BS 04-2019
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Binnenschifffahrt<br />
<strong>04</strong><br />
<strong>2019</strong><br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
SCHIFFFAHRT<br />
Ostfriesische Volksbank<br />
feiert Jubiläum 8<br />
<strong>BS</strong> Titel Hintergrund_Layout 1 22.03.19 12:18 Seite 1<br />
SPEZIAL<br />
Flusskreuzer von Neptun<br />
im Sechserpack24<br />
TECHNIK<br />
Türenhersteller Podszuck<br />
wird 100 Jahre alt 30<br />
ISSN 0939191-6<br />
<strong>04</strong><br />
9 770939 191001<br />
April <strong>2019</strong> | 74. Jahrgang<br />
ISSN 0939-1916 | C 4397 D | € 10,50<br />
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Binnenschifffahrt<br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
03<br />
<strong>2019</strong><br />
SCHIFFFAHRT<br />
Belgier setzen auf<br />
autonomes Fahren 10<br />
TECHNIK<br />
Wasserbauprojekte<br />
in Deutschland 18<br />
HÄFEN<br />
Durchwachsene Bilanz<br />
im Nordwesten 59<br />
ISSN 0939191-6<br />
03<br />
9 770939 191001<br />
März <strong>2019</strong> | 74. Jahrgang<br />
ISSN 0939-1916 | C 4397 D | € 10,50<br />
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Editorial<br />
Mit uns auf<br />
der sicheren<br />
Seite.<br />
Zeitenwende auf dem Wasser<br />
Flusskreuzfahrten stehen weiter hoch<br />
im Kurs. Fast eine halbe Million Menschen<br />
haben im vergangenen Jahr die<br />
Schönheiten entlang der deutschen<br />
Flüsse aus dem Fenster ihrer Kabine<br />
angeschaut. Das ist ein Zuwachs von<br />
5,5%, der sogar erstmals höher ausfiel<br />
als bei den Angeboten auf hoher See, wo<br />
AIDA, TUI Cruises & Co ihre Kapazitäten<br />
kontinuierlich steigern.<br />
Der Trend scheint ungebrochen. Die<br />
Reedereien und Anbieter, ermutigt durch<br />
stetig steigende Umsätze (+18%), rüsten<br />
weiter auf. Nach einer kleinen Delle im<br />
vergangenen Jahr kommen <strong>2019</strong> weitere<br />
19 Neubauten in Fahrt, für die dann folgende<br />
Saison sind es noch einmal 20 zusätzliche<br />
Schiffe. An den beliebtesten<br />
Anlegestellen entlang von Main, Rhein<br />
und Mosel wird es langsam eng.<br />
Das zieht Investitionen nicht nur bei<br />
den Schiffen, sondern auch an Land<br />
nach sich. Das sorgt aber auch für zunehmenden<br />
Verkehr auf den deutschen<br />
Wasserstraßen und für potenzielle Konflikte<br />
mit der Güterschifffahrt, wenn es<br />
zum Beispiel um Schleusenzeiten geht.<br />
Das Gute daran: Mit der Flusskreuzschifffahrt<br />
entwickelt sich ein Wirtschaftsfaktor,<br />
der neue, starke Argumente<br />
für die Pflege und den Ausbau<br />
der Infrastruktur liefert.<br />
Und nicht nur das: Gestützt auf die<br />
bestens zahlende Kundschaft und getrieben<br />
von deren steigenden Bedürfnissen<br />
nach Komfort sorgen die Anbieter<br />
von Flusskreuzfahrten immer<br />
wieder für technische Innovationen auf<br />
dem Wasser. Der zuletzt von der Rostocker<br />
Reederei A-Rosa bei Damen in<br />
Auftrag gegebene Neubau, der im Frühjahr<br />
2021 unter anderem mit Batterieantrieb<br />
und Luftblasenschleier ausgeliefert<br />
werden soll, ist das beste Beispiel<br />
dafür.<br />
Krischan Förster<br />
Chefredakteur<br />
Eine Steigerung der Effizienz und<br />
eine Senkung der Emissionen beschäftigt<br />
Fahrgast- und Güterschifffahrt<br />
unisono und wird durch die sich verschärfende<br />
Debatte um die Luftqualität<br />
an Flüssen und Kanälen noch zusätzlich<br />
befeuert. Die Schifffahrt steht insgesamt<br />
vor einer Zeitenwende, die nach<br />
Technologiesprüngen verlangt. Systeme<br />
zur Abgasnachbehandlung, alternative<br />
Kraftstoffe wie GTL oder die<br />
Versorgung mit Landstrom sind nur<br />
der Anfang.<br />
Der Diesel-Motor hat zwar noch<br />
lange nicht ausgedient, zumindest auf<br />
der lastintensiven Langstrecke im Güterverkehr<br />
ist er absehbar gar nicht<br />
zu ersetzen. Und dennoch: Die Zukunftsthemen<br />
heißen Batterien und<br />
Brennstoffzelle, wenigstens in Kombination<br />
mit bewährten Antriebskonzepten.<br />
Auch dafür liefern wir in unserer<br />
aktuellen Ausgabe mit dem geplanten<br />
Elektro-Schubboot »Elektra« ein Beispiel.<br />
Noch handelt es sich ausnahmslos<br />
um teure Einzellösungen. Doch je größer<br />
der Bedarf und je höher die abgefragten<br />
Stückzahlen werden, umso erschwinglicher<br />
dürften moderne und<br />
umweltfreundliche Technologien für<br />
alle Anwender werden. Dabei können<br />
und werden sich die »weiße« und die<br />
»schwarze« Schifffahrt künftig wechselseitig<br />
befruchten, auch in ihren Forderungen<br />
nach einer praxisorientierten<br />
und finanziell hilfreichen Förderung<br />
durch die Politik. Das sind gute Aussichten.<br />
Viel Spaß beim weiteren Lesen wünscht<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
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3
Inhalt<br />
15<br />
20<br />
3 EDITORIAL<br />
3 – Zeitenwende auf dem Wasser<br />
5 PERSONALIEN<br />
6 NACHRICHTEN<br />
8 SCHIFFFAHRT<br />
8 – Ostfriesische Volksbank feiert Jubiläum<br />
10 – Kurs Zukunft –<br />
autonom über Spree und Oder<br />
12 – BUND spricht Elbschifffahrt Zukunft ab<br />
15 – Maritime Industry in Gorinchem<br />
16 SCHIFFSTECHNIK<br />
20 – Nachfrage nach Flusskreuzfahrten legt zu<br />
24 – Flusskreuzer im Sechserpack von Neptun<br />
26 – A-Rosa ordert, tauft und modernisiert<br />
28 – Mit neuen Möglichkeiten aus der Krise<br />
30 – Die Produktvielfalt zahlt sich aus<br />
32 – Flotter Jahresauftakt auf GSYard<br />
36 – Chemgas schließt Drillingsserie ab<br />
38 – SET lässt Baggerschiff zu Wasser<br />
42 – Mehr Schiffe sorgen für mehr Abwasser<br />
44 – Modular für alle Bedürfnisse<br />
45 – Barthel baut innovatives Elektro-Schubboot<br />
46 – Umweltfreundlich durchs Wattenmeer<br />
48 BUYER’S GUIDE<br />
54 SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
54 – Seehäfen legen Fokus auf Schweden<br />
55 – Bund gibt Geld für »UniPort 4.0«<br />
56 – Antwerpen fordert »mentalen«Wandel«<br />
57 – Bahninfos in Echtzeit in Rotterdam<br />
58 – Eurogate meldet leichtes Intermodal-Plus<br />
59 – Mehr Bahn, weniger Lkw bei der HHLA<br />
60 WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
60 – Domarin baut Liegestellen in Bingen<br />
62 – Macht auf die Tore<br />
65 – Nischenpoller – mal einfach<br />
67 – Andernach –mit Schwung aus der Delle<br />
68 – Duisport erwartet »raue Zeiten«<br />
69 – Positive Aussichten für den Finowkanal<br />
70 – Elbe- und Oderhäfen fehlt Kohle<br />
74 – Einstimmung auf die Neue Seidenstraße<br />
76 HTG-INFO<br />
79 RECHT<br />
82 BDS<br />
79 – Havarie-grosse, Gefahr und Verschulden<br />
83 IMPRESSUM<br />
Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />
Binnenschifffahrt<br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V.<br />
Hafentechnische<br />
Gesellschaft e.V.<br />
4<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Personalien<br />
◼◼<br />
ORDERFOX: Oliver Lödl verantwortet<br />
als Chief Sales Officer ab sofort die<br />
Weiterentwicklung<br />
und den Ausbau globaler<br />
Vertriebsstrukturen<br />
und eines<br />
Vertriebspartnernetzwerks.<br />
Der gelernte<br />
Automatisierungstechniker<br />
war<br />
lange Zeit bei der ABB Robotertechnik<br />
zuerst als Projekt-, dann als Technikund<br />
Vertriebsleiter tätig. Knapp 14 Jahre<br />
leitete er anschließend als Geschäftsführer<br />
die Geschicke von Schaeffler Austria.<br />
◼◼<br />
SCHENKER: Rolf Göder hat zum 1.<br />
April die Position des CIO bei Schenker<br />
Deutschland<br />
im Cluster DE/CH<br />
übernommen. Bereits<br />
seit 2013 ist Göder<br />
bei DB Schenker,<br />
zuletzt in Doppelfunktion<br />
als CIO Region<br />
Middle East Africa<br />
/ Global IT CL Servicemanagement<br />
& Operations. In den Jahren zuvor hatte<br />
der studierte Informatiker umfangreiche<br />
IT-Managementfunktionen in Unternehmen<br />
verschiedener Branchen wahrgenommen.<br />
Göder folgt Andreas Maier,<br />
der sich nun auf die Rolle als CIO in der<br />
Region Europe konzentriert.<br />
◼◼<br />
KDS: Stefan Saß ist neuer Geschäftsführer<br />
des Komitees Deutscher Seehafenspediteure<br />
(KDS)<br />
im DSLV. Die Geschäftsführung<br />
des<br />
KDS liegt beim Verein<br />
Hamburger Spediteure<br />
(VHSp),<br />
die Saß seit Mai<br />
2015 inne hat. Saß<br />
wird beim KDS Nachfolger von Kurt-<br />
Jürgen Schimmelpfeng, der nach 17-jähriger<br />
Tätigkeit ausscheidet.<br />
Personalie des Monats: Martin Staats bleibt an der Spitze des BDB<br />
◼◼<br />
BDB: Martin Staats (Mitte) ist als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Binnenschifffahrt (BDB) im Amt bestätigt worden. Neu ins Präsidium<br />
wurden Heinrich Kerstgens (Contargo, ganz rechts) und Thomas Maaßen<br />
(Rhenus PartnerShip, 2.v.r.) als Vizepräsidenten gewählt. Für eine weitere<br />
Periode wurden Gunther Jaegers (Reederei Jaegers), Friedrich Weigert (Kühne<br />
+ Nagel Euroshipping), Dirk Gemmer (Rhenus PartnerShip) – v.l. neben Staats<br />
–und Volker Seefeldt (HTAG, 3.v.r.), Achim Schloemer (KD) und roberto<br />
Spranzi (DTG, beide nicht im Bild) in ihren Ämtern bestätigt. Der BDB-Vorstand<br />
besteht nach den Wahlen in der Mitgliederversammlung aus 17 Mitgliedern.<br />
Mit Maaßen, Matthijs van Doorn (Havenbedrijf Rotterdam) und<br />
Sebastian Poser (B. Dettmer Reederei) gibt es drei Neuzugänge im Gremium.<br />
◼◼<br />
A-ROSA FLUSSSCHIFF: Jörg Eichler,<br />
Geschäftsführer und Gesellschafter<br />
von A-Rosa Flussschiff,<br />
ist von der<br />
Stadt Rostock als verdienstvoller<br />
Unternehmer<br />
geehrt worden.<br />
Ausgezeichnet<br />
wurde er für das wirkungsvolle<br />
und innovative<br />
Konzept seines Unternehmens,<br />
das sich auch auf das positive Image Rostocks<br />
auswirkt. Chris Müller-von Wrycz<br />
Rekowski, 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters,<br />
würdigte die laufenden<br />
Investitionen der Reederei in den Bereichen<br />
Produktinnovation und Nachhaltigkeit<br />
sowie deren stetigen Beitrag zur<br />
Schaffung neuer Arbeitsplätze.<br />
◼◼<br />
IN EIGENER SACHE: 50 Jahre und<br />
kein bisschen müde: Christian Knoll,<br />
unser Korrespondent<br />
und Verlagsrepräsentant<br />
in den neuen<br />
Bundesländern, feiert<br />
ein selten gewordenes<br />
Dienstjubiläum.<br />
Seit mittlerweile<br />
50 Jahren schreibt er<br />
ununterbrochen für die Zeitschrift Binnenschifffahrt<br />
und ihre Vorläufer. Im Januar<br />
1969 wurde er Redakteur der in der<br />
DDR-Zeitschrift Binnenschifffahrt und<br />
ein Jahr später deren Verantwortlicher<br />
Redakteur. Seit 1990 liefert er verlässlich<br />
und immer bestens informiert Berichte<br />
und Anzeigen für die Zeitschrift in ihrer<br />
heutigen Form.<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
5
Nachrichten<br />
TRANSPORTBILANZ<br />
Binnenschifffahrt verliert 25 Mio. t<br />
Im Jahr 2018 ist die Güterbeförderung<br />
per Binnenschiff gegenüber dem Vorjahr<br />
um 11,1% gesunken. Insgesamt wurden<br />
198 Mio.t Güter auf den deutschen Wasserstraßen<br />
transportiert – ein Rückgang<br />
um knapp 25 Mio.t. Ursache für die Einbußen<br />
waren die Niedrigwasserstände<br />
der wichtigsten Binnenwasserstraßen im<br />
2. Halbjahr 2018, teilte das Statistische<br />
Bundesamt mit. So verringerte sich die<br />
Transportmenge im 1. Halbjahr 2018 lediglich<br />
leicht um 1,1%. In den Monaten<br />
August bis November 2018 lagen die<br />
Einbußen dagegen jeweils im zweistelligen<br />
Bereich im Vergleich zum jeweiligen<br />
Vorjahresmonat. Der höchste Rückgang<br />
wurde mit einem Minus von knapp 34%<br />
im November verzeichnet. Im Dezember<br />
2018 normalisierten sich die Wasserstände<br />
langsam wieder, der Rückgang lag in<br />
diesem Monat nur noch bei 12,4%. n<br />
Wegen des Niedrigwassers wurden zumeist mehrere Schiffe benötigt,<br />
die aber nur Teilladungen befördern konnten<br />
© Wägener<br />
EISENBAHNGÜTERVERKEHR<br />
TFG Transfracht strebt 1 Mio. TEU an<br />
Der Bahnlogistiker TFG Transfracht<br />
blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2018 zurück<br />
und hat sich für dieses Jahr noch höhere<br />
Ziele gesteckt.<br />
Mit einer neuen Bestmenge von<br />
950.000 TEU konnte ein Wachstum von<br />
6,4% erreicht werden. Die Zugauslastung<br />
wurde weiter erhöht, unter anderem<br />
durch intensivere Kooperationen,<br />
die Stärkung des Hinterlandverkehrs sowie<br />
die Erweiterung des flächenendeckenden<br />
Albatros-Express-Netzwerkes<br />
durch den Aufbau von company trains.<br />
Einen wichtigen Beitrag leisteten ebenso<br />
die verbesserte Performance in der Schienentraktion<br />
sowie erste Schritte zur Digitalisierung<br />
der Lieferketten.<br />
Der Spezialist im containerisierten Seehafenhinterlandverkehr<br />
setzt sich im Jubiläumsjahr<br />
<strong>2019</strong> noch höhere Ziele: »Zum<br />
50-jährigen Unternehmensbestehen der<br />
TFG in diesem Jahr möchten wir einen weiteren<br />
Meilenstein setzen und gemeinsam<br />
mit unseren Kunden die 1.000.000-TEU-<br />
Marke knacken«, erklärt Bernd Pahnke,<br />
Sprecher der Geschäftsführung.<br />
Gründe für den Erfolg sei eine neuen<br />
strategische Aufstellung – »flexibel,<br />
kundenorientiert und mittelständisch<br />
geprägt« – sowie ein Bündel daraus resultierender<br />
Maßnahmen. Mit ihrem AlbatrosExpress-Netzwerk<br />
verbindet die<br />
TFG Transfracht täglich die Häfen Hamburg,<br />
Bremerhaven, Wilhelmshaven und<br />
Koper mit über 15.000 Orten in Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz. n<br />
DMZ<br />
Vorschläge für Motorenrichtlinie<br />
Das Deutsche Maritime Zentrum (DMZ) lässt durch einen externen<br />
Dienstleister die Novellierung der Ende <strong>2019</strong> auslaufenden<br />
Förderung nachhaltiger Modernisierungen von Binnenschiffen<br />
und die Schaffung einer neuen Förderrichtlinie von<br />
Modernisierungen von Küstenschiffen prüfen. Es werden zwei<br />
Vorschläge für neue Förderrichtlinien entwickelt, die dem Bundesverkehrsministerium<br />
(BMVI) vorgestellt werden. Damit werde<br />
dem BMVI einiges an Arbeit abgenommen, sodass zum Inkrafttreten<br />
der letzten Stufe der EU-Abgasverordnung NRMM<br />
eine drohende Förderlücke möglichst vermieden werde, heißt es.<br />
Diese hätte gedroht, wenn das Thema nicht bis spätestens April<br />
angegegangen worden wäre, wie Ragnar Schwefel vom Verband<br />
für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) sagt.<br />
n<br />
6<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Nachrichten<br />
ELBVERTIEFUNG<br />
Monatelange Verzögerung möglich<br />
Die Baggerarbeiten zur Elbvertiefung<br />
könnten sich weiter verzögern. Ursache<br />
hierfür ist eine Beschwerde eines der beiden<br />
Unternehmen, die bei der Auftragsvergabe<br />
durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
leer ausgegangen waren.<br />
Zusätzlich wurde auch ein Antrag auf Verlängerung<br />
der aufschiebenden Wirkung<br />
gestellt. Falls das Oberlandesgericht dem<br />
Antrag stattgibt, ist die Beauftragung der<br />
Baggerarbeiten bis zu einer Entscheidung<br />
des Gerichts nicht möglich.<br />
»Das Bundeskartellamt hat eindeutig<br />
Der Auftrag für die Nassbaggerarbeiten auf der Elbe kann noch nicht vergeben werden<br />
bestätigt, dass unser Vergabeverfahren<br />
korrekt und transparent war. Das bestärkt<br />
uns darin, die Baggerarbeiten im 2. Quartal<br />
dieses Jahres zu beauftragen. Daran<br />
halten wir fest«, sagt Hans-Heinrich Witte,<br />
Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt (GDWS). Man<br />
werde jetzt »unverzüglich« beim Oberlandesgericht<br />
Düsseldorf die Zurückweisung<br />
der Beschwerde und des Antrags auf eine<br />
Verlängerung der aufschiebenden Wirkung<br />
beantragen. Sollte dem jedoch nicht<br />
entsprochen werden, werde sich der Zeitplan<br />
zur Umsetzung der Fahrrinnenanpassung<br />
der Elbe um etliche Monate verschieben.<br />
Dann könnten auch die im Bau<br />
befindlichen Unterwasserablagerungsflächen<br />
nicht fertiggestellt werden. n<br />
© Wägener<br />
INFRASTRUKTURAUSBAU<br />
EU gibt Gelder frei<br />
Die Europäische Union und die Europäische Investitionsbank<br />
(EIB) haben die neue CEF Transport Blending Facility eingeführt,<br />
ein Finanzierungsinstrument zur Unterstützung von<br />
Projekten, die zur Nachhaltigkeit und Effizienz des Verkehrssektors<br />
in Europa beitragen. Der Beschluss gilt für den Zeitraum<br />
2021 bis 2027.<br />
Mit einem anfänglichen Budget von 200 Mio. € aus dem<br />
EU-Haushalt werden Investitionen in das Europäische Eisenbahnverkehrsleitsystem<br />
(ERTMS) und in den Aufbau einer Infrastruktur<br />
für alternative Kraftstoffe unterstützt. Die Mittel<br />
stammen von der EIB, den nationalen Förderbanken und aus<br />
dem privaten Sektor. Dies stünde im Einklang mit den politischen<br />
Zielen der Dekarbonisierung und Digitalisierung des EU-<br />
Verkehrs sowie der intelligenten, nachhaltigen, integrativen und<br />
sicheren Mobilität. Um die Durchführung ausgereifter Projekte<br />
zu unterstützen, führt die EU-Kommission erstmalig eine Fördereinrichtung<br />
ein, die die Bewerber bis März 2021 fortlaufend<br />
finanziell unterstützt.<br />
Der Europäische Verband der Binnenhäfen (EFIP) begrüßt<br />
die Kofinanzierung für Projekte zur Unterstützung der Binnenschifffahrt.<br />
Dies sei eine große Errungenschaft für die europäischen<br />
Binnenhäfen und die Binnenschifffahrt im Allgemeinen,<br />
da das Potenzial der Branche in Europa derzeit weitgehend ungenutzt<br />
sei. Ferner zeige dieser Schritt das Engagement der EU<br />
für einen Binnenschifffahrtssektor des 21. Jahrhunderts. Darüber<br />
hinaus begrüßt EFIP die grenzüberschreitende Definition<br />
für Binnenhäfen. Binnenhafenprojekte hätten ihrer Definition<br />
nach tiefgreifende grenzüberschreitende Auswirkungen, da sie<br />
die Konnektivität und die Handelsströme zwischen den Mitgliedstaaten<br />
unterstützten und verbesserten, so der Verband.n<br />
Die Beiden für die<br />
Binnenschifffahrt<br />
Polaris BGP<br />
TAURUS BGP<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
7
Schifffahrt<br />
Ostfriesische Volksbank feiert Jubiläum<br />
Ihren 150. Jahrestag hat die Ostfriesische Volksbank (OVB), Mutterhaus der Bank für<br />
Schiffahrt (BfS), mit Gästen aus Politik und Verbänden in Leer gefeiert. Neben dem<br />
Jubliäum sorgte auch das Ergebnis des vergangenen Jahres für viel Freude<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Die Geschichte der OVB reicht zurück<br />
bis ins Jahr 1869. Damals trafen sich<br />
der Rheiderländer Kaufmann Johann Vienna<br />
sowie 13 weitere Bürger zur Gründung<br />
der »Leerer Genossenschaftsbank«<br />
in der »Waage« in Leer. Vienna selbst<br />
wurde bei der Gründung zum ersten »Director«<br />
gewählt. Der Hauptsitz der Ostfriesische<br />
Volksbank eG liegt heute wie<br />
damals in der Altstadt von Leer.<br />
Die OVB blickt stolz auf 150 ereignisreiche<br />
Jahre zurück. Neben Zeiten kräftigen<br />
Wachstums gab es auch schwierige Phasen,<br />
geprägt von zwei Weltkriegen, Inflationen<br />
wie auch Wirtschaftskrisen. Diese<br />
Ereignisse konnten die stete Aufwärtsentwicklung<br />
der Bank aber nicht stoppen.<br />
Dazu haben sechs Fusionen in den vergangenen<br />
Jahrzehnten beigetragen.<br />
Zu Beginn der Feierstunde begrüßte<br />
der Aufsichtsratsvorsitzende, Folkmar<br />
Kreditvolumen der Bank für Schiffahrt<br />
in Mio. €<br />
154<br />
167 171<br />
192<br />
Ukena, die Gäste und präsentierte erstmalig<br />
den anlässlich des Jubiläums produzierten<br />
Imagefilm der Ostfriesischen<br />
Volksbank. Es folgten Grußworte durch<br />
Marija Kolak (Präsidentin des Bundesverbandes<br />
der Deutschen Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken), Uwe Fröhlich<br />
(Co-Vorstandsvorsitzender der DZ<br />
Bank AG), Marco Schulz (Mitglied des<br />
Vorstandes des Genossenschaftsbandes<br />
– Verband der Regionen) und Torsten<br />
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
209<br />
225<br />
252<br />
© OVB / Binnenschifffahrt<br />
Slink (Hauptgeschäftsführer der Industrie-<br />
und Handelskammer für Ostfriesland<br />
und Papenburg).<br />
Die Redner ließen es sich nicht nehmen,<br />
zu diesem besonderen Anlass auch<br />
persönliche Worte an die Gäste zu richten.<br />
Dabei reflektierten sie die Entstehung und<br />
die positive Entwicklung der Bank. Ebenfalls<br />
wurde der Ursprung der Genossenschaftsidee<br />
verbunden mit dem Fundament<br />
eines tragfähigen Geschäftsmodells<br />
beleuchtet sowie ein geschichtlicher Bezug<br />
der OVB zur Schifffahrt gezogen.<br />
Abschließende Worte fand der Vorstandsvorsitzende<br />
Holger Franz: »An<br />
dem Erfolg der OVB sind sehr viele Menschen<br />
beteiligt, damals noch wenige, heute<br />
über 27.000 Eigentümer, mehr als doppelt<br />
so viele Kunden, Generationen von<br />
Mitarbeitern, Vorständen und Aufsichtsräten.<br />
Wir als Vorstände sehen es als unsere<br />
Verpflichtung an, die Ostfriesische<br />
Volksbank weiter nachhaltig und getreu<br />
dem Prinzip einer genossenschaftlichen<br />
Bank auszurichten.«<br />
Das war im vergangenen Jahr eindrucksvoll<br />
gelungen. Das Kreditportfolio<br />
im Geschäftsbereich Schiffsfinanzierung<br />
war um beachtliche 15% gewachsen.<br />
Dabei hatte sowohl der Bereich See- als<br />
auch der Bereich Binnenschifffahrt für<br />
das Plus gesorgt. Insgesamt stieg der Kreditbestand<br />
bei der OVB um 10,4% auf<br />
1,64 Mrd. €. Die Bilanzsumme wuchs um<br />
12,5% auf 2,15 Mrd. € bei einem Gewinn<br />
von 30 Mio. €. 2017 hatte der Gewinn noch<br />
bei 22 Mio. € gelegen. Neben dem Privatkundengeschäft<br />
sei auch die Schiffsfinanzierung<br />
einer der Treiber für das positive<br />
