volitionsprozess die<br />

Planung und Realisierung einer gesundheitsbezogenen Verhaltensweise<br />

statt. Hier unterscheidet Schwarzer (1996, 2004) drei Phasen.<br />

• In der präaktionalen Phase (Planung und Initiative) wird die Absicht,<br />

etwas zu tun (Zielsetzung) ausführungsnah konkretisiert (z.B. wird<br />

das Wann, Wie und Wo der Handlung festgelegt).<br />

• In der aktionalen Phase wird das Gesundheitsverhalten ausgeführt<br />

und aufrechterhalten, aber auch Risikoverhalten unterlassen. Bis<br />

das Verhalten zur Gewohnheit geworden ist, werden da<strong>bei</strong><br />

Strategien eingesetzt, um nicht vom Ziel abzukommen. Zu diesen<br />

Strategien gehören Fähigkeiten wie Belohnungsaufschub, die<br />

Unterteilung von Fernzielen in erreichbare Nahziele oder die<br />

Regulation negativer Emotionen. Je höher hier die<br />

Selbstwirksamkeitserwartung einer Person ist, desto größere<br />

Anstrengung und Ausdauer zeigt sie in der Zielverfolgung.<br />

• In der postaktionalen Phase werden die Handlungen bewertet und<br />

Erfolge oder Misserfolge wahrgenommen und interpretiert. In<br />

Abhängigkeit von der Interpretation wird das Ziel weiter verfolgt<br />

oder aufgegeben (Disengagement). Werden Erfolge <strong>bei</strong>spielsweise<br />

der eigenen Fähigkeit zugeschrieben, fördert dies die<br />

Volitionsstärke und erhöht die Selbstwirksamkeitserwartung.


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 49<br />

Abbildung 4. Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (Health Action Process Approach, HAPA; aus<br />

Schwarzer, 2004, S. 91).<br />

Selbstwirksamkeitserwartung <br />

Handlungsergebniserwartung<br />

Risiko-<br />

wahrnehmung<br />

Zielsetzung<br />

Planung<br />

Initiative<br />

Wiederherstellung<br />

Handlung<br />

Aufrechterhaltung<br />

Situative Barrieren und Gelegenheiten<br />

Disengagement


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 50<br />

3.5 Zusammenfassung und Implikationen<br />

Die dargestellten Gesundheitsmodelle zeigen wie komplex menschliches<br />

Verhalten in Krisensituationen ist. Diese Komplexität muss <strong>bei</strong> der<br />

Entwicklung und Durchführung von psychoedukativen Interventionen<br />

berücksichtigt werden. Gesundheitsverhalten darf nicht, wie Behrendt und<br />

Krischke (2005) betonen, auf ein einfaches Compliance-Modell im Sinne<br />

von „Gehorsam“ reduziert werden. Stattdessen sollen <strong>Patienten</strong> im Sinne<br />

des Empowerment als mündige Personen gesehen werden, die durch<br />

Förderung der Selbstmanagementkompetenzen zu einem<br />

selbstverantwortlichen Umgang der Erkrankung angeleitet werden.<br />

Ein zentraler Aspekt von Psychoedukation ist die Informationsvermittlung<br />

wie es das Health-Belief-Modell nahe legt. Mit Hilfe des Vulnerabilitäts-<br />

Stress-Modells werden Zusammenhänge zwischen der<br />

krankheitsimmanenten Vulnerabilität und geeigneten<br />

Behandlungsstrategien verdeutlicht. Das wesentliche Ziel der<br />

Informationsvermittlung ist jedoch, wie Bäuml und Kraemer (2002)<br />

betonen, ein Verständnis für das therapeutische Handeln zu bekommen<br />

und eine optimistische Grundhaltung zu entwickeln, um die Behandlung<br />

aktiv mitzugestalten.<br />

Die Vermittlung eines funktionalen Krankheitskonzepts hat neben der<br />

Einsicht in den Krankheitsprozess auch das Fördern der Selbststeuerung<br />

und der Selbstwirksamkeit zum Ziel. Der Erwerb von<br />

Selbststeuerungskompetenzen wie zum Beispiel Frühwarnsymptome<br />

wahrzunehmen oder <strong>bei</strong> Stress adäquate Bewältigungsstrategien<br />

einsetzen zu können, fordert neben der eher „theoretischen“<br />

Informationsvermittlung immer auch die praktische Seite von<br />

Psychoedukation, nämlich das Erlernen und Üben von Strategien im<br />

Umgang mit der Erkrankung. Zur Stärkung von Selbstwirksamkeit gibt<br />

Bandura wichtige Hinweise, die in die didaktische Gestaltung und in die<br />

Zielformulierung von psychoedukativen Interventionen einfließen (z.B.<br />

Erfolgsattribution, Setzen von Zielen, Modelllernen). Seine Theorie betont<br />

aber auch, dass alleinige Wissensvermittlung nicht zum Aufbau von


Theoretische Grundlagen der Psychoedukation 51<br />

Selbstwirksamkeitserwartungen genügt. <strong>Patienten</strong> müssen sich intensiv<br />

mit ihrem subjektiven Krankheitsmodell auseinandersetzen, gerade auch<br />

im Austausch mit anderen Betroffenen. Ziel ist es, zu einer realistischen<br />

Einschätzung der eigenen Bewältigungsmöglichkeiten zu kommen und zu<br />

einer dauerhaften Verhaltensänderung motiviert zu werden. Das kann zum<br />

Beispiel auch bedeuten, zu einer nachfolgenden Psychotherapie motiviert<br />

zu werden (Bäuml & Kraemer, 2002).<br />

Das Salutogenesemodell hebt die Rolle von kognitiven<br />

Bewertungsprozessen hervor und zeigt, dass Verhaltensänderungen<br />

gerade <strong>bei</strong> Menschen mit chronischen Erkrankungen nur durch<br />

Beeinflussung dieser erreicht werden kann (Schwarzer, 2004). Weg von<br />

einer defizitären Sichtweise, betont es die Nutzung vorhandener<br />

Potentiale und Ressourcen mit dem Ziel, die Selbstbestimmung und<br />

Autonomie im Leben zu erhöhen.<br />

Das sozial-kognitive Prozessmodell schließlich zeigt laut Schwarzer „wie<br />

wichtig es ist, in psychoedukativen Programmen (...) direkt auf die<br />

Überwindung von Schwierigkeiten und typischen Ausnahmesituationen <strong>bei</strong><br />

der Umsetzung medizinisch notwendiger Verhaltensregeln einzugehen.<br />

Die Ausnahme wird zur Regel erklärt, damit die <strong>Patienten</strong> von vornherein<br />

lernen, dass das ‚korrekte’ Anwenden medizinischer Maßnahmen aus der<br />

täglichen Überwindung von ‚Fällen’ und ‚Rückfällen’ besteht.“ (2004, S.<br />

29).


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 52<br />

4 Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />

4.1 Diagnostische Klassifikation und klinische Erscheinungsformen<br />

von <strong>Angst</strong><br />

<strong>Angst</strong>störungen galten lange als Formen von Neurosen mit der<br />

psychoanalytischen Begründung, dass alle neurotischen Zustände auf<br />

verdrängter <strong>Angst</strong> beruhen. Nach Aufgabe des Neurosekonzepts wurden<br />

die verschiedenen alten Neurosekategorien auf mehrere, eindeutig<br />

voneinander getrennte diagnostische Klassen verteilt. (Davison & Neale,<br />

1996). DSM-IV (APA, 1996) und ICD-10 (WHO, 1994) unterscheiden sich<br />

da<strong>bei</strong> etwas in ihrer diagnostischen Einordnung. Im DSM-IV erhalten die<br />

<strong>Angst</strong>störungen eine eigene Achse-I-Kategorie, der nicht nur die<br />

<strong>Angst</strong>störungen im engeren Sinne, sondern auch die Zwangsstörung und<br />

die akute sowie posttraumatische Belastungsstörung zugeordnet werden.<br />

In der ICD-10 finden sich <strong>Angst</strong>störungen in Kapitel V in der Kategorie F4<br />

unter den neurotischen-, Belastungs- und somatoformen Störungen. In der<br />

vorliegenden Studie wurden die Diagnosen auf Basis der ICD-10 gestellt.<br />

Deshalb wird im Folgenden immer Bezug auf die ICD-10 genommen.<br />

Alle Störungen der F4-Gruppe haben gemeinsam, dass <strong>Angst</strong> in<br />

irgendeiner Form das dominierende Symptom ist. Unterteilt werden die<br />

verschiedenen Störungen nach der Art der <strong>Angst</strong> (Psychopathologie und<br />

Verlauf). Die Differenzierungen nach Epidemiologie und Ätiologie lassen<br />

sich jedoch nur teilweise rechtfertigen (Ebert, 2001). Die Einteilung der<br />

verschiedenen <strong>Angst</strong>störungen zeigt Tabelle 3.


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 53<br />

Tabelle 3. Klassifikation der <strong>Angst</strong>störungen, modifiziert nach ICD-10<br />

(1994)<br />

ICD-10 Nr.<br />

F4 Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen<br />

F40 Phobische Störung<br />

F40.0 Agoraphobie mit oder ohne Panikstörung<br />

F40.1 Soziale Phobien<br />

F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien<br />

F41 Sonstige <strong>Angst</strong>störungen<br />

F41.0 Panikstörung (episodisch paroxysmale <strong>Angst</strong>)<br />

F41.1 Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />

F41.2 <strong>Angst</strong> und depressive Störung, gemischt<br />

F42 Zwangsstörung<br />

F43.0 Vorwiegend Zwangsgedanken<br />

F43.1 Vorwiegend Zwangshandlungen<br />

F43.2 Zwangsgedanken und -handlungen, gemischt<br />

F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und<br />

Anpassungsstörungen<br />

F43.0 Akute Belastungsreaktion<br />

F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung<br />

F43.2 Anpassungsstörungen<br />

F44 Dissoziative Störungen<br />

F45 Somatoforme Störungen


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 54<br />

<strong>Angst</strong> ist Teil vieler psychopathologischer Erscheinungsbilder und ein<br />

Hauptaspekt der <strong>Angst</strong>störungen „im engeren Sinne“ wie sie in der ICD-10<br />

unter den Kategorien F40 und F41 zu finden sind. <strong>Angst</strong>störungen werden<br />

diagnostiziert, wenn die subjektiv erlebten Gefühle der <strong>Angst</strong> eindeutig<br />

vorliegen. Innerhalb dieser Gruppe können verschiedene eigenständige<br />

Störungen mit ihren klinischen Erscheinungsformen voneinander<br />

abgegrenzt werden: Die phobischen Störungen mit Agoraphobie mit und<br />

ohne Panikstörung sowie die Sozialen und Spezifischen Phobien. Zur<br />

Kategorie der sonstigen <strong>Angst</strong>störungen zählen die Panikstörung, die<br />

Generalisierte <strong>Angst</strong>störung (GAS) und <strong>Angst</strong> und Depression gemischt<br />

(siehe Tabelle 4).<br />

Tabelle 4. Klinische Erscheinungsformen der <strong>Angst</strong> (nach ICD-10, 1994)<br />

<strong>Angst</strong>störung Kennzeichen<br />

Agoraphobie<br />

ohne Panikstörung (F40.0)<br />

mit Panikstörung (F40.01)<br />

„Platzangst“ oder <strong>Angst</strong> vor Situationen, in<br />

denen eine Flucht nur schwer möglich oder<br />

keine Hilfe verfügbar ist.<br />

Dazu gehören z.B. die Furcht vor großen<br />

Plätzen, Menschenmengen, Fahren in<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln, Schlange<br />

stehen, aber auch <strong>Angst</strong> in engen Räumen<br />

(z.B. Fahrstuhl) oder vor dem Alleinsein.<br />

Soziale Phobie (F40.1) Übersteigerte <strong>Angst</strong>reaktionen, wenn die<br />

Person mit anderen Menschen in Kontakt<br />

treten soll oder bestimmte Tätigkeiten vor<br />

anderen ausführen soll (z.B. öffentlich<br />

Sprechen, Essen oder Schreiben). Die<br />

Person befürchtet, sich zu blamieren oder<br />

als ängstlich, schwach oder dumm<br />

angesehen zu werden.


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 55<br />

<strong>Angst</strong>störung Kennzeichen<br />

Spezifische Phobie (F40.2) <strong>Angst</strong> vor einem klar umschriebenen Objekt<br />

oder einer Situation z.B. Spinnen, Hunde,<br />

Höhe, Blutverlust. Die phobischen Reize<br />

werden vermieden, obwohl die Person<br />

erkennt, dass ihre <strong>Angst</strong> übertrieben oder<br />

unvernünftig ist. Die Vermeidung oder<br />

ängstliche Erwartung kann so stark sein,<br />

dass eine normale Alltagsführung kaum<br />

mehr möglich ist.<br />

Panikstörung (F41.0) Plötzliche, unerwartete <strong>Angst</strong>anfälle<br />

Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />

(F41.1)<br />

<strong>Angst</strong> und depressive<br />

Störung, gemischt (F41.2)<br />

begleitet von vielfältigen körperlichen<br />

Symptomen, die sich innerhalb kurzer Zeit<br />

zum Höhepunkt steigern. Aus <strong>Angst</strong> wieder<br />

eine Attacke zu erleiden, vermeiden die<br />

Betroffenen Situationen, in denen die<br />

Panikattacke erstmals ausgelöst wurde und<br />

entwickeln starke Erwartungsangst (<strong>Angst</strong><br />

vor der <strong>Angst</strong>).<br />

Ein sich exzessives Sorgen und Ängstigen,<br />

das den ganzen Alltag bestimmt, z.B. ob<br />

dem Ehemann oder den Kindern nichts<br />

passiert. Damit einher geht das Gefühl<br />

drohenden Unheils („gleich passiert etwas<br />

Schreckliches“) und das Gefühl der eigenen<br />

Überforderung („ich schaffe es nicht mehr“).<br />

Symptome der GAS und depressive<br />

Symptome sind gleichzeitig vorhanden, die<br />

Kriterien für <strong>Angst</strong>störungen oder<br />

Depression sind jedoch nicht voll erfüllt.


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 56<br />

4.2 Epidemiologie, therapeutische Versorgung und<br />

volkswirtschaftliche Kosten von <strong>Angst</strong>störungen<br />

<strong>Angst</strong>störungen gehören neben den affektiven Störungen und den<br />

Substanzstörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in der<br />

Bevölkerung. Zahlreiche epidemiologische Studien im In- und Ausland<br />

geben unter anderem Auskunft über Auftretenshäufigkeit, Komorbidität<br />

und therapeutische Versorgung (vgl. NCS - Eaton et al., 1994; GHS-MHS<br />

- Jacobi et al., 2002; EDSP - Lieb et al., 2003; ECA - Regier et al., 1990).<br />

Die Prävalenzraten für <strong>Angst</strong>störungen weisen jedoch erhebliche<br />

Streubreiten auf. Lieb et al. (2003) geben in ihrer Veröffentlichung einen<br />

Überblick über aktuelle epidemiologische Studien zu <strong>Angst</strong>störungen und<br />

berichten da<strong>bei</strong> von Lebenszeitprävalenz-Raten zwischen 5,6 und 28,7%.<br />

Diese Inkonsistenz wird erklärt durch die unterschiedliche<br />

Zusammensetzung der Untersuchungspopulationen bezüglich Alter,<br />

Auswahl der <strong>Angst</strong>störungen und verwendeter Falldefinitionen.<br />

Für Deutschland liegt mit der GHS-MHS (General Health Survey – Mental<br />

Health Supplement - Jacobi et al., 2002) eine Studie vor, die für 18 bis 65-<br />

Jährige über die Prävalenz und Versorgungssituation psychischer<br />

Störungen im Bundes-Gesundheits-Survey von 1998 Auskunft gibt. Die<br />

hier erörterten epidemiologischen Ergebnisse über psychische Störungen<br />

wurden an einer Untersuchungspopulation von 4181 Erwachsenen<br />

gewonnen, die mit dem Composite International Diagnostic Interview CIDI<br />

befragt wurden. Tabelle 5 zeigt die 12-Monatsprävalenzen für<br />

<strong>Angst</strong>störungen nach DSM-IV (mit Ausnahme der posttraumatischen<br />

Belastungsstörung). Demnach haben im Jahr vor der epidemiologischen<br />

Untersuchung 14,5% der Bevölkerung oder sieben Millionen Personen die<br />

Kriterien für eine <strong>Angst</strong>störung erfüllt. <strong>Angst</strong>störungen sind damit noch vor<br />

den affektiven Erkrankungen (11,9%) die häufigste psychische Störung in<br />

der Bevölkerung (Jacobi et al., 2002; Jacobi et al., 2004).


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 57<br />

Tabelle 5. 12-Monats-Prävalenz von <strong>Angst</strong>störungen in der erwachsenen<br />

Allgemeinbevölkerung (GHS-MHS; aus Jacobi, Klose & Wittchen, 2004)<br />

Diagnose<br />

(DSM-IV)<br />

Irgendeine<br />

<strong>Angst</strong>störung d<br />

Frauen<br />

(%) a<br />

Männer<br />

(%)<br />

Gesamt<br />

(%)<br />

95% KJ b In<br />

Millionen c<br />

19.8 9.2 14.5 13.4-15.5 7.0<br />

Panikstörung e 3.0 1.7 2.3 1.9-2.8 1.1<br />

Agoraphobie 3.1 1.0 2.0 1.7-2.5 1.0<br />

Soziale Phobie 2.7 1.3 2.0 1.6-2.5 1.0<br />

GAS 2.1 1.0 1.5 1.2-1.9 0.7<br />

Irgendeine<br />

Spezifische<br />

Phobie f<br />

10.8 4.5 7.6 6.9-8.5 3.7<br />

Zwangsstörung 0.9 0.6 0.7 0.5-1.0 0.4<br />

a 12-Monatsprävalenzen; Daten gewichtet nach Alter, Geschlecht und Designfaktoren.<br />

b 95%-Konfidenzintervall.<br />

c Grundgesamtheit: 48.6 Mio. Bundesbürger von 18-65.<br />

d Einschließlich Zwangsstörung, ohne posttraumatische Belastungsstörung. e Mit oder<br />

ohne Agoraphobie. f Tier-, Umwelt-, Blut-, Spritzen-, Verletzungs-, situativer oder anderer<br />

Typus.<br />

Innerhalb der <strong>Angst</strong>störungen stehen die Spezifische Phobie und die<br />

Soziale Phobie an der Spitze. Lieb et al. (2003) berichten von<br />

Lebenszeitprävalenz-Raten für die erwachsene Bevölkerung zwischen 5<br />

und 10% für die Spezifische Phobie und zwischen 3 und 12% für die<br />

Soziale Phobie. Die Panikstörung ist aus epidemiologischer Sicht mit einer<br />

Lebenszeitprävalenz zwischen 1 und 4% eine eher seltener auftretende<br />

psychische Störung. Lebenszeit-Prävalenzschätzungen für die<br />

Agoraphobie liegen zwischen 2 und 6%, für die Generalisierte<br />

<strong>Angst</strong>störung (GAS) zwischen 4 und 6% und für die Zwangsstörung


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 58<br />

zwischen 2 und 3%. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD)<br />

wurde erst seit den neunziger Jahren in die Studien mit einbezogen und<br />

ist daher am schlechtesten epidemiologisch untersucht.<br />

Lebenszeitprävalenz-Raten für den deutschsprachigen Raum liegen hier<br />

zwischen 1.4 und 3%, im US-amerikanische Raum liegen die Raten höher<br />

(7.6-11.7%).<br />

<strong>Angst</strong>störungen finden sich etwa doppelt so häufig <strong>bei</strong> Frauen und<br />

kommen vermehrt <strong>bei</strong> Alleinlebenden, Geschiedenen und Verwitweten<br />

vor. Die erkrankten Personen haben oft eine geringere Schul- und<br />

Berufsausbildung und sind häufiger ar<strong>bei</strong>tslos. Sie leben vermehrt als<br />

Hausfrau oder Hausmann und befinden sich häufiger in einer eher<br />

schlechten finanziellen Lage.<br />

Die therapeutische Versorgung von <strong>Patienten</strong> mit <strong>Angst</strong>störungen ist mehr<br />

als mangelhaft. Laut GHS-MHS nahmen im Jahr vor der Datenerhebung<br />

lediglich 40.5% der angstanfälligen Personen aufgrund ihrer psychischen<br />

Störung das Gesundheitswesen in Anspruch a (Lieb et al., 2003). Der<br />

Anteil der <strong>Patienten</strong> allerdings, der eine Therapie nach modernen<br />

wissenschaftlichen Kriterien erhält, liegt schätzungsweise <strong>bei</strong> höchstens<br />

10%. <strong>Patienten</strong> mit Panikstörung (75%) und GAS (69%) werden am<br />

häufigsten behandelt, <strong>Patienten</strong> mit phobischer <strong>Angst</strong>störung (45.3%),<br />

somatoformer Störung (42.5%) und Substanzstörung (34.8%) finden<br />

dagegen wesentlich seltener den Weg zum Therapeuten (Wittchen et al.,<br />

2000).<br />

Vergleicht man die mit den verschiedenen psychischen Störungen<br />

verbundenen gesundheitsökonomischen Belastungen, liegen ebenfalls<br />

<strong>Angst</strong>störungen mit an der Spitze. Da<strong>bei</strong> fallen weniger die „direkten“<br />

Kosten von Diagnostik und Therapie ins Gewicht. Hohe<br />

a Definiert wurde die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens als die<br />

„zumindest einmalige Nachfrage <strong>bei</strong> einer Institution des<br />

Gesundheitswesens um Hilfe wegen psychischer Probleme bzw. die<br />

Empfehlung psychotherapeutischer/psychiatrischer Behandlung durch<br />

einen Arzt“ (Jacobi et al., 2002).


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 59<br />

volkswirtschaftliche Kosten, wie US-amerikanische Daten verdeutlichen,<br />

werden von <strong>Angst</strong>patienten vor allem „indirekt“ aufgrund körperlicher<br />

Beschwerden und der damit verbundenen häufigen Arztbesuche,<br />

unnötiger medizinischer Untersuchungen, Fehlbehandlungen und der<br />

verminderten Ar<strong>bei</strong>tsproduktivität verursacht (vgl. Jacobi et al., 2004). Im<br />

GHS-MHS zeigen sich Personen mit <strong>Angst</strong>störungen mit durchschnittlich<br />

5,4 Tagen im Monat vollständig oder teilweise in ihrer Ar<strong>bei</strong>tsproduktivität<br />

eingeschränkt. Übertroffen werden sie hier nur von den affektiven<br />

Störungen mit durchschnittlich 8,5 Tage/Monat eingeschränkter<br />

Ar<strong>bei</strong>tsproduktivität (Andlin-Sobocki et al., 2005; Jacobi et al., 2004; Lieb<br />

et al., 2003).<br />

Abbildung 5 gibt einen Überblick über geschätzte Kosten für psychische<br />

Störungen in den USA und verdeutlicht das Ausmaß der<br />

sozioökonomischen Belastungen, das durch <strong>Angst</strong>störungen bedingt ist.<br />

Mio. US $<br />

(1990)<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

0<br />

direkte<br />

Kosten<br />

indirekte<br />

Kosten<br />

andere<br />

Kosten<br />

Abbildung 5. Geschätzte Kosten psychischer Störungen in den USA 1990<br />

(Rice and Miller, 1995; aus Jacobi et al., 2004)<br />

gesamt<br />

<strong>Angst</strong>störungen<br />

Affektive Störungen<br />

Schizophrenie<br />

andere


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 60<br />

4.3 Komorbidität <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />

Komorbidität bezeichnet in der psychiatrischen Epidemiologie das<br />

gleichzeitige Auftreten von mehr als einer psychischen Störung <strong>bei</strong> einer<br />

Person innerhalb eines definierten Zeitintervalls. Die Zeitspanne kann sich<br />

da<strong>bei</strong> nicht nur auf die Querschnittsdiagnostik, sondern auch auf den<br />

Längsschnitt bis hin zur gesamten Lebensspanne beziehen (Wittchen &<br />

Vossen, 2000).<br />

Das Auftreten von Komorbidität ist <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen eher die Regel als<br />

die Ausnahme. Laut amerikanischer und deutscher epidemiologischer<br />

Studien entwickeln über 70% der <strong>Angst</strong>patienten im Laufe ihres Lebens<br />

mindestens eine weitere psychische Störung. Die höchsten<br />

Komorbiditätsraten fanden sich <strong>bei</strong> Personen mit Panikstörung (92% bzw.<br />

88%) und GAS (91% bzw. 94%) (NCS - Kessler et al., 1995; GHS-MHS -<br />

Jacobi et al., 2002). In der deutschen GHS-MHS war der Anteil der<br />

mehrfach komorbiden Personen auffallend hoch. 50% der Personen mit<br />

Panikstörung und GAS, 60% der Personen mit Zwangsstörung und 20%<br />

der Personen mit einer phobischen Störung wiesen mindestens drei<br />

zusätzliche Störungen auf.<br />

<strong>Angst</strong>störungen treten bevorzugt mit anderen <strong>Angst</strong>störungen auf.<br />

Besonders häufig liegen Panikstörung und GAS sowie Panikstörung und<br />

Agoraphobie als komorbide Störungen vor. GAS und Soziale Phobie<br />

finden sich seltener, aber immer noch in einem statistisch relevantem<br />

Ausmaß (Lieb et al., 2003).<br />

Die Komorbidität von <strong>Angst</strong>störungen mit Affektiven Störungen ist in der<br />

Literatur ebenfalls gut belegt. Laut Kessler (NCS; 2001) haben Personen<br />

mit irgendeiner <strong>Angst</strong>störung im Vergleich zu Personen ohne<br />

<strong>Angst</strong>störung ein fast fünffach erhöhtes Risiko eine Major Depression zu<br />

entwickeln. An erster Stelle steht das gemeinsame Auftreten von GAS und<br />

rezidivierender depressiver Episode (Major Depression), an zweiter Stelle<br />

die Kombination mit Panikstörung. Am seltensten finden sich Depression<br />

und Soziale Phobie als komorbide Erkrankungen (Wittchen et al., 2000).<br />

In einer amerikanischen Erhebung gaben mehr als zwei Drittel der<br />

befragten Personen an, bereits vor Ausbruch der Depression an einer


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 61<br />

<strong>Angst</strong>störung gelitten zu haben. Da<strong>bei</strong> lässt sich ein störungsspezifisches<br />

Muster erkennen. Phobien treten gehäuft vor der Manifestation der Major<br />

Depression auf (72% der Depressiven erkrankten vorher an einer Sozialen<br />

Phobie, 75% an einer Spezifischen Phobie). Panikstörung (83%) und GAS<br />

(76%) dagegen entwickelten sich im gleichen Jahr oder nach der<br />

Depression (NCS - Kessler et al., 1995; Kessler, 2001). Wittchen (2004)<br />

stellt in diesem Zusammenhang fest, dass sich hinter einer Depression oft<br />

eine andere psychische Erkrankung versteckt, insbesondere phobische,<br />

panische und soziale Ängste. Demnach gehen <strong>Angst</strong>störungen häufig in<br />

Depressionen über oder sind mit depressiven Verstimmungen assoziiert.<br />

Sehr gut dokumentiert ist auch die Befundlage zur Komorbidität von<br />

<strong>Angst</strong>- und Substanzstörungen. Lieb et al. (2003) berichten in ihrer Ar<strong>bei</strong>t,<br />

dass 21% der <strong>Angst</strong>patienten unter einer Alkoholabhängigkeit leiden und<br />

ca. 15% erfüllen zusätzlich die Kriterien für eine Abhängigkeit von illegalen<br />

Drogen. Auch hier zeigt sich in der Mehrzahl der Fälle, dass die<br />

<strong>Angst</strong>störung vor Entwicklung der Abhängigkeit bestand (57% der<br />

Alkoholiker, 68% der Drogenabhängigen). Zur Komorbidität von <strong>Angst</strong> und<br />

Nikotinabhängigkeit liegen relativ wenige Studien vor. Allerdings<br />

verweisen diese auf ein überzufällig häufiges gemeinsames Auftreten von<br />

Nikotinabhängigkeit und <strong>Angst</strong>störungen (Isensee et al., 2003).<br />

Die epidemiologischen Befunde zur Komorbidität von <strong>Angst</strong>störungen mit<br />

anderen psychischen Störungen wie Somatoformen Störungen,<br />

Essstörungen, psychotischen Störungen oder Persönlichkeitsstörungen<br />

sind bisher laut Wittchen und Vossen (2000) eher rar. Die höchsten<br />

Komorbiditätsraten finden sich zu Somatoformen Störungen (85% <strong>bei</strong><br />

Panikstörung, 30% <strong>bei</strong> Zwangsstörung; Swartz et al., 1991). Deutlich<br />

niedrigere Komorbiditätsraten ergeben sich mit Essstörungen und<br />

Persönlichkeitsstörungen. In diesem Zusammenhang wird jedoch auf das<br />

Problem einer verlässlichen Erfassung von Persönlichkeitsstörungen<br />

hingewiesen. Die Komorbiditätsbefunde zu psychotischen Störungen sind<br />

schwer zu interpretieren. Wie Wittchen und Vossen (2000) hier betonen,<br />

muss die <strong>Angst</strong>symptomatik wahrscheinlich als Teil der


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 62<br />

Schizophrenieproblematik interpretiert werden, die nach der akuten<br />

schizophrenen Episode spontan abklingt.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Komorbidität <strong>bei</strong><br />

<strong>Angst</strong>störungen eher die Regel als die Ausnahme darstellt. In Assoziation<br />

mit Depression gilt als gesichert, dass in der Regel die <strong>Angst</strong>störung als<br />

primäre Störung und Depression als sekundäre Komplikation zu sehen ist.<br />

Komorbidität bedeutet immer einen höheren Schweregrad der Erkrankung<br />

mit vielfältigen sekundären Beeinträchtigungen. Um der Komplexität und<br />

Schwere des Störungsbildes gerecht zu werden, sollte der Therapieplan<br />

von komorbid erkrankten <strong>Patienten</strong> umfassend und differenziert auf die<br />

verschiedenen Störungen abgestimmt sein. Wittchen und Vossen (2000)<br />

empfehlen hier ausdrücklich die Kombination verschiedener<br />

Therapiemodule, die individuell auf die Symptomatik des <strong>Patienten</strong><br />

abgestimmt werden.<br />

4.4 Kognitive Verhaltenstherapie <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />

Wie eine Reihe gut kontrollierter Therapiestudien mittlerweile belegen,<br />

stellt die kognitive Verhaltenstherapie die Methode der Wahl <strong>bei</strong> der<br />

Behandlung von <strong>Angst</strong>störungen dar (Schmidt-Traub, 2003). Zu den<br />

wichtigsten Therapieelementen einer Verhaltenstherapie <strong>bei</strong><br />

<strong>Angst</strong>störungen gehören:<br />

1. Psychoedukation (Informationsvermittlung)<br />

2. Konfrontation mit <strong>Angst</strong>situationen und körperlichen Symptomen der<br />

<strong>Angst</strong> in vivo und imaginativ<br />

3. Kognitive Therapie wie Problemlösetraining, Konzentrationslenkung,<br />

positive Selbstverbalisationen etc.<br />

4. Gesundheitsverhalten<br />

5. Kommunikations- und soziales Kompetenztraining<br />

6. Rückfallprophylaxe


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 63<br />

4.4.1 Psychoedukation<br />

Aufklärende Informationen über <strong>Angst</strong>prinzipien und<br />

verhaltensmedizinische Zusammenhänge kommen dem<br />

Informationsbedürfnis und der Verunsicherung der <strong>Patienten</strong> hinsichtlich<br />

ihrer körperlichen und mentalen <strong>Angst</strong>beschwerden entgegen und leiten<br />

erste Prozesse zum <strong>Angst</strong>abbau ein.<br />

4.4.2 Konfrontation<br />

Die Konfrontation (in vivo oder imaginativ) geht auf Wolpes (1973)<br />

systematische Desensibilisierung zurück. Wiederholte Konfrontation mit<br />

der <strong>Angst</strong>situation führt zu einer Habituierung und nach und nach zur<br />

Dekonditionierung der <strong>Angst</strong>reaktion bis hin zur Löschung. Dadurch<br />

verändert sich die Informationsverar<strong>bei</strong>tung des <strong>Angst</strong>patienten inklusive<br />

der damit verbundenen Emotionen. Konfrontation kann gestuft oder<br />

massiert in Form von Überflutung durchgeführt werden.<br />

4.4.3 Kognitive Vorgehensweisen<br />

Kennzeichnend für <strong>Angst</strong>patienten sind negative Kognitionen, die sich mit<br />

dem Thema „Gefahr“ beschäftigen. Ziel kognitiver Vorgehensweisen ist<br />

es, die Erwartungsangst zu reduzieren und systematische Denkfehler<br />

aufzudecken und zu korrigieren. Mögliche Vorgehensweisen sind hier die<br />

kognitive Umstrukturierung nach Beck et al. (1992), Techniken zur<br />

Konzentrationslenkung oder das Problemlösetraining nach D`Zurilla et al.<br />

(1971) zur Stressbewältigung.<br />

4.4.4 Gesundheitsverhalten<br />

Regelmäßig praktiziertes Gesundheitsverhalten mit den vier Säulen<br />

sportliche Bewegung, gesunde Ernährung, Entspannung und<br />

Alltagsstrukturierung sollen die übersteigerte somatische Sensibilität<br />

reduzieren und einen gesunden Umgang mit dem eigenen Körper fördern.


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 64<br />

4.4.5 Kommunikations- und soziales Kompetenztraining<br />

Kommunikationshilfen wie Nein-Sagen, Kritik üben oder sich Durchsetzen,<br />

aber auch Aspekte der Zukunftsplanung wirken dem starken<br />

Sicherheitsbedürfnis von <strong>Angst</strong>patienten entgegen und tragen dazu <strong>bei</strong>,<br />

neue Verhaltensweisen und Ziele aufzubauen.<br />

4.4.6 Rückfallprophylaxe<br />

Zur Stabilisierung der <strong>Angst</strong>bewältigungsstrategien und zum Umgang mit<br />

unvermeidlichen Belastungssituationen lernen <strong>Patienten</strong> am Ende der<br />

Therapie, was sie <strong>bei</strong> einem Rückfall tun können.<br />

In Tabelle 6 werden die aktuellen verhaltenstherapeutischen Methoden<br />

zur Behandlung der verschiedenen <strong>Angst</strong>störungen vorgestellt, die<br />

ausführlicher <strong>bei</strong> Bandelow (2003) und Margraf (1999) nachgelesen<br />

werden können. In der Übersicht wird deutlich, dass die verschiedenen<br />

Subtypen der <strong>Angst</strong>störungen im Wesentlichen mit den gleichen<br />

therapeutischen Verfahren wie Psychoedukation, kognitive Therapie oder<br />

Konfrontation behandelt werden. Unterschiede finden sich je nach Art der<br />

<strong>Angst</strong> in der inhaltlichen Gestaltung der Intervention. Diese Sachlage wird<br />

in gruppentherapeutische Konzepten genutzt und <strong>Patienten</strong> verschiedener<br />

<strong>Angst</strong>störungen zusammengefasst. Auf solch heterogene<br />

Gruppenprogramme zur Behandlung von <strong>Angst</strong>störungen wird im<br />

folgenden Kapitel genauer eingegangen.


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 65<br />

Tabelle 6 Psychotherapie der spezifischen <strong>Angst</strong>störungen<br />

Störung Psychotherapeutische Intervention<br />

Panikstörung<br />

mit Agoraphobie<br />

Panikstörung<br />

ohne Agoraphobie<br />

• Informationsvermittlung<br />

• Kognitive Therapie<br />

• Konfrontation mit angstauslösenden Situationen<br />

• Kognitive Therapie<br />

• Konfrontation mit angstauslösenden Reizen<br />

Agoraphobie • Informationsvermittlung<br />

Generalisierte<br />

<strong>Angst</strong>störung<br />

• Konfrontation mit angstauslösenden Situationen<br />

• „Sorgen-Exposition“ in sensu<br />

• Verhaltensexperimente bzgl. Vermeidungs- und<br />

Rückversicherungsverhalten<br />

• Kognitive Therapie<br />

Soziale Phobie Behandlung in Gruppen als Methode der Wahl<br />

Spezifische<br />

Phobien<br />

• Konfrontation in vivo und sensu<br />

• Kognitive Therapie<br />

• Soziales Kompetenztraining<br />

• Teilnehmendes Modelllernen („guided mastery“ nach<br />

Bandura et al., 1969)<br />

• Konfrontation in vivo<br />

• Angewandte Entspannung („applied tension“, Öst &<br />

Sterner, 1987)


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 66<br />

4.5 Kognitiv-verhaltenstherapeutische bzw. psychoedukative<br />

Behandlung von heterogenen <strong>Angst</strong>störungen in Gruppen<br />

4.5.1 Vorteile heterogener Gruppenkonzepte in der <strong>Angst</strong>therapie<br />

In den achtziger und neunziger Jahren stand die Entwicklung empirisch<br />

gestützter Manuale zur Behandlung spezifischer <strong>Angst</strong>störungen im<br />

Fordergrund. In wissenschaftlichen Zentren wurden diagnosenspezifische<br />

Therapieleitfäden für homogene <strong>Patienten</strong>gruppen z.B. mit Panikstörung,<br />

Generalisierter <strong>Angst</strong>störung oder Spezifischer Phobie als Einzel- oder<br />

Gruppenintervention konzipiert. Die meisten Konzepte entstanden für die<br />

Panikstörung. Einen Überblick über Gruppenprogramme für spezifische<br />

<strong>Angst</strong>störungen im nationalen und internationalen Raum finden sich <strong>bei</strong><br />

Fiedler (1995) und García (2004). Seit Ende der neunziger Jahre werden<br />

zunehmend <strong>Angst</strong>programme zur Behandlung diagnosenheterogener<br />

<strong>Patienten</strong>gruppen entwickelt. a Grund hierfür sind verschiedene Nachteile<br />

der störungsspezifischen Konzepte und Veränderungen der<br />

gesundheitspolitischen und institutionellen Rahmenbedingungen.<br />

Spezifische <strong>Angst</strong>programme wurden für homogene Gruppen, d.h. für<br />

<strong>Patienten</strong> mit einer bestimmten Diagnose aus der Gruppe der<br />

<strong>Angst</strong>störungen entwickelt. Die Wirksamkeit der Konzepte wurde unter<br />

Idealbedingungen mit dem Ziel, eine möglichst hohe methodische<br />

Kontrolle zu erreichen gemessen (Efficacy-Studien) b . Kritisiert wird hier<br />

a Eine Ausnahme stellt das Psychoedukationsprogramm von Powell & Enright (1990) dar,<br />

das bereits in den achtziger Jahren entwickelt wurde.<br />

b Erwähnt sei an dieser Stelle die efficacy – effectiveness – Debatte (Erickson, 2003;<br />

Windeler & Antes, 2005). Im Rahmen der Evaluation einer klinischen Intervention wird<br />

der Effekt einer Maßnahme beurteilt. Unterschieden werden müssen hier die Termini<br />

„Efficacy“ und „Effectiveness“. Efficacy beschäftigt sich mit der Wirksamkeit, die eine<br />

medizinische Intervention unter Idealbedingungen für den <strong>Patienten</strong> erreicht („What can<br />

work?). Effectiveness dagegen fragt „What does work?“ und drückt die unter alltäglichen<br />

Bedingungen erreichbare Wirksamkeit einer Maßnahme aus. Verschiedene Autoren<br />

kritisieren (Erickson, 2003; Schmidt-Traub, 2005), dass <strong>bei</strong> der Wirksamkeitsüberprüfung<br />

von <strong>Angst</strong>programmen eher Techniken zur Messung von efficacy als von effectiveness<br />

dominieren und nur wenige Untersuchungen im klinischen Alltag durchgeführt werden.


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 67<br />

allerdings die Ferne zum klinischen Alltag, denn <strong>Angst</strong>störungen treten in<br />

der Regel - wie in Kapitel 4.3 ausführlich dargestellt - mit anderen<br />

komorbiden psychischen Erkrankungen auf. Schmidt-Traub (2003) zufolge<br />

wurden jedoch in Therapiewirkstudien hochselektierte Stichproben<br />

verwendet. Nur etwa ein Drittel der potentiellen Teilnehmer wurden in<br />

Untersuchungen aufgenommen, da die meisten <strong>Patienten</strong> komorbide<br />

Störungen aufwiesen. Nachfolgende Untersuchungen der<br />

Behandlungskonzepte im klinischen Alltag (unter Effectiveness-<br />

Bedingungen) fehlen in den meisten Fällen (Erickson, 2003).<br />

Verschiedene Autoren beklagen, wie schwierig es ist, in der Praxis<br />

Gruppen mit Einzeldiagnosen zusammen zu stellen. Darüber hinaus noch<br />

mit allen <strong>Patienten</strong> gleichzeitig die Gruppe zu starten sei nur im<br />

Forschungs-Setting möglich. (Erickson, 2003; Keller et al., 1999; Kush &<br />

Fleming, 2000; Leidig, 1999).<br />

Ein weiterer Vorteil heterogener <strong>Patienten</strong>programme ist die zeitliche und<br />

finanzielle Effektivität. Individual- und Gruppenprogramme weisen ähnlich<br />

hohe Effektstärken auf, Gruppentherapie ist jedoch kostengünstiger.<br />

Zudem profitieren <strong>Patienten</strong> von den Gruppenprozessen. Bei sozialer<br />

Phobie zum Beispiel ist Gruppentherapie nicht nur effektiver, sie kostet<br />

auch nur halb so viel wie Einzeltherapie (Erickson, 2003).<br />

In psychosomatischen Fachkliniken in Deutschland ergab sich in den<br />

letzten Jahren die Notwendigkeit, die gruppentherapeutischen Angebote<br />

weiter zu entwickeln, um sich den veränderten gesundheitspolitischen und<br />

institutionellen Rahmenbedingungen anzupassen. Keller und seine<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter (1999) und auch Leidig (1999) nennen als Ursachen eine<br />

kürzere Aufenthaltsdauer der <strong>Patienten</strong> durch verkürzte Kostenzusagen<br />

der Kostenträger sowie eine sinkende Bereitschaft der <strong>Patienten</strong> zu<br />

längerer stationärer Behandlung aus <strong>Angst</strong> vor Ar<strong>bei</strong>tsplatzverlust. Zudem<br />

ändert sich gemäß der Autoren die Erwartungshaltung der <strong>Patienten</strong> an<br />

stationäre Rehabilitation im Sinne einer gestiegenen Konsumhaltung und<br />

gehen einher mit einem höheren Leistungs- und Erwartungsdrucks an die<br />

Therapeuten. Ein weiterer Grund das traditionelle Gruppenkonzept zu<br />

überar<strong>bei</strong>ten, ist die Forderung nach Qualitätssicherung seitens der


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 68<br />

Kostenträger. Bei der Entwicklung eines neuen Gruppenmodells stehen<br />

Effizienz und Flexibilität im Mittelpunkt. Leidig (1999) verlangt, dass das<br />

Konzept möglichst viele Diagnosen einer Störungsgruppe erreicht und<br />

offen angelegt sein soll, so dass Gruppenteilnahme jederzeit und auch <strong>bei</strong><br />

kürzerer Behandlungsdauer möglich wird.<br />

Norton und Hope (2005) halten heterogene Gruppenangebote für wichtig,<br />

um die Zugangsmöglichkeit zu effektiven Behandlungsmöglichkeiten zu<br />

erweitern. Den Autoren zufolge erhalten nur 20-30% der <strong>Angst</strong>patienten<br />

eine adäquate Therapie. Ein heterogenes Gruppenangebot kann die<br />

Verbreitung effektiver Behandlungsmöglichkeiten unterstützen. Gerade in<br />

dünn besiedelten Gegenden oder kleineren Kliniken ist es leichter, eine<br />

Gruppe zusammen zu stellen. Außerdem kann ein Therapeut eine<br />

wesentlich größere Zahl an <strong>Patienten</strong> gleichzeitig behandeln. Zusätzlich<br />

reduzieren sich zeitlicher und finanzieller Aufwand, der für die<br />

Anschaffung der Manuale und die Einar<strong>bei</strong>tung in diese notwendig ist von<br />

mindestens sechs unterschiedlichen <strong>Angst</strong>diagnosen auf ein einziges<br />

Konzept.<br />

Ein weiteres Argument für diagnosenübergreifende <strong>Angst</strong>gruppen ist die<br />

effektive Vermittlung kognitiv-verhaltenstherapeutischer Techniken. Aus<br />

klinischer Sicht überwiegen die Ähnlichkeiten zwischen den<br />

verschiedenen <strong>Angst</strong>störungen. Norton und Hope sprechen hier von einer<br />

„common cor pathology“ (2005, S. 81). Über die verschiedenen<br />

<strong>Angst</strong>störungen hinweg <strong>bei</strong>nhalten alle Behandlungskonzepte die gleichen<br />

therapeutischen Kernstücke wie z.B. Psychoedukation, kognitive<br />

Umstrukturierung oder Reizexposition. Unterschiede in den Konzepten<br />

sind inhaltlicher Natur (z.B. <strong>Angst</strong> vor Höhe oder Menschen). So hängt die<br />

Gestaltung der Exposition vom <strong>Angst</strong>inhalt des <strong>Patienten</strong> ab, die<br />

Vorgehensweise jedoch unterscheidet sich nicht <strong>bei</strong> der Behandlung der<br />

verschiedenen Störungen. Zusätzlich nimmt die Ar<strong>bei</strong>t an<br />

störungsspezifischen Inhalten - so Erickson (2003) - in der Regel den<br />

kleineren Teil der Sitzungen ein (z.B. Exposition körperlicher Reize <strong>bei</strong> der<br />

Panikstörung oder Selbstsicherheitstraining <strong>bei</strong> sozialer Phobie).


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 69<br />

4.5.2 Aktueller Forschungsstand heterogener Gruppenkonzepte in<br />

der <strong>Angst</strong>behandlung<br />

Auf Basis dieser Überlegungen wurden in den letzten Jahren<br />

verschiedene <strong>Angst</strong>konzepte für heterogene Gruppen im internationalen<br />

und nationalen Raum entwickelt. Das erste kognitiv-<br />

verhaltenstherapeutische Gruppenkonzept zur Behandlung<br />

diagnosenheterogener <strong>Angst</strong>gruppen stammt von Powell und Enright<br />

(1990) und wurde bereits in den achtziger Jahren entwickelt. Es umfasst<br />

sechs Sitzungen und vermittelt als Selbsthilfeansatz neben Information zu<br />

Ängsten auch das Üben von Bewältigungsstrategien. In der Pilotstudie<br />

(Powell, 1987) wurden <strong>Patienten</strong> mit Generalisierter <strong>Angst</strong>störung und<br />

Phobischen Störungen untersucht. <strong>Patienten</strong>, die im Zusammenhang mit<br />

einer Psychose, Depression, Essstörung oder Persönlichkeitsstörung<br />

unter Ängsten litten, wurden ausgeschlossen. Das Programm zeigte sich<br />

bezüglich <strong>Angst</strong>reduktion, Zunahme von Bewältigungsstrategien und<br />

Abnahme der Einschränkungen im Alltag wirksam. Radley und Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

(1997) führten das ambulante <strong>Angst</strong>management-Training von Powell und<br />

Enright (1990) mit älteren Menschen mit den Diagnosen Agoraphobie,<br />

Soziale und Spezifische Phobie sowie Generalisierte <strong>Angst</strong>störung durch.<br />

Die Wirksamkeitsüberprüfung zeigte eine signifikante <strong>Angst</strong>reduktion,<br />

weitere Auswertungen konnten jedoch aufgrund der kleinen Stichprobe<br />

nicht vorgenommen werden.<br />

Im deutschsprachigen Raum finden sich zwei psychoedukative<br />

Großgruppenkonzepte zur Behandlung von heterogenen <strong>Angst</strong>störungen<br />

im Rahmen der <strong>stationären</strong> Verhaltenstherapie (Keller, Schwickerath &<br />

Follert, 1999; Leidig, 1999). Beide Programme stammen aus<br />

psychosomatischen Fachkliniken und sind aufgrund zunehmender<br />

ökonomischer Zwänge und verkürzter Therapiezeiten ähnlich konzipiert.<br />

Der psychoedukative Teil wird jeweils in der Großgruppe mit bis zu 50<br />

Teilnehmern vermittelt, der prozessorientierte Übungsteil findet in der<br />

Kleingruppe statt. Während Leidig nur die klassischen <strong>Angst</strong>störungen in


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 70<br />

eine Gruppe fasst, finden sich <strong>bei</strong> Keller et al. auch <strong>Patienten</strong> mit<br />

Zwangsstörung oder mit <strong>Angst</strong> und Depression gemischt.<br />

Ein stationäres Psychoedukationsprogramm für heterogene<br />

<strong>Angst</strong>störungen, durchgeführt von der Psychiatriefachpflege, evaluierten<br />

Wood, Kitchiner und Bisson (2005). Das Kursmaterial, entwickelt von<br />

White (2000), basiert auf einem Selbsthilfemanual für <strong>Patienten</strong>, die auf<br />

einen Platz für Einzeltherapie warten mussten. Das Gruppenprogramm<br />

umfasst nicht nur Psychoedukation zu <strong>Angst</strong>, sondern auch zu<br />

Schlafstörungen und Depressionen. In der Evaluation des Konzepts zeigte<br />

sich, dass besonders <strong>Patienten</strong> mit komorbider Depression profitierten.<br />

Kush, Fleming und McRoberts (2000) kombinieren in ihrem Programm<br />

kognitiv-verhaltenstherapeutische Techniken zur Behandlung von<br />

<strong>Angst</strong>störungen und Depression. Damit richten sie sich an ein sehr breites<br />

<strong>Patienten</strong>spektrum mit komorbider depressiver und <strong>Angst</strong>-Symptomatik.<br />

Neben Psychoedukation zu <strong>Angst</strong> und Depression <strong>bei</strong>nhaltet das<br />

Programm kognitive Techniken spezifisch für die <strong>bei</strong>den Störungsbilder,<br />

ein Problemlösetraining und Entspannung. Das Programm zeigte sich <strong>bei</strong><br />

<strong>bei</strong>den Symptombildern wirksam.<br />

Ein in Spanien von Blanch et al. (2002) durchgeführtes <strong>Angst</strong>programm<br />

richtet sich an HIV-<strong>Patienten</strong>, die unter <strong>Angst</strong> und Depression leiden. Das<br />

strukturierte Gruppenangebot wurde von Riemer und Mitar<strong>bei</strong>tern (1998)<br />

konzipiert und vermittelt neben Techniken der <strong>Angst</strong>- und<br />

Depressionstherapie auch Psychoedukation zu HIV und psychischer<br />

Gesundheit.<br />

Erickson (2003) kritisiert die traditionellen homogenen <strong>Angst</strong>konzepte im<br />

Rahmen der Efficacy-Effectiveness-Debatte und fordert<br />

Behandlungskonzepte, die sich an der Realität des klinischen Alltags<br />

orientieren. Laut Erickson lagen bis 2003 keine veröffentlichten Studien zu<br />

heterogenen <strong>Angst</strong>konzepten vor. Mit seinem ambulanten<br />

Gruppenprogramm richtet er sich gezielt an <strong>Patienten</strong> mit heterogenen<br />

<strong>Angst</strong>störungen und Komorbidität wie sie typisch sind für die Ambulanz<br />

einer psychiatrischen Akutklinik. In der Evaluation zeigte sich, dass das


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 71<br />

Programm trotz Komorbidität und Medikamenteneinnahme wirksam ist<br />

und zu klinisch bedeutsamen Veränderungen führt.<br />

In seinem Review über die aktuellen Programme zur <strong>Angst</strong>behandlung im<br />

internationalen Raum kommt García (2004) zu dem Ergebnis, dass sich<br />

die kognitiv-behavioralen Therapiebausteine über die verschiedenen<br />

<strong>Angst</strong>störungen hinweg gleichen. Als Konsequenz entwirft er ein<br />

heterogenes Gruppenkonzept für die Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen, <strong>Angst</strong><br />

und Depression gemischt sowie Anpassungsstörung. Das Programm<br />

zeigte sich auch noch ein Jahr nach Gruppenende in Form von reduzierter<br />

Benzodiazepin-Einnahme und höherer Entlassungsrate wirksam.<br />

Norton und Hope (2002, 2005) schließlich entwickelten ein kognitiv-<br />

verhaltenstherapeutisches Breitspektrumprogramm zur Behandlung von<br />

<strong>Angst</strong>störungen. Mit ihrer Hypothese einer „common core pathology“<br />

vernachlässigen sie die Unterschiedlichkeit der <strong>Angst</strong>diagnosen. Sie<br />

rücken die therapeutischen Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt und<br />

kombinieren die verschiedenen empirisch überprüften<br />

Behandlungstechniken. Die Ergebnisse der Pilotstudie unterstützen zum<br />

Teil die Hypothese und damit die Wirksamkeit des Programms.<br />

Tabelle 7 gibt eine Übersicht der vorgestellten Behandlungsprogramme,<br />

aufgelistet nach ihrem Erscheinungsjahr sowie differenziert nach ihren<br />

Zielen und Inhalten.<br />

Anschließend werden die dazugehörigen Evaluationsstudien vorgestellt.<br />

Wie Tabelle 8 zu entnehmen ist, scheinen die verschiedenen<br />

Interventionsprogramme positive Effekte zu generieren. Allerdings finden<br />

sich deutliche methodische Schwächen in den meisten Studien.<br />

Unkontrollierte Untersuchungen mit geringer Stichprobengröße<br />

überwiegen.


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 72<br />

Tabelle 7. Kognitiv-verhaltenstherapeutische bzw. psychoedukative Gruppenprogramme <strong>bei</strong> heterogenen<br />

<strong>Angst</strong>störungen<br />

Autor(en) Ziele und Inhalte des Programms Zielgruppe Therapieart bzw. Setting Sitzungen<br />

1. Powell &<br />

Enright<br />

(1990)<br />

2. Leidig<br />

(1999)<br />

Psychoedukationsprogramm mit<br />

Schwerpunkt Selbsthilfestrategien:<br />

Entspannungs- und Atemübungen,<br />

Information zu körperlichen, kognitiven und<br />

behavioralen Aspekten von <strong>Angst</strong>,<br />

Vermeidungsverhalten, <strong>Angst</strong>bewälti-<br />

gungsstrategien Auffrischungssitzungen<br />

nach 4 und 12 Wochen.<br />

Psychoedukative Großgruppe zur<br />

Informationsvermittlung (Diagnosen,<br />

Therapie, Hyperventilation,<br />

Vermeidungsverhalten, Exposition,<br />

aufrechterhaltende Bedingungen,<br />

Rückfallprophylaxe). „Hausaufgaben“.<br />

Parallel Kleingruppe zur Nachbereitung.<br />

<strong>Angst</strong>störungen* Ambulant<br />

<strong>Angst</strong>störungen*,<br />

<strong>Angst</strong> und<br />

depressive<br />

Störung gemischt,<br />

Zwangsstörung<br />

West Berkshire District,<br />

Psychology Department,<br />

UK<br />

Stationär; PE in der<br />

offenen Großgruppe mit<br />

bis zu 50 <strong>Patienten</strong> und<br />

parallel Kleingruppe (10<br />

<strong>Patienten</strong>, geschlossen).<br />

Psychosomatische<br />

Fachklinik Bad Dürkheim<br />

*<strong>Angst</strong>störungen: Spezifische Phobien, Agoraphobie, Soziale Phobien, Panikstörung, Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />

6 Sitzungen á<br />

90 min<br />

4 Sitzungen á<br />

90 min


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 73<br />

Autor(en) Ziele und Inhalte des Programms Zielgruppe Therapieart bzw. Setting Sitzungen<br />

3. Keller,<br />

Schwickerath<br />

& Follert<br />

(1999)<br />

4. White (2000)<br />

5. Kush, Fleming<br />

& McRoberts<br />

(2000)<br />

Psychoedukative Großgruppe zur<br />

Informationsvermittlung.<br />

Prozessorientierte Kleingruppe für<br />

<strong>Angst</strong>bewältigungs- und<br />

Konfrontationsübungen.<br />

Psychoedukationsprogramm mit<br />

Information zu Stress und <strong>Angst</strong>,<br />

körperliche und Verhaltens-Symptome,<br />

Panik, Schlafstörung, Depression,<br />

Kontrollstrategien und Hausaufgaben.<br />

Begleitend dazu ein Selbsthilferatgeber.<br />

Psychoedukation zu <strong>Angst</strong> und<br />

Depression, kognitive Techniken<br />

spezifisch für <strong>Angst</strong>störungen und<br />

Depression, Problemlösetraining, Atem-<br />

und Entspannungsübungen.<br />

<strong>Angst</strong>störungen* Stationär; offene Gruppe<br />

Klinik Berus, Zentrum für<br />

Psychosomatik und<br />

Verhaltensmedizin,<br />

Überherrn-Berus<br />

<strong>Angst</strong>störungen* Stationär<br />

<strong>Angst</strong>störungen<br />

und depressive<br />

Störungen als<br />

komorbide<br />

Erkrankungen**<br />

Cardiff, UK<br />

Ambulant; geschlossene<br />

Gruppe<br />

Staunton Clinic, Sewickley<br />

Valley Hospital,<br />

Pennsylvania<br />

*<strong>Angst</strong>störungen: Spezifische Phobien, Agoraphobie, Soziale Phobien, Panikstörung, Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />

4 Sitzungen<br />

Großgruppe,<br />

3 Sitzungen<br />

Kleingruppe<br />

6 Sitzungen á<br />

120 min<br />

12 Sitzungen á<br />

90 min<br />

**<strong>Angst</strong>störungen (GAS, Zwangsstörung, Anpassungsstörung mit <strong>Angst</strong>, subakute Panikstörung) und depressive Störungen<br />

(depressive Verstimmung, Dysthymia, Major Depression, bipolare Störung)


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 74<br />

Autor(en) Ziele und Inhalte des Programms Zielgruppe Therapieart bzw. Setting Sitzungen<br />

6. Blanch et<br />

al. (2002)<br />

7. Erickson<br />

(2003)<br />

KVT-Gruppe (von Riemer et al., 1998) mit<br />

Vermittlung von Techniken der <strong>Angst</strong>- und<br />

Depressionstherapie: Progressive<br />

Muskelrelaxation, imaginative<br />

Entspannung, kognitive Umstrukturierung,<br />

Aktivitätensteigerung, Problemlösetraining,<br />

Psychoedukation zu HIV und psychischer<br />

Gesundheit, Hausaufgaben.<br />

Vor Gruppenbeginn Festlegung von indi-<br />

viduellen Zielen und Verhaltensübungen.<br />

<strong>Angst</strong>bewältigungsgruppe mit Schwerpunkt<br />

Verhalten (Ursache und Behandlung von<br />

Ängsten, Entspannung, Exposition),<br />

Kognitionen (Identifikation dysfunktionaler<br />

Gedanken, kognitive Umstrukturierung),<br />

soziale Ängste (Assertivenesstraining).<br />

Hausaufgaben (<strong>Angst</strong>tagebuch und<br />

Verhaltensübungen).<br />

HIV-<strong>Patienten</strong>, die<br />

unter <strong>Angst</strong> und<br />

Depression leiden<br />

<strong>Angst</strong>störungen*,<br />

PTSD mit<br />

Vermeidungs-<br />

verhalten<br />

Ambulant; geschlossene<br />

Gruppe<br />

Hospital Clinic of<br />

Barcelona, Spain<br />

Ambulant<br />

University of British<br />

Columbia Hospital,<br />

Vancouver, Canada<br />

*<strong>Angst</strong>störungen: Spezifische Phobien, Agoraphobie, Soziale Phobien, Panikstörung, Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />

16 Sitzungen á<br />

120 min<br />

12 Sitzung á<br />

120 min


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 75<br />

Autor(en) Ziele und Inhalte des Programms Zielgruppe Therapieart bzw. Setting Sitzungen<br />

8. García<br />

(2004)<br />

9. Norton &<br />

Hope<br />

(2005)<br />

<strong>Angst</strong>bewältigungsgruppe mit<br />

psychoedukativen und<br />

handlungsorientierten Anteilen: Diagnosen,<br />

<strong>Angst</strong>kreislauf, Strategien zur Kontrolle<br />

körperlicher Symptome, kognitive<br />

Strategien, Exposition, Soziale Kompetenz.<br />

KV-Breitspektrum Gruppenprogramm, das<br />

sich in zwei Phasen gliedert: 1. Reduktion<br />

der aktuellen Ängste durch<br />

Psychoedukation, Selbstbeobachtung,<br />

kognitive Umstrukturierung, Exposition.<br />

2. Identifikation zugrunde liegender<br />

Überzeugungen (Unkontrollierbarkeit,<br />

Unvorhersagbarkeit, Bedrohung durch<br />

Ereignisse); Veränderung dieser durch<br />

Einsatz kognitiver Techniken.<br />

<strong>Angst</strong>störungen*,<br />

<strong>Angst</strong> und<br />

Depression<br />

gemischt,<br />

Anpassungs-<br />

störung<br />

Stationär<br />

<strong>Angst</strong>störungen* Ambulant<br />

<strong>Patienten</strong> des National<br />

Health Service, Spanien<br />

Klinik für <strong>Angst</strong>störungen<br />

der Universität Nebraska-<br />

Lincoln<br />

*<strong>Angst</strong>störungen: Spezifische Phobien, Agoraphobie, Soziale Phobien, Panikstörung, Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />

8 Sitzungen á<br />

90 min<br />

12 Sitzungen á<br />

150 min


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 76<br />

Tabelle 8. Evaluationsstudien zu den Programmen von Tabelle 7<br />

Studien/<br />

Autoren<br />

Exponent<br />

Zu 1 Powell (1987) 47 (38<br />

Zu 1 Radley et al.<br />

(1997)<br />

n<br />

Completers)<br />

9 (6<br />

Completers)<br />

Kontroll<br />

n<br />

keine Prä-Post;<br />

Studiendesign Eingesetzte<br />

Follow-up nach<br />

3 Monaten<br />

keine Prä-Post;<br />

Follow-up: nach<br />

4 und 12<br />

Wochen<br />

Messinstrumente<br />

STAI<br />

SGHAQ<br />

Selbstentwickelter<br />

Fragebogen zu<br />

Bewertung des<br />

Programms<br />

HAD, HAS,<br />

GAS, STAI,<br />

FI, PSI,<br />

ELI<br />

Ergebnisse<br />

Höchst signifikante Reduktion<br />

der Symptomschwere und der<br />

Einschränkungen im Alltag,<br />

Zunahme des Vertrauens in<br />

eigene Copingstrategien.<br />

Informationsvermittlung und<br />

Gruppensetting wurden als<br />

äußerst hilfreich beurteilt.<br />

Signifikante <strong>Angst</strong>reduktion nach<br />

Beendigung des Programms in<br />

zwei der drei <strong>Angst</strong>skalen (HAD,<br />

GAS). Aufgrund von hohem<br />

Drop-out konnten keine weiteren<br />

statistischen Analysen<br />

durchgeführt werden.


