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BS 07-2020

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SCHIFFFaHrT<br />

3 Fragen an …<br />

John De Roche,<br />

Direktor Innovation und<br />

Entwicklung beim<br />

Batterie-Hersteller aentron<br />

»Die Batterien halten einen Betriebstag, ohne zu laden«<br />

Auf den Solarschiffen ist erstmals der neue Ruderpropeller<br />

KRP 75 von Kräutler verbaut, der mit Akkus aus Ihrem Hause<br />

betrieben wird. Worauf lag ihr Fokus bei der Entwicklung<br />

der Batterien?<br />

John De Roche: Die Sicherheit hat oberste Priorität. Unsere<br />

lösung, die auf lithium-Ionen-Technik basiert, ist von der<br />

Zentralstelle Schiffsuntersuchungskommission/ Schiffseichamt<br />

(ZSUK) abgenommen worden. Darüber hinaus sind wir<br />

einer der wenigen Hersteller, die Energiespeichersysteme mit<br />

DNV-Gl-Zertifizierung anbieten. Dies ist eine grundlegende<br />

Voraussetzung dafür, dass sie in der Berufsschifffahrt und damit<br />

auch in Fahrgastschiffen eingesetzt werden dürfen. Brandschutz<br />

ist ein wesentlicher Faktor, deshalb befinden sich die<br />

Batterien in einem Metallgehäuse. Ein weiterer Fokus lag auf<br />

der Skalierbarkeit, denn die Batterien sorgen nicht nur für den<br />

antrieb-, sondern mit ihnen wird auch das Bordnetz betrieben.<br />

Folglich müssen sie eine gewisse leistung gewährleisten.<br />

Was waren die Herausforderungen, mit denen Sie bei den<br />

Solarschiffen konfrontiert waren?<br />

De Roche: Insgesamt gibt es nur wenig Erfahrung auf diesem<br />

Gebiet, eine enge abstimmung mit Kräutler sowie mit dem<br />

Unternehmen iea, das für die Elektronik zuständig ist, war<br />

deshalb von entscheidender Bedeutung. Das hat sehr gut funktioniert.<br />

Neben der Vorgabe, dass die Schiffe keinerlei Co2 verursachen,<br />

war der SolarCircleline wichtig, dass sie zwölf bis<br />

14 Stunden fahren können, ohne dass die Batterien aufgeladen<br />

werden müssen. Verbaut wurden HV-Speichersysteme auf Basis<br />

von 10kWh-Modulen, die durch eigene Energiecontroller<br />

gesteuert werden. Damit wird eine getrennte redundante lösung<br />

für Bord und antriebsenergiespeicher realisiert. Die Batterie-Module<br />

sind mit der PV-Schnittstelle ebenso kompatibel<br />

wie mit externen Stromquellen, dies war eine entscheidende<br />

Voraussetzung für den Einsatz in den neuen Solarschiffen.<br />

Eine langlebigkeit der Batterien wurde ebenfalls gewünscht<br />

wie die Fähigkeit, sie zu überholen, wenn ihre lebensdauer<br />

erreicht ist.<br />

Wo sehen Sie künftig Einsatzmöglichkeiten für Batterien in<br />

der Schifffahrt? Gibt es schon weitere maritime Projekte, in<br />

die Sie involviert sind?<br />

De Roche: Einige Eigner zögern derzeit noch, Schiffe mit<br />

Elektroantrieben auszustatten, aber das wird kommen. Immer<br />

mehr Kommunen wollen, dass Schiffe emissionsfrei sind.<br />

Diesel-antriebe, insbesondere in großen Städten wie Berlin,<br />

werden somit mehr und mehr verschwinden. auf Seen halte<br />

ich reine Elektroantriebe für sinnvoll, auf Flüssen werden<br />

sich wohl Hybrid-Systeme durchsetzen. Wir haben aktuell drei<br />

Projekte in aussicht, die sich hauptsächlich auf den Tourismus<br />

beziehen.<br />

Interview: Thomas Wägener<br />

© aentron<br />

Über die SolarCircleLine<br />

Die SolarCircleline ist ein Tochterunternehmen der seit<br />

20 Jahren auf Solarschifffahrt spezialisierten SolarWater-<br />

World aG. Sie ist angetreten, die Berliner Fahrgastschifffahrt<br />

gemeinsam mit der Stern und Kreis Schifffahrt in eine<br />

umweltfreundlichere Zukunft zu führen. Das Mutterunternehmen<br />

SolarWaterWorld aG besitzt bereits mit der »Solon«<br />

und der »Suncat 46« zwei moderne Solarfahrgastschiffe.<br />

Die liegeplätze beider Unternehmen sind der Standort<br />

der Stern und Kreis Schifffahrt und der Berliner osthafen.<br />

ausschließlich für den Umweltschutz verwenden werden«, kündigte<br />

sie an. Die Fahrgastschifffahrt sei wichtig für den Tourismus<br />

in Berlin. »aber die Diesel der alten Schiffe verpesten nun<br />

mal die Stadt.«<br />

Beide neuen Solarschiffe, die insgesamt 4,5 Mio.€ kosten, hat<br />

der Senat mit 900.000 € gefördert. Und Pop hatte zugesagt, dass<br />

der Senat diese Förderung fortsetzen werde.<br />

»Wir freuen uns, dass wir die ausschreibung für die beiden<br />

Schiffe gewonnen haben und werden uns weiter für den Solarschiffau<br />

im gehobenen Segment engagieren. Wir besitzen erfahrene<br />

und gut ausgebildete Möbel- und Schiffauer und haben,<br />

trotz Corona-Krise, gerade einen neuen Konstrukteur eingestellt.<br />

Gegenwärtig arbeiten wir an der Konstruktion für ein ebenfalls<br />

solargetriebenes Saunaschiff, ebenfalls im gehobenen Segment«,<br />

sagte Werftchef lewerken.<br />

In Berlin gibt es bereits fünf solarbetriebene Fähren sowie ein<br />

solarbetriebenes Seminarschiff, das mit dem umweltschonenden<br />

Kraftstoff GTl betrieben wird, falls die Sonne nicht scheint. Dies<br />

habe sich bewährt, wie zu hören ist.<br />

auch die Häfen leisten ihren Beitrag zur Umweltschonung.<br />

Beispielsweise sind alle beweglichen Geräte im BEHala Westhafen<br />

vollständig elektrobetrieben, dazu zählen Krane, Brücken,<br />

Hafenloks und Verteiler-lkw.<br />

Die Stern und Kreis Schifffahrt investiert 100 Mio. €, um ihren<br />

gesamten Schiffspark klimaneutral herzurichten. Für dieses<br />

Vorhaben rüstet die Hegemann-Werft in Berlin-Spandau großzügig<br />

um.<br />

■<br />

Die Sitzgelegenheiten im Innenraum lassen sich beliebig umstellen<br />

© Kiebitzberg Schiffswerft<br />

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Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>

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