Ergebnis im vergangenen Jahr gewesen,<br />
hatte Franz bei der Vorstellung der Bilanz<br />
festgestellt.<br />
8<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schifffahrt<br />
Kreditportfolio der OVB<br />
Kreditportfolio der OVB<br />
Die in Leer beheimatete Volksbank<br />
finanziert vorwiegend mittelständische<br />
Kunden in der Region, seit der<br />
Übernahme der Volksbank Kehdingen<br />
auch im Alten Land in der Elbmarsch.<br />
Auch im laufenden Jahr wird<br />
ein Wachstum von »mindestens 10%«<br />
angepeilt. Fernziel ist eine Kreditsumme<br />
von etwa 1 Mrd. $ einschließlich<br />
Konsortialgeschäft allein in der<br />
Schiffsfinanzierung. Nach dem Rückzug<br />
ehemals großer Akteure wie der Commerzbank,<br />
der HSH Nordbank, oder der<br />
NordLB ist die Volksbank in Leer zu einer<br />
begehrten Adresse bei den Reedern<br />
geworden.<br />
Im Segment Binnenschifffahrt, von<br />
der Bank für Schiffahrt (BfS) verwaltet,<br />
konnte das Portfolio von 225 um<br />
27 Mio. € ausgebaut werden – ein Zuwachs<br />
von 13%. Dazu kamen weitere<br />
rund 50 Mio. € an Konsortialgeschäft<br />
mit anderen Banken. Zum Vergleich:<br />
Fünf Jahre zuvor stand die BfS noch bei<br />
einem Kreditvolumen von 167 Mio. €.<br />
18,7% 18,7% 15,4% 15,4%<br />
18,7% 15,4%<br />
39,0%<br />
39,0%<br />
39,0%<br />
Privatkunden<br />
Privatkunden<br />
Firmenkunden<br />
Firmenkunden<br />
Seeschifffahrt<br />
Seeschifffahrt<br />
Seeschifffahrt<br />
Binnenschifffahrt<br />
Binnenschifffahrt<br />
Binnenschifffahrt<br />
Angebote im Jubiläumsjahr<br />
26,9%<br />
26,9%<br />
26,9%<br />
Passend zum Jubiläum bietet die OVB<br />
über das ganze Jahr verteilt viele Highlights<br />
an. »In diesem besonderen Jahr ist<br />
es uns wichtig, mit unseren Aktionen unseren<br />
Dank auszusprechen und damit ein<br />
Zeichen in der Region zu setzen«, betonte<br />
Vorstandsmitglied Joachim Fecht. Neben<br />
einer neu erstellten Chronik wird es eine<br />
Wanderausstellung zur historischen Entwicklung<br />
der OVB in allen Niederlassungen<br />
der einzelnen Geschäftsgebiete<br />
geben. Eine weitere Besonderheit war<br />
die Produktion eines Imagefilms, der<br />
unter Mitwirkung von Mitarbeitern<br />
und einigen Kunden entstanden ist.<br />
Als Zeichen der Nachhaltigkeit will<br />
man im Herbst im gesamten Geschäftsgebiet<br />
150 Bäume pflanzen.<br />
Eine weitere Attraktion wird im Jubiläumsjahr<br />
das »OVB-Sommerkino« sein.<br />
Dabei erhalten Kunden die Möglichkeit,<br />
durch eine Verlosung über die Homepage<br />
der Bank, an jeweils zwei Open-Air-Kino-Events<br />
pro Standort teilzunehmen.<br />
Ausgerichtet wird das Sommerkino in<br />
Emden, Leer, Papenburg, Haren und<br />
Drochtersen. »Wir bieten für alle, Groß<br />
und Klein, ein spannendes Kino-Highlight.<br />
Dabei wird es eine Nachmittagsvorstellung<br />
für Kinder und Familien sowie<br />
eine Abendveranstaltung geben«, so<br />
Vorstandsmitglied Georg Alder.KF<br />
Die „Waage“ in Leer -<br />
1869 Gründungstätte<br />
der heutigen OVB<br />
Seit 1869<br />
für Sie<br />
vor Ort!<br />
Bild: Stadtarchiv Leer<br />
Danke - für 150 Jahre Erfolgsgeschichte!<br />
Wir möchten allen Mitgliedern und Kunden und der ganzen<br />
Region Danke sagen – für Ihr Vertrauen und Ihre Verbundenheit.<br />
Alle Informationen zu unseren Aktionen im Jubiläumsjahr finden<br />
Sie unter: www.ostfriesische-volksbank.de/jubilaeum<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
9
Schifffahrt<br />
Kurs Zukunft – autonom über Spree und Oder<br />
Das Gütertransportaufkommen auf der Spree-Oder-Wasserstraße ist im Vergleich zum Rhein<br />
fast zu vernachlässigen. Seit dem Aus für die Lausitzer Kohle sind die Anrainer mehr denn je<br />
gefordert, sich neu zu positionieren. Die Idee eines autonomen Testfelds ist dafür eine Chance<br />
Von Kerstin Klinkenberg<br />
Manchmal zwingt die Not zum Handeln,<br />
führt eine Veränderung zu einem<br />
innovativen Schub. Der Bund und<br />
das Land Brandenburg wollen gemeinsam<br />
mit Unternehmen und dem Bundesverband<br />
Öffentlicher Binnehafen (BÖB)<br />
einer Verkehrsverlagerung aufs Wasser<br />
einen Impuls geben. Im Fahrtgebiet von<br />
Spree und Oder soll ein »Testfeld Autonome<br />
Binnenschifffahrt« geschaffen werden.<br />
So soll die Mobilitätswende im Osten<br />
zugunsten der Wasserstraße vorangebracht<br />
werden, erklärten bei einer<br />
Informationsveranstaltung die Staatssekretärin<br />
im Infrastrukturministerium<br />
Brandenburgs, Ines Jesse, und der Landrat<br />
Dahme-Spree, Stephan Loge.<br />
Die Kernidee: Kleine, energieeffiziente<br />
Schiffe, autonom und vernetzt unterwegs,<br />
sollen neue emissionsarme Transportangebote<br />
unter anderem zur Versorgung<br />
Berlins möglich machen. Die Spree-<br />
Oder-Wasserstraße (SOW) schlängelt<br />
sich zentral durch das Berliner Stadtgebiet.<br />
Zur Initiative »Autonom-SOW« haben<br />
sich mehrere Akteure zusammengeschlossen:<br />
das Deutsches Zentrum für<br />
Luft-und Raumfahrttechnik (DLR), der<br />
Hafenbetreiber LUTRA (Hafen Königs-<br />
Wusterhausen), der Hafen Eisenhüttenstadt,<br />
der Bundesverband Öffentlicher<br />
Binnenhäfen e.V., die Alberding GmbH,<br />
ein Anbieter von Anwendungen der satellitengestützten<br />
Positionierung im<br />
Vermessungs-, Navigations- und GIS-<br />
Bereich, sowie die Hamburg Port Consulting<br />
GmbH.<br />
Diese Gruppe will zunächst die Erfordernisse<br />
des Testfeldes definieren. Ab Juli<br />
<strong>2019</strong> startet die erste Untersuchungsphase,<br />
der Aufbau des Testfelds erfolgt 2020,<br />
sagt Michael Fiedler, Geschäftsführer der<br />
LUTRA.<br />
Das Erprobungsgebiet erstreckt sich<br />
zwischen den Häfen Königs-Wusterhausen<br />
und Eisenhüttenstadt inklusive der<br />
Schleusen in Wernsdorf, Fürstenwalde,<br />
Kersdorf und Eisenhüttenstadt. An der<br />
Strecke liegen Unternehmen und Betriebe<br />
wie AccelorMittal, die Agravis Gruppe<br />
oder Reuther Anlagenbau.<br />
Auf dieser teils kanalisierten Bundeswasserstraße<br />
ist das Güteraufkommen<br />
derzeit eher überschaubar. Die Nähe zu<br />
Berlin und die aktuellen Emissionsdiskussionen<br />
um Fahrverbote liefern jedoch<br />
Aufgabenstellungen frei Haus. Zudem<br />
hat sich die Berliner Reederei ED-Line<br />
als Unterstützern der »ersten Stunde«<br />
zum Projekt bekannt. Aber auch alle anderen<br />
Schifffahrtsunternehmen sind eingeladen,<br />
ihre Fragen und Epertise einzubringen.<br />
Ein Teil der Gruppe konnte mit dem<br />
Projekt LAESSI schon erste Binnenschiffserfahrungen<br />
mit der MS »Jenny«<br />
auf dem Main sammeln, die Binnenschifffahrt<br />
hatte bereits darüber berichtet.<br />
Erfahrungen aus gänzlich anderen Bereichen<br />
würden helfen, sagt Geschäftsführer<br />
Jürgen Alberding. So habe sein<br />
Unternehmen ein Hilfsmittel für blinde<br />
Mitmenschen entwickelt. Auch hier<br />
komme es auf höchste Verlässlichkeit<br />
Alles zentral alles im Blick« wie hier in Königs-Wusterhausen<br />
im Zentimeter-Bereich an, Fehler oder<br />
Fehlinterpretationen könnten fatale Folgen<br />
haben. Querdenken sei das Gebot<br />
– Alberding erinnert daran, dass zu einer<br />
Forschungserkenntnis immer auch<br />
die Produktentwicklung gehöre, um ein<br />
marktgängiges und verfügbares Produkt<br />
zu schaffen.<br />
Autonomes Fahren auf dem Wasser,<br />
dazu bedarf es doch einiger Zwischenschritte.<br />
Die Veränderung des<br />
Berufsbildes und Arbeitsplatz, so Michael<br />
Fiedler, sei für junge Leute eher<br />
attraktiv denn abschreckend. Mehr Automatisierung<br />
bedeute auch eine bessere<br />
Familienfreundlichkeit der Berufe<br />
und mehr Sicherheit im Berufsfeld Binnenschifffahrt.<br />
An die intelligente Verknüpfung von<br />
technischem Know-how und menschlichen<br />
Kompetenzen denke man zwar<br />
auch, bis jetzt gebe es aber noch keinen<br />
konkreten Plan zur Umsetzung.<br />
Die Säule zwei sind Forschung und<br />
Entwicklung zum Thema »Autonomes<br />
Bewegen« durch die TITUS Research<br />
© Klinkenberg<br />
10<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schifffahrt<br />
GmbH, ein Technologie-, Innovationsund<br />
Testzentrum für unbemannte autonome<br />
Systeme. Dabei handelt es sich<br />
um eine Unternehmensneugründung,<br />
die auf eine Initiative des Brandenburger<br />
Wirtschaftsministeriums sowie<br />
der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg<br />
zurückgeht. Standort ist das<br />
Gebäude des Zentrums für Luft- und<br />
Raumfahrt in Wildau, unweit des Campus<br />
der Fachhochschule.<br />
Erfahrungshintergrund ist das Projekt<br />
CUPRAS zu ferngesteuerten zivilen<br />
Drohnen. Nun hat sich das Portfolio auf<br />
unbemannte und autonome Luftfahrtzeugen,<br />
Baufahrzeuge und die Binnenschifffahrt<br />
erweitert. Prof. Uwe Meinberg,<br />
Geschäftsführer der TITUS und<br />
Lehrstuhlinhaber für Industrielle Informationstechnik<br />
an der TU Cottbus-<br />
Senftenberg, legt Wert auf die nationale<br />
und internationale Sichtbarkeit und<br />
wünscht sich regionale und überregionale<br />
Akteure.<br />
Ein Standbein sei der Frachttransport,<br />
auch in sehr kleinen Einheiten, wie zum<br />
Beispiel der Transport von Paletten für<br />
die Citylogistik, Fähren, Wassertaxen,<br />
Bewachung/Überwachung, Gewässerschutz,<br />
Uferkontrollen, Bauwerkskontrollen,<br />
auch im Unterwasserbereich. Das<br />
Erfolgsrezept sei immer eine breite wissenschaftliche<br />
Unterstützung der Projekte<br />
und mit dem Blick über den Tellerrand<br />
schaffe man es, Erkenntnisse, die sich<br />
aus den F&E-Aktivitäten im Bereich anderer<br />
Verkehrsträger auch bezüglich autonomen<br />
Fahrens ergeben haben, seinen<br />
Nutzen zu ziehen.<br />
Die Säule 3 gehört den Nutzern. Den<br />
Schiffseinheiten widmet sich ein Team,<br />
in dem die TU Berlin, die SVA Potsdam,<br />
die BEHALA und Infineon sich unter<br />
dem Kürzel »A-SWARM« verbandelt<br />
haben.<br />
Quasi das Dach ist die sogenannte Interne<br />
Gruppe zur Testfeldgestaltung, die<br />
Wirtschaftsfördergesellschaften der Länder<br />
Brandenburg (WfBB) und Berlins.<br />
»Wir folgen den Empfehlungen des Gutachtens<br />
zu den Potenzialen der Binnenschifffahrt«,<br />
so Teamleiterin Sylke Wilde.<br />
»Mit dem Testfeld wollen wir abseits der<br />
Hauptstrecke Rhein positive Impulse für<br />
die Schifffahrt setzen.«<br />
Die WfBB berät Interessenten umfänglich<br />
und hilft weiter, wenn es um<br />
Steffen Kammradt,<br />
GF Wirtschaftsförderung Brandenburg;<br />
Michael Fiedler, GF LUTRA,<br />
Hafen Königs- Wusterhausen<br />
© Klinkenberg<br />
<br />
<br />
<br />
Möglichkeiten geht, sich im Projekt<br />
selbst einzubringen, unternehmerisch tätig<br />
werden zu wollen oder Finanzierungsunterstützungen<br />
auszuloten. Auch kleine<br />
Unternehmen und Mittelständler<br />
könnten auf die Innovationsförderung<br />
durch Landesprogramme zurückgreifen.<br />
Man berate aber auch, wenn es in<br />
Richtung Bundes- oder EU Förderung<br />
geht. Und somit ergeht, so Sylke Wilde,<br />
eine ausdrückliche Einladung an alle<br />
Interessenten aus Schifffahrt, von Verladern,<br />
Häfen und aus der Forschung sowie<br />
an Start-ups: Kommt nach Brandenburg!<br />
Bleibt zu hoffen, dass die Schifffahrt und<br />
Logistikbranche dieses Angebot für sich<br />
intensiv zu nutzen versteht.<br />
n<br />
Kontakt (WFBB):<br />
Sylke Wilde, Teamleiterin Verkehr, Mobilität,<br />
Logistik, Babelsberger Straße 21,<br />
14473 Potsdam, sylke.wilde@wfbb.de.<br />
<br />
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<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
11
Schifffahrt<br />
© Theo Grötschel jun.<br />
BUND spricht Elbschifffahrt Zukunft ab<br />
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) steht der Schifffahrt auf<br />
der Elbe kritisch gegenüber und hält sie für nicht mehr zeitgemäß. Aktueller Anlass ist<br />
das lang anhaltende Niedrigwasser des vergangenen Jahres. In der Branche regt sich<br />
Widerspruch<br />
Von Christian Knoll<br />
Der BUND in Sachsen-Anhalt hat in<br />
einem Artikel, der von der Zeitung<br />
Magdeburger Volksstimme abgedruckt<br />
worden ist, der Elbschifffahrt die Zukunft<br />
abgesprochen. Iris Brunar vom Landesableger<br />
des BUND begründete dies mit dem<br />
sieben Monate anhaltenden Niedrigwasser<br />
des Vorjahres. »Die transportierende<br />
Wirtschaft hat sich schon längst von der<br />
Elbe verabschiedet und Alternativen gesucht«,<br />
so Brunar. Ein so unberechenbarer<br />
Verkehrsträger sei ungeeignet in Zeiten<br />
von »just-in-time« und pünktlicher<br />
Lieferung.<br />
Die Position des BUND kann man insofern<br />
bemerkenswert finden, als er selbst<br />
an der Erarbeitung des Gesamtkonzepts<br />
Elbe (GKE) mitgearbeitet und dieses abschließend<br />
auch mit unterschrieben hat.<br />
Schon länger als das GKE verpflichtet<br />
die Elbschiffahrtsakte vom 21. Juni<br />
1821 alle Elbanrainerstaaten dazu, für<br />
die Schiffbarkeit der Elbe und die Schifffahrtsfreiheit<br />
zu sorgen. Als sie beschlossen<br />
wurde, gab es viele Anrainerstaaten,<br />
heute nur noch zwei, Deutschland und<br />
die Tschechische Republik. Diese Elbschiffahrtsakte<br />
gilt auch heute noch. Somit<br />
ist Deutschland verpflichtet, die Elbe<br />
als Schifffahrtsweg zu erhalten.<br />
Elbe ist »wichtige Lebensader«<br />
Stefan Kunze, Vorsitzender der Elbe-Allianz,<br />
hat auf den BUND Sachsen-Anhalt<br />
mit folgender Stellungnahme reagiert:<br />
»Zukunftsfähige Konzepte sichern die<br />
Entwicklung der Elbstromregion. Seitdem<br />
der Mensch den Raum zwischen<br />
Harz, Erzgebirge und Oder besiedelt,<br />
nutzt er die Elbe als Transportweg. Die<br />
Elbe ist eine wichtige Lebensader und<br />
sie wird es auch bleiben. Der Mensch<br />
hat die Elbe gebändigt, um Hochwasser<br />
zu verhindern und die Landschaft nutzbar<br />
zu machen. Er hat sie gleichzeitig gestaltet,<br />
um Güter effizienter zu transpor-<br />
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12<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schifffahrt<br />
Wenn die Elbe ausreichend Wasser hat, wie jetzt, können Schiffe wie der Tanker<br />
»Talo«, der hier rund 1.008 Harnstoff nach Hamm/Westfalen transportiert,<br />
wieder die geplanten Ladungsmengen transportieren<br />
© Magdeburger Volksstimme<br />
tieren, Städte zu verbinden und das Tor<br />
zur Welt für die Produzenten der Region<br />
aufzustoßen. Der Mensch lebt seit vielen<br />
Jahrhunderten nicht nur am, sondern mit<br />
dem Fluss«. Die Elbe sei somit die Voraussetzung<br />
für die Entwicklung der gesamten<br />
Region, unterstrich Kunze.<br />
Ein solch trockenes Jahr wie 2018 habe<br />
es seit langem nicht gegeben. Der Wassermangel<br />
habe nicht nur die Binnenschifffahrt,<br />
sondern die gesamte deutsche<br />
Volkswirtschaft in Bedrängnis gebracht,<br />
so Kunze. Ernteausfälle, Schädigungen<br />
der Wälder und Grundwasserrückgang<br />
waren die Folge. Versorgungsengpässe,<br />
zum Beispiel bei der Mineralölversorgung,<br />
konnten nur mit erheblichen<br />
Mehraufwendungen reduziert werden.<br />
Auf der Elbe kamen die Güter- und Personenschifffahrt<br />
zwischen Juni und Dezember<br />
fast vollständig zum Erliegen.<br />
2018 sei angesichts der Länge der Trockenheit<br />
ein Extremjahr gewesen. Ansonsten<br />
kenne die Schifffahrt auf der<br />
Elbe Niedrigwasser und wisse damit umzugehen,<br />
erklärt der Chef der Elbe-Allianz.<br />
Mit flachgehenden Schiffen könnten<br />
Güter umweltfreundlich und mit weniger<br />
Treibhausgasemissionen als per Bahn<br />
oder gar Lkw transportiert werden. Daher<br />
sei die Schifffahrt auch nach dem<br />
Niedrigwasser sofort wieder in Gang gekommen.<br />
Kapazitäten auf der Wasserstraße<br />
»Wer dem Klimawandel begegnen will,<br />
braucht die Binnenschifffahrt, denn<br />
nur hier gibt es noch freie Kapazitäten,<br />
die bei Straße und Schiene ansonsten<br />
nur mit viel Lärm von Güterzügen und<br />
Staus auf Straßen (leider kein Horrorbild<br />
mehr, sondern tägliche Realität) zu<br />
haben sind. Auch das ist eine Wahrheit,<br />
die gern weggelassen wird«, sagt Stefan<br />
Kunze.<br />
Deswegen sei es richtig gewesen, das<br />
Gesamtkonzept Elbe zu beschließen.<br />
Dieses Konzept soll die Elbe als Strom<br />
in einer Kulturlandschaft sowohl als<br />
verlässlichen und umweltfreundlichen<br />
Transportweg für den Gütertransport als<br />
auch den Naturraum erhalten und aufwerten.<br />
Das haben Anfang 2017 sowohl<br />
Bund und Länder als auch Wirtschaftund<br />
Umweltverbände in einem großen<br />
gemeinsamen Bekenntnis beschlossen.<br />
Damit verbunden ist ein Ja zur Schifffahrt<br />
und zur Umwelt sowie der Wille,<br />
einen gemeinsamen Weg zu finden.<br />
flexibel<br />
nachhaltig<br />
intermodal<br />
am Mittellandkanal<br />
Transport von Containern und Projektladungen<br />
zwischen den deutschen Seehäfen und dem<br />
Hafenhinterland mit unternehmenseigenen<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
13
Schifffahrt<br />
senheit und Skepsis der Bürger, dass in<br />
diesem Land nichts mehr vorangeht und<br />
alles zerredet wird«, wird Kunze deutlich.<br />
Bis heute sei noch keine einzige Maßnahme<br />
des Gesamtkonzeptes Elbe umgesetzt<br />
worden, daher habe sich die Wettersituation<br />
2018 auch so dramatisch sowohl für<br />
die Wirtschaft als auch für die Umwelt<br />
ausgewirkt.<br />
Neben der Umsetzung des Konzeptes<br />
sollte auch gemeinsam über Maßnahmen<br />
zum Wassermanagement nicht nur der<br />
Elbe, sondern des gesamten Gebietes inklusive<br />
der Zuläufe, Talsperren etc. nachgedacht<br />
werden. Dann werde es gelingen,<br />
auch unter schlechten Niederschlagsbedingungen<br />
das Leben in der Region am<br />
Fluss zu halten, so Kunze in seiner Reaktion<br />
auf die Meinung der BUND-Vertreterin.<br />
(Anm.d.Red.: Die Magdeburger<br />
Volksstimme hat unseres Wissens auf<br />
den Brief des Vorsitzenden aller Schiffer-<br />
und Fördervereine der Elbanrainerländer<br />
noch nicht reagiert.)<br />
CO 2-Emissionen nach Verkehrsträgern<br />
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»Es liegt in der Natur von Kompromissen,<br />
dass jeder Beteiligte Abstriche<br />
von Maximalforderungen machen und<br />
die berühmte Kröte schlucken muss«, so<br />
Kunze.<br />
Es helfe daher nicht, gefundene Kompromisse<br />
alle paar Monate in Frage zu<br />
stellen. Die Schifffahrt für tot oder die<br />
Natur für nicht wertvoll genug zu erklären,<br />
führe auf dem Weg zu einer naturnah<br />
gestalteten Elbe mit verlässlichen Rahmenbedingungen<br />
für eine wirtschaftliche<br />
Nutzung nicht weiter. Im Gegenteil,<br />
dadurch werde der Eindruck vermittelt,<br />
dass ein gemeinsames Bekenntnis nur<br />
abgegeben werde, wenn es gerade passe.<br />
»Morgen kann man ja etwas anderes fordern<br />
oder auch nicht. Dieses Hü und Hott<br />
ist zu Recht ein Grund für die Verdros-<br />
info@Schiffswerft-Bolle.de<br />
© ZKR<br />
Schifffahrt ist zurück<br />
Seit Jahresende 2018 hat sich die Wasserführung<br />
der Elbe wieder normalisiert<br />
und es zeigt sich, dass die Schifffahrt sich<br />
keinesfalls von der Elbe abgewendet hat.<br />
Nun, da die Frachter wieder ausreichend<br />
Wasser unter dem Kiel haben, kann die<br />
Ladung auch wieder in der vorgesehenen<br />
Menge befördert werden.<br />
Beim Vergleich der Verkehrsträger<br />
werden die Vorzüge des Binnenschiffs –<br />
und die Notwendigkeit der Erhaltung der<br />
Elbe als Schifffahrtsweg – deutlich. Beispiel:<br />
Ein Containerschubverband mit einer<br />
Länge von rund 190 m kann die Boxen<br />
hier dreilagig breit und zweilagig<br />
hoch transportieren. Auf den hinteren<br />
beiden Schubleichtern werden so 78 TEU<br />
befördert und auf dem Kopfleichter zusätzlich<br />
zwölf Tankcontainer, insgesamt<br />
also 90 TEU plus die Schwergüter dahinter.<br />
Alles in allem wären das auf der Autobahn<br />
mindestens 45 Sattelzüge mit je<br />
zwei Containern plus die Schwergüter.<br />
Vor kurzem kam – als weiteres Beispiel<br />
– der Frachter »Drebkau« mit 800 t<br />
Schüttgut die Elbe talwärts, was auf der<br />
Straße ebenfalls 40 Zwanzigtonner-Lkw<br />
entspräche. Das Schubschiff »TR 30«, das<br />
mit drei Schwerlastleichtern für die Deutsche<br />
Binnenreederei fährt, befördert Kolli,<br />
die so breit und hoch sind, dass sie auf<br />
Straße und Schiene gar nicht zu transportieren<br />
wären, weil sie Brücken nicht<br />
unterqueren und Spurbreiten auf Autobahnen<br />
nicht einhalten könnten, was<br />
zeitweise Sperrungen verursachen würde.<br />
Weil das so ist, wurde für das Siemens-Turbinenwerk<br />
in Görlitz eine<br />
Montagehalle im Dresdner Alberthafen<br />
errichtet, in der solche großen Stücke<br />
montiert werden, weil sie ausschließlich<br />
per Binnenschiff zum Seehafen kommen<br />
können, um nach Übersee verladen zu<br />
werden.<br />
Ein Blick in den Jahresbericht der Zentralkommission<br />
für die Rheinschifffahrt<br />
(ZKR) für 2017 verdeutlicht die Unterschiede<br />
bei den CO2-Bilanzen der einzelnen<br />
Verkehrsträger. Der Bericht zeigt, dass<br />
nur die Bahn niedrigere Emissionswerte<br />
als die Binnenschifffahrt vorweisen kann.<br />
Der Lkw kann in dem Vergleich nicht nicht<br />
mithalten.<br />
n<br />
14<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
Maritime<br />
Industry<br />
in Gorinchem –<br />
die 15. Auflage<br />
© Garrelmann<br />
Das Who-is-who der Schifffahrtsbranche<br />
zieht jedes Jahr rund 10.000 Besucher nach<br />
Gorinchem zur Messe »Maritime Industry«<br />
Über 84 % der Aussteller kommen aus Gründen der Vernetzung, 74 % zur Steigerung<br />
der Markenbekanntheit, 53 % zum Gewinnen von Interessenten, 39 % zur Präsentation<br />