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 77<br />

Studien/<br />

Autoren<br />

Zu 2 Völlinger,<br />

Leidig &<br />

Fydrich (1999)<br />

Zu 3 Keller et al.<br />

(1999)<br />

Exponent<br />

n<br />

Kontroll<br />

n<br />

58 keine Prä-Post mit<br />

Informations-<br />

gruppe:<br />

171 <strong>Patienten</strong><br />

223<br />

Therapeuten<br />

Übungsgruppe<br />

90 <strong>Patienten</strong><br />

92 Therapeuten<br />

Studiendesign Eingesetzte<br />

drei Messzeit-<br />

punkten<br />

(vor/nach der<br />

<strong>Angst</strong>gruppe<br />

und vor<br />

Entlassung)<br />

keine Befragung der<br />

<strong>Patienten</strong> und<br />

Therapeuten<br />

Messinstrumente<br />

AKV<br />

BAI<br />

SCL-90-R<br />

Selbstentwickelter<br />

Fragebogen<br />

Ergebnisse<br />

Signifikante Reduktion der<br />

<strong>Angst</strong>symptomatik<br />

(physiologisch, körperlich,<br />

kognitiv) im Verlauf der Therapie<br />

auf allen eingesetzten Skalen<br />

Informationsgruppe: hohe<br />

Gruppenzufriedenheit, hoher<br />

Wissenszuwachs (73% d. Pat.),<br />

Besserung der <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> 33%<br />

der <strong>Patienten</strong><br />

Übungsgruppe: sehr hohe<br />

Gruppenzufriedenheit,<br />

Besserung der <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> 66%<br />

der <strong>Patienten</strong>


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 78<br />

Studien/<br />

Autoren<br />

Zu 4 Wood,<br />

Kitchiner, &<br />

Bisson (2005)<br />

Zu 5 Kush, Fleming<br />

& McRoberts<br />

(2000)<br />

Exponent<br />

n<br />

45<br />

(Follow-up<br />

n=25)<br />

29 (26<br />

Completers)<br />

davon 18 mit<br />

primärer<br />

Depression,<br />

8 mit primärer<br />

<strong>Angst</strong>störung<br />

Kontroll<br />

n<br />

keine Prä-Post,<br />

Studiendesign Eingesetzte<br />

Follow-up nach<br />

1, 3 und 6<br />

Monaten<br />

Messinstrumente<br />

FQ<br />

GHQ-28<br />

BDI-II<br />

keine Prä-Post BDI<br />

BAI<br />

DAS<br />

Ergebnisse<br />

Signifikante Verbesserung in<br />

Skalen Vermeidungsverhalten,<br />

allg. Funktionsniveau, allg.<br />

Wohlbefinden, Depressivität.<br />

<strong>Patienten</strong> mit komorbider<br />

Depression profitierten<br />

besonders vom Programm.<br />

Signifikante Verbesserung in<br />

allen Skalen. Klinisch relevante<br />

Verbesserung der depressiven<br />

und <strong>Angst</strong>-Symptomatik von<br />

mittelgradiger zu leichter<br />

Ausprägung <strong>bei</strong> gleich<br />

bleibender Medikation.


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 79<br />

Studien/<br />

Autoren<br />

Zu 6 Blanch et al.<br />

(2002)<br />

Zu 7 Erickson<br />

(2003)<br />

Exponent<br />

n<br />

Kontroll<br />

n<br />

39 keine Prä-Post<br />

116 (70<br />

completers)<br />

Studiendesign Eingesetzte<br />

Follow-up nach<br />

3 Monaten<br />

keine Prä-Post,<br />

Follow-up nach<br />

6 Monaten<br />

Messinstrumente<br />

BDI<br />

STAI<br />

Ergebnisse<br />

Signifikante Verbesserungen<br />

bzgl. Depressivität und<br />

Ängstlichkeit innerhalb des<br />

Interventionszeitraums, die nach<br />

3 Monaten noch stabil waren.<br />

Durch intravenösen<br />

Drogenkonsum infizierte HIV-<br />

<strong>Patienten</strong> zeigten eine geringere<br />

Verbesserung im BDI.<br />

BSI, FGSQ Signifikante Reduktion der<br />

Symptomschwere und des<br />

Vermeidungsverhaltens auch<br />

noch nach 6 Monaten


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 80<br />

Studien/<br />

Autoren<br />

Exponent<br />

Zu 8 García (2004) 19 25<br />

Zu 9 Norton &<br />

Hope (2005)<br />

n<br />

Kontroll<br />

n<br />

9 10<br />

(nicht<br />

randomi-<br />

siert) <br />

(randomi-<br />

siert)<br />

Studiendesign Eingesetzte<br />

Prä-Post,<br />

Follow-up nach<br />

3 und 12<br />

Monaten;<br />

Messinstrumente<br />

IRE<br />

TAS-20,<br />

QCBSS<br />

TAS-20<br />

STAI<br />

ITAI<br />

BDI<br />

DQ<br />

Prä-post ADIS-IV<br />

CSR<br />

DASS<br />

MASQ; individuelle<br />

<strong>Angst</strong>hierarchie<br />

Ergebnisse<br />

Signifikante Reduktion der<br />

Ängstlichkeit, Depression,<br />

emotionalen Belastung,<br />

körperlichen Beschwerden.<br />

Nach einem Jahr höhere<br />

Entlassungsrate im Vergleich zur<br />

Kontrollgruppe (73,68% vs.<br />

28%) und Reduktion der<br />

Benzodiazepineinnahme<br />

(44,44% vs. 10.52%).<br />

Signifikante Reduktion der<br />

<strong>Angst</strong>symptomatik. 6 von 9<br />

Teilnehmern erfüllen nach dem<br />

Treatment die Diagnose<br />

<strong>Angst</strong>störung nicht mehr (Keine<br />

Veränderung in der KG).


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 81<br />

Abkürzungen und Erläuterungen der in Tabelle 8 aufgeführten Messinstrumente:<br />

ADIS-IV: Anxiety Disorders Interview Schedule for DSM-IV (Brown et al., 1994)<br />

AKV: Fragebogen zu körperbezogenen Ängsten, Kognitionen und Vermeidung (Ehlers & Margraf, 1993)<br />

BAI: Beck-<strong>Angst</strong>-Inventar (Beck & Steer, 1990)<br />

BDI: Beck Depressions Inventar (Beck, Rush, Shaw & Emery, 1983)<br />

BDI-II: Beck Depression Inventory-II (Beck, Steer & Brown, 1996)<br />

BSI: Brief Symptom Inventory (Derogatis, 1993)<br />

CSR : Clinician Severity Ratings (Teil der ADIS-IV, Brown et al., 1994)<br />

DAS: Dysfunctional Attidutes Scale (Weisman, 1978)<br />

DASS: Depression, Anxiety and Stress Scale (Lovibond & Lovibond, 1993)<br />

DQ: Distress Questionnaire (Davis et al., 1986)<br />

ELI: Effects on Life Inventory (Powell & Enwright, 1990)<br />

FGSQ: Fear and General Symptom Questionnaire (Hafner, 1981; Hallam & Hafner, 1978)<br />

FI: Fear Inventory (Marks & Matthews, 1979)<br />

FQ: Fear Questionnaire (Marks & Matthews, 1979)<br />

GAS: Generalised Anxiety Scale (Lindesay et al., 1989)<br />

GHQ-28: General Health Questionnaire-28 (Goldberg & Williams, 1988)<br />

HAD: Hospital Anxiety and Depression Scale (Zigmond & Snaith, 1983)


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen 82<br />

HAS: Hamilton Anxiety Scale (Hamilton, 1959)<br />

IRE: Inventory of Recent Experiences (Davis, McKay & Eshelman, 1986)<br />

ITAI: Inventory of Tension and Anxiety Indicators (Cautela, 1977)<br />

MASQ: Mood and Anxiety Symptom Questionnaire ((Watson & Clark, 1991)<br />

PSI: Physical Symptoms Inventory (Powell & Enwright, 1990)<br />

QCBSS: Questionnaire on Coping Behaviours in Stressful Situations (Labrador, 1992)<br />

SCL-90-R: Symptom-Checkliste von Derogatis (Franke, 1995; Revidierte Fassung)<br />

SGHAQ: St. Georges Hospital Anxiety Questionnaire (Mathews, 1983)<br />

STAI: Stait-Trait Anxiety Inventory (Spielberger et al., 1970; spanische Version von TEA, 1982)<br />

TAS-20: Toronto Alexithymia Scale-20 (Bagby, Parker & Taylor, 1994; Bagby, Taylor & Parker, 1994)


Psychoedukation <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />

4.6 Zusammenfassung<br />

<strong>Angst</strong> ist ein Hauptaspekt der <strong>Angst</strong>störungen, aber auch Teil vieler<br />

psychopathologischer Erscheinungsbilder. <strong>Angst</strong>störungen gehören zu den<br />

häufigsten psychischen Störungen in der Bevölkerung und verursachen hohe<br />

volkswirtschaftliche Kosten. Charakteristisch für <strong>Angst</strong>störungen ist das<br />

Auftreten von Komorbidität. Insbesondere im klinischen Setting finden sich<br />

<strong>Angst</strong>patienten mit komplexen Störungsbildern, die eine differenzierte, auf das<br />

Beschwerdebild individuell zugeschnittene, aber auch kostengünstige Therapie<br />

benötigen.<br />

In gruppentherapeutischen Konzepten zur <strong>Angst</strong>behandlung wird sich<br />

zunehmend die Tatsache zu Nutze gemacht, dass die verschiedenen<br />

Untertypen der <strong>Angst</strong>störungen im Wesentlichen mit den gleichen<br />

therapeutischen Bausteinen wie Psychoedukation, kognitive Therapie oder<br />

Konfrontation behandelt werden können. Zusätzlich stellen<br />

gruppentherapeutische Angebote sowohl vom zeitlichen als auch finanziellen<br />

Aspekt eine ökonomische Möglichkeit dar, dem <strong>Patienten</strong> eine effektive<br />

Behandlung zukommen zu lassen.<br />

Das in dieser Ar<strong>bei</strong>t vorgestellte Psychoedukationsprogramm versteht sich als<br />

ein Baustein in der <strong>stationären</strong> Behandlung von <strong>Angst</strong>, der nicht nur die<br />

therapeutischen Gemeinsamkeiten der verschiedenen <strong>Angst</strong>störungen, sondern<br />

auch die Vorteile des Gruppensettings nutzt, um <strong>Angst</strong>patienten in der Klinik<br />

eine differenzierte Behandlung zu ermöglichen.<br />

83


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5 Das stationäre Psychoedukationsprogramm “PAsta” – Eine<br />

theoretische Einführung<br />

Das folgende Kapitel gibt eine theoretische Einführung in das<br />

Gruppenprogramm <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> - <strong>PAsta“</strong><br />

mit seinen verschiedenen „Therapiebausteinen“. Das Gruppenprogramm wurde<br />

für <strong>Patienten</strong> mit heterogenen <strong>Angst</strong>störungen bzw. Ängsten im Rahmen<br />

psychischer Erkrankungen konzipiert. Es besteht aus dem vorliegenden Manual<br />

(Theoretische Einführung), das von den Gruppenleitern zur Vorbereitung der<br />

Gruppensitzungen herangezogen wird und acht Sitzungen mit Ar<strong>bei</strong>tsmaterial<br />

(Ar<strong>bei</strong>tsblätter, Folien), die in Anhang A, B und C zu finden sind. Das<br />

Psychoedukationsprogramm setzt sich aus folgenden therapeutischen<br />

Bausteinen zusammen (Abbildung 6):<br />

Hausaufgaben<br />

Kognitive<br />

Strategien<br />

Gruppen-<br />

prozesse<br />

+ Transfer<br />

Abbildung 6. Therapiebausteine des Gruppenprogramms<br />

1. Gruppenprozesse - Die Gruppe als therapeutischer Faktor<br />

• Psychotherapeutische Wirkfaktoren der Gruppe<br />

• Vorbereitung der Psychoedukationsgruppe<br />

• Kriterien zur Gruppenteilnahme<br />

• Durchführung und Aufbau der Gruppensitzungen<br />

• Vorstellungsrunde<br />

Exposition<br />

• Gruppenregeln für <strong>Patienten</strong><br />

Wissens-<br />

vermittlung<br />

• Gruppenregeln für Therapeuten<br />

Rückfall-<br />

prophylaxe<br />

Individuelles<br />

Störungsmodell<br />

Körperbezogene<br />

Verfahren<br />

84


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

2. Wissensvermittlung<br />

• Definition <strong>Angst</strong><br />

• <strong>Angst</strong> als eine Emotion mit Funktion<br />

• Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />

• <strong>Angst</strong> als ein komplexes Reaktionsmuster<br />

• Der <strong>Angst</strong>kreislauf<br />

3. Körperbezogene Verfahren<br />

• Information über körperliche Prozesse<br />

• Neurobiologische Befunde zur <strong>Angst</strong>verar<strong>bei</strong>tung<br />

• Methoden zur Erregungskontrolle<br />

• Entspannungsverfahren<br />

• Aufbau der körperlichen Fitness<br />

• Reduktion chronischer Belastung und Stress<br />

• Medikamentöse Behandlung<br />

4. Kognitive Strategien<br />

• Die fünf Phasen der kognitiven Umstrukturierung<br />

• Vermittlung eines kognitiven Modells zur Entstehung von <strong>Angst</strong><br />

• Einführung in das ABC-Modell<br />

• Kennzeichen angemessenen Denkens<br />

• Schritte zur Veränderung des Denkens<br />

• Typische dysfunktionale Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />

5. Exposition<br />

• Vermeidungsverhalten verstehen lernen<br />

• Vermeidungsverhalten überwinden<br />

• Die Expositionsregeln<br />

6. „Einzeltherapie“ in der Gruppe<br />

7. Wissenstransfer und Hausaufgaben<br />

8. Rückfallprophylaxe<br />

• Wissenschaftliche Daten zur Rückfallwahrscheinlichkeit<br />

• Der Notfallkoffer<br />

85


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.1 Die Gruppe als therapeutischer Faktor<br />

5.1.1 Psychotherapeutische Wirkfaktoren der Gruppe<br />

Als erster therapeutischer Baustein des Psychoedukationsprogramm soll die<br />

Gruppe an sich vorgestellt werden. In seinem mittlerweile zum Klassiker<br />

gewordenen Lehrbuch „Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie“ stellt<br />

Yalom (1970; 2005) elf psychotherapeutische Wirkfaktoren vor, die unabhängig<br />

von speziellen Gruppentherapieverfahren übergreifend in der Gruppe wirksam<br />

sind. Diese „instrumentellen Gruppenbedingungen“ (Grawe, 1980, S. 27) bilden<br />

die Voraussetzung für die Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit einer Gruppe und sollten vom<br />

Therapeuten gezielt hergestellt werden (Revenstorf, 1992; Fiedler, 1996;<br />

Pitschel-Walz, 2002). Im Folgenden werden Yalom`s therapeutische<br />

Wirkfaktoren erläutert und Möglichkeiten vorgestellt, wie der Gruppenleiter<br />

diese im Rahmen der psychoedukativen Intervention fördern kann.<br />

• Hoffnung-Einflößen<br />

oder die hohe Erwartung, in der Therapiegruppe Hilfe zu finden. Hoffnung trägt<br />

nicht nur dazu <strong>bei</strong>, dass <strong>Patienten</strong> in der Gruppe bleiben, sondern das<br />

Vertrauen in eine Behandlungsweise an sich kann schon therapeutisch wirksam<br />

sein. Der Therapeut kann deshalb positive Erwartungen bezüglich der<br />

Wirksamkeit des Gruppenprogramms verstärken und negative Vorurteile<br />

beseitigen. Zudem ist es wichtig, <strong>Patienten</strong> von ihren Erfolgen <strong>bei</strong> der<br />

Anwendung der gelernten Strategien erzählen zu lassen und auf<br />

Therapiefortschritte hin zu weisen.<br />

• Universalität des Leidens<br />

oder die Erfahrung „Ich bin nicht allein mit meinen Problemen, Gedanken etc.,<br />

andere haben ähnliche Probleme.“ <strong>Patienten</strong> kommen häufig in die Gruppe mit<br />

der Überzeugung, sie seien in ihrem Leiden einzigartig. Sie erleben es als<br />

äußerst entlastend, Menschen mit ähnlichen Problemen kennen zu lernen und<br />

Verständnis in der Gruppe zu erfahren. Therapeuten sollten deshalb <strong>Patienten</strong><br />

zu mehr Offenheit ermutigen, sich mit ihren Problemen und Ängsten mitzuteilen<br />

86


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

sowie das Verständnis und die Solidarität der Gruppe hervorheben nach dem<br />

Motto „Wir sitzen alle im gleichen Boot“.<br />

• Mitteilung von Information<br />

oder die didaktische Unterweisung und praktische Anleitung. Die Ungewissheit<br />

über Ursache, Bedeutung und Schwere von psychischen Symptomen erzeugt<br />

<strong>Angst</strong>. Das Vermitteln von Information, also Psychoedukation im klassischen<br />

Sinn, ist an sich ein therapeutisches Werkzeug, da es Struktur und Erklärung<br />

liefert. Bei der Informationsvermittlung ist es wichtig, auf Verständlichkeit und<br />

Klarheit zu achten. Der Therapeut fungiert als Übersetzer von Fachwissen mit<br />

dem Ziel, <strong>Patienten</strong> zu Experten ihrer Erkrankung auszubilden.<br />

• Altruismus<br />

oder das wechselseitige Geben und Nehmen in der Gruppe. <strong>Patienten</strong> helfen<br />

sich in der Gruppe mit gegenseitiger Unterstützung, Beruhigung und Rat und<br />

erleben dadurch das Gefühl, gebraucht zu werden, was an sich ein<br />

therapeutischer Faktor ist. Gegenseitige Unterstützung und konstruktives<br />

Feedback der <strong>Patienten</strong> sollten vom Therapeuten gefördert werden. Denn der<br />

Therapeut ist für viele <strong>Patienten</strong> der „bezahlte Fachmann“. Bemerkungen von<br />

<strong>Patienten</strong> werden oft mit viel größerer Bereitschaft aufgenommen, da diese die<br />

„wirkliche Welt“ repräsentieren.<br />

• Korrigierende Rekapitulation der primären Familiengruppe<br />

oder die Korrektur gelernter dysfunktionaler Beziehungsmuster. Die Gruppe mit<br />

ihren verschiedenen Rollen ähnelt in vieler Hinsicht einer Familie und löst eine<br />

Vielzahl von Verhaltensmustern aus. Verfestigte Rollen (z.B. die<br />

Außenseiterposition) können vom Therapeuten in Frage gestellt werden und er<br />

kann <strong>Patienten</strong> ermutigen, neue Verhaltensweisen auszuprobieren.<br />

• Entwicklung von Techniken des mitmenschlichen Umgangs<br />

oder das Einüben sozialer Fertigkeiten. Für nicht wenige <strong>Patienten</strong>, denen es<br />

an intimen Beziehungen fehlt, stellt die Gruppe die erste richtige Gelegenheit<br />

seit langem dar, soziale Fertigkeiten zu üben. Informationsvermittlung, Lernen<br />

am Beispiel und direkte Anleitung durch den Therapeuten helfen, die<br />

87


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Kommunikation der <strong>Patienten</strong> untereinander (und mit den Angehörigen) zu<br />

verbessern.<br />

• Nachahmendes Verhalten<br />

oder Modelllernen. <strong>Patienten</strong> suchen Personen (Gruppenmitglieder oder<br />

Therapeuten), mit denen sie sich identifizieren können und lernen durch<br />

Nachahmung. Der Therapeut sollte sich bewusst sein, dass er durch sein<br />

Modell das Kommunikationsmuster in der Gruppe beeinflusst.<br />

• Interpersonales Lernen<br />

oder das Aufdecken und Bear<strong>bei</strong>ten gestörter interpersonaler Beziehungen. Je<br />

länger ein Patient sich in einer Gruppe aufhält, desto stärker zeigen sich immer<br />

wiederkehrende unangepasste Verhaltensmuster. Durch Feedback der<br />

Teilnehmer oder Selbstbeobachtung kann er sich seines gestörten<br />

interpersonalen Verhaltens bewusst werden und dieses korrigieren. Da der<br />

Auftrag der Psychoedukationsgruppe sowohl zeitlich als auch inhaltlich klar<br />

umschrieben ist, empfiehlt es sich Aspekte des interpersonalen Lernens in<br />

begleitende Einzeltherapie aufzugreifen.<br />

• Gruppenkohäsion<br />

oder das „Wir-Gefühl“ der Gruppe bzw. die Attraktivität, welche die Gruppe für<br />

die Teilnehmer besitzt. Gruppenkohäsion entwickelt sich, wenn die Teilnehmer<br />

von der Gruppe und voneinander profitieren können. Der Therapeut kann dies<br />

durch Schaffung einer vertrauensvollen Gruppenatmosphäre unterstützen in der<br />

sich die <strong>Patienten</strong> aktiv und ohne <strong>Angst</strong> vor Kritik einbringen können (z.B. durch<br />

das Einführen von Gruppenregeln, durch eine Atmosphäre der Akzeptanz und<br />

Empathie oder durch Transparenz im therapeutischen Vorgehen).<br />

• Katharsis<br />

oder das Lernen, Gefühle zu äußern. Katharsis und Kohäsion hängen eng<br />

zusammen. Eine vertrauensvolle Atmosphäre ermöglicht erst das Äußern von<br />

Gefühlen (z.B. der Gruppenteilnehmer sagt, was ihn stört statt es für sich zu<br />

behalten). Die Aufgabe des Therapeuten besteht hier ebenfalls darin, den<br />

<strong>Patienten</strong> im Erwerb dieser Fertigkeiten durch seine Haltung und sein Modell zu<br />

unterstützen.<br />

88


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Existenzielle Einsicht<br />

oder das Gewinnen persönlich bedeutsamer Erkenntnisse. Existentielle Einsicht<br />

ist am wenigsten scharf definiert. Yalom (2005) beschreibt dies als einen<br />

„Vorgang, der Klärung, Erklärung und Aufhebung von Verdrängung umfasst.<br />

Einsicht tritt ein, wenn man etwas Wichtiges über sich selbst entdeckt – über<br />

das eigene Verhalten, die eigenen Motivationen oder das eigene Unbewusste“<br />

(S. 65). Der Therapeut kann den Prozess des Transfers der gelernten<br />

Information und Strategien durch das Verwenden von <strong>Patienten</strong><strong>bei</strong>spielen,<br />

Übungen oder Stellen von Hausaufgaben fördern.<br />

5.1.2 Vorbereitung der Psychoedukationsgruppe<br />

Bevor die Psychoedukationsgruppe beginnen kann, sollten einige<br />

Vorbereitungen vom Gruppenleiter getroffen werden:<br />

• Information des Stationsteams<br />

Vor Start des Gruppenangebots wird das gesamte Stationsteam (Ärzte,<br />

Psychologen, Pflegepersonal, Ergotherapeuten und Sozialar<strong>bei</strong>ter) mündlich<br />

und schriftlich informiert (siehe Ar<strong>bei</strong>tsblatt 2, Anhang C). Psychoedukation wird<br />

da<strong>bei</strong> als ergänzendes (und nicht konkurrierendes) Therapieangebot<br />

vorgestellt, das zum Ziel hat, die Eigenverantwortlichkeit und damit auch die<br />

Therapiemotivation der <strong>Patienten</strong> für alle Behandlungsmöglichkeiten zu<br />

erhöhen (Bäuml & Pitschel-Walz, 2003). Zusätzlich können Stationsmitar<strong>bei</strong>ter<br />

zur Hospitation eingeladen werden. Dies birgt neben dem Fortbildungseffekt die<br />

Möglichkeit, dass Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>Patienten</strong> stärker in der Umsetzung der<br />

vermittelten Inhalte im Stationsalltag unterstützen.<br />

• Einladung der <strong>Patienten</strong><br />

<strong>Patienten</strong> werden schriftlich zur Psychoedukationsgruppe eingeladen. Das<br />

Gruppenprogramm wird da<strong>bei</strong> als Teilbereich der psychiatrisch-<br />

psychologischen Behandlung mit seinen wichtigsten Inhalten vorgestellt (siehe<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 3, Anhang C). Die Teilnahme erfolgt auf freiwilliger Basis.<br />

89


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• <strong>Patienten</strong>mappe erstellen<br />

In der ersten Sitzung erhalten die <strong>Patienten</strong> eine Mappe, in der sich alle<br />

wichtigen Abbildungen, Ar<strong>bei</strong>tsblätter und Hausaufgaben befinden. Die<br />

<strong>Patienten</strong> sollten ermutigt werden, sich während der Sitzungen Notizen zu<br />

machen.<br />

• Vorbereitung der Gruppensitzungen<br />

Jede Gruppenstunde sollte vom Gruppenleiter intensiv mit Hilfe der<br />

theoretischen Einführung des Manuals vorbereitet werden. Bei Bedarf kann das<br />

Wissen mit Hilfe der im Literaturteil angegebenen Veröffentlichungen vertieft<br />

werden.<br />

• Qualitätssicherung<br />

Eine fortlaufende Evaluation des Gruppenprogramms dient nicht nur der<br />

Qualitätskontrolle, sondern steigert auch durch die vorliegenden Erfolgsdaten<br />

die Motivation der Mitar<strong>bei</strong>ter und die Akzeptanz des Konzepts. Empfehlungen<br />

für eine „minimale Basisevaluation“ finden sich in Kapitel 2.7 (vgl. auch Bäuml<br />

und Pitschel-Walz, 2003, S. 223 ff).<br />

5.1.3 Kriterien zur Gruppenteilnahme<br />

• Indikation<br />

An der Psychoedukationsgruppe können alle <strong>Patienten</strong> teilnehmen, die auf<br />

einer offenen psychiatrischen Station führbar sind. Sie sollten gruppenfähig<br />

sein, also sich etwa 50 Minuten in der Gruppe aufhalten und auf die<br />

Gruppeninhalte konzentrieren können. Die Teilnahme an der<br />

Psychoedukationsgruppe sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen sein.<br />

• Kontraindikationen<br />

Die Gruppenteilnahme ist für <strong>Patienten</strong> mit akuter Psychose oder Suizidalität<br />

sowie verminderter Intelligenz und mangelnden Deutschkenntnissen nicht<br />

indiziert.<br />

90


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.1.4 Durchführung und Aufbau der Gruppensitzungen<br />

• Gruppenleitung<br />

Die psychoedukative Gruppe als psychotherapeutische Intervention wird von<br />

psychiatrisch-psychotherapeutisch tätigen Ärzten und/oder Psychologen<br />

geleitet. Als Ko-Leiter kommen prinzipiell alle anderen Berufsgruppen infrage<br />

(Sozialar<strong>bei</strong>ter, Sozialpädagogen, Pflegepersonal) (Bäuml & Pitschel-Walz,<br />

2003; Schaefer, 2006).<br />

Wenn möglich sollte die Gruppe von zwei Personen geleitet werden, um z.B.<br />

<strong>bei</strong> Krankheit eines Leiters die Kontinuität der Gruppe gewährleisten zu können.<br />

Voraussetzung zur Gruppenleitung ist ein ausreichendes theoretisches und<br />

praktisches Wissen über die Behandlung von Ängsten sowie therapeutische<br />

Kompetenz. Aufgrund des hohen Strukturiertheitsgrades der Sitzungen und des<br />

Inhaltes wird die Psychoedukationsgruppe auch gerne von Therapeuten, die am<br />

Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen durchgeführt.<br />

• Geschlossene bzw. halboffene Gruppe<br />

Die Gruppe wird als geschlossene, bzw. um der Versorgungsrealität Rechnung<br />

zu tragen, als halboffene Gruppe durchgeführt, so dass bis zur dritten<br />

Gruppensitzung <strong>Patienten</strong> aufgenommen werden können. Die Teilnahme an<br />

der Gruppe sollte den <strong>Patienten</strong> freigestellt werden.<br />

• Gruppengröße<br />

Um die Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit der Gruppe gewährleisten zu können, empfiehlt sich<br />

eine Gruppengröße von sechs bis zehn Personen. Eine Teilnehmerzahl unter<br />

fünf bzw. über zehn Personen wird für ein therapeutisches Ar<strong>bei</strong>ten als nicht<br />

günstig betrachtet (Fiedler, 1996).<br />

• Gruppenraum<br />

Zur Durchführung der Gruppensitzungen eignet sich ein heller, freundlicher<br />

Raum, der mit Overhead-Projektor und Flipchart ausgestattet ist. Zur Förderung<br />

der Interaktion und der Gruppenkohäsion ist die Sitzordnung kreisförmig<br />

angelegt.<br />

91


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Dauer<br />

Die Gruppensitzungen finden zweimal wöchentlich statt mit einer Dauer von ca.<br />

50 Minuten.<br />

• Aufbau einer Sitzung<br />

Der strukturelle Ablauf jeder Sitzung sollte sich gleichen, so dass sich möglichst<br />

schnell Vertrautheit und Sicherheit mit dem Programm <strong>bei</strong> den <strong>Patienten</strong><br />

einstellt. Jede Gruppensitzung ist nach folgendem Schema aufgebaut:<br />

Begrüßung: Mit einer freundlichen Begrüßung der Teilnehmer wird die<br />

Gruppensitzung eingeleitet. Durch ein lobendes Wort über die Teilnahme der<br />

<strong>Patienten</strong> kann <strong>bei</strong> Bedarf pünktliches Erscheinen verstärkt werden.<br />

Blitzlicht (optional): Zu Sitzungsbeginn und am Ende beschreibt jeder<br />

Patient mit dem „Blitzlicht“ in ein bis zwei Sätzen sein aktuelles Befinden.<br />

Den Teilnehmern wird die Vorgehensweise und der Sinn des Blitzlichtes<br />

erklärt.<br />

„Bevor wir mit dem Thema der Stunde beginnen und auch am Ende jeder<br />

Sitzung führen wir ein Blitzlicht durch; d.h. jeder Patient erzählt kurz, in ein<br />

bis zwei Sätzen, wie es ihm gerade geht. Da die Gruppensitzungen für<br />

den Einzelnen sehr anstrengend sein können, ist es für uns als<br />

Therapeuten wichtig, den Einzelnen mit seinem Befinden im Auge zu<br />

behalten und <strong>bei</strong> Bedarf helfend einzugreifen.“<br />

Wiederholung des Themas der letzten Sitzung: Anschließend werden die<br />

wichtigsten Inhalte der letzten Stunde zusammen mit den <strong>Patienten</strong><br />

wiederholt. Da<strong>bei</strong> bietet sich die Möglichkeit, den Wissensstand der<br />

<strong>Patienten</strong> zu überprüfen, Fehler zu korrigieren und offene Fragen zu<br />

beantworten.<br />

Besprechung der Hausaufgabe: Die Hausaufgabe wird mit Rücksicht auf<br />

<strong>Patienten</strong> einer Akutklinik, aber auch um die Gruppenkohäsion nicht zu<br />

gefährden generell freiwillig gestellt. Die <strong>Patienten</strong> werden ermutigt, in der<br />

Gruppe von ihren Erfahrungen zu berichten. Abwertende, sich selbst<br />

anklagende oder überfordernde Haltungen werden vorsichtig korrigiert.<br />

Erfolge dürfen natürlich gebührend gewürdigt werden, <strong>bei</strong> Misserfolgen sollte<br />

92


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

der Aspekt, es dennoch probiert zu haben, hervor gehoben werden nach<br />

dem Motto „Was ALLES habe ich gut gemacht? Welche EIN oder ZWEI<br />

Aspekte könnte ich das nächste Mal anders/besser machen?“<br />

Hauptteil mit Übung: Das eigentliche Thema der Sitzung umfasst immer<br />

eine eher theoretische Wissensvermittlung kombiniert mit einer praktischen<br />

Übung. Mit dem Ziel, die <strong>Patienten</strong> zu Experten ihrer Erkrankung<br />

auszubilden, sollte Fachsprache vermieden oder verwendete Fachbegriffe<br />

erläutert werden. Nach jedem Theorieblock empfiehlt es sich, das Thema<br />

nochmals kurz zusammenzufassen. Die <strong>Patienten</strong> werden ermutigt, ihre<br />

eigene Erfahrung, Beispiele und Fragen einzubringen. Kennt man <strong>Patienten</strong><br />

aus Einzelgesprächen kann man zur Verdeutlichung der Thematik diskret<br />

Beispiele auswählen, die der Situation des <strong>Patienten</strong> ähneln und in denen er<br />

sich wieder findet.<br />

Besprechung der Hausaufgabe (optional): Am Ende des Hauptteils wird<br />

den <strong>Patienten</strong> eine Übung angeboten, in der sie Gelerntes in der Zeit<br />

zwischen den Sitzungen praktisch umsetzen können.<br />

Abschlussrunde: In einem Abschlussblitzlicht beschreibt jeder Patient<br />

noch einmal kurz sein aktuelles Befinden. Äußert ein Patient eine drastische<br />

Verschlechterung seiner Symptomatik, sollte dies an das Stationsteam<br />

weitergegeben werden, um gegebenenfalls therapeutische Maßnahmen<br />

ergreifen zu können.<br />

Verabschiedung: Am Ende der Gruppensitzung wird den <strong>Patienten</strong> für ihre<br />

Anwesenheit, ihr Durchhaltevermögen und für die engagierte Mitar<strong>bei</strong>t<br />

gedankt. Mit einem kurzen Ausblick auf die nächste Gruppensitzung kann<br />

dann die Gruppe beendet werden<br />

5.1.5 Vorstellungsrunde<br />

Mit der ersten Gruppensitzung formiert sich eine neue Gruppe, deren Aufgabe<br />

aus gruppendynamischer Sicht es ist, miteinander in Kontakt zu treten und<br />

einen ersten gemeinsamen Nenner zu finden (Stahl, 2002). Eine<br />

Vorstellungsübung bietet den <strong>Patienten</strong> hier eine einfache Kontaktmöglichkeit<br />

ohne zu tiefgehend zu werden. Zusätzlich wird die neue und für die <strong>Patienten</strong><br />

93


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

noch unsichere Situation strukturiert. Die Übung kann mit folgenden Worten<br />

vorgestellt werden (siehe Ar<strong>bei</strong>tsblatt 5, Anhang C):<br />

„Bevor wir in das eigentliche Thema der Psychoedukationsgruppe<br />

einsteigen, wollen wir uns etwas besser kennen lernen.<br />

Suchen Sie sich bitte eine(n) Mitpatienten(in) aus. Tauschen sie sich<br />

gegenseitig über die folgenden Punkte wie Name, Wohnort, Hobbies etc.<br />

aus und erzählen Sie sich mindestens eine persönliche Stärke, die Sie<br />

haben. Als Gedächtnisstütze können Sie sich gerne Notizen auf Ihrem<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt machen.<br />

Anschließend dürfen Sie Ihren Partner in der Gruppe kurz vorstellen.“<br />

5.1.6 Gruppenregeln für <strong>Patienten</strong><br />

Eine Gruppe zu besuchen ist an sich für manchen <strong>Patienten</strong> schon eine große<br />

Herausforderung und mit einer Vielzahl von Ängsten verbunden. Auch aus<br />

gruppendynamischer Sicht befindet sich die Gruppe in den ersten Sitzungen in<br />

der sogenannten „Forming“-Phase, die durch eine „von Ungewissheit geprägte<br />

Situation, in der es der Gruppe an Regeln mangelt“ gekennzeichnet ist (Stahl,<br />

2002, S. 67). Das Vermitteln von Gruppenregeln soll deshalb den Abbau von<br />

Gruppenängsten begünstigen, den Umgang miteinander erleichtern und den<br />

<strong>Patienten</strong> ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.<br />

• Schweigepflicht<br />

Die Gruppenleiter unterliegen von Berufswegen der Schweigepflicht. Aber auch<br />

die Gruppenteilnehmer sollten miteinander vereinbaren, dass persönliche<br />

Mitteilungen in der Gruppe bleiben. So kann eine Atmosphäre der Offenheit und<br />

des Vertrauens in der Gruppe entstehen. Über Sachinhalte kann mit Partnern<br />

und Freunden natürlich gesprochen werden.<br />

• Einander ausreden lassen<br />

Nicht nur der Gruppenleiter, sondern auch die Teilnehmer sollten einen<br />

höflichen und einander Wert schätzenden Umgang pflegen. Dazu gehört auch,<br />

einander zuzuhören und ausreden zu lassen. Seitengespräche sollten<br />

vermieden werden.<br />

94


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Aktuelles hat Vorrang<br />

Jede Gruppensitzung ist inhaltlich dicht und hoch strukturiert. Trotzdem sollten<br />

immer aktuelle Probleme, Fragen oder Schwierigkeiten Vorrang vor der<br />

Tagesordnung haben und zuerst geklärt werden.<br />

5.1.7 Gruppenregeln für Therapeuten<br />

Nicht nur für <strong>Patienten</strong> ist es wichtig zu wissen, wie sie sich in einer Gruppe zu<br />

verhalten haben, auch Therapeuten benötigen einige Regeln, so dass jeder von<br />

der Gruppe profitieren kann.<br />

Seit der Gruppenstudie von Lieberman, Yalom und Miles (1973) weiß man,<br />

dass vom Therapeuten negative Einflüsse auf die Gruppe ausgehen können,<br />

die dafür verantwortlich sind, dass ein kleiner Teil der Teilnehmer sich aufgrund<br />

der Gruppenteilnahme in seinem Befinden verschlechtert. Zwei Phänomene<br />

werden hier in Gruppentherapien gefunden: Vorzeitige Therapieabbrüche und<br />

der sogenannte Verschlechterungs- oder Deterioration-Effekt. Letzterer besagt,<br />

dass sich in Therapiegruppen immer ein Anteil an <strong>Patienten</strong> findet, der nicht nur<br />

nicht von der Gruppe profitiert, sondern sich auch im Befinden weiter<br />

verschlechtert. Die Ursache dieser regelhaften Verschlechterungen oder<br />

Therapieabbrüche lag jedoch nicht in psychischen Problemen der Teilnehmer,<br />

sondern in ungünstigen Verhaltensweisen der Therapeuten.<br />

Lieberman et al. (1973) fassen die gefundenen Therapeutenfehler zu fünf<br />

schädigenden Handlungsmustern zusammen und leiten daraus protektives<br />

Therapeutenverhalten ab (vgl. auch Fiedler, 1996, S. 484 ff):<br />

1. Der Gruppenleiter verhält sich direkt oder unterschwellig feindselig<br />

gegenüber einzelnen Gruppenmitgliedern oder lässt Aggressionen der<br />

Teilnehmer untereinander zu.<br />

2. Er spricht Interaktionsprobleme einzelner <strong>Patienten</strong> direkt und ungefragt<br />

an, z.B. regelmäßige Motivierungsversuche nichtmotivierter Teilnehmer<br />

wie: “Herr Müller, ich würde sie heute gern überreden wollen, sich stärker<br />

an der Gruppenar<strong>bei</strong>t zu beteiligen!”.<br />

95


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

3. Der Therapeut zeigt keine Solidarität mit den Außenseitern der Gruppe<br />

oder lässt zu, dass die Gruppe einzelne Teilnehmer zurückweist oder<br />

ausgrenzt.<br />

4. Einzelne <strong>Patienten</strong> werden überfordert, da der Therapeut die<br />

Angemessenheit konkreter Ziele und Interventionen nicht richtig<br />

einschätzen kann.<br />

5. Der Therapeut fordert die strikte Einhaltung von Gruppennormen und<br />

Interaktionszielen, z.B alle Gruppenmitglieder müssen sich persönlich<br />

öffnen und beteiligen.<br />

“Stützend-förderliche” Therapeuten zeichnen sich dagegen durch folgendes<br />

Verhalten in der Gruppe aus:<br />

1. Der Gruppenleiter übt durchgängig wenig Druck auf die Teilnehmer aus,<br />

z.B. dass seine informativ-aufklärende Sicht geteilt werden muss oder<br />

die Teilnehmer sich unbedingt beteiligen zu müssen.<br />

2. Er vermeidet offene oder unterschwellige Kritik und<br />

Feindseligkeitsäußerungen.<br />

3. Er zeigt ein hohes Maß an Transparenz bezüglich der Ziele und der<br />

Zielangemessenheit der laufenden Gruppenar<strong>bei</strong>t.<br />

4. Er begründet sein eigenes Handeln gern theoretisch.<br />

5. Er scheut sich nicht, klare Informationen und Aussagen über seine<br />

“Theorie des Lernens und der persönlichen Veränderung” zu vermitteln.<br />

Damit die Psychoedukationsgruppe in jeder Hinsicht gelingen kann, sollte sich<br />

der Therapeut deshalb folgende Regeln zu Herzen nehmen:<br />

• <strong>Patienten</strong> mit Wertschätzung behandeln!<br />

Offene oder unterschwellige Kritik und Feindseligkeit muss gegenüber<br />

<strong>Patienten</strong> vermieden werden. Aggressionen zwischen <strong>Patienten</strong> sollten in<br />

der Gruppe unterbunden und Raum zur Klärung in einem geschützten<br />

Rahmen gegeben werden.<br />

96


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Außenseiter in Schutz nehmen!<br />

Therapeutenfehler wirken auch stellvertretend. Viele <strong>Patienten</strong> kennen die<br />

Außenseiterrolle aus eigener Erfahrung. Deshalb beobachten sie genau, ob<br />

der Therapeut allen Teilnehmern mit Wertschätzung und Solidarität<br />

begegnet oder nicht.<br />

• Das eigene Handeln begründen!<br />

Über Sinn und Zweck der therapeutischen Interventionen muss im Sinne<br />

einer fairen Behandlungspartnerschaft aufgeklärt werden (weg vom autoritär<br />

geprägten Therapeuten-<strong>Patienten</strong>-Verhältnis).<br />

• Eine einfache und klare Sprache verwenden!<br />

Fachjargon vermeiden! Der Therapeut ist der Dolmetscher, der<br />

kompliziertes Fachwissen übersetzt und den <strong>Patienten</strong> zum Experten seiner<br />

Erkrankung ausbilden will.<br />

• Die Eigenverantwortlichkeit der <strong>Patienten</strong> respektieren!<br />

Das Programm ist ein Angebot an den <strong>Patienten</strong>, sich das mitzunehmen,<br />

was ER für wichtig hält! Die Zurückhaltung eines <strong>Patienten</strong> wird respektiert.<br />

• Jede Regel hat ihre Ausnahme!<br />

5.2 Wissensvermittlung<br />

Die Vermittlung von Information über die Erkrankung und über psychische<br />

Prozesse ist ein Fundament für Veränderung. <strong>Patienten</strong> besitzen ein sehr<br />

hohes Informationsbedürfnis (Pitschel-Walz, 2002; Mueser et al., 1992). Als<br />

wichtigste Themen werden Medikamente, Nebenwirkungen von Medikamenten<br />

und Zugangswege zu psychosozialen Unterstützungsmöglichkeiten genannt. Im<br />

Folgenden werden die wichtigsten Informationsbausteine des<br />

Gruppenprogramms beschrieben. Dazu gehören die Besonderheiten der<br />

Emotion <strong>Angst</strong> und die Vermittlung eines Erklärungsmodells von <strong>Angst</strong>.<br />

97


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.2.1 Definition <strong>Angst</strong><br />

„Wie andere Emotionen ist <strong>Angst</strong> ein komplexes Reaktionsmuster, das<br />

auf mindestens drei Ebenen (subjektiv, motorisch, physiologisch)<br />

erfasst werden kann. Die einzelnen Reaktionskomponenten müssen<br />

nicht hoch miteinander korrelieren und variieren in ihrer Bedeutung je<br />

nach Person und Situation. Im Unterschied zu anderen unangenehmen<br />

Emotionen ist <strong>Angst</strong> in die Zukunft gerichtet und hängt mit<br />

wahrgenommenen (realen oder irrealen) Gefahren zusammen.“<br />

(Margraf & Becker, 1996, S. 244)<br />

5.2.2 <strong>Angst</strong> als eine Emotion mit Funktion<br />

• <strong>Angst</strong> ist ein Gefühl<br />

<strong>Angst</strong> gehört neben Ärger, Freude, Trauer und Scham zu den Grundemotionen<br />

(vgl. Abbildung 7; Stavemann, 2003; Birbaumer et al., 2005). Gefühle entstehen<br />

als Reaktion auf die Wahrnehmung und Bewertung einer Situation. Gefühle<br />

können als angenehm oder unangenehm empfunden werden. Sie sollten nicht<br />

(wie dies <strong>Patienten</strong> häufig tun) als positiv oder negativ gewertet, sondern als<br />

Signal verstanden werden. Riemann (1961, 1995) schreibt dazu:<br />

„<strong>Angst</strong> ist immer ein Signal und eine Warnung <strong>bei</strong> Gefahren, und sie<br />

enthält gleichzeitig den Aufforderungscharakter, nämlich den Impuls, sie<br />

zu überwinden. Das Annehmen und das Meistern der <strong>Angst</strong> bedeutet<br />

einen Entwicklungsschritt, lässt uns ein Stück reifen. Das Ausweichen<br />

vor ihr und vor der Auseinandersetzung mit ihr, lässt uns dagegen<br />

stagnieren; es hemmt unsere Weiterentwicklung und lässt uns dort<br />

kindlich bleiben, wo wir die <strong>Angst</strong>schranke nicht überwinden“ (S. 9).<br />

98


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Abbildung 7. Die Grundgefühle<br />

• <strong>Angst</strong> signalisiert eine Bedrohung<br />

<strong>Angst</strong> „ist eine biologisch sinnvolle Reaktion mit Überlebenswert“ und weist auf<br />

eine Gefahr hin (Becker & Margraf, 2002). Sie bereitet unseren Körper durch<br />

Sympathikusaktivierung auf eine Flucht- oder Kampfsituation vor. Sie erhöht die<br />

Aufmerksamkeit und ermöglicht dadurch eine bessere Anpassung an die<br />

Situation (z.B. Auto fahren). Hätte der Mensch keine <strong>Angst</strong>, würde er<br />

wahrscheinlich nicht lange leben, sondern wäre als Kind schon von einem Auto<br />

überfahren worden.<br />

99


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• <strong>Angst</strong> dient der Motivation<br />

<strong>Angst</strong> ist wie Bandelow (2004) es ausdrückt „das Superbenzin für Erfolg“. So<br />

werden ängstliche Menschen schneller prominent, da <strong>Angst</strong> „perfektionistische<br />

Menschen zu Höchstleitungen anspornt“ (S. 31 ff).<br />

• <strong>Angst</strong> beeinflusst das Leistungsvermögen<br />

Sie treibt uns zu herausragenden Leistungen an und steigert unsere Phantasie<br />

und Kreativität. Eine mittlere <strong>Angst</strong>stärke lässt den Menschen Bestleistungen<br />

vollbringen. Zu hohe, aber auch zu geringe <strong>Angst</strong> beeinträchtigt jedoch den<br />

Menschen in seiner Leistungsfähigkeit. Da die Aufmerksamkeit eher auf<br />

irrelevante Reize gerichtet ist, kann es leicht zu Fehlern in der<br />

Informationsverar<strong>bei</strong>tung kommen (z.B. Leichtsinnsfehler oder Blackout in der<br />

Prüfung).<br />

• <strong>Angst</strong> kann krankhaft werden<br />

<strong>Angst</strong> kann übersteigert sein, den Menschen handlungsunfähig und schließlich<br />

krank machen. Nach Schneider & Faber (2002) macht <strong>Angst</strong> krank, wenn sie „in<br />

Situationen auftritt, die normalerweise nicht ängstigend sind, wenn sie zu stark<br />

oder zu häufig auftritt, zu lange andauert oder zur Vermeidung wichtiger<br />

Aktivitäten führt“ (S. 17).<br />

• <strong>Angst</strong> gehört zum Leben dazu<br />

Therapieziel ist nicht, keine <strong>Angst</strong> mehr zu haben, sondern effektive Strategien<br />

im Umgang mit <strong>Angst</strong> zu erlernen.<br />

5.2.3 Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />

Die Entstehung einer <strong>Angst</strong>störung ist ein hochkomplexer Prozess, an dem<br />

genetische Faktoren, psychosoziale Belastungsfaktoren, Störungen der<br />

Informationsverar<strong>bei</strong>tungsprozesse, pädagogische Einflüsse und<br />

neurobiologische Auffälligkeiten beteiligt sind. Eine ausführliche Darstellung der<br />

ätiologischen Befunde von <strong>Angst</strong>störungen, die hier zu weit führen würde, gibt<br />

Bandelow (2003). Zum Verständnis der ursächlichen, auslösenden und<br />

aufrechterhaltenden Bedingungen der <strong>Angst</strong>störungen wird dem <strong>Patienten</strong> das<br />

Drei-Faktoren-Modell von Margraf (2000) vermittelt. Um mit der<br />

100


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

<strong>Angst</strong>problematik besser umgehen zu können, erhält der Patient in Ergänzung<br />

dazu das Teufelskreis-Modell der <strong>Angst</strong> von Clark (1988), welches ihm<br />

Informationen über die Auslöser von <strong>Angst</strong> und den <strong>Angst</strong>verlauf gibt (vgl.<br />

Kapitel 5.2.5).<br />

• Das „Drei-Faktoren-Modell“ (Margraf, 2000)<br />

Ursprünglich wurde zur Erklärung von psychischen Störungen das Diathese-<br />

Stress-Modell herangezogen. Dieses besagt, dass zur Entstehung einer<br />

Erkrankung eine Vulnerabilität und auslösende Faktoren in Form von hoher<br />

Belastung vorhanden sein müssen. Allerdings wurde da<strong>bei</strong> die Frage der<br />

Chronifizierung der Erkrankung vernachlässigt. So klingen <strong>bei</strong> den meisten<br />

Betroffenen zuerst einmal die Symptome wieder ab. Zur Entwicklung einer<br />

chronischen Störung kommt es dann, wenn aufrechterhaltende Bedingungen<br />

(z.B. falscher Umgang mit den Symptomen, anhaltende Belastung) dazu<br />

kommen. Eine Weiterentwicklung des Diathese-Stress-Modells findet sich <strong>bei</strong><br />

Margraf (2000). Er unterscheidet in seinem verhaltenstherapeutischen „Drei-<br />

Faktoren-Modell“ drei Gruppen von Ursachen, die als Ansatz für therapeutische<br />

Veränderung herangezogen werden können (Abbildung 8).<br />

101


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Auslösende<br />

Faktoren<br />

„Stress“<br />

Abbildung 8. Das Drei-Faktoren-Modell<br />

a) Prädispositionen (auch Vulnerabilität, Anfälligkeit)<br />

Vorexistierende genetische, somatische, psychische oder soziale Merkmale<br />

machen das Auftreten einer Störung möglich bzw. wahrscheinlicher. Dazu<br />

gehören z.B. frühe Lernerfahrungen im Elternhaus wie Trennung, ineffektive<br />

Konfliktlöse- oder Selbstbehauptungsstrategien.<br />

b) Auslösende Bedingungen<br />

Vulnerabilität<br />

erbliche<br />

Faktoren,<br />

belastende<br />

Lernerfahrungen<br />

Vermeidung,<br />

Schonung<br />

Aufrechterhaltende<br />

Faktoren<br />

Psychische, somatische oder soziale Bedingungen lösen das Erstauftreten<br />

einer Störung vor dem Hintergrund einer individuellen Vulnerabilität aus. Dazu<br />

gehören anhaltenden Belastungen durch längere Überforderung, überdauernde<br />

Beziehungsschwierigkeiten (z.B. andauernde Nicht-Anerkennung,<br />

Unverstandensein, unlösbare Konflikte oder Demütigungen), das vor sich her<br />

Schieben von wichtigen Entscheidungen oder auch berufliche Schwierigkeiten.<br />

102


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Auch eine länger andauernde physiologische Erregung durch „negative“<br />

Gefühle wie <strong>Angst</strong> und Wut nennen Hoffmann und Hofmann (2004) als einen<br />

möglichen Belastungsfaktor. „<strong>Angst</strong>patienten gehören oft zu den ‘positiven<br />

Ausweichlern’, d.h. sie stellen sich diesen Gefühlen nicht, sondern unterdrücken<br />

sie und weichen innerlichen und äußerlichen Auseinandersetzungen sofort aus.<br />

Negative Affekte (z.B. <strong>Angst</strong>, Ärger) werden nicht selten schon vor ihrer<br />

Bewusstwerdung durch neutrale oder positive Affekte ersetzt“ (Hoffmann &<br />

Hofmann, 2004, S. 73).<br />

c) Aufrechterhaltende Bedingungen<br />

Falsche Reaktionen des Betroffenen oder der Umwelt oder anhaltende<br />

Belastungen verhindern das rasche Abklingen der Beschwerden und machen<br />

das Problem chronisch (z.B. Vermeidungsverhalten, körperliche Schonung).<br />

Laut Margraf ist das Drei-Faktoren-Modell „keinesfalls eine allumfassende<br />

Erklärung psychischer Störungen, sondern stellt einen Denkansatz bzw. eine<br />

Heuristik dar, die <strong>bei</strong> der ätiologischen Forschung und der Bewertung möglicher<br />

Ansatzpunkte für das therapeutische Vorgehen ebenso wie <strong>bei</strong> der Erstellung<br />

individueller Genesemodelle helfen soll“ (Margraf, 2000, S. 7). Für den<br />

<strong>Patienten</strong> ist das Modell ein leicht verständlicher Ansatz, das ihm erlaubt, die<br />

(ihm bekannten) Ursachen seiner Ängste einzuordnen und mit Hilfe des<br />

Behandlers entsprechende therapeutische Ansatzpunkte zu erar<strong>bei</strong>ten.<br />

Bei der Vermittlung des Bedingungsmodells sollte laut Becker und Margraf<br />

(2002) herausgear<strong>bei</strong>tet werden, dass es viele mögliche Faktoren gibt, die zu<br />

einer Störung führen und nicht jeder einzelne im Nachhinein bestimmt werden<br />

kann. Mit einem Beispiel kann das verdeutlich werden: „Eigentlich sind alle<br />

Phänomene durch mehrere Ursachen bestimmt. Rutsche ich auf der Strasse<br />

aus, kommen viele Umstände zusammen: der Zustand der Strasse, mein<br />

Schuhwerk, meine Aufmerksamkeit, mein Balancesinn, meine Reaktionen, die<br />

Lichtverhältnisse ...“ (Becker & Margraf (2002), S. 72).<br />

Ungünstiges gelerntes Verhalten kann zwar wieder verlernt werden,<br />

Vulnerabilitäten sind jedoch nur bedingt beeinflussbar. Und auch den<br />

Stressoren im Leben kann man nur in gewissem Ausmaß aus dem Weg gehen.<br />

103


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Deshalb ist Ziel der Psychoedukationsgruppe, Vulnerabilität als „Schwäche“ zu<br />

sehen, die den <strong>Patienten</strong> (vielleicht) sein Leben lang begleitet. In der Gruppe<br />

soll er lernen, mit dieser Schwäche besser um zu gehen, Faktoren zu<br />

erkennen, die die Störung aufrechterhalten und neue Bewältigungsstrategien<br />

für Probleme und Belastungen erwerben.<br />

5.2.4 <strong>Angst</strong> als komplexes Reaktionsmuster<br />

<strong>Angst</strong> ergreift den Menschen in seiner ganzen Person und zeigt sich auf drei<br />

Verhaltensebenen: Auf der physiologisch-humoralen (körperlich), der subjektiv-<br />

psychologischen (emotional-kognitv) und der motorisch-verhaltensmäßigen<br />

Ebene (Stavemann, 2003; Birbaumer et al., 2005).<br />

• Die körperlich-physiologische Ebene<br />

<strong>Angst</strong> versetzt den Körper in einen Alarmzustand. Das sympathische<br />

Nervensystem wird aktiviert und ruft durch Hormonausschüttungen<br />

physiologische Reaktionen hervor (z.B. Erhöhung der Puls- und Atemfrequenz,<br />

Steigerung der Durchblutung von Kopf, Herz, Skelettmuskulatur), die den<br />

Körper auf eine Handlung (Kampf oder Flucht) vorbereiten. Die da<strong>bei</strong><br />

entstehenden körperlichen Symptome können als sehr unangenehm, aber auch<br />

als angenehm empfunden werden, sie sind jedoch nicht gefährlich. Manche<br />

Menschen suchen sogar bewusst diese Empfindungen (z.B. Freizeitaktivitäten<br />

wie Bungeejumping, Motorradfahren oder das Ansehen eines Psychothrillers).<br />

Die körperlichen Symptome der <strong>Angst</strong> lassen sich drei Bereichen zuordnen<br />

(Becker & Margraf, 2002; Abbildung 9):<br />

104<br />

a) Motorische Anspannung mit Zittern, Zucken, Beben,<br />

Muskelanspannung und –schmerzen, Ruhelosigkeit, Ermüdbarkeit.<br />

b) Autonome Hyperaktivität mit Atemnot, Herzklopfen oder –rasen,<br />

Schwitzen, kalte Hände, Mundtrockenheit, Schwindel, Benommenheit,<br />

Magen-Darm-Beschwerden, Hitze- oder Kältewallungen, vermehrter<br />

Harndrang, Kloßgefühl im Hals, Druck- oder Engegefühl in der Brust.<br />

c) Wachsamkeit mit Schreckhaftigkeit, Konzentrationsstörungen,<br />

Schlafstörungen, Reizbarkeit.


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Die kognitiv-gedankliche Komponente<br />

Gedanken spielen eine Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der Entstehung und<br />

Aufrechterhaltung von Ängsten. Zwei Mechanismen kommen hier zum Tragen:<br />

105<br />

a) Fehlinterpretation von Reizen: Innere (körperliche) oder äußere Reize<br />

werden wahrgenommen und als bedrohlich interpretiert.<br />

Ungefährliches wird als gefährlich eingeschätzt oder Gefährliches in<br />

seiner Bedrohung überschätzt. Typische Fehlinterpretationen innerer,<br />

körperlicher Reize <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit Panikattacken finden sich in<br />

Tabelle 9.<br />

b) Dysfunktionale Denkmuster: Innere Selbstgespräche, die Ohnmacht<br />

und Hilflosigkeit suggerieren, wie „Ich schaff das nicht“ oder „Ich<br />

muss alles perfekt machen“ erschweren die Bewältigung der Situation<br />

und begünstigen die Aufrechterhaltung der <strong>Angst</strong>. In Kapitel 5.4<br />

werden diese typischen Denkmuster von <strong>Angst</strong>patienten noch näher<br />

ausgeführt.


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Abbildung 9. Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong> (Apothekenumschau,<br />

2005)<br />

Abb. ...<br />

106


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Tabelle 9. Typische Fehlinterpretationen von Panikpatienten (nach Margraf &<br />

Schneider, 1990)<br />

Symptome Fehlinterpretationen<br />

Palpitationen<br />

Brustschmerzen<br />

Schwitzen<br />

Atembeschwerden<br />

Schwindel<br />

Schwächegefühle<br />

Benommenheit<br />

Visuelle Symptome<br />

Zittern, Blässe<br />

Atemnot<br />

Würgegefühl<br />

Kloßgefühl im Hals<br />

Herzrasen<br />

Ich bekomme einen Herzinfarkt<br />

Ich werde in Ohnmacht fallen.<br />

Ich habe einen Hirntumor.<br />

Ich bekomme einen Schlaganfall<br />

Ich ersticke.<br />

Kribbeln im Körper Ich werde gelähmt, bin schwer krank.<br />

Derealisations- und<br />

Depersonalisations-Gefühle<br />

Rasende Gedanken<br />

Konzentrationsstörungen<br />

Ich verliere die Kontrolle über mich.<br />

Ich werde verrückt.<br />

Alle intensiven <strong>Angst</strong>symptome Diese <strong>Angst</strong> bringt mich um.<br />

107


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Die subjektiv-gefühlsmäßigen Ebene<br />

Hier berichten <strong>Patienten</strong> nicht nur von <strong>Angst</strong>gefühlen im engeren Sinne,<br />

sondern auch von empfundener Hilflosigkeit und Ohnmacht.<br />

• Die motorisch-verhaltensmäßige Komponente<br />

Diese umfasst sowohl alle beobachtbaren Handlungen, die gezeigt werden, um<br />

die <strong>Angst</strong> in den Griff zu bekommen als auch Verhalten, das durch die <strong>Angst</strong><br />

beeinträchtigt wird. Dazu gehören Kampf, Flucht, Vermeidung sowie<br />

Verhaltensbeeinträchtigungen. Kampf heißt, dass man sich der<br />

angstauslösenden Situation stellt, die <strong>Angst</strong> erträgt und die Situation bewältigt.<br />

Flucht bedeutet, dass die Situation, in der <strong>Angst</strong> entsteht, verlassen wird. Bei<br />

Vermeidung werden von vorn herein Situationen gemieden, in denen man<br />

<strong>Angst</strong> erlebt hat oder annimmt, man könnte <strong>Angst</strong> bekommen. Die gewählte<br />

Strategie ist von der Interpretation der Situation und der Einschätzung der<br />

eigenen Fähigkeiten (Kontrolle vs. Ohnmacht) abhängig.<br />

Flucht oder Vermeidungsverhalten reduziert kurzfristig die <strong>Angst</strong>. Man beraubt<br />

sich jedoch der Erfahrung, dass sich <strong>Angst</strong> reduziert und man fähig ist, die<br />

Situation zu bewältigen. Das wiederum hält nicht nur langfristig die <strong>Angst</strong><br />

aufrecht, sondern verstärkt diese noch. Zusätzlich entwickelt sich<br />

Erwartungsangst (<strong>Angst</strong> vor der <strong>Angst</strong>), die das Vermeidungsverhalten erhöht.<br />

Eine Sonderform der Vermeidung ist das Rückversicherungsverhalten. Darunter<br />

werden alle Verhaltensweisen zusammengefasst, die unternommen werden,<br />

um sich zu beruhigen (z.B. Telefonate, ob alles in Ordnung ist oder Treffen von<br />

Entscheidungen nur nach Absprache). Auch das Rückversichern hält <strong>Angst</strong><br />

langfristig aufrecht, da das Vertrauen in die scheinbar beruhigende Information<br />

nur kurzfristig anhält und die Erfahrung, dass die befürchtete Katastrophe auch<br />

ohne Rückversicherung nicht eintritt, nicht gemacht werden kann (Becker &<br />

Margraf, 2002). Orte und Situationen, die vermieden werden, können je nach<br />

<strong>Angst</strong>inhalt sehr unterschiedlich sein. Das Gemeinsame der Situationen ist<br />

jedoch, „dass im Falle ausgeprägter <strong>Angst</strong> die Situation nur schwer zu<br />

verlassen wäre oder keine Hilfe zur Verfügung stünde oder es sehr peinlich<br />

wäre, die Situation zu verlassen“ (Schneider & Margraf, 1998, S. 11). Die<br />

Person entwickelt zunehmend ein System, in dem jede Situation bezüglich der<br />

108


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Gefährlichkeit klassifiziert wird. Eine Liste verschiedener<br />

Vermeidungsmöglichkeiten zeigt Tabelle 10.<br />

Verhaltensbeeinträchtigungen verursacht durch <strong>Angst</strong> zeigen sich im Bereich<br />

der Leistungsfähigkeit. Starke <strong>Angst</strong> führt zu Leistungsabfall. Betroffen sind<br />

da<strong>bei</strong> vor allem Aufgaben, die Konzentration oder Geschicklichkeit erfordern<br />

(z.B. lesen, eine Prüfung bestehen, einen Vortrag halten). Durch <strong>Angst</strong> kann die<br />

Person in eine „Zuschauerrolle“ verfallen und so stark mit <strong>Angst</strong> und negativen<br />

Gedanken beschäftigt sein, dass die Aufmerksamkeit von den aktuellen<br />

Aufgaben abgelenkt wird. Eine weitere Verhaltensbeeinträchtigung ist das<br />

„hilfesuchende Verhalten“ (Margraf & Schneider, 1990, S. 84). Die Person<br />

entwickelt sogenannte „Sicherheitssignale“ (Schneider & Margraf, 1998, S. 8),<br />

die es ihr ermöglichen, die Situation zu bewältigen und die <strong>Angst</strong> zu reduzieren.<br />

Langfristig halten diese aber die <strong>Angst</strong> aufrecht, da <strong>bei</strong> Fehlen der<br />

Sicherheitssignale wieder <strong>Angst</strong> ausgelöst wird. Typische Sicherheitssignale<br />

sind Medikamente, Riechsubstanzen, Entspannungsformeln, das Handy, die<br />

Telefonnummer des Arztes oder die Begleitung durch andere Personen ohne<br />

die das Haus nicht verlassen wird.<br />

109


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Tabelle 10. Vermeidungsverhalten (nach Margraf, 1999 und Becker & Margraf,<br />

2002)<br />

<strong>Angst</strong>störung Vermeidungsverhalten<br />

Agoraphobie • Allein außer Haus sein<br />

• In einer Menschenmenge sein<br />

• In einer Schlange stehen<br />

• Auf einer Brücke sein<br />

• Fahren mit Bus, Zug oder Auto<br />

Spezifische Phobien • Natürliche Umgebung (z.B. Tiere, Sturm, Wasser)<br />

• Blut, Spritzen, Verletzungen<br />

110<br />

• Situativ (z.B. Autos, Flugzeuge, Höhen, Aufzüge,<br />

Tunnel, Brücken)<br />

• Sonstige (z.B. Phobische Vermeidung, die zum<br />

Ersticken, zum Erbrechen oder zu Krampfanfällen<br />

führen könnten).<br />

Soziale Phobie • Öffentliches Sprechen oder Schreiben<br />

Generalisierte<br />

<strong>Angst</strong>störung<br />

• Essen in der Öffentlichkeit<br />

• Benutzung einer öffentlichen Toilette<br />

• Häufiges Nachfragen, ob man alles richtig gemacht<br />

hat oder Telefonieren, ob alles in Ordnung ist.<br />

• Häufige Arztbesuche<br />

• Vermeiden von Geselligkeiten, „Ansteckungs-<br />

herden“, längeren Autofahrten.<br />

• Nichtöffnen von Rechnungen<br />

• Nichthören von Nachrichten oder Verkehrsfunk


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.2.5 Der <strong>Angst</strong>kreislauf<br />

Die verschiedenen Symptomebenen der <strong>Angst</strong> werden mit Hilfe des<br />

<strong>Angst</strong>kreislaufmodells nach Clark (1988) und Margraf & Schneider (1990)<br />

miteinander verknüpft und daraus therapeutische Ansatzpunkte abgeleitet<br />

(Abbildung 10).<br />

Abbildung 10. Der <strong>Angst</strong>kreislauf<br />

111


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Folgende Charakteristika des <strong>Angst</strong>kreislaufes sollten vom <strong>Patienten</strong><br />

verstanden werden:<br />

<strong>Angst</strong> ergreift den Menschen als Ganzes und zeigt sich auf folgenden<br />

Symptomebenen: Körperlich, gedanklich-gefühlsmäßig und auf der<br />

Verhaltensebene.<br />

112<br />

• körperliche Ebene: <strong>Angst</strong> aktiviert das sympathische Nervensystem<br />

und ruft durch Hormonausschüttung physiologische Reaktionen<br />

hervor.<br />

• kognitive Ebene: Gedanken spielen eine Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der<br />

Entstehung und Aufrechterhaltung von <strong>Angst</strong>. Innere (körperliche)<br />

oder äußere Reize werden wahrgenommen und als gefährlich<br />

interpretiert. Ungefährliches wird als gefährlich eingeschätzt oder<br />

Gefährliches in seiner Bedrohung überschätzt.<br />

• emotionale Ebene: Gefühle von <strong>Angst</strong>, Hilflosigkeit und Ohnmacht<br />

entstehen aufgrund der gedanklichen Bewertung.<br />

• behaviorale Ebene: Um die <strong>Angst</strong> zu reduzieren, werden Maßnahmen<br />

zu Kampf, Flucht oder Vermeidung ergriffen. Vermeidung reduziert<br />

kurzfristig die <strong>Angst</strong>, langfristig jedoch fehlt die Erfahrung, die <strong>Angst</strong><br />

bewältigen zu können und es entwickelt sich Erwartungsangst.<br />

Es müssen nicht alle Ebenen spürbar sein. In der Regel steht eine Ebene im<br />

Vordergrund und wird stärker wahrgenommen als die anderen. Der<br />

<strong>Angst</strong>kreislauf kann auf jeder Ebene ausgelöst werden und sich aufschaukeln.<br />

Auf jeder Ebene können Maßnahmen erlernt werden, den <strong>Angst</strong>kreislauf zu<br />

durchbrechen, um effektiver mit <strong>Angst</strong> umzugehen. Tabelle 11 gibt einen<br />

Überblick über die therapeutischen Strategien des Gruppenprogramms<br />

geordnet nach Verhaltensebenen. Ziel aller <strong>Angst</strong>bewältigungsstrategien ist es,<br />

den Teufelskreis zwischen <strong>Angst</strong>, Flucht oder Vermeidung zu unterbrechen.<br />

Der <strong>Angst</strong> und den damit verbundenen Ohnmachtsgefühlen kann nur durch<br />

Aktivwerden und praktisches Üben begegnet werden.