von Produkten/Innovation, 23 % zum Teilen des Know-hows. Das sind die Kenndaten<br />
der Maritime Industry in Gorinchem, die es seit mittlerweile 15 Jahren gibt<br />
Von Hermann Garrelmann<br />
Auch wenn die Gründe höchst unterschiedlich<br />
sind, warum sich Aussteller<br />
für eine Präsenz auf Europas größter<br />
Binnenschifffahrts-Fachmesse entscheiden,<br />
decken sie doch die Erwartungshaltungen<br />
der rund 10.000 Besucher ab, mit<br />
denen gerechnet wird. Angebote zum<br />
Netzwerken gibt es reichlich, viele tatsächliche<br />
Entscheider, die für den Einkauf<br />
oder für Investitionen zuständig<br />
sind, können sich über neue Entwicklungen<br />
informieren. Kaum sonst gibt es die<br />
Möglichkeit, sich derart konzentriert und<br />
direkt auf den neuesten Stand zu bringen.<br />
Die Messe öffnet am 7., 8. und 9. Mai<br />
<strong>2019</strong> von 13.00 bis 21.00 Uhr.<br />
Dieses Gesamtpaket zieht nun schon<br />
seit 15 Jahren die maritime Branche, darunter<br />
maßgeblich die Binnenschifffahrt,<br />
in das niederländische Gorinchem. Für<br />
die Veranstalter ist dies ein Grund für<br />
ein kleines Jubiläum: sie zelebrieren die<br />
15 Jahre, die dieses Messeangebot besteht:<br />
»Die diesjährige Ausgabe wird großartig<br />
und festlich sein, einschließlich der Jubiläumszone,<br />
in der Vergangenheit, Gegenwart<br />
und Zukunft im Mittelpunkt stehen,<br />
einem neuen Grundriss mit überraschenden<br />
Routen und Terrassen, 2.000 m2 zusätzlicher<br />
Grundfläche, einem Seminarprogramm<br />
mit führenden Fachleuten,<br />
dem »Projekt der Zukunft«, bei dem Studenten<br />
von einem Praxisauftrag leben,<br />
und der brandneuen Klimaanlage, um Ihren<br />
Besuch noch angenehmer zu gestalten«<br />
wirbt die Ausstellungsleitung.<br />
Ausgeweitet wurde zur 15. Maritime<br />
Industry auch das Rahmenprogramm.<br />
An allen drei Messetagen gibt es Vortragsangebote<br />
zu einem breiten Themenspektrum.<br />
Den Auftakt am ersten Messetag macht<br />
Marleen Buitendijk von der Koninklijke<br />
BLN-Schuttevaer. Sie referiert über Integrales<br />
Flussmanagement in den Niederlanden.<br />
Zum Thema »Vergroening«,<br />
25 Jahre<br />
Maritime<br />
Industry<br />
Stand A.124<br />
Maritime Industry<br />
Stand Nr. G.123<br />
Ruderanlagen | Schiffselektrik | Tankmanagement<br />
Hydraulik | Ruderhydraulik | Engineering für Neu- und Umbau<br />
Industriestraße 10<br />
D-49733 Haren/Ems<br />
Tel. +49(0)5932 - 99 77-0<br />
Fax +49(0)5932 - 99 77-20<br />
info@wessels.com<br />
www.wessels.com<br />
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Hotline: 02 03 - 60 96 70 | info@fs-schiffstechnik.de | www.fs-Schiffstechnik.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
15
Schiffstechnik<br />
Die Bank für Schifffahrt als<br />
Filiale der OVB ist seit Jahren<br />
Stammaussteller in Gorinchem<br />
© Garrelmann<br />
also mehr Umwelteffizienz, spricht Khalid<br />
Tachi vom EICB. Danach geht es um<br />
vorausschauende Unterhaltung und Wartung.<br />
Über technische Regelwerke informieren<br />
Lijdia Pater<br />
(Centraal Bureau<br />
voor de Rijn en Binnenvaart)<br />
und Annelies<br />
van Dijk vom<br />
Ministerium Infrastructuur<br />
en Waterstaat.<br />
Es folgt Michel<br />
Voorwinde (VIV), der<br />
eine Übersicht über<br />
Emissionsanforderungen<br />
gibt: alle auf einen<br />
Blick. Nochmals zum Thema<br />
»Groener varen« spricht<br />
ein Vertreter der EVRA.<br />
Mit einem Referat über logistische<br />
Möglichkeiten der Binnenschifffahrt<br />
wird Kees Modderman<br />
vom Buereau Voorlichting Binnenvaart<br />
das Programm des zweiten Messetages beginnen.<br />
Danach informieren Meeuwis van<br />
Wirdum oder Desiree Savekoul über den<br />
aktuellen Stand des Projektes Covadem.<br />
Zudem wird das Maritime Kompetenzzentrum<br />
Mariko gebündelte Informationen<br />
geben zum Themenkomplex<br />
Greenshipping, Digitalisierung<br />
und Innovationen. Mit »Shaping New<br />
Horizons«, einem interaktiven Planspiel,<br />
wird gemeinsam mit allen Teilnehmern<br />
ein Überblick über die neuesten<br />
Entwicklungen in der maritimen<br />
Branche erarbeitet und festgestellt, was<br />
diese Trends für das eigene Unternehmen<br />
bedeuten.<br />
Thematisiert werden Fragen wie:<br />
••<br />
Was genau verändert die maritime Industrie<br />
und inwiefern ist es für uns relevant?<br />
••<br />
Was sind die Auswirkungen auf unser<br />
Geschäft?<br />
••<br />
Was sind die Chancen und Risiken?<br />
Dieses Planspiel soll maritimen Unternehmen<br />
dabei helfen, ihre Mitarbeiter<br />
in anstehende Veränderungen einzubeziehen,<br />
auf einen gemeinsamen Wissensstand<br />
zu bringen und die Dringlichkeiten<br />
bezüglich der digitalen Transformation<br />
zu identifizieren, zu kommunizieren und<br />
festzulegen.<br />
JÄHRIGES<br />
JUBILÄUM<br />
7., 8. & 9. MAI 2O19<br />
IN DER EVENEMENTENHAL GORINCHEM<br />
BESTELLEN<br />
SIE IHRE<br />
TICKETS<br />
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• 500 führende Aussteller aus der Binnenschifffahrt<br />
• Seminarprogramm mit führenden Professionals, die unter anderem<br />
sprechen über Nachhaltigkeit, Wasserstände und Personalmangel<br />
• Festliche Jubiläumsausgabe bei der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />
WWW.MARITIME-INDUSTRY.NL<br />
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16<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
Am Donnerstag, dem 9.<br />
Mai, beginnt das Seminarprogramm<br />
mit Antworten<br />
auf die Frage: »Was kostet<br />
Vergroening«. Vortragende<br />
sind Martin Quispel, Erwin van<br />
der Linden und Niels Kreukniet.<br />
Brian Vrijaldenhoven von Rijkswaterstaat<br />
klärt danach auf über die<br />
Herausforderungen beim »Elektronisch<br />
melden«.<br />
Umwelt und Innovationen<br />
© Garrelmann<br />
Die diesjährigen Themen, die sich im<br />
Rahmenprogramm ergeben, wiederholen<br />
sich auch auf dem Börsenparkett bei<br />
den Ausstellern. Ein effektiverer Einsatz<br />
von Binnenschiffen, geringere Umweltbelastungen<br />
und Ansätze für Innovationen<br />
auch mit digitaler Technik dürften<br />
zu den Hauptthemen gehören, über die<br />
gesprochen wird. Dabei werden Stichworte<br />
wie Watertruck und Ecoliner<br />
ebenso angesprochen wie Diskussionen<br />
Martin Sandler, hier in 2018,<br />
kann seinen Kunden immer<br />
wieder neue Entwicklungen<br />
präsentieren<br />
darüber, welcher Motorenhersteller doch<br />
noch rechtzeitig vor dem Stichtag richtlinienkonforme<br />
Motoren im Angebot haben<br />
wird.<br />
Unter den zu erwartenden rund<br />
500 Ausstellern sind, wie in den Vorjahren,<br />
erneut eine Reihe von deutschen Herstellern,<br />
Lieferanten und Dienstleistern.<br />
Von den Ausstellern, die Mitte März bekannt<br />
waren, haben uns einige Informationen<br />
über deren Messepräsenz erreicht.<br />
Die OVB (Bank<br />
für Schiffahrt) aus<br />
Leer sucht auf ihrem<br />
Messestand -<br />
wie überhaupt auf<br />
der Messe - den Kontakt<br />
zu ihren Kunden<br />
aus dem Bereich der<br />
Partikuliere, Reedereien,<br />
Befrachtungsunternehmen,<br />
Werfen und weiteren Betrieben<br />
für den Bau und die Modernisierung<br />
der Schiffe. »Auch sind wir an<br />
interessanten Gesprächen und Anknüpfungspunkten<br />
zu Branchenteilnehmern<br />
interessiert - besonders zum Thema der<br />
künftigen verschärften Abgasnormen«,<br />
heißt es aus der Marketingabteilung der<br />
Bank.<br />
Die THG aus Marktheidenfeld ist, in<br />
Verbindung mit der GSYard, mit ihrem<br />
Stand erneut vertreten. »Wir freuen uns<br />
schon auf die Messe in Gorkum, die dieses<br />
Jahr ein Jubiläum feiert! Wir hoffen<br />
vor allem auf gute Gespräche mit unse-<br />
Maritime<br />
Industry<br />
Stand<br />
C 130<br />
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auf der Maritime<br />
Industry <strong>2019</strong><br />
STAND A.107<br />
Instandhaltung aller Schiffshaupt -<br />
und Hilfsdiesel-Motoren bis 7.000 kW<br />
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Service für Abgasturbolader<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
17
Schiffstechnik<br />
LAESSI, ein moderner Assistent auf Binnenschiffen, findet immer mehr Verbreitung<br />
© Garrelmann<br />
ren Kunden, Lieferanten und Kontakten,<br />
aber natürlich möchten wir auch gerne<br />
neue Kunden treffen«, heißt es aus der<br />
THG-Zentrale. Mit Schiffsvermittlungen<br />
sowie Neubauten in Groningen (NL),<br />
insbesondere den Schiffen vom »Sunrise-<br />
Typ«, sieht man sich auf zukunftsweisendem<br />
Weg. »Unser traditionelles Messebier<br />
steht auch schon wieder für unsere Kunden<br />
und Geschäftsfreunde bereit«, wirbt<br />
die THG für einen Besuch am Stand.<br />
Neu, auf dem Messeparkett wie auf<br />
dem Markt, ist Barge Crewing aus Haren.<br />
»Wir sind ein Personaldienstleister, der<br />
sich auf die See- und Binnenschifffahrt<br />
spezialisiert hat. Neben Deutschland<br />
sind wir auch in den Niederlanden und<br />
auf den Philippinen tätig. Wir beschaffen<br />
unseren Kunden die bestmögliche<br />
Besatzung für ihre Schiffe, und unseren<br />
Mitarbeitern wiederum eine Anstellung<br />
auf den besten Schiffen. Bei unserer Arbeit<br />
steht die Zufriedenheit unserer Kunden<br />
und Mitarbeiter an erster Stelle«, beschreibt<br />
Daniela Tesch das Firmenprofil.<br />
»Wir freuen uns darauf, unsere Firma<br />
im Mai erstmals auf der Messe Maritime<br />
Industry in Gorinchem vorzustellen<br />
und natürlich darauf, potenziellen Kunden<br />
und Mitarbeitern unsere Arbeit und<br />
Möglichkeiten aufzuzeigen«, hofft man<br />
bei Barge Crewing auf den Austausch mit<br />
den Akteuren der Branche.<br />
Auf dem Stand C130 der Messe präsentiert<br />
Argonics einen neuen Fahrhebel<br />
mit haptischem Feedback, der in Kom-<br />
Sichere und effiziente Navigation<br />
durch Automatische Bahnführung<br />
Maritime<br />
Industry<br />
Stand C 130<br />
Die Kombination von RADARpilot720° mit argoTrackPilot<br />
bietet ein völlig neues integriertes System.<br />
Die Leitlinien aus dem RADARpilot720° werden direkt<br />
für die Schiffssteuerung verwendet.<br />
Führt das Schiff automatisch entlang des Flusses,<br />
präzise und wiederholbar, bei Tag und Nacht<br />
Die Bahnvorgabe wird durch seitliches Verschieben<br />
unmittelbar auf eine aktuelle Verkehrssituation eingestellt<br />
Erstellung der Leitlinien durch einmalige Fahrt auf der<br />
gewünschten Bahn, Anpassung durch Drag&Drop der Punkte<br />
Navigation der nächsten Generation:<br />
BAHNFÜHRUNG + KARTE + RADAR + AIS<br />
integriert in einer Anzeige<br />
www.innovative-navigation. de<br />
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18<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
bination mit argoTrackPilot eine intuitive<br />
und sichere Steuerung des Schiffes<br />
ermöglicht. Auch die Erfahrungen mit<br />
dem vor gut einem Jahr eingeführten ersten<br />
System zur automatischen Führung<br />
von Binnenschiffen entlang von Leitlinien,<br />
dem argoTrackPilot, wird Alexander<br />
Lutz präsentieren. »Seit der Einführung<br />
des argoTrackPilot und dem Beginn des<br />
Verkaufs durch Alphatron unter dem Namen<br />
AlphaRiverTrackPilot wurden bereits<br />
35 Systeme verkauft. Die Liste der<br />
Schiffe reicht von Containerschiffen mit<br />
110 m Länge über Kabinenschiffe mit<br />
135 m Länge bis hin zu über 180 m langen<br />
und mehr als 22 m breiten Koppelverbänden.<br />
Die Fahrtreviere dieser Schiffe<br />
erstrecken sich von den Kanälen in den<br />
Niederlanden über Rhein, Main, Main-<br />
Donau-Kanal bis zur unteren Donau.<br />
»Der argoTrackPilot hat sich dabei als<br />
äußerst robustes Assistenzsystem erwiesen,<br />
das unabhängig von Beladungszustand,<br />
Wind, Wetter und Sichtverhältnissen<br />
gleichbleibend geringe Abweichungen<br />
von der Sollbahn liefert« beschreibt Lutz<br />
die Akzeptanz des Systems. Die Auswertungen<br />
der aufgezeichneten Daten zeigen,<br />
dass der argoTrackPilot bereits tausende<br />
von Stunden im Einsatz war, wobei<br />
bei einigen Fahrten der Anteil der automatischen<br />
Fahrt über 90% betrug.<br />
Ebenfalls auf Stand 130 informiert<br />
Martin Sandler für die IN-Innovative<br />
Navigation über die aktuelle Version des<br />
Navigationssystems RADARpilot720°.<br />
»Durch die Kombination von RADARpilot720°<br />
mit argoTrackPilot steht dem<br />
Schiffsführer ein neues Assistenzsystem<br />
zur Verfügung, das ein Schiff automatisch<br />
auf einer Bahn führt. Aus den Leitlinien<br />
des RADARpilot720° erzeugt der<br />
argoTrackPilot abgestimmte Stellbefehle<br />
für den bordeigenen Autopiloten. Der<br />
Steuermann kann die aktuell zu fahrende<br />
Bahn verschieben und das Schiff folgt<br />
automatisch. In der Navigationsanzeige<br />
stellt RADARpilot720° die aktuell eingestellte<br />
und die gespeicherte Bahn zusammen<br />
mit allen Daten aus Radar, Karte<br />
und AIS dar«, erklärt Sandler das System,<br />
was er in Gorinchem demonstriert. Damit<br />
sehe der Schiffsführer alle notwendigen<br />
Informationen auf einen Blick.<br />
Die IN–Innovative Navigation bietet<br />
außerdem neue, präzise Sensorlösungen<br />
an. Leistungsfähige, präzise GNSS-<br />
Empfänger erreichen Genauigkeiten von<br />
10 cm für die Position und 0,1 Grad für<br />
die Vorausrichtung. »Damit kann die<br />
Kartendarstellung auch bei großen Schiffen<br />
fürs Anlegen oder die Schleuseneinfahrt<br />
verwendet werden«, beschreibt<br />
Sandler die Vorteile der Neuentwicklung.<br />
Essen für den guten Zweck<br />
Um der diesjährigen Auflage der Messe einen<br />
besonderen Charakter zu geben und<br />
auch die soziale Verantwortung zu dokumentieren,<br />
gibt es eine besondere Aktion:<br />
Mit einem »Lichtjes -Lunch«, einem luxuriösen<br />
Mittagessen vor Beginn des zweiten<br />
Messetags, also am 8. Mai von 11.30 bis<br />
13.00 Uhr, wollen die Veranstalter Geld<br />
sammeln zur Unterstützung der Stiftung<br />
»Vrienden van het Sophia«.<br />
Diese Stiftung tut alles in ihrer Macht<br />
stehende, um den Aufenthalt für Kinder<br />
im Sophia Kinderkrankenhaus<br />
so angenehm wie möglich zu gestalten.<br />
Sie unterstützt die Finanzierung<br />
von wissenschaftlichen Forschungen<br />
und innovativen Projekten. Babette<br />
Fokkens vom Messebüro: »Schließlich<br />
hoffen wir, dass wir so am Ende<br />
der Messe einen schönen Scheck an<br />
die Stichting Vrienden van het Sophia<br />
ausstellen können. Bereits im vergangenen<br />
Jahr waren bei einer ähnlichen<br />
Aktion 15.000 € für die Königlich Niederländische<br />
Rettungsgesellschaft gesammelt<br />
worden. <br />
n<br />
22399 Hamburg | Moorhof 2e | Tel: <strong>04</strong>0 - 6 00 46 60 | info@kluth-hamburg.de<br />
Motorschiffe<br />
G.m.b.H.<br />
Schiffsmakler<br />
3.000 t, Baujahr 1993, Abmessungen 110 x 11,40 x 3,57 m,<br />
Motor Caterpillar 1.835 PS, 1 Laderaum, 208 TEU, Stahlstrau,<br />
www.kluth-hamburg.de<br />
2.610 t, Baujahr 1980, Abmessungen 110 x 10,50 x 3,20 m,<br />
Motor Deutz 1.730 PS, Bj. 20<strong>04</strong>, 1 Laderaum, Schiebeluken, Stahlstrau, 2.670 cbm<br />
2.190 t, Baujahr 1971, Abmessungen 100 x 9,50 x 3,22 m,<br />
Motor MWM 1100 PS, 1 Laderaum, Fr.-Kap-Aluluken, Stahlstrau, 2.000 cbm<br />
1.680 t, Baujahr 1970, Abmessungen 85 x 10,50 x 2,80 m,<br />
Motor MWM 1000 PS, 2 Laderäume, Fr.Kap.-Luken, Stahlstrau, 2.000 cbm<br />
1.530 t, Baujahr 1961, Abmessungen 80 x 9,50 x 2,85 m,<br />
Motor Mitsubishi 950 PS, Bj. 2017, 2 Laderäume, 48 TEU Fr.-Kap.Luken, Stahlstrau,<br />
1.380 t, Baujahr 1963, Abmessungen 85 x 9,50 x 2,70 m,<br />
Motor Deutz 1.060 PS, 1 Laderaum, 1720 m3, Fr.-Kap. Luken,<br />
Stahlstrau und Boden neu 2011,<br />
Motortanker<br />
2.920 t, Baujahr 2009, Abmessungen 110 x 11,45 m<br />
Motor Caterpillar 1520 PS, Typ C, doppelwandig, 8 Deepwell-Pumpen,<br />
2.430 t, Baujahr 2006, Abmessungen 105 x 11,45 x 4,95 m<br />
Motor Caterpillar 1520 PS, Typ C, doppelwandig, 8 Tanks, Tankcoating,<br />
2.610 t, Baujahr 1993, Abmessungen 110,00 x 11,45 m,<br />
Motor Deutz 1.680 PS, Typ C, 2, doppelwandig, Bornemannpumpen, 3370 cbm,<br />
1.600 t, Baujahr 2008, Abmessungen 86,00 x 9,50 x 3,<strong>04</strong> m<br />
Motor Caterpillar 1.550 PS, Typ C, doppelwandig, 2 Pumpen je 300 m3/h,<br />
Fahrgastschiffe<br />
600 Personen, Bj. 1989, Abmessungen 55 x 11,40 x 1,35 m Tiefgang, Motor 620 PS<br />
250 Personen, Bj. 1989, Abmessungen 38 x 5,05 m x 0,90 Tiefgang, Motor 240 PS<br />
180 Personen, Bj. 1993, Abmessungen 24 x 5,44 x 0,85 m Tiefgang, Motor 360 PS<br />
180 Personen, Bj. 1999, Abmessungen 24 x 5,30 m x 0,90 m Tiefgang, Motor 250 PS<br />
Kabinenschiff<br />
30 Kabinen, 66 Passagiere, Baujahr 1992, neue Motore<br />
Weitere Schiffe, Fahrgastbetriebe, Koppelverbände, Schubleichter,<br />
Schubboote, Pontons, Neubauprojekte, Arrangieren von Finanzierungen,<br />
Beschäftigungsverträge usw.<br />
Bitte fordern Sie unsere Angebote an.<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
19
Schiffstechnik<br />
Nachfrage nach Flusskreuzfahrten legt zu<br />
Der Flusskreuzfahrtsektor in Deutschland verzeichnet stärkere Zuwächse als der<br />
Seekreuzfahrtmarkt. Das Passagieraufkommen wuchs im vergangenen Jahr um 5,5 % auf<br />
496.000. Die Gewinne der Veranstalter steigen, weitere neue Schiffe sind im Zulauf<br />
Von Arnulf Hader<br />
Die Internationale Tourismusbörse<br />
in Berlin ist alljährlich Anfang<br />
März der Treffpunkt der Reisewelt. Neben<br />
der regelmäßigen Kontaktpflege ist<br />
sie immer für ein paar Überraschungen<br />
gut. Diesmal gehörte dazu, dass die deutsche<br />
Flusskreuzfahrt mit +5% einen stärkeren<br />
Zuwachs vermelden kann als die<br />
Betten<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
1766<br />
13<br />
1615 1920 2331<br />
10<br />
12<br />
15<br />
863 1030 1764<br />
5<br />
7<br />
11<br />
1266<br />
8<br />
2170<br />
13<br />
2811<br />
16<br />
Kollegen aus der Seeschifffahrt. Da sich<br />
auch die durchschnittliche Reisedauer<br />
von 6,85 Tagen auf 7,07 Tage verlängert<br />
hat, stieg die Zahl der Passagiernächte sogar<br />
um 8,9% an.<br />
Worauf die Veranstalter richtig stolz<br />
sind, ist der um 18% gestiegene Gesamterlös.<br />
Zur größeren Zahl der Reisen und<br />
der längeren Dauer kam nämlich auch<br />
ein höherer Reisepreis. Im Vergleich zu<br />
3741<br />
22<br />
5245<br />
31<br />
4401<br />
27<br />
3127<br />
20<br />
2550<br />
17<br />
1501<br />
10<br />
3131 3084<br />
19 18<br />
2003 20<strong>04</strong> 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 <strong>2019</strong> 2020P<br />
Schiffe<br />
Betten<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Neubauten<br />
© Hader<br />
knapp 156 € im Vorjahr legten die Fahrgäste<br />
2018 genau 13 € mehr pro Tag an.<br />
Dank neuen Schiffen nahmen die Buchungen<br />
in der Premium- und Luxusklasse<br />
deutlich zu; die Luxus- und »Ultra«-<br />
Luxus-Klassen zusammen vermehrten<br />
ihre Anteile von 6,3% auf 14,3%.<br />
Auch so manches Fahrtgebiet erlebt<br />
eine Renaissance, so ist die Stimmung in<br />
Ägypten durchaus wieder positiv. Zwar<br />
liegt noch immer kein neues Verzeichnis<br />
der schwimmenden Hotels vor, aber<br />
in diesem Sommer soll sich entscheiden,<br />
welche der Nilschiffe eine Zukunft haben.<br />
Der größere Teil scheint mittlerweile wieder<br />
in Fahrt zu sein.<br />
In Russland ist der Abwärtstrend ebenfalls<br />
gestoppt. Die Schiffe sind wieder nahezu<br />
ausgelastet, die Flotte schrumpft<br />
nicht mehr weiter, die ersten Neubauten<br />
gehen der Fertigstellung entgegen. Auf<br />
dem Mekong präsentiert sich in Berlin<br />
wieder einmal ein neuer Anbieter, weitere<br />
sind neu im Internet zu finden.<br />
Nur die Chinesen halten sich weiter<br />
zurück: Kein Hinweis auf die größten<br />
Flussschiffe der Welt auf dem Jangtse<br />
oder irgendwelche Planungen. In den<br />
USA erweitert die führende Flussreederei<br />
American Cruise Lines dagegen planmä-<br />
20<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
HÖCHSTE<br />
ANPASSUNGS-<br />
FÄHIGKEIT<br />
Nahtlose Integration - effizienter Betrieb<br />
»Douro Elegance«<br />
© Hader<br />
ßig ihre Flotte, während andere Projekte zum Umbau<br />
von Casinoschiffen in fahrende Einheiten stecken geblieben<br />
sind.<br />
Neubauten für Europa<br />
So beschränkt sich die entscheidende Flottenerweiterung<br />
überwiegend auf Europa. Die Tatsache, dass<br />
2018 nur zehn Schiffe einschließlich eines Umbaus neu<br />
in Fahrt kamen, bleibt wohl die Ausnahme. <strong>2019</strong> kommen<br />
knapp 20 Neubauten in Fahrt, der Trend dürfte<br />
sich auch 2020 fortsetzen. Mehr als ein Jahr im Voraus<br />
kann das noch nicht mit Sicherheit gesagt werden,<br />
doch die Optionen mehren sich.<br />
Der größte Schub kam <strong>2019</strong> wieder einmal von Viking<br />
River Cruises. Den sechs »Longships« der Neptun Werft<br />
aus Warnemünde folgen 2020 sechs weitere Schwesterschiffe.<br />
Gleichzeitig baut die US-Reederei das Angebot<br />
für chinesische Passagiere auf mittlerweile fünf Schiffe<br />
aus, die im Service, Restaurant, Shop etc. an die Bedürfnisse<br />
des asiatischen Marktes angepasst werden.<br />
AMA Waterways bringt im laufenden Jahr neben einem<br />
Neubau der jüngsten Serie die mit 22 m doppelt so<br />
breite »Amamagna« auf der Donau in Fahrt. Das Schiff<br />
wird über 98 Kabinen verfügen. Interessant ist die Baugeschichte:<br />
Wie alle jüngeren Neubauten für AMA Waterways<br />
entstand der Rumpf in Serbien, der Innenausbau<br />
aber fand in den Niederlanden statt. Für den<br />
Transfer des Rohbaus war der üblicherweise genutzte<br />
Main-Donau-Kanal zu schmal. Die »Amamagna«<br />
musste von der Donaumündung mit einem Schwerlastschiff<br />
nach Rotterdam gebracht werden, nach Vollendung<br />
des Innenausbaus ging es dann erneut huckepack<br />
zurück ins Einsatzgebiet Donau.<br />
Douro Azul brachte seit Herbst 2018 vier Neubauten<br />
für verschiedene Veranstalter in Fahrt. Daran hat<br />
sich jetzt Uniworld mit einem Auftrag für 2020 ange-<br />
Volvo Penta D16<br />
Ein kraftvolles Gesamtpaket für eine mehrmotorige<br />
Anwendung. Für eine Diesel-Elektrische-Anlage oder<br />
eine Hybridlösung ist die schnelle Reaktionszeit und<br />
die flexible Umwandlung der Energien in Verbindung<br />
mit den Antriebssystemen enorm wichtig. Die erweiterte<br />
Garantiezeit, über die beschränkten Gewährleis-<br />
tungen hinaus, sichert Produktivität und einen<br />
störungsfreien Betrieb.<br />
www.volvopenta.com<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
21
Schiffstechnik<br />
»Crystal Ravel«<br />
»Alemannia«<br />
schlossen. Der Veranstalter arbeitet auch<br />
daran, seine Flotte zu »Super Ships« aufzuwerten.<br />
So wird aus der im Raum Bordeaux<br />
eingesetzten »River Royale« bald<br />
die S.S. »Bon Voyage«. Tauck Tours aus<br />
den USA geht zum langjährigen Partner<br />
Scylla AG, um sich dort ein Schiff für den<br />
Douro zu beschaffen.<br />
Avalon Waterways hält die Flotte mittels<br />
Neubauten immer modern, aber gibt<br />
auch gern ältere Schiffe wieder zurück an<br />
die Eigner. Davon profitieren andere wie<br />
Gate-1 Travel, die ihre Flotte als Zweitcharterer<br />
noch immer moderner Schiffe<br />
rasch ausbauen.<br />
Motor eines solchen Tauschkarussells<br />
ist River Advice, die führende Managementgesellschaft<br />
in Basel, die den Reedern,<br />
Veranstaltern oder Geldgebern die<br />
fehlenden Dienstleistungen anbietet und<br />
damit eine immer größere Flotte betreut.<br />
Unter den europäischen Anbietern hält<br />
sich der Marktführer CroisiEurope auffallend<br />
zurück. Nach der »Amalia Rodrigues«,<br />
dem sechsten Neubau für den<br />
Douro, haben die Franzosen derzeit keinen<br />
weiteren großen Neubau angekündigt,<br />
nur ein zweites kleines Schiff für<br />
Afrika soll demnächst kommen.<br />
Lüftner Cruises aus Innsbruck gibt das<br />
einzige gebraucht erworbene Schiff wieder<br />
ab. Damit besteht die Flotte dieses<br />
Jahr nur aus den 15 seit 1997 entstandenen<br />
Neubauten, denen nächstes Jahr ein<br />
weiteres Schiff folgen wird. Seit 2013 haben<br />
alle die maximale Länge von 135 m.<br />
Deutsche modernisieren<br />
Die deutschen und in Deutschland ansässigen<br />
Veranstalter führen ihre Flottenmodernisierung<br />
weiter: A-Rosa hat<br />
just bei Damen den Vertrag für ein neues<br />
Rhein-Schiff unterschrieben, das mit<br />
Batterien und Blasenschleier ausgestattet<br />
werden wird und dadurch ab 2020 sehr<br />
sparsam und emissionsfrei unterwegs<br />
sein wird. Zuvor schickt die Rostocker<br />
Reederei ein Charterschiff auf den Douro,<br />
das kurz vor der Fertigstellung steht.<br />
Phoenix Reisen erhält dieses Jahr die<br />
»Adora« vom langjährigen Partner Dunav<br />
aus Bulgarien, Eigner und Manager<br />
mehrerer Phoenix-Schiffe. Vom anderen<br />
Partner Scylla aus Basel waren schon<br />
im Vorjahr zwei Neubauten für <strong>2019</strong> und<br />
2020 angekündigt worden. Mit jährlich<br />
zwei bis drei Neubauten kann Scylla abwechselnd<br />
Charterschiffe für Phoenix,<br />
Nicko Cruises, Tauck Tours und die britische<br />
Riviera Travel zur Verfügung stellen.<br />
Der relativ kleine, in Bremen ansässige<br />
Veranstalter Plantours bringt 2020 erstmals<br />
ein eigenes Flussschiff in Fahrt und<br />
will die Flotte in den Folgejahren weiter<br />
ausbauen. »Nicko cruises« wechselt<br />
2020 zu Select Voyages als Reederei für<br />
seinen weiterentwickelten Neubau »nicko<br />
spirit«, der mit 110 m Länge auf verschiedenen<br />
Flüssen gut einsetzbar sein soll.<br />
Das erste Seeschiff von »nicko cruises«,<br />
das Expeditionsschiff »World Explorer«<br />
Neubauten für die Region Europa <strong>2019</strong><br />
Schiffsname Reeder / Charter Bauland Betten Region<br />
AMAMORA AMA Waterways SRB+NL 158 R-M-D<br />
AMAMAGNA AMA Waterways SRB+NL 196 Donau<br />
AVALON ENVISION Avalon Waterways NL 166 R-M-D ?<br />
AMALIA RODRIGUES CroisiEurope F 132 Douro<br />
AMADOURO Douro Azul - AMA W›ays PTG 102 Douro<br />
A-ROSA ALVA Douro Azul - A-ROSA PTG 126 Douro<br />
ADORA Dunav Tours - Phoenix NL 190 Donau<br />
AMADEUS STAR Lüftner Cruises NL 164 R-M-D<br />
EXCELLENCE COUNTESS River Advice - Swiss Exc. SRB+NL 178 Rhein<br />
ANNA KATHARINA Scylla AG - Phoenix SRB+NL 172 R-M-D<br />
GEORGE ELIOT Scylla AG - Riviera SRB+NL 132 R-M-D<br />
WILLIAM WORDSWORTH Scylla AG - Riviera SRB+NL 169 Donau<br />
VIKING HELGRIM Viking River Cruises PTG 106 Douro<br />
VIKING EINAR Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
VIKING SIGRUN Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
VIKING SIGYN Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
VIKING TIR Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
VIKING ULLUS Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
VIKING VALI Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
Total: 19 3.131<br />
Neubauten für die Region EU 2020<br />
Schiffsname Reeder / Charter Bauland Betten Region<br />
VISTASKY 1A Vista NL 180 R-M-D<br />
A-ROSA .......... A-ROSA Flussschiff NL ... Rhein<br />
AMASIENA AMA Waterways BUL / NL ~160 R-M-D ?<br />
AVALON VIEW Avalon Waterways NL 166 R-M-D ?<br />
S.S. SAO GABRIEL Douro Azul - Uniworld PTG 100 Douro<br />
AMADEUS IMPERIAL Lüftner Cruises NL 168 R-M-D<br />
................... Plantours NL 172 R-M-D ?<br />
ANDREA Rijfers Rivertech SRB / NL<br />
nicko SPIRIT Select- nicko cruises SRB / NL 170 Rhein<br />
......................... Scylla - Phoenix SRB / NL 180 R-M-D<br />
ANDORINHA Scylla - Tauck Tours SRB 84 Douro<br />
TRAVELMARVEL N.N. APT / Travelmarvel NL ~180 R-M-D ?<br />
VIKING FJORGYN Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
VIKING GERSEMI Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
VIKING HERVOR Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
VIKING KARI Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
VIKING RADGRID Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
VIKING SKAGA Viking River Cruises D 190 R-M-D<br />
© Hader<br />
22<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
kommt verspätet erst zur Sommersaison<br />
in Fahrt, außerdem wurde bekannt, dass<br />
»nicko« auch ein Schwesterschiff nach Fertigstellung<br />
im Auftrag der portugiesischen<br />
Muttergesellschaft übernehmen darf.<br />
Ungewöhnlich früh haben mehrere<br />
Anbieter angekündigt, dass sie auch für<br />
2021 an Neubauten denken. Dazu gehören<br />
Plantours und Feenstra aus Arnheim.<br />
Dank der anhaltend guten Nachfrage<br />
wird aber auch älteren Schiffen wieder<br />
mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Die<br />
junge Dutch Cruise Line, die zwischen<br />
Charterern und Eigner vermittelt, hat<br />
ihre Flotte jetzt schon auf sechs Schiffe<br />
erweitert. Jüngste Neuzugänge sind<br />
die 115 Jahre alte »Lady Anne« (Baujahr<br />
1903 als Frachter), die jetzt bei Nostalgic<br />
River Line fährt, und ein wesentlich jüngeres<br />
Schiff der Grand Circle Cruise Line.<br />
Der spanische Veranstalter Crucemondo<br />
baut seine Flussflotte mit Charterschiffen<br />
aus: Die »Da Vinci« geht aus<br />
dem Feenstra-Management in die Flotte<br />
von Riverman in Basel und gleichzeitig<br />
als »Crucevita« in spanische Dienste.<br />
Weiterhin nimmt Crucemondo die »Crucebelle«<br />
sowie die »Crucestar« aus Holland<br />
(ex »Regina Rheni«) auf. Sie wurde<br />
an die ukrainische Reederei Chervona<br />
Ruta verkauft, geht aber vorerst in spanische<br />
Charter.<br />
Das Flottenwachstum wird also auch<br />
weiterhin in Europa am stärksten sein.<br />
Da kaum alte Schiffe verschrottet werden,<br />
erhöht sich <strong>2019</strong> die Zahl der Schiffe mit<br />
mindestens 40 Betten auf Europas Wasserstraßen<br />
auf fast 380. Vor zwölf Jahren<br />
waren es nur halb so viele.<br />
n<br />
© Crystal Cruises<br />
© Hader<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
23
Schiffstechnik<br />
»Die Viking Einar« und »Viking Sigrun«<br />
wurden in Basel getauft<br />
Flusskreuzer im Sechserpack von Neptun<br />
Die Neptun Werft in Rostock-Warnemünde hat die Reihe von Flusskreuzfahrtschiffen<br />
der Longship-Klasse für Viking River Cruises fortgesetzt. Jüngst wurden sechs Neubauten<br />
an drei Standorten getauft<br />
Von Thomas Wägener<br />
Es handelt sich um die Flusskreuzer<br />
»Viking Sigrun«, »Viking Einar«,<br />
»Viking Tir«, »Viking Ullur«, »Viking<br />
Vali« und »Viking Sigyn«. »Viking Einar«<br />
und »Viking Sigrun« erhielten bei<br />
einer Feier am Rhein in Basel von ihren<br />
Taufpatinnen persönlich die Namen. Die<br />
Taufen der »Viking Sigyn« und »Viking<br />
Ullur« in Rostock-Warnemünde und<br />
die der »Viking Tir« und »Viking Vali«<br />
in Brunsbüttel wurden gewissermaßen<br />
»virtuell« durchgeführt. Die Namensgebungen<br />
wurden per Satelliten-TV nach<br />
Basel übertragen und konnten überdies<br />
auch im Internet verfolgt werden. Als<br />
Taufpatinnen der Schiffe wirkten »Mitglieder<br />
der Viking-Family« sowie langjährige<br />
Mitarbeiterinnen.<br />
Auch in Rostock-Warnemünde wurden<br />
die beiden anderen Tauforte über einen<br />
großen Monitor zugeschaltet. Neptun-Geschäftsführer<br />
Manfred Ossevorth<br />
weilte zur Schiffstaufe in Basel, dem<br />
Hauptquartier von Viking River Cruises<br />
in Europa.<br />
Die sechs Neubauten seien allesamt<br />
vertragsgemäß zu Beginn der neuen Saison<br />
der schweizerischen Reederei Viking<br />
River Cruises übergeben worden, so die<br />
zur Werftgruppe Meyer gehörende Neptun<br />
Werft. Das Schiffbauunternehmen<br />
in Rostock-Warnemünde hat mittlerweile<br />
mehr als 60 Flusskreuzfahrtschiffe<br />
an seinen Großkunden abgeliefert, die<br />
Mehrzahl gehört der Longship-Klasse an.<br />
Seit nunmehr über zehn Jahren läuft die<br />
Zusammenarbeit zwischen beiden Unternehmen.<br />
Die nun getauften 135 m langen Schiffe<br />
waren 2017 in Auftrag gegeben worden.<br />
Sie werden auf Europas großen Flüssen<br />
wie Rhein, Main und Donau eingesetzt.<br />
Der dieselelektrische Antrieb der Neubauten<br />
umfasst für jedes Schiff zwei<br />
12-Zylinder-Motoren von Caterpillar mit<br />
der Bezeichnung Cat C32 ACERT mit einer<br />
Leistung von je 994 kW bei 1.800 rpm<br />
sowie zwei 492 kW-starke 6-Zylinder-<br />
Motoren der Gattung Cat C18 ACERT<br />
mit 1.500 rpm. Als Notdiesel dient ein<br />
C7.1 ACERT desselben Herstellers mit<br />
einer Leistung von 165 kW.<br />
Flusskreuzer bleiben wichtig<br />
»Die jüngsten Neubauten bestätigen einmal<br />
mehr, dass die Neptun Werft weltweit<br />
zu den führenden Herstellern in<br />
dieser Schiffbausparte zählt«, sagte Ossevorth.<br />
Neben der anspruchsvollen Fertigung<br />
von Maschinenraummodulen für<br />
seegängige Kreuzfahrtschiffe werde der<br />
Bau von Flusskreuzfahrtschiffen und anderen<br />
Spezialschiffen wie etwa Gastan-<br />
24<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
© Viking River Cruises<br />
werden »Viking Hervor«, »Viking Gersemi«,<br />
»Viking Kari«, »Viking Radgrid«,<br />
»Viking Skaga« und »Viking Fiogyn«<br />
heißen. Die ersten beiden Einheiten sind<br />
baugleich mit den übrigen Einheiten der<br />
Longship-Serie. Die letzten vier Schiffe<br />
sind rund 10 m kürzer, denn sie sollen<br />
dem Vernehmen nach auf der Seine eingesetzt<br />
werden.<br />
Der Bau hat bereits begonnen. Auch<br />
die Zulieferer haben ihre Produkte, mit<br />
denen die Flusskreuzer ausgerüstet werden,<br />
teilweise schon produziert. Wie<br />
bei den Vorgängern stammen die feuersicheren<br />
Türen von der Firma Podszuck.<br />
Deren Geschäftsführer Lars André<br />
Langhof berichtet von bis zu 60 Türen,<br />
die sein Unternehmen für jede Einheit<br />
der Longship-Klasse liefert.<br />
Auftrag schon in Produktion<br />
Der Auftrag für die Baunummer 579 und<br />
580 sei bereits weitestgehend abgeschlossen,<br />
der für die Baunummern 581 und<br />
582 werde aktuell bearbeitet, bevor voraussichtlich<br />
ab Mai die Produktion für<br />
die Baunummern 583 und 584 beginnen<br />
könne, so Langhof.<br />
Die Steuerhäuser kommen wieder aus<br />
dem Hause Wessels. Einen Vertrag für<br />
die ersten vier Einheiten hatte das Unternehmen<br />
mit der Neptun Werft im<br />
vergangenen September auf der SMM<br />
in Hamburg unterzeichnet, der weltweit<br />
größten Schiffbaumesse. Kurze Zeit später<br />
kam die Order für die übrigen beiden<br />
Flusskreuzer hinzu. Beide Unternehmen<br />
verbindet eine langjährige erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit, die im Jahr 2000 begonnen<br />
hat.<br />
Die Innenausstattung der Steuerhäuser<br />
soll im Laufe dieses Jahres abgeschlossen<br />
sein, das erste von ihnen befindet sich<br />
nach Auskunft von Wessels bereits kurz<br />
vor der Auslieferung. Ferner hat sich der<br />
Eigner erstmals für ein Brückenanfahrwarnsystem<br />
entschieden, um die Gefahr<br />
einer Kollision mit einem solchen Bauwerk<br />
zu mindern.<br />
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Klausdorfer Weg 163, 24 148 Kiel - Germany<br />
Tel.: +49 (0) 431 66 111-0, Fax: +49 (0) 431 66 111-28<br />
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kern in Zukunft ein bedeutendes und<br />
prägendes Geschäftsfeld der Werft sein.<br />
Zusätzlich wurde noch ein weiteres<br />
Schiff an Viking River Cruises abgeliefert<br />
und getauft. Die »Viking Helgrim«<br />
ist speziell für den Einsatz auf dem Douro<br />
in Portugal konzipiert. Mit einer Länge<br />
von rund 80 m und einer Kapazität für<br />
106 Passagiere ist der bei West Sea Viana<br />
Shipyard in Portugal entstandene Neubau<br />
deutlich kleiner als die Longship-<br />
Klasse.<br />
Weitere Schiffe im Auftragsbuch<br />
Im Orderbuch der Neptun Werft stehen<br />
unterdessen noch sechs weitere Flusskreuzer<br />
der Longship-Serie für Viking<br />
River Cruises mit den Baunummern<br />
579 bis 584, die allesamt im kommenden<br />
Jahr abgeliefert werden sollen. Die<br />
Namen der Schiffe stehen bereits fest, sie<br />
Klausdorfer Weg 163 | 24148 Kiel | Germany<br />
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<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
25
Schiffstechnik<br />
A-Rosa ordert, tauft und modernisiert<br />
A-Rosa Flussschiff befindet sich auf Modernisierungskurs. Jüngst wurde ein innovativer<br />
Flusskreuzer mit Batterieantrieb und Luftblasenschleier bei Damen bestellt. Demnächst<br />
steht eine Taufe an und bestehende Einheiten wurden aufgefrischt<br />
Das neue Flusskreuzfahrtschiff, das<br />
die Reederei mit Hauptsitz in Rostock<br />
jetzt bei der Concordia Damen<br />
Werft in den Niederlanden bestellt hat,<br />
ist 135 m lang, 17,70 m breit und verfügt<br />
über vier Decks. Die 140 Kabinen<br />
setzten neue Maßstäbe, so die Reederei.<br />
21 m2 Platz bieten die Doppelkabinen<br />
künftig. Neben einem vergrößerten Bad<br />
verfügt jede über einen eigenen Schlafund<br />
einen Wohnbereich. Zudem gibt es<br />
außerhalb der Family Area ausschließlich<br />
Kabinen mit großem Balkon mit Sitzmöglichkeiten<br />
für zwei Personen.<br />
Der Umweltschutz liegt A-Rosa nach<br />
eigenen Angaben besonders am Herzen.<br />
»Wir wollen nicht nur die Naturwelten,<br />
die wir bereisen, erhalten, sondern natürlich<br />
auch die Städte schützen. Deswegen<br />
haben wir uns mit Matthias Lutter<br />
als Leiter Neubau einen Profi in Sachen<br />
alternative Antriebe ins Haus geholt. Zusammen<br />
mit der Werft hat er ein E-Motion<br />
Ship entwickelt, das bei Anfahrt der<br />
Städte auf Batteriebetrieb umschaltet und<br />
diese somit komplett sauber anläuft«, erläutert<br />
Jörg Eichler, Geschäftsführer von<br />
A-Rosa Flussschiff.<br />
Wie alle anderen Schiffe der Flotte<br />
werde auch dieses mit einem Landstromanschluss<br />
ausgestattet, so dass<br />
die Batterie über Nacht geladen und die<br />
Stadt auch emissionsfrei wieder verlassen<br />
werden könne.<br />
Luftblasen und Rumpfoptimierung<br />
Neben den bei A-Rosa bereits üblichen<br />
Energiespar- und Umweltschutz-Maßnahmen<br />
soll der Kraftstoffverbrauch<br />
dank eines optimierten Rumpfdesigns<br />
und dem Einsatz der »DACS«-Luftblasentechnik<br />
– ein Patent der Damen-Werft<br />
– reduziert werden. Mit der Concordia<br />
Damen Werft habe man den optimalen<br />
Partner für dieses Projekt gefunden,<br />
denn es sei eine traditionsreiche und zugleich<br />
innovative Werft, die für Qualität<br />
und Zuverlässigkeit stehe, so Eichler.<br />
Der Neubau soll vorwiegend auf dem<br />
nördlichen Rhein eingesetzt werden und<br />
Die »A-Rosa Alva« ist ab Mai auf dem Douro<br />
im Einsatz, der erstmals ins Fahrtgebiet<br />
aufgenommen wird<br />
von Köln aus Amsterdam, Rotterdam,<br />
Brügge und Antwerpen anlaufen. Die Ablieferung<br />
soll im Frühjahr 2021 erfolgen.<br />
Für ein zweites Schiff wurde eine Option<br />
vereinbart. Die Ablieferung wäre 2023.<br />
»A-Rosa Alva«-Taufe steht bevor<br />
Demnächst erwartet A-Rosa bereits Zuwachs<br />
in der Flotte. Die »A-Rosa Alva«<br />
wird Ende April in der portugiesischen<br />
Hafenstadt Porto durch Schauspielerin<br />
Yvonne Catterfeld getauft. Das unter<br />
Portugal-Flagge fahrende Schiff ist<br />
79,80 m lang, 11,40 m breit und bietet in<br />
63 Außenkabinen Platz für 126 Gäste. Es<br />
ist somit für den Douro geeignet, der ab<br />
Mai erstmalig ins Fahrtgebiet aufgenommen<br />
wird. Direkt im Anschluss startet die<br />
»A-Rosa Alva« zu ihrer Jungfernfahrt von<br />
Porto über Régua, Pinhao, Barca d’Alva<br />
(Salamanca), Vega Terron und zurück.<br />
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Modernisierungen gestartet<br />
Darüber hinaus hat der Flusskreuzfahrtanbieter<br />
während der Wintermonate seine<br />
Donau- und Rhône-Flotte modernisiert.<br />
Restaurant, Atrium, Loungebar und<br />
Sonnendeck wurden ebenso neu gestaltet<br />
wie die Kabinen. Wie bei den übrigen<br />
Schiffen wurde zudem am Heck ein separater<br />
Gourmet-Raum geschaffen.<br />
In den kommenden drei bis vier Jahren<br />
sollen Eichler zufolge weitere Schiffe<br />
modernisiert werden. Dafür wolle man<br />
»mehrere Millionen Euro in die Hand<br />
nehmen«, wie Eichler sagt.RD<br />
26<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
AVALON WATERWAYS<br />
»Avalon Envision« startklar für Rhein, Main und Donau<br />
»Avalon Envision« heißt der jüngste Flottenzugang<br />
von Avalon Waterways. Das<br />
Unternehmen mit der nach eigenen Angaben<br />
jüngsten Schiffsflotte auf Europas<br />
Wasserstraßen setzt damit die Entwicklung<br />
fort. Der auf der niederländischen<br />
Werft Den Breejen unter der Baunummer<br />
3556 gefertigte Flusskreuzer ist<br />
135 m lang, 11,45 m und bietet Platz für<br />
166 Fahrgäste. An Bord gibt es 84 Passagierkabinen<br />
und 27 für die Besatzungsmitglieder.<br />
Die beiden Volldecks sind<br />
mit Suiten ausgestattet, die über Panoramafenster<br />
verfügen, die von Wand zu<br />
Wand und vom Boden bis zur Decke reichen.<br />
Die 200 m2 großen Panorama-Suiten<br />
seien mehr als 30% größer als der<br />
Industriestandard, so die Reederei. Zusätzlich<br />
verfügt der Neubau über zwei je<br />
300 m2 große Royal Suiten. An Bord gibt<br />
es einen kostenlosen Wi-Fi-Zugang, ein<br />
Fitnesscenter, ein Erlebniszentrum für<br />
Fahrräder und Freizeitutensilien sowie<br />
einen Whirlpool auf dem Sky-Deck.<br />
Die »Avalon Envision« wurde am 7.<br />
April in Ungarns Hauptstadt Budapest<br />
getauft und wird künftig den Rhein,<br />
Main und die Donau befahren. Sie ist das<br />
13. Schiff der Flotte. Das 14., die »Avalon<br />
View«, ist bereits beauftragt. Auch für<br />
diesen Neubau, der im kommenden Jahr<br />
abgeliefert werden soll, bekam Den Breejen<br />
den Zuschlag.<br />
n<br />
SWISS EXCELLENCE RIVER CRUISE<br />
Neubau kommt im Mai<br />
Die Aargauer Twerenbold Reisen Gruppe<br />
erweitert ihre Flotte mit der »Excellence<br />
Countess«. Das Schiff der Swiss<br />
Excellence River Cruise, Teil der Twerenbold<br />
Reisen Gruppe, stößt demnächst<br />
als zehnte Einheit zum Schiffspool der<br />
Schweizer hinzu. Der Flusskreuzer ist<br />
135 m lang und bietet 178 Passagieren<br />
Platz. Der Rumpf des Neubaus, einem<br />
Schwesterschiff der 2014 in Dienst<br />
gestellten »Excellence Princess«, entstand<br />
in Serbien bei der Scheepswerf &<br />
Machinefabriek Vahali, der Innenausbau<br />
erfolgte bei der TeamCo Shipyard<br />
in Heusden in den Niederlanden. Das<br />
Design für das Schiffsinnere stammt<br />
von Nazly Twerenbold und soll an die<br />
kleinen Schweizer Grandhotels erinnern.<br />
Der Auftrag für das Steuerhaus<br />
ging an die Tischlerei Wessels, während<br />
Breman Shipping Installation das Klima-,<br />
Lüftungs-, Sanitär- und Kanalisationssystem<br />
geliefert hat. Im Vergleich<br />
zur »Excellence Princess« gibt es bei der<br />
»Excellence Countess« ein paar Änderungen.<br />
Die Passagierpromenade am<br />
Bug wurde vergrößert, zudem gibt es an<br />
Bord 24 je 20 m2 große Junior-Suiten,<br />
doppelt so viele wie zuvor.<br />
So wird die »Excellence Countess« aussehen<br />
Die »Excellence Countess« wird nach ihrer<br />
Jungfernfahrt, von Amsterdam in die<br />
Schweiz, am 24. Mai <strong>2019</strong> zur Taufe am<br />
Basler Rheinhafen erwartet. Anschließend<br />
nimmt sie Kurs auf die Niederlande und<br />
Flandern und kreuzt bis zum Ijsselmeer.<br />
In Planung seien außerdem Themen-Flussreisen<br />
für Golfer, Velofreunde, Wanderer,<br />