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Tabelle 11. Therapeutische Strategien des Gruppenprogramms zur<br />

Unterbrechung des <strong>Angst</strong>kreislaufes<br />

Verhaltensebene Therapeutische Strategien<br />

physiologisch • Methoden zur Erregungskontrolle<br />

5.3 Körperbezogene Verfahren<br />

5.3.1 Exkurs: Das Autonome Nervensystem<br />

Das autonome (oder vegetative) Nervensystem (ANS) besteht aus drei<br />

Teilsystemen: Sympathikus, Parasympathikus und Darmnervensystem.<br />

Aufgabe des ANS ist der Informationsaustausch zwischen den einzelnen<br />

Organen des Körpers mit dem Ziel, den Körper an die Anforderungen der<br />

Umwelt anzupassen (z.B. an äußere Belastungen wie Hitze oder Kälte). Es<br />

innerviert die glatte Muskulatur aller Organe und Organsysteme, das Herz und<br />

die Drüsen und steuert so die Funktionen von Atmung, Kreislauf, Verdauung,<br />

Stoffwechsel, Drüsensekretion, Körpertemperatur und Fortpflanzung<br />

(Birbaumer et al., 2005).<br />

• Entspannung<br />

• Stressmanagement<br />

kognitiv-emotional • Kognitive Verfahren<br />

behavioral • Exposition<br />

Im Normalzustand besteht ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen<br />

sympathischem und parasympathischem Tonus, d.h. die antreibenden Kräfte<br />

des Sympathikus („fight and flight“ – kämpfe und fliehe) und die beruhigende<br />

Wirkung des Parasympathikus („rest and digest“ – ruhe und verdaue) halten<br />

sich die Waage. Je nach Anforderung kommt überwiegt der Sympathikus oder<br />

der Parasympathikus. Die „Steuereinheit“ des ANS findet sich im<br />

Hypothalamus. Hier werden kognitive, sensorische und interozeptive Reize<br />

integriert und die basalen Körperfunktionen den Erfordernissen angepasst.<br />

113


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Da<strong>bei</strong> werden Informationen des sympathischen Systems über ein Netz von<br />

sympathischen Fasern zu den Ganglien des Grenzstranges geleitet. Von dort<br />

aus innervieren sie durch Nervengeflechte entlang der Arterien die Zielorgane.<br />

Die Hauptneurotransmitter des Sympathikus sind Adrenalin und Noradrenalin.<br />

Die parasympathischen Fasern folgen den Hirnnerven und speisen sich aus<br />

Hirnnerven im sakralen Rückenmark. Wesentlich für die Innervation der inneren<br />

Organe sind da<strong>bei</strong> die parasympathischen Fasern des N. Vagus (X). Daher<br />

werden häufig die Begriffe Parasympathikus und Vagus bedeutungsgleich<br />

gesetzt. Der wichtigste Neurotransmitter des parasympathischen Systems ist<br />

Acetylcholin. Sympathische und parasympathische Reize wirken an vielen<br />

Orten direkt antagonistisch. So führt eine Sympathikuswirkung zum Beispiel zu<br />

einer Erhöhung der Herzfrequenz während der Parasympathikus den<br />

Pulsschlag vermindert.<br />

Im Rahmen psychischer Erkrankungen besteht häufig eine Überaktivität und<br />

Überreagibilität des sympathischen Nervensystems. <strong>Patienten</strong> erleben die<br />

antreibende Wirkung des Sympathikus dann als innere Unruhe und Nervosität.<br />

Durch Umverteilung des Blutvolumens zugunsten der Muskulatur und eine<br />

verstärkte Atemaktivität bis hin zur Hyperventilation kommt es zu Schwindel und<br />

Ohnmachtsgefühlen. Die Drosselung der Verdauungstätigkeit führt zu gastro-<br />

intestinalen Beschwerden (z.B. Übelkeit, Bauchschmerzen, Diarrhoe). Die<br />

Sympathikusaktivierung fördert die Tätigkeit der Schweißdrüsen. Diese wird<br />

vom <strong>Patienten</strong> jedoch als unangebracht erlebt, da sie nicht durch eine<br />

körperliche Anstrengung oder Hitze begründet ist („kalter Schweiß“).<br />

Gleichzeitig richten sich die Haare der Haut auf („Gänsehaut“) und es entstehen<br />

Kribbelparästhesien. Viele Therapieverfahren, gerade auf der körperlichen<br />

Ebene wie Entspannungsverfahren oder Atemübungen zielen daher auf eine<br />

Stärkung des Parasympathikotonus, um wieder ein Gleichgewicht im<br />

vegetativen Nervensystem zu erreichen.<br />

5.3.2 Information über körperliche Prozesse<br />

Vor dem Vermitteln und Üben konkreter körperlicher Strategien, sollen mit Hilfe<br />

von Information über körperliche Prozesse Irrtümer geklärt und dadurch Ängste<br />

reduziert werden.<br />

114


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• <strong>Angst</strong> ist nicht gefährlich<br />

<strong>Angst</strong> ist eine normale biologische (Stress-) Reaktion, die den Körper auf eine<br />

Kampf- oder Fluchtreaktion vorbereiten soll. Da<strong>bei</strong> treten eine Vielzahl von<br />

Empfindungen auf, die als unangenehm und quälend, aber auch als lustvoll<br />

empfunden werden können (z.B. Kribbeln, Schwäche, Schwindel). Manche<br />

Personen suchen genau dieses Gefühl z.B. mit Risikosportarten oder Action-<br />

und Gruselfilmen.<br />

• <strong>Angst</strong> dauert nicht unendlich lange an<br />

<strong>Angst</strong> aktiviert das sympathische Nervensystem und ruft durch Ausschüttung<br />

von Stresshormonen (z.B. Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol) physiologische<br />

Veränderungen hervor. Die Dauer der <strong>Angst</strong>reaktion ist abhängig von der<br />

kognitiven Bewertung. Es können mehrere <strong>Angst</strong>kreisläufe hintereinander<br />

durchlaufen werden bis sich die <strong>Angst</strong> zu Panik aufschaukelt. Durch<br />

Gegenregulationsprozesse des Parasympathikus flutet die <strong>Angst</strong>reaktion<br />

jedoch nach einer bestimmten Zeit wieder ab. Die nachfolgenden<br />

<strong>Angst</strong>verlaufskurven verdeutlichen den Vorgang (Abbildung 11 und 12; nach<br />

Schneider & Margraf, 1998).<br />

• Einfluss von Stress und Belastung<br />

Chronische Belastungen und Stress (z.B. andauernde Konflikte) führen zu<br />

einem erhöhten Erregungs- und Anspannungsniveau und fördern so die<br />

Entstehung von <strong>Angst</strong>. Zusätzlich kann durch das Fehlen von Erholungsphasen<br />

das Gleichgewicht des autonomen Nervensystems gestört und die<br />

Regulationsfähigkeit des Systems beeinträchtigt werden (Birbaumer et al.,<br />

2005). Dadurch flutet die <strong>Angst</strong> und die damit verbundene körperliche<br />

Anspannung nicht mehr ab, sondern bleibt auf einem relativ hohen Niveau. Um<br />

langfristig <strong>Angst</strong> zu bewältigen, müssen chronische Belastung und Stress<br />

reduziert und das Erregungsniveau verbunden mit hoher körperlicher<br />

Anspannung gesenkt werden.<br />

115


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

<strong>Angst</strong><br />

<strong>Angst</strong><br />

„Die <strong>Angst</strong> steigt unendlich an!“ (Erwartungsangst)<br />

„Nur schnell weg hier!“<br />

(Vermeidung)<br />

„Die <strong>Angst</strong> hört nie wieder auf!“<br />

(Erwartungsangst)<br />

116<br />

Ich stelle mich der <strong>Angst</strong>, denn an<br />

der <strong>Angst</strong> stirbt man nicht!“<br />

(Habituation)<br />

Abbildung 11. <strong>Angst</strong>verlaufskurven ohne therapeutische Intervention<br />

„Ich mache die Erfahrung, dass die <strong>Angst</strong> von allein abnimmt, wenn ich mich ihr<br />

stelle.“ (Konfrontation)<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

1. Versuch<br />

Abbildung 12. <strong>Angst</strong>verlaufskurven <strong>bei</strong> therapeutischer<br />

Konfrontation<br />

Zeit<br />

Zeit


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.3.3 Neurobiologische Befunde zur <strong>Angst</strong>verar<strong>bei</strong>tung<br />

Es gibt eine Fülle an neurobiologischen Befunden der <strong>Angst</strong>verar<strong>bei</strong>tung (vgl.<br />

Bandelow, 2001; Hoffmann & Hofmann, 2004). Einige Aspekte, die zum<br />

besseren Verständnis von Ängsten für <strong>Patienten</strong> hilfreich sein können, sollen<br />

hier vorgestellt werden:<br />

• Die Weiterleitung von <strong>Angst</strong> im Gehirn<br />

An der Auslösung und Verar<strong>bei</strong>tung von <strong>Angst</strong> sind verschiedene<br />

Gehirnstrukturen beteiligt, deren Funktionen vor allem durch Läsionsversuche<br />

am Tiermodell ermittelt wurden. Eine zentrale Rolle nimmt da<strong>bei</strong> die Amygdala<br />

(Limbisches System) ein, der die Kontrolle des vegetativen Nervensystems<br />

(Herzschlag, Atmung, Blutdruck), des emotionalen Verhaltens (Triebe), des<br />

emotionalen und vegetativen Arousalsystems, des Bewusstseins<br />

(Hippocampus) und des Gedächtnisses (Abspeicher- und Abrufvorgänge)<br />

zugeschrieben wird.<br />

Werden über die Sinnesorgane äußere Gefahrenreize wahrgenommen, werden<br />

die Informationen über eine Art „Notrufleitung“ vom Thalamus an die Amygdala,<br />

das <strong>Angst</strong>zentrum, weitergeleitet. Diese aktiviert sofort andere Hirnstrukturen<br />

(z.B. Ncl. lateralis, Ncl. praeventricularis, Locus coeruleus). Es kommt zu einer<br />

Sympathikusaktivierung und der Körper reagiert mit seinen typischen<br />

<strong>Angst</strong>symptomen. Nachdem die <strong>Angst</strong>reaktionen eingesetzt haben, folgt das<br />

Bewusstsein. Alle ankommenden Sinneseindrücke werden vom Thalamus<br />

sortiert und an den präfrontalen Cortex weitergeleitet. Erst jetzt wird die <strong>Angst</strong><br />

bewusst. Im Stirnlappen der Großhirnrinde werden dann motorische Reaktionen<br />

zur Kontrolle der Gefahr geplant. Impulse der Amygdala auf den Cortex<br />

präfrontalis sind verantwortlich für die Auslösung von Erwartungsangst, von<br />

katastrophisierenden Gedanken und für Vermeidungsverhalten. Wie Abbildung<br />

13 zeigt, können umgekehrt aber auch Signale aus dem Großhirn zur Löschung<br />

von <strong>Angst</strong>reaktionen führen.<br />

117


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Abbildung 13. <strong>Angst</strong> im Gehirn<br />

118<br />

„Die Graphik erklärt, wie der <strong>Angst</strong>impuls durch zwei Schaltkreise im<br />

Gehirn weitergegeben wird.<br />

Schaltkreis 1: Über eine Art „Notruf-Leitung“ regt der Thalamus das<br />

<strong>Angst</strong>zentrum, den Mandelkern, an. Dieser reagiert sofort und bringt<br />

andere Hirnstrukturen in Gang. Ergebnis: Der Körper reagiert mit den<br />

typischen Symptomen (Schwindel, Herzrasen, Muskelanspannung etc.).<br />

Schaltkreis 2: Nachdem die <strong>Angst</strong>reaktion eingesetzt hat, folgt das<br />

Bewusstsein. Sinneseindrücke, zum Beispiel von Augen und Ohren,<br />

durchlaufen den Thalamus. Dieser sortiert die Informationen vor und<br />

schickt sie weiter an die Stirnlappen der Großhirnrinde. Dort beurteilen<br />

Gehirnzellen die Gefahr. Erst jetzt wird uns die <strong>Angst</strong> bewusst“<br />

(Apothekenumschau, 2005).


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Die Speicherung von Ängsten<br />

<strong>Angst</strong>erinnerungen, die in der Amygdala gespeichert werden, bleiben ein Leben<br />

lang erhalten und sind besonders leicht durch Schlüsselreize, die mit Stress<br />

und Erschöpfung gekoppelt sind abrufbar. Da diese unbewussten Erinnerungen<br />

nicht gelöscht werden können, kann nur durch das Einschalten höherer<br />

kognitiver Zentren (Cortex präfrontalis) Kontrolle über die <strong>Angst</strong> ausgeübt<br />

werden (Hoffmann & Hofmann, 2004).<br />

Was dies für <strong>Angst</strong>patienten bedeutet, beschreiben Hoffmann und Hofmann<br />

(2004): „Ängste blockieren ab einer bestimmten Intensität unsere kognitiven<br />

Funktionen. Sie sind nicht mehr flexibel genug, um die Hintergründe der <strong>Angst</strong><br />

wirkungsvoll analysieren zu können. Stattdessen werden uralte Denkmuster<br />

automatisch reaktiviert und erweisen sich stärker als der Versuch zu denken.<br />

Es kommt zu einer erhöhten Anspannung verbunden mit Lähmung<br />

(Totstellreflex) oder mit Flucht bzw. Angriff“ (S.12).<br />

In bestimmten <strong>Angst</strong>situationen kann dieses Verhalten sinnvoll und<br />

überlebensnotwendig sein (z.B. gefährliches Tier, im Straßenverkehr). Das<br />

Analysieren und Denken vor der Flucht („Ist es gefährlich?“) würde zuviel Zeit<br />

benötigen. Doch <strong>bei</strong> dysfunktionaler <strong>Angst</strong> ist es vorteilhaft, das Denken<br />

einzuschalten, um die Situation genauer zu analysieren und eventuelle<br />

Gefahrensignale auf ihren realen Hintergrund zu untersuchen. Genau das tun<br />

aber <strong>Angst</strong>patienten nicht.<br />

Stark vereinfacht heißt dies, die Amygdala ist verantwortlich, dass <strong>Angst</strong> den<br />

Menschen kontrolliert, die Hirnrinde dafür, dass der Mensch die <strong>Angst</strong><br />

kontrollieren kann. Ziel der Psychoedukationsgruppe ist es somit, wieder das<br />

Großhirn einzuschalten und passende Bewältigungsstrategien zu erwerben.<br />

119


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.3.4 Methoden zur Erregungskontrolle<br />

In der akuten <strong>Angst</strong>situation eignen sich Strategien, die innerhalb weniger<br />

Minuten zu Entspannung führen. Die genauen Instruktionen zu den<br />

verschiedenen Übungen finden sich in Ar<strong>bei</strong>tsblatt 9 in Anhang C.<br />

• Kurzzeitentspannungsverfahren<br />

Bei starker <strong>Angst</strong> verflacht sich die Atmung (Brustatmung), die Atemfrequenz<br />

erhöht sich, man wird kurzatmig und beginnt eventuell zu hyperventilieren<br />

(durch die erhöhte Atemfrequenz wird zuviel CO2 abgeatmet). Damit gehen<br />

Atemnot, Erstickungsgefühle oder auch eine Hyperventilationstetanie (schwerer<br />

Krampf mit Pfötchenstellung aufgrund einer respiratorischen Alkalose;<br />

Pschyrembel, 2004) einher.<br />

Ziel des Atemtrainings ist es, die Atmung zu verlangsamen und die<br />

Bauchatmung zu aktivieren. Dies erzeugt nach wenigen Minuten eine körperlich<br />

spürbare Entspannung. Als Kurzzeitentspannungsverfahren wurde die<br />

Atemübung „Lippenbremse“ kombiniert mit einem Ruhewort (nach Elsesser &<br />

Sartory, 2001 und Fliegel et al., 1998) ausgewählt. Die Übung kann im Sitzen<br />

oder Liegen durchgeführt werden. Ist die <strong>Angst</strong> und Unruhe sehr groß, sollten<br />

die <strong>Patienten</strong> ermutigt werden, im strammen Gehen die Übung durchzuführen.<br />

• Methoden zur Konzentrations- und Aufmerksamkeitslenkung<br />

Ziel dieser Techniken ist es, <strong>bei</strong> starker <strong>Angst</strong> die Aufmerksamkeit weg von<br />

negativer Selbstbeobachtung auf die Umgebung zu lenken. Dies kann zum<br />

Beispiel durch lautes Lesen oder durch in Gedanken zählen oder rechnen<br />

erreicht werden. Eine große Auswahl an Methoden findet sich <strong>bei</strong> Schmidt-<br />

Traub (1995).<br />

• Exzessive körperliche Betätigung<br />

Statt sich zu schonen und vermehrt zu beobachten, werden die <strong>Patienten</strong><br />

ermutigt, sich ausgiebig zu bewegen. Dies fördert den Abbau von<br />

Stresshormonen und die Aktivierung des Parasympathikus.<br />

120


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.3.5 Entspannungsverfahren<br />

Um langfristig das Erregungsniveau zu senken, eignen sich regelmäßig<br />

durchgeführte Entspannungsverfahren wie z.B. die Progressive<br />

Muskelentspannung (PMR), das Autogene Training oder Yoga.<br />

• Die Progressiven Muskelentspannung (PMR)<br />

Das Verfahren von Jacobson (1938) wurde für das Gruppenprogramm gewählt,<br />

da dieses leicht zu erlernen ist und von den <strong>Patienten</strong> selbständig geübt werden<br />

kann. Nach Schmidt-Traub (1995) ist es „besonders hilfreich für <strong>Angst</strong>patienten,<br />

einmal weil sie sich in doppelter Weise konzentrieren und sowohl auf die<br />

Anweisungen achten müssen, als auch auf die aktive Anspannung<br />

verschiedener Muskelpartien“ (S. 60). Die Wirkweise der PMR beruht auf dem<br />

Prinzip der wechselnden Anspannung und Entspannung der Skelettmuskulatur.<br />

Der Patient erlernt da<strong>bei</strong> schrittweise Muskelgruppen bewusst zu entspannen<br />

und so den allgemeinen Muskeltonus unter das Niveau der alltäglichen<br />

Anspannung zu reduzieren begleitet von einem Gefühl der Ruhe und<br />

Gelassenheit. Das Erlernen der Technik erfordert jedoch Zeit und regelmäßiges<br />

Üben, schnelle Erfolge stellen eher die Ausnahme dar (Maercker, 2000). Haben<br />

die <strong>Patienten</strong> die Möglichkeit, an PMR-Gruppen in der Klinik teilzunehmen,<br />

findet lediglich eine kurze Einführung in das Verfahren statt. Zusätzlich werden<br />

die <strong>Patienten</strong> ermutigt per CD/Audiokassette selbständig und täglich zu üben,<br />

um auch einen entspannenden Effekt zu erzielen. Eine ausführliche Darstellung<br />

des Verfahrens geben Fliegel et al. (1998, S.143-151).<br />

5.3.6 Aufbau körperlicher Fitness<br />

Aufgrund der <strong>Angst</strong>symptomatik beginnen viele <strong>Patienten</strong>, sich zu schonen und<br />

vermeiden zunehmend körperliche Aktivitäten. Dies führt erneut zu vegetativen<br />

Beschwerden und begünstigt die Aufschaukelung des <strong>Angst</strong>kreislaufes. Zur<br />

Reduktion der allgemeinen Anspannung und zur Förderung des Wohlbefindens<br />

eignen sich Ausdauersportarten wie Laufen, „Walking“, Schwimmen, Radfahren<br />

etc., die mindestens zweimal wöchentlich für eine Stunde durchgeführt werden<br />

sollen.<br />

121


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.3.7 Reduktion von chronischer Belastung und Stress<br />

Das Gesundheitsverhalten mit den vier Säulen sportliche Bewegung, gesunde<br />

Ernährung (einschließlich Reduktion von Koffein-, Nikotin- und Alkoholkonsum),<br />

Entspannung und Gestaltung der Woche (inklusive genussvoller Erlebnisse)<br />

fördert nach Schmidt-Traub (2003) einen gesunden Umgang mit dem Körper<br />

und dient der Reduktion von chronischer Belastung und Stress. Eine<br />

Schlüsselrolle nimmt da<strong>bei</strong> die sportliche Bewegung ein, denn „Sport entspannt<br />

besser als jedes andere Verhalten – deutlich intensiver als<br />

Entspannungsübungen“ (Schmidt-Traub, 2003, S. 127).<br />

Folgende Aspekte der allgemeinen Lebensführung können mit den <strong>Patienten</strong><br />

besprochen werden:<br />

• Aufbau von Alltagsstruktur mit dem Einhalten von Pausen und Ruhezeiten<br />

• Einplanen positiver, genussvoller Aktivitäten als Ausgleich zur Ar<strong>bei</strong>tszeit<br />

• Regelmäßigkeit und Ausgewogenheit bezüglich Essen, Schlaf und<br />

sportlicher Betätigung<br />

• Pflegen von sozialen Kontakten und Interessen/Hobbies<br />

• Klären von chronischen zwischenmenschlichen Konflikten<br />

5.3.8 Medikamentöse Behandlung<br />

Bei der medikamentösen Therapie kommen generell zwei Klassen von<br />

Psychopharmaka zum Einsatz:<br />

• Kurzfristig wirksame Anxiolytika: Dazu gehören Medikamente aus der<br />

Stoffgruppe der Benzodiazepine, Antihistaminika und niedrigpotente<br />

Neuroleptika.<br />

• Moderne Antidepressiva zur Langzeittherapie: Hierzu zählen z.B. SSRI oder<br />

Venlafaxin. Auch die klassischen Antidepressiva (Trizyklika, MAO-Hemmer)<br />

beeinflussen den Verlauf von <strong>Angst</strong>störungen positiv, haben jedoch<br />

ausgeprägte Nebenwirkungen und werden daher nicht mehr als Mittel der<br />

ersten Wahl empfohlen. Eine weitere langfristig wirksame Substanz ist das<br />

Buspiron (Serotoninrezeptoragonist), das aber ebenfalls eine Wirklatenz<br />

aufweist.<br />

122


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Kurzfristig wirksame Medikamente sollten möglichst vorsichtig eingesetzt<br />

werden, da sie nur eine vorübergehende Linderung der Symptomatik bewirken<br />

können und im Fall der Benzodiazepine ein hohes Abhängigkeitspotential<br />

haben. Der Einsatz von Antidepressiva hilft langfristig, <strong>Angst</strong>symptome zu<br />

reduzieren und versetzt viele <strong>Patienten</strong> erst in die Lage, selbst wirksam gegen<br />

Ängste vor zu gehen. Alle Antidepressiva haben eine lange Wirklatenz, d.h. der<br />

anxiolytische Effekt setzt häufig erst nach drei bis sechs Wochen ein. Da die<br />

Nebenwirkungen meist ab dem ersten Einnahmezeitpunkt auftreten, sollten<br />

<strong>Patienten</strong> darüber informiert werden. Gerade <strong>bei</strong> komorbid auftretender<br />

<strong>Angst</strong>symptomatik im Rahmen einer depressiven Grunderkrankung sollte ein<br />

Antidepressivum mit guter Wirksamkeit gegen Ängste eingesetzt werden.<br />

Tabelle 12 gibt einen Überblick über die aktuellen medikamentösen<br />

Therapieempfehlungen der World Federation of Societies of Biological<br />

Psychiatry (Bandelow et al., 2005).<br />

Tabelle 12. Leitlinien der medikamentösen Behandlung <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />

(nach Bandelow et al., 2005)<br />

Medikamentöse Option<br />

Störung 1. Wahl 2. Wahl<br />

Panikstörung<br />

Generalisierte<br />

<strong>Angst</strong>störung<br />

Soziale Phobie<br />

SSRI<br />

Venlafaxin<br />

Venlafaxin<br />

SSRI<br />

SSRI<br />

Venlafaxin<br />

Trizyklika<br />

Buspiron<br />

Imipramin<br />

Moclobemid<br />

123


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.4 Kognitive Strategien<br />

Gedanken nehmen eine Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der Entstehung von <strong>Angst</strong> ein. Ziel<br />

des kognitiven Therapiebausteins ist es, den <strong>Patienten</strong> zu vermitteln, dass sie<br />

für ihr emotionales Erleben und das daraus resultierende Verhalten selbst<br />

verantwortlich sind und lernen können, dies aktiv durch kognitive Strategien zu<br />

steuern. Dazu wird eine Einführung in die Methode der kognitiven<br />

Umstrukturierung gegeben.<br />

5.4.1 Die fünf Phasen der kognitiven Umstrukturierung<br />

Die Methode der kognitiven Umstrukturierung kann in fünf Phasen unterteilt<br />

werden (Stavemann, 2003; Wilken, 1998):<br />

1. Die Vermittlung eines kognitiven Modells zur Entstehung von Emotionen<br />

2. Die Identifikation von dysfunktionalen Denkmustern<br />

3. Die Disputation der dysfunktionalen Denkmuster<br />

4. Der Aufbau neuer, funktionaler Denkmuster<br />

5. Das Einüben der neuen Konzepte<br />

Für das Psychoedukationsprogramm wurden verschiedene Elemente der<br />

kognitiven Umstrukturierung ausgewählt, die in der Einzeltherapie vertieft und<br />

eingeübt werden können.<br />

5.4.2 Vermittlung eines kognitiven Modells zur <strong>Angst</strong>entstehung<br />

Im Rahmen der Vermittlung eines kognitiven Modells zur Entstehung von<br />

Emotionen, speziell von Ängsten, wird im Therapiebaustein Wissensvermittlung<br />

(Sitzung 1) erläutert, was <strong>Angst</strong> ist. Mit Hilfe des <strong>Angst</strong>kreislaufes wird<br />

verdeutlicht, wie <strong>Angst</strong> entsteht und welche Rolle Gedanken da<strong>bei</strong> spielen.<br />

Darauf aufbauend werden (in Sitzung 4 und 5) die folgenden kognitiven<br />

Strategien zur <strong>Angst</strong>bewältigung vermittelt.<br />

5.4.3 Einführung in das ABC-Modell<br />

Mit Hilfe des ABC-Modells nach Ellis (1977) soll den <strong>Patienten</strong> vermittelt<br />

werden, dass Gefühle durch die Bewertung einer Situation entstehen. „Nicht die<br />

124


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellung von den<br />

Dingen“ (Epiktet in Stavemann, 2003). So kann ein und dieselbe Situation (z.B.<br />

das Wahrnehmen von starkem Herzklopfen) ganz unterschiedliche Gefühle und<br />

Verhaltensweisen hervorrufen (z.B. starke <strong>Angst</strong> und Schonung oder Aktiv<br />

werden), je nach dem wie die Situation interpretiert wird (Folie 11, 12, Anhang<br />

B).<br />

5.4.4 Kennzeichen angemessenen Denkens<br />

Bevor auf die Korrektur des Denkens eingegangen werden kann, muss der<br />

Patient lernen, zwischen angemessenen und unangemessenen Denkweisen zu<br />

unterscheiden. Angemessenes, gesundes Denken erfüllt nach Stavemann<br />

(2003) die folgenden Kriterien: Es ist realitätsorientiert, d.h. es beruht auf<br />

Tatsachen und nicht auf spekulativen Annahmen. Und es ist zielorientiert, d.h.<br />

es ist auf die Erreichung persönlicher Ziele ausgerichtet und bereitet nicht<br />

unnötige emotionale Belastung. Mit folgenden Fragen soll der Patient sein<br />

Denken hinterfragen lernen:<br />

• „Beruht mein Gedanke auf Tatsachen oder ist er Spekulation?“<br />

• „Dient der Gedanke meinen Zielen, also nützt er mir oder schwächt er<br />

mich?“<br />

5.4.5 Schritte zur Veränderung des Denkens<br />

• Selbstbeobachtung<br />

Der erste Schritt zur Verhaltensänderung ist die Selbstbeobachtung. Mit Hilfe<br />

eines Beobachtungsbogens (Ar<strong>bei</strong>tsblatt 11, Anhang C) wird der Patient<br />

angeleitet, seinen automatischen, angstauslösenden und aufrechterhaltenden<br />

Gedanken auf die Schliche zu kommen. Im Rahmen der Hausaufgabe soll er<br />

eine möglichst aktuelle und konkrete Situation auswählen, die von<br />

<strong>Angst</strong>gefühlen begleitet ist und die dazugehörigen Gedanken protokollieren.<br />

• Gedanken überprüfen<br />

Im zweiten Schritt werden diese Gedanken auf ihre Realitäts- und<br />

Zielorientierung hin überprüft.<br />

125


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Methode des Gedanken-Stopp<br />

Gedanken lassen sich nicht verbieten. Unerwünschte Denkmuster können<br />

jedoch unterbrochen werden und konstruktive Alternativgedanken<br />

entgegengesetzt werden. Zur Unterbrechung dysfunktionaler Gedanken eignet<br />

sich die Methode des Gedanken-Stopps, die anschaulich <strong>bei</strong> Fliegel et al.<br />

(1998) dargestellt wird.<br />

126<br />

„Der Klient wird gebeten, die Augen zu schließen und sich auf seine<br />

störenden (...) Gedanken zu konzentrieren. Sobald die Gedanken<br />

präsent sind, soll er ein Zeichen geben (Heben eines Fingers) (...).<br />

(...) ist das Signal gegeben, ruft der Therapeut laut und scharf<br />

„Stopp!“ und schlägt da<strong>bei</strong> kräftig mit der flachen Hand auf den Tisch<br />

(oder klatscht in die Hände). Der Klient wird erschreckt<br />

zusammenzucken, die Augen öffnen und auf eine entsprechende<br />

Frage zugeben müssen, dass sein Gedankengang gestoppt wurde.<br />

Der Therapeut erklärt ihm nun, dass er auf ähnliche Weise seine<br />

Gedanken selbst unterbrechen kann, in dem er nämlich zu sich selbst<br />

„Stopp!“ sagt und einen kräftigen Ruck gibt (...)“ (z.B. durch das<br />

ruckartige, kräftige Anspannen der Faust)“ (S. 77).<br />

• Sich positiv programmieren<br />

Nach Unterbrechung des negativen Gedankens lernt der Patient angemessene<br />

und hilfreiche Gedanken entgegenzusetzen. Dazu werden <strong>bei</strong> der Besprechung<br />

des Beobachtungsbogens (Ar<strong>bei</strong>tsblatt 11, Anhang C) zusammen mit den<br />

<strong>Patienten</strong> gedankliche Alternativen zu den <strong>Angst</strong>gedanken erar<strong>bei</strong>tet.<br />

• Einüben der angemessenen Gedanken<br />

Sowohl der Gedanken-Stopp als auch das „Einreden“ der Alternativgedanken<br />

benötigt Übung. Zu Beginn berichten <strong>Patienten</strong> häufig, an die neuen Gedanken<br />

nicht glauben zu können. Deshalb werden sie ermutigt, die dargestellten<br />

Methoden einzuüben, um zu erleben, wie sich der Widerspruch „zwischen Kopf<br />

und Bauch“ auflöst. Hilfreich sind hier z.B. Merksätze, die auf Kärtchen<br />

geschrieben oder auswendig gelernt werden können.


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.4.6 Typische dysfunktionale Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />

Um das Erkennen dysfunktionaler Gedanken zu fördern, werden typische<br />

negative Denkmuster, die man häufig <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>patienten findet und hilfreiche<br />

Alternativen mit Hilfe von graphischen Darstellungen besprochen. Dazu<br />

gehören das Schwarz-Weiß-Denken, das Unzulässige Generalisieren, das<br />

Gedankenvermeiden, das Voreilige Schlussfolgern, das Katastrophisieren und<br />

das sich Selbstabwertende Denken (Kaestele, 1993; Weems et. al., 2001;<br />

Stavemann, 2003).<br />

• Das Schwarz-Weiß-Denken<br />

Man urteilt nur positiv oder negativ und<br />

hat nicht gelernt, Zwischentöne zu<br />

beachten. Dazu gehören alle „immer -<br />

niemals - nie - jeder - alle - niemand -<br />

Sätze“.<br />

Beispiel: Ich werde es nie lernen. Ich bin absolut unfähig. Mir kann niemand<br />

helfen.<br />

Hilfreiche Strategien:<br />

Der Patient kann lernen sich Selbst und die Situation differenzierter zu<br />

betrachten. Differenziertes Denken drückt sich in relativen Begriffen aus wie<br />

manchmal, selten, vielleicht, oft, womöglich, etc.<br />

„Immer geht alles schief, ich bin<br />

absolut unfähig, niemand mag mich und<br />

alles ist sch … warz!“<br />

127


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Das Generalisieren<br />

Man schlussfolgert vom Einzelfall auf das<br />

Ganze oder überträgt eine vergangene<br />

Situation auf die Gegenwart. Da<strong>bei</strong> wird<br />

vergessen, dass die aktuelle Situation völlig<br />

andere Gegebenheiten hat.<br />

Beispiel: Ich hatte irgendwann mal <strong>Angst</strong> vor einem strengen Lehrer. Nun habe<br />

ich vor jeder Person <strong>Angst</strong>, die Autorität ausstrahlt.<br />

Beispiel: Ich habe einmal erlebt, dass es mir im Bus schwindlig wurde. Nun<br />

übertrage ich die Vorstellung, dass mir übel wird auf jede weitere Fahrt, was<br />

schließlich dazu führt, dass ich kein öffentliches Verkehrsmittel mehr benütze<br />

Hilfreiche Strategien:<br />

Der „General“-isierer<br />

Sich auf die gegebene Situation konzentrieren und diese realistisch bezüglich<br />

der eigenen Ängste überprüfen. Im „Hier und Jetzt“ leben und sich auf die<br />

Bewältigung der aktuellen Situation konzentrieren. Die Aufmerksamkeit weg<br />

von sich und den ängstigenden Gedanken auf die Umwelt lenken.<br />

128


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Das Gedanken-Vermeiden<br />

Man führt auftauchende „Negativgedanken“<br />

nicht konsequent zu Ende, sondern kehrt<br />

immer wieder gedanklich in den Teil der<br />

Situation zurück, in der die <strong>Angst</strong> zuerst<br />

wahrgenommen wurde. So überlegt man<br />

nicht, was man tun könnte, wenn die<br />

befürchtete Situation tatsächlich eintritt. Das<br />

Problem kann nicht bewältigt werden, da<br />

man sich darauf konzentriert, die<br />

<strong>Angst</strong>situation zu vermeiden oder die<br />

unangenehmen Gefühle zu unterdrücken.<br />

Beispiel: Ich habe <strong>Angst</strong>, mit dem Zug zu fahren, weil dieser im Tunnel stecken<br />

bleiben könnte. Ich denke ununterbrochen über diesen Aspekt nach, ohne zu<br />

überlegen, was ich tun könnte, falls dies tatsächlich eintritt. Wie könnte ich mir<br />

helfen? Ich könnte z.B. mit einem Fahrgast ein Gespräch beginnen,<br />

Atemübungen durchführen oder zur Ablenkung bis 100 zählen.<br />

Hilfreiche Strategien:<br />

Sorgenkonfrontation durchführen: Statt von einer Sorge zur nächsten zu<br />

springen, die bedrohlichen Gedanken konsequent zu Ende denken und <strong>Angst</strong><br />

und Erregung im ganzen Ausmaß zulassen. Überlegen: „Was würde im<br />

schlimmsten Fall passieren? Was könnte ich tun? Wo könnte ich mir Hilfe und<br />

Unterstützung holen. Wie würde das Leben weiter gehen?“<br />

„Besser den Kopf in den Sand<br />

stecken!“<br />

129


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Das sich vorschnell eine Meinung bilden<br />

Man beurteilt eine Situation indem man<br />

sich schnell eine Meinung bildet, ohne<br />

wichtige Fakten zu berücksichtigen. Die<br />

eigene Meinung wird „durchgeboxt“,<br />

andere Information wird ignoriert.<br />

Beispiel: Ich bin der Meinung, dass ich <strong>bei</strong> mir nicht vertrauten Personen<br />

stottere. Um mich nicht zu blamieren, vermeide ich deshalb jede Gesellschaft.<br />

Hilfreiche Tatsachen ignoriere ich aber da<strong>bei</strong>, z.B. dass meine <strong>Angst</strong> nicht<br />

überall und <strong>bei</strong> jedem Menschen auftritt, sondern mich bestimmten Faktoren<br />

verunsichern (z.B. <strong>Angst</strong> eher <strong>bei</strong> Jüngeren, <strong>bei</strong> Männern oder<br />

Autoritätspersonen etc.).<br />

Hilfreiche Strategien:<br />

„Scheuklappen auf und<br />

durch!“<br />

Berücksichtigen, dass jede Situation anders ist. Die Beurteilung einer Situation<br />

auf Fakten stützen und nicht auf Meinungen oder vage Interpretationen. Sich<br />

erst eine Meinung bilden, wenn man genug Fakten recherchiert hat.<br />

130


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Das katastrophisierende Denken<br />

Man stellt sich immer und sofort das<br />

Allerschlimmste vor, was passieren könnte. Die<br />

Situation oder Person wird als „nur furchtbar,<br />

unerträglich, entsetzlich, schrecklich, nicht<br />

auszuhalten, katastrophal“ empfunden.<br />

Dadurch entstehen Gefühle der Panik und<br />

Hilflosigkeit, die lähmen.<br />

Beispiel: Der Ehepartner verlässt das Haus, um auf die Ar<strong>bei</strong>t zu gehen. Sofort<br />

entstehen Gedanken, ob etwas passieren könnte bis hin zur Katastrophe.<br />

Hilfreiche Strategien:<br />

Berücksichtigen, dass sich Katastrophen höchst selten ereignen. Hinter<br />

Begriffen wie schrecklich, furchtbar, entsetzlich, nicht auszuhalten etc. steht fast<br />

immer eine unrealistische Übertreibung, die unbeeinflussbar erscheint.<br />

Die Situation prüfen, ob sie wirklich katastrophal und damit unbeeinflussbar<br />

oder ob sie lästig, aber veränderbar ist. „Was wäre wenn... Was könnte ich<br />

dann tun?“<br />

Statt hochemotionalem Vokabular (furchtbar, schrecklich, unerträglich) objektiv<br />

sachliche Sprache (unangenehm, äußerst lästig, unerwünscht) verwenden.<br />

Nach dem Motto leben:<br />

131<br />

„Wenn mir die Realität missfällt, prüfe ich, ob ich sie verändern kann.<br />

Meine Energie setze ich aber nur dort ein, wo ich die Macht habe, etwas<br />

zu verändern. Wo ich machtlos bin und nichts ändern kann, will ich diese<br />

Realität akzeptieren lernen.“


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Das sich selbst Abwerten<br />

Man macht sich selbst klein, dumm,<br />

minderwertig. Konsequenz ist, dass<br />

man fühlt sich in vielen Situationen<br />

ängstlich, angespannt und hilflos fühlt,<br />

auch wenn die eigenen Fähigkeiten<br />

und bisherigen Erfolge dagegen<br />

sprechen müssten.<br />

Beispiel: Ich versage in wichtigen Situationen. Ich bin zu alt, um mich zu<br />

verändern. Ich kann sowieso nichts erreichen. Im Vergleich mit anderen werde<br />

ich immer schlechter abschneiden. Ich mache alles verkehrt.<br />

Hilfreiche Strategien:<br />

Die meist unbewusst wirksamen Denkmuster bewusst machen durch<br />

Selbstbeobachtung, Überprüfung der Gedanken, Gedankenstopp und Ersetzen<br />

der Negativgedanken durch hilfreichere Alternativgedanken (z.B. Ich bin O.K.<br />

so wie ich bin. Ich lerne durch meine Fehler. Ich bin älter als andere, aber<br />

lernfähig. Ich versuche in kleinen Schritten mein Ziel zu erreichen. Ich freue<br />

mich über meine Fortschritte und vergleiche mich nicht mit anderen.<br />

5.5 Exposition<br />

Die Exposition ist ein Konfrontationsverfahren, das dem <strong>Patienten</strong> ermöglicht,<br />

den <strong>Angst</strong>kreislauf auf der Verhaltensebene zu durchbrechen.<br />

Unter Exposition wird „eine absichtlich arrangierte Situation, in der bestimmte<br />

vorher definierte, für den <strong>Patienten</strong> förderliche Lernprozesse ablaufen sollen“<br />

verstanden (Hoffmann & Hofmann, 2004, S. 2). Ziel der Exposition ist die<br />

<strong>Angst</strong>reduktion nicht nur durch den Mechanismus der Habituierung, sondern<br />

auch durch eine Differenzierung, Neuordnung und Reintegration der kognitiv-<br />

emotionalen Strukturen des <strong>Patienten</strong>. Der Patient spricht somit nicht nur über<br />

seine <strong>Angst</strong>, sondern er durchlebt sie und lernt, die <strong>Angst</strong>reaktion besser zu<br />

steuern.<br />

„Bin ich dumm, unfähig,<br />

ein Versager, ….!“<br />

132


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Im Rahmen der Psychoedukationsgruppe findet eine Einführung in die Methode<br />

statt, die in der Einzeltherapie vertieft werden kann. Folgende Aspekte werden<br />

da<strong>bei</strong> vermittelt:<br />

5.5.1 Vermeidungsverhalten verstehen lernen<br />

• Der Einfluss des Verhaltens auf Denken und Gefühle.<br />

Im ersten Schritt lernt der Patient den Zusammenhang zwischen Denken,<br />

Fühlen und Verhalten zu verstehen und damit auch die Funktion seines eigenen<br />

Vermeidungsverhaltens. Jedes Verhalten zieht Konsequenzen nach sich und<br />

beeinflusst das Denken und Fühlen. So kann zum Beispiel nach körperlicher<br />

Aktivität ein wohliges, entspannendes Gefühl erlebt werden, was wiederum zu<br />

mehr Bewegung motiviert. Bei <strong>Angst</strong> gibt es drei verschiedene typische<br />

Verhaltens- oder Reaktionsweisen: Flucht, Angriff oder Vermeidung. Wie man<br />

sich verhält, hängt von der Interpretation der Situation (Gefahr!) und der<br />

Einschätzung der eigenen Möglichkeiten (Kontrolle vs. Ohnmacht) ab. Will der<br />

Patient lernen, den <strong>Angst</strong>kreislauf auf der Verhaltensebene zu durchbrechen,<br />

muss er das für ihn typische Vermeidungsverhalten erkennen und dessen kurz-<br />

und langfristige Konsequenzen verstehen können.<br />

• Kennzeichen und Konsequenzen von Vermeidungsverhalten<br />

Zu Vermeidungsverhalten gehört alles, was getan oder gemieden wird, um<br />

kurzfristig die <strong>Angst</strong> zu reduzieren (z.B. das Meiden von bestimmten<br />

Situationen oder das Entwickeln von „Sicherheitssignalen“ wie z.B. das <strong>bei</strong> sich<br />

Tragen von Medikamenten. Langfristig halten diese Verhaltensweisen die <strong>Angst</strong><br />

aufrecht, da die Erfahrung nicht gemacht wird, dass das befürchtete Ereignis<br />

ausbleibt und man die Situation bewältigen kann auch ohne bestimmte<br />

Hilfsmittel. Abbildung 14 zeigt die Konsequenzen des Vermeidungsverhaltens,<br />

dargestellt als 4-Felder-Schema.<br />

133


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Positive<br />

Konsequenzen<br />

Negative<br />

Konsequenzen<br />

Negative<br />

Konsequenzen<br />

Abbildung 14. Konsequenzen von Vermeidungsverhalten als Vier-Felder-<br />

Schema<br />

5.5.2 Vermeidungsverhalten überwinden<br />

Exposition, also die Konfrontation mit genau jener Situation, die man lange<br />

gemieden hat, hat zum Ziel, mit der <strong>Angst</strong> umgehen zu lernen. Diese<br />

Reizkonfrontation kann massiert (z.B. Flooding, Implosion) oder graduiert<br />

(z.B. Systematische Desensibilisierung, Habituationstraining) dargeboten<br />

werden (Fliegel, 1998). Im Psychoedukationsprogramm wird die graduierte,<br />

schrittweise Konfrontation (in sensu und in vivo) mit folgendem Ablauf<br />

vermittelt.<br />

Kurzfristige<br />

a) Üben der Bewältigungsstrategien: Bevor die Exposition durchgeführt<br />

134<br />

wird, sollten die vermittelten Strategien auf der körperlichen und<br />

gedanklichen Ebene eingeübt worden sein (z.B. Atemtraining,<br />

Alternativgedanken).<br />

Konsequenzen<br />

Reduktion von<br />

<strong>Angst</strong> und Unruhe<br />

Gefühl der<br />

Erleichterung<br />

Erfahrung, dass das<br />

befürchtete Ereignis<br />

nicht eintritt, bleibt<br />

aus.<br />

Erfahrung, die<br />

Situation bewältigen<br />

zu können, bleibt<br />

aus.<br />

Langfristige<br />

Konsequenzen<br />

Erwartungsangst<br />

Hilflosigkeit<br />

Generalisierung<br />

auf andere<br />

Lebensbereiche<br />

Komorbiditäten


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

b) Erstellen einer <strong>Angst</strong>hierarchie: Situationen oder Aktivitäten, die bisher<br />

135<br />

aus <strong>Angst</strong> vermieden wurden, werden gesammelt, bezüglich ihrer <strong>Angst</strong><br />

bewertet und in eine Hierarchie gebracht (Ar<strong>bei</strong>tsblatt 13, Anhang C).<br />

c) Durchführung der Exposition: Eine Situation aus dem unteren Bereich<br />

der Hierarchie wird ausgewählt und die Expositionsübung durchgeführt.<br />

Während der Exposition hilft der Therapeut dem <strong>Patienten</strong> mit folgenden<br />

Schritten die <strong>Angst</strong>situation zu bewältigen (Hoffmann & Hofmann, 2004):<br />

• Identifikation der <strong>Angst</strong> und Realitätstestung<br />

„Wovor habe ich <strong>Angst</strong>? Was könnte passieren? Und stimmt meine<br />

<strong>Angst</strong>vorstellung mit der Wirklichkeit überein?“<br />

• Neubewertung der Situation<br />

„Meine körperlichen Zustände und Gefühle sind sehr unangenehm und schwer<br />

zu kontrollieren, aber ich sterbe nicht daran, werde nicht verrückt und verliere<br />

nicht die Kontrolle über mich.“<br />

• Mikroauslöser erkennen und entschärfen<br />

Die Verknüpfung von wahrgenommenen Reizen (z.B. Hund) und<br />

unangenehmen Gedanken (z.B. „er will mich <strong>bei</strong>ßen“) wird entlarvt. Zusätzlich<br />

können Handlungsexperimente und Selbstberuhigungsstrategien zur<br />

Umstrukturierung <strong>bei</strong>tragen.<br />

„Auf welches Signal habe ich meine Aufmerksamkeit gerichtet und es als<br />

bedrohlich bewertet? Was ist mir durch den Kopf gegangen, bevor die starke<br />

<strong>Angst</strong> entstanden ist?“<br />

• Fortschritte würdigen<br />

Auch minimale Fortschritte müssen gewürdigt werden gemessen am<br />

subjektiven Maßstab des <strong>Patienten</strong>.<br />

„Ich vergleiche mich nicht mit anderen, sondern freue mich über das, was ich<br />

heute (im Vergleich zu früher) geschafft habe.“


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.5.3 Die Expositionsregeln<br />

In der Exposition muss die bisher vermiedene Situation mehrmals<br />

durchschritten werden, so dass sich die Erfahrung, dass das befürchtete<br />

Ereignis ausbleibt, festigt. Schrittweise kann so die Kontrollüberzeugung<br />

wachsen im Sinne „Ich kann etwas gegen meine <strong>Angst</strong> tun.“.<br />

Der Prozess der <strong>Angst</strong>bewältigung verläuft treppenförmig. Auf der jeweiligen<br />

Stufe der Exposition erlebt der Patient wie sein <strong>Angst</strong>pegel steigt. An dieser<br />

Stelle muss solange verweilt (oder ein Schritt zurückgegangen) werden bis sich<br />

ein Gefühl der Sicherheit und Kontrolle einstellt. Erst dann kann eine neue Stufe<br />

angegangen werden. Denn „ein Mensch, der starke <strong>Angst</strong> erlebt, hat (...) die<br />

Kontrolle über sich verloren. Deshalb ist es wichtig, den <strong>Patienten</strong> vom ersten<br />

Moment an darin zu unterstützen, Kontrolle über seine <strong>Angst</strong> zurück zu<br />

gewinnen“ (Hoffmann & Hofmann, 2004, S. 41). Aus diesem Grund formulieren<br />

Hoffmann und Hofmann als wichtigste Regel der Exposition, dass der Patient<br />

nie etwas tun soll, was er nicht will. Die folgenden Expositionsregeln werden<br />

den <strong>Patienten</strong> ebenfalls in der Gruppe vermittelt:<br />

• Ziel der Konfrontation ist es, <strong>Angst</strong> zu bekommen und zu meistern.<br />

• Der Patient bestimmt in der Expositionssituation, was er tun will und was<br />

nicht!<br />

• Wird die <strong>Angst</strong> zu stark, sollte der Patient nicht aus der Situation gehen.<br />

136<br />

Wenn doch, sollte die Situation so schnell wie möglich wieder aufgesucht<br />

werden.<br />

• Konfrontationsübungen sind anstrengend, aber Erschöpfung ist nicht<br />

gleich <strong>Angst</strong>.<br />

• Ist eine Situation geschafft, sollte das Loben und Belohnen nicht<br />

vergessen werden nach dem Motto „Ich versuche so weit zu kommen,<br />

wie es geht und freue mich auch über minimale Schritte.“.


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.6 “Einzeltherapie“ in der Gruppe<br />

Im Psychoedukationsprogramm findet nicht ausschließlich<br />

Informationsvermittlung statt, sondern immer auch die persönlichen<br />

Auseinandersetzung mit einem schwierigen, emotional besetzten Thema. Im<br />

Mittelpunkt steht da<strong>bei</strong> die Bear<strong>bei</strong>tung des allgemeinen<br />

Krankheitsverständnisses in Bezug auf die individuelle Lebenssituation des<br />

<strong>Patienten</strong>. Hier wird die psychotherapeutische Seite von Psychoedukation<br />

deutlich (Bäuml & Pitschel-Walz, 2003). Wie Fiedler (1996) jedoch zu Recht<br />

kritisiert, können aufgrund der Rahmenbedingungen einer<br />

Psychoedukationsgruppe (hohe inhaltliche Strukturierung, limitierte<br />

Sitzungszahl) nur begrenzt individuelle Probleme eines Teilnehmers im<br />

Mittelpunkt der Gruppenar<strong>bei</strong>t stehen.<br />

Trotz allem soll durch das Programm als eine verhaltenstherapeutische<br />

Intervention die Selbstkontrolle und das Selbstmanagement der <strong>Patienten</strong><br />

gefördert und die psychoedukativen Inhalte so weit wie möglich individualisiert<br />

werden.<br />

Verschiedene Interventionen ermöglichen es dem <strong>Patienten</strong>, die vermittelten<br />

Inhalte auf seine individuelle Situation anzuwenden und persönlich von der<br />

Gruppe zu profitieren.<br />

• Kombination von Informations- und Übungsanteilen (z.B. Erstellen eines<br />

<strong>Angst</strong>kreislaufes)<br />

• Verwenden von <strong>Patienten</strong><strong>bei</strong>spielen (z.B. Sammeln von dysfunktionalen<br />

137<br />

Gedanken und Erar<strong>bei</strong>tung hilfreicher Alternativen, Erstellen einer<br />

<strong>Angst</strong>hierarchie)<br />

• Durchführung praktischer Übungen (z.B. Bauchatemübung)<br />

• Transfer und Generalisierung auf den Alltag (z.B. Hausaufgaben,<br />

Selbstbeobachtungsprotokoll führen)<br />

• Einzelgespräche/-therapie in der Klinik parallel zum Gruppenprogramm<br />

(z.B. Durchführung von therapeutengeleiteter Exposition)


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.7 Wissenstransfer und Hausaufgaben<br />

Verhaltenstherapie zielt auf Verhaltensänderung ab. Da<strong>bei</strong> geht es nicht nur um<br />

die Veränderung an sich, sondern um die Stabilisierung des Erreichten und den<br />

Transfer in den Alltag des <strong>Patienten</strong> (Kanfer et al., 2000).<br />

Übungs- und Hausaufgaben bilden einen wesentlichen Bestandteil der<br />

verhaltenstherapeutischen Gruppenar<strong>bei</strong>t. Sie dienen dem kontinuierlichen<br />

Transfer, indem sie Gruppensitzung und (Klinik-) Alltag miteinander verbinden.<br />

Zudem erhält jeder Patient während der Besprechung der Hausaufgaben oder<br />

der Übungen die Gelegenheit, über seine persönlichen Probleme und<br />

Veränderungswünsche zu sprechen.<br />

Bei der Stellung der Haus- oder Übungsaufgaben sollte auf folgende Punkte<br />

geachtet werden (Fiedler, 1996):<br />

• Hausaufgaben werden dem <strong>Patienten</strong> als die „beste“ Transfermöglichkeit<br />

138<br />

vorgestellt. <strong>Patienten</strong>, die Übungs- und Hausaufgaben machen,<br />

profitieren mehr vom Gruppenprogramm. Denn „die wesentlichen<br />

Änderungen geschehen nicht während der Therapiesitzungen, sondern<br />

sie erfolgen im Lebensalltag der <strong>Patienten</strong>!“ (Fiedler, 1996, S. 106).<br />

• Hausaufgaben werden mit Rücksicht auf das Befinden der <strong>Patienten</strong> in<br />

einer Akutklinik, aber auch um die Gruppenkohäsion nicht zu gefährden,<br />

nach dem Prinzip der Freiwilligkeit eingeführt.<br />

• Die <strong>Patienten</strong> sollten die Funktionalität und den Sinn der Übungen<br />

verstanden haben. Hausaufgaben dienen dazu, die vorgestellten<br />

Strategien selbständig zu erproben und die für sich als hilfreich<br />

empfundenen Techniken in den Alltag zu integrieren.<br />

• Der Patient soll Techniken der Selbstbeobachtung, des<br />

Selbstmanagements und der Selbstevaluation erwerben (z.B. allgemeine<br />

Strategien im Umgang mit Krisen).<br />

• Hausaufgaben sollen explizit, spezifisch und erreichbar formuliert sein.<br />

• <strong>Patienten</strong> sollen angeregt werden, sich wechselseitig zu unterstützen.


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Hausaufgaben sollen als ein permanentes Produkt anlegt sein, so dass<br />

139<br />

<strong>Patienten</strong> auch nach längerer Zeit oder in der Krise ein<br />

„Nachschlagewerk“ zur Hand haben (z.B. <strong>Patienten</strong>mappe, in der alle<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblätter und Abbildungen gesammelt werden)<br />

5.8 Rückfallprophylaxe<br />

5.8.1 Wissenschaftliche Daten zur Rückfallwahrscheinlichkeit<br />

Bevor die rückfallprophylaktischen Maßnahmen des Gruppenprogramms<br />

vorgestellt werden, soll deren Bedeutung durch einige empirische Daten<br />

unterstrichen werden:<br />

<strong>Angst</strong>erkrankungen nehmen häufig einen chronischen Verlauf, insbesondere<br />

dann, wenn weitere psychische Erkrankungen vorliegen. In einer aktuellen<br />

Studie untersuchten Bruce et al. (2005) den Outcome von <strong>Angst</strong>patienten über<br />

zwölf Jahre. <strong>Patienten</strong> mit Panikstörung ohne Agoraphobie hatten eine 82%ige<br />

Wahrscheinlichkeit für eine komplette Remission der Erkrankung. Diese Quote<br />

war <strong>bei</strong> den anderen <strong>Angst</strong>störungen deutlich niedriger (Generalisierte<br />

<strong>Angst</strong>störung: 58%, Agoraphobie mit Panikstörung: 48%, Soziale Phobie: 37%).<br />

Leider hatten <strong>Patienten</strong> mit Panikstörungen eine Wiedererkrankungs-<br />

wahrscheinlichkeit von etwa 57%, während diese Quote <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> mit<br />

Generalisierter <strong>Angst</strong>störung und Sozialer Phobie mit 45% bzw. 39% niedriger<br />

lag.<br />

<strong>Patienten</strong> mit einer Depression, die komorbid zu den <strong>Angst</strong>störungen vorlag,<br />

hatten eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine vollständige Remission der<br />

Depression (79%) aber auch für ein Wiederauftreten der Erkrankung (75%),<br />

allerdings lag die Remissionsrate in dieser Studie deutlich unter den Raten für<br />

Depressionen ohne komorbide <strong>Angst</strong>erkrankung in vergleichbaren Studien<br />

(>90%). Das Vorliegen einer Depression verringerte die Wahrscheinlichkeit für<br />

eine Remission der <strong>Angst</strong>störung und erhöhte die Rückfallwahrscheinlichkeit.<br />

Auch komorbide <strong>Angst</strong>störungen (z.B. Panikstörung und Generalisierte<br />

<strong>Angst</strong>störung) beeinflussten ihren Verlauf gegenseitig negativ. Komorbid<br />

vorhandene Alkohol- oder andere Substanzabhängigkeiten führten ebenso zu<br />

einer deutlichen Verschlechterung der Prognose.


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Diese Studie unterstreicht die Bedeutung der Behandlung von Ängsten auch im<br />

Rahmen anderer psychischer Erkrankungen und vice versa.<br />

In einer strukturierten Übersichtsar<strong>bei</strong>t konnten Durham et al. (2005) zeigen,<br />

dass <strong>Patienten</strong>, die mit kognitiver Verhaltenstherapie behandelt wurden, noch<br />

nach Jahren weniger starke <strong>Angst</strong>symptome hatten als andere <strong>Patienten</strong>. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, immer noch die Diagnosekriterien zu erfüllen, unterschied<br />

sich jedoch nicht.<br />

5.8.2 Der Notfallkoffer<br />

Fast alle psychischen Krankheiten können zu Rückfällen führen bedingt durch<br />

innere oder äußere Krisen, die zum Leben dazu gehören. Deshalb ist eine<br />

wesentliche Forderung von verhaltentherapeutischen Gruppenansätzen, dass<br />

<strong>Patienten</strong> „professionell und systematisch darin geschult werden, wie ein<br />

Selbstmanagement persönlicher Schwierigkeiten zu gestalten ist und wie<br />

dieses langfristig stabilisiert werden kann“ (Fiedler, 1996, S.3).<br />

Im Therapiebaustein Rückfallprophylaxe werden die <strong>Patienten</strong> mit Hilfe des<br />

„Notfallkoffers“, der in Abbildung 15 zu sehen ist, über mögliche Rückfallrisiken<br />

aufgeklärt. Zusätzlich werden Strategien zur Vermeidung eines Rückfalls<br />

eingeübt.<br />

Rückfälle können sich in erneut auftretenden <strong>Angst</strong>attacken oder starken<br />

negativen Gedankenmustern, die zu Handlungsunfähigkeit führen, zeigen.<br />

Ausgelöst werden diese z.B. durch kritische Lebensereignisse, chronische<br />

Überlastung, Konflikte oder neue Situationen, die bewältigt werden müssen. Ist<br />

die Verhaltensänderung, die in der Gruppe angestoßen wurde, nicht<br />

weitreichend genug, geraten <strong>Patienten</strong> erneut in einen Strudel negativer<br />

Gedanken und <strong>Angst</strong>. Häufig berichten <strong>Patienten</strong>, dass sie sich in solchen<br />

Situationen nicht mehr an die gelernten Methoden und Strategien erinnern, um<br />

aus dem <strong>Angst</strong>kreislauf aussteigen zu können (Schneider & Faber, 2002).<br />

140


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Abbildung 15. Der „Notfallkoffer“<br />

Deshalb ist es wichtig mit den <strong>Patienten</strong> zusammen einen Notfallplan zu<br />

erar<strong>bei</strong>ten, auf den in der Krise zurückgegriffen werden kann. Folgende Schritte<br />

werden da<strong>bei</strong> vermittelt:<br />

• Erkennen von Frühwarnsymptomen<br />

<strong>Patienten</strong> tragen ihre persönlichen <strong>Angst</strong>- und Überforderungssymptome, die<br />

sie sich mit Hilfe des individuellen <strong>Angst</strong>kreislaufes in der ersten<br />

Gruppensitzung erar<strong>bei</strong>tet haben, in den Notfallkoffer ein (z.B. körperliche<br />

Symptome, dysfunktionale Gedanken, Vermeidungsverhalten).<br />

• Hilfreiche körperliche Strategien oder Aktivitäten einsetzen<br />

In der <strong>Angst</strong> ist es wichtig aktiv zu werden. Die <strong>Patienten</strong> wählen sich von den<br />

in Sitzung 2 vorgestellten Strategien die für sie erfolgreichen Methoden aus<br />

(z.B. Atemtraining oder einen Ausdauersport betreiben).<br />

141


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

• Hilfreiche Gedanken vergegenwärtigen<br />

In ängstigenden Situationen benötigen <strong>Patienten</strong> Ideen für positive und<br />

ermutigende Selbstgespräche. Gemeinsam mit den <strong>Patienten</strong> werden hilfreiche<br />

Gedanken gesammelt (z.B. „an der <strong>Angst</strong> stirbt man nicht“ oder „ich versuche<br />

mein Ziel in kleinen Schritten zu erreichen“).<br />

• Sich Unterstützung suchen<br />

Schließlich ist es wichtig, in der Überforderungssituation Namen und<br />

Telefonnummern von Ansprechpartnern griffbereit zu haben.<br />

• Die Überforderung identifizieren<br />

Ist die erste Krise überstanden, sollten <strong>Patienten</strong> ermutigt werden, die Ursachen<br />

der Handlungsunfähigkeit zu erforschen. Danach können weitere Schritte<br />

unternommen werden (z.B. Belastung reduzieren, Konflikte klären), so dass die<br />

Krise zur Chance werden kann. Abschließend dazu ein Zitat von Fritz Riemann<br />

(1961, 1995), der die <strong>Angst</strong> in einen größeren Kontext stellt:<br />

142<br />

„<strong>Angst</strong> tritt immer dort auf, wo wir uns in einer Situation befinden, der wir<br />

nicht oder noch nicht gewachsen sind. Jede Entwicklung, jeder<br />

Reifungsschritt ist mit <strong>Angst</strong> verbunden, denn er führt uns in etwas Neues,<br />

bisher nicht Gekanntes oder Gekonntes, in innere oder äußere<br />

Situationen, die wir noch nicht und in denen wir uns noch nicht erlebt<br />

haben. (...) Sie kommt am ehesten ins Bewusstsein an besonders<br />

wichtigen Stellen unserer Entwicklung, da, wo alte, vertraute Bahnen<br />

verlassen werden müssen, wo neue Aufgaben zu bewältigen oder<br />

Wandlungen fällig sind. Entwicklung, Erwachsen-Werden und Reifen<br />

haben also offenbar viel zu tun mit <strong>Angst</strong>überwindung, und jedes Alter hat<br />

seine ihm entsprechenden Reifungsschritte mit den dazugehörenden<br />

Ängsten, die gemeistert werden müssen, wenn der Schritt gelingen soll“<br />

(S. 9).


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.9 Die Sitzungen des Gruppenprogramms<br />

Die Sitzungen des Psychoedukationsprogramms (Stundenablauf) finden sich im<br />

Anhang A. Sie dienen als Leitfaden, der die Gruppenleiter durch die Sitzung<br />

führen soll. Der besseren Übersicht wegen wurde eine tabellarische Form<br />

gewählt. In der linken Spalte finden sich didaktische Hinweise sowie die<br />

Angaben der verwendeten Folien und Ar<strong>bei</strong>tsblätter (siehe Anhang B, C). In der<br />

rechten Spalte wird durch das Thema der Sitzung geführt. Zu Beginn jeder<br />

Einheit werden für den Gruppenleiter - zur Vorbereitung auf die Sitzung - die<br />

entsprechenden Kapitel aus der theoretischen Einführung (Kapitel 5)<br />

angegeben. Im Stundenablauf wurde bewusst darauf geachtet, die Inhalte in<br />

einer einfachen, für den <strong>Patienten</strong> leicht verständlichen Sprache zu<br />

beschreiben. Tabelle 13 gibt einen Überblick über die acht Gruppensitzungen<br />

des Psychoedukationsprogramms mit seinen thematischen Schwerpunkten.<br />

Tabelle 13. Themenschwerpunkte des Gruppenprogramms<br />

Gruppensitzung Thema<br />

Sitzung 1 Organisatorisches<br />

Vorstellung der Teilnehmer<br />

Gruppenregeln<br />

Überblick über das Programm<br />

Einführung: Was ist <strong>Angst</strong>?<br />

• Der „<strong>Angst</strong>kreislauf“<br />

Sitzung 2 Einführung in die Kurzzeitentspannung<br />

Welche <strong>Angst</strong>störungen gibt es?<br />

• Diagnosen<br />

Wie entstehen <strong>Angst</strong>störungen?<br />

• Das „Drei-Faktoren-Modell“<br />

• <strong>Angst</strong> im Gehirn<br />

143


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

Gruppensitzung Thema<br />

Sitzung 3 Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der körperlichen Ebene<br />

• Information über körperliche Prozesse<br />

• Methoden zur Erregungskontrolle<br />

• Körperliche Fitness<br />

• Medikamentöse Therapie<br />

Sitzung 4 Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der gedanklichen<br />

Ebene (Teil 1)<br />

• Einführung in das ABC-Modell<br />

• Kennzeichen gesunden Denkens<br />

• Identifikation dysfunktionaler Denkmuster<br />

• Schritte zur Veränderung des Denkens<br />

Sitzung 5 Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der gedanklichen<br />

Ebene (Teil 2)<br />

• Negative Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />

• Hilfreiche gedankliche Alternativen<br />

Sitzung 6 Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene<br />

(Teil 1)<br />

• Vermeidungsverhalten erkennen und verstehen<br />

• Konsequenzen von Vermeidungsverhalten<br />

• Erstellen einer <strong>Angst</strong>hierarchie<br />

Sitzung 7 Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene<br />

(Teil 2)<br />

• Planen einer Exposition<br />

• Expositionsregeln<br />

Sitzung 8 Rückfallprophylaxe<br />

• Erstellen eines individuellen Notfallkoffers<br />

• <strong>Angst</strong>bewältigungsregeln<br />

Feedbackrunde und Gruppenabschluss<br />

144


Das Gruppenprogramm „<strong>PAsta“</strong> – Eine theoretische Einführung<br />

5.10 Zusammenfassung<br />

Das Gruppenprogramm <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> -<br />

<strong>PAsta“</strong> wurde für <strong>Patienten</strong> mit heterogenen <strong>Angst</strong>störungen bzw. Ängsten im<br />

Rahmen psychischer Erkrankungen konzipiert. Es versteht sich als<br />

Basistherapie, auf die in der klinischen Behandlung aufgebaut werden kann.<br />

Das Gruppenkonzept besteht aus einer theoretischen Einführung, die der<br />

Vorbereitung der Gruppensitzungen dient und aus acht Stundenabläufen, die<br />

als Leitfaden durch die jeweilige Sitzung führen. Zusätzlich hat der<br />

Gruppenleiter ein großes Angebot an Ar<strong>bei</strong>tsblättern und Folien zur<br />

Veranschaulichung der Thematik zur Verfügung. Im Rahmen der acht<br />

Sitzungen werden dem <strong>Patienten</strong> Informationen über <strong>Angst</strong>störungen und ihre<br />

Behandlung vermittelt. Er lernt auf körperlicher, kognitiver und behavioraler<br />

Ebene mit <strong>Angst</strong> umzugehen. Neben dem Einüben praktischer Strategien zum<br />

Umgang mit <strong>Angst</strong> im Rahmen von „Hausaufgaben“ werden dem <strong>Patienten</strong><br />

Möglichkeiten zur Rezidivprophylaxe aufgezeigt.<br />

145


Zielsetzung und Fragestellung der Studie<br />

6 Zielsetzung und Fragestellung der Studie<br />

Die im Folgenden beschriebene Evaluationsstudie versteht sich als eine<br />

Pilotstudie, welche nicht nur die Entwicklung, sondern auch die Beurteilung der<br />

Durchführung (formative Evaluation) und der Wirksamkeit (summative<br />

Evaluation) des <strong>stationären</strong> psychoedukativen Gruppenprogramms zur<br />

Behandlung von <strong>Angst</strong> (PAstA) zum Thema hat. Ziel ist es, das<br />

Gruppenprogramm in seiner Konzeption zu optimieren und auf seine<br />

Wirksamkeit als eine psychoedukative Intervention hin zu überprüfen. Folgende<br />

formative und summative Evaluationsfragestellungen werden unterschieden:<br />

6.1 Formative Fragestellungen<br />

Jede Gruppensitzung wurde von den Gruppenleitern mit Hilfe des<br />

standardisierten Gruppenmaterials durchgeführt. Die Vorbereitung auf die<br />

jeweilige Sitzung erfolgte mit Hilfe des Manuals „Theoretische Einführung in das<br />

Gruppenprogramm“ (siehe Kapitel 5). Während der Sitzung orientierten sich die<br />

Gruppenleiter an dem vorgegeben Stundenablauf mit den festgelegten<br />

theoretischen Schwerpunkten und praktischen Übungen (wie im Anhang<br />

dargestellt). Zusätzlich setzten sie das für die jeweilige Stunde vorbereitete<br />

Material (Folien, Ar<strong>bei</strong>tsblätter) ein. Nach Sitzungsende bear<strong>bei</strong>tete der<br />

Therapeut einen Fragebogen zur Beurteilung des Stundenablaufs. Die<br />

<strong>Patienten</strong> erhielten ebenfalls nach jeder Sitzung einen<br />

Stundenbeurteilungsbogen, um die Kompetenz des Gruppenleiters, die Inhalte<br />

der Sitzung und die eigene Befindlichkeit einzuschätzen.<br />

Die in diesem Rahmen erhobenen Daten sind Grundlage für die Erfassung<br />

struktureller und inhaltlicher Parameter des Psychoedukationsprogramms<br />

(Treatmentimplementation) und die Beurteilung der Umsetzung des<br />

Gruppenkonzeptes (Treatmentintegrität). Die formativen Erhebungen werden<br />

rein deskriptiv ausgewertet. Folgende Fragestellungen stehen im Mittelpunkt<br />

der formativen Evaluation:<br />

1. Wie bewerten die Gruppenleiter die Konzeption und die Durchführung<br />

des Gruppenprogramms?<br />

2. Wie bewerten <strong>Patienten</strong> die Inhalte und die Durchführung des<br />

Gruppenprogramms?<br />

146


Zielsetzung und Fragestellung der Studie<br />

6.2 Summative Fragestellungen: Wirksamkeitsanalysen<br />

Im Mittelpunkt der summativen Evaluation steht die Frage, inwiefern das<br />

Gruppenprogramm im Sinne einer psychoedukativen Maßnahme wirksam ist.<br />

Entsprechend wurden <strong>Patienten</strong>daten von Teilnehmern des<br />

Gruppenprogramms mit Daten einer Kontrollgruppe verglichen (Prä-Posttest-<br />

Design mit nicht-äquivalenter Kontrollgruppe). Die erhobenen Daten lassen sich<br />

den Bereichen Krankheitswissen, psychische Gesundheit und kognitive<br />

Variablen zuordnen. Folgende Fragestellungen sollen beantwortet werden:<br />

6.2.1 Krankheitswissen<br />

Psychoedukation hat zum Ziel, den <strong>Patienten</strong> zum Experten seiner Erkrankung<br />

auszubilden. Hauptanliegen dieser Studie ist es, auch in Anbetracht des kurzen<br />

Erhebungszeitraums von vier Wochen, das krankheitsbezogene Wissen der<br />

<strong>Patienten</strong> zu steigern. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die Teilnehmer der<br />

Psychoedukationsgruppe im Vergleich zu <strong>Patienten</strong> der Kontrollgruppe ein<br />

höheres Wissen über <strong>Angst</strong>erkrankungen und deren Behandlung erwerben<br />

konnten.<br />

6.2.2 Psychische Gesundheit<br />

<strong>Patienten</strong>, welche die Behandlung einer psychiatrischen Akutklinik in Anspruch<br />

nehmen, weisen zu Beginn der Therapie eine geringe psychische Gesundheit<br />

auf. Das Auftreten von Komorbidität ist <strong>bei</strong> dieser <strong>Patienten</strong>gruppe eher die<br />

Regel als die Aufnahme. Komorbidität bedeutet immer einen größeren<br />

Schweregrad der Erkrankung und benötigt ein differenziertes<br />

Behandlungsangebot.<br />

Psychoedukation gilt als psychotherapeutisches Basisprogramm, auf das im<br />

Rahmen der psychiatrischen Standardbehandlung aufgebaut werden kann. Der<br />

Krankheitsverlauf soll dadurch positiv beeinflusst und der Patient emotional<br />

entlastet werden. Hier stellen sich die Fragen:<br />

1. Beeinflusst Psychoedukation den Krankheitsverlauf positiv und führt sie<br />

zu einer Steigerung der psychischen Gesundheit?<br />

2. Profitieren <strong>Patienten</strong> mit komorbiden Störungen vom<br />

Behandlungsangebot?<br />

147


Zielsetzung und Fragestellung der Studie<br />

6.2.3 Kognitive Variablen<br />

Von Psychoedukation kann erst gesprochen werden, wenn neben Wissen auch<br />

individuelle Bewältigungsstrategien vermittelt und Selbsthilfekompetenzen<br />

gefördert werden. Die gelernten Strategien jedoch auch umzusetzen und so<br />

adäquates Gesundheitsverhalten zu zeigen bedarf einer hohen<br />

Selbstwirksamkeitserwartung. Eine weitere Fragestellung lautet deshalb, ob<br />

kognitive Variablen (z.B. Selbstwirksamkeit, Kohärenzgefühl,<br />

Lebenszufriedenheit), die von Bedeutung für das Gesundheitsverhalten der<br />

<strong>Patienten</strong> sind durch die psychoedukative Intervention beeinflusst werden.<br />

148


Methode<br />

7 Methode<br />

7.1 Rahmenbedingungen der Psychoedukations-Studie<br />

149<br />

Das Gruppenprogramm <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong><br />

- <strong>PAsta“</strong> wurde ursprünglich als Ergänzung zum verhaltenstherapeutisch<br />

ausgerichteten Therapieprogramm der Station P 21 der Psychiatrischen<br />

und Psychotherapeutischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg<br />

entwickelt. Die Station P21 ist eine offen geführte psychiatrische Station,<br />

die überwiegend <strong>Patienten</strong> aus dem Spektrum der depressiven und <strong>Angst</strong>-<br />

Störungen (F3 und F4 Diagnosen der ICD-10) behandelt. Neben der<br />

psychiatrischen Standardversorgung, einer bereits installierten<br />

psychoedukativen Depressionsgruppe und einem (stationsübergreifenden)<br />

sozialen Kompetenztraining bestand aufgrund des Diagnosenspektrums<br />

der Bedarf, eine psychoedukative Gruppe zum Umgang mit Ängsten<br />

einzuführen. Da gängige Manuale auf die Durchführung von Gruppen im<br />

ambulanten Bereich zugeschnitten waren, entwickelte die Autorin ein<br />

eigenes <strong>Angst</strong>programm, das bezüglich Inhalt und Umfang an die<br />

Bedürfnisse stationärer psychiatrischer Akutpatienten angepasst ist. Die<br />

Entwicklung des Psychoedukationsprogramms erstreckte sich über den<br />

Zeitraum von Herbst 2004 bis Sommer 2005. In dieser Zeit führte die<br />

Autorin das Gruppenprogramm selbst durch und verbesserte die<br />

Stundenabläufe, Ar<strong>bei</strong>tsblätter und Folien kontinuierlich weiter. Nach<br />

Fertigstellung des Manuals (Theoretische Einführung, Stundenabläufe,<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmaterial) und einem Probedurchlauf des kompletten Programms im<br />

Herbst 2005 wurde ab Januar 2006 die Evaluationsphase gestartet und<br />

die Gruppenleitung von zwei Diplom-Psychologinnen übernommen.<br />

Die vorliegende Untersuchung versteht sich als Pilotstudie und wurde als<br />

monozentrische, randomisierte, offene Studie im Parallelgruppenvergleich<br />

konzipiert. Eingeschlossen in die Untersuchung wurden <strong>Patienten</strong> der<br />

Stationen P21 und P31 (Privatstation) der Psychiatrischen und<br />

Psychotherapeutischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg, die<br />

<strong>bei</strong>de offen geführt werden. In psychiatrischen Stationen mit breitem


Methode<br />

150<br />

Diagnosenspektrum ist es in der Regel schwer, indikationsspezifische<br />

Gruppen durchzuführen (Linden, 2006). Um adäquate Gruppengrößen zu<br />

erhalten, wurden in die Studie Männer und Frauen, die unter syndromaler<br />

<strong>Angst</strong> im Rahmen psychischer Erkrankungen leiden, aufgenommen. Die<br />

Erstdiagnosen der Stichproben stammen deshalb nicht nur aus dem<br />

Bereich der klassischen <strong>Angst</strong>störungen, sondern aus den<br />

Diagnosegruppen F3 (Affektive Störungen), F4 (Neurotische, Belastungs-<br />

und Somatoforme Störungen) und F6 (Persönlichkeitsstörungen) nach<br />

ICD-10 (1994). Zu den Ausschlusskriterien gehörten das Vorliegen einer<br />

akuten Psychose, akute Suizidalität, Intelligenzminderung und mangelnde<br />

Deutschkenntnisse. Alle <strong>Patienten</strong> wurden über Zweck, Ablauf und<br />

Bedeutung der Untersuchung mündlich aufgeklärt. Ziel der Studie sei es,<br />

das gegenwärtige Behandlungsangebot der Station auf seine Wirksamkeit<br />

hin zu überprüfen.<br />

Im Zeitraum der Datenerhebung von Januar 2006 bis Januar 2007 wurden<br />

zur Erhöhung der internen Validität die üblichen gruppentherapeutischen<br />

Angebote (z.B. psychoedukative Depressionsgruppe, Gruppentraining<br />

sozialer Kompetenzen) ausgesetzt. Auf diese Weise konnten <strong>Patienten</strong>,<br />

die eine psychiatrische Standardtherapie (medikamentöse Behandlung,<br />

supportive Einzelgespräche, Ergotherapie, Bewegungstherapie,<br />

Entspannungsgruppe) erhielten mit <strong>Patienten</strong>, die mit psychiatrischer<br />

Standardtherapie und dem psychoedukativen Gruppenprogramm<br />

behandelt wurden, verglichen werden. Das psychoedukative<br />

Gruppenprogramm wurde im vierwöchentlichen Zyklus mit zwei<br />

Gruppensitzungen pro Woche á 50 Minuten von Diplom-Psychologen (in<br />

verhaltenstherapeutischer Ausbildung) durchgeführt. Insgesamt wurden<br />

acht Gruppendurchläufe mit durchschnittlich acht Teilnehmern<br />

durchlaufen.<br />

Abbildung 16 zeigt die Zuordnung der <strong>Patienten</strong> in Kontroll- und<br />

Interventionsgruppe randomisiert durch den Aufnahmezeitpunkt auf die<br />

Station. Alle <strong>Patienten</strong>, die innerhalb von zwei Wochen aufgenommen<br />

wurden, sollten eine Gruppe bilden. Die Datenerhebung sollte im<br />

Fragebogenverfahren im vierwöchentlichen Abstand erfolgen. Bei


Methode<br />

151<br />

vorzeitigem Ausscheiden eines Probanden sollte die Messung außerhalb<br />

des Zeitrasters durchgeführt werden. Die vollständige Randomisierung<br />

ließ sich jedoch, wie die Praxis zeigen sollte, nicht aufrechterhalten.<br />

Aufgrund verzögerter Entlassungen und Aufnahmen wurde nach drei<br />

Gruppendurchläufen die Zuordnung zur Kontrollgruppe gestoppt und erst<br />

nach Beendigung der Gruppendurchläufe wieder aufgenommen. Trotzdem<br />

erreicht das Studiendesign auf der Maryland Skala von Sherman und<br />

Mitar<strong>bei</strong>tern (2002) Stufe drei (Kontrollgruppendesign mit vergleichbarer<br />

Interventions- und Kontrollgruppe, Prä-Post-Vergleich sowie<br />

Gruppenvergleich bzgl. spezifischer Variablen). Die <strong>Patienten</strong><br />

bear<strong>bei</strong>teten zu zwei Messzeitpunkten die Fragebögen. Die<br />

Interventionsgruppe erhielt <strong>bei</strong> Aufnahme auf die Station (t 1) und nach<br />

der letzten Gruppensitzung bzw. <strong>bei</strong> Entlassung (t 2) die Fragebögen, die<br />

Kontrollgruppe <strong>bei</strong> Aufnahme (t 1) und nach vier Wochen psychiatrischer<br />

Standardbehandlung (t 2). In die Auswertung eingeschlossen wurden alle<br />

<strong>Patienten</strong>, die mindestens sechs der acht Gruppensitzungen absolviert<br />

hatten (Interventionsgruppe) oder nach vier Wochen zum zweiten<br />

Messzeitpunkt den Fragebogen ausgefüllt hatten (Kontrollgruppe).<br />

Woche<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />

Zuordnung der <strong>Patienten</strong> durch den Aufnahmezeitpunkt in die<br />

Interventions- und Kontrollgruppen (I=Intervention; K=Kontrolle)<br />

I K I K I K I K<br />

4-wöchiger Zyklus der Interventionsgruppe (Psychoedukation)<br />

Intervention 1 Intervention 2 Intervention 3 ... 4<br />

4-wöchiger Messzeitraum der Kontrollgruppen (KG)<br />

KG 1 KG 2 KG 3<br />

Abbildung 16. Randomisierungsregime der Studie


Methode<br />

7.2 Die Erhebungsinstrumente<br />

152<br />

In der vorliegenden Untersuchung wurden Messinstrumente als<br />

Selbsteinschätzungsverfahren verwendet. Alle in Tabelle 14 aufgeführten<br />

Erhebungsinstrumente finden sich in Anhang D. Darüber hinaus wurden<br />

<strong>bei</strong> allen <strong>Patienten</strong> soziodemographische Daten (z.B. Alter, Geschlecht,<br />

Familienstand, Beruf, Psychotherapieerfahrung) und durch den<br />

behandelnden Arzt die Diagnose erhoben.<br />

Tabelle 14. Das verwendete Instrumentarium<br />

Formative Evaluation des Gruppenprogramms<br />

• Stundenbeurteilung der <strong>Patienten</strong><br />

• Stundenbeurteilung der Therapeuten<br />

Summative Evaluation des Gruppenprogramms<br />

1. Die Erfassung des Wissenszuwachses<br />

• Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> (Version A und B)<br />

2. Die Erfassung der psychischen Gesundheit<br />

• Beck <strong>Angst</strong>-Inventar (BAI)<br />

• Beck-Depressions-Inventar (BDI)<br />

• Brief Symptom Inventary (BSI)<br />

3. Die Erfassung der kognitiven Variablen (Selbstwirksamkeit,<br />

Kohärenzgefühl, Lebenszufriedenheit)<br />

• Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung (FKK)<br />

• Sense of Coherence Scale (SOC-9L)<br />

• Satisfaction With Life Scale (SWLS)<br />

Therapeuten-Angaben<br />

• Diagnosen nach ICD-10


Methode<br />

7.2.1 Formative Evaluation<br />

153<br />

Mit dem Ziel der Verbesserung inhaltlicher und methodisch-didaktischer<br />

Elemente der Gruppensitzungen wurden Rückmeldungen der<br />

Gruppenleiter und der Teilnehmer strukturiert erfasst.<br />

7.2.1.1 Stundenbeurteilung für Therapeuten<br />

Zur Verbesserung der Gruppenstunden wurde von den Gruppenleitern<br />

nach jeder Sitzung mit Hilfe eines Stundenbeurteilungsbogens Feedback<br />

eingeholt. Dieser Fragebogen wurde von der Autorin entwickelt und<br />

besteht aus insgesamt 14 Items. Er beurteilt die Qualität der theoretischen<br />

Einführung, der praktischen Übungen, die Ausgewogenheit zwischen<br />

Informationsvermittlung und interaktiven Elementen, die Verständlichkeit<br />

des Ar<strong>bei</strong>tsmaterials sowie die logische Struktur des Sitzungsablaufs.<br />

Zusätzlich wird noch Raum für Verbesserungsvorschläge gegeben.<br />

7.2.1.2 Stundenbeurteilung für <strong>Patienten</strong><br />

In Anlehnung an Schaub et al. (2004) wurden den <strong>Patienten</strong> zur<br />

Beurteilung der einzelnen Gruppenstunden fünf Fragen als Analogskalen<br />

vorgelegt. Nach Sitzungsende wurden sie gebeten, die jeweilige<br />

Gruppenstunde hinsichtlich Zufriedenheit, Verständlichkeit, Nützlichkeit,<br />

eigener Mitar<strong>bei</strong>t und der Gruppenatmosphäre mit Hilfe der folgenden<br />

Items einzuschätzen:<br />

1. Ich war heute mit dem Verhalten des Therapeuten ... sehr<br />

unzufrieden – sehr zufrieden.<br />

2. Ich fand die Erklärungen des Therapeuten heute ... schwer<br />

verständlich – gut verständlich.<br />

3. Nach der heutigen Gruppensitzung habe ich den Eindruck, dass mir<br />

das Gruppenprogramm weiterhilft. Stimmt gar nicht – stimmt genau.<br />

4. Ich hatte heute Schwierigkeiten richtig mitzumachen. Große<br />

Schwierigkeiten – keine Schwierigkeiten.<br />

5. Ich habe mich in der Sitzung heute wohl gefühlt. Stimmt gar nicht –<br />

stimmt genau.


Methode<br />

154<br />

Die Auswertung der jeweils 100 mm langen Analogskalen erfolgte durch<br />

Abmessen und Umwandlung der Millimeterangabe in Wertepunkte. Für<br />

alle Probanden wurden anschließend über die verschiedenen Sitzungen<br />

hinweg Mittelwerte der fünf Skalen gebildet. Ein Punktwert von kleiner 20<br />

wird als eine sehr geringe Ausprägung des erfragten Merkmals<br />

interpretiert. 20 bis 40 Punkte entsprechen einer geringen, 40 bis 60<br />

Punkte einer mittleren, 60 bis 80 einer hohen und 80 bis 100 Punkte einer<br />

sehr hohen Ausprägung.<br />

7.2.2 Summative Evaluation<br />

7.2.2.1 Der Wissensfragebogen<br />

Zur Erfassung des krankheitsbezogenen Wissens wurde von der Autorin<br />

ein Wissensfragebogen entworfen. Er besteht aus zwei Parallelformen<br />

(Wissensfragebogen <strong>Angst</strong>, Version A und Version B) und umfasst jeweils<br />

15 Fragen zu den Inhalten des Gruppenprogramms, welche von den<br />

<strong>Patienten</strong> mit „Stimmt“, „Stimmt nicht“ oder „Frage nicht verstanden“<br />

beantwortet werden können.<br />

Beispiele: „Stimmt es, dass sportliche Aktivitäten <strong>bei</strong> starker <strong>Angst</strong><br />

vermieden werden sollten?“ - „Stimmt es, dass Gedanken eine<br />

Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der Entstehung von <strong>Angst</strong> einnehmen?“<br />

Die Auswertung erfolgt durch Addition der korrekt angekreuzten<br />

Antworten, so dass ein maximaler Punktwert von 15 erreicht werden kann.<br />

Untersuchungen zur Reliabilität und Validität liegen nicht vor.<br />

7.2.2.2 Beck <strong>Angst</strong>-Inventar (BAI)<br />

Das Beck <strong>Angst</strong>-Inventar (BAI; Beck et al., 1988; dt. Fassung: Margraf &<br />

Ehlers, 2007) ist ein Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung der<br />

Schwere von klinischer <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> Erwachsenen und Jugendlichen. Das<br />

BAI setzt sich aus 21 Items zusammen, die auf einer vierstufigen Likert-<br />

Skala hinsichtlich der Schwere des Auftretens in den letzten sieben Tagen<br />

bewertet werden. Von den 21 Items messen 13 physiologische<br />

Symptome, fünf kognitive und drei sowohl kognitive als auch


Methode<br />

155<br />

physiologische Symptome. Folgende Items werden dem <strong>Patienten</strong> zur<br />

Selbstbeurteilung vorgelegt:<br />

• Taubheit und Kribbeln<br />

• Hitzegefühle<br />

• weiche Knie oder Beine<br />

• Unfähig mich zu entspannen<br />

• Befürchtung des Schlimmsten<br />

• schwindlig oder benommen<br />

• Herzrasen oder Herzklopfen<br />

• wackelig oder schwankend<br />

• Schrecken<br />

• nervös<br />

• Erstickungsgefühle<br />

• zitternde Hände<br />

• zittrig<br />

• <strong>Angst</strong>, Kontrolle zu verlieren<br />

• Atembeschwerden<br />

• furchtsam<br />

• Magen- und Darmbeschwerden<br />

• Schwächegefühl<br />

• glühendes Gesicht,<br />

• Schwitzen (nicht wegen Hitze)<br />

Die Auswertung erfolgt durch Addition der angekreuzten Aussagen. Ein<br />

Punktwert von 0 bis 7 wird als minimale <strong>Angst</strong>, 8 bis 15 als milde <strong>Angst</strong>,<br />

16 bis 25 als moderate <strong>Angst</strong> und 26 bis 63 als klinisch relevante <strong>Angst</strong><br />

interpretiert.<br />

Bei einem BAI-Summenscore von 8 als Grenzwert für die Unterscheidung<br />

zwischen positiven (BAI größer 7) und negativen Testwerten (BAI kleiner<br />

8) erhält man eine Sensitivität von .91 und eine Spezifität von .92 <strong>bei</strong> der<br />

Unterscheidung zwischen Personen mit und ohne <strong>Angst</strong>störung. Das BAI<br />

soll <strong>Angst</strong>symptome erfassen, die möglichst wenig mit Symptomen einer<br />

Depression gemeinsam haben. Eine Reihe von Studien konnte zeigen,


Methode<br />

156<br />

dass mit Hilfe des BDI und BAI eine Differenzierung zwischen<br />

<strong>Angst</strong>störungen und Depression besser gelingt als mit herkömmlichen<br />

Verfahren.<br />

7.2.2.3 Beck-Depressions-Inventar (BDI)<br />

Das Beck-Depressions-Inventar (BDI; Hautzinger, Bailer, Worall & Keller,<br />

1995) ist ein in vielfältigen klinischen Zusammenhängen erfolgreich<br />

eingesetztes Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung des<br />

Schweregrads einer depressiven Symptomatik <strong>bei</strong> Erwachsenen und<br />

Jugendlichen. Die von depressiven <strong>Patienten</strong> am häufigsten berichteten<br />

Symptome sind zu folgenden 21 Items zusammen gefasst:<br />

(A) traurige Stimmung, (B) Pessimismus, (C) Versagen, (D)<br />

Unzufriedenheit, (E) Schuldgefühle, (F) Strafbedürfnis, (G) Selbsthass, (H)<br />

Selbstanklagen, (I) Selbstmordimpuls, (J) Weinen, (K) Reizbarkeit, (L)<br />

Sozialer Rückzug und Isolierung, (M) Entschlussunfähigkeit, (N) Negatives<br />

Körperbild, (O) Ar<strong>bei</strong>tsunfähigkeit, (P) Schlafstörungen, (Q) Ermüdbarkeit,<br />

(R) Appetitverlust, (S) Gewichtsverlust, (T) Hypochondrie und (U)<br />

Libidoverlust.<br />

Der Proband beurteilt jedes Item auf einer vierstufigen Likert-Skala von<br />

„nicht vorhanden“, „leichte Ausprägung“, „mäßige Ausprägung“ über<br />

„starke Ausprägung“ bezüglich des Auftretens und der Intensität während<br />

der letzten Woche. Die Auswertung erfolgt durch Addition der<br />

angekreuzten Aussagen, so dass Summenwerte für das BDI zwischen 0<br />

und 63 möglich sind. Werte zwischen 0 und 11 gelten als unauffällig und<br />

befinden sich im normalen Bereich. Auf eine milde bis mäßige<br />

Ausprägung depressiver Symptomatik weisen Werte zwischen 11 und 17<br />

Punkten hin. Ein Punktwert von 18 und darüber spiegelt eine klinisch<br />

relevante Symptomatik.<br />

Das BDI weist gute Gütekriterien auf. Die interne Konsistenz liegt je nach<br />

Stichprobe zwischen .73 und .95. Die Retest-Reliabilität (Stabilität) ereicht<br />

nach einer Woche .75 und nach zwei Wochen .68. Auch die inhaltliche<br />

Validität ist gegeben. So werden im BDI fast alle in den psychiatrischen<br />

Diagnosesystemen als relevant betrachteten Beschwerden abgebildet. Die


Methode<br />

157<br />

Korrelationen mit anderen Selbstbeurteilungsskalen depressiver<br />

Symptomatik liegen <strong>bei</strong> r =.76. Deutsche Normtabellen liegen vor.<br />

Insgesamt gilt das BDI als „gut brauchbares Instrument zur Messung der<br />

Schwere depressiver Symptomatik und deren Veränderung durch<br />

Behandlungsmaßnahmen“ (Hautzinger et al., 1995, S.29).<br />

7.2.2.4 Brief Symptom Inventory (BSI)<br />

Das Brief Symptom Inventory (BSI; Franke, 2000), eine Kurzform der<br />

SCL-90-R von Derogatis (Franke, 1995) ist ein<br />

Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung der psychischen Belastung<br />

von Erwachsenen.<br />

53 Fragen werden auf einer fünfstufigen Likert-Skala bezogen auf die<br />

vergangenen sieben Tage bewertet. Das Ausmaß der individuellen<br />

Belastung wird von „überhaupt nicht“ über „ein wenig“, „ziemlich“, „stark“<br />

und „sehr stark“ eingeschätzt. Das BSI liefert Informationen über die<br />

psychische Belastung auf neun Skalen sowie drei Globale Kennwerte, die<br />

in Tabelle 15 dargestellt sind.<br />

Tabelle 15. Skalen des Brief Symptom Inventory (BSI)<br />

BSI-Skalen Iteminhalt<br />

1. Somatisierung Einfache körperliche Beschwerden bis hin zu<br />

funktionellen Störungen. (7 Items)<br />

2. Zwanghaftigkeit Symptome, die eng mit dem klinischen Syndrom der<br />

3. Unsicherheit im<br />

Sozialkontakt<br />

Zwanghaftigkeit zusammenhängen wie z.B.<br />

Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten,<br />

Kontrollzwang, Entscheidungsprobleme. (6 Items)<br />

Leichte soziale Unsicherheit bis hin zum Gefühl<br />

völliger persönlicher Unzulänglichkeit. (4 Items)<br />

4. Depressivität Symptome wie Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit,<br />

Suizidalität bis hin zur schweren klinisch manifesten<br />

Depression. (6 Items)<br />

5. Ängstlichkeit Manifeste <strong>Angst</strong> mit Nervosität, Spannung, Zittern,


Methode<br />

BSI-Skalen Iteminhalt<br />

6. Aggressivität/<br />

Feindseligkeit<br />

158<br />

Panikattacken, aber auch kognitive und somatische<br />

Korrelate der <strong>Angst</strong>. (6 Items)<br />

Reizbarkeit, Unausgeglichenheit bis hin zu starker<br />

Aggressivität. (5 Items)<br />

7. Phobische <strong>Angst</strong> Leichtes Gefühl von Bedrohung bis hin zur<br />

massiven phobischen <strong>Angst</strong>. (5 Items)<br />

8. Paranoides Denken Misstrauen und Minderwertigkeitsgefühle bis hin zu<br />

starkem paranoiden Denken. (5 Items)<br />

9. Psychotizismus Mildes Gefühl der Isolation und Entfremdung bis hin<br />

zur dramatischen Evidenz psychotischer Episoden.<br />

(5 Items)<br />

Zusatzfragen Appetit, Schlaf, Gedanken an Tod und Sterben,<br />

GSI - Global Severity<br />

Index<br />

PSDI - Positive Symptom<br />

Distress Index<br />

PST - Positive Symptom<br />

Total<br />

Schuldgefühle<br />

Intensität der empfundenen Belastung <strong>bei</strong> allen<br />

Items (Grundsätzliche psychische Belastung)<br />

Intensität der Belastung in Bezug auf die Items, <strong>bei</strong><br />

denen eine Belastung vorliegt<br />

Anzahl der Items, <strong>bei</strong> denen eine Belastung vorliegt<br />

Die Auswertung des BSI erfolgt durch Transformation der Rohwerte in T-<br />

Werte und ermöglicht die Einordnung des Einzelfalles oder der<br />

untersuchten Gruppe in Bezug auf Abweichungen vom Durchschnitt der<br />

Normstichprobe. T-Werte, die zwischen 40 und 60 liegen befinden sich im<br />

2/3-Wertebereich der Normgruppe und gelten als nicht auffällig. Die<br />

klinische Auffälligkeit nimmt mit Höhe des T-Wertes zu. Ein Proband gilt<br />

als psychisch belastet, wenn der T-Wert des GSI oder die T-Werte<br />

mindestens zweier Skalen größer als 63 sind.<br />

Die Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität ist nach<br />

den vorliegenden Befunden gewährleistet. Die interne Konsistenz liegt<br />

zwischen .63 und .85, die Stabilität zwischen .73 und .92. Die


Methode<br />

159<br />

kriterienbezogenen Validität konnte für einzelne Skalen nachgewiesen<br />

werden. Der BSI trennt zwischen Kontroll- und <strong>Patienten</strong>gruppen sowie<br />

innerhalb von <strong>Patienten</strong>gruppen anhand relevanter Kriterien. Da das BSI<br />

sowohl zeitliche Verläufe als auch Prä-Post-Messungen erfassen kann,<br />

eignet es sich besonders für die Evaluation psychotherapeutischer<br />

Interventionen (Franke, 2000).<br />

7.2.2.5 Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung (FKK)<br />

Der Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung (FKK;<br />

Krampen, 1991) basiert auf dem handlungstheoretischen Partialmodell der<br />

Persönlichkeit (HPP; Krampen, 1987, 1988), welches eine<br />

Weiterentwicklung der sozialen Lerntheorie von Rotter (1955) darstellt.<br />

Mit Hilfe von 32 Items werden vier Primärskalen erhoben, die folgende<br />

generalisierte Kompetenz- und Kontrollerwartungen darstellen:<br />

• Selbstkonzept eigener Fähigkeiten (FKK-SK): die generalisierte<br />

Erwartung, dass in bestimmten Lebenssituationen<br />

Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.<br />

• Internalität (FKK-I): die subjektive Wahrnehmung einer Person,<br />

Kontrolle über das eigene Leben oder bestimmte Ereignisse zu<br />

haben.<br />

• Sozial bedingte Externalität (FKK-P): die generalisierte Erwartung,<br />

dass wichtige Ereignisse im Leben vom Einfluss anderer Personen<br />

abhängen.<br />

• Fatalistische Externalität (FKK-C): die generalisierte Erwartung,<br />

dass Ereignisse vom Schicksal, Glück oder Zufall abhängen.<br />

Jede Skala beruht auf acht Items, die vom Probanden auf einer<br />

sechsstufigen, bipolar ausgerichteten Antwortskala („sehr falsch“ vs. „sehr<br />

richtig“) zu bear<strong>bei</strong>ten sind. Neben Profilauswertungen nach diesen vier<br />

Primärskalen können folgende Sekundär- und Tertiärskalen abgeleitet<br />

werden, die auswertungstechnisch direkt von den Primärskalen abhängen:<br />

• Generalisierte Selbstwirksamkeit (FKK-SKI): diese Sekundärskala<br />

setzt sich aus den 16 Items des FKK-SK und FKK-I zusammen.


Methode<br />

160<br />

• Generalisierte Externalität (FKK-PC): diese Sekundärskala besteht<br />

aus 16 Items des FKK-P und FKK-C.<br />

• Internalität versus Externalität (FKK-SKI-PC): die Tertiärskala wird<br />

durch den einfachen Differenzwert von FKK-SKI und FKK-PC<br />

gebildet.<br />

Die Auswertung erfolgt durch Aufsummierung der Testwerte getrennt für<br />

die vier Primärskalen. Nach Berechnung der Sekundär- und Tertiärskalen,<br />

werden die verschiedenen Rohwerte in T-Werte und Prozentrang-Werte<br />

transformiert und ein Skalenprofil erstellt. Bei der Interpretation der<br />

verschiedenen Skalen zeigt sich die auswertungstechnische Abhängigkeit<br />

der drei Skalenebenen. Skalen auf höheren Ebenen <strong>bei</strong>nhalten die<br />

Interpretation der zugrunde liegenden Skalen. Aus diesem Grund wird sich<br />

in der vorliegenden Untersuchung auf die Interpretation der Primär- und<br />

Sekundärskalen beschränkt. Generell weisen Studien des FKK darauf hin,<br />

dass Personen mit einem hohen Selbstkonzept eigener Fähigkeiten,<br />

hoher Internalität und geringer Externalität psychisch stabiler sind als<br />

Personen mit gegenteiligen Werten (Krampen, 1991). Tabelle 16 zeigt<br />

Interpretationshilfen in verkürzter Form.<br />

Tabelle 16. Bedeutung hoher und niedriger Werte der Skalen des FKK<br />

(nach Krampen, 1991)<br />

FKK-Primärskala Niedriger Wert Hoher Wert<br />

Selbstkonzept<br />

eigener<br />

Fähigkeiten<br />

(FKK-SK)<br />

Internalität<br />

(FKK-I)<br />

• Sieht wenig<br />

Handlungsmöglichkeiten<br />

in Problemsituationen<br />

• Ist selbstunsicher, passiv,<br />

ideenarm<br />

• Kennt wenig Handlungs-<br />

alternativen<br />

• Erreicht selten das<br />

Geplante<br />

• Vertritt eigene Interessen<br />

wenig erfolgreich<br />

• Sieht Erfolg als wenig<br />

• Sieht viele<br />

Handlungsmöglichkeiten<br />

in Problemsituationen<br />

• Ist selbstsicher, aktiv,<br />

ideenreich<br />

• Kennt viele<br />

Handlungsalternativen<br />

• Erreicht häufig das<br />

Geplante<br />

• Vertritt eigene<br />

Interessen erfolgreich<br />

• Sieht Erfolg als


Methode<br />

Soziale Externalität<br />

(FKK-P)<br />

Fatalistische<br />

Externalität<br />

(FKK-C)<br />

FKK-<br />

Sekundärskala<br />

Selbstwirksamkeit<br />

(FKK-SKI)<br />

abhängig von eigener<br />

Anstrengung<br />

• Sieht sich und das Leben<br />

als wenig abhängig von<br />

anderen Menschen<br />

• Ist durchsetzungsfähig<br />

• Relativ frei von Gefühlen<br />

der Ohnmacht und<br />

Hilflosigkeit<br />

• Ist nicht schicksalsgläubig<br />

• Sieht Möglichkeiten, sich<br />

vor Pech zu schützen<br />

• Ist rational<br />

Niedriger Wert<br />

• Geringes<br />

Selbstbewusstsein<br />

• Unsicher in<br />

Handlungsplanung und –<br />

realisation<br />

• Ratlos in neuen und<br />

mehrdeutigen Situationen<br />

Externalität • Geringes Gefühl der<br />

Abhängigkeit von äußeren<br />

Einflüssen<br />

• Geringer Fatalismus<br />

• Geringe Hilflosigkeit und<br />

Abhängigkeit von anderen<br />

• Wenig konform,<br />

unabhängig<br />

abhängig von eigener<br />

Anstrengung<br />

• Sieht sich und das<br />

Leben als stark<br />

abhängig von anderen<br />

Menschen<br />

• Ist wenig<br />

durchsetzungsfähig<br />

• Häufige Gefühle der<br />

Ohnmacht und<br />

Hilflosigkeit<br />

• Ist sehr<br />

schicksalsgläubig<br />

• Kann sich nicht vor<br />

Pech schützen<br />

• Ist wenig rational<br />

Hoher Wert<br />

• Hohes<br />

Selbstbewusstsein<br />

• Sicher in<br />

161<br />

Handlungsplanung und<br />

–realisation<br />

• Ideenreich in neuen und<br />

mehrdeutigen<br />

Situationen<br />

• Starkes Gefühl der<br />

Abhängigkeit von<br />

äußeren Einflüssen<br />

• Hoher Fatalismus<br />

• Hohe Hilflosigkeit und<br />

Abhängigkeit von<br />

anderen<br />

• eher konform, sozial<br />

abhängig


Methode<br />

162<br />

Befunde vieler Studien belegen die Reliabilität und Validität des FKK<br />

(Krampen, 1991). Abhängig von der Stichprobe erreichen die<br />

Primärskalen des FKK eine interne Konsistenz von .65 bis .82. Die<br />

Stabilität der Primärskalen gemessen über einen Zeitraum von zwei<br />

Wochen liegt zwischen .70 und .91, nach drei Monaten zwischen .72 und<br />

.84 und nach sechs Monaten zwischen .58 und .71. Die Primär- und<br />

Sekundärskalen liegen mit ihren Profilreliabilitäten über .50, der unteren<br />

Grenze für Profile und sind somit differenziert interpretierbar. Die<br />

inhaltliche und Konstruktvalidität gilt anhand einer Vielzahl von Studien als<br />

belegt. Normwerte für Erwachsene und Jugendliche liegen vor.<br />

7.2.2.6 Sense of Coherence Scale (SOC-9L)<br />

Die Sense of Coherence Scale (SOC) von Antonovsky (1987) basiert auf<br />

seinem Salutogenesemodell, in dessen Mittelpunkt das Konzept des<br />

Kohärenzgefühls steht. Dieses drückt aus, „in welchem Umfang man ein<br />

generalisiertes, überdauerndes und dynamisches Gefühl des Vertrauens<br />

besitzt, dass die eigene innere und äußere Umwelt vorhersagbar ist und<br />

dass mit großer Wahrscheinlichkeit die Dinge sich so entwickeln werden,<br />

wie man es vernünftigerweise erwarten kann“ (Antonovsky, 1979, S. 123).<br />

Als Operationalisierung des Kohärenzgefühls entwickelte er einen 29<br />

Items umfassenden Fragebogen. Neben der Langform (SOC-29) liegen<br />

zwei Kurzformen vor mit 13 (SOC-13) bzw. neun Items (SOC-9L). Jedes<br />

der Items soll einer der drei Subkategorien Verstehbarkeit,<br />

Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit zugeordnet werden können.<br />

Allerdings ließen sich die Subskalen bisher faktorenanalytisch nicht<br />

reproduzieren.<br />

In der vorliegenden Studie wurde die neun Items umfassende Leipziger<br />

Kurzform (SOC-9L) eingesetzt (Schuhmacher et al., 2000). Die Items<br />

werden anhand 7-stufiger Ratingskalen beurteilt, wo<strong>bei</strong> 1 für eine geringe<br />

und 7 für eine hohe Ausprägung des Kohärenzgefühls steht. Die<br />

Auswertung erfolgt durch Aufsummierung der Rohwerte, so dass<br />

Punktwerte zwischen 9 und 63 erreicht werden können. Nicht nur geringe,<br />

sondern auch extrem hohe Punktzahlen werden als kritisch bzw.


Methode<br />

163<br />

pathologisch eingestuft, da ein Mensch über zu wenig Realitätssinn<br />

verfügt, wenn er durchgängig alles für verstehbar und vorhersagbar hält.<br />

Die SOC wurde in zahlreichen Studien testtheoretisch überprüft, die<br />

befriedigend bis gute Konsistenzen ergaben. Die interne Konsistenz der<br />

SOC-9 liegt <strong>bei</strong> .85. Die Korrelation mit der Langform (SOC-29) von .94<br />

spricht für eine valide Kurzform der Skala. Faktorenanalytisch zeigte sich,<br />

dass alle neun Items auf einen Faktor laden, der 49,9% der<br />

Gesamtvarianz erklären kann. Hinsichtlich der externen Validität fanden<br />

sich positive Korrelationen mit Variablen der psychischen Gesundheit,<br />

insbesondere mit Aspekten des psychischen Wohlbefindens. Negative<br />

Zusammenhänge ergaben sich zwischen Werten der SOC und<br />

somatoformen Störungen.<br />

7.2.2.7 Satisfaction With Life Scale (SWLS)<br />

Die Satisfaction with Life Scale (SWLS) basiert auf der Theorie des<br />

Subjektiven Wohlbefindens von Diener, Emmons, Larsen und Griffin<br />

(1985) und ist ein eindimensionales Selbstbeurteilungsinstrument zur<br />

Erfassung der globalen Lebenszufriedenheit.<br />

Der Fragebogen besteht aus fünf Items, die auf einer 7-stufigen Rating-<br />

Skala dahingehend beurteilt werden, inwiefern sie zutreffen (1 entspricht<br />

geringer, 7 hoher Lebenszufriedenheit):<br />

• „Mein Leben entspricht meinen Idealvorstellungen.“<br />

• „Meine Lebensbedingungen sind hervorragend.“<br />

• „Ich bin mit meinem Leben absolut zufrieden.“<br />

• „Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich<br />

nichts anders machen.“<br />

• „Bisher habe ich alles bekommen, was für mein Leben wichtig<br />

ist.“<br />

Durch Addition der angekreuzten Werte erhält man einen Summenscore,<br />

der als Maß der Lebenszufriedenheit interpretiert wird (5 bis 9 Punkte<br />

extrem unzufrieden; 10 bis 14 Punkte unzufrieden; 15 bis 19 Punkte eher<br />

unzufrieden; 20 Punkte neutral; 21 bis 25 Punkte eher zufrieden; 26 bis 30<br />

Punkte zufrieden; 31 bis 35 Punkte extrem zufrieden).


Methode<br />

164<br />

Aufgrund seiner Kürze zeichnet sich das SWLS als ökonomisches<br />

Messinstrument mit zufrieden stellenden Gütekriterien aus. Die Stabilität<br />

über einen Zeitraum von zwei Wochen liegt <strong>bei</strong> .82 und über einen<br />

Abstand von vier Jahren <strong>bei</strong> .56. Diener et al. (1985) berichten hohe<br />

interne Konsistenzen. Außerdem weisen sie darauf hin, dass sich die<br />

Skala als hinreichend sensitiv für die Abbildung von Veränderungen der<br />

Lebenszufriedenheit im Zuge therapeutischer Interventionen erwiesen hat.<br />

Faktorenanalytisch konnte gezeigt werden, dass die SWLS ein<br />

eindimensionales Instrument ist, welches nur die Lebenszufriedenheit<br />

erfasst. 66% der Gesamtvarianz konnte durch den Generalfaktor erklärt<br />

werden. Hinsichtlich der konvergenten Validität korreliert die SWLS mit<br />

Maßen der Lebenszufriedenheit. Für ihre Eigenständigkeit sprechen<br />

Befunde zur diskriminanten Validität. Konstrukte wie emotionales<br />

Wohlbefinden, Optimismus oder Selbstwerterleben ließen sich klar<br />

abgrenzen (Diener et al., 1985).<br />

7.2.3 Angaben der Therapeuten<br />

Nach Aufnahme der <strong>Patienten</strong> in die Klinik wurde vom jeweils<br />

behandelnden Arzt die Diagnose nach ICD-10<br />

(Weltgesundheitsorganisation, 1993) angegeben.<br />

7.2.4 Studiendesign<br />

Tabelle 17 gibt einen Überblick des Studiendesigns.


Methode<br />

Tabelle 17. Studiendesign für Interventions- und Kontrollgruppe<br />

T1: Vor der 1.<br />

Gruppensitzung/<strong>bei</strong><br />

Aufnahme<br />

Soziodemographie X<br />

Einverständniserklärung X<br />

Anamnese, Diagnose (ICD-<br />

10)<br />

Psychische Gesundheit (BAI,<br />

BDI, BSI)<br />

Wissenserwerb<br />

(Wissensfragebogen A/B)<br />

X<br />

T2: Nach der letzten<br />

Gruppensitzung/nach<br />

vier Wochen<br />

X X<br />

X X<br />

Selbstwirksamkeit (FKK) X X<br />

Lebenszufriedenheit und<br />

Kohärenzgefühl (SWLS; SOC<br />

9-L)<br />

Beurteilung der Sitzungen<br />

(<strong>Patienten</strong>)*<br />

Beurteilung der Sitzungen<br />

(Therapeuten)*<br />

X X<br />

Fortlaufend, nach jeder Sitzung<br />

Fortlaufend, nach jeder Sitzung<br />

Anwesenheitsliste* Fortlaufend, nach jeder Sitzung<br />

* nur Interventions-Gruppe<br />

7.3 Die statistische Auswertung der Daten<br />

165<br />

Die statistische Auswertung orientiert sich an den in Teil I beschriebenen<br />

Fragestellungen. Die Analyse der Daten erfolgte mit Hilfe des<br />

Statistikprogramms SPPS für Windows 13.0 (Bühl & Zoefel, 2005). Der<br />

Überprüfung der oben beschriebenen Fragestellungen wird jeweils ein<br />

Signifikanzniveau von ! = .05 zugrunde gelegt.


Methode<br />

166<br />

Um einen Überblick über die Verteilung der Daten zu erhalten, werden für<br />

die intervallskalierten Variablen Mittelwerte und Standardabweichungen<br />

berechnet und die Normalverteilungsannahme mit dem „Kolmogorov-<br />

Smirnov“-Test überprüft. Für Fragestellungen an abhängigen und<br />

unabhängigen Gruppen wird <strong>bei</strong> normalverteilten Daten der t-Test für<br />

abhängige bzw. unabhängige Stichproben eingesetzt; <strong>bei</strong> nicht-normal<br />

verteilten Variablen der „Wilcoxon“-Test bzw. der „Mann-Whitney U“-Test.<br />

Dies ist im Ergebnisteil jeweils gekennzeichnet<br />

Neben den klassischen teststatistischen Auswertungen sollen, um dem<br />

Problem der statistischen Power <strong>bei</strong> kleinen Stichprobengrößen zu<br />

begegnen und um die praktische Relevanz der Ergebnisse einordnen zu<br />

können, Effektstärkenanalysen vorgenommen werden. Berechnet wird das<br />

standardisierte Differenzmaß d nach Cohen (Bortz & Döring, 2002; Cohen,<br />

1988) über die Formel<br />

d = (MTG – MKG) / SDpooled<br />

wo<strong>bei</strong> MTG der Mittelwert der Treatmentgruppe (hier:<br />

Psychoedukationsgruppe), MKG der Mittelwert der Kontrollgruppe und<br />

SDpooled deren gemeinsame korrigierte Standardabweichung darstellt. Die<br />

Korrektur der Standardabweichung empfiehlt sich <strong>bei</strong> Stichprobengrößen<br />

unter N = 30, da sich die Standardabweichung als Schätzwert für die<br />

Populationseffektstärke nicht erwartungsgetreu verhält, je kleiner die<br />

zugrunde liegenden Stichproben sind (Hedges, 1980). Die gepoolte<br />

Varianz wird über die Formel<br />

spooled =!(NTG – 1) SDTG 2 + (NKG – 1) SDKG 2 / (NTG – 1) + (NKG – 1)<br />

berechnet. Die Klassifikation der Effektgrößen erfolgt nach Cohen (1988),<br />

der .20 als kleinen, .50 als mittleren und .80 als großen Effekt interpretiert.<br />

Der Behandlungseffekt wird nach Lipsey & Wilson (2001) mit der Formel


Methode<br />

dBehandlungseffekt = [(MTG(Post) – MTG(Prä)) - (MKG(Post) – MKG(Prä))] / sgepoolt(Prä)<br />

berechnet.<br />

167<br />

Schließlich werden noch einfaktorielle Kovarianzanalysen durchgeführt,<br />

um Unterschiede in den Prätestwerten zwischen Psychoedukations- und<br />

Kontrollgruppe rechnerisch zu kontrollieren. Als Kovariaten werden die<br />

jeweiligen Vortestwerte (t1) eingesetzt.<br />

7.4 Beschreibung der Stichprobe<br />

An der Untersuchung beteiligten sich insgesamt 87 <strong>Patienten</strong>, die<br />

zwischen sieben und 172 Tage in der Klinik verbrachten (M = 45.21, SD =<br />

28.12, Md = 39). Mehr als zwei Drittel der <strong>Patienten</strong> wurden länger als vier<br />

Wochen in der Klinik behandelt. Das Gruppenprogramm nahmen in acht<br />

Gruppendurchläufen 62 Personen in Anspruch. Davon absolvierten 28<br />

<strong>Patienten</strong> mindestens sechs der acht Gruppensitzungen und wurden in die<br />

Treatment- bzw. Psychoedukationsgruppe (PG vollständig)<br />

eingeschlossen. 34 Personen brachen aufgrund von Verlegung oder<br />

Entlassung aus der Klinik früher das Gruppenprogramm ab (PG<br />

unvollständig). In der Kontrollgruppe füllten von 25 Personen 13 die<br />

Fragebögen zu <strong>bei</strong>den Messzeitpunkten aus (KG vollständig), 12<br />

<strong>Patienten</strong> verließen früher die Klinik (KG unvollständig).<br />

Um Unterschiede zwischen den <strong>Patienten</strong>, die sich über den gesamten<br />

Messzeitraum hinweg in der Klinik aufhielten und den <strong>Patienten</strong>, die früher<br />

entlassen oder verlegt wurden zu identifizieren, wurden die Gruppen mit<br />

Hilfe des t-Tests für unabhängige Stichproben überprüft. Zum ersten<br />

Messzeitpunkt fanden sich, wie in Tabelle 18 zu sehen ist, nur in der BSI-<br />

Skala Zwanghaftigkeit signifikante Unterschiede. Im Vergleich der<br />

vollständigen (M = 72.21; SD = 7.01) vs. unvollständigen<br />

Psychoedukationsgruppe (M = 68.38; SD = 10.59) zeigt sich die<br />

vollständige Psychoedukationsgruppe tendenziell zwanghafter (t(57) =<br />

1.64; p = .09). Die vollständige Kontrollgruppe (M = 71.31; SD = 7.61) im<br />

Vergleich zur unvollständigen Kontrollgruppe (M = 62.17; SD = 10.36) hat


Methode<br />

168<br />

signifikant höhere Werte in der Skala Zwanghaftigkeit (t(23) = 2.53; p<br />


Methode<br />

169<br />

Bei der Vergabe der Erstdiagnose überwiegen, wie in Abbildung 17<br />

dargestellt, die affektiven Störungen (F3). 20 <strong>Patienten</strong> oder 72% der<br />

Stichprobe erhielten aus diesem Bereich ihre Hauptdiagnose. Sechs<br />

Personen hatten eine Erstdiagnose aus dem Bereich der Neurotischen,<br />

Belastungs- und somatoformen Störungen (F4) und zwei Personen die<br />

Diagnose (emotional-instabile) Persönlichkeitsstörung (F6).<br />

Abbildung 17. Erstdiagnosen der Psychoedukationsgruppe (N = 28)<br />

Abbildung 18 zeigt die Anzahl der Diagnosen pro Person in der<br />

Psychoedukationsgruppe. Die Mehrzahl der <strong>Patienten</strong> leidet unter<br />

komorbiden Störungen. Bei 13 Personen (46,4%) wurden zwei Störungen<br />

und <strong>bei</strong> vier Personen (14,3%) drei Störungen diagnostiziert. Elf <strong>Patienten</strong><br />

(39,3%) erhielten eine einzige Diagnose.


Methode<br />

Abbildung 18. Diagnosenzahl pro Patient der Psychoedukationsgruppe (N<br />

= 28)<br />

170<br />

Die genaue Zusammensetzung der Einzel-, Doppel- und<br />

Dreifachdiagnosen findet sich in Tabelle 18.<br />

Tabelle 18. Medizinisch-therapeutische Angaben der Psychoedukations-<br />

gruppe (N = 28)<br />

Merkmal N %<br />

Aufenthaltsdauer<br />

Min/Max = 11-172<br />

M = 56.52<br />

SD = 30.33<br />

10-19 Tage<br />

20-29 Tage<br />

30-39 Tage<br />

40-49 Tage<br />

50-59 Tage<br />

60-69 Tage<br />

70-79 Tage<br />

> 80 Tage<br />

2<br />

0<br />

8<br />

3<br />

3<br />

5<br />

4<br />

3<br />

7.1<br />

0.0<br />

28.6<br />

10.7<br />

10.7<br />

17.8<br />

14.3<br />

10.7


Methode<br />

Merkmal N %<br />

Komorbidität (ICD-10-Kategorie) F3<br />

F3+ F1<br />

F3+F3<br />

F3+F4<br />

F3+F6<br />

F3+F4+F6<br />

F4<br />

F4+F4<br />

F6+F4+F4<br />

F4+F2+F3<br />

Häufigkeit vergebener Diagnosen (ICD-10 Kategorie)<br />

F1: Störung durch psychotrope Substanzen 2 3.8<br />

F2: schizophrene Störung 1 1.9<br />

F31: bipolar affektive Störung 2 3.8<br />

F32: depressive Episode 3 5.8<br />

10<br />

2<br />

1<br />

6<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

35.7<br />

7.1<br />

3.6<br />

21.4<br />

F33: rezidivierende depressive Störung 18 34.6<br />

F34: anhaltende affektive Störung 2 3.8<br />

F40: phobische Störung 8 15.4<br />

F41: sonstige <strong>Angst</strong>störungen 4 7.7<br />

F42: Zwangsstörung 1 1.9<br />

F43: Reaktion auf schwere Belastung und<br />

Anpassungsstörung<br />

3.6<br />

7.1<br />

7.1<br />

7.1<br />

3.6<br />

3.6<br />

2 3.8<br />

F44: dissoziative Störung 1 1.9<br />

F45: somatoforme Störung 3 5.8<br />

F60: Persönlichkeitsstörung 4 7.7<br />

Gesamt 51 100.0<br />

171


Methode<br />

7.4.2 Die Kontrollgruppe<br />

172<br />

Die Kontrollgruppe setzt sich aus 13 Personen, - nämlich elf Männern und<br />

zwei Frauen zwischen 23 und 69 Jahren (M = 52.08; SD = 13.75)<br />

zusammen.<br />

In fester Partnerschaft leben fünf <strong>Patienten</strong>, vier sind geschieden, drei<br />

ledig und eine Person verwitwet.<br />

Sechs <strong>Patienten</strong> geben an alleine zu leben. vier Personen wohnen mit<br />

dem Partner und drei mit Angehörigen zusammen.<br />

Etwa jeweils ein Drittel der Stichprobe hat das (Fach-)Abitur oder den<br />

Hauptschulabschluss (N = 4), drei Personen haben Mittlere Reife und ein<br />

Patient ist ohne Schulabschluss.<br />

Zum Erhebungszeitpunkt ist jeweils eine Person nicht berufstätig,<br />

berufstätig oder in Ausbildung. Drei <strong>Patienten</strong> sind altersberentet und zwei<br />

erwerbs- bzw. berufsunfähig.<br />

Fünf Personen der Kontrollgruppe besitzen keinerlei<br />

Psychotherapieerfahrung. Ein Patient hat Gruppentherapie und sieben<br />

<strong>Patienten</strong> haben Einzel- und Gruppenpsychotherapie in Anspruch<br />

genommen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 45 Tage (M =<br />

45.00; SD = 15.23). Tabelle 22 zeigt, dass auch hier die Mehrzahl der<br />

Personen länger als vier Wochen in der Klinik ist.<br />

Abbildung 19 veranschaulicht, dass die Erstdiagnosen aus dem Bereich<br />

der affektiven Störungen (F3) überwiegen.