Musikliebhaber und Feinschmecker. n<br />
© Swiss Excellence River Cruises<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
27
Schiffstechnik<br />
Mit neuen Möglichkeiten aus der Krise<br />
Die Sächsische Dampfschiffahrt (SDS) startet mit modernen Hilfsdieseln und<br />
überarbeitetem Fahrplan in die Saison <strong>2019</strong><br />
Von Michael Hillmann<br />
Optimismus sei Grundvoraussetzung,<br />
sagt Karin Hildebrand, Geschäftsführerin<br />
der SDS, an diesem 2.<br />
April <strong>2019</strong> immer wieder in die Mikrofone<br />
der Journalisten. Und: »Krisen<br />
schaffen Möglichkeiten.« Diese Haltung<br />
kommt authentisch herüber und hat wenig<br />
mit Kalkül zu tun. Denn die Chefin<br />
der »ältesten und größten Raddampferflotte<br />
der Welt« hat ein Herz für die<br />
Dampfer. Dass die Schiffe im vergangenen<br />
Jahr über Monate nahezu auf dem<br />
Trockenen standen, es bescherte ihr und<br />
ihrem Team unzählige Sorgenfalten.<br />
Darüber sprechen möchte sie an diesem<br />
Tag, da sie die Medien zur Pressekonferenz<br />
kurz vor dem Saisonstart auf<br />
die Werft Dresden-Laubegast eingeladen<br />
hat, kaum noch. Natürlich gab es infolge<br />
des an 120 Tagen eingeschränkten und an<br />
acht Tagen komplett eingestellten Schiffsverkehrs<br />
deutliche Umsatzeinbußen –<br />
rund 2,2 Mio. € weniger gegenüber dem<br />
guten Vorjahr wurden<br />
in die Kassen<br />
der SDS gespült. Auch die Gastronomie<br />
musste, so der Geschäftsführer der Catering-Tochter<br />
ElbeZeit, Jeffrey Pötzsch,<br />
wegen des extremen Niedrigwassers mit<br />
einem erheblichen Minus von 30% bei<br />
Linien- und Veranstaltungsfahrten zurechtkommen.<br />
Gut, dass dank der Landgastronomie<br />
im Zoo, am Flughafen und<br />
bei Veranstaltungen zumindest ein Teil<br />
davon kompensiert werden konnte.<br />
»Solch ein Jahr kann man nicht stemmen,<br />
wenn man nicht diese guten Mitarbeiter<br />
hat«, sagt Hildebrand und rechtfertigt<br />
damit die diesjährige Preiserhöhung,<br />
die im Wesentlichen durch die Tarifanpassung<br />
für das Personal begründet ist. Denn:<br />
»Es reichen nicht nur anerkennende Worte,<br />
der Dank an die Mitarbeiter muss sich<br />
auch auf dem Konto niederschlagen.«<br />
Neben den höheren Aufwendungen für<br />
das Personal musste die Geschäftsführung<br />
in den vergangenen Monaten auch<br />
mit zusätzlichen Ausgaben an den Schiffen<br />
kalkulieren. Auf Grund gesetzlicher<br />
Regelungen zum Emissionsschutz waren<br />
alle Dampfer mit neuen Hilfsdieseln<br />
auszustatten – eine Aufgabe, die neben<br />
dem finanziellen Aspekt auch ein enormes<br />
fachmännisches Geschick erforderte.<br />
Seit dem 5. April <strong>2019</strong> sind die Dampfund<br />
Motorschiffe der SDS inzwischen wieder<br />
im Liniendienst der Nebensaison unterwegs<br />
und nach der Flottenparade am<br />
1. Mai <strong>2019</strong> beginnt die Hauptsaison zwischen<br />
Diesbar-Seußlitz und Bad Schandau.<br />
Auf eine Linie von Dresden in die<br />
Sächsische Schweiz müssen die Fahrgäste<br />
in diesem Jahr verzichten. Nach Aussage<br />
von Vertriebsleiterin Katja Novotny<br />
sollte dies auf Grund weiterer Umsteigemöglichkeiten<br />
zwischen anderen Linien<br />
allerdings nicht ins Gewicht fallen. Neu<br />
ist anno <strong>2019</strong> auch, dass die Stadtfahrten<br />
zwischen der Dresdener Altstadt und<br />
Blasewitz wie auch die Abendfahrten nach<br />
Pillnitz unterwegs anlegen. Und der steigenden<br />
Nachfrage nach abendlichen Veranstaltungsfahrten<br />
will das Unternehmen<br />
mit weiteren Angeboten, wie einem Partyschiff<br />
ab Dresden und einem Partydampfer<br />
ab Bad Schandau, Rechnung tragen.<br />
Nach den Erfahrungen des letzten<br />
Winters wird die SDS auch im kommenden<br />
Jahr etwas später in die Winterpause<br />
gehen. Bis zum 12. Januar 2020 können<br />
sich die Passagiere an einer Schifffahrt<br />
auf der Elbe erfreuen.<br />
n<br />
Diese neuen Hilfsdiesel mussten<br />
in alle Dampfer der SDS eingebaut<br />
werden. Werftleiter Falk Naumann<br />
zeigt die Aggregate für die »Meissen«<br />
© Hillmann (2)<br />
28<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
DE HOOP<br />
KD-Auftrag und Stapellauf<br />
De Hoop hat einen Auftrag von der Köln-<br />
Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt<br />
(KD) für den Bau eines Fahrgastschiffes<br />
vermeldet. Es handelt sich um ein<br />
neu konzipiertes Entertainment-/Tagesfahrgastschiff<br />
für Gruppen von bis zu<br />
1.000 Personen, das die Werft unter der<br />
Baunummer 493 konstruiert.<br />
De Hoop und KD haben eine lange Geschichte,<br />
wobei die Schiffe »Rheinenergy«<br />
und »Rheinfantasie« die bisher beiden<br />
letzten Lieferungen waren. Das Konzept<br />
dieser Einheiten wird in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Yachtdesigner René<br />
van der Velden und dem Ingenieurbüro<br />
Schiffstechnik Buchloh nun weiterentwickelt<br />
und detailliert, so De Hoop.<br />
Das neue Schiff solle einen besonderen<br />
Fokus auf die Unterhaltungsaktivitäten<br />
wie Partys Events, etc. legen. Der<br />
finale Entwurf steht noch nicht endgültig<br />
fest, entsprechend liegt auch noch kein<br />
Foto des Designs vor. Nach Auskunft des<br />
Auftraggebers soll dies voraussichtlich<br />
im Mai der Fall sein.<br />
An ihrem Standort in Lobith nahe<br />
Groningen hat De Hoop zudem das neue<br />
Fahrgast- und Eventschiff für die niederländische<br />
Reederei Spido zu Wasser gelassen,<br />
die im Hafen Rotterdam Rundfahrten<br />
anbietet. Der Neubau wurde in<br />
Zusammenarbeit mit dem Yachtdesigner<br />
Cor D. Rover entwickelt. Der Betreiber,<br />
Das bei De Hoop für Spido gebaute Fahrgastschiff hat Wasser unter dem Kiel<br />
der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen<br />
feiert, hatte den Auftrag Ende Januar<br />
erteilt. Auch der Großteil der Flotte<br />
stammt von dem niederländischen Schiffbaubetrieb<br />
mit Werften in Lobith und Foxhol<br />
am Rhein, nahe der deutschen Grenze.<br />
Das neue Spido-Schiff habe eine ähnliche<br />
Größe wie die Vorgänger, sei aber mit<br />
mehr Luxus und Hightech ausgestattet,<br />
so die Werft, die den Neubau in der zweiten<br />
Maihälfte übergeben will. n<br />
© De Hoop<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
29
Schiffstechnik<br />
Die Produktvielfalt<br />
zahlt sich aus<br />
Das auf die Herstellung von Feuerschutztüren<br />
spezialisierte Unternehmen Podszuck feiert<br />
in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.<br />
Die weltweiten Kunden schätzen vor allem<br />
das breitgefächerte Angebot, neben den<br />
Feuerschutztüren auch an Spezialtüren<br />
Von Thomas Wägener<br />
Seit 1945 befindet sich der Sitz der von Walter Podszuck 1919 im<br />
polnischen Stettin gegründeten Firma Podszuck in Kiel. Seit<br />
1970 hat sich das Unternehmen auf die Herstellung von Feuerschutztüren<br />
spezialisiert. Im Schiffbau ist das Unternehmen seit<br />
den 1974er-Jahren verankert. Damals gab es die Entscheidung,<br />
diese Geschäftseinheit aufzubauen. Später wurden erste Produkte<br />
ins europäische Ausland exportiert. Im Jahre 1996 wurde Podszuck<br />
von der Familie Langhof übernommen und die Produktion<br />
der Schiffstüren weiter ausgebaut. Seither werden technisch unterschiedliche,<br />
neue und innovative Türtypen entwickelt und die Internationalisierung<br />
vorangetrieben.<br />
Heute produziert das Familienunternehmen mit 35 Mitarbeitern<br />
nach eigenen Angaben etwa 2.500 bis 5.000 Türen pro Jahr. Diese<br />
sind fast nur noch für den weltweiten Schiffbau und die Offshoreindustrie<br />
bestimmt. Über 130.000 Schiffs- und Offshoretüren habe<br />
man bisher gefertigt, sagt Lars André Langhof, der zusammen mit<br />
seinem Vater Dieter die Geschäfte führt.<br />
Podszuck bietet rund<br />
30 Türtypen an<br />
@ Podszuck<br />
30<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
Das Portfolio von Podszuck umfasst heute<br />
rund 30 unterschiedliche Türtypen. Neben<br />
der Kernkompetenz, den reinen Feuerschutztüren,<br />
bietet man eine Vielzahl<br />
weiterer Türen an, ein- oder zweiflügelige,<br />
mit oder ohne Fenster, in Edelstahl,<br />
lackiert, laminiert, Klapptüren, Schiebetüren<br />
etc. Man arbeite stetig daran, die<br />
Produkte weiterzuentwickeln, sagt Langhof.<br />
So entstünden breitere, höhere oder<br />
leichtere Türen sowie Türen mit Fenster<br />
oder Schlauchpforte. Darüber hinaus bietet<br />
Podszuck spezielle Produkte an, beispielsweise<br />
solche, die explosions- und<br />
beschussgetestet sind, Schallschutztüren<br />
oder druckgetestete Türen. Es sei gerade<br />
das breitgefächerte Portfolio mit den Spezialanfertigungen,<br />
das von den Kunden<br />
besonders geschätzt werde, so Langhof.<br />
Im Bereich der Binnenschifffahrt beliefert<br />
Podszuck Kunden aus Europa, hauptsächlich<br />
aus Deutschland, aber auch einige<br />
aus den Niederlanden. Hierzulande<br />
sind dies Schiffbauunternehmen, die auf<br />
Fahrgast- und Personenschiffe spezialisiert<br />
sind, wie etwa die Neptun Werft<br />
oder die Lux-Werft. In den Niederlanden<br />
sind es beispielsweise die Scheepswerf<br />
Den Breejen oder De Hoop.<br />
Wie viele Türen zu einem Auftrag gehören,<br />
sei im Wesentlichen auch von der<br />
Schiffgröße abhängig, erläutert Langhof.<br />
Bei Fahrgastschiffen würden teilweise<br />
nur drei bis fünf Türen ausgeliefert,<br />
bei Flusskreuzfahrtschiffen wie den<br />
135 m langen Longships von Viking River<br />
Cruises, seien es bis zu 60 Türen, inklusive<br />
solcher, die spitzwassergeschützt sind.<br />
Anders verhält es sich bei Kunden, die<br />
im Bereich der Seeschifffahrt aktiv sind,<br />
denn hier gelten deutlich schärfere Brandschutzregeln.<br />
Da es sich zumeist auch um<br />
größere Schiffe handele, könne hier ein<br />
Auftrag durchaus 200 Türen oder mehr<br />
umfassen. »Die Kunden kommen aus allen<br />
Teilen der Welt«, sagt Langhof.<br />
Anforderungen an die Sicherheit<br />
Für feuerbeständige Produkte gelten besonders<br />
hohe Sicherheitsanforderungen,<br />
entsprechend müssen die Prototypen<br />
jeder Türen-Serie einem Feuerschutztest<br />
unterzogen werden. Seit dem Jahr<br />
2000 werden sie von Podszuck in der Regel<br />
im Brandversuchshaus in Kopenhagen<br />
durchgeführt, einem öffentlichen<br />
Testinstitut. Die Gesamtkosten für eine<br />
solche Prüfung inklusive Produktion,<br />
Transport, Montage in Brandofen, Test,<br />
Testreport etc. liegen bei Klapptüren bei<br />
Lars André Langhof (l.) und sein Vater Dieter leiten die Geschicke bei Podszuck<br />
bis zu 30.000 €, verrät Langhof. Klapptüren<br />
müssten dem Feuer nur von einer Seite<br />
standhalten, sagt der Experte. Im Gegensatz<br />
dazu werden Schiebetüren von<br />
zwei Seiten getestet. Auch weil dadurch<br />
zusätzlich ein weiteres Schott gefertigt,<br />
insgesamt zwei Türen hergestellt, transportiert<br />
und montiert werden müssen,<br />
seien die Gesamtkosten für den Brandtest<br />
hier etwa doppelt so hoch.<br />
Je nach Produkt müssen die Türen einem<br />
Feuer für eine unterschiedlich lange<br />
Zeitspanne standhalten, also die Temperatur<br />
auf der dem Feuer abgewandten<br />
Seite halten. Ferner müssen sie unversehrt<br />
bleiben, also z.B. flammendicht.<br />
Eine weitere Anforderung ist, dass sie<br />
aus nicht brennbarem Material hergestellt<br />
sein müssen. Gemäß dem sogenannten<br />
FTP-Code werden Feuerschutztüren<br />
in ihrer in der Praxis verwendeten<br />
maximalen Höhe und Breite getestet.<br />
A60-Feuerschutztüren müssen dem Feuer<br />
mindestens 60 min standhalten. »Wir<br />
übererfüllen bei den meisten Türen die<br />
Anforderungen, sagt Langhof, der berichtet,<br />
dass die Produkte auch schon mal<br />
75 Minuten der Hitze ausgesetzt sind, so<br />
z.B. die einflügelige A60-Tür »LMD-H1«.<br />
Wenn die Türen dem Brandtest länger<br />
standhalten als gefordert, dürfen sie größer<br />
gebaut werden als getestet. Um wie<br />
viel Prozent sich die Größe verändern<br />
darf und um wie viele Minuten sie dem<br />
Brandtest dafür zusätzlich wiederstehen<br />
müssen, ist dem FTP-Code zu entnehmen<br />
beziehungsweise. dann der IMO-<br />
Resolution MSC.1/Circ.1319.<br />
Keine Expansionen geplant<br />
»Wir sind mit der aktuellen Entwicklung<br />
zufrieden«, sagt Langhof, der von einem<br />
unveränderten Preiskampf im Schiffbau<br />
spricht. Es gebe zwar einige Wettbewerber,<br />
etwa in Skandinavien, Süd- und Osteuropa<br />
und Asien, sämtliche von ihnen<br />
seien aber nur auf bestimmte Türen/ Türtypen<br />
spezialisiert. Die Gesamtproduktpallette<br />
wie bei Podszuck gebe es nirgendwo.<br />
Das schätzen die Kunden ebenso wie<br />
die langjährige Erfahrung und die abgelieferte<br />
Qualität von Podszuck. Entsprechend<br />
würden die Klienten der Firma ein großes<br />
Vertrauen entgegenbringen, sagt Langhof.<br />
Aufgrund der aktuell hohen Nachfrage<br />
seien die Lieferzeiten derzeit allerdings<br />
recht lang – zu lang, wie der Türenexperte<br />
sagt. Auch deshalb plant die Firma, zusätzliche<br />
Mitarbeiter einzustellen. Wie<br />
viele, hänge letztlich von der Auftragsentwicklung<br />
ab, so Langhof, der zwar von<br />
einem großen Kundenstamm berichtet,<br />
aber es sei kein Auftraggeber dabei »von<br />
dem wir vollumfänglich abhängig sind.«<br />
Ein Ausbau des Standorts in Kiel ist<br />
nach Auskunft des Geschäftsführers indes<br />
nicht geplant. Erst vor vier Jahren gab es<br />
dort umfangreiche Umstrukturierungen.<br />
Überlegungen, weitere Standorte in anderen<br />
Regionen oder Ländern zu eröffnen<br />
gibt es ebenfalls nicht. Einige Wettbewerber<br />
hätten diesen Schritt gewagt und damit<br />
keine positiven Erfahrungen gemacht.<br />
Langhof stellt deshalb unmissverständlich<br />
klar: »Podszuck-Türen sind ›Made in Germany‹<br />
und bleiben es auch.«<br />
n<br />
© Podszuck<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
31
Schiffstechnik<br />
Flotter Jahresauftakt auf GSYard<br />
Nahezu im Vierwochentakt wird auf der GSYard in Waterhuizen<br />
bei Groningen ein Binnenschiff fertig gestellt. Auch <strong>2019</strong><br />
scheint sich diese Taktrate einzustellen<br />
Von Hermann Garrelmann<br />
Ohne Probleme glitt die »Saskia Reich«<br />
auf der GSYard in Waterhuizen<br />
in das Winschoter Diep<br />
© J.J. ten Have<br />
32<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
Reeder Christian Büchting (l.)<br />
und Kapitän Darik Wojkowski freuen sich<br />
auf die neue »Katharina Burmester«<br />
© J.J. ten Have<br />
Stapellauf, Taufe, Probefahrt, Ablieferung,<br />
das sind die Taktgeber für die Schiffbauer<br />
am Winschoter Diep. Dazwischen liegen<br />
Tausende an Arbeitsstunden, einige Hundert<br />
Tonnen Stahl, endlose Strom- und<br />
Datenleitungen und der Feinschliff in allen<br />
Gewerken. Seit vor gut zehn Jahren<br />
Daniel Gausch und Christian Hochbein<br />
die Werft übernommen haben, sind über<br />
100 Neubauten entstanden: Tanker, Trockenfrachter<br />
sowie auch Kaskos für Flusskreuzer.<br />
Den Auftakt in diesem Jahr machte<br />
mit dem Trockenfrachter »Sol« ein quasi<br />
hausinterner Kunde. Eigner des in der ersten<br />
Februarhälfte abgelieferten und nach dem<br />
Sunrise-Konzept gebauten Frachters ist Oneship<br />
mit Sitz in Marktheidenfeld am Main.<br />
Sofort nach der Probefahrt ging der Neubau<br />
beladen auf den Maidentrip nach Duisburg.<br />
Dass auch Frachter nach dem von der Werft<br />
entwickelten Leichtbau-Prinzip gefertigt werden,<br />
ist bislang eher die Ausnahme. Nach der<br />
»Enterprise« ist die »Sol« das zweite Exemplar<br />
mit 110 m Länge. Für John Mulder, dem GS-<br />
Yard-Projektmanager, ist die Sunrise-Konzeption<br />
aber die Antwort auf neue Herausforderungen,<br />
zu denen nach seiner Aussage<br />
auch der Klimawandel gehört. Zu erwartende<br />
niedrige Wasserstände fordern Schiffe für<br />
wenig Tiefgang, so seine Erwartung.<br />
Das setzt man bei der GSYard in mehreren<br />
Aspekten um: Kleinere Motoren, hier<br />
zwei Volvo Penta D16MH mit 750 PS, sowie<br />
geringere Schraubendurchmesser der<br />
Doppelschrauben. Das allein würde rund<br />
2,5 t Gewicht sparen, weiß Mulder. Bei der<br />
»Sol« führt das neue Konzept zu einem Ladevermögen<br />
von 2.691 t bei einem Tiefgang<br />
von 2,50 m. Für einen 109,55 m langen und<br />
11,45 m breiten Frachter ist das ein gutes Verhältnis<br />
zwischen Schiffskorpus und Tragfähigkeit.<br />
Einheiten mit vergleichbaren Abmessungen<br />
würden etwa 150 t bis 200 t<br />
weniger laden können, so die Berechnungen.<br />
Dafür wurde vom zu verwendenden Stahl<br />
bis hin zur Ausstattung alles auf den Prüfstand<br />
gestellt, um Gewicht beim Schiff zu sparen,<br />
betont Mulder, der damit für die Werft<br />
einen deutlichen Wettbewerbsvorteil sieht.<br />
Eigentlich, so der Experte, sei die Entwicklung<br />
von neuen Schiffstypen wie auch die weiterer<br />
Innovation in diesem Bereich ein Fall für<br />
Förderprogramme seitens der Europäischen<br />
Union. Da habe der Schiffbau in den Niederlanden<br />
bislang große Zurückhaltung geübt.<br />
Ganz ohne Förderprogramm wurde die<br />
»Katharina Burmester« an einen Stammkunden<br />
der GSYard, die Reederei Burmester, geliefert.<br />
Das 85 m x 9,60 m große Tankschiff,<br />
ebenfalls nach dem Sunrise-Konzept gebaut,<br />
ist die 13. Einheit in der Burmester-Flotte und<br />
schließt die Umstellung auf Doppelhülle bei<br />
der Reederei ab. Nach »Burmester 100« griff<br />
Reeder Büchting wieder auf Familiennamen<br />
Wir wünschen der »Saskia Reich«<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
33
Schiffstechnik<br />
Mit Burmester-Farben auf Probefahrt: Die »Katharina Burmester« trägt den Sunrise-Schriftzug über Flüsse und Kanäle<br />
© J.J. ten Have<br />
zurück und bleibt so der Tradition des<br />
Unternehmens treu: Katharina heißt die<br />
Tochter des erfolgreichen Reeders.<br />
Die »Katharina Burmester« ist das fünfte<br />
Sunrise-Schiff in der Burmester-Flotte.<br />
Mit der über die gesamte Breite gehenden<br />
Wohnung ist der Schiffstyp von weitem<br />
erkennbar. Ein wenig ist auch Christian<br />
Büchting geistiger Vater der Sunrise-Entwicklung,<br />
war er doch beim ersten Schiff<br />
dieses Types 2012 eng in die Entwicklung<br />
eingebunden.<br />
Angetrieben von zwei Volvo Penta<br />
D13MH-Motoren mit 368 kW(500 PS) bei<br />
1.800 Umdrehungen pro Minute bringen<br />
die »nur« 1,40 m großen 4-Blatt-Promarin-Schrauben<br />
die »Katharina Burmester«<br />
auf die geforderten Geschwindigkeiten.<br />
Motoren dieser Größenordnung<br />
laufen sparsamer und geben folglich weniger<br />
Schadstoffe an die Umwelt ab.<br />
Mit den Abmessungen und der Motorenausstattung<br />
ist das neue, 1.558 t<br />
tragende Schiff ganz besonders für die<br />
Kanalfahrt ausgelegt. Das passt zum Firmenprofil<br />
des in Luxemburg ansässigen<br />
Unternehmens: »Kanalfahrt ist unsere<br />
Spezialität, darin sind wir erfahren und<br />
dort fühlen wir uns zu Haus«, beschreibt<br />
Büchting den Firmenschwerpunkt. Gelegentlich<br />
sind Burmester-Schiffe aber<br />
auch in anderen Revieren zu entdecken.<br />
Zum Beispiel, wenn der Befrachter Main<br />
Tank Service die »Florian Burmester«<br />
(ex »Necton«) mit kleineren Partien auf<br />
Rheinfahrt schickt.<br />
Die Frage an Büchting, warum er den<br />
Neubau bei der Werft in Waterhuizen in<br />
Auftrag gab, erübrigt sich fast. Hier entstanden<br />
bislang sechs Schiffe seiner Flotte,<br />
und nebenher ein Höchstmaß an Vertrauen<br />
zu den beiden Werftchefs Gausch<br />
und Hochbein, die inzwischen mehr sind<br />
als nur Geschäftsfreunde.<br />
Büchting nennt aber noch einen weiteren,<br />
ganz praktischen Grund für die<br />
Wahl des Schiffstyps. »In unserer Flotte<br />
fahren nun fünf Sunrise-Tanker. Unsere<br />
Leute, die diese Schiffe kennen, sind<br />
auf allen fünf einsetzbar. Das macht den<br />
manchmal schnellen Wechsel von Mitarbeitern<br />
einfach. »Auf jedem Schiff könnten<br />
sie – aus dem Stand heraus – ins Steuerhaus<br />
oder den Maschinenraum. Sie<br />
würden nicht nur die Lade- und Löschinstallationen,<br />
sondern jede Pumpe<br />
und jedes Ventil kennen. Daher müsse<br />
man die Mitarbeiter nicht separat ausbilden.<br />
Kapitän Darik Wojkowski, der das Ruder<br />
auf der »Katharina Burmester« übernimmt,<br />
kennt und lebt diesen Vorteil.<br />
Bis vor einiger Zeit fuhr er auf der »Lotti<br />
Burmester« und kann nun ohne nennenswerte<br />
Umstellung als Chef auf dem<br />
jüngsten Neubau eingesetzt werden. Zudem<br />
profitiert Wojkowski natürlich auch<br />
von seiner 35-jährigen Erfahrung in der<br />
Binnenschifffahrt. Acht Jahre davon sind<br />
Seit über 100 Jahren im Dienst der Binnenschifffahrt:<br />
• Docks<br />
• Schlosserei<br />
• Dreherei<br />
• Ankerbau<br />
• Schweißboot<br />
Wir wünschen der<br />
TMS »Katharina Burmester«,<br />
TMS »Sol« und<br />
TMS »Saskia Reich«<br />
allzeit gute Fahrt<br />
und immer eine<br />
Handbreit Wasser<br />
unter dem Kiel!<br />
HEINRICH HARBISCH Schiffswerft GmbH<br />
47053 Duisburg | Außenhafen | Marientor | Werftstraße 47 | Tel. +49 (0) 203 61024 | Fax +49 (0) 203 61846 | E-Mail: harbisch@ha-du.de | www.ha-du.de<br />
34<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
im Schifferdienstbuch als »Schiffsführer<br />
bei Burmester« vermerkt.<br />
Das neue Kapitel, das Wojkowski nun<br />
aufschlägt, wird mit dem Heimathafen<br />
Hamburg verbunden sein und mit der<br />
Firma Tankpartner aus Kaltenkirchen<br />
als Befrachter. In den Tanks seines neuen<br />
Schiffes werden sich petrochemische<br />
Produkte, Äther oder leichte Chemie befinden,<br />