Methode<br />

Abbildung 19. Erstdiagnosen der Kontrollgruppe (N = 13)<br />

173<br />

Eine Einzeldiagnose weisen sieben <strong>Patienten</strong> oder 53,8% der Stichprobe<br />

vor. Wie Abbildung 20 zeigt, leiden jeweils drei Personen (23,1%) mit zwei<br />

bzw. drei Diagnosen unter komorbiden Erkrankungen. Die genaue<br />

Zusammensetzung der Einzel-, Doppel- und Dreifachdiagnosen findet sich<br />

in Tabelle 19.<br />

Abbildung 20. Diagnosenzahl pro Patient der Kontrollgruppe (N = 13)


Methode<br />

Tabelle 19. Medizinisch-therapeutische Angaben der Kontrollgruppe (N =<br />

13)<br />

Merkmal N %<br />

Aufenthaltsdauer<br />

Min/Max = 12 - 71<br />

M = 45.00<br />

SD = 15.23<br />

20-29 Tage<br />

30-39 Tage<br />

40-49 Tage<br />

50-59 Tage<br />

60-69 Tage<br />

70-79 Tage<br />

Komorbidität – ICD-10-Kategorie F3<br />

F3+F2<br />

F3+F4<br />

F3+F6<br />

F4<br />

F4+F5<br />

F4+F6<br />

F3+F4+F4<br />

Häufigkeit vergebener Diagnosen (ICD-10 Kategorie)<br />

2<br />

3<br />

3<br />

4<br />

0<br />

1<br />

15.4<br />

23.1<br />

23.1<br />

30.8<br />

F2: schizophrene Störung 1 4.8<br />

6<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0.0<br />

7.7<br />

46.2<br />

F32: depressive Episode 3 14.3<br />

F33: rezidivierende depressive Störung 6 28.6<br />

F34: anhaltende affektive Störung 1 4.8<br />

F41: sonstige <strong>Angst</strong>störungen 1 4.8<br />

F43: Reaktion auf schwere Belastung und<br />

Anpassungsstörung<br />

7.7<br />

7.7<br />

7.7<br />

7.7<br />

7.7<br />

7.7<br />

7.7<br />

5 23.8<br />

F45: somatoforme Störung 1 4.8<br />

F50: Essstörung 1 4.8<br />

F60: Persönlichkeitsstörung 2 9.5<br />

Gesamt 21 100.0<br />

174


Ergebnis<br />

8 Ergebnisse der formativen Evaluation<br />

8.1 Stundenbeurteilung der Therapeuten<br />

175<br />

Die Stundenbeurteilungsbögen wurden von den Gruppenleitern in den<br />

ersten drei Gruppendurchläufen bear<strong>bei</strong>tet und deren<br />

Verbesserungsvorschläge in das Programm eingear<strong>bei</strong>tet.<br />

8.1.1 Beurteilung der theoretischen Einführung<br />

Über alle Sitzungen hinweg wurde der theoretische Teil der<br />

Gruppenstunde als klar und ausführlich beurteilt.<br />

8.1.2 Beurteilung der praktischen Übungen<br />

Die Instruktionen zu den Übungen wurden als klar und verständlich<br />

eingeschätzt, die Übungen selbst konnten erfolgreich durchgeführt<br />

werden. In Sitzung 1, 5 und 6 wurde von den Therapeuten angemerkt,<br />

dass es aufgrund des relativ hohen Theorieanteils zu wenig Gelegenheit<br />

zum Üben gäbe.<br />

8.1.3 Beurteilung der Ausgewogenheit von Informationsvermittlung<br />

und interaktiven Elementen<br />

Generell wurde die Möglichkeit der <strong>Patienten</strong>beteiligung über alle<br />

Sitzungen hinweg als ausreichend eingeschätzt.<br />

8.1.4 Beurteilung des Ar<strong>bei</strong>tsmaterials<br />

Die verwendeten Ar<strong>bei</strong>tsblätter und Folien wurden durchgängig als klar<br />

und verständlich bewertet.<br />

8.1.5 Struktur der Sitzungen<br />

Der inhaltliche Aufbau der Sitzungen wurde als in sich logisch und klar<br />

beurteilt. Im ersten Gruppendurchlauf beklagten sich die Gruppenleiter<br />

insbesondere in Sitzung eins und zwei über zeitliche Schwierigkeiten, den<br />

Stoff der Stunde durchzuar<strong>bei</strong>ten. Nach Einar<strong>bei</strong>tung in das Programm<br />

wurde jedoch die Zeit als ausreichend bewertet.


Ergebnis<br />

8.1.6 Verbesserungsvorschläge<br />

176<br />

Auf Anregung der Gruppenleiter wurden in Sitzung 1 die Vorstellung der<br />

Gruppenregeln und in Sitzung 8 die Folie „<strong>Angst</strong>regeln“ eingear<strong>bei</strong>tet.<br />

Außerdem wurden in Sitzung 6 die kognitiven „Denktypen“ in<br />

„Denkmuster“ umbenannt (z.B. „das Generalisieren“ statt „der<br />

Generalisierer“), um die Veränderbarkeit der Denkmuster zu betonen.<br />

8.2 Stundenbeurteilung der <strong>Patienten</strong><br />

Die formative Evaluation wurde mit Hilfe von Stundenbeurteilungen<br />

durchgeführt, welche die <strong>Patienten</strong> am Ende jeder Sitzung bear<strong>bei</strong>teten.<br />

Die da<strong>bei</strong> gewonnenen Daten wurden zur Beurteilung des gesamten<br />

Gruppenprogramms sowie getrennt für jede Sitzung bezüglich der Skalen<br />

Zufriedenheit, Verständlichkeit, Nützlichkeit, Beteiligung und<br />

Gruppenatmosphäre deskriptiv ausgewertet.<br />

8.2.1 Beurteilung des gesamten Gruppenprogramms<br />

Mit dem Verhalten des Gruppenleiters und der Verständlichkeit seiner<br />

Erklärungen waren die <strong>Patienten</strong> insgesamt zufrieden. Ein Median von 85<br />

(Zufriedenheit) bzw. 88 (Verständlichkeit) Punkten zeigt, dass die<br />

Mehrzahl der Gruppenteilnehmer sogar sehr zufrieden war. Drei Ausreißer<br />

in der Skala Verständlichkeit weisen jedoch darauf hin, dass es auch<br />

Personen in den Gruppen gab, die Schwierigkeiten hatten, die<br />

Ausführungen des Gruppenleiters zu verstehen (Abbildung 21).<br />

Die Nützlichkeit des Programms wurde mit einem Median von 69 Punkten<br />

als hoch eingestuft. Allerdings deutet hier die Schwankung der Werte<br />

zwischen einem Minimum von 32 und einem Maximum von 100 Punkten<br />

darauf hin, dass ein Teil der Personen das Programm für sich sehr, der<br />

andere Teil dagegen als weniger hilfreich eingeschätzt hat.<br />

Die Skala „Beteiligung“ weist die größte Varianz auf. Ein Median von 73<br />

Punkten sowie ein Maximum von 100 und ein Minimum von 15 Punkten<br />

zeigen, dass mehr als die Hälfte der <strong>Patienten</strong> geringe bis keine<br />

Schwierigkeiten hatte, sich am Gruppenprogramm zu beteiligen. Ein


Ergebnis<br />

177<br />

großer Teil der <strong>Patienten</strong> gibt jedoch an, große bis mittlere<br />

Schwierigkeiten gehabt zu haben.<br />

Das persönliche Wohlbefinden in der Gruppe wird mit einem Median von<br />

65 Punkten (Minimum 29, Maximum 100) überwiegend als mittelmäßig bis<br />

gut beurteilt. Ein Minimum von 29 Punkten weist darauf hin, dass ein Teil<br />

der <strong>Patienten</strong> die Gruppenatmosphäre als weniger angenehm<br />

eingeschätzt hat.<br />

Die Skalen der Stundenbeurteilungen für das gesamte Gruppenprogramm<br />

zeigt Abbildung 21 dargestellt als Boxplot a .<br />

Abbildung 21. Gesamteinschätzung des Gruppenprogramms<br />

a Boxplots stellen den Median, das erste und dritte Quartil, den kleinsten und<br />

größten Wert sowie Ausreißer und Extremwerte graphisch dar.


Ergebnis<br />

8.2.2 Beurteilung der einzelnen Sitzungen<br />

178<br />

Die Zufriedenheit der <strong>Patienten</strong> mit dem Verhalten der Gruppenleiter wird<br />

in allen acht Sitzungen als sehr hoch eingeschätzt. Hier schwankt der<br />

Median zwischen 87 und 95 Punkten. Sitzung 7 wird mit einem Median<br />

von 87 Punkten am „negativsten“ beurteilt. Minimumwerte im mittleren<br />

Bereich sowie zahlreiche Ausreißer weisen darauf hin, dass nicht alle<br />

Personen im hohen Maß mit den Therapeuten zufrieden waren (Abb. 22).<br />

Abbildung 22. Zufriedenheit mit dem Therapeutenverhalten


Ergebnis<br />

179<br />

Die Erklärungen des Gruppenleiters wurden vom Großteil der <strong>Patienten</strong> in<br />

jeder Sitzung als sehr verständlich eingeschätzt. Der Median schwankt<br />

hier zwischen 86 Punkten in Sitzung 7 und 97 Punkten in Sitzung 1. Die<br />

hohe Zahl an Ausreißer- und Extremwerten zeigt, dass ein Teil der<br />

<strong>Patienten</strong> Schwierigkeiten hatte, den Erklärungen des Therapeuten zu<br />

folgen (Abb. 23).<br />

Abbildung 23. Verständlichkeit der Therapeutenerklärungen


Ergebnis<br />

180<br />

Die Einschätzung der Nützlichkeit des Programms liegt je nach Sitzung<br />

mit einem Median zwischen 60 und 80 Punkten im hohen Bereich. Das 3.<br />

Quartil findet sich im hohen und mittleren Bereich. Das Minimum schwankt<br />

zwischen 8 Punkten in der letzten Sitzung und 34 Punkten in der ersten<br />

Sitzung, was darauf hinweist, dass ein Teil der <strong>Patienten</strong> das Programm<br />

für sich als weniger hilfreich bewertet hat (Abb. 24). Am hilfreichsten wird<br />

Sitzung 5 eingeschätzt.<br />

Abbildung 24. Nützlichkeit


Ergebnis<br />

181<br />

In der Stundenbeurteilungs-Skala „Beteiligung“ schwankt der Median<br />

zwischen 62 und 94 Punkten mit einem Maximum von 100 Punkten, was<br />

darauf hinweist, dass die Hälfte der <strong>Patienten</strong> wenig bis keine<br />

Schwierigkeiten hat, sich zu beteiligen. Das Minimum zwischen 0 und 34<br />

Punkten sowie die Ausdehnung des dritten Quartils zeigt, dass der andere<br />

Teil der Gruppenteilnehmer mittlere bis hohe Schwierigkeiten hatte. Ab<br />

Sitzung 5 zeigt sich mit einer Erhöhung des Medians (von 75 auf 94<br />

Punkte) und der Minimalwerte, dass zum Gruppenende hin die<br />

Schwierigkeiten, sich an der Gruppe zu beteiligen, kontinuierlich<br />

abnehmen (Abb. 25).<br />

Abbildung 25. Beteiligung


Ergebnis<br />

182<br />

Die Einschätzung der Gruppenatmosphäre liegt zu Beginn der Gruppe mit<br />

einem Median von 66 Punkten für mehr als die Hälfte der <strong>Patienten</strong> im<br />

hohen und sehr hohen Bereich. Die Ausdehnung des dritten Quartils und<br />

auch das Minimum von 0 Punkten zeigen, dass der kleinere Teil der<br />

<strong>Patienten</strong> Schwierigkeiten hat, sich in der Gruppe wohl zu fühlen. Dies<br />

nimmt in den folgenden Sitzungen noch zu. Ab Sitzung 6 steigert sich<br />

jedoch das Wohlbefinden der meisten <strong>Patienten</strong>, so dass sich der Median<br />

von 60 auf 88 Punkte erhöhen kann und nahezu alle <strong>Patienten</strong> die<br />

Gruppenatmosphäre als positiv bewerten (Abb. 26).<br />

Abbildung 26. Gruppenatmosphäre


Ergebnis<br />

9 Ergebnisse der summativen Evaluation<br />

9.1 Überprüfung der Daten auf Normalverteilung<br />

183<br />

Zu Beginn der Auswertung wurden die Daten aller intervallskalierten<br />

Variablen mit Hilfe des Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstests auf ihre<br />

Normalverteilung hin überprüft. Für die Daten der gesamten<br />

Psychoedukationsgruppe ergab der Kolmogorov-Smirnov-Test keine<br />

signifikante Abweichung von der Normalverteilung mit Ausnahme der<br />

Variablen Wissensverständnis (Z = 1.36; p < .05) und der BSI-Skalen GSI<br />

(Z = 1.98; p < .001) und Ängstlichkeit (Z = 1.46; p < .05) zu t1 sowie<br />

Wissensverständnis (Z = 2.21; p < .001) zu t2. Die Überprüfung der<br />

Kontrollgruppe auf Normalverteilung zu <strong>bei</strong>den Messzeitpunkten zeigte auf<br />

allen Skalen normal verteilte Werte.<br />

9.2 Psychoedukations- und Kontrollgruppe im Vergleich<br />

9.2.1 Geschlechts-, Alters- und Bildungsunterschiede<br />

Ein t-Test für unabhängige Stichproben zeigte, dass sich<br />

Psychoedukations- und Kontrollgruppe weder im Alter noch im<br />

Ausbildungsstand unterscheiden. Ebenfalls fand sich kein Unterschied<br />

zwischen den Männern der <strong>bei</strong>den Gruppen. Die Frauen der<br />

Psychoedukations- und Kontrollgruppe wurden aufgrund der kleinen<br />

weiblichen Stichprobe in der Kontrollgruppe nicht miteinander verglichen.<br />

9.2.2 Die psychische Gesundheit zu Therapiebeginn<br />

Die psychische Gesundheit der Psychoedukations- und Kontrollgruppe<br />

zum ersten Messzeitpunkt wurde mit den Messinstrumenten BDI, BAI und<br />

BSI erhoben. Betrachtet man das Testprofil der verschiedenen Skalen,<br />

dargestellt in Abbildung 27, wird ersichtlich, dass sowohl die<br />

Summenscores von BDI und BAI als auch die T-transformierten<br />

Mittelwerte des BSI der Vergleichsgruppen überwiegend im klinisch<br />

relevanten Bereich liegen. Besonders zeigt sich das am globalen<br />

Kennwert der psychischen Belastung des BSI (BSI-GSI), der einen


Ergebnis<br />

184<br />

Mittelwert von 75.00 (SD = 7.35) für die Psychoedukationsgruppe und<br />

einen Mittelwert von 72.69 (SD = 9.63) für die Kontrollgruppe erreicht.<br />

Abbildung 27. Die psychische Gesundheit von Psychoedukations- und<br />

Kontrollgruppe zu t1<br />

Anmerkungen: BDI = Beck Depressions-Inventar, BAI = Beck <strong>Angst</strong>-Inventar, BSI-GSI =<br />

Brief Symptom Inventory – Global Severity Index, BSI-SOMAT = BSI – Somatisierung,<br />

BSI-ZWANG = BSI – Zwanghaftigkeit, BSI-UNSICH = BSI – Unsicherheit im<br />

Sozialkontakt, BSI-DEPRESS = BSI – Depressivität, BSI-ÄNGSTLK = BSI –<br />

Ängstlichkeit, BSI-AGGR = BSI – Agressivität, BSI-PHOB = BSI – Phobische <strong>Angst</strong>, BSI-<br />

PARANOI = BSI – Paranoides Denken, BSI-PSYCHOT = BSI – Psychotizismus.<br />

9.2.3 Unterschiede zwischen Psychoedukations- und<br />

Kontrollgruppe zum ersten Messzeitpunkt<br />

Ein Vergleich der Psychoedukationsgruppe mit der Kontrollgruppe zu<br />

Beginn der Behandlung (t1) zeigt in den Skalen des Wissens, der<br />

psychischen Gesundheit und der kognitiven Variablen keine Unterschiede<br />

zwischen den Gruppen. In Tabelle 20 finden sich Mittelwerte und<br />

Standardabweichungen der verschiedenen Skalen für <strong>bei</strong>de Gruppen.


Ergebnis<br />

185<br />

Tabelle 20. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der<br />

Psychoedukations- und Kontrollgruppe zu Therapiebeginn (t1)<br />

WISSEN<br />

Wissensverständnis PE<br />

Gruppe N M SD<br />

KG<br />

Wissenserwerb PE<br />

PSYCHISCHE GESUNDHEIT<br />

KG<br />

BDI PE<br />

KG<br />

BAI PE<br />

KG<br />

BSI - Global Severity Index PE<br />

KG<br />

BSI - Somatisierung PE<br />

KG<br />

BSI - Zwanghaftigkeit PE<br />

BSI - Unsicherheit im<br />

Sozialkontakt<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

BSI - Depressivität PE<br />

KG<br />

BSI - Ängstlichkeit PE<br />

KG<br />

BSI - Aggressivität PE<br />

KG<br />

BSI - Phobische <strong>Angst</strong> PE<br />

KG<br />

BSI - Paranoides Denken PE<br />

KG<br />

BSI - Psychotizismus PE<br />

KG<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

1.68<br />

1.77<br />

10.89<br />

9.92<br />

26.21<br />

23.31<br />

25.75<br />

23.69<br />

75.00<br />

72.69<br />

66.57<br />

63.69<br />

72.21<br />

71.31<br />

65.46<br />

65.08<br />

73.50<br />

73.85<br />

71.36<br />

68.54<br />

61.51<br />

59.85<br />

69.71<br />

69.46<br />

61.36<br />

64.92<br />

69.68<br />

73.54<br />

1.49<br />

2.71<br />

2.53<br />

2.84<br />

9.57<br />

11.08<br />

11.57<br />

14.98<br />

7.35<br />

9.63<br />

10.78<br />

14.01<br />

7.01<br />

7.61<br />

12.21<br />

13.23<br />

8.49<br />

9.00<br />

10.00<br />

12.86<br />

12.41<br />

13.57<br />

11.43<br />

11.18<br />

13.32<br />

13.44<br />

10.86<br />

7.96


Ergebnis<br />

KOGNITIVE VARIABLEN<br />

Kohärenzgefühl PE<br />

Gruppe N M SD<br />

KG<br />

Lebenszufriedenheit PE<br />

FKK - Selbstkonzept eigener<br />

Fähigkeiten<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

FKK - Internalisierung PE<br />

FKK - Sozial bedingte<br />

Externalität<br />

FKK - Fatalistische Externalität<br />

FKK – Generalisierte<br />

Selbstwirksamkeit<br />

FKK – Generalisierte<br />

Externalität<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

27<br />

13<br />

28<br />

13<br />

27<br />

13<br />

27<br />

13<br />

27<br />

13<br />

27<br />

13<br />

29.00<br />

28.54<br />

15.86<br />

14.00<br />

38.67<br />

39.69<br />

43.93<br />

44.46<br />

53.85<br />

49.69<br />

51.63<br />

50.69<br />

40.30<br />

41.00<br />

53.30<br />

50.77<br />

9.2.4 Unterschiede zwischen Psychoedukations- und<br />

Kontrollgruppe zum zweiten Messzeitpunkt<br />

8.95<br />

8.10<br />

6.84<br />

7.08<br />

10.45<br />

8.09<br />

8.95<br />

10.45<br />

11.15<br />

11.46<br />

10.68<br />

10.50<br />

8.82<br />

7.08<br />

10.20<br />

10.00<br />

186<br />

Die Psychoedukationsgruppe wurde mit der Kontrollgruppe zum zweiten<br />

Messzeitpunkt, also nach vier Wochen psychiatrischer<br />

Standardbehandlung mit bzw. ohne Psychoedukationsprogramm, mit Hilfe<br />

eines t-Tests für unabhängige Stichproben bzw. U-Test von Mann-<br />

Whitney verglichen. Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung im<br />

Wissenserwerb über <strong>Angst</strong> in der Psychoedukationsgruppe (t(39) = 2.42;<br />

p < .05). Um die praktische Relevanz des signifikanten<br />

Mittelwertunterschieds einordnen zu können, wurde die Effektgröße nach<br />

Cohen bestimmt. Es ergab sich eine Effektgröße von dpooled = .81, was als<br />

großer Effekt interpretiert wird.<br />

In der Skala Wissensverständnis zeigt sich eine Tendenz zur Signifikanz<br />

(t(39) = -2.28.; p < .08; d = .75) in der Richtung, dass das Verständnis der


Ergebnis<br />

187<br />

Psychoedukationsgruppe für die Wissensfragen zugenommen hat. Die<br />

folgende Tabelle 21 gibt einen Überblick über Mittelwerte und<br />

Standardabweichungen der verschiedenen Skalen für <strong>bei</strong>de Gruppen.<br />

Tabelle 21. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der<br />

Psychoedukations- und Kontrollgruppe nach vier Wochen (t2)<br />

WISSEN<br />

Wissensverständnis a<br />

Gruppe N M SD<br />

PE<br />

KG<br />

Wissenserwerb PE<br />

PSYCHISCHE GESUNDHEIT<br />

BDI<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

BAI PE<br />

KG<br />

BSI – Global Severity Index PE<br />

KG<br />

BSI - Somatisierung PE<br />

KG<br />

BSI - Zwanghaftigkeit PE<br />

BSI - Unsicherheit im<br />

Sozialkontakt<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

BSI - Depressivität PE<br />

KG<br />

BSI - Ängstlichkeit PE<br />

KG<br />

BSI - Aggressivität PE<br />

BSI - Phobische <strong>Angst</strong><br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

0.36 +<br />

0.92 +<br />

12.29*<br />

10.77*<br />

19.82<br />

23.08<br />

22.32<br />

21.77<br />

69.93<br />

72.31<br />

64.21<br />

62.23<br />

67.29<br />

67.46<br />

63.96<br />

67.31<br />

66.71<br />

71.92<br />

67.86<br />

66.62<br />

57.71<br />

61.92<br />

65.71<br />

65.54<br />

0.56<br />

1.04<br />

1.86<br />

1.88<br />

10.91<br />

12.68<br />

12.57<br />

13.87<br />

10.25<br />

7.87<br />

11.46<br />

12.28<br />

9.67<br />

10.70<br />

11.94<br />

11.44<br />

12.40<br />

10.38<br />

11.08<br />

13.88<br />

15.15<br />

10.73<br />

12.13<br />

10.56


Ergebnis<br />

BSI - Paranoides Denken<br />

Gruppe N M SD<br />

PE<br />

KG<br />

BSI - Psychotizismus PE<br />

KOGNITIVE VARIABLEN<br />

Kohärenzgefühl<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

Lebenszufriedenheit PE<br />

FKK - Selbstkonzept eigener<br />

Fähigkeiten<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

FKK - Internalisierung PE<br />

FKK - Sozial bedingte<br />

Externalität<br />

FKK - Fatalistische Externalität<br />

FKK – Generalisierte<br />

Selbstwirksamkeit<br />

FKK – Generalisierte<br />

Externalität<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

PE<br />

KG<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

13<br />

28<br />

12<br />

28<br />

12<br />

28<br />

12<br />

28<br />

12<br />

28<br />

12<br />

28<br />

12<br />

59.46<br />

66.23<br />

65.86<br />

68.08<br />

33.46<br />

33.15<br />

16.54<br />

16.54<br />

42.25<br />

41.17<br />

43.71<br />

46.25<br />

53.36<br />

48.25<br />

50.50<br />

53.17<br />

42.54<br />

42.92<br />

52.18<br />

51.00<br />

Anmerkung. t-Test für unabhängige Stichproben; a U-Test von Mann-Whitney<br />

+ p


Ergebnis<br />

9.3.2 Das Wissen über <strong>Angst</strong> im Therapieverlauf<br />

189<br />

Die Psychoedukationsgruppe steigerte ihr Wissen über <strong>Angst</strong> vom ersten<br />

zum zweiten Messzeitpunkt (t(27) = -2.98; p < .01). Die Anzahl der nicht<br />

verstandenen Fragen im Wissensfragebogen nahm höchst signifikant ab<br />

(Wissensverständnis t(27) = 5.24; p < .001). Die Effektstärken liegen im<br />

mittleren bis hohen Bereich (Tabelle 22).<br />

Tabelle 22. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der<br />

Wissensskalen der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf (N = 28)<br />

Wissensverständnis a<br />

t1 t2<br />

M SD M SD ES<br />

1.68 1.49 0.36 0.56 .88***<br />

Wissenserwerb 10.89 2.53 12.29 1.86 .55**<br />

Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; a Wilcoxon-Test; ES = Effektstärke (d)<br />

berechnet über M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; *p


Ergebnis<br />

190<br />

Mittelwerte, Standardabweichungen und Effektstärken von BDI, BAI und<br />

BSI im Verlauf dar.<br />

Tabelle 23. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) von BDI, BAI<br />

und BSI der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf (N = 28)<br />

t1 t2<br />

M SD M SD ES<br />

BDI 26.21 9.57 19.82 10.91 .67**<br />

BAI 25.75 11.57 22.32 12.57 .30*<br />

BSI – Global<br />

Severity Index a<br />

75.00 7.35 69.93 10.25 .69**<br />

BSI - Somatisierung 66.57 10.78 64.21 11.46 .22<br />

BSI -<br />

Zwanghaftigkeit<br />

BSI - Unsicherheit<br />

im Sozialkontakt<br />

72.21 7.01 67.29 9.67 .70**<br />

65.46 12.21 63.96 11.94 .12<br />

BSI - Depressivität 73.50 8.49 66.71 12.40 .80**<br />

BSI - Ängstlichkeit a 71.36 10.00 67.86 11.08 .35<br />

BSI - Aggressivität 61.54 12.41 57.71 15.15 .31<br />

BSI - Phobische<br />

<strong>Angst</strong><br />

BSI - Paranoides<br />

Denken<br />

BSI -<br />

Psychotizismus<br />

69.71 11.43 65.71 12.13 .35 +<br />

61.36 13.32 59.46 12.76 .14<br />

69.68<br />

10.86<br />

65.86<br />

11.98<br />

Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; a Wilcoxon-Test; ES = Effektstärke (d)<br />

berechnet über M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; + p


Ergebnis<br />

9.3.4 Die kognitiven Variablen im Therapieverlauf<br />

191<br />

Im Verlauf der Therapie nahmen von den kognitiven Variablen das<br />

Kohärenzgefühl (t(27) = -2.45; p < .05) und das Selbstkonzept eigener<br />

Fähigkeiten (t(26) = -2.29; p < .05) signifikant zu, was sich auch in den<br />

Effektstärken niederschlägt. Tabelle 24 zeigt die Ergebnisse im Überblick.<br />

Tabelle 24. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der<br />

kognitiven Variablen der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf (N =<br />

28)<br />

t1 t2<br />

M SD M SD ES<br />

Kohärenzgefühl 29.00 8.95 33.46 11.46 .50*<br />

Lebenszufriedenheit 15.86 6.84 16.54 7.54 .10<br />

FKK - Selbstkonzept<br />

eigener Fähigkeiten<br />

38.67 10.45 42.11 9.90 .33*<br />

FKK - Internalisierung 43.93 8.95 43.71 11.11 .02<br />

FKK - Sozial bedingte<br />

Externalität<br />

FKK - Fatalistische<br />

Externalität<br />

FKK – Generalisierte<br />

Selbstwirksamkeit<br />

FKK – Generalisierte<br />

Externalität<br />

53.85 11.15 52.93 11.88 .08<br />

51.63<br />

10.68<br />

50.44<br />

14.06<br />

.11<br />

40.30 8.82 42.41 10.05 .24<br />

53.30 10.20 51.89 13.38 .14<br />

Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; ES = Effektstärke (d) berechnet über<br />

M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; *p


Ergebnis<br />

9.3.5 Die Männer der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf<br />

192<br />

Betrachtet man die Skalen der männlichen <strong>Patienten</strong> im Therapieverlauf<br />

mittels t-Test für abhängige Stichproben, wird – wie Tabelle 25 zeigt –<br />

deutlich, dass nur das Wissensverständnis (t(10) = 2.97; p< .05) eine<br />

signifikante Verbesserung verzeichnen kann.<br />

Tabelle 25. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Männer<br />

der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf (N = 11)<br />

WISSEN<br />

Wissensverständnis<br />

t1 t2<br />

M SD M SD ES<br />

1.73<br />

1.74<br />

Wissenserwerb 10.00 2.90 11.45 2.38 .50<br />

PSYCHISCHE GESUNDHEIT<br />

BDI<br />

26.64<br />

11.52<br />

.45<br />

23.45<br />

.69<br />

10.60<br />

BAI 23.82 14.67 20.27 10.12 .24<br />

BSI – Global Severity Index 74.45 8.62 71.73 8.96 .31<br />

BSI – Somatisierung 63.73 12.12 63.09 11.72 .05<br />

BSI – Zwanghaftigkeit 73.18 7.47 68.45 9.49 .63<br />

BSI – Unsicherheit im<br />

Sozialkontakt<br />

.73*<br />

.28<br />

66.00 14.83 64.73 12.78 .08<br />

BSI – Depressivität 74.67 11.52 72.00 12.07 .23<br />

BSI – Ängstlichkeit 71.09 11.53 72.18 8.92 .09<br />

BSI – Aggressivität 62.09 12.69 56.09 12.59 .47<br />

BSI – Phobische <strong>Angst</strong> 64.18 14.13 63.45 12.88 .05<br />

BSI – Paranoides Denken 63.18 13.04 61.82 11.39 .10<br />

BSI – Psychotizismus 70.73<br />

8.82 67.64 12.22 .35


Ergebnis<br />

KOGNITIVE VARIABLEN<br />

Kohärenzgefühl<br />

t1 t2<br />

193<br />

M SD M SD ES<br />

29.73<br />

10.14<br />

30.36<br />

10.78<br />

Lebenszufriedenheit 16.82 7.35 15.55 8.32 .17<br />

FKK – Selbstkonzept eigener<br />

Fähigkeiten<br />

.06<br />

39.18 11.09 42.55 10.27 .30<br />

FKK – Internalisierung 42.55 11.00 40.27 13.23 -.21<br />

FKK – Sozial bedingte<br />

Externalität<br />

53.64 13.25 53.55 12.49 .00<br />

FKK – Fatalistische Externalität 51.45 12.32 53.00 13.83 .12<br />

Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; ES = Effektstärke (d) berechnet über<br />

M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; *p


Ergebnis<br />

194<br />

Bei den kognitiven Variablen erzielt das Kohärenzgefühl eine signifikant<br />

höhere Ausprägung (t(16) = -2.91; p < .05) und die Lebenszufriedenheit<br />

nimmt tendenziell zu (t(16) = -2.05; p = .06). Tabelle 26 gibt einen<br />

Überblick über Mittelwerte, Standardabweichungen und Effektstärken.<br />

Tabelle 26. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Frauen<br />

der Psychoedukationsgruppe im Therapieverlauf (N = 17)<br />

WISSEN<br />

Wissensverständnis<br />

t1 t2<br />

M SD M SD ES<br />

1.65<br />

1.37<br />

.29<br />

.47<br />

.99**<br />

Wissenserwerb 11.47 2.15 12.82 1.24 .63*<br />

PSYCHISCHE GESUNDHEIT<br />

BDI<br />

25.94<br />

8.45<br />

17.47<br />

10.75<br />

1.00**<br />

BAI 27.00 9.34 23.65 14.07 .36<br />

BSI – Global Severity Index 75.35 6.66 68.76 11.12 .99**<br />

BSI – Somatisierung 68.41 9.76 64.94 11.60 .35<br />

BSI – Zwanghaftigkeit 71.59 6.86 66.53 10.00 .74*<br />

BSI – Unsicherheit im<br />

Sozialkontakt<br />

65.12 10.66 63.47 11.74 .13<br />

BSI – Depressivität 72.76 6.11 63.29 11.69 1.55**<br />

BSI – Ängstlichkeit 71.53 9.25 65.06 11.68 .70 +<br />

BSI – Aggressivität 61.18 12.60 58.76 16.89 .19<br />

BSI – Phobische <strong>Angst</strong> 73.29 7.80 67.18 11.79 .78 +<br />

BSI – Paranoides Denken 60.18 13.76 57.94 13.69 .16<br />

BSI – Psychotizismus 69.00 12.22 64.71 12.06 .35<br />

KOGNITIVE VARIABLEN<br />

Kohärenzgefühl<br />

28.53<br />

8.38<br />

36.47<br />

11.75<br />

.95*


Ergebnis<br />

t1 t2<br />

195<br />

M SD M SD ES<br />

Lebenszufriedenheit 15.24 6.65 17.18 7.19 .29 +<br />

FKK – Selbstkonzept eigener<br />

Fähigkeiten<br />

38.31 10.34 41.81 9.97 .34<br />

FKK – Internalisierung 44.82 7.57 45.94 9.24 .15<br />

FKK – Sozial bedingte<br />

Externalität<br />

FKK – Fatalistische<br />

Externalität<br />

54.00 9.93 52.50 11.84 .15<br />

51.75 9.82 48.69 14.38 .31<br />

Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; ES = Effektstärke (d) berechnet über<br />

M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; + p


Ergebnis<br />

9.4.3 Die psychische Gesundheit im Therapieverlauf<br />

196<br />

Das Niveau der psychischen Gesundheit der Kontrollgruppe – erhoben mit<br />

BDI, BAI und BSI – blieb über den Messzeitraum hinweg stabil. Eine<br />

einzige signifikante Verbesserung fand sich in der BSI-Skala<br />

Psychotizismus (t(12) = 2.38; p < .05). Tabelle 28 gibt einen Überblick.<br />

Tabelle 28. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) von BDI, BAI<br />

und BSI der Kontrollgruppe im Therapieverlauf (N = 13)<br />

t1 t2<br />

M SD M SD ES<br />

BDI 23.31 11.08 23.08 12.68 .02<br />

BAI 23.69 14.98 21.77 13.87 .13<br />

BSI – Global Severity<br />

Index<br />

72.69 9.63 72.31 7.87 .04<br />

BSI – Somatisierung 63.69 14.01 62.23 12.28 .10<br />

BSI – Zwanghaftigkeit 71.31 7.61 67.46 10.70 .50<br />

BSI – Unsicherheit im<br />

Sozialkontakt<br />

65.08 13.23 67.31 11.44 .17<br />

BSI – Depressivität 73.85 9.00 71.62 10.38 .25<br />

BSI – Ängstlichkeit 68.54 12.86 66.62 13.88 .15<br />

BSI – Aggressivität 59.85 13.57 61.92 10.73 .15<br />

BSI – Phobische<br />

<strong>Angst</strong><br />

BSI – Paranoides<br />

Denken<br />

69.46 11.85 65.54 10.56 .33<br />

64.92 13.44 66.23 11.22 .10<br />

BSI – Psychotizismus 73.54 7.96 68.08 11.14 .69*<br />

Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; ES = Effektstärke (d) berechnet über<br />

M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; + p


Ergebnis<br />

9.4.4 Die kognitiven Variablen im Therapieverlauf<br />

197<br />

Die Lebenszufriedenheit der Kontrollgruppe nahm im Therapiezeitraum<br />

signifikant zu (t(12) = -2.23; p < .05). Es zeigte sich eine tendenziell<br />

signifikant höhere Ausprägung des Kohärenzgefühls zum zweiten<br />

Messzeitpunkt (t(12) = -2.10; p = .06). Tabelle 29 gibt einen Überblick.<br />

Tabelle 29. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der<br />

kognitiven Variablen der Kontrollgruppe im Therapieverlauf (N = 13)<br />

t1 t2<br />

M SD M SD ES<br />

Kohärenzgefühl 28.54 8.10 33.15 9.03 .57 +<br />

Lebenszufriedenheit 14.00 7.08 16.54 7.23 .36*<br />

FKK – Selbstkonzept<br />

eigener Fähigkeiten<br />

39.67 8.45 41.17 10.52 .18<br />

FKK – Internalisierung 43.67 10.50 46.25 12.31 .25<br />

FKK – Sozial bedingte<br />

Externalität<br />

FKK – Fatalistische<br />

Externalität<br />

FKK – Generalisierte<br />

Selbstwirksamkeit<br />

FKK – Generalisierte<br />

Externalität<br />

50.08 11.88 48.25 11.97 .15<br />

51.83<br />

10.09<br />

53.17<br />

12.25<br />

.13<br />

40.58 7.23 42.92 9.26 .32<br />

51.67 9.88 51.00 10.84 .07<br />

Anmerkung. t-Test für abhängige Stichproben; ES = Effektstärke (d) berechnet über<br />

M(Post) – M(Prä) / s(Prä) ; + p


Ergebnis<br />

9.5 Vergleich von Psychoedukations- und Kontrollgruppe unter<br />

Berücksichtigung der Vortestunterschiede<br />

198<br />

Um Vortestunterschiede zwischen den Gruppen statistisch zu<br />

berücksichtigen, wurden einfaktorielle Kovarianzanalysen mit der<br />

Kovariate Vortestwert durchgeführt. Zusätzlich wurden für alle Skalen die<br />

Behandlungseffekte (d) berechnet. Die Tabellen 30 bis 32 zeigen die<br />

Ergebnisse dieser Kovarianzanalysen des Wissens, der psychischen<br />

Gesundheit und der kognitiven Variablen von Psychoedukations- und<br />

Kontrollgruppe. Nach Bereinigung der Vortestunterschiede zwischen den<br />

<strong>bei</strong>den Gruppen zeigt die durchgeführte Kovarianzanalyse, dass sich das<br />

Wissensverständnis der Psychoedukationsgruppe im Vergleich zur<br />

Kontrollgruppe signifikant steigern konnte (F (1, 37) = 5.69; p < .05). Mit d<br />

= .24 zeigt sich ein angemessener Behandlungseffekt. Der<br />

Wissenszuwachs der Psychoedukationsgruppe ist marginal signifikant<br />

(F(1) = 4.00; p = .05) und erreicht einen kleinen Effekt von .16.<br />

Tabelle 30. Univariate F-Tests der Kovarianzanalysen und<br />

Behandlungseffekte der Wissensvariablen<br />

Gruppe<br />

Wissensverständnis<br />

Wissenserwerb<br />

PG<br />

KG<br />

PG<br />

KG<br />

Prä<br />

M<br />

(SD)<br />

1.68<br />

(1.49)<br />

1.77<br />

(2.71)<br />

10.89<br />

(2.53)<br />

9.92<br />

(2.84)<br />

Post<br />

M<br />

(SD)<br />

.36<br />

(.56)<br />

.92<br />

(1.04)<br />

12.29<br />

(1.86)<br />

10.77<br />

(1.88)<br />

F<br />

(df)<br />

5.69*<br />

(1, 37)<br />

4.00 +<br />

(1, 37)<br />

Anmerkungen: PG = Psychoedukationsgruppe (N = 28), KG = Kontrollgruppe (N = 13).<br />

ES = Effektstärke (d), berechnet über [(MPG(Post) – MPG(Prä)) - (MKG(Post) – MKG(Prä))] /<br />

spooled(Prä). + p < .10, *p < .05, **p < .01, ***p < .001.<br />

ES<br />

.24<br />

.16


Ergebnis<br />

199<br />

Nach Kontrolle der Vortestwerte der Maße der psychischen Gesundheit<br />

erreicht keine der Skalen mehr statistische Bedeutsamkeit. Das BDI (F (1,<br />

37) = 2.53; p = .12) sowie die BSI-Skalen GSI (F (1, 37) = 2.44; p = .13)<br />

und Depressivität (F (1, 37) = 2.30; p = .14) zeigen eine grobe Tendenz<br />

zur Signifikanz. Ihre Effektstärken variieren jedoch zwischen .53 und .61<br />

und erreichen einen mittleren Behandlungseffekt zugunsten der<br />

Psychoedukationsgruppe. Die BSI-Skalen Unsicherheit im Sozialkontakt<br />

(F (1, 37) = 1.74; p = .19), Aggressivität (F (1, 37) = 2.35; p = .13) und<br />

paranoides Denken (F (1, 37) = 2.86; p = .10) erreichen Effektstärken<br />

zwischen .24 und .46 bedingt durch eine Verbesserung der<br />

Psychoedukationsgruppe und eine gleichzeitige Verschlechterung der<br />

Kontrollgruppe. Im BAI und den BSI-Skalen Ängstlichkeit und<br />

Zwanghaftigkeit erzielt die Psychoedukationsgruppe kleine<br />

Behandlungseffekte von .12 bis .15. In der BSI-Skala phobische <strong>Angst</strong><br />

findet sich nahezu kein Effekt.<br />

Tabelle 31. Univariate F-Tests der Kovarianzanalysen und<br />

Behandlungseffekte der psychischen Gesundheit von Psychoedukations-<br />

und Kontrollgruppe<br />

Gruppe<br />

BDI<br />

BAI<br />

PG<br />

KG<br />

PG<br />

KG<br />

Prä<br />

M<br />

(SD)<br />

26.21<br />

(9.57)<br />

23.31<br />

(11.08)<br />

25.75<br />

(11.57)<br />

23.69<br />

(14.98)<br />

Post<br />

M<br />

(SD)<br />

19.82<br />

(10.91)<br />

23.08<br />

(12.08)<br />

22.32<br />

(12.57)<br />

21.77<br />

(13.87)<br />

F<br />

(df)<br />

2.53<br />

(1, 37)<br />

.20<br />

(1, 36)<br />

ES<br />

.61<br />

.12


Ergebnis<br />

Gruppe<br />

BSI – GSI<br />

BSI – Somatisierung<br />

BSI – Zwanghaftigkeit<br />

BSI – Unsicherheit<br />

BSI – Depressivität<br />

BSI – Ängstlichkeit<br />

PG<br />

KG<br />

PG<br />

KG<br />

PG<br />

KG<br />

PG<br />

KG<br />

PG<br />

KG<br />

PG<br />

KG<br />

Prä<br />

M<br />

(SD)<br />

75.00<br />

(7.35)<br />

72.69<br />

(9.63)<br />

66.57<br />

(10.78<br />

63.69<br />

(14.01)<br />

72.21<br />

(7.01)<br />

71.31<br />

(7.61)<br />

65.46<br />

(12.21)<br />

65.08<br />

(13.23)<br />

73.50<br />

(8.49)<br />

73.85<br />

(9.00)<br />

71.36<br />

(10.00)<br />

68.54<br />

(12.86)<br />

Post<br />

M<br />

(SD)<br />

69.93<br />

(10.25)<br />

72.31<br />

(7.87)<br />

64.21<br />

(11.46)<br />

62.23<br />

(12.28)<br />

67.29<br />

(9.67)<br />

67.46<br />

(10.70)<br />

63.96<br />

(11.94)<br />

67.31<br />

(11.44)<br />

66.71<br />

(12.40)<br />

71.62<br />

(10.38)<br />

67.86<br />

(11.08)<br />

66.62<br />

(13.88)<br />

F<br />

(df)<br />

2.44<br />

(1, 37)<br />

.00<br />

(1, 37)<br />

.18<br />

(1, 37)<br />

1.74<br />

(1, 37)<br />

2.30<br />

(1, 37)<br />

.12<br />

(1, 37)<br />

ES<br />

.58<br />

.07<br />

.15<br />

.30<br />

.53<br />

.14<br />

200


Ergebnis<br />

Gruppe<br />

BSI – Aggressivität<br />

PG<br />

KG<br />

BSI – Phobische <strong>Angst</strong><br />

PG<br />

KG<br />

BSI – Paranoid. Denken<br />

BSI – Psychotizismus<br />

PG<br />

KG<br />

PG<br />

KG<br />

Prä<br />

M<br />

(SD)<br />

61.54<br />

(12.41)<br />

59.85<br />

(13.57)<br />

69.71<br />

(11.43)<br />

69.46<br />

(11.85)<br />

61.36<br />

(13.32)<br />

64.92<br />

(13.44)<br />

69.68<br />

(10.86)<br />

73.54<br />

(7.96)<br />

Post<br />

M<br />

(SD)<br />

57.71<br />

(15.15)<br />

61.92<br />

(10.73)<br />

65.71<br />

(12.13)<br />

65.54<br />

(10.56)<br />

59.46<br />

(12.76)<br />

66.23<br />

(11.22)<br />

65.86<br />

(11.98)<br />

68.08<br />

(11.14)<br />

F<br />

(df)<br />

2.35<br />

(1, 37)<br />

.01<br />

(1, 37)<br />

2.86 +<br />

(1, 37)<br />

.001<br />

(1, 37)<br />

Anmerkungen: PG = Psychoedukationsgruppe (N = 28), KG = Kontrollgruppe (N = 13).<br />

ES = Effektstärke (d), berechnet über [(MPG(Post) – MPG(Prä)) - (MKG(Post) – MKG(Prä))] /<br />

spooled(Prä). + p < .10, *p < .05, **p < .01, ***p < .001.<br />

ES<br />

.46<br />

.01<br />

.24<br />

.09<br />

201<br />

In der Gruppe der kognitiven Variablen zeigt sich keine signifikante<br />

Veränderung der Skalen. Die Psychoedukationsgruppe kann kleine<br />

Effekte in der Verbesserung des Selbstkonzepts eigener Fähigkeiten (F<br />

(1, 35) = .39; p = .53) und in der Verringerung der Fatalistischen<br />

Externalität (F (1, 35) = .71; p = .41) vorweisen. Die Kontrollgruppe<br />

dagegen erreicht kleine Behandlungseffekte in der Steigerungen der<br />

Lebenszufriedenheit (F (1, 37) = 1.01; p = .32, d = -.27) und der FKK-


Ergebnis<br />

202<br />

Skala Internalisierung (F (1, 36) = .58; p = .45, d = -.30). Die Auswertung<br />

der Sekundärskalen zeigt, dass die Teilnahme an der<br />

Psychoedukationsgruppe keinen Behandlungseffekt in einer Steigerung<br />

der Selbstwirksamkeit erzielt, jedoch einen leichten Effekt von .13 in der<br />

Abnahme der generalisierten Externalität.<br />

Tabelle 32. Univariate F-Tests der Kovarianzanalysen und<br />

Behandlungseffekte der kognitiven Variablen von Psychoedukations- und<br />

Kontrollgruppe<br />

Gruppe<br />

Kohärenzgefühl<br />

Lebenszufriedenheit<br />

PG<br />

KG<br />

PG<br />

KG<br />

FKK – Selbstkonzept<br />

eigener Fähigkeiten<br />

FKK – Internalisierung<br />

PG<br />

KG<br />

PG<br />

KG<br />

Prä<br />

M<br />

(SD)<br />

29.00<br />

(8.95)<br />

28.54<br />

(8.10)<br />

15.86<br />

(6.84)<br />

14.00<br />

(7.08)<br />

38.67<br />

(10.45)<br />

39.67<br />

(8.45)<br />

43.93<br />

(8.95)<br />

43.67<br />

(10.50)<br />

Post<br />

M<br />

(SD)<br />

33.46<br />

(11.46)<br />

33.15<br />

(9.03)<br />

16.54<br />

(7.54)<br />

16.54<br />

(7.23)<br />

42.11<br />

(9.90)<br />

41.17<br />

(10.52)<br />

43.71<br />

(11.11)<br />

46.25<br />

(12.31)<br />

F<br />

(df)<br />

.01<br />

(1, 37)<br />

1.01<br />

(1, 37)<br />

.39<br />

(1, 35)<br />

.58<br />

(1, 36)<br />

ES<br />

-.02<br />

-.27<br />

.20<br />

-.30


Ergebnis<br />

Gruppe<br />

FKK – Sozial bedingte<br />

Externalität<br />

PG<br />

KG<br />

FKK – Fatalistische<br />

Externalität<br />

PG<br />

KG<br />

FKK – Generalisierte<br />

Selbstwirksamkeit<br />

PG<br />

KG<br />

FKK – Generalisierte<br />

Externalität<br />

PG<br />

KG<br />

Prä<br />

M<br />

(SD)<br />

53.85<br />

(11.15)<br />

50.08<br />

(11.88)<br />

51.63<br />

(10.68)<br />

51.83<br />

(10.09)<br />

40.50<br />

(8.72)<br />

41.00<br />

(10.09)<br />

53.21<br />

(10.02)<br />

50.77<br />

(10.00)<br />

Post<br />

M<br />

(SD)<br />

52.93<br />

(11.88)<br />

48.25<br />

(11.97)<br />

50.44<br />

(14.06)<br />

53.17<br />

(12.25)<br />

42.54<br />

(9.88)<br />

42.92<br />

(9.26)<br />

52.18<br />

(13.22)<br />

51.00<br />

(10.84)<br />

F<br />

(df)<br />

.25<br />

(1, 35)<br />

.71<br />

(1, 35)<br />

.00<br />

(1, 35)<br />

.13<br />

(1, 35)<br />

Anmerkungen: PG = Psychoedukationsgruppe (N = 28), KG = Kontrollgruppe (N = 13).<br />

ES = Effektstärke (d), berechnet über [(MPG(Post) – MPG(Prä)) - (MKG(Post) – MKG(Prä))] /<br />

spooled(Prä). + p < .10, *p < .05, **p < .01, ***p < .001.<br />

ES<br />

-.08<br />

.24<br />

.01<br />

.13<br />

203


Diskussion<br />

10 Diskussion<br />

204<br />

Ziel der vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t war es, ein psychoedukatives<br />

Gruppenprogramm zur Behandlung stationärer <strong>Patienten</strong>, die unter<br />

Ängsten leiden zu entwickeln und dieses auf seine formativen und<br />

summativen Aspekte hin zu evaluieren. Im Mittelpunkt der Pilotstudie<br />

stand die Frage, inwiefern das Programm im Sinne einer<br />

psychoedukativen Intervention wirksam ist und ob es Einfluss auf das<br />

Krankheitswissen, die psychische Gesundheit und kognitive Aspekte der<br />

<strong>Patienten</strong> hat. Der bisherigen Darstellung folgend werden die Ergebnisse<br />

getrennt für die <strong>bei</strong>den Evaluationsaspekte anhand der einzelnen<br />

formulierten Fragestellungen diskutiert.<br />

10.1 Formative Evaluationsaspekte<br />

10.1.1 Beurteilung der Gruppenleiter<br />

Das Psychoedukationsprogramm, das sich aus acht 50-minütigen<br />

Sitzungen zusammensetzt, liegt mit einem Zeitrahmen von vier Wochen<br />

unter der durchschnittlichen Verweildauer der <strong>Patienten</strong> in der<br />

psychiatrischen Akutklinik. Nach einer Einar<strong>bei</strong>tungsphase in das<br />

Programm war aus Sicht der Therapeuten die Zeitdauer der einzelnen<br />

Sitzungen von 50 Minuten ausreichend, um die Inhalte verständlich zu<br />

vermitteln. Der Aufbau der Sitzungen und die theoretischen Inhalte des<br />

Programms wurden von den Gruppenleitern durchwegs als in sich logisch<br />

und klar verständlich beurteilt. Das Ar<strong>bei</strong>tsmaterial (Ar<strong>bei</strong>tsblätter, Folien)<br />

wurde nach Ergänzungen ebenfalls als ausreichend und vollständig<br />

bewertet. Die Gruppenleiter beurteilten die Möglichkeit der <strong>Patienten</strong> sich<br />

zu beteiligen als ausreichend und als den gesundheitlich stark<br />

beeinträchtigen <strong>Patienten</strong> zumutbar. Aus Perspektive der Therapeuten<br />

erwies sich das Psychoedukationsprogramm als eine im Stationsalltag gut<br />

durchführbare Intervention, die gerade auch durch ihren hohen<br />

Strukturiertheitsgrad für Berufsanfänger geeignet ist. Zudem ist es ein<br />

leicht verständliches und den <strong>Patienten</strong> gut zumutbares Basisprogramm,<br />

auf dessen Inhalte in der Einzeltherapie aufgebaut werden kann.<br />

204


Diskussion<br />

205<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich das<br />

Psychoedukationsprogramm „<strong>PAsta“</strong> aus Sicht der Therapeuten<br />

hervorragend als Kurzzeitintervention in einer Akutklinik eignet.<br />

10.1.2 Beurteilung der Gruppenteilnehmer<br />

In der Beurteilung des Gruppenprogramms durch die <strong>Patienten</strong> zeigt sich<br />

eine für psychisch beeinträchtigte Personen typische Tendenz zu<br />

verzerrter (selbstabwertender) Wahrnehmung (Stavemann, 2003), - das<br />

Therapeutenverhalten wird von den <strong>Patienten</strong> durchwegs positiver<br />

eingeschätzt als das eigene Befinden und Verhalten.<br />

Die Mehrzahl der <strong>Patienten</strong> ist in hohem Maße mit dem Verhalten der<br />

Therapeuten und der Verständlichkeit ihrer Ausführungen zufrieden. Beide<br />

Skalen sprechen für eine hohe Akzeptanz des Programms seitens der<br />

<strong>Patienten</strong>, aber auch für eine hohe Kompetenz der Gruppenleiter mit<br />

schwerkranken <strong>Patienten</strong> verschiedenster Diagnosen in einer Gruppe<br />

umzugehen. Sitzung 7 nimmt da<strong>bei</strong> in <strong>bei</strong>den Skalen eine Sonderstellung<br />

ein. Trotz hoher Werte wird diese am „negativsten“ beurteilt, was am<br />

Thema der Sitzung – die Besprechung der Exposition - liegen kann. Hier<br />

mutet der Gruppenleiter den <strong>Angst</strong>patienten ein enorm belastendes<br />

Thema zu, was sich seitens der <strong>Patienten</strong> in einem gewissen Maß an<br />

Unzufriedenheit mit dem Therapeuten widerspiegeln kann. Zum andern<br />

wird Konfrontation theoretisch besprochen und die praktische<br />

Durchführung in den Bereich der Einzeltherapie verlegt. Vermutlich<br />

können sich <strong>Angst</strong>patienten in der Theorie nur schwer vorstellen, dass<br />

sich durch Konfrontation mit der befürchteten Situation ihre Beschwerden<br />

bessern könnten. Daher könnten sie die Erklärungen des Gruppenleiters<br />

als unverständlich empfinden. Im Vergleich der fünf Stundenbeurteilungs-<br />

Skalen fällt die höhere Zahl an Ausreißer- und Extremwerten in den<br />

<strong>bei</strong>den Skalen zur Beurteilung des Therapeutenverhaltens auf. Dies<br />

könnte ein Hinweis sein, dass einige <strong>Patienten</strong> aufgrund starker<br />

gesundheitlicher Beeinträchtigungen Schwierigkeiten hatten, den<br />

Ausführungen des Therapeuten zu folgen und die empfundene<br />

205


Diskussion<br />

206<br />

Überforderung in einer Unzufriedenheit mit dem Therapeuten zum<br />

Ausdruck gebracht haben.<br />

Der größte Teil der <strong>Patienten</strong> hat den Eindruck, dass das<br />

Gruppenprogramm weiterhilft. Ein kleinerer Teil empfindet die Intervention<br />

als weniger hilfreich für sich, was daran liegen kann, dass aufgrund von<br />

Komorbidität oder anderer Erstdiagnosen (nicht aus der Gruppe der<br />

<strong>Angst</strong>störungen) aktuell andere Beschwerden dominieren. Sitzung 1 und 5<br />

werden am hilfreichsten empfunden. Zur positiven Beurteilung der ersten<br />

Sitzung könnte das Phänomen <strong>bei</strong>getragen haben, dass <strong>Patienten</strong> in der<br />

Regel zu Beginn einer Therapie große Hoffnungen in eine Intervention<br />

setzen (Kanfer et al., 2000). Es zeigt aber auch, dass die Gruppenleiter in<br />

kompetenter Weise auf die besonderen Bedürfnisse der <strong>Patienten</strong> in der<br />

ersten Sitzung (im Sinne der „Forming“-Phase - Stahl, 2002) eingehen<br />

konnten. Verantwortlich für die hohen Werte in Sitzung 5 könnte das<br />

Thema sein. In dieser Einheit steht die Korrektur dysfunktionaler<br />

Denkmuster im Mittelpunkt, ein Aspekt der kognitiven Therapie, der nicht<br />

nur <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen, sondern auch z.B. <strong>bei</strong> affektiven oder<br />

Persönlichkeits-Störungen indiziert ist (Margraf, 1999) und deshalb als<br />

besonders hilfreich beurteilt wurde.<br />

Die Skala „Beteiligung“ zeigt, dass ein hoher Prozentsatz der <strong>Patienten</strong><br />

subjektiv Schwierigkeiten hat, sich am Gruppenprogramm zu beteiligen.<br />

Dies zieht sich durch alle Sitzungen. Diese Skala spiegelt nicht nur<br />

deutlich den reduzierten Gesundheitszustand der psychiatrischen<br />

Akutpatienten wieder. Sie zeigt auch den typischen Verlauf des<br />

psychischen Wohlbefindens während einer Therapie (Kanfer et al., 2000).<br />

In den ersten Sitzungen sinkt das schon geringe subjektive Wohlbefinden<br />

der <strong>Patienten</strong> weiter, da die Behandlung als anstrengend empfunden wird.<br />

Mit zunehmender Zeitdauer, - hier am Ende der dritten Woche, zeigt die<br />

Therapie erste Wirkungen und das Wohlbefinden steigt langsam an, bis in<br />

der letzten Sitzung alle Teilnehmer von nahezu keinen<br />

Beteiligungsschwierigkeiten mehr berichten. Allerdings muss die subjektiv<br />

eher pessimistische Einschätzung der <strong>Patienten</strong>beteiligung korrigiert<br />

206


Diskussion<br />

207<br />

werden. Denn im Rahmen der summativen Evaluation zeigt sich, dass die<br />

Gruppenteilnehmer im Lauf der Intervention im bedeutsamen Maße von<br />

der Gruppe profitieren konnten. Dies spricht nicht nur für eine Beteiligung<br />

der <strong>Patienten</strong> am Gruppengeschehen trotz subjektiv empfundener<br />

Schwierigkeiten, sondern auch für ein Gruppenkonzept, das den<br />

Bedürfnissen psychiatrischer Akutpatienten entgegenkommt.<br />

Ein ähnliches Bild wie in der Gruppenbeteiligung zeigt sich in der Skala<br />

„Gruppenatmosphäre“. In Sitzung 1 fühlt sich etwa die Hälfte der <strong>Patienten</strong><br />

wohl, die andere Hälfte hingegen scheint unter der Gruppensituation zu<br />

leiden. Gerade psychisch stark beeinträchtigte Menschen berichten zu<br />

Gruppenbeginn von großen Ängsten, sich in eine solche Situation zu<br />

begeben und fühlen sich zusätzlich belastet durch diese Anforderung<br />

(Fiedler, 1996; Stahl, 2002). Parallel zur Skala „Beteiligung“ sinkt auch<br />

hier in den ersten Sitzungen das Wohlbefinden, vermutlich durch die<br />

Auseinandersetzung mit der Gruppe und den Gruppenthemen. Mit<br />

zunehmender Zeitdauer verringern sich die krankheitsbedingten<br />

Beschwerden, aber auch der Prozess der Gruppenkohäsion schreitet<br />

voran, so dass ab Ende der dritten Woche das Wohlbefinden in der<br />

Gruppe zunimmt. In der letzten Sitzung bewerten schließlich die meisten<br />

der <strong>Patienten</strong> die Gruppenatmosphäre als positiv, was für eine gelungene<br />

Durchführung des Gruppenkonzepts spricht.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl von Therapeuten- wie<br />

<strong>Patienten</strong>seite der Zeitumfang des Programms, die Vermittlung der Inhalte<br />

und die Durchführung der Intervention positiv beurteilt wurden. Die<br />

formative Evaluation zeigt mit Hilfe der erhobenen Daten eine gelungene<br />

Umsetzung des Gruppenkonzepts. In nachfolgenden Untersuchungen<br />

empfiehlt es sich im Rahmen der formativen Evaluation ein<br />

differenzierteres Feedback der <strong>Patienten</strong> zu Aspekten wie allgemeine<br />

Wirksamkeit, Gruppenatmosphäre und Vollständigkeit der Themen zu<br />

erfragen (wie z.B. Feedbackfragebogen von Stengler-Wenzke, 1998).<br />

207


Diskussion<br />

10.2 Summative Evaluationsaspekte<br />

208<br />

Neben der Untersuchung formativer Aspekte hatte die vorliegende Ar<strong>bei</strong>t<br />

zum Ziel, das Gruppenprogramm hinsichtlich seiner Wirksamkeit als<br />

psychoedukative Maßnahme einzuschätzen. Hierzu wurden <strong>Patienten</strong>, die<br />

mindestens sechs der acht Gruppensitzungen absolviert hatten, mit einer<br />

Kontrollgruppe bezüglich des Krankheitswissens, der psychischen<br />

Gesundheit und verschiedener kognitiver Variablen verglichen. Der<br />

Gruppenvergleich zu Therapiebeginn bestätigt, dass sich<br />

Psychoedukations- und Kontrollgruppe im Alter und Ausbildungsniveau<br />

sowie in allen Skalen des Wissens, der psychischen Gesundheit und der<br />

kognitiven Variablen nicht unterscheiden. Daher kann die Vergleichbarkeit<br />

der Gruppen trotz der unvollständigen Randomisierung der Gruppen und<br />

der unausgewogenen Geschlechterverteilung als gegeben angesehen<br />

werden.<br />

In der Diskussion der vorliegenden Ergebnisse muss berücksichtigt<br />

werden, dass es sich <strong>bei</strong> der vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t um eine „Effektiveness-<br />

Studie“ handelt, welche die Wirksamkeit der psychoedukativen<br />

Maßnahme unter alltäglichen Bedingungen untersucht. Solche Studien<br />

erreichen in der Regel aufgrund der klinischen Besonderheiten (z.B. hohe<br />

Komorbiditätsraten, Motivations- und Complianceprobleme) nicht die<br />

hohen Erfolgsraten kontrollierter Wirksamkeitsstudien (Erikson, 2003;<br />

Peikert et al., 2004; Schmidt-Traub, 2005). Aus diesem Grund können<br />

auch statistisch nicht signifikante Ergebnisse mit entsprechenden<br />

Behandlungseffekten nach Cohen (1988) interpretiert und in diesem<br />

Rahmen als bedeutsam angesehen werden.<br />

10.2.1 Krankheitswissen<br />

Ein Ziel von Psychoedukation ist es, das Wissen der <strong>Patienten</strong> über ihre<br />

Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten zu erweitern (Bäuml &<br />

Pitschel-Walz, 2003). Bemessen am kurzen Untersuchungszeitraum von<br />

vier Wochen wird der Wissenserwerb über <strong>Angst</strong> als Hauptkriterium für die<br />

Wirksamkeit der psychoedukativen Intervention in den Mittelpunkt gestellt.<br />

Der Vergleich von Psychoedukations- und Kontrollgruppe zeigt, dass nach<br />

208


Diskussion<br />

209<br />

vier Wochen dieses Ziel erreicht werden konnte. Die Teilnehmer der<br />

Psychoedukationsgruppe erwarben trotz eines reduzierten<br />

Gesundheitszustandes und klar formulierter Schwierigkeiten, sich am<br />

Gruppenprogramm zu beteiligen ein deutlich höheres Wissen über <strong>Angst</strong><br />

und verbesserten ihr Verständnis für die Wissensfragen. Dieses Ergebnis<br />

zeigt, dass die inhaltliche Umsetzung der Intervention gelungen ist und<br />

das Gruppenprogramm dem hohen Informationsbedürfnis von <strong>Patienten</strong><br />

entgegenkommt (Mueser et al., 1992).<br />

Bei genauerer statistischer Überprüfung kommt jedoch auch die<br />

Schwäche des Wissensfragebogens zum Vorschein. Schon vor der<br />

Therapie werden zwei Drittel der Fragen richtig beantwortet, was darauf<br />

hinweist, dass der Schwierigkeitsgrad der Items, auch gemessen am<br />

hohen Bildungsniveau der <strong>Patienten</strong> (60% mittlere Reife oder Abitur), zu<br />

gering konstruiert wurde. Nach statistischer Analyse mit bereinigten<br />

Vortestwerten zeigt sich, dass die Trennschärfe der Items kaum ausreicht,<br />

um zwischen den Gruppen zu differenzieren. Für weitere Studien<br />

empfiehlt es sich deshalb, Items mit höherem Schwierigkeitsgrad und<br />

ausreichender Trennschärfe zu konstruieren.<br />

10.2.2 Psychische Gesundheit<br />

Das Skalenprofil der Teilnehmer der Psychoedukations-Studie zeigt eine<br />

deutlich beeinträchtigte psychische Gesundheit und spiegelt die<br />

Besonderheiten stationärer <strong>Patienten</strong> einer Akutklinik wieder wie sie auch<br />

in der Literatur beschrieben sind (vgl. Jacobi et al., 2002). 60% der<br />

<strong>Patienten</strong> - in der Psychoedukationsgruppe sogar mehr als 80% - haben<br />

bereits Erfahrung mit Einzel- und/oder Gruppentherapie. Mehr als die<br />

Hälfte der Personen leidet unter komorbiden Störungen. Komorbidität<br />

bedeutet immer einen größeren Schweregrad der Erkrankung (Wittchen &<br />

Vossen, 2000). Die Komplexität und Schwere der Störungsbilder ist auch<br />

in der Aufenthaltsdauer ersichtlich. Zwei Drittel der<br />

Psychoedukationsgruppe weist eine Aufenthaltsdauer von mehr als 40<br />

Tagen auf. Zu berücksichtigen ist zudem, dass <strong>Patienten</strong> mit leichteren<br />