die über Wasserstraßen in Norddeutschland<br />
und den Niederlanden befördert<br />
werden.<br />
Für Willem Heeren, der bei der GSYard<br />
als Abbauchef für die »Katharina Burmester«<br />
fungierte, geht es nach der Ablieferung<br />
dieses 86-m-Tankers gleich an<br />
neue Aufgaben. Um im Takt der letzten<br />
Jahre zu bleiben, müssen sich die Werftleute<br />
flugs einem weiteren Projekt widmen,<br />
denn mit der »Saskia Reich«, die im<br />
Auftrag des Reeders Markus Reich gebaut<br />
wird, wartet die nächste Herausforderung.<br />
Nachdem erst im Dezember 2018 die<br />
»Holly Reich« vom Stapel lief, ging der<br />
Das Schanzkleid strahlt in Weiß: Der Sunrise-Frachter »Sol« auf dem Weg zur Probefahrt<br />
Kasko der »Saskia Reich« Mitte Februar<br />
ins Fahrwasser des Winschoter Diep.<br />
Dieser Neubau vom Sunrise-Typ, ausgelegt<br />
auf 110 m und mit 2.500 t Tragfähigkeit<br />
vermessen, wird den gleichnamigen<br />
Tanker (Bj. 2002, verl. 2008) ersetzen.<br />
Vorgesehen ist das neue Schiff für den<br />
Transport von Mineralölprodukten zwischen<br />
Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen.<br />
Ein gelegentlicher Einsatz auf<br />
dem Rhein bis nach Basel ist nicht ausgeschlossen.<br />
Die »alte« Saskia geht an die<br />
Reederei Jaegers und wird dort einen Eiltank-Namen<br />
bekommen.<br />
n<br />
© J.J. ten Have<br />
WIR WÜNSCHEN DER „KATHARINA BURMESTER“ VON REEDEREI BURMESTER UND<br />
DER „AUTAN“ VON CHEMGAS UND IHREN BESATZUNGEN ALLZEIT GUTE FAHRT!<br />
Beide Schiffe sind mit Van der Velden ® Rudern und Ruderanlagen ausgestattet, bei der Autan wurde außerdem<br />
ein Van der Velden ® FLEX Tunnel installiert.<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
35
Schiffstechnik<br />
Chemgas schließt Drillingsserie ab<br />
Die Taufe des LPG-Tankers »Autan« von Chemgas vervollständigt das Neubautrio,<br />
zu dem noch die »Alize« sowie die »Aurora« gehören<br />
Von Hermann Garrelmann<br />
Mitte Januar war es soweit. In Rotterdam<br />
wurde der Gastanker »Autan«<br />
als drittes Schiff aus der Triple-A-Serie<br />
von Chemgas Shipping getauft. Triple-A,<br />
weil alle drei Schiffe die auf »windige Namen«<br />
getauft wurden, mit dem Buchstaben<br />
»A« beginnen.<br />
Wie die Schwesterschiffe ist die »Autan«<br />
110 m lang und 11,40 m breit und<br />
auf eine Tankkapazität von 2.800 m³<br />
ausgelegt. Die Kaskos kommen aus Kladovo<br />
an der Donau von der Werft Gebr.<br />
De Jonge Shipbuilding Services. Der<br />
Abbau erfolgte mit Hilfe vieler weiterer<br />
Unternehmen auf der TeamCo Werft in<br />
Heusden.<br />
Auch die »Autan« verfügt über einen<br />
Diesel-Direktantrieb mit einem Caterpillar<br />
3512 C DI-TA electronic Hauptmotor,<br />
der eine maximale Leistung von 1.194 kW<br />
(1.600 PS) bei 1.600 U/min entfaltet. Dieser<br />
Motor mit Zertifikat nach CCR2 ist bereit<br />
für die kommende Abgasnorm Stufe<br />
V. Diese Norm, so Chemgas-Chef Gunther<br />
Jaegers, werde für solche Motoren<br />
gelten, die nach dem 1. Januar nächsten<br />
Jahres eingebaut würden.<br />
Um die Anforderungen nach<br />
Stufe V zu erfüllen, muss das<br />
System mit einem Partikelfilter<br />
und einem SCR-Katalysator ausgestattet<br />
sein. Dabei wird Adblue, ein Gemisch<br />
aus Wasser und Harnstoff, in die Abgase<br />
eingespritzt, um die Stickoxid-(NO x )-<br />
© Chemgas<br />
Auf Anhieb: Die Taufe<br />
der »Autan« in Rotterdam<br />
verlief problemlos<br />
In kalter Januarsonne: Der LPG-Tanker »Autan«<br />
von Chemgas an der Kaje in Rotterdam<br />
36<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
Emissionen innerhalb der Normvorgabe<br />
zu halten. »Die ›Autan‹ ist schon bereit<br />
dafür. So ist beispielsweise Platz für den<br />
Adblue-Tank«, versichert Jaegers anlässlich<br />
der Taufe. Eigentlich, so der Unternehmenschef<br />
weiter, habe man sofort in<br />
Stufe-V-Motoren investieren wollen. Die<br />
Technologie sei verfügbar, aber es gebe<br />
noch keine Motoren mit Typgenehmigung.<br />
Ergo müsse man noch warten.<br />
Mit dem verbauten Antrieb ist die »Autan«<br />
bis zu 22 km/h schnell unterwegs.<br />
»Das ist ziemlich schnell für ein Binnenschiff«,<br />
sagt Jaegers mit leichtem Schmunzeln.<br />
Es sei zwar keine Formel-1-Geschwindigkeit,<br />
aber eine große Leistung.<br />
Flex-Tunnel bewährt sich<br />
Eine Besonderheit aller drei Schiffe ist<br />
auch der eingebaute Flex-Tunnel. Diese<br />
einklappbare Tunnelschürze, entwickelt<br />
von Joachim Zöllner von der DST in<br />
Duisburg und heute vertrieben von Damen<br />
Marine Components (ehemals Van<br />
der Velden Marine Systems), verleiht den<br />
Schiffen die Fähigkeit, auch bei geringen<br />
Wasserständen optimal zu laden. Die<br />
anhaltende Trockenheit 2018 mit den<br />
niedrigen Wasserständen hätten die Effizienz<br />
des Flex-Tunnels bereits bei den<br />
Schwesterschiffen »Alize« und »Aurora«<br />
bewiesen, bestätigt Etienne Wesselman,<br />
kaufmännischer Leiter bei Chemgas<br />
Barging.<br />
Neben der verbesserten Niedrigwasser-<br />
Tauglichkeit verleiht der Flex-Tunnel in<br />
Verbindung mit dem optimierten Unterwasser-Rumpf<br />
und dem in Düse laufenden<br />
Fünfflügel-Propeller mit 1.800 mm<br />
Durchmesser den Schiffen auch eine<br />
ansehnliche Kraftstoffersparnis. Auch<br />
wenn er noch kein exaktes Resultat nennen<br />
könne, die bislang vorliegenden Ergebnisse<br />
seien, wie die Schiffe überhaupt,<br />
vielversprechend, sagt Wesselman.<br />
Als Neuerung ist auch ein durch die<br />
Hauptmaschine hydraulisch angetriebener<br />
Generator zu nennen, der während<br />
des Normalbetriebes so viel Strom erzeugt,<br />
dass ein weiterer Generator nicht<br />
betrieben werden muss. Stilliegend erzeugen<br />
dann Caterpillar-Generatoren<br />
den erforderlichen Strom, der unter anderem<br />
die sechs Deepwell-Pumpen antreibt,<br />
die als Löschpumpen arbeiten.<br />
Trotz des Überdrucks von 16 bar, der in<br />
den zylindrischen Gastanks herrscht, erfolgt<br />
die Entleerung nicht von allein, da<br />
auch die aufnehmenden Lagertanks unter<br />
Druck stehen.<br />
Für die elektrische Versorgung des<br />
Bugstrahlers sowie der Lösch- und Ladepumpen<br />
steht ein Genset mit Caterpillar-Motor<br />
und Stamford-Generator unter<br />
Deck, das 532 kVA leistet. Ein weiteres<br />
Genset, das mit einem 313 kVA starken<br />
Leroy Somer-Generator hinter einem Caterpillar-Motor<br />
ausgestattet ist, versorgt<br />
diverse Stromabnehmer. Ein 63,8 kVA<br />
leistendes kleines E-Kraftwerk ergänzt<br />
das Energieangebot an Bord.<br />
Mit dem jetzt kompletten Dreierersatz<br />
an Coastern sind die Chemgas-<br />
Neubauten zunächst abgeschlossen. Die<br />
weiteren anstehenden Investitionen, so<br />
Etienne Wesselman, werden sich auf die<br />
Seeschiff-Flotte beziehen. Die geplanten<br />
Ablieferungen sind für 2020 und<br />
2021 geplant, sie werden konventionellen<br />
Gasöl-Antrieb haben und nach IMO<br />
Tier III zertifiziert. Weiteres Wachstum,<br />
so Wesselman, werde man marktabhängig<br />
planen, im Vordergrund stehe zunächst,<br />
die Flotte »up to date« zu halten.<br />
Damit das auch bei dem nun getauften<br />
Neubau gelingt, hatte Gunther Jaegers<br />
für den Schiffsführer der »Autan«, Kapitän<br />
Bert van der Plas, noch einen guten<br />
Rat parat: »Achtung, diese Dame ist<br />
einiges an Geld wert. Bitte keine Kratzer<br />
dranmachen.« Bei van der Plas ist dieser<br />
Rat gut aufgehoben: Er hat die beiden<br />
Schwesterschiffe bereits gefahren, ohne<br />
Kratzer, aber mit viel Lob: »Sie fahren<br />
ausgezeichnet«, so sein Urteil über die<br />
Schiffe, die den Rhein hinauf bis nach<br />
Ludwigshafen und in die Schweiz fahren<br />
können.<br />
n<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
37
Schiffstechnik<br />
Nach dem erfolgreichen Stapellauf wurde die »Krabbe« vom Arbeitsschiff »Kienitz«<br />
an den Ausrüstungskai gefahren, wo sie für die Erprobungsfahrten vorbereitet wurde<br />
SET lässt Baggerschiff zu Wasser<br />
Bei der SET-Schiffswerft Genthin ist das Anfang 2018 auf Kiel gelegte Baggerschiff<br />
»Krabbe« getauft worden und vom Stapel gelaufen. Genutzt wird es künftig vom<br />
Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Magdeburg. Haupteinsatzgebiet ist die Elbe<br />
Von Christian Knoll<br />
Knapp 13 Monate sind seit der Kiellegung<br />
vergangen. Am 8. März wurde<br />
das Baggerschiff mit der Baunummer<br />
201 auf der Genthiner SET-Werft feierlich<br />
auf den Namen »Krabbe« getauft.<br />
Beim anschließenden Stapellauf wurde<br />
es schließlich in das Wasser des Elbe-Havel-Kanals<br />
gesetzt. Taufpatin war Margit<br />
Walter, Frau des künftigen Schiffsführers<br />
Andreas Walter, die dank einer<br />
von der Werft hergestellten Vorrichtung<br />
mit Bravour und Kraft die Sektflasche mit<br />
dem ersten Versuch zum Platzen brachte.<br />
»Ich bin sehr stolz darauf, dass ausgerechnet<br />
mein Mann für die Führung<br />
dieses schönen Schiffes auserwählt wurde«,<br />
sagte sie. Margit Walter ist Besitzerin<br />
eines Blumengeschäfts in Halle an der<br />
Saale. Und die Saale gehört auch zum Arbeitsbereich<br />
des WSA Magdeburg ebenso<br />
wie der Saale-Leipzig-Kanal und die<br />
Elbestrecke vom Saalhorn, Ekm 290, bis<br />
zur Mündung des des Elde-Müritz-Kanals,<br />
Ekm 503, sowie der Elbe-Havel-<br />
Kanal von Hohenwarthe an der Elbe bis<br />
zum Wendsee bei Kirchmöser/Wustererwitz<br />
an der Unteren Havel-Wasserstraße.<br />
Das Arbeitsschiff hat ein Länge von<br />
36 m und eine Breite von 9,60 m. Bestandteil<br />
des Neubaus ist auch ein knapp<br />
50 t schwerer Hydraulikbagger, weshalb<br />
man in der Gesamtheit auch von einem<br />
»Schwimmgreifer« spricht.<br />
In Auftrag gegeben wurde der rund<br />
4,2 Mio. € teure Schwimmbagger von der<br />
Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung<br />
(WSV). Nutzer des Schiffes wird das<br />
WSA Magdeburg sein. Der Heimathafen<br />
des schwimmenden Arbeitsgerätes wird<br />
nach den Erprobungen und der endgültigen<br />
Abnahme der Außenbezirk 1 (Abz. 1)<br />
in Niegripp sein. Der Neubau wird hauptsächlich<br />
auf der Elbe von der Saalemündung<br />
bei km 290 bis zur Schleuse Niegripp<br />
bei Ekm 346,5 eingesetzt.<br />
»Durch die vollwertige Ausstattung mit<br />
drei Einzelkabinen, Küche, WC und Dusche<br />
sind in Zukunft auch mehrtägige,<br />
überregionale Einsätze vorstellbar. Aufgabe<br />
der Besatzung ist es dabei, die Sohle<br />
der Elbe auf einer bestimmten Tiefe zu<br />
halten, beispielsweise Sandablagerungen<br />
oder Hindernisse aus der Fahrrinne<br />
zu entfernen. Damit sich das Schiff beim<br />
Baggern nicht von der Stelle bewegt, verfügt<br />
es über zwei hydraulisch klappbare<br />
Stelzen, die sich mit einer Kraft von je 14 t<br />
in den Flussboden drücken«, sagte SET-<br />
Geschäftsführer Olaf Deter bei der Taufe.<br />
Angetrieben wird das Schiff durch zwei<br />
je 400 PS (294 kW) starke Volvo-Dieselmotoren,<br />
die ihre Kraft auf zwei um 360°<br />
drehbare Schottel-Ruderpropeller übertragen.<br />
Dadurch sei das Schiff sehr wendig<br />
und benötige kein klassisches Ruder,<br />
so Deter. Weiterhin verfügt es über eine<br />
Abgasnachbehandlung mit Harnstoffeinspritzung,<br />
ähnlich wie bei modernen Lkw<br />
und Bussen, um die Stickoxidemissionen<br />
weitgehend zu reduzieren.<br />
Durch die Elektriker der Werft wurden<br />
knapp 10 km Kabel im Schiff verlegt.<br />
Auch im Steuerhaus sei man man mit der<br />
Zeit gegangen. Schalter und Taster finde<br />
man hier kaum noch, stattdessen aber<br />
jede Menge Bildschirme. Und die meisten<br />
Funktionen könnten über die zwei<br />
zehn Zoll großen Touchbildschirme gesteuert<br />
werden.<br />
Im Maschinenraum befinden sich<br />
zwei Hilfsdieselaggregate, welche die<br />
erforderliche Elektroenergie der Bordnetzverbraucher<br />
im Arbeits- wie auch<br />
im Hafenbetrieb sicherstellen würden.<br />
Erforderliche Pumpen- und Winden-<br />
38<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
Margit Walter, Ehefrau des Schiffsführers<br />
Andreas Walter, schaffte es im ersten Versuch,<br />
dem neuen Schiff seinen Namen zu geben<br />
©<br />
© Knoll<br />
SET-Geschäftsführer Olaf Deter<br />
beglückwünscht die 40 Mitarbeiter der<br />
Genthiner SET-Werft für ihre gute Arbeit<br />
technik sowie ein höhenverfahrbares Ruderhaus runden<br />
die technische Ausrüstung ab.<br />
»Neben den modernen elektronischen und navigatorischen<br />
Anlagen und Systemen ist auch ein moderner<br />
und wohnlich gestalteter Unterkunftsbereich natürlich<br />
selbstverständlich und bietet der künftigen Besatzung<br />
bestmögliche Arbeitsbedingungen«, ergänzte der SET-<br />
Geschäftsführer.<br />
Als Protagonist für den späteren Schiffseinsatz diene<br />
der leistungsstarke Bagger, der in den nächsten Tagen<br />
das Arbeitsdeck des neuen Schiffes in Beschlag nehmen<br />
werde. Es handele sich um einen modernen Hydraulik-<br />
Raupenbagger vom Typ R 946 der Firma Liebherr, der<br />
mit seinen 300 PS in den kommenden Jahren so einiges<br />
an Material bewegen werde.<br />
Deter lobte besonders die Leistungen in den Bereichen<br />
Schiffbau, Maschinenbau und Elektrik, die durch<br />
die Belegschaft der Werft selbst erbracht wurden. »Für<br />
die Bereiche Innenausbau, Heizung/Sanitär oder Konservierung<br />
arbeiten wir eng mit regionalen Unternehmen<br />
zusammen.« Deter nannte dabei besonders die<br />
Tangermünder Firmen Holztec und den Maschinen-<br />
Wir wünschen allzeit gute Fahrt<br />
Wir wünschen<br />
allzeit gute Fahrt!<br />
Funk, Radar, AutoPilot, Wendezeiger, AIS, ECDIS, SAT TV<br />
Alphatron Marine Deutschland GmbH<br />
M +49 4101 377 10<br />
F +49 4101 377 111<br />
Alphatron Marine Deutschland GmbH<br />
M +49 4101 377 10<br />
W alphatron.de<br />
E info@alphatron.de<br />
Pinneberg - Rostock - Leer<br />
info@alphatron.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
39
Schiffstechnik<br />
Der Raupenkran wird künftig auf der »Krabbe« seinen Platz haben und helfen, die Tauchtiefen der Elbe zu verbessern<br />
© Knoll<br />
Maschinen-Metall-Heizungsbau GbR<br />
Geschäftsführer<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Querfurth<br />
Bahnhofstraße 51<br />
39590 Tangermünde<br />
An allen Schiffen seit 1990 waren wir beteiligt.<br />
Internet: www.mmh-querfurth.de • E-Mail: info@mmh-querfurth.de<br />
Telefon - phone: +49 (0) 39322 20<strong>04</strong> • Fax - fax: +49 (0) 39322 92930<br />
40<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
Metall-Heizungsbau Querfurth, die seit<br />
1990 bisher an allen Schiffen mitgebaut<br />
haben. Für die hohe Umweltfreundlichkeit<br />
der »Krabbe« mit Hilfe der neuen<br />
Entstickungsanlage ist die Firma Fischer<br />
Abgastechnik aus Emsdetten zuständig,<br />
welche die SET-Schiffswerften bereits<br />
bei anderen Neubauten unterstützt hat.<br />
Ferner unterstrich Deter, dass die SET-<br />
Schiffswerften bei Kreuzfahrt- und Fahrgastschiffen<br />
Abwasserreinigungsanlagen<br />
einbauten, wie kürzlich in Tangermünde<br />
beim Flusskreuzfahrtschiff »Königstein«,<br />
dessen Abwasserreinigungsanlage<br />
von der Firma Martin Membrane<br />
Systems aus Berlin stammt.<br />
Die 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Werft sind stolz auf das Schiff<br />
»Made in Genthin«, denn es ist ein Unikat<br />
und kein Serienschiff, also in echter Handarbeit<br />
mit Unterstützung durch moderne<br />
Schneid- und Schweißtechnik entstanden.<br />
Testfahrt auf dem Beetzsee<br />
In den kommenden zwei Wochen starte<br />
die Inbetriebnahme der einzelnen Systeme<br />
und anschließend gehe es zur großen<br />
vierstündigen Testfahrt auf den Beetzsee<br />
bei Brandenburg.<br />
Der Bereichsleiter für Schiffbau, Maschinenbau,<br />
Nachrichten, Elektro- und<br />
Fahrzeugtechnik des WSA Magdeburg,<br />
Michael Burger, lobte, stellvertretend<br />
für seinen Amtsleiter Tjark Hildebrandt,<br />
die hohe Qualität des Schiffbaus der<br />
Genthiner SET-Werft. »Mit dem neuen<br />
Schwimmbagger werden wir in den Elbestrecken<br />
V und VI, also zwischen Saalhorn<br />
und Niegripp, dazu beitragen, der<br />
Schifffahrt durch regulierende Maßnahmen<br />
bestmögliche Tauchtiefen bereitzustellen.«<br />
Allerdings schränkte er auch ein,<br />
dass bei so einem extremen Niedrigwasser<br />
wie im vergangenen Jahr auch der<br />
modernste Schwimmbagger nicht zaubern<br />
könne. Aber er zeigte sich sicher,<br />
dass das neue Schiff alle Aufgaben erfüllen<br />
werde. Außerdem freue er sich, dass<br />
die Besatzung sehr komfortable Wohnund<br />
Arbeitsbedingungen vorfinde, wenn<br />
das Schiff in den Einsatz gehen werde.<br />
Die Genthiner SET-Schiffswerft<br />
Nachdem im Dezember 1920 von der damaligen<br />
deutschen Reichsregierung der<br />
Beschluss gefasst wurde, als Fortsetzung<br />
des Baus des Mittellandkanals vom Ostufer<br />
der Elbe aus den Elbe-Havel-Kanal<br />
bis zum Wendsee bei Wusterwitz zu bauen<br />
und dabei Teile des Plauer- und das<br />
Ihlekanals einzubeziehen, entstand in<br />
Genthin 1921 ein Bauhof der damaligen<br />
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung.<br />
Dort wurden die für den Kanalausbau<br />
benötigten Schuten und Schiffe gefertigt.<br />
Aus diesem Bauhof entstand<br />
1950 die Schiffsreparatur-und Schiffbauwerft<br />
Genthin als Tochterunternehmen<br />
der Deutschen Schifffahrts- und<br />
Umschlagsunion (DSU) Magdeburg,<br />
aus der 1957 die Deutsche Binnenreederei<br />
(DBR) hervorging. Auf dieser Werft<br />
wurde 1961/62 die erste Kanalschubeinheit<br />
gefertigt, bestehend aus einen Schubschiff<br />
von 14,10 m Länge, 8,20 m Breite<br />
und 1,10 m Tiefgang und einem 190 PS<br />
starken Z-Antrieb sowie zwei Schubleichtern<br />
von 32,50 m Länge, 8,20 m Breite und<br />
440 t Tragfähigkeit. Sie entsprachen den<br />
auf den Hauptwasserstraßen der DDR zugelassenen<br />
Schleusenmaßen und Schiffsgrößen.<br />
Nachdem 1962 die Erprobungen<br />
zur Zufriedenheit abgeschlossen waren,<br />
wurden auf der Roßlauer Schiffswerft<br />
MENSCH UMWELT MASCHINE<br />
WIR ZEIGEN FLAGGE: INNOVATIVE<br />
MARITIME LÖSUNGEN FÜR DIE<br />
UMWELT...<br />
Abgasreinigungstechnik<br />
Rußpartikelfilter<br />
SCR DeNOx-Systeme<br />
Thermomanagement<br />
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Fischer Abgastechnik GmbH & Co. KG Spatzenweg 17 48282 Emsdetten<br />
Telefon: +49 (0) 25 72 / 960 49-49<br />
Fax: +49 (0) 25 72 / 960 49-50<br />
66 Schubschiffe dieses Typs und innerhalb<br />
von zehn Jahren auf mehreren Werften<br />
700 Schubleichter gebaut, die sich überwiegend<br />
noch heute bewähren.<br />
Auf der Genthiner Werft wurden anschließend<br />
die Eisbrechertypen »Elbe«<br />
und »Havel« entwickelt und gebaut.<br />
Das bis heute größte Fahrgastschiff für<br />
400 Personen auf DDR-Gebiet erfolgte<br />
1976 ebenfalls auf der Schiffswerft<br />
Genthin. Die »Mark Brandenburg« fährt<br />
bei der Stern und Kreis in Berlin und ist<br />
auch Berlins größtes Fahrgastschiff. In<br />
den 1980er-Jahren erfolgte letztlich in<br />
Genthin die Konstruktion für und der<br />
Bau von sechs flachgehenden Stromschubschiffen<br />
vom Typ SSS Elbe von<br />
38 m Länge, 10,30 m Breite und 0,80 m<br />
Tiefgang mit je 2 x 4<strong>04</strong> kW, die sich heute<br />
ebenfalls noch sehr gut bewähren.<br />
Als SET-Schiffswerft ist Genthin heute<br />
auf den Bau von Behördenschiffen, Polizeibooten<br />
und Baggerschiffen spezialisiert.<br />
Auch als Reparaturwerft genießt das Unternehmen<br />
einen sehr guten Ruf. n<br />
E-Mail:<br />
Internet:<br />
info@fischer-at.de<br />
www.fischer-at.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
41
Schiffstechnik<br />
Mehr Schiffe sorgen für mehr Abwasser<br />
In der deutschen Binnenschifffahrt wurden im Jahr 2017 über 227 Mio. t Güter<br />
transportiert. Dazu werden Flusskreuzfahrten immer beliebter – 2018 wurde ein neuer<br />
Höchststand erreicht. Steigende Abwassermengen sind die Folge<br />
Dazu zählen neben häuslichem Abwasser<br />
auch Waschwässer aus dem<br />
Ladungsbereich und Bilgenwasser. Seit<br />
Dezember 2012 dürfen Fahrgastschiffe<br />
kein unbehandeltes häusliches Abwasser<br />
in die Gewässer mehr einleiten.<br />
Das Abwasser kann an Bord zwischengespeichert<br />
und dann an Land entsorgt<br />
oder alternativ mit einer Bordkläranlage<br />
behandelt werden. Während der Zulassungsprüfung<br />
der Bordkläranlage und<br />
dem Betrieb an Bord sind dabei verschiedene<br />
Grenzwerte einzuhalten.<br />
Regeln für ältere Schiffe<br />
Für Bordkläranlagen, die vor Dezember<br />
2011 in Betrieb genommen wurden und<br />
noch über keine Zulassung für den Einsatz<br />
auf Fahrgastbinnenschiffen verfügen,<br />
können Übergangsvorschriften in Anspruch<br />
genommen werden. Die Bordkläranlagen<br />
dürfen unter bestimmten Voraussetzungen<br />
und nach einer Prüfung durch<br />
einen Technischen Dienst weiter an Bord<br />
betrieben werden. PIA bietet als anerkannter<br />
Technischer Dienst neben der Typenprüfung<br />
auch die Beprobungen zur Überwachung<br />
im laufenden Betrieb und die<br />
Untersuchung von Bestandsanlagen an.<br />
Reinigung des Laderaums<br />
Die Behandlung von Abwässern in der<br />
Binnenschifffahrt beschränkt sich jedoch<br />
nicht auf den häuslichen Bereich.<br />
In Teil B der Anwendungsbestimmung<br />
des »Übereinkommens über die Sammlung,<br />
Abgabe und Annahme von Abfällen<br />
in der Rhein- und Binnenschifffahrt«<br />
(CDNI) ist der Umgang mit den Resten<br />
und Abfallstoffen, die beim Transport<br />
von Ladung entstehen, geregelt. Um eine<br />
Verunreinigung einer Ladung zu verhindern,<br />
müssen bei einem Ladungswechsel<br />
der Laderaum (oder Tank) gereinigt und<br />