Störungen vor Beendigung des Messzeitraums entlassen und nicht mehr<br />

209


Diskussion<br />

210<br />

in die Studie eingeschlossen wurden. Die <strong>Patienten</strong> <strong>bei</strong>der Gruppen leiden<br />

unter einer klinisch relevanten depressiven und <strong>Angst</strong>-Symptomatik und<br />

alle Skalen des BSI liegen im klinisch auffälligen Bereich. In der<br />

Diskussion der Ergebnisse zur psychischen Befindlichkeit muss deshalb<br />

berücksichtigt werden, dass sich die Stichprobe aus der typischen Klientel<br />

einer psychiatrischen Akutklinik zusammensetzt. Es handelt sich um<br />

schwerstbeeinträchtigte multimorbide <strong>Patienten</strong>, deren stationäre Therapie<br />

nach dem vierwöchigen Messzeitraum in der Mehrzahl noch nicht<br />

abgeschlossen war. Aus diesem Grund können die vorhandenen<br />

Behandlungseffekte trotz fehlender statistischer Signifikanz in diesem<br />

Rahmen als bedeutsam angesehen und interpretiert werden (Cohen,<br />

1988).<br />

Grundsätzlich wird als effektive Behandlung dieser stark beeinträchtigten<br />

<strong>Patienten</strong>gruppe ein differenzierter Behandlungsplan empfohlen, der sich<br />

aus verschiedenen Therapiemodulen zusammensetzt und individuell auf<br />

die Symptomatik der <strong>Patienten</strong> abgestimmt ist (Wittchen & Vossen, 2000).<br />

Diese Forderung bestätigt sich im Gruppenvergleich. <strong>Patienten</strong> mit<br />

Gruppenangebot profitieren im höheren Maße von der klinischen<br />

Behandlung als <strong>Patienten</strong>, die ausschließlich die psychiatrische<br />

Standardtherapie erhalten. Wie schon in zahlreichen Studien belegt (vgl.<br />

Kapitel 2.8), zeigt sich auch hier, dass Psychoedukation den<br />

Krankheitsverlauf positiv beeinflusst und zu einer Steigerung der<br />

psychischen Gesundheit führt.<br />

Besonders gute Behandlungseffekte erzielt das Gruppenprogramm im<br />

Bereich der depressiven Symptomatik der <strong>Patienten</strong>. Als verantwortlich<br />

hierfür werden die therapeutischen Strategien des Gruppenprogramms<br />

angesehen, die nicht nur in der <strong>Angst</strong>-, sondern auch in der<br />

Depressionsbehandlung indiziert sind (Margraf, 1999; Schmidt-Traub &<br />

Lex, 2005). Dazu gehören Methoden der körperlichen Aktivierung,<br />

Entspannungsmethoden und Strukturierungshilfen, die direkt in der<br />

Gruppe geübt werden, oder deren Sinnhaftigkeit wie im Fall der<br />

körperlichen Aktivierung ausführlich erklärt und dazu im Stationsalltag<br />

motiviert wird. Ein anderer Schwerpunkt des Gruppenprogramms sind die<br />

210


Diskussion<br />

211<br />

kognitiven Strategien, die über zwei Sitzungen ausführlich behandelt und<br />

eingeübt werden und sich ebenfalls hoch wirksam <strong>bei</strong> depressiven<br />

Störungen zeigen. Schließlich überschneidet sich auch die<br />

medikamentöse Therapie in der <strong>Angst</strong>- und Depressionsbehandlung.<br />

<strong>Patienten</strong> werden in der Gruppe über die Wirkweise moderner<br />

Antidepressiva aufgeklärt, was wiederum die Anwendung der <strong>bei</strong><br />

Depression indizierten Pharmakotherapie unterstützt (Pitschel-Walz,<br />

2005). Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Goodwin et al. (2001) und<br />

Tsao et al. (2002). Ihre Studien belegen, dass <strong>bei</strong> komorbider <strong>Angst</strong> und<br />

Depression eine erfolgreich durchgeführte Behandlung der dominierenden<br />

psychischen Störung auch zur Behebung der komorbiden Störung führt.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass <strong>Patienten</strong>, die unter Ängsten<br />

leiden, aber eine Erstdiagnose aus dem Bereich der affektiven Störungen<br />

vorweisen, von diesem Gruppenprogramm in hohem Maße profitieren.<br />

Im Bereich der <strong>Angst</strong>symptomatik - erhoben mit BAI und den BSI-Skalen<br />

Ängstlichkeit, Phobische <strong>Angst</strong> und Zwanghaftigkeit - liegen<br />

Psychoedukations- und Kontrollgruppe ebenfalls im klinisch relevanten<br />

Bereich. Auch in diesem Symptomkomplex können <strong>Patienten</strong> mit<br />

Gruppenprogramm stärker profitieren, wenn auch nicht so stark wie im<br />

Bereich der depressiven Symptomatik. Da<strong>bei</strong> fällt auf, dass die <strong>Patienten</strong><br />

der Psychoedukationsgruppe im BAI und in den BSI-Skalen Ängstlichkeit<br />

und Zwanghaftigkeit mäßige Behandlungseffekte um .15 erreichen. In der<br />

Skala Phobische <strong>Angst</strong> dagegen findet sich kein praktisch bedeutsamer<br />

Effekt zugunsten der Psychoedukationsgruppe. Phobische Ängste<br />

reduzieren sich unabhängig vom Einfluss der Psychoedukationsgruppe,<br />

vermutlich durch Bedingungen der psychiatrischen Standardversorgung.<br />

Phobische <strong>Patienten</strong> werden durch das Stationsprogramm an sich mit<br />

vielen Aktivitäten konfrontiert, die zu Hause gemieden werden.<br />

Das Nichtprofitieren der phobischen <strong>Patienten</strong> vom Gruppenprogramm<br />

kann durch die Besonderheiten der <strong>Angst</strong>skalen erklärt werden. Die<br />

Ängstlichkeits- und Zwanghaftigkeits-Skalen umfassen kognitive und<br />

somatische Korrelate der <strong>Angst</strong>. Für diese Symptomgruppe der<br />

211


Diskussion<br />

212<br />

<strong>Angst</strong>störungen werden im Gruppenprogramm Strategien vorgestellt und<br />

sowohl in der Sitzung als auch in Form von Hausaufgaben direkt eingeübt.<br />

Die BSI-Skala Phobische <strong>Angst</strong> hingegen umfasst Phobien im klassischen<br />

Sinn, deren indizierte Behandlungsform die Konfrontation ist (Margraf,<br />

1999). In der Gruppe können jedoch Methoden der Exposition nur<br />

vorgestellt werden. Die Durchführung der Übungen wird ausdrücklich in<br />

den Bereich der Einzeltherapie verlagert, da die Gruppe<br />

zusammengesetzt aus psychiatrischen Akutpatienten damit überfordert<br />

wäre. Hier zeigt sich ein möglicher Schwachpunkt des<br />

Gruppenprogramms. In der Gruppe werden „universelle“ Methoden der<br />

<strong>Angst</strong>behandlung vorgestellt, die individuelle Problemlage muss da<strong>bei</strong><br />

zurücktreten. Damit gerade <strong>Patienten</strong> mit phobischen Störungen - aber<br />

auch mit anderen <strong>Angst</strong>störungen - verstärkt vom Gruppenprogramm<br />

profitieren können, ist es erforderlich, die Inhalte der Sitzungen in<br />

begleitender Einzeltherapie zu vertiefen und einzuüben. Im<br />

Erhebungszeitraum jedoch führten zwei Therapeutinnen die Gruppen<br />

durch, wovon nur eine auf einer der <strong>bei</strong>den Stationen tätig war. Im Idealfall<br />

sollten Ärzte, Psychologen und Pflegekräfte der Station an der<br />

gruppentherapeutischen Ar<strong>bei</strong>t beteiligt sein und die Inhalte in den<br />

Einzelkontakten mit den <strong>Patienten</strong> aufgreifen und vertiefen.<br />

Als mitverantwortlich für die relativ geringen Effekte des<br />

Gruppenprogramms im Bereich der <strong>Angst</strong>symptomatik muss die<br />

Zusammensetzung der Stichprobe diskutiert werden. Um adäquate<br />

Gruppengrößen zu erhalten, wurden in die Studie <strong>Patienten</strong>, die unter<br />

syndromaler <strong>Angst</strong> im Rahmen psychischer Erkrankungen leiden,<br />

aufgenommen. Wie auch schon die Einschätzung der Nützlichkeit des<br />

Programms durch die <strong>Patienten</strong> zeigt, standen <strong>bei</strong> einem Teil der<br />

<strong>Patienten</strong> nicht primär Ängste, sondern andere Beschwerden im<br />

Vordergrund. Eine Auswertung getrennt nach den Erstdiagnosen würde<br />

deshalb in Folgeuntersuchungen differenziertere Ergebnisse bringen.<br />

Eine letzte Ursache für die relativ kleinen Behandlungseffekte im Bereich<br />

der <strong>Angst</strong>symptomatik ist der Untersuchungszeitraum. Peikert et al. (2004)<br />

berichten in ihrer Untersuchung zu kognitiver Verhaltenstherapie <strong>bei</strong><br />

212


Diskussion<br />

213<br />

schwer gestörten, <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> mit <strong>Angst</strong>erkrankungen, dass die<br />

Zeit bis zum Eintreten signifikanter Symptomreduktion im Median sieben<br />

Wochen betrug. Somit müssten in katamnestischen Untersuchungen noch<br />

weitere Effekte zu erwarten sein.<br />

Die grundsätzliche psychische Belastung bzw. die Intensität der<br />

empfundenen Belastung nimmt ebenfalls in der Psychoedukationsgruppe<br />

deutlich ab, während die Kontrollgruppe stabil bleibt. Es zeigt sich ein<br />

ausgeprägter Behandlungseffekt durch das Gruppenprogramm und<br />

bestätigt den positiven Einfluss von Psychoedukation auf die psychische<br />

Gesundheit. Bei Betrachtung der verschiedenen Skalen des BSI ergibt<br />

sich jedoch ein differenziertes Bild.<br />

Deutliche bis mäßige Behandlungseffekte finden sich wie schon erwähnt<br />

im Bereich der depressiven und <strong>Angst</strong>-Skalen. Nur geringe Effekte zeigen<br />

sich in der Besserung körperlicher Beschwerden (Somatisierung) und im<br />

Psychotizismus. Die Skala Somatisierung bezieht sich auf psychische<br />

Belastung, die durch die Wahrnehmung körperlicher Dysfunktion entsteht.<br />

Einfache körperliche Beschwerden bis hin zu funktionellen Beschwerden<br />

inklusive der körperlichen Symptome von <strong>Angst</strong> werden hier erfasst.<br />

Positive Effekte in diesem Bereich sind wohl auf das Vermitteln von<br />

Strategien zur Erregungskontrolle zurückzuführen. Hinsichtlich des<br />

Symptombereichs Psychotizismus kann nur spekuliert werden, welche<br />

Gruppeninhalte einen Einfluss hatten. Möglicherweise haben sich<br />

Methoden zur Spannungsreduktion und Erregungskontrolle sowie<br />

kognitive Strategien positiv auf diese Symptomgruppe ausgewirkt.<br />

Schließlich hebt sich noch eine Skalentrias hervor (mit Tendenz zu<br />

signifikanten) kleinen bis mittleren Behandlungseffekten, die mit<br />

verursacht sind durch eine Verschlechterung der Kontrollgruppe. Zu<br />

nennen sind hier die Skalen Unsicherheit im Sozialkontakt, Aggressivität<br />

und Paranoides Denken. Während sich die Psychoedukationsgruppe im<br />

Verlauf der vier Wochen psychiatrischer Standardbehandlung mit<br />

Gruppenangebot in diesen Skalen verbessern konnte, wurde die<br />

Kontrollgruppe im gleichen Zeitraum ohne Gruppenangebot sozial<br />

213


Diskussion<br />

214<br />

unsicherer, paranoider und aggressiver. Betrachtet man die Skalen sticht<br />

der soziale Bezug der Items ins Auge (z.B. Minderwertigkeitsgefühle<br />

gegen andere; starke Befangenheit im Umgang mit anderen; Gefühl, dass<br />

man anderen nicht trauen kann, mangelnde Anerkennung durch andere).<br />

Anscheinend wirkt die Gruppe mit ihren Inhalten, aber auch generell mit<br />

ihren therapeutischen Wirkfaktoren sozialer Isolation entgegen, fördert<br />

soziale Fertigkeiten und korrigiert unangepasste soziale Denk- und<br />

Verhaltensmuster. Alternative offene Gruppenangebote im Bereich der<br />

Bewegungs-, Entspannungs- und Ergotherapie können im Vergleich zur<br />

geschlossenen Psychoedukationsgruppe nicht das Maß an<br />

Gruppenkohäsion erzeugen, so dass <strong>Patienten</strong> sozial profitieren können.<br />

Fehlt das starke Eingebundensein in eine Gruppe, entwickeln sich Gefühle<br />

der Isolation und Unzufriedenheit bis hin zur Aggression.<br />

Ebenfalls muss diskutiert werden, ob die hohen Aggressivitätswerte der<br />

Kontrollpatienten durch eine Demoralisierung zustande gekommen sind.<br />

Aufgrund des fehlenden Gruppenangebots könnten die <strong>Patienten</strong><br />

zunehmend unzufriedener mit der Klinikbehandlung geworden sein und<br />

ihre Anstrengungen, vom Behandlungsangebot zu profitieren, im Verlauf<br />

der Therapie reduziert haben. Diese Gefährdung der internen Validität legt<br />

nahe, in zukünftigen Wirksamkeitsstudien ein alternatives<br />

Gruppenangebot für die Kontrollpatienten, z.B. in Form einer offenen<br />

Gesprächsgruppe, einzurichten.<br />

10.2.3 Kognitive Variablen<br />

Psychische Stabilität zeichnet sich durch ein hohes Selbstkonzept eigener<br />

Fähigkeiten, hohe Internalität und geringe Externalität aus (Krampen,<br />

1991). Betrachtet man die Skalenwerte des FKK <strong>bei</strong>der Gruppen zu<br />

Therapiebeginn zeigen sich gerade gegenteilige Werte. Ein geringes<br />

Selbstkonzept eigener Fähigkeiten, eine niedrige internale und hohe<br />

externale Kontrollüberzeugung bestätigen auch im kognitiven Bereich das<br />

Bild der psychischen Befindlichkeit der <strong>Patienten</strong>.<br />

Die Psychoedukationsgruppe zeigt im Verlauf der Therapie<br />

Behandlungseffekte in der Entwicklung des Selbstkonzepts eigener<br />

214


Diskussion<br />

215<br />

Fähigkeiten als einer elementaren Voraussetzung zum Aufbau von<br />

Selbstwirksamkeit. Personen, die an der Gruppe teilnehmen, entwickeln in<br />

diesem vierwöchigen Zeitraum zunehmend eine generalisierte Erwartung,<br />

dass in bestimmten Lebenssituationen Handlungsmöglichkeiten zur<br />

Verfügung stehen. Allerdings zeigt sich auf der Sekundärebene der<br />

Skalen, dass das Ausmaß an Selbstwirksamkeitsüberzeugung der<br />

<strong>Patienten</strong> unverändert bleibt. Nach wie vor besteht also noch Unsicherheit<br />

in der Handlungsplanung und –realisation. Selbstwirksamkeitserwartung<br />

baut sich generell über einen langen Zeitraum auf (Schwarzer &<br />

Jerusalem, 1994), so dass wohl der Messzeitraum nicht ausreicht, um<br />

Veränderungen in dieser Skala abzubilden. Für eine langfristige Wirkung<br />

des Gruppenprogramms auf die Selbstwirksamkeitsüberzeugung spricht<br />

jedoch die Abnahme der fatalistischen Externalität, die sich auch in der<br />

generalisierten Externalität auf Sekundärebene der Skalen widerspiegelt.<br />

Mit einem Behandlungseffekt von .24 sinkt in der Psychoedukations-<br />

Gruppe die wahrgenommene Hilflosigkeit und die Erwartung, dass<br />

Ereignisse im Leben vom Schicksal, Glück oder Zufall abhängen. In der<br />

Kontrollgruppe dagegen nehmen diese Überzeugungen zu. Die<br />

Veränderungen im kognitiven Bereich werden der Vermittlung konkreter<br />

Strategien auf der kognitiven und Verhaltens-Ebene zugeschrieben, die in<br />

der Gruppe eingeübt werden und der Hilflosigkeit entgegenwirken<br />

(Krampen, 1991).<br />

Die Kontrollgruppe verzeichnet deutliche Behandlungseffekte um .30 auf<br />

der Skala Internalisierung. Die <strong>Patienten</strong> gewinnen also zunehmend die<br />

Überzeugung, dass sie Kontrolle über das eigene Leben oder bestimmte<br />

Ereignisse haben, während die Psychoedukationsgruppe in dieser<br />

Erwartung unverändert bleibt. Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zur<br />

hohen fatalistischen Externalität der Kontrollgruppe, denn die <strong>Patienten</strong><br />

nehmen sich zum einen eher selbst bestimmt wahr, zum anderen aber<br />

auch als vom Schicksal abhängig. Es empfiehlt sich, diese Ergebnisse vor<br />

ihrer Interpretation auf Grundlage einer größeren Stichprobe zu<br />

replizieren.<br />

215


Diskussion<br />

216<br />

Beide Gruppen verändern sich nur minimal in ihrer Erwartung, dass<br />

wichtige Ereignisse im Leben vom Einfluss anderer Personen abhängen<br />

(Sozial bedingte Externalität). Dieses Ergebnis kann auf den<br />

Messzeitraum zurückgeführt werden. Gerade in der ersten Zeit ihres<br />

Klinikaufenthaltes erleben es die <strong>Patienten</strong>, in hohem Maße auf andere<br />

Personen angewiesen zu sein und setzen große Hoffnung in die<br />

Behandler, was auch therapeutisch genutzt wird. Im Laufe der weiteren<br />

Behandlung, die ja zum zweiten Messzeitpunkt <strong>bei</strong> der Mehrzahl der<br />

<strong>Patienten</strong> nicht abgeschlossen war, müssten durch die Stärkung der<br />

Selbstmanagementkompetenzen die Werte in dieser Skala weiter<br />

abnehmen.<br />

Die Lebenszufriedenheit der <strong>Patienten</strong> liegt entsprechend der hohen<br />

psychischen Beeinträchtigung im unteren Bereich. Die <strong>Patienten</strong> der<br />

Kontrollgruppe, die zu Therapiebeginn unzufriedener mit ihrem Leben<br />

sind, erreichen zwar nach vier Wochen mit einem Behandlungseffekt um<br />

.30 das Niveau der Psychoedukationsgruppe, aber eine bedeutsame<br />

Zunahme der Lebenszufriedenheit ist in <strong>bei</strong>den Gruppen nicht zu finden.<br />

Die Ursachen hierfür liegen wohl in der Stabilität des Konzepts (Diener et<br />

al., 1985) und in der noch nicht abgeschlossenen Therapie der <strong>Patienten</strong>.<br />

Im Kohärenzgefühl, dessen Werte zu Therapiebeginn <strong>bei</strong> <strong>bei</strong>den Gruppen<br />

im unteren Bereich liegen, spiegelt sich ebenfalls die erniedrigte<br />

psychische Gesundheit der <strong>Patienten</strong> wieder. Es nimmt unabhängig vom<br />

Psychoedukationsprogramm im Therapieverlauf nur leicht zu. Per<br />

definitionem ist das Kohärenzgefühl ein relativ stabiles<br />

Persönlichkeitskonstrukt, das sich nur über einen längeren Zeitraum<br />

verändert (Antonovsky, 1997). Um den Einfluss des Gruppenprogramms<br />

sowohl auf die Lebenszufriedenheit als auch auf das Kohärenzgefühl zu<br />

bestimmen, muss der Messzeitraum länger angelegt sein und Follow-up-<br />

Untersuchungen vorgenommen werden.<br />

10.2.4 Männer und Frauen im Vergleich<br />

Bei Betrachtung der Männer und Frauen der Psychoedukationsgruppe<br />

zeigt sich, dass in nahezu allen Skalen Frauen von der<br />

216


Diskussion<br />

217<br />

Psychoedukationsgruppe im höheren Maß profitieren als Männer. Da<br />

jedoch ein Vergleich mit der Kontrollgruppe aufgrund der kleinen<br />

weiblichen Stichprobe nicht möglich ist, ist unklar, ob der Unterschied<br />

speziell durch die Frauen oder die psychoedukative Intervention zustande<br />

kommt. Allerdings finden sich in der Literatur Studien, die ebenfalls von<br />

einem Geschlechter-Effekt berichten und das weibliche Geschlecht als<br />

Erfolgsprädiktor für stationäre kognitive Verhaltenstherapie identifizieren<br />

(z.B. Peikert et al., 2004). Als Erklärungsmöglichkeit wird hier die höhere<br />

Fähigkeit von Frauen, sich auf eine psychotherapeutische Behandlung<br />

einlassen zu können und Compliance zu entwickeln, genannt. Denn<br />

Frauen nehmen tendenziell häufiger Psychotherapie in Anspruch. Im<br />

Rahmen einer Weiterentwicklung des Gruppenprogramms sollte in<br />

Erwägung gezogen werden, geschlechterspezifische Wirkfaktoren der<br />

Psychotherapie zu berücksichtigen.<br />

10.3 Zusammenfassung und Ausblick<br />

In der Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse der formativen und<br />

summativen Evaluation kristallisieren sich die folgenden Punkte heraus.<br />

Die im Rahmen der formativen Analyse erhobenen Daten zeigen eine<br />

hohe Zufriedenheit sowohl der Therapeuten als auch der <strong>Patienten</strong> mit<br />

dem Gruppenprogramm. Die Umsetzung des Gruppenkonzepts und auch<br />

die Treatmentimplementation sind gelungen. Der zeitliche Rahmen erwies<br />

sich als ausreichend, um die Inhalte klar zu vermitteln und als zumutbar<br />

für die <strong>Patienten</strong>. Für weiterführende Untersuchungen wird ein<br />

spezifischeres <strong>Patienten</strong>-Feedback empfohlen.<br />

Sowohl in der formativen als auch summativen Evaluation erwies sich die<br />

Vermittlung der Exposition als inhaltliche Schwachstelle. Diese kann<br />

<strong>Patienten</strong> nur klar vermittelt werden, wenn gleichzeitig in der<br />

Einzelbehandlung das Thema vertieft wird. Hier empfiehlt es sich, den<br />

Transfer der Gruppeninhalte stärker in die individuelle Behandlung der<br />

<strong>Patienten</strong> einfließen zu lassen. Zu überlegen wäre auch, speziell für<br />

217


Diskussion<br />

218<br />

phobische <strong>Patienten</strong> ein vertiefendes Gruppenangebot z.B. in Form von<br />

Expositionsübungen zu entwickeln.<br />

In Anbetracht des kurzen Messzeitraumes von nur vier Wochen gelang<br />

das Hauptanliegen der Psychoedukationsgruppe, die Steigerung des<br />

krankheitsbezogenen Wissens, trotz hoher psychischer Belastung der<br />

<strong>Patienten</strong> im vollen Umfang. Somit kann das psychoedukative<br />

Gruppenprogramm dem Informationsbedürfnis der <strong>Patienten</strong> Rechnung<br />

tragen. Allerdings müssen in Folgeuntersuchungen die Wissensfragen<br />

bezüglich Schwierigkeitsgrad und Trennschärfe überar<strong>bei</strong>tet werden.<br />

Von welcher Bedeutung psychoedukative Gruppenangebote <strong>bei</strong> der<br />

Behandlung schwerst beeinträchtigter <strong>Patienten</strong> in einer Akutklinik sind,<br />

zeigt die Tatsache, dass sich schon nach vier Wochen Behandlung die<br />

Psychoedukationsgruppe hinsichtlich ihrer verminderten psychischen<br />

Belastung positiv von der Kontrollgruppe abhebt. Zudem scheint sich ein<br />

fehlendes Gruppenangebot negativ auf <strong>Patienten</strong> auszuwirken, was sich<br />

in einer Verschlechterung in den sozialen Bezügen zeigt. Die größte<br />

Wirkung entfaltet das Programm im Bereich der depressiven<br />

Symptomatik. Dies kann als Hinweis gewertet werden, dass sich das<br />

Gruppenprogramm vermutlich aufgrund des kognitiven Schwerpunkts gut<br />

für <strong>Angst</strong>patienten mit komorbider depressiver Symptomatik eignet.<br />

Die Wirksamkeitsüberprüfung im Bereich der <strong>Angst</strong>symptomatik fiel<br />

geringer aus als erwartet. Wie bereits erwähnt, wird davon ausgegangen,<br />

dass <strong>Angst</strong>patienten durch eine Vertiefung der Exposition noch stärker<br />

von der Intervention profitieren können. Mit verantwortlich für das niedrige<br />

Ergebnis in den <strong>Angst</strong>skalen ist die diagnosenheterogene<br />

Zusammensetzung der Stichprobe. Wie auch die Einschätzung der<br />

Nützlichkeit des Programms durch die <strong>Patienten</strong> zeigt, standen <strong>bei</strong> einem<br />

Teil der <strong>Patienten</strong> nicht Ängste, sondern andere Beschwerden im<br />

Vordergrund. Eine Auswertung getrennt nach den Erstdiagnosen würde<br />

deshalb in Folgeuntersuchungen differenzierte Ergebnisse ermöglichen.<br />

Außerdem sollte der Messzeitraum verlängert werden, um spätere Effekte<br />

berücksichtigen zu können. Dies betrifft nicht nur die <strong>Angst</strong>symptomatik,<br />

218


Diskussion<br />

219<br />

sondern auch die kognitiven Variablen, deren Werte bereits erste Ansätze<br />

einer verbesserten Selbstwirksamkeit erkennen lassen.<br />

In dringend benötigten Folgeuntersuchungen sollte, neben der<br />

Verwendung einer größeren Stichprobe, Information zu Compliance und<br />

Rezidivraten erfasst werden. Follow-up-Studien, die Aussagen über die<br />

längerfristige Stabilität der Behandlungsergebnisse, den Transfer in die<br />

Alltagspraxis und die sozioökonomische Relevanz der Maßnahme (z.B.<br />

verlängerte Wiederaufnahmezeiten) ermöglichen, werden ebenfalls<br />

gefordert. Systematische Vergleiche mit der Implementation oder Integrität<br />

anderer Programme wären wünschenswert. Schließlich könnten im<br />

Rahmen einer Weiterentwicklung des Gruppenprogramms<br />

geschlechtsspezifische Wirkfaktoren von Psychotherapie einbezogen<br />

werden. An die Entwicklung von Booster-Sitzungen zur Stabilisierung der<br />

Ergebnisse und parallelen Angehörigengruppen zur Steigerung der<br />

Wirksamkeit könnte ebenfalls gedacht werden (vgl. Pharoah et al., 2003;<br />

Pitschel-Walz et al., 2001).<br />

Abschließend kann trotz der vorhandenen Begrenzungen der Studie eine<br />

weitgehend positive Bilanz gezogen werden. Psychoedukation als<br />

Behandlungsmethode in der psychiatrischen Versorgung erweist sich im<br />

Bereich der <strong>Angst</strong>störungen als unverzichtbare Intervention. In der<br />

Behandlung schwerst beeinträchtigter stationärer <strong>Patienten</strong> kann ein<br />

multimodales Therapieprogramm durch das psychoedukative<br />

Gruppenangebot „<strong>PAsta“</strong> optimiert werden.<br />

219


Zusammenfassung<br />

11 Zusammenfassung<br />

220<br />

Die vorliegende Ar<strong>bei</strong>t umfasst die Entwicklung sowie formative und<br />

summative Evaluation des <strong>stationären</strong> psychoedukativen<br />

Gruppenprogramms <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong> <strong>bei</strong> <strong>stationären</strong> <strong>Patienten</strong> –<br />

<strong>PAsta“</strong>.<br />

Der theoretische Teil erstreckt sich über vier Kapitel. Das erste Kapitel legt<br />

seinen Schwerpunkt auf die allgemeine Bedeutung von Psychoedukation<br />

in der Behandlung psychischer Erkrankungen. Hier werden Verständnis<br />

und Ziele von Psychoedukation sowie deren historische Entwicklung<br />

dargestellt. Speziell eingegangen wird auf die therapeutischen<br />

Wirkfaktoren und die Besonderheit von Psychoedukation in der<br />

<strong>stationären</strong> Behandlung. Schließlich wird ein Überblick über die Evaluation<br />

und Wirksamkeit psychoedukativer Interventionen im Allgemeinen<br />

gegeben. Das zweite Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen der<br />

Psychoedukation. Es werden vier Modelle aus dem Feld der<br />

Gesundheitspsychologie vorgestellt und ihre Implikationen für<br />

Psychoedukation herausgear<strong>bei</strong>tet. Das dritte Kapitel befasst sich mit<br />

Psychoedukation speziell <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen. Nach Vorstellung der<br />

diagnostischen Einordnung, Epidemiologie, Therapie und Komorbidität<br />

von <strong>Angst</strong>erkrankungen wird ein breiter Überblick über den aktuellen<br />

Forschungsstand zu Gruppenkonzepten <strong>bei</strong> der Behandlung heterogener<br />

<strong>Angst</strong>störungen gegeben. Die Vorteile gruppentherapeutischer Konzepte<br />

und die der Behandlung heterogener <strong>Angst</strong>störungen in Gruppen im<br />

klinischen Setting werden aufgezeigt. Beide Aspekte fließen in die<br />

Konzeption des <strong>stationären</strong> Psychoedukationsprogramm „<strong>PAsta“</strong> ein,<br />

welches im letzten Kapitel des Theorieteils vorgestellt wird. Es setzt sich<br />

aus einer theoretischen Einführung und den acht Gruppensitzungen<br />

inklusive des Ar<strong>bei</strong>tsmaterials zusammen. Ziel des Programms ist es, den<br />

<strong>Patienten</strong> Informationen zum Umgang mit Ängsten sowie<br />

Bewältigungsstrategien auf körperlicher, kognitiver und behavioraler<br />

Ebene zu vermitteln. Als Besonderheiten des Konzepts lassen sich die<br />

Entwicklung des Gruppenmanuals speziell abgestimmt auf die<br />

220


Zusammenfassung<br />

221<br />

Bedürfnisse stationärer Akutpatienten nennen sowie die Integration<br />

verschiedener Diagnosegruppen in eine Gruppe, um den Gegebenheiten<br />

einer psychiatrischen Akutklinik entgegenzukommen. Das<br />

Psychoedukationsprogramm versteht sich als Basistherapie auf die in der<br />

Einzelbehandlung aufgebaut werden kann.<br />

Im empirischen Teil der Ar<strong>bei</strong>t wird die Pilotstudie zur konzeptuellen<br />

Umsetzung sowie zur Überprüfung der Wirksamkeit des<br />

Psychoedukationsprogramms dargestellt. Insgesamt nahmen an der<br />

Studie 87 <strong>Patienten</strong> der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik<br />

der Universität Erlangen-Nürnberg teil, die unter syndromaler <strong>Angst</strong> im<br />

Rahmen psychischer Erkrankungen litten. 28 <strong>Patienten</strong>, die neben<br />

psychiatrischer Standardtherapie mindestens sechs der acht<br />

Gruppensitzungen absolviert hatten, wurden mit einer Kontrollgruppe von<br />

13 Personen, die ausschließlich psychiatrische Standardtherapie erhalten<br />

hatten, im Prä-Post-Design bezüglich des Krankheitswissens, der<br />

psychischen Gesundheit und kognitiver Variablen verglichen.<br />

Die Auswertung der Daten erfolgte im Rahmen der formativen Evaluation<br />

rein deskriptiv. In der summativen Evaluation wurden<br />

Mittelwertsvergleiche zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe sowie<br />

Vergleiche im Rahmen des Therapieverlaufs durchgeführt. Um<br />

Vortestunterschiede zwischen den Gruppen zu berücksichtigen, wurden<br />

Kovarianzanalysen berechnet.<br />

Die formative Evaluation zeigte eine hohe Akzeptanz des Programms<br />

gemessen an der Zufriedenheit der <strong>Patienten</strong> mit dem Verhalten und den<br />

Erklärungen des Gruppenleiters. Der Großteil der <strong>Patienten</strong> beurteilte das<br />

Programm als hilfreich für seine Beschwerden. Bei einem Teil der<br />

<strong>Patienten</strong> wird vermutet, dass aufgrund anderer im Vordergrund stehender<br />

Beschwerden, die <strong>Angst</strong>inhalte als weniger hilfreich empfunden wurden.<br />

Schwierigkeiten, sich an der Gruppe zu beteiligen sowie ein geringes<br />

subjektives Wohlbefinden in der Gruppe <strong>bei</strong> einem Teil der <strong>Patienten</strong><br />

reduzierte sich von Sitzung zu Sitzung. Der zeitliche Rahmen erwies sich<br />

221


Zusammenfassung<br />

222<br />

somit für <strong>Patienten</strong> mit erheblichen psychischen Beeinträchtigungen als<br />

zumutbar.<br />

Die Steigerung des krankheitsbezogenen Wissens, das Hauptanliegen der<br />

Ar<strong>bei</strong>t wurde erreicht. Die Wirksamkeitsanalysen der psychischen und<br />

kognitiven Variablen zeigen unter Berücksichtigung der Vortestwerte zwar<br />

keine signifikanten Ergebnisse mehr, die berechneten Effektstärken<br />

sprechen aber für eine klinische Bedeutsamkeit.<br />

Die Skalen der psychischen Befindlichkeit zeigen, dass es sich <strong>bei</strong> den<br />

Studienteilnehmern um schwerstbeeinträchtigte multimorbide <strong>Patienten</strong><br />

handelt. Die Wirksamkeitsüberprüfung im Bereich der psychischen<br />

Gesundheit zeigt, von welcher Bedeutung das psychoedukative<br />

Gruppenprogramm für das multimodale Therapieangebot der Klinik ist. Im<br />

Vergleich zur Kontrollgruppe profitieren die Gruppenteilnehmer vor allem<br />

im Bereich der depressiven Symptomatik. Diskutiert wird hier die<br />

Überschneidung von Elementen der Depressions- und <strong>Angst</strong>behandlung<br />

wie z.B. Techniken der kognitiven Therapie. Behandlungseffekte im<br />

Bereich der <strong>Angst</strong>symptomatik fallen geringer aus, was an der lediglich<br />

theoretischen Besprechung der Exposition und an der Zusammensetzung<br />

der Stichprobe liegen kann. Eine tendenzielle Verschlechterung der<br />

Kontrollgruppe zeigt sich in den Skalen Unsicherheit im Sozialkontakt,<br />

Aggressivität und Paranoides Denken.<br />

Im Bereich der kognitiven Variablen zeigt die Interventionsgruppe erste<br />

Ansätze zum Aufbau von Selbstwirksamkeitsüberzeugung nach der<br />

Gruppenbehandlung. Allerdings deuten die Ergebnisse darauf hin, dass<br />

gerade im Bereich der kognitiven Variablen der Messzeitraum zu kurz<br />

angelegt ist, um deutliche Veränderungen feststellen zu können.<br />

Ein geschlechtspezifischer Vergleich in der Psychoedukationsgruppe lässt<br />

vermuten, dass Frauen in höherem Maße von der Gruppenbehandlung<br />

profitieren.<br />

Aufgrund der dargestellten Ergebnisse sind weitere Studien mit größeren<br />

Stichproben notwendig. Ein längerer Messzeitraum sowie katamnestische<br />

Studien empfehlen sich, um längerfristige Effekte und die Stabilität der<br />

222


Zusammenfassung<br />

223<br />

Ergebnisse beurteilen zu können. Im Rahmen einer Weiterentwicklung<br />

des psychoedukativen Konzepts können geschlechtspezifische<br />

Wirkfaktoren von Psychotherapie berücksichtigt werden. Außerdem wären<br />

die Entwicklung von Booster-Sitzungen und Angehörigengruppen von<br />

Vorteil.<br />

Trotz der vorhandenen Begrenzungen kann eine weitgehend positive<br />

Bilanz der Pilotstudie gezogen werden, denn es hat sich gezeigt, dass<br />

<strong>Patienten</strong> von der Gruppenbehandlung profitieren und das stationäre<br />

Therapieprogramm mit Hilfe der Gruppe optimiert werden kann.<br />

223


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Anhang<br />

13 Anhang<br />

Anhang A: Die Sitzungen des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />

Sitzung 1: Was ist <strong>Angst</strong>?<br />

Sitzung 2: Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />

Sitzung 3: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der körperlichen Ebene<br />

Sitzung 4: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der kognitiven Ebene (1)<br />

Sitzung 5: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der kognitiven Ebene (2)<br />

Sitzung 6: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene (1)<br />

Sitzung 7: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene (2)<br />

Sitzung 8: Sich auf den Ernstfall vorbereiten – Rückfallprophylaxe<br />

Anhang B: Die Folien des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />

Folie 1: Ablauf der Sitzungen<br />

Folie 2: Gefühlskreis<br />

Folie 3: <strong>Angst</strong>kreislauf<br />

Folie 4: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />

Folie 5: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />

Folie 6: Dreifaktorenmodell<br />

Folie 7: Gehirnmodell<br />

Folie 8: Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />

Folie 9: <strong>Angst</strong>verlaufskurven<br />

Folie 10: Medikamente <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />

Folie 11: Der Germane Hagen<br />

Folie 12: ABC-Modell<br />

Folie 13: Schritte zur Veränderung des Denkens<br />

Folie 14: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />

Folie 15: Denkmuster<br />

Folie 16: Denkmuster Korrektur<br />

Folie 17: Vermeidungsverhalten<br />

Folie 18: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />

241<br />

241


Anhang<br />

Folie 19: Expositionsschritte<br />

Folie 20: Expositionsregeln<br />

Folie 21: Notfallkoffer<br />

Folie 22: <strong>Angst</strong>regeln<br />

Anhang C: Die Ar<strong>bei</strong>tsblätter des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 0: Deckblatt <strong>Patienten</strong>mappe<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 1: Teilnehmerliste<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 2: Info Station<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 3: <strong>Patienten</strong>einladung<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 4: Deckblatt <strong>Patienten</strong>mappe<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 5: Vorstellungsrunde<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 6: Ablauf der Sitzungen<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 7: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 8: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 9: Methoden zur Erregungskontrolle<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 10: Körperliche Symptome<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 11: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 12: Denkmuster<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 13: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 14: Expositionsschritte<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 15: Expositionsregeln<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 16: Notfallkoffer<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 17: <strong>Angst</strong>regeln<br />

242<br />

242


Anhang<br />

Anhang D: Die Messintrumente der Pilotstudie<br />

Hinweise zum Ausfüllen der Fragebögen<br />

Einverständniserklärung der <strong>Patienten</strong><br />

Soziodemographie<br />

Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> (Version A)<br />

Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> (Version B)<br />

Beck Depressions Inventar (BDI)<br />

Beck <strong>Angst</strong> Inventar (BAI)<br />

Brief Symptom Inventory (BSI)<br />

Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung (FKK)<br />

Sense of Coherence Scale (SOC-9L)<br />

Satisfaction With Life Scale (SWLS)<br />

Stundenbeurteilung der <strong>Patienten</strong><br />

Stundenbeurteilung der Therapeuten<br />

243<br />

243


Lebenslauf<br />

LEBENSLAUF<br />

Name: Elisabeth Summ<br />

Geburtsdatum/-ort: 09.12.1969 in Bad Windsheim<br />

Familie: verheiratet mit Dr. Albert F. Summ, 3 Kinder<br />

Schulen:<br />

1976 – 1980 Grundschule in Bad Windsheim<br />

1980 – 1989 Georg-Wilhelm-Steller-Gymnasium in Bad Windsheim<br />

06/1989 Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife<br />

Ausbildung:<br />

1989 – 1990 Feiwilliges Soziales Jahr<br />

1990 – 1991 Studium der Landwirtschaft, FH Weihenstephan<br />

1991 – 1994 Ausbildung zur Masseurin und med. Bademeisterin<br />

1994 – 1999 Psychologiestudium an der Friedrich-Alexander-<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

08/1996 Diplom-Vorprüfung<br />

07/1999 Diplom-Hauptprüfung zur „Diplom-Psychologin (Univ.)“<br />

Beruflicher Werdegang und Weiterbildung:<br />

Seit 1999 Verhaltenstherapeutische Ausbildung nach den<br />

Richtlinien der „Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft für<br />

Verhaltensmodifikation“ (AVM)<br />

1999 – 2000 befristete Stelle <strong>bei</strong> „mudra“ – Alternative Jugend- und<br />

Drogenhilfe e.V., Nürnberg, Ambulante Therapie<br />

2002 Ausbildung zur Triple-P-Trainerin des PAG Instituts für<br />

Psychologie, Leitung Prof. Dr. Hahlweg, Münster<br />

07/2004 – 06/2005 Psychiatrisches Jahr in der Weiterbildung zur<br />

Psychologischen Psychotherapeutin (AVM) an der<br />

Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik der<br />

Universität Erlangen, Leitung: Prof. Dr. J. Kornhuber,<br />

Beginn der Promotion (Dr. phil.)<br />

07/2005 – 03/2006 Psychologin der Institutsambulanz der Psychiatrischen<br />

244<br />

und Psychotherapeutischen Klinik der Universität Erlangen<br />

05/2006 Geburt des dritten Kindes<br />

01.02.2008 Promotionsprüfung<br />

Erlangen, im Februar 2008<br />

244


Anhang A: Die Sitzungen des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />

Sitzung 1: Was ist <strong>Angst</strong>?<br />

Sitzung 2: Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />

Sitzung 3: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der körperlichen Ebene<br />

Sitzung 4: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der kognitiven Ebene (1)<br />

Sitzung 5: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der kognitiven Ebene (2)<br />

Sitzung 6: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene (1)<br />

Sitzung 7: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene (2)<br />

Sitzung 8:Sich auf den Ernstfall vorbereiten - Rückfallprophylaxe<br />

Die Gruppensitzungen


SITZUNG 1: Was ist <strong>Angst</strong>?<br />

MANUAL<br />

„Theoretische<br />

Einführung“<br />

MATERIAL<br />

Flipchart,<br />

Overhead-<br />

Projektor, Stifte<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />

AB 5<br />

Vorstellungs-<br />

runde<br />

FLIPCHART<br />

Gruppenregeln<br />

FOLIE 1<br />

Ablauf der<br />

Sitzungen<br />

FOLIE 2<br />

Gefühlskreis<br />

0. Vorbereitung<br />

5.1 Die Gruppe als therapeutischer Faktor<br />

5.2 Wissensvermittlung<br />

5.6 „Einzeltherapie“ in der Gruppe<br />

5.7 Transfer und Hausaufgaben<br />

1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />

2. Eingangsrunde<br />

• Vorstellung der Gruppenleiter<br />

• Vorstellungsübung mit den <strong>Patienten</strong><br />

3. Vorstellung der Gruppenregeln<br />

• Schweigepflicht<br />

• Einander ausreden lassen<br />

• Aktuelles hat Vorrang<br />

4. Überblick über die Sitzungen<br />

Eine Psychoedukationsgruppe hat zum Ziel, <strong>Patienten</strong><br />

über psychische Erkrankungen und ihre<br />

Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und den<br />

selbstverantwortlichen Umgang mit der Erkrankung zu<br />

fördern.<br />

Ziel des Gruppenprogramms <strong>„Psychoedukation</strong> <strong>Angst</strong>“ ist<br />

somit, dem <strong>Patienten</strong> Information und Strategien im<br />

Umgang mit <strong>Angst</strong> zu vermitteln.<br />

5. Was ist <strong>Angst</strong>?<br />

• <strong>Angst</strong> gehört zu den Grundgefühlen.<br />

• Sie kann in unterschiedlicher Intensität empfunden<br />

werden (z.B. Besorgnis-Bammel-Ängstlichkeit-Schiss-<br />

Panik)


FLIPCHART<br />

Eine typische<br />

<strong>Angst</strong>situation<br />

schildern lassen<br />

und dazu einen<br />

<strong>Angst</strong>kreislauf<br />

(mit körperlichen<br />

Symptomen,<br />

Wahrnehmung,<br />

Gedanken,<br />

Verhalten,<br />

Auslöser) mit den<br />

<strong>Patienten</strong><br />

erstellen.<br />

• Gefühle sind Signale (z.B. (Trauer-Verlust, Wut-<br />

Grenzverletzung, <strong>Angst</strong>-Bedrohung)<br />

• <strong>Angst</strong> ist überlebensnotwendig: sie bereitet den Körper<br />

auf eine Fluchtreaktion vor (z.B. Erhöhung des<br />

Herzschlags, der Durchblutung der Skelettmuskulatur,<br />

der Konzentration) und ermöglicht eine bessere<br />

Anpassung an die Situation (z.B. <strong>bei</strong>m Auto fahren<br />

oder in einer Prüfungssituation). <strong>Angst</strong> kann also zu<br />

Bestleistungen führen.<br />

• <strong>Angst</strong> kann auch krank machen, wenn sie in<br />

Situationen auftritt,<br />

! die normalerweise nicht ängstigend sind,<br />

! wenn sie zu stark, zu häufig und zu lange dauert oder<br />

! wenn sie zur Vermeidung wichtiger Aktivitäten führt.<br />

Das Alarmsystem ist zu empfindlich geworden,<br />

professionelle Hilfe wird gebraucht.<br />

ZIEL der Sitzungen: Effektiver mit der <strong>Angst</strong> umgehen<br />

lernen.<br />

6. Wie entsteht <strong>Angst</strong>?<br />

Anhand einer Situation, in der sie <strong>Angst</strong> erlebt haben,<br />

werden wir uns genauer anschauen, wie <strong>Angst</strong> entsteht.<br />

• An welchen körperlichen Symptomen haben sie<br />

erkannt, dass sie <strong>Angst</strong> haben?<br />

• Was ging ihnen während der <strong>Angst</strong>situation durch den<br />

Kopf? (Befürchtungen, Selbstgespräche)<br />

• Was haben sie getan oder hätten sie am liebsten<br />

getan? (sichtbares Verhalten)<br />

• Was löste die <strong>Angst</strong> aus? (z.B. Stresssituation,<br />

körperliche Anstrengung, intensives Grübeln,<br />

situationale Bedingungen wie z.B. Hitze, Enge)


Zusammenfassung <strong>Angst</strong>kreislauf:<br />

<strong>Angst</strong> ergreift den Menschen in seiner ganzen Person<br />

und zeigt sich gefühlsmäßig, gedanklich, körperlich und<br />

im Verhalten.<br />

• Körper: <strong>Angst</strong> aktiviert das sympathische<br />

Nervensystem und ruft durch Hormonausschüttung<br />

physiologische Reaktionen hervor.<br />

• Gedanken: spielen eine Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der<br />

Entstehung und Aufrechterhaltung von <strong>Angst</strong>. Innere<br />

(körperliche) oder äußere Reize werden<br />

wahrgenommen und als gefährlich interpretiert.<br />

Ungefährliches wird als gefährlich eingeschätzt oder<br />

Gefährliches in seiner Bedrohung überschätzt. <strong>Angst</strong><br />

entsteht im Kopf!<br />

• Gefühle: <strong>Angst</strong>, aber auch Hilflosigkeit und Ohnmacht<br />

entstehen aufgrund der Bewertung.<br />

• Verhalten: Man tut etwas, um die <strong>Angst</strong> in den Griff zu<br />

bekommen (Kampf, Flucht oder Vermeidung), aber<br />

man wird auch durch die <strong>Angst</strong> in seinem Verhalten<br />

beeinträchtigt. Vermeidung vergrößert die <strong>Angst</strong>.<br />

Letztlich entsteht <strong>Angst</strong> vor der <strong>Angst</strong>.<br />

Alle Komponenten stehen miteinander in Verbindung,<br />

aber in der Regel steht eine Ebene im Vordergrund.<br />

z.B. Körperliche Komponente: Sie bemerken, ihr Herz schlägt<br />

schneller, haben das Gefühl nicht mehr richtig atmen zu können,<br />

haben keine Erklärung für die Symptome und werden ängstlich.<br />

Sie stellen sich vor, wie sie nach Luft schnappen, denken sie<br />

fallen gleich in Ohnmacht. Körperl. Symptome werden<br />

wahrgenommen und als gefährlich eingestuft. Je stärker man auf<br />

die körperlichen Symptome achtet, desto stärker werden sie.


FLIPCHART<br />

Therapiemöglich<br />

keiten in den<br />

<strong>Angst</strong>kreislauf<br />

einzeichnen<br />

AB 7<br />

<strong>Angst</strong>kreislauf<br />

zum Ausfüllen<br />

FOLIE 4<br />

<strong>Angst</strong>kreislauf<br />

zum Ausfüllen<br />

z.B. Kognitive Komponente: Sie lesen in der Zeitung, dass<br />

jemand in ihrem Alter am Herzinfarkt verstorben ist. Sie denken,<br />

„ich könnte auch …mit meinen Herzproblemen. Herz schlägt<br />

schneller. „Oh, jetzt beginnt es wieder…„ Es entsteht <strong>Angst</strong>,<br />

Herzklopfen nimmt zu, Teufelskreis wird in Gang gesetzt.<br />

7. Wie kann der <strong>Angst</strong>kreislauf durchbrochen<br />

werden?<br />

Der <strong>Angst</strong>kreislauf kann nur durchbrochen werden, indem<br />

man sich der <strong>Angst</strong> stellt.<br />

• Gedanken: negative Denkmuster verändern<br />

(kognitive Umstrukturierung)<br />

• Körper: körperliche Symptome mildern<br />

(Erregungskontrolle)<br />

• Verhalten: sich der <strong>Angst</strong> stellen (Exposition)<br />

In den folgenden Sitzungen wollen wir gemeinsam<br />

effektive Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> erar<strong>bei</strong>ten.<br />

Viele neue Dinge müssen dazu eingeübt werden. Eine<br />

Möglichkeit zu üben stellen die Hausaufgaben dar, die<br />

jeder soweit er dazu in der Lage ist, durchführen kann.<br />

8. Hausaufgabe (freiwillig)<br />

Einen individuellen <strong>Angst</strong>kreislauf erstellen.<br />

„Stellen Sie sich eine möglichst aktuelle und konkrete<br />

Situation vor, in der Sie an <strong>Angst</strong> gelitten haben. Tragen<br />

Sie ihre körperlichen Symptome, Gedanken, Verhalten<br />

und Auslöser in den <strong>Angst</strong>kreis ein.“<br />

9. Blitzlicht und Verabschiedung


SITZUNG 2: Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />

MANUAL<br />

„Theoretische<br />

Einführung“<br />

MATERIAL<br />

Flipchart,<br />

Overhead-<br />

Projektor,<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblätter,<br />

Stifte<br />

FOLIE 2<br />

FOLIE 3<br />

0. Vorbereitung<br />

4.1 Klinische Erscheinungsformen der <strong>Angst</strong><br />

5.1 Von der <strong>Angst</strong> zur <strong>Angst</strong>störung<br />

5.3 Körperbezogene Verfahren<br />

1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />

2. Wiederholung<br />

• Was ist <strong>Angst</strong>? (Gefühl - Signal - Funktion)<br />

• Wie entsteht <strong>Angst</strong>? (<strong>Angst</strong>kreislauf)<br />

FOLIE 4 3. Besprechung der Hausaufgabe<br />

FOLIE 5<br />

Diagnosen<br />

<strong>Angst</strong>störungen<br />

• Besprechung des persönlichen <strong>Angst</strong>kreislaufes<br />

4. Welche <strong>Angst</strong>störungen gibt es?<br />

Ängste können im Rahmen anderer psychischer<br />

Erkrankungen auftreten (z.B. Depression, Schizophrenie,<br />

Postraumatische Belastungsstörung), aber auch als<br />

eigenständige Störung.<br />

• Panikstörung: plötzlich, unerwartete <strong>Angst</strong>attacke<br />

begleitet von vielfältigen körperlichen Symptomen, die<br />

sich innerhalb weniger Sek./Min. zum Höhepunkt<br />

steigern, scheinbar aus heiterem Himmel. Aus <strong>Angst</strong><br />

wieder eine Attacke zu erleiden, vermeiden die<br />

Betroffenen jene Situationen, in denen die Panikattacke<br />

erstmals ausgelöst wurde + starke Erwartungsangst,<br />

meiden fast alle Situationen, die sie als risikoreich<br />

einstufen.


ÜBUNG<br />

„Lippenbremse“<br />

durchführen<br />

AB 9<br />

Methoden zur<br />

Erregungs-<br />

kontrolle<br />

• Generalisierte <strong>Angst</strong>störung: Sorgen und Ängste breiten<br />

sich über den ganzen Alltag aus, z.B. ob Ehemann,<br />

Kinder nichts passiert. Damit einher geht Gefühl<br />

drohenden Unheils (gleich passiert etwas<br />

Schreckliches) und das Gefühl der eigenen<br />

Überforderung (ich schaffe es nicht mehr).<br />

Sehr belastend für Familienleben, denn <strong>Angst</strong> ist<br />

ständig da.<br />

• Phobien: eng umgrenzte <strong>Angst</strong> z.B. Spinnen, Hunde,<br />

Höhe, Blutverlust)In der Folge kommt es zur<br />

Vermeidung der Objekte, <strong>Angst</strong> ist länger andauernd,<br />

normale Alltagsführung kaum mehr möglich.<br />

• Agoraphobie: Platzangst, <strong>Angst</strong> vor Situationen, in<br />

denen eine Flucht nur schwer möglich oder keine Hilfe<br />

verfügbar ist, z.B. Furcht vor großen Plätzen,<br />

Menschenmengen, Bus-, Autofahrt, Schlange stehen<br />

etc.<br />

3. Soziale Phobien: übersteigerte <strong>Angst</strong>, wenn die Person<br />

mit anderen Menschen in Kontakt treten soll, z.B. <strong>Angst</strong><br />

sich zu blamieren, keinen Ton herauszubringen.<br />

5. Übung zur Kurzzeitentspannung<br />

Bevor wir mit dem zweiten Informationsteil beginnen,<br />

werden wir eine praktische Methode kennen lernen, die<br />

geeignet ist, auf der körperlichen Ebene die <strong>Angst</strong> in den<br />

Griff zu bekommen.<br />

Sind <strong>Angst</strong>patienten im Stress, fallen sie häufig in die<br />

Brustatmung und werden kurzatmig. Sie atmen zu wenig<br />

CO2 ab und es entsteht Schwindel. Mit Hilfe der<br />

Bauchatmung gelingt es, die Atmung zu verlangsamen und<br />

Entspannung (das Gegenteil von <strong>Angst</strong>) zu erzeugen.<br />

Instruktionen zur Übung „Lippenbremse“ siehe Ar<strong>bei</strong>tsblatt!


FOLIE 6<br />

Drei-Faktoren-<br />

Modell<br />

DISKUSSION<br />

„Welche<br />

auslösenden<br />

Faktoren<br />

spielen <strong>bei</strong><br />

Ihnen eine<br />

Rolle?<br />

6. Wie entstehen <strong>Angst</strong>erkrankungen? - Das „Drei-<br />

Faktoren-Modell“<br />

Bei der Entwicklung von Erkrankungen spielen immer<br />

mehrere Faktoren eine Rolle<br />

• Vulnerabilität: Bereits bestehende genetische,<br />

körperliche, psychische oder auch soziale Merkmale<br />

machen das Auftreten der Störung möglich. (z.B.<br />

erbliche „Vorbelastung“, Umgang mit <strong>Angst</strong> in der<br />

Familie, belastende Erfahrungen in der Kindheit,<br />

Trennungserlebnisse)<br />

• Auslösende Bedingungen führen dazu, dass die Störung<br />

das erste Mal auftritt. Dazu können gehören:<br />

Körperliche oder seelische Belastungen wie z.B.<br />

kritische Lebensereignisse (z.B. Tod von Angehörigen,<br />

Trennung, Scheidung, Krankheit) oder „Stress“ (z.B.<br />

inneren oder äußeren Auseinandersetzungen wird sich<br />

nicht gestellt, es kommt zu einer Häufung von Konflikten<br />

und gleichzeitigem Vermeiden negativer Emotionen.<br />

Ärger oder Wut werden nicht bewusst gemacht und<br />

durch neutrale oder positive Gefühle ersetzt. Bei<br />

unausweichlichen Auseinandersetzungen bricht die zur<br />

Emotion gehörige Erregung aus in Form von starker<br />

<strong>Angst</strong>)<br />

• Aufrechterhaltende Bedingungen: Falsche Reaktionen<br />

des Betroffenen oder der Umwelt (z.B. Vermeidung,<br />

„Schonung“) oder anhaltende Belastungen<br />

(Überforderung, anhaltende Konflikte) verhindern das<br />

rasche Abklingen der Beschwerden und machen das<br />

Problem chronisch.


FOLIE 7<br />

Gehirnmodell<br />

AB 9<br />

Methoden zur<br />

Erregungs-<br />

kontrolle<br />

7. Kontrolle über die <strong>Angst</strong> gewinnen durch bewusstes<br />

Einschalten des Denkens und Verhaltens<br />

Erklärung des Gehirnmodells mit Amygdala<br />

(Speicherzentrum für Emotionen) und Cortex (bewusstes<br />

Denken).<br />

Ängste sind überlebensnotwendig, doch sie blockieren ab<br />

einer bestimmten Stärke unser Denken und Handeln. Statt<br />

die Ursache der <strong>Angst</strong> und geeignete<br />

Bewältigungsstrategien zu finden, werden uralte<br />

<strong>Angst</strong>muster (Amygdala - Mandelkern) automatisch<br />

aktiviert und erweisen sich stärker als der Versuch zu<br />

denken (Cortex - Hirnrinde). Es entsteht hohe Anspannung<br />

verbunden mit Lähmung oder Flucht. Man erlebt keine<br />

Kontrolle mehr über die <strong>Angst</strong>.<br />

Ziel: Das bewusste Denken (Hirnrinde) soll wieder die<br />

Kontrolle über die starken Emotionen (Mandelkern)<br />

übernehmen durch <strong>Angst</strong>bewältigungsstrategien auf der<br />

körperlichen, gedanklichen und Verhaltens-Ebene, die im<br />

Laufe der Sitzungen vermittelt werden sollen.<br />

8. Hausaufgabe<br />

Übung „Lippenbremse“ durchführen<br />

9. Blitzlicht und Verabschiedung


SITZUNG 3: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der körperlichen Ebene<br />

MANUAL<br />

„Theoretische<br />

Einführung“<br />

MATERIAL<br />

Flipchart,<br />

Overhead-<br />

Projektor, Stifte,<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />

FOLIE 6<br />

FOLIE 7<br />

ÜBUNG<br />

„Lippenbremse“<br />

durchführen<br />

FOLIE 8<br />

Körperliche<br />

Symptome<br />

Evtl. ANS<br />

(Sympathicus –<br />

Parasympathi-<br />

cus) erklären!<br />

0. Vorbereitung<br />

5.3 Körperbezogene Verfahren<br />

1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />

2. Wiederholung<br />

• Wie entstehen <strong>Angst</strong>erkrankungen?<br />

• ZIEL: Kontrolle über die <strong>Angst</strong> gewinnen<br />

3. Besprechung der Hausaufgabe<br />

• Erfahrungen mit der Bauchatmung (Übung<br />

Lippenbremse) besprechen<br />

4. Übung zur Kurzzeitentspannung<br />

Überleitung zum Thema der heutigen Sitzung.<br />

5. Effektive Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der<br />

körperlichen Ebene<br />

a) Information<br />

b) Erregungskontrolle<br />

c) Aufbau der körperlichen Fitness<br />

d) Medikamentöse Therapie<br />

a) Information<br />

Informationen über körperliche Vorgänge reduzieren<br />

<strong>Angst</strong>.<br />

<strong>Angst</strong> bereitet den Körper auf eine Kampf- oder<br />

Fluchtreaktion vor. Durch Hormonausschüttung steigt die<br />

physiologische Erregung des autonomen Nervensystems.<br />

Körperprozesse verstärken sich


FLIPCHART<br />

Korrektur der<br />

häufigsten<br />

Irrtümer:<br />

<strong>Angst</strong> ist eine<br />

Verstärkung<br />

körperlicher<br />

Symptome.<br />

An der <strong>Angst</strong><br />

stirbt man nicht!<br />

<strong>Angst</strong> hört auch<br />

auf statt die<br />

<strong>Angst</strong> hört nie<br />

mehr auf.<br />

FLIPCHART<br />

<strong>Angst</strong>verlaufs-<br />

kurven<br />

anzeichnen<br />

oder<br />

FOLIE 9<br />

AB 9<br />

Methoden zur<br />

Erregungs-<br />

kontrolle<br />

besprechen<br />

(z.B. Durchblutungssteigerung von Kopf, Herz und<br />

Skelettmuskulatur). Es treten eine Vielzahl von<br />

Empfindungen auf, die als unangenehm und quälend<br />

empfunden werden (z.B. Kribbeln, Schwäche, Schwindel).<br />

• <strong>Angst</strong> bedeutet eine Verstärkung körperlicher<br />

Symptome.<br />

• Manche Personen nehmen diese Empfindungen<br />

häufiger und intensiver wahr.<br />

• Manche Personen empfinden diese Symptome als<br />

unangenehm und gefährlich, andere suchen sie (z.B.<br />

Risikosportarten).<br />

• Diese Symptome sind ungefährlich! An der <strong>Angst</strong> stirbt<br />

man nicht! Werden die Symptome als gefährlich<br />

eingeschätzt, kann es zu häufigeren <strong>Angst</strong>anfällen<br />

kommen.<br />

• Hat die <strong>Angst</strong> einen bestimmten Grad erreicht, kann sie<br />

nicht mehr gesteigert werden. Die körperlichen<br />

Prozesse sind erschöpft, die <strong>Angst</strong> flutet ab.<br />

• <strong>Angst</strong>verlaufskurven: „Was würde passieren, wenn sie<br />

in der Situation bleiben und die <strong>Angst</strong> aushalten<br />

würden?“<br />

b) Erregungskontrolle<br />

Wir brauchen Methoden, um aufkommende <strong>Angst</strong>, Unruhe<br />

und Erregung kontrollieren zu lernen.<br />

In der akuten <strong>Angst</strong>situation eigenen sich Methoden, die<br />

innerhalb weniger Minuten Entspannung erzeugen:<br />

• Intensivierung der Bauchatmung, z.B. „Lippenbremse“<br />

• Methoden zur Aufmerksamkeits- und<br />

Konzentrationslenkung<br />

• exzessive körperliche Betätigung (z.B. Kniebeugen,


DISKUSSION<br />

„Welche<br />

Erfahrungen<br />

haben sie mit<br />

Entspannungs-<br />

verfahren<br />

gesammelt?“<br />

Hier ist es<br />

wichtig auf den<br />

Sinn und die<br />

Wichtigkeit der<br />

körperbezog-<br />

enenTherapie- verfahren in der<br />

Klinik hinzu-<br />

weisen wie z.B.<br />

Sport,<br />

Entspannungs-<br />

gruppe.<br />

FLIPCHART<br />

„Welche<br />

Medikamente<br />

zur Behandlung<br />

von <strong>Angst</strong><br />

kennen Sie?“<br />

Liegestützen, um den Block laufen, Holz hacken), um<br />

Stresshormone abzubauen.<br />

Um langfristig die hohe Anspannung zu reduzieren sollte<br />

man einmal am Tag zur Ruhe kommen. Regelmäßig<br />

durchgeführte Entspannungsverfahren wie die<br />

Progressive Muskelentspannung nach Jacobson,<br />

Autogenes Training, Yogaübungen oder ähnliches sind<br />

hilfreich.<br />

Achtung: <strong>bei</strong> starker <strong>Angst</strong> können<br />

Entspannungsmethoden durch vermehrte<br />

Selbstbeobachtung die <strong>Angst</strong> verstärken. Dann eignen<br />

sich eher oben genannte Verfahren.<br />

ZIEL: Der Patient sollte sich die Entspannungsmethode<br />

aussuchen, die für ihn geeignet ist.<br />

c) Aufbau der körperlichen Fitness<br />

Aufgrund der <strong>Angst</strong>symptomatik beginnen viele <strong>Patienten</strong><br />

sich zu schonen und vermeiden zunehmend körperliche<br />

Aktivitäten. Das führt zu einer Reduktion der körperlichen<br />

Fitness und verstärkt die körperlichen Reaktionen <strong>bei</strong> nur<br />

leichter Belastung.<br />

• Deshalb Ausdauersportarten betreiben, z.B. Walken,<br />

Schwimmen, Radfahren, Laufen etc.<br />

• Aufbau positiver Aktivitäten und Alltagsstrukturierung<br />

(evtl. Wochenplan führen und angenehme Aktivitäten<br />

einplanen).<br />

d) Medikamentöse Therapie<br />

Bei der medikamentösen Therapie kommen generell zwei<br />

Klassen von Psychopharmaka zum Einsatz:<br />

1) kurzfristig wirksame Anxiolytika (z.B.<br />

Benzodiazepine, Antihistaminika, niedrigpotente<br />

Neuroleptika, Buspiron)


FOLIE 10<br />

Medikamente<br />

AB 9<br />

Methoden zur<br />

Erregungs-<br />

kontrolle<br />

2) moderne Antidepressiva zur Langzeittherapie (z.B.<br />

SSRI oder Venlafaxin (Trevilor®)<br />

Kurzfristig wirksame Medikamente sollten möglichst wenig<br />

eingesetzt werden, da sie nur eine vorübergehende<br />

Linderung der Symptomatik leisten können und im Fall der<br />

Benzodiazepine ein hohes Abhängigkeitspotential haben.<br />

Der Einsatz von Antidepressiva hilft langfristig,<br />

<strong>Angst</strong>symptome zu reduzieren und versetzt viele<br />

<strong>Patienten</strong> erst in die Lage, selber wirksam gegen ihre<br />

Ängste vor zu gehen.<br />

6. Hausaufgabe<br />

• Strategien zur <strong>Angst</strong>reduktion auswählen und üben.<br />

• PMR üben mit CD oder am Stationsprogramm<br />

teilnehmen.<br />

7. Blitzlicht und Verabschiedung


SITZUNG 4: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der gedanklichen Ebene<br />

MANUAL<br />

Teil 1<br />

„Theoretische<br />

Einführung“<br />

MATERIAL<br />

Flipchart,<br />

Overhead-<br />

Projektor, Stifte,<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />

0. Vorbereitung<br />

5.4 Kognitive Strategien<br />

1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />

2. Wiederholung<br />

Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der körperlichen<br />

Ebene<br />

AB 9 3. Besprechung der Hausaufgabe<br />

FLIPCHART<br />

ABC-Modell<br />

erstellen<br />

FOLIE 11<br />

Der Germane<br />

Hagen<br />

• Welche körperlichen Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong><br />

wurden ausgewählt? Erfahrungen mit den körperlichen<br />

Strategien<br />

4. Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der<br />

gedanklichen Ebene (Teil 1)<br />

a) Einführung - Das ABC-Modell<br />

• <strong>Angst</strong> ist ein Gefühl. Gefühle entstehen durch die<br />

Bewertung einer Situation. Wir interpretieren immer<br />

Erlebnisse. Unsere Selbstgespräche und<br />

Gedankenblitze verursachen eine gute oder schlechte<br />

Stimmung und beeinflussen unser Verhalten.<br />

• Die Interpretation der Situation (Gefahr!) spielt eine<br />

Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der Entstehung von krankmachender<br />

<strong>Angst</strong>. Die <strong>Angst</strong>reaktion ist normal, die Bewertung<br />

aber falsch.