von den Resten der zuvor transportierten<br />
Fracht befreit werden. Die Verwendung<br />
von Waschwasser spielt dabei eine<br />
wichtige Rolle, da sie das Verarbeiten von<br />
Ladungsabfällen zu einer logistisch aufwändigen<br />
und damit kostspieligen Angelegenheit<br />
machen kann.<br />
In Abhängigkeit der Güterart und des<br />
Entladungsstandards ist der Umgang<br />
von Waschwasser mit Ladungsrückständen<br />
geregelt. Unterschieden wird in den<br />
Entladungsstandard A (besenrein oder<br />
nachgelenzt in den Laderäumen oder Ladetanks)<br />
und Entladungsstandard B (vakuumrein<br />
in den Laderäumen).<br />
Für bestimmte Güterarten ist die Einleitung<br />
des Waschwassers mit Ladungsrückständen<br />
unter Einhaltung entsprechender<br />
Entladungsstandards erlaubt;<br />
für andere Güterarten ist die Einleitung<br />
in eine Kanalisation zur weiteren Behandlung<br />
in einer kommunalen Kläranlage<br />
verpflichtend. Enthält das Waschwasser<br />
Substanzen, die die Funktion<br />
der Kanalisation beeinträchtigen können,<br />
ist das Waschwasser mittels Tankwagen<br />
zu einer Kläranlage zu befördern.<br />
Die Abfuhr von Waschwasser ist ebenfalls<br />
verpflichtend, wenn aufgrund des<br />
Transportgutes das Waschwasser einer<br />
Sonderbehandlung zu unterziehen ist<br />
und nicht in einer kommunalen Kläranlage<br />
mehr behandelt werden kann.<br />
Eine Sonderbehandlung ist z.B. für Güter<br />
aus dem Bereich Mineralölerzeugnisse<br />
sowie bestimmte Metallabfälle<br />
vorgesehen.<br />
Die Entsorgungsstandards wurden<br />
durch eine internationale Sachverständigengruppe<br />
bereits überarbeitet und<br />
sind am 1. Januar 2018 in Kraft getreten.<br />
Ebenfalls wurde ein elektronisches Instrument<br />
WaSTo (Waste Standards Tool)<br />
entwickelt, um die Anwendung der Entladungsstandards<br />
zu erleichtern.<br />
42<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
© Joswig<br />
Zu wenig Abfallannahmestellen<br />
Parameter Konzentration Probenahmeart<br />
Biochemischer Sauerstoffbedarf (<strong>BS</strong>B 5)<br />
20 mg / l 24h Mischprobe<br />
25 mg / l Stichprobe, homogenisiert<br />
Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB)<br />
100 mg / l 24h Mischprobe<br />
125 mg / l Stichprobe, homogenisiert<br />
Gesamter organisch gebundener Kohlenstoff (TOC)<br />
35 mg / l 24h Mischprobe<br />
45 mg / l Stichprobe, homogenisiert<br />
Während der Typprüfung im Ablauf der Bordkläranlage (Testanlage)<br />
einzuhaltende Grenzwerte<br />
Parameter Konzentration Probenahmeart<br />
Biochemischer Sauerstoffbedarf (<strong>BS</strong>B 5) 25 mg / l Stichprobe, homogenisiert<br />
Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB)<br />
125 mg / l Stichprobe, homogenisiert<br />
150 mg / l Stichprobe<br />
Gesamter organisch gebundener Kohlenstoff (TOC) 45 mg / l Stichprobe, homogenisiert<br />
Während des Betriebes im Ablauf der Bordkläranlage einzuhaltende<br />
Überwachungswerte<br />
Eine in den Jahren 2015/2016 durchgeführte<br />
Befragung zur Umsetzung von<br />
Teil B (Ladungsrückstände) des CDNI-<br />
Übereinkommens zeigte einen erheblichen<br />
Mangel an Einrichtungen für die<br />
Annahme der Abfälle auf. Besonders ausgeprägt<br />
war dieser Mangel beim Umgang<br />
mit Waschwasser. Schifffahrttreibende<br />
gaben an, dass sie Umwege zurücklegen<br />
müssten, um zu einer geeigneten Annahmestelle<br />
für Waschwasser zu gelangen,<br />
und ggf. lange Wartezeiten in Kauf nähmen.<br />
Die korrespondierenden Antworten<br />
der Annahmestellen bestätigten dies. So<br />
räumten Annahmestellen ein, dass sie<br />
nicht über die geeignete Ausrüstung für<br />
die Annahme von Waschwasser, d.h.<br />
über eine Betriebskanalisation für die<br />
Einleitung in die Kanalisation, verfügen.<br />
Waschwässer mit ihren Ladungsrückständen<br />
können jedoch für kommunale<br />
Kläranlagen eine untypische Belastung<br />
darstellen, so dass von Seiten eines Kläranlagenbetreibers<br />
entweder umfangreiche<br />
Analysen eingefordert werden, bevor das<br />
Waschwasser angenommen wird oder die<br />
Annahme gänzlich verweigert wird.<br />
Vor diesem Hintergrund wurde bereits<br />
ein Leitfaden zur Reinigung der Laderäume<br />
von Binnenschiffen nach Düngemitteltransporten<br />
im Zuge eines Forschungsvorhabens<br />
(CDNI-Abwässer aus der Wäsche<br />
von Binnenschiffen) der Ostbayerischen<br />
Technischen Hochschule Regensburg erarbeitet.<br />
Mit dieser Handlungsanleitung soll<br />
allen Akteuren ein einfaches Instrument<br />
zur Verfügung gestellt werden, in dem die<br />
erforderlichen Maßnahmen zur optimalen<br />
Umsetzung des CDNI-Übereinkommens<br />
eindeutig dargestellt und erläutert sind.<br />
Im Hinblick auf Teil A des CDNI-<br />
Übereinkommens bleibt abzuwarten, inwiefern<br />
die Anforderungen im Anhang<br />
27 der Abwasserverordnung Einfluss auf<br />
die Ausgestaltung der an Bord von Bilgenentölungsbooten<br />
betriebenen Behandlungsanlagen<br />
nehmen wird.<br />
In einer Gesamtschau ist davon auszugehen,<br />
dass es noch weiterer Forschungsprojekte<br />
bedarf, um die Behandlung von<br />
Abwässern in der Binnenschifffahrt gesetzlichen<br />
Anforderungen anzupassen<br />
beziehungsweise im Hinblick einer nachhaltigen<br />
Gestaltung zu optimieren.<br />
Autoren: Arndt Kaiser,<br />
Prüf- und Entwicklungsinstitut für Abwassertechnik<br />
an der RWTH Aachen,<br />
kaiser@pia.rwth-aachen.de<br />
Markus Joswig,<br />
Prüfinstitut für Abwassertechnik,<br />
m.joswig@pia-gmbh.com<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
43
Schiffstechnik<br />
© Hamann<br />
Modular für alle Bedürfnisse<br />
Hamann bietet eine Technologie für die Abwasserbehandlung an, die sowohl<br />
auf Binnenschiffen als auch auf Seeschiffen zum Einsatz kommt. Der modulare Aufbau<br />
ermöglicht eine platzsparende und flexible Installation<br />
Die Lösung des Unternehmens, die<br />
auf Binnenschifffahrt genutzt wird,<br />
sind Abwasserbehandlungssysteme, die<br />
unter der Bezeichnung HL-Cont Plus<br />
RiverCruise laufen. Sie sind nach EU-<br />
Richtlinie 2012/49/EU zugelassen und<br />
bestehen aus drei Modulen. Sie kombinieren<br />
die Druckentspannungsflotationstechnologie<br />
(Module 1 und 3) mit einem<br />
Bewegtbett-Bioreaktor (Modul 2).<br />
Bei der Druckentspannungsflotation<br />
wird das gleiche Prinzip genutzt, das<br />
auch beim Öffnen einer Flasche mit Sprudelwasser<br />
zu beobachten ist: Unter Druck<br />
stehendes Wasser kann Luft halten, die<br />
bei Druckentlastung schnell in Form von<br />
Luftbläschen entweicht.<br />
In dem von Hamann angebotenen Abwasserbehandlungssystem<br />
wird das mazerierte<br />
Abwasser im Saturator unter<br />
Druck mit Luft angereichert. Über ein<br />
Druckentspannungsventil gelangt es in<br />
den Flotationstank, wobei die angereicherte<br />
Luft in Form von Mikrobläschen<br />
entweicht.<br />
Diese Mikrobläschen haften sich an<br />
den im Abwasser gelösten Feststoffpartikeln<br />
an und lassen sie aufschwimmen.<br />
Der sich im oberen Teil des Flotationstanks<br />
ansammelnde Schlamm wird abgeschöpft<br />
und in den Schlammtank geleitet.<br />
Das vorgeklärte Abwasser aus dem unteren<br />
Bereich des Flotationstanks wird<br />
weiter in den Bewegtbett-Bioreaktor geleitet.<br />
Dort wird die Kohlenstoffverbindung<br />
eliminiert (<strong>BS</strong>B5, CSB und TOC).<br />
Nach einer abschließenden Klärungsstufe<br />
mit Druckentspannungsflotation<br />
habe das Abwasser die erforderliche Qualität<br />
und könne über Bord geleitet werden,<br />
so Hamann.<br />
Als einen wichtigen Aspekt sieht der<br />
Anbieter den modularen Aufbau seines<br />
Systems an, dass »platzsparend und flexibel«<br />
installiert werden könne. Es besteht<br />
aus drei Modulen, die an verschiedenen<br />
Orten im Schiff installiert werden können,<br />
bei Bedarf sogar auf unterschiedlichen<br />
Decks. Somit könne der verfügbare<br />
Raum bei Refits und Neubauten gleichermaßen<br />
optimal genutzt werden.<br />
Durch die Kombination mehrerer Module<br />
in unterschiedlichen Größen ließe<br />
sich zudem die erforderliche Kapazität<br />
bereitstellen.<br />
Als einen weiteren Vorteil beschreibt<br />
Hamann die »Redundanz für maximale<br />
Ausfallsicherheit«. Für jeden Prozessschritt<br />
könne ein großes Modul durch<br />
mehrere kleine, redundante Module ersetzt<br />
werden, die zusammen die erforderliche<br />
Kapazität bereitstellten. Sollten<br />
ein oder mehrere Module ausfallen, würde<br />
das System mit reduzierter Kapazität<br />
weiterarbeiten, sagt der Abwasserexperte.<br />
Die Systeme kommen ohne Membran<br />
und Filter aus, die regelmäßig gereinigt,<br />
gewartet und ausgetauscht werden müssten.<br />
Der Routinebetrieb läuft vollständig<br />
automatisiert, alle Funktionen und Informationen<br />
können über das integrierte<br />
Touch-Display gesteuert und abgerufen<br />
werden.<br />
Für ein großes Flusskreuzfahrtschiff<br />
mit einer Kapazität von rund<br />
200 Personen kalkuliert Hamann mit<br />
230 l Schwarz- und Grauwasser – kombiniert<br />
pro Person und Tag. Das ergibt<br />
46.000 l Abwasser pro Tag. Für solche<br />
Fälle empfielt Hamann ein HL-Cont Plus<br />
RiverCruise-System mit einer Spitzenkapazität<br />
von 2.000 l pro Stunde.<br />
Das Unternehmen begleitet die Kunden<br />
nach eigenen Angaben vom Projektbeginn<br />
bis zur Inbetriebnahme. Darüber<br />
hinaus werden umfangreiche Engineering<br />
und Serviceleistungen angeboten.<br />
»So können wir für jedes Projekt die bestmögliche<br />
Lösung realisieren«, sagt Hamann.KF<br />
44<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
Barthel baut innovatives Elektro-Schubboot<br />
Es gilt als eines der innovativsten Projekte der jüngeren Vergangenheit. Ab Herbst<br />
entsteht auf der Schiffswerft Barthel mit der »Elektra« das erste Elektro-Schubboot, das mit<br />
Batterien und Wasserstoff angetrieben wird. Das Brennstoffzellen-Schiff kostet 7 Mio. €<br />
Die Brennstoffzelle gilt als Zukunftstechnologie,<br />
der mittel- und langfristig<br />
in der Binnenschifffahrt weitaus<br />
größere Chancen eingeräumt werden als<br />
zum Beispiel LNG. Doch aller Anfang ist<br />
schwer und teuer. Die »Elektra«, ein mit<br />
Brennstoffzelle und Batterien ausgestattetes<br />
Elektro-Schubboot, wird 7 Mio. €<br />
kosten. Die gesamten Projektkosten liegen<br />
mit 14 Mio. € sogar doppelt so hoch.<br />
Seit drei Jahren wird dieses innovative<br />
Schiff bereits entwickelt. Acht Projektpartner<br />
haben sich dafür zusammengetan.<br />
Federführend ist die Berliner<br />
Hafen- und Lagerhausgesellschaft (BE-<br />
HALA), für die das Schiff einmal fahren<br />
soll. Dazu kommen die Schiffswerft<br />
Hermann Barthel in Derben, diverse Zulieferer<br />
und als wichtiger Geldgeber der<br />
Bund. Er zahlt die Hälfte der Kosten, die<br />
andere Hälfte übernimmt die Behala.<br />
Die 20 m lange und 8,20 m breite<br />
»Elektra«, die bei einem Tiefgang von<br />
1,25 m auf eine Verdrängung von rund<br />
150 t kommt, soll zunächst in Berlin<br />
und ab 2022 auch auf der Langstrecke<br />
nach Hamburg eingesetzt werden. Ende<br />
2020 könnte das Schubboot den Testbetrieb<br />
aufnehmen, geplant iest eine ausgiebige<br />
Erprobung dieses Typ-Schiffes.<br />
Es ist ein mutiger Schritt, ein rein elektrisch<br />
betriebenes Schubboot sucht man<br />
auf Europas Flüssen und Kanälen bislang<br />
vergeblich. »Aber für uns ist das ganz<br />
klar die Zukunft«, sagt Klaus<br />
Lichtfuß, Leiter der<br />
Logistik bei der<br />
BEHALA.<br />
Die nötige Energie für die 2 x 200 kW<br />
leistenden Elektromotoren sollen leistungsfähige<br />
Batterien liefern, die von<br />
Land aus aufgeladen werden. »Das reicht<br />
für kurze Entfernungen«, sagt Lichtfuß.<br />
Im Streckenverkehr können an Bord<br />
aus Wasserstoff über eine Brennstoffzelle<br />
rund 300 kW an Leistung für die Grundlast<br />
erzeugt werden. Für Spitzenlast-Zeiten<br />
werden die Akkus zugeschaltet. Beim<br />
heutigen Stand der Technik reicht das für<br />
Distanzen von bis zu 130 km.<br />
Bei einer Strecke von 400 km zwischen<br />
Berlin und Hamburg und einer Fahrtdauer<br />
von vier bis sechs Tagen muss nach<br />
der Abfahrt aus dem Berliner Westhafen<br />
unterwegs »gebunkert« werden. Mindestens<br />
zwei Zwischenstopps sind erforderlich,<br />
das Aufladen der Akkus dauert immerhin<br />
sieben bis acht Stunden.<br />
Mit dem Hafen Lüneburg am Elbe-<br />
Seitenkanal (ESK) ist ein erster Partner<br />
bereits gefunden. Die Hafengesellschaft<br />
hat sich bereit erklärt, auf eigene Kosten<br />
rund 110.000 € in die benötigte Infrastruktur<br />
investieren, zur Hälfte auf eigene<br />
Kosten, zur anderen Hälfte mit Geld<br />
aus dem Europäischen Fonds für regionale<br />
Entwicklung. Im<br />
Gegenzug könnte in<br />
Lüneburg der Güterumschlag<br />
beflügelt werden. Mit Haldensleben<br />
nördlich von Magdeburg steht<br />
die BEHALA noch in Verhandlungen,<br />
»da sieht es auch gut aus«, so Lichtfuß.<br />
Die »Elektra« könnte den Gütertransport<br />
dank ihres emissionsfreien und umweltfreundlichen<br />
Antriebs revolutionieren.<br />
Für die BEHALA könnte sie zum<br />
Beispiel den Schwergut-Leichter »Ursus«<br />
mit Turbinen von Siemens nach<br />
Hamburg schieben. Den 64,5 m langen<br />
und 9,5 m breiten Leichter (maximal<br />
1.400 t Verdrängung) hatte die BEHA-<br />
LA 2012 angeschafft. Denkbar ist aber<br />
auch die Beförderung anderer Güter in<br />
zwei konventionellen Leichtern, sofern<br />
die Gesamtlänge 165 m nicht übersteigt.<br />
Lichtfuß rechnet mit einer Signalwirkung<br />
für das gesamte Gewerbe. »Wir wollen<br />
zeigen, dass die Technik funk tioniert<br />
und sich in der Praxis bewährt.« Wenn<br />
dies gelinge, könnten viele andere Projekte<br />
folgen. Nicht nur in der Güterschifffahrt,<br />
sondern vor allem auch auf Passagierschiffen.<br />
Bislang gibt es mit der im<br />
Sommer 2017 am Essener Baldeneysee<br />
in Dienst gestellten »Innogy« überhaupt<br />
erst ein Ausfluggsschiff, das<br />
mit ähnlicher Technik unterwegs<br />
ist.KF<br />
© TU Berlin<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
45
Schiffstechnik<br />
Umweltfreundlich durchs Wattenmeer<br />
Die niederländische Reederei Doeksen setzt künftig zwei mit Erdgas betriebene Fährschiffe<br />
ein. Für den Antrieb sorgen die neuen mobilen 16-Zylinder-Gasmotoren von MTU<br />
Paul Melles, Chef der Reederei Doeksen<br />
Von seinem Schreibtisch aus hat Paul<br />
Melles einen grandiosen Blick auf<br />
das Wattenmeer: Vor seiner großen<br />
Fensterfront hat der Geschäftsführer<br />
der niederländischen Reederei Doeksen,<br />
die von ihrem Sitz in Harlingen<br />
aus Fährverbindungen zu den beiden<br />
Inseln betreibt, ein großes Stativ mit<br />
Teleskop aufgestellt. »Damit kann ich<br />
prima abschalten«, sagt der 58-Jährige.<br />
»Und es gibt immer etwas zu sehen.«<br />
Aktuell betreibt die Reederei neben<br />
drei Fähren, die sowohl Fahrzeuge als<br />
auch Passagiere zu den Inseln bringen,<br />
auch zwei Schnellfähren, einen Katamaran<br />
zum ausschließlichen Transport von<br />
RoRo-Frachtfahrzeugen sowie ein Wassertaxi.<br />
Bald bekommt Melles jeden Tag<br />
etwas zu sehen, auf das er sich schon seit<br />
Langem freut: zwei neue Fährschiffe, die<br />
das Unternehmen bereits vor drei Jahren<br />
bei der Werft Strategic Marine in Vietnam<br />
in Auftrag gegeben hat. Mit der<br />
MS »Midsland« soll dann eine der älteren<br />
Fähren ausrangiert werden.<br />
»Wir waren auf der Suche nach einem<br />
neuen Fährkonzept, das sowohl nachhaltig<br />
als auch innovativ ist«, erläutert Melles,<br />
der früher selbst zur See gefahren<br />
ist und dann zunächst Technischer Leiter<br />
und 2001 schließlich Geschäftsführer<br />
von Doeksen wurde. Nach einer eigens<br />
durchgeführten Konzeptstudie entschieden<br />
sich die Verantwortlichen, statt einer<br />
großen Fähre zwei kleinere, je 70 m lange<br />
Katamarane bauen zu lassen.<br />
Das macht nicht nur den Fahrplan<br />
flexibler und erlaubt mehr tägliche Abfahrten<br />
nach und von Terschelling möglich,<br />
sondern erhöht auch die Effizienz<br />
und senkt damit die Betriebskosten. Als<br />
Brennstoff der Wahl empfahl die Studie<br />
Flüssigerdgas (LNG) mit der Option, zukünftig<br />
Bio-LNG oder LBG (Liquified Bio<br />
Gas) zu verwenden.<br />
Gasmotor von MTU<br />
Dem Geschäftsführer ist es ein großes<br />
Anliegen, die Rederij Doeksen so<br />
umweltfreundlich wie möglich aufzustellen.<br />
»Der Klimawandel lässt sich<br />
nicht abstreiten, darum müssen wir<br />
handeln«, betont er. »Die meisten Fahrgäste,<br />
die unsere Fähren nutzen, kommen<br />
wegen der schönen Natur – wegen<br />
der schönen Inseln, der sauberen und<br />
frischen Seeluft.« Die Reederei nutze die<br />
Routen häufig, deswegen müsse sie auf<br />
die Umwelt aufpassen und sich um sie<br />
kümmern.<br />
Dazu gehört unter anderem, dass an<br />
allen Unternehmensstandorten grüner<br />
Strom genutzt wird, der Terminal in Harlingen<br />
von einer CO2-neutralen Pelletheizung<br />
beheizt wird und die bestehende<br />
Flotte perspektivisch ihre Emissionen<br />
reduzieren soll. Vor allem war aber von<br />
Anfang an klar, dass die beiden Schiffsneubauten<br />
einen umweltschonenden Antrieb<br />
erhalten sollten.<br />
»Ein vollelektrischer Antrieb kam für<br />
uns mit den derzeit auf dem Markt vor-<br />
46<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Schiffstechnik<br />
handenen Batteriesystemen noch nicht<br />
infrage«, erläutert Melles. Terschelling ist<br />
21 sm von Harlingen entfernt, da müssten<br />
nach jeder Fahrt die Batterien aufgeladen<br />
werden. »Die Zeit haben wir aber<br />
nicht, deswegen ist LNG momentan für<br />
uns die optimale Lösung.«<br />
Herzstück jeder Fähre sind zwei 16-Zylinder-Gasmotoren<br />
aus der MTU-Baureihe<br />
4000 mit je 1.492 kW Leistung, die<br />
direkt Festpropeller antreiben und damit<br />
für ein dynamisches Beschleunigungsvermögen<br />
sorgen. Bei einem Höchsttempo<br />
von 14 kn können die Neubauten<br />
bis zu 600 Passagiere und 64 Pkw befördern.<br />
»Wir kennen MTU als Hersteller<br />
von Hochleistungsdieselmotoren, die<br />
enorm zuverlässig sind. Von dem neuen<br />
Gasmotor sind wir komplett überzeugt.«<br />
Die wenigen LNG-betriebenen Schiffe,<br />
die derzeit schon in anderen Gewässern<br />
operieren, sind zumeist mit Dual-Fuel-Motoren.<br />
»Das brauchen wir<br />
nicht, weil wir auf einer festen Route<br />
von A nach B verkehren«, sagt Melles.<br />
Die Anlaufschwierigkeiten sind<br />
überwunden. Zunächst dauerte die<br />
Zertifizierung des mobilen Gasmotors<br />
durch die Klassifikationsgesellschaft<br />
Lloyd›s Register länger als ursprünglich<br />
gedacht. Anschließend geriet die Bauwerft<br />
in Vietnam in finanzielle Schwierigkeiten<br />
und stoppte für drei Monate<br />
die Arbeiten an den neuen Fähren. Erst<br />
nach Wochen einigten sich die zuständigen<br />
Banken auf eine Refinanzierung.<br />
Geplant ist nun, dass die nach den<br />
beiden friesländischen Seefahrern und<br />
Entdeckern benannten Neuzugänge der<br />
Flotte – die »Willem Barentsz« und die<br />
»Willem de Vlamingh« nach verschiedenen<br />
Tests im September den regulären<br />
Fährdienst aufnehmen.<br />
Bis dahin werden auch die erforderlichen<br />
Änderungen der Infrastruktur<br />
im Hafen von Harlingen abgeschlossen<br />
sein: Nötig ist ein neuer Nachtliegeplatz<br />
für ein zusätzliches Schiff, kleinere<br />
Anpassungen an der Mole zum<br />
sicheren Anlegen der Fähren und eine<br />
Bunkeranlage zum wöchentlichen Betanken.<br />
Bei Paul Melles ist die Vorfreude<br />
groß, die Katamarane in Empfang zu<br />
nehmen.<br />
Melles will sich weiter dafür einsetzen,<br />
die Doeksen-Flotte so sauber wie möglich<br />
zu gestalten. Allerdings hält er LNG<br />
nur für eine Übergangslösung. »Auch das<br />
ist ein fossiler und damit endlicher Energieträger«,<br />
so Melles. Irgendwann werde<br />
es funktionierende elektrische Antriebe<br />
geben, vielleicht auch für Wasserstoffantriebe.<br />
Bis es aber so weit ist, hat er<br />
noch eine andere Idee: Bio-LNG, also<br />
in Biogasanlagen gewonnenes und verflüssigtes<br />
Gas. »Damit ließe sich der<br />
CO2-Ausstoß noch einmal deutlich<br />
reduzieren«, sagt er. »Es gibt Möglichkeiten,<br />
diesen Treibstoff hier in der Region<br />
zu gewinnen. Und danach schauen<br />
wir jetzt.«<br />
n<br />
* Nachdruck aus dem MTU-Report / März <strong>2019</strong><br />
© MTU<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
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24 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 2<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
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die Entwicklung der Containerschifffahrt von den Anfängen vor sechs<br />
Jahrzehnten bis heute und stellt die Zusammenhänge zwischen Transportkonzepten,<br />
Schiffbau und -finanzierung, weltwirtschaftlicher Entwicklung<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
53
SeehÄFEN | Shortsea<br />
© Wägener<br />
Seehäfen legen Fokus auf Schweden<br />
Im Wettbewerb um Shortsea- und Feederverkehre in der Nord- und Ostseeregion<br />
wollen einige deutsche Häfen ihre Verbindungen nach Schweden stärken<br />
In den Top 10 der wichtigsten Handelspartner<br />
für den Hamburger Hafen<br />
belegt Schweden den vierten Platz:<br />
Unter den Ostsee-Verbindungen sticht<br />
das Königreich nach Angaben von Hafen<br />
Hamburg Marketing (HHM) im<br />
Jahr 2018 im Containerverkehr positiv<br />
heraus mit einem Zuwachs von 11,8%<br />
auf 334.000 TEU. Unter den europäischen<br />
Handelspartnern erreicht Schweden<br />
in Hamburg sogar Rang 2. Dieser<br />