FOLIE 12<br />

ABC-Modell<br />

DISKUSSION<br />

„Woran erkennt<br />

man gesundes<br />

Denken?“<br />

FLIPCHART<br />

Zwei Spalten<br />

(<strong>Angst</strong>-<br />

gedanken –<br />

hilfreiche<br />

Alternativen)<br />

erstellen<br />

Beispiel:<br />

Situation A: Ich sitze auf dem Sofa und spüre Herzklopfen und<br />

Übelkeit.<br />

Bewertung B: „Jetzt fängt es wieder an! Hilfe, ich bekomme einen<br />

Herzinfarkt!“ ODER „Ich habe zuviel gegessen, ich muss einen<br />

Verdauungsspaziergang machen. Dann geht es mir besser.“<br />

Konsequenz C (Gefühl und Verhalten): <strong>Angst</strong> und sich weiter schonen<br />

ODER Erleichterung, Zufriedenheit und Spazierengehen.<br />

Ängstliche Menschen zeichnen sich durch extrem<br />

negatives Denken aus. Um langfristig die <strong>Angst</strong> zu<br />

reduzieren ist es deshalb notwendig, ungünstige<br />

Denkweisen zu verändern.<br />

ZIEL: <strong>Angst</strong> durch das Denken (Einschalten der<br />

Großhirnrinde/höherer kognitiver Zentren) kontrollieren<br />

lernen.<br />

b) Wodurch zeichnet sich gesundes Denken aus?<br />

• realitätsorientiert: es beruht auf Tatsachen und nicht auf<br />

Meinungen oder Spekulationen, es widerspricht nicht<br />

der Realität<br />

• zielorientiert: es ist auf die Erreichung meiner Ziele<br />

ausgerichtet und bereitet mir nur die dafür nötige<br />

emotionale Belastung und vermeidet unnötige Konflikte<br />

mit mir oder meiner Umwelt.<br />

c) Sammeln von <strong>Angst</strong>gedanken und Erar<strong>bei</strong>tung von<br />

hilfreichen Alternativen<br />

1. Sammeln der <strong>Angst</strong>gedanken: Welche typischen<br />

<strong>Angst</strong>gedanken kennen Sie? (Gedanken, die sich auf<br />

Wahrnehmung körperlicher Symptome beziehen, auf<br />

soziale Situationen, auf spezifische Objekte oder<br />

typische Sorgen)


FOLIE 13<br />

Schritte zur<br />

Veränderung<br />

des Denkens<br />

Beispiele: Herzrasen „Jetzt geht es wieder los. Ich bekomme<br />

einen Herzinfarkt.”<br />

Mir wird übel, ich falle um, wenn ich mit dem Bus fahre.“<br />

Soziale Situationen – „Die anderen lachen mich aus, ich blamiere<br />

mich, wenn ich etwas in der Gruppe sage.“<br />

2. Erar<strong>bei</strong>ten von hilfreichen Alternativen: Ist der<br />

Gedanken Realität oder Spekulation? Dient er meinen<br />

Zielen (z.B. ein normales Leben führen zu können,<br />

Freunde zu finden etc.)?<br />

d) Wie verändert man sein Denken?<br />

• Gedanken beobachten: der erste Schritt zur<br />

Veränderung ist immer das Beobachten, also sich<br />

selbst auf die Schliche kommen und negative<br />

Gedanken identifizieren.<br />

• Gedanken überprüfen: Ist der Gedanke realitätsgerecht<br />

und dient er meinen Zielen? Gibt er mir das Gefühl, ein<br />

wertvoller Mensch zu sein oder schwächt er mich und<br />

macht mich unzufrieden und mutlos?<br />

• Abwertende Gedanken Stoppen: Machen sich negative<br />

Gedanken breit, den „Gedanken-Stopp“ einsetzen.<br />

(Sobald negative Gedanken auftauchen, laut oder leise<br />

„Stopp!“ sagen und gleichzeitig sich fest kneifen, in die<br />

Hände klatschen oder Faust ruckartig und kräftig<br />

anspannen).<br />

• Sich positiv programmieren: Negative Gedanken durch<br />

hilfreiche Gedanken ersetzen. Da<strong>bei</strong> den Widerspruch<br />

zwischen Kopf und Bauch aushalten! Auch wenn man<br />

noch gefühlsmäßig glaubt, sich etwas einzureden oder<br />

vorzulügen, trotzdem <strong>bei</strong> den neuen hilfreicheren<br />

Gedanken bleiben. Die gefühlsmäßige Zustimmung<br />

folgt irgendwann.


FOLIE 14<br />

AB 11<br />

Beobachtungs-<br />

bogen<br />

negativer<br />

Gedanken<br />

• Üben: Merksätze wiederholen, z.B. auf kleine Kärtchen<br />

schreiben, die man mit sich trägt oder auf Kassette<br />

sprechen, an den Spiegel hängen etc.<br />

5. Hausaufgabe<br />

• Suchen sie sich eine Situation aus, in der sie <strong>Angst</strong><br />

erleben/ erlebt haben und notieren sie sich dazu<br />

alle Gedanken, die ihnen durch den Kopf gegangen<br />

sind.<br />

• Versuchen sie diese zu prüfen und hilfreichere<br />

Alternativen zu finden.<br />

6. Blitzlicht und Verabschiedung


SITZUNG 5: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der gedanklichen Ebene,<br />

MANUAL<br />

Teil 2<br />

„Theoretische<br />

Einführung“<br />

MATERIAL<br />

Flipchart,<br />

Overhead-<br />

Projektor, Stifte,<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />

FOLIE 13<br />

FLIPCHART<br />

Zwei-<br />

Spaltentechnik<br />

– Hilfreiche<br />

Alternativ-<br />

gedanken mit<br />

den <strong>Patienten</strong><br />

zusammen<br />

erar<strong>bei</strong>ten<br />

0. Vorbereitung<br />

5.4 Kognitive Strategien<br />

1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />

2. Wiederholung<br />

• Kennzeichen gesunden Denkens<br />

• Schritte zur Veränderung des Denkens<br />

3. Besprechung der Hausaufgabe<br />

• Besprechung des Beobachtungsbogens.<br />

• Erar<strong>bei</strong>ten von hilfreichen Alternativgedanken an<br />

<strong>Patienten</strong><strong>bei</strong>spielen. (Sollte nochmals mit den <strong>Patienten</strong><br />

geübt werden!)<br />

4. Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der<br />

gedanklichen Ebene (Teil 2) - Negative Denkmuster <strong>bei</strong><br />

<strong>Angst</strong><br />

Nicht nur die Fehlinterpretation einer Situation führt zu<br />

<strong>Angst</strong>, sondern auch ungünstige innere „Selbstgespräche“,<br />

die wir ständig führen, erschweren uns die Bewältigung<br />

einer Situation und halten die <strong>Angst</strong> aufrecht.<br />

Diese Denkmuster (oder Lebenseinstellungen) sind sehr<br />

ar<strong>bei</strong>tsintensiv, bringen wenig Gewinn und engen mehr<br />

und mehr das Leben ein bis schließlich sprichwörtlich die<br />

Luft zum Atmen wegbleibt.


FOLIE<br />

15a,b,c<br />

Denkmuster<br />

DISKUSSION<br />

„In welchem<br />

Denkmuster<br />

finden Sie sich<br />

wieder?“<br />

(Jeder Mensch<br />

gerät immer<br />

wieder in eine<br />

der Denkfallen.<br />

Die <strong>Patienten</strong><br />

sollten sich<br />

deshalb nur ein<br />

für sie<br />

besonders<br />

typisches<br />

Muster<br />

auswählen!)<br />

• Das Schwarz-Weiß-Denken<br />

Man beurteilt seine Umwelt nur positiv oder negativ und<br />

hat nicht gelernt, Zwischentöne zu beachten. Dazu<br />

gehören alle „immer - niemals - nie - jeder - alle - niemand<br />

-Sätze“. Differenziertes Denken dagegen drückt sich in<br />

relativen Begriffen aus („manchmal, selten, vielleicht, oft,<br />

womöglich etc.)<br />

Beispiel: „ich werde es nie lernen“, „ich bin absolut unfähig“, „mir kann<br />

niemand helfen“<br />

Beispiel: Weil mich Frau X heute nicht grüßt, ist sie verärgert über<br />

mich. Aber man übersieht, daß sie vielleicht nur gedanklich abwesend<br />

war oder schlecht gelaunt.<br />

• Das Generalisieren<br />

Man schlussfolgert vom Einzelfall auf das Ganze oder<br />

überträgt eine vergangene Situation auf die Gegenwart.<br />

Da<strong>bei</strong> wird aber vergessen, dass die aktuelle Situation<br />

völlig andere Gegebenheiten hat.<br />

Beispiel 1: Ich hatte irgendwann mal <strong>Angst</strong> vor einem strengen Lehrer.<br />

Nun habe ich vor jeder Person, die Autorität ausstrahlt <strong>Angst</strong>.<br />

Beispiel 2: Ich habe einmal erlebt, dass es mir im Bus schwindlig<br />

wurde. Nun übertrage ich die Vorstellung, dass mir übel wird auf jede<br />

weitere Fahrt, was schließlich dazu führt, dass ich kein öffentliches<br />

Verkehrsmittel mehr benütze.<br />

Beispiel 3: Ich bin auf eine Firmenfeier eingeladen und bin absolut<br />

sicher, dass ich dort schrecklich nervös und ängstlich sein werde, weil<br />

ich dass in einer ähnlichen Situation einmal erlebt habe. Da<strong>bei</strong><br />

vergesse ich aber, dass ich nicht nur negative Erfahrungen gemacht<br />

habe, sondern es auch Treffen gab, in denen ich mich wohl und sicher<br />

fühlte. Ich gehe ganz automatisch davon aus, dass das Negative<br />

eintreten wird und tue so, als ob es keine andere Möglichkeit gäbe.


• Das Gedanken vermeiden<br />

Man führt auftauchende „Negativgedanken“ nicht<br />

konsequent zu Ende, sondern kehrt immer wieder<br />

gedanklich in den Teil der Situation zurück, in der die<br />

<strong>Angst</strong> zuerst wahrgenommen wurde. So überlegt man<br />

nicht, was man tun könnte, wenn die befürchtete Situation<br />

tatsächlich eintritt. Eine sachliche Bewältigung des<br />

Problems kann nicht statt finden, da man sich darauf<br />

konzentriert, die <strong>Angst</strong>situation zu vermeiden oder die<br />

unangenehmen Gefühle zu unterdrücken.<br />

Beispiel: Ich habe <strong>Angst</strong>, mit dem Zug zu fahren, weil dieser im Tunnel<br />

stecken bleiben könnte. Ich denke ununterbrochen über diesen Aspekt<br />

nach, ohne zu überlegen, was ich tun könnte, falls dies tatsächlich<br />

eintritt. Wie könnte ich mir helfen? Ich könnte z.B. mit einem Fahrgast<br />

ein Gespräch beginnen, Atemübungen durchführen oder zur<br />

Ablenkung bis 100 zählen.<br />

• Sich vorschnell eine Meinung bilden<br />

Man beurteilt eine Situation indem man sich schnell eine<br />

Meinung bildet, ohne wichtige Fakten zu berücksichtigen.<br />

Man vergisst zwischen Meinung und Tatsache zu<br />

unterscheiden. Voreilige Schlussfolgerungen blockieren die<br />

angemessene Wahrnehmung der Situation.<br />

Beispiel 1: Ich bin der Meinung, dass ich <strong>bei</strong> mir nicht vertrauten<br />

Personen stottere. Um mich nicht zu blamieren, vermeide ich deshalb<br />

jede Gesellschaft,. Hilfreiche Tatsachen ignoriere ich aber da<strong>bei</strong>, z.B.<br />

dass meine <strong>Angst</strong> nicht überall und <strong>bei</strong> jedem Menschen auftritt,<br />

sondern mich bestimmten Faktoren verunsichern (z.B. <strong>Angst</strong> eher <strong>bei</strong><br />

Jüngeren, <strong>bei</strong> Männern, in bestimmten sozialen Situation etc.).<br />

Beispiel 2: Geschichte vom Hammer (Watzlawik, 1988)<br />

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den<br />

Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt der Mann<br />

hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein<br />

Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will?


Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile.<br />

Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen<br />

mich. Und was ? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da was ein.<br />

Wenn jemand von mir einen Hammer borgen wollte, ich gäbe es ihm<br />

sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen<br />

so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften<br />

einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn<br />

angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht`s mir wirklich.<br />

- Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor<br />

er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn der Mann an: „Behalten Sie<br />

sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!“<br />

• Das Katastrophisieren<br />

Man hat die Angewohnheit, sich immer und sofort das<br />

Allerschlimmste, was passieren könnte, vorzustellen.<br />

Die Situation oder Person ist „nur furchtbar, unerträglich,<br />

entsetzlich, schrecklich, nicht auszuhalten, katastrophal“.<br />

Aus einer unangenehmen, unerwünschten Situation wird<br />

eine nicht zu überlebende Katastrophe gemacht. Es<br />

entstehen Gefühle der Panik und Hilflosigkeit, die lähmen<br />

und die angemessene Bewältigung der Situation<br />

verhindern<br />

Beispiel: Man ängstigt sich nicht durch eine real gegebene Gefahr,<br />

sondern normale Reize werden als gefährlich interpretiert (z.B. der<br />

Ehepartner verlässt das Haus, um auf die Ar<strong>bei</strong>t zu gehen; der Sohn<br />

fährt mit Freunden in den Urlaub). Allein durch die Vorstellung<br />

entwickelt man <strong>Angst</strong>, die sich bis zu Panik steigern kann und<br />

handlungsunfähig macht.<br />

• Das sich selbst Abwerten<br />

Man macht sich selbst klein, dumm, minderwertig.<br />

Konsequenz ist, man fühlt sich in vielen Situationen<br />

ängstlich, angespannt und hilflos, auch wenn die eigenen<br />

Fähigkeiten und bisherigen Erfolge dagegen sprechen<br />

müssten.


FOLIE 16<br />

Denkmuster<br />

Korrektur<br />

AB 12<br />

Denkmuster<br />

Selbstabwertungen verbergen sich hinter folgenden<br />

Formulierungen:<br />

Ich versage in wichtigen Situationen.<br />

Ich bin zu alt, um mich zu verändern.<br />

Das Leben ist zu gefährlich, um etwas zu wagen.<br />

Ich kann sowieso nichts erreichen.<br />

Im Vergleich mit anderen werde ich immer schlechter<br />

abschneiden.<br />

Ich mache alles verkehrt.<br />

Ich bin zu schwach.<br />

Ich bin nichts wert.<br />

Ich habe immer Pech.<br />

5. Besprechung der hilfreichen Alternativen<br />

6. Hausaufgabe<br />

Lesen des Ar<strong>bei</strong>tsblattes „Typische Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />

und hilfreiche Strategien“.<br />

7. Blitzlicht und Verabschiedung


SITZUNG 6: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene,<br />

MANUAL<br />

Teil 1<br />

„Theoretische<br />

Einführung“<br />

MATERIAL<br />

Flipchart,<br />

Overhead-<br />

Projektor, Stifte,<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />

FOLIE 13<br />

FOLIE 16<br />

FOLIE 3<br />

<strong>Angst</strong>kreislauf<br />

0. Vorbereitung<br />

5.5 Exposition<br />

1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />

2. Wiederholung<br />

Zusammenfassung gedankliche Strategien im Umgang<br />

mit <strong>Angst</strong><br />

• Kennzeichen gesunden Denkens (Sitzung 4)<br />

• Schritte zur Veränderung des Denkens (Sitzung 4)<br />

• Negative Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong> (Sitzung 5)<br />

3. Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der<br />

Verhaltensebene (Teil 1)<br />

a) Einführung<br />

• Unser Verhalten beeinflusst Stimmung, Denken und<br />

Gefühle (z.B. Zufriedenheit nach Erledigung einer<br />

Ar<strong>bei</strong>t). Jede Verhaltensweise zieht also<br />

Konsequenzen nach sich.<br />

• Bei <strong>Angst</strong> gibt es drei verschiedene typische<br />

Verhaltens- oder Reaktionsweisen: Flucht, Angriff<br />

oder Vermeidung. Wie ich mich verhalte, hängt von<br />

der Interpretation der Situation (Gefahr!) und der<br />

Einschätzung meiner Möglichkeiten (Kontrolle vs.<br />

Ohnmacht) ab.<br />

• Flucht und Vermeidungsverhalten bringen kurzfristig<br />

Erleichterung, halten langfristig aber die <strong>Angst</strong><br />

aufrecht, da die Erfahrung nicht gemacht wird, dass


FLIPCHART<br />

Typisches<br />

Vermeidungs-<br />

verhalten der<br />

<strong>Patienten</strong><br />

sammeln.<br />

1.<strong>Angst</strong>themen<br />

das befürchtete Ereignis ausbleibt (z.B. tot<br />

umzufallen) und man die Situation bewältigen kann.<br />

Es entwickelt sich Erwartungsangst (<strong>Angst</strong> vor der<br />

<strong>Angst</strong>).<br />

• Vermeidungsverhalten kann sich auf andere<br />

Lebensbereiche ausdehnen. Eine Abwärtsspirale setzt<br />

sich in Gang: man schränkt sich immer mehr ein, wird<br />

hilfloser, noch ängstlicher. Partnerschaft, Beruf und<br />

Freizeit werden beeinträchtigt. Man versucht sich zu<br />

betäuben, gerät vielleicht in eine Abhängigkeit oder es<br />

entwickelt sich eine Depression.<br />

• Schritte aus dem <strong>Angst</strong>kreislauf auf der<br />

Verhaltensebene:<br />

I. Lernen, Vermeidungsverhalten zu erkennen und<br />

dessen langfristige Konsequenzen zu verstehen.<br />

II. Vermeidungsverhalten ändern durch Exposition,<br />

d.h. dass man sich genau jener Situation aussetzt,<br />

die man jahrelang gemieden hat und lernt, mit<br />

dieser <strong>Angst</strong> umzugehen. Die vermiedene Situation<br />

wird mehrmals durchschritten und man erfährt<br />

da<strong>bei</strong>, dass das befürchtete Ereignis ausbleibt und<br />

die <strong>Angst</strong>reaktion immer geringer wird. Das „ich<br />

kann nicht“ wird ausgetauscht gegen ein „ich<br />

versuche es einmal“.<br />

Zu I.) Vermeidungsverhalten erkennen und verstehen<br />

• Zu Vermeidungsverhalten gehört alles, was getan<br />

oder gemieden wird, um kurzfristig die <strong>Angst</strong> zu<br />

reduzieren.<br />

• Auch sog. „Sicherheitssignale“, die man entwickelt,<br />

um die Situation zu bewältigen und die <strong>Angst</strong> zu


sammeln<br />

2.Eine <strong>Angst</strong><br />

auswählen<br />

3.„Was tun Sie,<br />

um diese <strong>Angst</strong><br />

zu vermeiden?“<br />

FOLIE 17<br />

Vermeidungs-<br />

verhalten<br />

FLIPCHART<br />

Anhand einer<br />

<strong>Angst</strong>situation<br />

die Kon-<br />

sequenzen des<br />

Vermeidungs-<br />

verhaltens<br />

darstellen (4-<br />

Felder-Schema)<br />

Positiv<br />

kurz-<br />

fristig<br />

negativ<br />

kurz<br />

fristig<br />

Positiv<br />

lang-<br />

fristig<br />

negativ<br />

lang-<br />

fristig<br />

reduzieren, halten die <strong>Angst</strong> langfristig aufrecht. Sind<br />

die Hilfsmittel nicht greifbar, entsteht wieder <strong>Angst</strong>, so<br />

dass man von ihnen „abhängig“ wird.<br />

Beispiele: Medikamente, Riechsubstanzen, Entspannungsformeln,<br />

Handy, die Telefonnummer des Arztes die ich <strong>bei</strong> mir tragen muss;<br />

oder ich kann nur in Begleitung anderer Personen bestimmte Dinge<br />

tun.<br />

Konsequenzen von Vermeidungsverhalten<br />

• Kurzfristig positive Konsequenzen: <strong>Angst</strong>reduktion,<br />

Erleichterung<br />

• langfristig negative Konsequenzen<br />

! Entwicklung von Erwartungsangst (<strong>Angst</strong> vor der<br />

<strong>Angst</strong>)<br />

! Zunehmender Kontrollverlust: der Glaube an die<br />

eigenen Bewältigungsmöglichkeiten sinkt,<br />

Hilflosigkeit wächst, Vermeidungsverhalten dehnt<br />

sich auf andere Situationen und Lebensbereiche<br />

aus, es kommt zu Rückzug.<br />

! Erhöhte Rückfallgefahr durch die besondere<br />

Speicherung von Ängsten: die <strong>Angst</strong>erinnerungen<br />

bleiben ein Leben lang in der Amygdala gespeichert<br />

und können durch Stress, Erschöpfung oder<br />

Depressionsphasen besonders leicht ausgelöst<br />

werden. Da Bewältigungsstrategien fehlen<br />

(lokalisiert in den höheren kognitiven Zentren), erlebt<br />

man keine Kontrolle über die <strong>Angst</strong>.


FLIPCHART<br />

<strong>Angst</strong>hierarchie<br />

mit den <strong>Patienten</strong><br />

gemeinsam<br />

erstellen.<br />

Beispiel:<br />

Fahrstuhl fahren:<br />

mit vertrauter<br />

Person, mit<br />

fremder Person,<br />

alleine, Fahrstuhl<br />

anhalten mit<br />

vertrauter<br />

Person, etc.<br />

FOLIE 18<br />

<strong>Angst</strong>hierarchie<br />

AB 13<br />

<strong>Angst</strong>hierarchie<br />

Zu II.) Vermeidungsverhalten ändern durch<br />

Exposition<br />

• Exposition heißt, sich der Situation auszusetzen, die<br />

mir <strong>Angst</strong> macht und die <strong>Angst</strong> zu meistern.<br />

• Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Exposition<br />

! Reizüberflutung (evtl. Beispiel Goethe vorlesen)<br />

! schrittweise Exposition (in sensu oder in vivo):<br />

Planung der schrittweisen Exposition:<br />

1. <strong>Angst</strong>themen sammeln<br />

2. eine <strong>Angst</strong> davon aus wählen<br />

3. Vermeidungsverhalten dazu sammeln<br />

4. Verhaltensweisen nach Schwierigkeitsgrad<br />

bewerten<br />

5. Verhaltensweisen in eine Hierarchie bringen<br />

6. mit aufsteigendem Schwierigkeitsgrad üben<br />

4. Hausaufgabe<br />

Individuelle <strong>Angst</strong>hierarchie erstellen:<br />

„Sammeln Sie Situationen oder Aktivitäten, die Sie<br />

bisher aus <strong>Angst</strong> vermieden haben. Bewerten Sie diese<br />

bzgl. <strong>Angst</strong> (0-100) und bringen Sie diese in eine<br />

<strong>Angst</strong>hierarchie.“<br />

5. Blitzlicht und Verabschiedung


SITZUNG 7: Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene,<br />

MANUAL<br />

Teil 2<br />

„Theoretische<br />

Einführung“<br />

MATERIAL<br />

Flipchart,<br />

Overhead-<br />

Projektor, Stifte,<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />

FOLIE 3<br />

<strong>Angst</strong>kreislauf<br />

FLIPCHART<br />

Eine<br />

<strong>Angst</strong>hierarchie<br />

der <strong>Patienten</strong><br />

anschreiben.<br />

FOLIE 19<br />

Expositions-<br />

schritte<br />

0. Vorbereitung<br />

5.5 Exposition<br />

1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />

2. Wiederholung<br />

Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der Verhaltensebene<br />

• Was ist Vermeidungsverhalten?<br />

• Welche Konsequenz hat Vermeidungsverhalten?<br />

• Was kann man dagegen tun? (Exposition)<br />

3. Besprechung der Hausaufgabe<br />

<strong>Angst</strong>hierarchien, die <strong>Patienten</strong> mitgebracht haben<br />

besprechen. Mit Hilfe der Hierarchie das Prinzip der<br />

Exposition wiederholen.<br />

(Achtung: Pat. sammeln manchmal in einer Hierarchie<br />

Vermeidungsverhalten zu verschiedenen <strong>Angst</strong>themen<br />

oder wählen die Stufen zu groß!)<br />

4. Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> auf der<br />

Verhaltensebene (Teil 2)<br />

Nachdem nun <strong>Angst</strong>hierarchien erstellt wurden, geht es<br />

an die Planung und Durchführung der Exposition.<br />

a) Durchführung der Exposition<br />

1. Voraussetzung: Strategien auf der körperlichen und<br />

gedanklichen Ebene müssen eingeübt sein.<br />

2. Erstellung einer <strong>Angst</strong>hierarchie: Situationen oder<br />

Aktivitäten, die bisher aus <strong>Angst</strong> vermieden wurden,<br />

werden gesammelt, von 0-100 auf ihre <strong>Angst</strong> bewertet


FLIPCHART<br />

Anhand eines<br />

Beispiels aus der<br />

<strong>Angst</strong>hierarchie<br />

eines <strong>Patienten</strong><br />

die Schritte der<br />

Exposition<br />

durchgehen.<br />

und in eine Hierarchie gebracht.<br />

3. Eine Situation aus dem unteren Bereich der Hierarchie<br />

wird ausgewählt und geübt. D.h. Ich spreche nicht über<br />

meine <strong>Angst</strong>, sondern ich habe sie und lasse sie zu,<br />

überprüfe meine Befürchtungen und bewerte sie neu<br />

bis ich mich mit der Situation sicher fühle und die<br />

<strong>Angst</strong> nachgelassen hat.<br />

4. Eine Konfrontationsübung muss sorgfältig geplant sein<br />

bzgl. Situation und Strategien. Dies kann im Alleingang<br />

geschehen oder mit dem Therapeuten.<br />

Beispiel: Montagnachmittag, 15 Uhr in den ersten Stock des<br />

Kaufhauses gehen. Das Kaufhaus soll erst verlassen werden, wenn<br />

die <strong>Angst</strong> zumindest etwas gesunken ist. Nach 5 min soll das<br />

Kaufhaus erneut aufgesucht werden. Atemübungen und<br />

Alternativgedanken vorbereiten!<br />

b) Schritte der Exposition<br />

1. In die Situation, auf die erste Stufe der <strong>Angst</strong>hierarchie<br />

gehen und die <strong>Angst</strong> zulassen.<br />

2. Die <strong>Angst</strong> identifizieren und an der Realität testen:<br />

„Wovor habe ich <strong>Angst</strong>? Was könnte passieren? Und<br />

stimmt meine <strong>Angst</strong>vorstellung mit der Wirklichkeit<br />

überein?“<br />

3. Die Situation neu bewerten: „Meine körperlichen<br />

Zustände und Gefühle sind sehr unangenehm und<br />

schwer zu kontrollieren, aber ich sterbe nicht daran,<br />

werde nicht verrückt und verliere nicht die Kontrolle<br />

über mich.“<br />

4. Mikroauslöser erkennen und entschärfen: Was ist mir<br />

kurz zuvor durch den Kopf gegangen als die starke<br />

<strong>Angst</strong> entstanden ist?“ Welchen Reiz habe ich als<br />

bedrohlich bewertet? Die Verknüpfung von<br />

wahrgenommenen Reizen und negativen Gedanken


FOLIE 20<br />

Expositions-<br />

regeln<br />

entlarven und angemessene, hilfreiche und selbst-<br />

beruhigende Sätze finden. (Gelernte gedankliche<br />

Strategien einsetzen!)<br />

5. Sicheren Boden gewinnen: Erst wenn ich mich sicher<br />

fühle in der Übung, erklimme ich eine neue Stufe auf<br />

meiner <strong>Angst</strong>hierarchie. (Gelernte körperliche<br />

Strategien einsetzen!)<br />

6. Fortschritte würdigen: Was habe ich heute geschafft<br />

(im Vergleich zu meinen früheren Leistungen)? Ich darf<br />

auch auf die kleinsten Fortschritte stolz sein und mich<br />

darüber freuen. In kleinen Schritten kann ich etwas<br />

gegen meine <strong>Angst</strong> tun.<br />

c) Regeln der Exposition<br />

• Ziel der Konfrontation ist es, <strong>Angst</strong> zu bekommen und<br />

zu meistern.<br />

• Der Patient bestimmt, was er tun will und was nicht.<br />

(… und nicht der Therapeut! Ziel ist, dass der Patient<br />

zunehmend wieder Kontrolle über seine Ängste und<br />

sein Handeln gewinnt. Deshalb soll er auch im<br />

Expositionsprozess die Kontrolle behalten.)<br />

• Wird die <strong>Angst</strong> stark, nicht aus der Situation gehen.<br />

Wenn doch, die Situation so schnell wie möglich<br />

wieder aufgesucht werden.<br />

• Konfrontationsübungen sind anstrengend, aber<br />

Erschöpfung ist nicht gleich <strong>Angst</strong>.<br />

• Ist eine Situation geschafft, dass sich Loben und<br />

Belohnen nicht vergessen. „Ich versuche so weit zu<br />

kommen, wie es geht und freue mich auch über<br />

minimale Schritte.“


FOLIE 21<br />

Notfallkoffer<br />

AB 16<br />

Notfallkoffer<br />

5. Hausaufgabe (freiwillig!)<br />

• Eine konkrete Situation oder Aktivität, die bisher<br />

vermieden wurde durchführen, alleine, mit<br />

Mitpatienten oder mit dem Einzeltherapeuten.<br />

• Ar<strong>bei</strong>tsblatt Notfallkoffer erklären. Ausfüllen lassen<br />

soweit möglich. (Notfallkoffer wird in der 8. Sitzung<br />

ausführlich besprochen)<br />

6. Blitzlicht und Verabschiedung


SITZUNG 8: Sich auf den Ernstfall vorbereiten – Rückfallprophylaxe<br />

MANUAL<br />

„Theoretische<br />

Einführung“<br />

MATERIAL<br />

Flipchart,<br />

Overhead-<br />

Projektor, Stifte,<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblätter<br />

FOLIE 19<br />

FOLIE 21<br />

Notfallkoffer<br />

FLIPCHART<br />

Strategien der<br />

<strong>Patienten</strong><br />

anschreiben<br />

Mit den <strong>Patienten</strong><br />

ausführlich die<br />

Strategien des<br />

Notfallkoffers<br />

besprechen (mit<br />

Hilfe von<br />

<strong>Patienten</strong>-<br />

<strong>bei</strong>spielen und<br />

Folien der voran<br />

gegangenen<br />

Sitzungen).<br />

0. Vorbereitung<br />

5.8 Rückfallprophylaxe<br />

1. Begrüßung + Anwesenheitsliste<br />

2. Hausaufgabenbesprechung<br />

• Was können Sie auf Verhaltensebene gegen die<br />

<strong>Angst</strong> tun? <strong>Patienten</strong> berichten lassen über<br />

Erfahrungen mit Exposition.<br />

3. Der Notfallkoffer<br />

Rückschläge (z.B. plötzlich wieder auftretende Ängste<br />

oder negative Gedanken) gehören zum Leben dazu.<br />

Dann ist es wichtig, sich an die gelernten Strategien zu<br />

erinnern, um wieder aus dem <strong>Angst</strong>kreislauf<br />

auszusteigen. In Krisensituationen soll ein individueller<br />

Notfallkoffer da<strong>bei</strong> helfen. Folgende Fragen sind wichtig:<br />

• Woran erkenne ich meine Frühwarnzeichen, die<br />

mir zeigen, dass ich aktiv werden muss? (z.B.<br />

Unruhe, Magen-Darm-Beschwerden, best.<br />

negative Gedanken)<br />

• Welche körperlichen Strategien oder Aktivitäten<br />

kann ich dagegensetzen? (z.B. spazieren gehen;<br />

walken; schwimmen; schöne Musik hören;<br />

Atemübungen; sich kaltes Wasser ins Gesicht<br />

schütten; jemanden anrufen; sich von einem<br />

Menschen, den ich mag, umarmen lassen)


FOLIE 22<br />

<strong>Angst</strong>regeln<br />

AB 17<br />

<strong>Angst</strong>regeln<br />

• Welche hilfreichen Gedanken kann ich mir<br />

vergegenwärtigen (z.B. sich selbst ermutigen mit<br />

„ich darf gut für mich sorgen“, „Schritt für Schritt“,<br />

„Gemeinsam stehen wir das durch“, „ich hab es<br />

das letzte Mal geschafft, jetzt schaffe ich es auch“)<br />

• Wer könnte mich in meiner Situation unterstützen?<br />

(z.B. Telefonnummern von Angehörigen, Freunden<br />

oder professionellen Helfern notieren)<br />

Tritt dann etwas Beruhigung ein, ist es wichtig, sich<br />

folgende Fragen zu überlegen:<br />

• Was macht mir <strong>Angst</strong> und hat mich so<br />

handlungsunfähig gemacht? (z.B. Überlastung,<br />

Konflikte, neue Aufgaben)<br />

• Was muss ich klären?<br />

• Wo darf ich besser für mich sorgen?<br />

WICHTIG: Der Notfallkoffer muss griffbereit liegen (z.B.<br />

am Kühlschrank aufhängen)!<br />

4. Zehn Regeln zur <strong>Angst</strong>bewältigung<br />

Zusammenfassend werden mit den <strong>Patienten</strong> die 10<br />

Regeln zur <strong>Angst</strong>bewältigung besprochen.<br />

5. Feedbackrunde<br />

• Welche Punkte im Gruppenprogramm waren für Sie<br />

hilfreich?<br />

• Was würden Sie sich für weitere Gruppen<br />

wünschen?<br />

• Was würden Sie sich persönlich wünschen?<br />

6. Blitzlicht und Verabschiedung


Anhang B: Die Folien des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />

Folie 1: Ablauf der Sitzungen<br />

Folie 2: Gefühlskreis<br />

Folie 3: <strong>Angst</strong>kreislauf<br />

Folie 4: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />

Folie 5: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />

Folie 6: Dreifaktorenmodell<br />

Folie 7: Gehirnmodell<br />

Folie 8: Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />

Folie 9: <strong>Angst</strong>verlaufskurven<br />

Folie 10: Medikamente <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />

Folie 11: Der Germane Hagen<br />

Folie 12: ABC-Modell<br />

Folie 13: Schritte zur Veränderung des Denkens<br />

Folie 14: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />

Folie 15: Denkmuster<br />

Folie 16: Denkmuster Korrektur<br />

Folie 17: Vermeidungsverhalten<br />

Folie 18: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />

Folie 19: Expositionsschritte<br />

Folie 20: Expositionsregeln<br />

Folie 21: Notfallkoffer<br />

Folie 22: <strong>Angst</strong>regeln<br />

Folienverzeichnis


Sitzung<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Thema<br />

Folie 1: Ablauf der Sitzungen<br />

Psychoedukation „<strong>Angst</strong>“<br />

• Gegenseitiges kennen lernen<br />

• Was ist <strong>Angst</strong>?<br />

• Wie entsteht <strong>Angst</strong>?<br />

• Körperliche Strategien gegen <strong>Angst</strong><br />

• Gedankliche Strategien gegen <strong>Angst</strong> (Teil 1)<br />

• Gedankliche Strategien gegen <strong>Angst</strong> (Teil 2)<br />

• Vermeidungsverhalten überwinden (Teil 1)<br />

• Vermeidungsverhalten überwinden (Teil 2)<br />

• „Mein Notfallkoffer“ (Rückfallprophylaxe)


Folie 2: Gefühlskreis<br />

Scham<br />

Trauer<br />

Freude<br />

Der Gefühlskreis<br />

<strong>Angst</strong><br />

Gleichgültigkeit<br />

Zuneigung<br />

+ + +<br />

Ärger<br />

Abneigung<br />

Niedergeschlagenheit


körperliche<br />

Veränderungen<br />

Folie 3: <strong>Angst</strong>kreislauf<br />

körperliche<br />

Symptome<br />

Der <strong>Angst</strong>kreislauf<br />

Auslöser<br />

(körperliche Veränderungen, Gedanken, etc.)<br />

„<strong>Angst</strong>“<br />

Verhalten<br />

(Vermeidung, Flucht, Bewältigung)<br />

Wahrnehmung<br />

Gedanken<br />

„Gefahr“


Meine Auslöser:<br />

Meine körperlichen<br />

Symptome:<br />

Mein Verhalten:<br />

körperliche<br />

Symptome<br />

körperliche<br />

Veränderungen<br />

Folie 4: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />

Auslöser<br />

„<strong>Angst</strong>“<br />

Verhalten<br />

Wahrnehmung<br />

Gedanken<br />

„Gefahr“<br />

Meine Gedanken:


Folie 5: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />

Welche <strong>Angst</strong>störungen gibt es?<br />

Ängste können im Rahmen anderer psychischer Erkrankungen<br />

auftreten (z.B. Depression, Schizophrenie, Postraumatische<br />

Belastungsstörung), aber auch als eigenständige Störung.<br />

Panikstörung<br />

Plötzlich und unerwartet tritt eine <strong>Angst</strong>attacke auf begleitet von<br />

vielfältigen körperlichen Symptomen, die sich innerhalb weniger<br />

Sek./Min. zum Höhepunkt steigert, scheinbar aus heiterem Himmel.<br />

Aus <strong>Angst</strong> wieder eine Attacke zu erleiden, vermeiden die Betroffenen<br />

jene Situationen, in denen die Panikattacke erstmals ausgelöst wurde<br />

und entwickeln starke Erwartungsangst. sie meiden fast alle<br />

Situationen, die sie als risikoreich einstufen.<br />

Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />

Sorgen und Ängste breiten sich über den ganzen Alltag aus, z.B. ob<br />

Ehemann oder Kindern nichts passiert. Damit einher geht ein Gefühl<br />

drohenden Unheils („Gleich passiert etwas Schreckliches!“) und das<br />

Gefühl der eigenen Überforderung („Ich schaffe es nicht mehr!“).<br />

Sehr belastend für Familienleben, denn <strong>Angst</strong> ist ständig da.<br />

Phobien<br />

Eng umgrenzte <strong>Angst</strong> (z.B. Spinnen, Hunde, Höhe, Blutverlust). In der<br />

Folge kommt es zur Vermeidung der Objekte. Ist die <strong>Angst</strong> länger<br />

andauernd, ist eine normale Alltagsführung kaum mehr möglich.<br />

Agoraphobie<br />

Platzangst oder <strong>Angst</strong> vor Situationen, in denen eine Flucht nur<br />

schwer möglich oder keine Hilfe verfügbar ist (z.B. Furcht vor großen<br />

Plätzen, Menschenmengen, Bus-, Autofahrt, Schlange stehen).<br />

Soziale Phobien<br />

Übersteigerte <strong>Angst</strong>, wenn die Person mit anderen Menschen in<br />

Kontakt treten soll (z.B. <strong>Angst</strong> sich zu blamieren, keinen Ton<br />

herauszubringen).


Auslösende<br />

Faktoren<br />

Folie 6: Drei-Faktoren-Modell<br />

Das Dreifaktoren-Modell<br />

„Stress“<br />

Vulnerabilität<br />

erbliche Faktoren,<br />

belastende<br />

Lernerfahrungen<br />

Vermeidung,<br />

Schonung<br />

Aufrechterhaltende<br />

Faktoren


Quelle: Apothekenumschau 09/05, WortundBild Verlag, 2005<br />

Die Graphik erklärt, wie der <strong>Angst</strong>impuls durch zwei Schaltkreise im Gehirn<br />

weitergegeben wird.<br />

Schaltkreis 1: Über eine Art „Notruf-Leitung“ regt der Thalamus das <strong>Angst</strong>zentrum,<br />

den Mandelkern, an. Dieser reagiert sofort und bringt andere Hirnstrukturen in Gang.<br />

Ergebnis: Der Körper reagiert mit den typischen Symptomen (Schwindel, Herzrasen,<br />

Muskelanspannung etc.).<br />

Schaltkreis 2: Nachdem die <strong>Angst</strong>reaktion eingesetzt hat, folgt das Bewusstsein.<br />

Sinneseindrücke, zum Beispiel von Augen und Ohren, durchlaufen den Thalamus.<br />

Dieser sortiert die Informationen vor und schickt sie weiter an die Stirnlappen der<br />

Großhirnrinde. Dort beurteilen Gehirnzellen die Gefahr. Erst jetzt wird uns die <strong>Angst</strong><br />

bewusst, so dass wir die <strong>Angst</strong> unter Kontrolle bringen können.<br />

Folie 7: Gehirnmodell<br />

<strong>Angst</strong> im Gehirn


Folie 8: Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />

Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />

Quelle: Apotheken Umschau 05/09, WortundBild Verlag 2005


<strong>Angst</strong><br />

<strong>Angst</strong><br />

Folie 9: <strong>Angst</strong>verlaufskurven<br />

<strong>Angst</strong>verlaufskurven<br />

„Die <strong>Angst</strong> steigt unendlich an!“ (Erwartungsangst)<br />

Abb. 1: <strong>Angst</strong>verlaufskurven<br />

„Nur schnell weg hier!“<br />

(Vermeidung)<br />

„Die <strong>Angst</strong> hört nie wieder auf!“<br />

(Erwartungsangst)<br />

„Ich stelle mich der <strong>Angst</strong>, denn<br />

an der <strong>Angst</strong> stirbt man nicht!“<br />

(Habituation)<br />

Zeit<br />

„Ich mache die Erfahrung, dass die <strong>Angst</strong> von allein abnimmt, wenn ich<br />

mich ihr stelle.“<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

1. Versuch<br />

Abb. 2: <strong>Angst</strong>verlaufskurven <strong>bei</strong> therapeutischer Konfrontation<br />

Zeit


Folie 10: Medikamente <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong><br />

Medikamente zur Behandlung von <strong>Angst</strong><br />

kurzfristig wirksame angstlösende Medikamente („Anxiolytika“)<br />

• Benzodiazepine, z.B. Tavor ® , Diazepam ® , Normoc ®<br />

• Niedrigpotente Neuroleptika, z.B. Dipiperon ®<br />

• Hydroxyzin (Atarax ® )<br />

langfristig wirksame Medikamente gegen <strong>Angst</strong><br />

• Antidepressiva, z.B. SSRI (Cipramil ® , Zoloft ® ,etc.) oder Trevilor ®<br />

• Buspiron (Bespar ® )<br />

• Opipramol (Insidon ® )<br />

• !-Rezeptorenblocker (z.B. Metoprolol (Beloc ® ), Propranolol (Dociton ® )<br />

Kurzfristig wirksame Medikamente sollten möglichst wenig eingesetzt werden, da sie<br />

nur eine vorübergehende Linderung der Symptomatik leisten können und im Fall der<br />

Benzo-diazepine ein hohes Abhängigkeitspotential haben.<br />

Der Einsatz von Antidepressiva hilft langfristig, <strong>Angst</strong>symptome zu reduzieren und<br />

versetzt viele <strong>Patienten</strong> erst in die Lage, selber wirksam gegen ihre Ängste vor zu<br />

gehen.


Der Germane Hagen auf Freiersfüßen Der Germane Hagen auf Hasenfüßen<br />

Folie 11: Der Germane Hagen (aus: Stavemann, 2001, S.30-31)


A<br />

Auslösende<br />

Situation<br />

B<br />

Bewertung<br />

C<br />

Consequenzen<br />

Folie 12: ABC-Modell<br />

Das ABC-Modell<br />

Ich sitze im Sessel, sehe fern und spüre<br />

starkes Herzklopfen.<br />

Hilfe, jetzt fängt es wieder an.<br />

Ich bekomme einen Herzanfall.<br />

Gefühl: <strong>Angst</strong><br />

Körperliche Symptome: Unruhe, Zittern,<br />

Schwitzen, Herzklopfen wird stärker<br />

Verhalten: Ich lege mich hin.<br />

Rufe den Arzt.<br />

Ich sitze im Sessel, sehe fern und spüre starkes<br />

Herzklopfen.<br />

Ich habe doch den Kaffee nicht vertragen. Ich<br />

muss wohl einen kleinen Verdauungsspaziergang<br />

machen.<br />

Gefühl: Beruhigung, Zuversicht, Unzufriedenheit<br />

über sich selbst.<br />

Körperliche Symptome: Herzklopfen<br />

Verhalten: Steht auf und bewegt sich.


Folie 13: Schritte zur Veränderung des Denkens<br />

Wie verändert man sein Denken?<br />

Gedanken beobachten<br />

Gedanken überprüfen<br />

Abwertende Gedanken stoppen<br />

Sich positiv programmieren<br />

Üben, üben, üben


Situation<br />

Wählen Sie eine konkrete<br />

möglichst aktuelle Situation aus,<br />

die von <strong>Angst</strong>gefühlen begleitet<br />

war. (Wann? Mit wem? Wo? Was<br />

ist passiert?)<br />

Gefühl und<br />

Körperreaktion<br />

(0-100)<br />

Folie 14: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />

Gedanken beobachten<br />

Was ging mir da<strong>bei</strong> durch den Kopf? Gedanken<br />

überprüfen<br />

Tatsache oder Meinung?<br />

Gibt der Gedanke mir das<br />

Gefühl wertvoll zu sein oder<br />

schwächt er mich?<br />

Hilfreichere Gedanken Gefühl und<br />

Körperreaktion<br />

(0-100)<br />

1. Gedanken beobachten: der erste Schritt zur Veränderung ist immer das Beobachten, also sich selbst auf die Schliche kommen und negative Gedanken identifizieren.<br />

2. Gedanken überprüfen: Entspricht der Gedanke der Realität oder beruht er auf Spekulationen oder Meinungen? Dient er meinen Zielen? Gibt er mir das Gefühl, ein wertvoller<br />

Mensch zu sein oder schwächt er mich und macht mich unzufrieden und mutlos?<br />

3. Abwertende Gedanken stoppen: Machen sich negative Gedanken breit, den Gedanken-Stopp einsetzen (laut oder leise Stopp sagen und sich kneifen, in die Hände<br />

klatschen oder abrupt aufstehen).<br />

4. Sich positiv programmieren: Negative Gedanken durch hilfreiche Gedanken ersetzen. Da<strong>bei</strong> den Widerspruch zwischen Kopf und Bauch aushalten! Auch wenn ich<br />

gefühlsmäßig glaube, mir etwas einzureden oder vorzulügen, trotzdem <strong>bei</strong> den neuen hilfreicheren Gedanken bleiben. Die gefühlsmäßige Zustimmung folgt noch.<br />

5. Üben: Merksätze wiederholen, wiederholen, wiederholen, z.B. auf kleine Kärtchen schreiben, die man mit sich trägt, auf Kassette sprechen oder an den Badezimmerspiegel<br />

schreiben.


Folie 15a:Denkmuster<br />

Der „General“-isierer<br />

„Immer geht alles schief, ich bin<br />

absolut unfähig, niemand mag mich<br />

und alles ist sch … warz!“<br />

Das Generalisieren<br />

Man schließt vom<br />

Einzelfall auf das Ganze<br />

oder überträgt<br />

vergangene Situationen<br />

auf die Gegenwart.<br />

Da<strong>bei</strong> wird vergessen,<br />

dass die aktuelle<br />

Situation völlig andere<br />

Gegebenheiten hat.<br />

Das<br />

Schwarz-Weiß-Denken<br />

Man urteilt nur positiv oder<br />

negativ und hat nicht<br />

gelernt, Zwischentöne zu<br />

beachten.


„Besser den Kopf in den Sand<br />

stecken!“<br />

Folie 15b: Denkmuster<br />

„Scheuklappen auf<br />

und durch!“<br />

Das Gedanken vermeiden<br />

Auftauchende<br />

„Negativgedanken“ werden<br />

nicht konsequent zu Ende<br />

gedacht. Man vermeidet<br />

das Problem zu Ende zu<br />

denken indem man von<br />

einer Sorge zur nächsten<br />

springt. Das Problem kann<br />

so nicht bewältigt werden.<br />

Sich vorschnell eine<br />

Meinung bilden<br />

Man beurteilt eine<br />

Situation indem man sich<br />

schnell eine Meinung<br />

bildet ohne wichtige<br />

Fakten zu<br />

berücksichtigen.<br />

Die eigene Meinung wird<br />

„durchgeboxt“, andere<br />

Information wird<br />

ignoriert.


„Es ist einfach nur furchtbar,<br />

unerträglich, entsetzlich, nicht<br />

auszuhalten, - eine Katastrophe!“<br />

„Bin ich dumm, unfähig, ein<br />

Versager, ….!“<br />

Folie 15c: Denkmuster<br />

Das Katastrophisieren<br />

Man stellt sich immer und<br />

sofort das<br />

Allerschlimmste vor, was<br />

passieren könnte.<br />

Dadurch entstehen<br />

Gefühle der Panik und<br />

Hilflosigkeit, die lähmen.<br />

Das Selbstabwerten<br />

Man macht sich selbst klein,<br />

dumm und minderwertig.<br />

Konsequenz ist, man fühlt<br />

sich in vielen Situationen<br />

ängstlich, angespannt und<br />

hilflos, auch wenn die<br />

eigenen Fähigkeiten und<br />

bisherigen Erfolge dagegen<br />

sprechen.


Folie 16: Denkmuster Korrektur<br />

Korrektur der ungünstigen Denkmuster<br />

Negative Denkmuster Hilfreiche Strategien<br />

Schwarz-Weiss-Denken<br />

Generalisieren<br />

Gedanken vermeiden<br />

Sich vorschnell eine<br />

Meinung bilden<br />

• Sich Selbst und die Situation<br />

differenzierter betrachten. Differenziertes<br />

Denken drückt sich in relativen Begriffen<br />

aus („manchmal, selten, vielleicht, oft,<br />

womöglich etc.)<br />

• Sich auf die gegebene Situation<br />

konzentrieren und diese realistisch auf die<br />

Ängste überprüfen.<br />

• Im „Hier und Jetzt“ leben und sich auf die<br />

Bewältigung der aktuellen Situation<br />

konzentrieren.<br />

• Die Aufmerksamkeit weg von sich selbst<br />

und den ängstigenden Gedanken auf die<br />

Umwelt lenken.<br />

• Sorgenkonfrontation durchführen: Statt<br />

von einer Sorge zur nächsten zu springen,<br />

die bedrohlichen Gedanken konsequent<br />

zu Ende denken und <strong>Angst</strong> und Erregung<br />

im ganzen Ausmaß zulassen. Überlegen:<br />

„Was würde im schlimmsten Fall<br />

passieren? Was könnte ich tun? Wo<br />

könnte ich mir Hilfe holen. Wie würde das<br />

Leben weiter gehen?“<br />

• Berücksichtige, jede Situation ist anders.<br />

• Die Beurteilung einer Situation auf Fakten<br />

stützen und nicht auf Meinungen oder<br />

vage Interpretationen.<br />

• Sich erst eine Meinung bilden, wenn man<br />

genug Fakten recherchiert hat.


Agoraphobie<br />

spezifische<br />

Phobien<br />

Soziale Phobie<br />

Generalisierte<br />

<strong>Angst</strong>störung<br />

Folie 17: Vermeidungsverhalten<br />

Beispiele für Vermeidungsverhalten<br />

• Allein außer Haus sein<br />

• in einer Menschenmenge sein<br />

• in einer Schlange stehen<br />

• auf einer Brücke sein<br />

• Fahren mit Bus, Zug oder Auto<br />

• Besuch von Kaufhäusern<br />

• Fahrstuhl fahren<br />

• Rolltreppe benutzen<br />

• in ein Lokal, ins Kino oder Theater gehen<br />

• Natürliche Umgebung (z.B. Tiere, Sturm, Wasser)<br />

• Blut, Spritzen, Verletzungen<br />

• situativ (z.B. Autos, Flugzeuge,, Höhen, Aufzüge, Tunnel, Brücken)<br />

• sonstige (z.B. Phobische Vermeidung, die zum Ersticken, zum<br />

Erbrechen oder zu Krampfanfällen führen könnten.<br />

• Öffentliches Sprechen oder Schreiben<br />

• Essen in der Öffentlichkeit<br />

• Benutzung einer öffentlichen Toilette<br />

• Teilnahme an einer Gruppe<br />

• Um Hilfe fragen<br />

• Häufiges Nachfragen, ob man alles richtig gemacht hat.<br />

• Häufiges Telefonieren, ob alles in Ordnung ist.<br />

• Häufige Arztbesuche<br />

• Vermeiden von Geselligkeiten, „Ansteckungsherden“, längeren<br />

Autofahrten.<br />

• Nichtöffnen von Rechnungen<br />

• Nichthören von Nachrichten oder Verkehrsfunk


10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

Folie 18: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />

50<br />

60<br />

Meine <strong>Angst</strong>hierarchie<br />

70<br />

80<br />

90<br />

100<br />

1. Sammeln Sie Ihre <strong>Angst</strong>themen und wählen Sie eine <strong>Angst</strong> davon aus.<br />

2. Sammeln Sie dazu Vermeidungsverhalten (Situationen oder Aktivitäten, die Sie bisher aus <strong>Angst</strong><br />

vermieden haben).<br />

3. Bewerten Sie die Situationen oder Aktivitäten bzgl. der <strong>Angst</strong>, die sie auslösen (10 - leichte <strong>Angst</strong><br />

bis 100 - sehr starke <strong>Angst</strong>).<br />

4. Bringen Sie die Situationen oder Aktivitäten in eine Hierarchie.


Folie 19: Expositionsschritte<br />

Die <strong>Angst</strong> bewältigen durch Exposition<br />

Körperliche Strategien und hilfreiche Gedanken üben<br />

Eine <strong>Angst</strong>hierarchie erstellen<br />

Eine Situation aus dem unteren Bereich der Hierarchie<br />

auswählen und üben<br />

Üben<br />

1. In die Situation gehen und die<br />

Gedanken<br />

<strong>Angst</strong> zulassen<br />

2. Die <strong>Angst</strong> identifizieren und an der<br />

Realität testen<br />

3. Die Situation neu bewerten<br />

4. Mikroauslöser erkennen und<br />

entschärfen<br />

5. Sicheren Boden gewinnen<br />

6. Fortschritte würdigen


Folie 20: Expositionsregeln<br />

Regeln der Exposition<br />

• Ziel der Konfrontation ist es, <strong>Angst</strong> zu bekommen und zu meistern.<br />

• Der Patient bestimmt da<strong>bei</strong>, was er tun will und was nicht.<br />

• Wird die <strong>Angst</strong> stark, nicht aus der Situation gehen. Wenn doch, die<br />

Situation so schnell wie möglich wieder aufsuchen!<br />

• Konfrontationsübungen sind anstrengend, aber Erschöpfung ist nicht<br />

gleich <strong>Angst</strong>!<br />

• Ist eine Situation geschafft, dass sich Loben und Belohnen nicht<br />

vergessen. Nach dem Motto „Ich versuche so weit zu kommen, wie es<br />

geht und freue mich auch über minimale Schritte.“


Mein Notfallkoffer<br />

Meine körperlichen Frühwarnzeichen für <strong>Angst</strong> und Anspannung:<br />

Folgende körperliche Strategien oder Aktivitäten will ich dagegensetzen:<br />

Folgende hilfreiche Gedanken<br />

will ich mir vergegenwärtigen:<br />

Bei folgenden Personen (z.B. Angehörige, Freunde, Professionelle) will ich mir Hilfe suchen:<br />

Folie 21: Notfallkoffer


Folie 22: <strong>Angst</strong>regeln<br />

10 Regeln zur <strong>Angst</strong>bewältigung<br />

(Wittchen, 1997)<br />

1. <strong>Angst</strong>gefühle und die da<strong>bei</strong> auftretenden körperlichen Symptome<br />

sind verstärkte, normale Stressreaktionen.<br />

2. <strong>Angst</strong>reaktionen sind nicht schädlich für die Gesundheit.<br />

3. Verstärken Sie die <strong>Angst</strong>reaktionen nicht durch furchterregende<br />

Phantasievorstellungen.<br />

4. Bleiben Sie in der Realität, beobachten und beschreiben Sie,<br />

was um Sie herum wirklich geschieht.<br />

5. Bleiben Sie in der Situation, bis die <strong>Angst</strong> vorübergeht.<br />

6. Beobachten Sie, wie die <strong>Angst</strong> von alleine wieder abnimmt.<br />

7. Vermeiden Sie keine <strong>Angst</strong>situation.<br />

8. Setzen Sie sich allen Situationen aus, die Ihnen <strong>Angst</strong> machen.<br />

9. Seien Sie stolz auf kleine Erfolge, auch auf die ganz kleinen.<br />

10. Nehmen Sie sich in <strong>Angst</strong>situationen Zeit.


Anhang C: Die Ar<strong>bei</strong>tsblätter des Gruppenprogramms „<strong>PAsta“</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 0: Deckblatt <strong>Patienten</strong>mappe<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 1: Teilnehmerliste<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 2: Info Station<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 3: <strong>Patienten</strong>einladung<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 4: Deckblatt <strong>Patienten</strong>mappe<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 5: Vorstellungsrunde<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 6: Ablauf der Sitzungen<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 7: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 8: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 9: Methoden zur Erregungskontrolle<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 10: Körperliche Symptome<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 11: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 12: Denkmuster<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 13: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 14: Expositionsschritte<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 15: Expositionsregeln<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 16: Notfallkoffer<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblatt 17: <strong>Angst</strong>regeln<br />

Ar<strong>bei</strong>tsblätterverzeichnis


Station P21 Gruppe:<br />

AB 1: Teilnehmerliste<br />

Gruppenleiter<br />

Teilnehmer <strong>Angst</strong> 1 <strong>Angst</strong> 2 <strong>Angst</strong> 3 <strong>Angst</strong> 4 <strong>Angst</strong> 5 <strong>Angst</strong> 6 <strong>Angst</strong> 7 <strong>Angst</strong> 8<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

10.<br />

11.<br />

12.


AB 2: Info Station P21<br />

Information zur Psychoedukationsgruppe<br />

Liebe Mitar<strong>bei</strong>ter der Station P21,<br />

ab Montag 16.01. beginnt die Evaluation (Bewertung der Wirksamkeit)<br />

der Psychoedukationsgruppe zum Thema „<strong>Angst</strong>“.<br />

Die Psychoedukationsgruppe wird jeden Dienstag und Donnerstag<br />

(9.45-10.30 Uhr) stattfinden. Ein Gruppendurchlauf besteht aus 8<br />

Sitzungen (4 Wochen).<br />

Teilnehmer der <strong>Angst</strong>gruppe sind jeweils die 10 jüngst aufgenommenen<br />

<strong>Patienten</strong>. Der Rest der <strong>Patienten</strong> dient als Kontrollgruppe.<br />

Alle <strong>Patienten</strong> erhalten in diesem Zeitraum Fragebögen, die<br />

Gesundheitszustand, Zufriedenheit mit der Gruppe, Krankheitswissen<br />

über Ängste etc. abfragen.<br />

Zwei wichtige Bitten:<br />

• Die <strong>Patienten</strong>, die an der Gruppe teilnehmen sollen regelmäßig<br />

kommen. Bitte Untersuchungstermine entsprechend legen!<br />

• Um <strong>Patienten</strong> mit und ohne Gruppenbehandlung vergleichen zu<br />

können, bitten wir Sie möglichst keine Inhalte über die<br />

Psychoeduaktionsgruppe an die „Kontroll“-<strong>Patienten</strong><br />

weiterzugeben (z.B. Ar<strong>bei</strong>tsblätter o.ä.).<br />

Für <strong>Patienten</strong>, die an einer <strong>Angst</strong>gruppe interessiert sind, besteht die<br />

Möglichkeit, nach Entlassung an den ambulanten <strong>Angst</strong>gruppen in der<br />

Poliklinik teilzunehmen (Infos <strong>bei</strong> DP Summ).<br />

Herzlichen Dank für Ihre Mitar<strong>bei</strong>t!<br />

Dipl.-Psych. Barbara Gruss Tel. 34612<br />

Dipl.-Psych. Elisabeth Summ Tel. 34884


Einladung zur Psychoedukationsgruppe „<strong>Angst</strong>“<br />

Aus den täglichen Kontakten und Gesprächen mit unseren <strong>Patienten</strong><br />

wissen wir, dass Ängste im Leben und im Rahmen der Erkrankung eine<br />

große Rolle spielen.<br />

Wir möchten Sie deshalb zur Teilnahme an einer Informationsgruppe<br />

zum Thema „Umgang mit Ängsten“ einladen!<br />

In der Gruppe sollen Sie über Ängste und ihre Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten<br />

und über Strategien im Umgang mit <strong>Angst</strong> ausführlich<br />

informiert werden. Die Gruppe soll auch Gelegenheit zum gemeinsamen<br />

Erfahrungsaustausch bieten.<br />

Beschreibung der <strong>Patienten</strong>gruppe:<br />

• 8 Sitzungen<br />

• Dienstag und Donnerstag, 9.45-10.30 Uhr im Gruppenraum<br />

• Gruppenleitung durch Psychologen, Ärzte und Pflegepersonal<br />

• Themen: Information über Ängste (Ursachen, Entstehung und<br />

Aufrechterhaltung von Ängsten, Ängste im Rahmen psychiatrischer<br />

Erkrankungen), Behandlungsmöglichkeiten und Strategien zur<br />

Selbsthilfe<br />

• Aussprachemöglichkeit über aktuelle Probleme<br />

• Erfahrungsaustausch<br />

Start der nächsten <strong>Patienten</strong>gruppe:<br />

AB 3: <strong>Patienten</strong>einladung<br />

Dienstag, 08.11.2005, 9.45 Uhr im Gruppenraum<br />

Sofern Sie noch Fragen bezüglich der Psychoedukations-Gruppe haben,<br />

setzen Sie sich bitte mit einem Mitar<strong>bei</strong>ter des Behandlungsteams der<br />

Station P21 in Verbindung. In einem persönlichen Gespräch werden wir<br />

gerne auf Ihre Fragen eingehen.<br />

Wir wünschen Ihnen baldige Besserung und verbleiben mit freundlichen<br />

Grüßen<br />

Dipl. Psych. Barbara Gruß<br />

Dipl. Psych. Elisabeth Summ


Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik<br />

der Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Allgemeine<br />

Psychoedukationsgruppe<br />

Station P 21<br />

-<strong>Patienten</strong>mappe-<br />

__________________________________________<br />

Teilnehmer/-in


AB 5: Vorstellungsrunde<br />

Vorstellungsrunde<br />

Zum besseren Kennen lernen bitten wir Sie, sich einen Mitpatienten auszusuchen.<br />

Tauschen Sie sich gegenseitig über die folgenden Punkte kurz aus.<br />

Stellen Sie den Partner anschließend in der Runde vor.<br />

Gerne können Sie sich Notizen dazu machen.<br />

Name<br />

Wohnort<br />

Familienstand<br />

Beruf<br />

Hobbys<br />

Aktuelles Befinden<br />

Persönliche Stärken


Sitzung<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Thema<br />

AB 6: Ablauf der Sitzungen<br />

Psychoedukation <strong>Angst</strong><br />

• Gegenseitiges kennen lernen<br />

• Was ist <strong>Angst</strong>?<br />

• Wie entsteht <strong>Angst</strong>?<br />

• Körperliche Strategien gegen <strong>Angst</strong><br />

• Gedankliche Strategien gegen <strong>Angst</strong> (Teil 1)<br />

• Gedankliche Strategien gegen <strong>Angst</strong> (Teil 2)<br />

• Vermeidungsverhalten überwinden (Teil 1)<br />

• Vermeidungsverhalten überwinden (Teil 2)<br />

• „Mein Notfallkoffer“ (Rückfallprophylaxe)


Meine Auslöser:<br />

Meine körperlichen<br />

Symptome:<br />

Mein Verhalten:<br />

körperliche<br />

Symptome<br />

körperliche<br />

Veränderungen<br />

AB 7: <strong>Angst</strong>kreislauf zum Ausfüllen<br />

Auslöser<br />

„<strong>Angst</strong>“<br />

Verhalten<br />

Wahrnehmung<br />

Gedanken<br />

„Gefahr“<br />

Meine Gedanken:


AB 8: Diagnosen <strong>Angst</strong>störungen<br />

Welche <strong>Angst</strong>störungen gibt es?<br />

Ängste können im Rahmen anderer psychischer Erkrankungen auftreten (z.B.<br />

Depression, Schizophrenie, Posttraumatische Belastungsstörung), aber auch als<br />

eigenständige Störung.<br />

Panikstörung<br />

Im Rahmen einer Panikstörung werden plötzlich unerwartete <strong>Angst</strong>attacken begleitet<br />

von vielfältigen körperlichen Symptomen erlebt, die sich innerhalb weniger Sekunden<br />

oder Minuten zum Höhepunkt steigern, scheinbar aus heiterem Himmel. Aus <strong>Angst</strong><br />

wieder eine Attacke zu erleiden, vermeiden die Betroffenen jene Situationen, in<br />

denen die Panikattacke erstmals ausgelöst wurde und entwickeln starke<br />

Erwartungsangst (<strong>Angst</strong> vor der <strong>Angst</strong>). Sie meiden fast alle Situationen, die sie als<br />

risikoreich einstufen.<br />

Generalisierte <strong>Angst</strong>störung<br />

Hier breiten sich Sorgen und Ängste über den ganzen Alltag aus, z.B. ob dem<br />

Ehemann oder den Kindern nichts passiert. Damit einher geht ein Gefühl drohenden<br />

Unheils („gleich passiert etwas Schreckliches“) und das Gefühl der eigenen<br />

Überforderung („ich schaffe es nicht mehr“). Dieses übermäßige Sorgen wirkt sich<br />

sehr belastend auf die Umgebung aus (z.B. Familienleben).<br />

Phobien<br />

Darunter werden eng umgrenzte Ängste (z.B. vor Spinnen, Hunde, Höhe, Blutverlust)<br />

verstanden. In der Folge kommt es zur Vermeidung dieser Objekte. Hält die <strong>Angst</strong><br />

länger an, ist eine normale Alltagsführung kaum mehr möglich.<br />

Agoraphobie<br />

Dazu gehört Platzangst oder <strong>Angst</strong> vor Situationen, in denen eine Flucht nur schwer<br />

möglich oder keine Hilfe verfügbar ist, z.B. Furcht vor großen Plätzen,<br />

Menschenmengen, Bus-, Autofahrt, Schlange stehen etc.<br />

Soziale Phobien<br />

Zeigen sich in einer übersteigerten <strong>Angst</strong>, wenn die Person mit anderen Menschen in<br />

Kontakt treten soll, z.B. <strong>Angst</strong> sich zu blamieren, keinen Ton herauszubringen.


AB 9: Methoden zur Erregungskontrolle<br />

Die <strong>Angst</strong> wegatmen<br />

Eine wichtiges Hilfsmittel im Umgang mit Stress- und Belastungssituationen sind<br />

Entspannungs- und Atemübungen. Ziel dieser Übungen ist es, in<br />

Belastungssituationen aufkommende <strong>Angst</strong>, Erregung und Unruhe kontrollieren<br />

zu lernen.<br />

Atemtraining (nach Elsesser & Sartory, 2001 und Fliegel et al., 1998)<br />

Ziel des Atemtrainings ist es, eine möglichst ruhige und gleichmäßige Atmung zu<br />

erreichen. Eine gleichmäßige Bauchatmung trägt gerade in „Akutsituationen“ zur<br />

schnellen und tiefen Entspannung <strong>bei</strong>.<br />

Setzen sie sich bequem zurück. Die Beine stehen parallel zueinander, die Füße<br />

fest auf dem Boden. Legen Sie eine Hand auf den Brustkorb, die andere Hand<br />

auf den Bauch.<br />

1. Beobachten Sie Ihren Atem. Beobachten Sie, ob sich während des Atmens<br />

eher die Hand auf der Brust oder auf dem Bauch bewegt. (Etwa 6-10<br />

Atemzyklen).<br />

2. Atmen Sie durch die Nase ein, verschränken Sie evtl. noch die Arme hinter<br />

dem Kopf. Dadurch unterstützen Sie die Bauchatmung.<br />

3. Bemühen Sie sich um eine möglichst lange Ausatmung, da sie die eigentliche<br />

Entspannung bringt. Blasen Sie dazu die Luft durch die leicht geschlossen<br />

Lippen aus mit einem Geräusch („pfff“, „“uuu“, „oumm“). (Die sog.<br />

„Lippenbremse“-Übung). Sollten sie sehr unruhig sein, können Sie die Übung<br />

auch im Gehen durchführen.<br />

4. Atmen Sie ruhig und gleichmäßig weiter und versuchen nun in den Bauch zu<br />

atmen. Stellen Sie sich vor, Ihr Bauch sei ein Ballon, der sich mit dem<br />

Einatmen nach außen wölbt und mit dem Ausatmen wieder flach wird. Da<strong>bei</strong><br />

sollte jetzt vor allem die Hand auf dem Bauch in Bewegung kommen.<br />

5. Versuchen Sie nun den Atem weiter zu beruhigen indem Sie nach jedem<br />

Einatmen und nach jedem Ausatmen eine kurze Pause machen. Sie atmen<br />

zunächst aus, halten einen Moment inne, dann atmen Sie ein und machen<br />

wieder eine Pause. Die Pausen sollten nur so lange sein, dass sie nicht das<br />

Gefühl haben, nach Luft schnappen zu müssen, ein bis zwei Sekunden reichen<br />

(im Geiste 21 aussprechen als Pausenmarker). Wir atmen ein – Pause –<br />

einundzwanzig – atmen aus - Pause - einundzwanzig – atmen ein –<br />

einundzwanzig – aus – einundzwanzig …usw.“<br />

6. Die Entspannung können Sie durch ein Ruhewort verstärken indem Sie im<br />

letzten Schritt während des Ausatmens das Wort „ruhig“ oder „Kontrolle“ leise<br />

oder gedanklich sagen.


Weitere Hilfsmittel gegen <strong>Angst</strong><br />

1. Tragen Sie ein Riechfläschchen (Minze, Neroli) <strong>bei</strong> sich und unterstützen Sie<br />

in <strong>Angst</strong>situationen die Ausatmung durch einen angenehmen Duft.<br />

2. Singen oder pfeifen Sie <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>, der Gesangsrhythmus unterstützt die<br />

Bauchatmung und normalisiert das Atemtempo.<br />

Um die Effekte der Entspannungsmethoden zu spüren, muss erst mal einige Zeit<br />

geübt werden. Deshalb nicht zu schnell aufgeben und üben, üben, üben ….<br />

Die Progressive Muskelrelaxation (nach Jacobson)<br />

Emotionen wie <strong>Angst</strong> und Ärger gehen mit einer erhöhten Muskelspannung einher.<br />

Durch das Entspannungstraining soll die Wahrnehmung für Anspannung und<br />

Entspannung geschult und Kontrolle über die einzelnen Muskelgruppen gewonnen<br />

werden.<br />

Die Technik der progressiven Muskelentspannung eignet sich dazu sehr gut. Sie<br />

sollte in der Gruppe (siehe Stationsangebot) oder mit Audiokassette/CD (im<br />

Buchhandel erhältlich) zweimal täglich mindestens zehn Minuten geübt werden.<br />

Übungen zur Konzentrations- und Aufmerksamkeitslenkung<br />

Eine weitere Möglichkeit, die <strong>Angst</strong> und Erregung zu kontrollieren, sind Übungen zur<br />

Konzentrations- und Aufmerksamkeitslenkung. Das Grundprinzip besteht darin, sich<br />

auf alles, nur nicht auf die <strong>Angst</strong> zu konzentrieren. Anstatt sich <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong> und Stress<br />

selbst negativ zu beobachten, wird die Aufmerksamkeit nach außen gelenkt.<br />

• Lesen Sie eine Zeitung oder ein Buch ruhig laut und besonders gut betont.<br />

• Schauen Sie sich ihre Umgebung genau an (z.B. Leute, Häuser, Bäume etc.).<br />

Beschreiben Sie, was sie sehen. (z.B. Haltung, Mimik, Kleidung der<br />

Menschen. Erraten Sie das Alter, Beruf, Familienstand etc.)<br />

• Hören Sie … (z.B. Vögel, Wind, Lieblingsmusik. Singen Sie dazu.)<br />

• Betasten Sie … (z.B. die Kleidung. Beschreiben Sie den Stoff, die Knöpfe etc.)<br />

• Riechen Sie … (z.B. Parfum, Obst, )<br />

• Schmecken Sie …. (z.B. ein Bonbon)<br />

• Zählen, rechnen Sie, sagen Sie ein Gedicht auf, schreiben Sie in Gedanken<br />

einen Brief, stellen Sie sich mit allen Sinnen eine wunderschöne Situation vor.<br />

• Sagen Sie sich kurze positiv formulierte Sätze, z.B. „Die <strong>Angst</strong> geht vor<strong>bei</strong>.“<br />

„Alles ist O.K.“, „Ich bin ganz ruhig“. Tragen Sie den Satz auf einem Zettel mit<br />

sich.<br />

Exzessive körperliche Betätigung<br />

Statt sich zu Schonen, was zu vermehrter Selbstbeobachtung und verstärkten<br />

körperlichen <strong>Angst</strong>symptomen führt, bewegen Sie sich! Exzessive körperliche<br />

Bewegung (z.B. Laufen, Walking, Kniebeugen, Liegestützen oder Holz hacken) hilft<br />

<strong>bei</strong>m Abbau der Stresshormone und führt zu Entspannung.<br />

AB 9: Methoden zur Erregungskontrolle


AB10: Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />

Körperliche Symptome der <strong>Angst</strong><br />

<strong>Angst</strong> bereitet den Körper auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vor.<br />

Durch Ausschüttung von Stresshormonen verstärken sich die normalen<br />

Körperprozesse. Es treten eine Vielzahl von Empfindungen auf, die als<br />

unangenehm und quälend, aber auch als angenehm empfunden<br />

werden (z.B. spannende Filme, Risikosportarten). Werden die<br />

Symptome als gefährlich eingeschätzt, kann sich die <strong>Angst</strong> steigern.<br />

Quelle: Apotheken Umschau 05/09, WortundBild Verlag 2005


Situation<br />

Wählen Sie eine konkrete<br />

möglichst aktuelle Situation aus,<br />

die von <strong>Angst</strong>gefühlen begleitet<br />

war. (Wann? Mit wem? Wo? Was<br />

ist passiert?)<br />

Gefühl und<br />

Körperreaktion<br />

(0-100)<br />

AB 11: Beobachtungsbogen negativer Gedanken<br />

Gedanken beobachten<br />

Was ging mir da<strong>bei</strong> durch den Kopf? Gedanken<br />

überprüfen<br />

Tatsache oder Meinung?<br />

Gibt der Gedanke mir das<br />

Gefühl wertvoll zu sein oder<br />

schwächt er mich?<br />

Hilfreichere Gedanken Gefühl und<br />

Körperreaktion<br />

(0-100)<br />

1. Gedanken beobachten: der erste Schritt zur Veränderung ist immer das Beobachten, also sich selbst auf die Schliche kommen und negative Gedanken identifizieren.<br />

2. Gedanken überprüfen: Entspricht der Gedanke der Realität oder beruht er auf Spekulationen oder Meinungen? Dient er meinen Zielen? Gibt er mir das Gefühl, ein wertvoller<br />

Mensch zu sein oder schwächt er mich und macht mich unzufrieden und mutlos?<br />

3. Abwertende Gedanken stoppen: Machen sich negative Gedanken breit, den Gedanken-Stopp einsetzen (laut oder leise Stopp sagen und sich kneifen, in die Hände<br />

klatschen oder abrupt aufstehen).<br />

4. Sich positiv programmieren: Negative Gedanken durch hilfreiche Gedanken ersetzen. Da<strong>bei</strong> den Widerspruch zwischen Kopf und Bauch aushalten! Auch wenn ich<br />

gefühlsmäßig glaube, mir etwas einzureden oder vorzulügen, trotzdem <strong>bei</strong> den neuen hilfreicheren Gedanken bleiben. Die gefühlsmäßige Zustimmung folgt noch.<br />

5. Üben: Merksätze wiederholen, wiederholen, wiederholen, z.B. auf kleine Kärtchen schreiben, die man mit sich trägt, auf Kassette sprechen oder an den Badezimmerspiegel<br />

schreiben.


AB 12: Denkmuster<br />

Typische Denkmuster <strong>bei</strong> <strong>Angst</strong>störungen<br />

Negative Denkmuster<br />

Das Schwarz-Weiß-Denken<br />

Man urteilt nur positiv oder negativ und hat nicht<br />

gelernt, Zwischentöne zu beachten. Dazu<br />

gehören alle „immer - niemals - nie - jeder - alle -<br />

niemand -Sätze“.<br />

Beispiel: Ich werde es nie lernen. Ich bin absolut<br />

unfähig. Mir kann niemand helfen.<br />

Das Generalisieren<br />

Man schlussfolgert vom Einzelfall auf das Ganze<br />

oder überträgt eine vergangene Situation auf die<br />

Gegenwart. Da<strong>bei</strong> wird vergessen, dass die<br />

aktuelle Situation völlig andere Gegebenheiten<br />

hat.<br />

Beispiel: Ich hatte irgendwann mal <strong>Angst</strong> vor<br />

einem strengen Lehrer. Nun habe ich vor jeder<br />

Person, die Autorität ausstrahlt <strong>Angst</strong>.<br />

Beispiel: Ich habe einmal erlebt, dass es mir im<br />

Bus schwindlig wurde. Nun übertrage ich die<br />

Vorstellung, dass mir übel wird auf jede weitere<br />

Fahrt, was schließlich dazu führt, dass ich kein<br />

öffentliches Verkehrsmittel mehr benütze.<br />

Das Gedanken-Vermeiden<br />

Man führt auftauchende „Negativgedanken“ nicht<br />

konsequent zu Ende, sondern kehrt immer wieder<br />

gedanklich in den Teil der Situation zurück, in der<br />

die <strong>Angst</strong> zuerst wahrgenommen wurde. So<br />

überlegt man nicht, was man tun könnte, wenn die<br />

befürchtete Situation tatsächlich eintritt. Das<br />

Problem kann nicht bewältigt werden, da man sich<br />

darauf konzentriert, die <strong>Angst</strong>situation zu<br />

vermeiden oder die unangenehmen Gefühle zu<br />

unterdrücken.<br />

Beispiel: Ich habe <strong>Angst</strong>, mit dem Zug zu fahren,<br />

weil dieser im Tunnel stecken bleiben könnte. Ich<br />

denke ununterbrochen über diesen Aspekt nach,<br />

ohne zu überlegen, was ich tun könnte, falls dies<br />

tatsächlich eintritt. Wie könnte ich mir helfen? Ich<br />

könnte z.B. mit einem Fahrgast ein Gespräch<br />

beginnen, Atemübungen durchführen oder zur<br />

Ablenkung bis 100 zählen.<br />

Hilfreiche Strategien<br />

• Sich Selbst und die Situation differenzierter<br />

betrachten. Differenziertes Denken drückt sich<br />

in relativen Begriffen aus („manchmal, selten,<br />

vielleicht, oft, womöglich etc.)<br />

• Sich auf die gegebene Situation konzentrieren<br />

und diese realistisch auf meine Ängste<br />

überprüfen.<br />

• Im „Hier und Jetzt“ leben und sich auf die<br />

Bewältigung der aktuellen Situation<br />

konzentrieren.<br />

• Die Aufmerksamkeit weg von mir und meinen<br />

ängstigenden Gedanken auf die Umwelt<br />

lenken.<br />

• Sorgenkonfrontation durchführen: Statt von<br />

einer Sorge zur nächsten zu springen, die<br />

bedrohlichen Gedanken konsequent zu Ende<br />

denken und <strong>Angst</strong> und Erregung im ganzen<br />

Ausmaß zulassen. Überlegen: „Was würde im<br />

schlimmsten Fall passieren? Was könnte ich<br />

tun? Wo könnte ich mir Hilfe und<br />

Unterstützung holen. Wie würde das Leben<br />

weiter gehen?“


Das sich vorschnell eine Meinung<br />

bilden<br />

Man beurteilt eine Situation indem man sich<br />

schnell eine Meinung bildet, ohne wichtige Fakten<br />

zu berücksichtigen.<br />

Beispiel: Ich bin der Meinung, dass ich <strong>bei</strong> mir<br />

nicht vertrauten Personen stottere. Um mich nicht<br />

zu blamieren, vermeide ich deshalb jede<br />

Gesellschaft. Hilfreiche Tatsachen ignoriere ich<br />

aber da<strong>bei</strong>, z.B. dass meine <strong>Angst</strong> nicht überall<br />

und <strong>bei</strong> jedem Menschen auftritt, sondern mich<br />

bestimmten Faktoren verunsichern (z.B. <strong>Angst</strong><br />

eher <strong>bei</strong> Jüngeren, <strong>bei</strong> Männern etc.).<br />

Das katastrophisierende Denken<br />

Man stellt sich immer und sofort das<br />

Allerschlimmste vor, was passieren könnte.<br />

Die Situation oder Person ist „nur furchtbar,<br />

unerträglich, entsetzlich, schrecklich, nicht<br />

auszuhalten, katastrophal“.<br />

Dadurch entstehen Gefühle der Panik und<br />

Hilflosigkeit, die mich lähmen.<br />

Beispiel: Der Ehepartner verlässt das Haus, um<br />

auf die Ar<strong>bei</strong>t zu gehen. Sofort laufen die<br />

Gedanken, was passieren könnte bis zur<br />

Katastrophe.<br />

Das sich selbst Abwerten<br />

Man macht sich selbst klein, dumm, minderwertig.<br />

Konsequenz ist, man fühlt sich in vielen<br />

Situationen ängstlich, angespannt und hilflos,<br />

auch wenn die eigenen Fähigkeiten und<br />

bisherigen Erfolge dagegen sprechen müssten.<br />

Beispiel: Ich versage in wichtigen Situation. Ich<br />

bin zu alt, um mich zu verändern. Ich kann<br />

sowieso nichts erreichen. Im Vergleich mit<br />

anderen werde ich immer schlechter<br />

abschneiden.<br />

Ich mache alles verkehrt.<br />

AB 12: Denkmuster<br />

• Berücksichtige, jede Situation ist anders.<br />

• Die Beurteilung einer Situation auf Fakten<br />

stützen und nicht auf Meinungen oder vage<br />

Interpretationen.<br />

• Sich erst eine Meinung bilden, wenn man<br />

genug Fakten recherchiert hat.<br />

• Berücksichtige, Katastrophen ereignen sich<br />

höchst selten! Hinter Begriffen wie schrecklich,<br />

furchtbar, entsetzlich, nicht auszuhalten etc.<br />

steht fast immer eine unrealistische<br />

Übertreibung, die mir unbeeinflussbar<br />

erscheint.<br />

• Prüfe, ob die Situation wirklich katastrophal<br />

und damit unbeeinflussbar oder ob sie lästig,<br />

aber veränderbar ist. „Was wäre wenn... Was<br />

könnte ich dann tun?“<br />

• Statt hochemotionales Vokabular (furchtbar,<br />

schrecklich, unerträglich) objektiv sachliche<br />

Sprache (unangenehm, äußerst lästig,<br />

unerwünscht) verwenden.<br />

• Nach dem Motto leben:<br />

„Wenn mir die Realität missfällt, prüfe ich, ob ich<br />

sie verändern kann. Meine Energie setze ich aber<br />

nur dort ein, wo ich die Macht habe, etwas zu<br />

verändern. Wo ich machtlos bin und nichts ändern<br />

kann, will ich diese Realität akzeptieren lernen.“<br />

• Die meist unbewusst wirksamen Denkmuster<br />

bewusst machen durch Selbstbeobachtung -<br />

Überprüfung der Gedanken – Gedankenstopp<br />

- Ersetzen durch hilfreichere Gedanken.<br />

• z.B. Ich bin O.K. so wie ich bin. Ich lerne durch<br />

meine Fehler. Ich bin älter als andere, aber<br />

lernfähig. Ich versuche in kleinen Schritten<br />

mein Ziel zu erreichen. Ich freue mich über<br />

meine Fortschritte (und vergleiche mich nicht<br />

mit anderen).


10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

AB 13: <strong>Angst</strong>hierarchie<br />

50<br />

60<br />

70<br />

Meine <strong>Angst</strong>hierarchie<br />

80<br />

90<br />

100<br />

1. Sammeln Sie Ihre <strong>Angst</strong>themen und wählen Sie eine <strong>Angst</strong> davon aus.<br />

2. Sammeln Sie dazu Vermeidungsverhalten (Situationen oder Aktivitäten, die Sie bisher aus <strong>Angst</strong><br />

vermieden haben).<br />

3. Bewerten Sie die Situationen oder Aktivitäten bzgl. der <strong>Angst</strong>, die sie auslösen (10 - leichte <strong>Angst</strong><br />

bis 100 - sehr starke <strong>Angst</strong>).<br />

4. Bringen Sie die Situationen oder Aktivitäten in eine Hierarchie.


AB14: Expositionsschritte<br />

Die <strong>Angst</strong> bewältigen durch Exposition<br />

1. Körperliche Strategien und hilfreiche Gedanken üben (siehe Notfallkoffer).<br />

2. Eine <strong>Angst</strong>hierarchie erstellen.<br />

• Eine <strong>Angst</strong> auswählen.<br />

• Vermeidungsverhalten (Situationen oder Aktivitäten, die bisher aus <strong>Angst</strong><br />

vermieden wurden) sammeln.<br />

• Vermeidungsverhalten nach Schwierigkeitsgrad bewerten (10 wenig <strong>Angst</strong> –<br />

100 extreme <strong>Angst</strong>)<br />

• Verhaltensweisen in eine Hierarchie bringen<br />

3. Eine Situation aus dem unteren Bereich der Hierarchie auswählen und üben.<br />

D.h. Ich spreche nicht über meine <strong>Angst</strong>, sondern ich habe sie und lasse sie zu,<br />

überprüfe meine Befürchtungen und bewerte sie neu bis ich mich mit der Situation<br />

sicher fühle und die <strong>Angst</strong> nachgelassen hat.<br />

• In die Situation gehen und die <strong>Angst</strong> zulassen.<br />

• Die <strong>Angst</strong> identifizieren und an der Realität testen: „Wovor habe ich <strong>Angst</strong>?<br />

Was könnte passieren? Stimmt meine <strong>Angst</strong>vorstellung mit der Wirklichkeit<br />

überein?“<br />

• Die Situation neu bewerten: „Meine körperlichen Zustände und Gefühle sind<br />

sehr unangenehm und schwer zu kontrollieren, aber ich sterbe nicht daran,<br />

werde nicht verrückt und verliere nicht die Kontrolle über mich.“<br />

• Mikroauslöser erkennen und entschärfen: „Was ist mir kurz zuvor durch den<br />

Kopf gegangen als die starke <strong>Angst</strong> entstanden ist? Welchen Reiz habe ich<br />

als bedrohlich bewertet?“ Die Verknüpfung von wahrgenommenen Reizen und<br />

negativen Gedanken entlarven und angemessene, hilfreiche und<br />

selbstberuhigende Sätze finden. (Gelernte gedankliche Strategien einsetzen!)<br />

• Sicheren Boden gewinnen: Erst wenn ich mich sicher fühle in der Übung,<br />

erklimme ich eine neue Stufe auf meiner <strong>Angst</strong>hierarchie. (Gelernte<br />

körperliche Strategien einsetzen!)<br />

• Fortschritte würdigen: „Was habe ich heute geschafft (im Vergleich zu meinen<br />

früheren Leistungen)? Ich darf auch auf die kleinsten Fortschritte stolz sein<br />

und mich darüber freuen. In kleinen Schritten kann ich etwas gegen meine<br />

<strong>Angst</strong> tun.“<br />

Beispiel: Montagnachmittag, 15 Uhr in den ersten Stock des Kaufhauses gehen. Das Kaufhaus will<br />

ich erst verlassen, wenn die <strong>Angst</strong> zumindest etwas gesunken ist. Nach 5 min will ich das Kaufhaus<br />

erneut aufsuchen. Atemübungen und Alternativgedanken vorbereiten


AB 15: Expositionsregeln<br />

Regeln der Exposition<br />

• Ziel der Konfrontation ist es, <strong>Angst</strong> zu bekommen und zu meistern.<br />

• Der Patient bestimmt da<strong>bei</strong>, was er tun will und was nicht!<br />

• Wird die <strong>Angst</strong> stark, nicht aus der Situation gehen. Wenn doch, die<br />

Situation so schnell wie möglich wieder aufsuchen!<br />

• Konfrontationsübungen sind anstrengend, aber Erschöpfung ist nicht<br />

gleich <strong>Angst</strong>!<br />

• Ist eine Situation geschafft, dass sich Loben und Belohnen nicht<br />

vergessen. Nach dem Motto „Ich versuche so weit zu kommen, wie es<br />

geht und freue mich auch über minimale Schritte.“


Mein Notfallkoffer<br />

Meine körperlichen Frühwarnzeichen für <strong>Angst</strong> und Anspannung:<br />

Folgende körperliche Strategien oder Aktivitäten will ich dagegensetzen:<br />

Folgende hilfreiche Gedanken<br />

will ich mir vergegenwärtigen:<br />

Bei folgenden Personen (z.B. Angehörige, Freunde, Professionelle) will ich mir Hilfe suchen:<br />

AB 16: Notfallkoffer


AB 17: <strong>Angst</strong>regeln<br />

10 Regeln zur <strong>Angst</strong>bewältigung<br />

(Wittchen, 1997)<br />

1. <strong>Angst</strong>gefühle und die da<strong>bei</strong> auftretenden körperlichen Symptome<br />

sind verstärkte, normale Stressreaktionen.<br />

2. <strong>Angst</strong>reaktionen sind nicht schädlich für die Gesundheit.<br />

3. Verstärken Sie die <strong>Angst</strong>reaktionen nicht durch furchterregende<br />

Phantasievorstellungen.<br />

4. Bleiben Sie in der Realität, beobachten und beschreiben Sie,<br />

was um Sie herum wirklich geschieht.<br />

5. Bleiben Sie in der Situation, bis die <strong>Angst</strong> vorübergeht.<br />

6. Beobachten Sie, wie die <strong>Angst</strong> von alleine wieder abnimmt.<br />

7. Vermeiden Sie keine <strong>Angst</strong>situation.<br />

8. Setzen Sie sich allen Situationen aus, die Ihnen <strong>Angst</strong> machen.<br />

9. Seien Sie stolz auf kleine Erfolge, auch auf die ganz kleinen.<br />

10. Nehmen Sie sich in <strong>Angst</strong>situationen Zeit.


Anhang D: Die Messintrumente der Pilotstudie<br />

Hinweise zum Ausfüllen der Fragebögen<br />

Einverständniserklärung der <strong>Patienten</strong><br />

Soziodemographie<br />

Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> (Version A)<br />

Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> (Version B)<br />

Beck Depressions Inventar (BDI)<br />

Beck <strong>Angst</strong> Inventar (BAI)<br />

Brief Symptom Inventory (BSI)<br />

Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung (FKK)<br />

Sense of Coherence Scale (SOC-9L)<br />

Satisfaction With Life Scale (SWLS)<br />

Stundenbeurteilung der <strong>Patienten</strong><br />

Stundenbeurteilung der Therapeuten<br />

Messinstrumente


Hinweise zum Ausfüllen des Fragebogens:<br />

Damit wir die zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefüllten<br />

Fragebögen zuordnen können, müssen die Fragebögen mit einem<br />

Code gekennzeichnet werden.<br />

Bitte geben Sie dazu den<br />

1. Buchstaben ihres Vor- und Nachnamens & ihr Geburtsjahr<br />

an:<br />

Bitte bear<strong>bei</strong>ten Sie die folgenden Fragen zügig, aber sorgfältig und<br />

über legen Sie nicht zu lange.<br />

Bitte lassen Sie keine Frage aus!<br />

Vielen Dank für Ihre Mitar<strong>bei</strong>t!<br />

Dipl.-Psych. E. Summ<br />

__ __ - __ __ __ __<br />

z.B. Max Müller, geb. 1965: MM - 1965<br />

Dipl.-Psych. B. Gruß Dipl.-Psych. F. Schmidt<br />

Prof. Dr. Kornhuber Prof. Dr. Bleich Dr. H. Frieling


Einverständniserklärung<br />

Datenschutz: Jede Information über Ihre Person wird vollständig vertraulich<br />

behandelt. Die Einverständniserklärung wird als erstes vom Fragebogen<br />

abgetrennt, so dass nicht mehr nachvollziehbar ist, wer welchen Fragebogen<br />

ausgefüllt hat. Die erhobenen Daten werden wissenschaftlich ohne<br />

Namensnennung ausgewertet und gespeichert.<br />

Bitte sprechen Sie uns jederzeit an, wenn Sie Fragen haben<br />

Einverständnis:<br />

Name:<br />

Geburtsdatum:<br />

Ich bin über Zweck, Ablauf und Bedeutung der Befragung mündlich aufgeklärt<br />

worden.<br />

Ich bin darüber informiert<br />

! dass jegliche persönliche Informationen streng vertraulich behandelt<br />

werden<br />

! dass meine Teilnahme an der Befragung freiwillig ist<br />

Erlangen, den _________________ ____________________________<br />

(Unterschrift des <strong>Patienten</strong>)


P21<br />

Allg<br />

Fra<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

Allgemeine Fragen<br />

Geschlecht<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

männlich<br />

weiblich<br />

Alter _____ Jahre<br />

Größe _____ cm<br />

Gewicht _____ kg<br />

Familienstand<br />

Kinder<br />

Wohnform<br />

Schulabschluss<br />

Absolvierte Schuljahre _____ Jahre<br />

Dauer der Ausbildung (Studium,<br />

Berufsschule, Lehre etc.)<br />

Derzeitiger Berufsstand<br />

Hatten Sie bereits einmal eine<br />

Psychotherapie?<br />

__ __ - __ __ __ __<br />

ledig<br />

verheiratet/ feste Partnerschaft<br />

geschieden<br />

verwitwet<br />

ja Anzahl: ___________<br />

nein<br />

alleine<br />

mit einem (Ehe-)Partner<br />

mit Familie/Angehörigen<br />

in einem Wohn- oder Pflegeheim<br />

sonstiges: ___________________________<br />

kein Abschluss<br />

Hauptschulabschluss<br />

Mittlere Reife<br />

Fachabitur<br />

Abitur<br />

sonstiges: __________________________<br />

_____ Jahre<br />

nicht berufstätig<br />

bis 10 Stunden/Woche berufstätig<br />

bis 30 Stunden/Woche berufstätig<br />

bis 42 Stunden/Woche berufstätig<br />

über 42 Stunden/Woche berufstätig<br />

Hausfrau/-mann<br />

Altersberentet<br />

wegen Erwerbs- od Berufsunfähigkeit berentet<br />

ar<strong>bei</strong>tslos<br />

Schule/Ausbildung/ Studium<br />

sonstiges: ___________________________<br />

keine<br />

Einzeltherapie<br />

Gruppentherapie<br />

sowohl als auch<br />

1


P21<br />

BDI<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

Beck Depression Scale BDI<br />

BDI I<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

Dieser Fragebogen enthält 21 Gruppen von Aussagen. Bitte lesen Sie jede Gruppe sorgfältig durch und<br />

suchen Sie in jeder Gruppe eine Aussage heraus, die am besten beschreibt, wie Sie sich in dieser Woche<br />

einschließlich heute gefühlt haben und kreuzen Sie die dazugehörige Ziffer an.<br />

A)<br />

(0) Ich bin nicht traurig.<br />

(1) Ich bin traurig.<br />

(2) Ich bin die ganze Zeit traurig und komme<br />

nicht davon los.<br />

(3) Ich bin so traurig oder unglücklich, dass ich<br />

es kaum noch ertrage.<br />

B)<br />

(0) Ich sehe nicht besonders mutlos in die<br />

Zukunft.<br />

(1) Ich sehe mutlos in die Zukunft.<br />

(2) Ich habe nichts, worauf ich mich freuen<br />

kann.<br />

(3) Ich habe das Gefühl, dass die Zukunft<br />

hoffnungslos ist und dass die Situation<br />

nicht besser werden kann.<br />

C)<br />

(0) Ich fühle mich nicht als Versager.<br />

(1) Ich habe das Gefühl, öfter versagt zu haben<br />

als der Durchschnitt.<br />

(2) Wenn ich auf mein Leben zurückblicke,<br />

sehe ich bloß eine Menge Fehlschläge.<br />

(3) Ich habe das Gefühl, als Mensch ein völliger<br />

Versager zu sein.<br />

D)<br />

(0) Ich kann die Dinge genauso genießen wie<br />

früher.<br />

(1) Ich kann die Dinge nicht mehr so genießen<br />

wie früher.<br />

(2) Ich kann aus nichts mehr eine echte<br />

Befriedigung ziehen.<br />

(3) Ich bin mit allem unzufrieden oder<br />

gelangweilt.<br />

E)<br />

(0) Ich habe keine Schuldgefühle.<br />

(1) Ich habe häufig Schuldgefühle.<br />

(2) Ich habe fast immer Schuldgefühle.<br />

(3) Ich habe immer Schuldgefühle.<br />

F)<br />

(0) Ich habe nicht das Gefühl, gestraft zu sein.<br />

(1) Ich habe das Gefühl, vielleicht bestraft zu<br />

werden.<br />

(2) Ich erwarte, bestraft zu werden.<br />

(3) Ich habe das Gefühl, bestraft zu sein.<br />

G)<br />

(0) Ich bin nicht von mir enttäuscht.<br />

(1) Ich bin von mir enttäuscht.<br />

(2) Ich finde mich fürchterlich.<br />

(3) Ich hasse mich.<br />

H)<br />

(0) Ich habe nicht das Gefühl, schlechter zu sein<br />

als alle anderen.<br />

(1) Ich kritisiere mich wegen meiner Fehler und<br />

Schwächen.<br />

(2) Ich mache mir die ganze Zeit Vorwürfe<br />

wegen meiner Mängel.<br />

(3) Ich gebe mir für alles die Schuld, was schief<br />

geht.<br />

I)<br />

(0) Ich denke nicht daran, mir etwas anzutun.<br />

(1) Ich denke manchmal an Selbstmord, aber<br />

ich würde es nicht tun.<br />

(2) Ich möchte mich am liebsten umbringen.<br />

(3) Ich würde mich umbringen, wenn ich die<br />

Gelegenheit hätte.<br />

J)<br />

(0) Ich weine nicht öfter als früher.<br />

(1) Ich weine jetzt mehr als früher.<br />

(2) Ich weine jetzt die ganze Zeit.<br />

(3) Früher konnte ich weinen, aber jetzt kann<br />

ich nicht mehr, obwohl ich es möchte.<br />

K)<br />

(0) Ich bin nicht reizbarer als sonst.<br />

(1) Ich bin jetzt leichter verärgert oder gereizt<br />

als früher.<br />

(2) Ich fühle mich dauernd gereizt.<br />

(3) Die Dinge, die mich früher geärgert haben,<br />

berühren mich nicht mehr.<br />

L)<br />

(0) Ich habe nicht das Interesse an Menschen<br />

verloren.<br />

(1) Ich interessiere mich jetzt weniger für<br />

Menschen als früher.<br />

(2) Ich habe mein Interesse an anderen<br />

Menschen zum größten Teil verloren.<br />

(3) Ich habe mein ganzes Interessen an anderen<br />

Menschen verloren.


P21<br />

BDI<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

M)<br />

(0) Ich bin so entschlussfreudig wie immer.<br />

(1) Ich schiebe Entscheidungen jetzt öfter als<br />

früher auf.<br />

(2) Es fällt mir schwerer als früher,<br />

Entscheidungen zu treffen.<br />

(3) Ich kann überhaupt keine Entscheidungen<br />

mehr treffen.<br />

N)<br />

(0) Ich habe nicht das Gefühl, schlechter<br />

auszusehen als früher.<br />

(1) Ich mache mir Sorgen, dass ich als oder<br />

unattraktiv aussehe.<br />

(2) Ich habe das Gefühl, dass Veränderungen in<br />

meinem Aussehen eintreten, die mich<br />

hässlich machen.<br />

(3) Ich finde mich hässlich.<br />

O)<br />

(0) Ich kann so gut ar<strong>bei</strong>ten wie früher.<br />

(1) Ich muss mir einen Ruck geben, bevor ich<br />

eine Tätigkeit in Angriff nehme.<br />

(2) Ich muss mich zu jeder Tätigkeit zwingen.<br />

(3) Ich bin unfähig zu ar<strong>bei</strong>ten.<br />

P)<br />

(0) Ich schlafe so gut wie sonst.<br />

(1) Ich schlafe nicht mehr so gut wie früher.<br />

(2) Ich wache 1 bis 2 Stunden früher auf als<br />

sonst, und es fällt mir schwer, wieder<br />

einzuschlafen.<br />

(3) Ich wache mehrere Stunden früher auf als<br />

sonst und kann nicht mehr einschlafen.<br />

Q)<br />

(0) Ich ermüde nicht stärker als sonst.<br />

(1) Ich ermüde schneller als früher.<br />

(2) Fast alles ermüdet mich.<br />

(3) Ich bin zu müde, um etwas zu tun.<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

BDI 2<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

R)<br />

(0) Mein Appetit ist nicht schlechter als sonst.<br />

(1) Mein Appetit ist nicht mehr so gut wie<br />

früher.<br />

(2) Mein Appetit hat sehr stark nachgelassen.<br />

(3) Ich habe überhaupt keinen Appetit mehr.<br />

S)<br />

(0) Ich habe in letzter Zeit kaum abgenommen.<br />

(1) Ich habe mehr als 2 Kilo abgenommen.<br />

(2) Ich habe mehr als 5 Kilo abgenommen.<br />

(3) Ich habe mehr als 8 Kilo abgenommen.<br />

Ich esse absichtlich weniger, um abzunehmen O<br />

Ja O Nein<br />

T)<br />

(0) Ich mache mir keine größeren Sorgen um<br />

meine Gesundheit als sonst.<br />

(1) Ich mache mir Sorgen über körperliche<br />

Probleme, wie Schmerzen,<br />

Magenbeschwerden, oder Verstopfung.<br />

(2) Ich mache mir so große Sorgen über<br />

gesundheitliche Probleme, dass es schwer<br />

fällt, an etwas anderes zu denken.<br />

(3) Ich mache mir so große Sorgen über<br />

gesundheitliche Probleme, dass ich an<br />

nichts anderes mehr denken kann.<br />

U)<br />

(0) Ich habe in letzter Zeit keine Veränderung<br />

meines Interesses an Sex bemerkt.<br />

(1) Ich interessiere mich weniger für Sex als<br />

früher.<br />

(2) Ich interessiere mich jetzt viel weniger für<br />

Sex als früher.<br />

(3) Ich habe das Interesse an Sex völlig<br />

verloren.


P21<br />

BAI<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

BAI (Margraf & Ehlers)<br />

Im Folgenden finden Sie eine Aufstellung von Empfindungen, die vorkommen, wenn man ängstlich ist. Bitte lesen<br />

diese Empfindungen sorgfältig durch. Geben Sie jeweils an, wie sehr Sie durch jede dieser Empfindungen in<br />

der letzten Woche, einschließlich heute belastet waren, indem Sie ein Kreuz in der zutreffenden Spalte machen.<br />

1. Taubheit oder Kribbeln<br />

2. Hitzegefühl<br />

3. Weiche Knie oder Beine<br />

4. Unfähig, mich zu entspannen<br />

5. Befürchtung des Schlimmsten<br />

6. Schwindlig oder benommen<br />

7. Herzrasen oder Herzklopfen<br />

8. Wacklig oder schwankend<br />

9. Schreckend<br />

10. Nervös<br />

11. Erstickungsgefühle<br />

12. Zitternde Hände<br />

13. Zittrig<br />

14. <strong>Angst</strong>, Kontrolle zu verlieren<br />

15. Atembeschwerden<br />

16. <strong>Angst</strong> zu sterben<br />

17. Furchtsam<br />

18. Magen- und<br />

Darmbeschwerden<br />

19. Schwächegefühl<br />

20. Glühendes Gesicht<br />

21. Schwitzen (nicht wegen<br />

Hitze)<br />

überhaupt<br />

nicht<br />

wenig<br />

es störte<br />

mich nicht<br />

sehr<br />

mittel<br />

es war sehr<br />

unangenehm,<br />

aber ich<br />

konnte es<br />

aushalten<br />

stark<br />

ich konnte<br />

es kaum<br />

aushalten<br />

(0) ____ (1) ____ (2) ____ (3) ____ S ___


P21<br />

BSI<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

BSI I<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

BSI<br />

Sie finden nachstehend eine Liste von Problemen und Beschwerden, die man manchmal hat. Bitte<br />

lesen Sie jede Frage einzeln sorgfältig durch und entscheiden Sie, wie stark Sie durch diese<br />

Beschwerden gestört oder bedrängt worden sind, und zwar während der vergangenen sieben<br />

Tage bis heute. Überlegen Sie bitte nicht erst, welche Antwort „den besten Eindruck“ machen<br />

könnte, sondern antworten Sie so, wie es für Sie persönlich zutrifft. Machen Sie bitte hinter jeder<br />

Frage ein Kreuz <strong>bei</strong> der für Sie am besten zutreffenden Antwort.<br />

Bitte beantworten Sie jede Frage!<br />

überhaupt nicht ein wenig ziemlich stark sehr stark<br />

0 1 2 3 4<br />

Wie sehr litten Sie in den letzten sieben Tagen unter...<br />

1. Nervosität oder innerem Zittern 0 1 2 3 4<br />

2. Ohnmachts- und Schwindelgefühlen 0 1 2 3 4<br />

3. der Idee, dass irgend jemand Macht über Ihre Gedanken hat 0 1 2 3 4<br />

4. dem Gefühl, dass andere an den meisten Ihrer Schwierigkeiten Schuld sind 0 1 2 3 4<br />

5. Gedächtnisschwierigkeiten 0 1 2 3 4<br />

6. dem Gefühl, leicht reizbar oder verärgerbar zu sein 0 1 2 3 4<br />

7. Herz- oder Brustschmerzen 0 1 2 3 4<br />

8. Gedanken, sich das Leben zu nehmen 0 1 2 3 4<br />

9. dem Gefühl, dass man den meisten Menschen nicht mehr trauen kann 0 1 2 3 4<br />

10. schlechtem Appetit 0 1 2 3 4<br />

11. plötzlichem Erschrecken ohne Grund 0 1 2 3 4<br />

12. Gefühlsausbrüchen, denen gegenüber Sie machtlos waren 0 1 2 3 4<br />

13. Einsamkeitsgefühlen, selbst wenn Sie in Gesellschaft sind 0 1 2 3 4<br />

14. dem Gefühl, dass es Ihnen schwer fällt, etwas anzufangen 0 1 2 3 4<br />

15. Einsamkeitsgefühlen 0 1 2 3 4<br />

16. Schwermut 0 1 2 3 4<br />

17. dem Gefühl, sich für nichts zu interessieren 0 1 2 3 4<br />

18. Furchtsamkeit 0 1 2 3 4<br />

19. Verletzlichkeit in Gefühlsdingen 0 1 2 3 4<br />

20. dem Gefühl, dass die Leute unfreundlich sind oder Sie nicht leiden können 0 1 2 3 4<br />

21. Minderwertigkeitsgefühlen gegenüber anderen 0 1 2 3 4<br />

22. Übelkeit oder Magenverstimmungen 0 1 2 3 4<br />

23. dem Gefühl, dass andere Sie beobachten oder über Sie reden 0 1 2 3 4<br />

24. Einschlafschwierigkeiten 0 1 2 3 4<br />

25. dem Zwang, wieder und wieder nachzukontrollieren, was Sie tun 0 1 2 3 4<br />

26. Schwierigkeiten, sich zu entscheiden 0 1 2 3 4<br />

27. Furcht vor Fahrten in Bus, Straßenbahn, U-Bahn oder Zug 0 1 2 3 4<br />

28. Schwierigkeiten <strong>bei</strong>m Atmen 0 1 2 3 4<br />

29. Hitzewallungen oder Kälteschauern 0 1 2 3 4<br />

30. der Notwendigkeit, bestimmte Dinge, Orte oder Tätigkeiten zu meiden,<br />

weil Sie durch diese erschreckt werden 0 1 2 3 4<br />

31. Leere im Kopf 0 1 2 3 4<br />

32. Taubheit oder Kribbeln in einzelnen Körperteilen 0 1 2 3 4<br />

33. dem Gefühl, dass Sie für Ihre Sünden bestraft werden sollten 0 1 2 3 4<br />

34. einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit angesichts der Zukunft 0 1 2 3 4<br />

35. Konzentrationsschwierigkeiten 0 1 2 3 4<br />

36. Schwächegefühl in den einzelnen Körperteilen 0 1 2 3 4<br />

37. dem Gefühl, angespannt oder aufgeregt zu sein 0 1 2 3 4<br />

38. Gedanken an den Tod oder ans Sterben 0 1 2 3 4<br />

39. dem Drang, jemanden zu schlagen, zu verletzen oder ihm Schmerzen<br />

zuzufügen 0 1 2 3 4<br />

40. dem Drang, Dinge zu zerbrechen oder zu zerschmettern 0 1 2 3 4


P21<br />

BSI<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

BSI II<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

41. starker Befangenheit im Umgang mit anderen 0 1 2 3 4<br />

42. Abneigung gegen Menschenmengen, z.B. <strong>bei</strong>m Einkaufen oder im Kino 0 1 2 3 4<br />

43. dem Eindruck, sich einer anderen Person nie so richtig nahe fühlen zu<br />

können 0 1 2 3 4<br />

44. Schreck- oder Panikanfällen 0 1 2 3 4<br />

45. der Neigung, immer wieder in Erörterungen und Auseinandersetzungen zu<br />

46. geraten 0 1 2 3 4<br />

47. Nervosität, wenn Sie allein gelassen werden 0 1 2 3 4<br />

48. mangelnde Anerkennung Ihrer Leistungen durch andere 0 1 2 3 4<br />

49. so starker Ruhelosigkeit, dass Sie nicht stillsitzen können 0 1 2 3 4<br />

50. dem Gefühl, wertlos zu sein 0 1 2 3 4<br />

51. dem Gefühl, dass die Leute Sie ausnutzen, wenn Sie es zulassen würden 0 1 2 3 4<br />

52. Schuldgefühlen 0 1 2 3 4<br />

53. dem Gedanken, dass irgendetwas mit Ihrem Verstand nicht in Ordnung ist 0 1 2 3 4


Anleitung<br />

Fragebogen FKK (G. Krampen)<br />

Auf den folgenden Seiten werden Sie gebeten, zu einigen Aussagen Stellung zu nehmen. Sie haben<br />

da<strong>bei</strong> die Möglichkeit jeder Aussage stark, mittel oder schwach zuzustimmen oder sie schwach, mittel<br />

oder stark abzulehnen. Markieren Sie bitte jeweils das Antwortkästchen (durch deutliches Ankreuzen),<br />

das Ihrer persönlichen Meinung am besten entspricht.<br />

Hier ist ein Beispiel für die Beantwortung der Aussagen:<br />

„Ich bin ein lebhafter Mensch“ --- -- - + ++ +++<br />

Ist die Aussage für Sie sehr falsch, durchkreuzen Sie bitte: ---<br />

Ist die Aussage für Sie falsch, durchkreuzen Sie bitte: --<br />

Ist die Aussage für Sie eher falsch, durchkreuzen Sie bitte: -<br />

Ist die Aussage für Sie eher richtig, durchkreuzen Sie bitte: +<br />

Ist die Aussage für Sie richtig, durchkreuzen Sie bitte: ++<br />

Ist die Aussage für Sie sehr richtig, durchkreuzen Sie bitte: +++<br />

Bitte bear<strong>bei</strong>ten Sie alle Aussagen der Reihe nach, ohne eine auszulassen. Einige Aussagen haben einen<br />

ähnlichen Wortlaut oder Sinn. Bitte nehmen Sie auch zu diesen Aussagen Stellung. Es geht <strong>bei</strong> allen<br />

Aussagen um Ihre ganz persönliche Sichtweise.


P21<br />

FKK<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

Im folgenden werden Se gebeten, zu einigen Aussagen Stellung zu nehmen, Markieren Sie bitte jeweils<br />

das Antwortkästchen, das Ihrer persönlichen Meinung am besten entspricht.<br />

Diese Aussage ist: sehr falsch sehr richtig<br />

01. Es hängt hauptsächlich von mir ab, ob sich andere --- -- - + ++ +++<br />

Menschen nach meinen Wünschen richten oder nicht.<br />

02. Zufällige Geschehnisse bestimmen einen großen Teil --- -- - + ++ +++<br />

meines Lebens und Alltags,<br />

03. Ich habe das Gefühl, daß vieles von dem, was in meinem --- -- - + ++ +++<br />

Leben passiert, von anderen Menschen abhängt.<br />

04. Ich komme mir manchmal taten- und ideenlos vor. --- -- - + ++ +++<br />

05. Ob ich einen Unfall habe oder nicht, hängt alleine von mir --- -- - + ++ +++<br />

und meinem Verhalten ab.<br />

06. Wenn ich Pläne schmiede, bin ich mir ganz sicher, daß das --- -- - + ++ +++<br />

Geplante auch Wirklichkeit wird.<br />

07. Ich habe oft einfach keine Möglichkeiten, mich vor --- -- - + ++ +++<br />

Pech zu schützen.<br />

08. Mehrdeutige Situationen mag ich nicht, da ich nicht --- -- - + ++ +++<br />

weiß, wie ich mich verhalten soll.<br />

09. Wenn ich bekomme was ich will, so spielt Glück meistens --- -- - + ++ +++<br />

auch eine Rolle.<br />

10. Andere Menschen verhindern oft die Verwirklichung --- -- - + ++ +++<br />

meiner Pläne.<br />

11. Ich kann mich am besten selbst durch mein Verhalten --- -- - + ++ +++<br />

vor Krankheiten schützen.<br />

12. Ich weiß oft nicht, wie ich meine Wünsche verwirklichen soll. --- -- - + ++ +++<br />

13. Vieles von dem, was in meinem Leben passiert, hängt vom --- -- - + ++ +++<br />

Zufall ab.<br />

14. Mein Leben und Alltag werden in vielen Bereichen von --- -- - + ++ +++<br />

anderen Menschen bestimmt.<br />

15. Ob ich einen Unfall habe oder nicht, ist vor --- -- - + ++ +++<br />

allem Glückssache.<br />

16. Ich kenn viele Möglichkeiten, mich vor Erkrankungen zu --- -- - + ++ +++<br />

schützen.


P21<br />

FKK<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

Diese Aussage ist: sehr falsch sehr richtig<br />

17. Ich habe nur geringe Möglichkeiten, meine Interessen --- -- - + ++ +++<br />

gegen andere Menschen durchzusetzen.<br />

18. Es ist für mich nicht gut, weit im voraus zu planen, da --- -- - + ++ +++<br />

häufig das Schicksal dazwischenkommt.<br />

19. Um das zu bekommen, was ich will, muß ich zu anderen --- -- - + ++ +++<br />

Menschen freundlich und zuvorkommen sein.<br />

20. In unklaren oder gefährlichen Situationen weiß ich immer, --- -- - + ++ +++<br />

was ich tun kann.<br />

21. Es ist reiner Zufall, wenn sich andere Menschen einmal --- -- - + ++ +++<br />

nach meinen Wünschen richten.<br />

22. Mein Wohlbefinden hängt in starkem Maße vom Verhalten --- -- - + ++ +++<br />

anderer Menschen ab.<br />

23. Ich kann sehr viel von dem, was in meinem Leben passiert, --- -- - + ++ +++<br />

selbst bestimmen.<br />

24. Manchmal weiß ich überhaupt nicht, was ich in einer --- -- - + ++ +++<br />

Situation machen soll.<br />

25. Gewöhnlich kann ich meine Interessen selbst vertreten und --- -- - + ++ +++<br />

erreiche da<strong>bei</strong> das, was ich will.<br />

26. Ob ich einen Unfall habe oder nicht, hängt in starkem Maße --- -- - + ++ +++<br />

von dem Verhalten anderer ab.<br />

27. Wenn ich bekomm, was ich will, so ist das immer eine --- -- - + ++ +++<br />

Folge meiner Anstrengungen und meines persönlichen Einsatzes.<br />

28. Auch in schwierigen Situationen fallen mir immer viele --- -- - + ++ +++<br />

Handlungsalternativen ein.<br />

29. Damit meine Pläne eine Chance haben, richte ich mich <strong>bei</strong>m --- -- - + ++ +++<br />

Planen nach den Wünschen anderer Leute.<br />

30. Mein Lebenslauf und mein Alltag werden alleine durch mein --- -- - + ++ +++<br />

Verhalten und meine Wünsche bestimmt.<br />

31. Es hängt vom Schicksal ab, ob ich krank werde oder nicht. --- -- - + ++ +++<br />

32. Für die Lösung von Problemen fallen mir immer viele --- -- - + ++ +++<br />

Möglichkeiten ein.<br />

Überprüfen Sie bitte, ob Sie alle Fragen beantwortet haben.


P21<br />

SOC<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

SOC 9-L (Sence of Coherence – Leipziger Kurzskala)<br />

1. Haben Sie das Gefühl, dass Sie in einer ungewohnten Situation sind und nicht wissen, was Sie<br />

tun sollen?<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

sehr oft sehr selten oder nie<br />

2. Wenn Sie über das Leben nachdenken, ist es dann oft so, dass...<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

Sie spüren, wie schön Sie sich fragen, wieso<br />

es ist zu leben sie überhaupt leben<br />

3. Die Dinge, die Sie täglich tun, sind für Sie....<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

eine Quelle tiefer Freude eine Quelle von Schmerz<br />

und Befriedigung und Langeweile<br />

4. Wie oft sind Ihre Gedanken und Gefühle ganz durcheinander?<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

sehr oft sehr selten oder nie<br />

5. Wenn Sie etwas tun, das Ihnen ein gutes Gefühl gibt,...<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

dann ist es bestimmt so, dann wird bestimmt etwas<br />

dass Sie sich auch weiterhin passieren, das Ihnen<br />

gut fühlen werden dieses Gefühl verdirbt<br />

6. Sie erwarten für die Zukunft, dass Ihr eigenes Leben...<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

ohne jeden Sinn voller Sinn und<br />

und Zweck sein wird Zweck sein wird<br />

7. Viele Leute – auch solche mit einem starken Charakter – fühlen sich in bestimmten<br />

Situationen als traurige Verlierer. Wie oft haben Sie sich in der Vergangenheit so gefühlt?<br />

1 2 3 4 5 6 7


P21<br />

SOC<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

sehr oft sehr selten oder nie<br />

8. Wenn Sie an Schwierigkeiten denken, denen Sie <strong>bei</strong> wichtigen Dingen im Leben wohl begegnen<br />

werden, haben Sie das Gefühl, dass....<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

es Ihnen immer gelingen Sie es nicht schaffen<br />

wird, die Schwierigkeiten werden, die Schwierigkeiten<br />

zu überwinden zu überwinden<br />

9. Wie oft haben Sie das Gefühl, dass die Dinge, die Sie im täglichen Leben tun, wenig Sinn<br />

haben?<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

sehr oft sehr selten oder nie


P21<br />

SWLS<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

SWLS – Satisfaction with Life Scale<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

Bitte beurteilen Sie nun, in welchem Ausmaß die folgenden Aussagen auf Sie zutreffen.<br />

Beantworten Sie bitte jede Frage bzw. Aussage und kreuzen Sie jeweils nur ein Kästchen an.<br />

1---------2---------3---------4---------5<br />

trifft überhaupt trifft genau<br />

nicht auf mich zu zu<br />

1. Mein Leben entspricht meinen Idealvorstellungen.<br />

2. Meine Lebensbedingungen sind hervorragend.<br />

3. Ich bin mit meinem Leben absolut zufrieden.<br />

4. Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte,<br />

würde ich nichts anders machen.<br />

5. Bisher habe ich alles bekommen, was<br />

für mein Leben wichtig ist.<br />

6. Ich fühle mich zur Zeit völlig gesund<br />

trifft überhaupt trifft genau<br />

nicht zu zu<br />

1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5


P21<br />

WissA<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> Einbildung ist?<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> - Version A<br />

Stimmt es, dass Stress einen <strong>Angst</strong>anfall auslösen kann?<br />

Stimmt es, dass Ziel der <strong>Angst</strong>behandlung ein Leben ohne <strong>Angst</strong> ist?<br />

Stimmt es, dass sportliche Aktivitäten <strong>bei</strong> starker <strong>Angst</strong> vermieden werden<br />

sollten?<br />

Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> vor Hunden in der Kindheit erlernt werden kann?<br />

Stimmt es, dass Gedanken Gefühle erzeugen?<br />

Stimmt es, dass <strong>bei</strong> Hyperventilation zu schnell geatmet wird?<br />

Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> nur reduziert werden kann indem man die<br />

angstauslösende Situation meidet?<br />

Stimmt es, dass starke Selbstbeobachtung die <strong>Angst</strong> verstärkt?<br />

Stimmt es, dass man an der <strong>Angst</strong> sterben kann?<br />

Stimmt es, dass sich angemessenes (gesundes) Denken auf Meinungen und<br />

Vermutungen stützt?<br />

Exposition heißt, die Situation zu meiden, die <strong>Angst</strong> auslöst. Stimmt das?<br />

Durch Vermeidung angstauslösender Situationen entsteht <strong>Angst</strong> vor der<br />

<strong>Angst</strong>. Stimmt das?<br />

Ziel von Exposition ist es, eine Situation vor der man <strong>Angst</strong> hat zu erkennen<br />

und zu meistern. Stimmt das?<br />

Um <strong>Angst</strong> langfristig zu bewältigen, sollte man eine Situation, die starke<br />

<strong>Angst</strong> auslöst, möglichst vermeiden. Stimmt das?<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden


P21<br />

WissB<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __ __<br />

Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> einen Verlust signalisiert?<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

Wissensfragebogen <strong>Angst</strong> - Version B<br />

Stimmt es, dass Information über eine Erkrankung Ängste abbauen kann?<br />

Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> vererbt wird und man deshalb nichts dagegen tun<br />

kann?<br />

Stimmt es, dass man sich <strong>bei</strong> starker <strong>Angst</strong> körperlich schonen sollte?<br />

Stimmt es, dass Medikamente helfen, <strong>Angst</strong>symptome zu reduzieren?<br />

Stimmt es, dass angemessenes Denken auf Tatsachen beruht und unnötige<br />

Konflikte vermeidet?<br />

Stimmt es, dass Gedanken eine Schlüsselrolle <strong>bei</strong> der Entstehung von <strong>Angst</strong><br />

einnehmen?<br />

Stimmt es, dass <strong>Angst</strong> zum Leben dazu gehört?<br />

Stimmt es, dass das Vermeiden von Konflikten ein angstfreies Leben<br />

ermöglicht?<br />

Stimmt es, dass Medikamente Ängste heilen?<br />

Wenn man eine Situation wegen starker <strong>Angst</strong> verlässt, sollte man sich erst<br />

ausgiebig erholen, bevor man sich der Situation erneut stellt. Stimmt das?<br />

Vermeidungsverhalten reduziert kurzfristig die <strong>Angst</strong>. Stimmt das?<br />

In einer Expositionsübung (<strong>Angst</strong>bewältigungsübung) muss ich alles tun, was<br />

der Therapeut sagt. Stimmt das?<br />

Man sollte möglichst frühzeitig seine <strong>Angst</strong>symptome erkennen und mit den<br />

gelernten Strategien eingreifen. Stimmt das?<br />

Stimmt es, dass der erste Schritt zur Veränderung des Denkens die<br />

Selbstbeobachtung ist?<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden<br />

stimmt<br />

stimmt nicht<br />

Frage nicht verstanden


P21<br />

Stunden-<br />

beurteilung<br />

Patient<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __<br />

__<br />

Code (1.Buchstabe Vor- und Nachname, Geburtsjahr)<br />

__ __ __ __ __ __ __<br />

Bitte kreuzen Sie auf der folgenden Skala an inwieweit die Aussage auf Sie zutrifft.<br />

1. Ich war heute mit dem Verhalten des Therapeuten insgesamt<br />

sehr<br />

unzufrieden<br />

______________________________________________ Sehr<br />

zufrieden<br />

2. Ich fand die Erklärungen des Therapeuten heute<br />

schwer<br />

verständlich<br />

______________________________________________ gut<br />

verständlich<br />

3. Nach der heutigen Sitzung habe ich den Eindruck, dass mir das<br />

Gruppenprogramm weiterhilft.<br />

stimmt gar<br />

nicht<br />

______________________________________________ Stimmt<br />

genau<br />

4. Ich hatte heute Schwierigkeiten richtig mitzumachen.<br />

Große<br />

Schwierigkeiten ______________________________________________ keine<br />

Schwierigkeiten<br />

5. Ich habe mich in der Sitzung heute wohl gefühlt.<br />

stimmt gar<br />

nicht<br />

______________________________________________ Stimmt<br />

genau


P21<br />

Stunden-<br />

Beurteilung<br />

Therapeut<br />

Datum:<br />

__ __. __ __. __ __ __<br />

__<br />

Gruppensitzung <strong>Angst</strong><br />

(bitte ankreuzen)<br />

(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8)<br />

Stundenbeurteilung durch den Gruppenleiter<br />

Beurteilung der theoretischen Einführung<br />

Theorieteil hätte ausführlicher formuliert sein sollen.<br />

Theorieteil ermöglichte einen guten Überblick über das Thema<br />

Beurteilung der praktischen Übungen<br />

Instruktionen zur Übung waren klar und verständlich<br />

Übung war gut durchführbar<br />

In der Sitzung gab es zu wenig Gelegenheit zum Üben<br />

Ausgewogenheit Informationsvermittlung - praktische<br />

Übungen/Gruppengespräche<br />

Sitzung war zu theoretisch<br />

Sitzung bot genug Möglichkeit der <strong>Patienten</strong>beteiligung<br />

Beurteilung des Ar<strong>bei</strong>tsmaterials (Ar<strong>bei</strong>tsblätter, Folien)<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmaterial war verständlich<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmaterial war ausreichend<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmaterial war unklar<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmaterial war zu knapp<br />

Beurteilung des Sitzungsablaufs<br />

Sitzungsablauf war klar und verständlich<br />

Sitzungsablauf sollte ausführlicher sein<br />

Sitzungsablauf war unlogisch aufgebaut<br />

Besonderheiten/Verbesserungsvorschläge:<br />

Zu beachten <strong>bei</strong>m Folgetreffen:<br />

Gruppenleiter<br />

__ __ __ __ __ __ __

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