Aufholprozess befindet sich bereits im<br />
zweiten Jahr. Die Steigerung basiert dabei<br />
den Angaben zufolge auf beladenen<br />
Containern.<br />
Um die bestehenden Verbindungen<br />
zu stärken, hatte HHM gemeinsam mit<br />
dem Seehafen Kiel und der unter anderem<br />
in Brunsbüttel und Schweden aktiven<br />
Schramm-Gruppe erstmals einen<br />
»Deutsch-Schwedischen Hafen Event<br />
in Stockholm« veranstaltet. Unter den<br />
Teilnehmern war auch Hans-Jürgen<br />
Heimsoeth, deutscher Botschafter in<br />
Schweden.<br />
Hamburg ist mit Schweden über elf<br />
Liniendienste verbunden, die in der<br />
Regel wöchentlich verkehren. Neben<br />
Stockholm werden die Häfen Ahus,<br />
Gävle, Göteborg, Halmstad, Helsingborg,<br />
Malmö, Norrköping, Pitea und<br />
Södertalje angelaufen. Dabei betreiben<br />
sowohl Feeder- als auch Übersee-Reeder<br />
Schiffe zwischen 500 und<br />
1.600 TEU, die vorwiegend durch den<br />
Nord-Ostsee-Kanal (NOK) fahren. Befördert<br />
werden Container im intrakontinentalen<br />
Kurzstreckenseeverkehr<br />
als auch im interkontinentalen Transhipment.<br />
Neben Hamburg profitieren<br />
auch die norddeutschen Häfen Kiel und<br />
Brunsbüttel von Schwedens wirtschaftlicher<br />
Entwicklung.<br />
Mit neun wöchentlichen Abfahrten<br />
ist der Kieler Hafen mit den Häfen aus<br />
Göteborg, Malmö, Sundsvall, Umeå und<br />
Iggesund verbunden. Das zu Brunsbüttel<br />
Ports gehörende Unternehmen Schramm<br />
Ports & Logistics Sweden ist seit März<br />
2017 Mehrheitsanteilseigner an dem<br />
schwedischen Hafenbetreiber und Logistikdienstleister<br />
Söderhamns Stuveri<br />
& Hamn AB (SSHAB). Die SSHAB ist<br />
in der Region Söderhamn an insgesamt<br />
sechs Hafenterminals Betreiber oder Logistikdienstleister.<br />
»Hamburg und Schweden verbindet<br />
seit den Zeiten der Hanse eine enge Beziehung«,<br />
so HHM-Vorstand Ingo Egloff.<br />
»Die Verbindungen nach Schweden<br />
und auch der Ladungsanteil haben in<br />
den letzten Jahren erfreulich zugenommen<br />
und wir hoffen, dass diese Entwicklung<br />
anhält.«<br />
Intermodale Lösungen im Blick<br />
Timo Rosenberg vom Seehafen Kiel erklärte,<br />
dass man künftig »mit unseren<br />
schwedischen Partnern weiterwachsen«<br />
wolle. »Zukünftig setzen wir verstärkt auf<br />
den Ausbau intermodaler Lösungen sowie<br />
auf die Vermarktung neuer Hafenflächen.«<br />
Frank Schnabel, Geschäftsführer<br />
von Brunsbüttel Ports sowie CEO der<br />
Schramm-Gruppe, gab einen Einblick<br />
in die Praxis: »Nach mehr als zwei Jahren<br />
können wir bestätigen, dass es die<br />
absolut richtige Entscheidung war, den<br />
unternehmerischen Schritt nach Schweden<br />
gewagt zu haben. Die schwedische<br />
Mentalität und die Unternehmenskultur<br />
von Söderhamns Stuveri & Hamn ähnelt<br />
unserer eigenen sehr und wir haben bereits<br />
gegenseitig viel voneinander lernen<br />
können.«RD<br />
54<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
SeehÄFEN | Shortsea<br />
Förderbescheidübergabe durch Reinhard Klingen, Leiter<br />
der Abteilung Wasserstraßen und Schifffahrt des BMVI<br />
(4.v.l.) an die beteiligten Partner des IHATEC-Projekts<br />
© ZDS<br />
Bund gibt Geld für »UniPort 4.0«<br />
Um die Digitalisierung in deutschen Universalhäfen voranzutreiben, unterstützt<br />
das Bundesverkehrsministerium das Projekt »UniPort 4.0«. Es ist Teil seines<br />
IHATEC-Programms zur Förderung Innovativer Hafentechnologie<br />
Die Digitalisierung im Bereich der<br />
Universalhäfen bietet noch viele<br />
Potenziale, die Prozesse im Handling<br />
von ständig wechselnden Gütern,<br />
Produktgrößen und -gewichten zu optimieren.<br />
Mit dem nun startenden Forschungsprojekt<br />
»UniPort 4.0« wollen<br />
die Partner Brunsbüttel Ports, Fraunhofer<br />
IGD, Hansaport, Inplan, Rostocker<br />
Fracht- und Fischereihafen, das Westküsteninstitut<br />
für Personalmanagement<br />
(WinHR) der FH Westküste sowie der<br />
Seehafen Wismar das Thema Digitalisierung<br />
»vollumfänglich auf die Terminal-<br />
und Lagerprozesse der involvierten<br />
Häfen anwenden und die digitale Transformation<br />
in den Häfen vorantreiben«,<br />
wie es in einer Mitteilung heißt.<br />
Ziel sei es, die notwendigen Voraussetzungen<br />
für die digitale Steuerung, Überwachung<br />
und Optimierung relevanter<br />
Hafen- und Lagerprozesse zu schaffen.<br />
»Die zu erwartenden Resultate liefern<br />
den Häfen vielseitige Wettbewerbsvorteile,<br />
wie z. B.: höhere Flexibilität, größere<br />
Planungssicherheit, Prozessverfügbarkeit<br />
relevanter Daten, digitale Einbindung der<br />
Geschäftspartner in Prozesse, schnellere<br />
Durchlaufzeiten, bessere Bedienbarkeit<br />
steigender Umschlagmengen sowie indirekt<br />
Verbesserungen von Arbeitssicherheit<br />
und Umweltbilanz«, so das Statement<br />
weiter.<br />
Das Bundesministerium für Verkehr<br />
und digitale Infrastruktur (BMVI) teilt<br />
diese Sicht offenbar und stattet das Vorhaben,<br />
das ein Gesamtbudget von rund<br />
4 Mio. € hat, mit einer hohen Förderquote<br />
und einem Budget von fast 3 Mio. € aus.<br />
Die Laufzeit des am 1. April gestarteten<br />
Projekts beträgt 34 Monate. Als externer<br />
Projektkoordinator wirkt das Hafenberatungsunternehmen<br />
CPL Competence in<br />
Ports and Logistics aus Lübeck.<br />
Das Projekt »UniPort 4.0« sei ein herausragendes<br />
Beispiel für die Innovationskraft<br />
der deutschen Hafenwirtschaft,<br />
so Enak Ferlemann, Parlamentarischer<br />
Staatssekretär. »Wir freuen uns, dass bei<br />
IHATEC mit diesem Projekt erstmals<br />
auch die wichtigen Universalhäfen eingebunden<br />
werden.«<br />
Die Digitalisierung im Bereich der<br />
Universalhäfen steht nach Ansicht von<br />
Frank Schnabel, Chef von Brunsbüttel<br />
Ports, noch »in einem frühen Stadium.«<br />
Brunsbüttel Ports wird die Federführung<br />
in dem Verbundvorhaben übernehmen.<br />
Weil das IHATEC-Programm auf breite<br />
Zustimmung stößt, hat das Bundesverkehrsministerium<br />
Anfang dieses Jahres<br />
einen neuen Förderaufruf gestartet – den<br />
nunmehr dritten. Ab 2021 stehen weitere<br />
64 Mio. € zur Verfügung.<br />
Mit der Umsetzung der ersten beiden<br />
Aufrufe hat das Bundesverkehrsministerium<br />
nach eigenen Angaben zusammen<br />
35 Projekte mit 126 Partnern und insgesamt<br />
52,5 Mio. € gefördert. »Unser Zukunftsprogramm<br />
ist ein großer Erfolg«,<br />
sagt Ferlemann. Besonders freue ihn die<br />
starke Beteiligung kleiner und mittelständischer<br />
Unternehmen.<br />
Das Programm soll die Häfen dabei<br />
unterstützen, den Güterumschlag und<br />
die Lagerhaltung zu optimieren sowie<br />
innovative Lösungen zu entwickeln. Dabei<br />
geht es vor allem um die digitale Vernetzung<br />
von Produktion und Logistik.<br />
»Die Hafenwirtschaft wandelt sich zu einer<br />
High-Tech-Branche«, so Ferlemann.<br />
Das aktuelle Förderprogramm, ebenfalls<br />
mit 64 Mio. € dotiert, läuft noch bis<br />
2020, wurde allerdings nicht vollends<br />
ausgeschöpft. Für die dritte Runde konnten<br />
Förderanträge bis Anfang April dieses<br />
Jahres eingereicht werden. RD<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
55
SeehÄFEN | Shortsea<br />
Antwerpen fordert »mentalen Wandel«<br />
© Port of Antwerp<br />
Der Hafen macht sich für ein Umdenken zugunsten nachhaltiger und staufreier<br />
Alternativen für den Transport stark. Die Belgier wollen mehr Binnenschiffs- und<br />
Schienenverkehr. Auch der Nachtbetrieb an den Terminals ist Teil der Lösung<br />
Gerade vor dem Hintergrund potenzieller<br />
Störungen im Straßenverkehr<br />
während der jetzt beginnenden Maßnahmen<br />
zum Ausbau der Oosterweel-Verbindung<br />
gewönnen diese Mobilitätsalternativen<br />
an Bedeutung, heißt es. Jetzt müssten<br />
sich alle Anstrengungen auf mehr Binnenschiffs-<br />
und Schienenverkehr konzentrieren,<br />
betont die Hafenbehörde –<br />
und ruft dazu auf, die Möglichkeiten zum<br />
Nachttransport auf der Straße zu nutzen.<br />
Über die Bandbreite der Transportalternativen<br />
vom und zum belgischen<br />
Hafen konnten sich Vertreter von Terminals,<br />
Eisenbahnunternehmen und<br />
Verladern sowie Warenempfänger am<br />
Anfang April informieren. Bereits zum<br />
siebten Mal in Folge ludt der Hafen Antwerpen<br />
zu seiner jährlichen Netzwerkveranstaltung<br />
zur Hafenmobilität.<br />
»Es ist klar erkennbar, dass Änderungen<br />
an der Infrastruktur allein nicht<br />
ausreichen werden. Wir brauchen einen<br />
mentalen Wandel, um den Transport<br />
nicht nur von Gütern, sondern auch der<br />
Menschen in und um Antwerpen effizienter<br />
zu gestalten«, erklärte Jacques Vandermeiren,<br />
CEO des Hafens.<br />
Mehr Binnenschifftransporte<br />
Der Hafen Antwerpen hat sich zum Ziel<br />
gesetzt, den Anteil des Binnenschiffverkehrs<br />
bis zum Jahr 2030 von derzeit 38%<br />
auf 42% zu erhöhen. Dies bedeutet, 4%<br />
des aktuellen Transportvolumens von<br />
der Straße auf die Wasserstraße zu bringen.<br />
Der Aktionsplan für die Containerbinnenschifffahrt<br />
– eine von der Antwerpener<br />
Hafengemeinschaft getragene<br />
Logistikinitiative – soll die Zusammenarbeit<br />
zwischen allen Partnern in der Lieferkette<br />
weiter verbessern. Er setzt dabei<br />
auf eine Kombination aus Bündelung, Digitalisierung<br />
und Planung von Binnenschiffbewegungen.<br />
Binnenschiffe sollen<br />
jeweils die maximal mögliche Anzahl<br />
von Containern transportieren. Mit der<br />
Einführung von einer Mindest-Anlauf-<br />
Größe von 30 Boxen pro Binnenfrachter<br />
soll die Zahl der Lkw auf dem Antwerpener<br />
Ring deutlich gesenkt werden.<br />
Der Hafen Antwerpen setzt sich zudem<br />
für die Nutzung von Shortsea-Verkehren<br />
ein, z.B. für Güter, die von Belgien<br />
nach Spanien oder in die Türkei befördert<br />
werden. Auch angesichts des drohenden<br />
Brexit werden Shortsea-Verkehre<br />
als eine vielversprechende Alternative<br />
zum Lkw-Transport gesehen. Ein Binnenschiff<br />
bringe nicht nur eine große Anzahl<br />
von Containern von der Straße, sondern<br />
bedeute auch weniger Zollformalitäten an<br />
den Grenzen, heißt es.<br />
Bahnverkehre von 7 auf 15%<br />
Nicht minder ehrgeizig sind die Ambitionen<br />
der Belgier im Bereich Bahnverkehre:<br />
bis 2030 soll sich der Anteil der<br />
auf der Schiene beförderten Güter von<br />
aktuell 7 auf 15% mehr als verdoppeln.<br />
Gemeinsam mit Railport und dem belgischen<br />
Eisenbahninfrastrukturunternehmen<br />
Infrabel will die Hafenbehörde<br />
die vorhandenen Bahnkapazitäten des<br />
Hafens effizienter und flexibler nutzen.<br />
Zu den Maßnahmen gehören die Konsolidierung<br />
der auf der Schiene beförderten<br />
Mengen, vereinfachte Vorschriften<br />
sowie ein Pilotprojekt für ein »Rail<br />
Traffic System« zum digitalen Informationsaustausch<br />
zwischen Bahnbetreibern<br />
und Terminals. Diese Initiativen haben<br />
das Potenzial, den Anteil des Straßenverkehrs,<br />
der derzeit bei über 55% liegt,<br />
deutlich zu verringern. Steve Declercq,<br />
Commercial Manager bei DP World:<br />
»Durch eine verbesserte Zusammenarbeit<br />
zwischen den Seeterminals und<br />
die Konsolidierung sowohl der maritimen<br />
als auch der kontinentalen Ströme<br />
über den Rail-Hub des Antwerp-Gateway-Terminals<br />
können wir mehr Güter<br />
auf die Schiene am linken Scheldeufer<br />
bringen.«<br />
Nachtbetrieb am Terminal<br />
Analog zum Binnenschiffverkehr hat<br />
die Antwerpener Hafengemeinschaft<br />
auch rund zehn Workshops zum Nachtbetrieb<br />
der Containerterminals durchgeführt.<br />
Alle Beteiligten, darunter<br />
Terminals, Reedereien und andere Logistikunternehmen,<br />
haben sich zusammengeschlossen,<br />
um ein neues Pilotprojekt zu<br />
starten. Für einen Zeitraum von drei Monaten<br />
werden damit die Umschlaganlagen<br />
am rechten Ufer der Schelde in Kürze<br />
auch nachts geöffnet sein. Dies gilt bereits<br />
für die Terminals und Depots am linken<br />
Scheldeufer. Der Nachtbetrieb sei die erste<br />
und wichtigste Voraussetzung für eine<br />
effizientere Nutzung der Straßenkapazitäten,<br />
sagen die Belgier.<br />
Bei planmäßigem Verlauf soll auf die<br />
Testphase eine zweijährige Umsetzungszeit<br />
folgen, in der der gesamte Markt in dieses<br />
Logistikprojekt eingebunden wird.RD<br />
56<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
SeehÄFEN | Shortsea<br />
Bahninfos in Echtzeit in Rotterdam<br />
Zur effizienteren Gestaltung des Bahntransports hat der Hafenbetrieb Rotterdam<br />
die Anwendung OnTrack entwickelt, mit der Bahnbewegungen in Echzeit verfolgt<br />
werden können<br />
Über 250 internationale Bahnverbindungen<br />
laufen vom und zum Rotterdamer<br />
Hafen. Der schienengebundene<br />
Güterverkehr gilt als eine vergleichsweise<br />
nachhaltige Transportart. Auch deshalb<br />
gewinnt der Transport von Ladung zwischen<br />
dem Rotterdamer Hafen und dem<br />
Hinterland zunehmend an Bedeutung.<br />
Zur weiteren Optimierung des Transports<br />
von Gütern mit der Bahn zwischen<br />
dem Rotterdamer Hafen und dem Hinterland<br />
benötigten die Mitglieder in der<br />
Supply Chain einen Einblick in die Planung<br />
sowie Statusinformationen des<br />
Bahnverkehrs und dessen Abfertigung.<br />
Derzeit nutzen die meisten Terminals jeweils<br />
ein eigenes Planungssystem und eigene<br />
Standards für den Bahnverkehr. Der<br />
Informationsaustausch erfolgt überwiegend<br />
per Telefon und E-Mail.<br />
Transporte in Echtzeit verfolgen<br />
OnTrack hingegen ermöglicht einen<br />
Echtzeitüberblick über den Bahntransport<br />
im Rotterdamer Hafen und dessen<br />
Abfertigung am Terminal. Die Anwendung<br />
entspreche damit dem Bedarf<br />
von Terminals und Transportunternehmen,<br />
die dadurch effizienter planen und<br />
sich besser auf Abweichungen einstellen<br />
Küftig gibt es in Rotterdam Infos, welche Züge<br />
bei welchem Terminal be- und entladen werden<br />
könnten, so die Niederländer. »OnTrack<br />
kombiniert Daten von verschiedenen<br />
Parteien in der Schienen-Supply-Chain<br />
und bereichert sie mit intelligenten Algorithmen<br />
über die Geschäftsabläufe.«<br />
Mit OnTrack erhalten Transportunternehmen<br />
einen Einblick in die Abfertigung<br />
des Zugs an einem Terminal. Es<br />
gibt Informationen, wie viele Container<br />
oder Waggons be- oder entladen<br />
wurden und wann der Vorgang voraussichtlich<br />
abgeschlossen sein wird. Abweichungen<br />
vom geplanten Zeitfenster<br />
© Port of Rotterdam<br />
seien direkt sichtbar und müssten nicht<br />
mehr auf verschiedenen Websites oder<br />
telefonisch eingeholt werden, so der Hafenbetrieb.<br />
Auf Änderungen reagieren<br />
Ein Terminal erhält durch OnTrack einen<br />
besseren Einblick in die voraussichtlichen<br />
und tatsächlichen Abfahrtszeiten<br />
der Züge, die das jeweilige Terminal ansteuern.<br />
Durch die Benachrichtigungen<br />
könnten alle Partner besser auf Abweichungen<br />
reagieren und dadurch ihre<br />
Teams und Kapazität optimieren. Auch<br />
für Bahnunternehmen und Inlandterminals<br />
werde die neue Anwendung in Kürze<br />
verfügbar sein, so die Rotterdamer.<br />
OnTrack wurde in Zusammenarbeit<br />
mit verschiedenen Marktparteien unter<br />
dem Projektnamen HaROLD entwickelt<br />
und getestet. Nach Auskunft der Rotterdamer<br />
Hafenbehörde beginnt Anfang<br />
April <strong>2019</strong> die operative Nutzung durch<br />
nahezu alle Verkehrsunternehmen und<br />
Terminals, die Ladung über den Rotterdamer<br />
Hafen transportieren. Sollte bei<br />
nationalen und internationalen Häfen<br />
Interesse an der Anwendung bestehen,<br />
könne sie auch an anderen Orten eingeführt<br />
werden. RD<br />
Hafenlogistik in Neuss, Düsseldorf und Köln<br />
Größter Verbund öffentlicher<br />
Binnenhäfen in Deutschland<br />
Europaweite Schienenlogistik<br />
Eine der größten privaten<br />
Güterbahnen in Deutschland<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
57
SeehÄFEN | Shortsea<br />
Eurogate meldet leichtes Intermodal-Plus<br />
Der Terminalbetreiber Eurogate hat für 2018 eine gemischte Bilanz vorgelegt. Im deutschen<br />
Intermodal-Geschäft musste ein kleiner Rückgang um 0,5 % hingenommen werden.<br />
Inklusive der internationalen Standorte gab es hingegen ein kleines Plus<br />
Die Qualität der Hinterland-Anbindungen<br />
der Seehäfen an die europäischen<br />
Wirtschaftszentren habe<br />
maßgeblichen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Hafenstandorte, teilte<br />
Eurogate jetzt mit. Die Intermodal-<br />
Tochtergesellschaft konnte die per Bahn<br />
und Lkw transportierten Mengen mit<br />
654.560 TEU nicht ganz auf dem Vorjahresniveau<br />
halten, das Minus liegt bei<br />
0,5%. Positive Effekte erhofft sich das<br />
Management von einer neuen Direktverbindung<br />
des Hamburger Hafens mit dem<br />
Bahnterminal in Singen, mit der seit Januar<br />
das Netzwerk erweitert wurde.<br />
Bei der Bilanzvorlage wurde deutlich,<br />
dass die ausländischen Aktivitäten besser<br />
laufen als die inländischen. »Inklusive<br />
der internationalen Containertransporte<br />
in Italien, Portugal und Brasilien<br />
konnten die Mengen im intermodalen<br />
Netzwerk um 2,8% auf 1,05 Mio. TEU<br />
gesteigert werden«, heißt es seitens des<br />
Unternehmens.<br />
JadeWeserPort legt zu<br />
Insgesamt sei das Geschäftsjahr von<br />
den Auswirkungen der in den Vorjahren<br />
erfolgten Konsolidierungswelle innerhalb<br />
der Reederei-Allianzen geprägt,<br />
die für Eurogate jedoch auch positive<br />
Entwicklungen bedeuteten. Das Terminal<br />
in Hamburg konnte so im zweiten<br />
Halbjahr einen deutlichen Mengenanstieg<br />
verzeichnen und den Negativtrend<br />
der beiden Vorjahre umkehren. Der JadeWeserPort<br />
in Wilhelmshaven profitierte<br />
den Angaben zufolge vom steigenden<br />
Einsatz von Großcontainerschiffen<br />
mit bis zu 23.000 TEU und verzeichnete<br />
im dritten Jahr in Folge ein zweistelliges<br />
Mengenwachstum.<br />
In Bremerhaven blieb der Containerumschlag<br />
mit gut 5,47 Mio. TEU leicht<br />
unter dem Vorjahr (-1,3%). Die Fahrplanwechsel<br />
der Reederei-Allianzen im April/Mai<br />
2018 hätten sich anders als von<br />
vielen prognostoziert an diesem Standort<br />
nicht nennenswert ausgewirkt. »Die<br />
weiteren Aussichten werden zwar durch<br />
Eurogate-Terminal in Hamburg<br />
den Abzug von vier Transatlantik-Diensten<br />
der The Alliance zum Jahresbeginn<br />
<strong>2019</strong> nach Hamburg-Altenwerder getrübt,<br />
aber die Entwicklungen am NTB<br />
North Sea Terminal Bremerhaven und<br />
bei MSC Gate sind vielversprechend und<br />
können den Umschlagverlust unter Umständen<br />
mittelfristig weitgehend kompensieren«,<br />
so Eurogate.<br />
In Hamburg sank der Umschlag<br />
zwar leicht um insgesamt 3% auf knapp<br />
1,64 Mio. TEU. Die Integration von<br />
Hamburg Süd in den Maersk-Konzern<br />
© Eurogate<br />
sowie die erfolgreiche Akquisition von<br />
Hyundai Merchant Marine (HMM) als<br />
neuen Kunden hätten den durch strukturelle<br />
Veränderungen bei den Reederei-Allianzen<br />
bedingten Negativtrend<br />
der vergangenen Jahre jedoch gestoppt.<br />
Somit stieg die Auslastung des Terminals<br />
nach einem schwachen ersten Halbjahr<br />
mit Rückgängen von noch rund<br />
16% im zweiten Halbjahr wieder deutlich<br />
an. Seit Januar läuft darüber hinaus<br />
ein großer Asien-Dienst der Ocean Alliance<br />
das Eurogate-Terminal an und trage<br />
zu einer »deutlich verbesserten Auslastung«<br />
bei.<br />
In Wilhelmshaven gab es ein Plus von<br />
18,3% auf 655.000 TEU. Der regelmäßige<br />
Anlauf eines Westafrika-Dienstes von<br />
Maersk, die neue Rolle als »Last Port of<br />
Call« eines Fernost-Dienstes der 2M-Allianz<br />
sowie die sogenannte Ganzjahreswirkung<br />
des 2017 gewonnen Fernost-<br />
Dienstes der Ocean Alliance waren für<br />
die neuerliche Steigerung des Gesamtumschlags<br />
ausschlaggebend.<br />
Unsicherer Ausblick<br />
Beim Ausblick auf das laufende Jahr bleibt<br />
der Eurogate-Konzern relativ unkonkret.<br />
»Die Rahmenbedingungen werden sich<br />
kaum verändern. Die Konsolidierungsbewegungen<br />
zwischen den Reedereien<br />
sind zwar noch nicht abgeschlossen, werden<br />
aber voraussichtlich nicht zu gravierenden<br />
Veränderungen führen. Die jetzt<br />
schon starke Marktkonzentration unter<br />
den Reederei-Allianzen und die anhaltende<br />
Schiffsgrößenentwicklung lassen<br />
allerdings den Leistungs- und Kostendruck<br />
auf Seiten der Terminalbetreiber<br />
weiter ansteigen«, heißt es.<br />
Insgesamt sieht sich das Unternehmen<br />
aber »gut positioniert«. Verschiedene<br />
Projekte zur Prozess-Optimierung<br />
seien bereits initiiert. Die mittel- bis langfristige<br />
Steigerung des Automatisierungsgrades<br />
im Containerumschlag und die<br />
Einführung moderner, digitaler Steuerungsmethoden<br />
für das operative Geschäft<br />
stehen dabei im Mittelpunkt.RD<br />
58<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
SeehÄFEN | Shortsea<br />
Die Polzug-Aktivitäten wurden in die<br />
Metrans-Organisation integriert<br />
© HHLA<br />
Mehr Bahn, weniger Lkw bei der HHLA<br />
Die Hamburger Hafen- und Logistik AG (HHLA) hat 2018 exakt die gleiche Menge<br />
Container im Hinterlandverkehr transportiert wie im Vorjahr. Innerhalb des Segments war<br />
das Ergebnis jedoch uneinheitlich: Die Bahn legte auf Kosten der Straßenverkehre zu<br />
Im »wettbewerbsintensiven Markt der<br />
Containerverkehre im Seehafenhinterland«,<br />
so die HHLA bei der Vorlage des<br />
Geschäftsberichts, seien 1,48 Mio. TEU<br />
transportiert worden. Die Bahntransporte<br />
legten verglichen mit dem Vorjahr<br />
noch einmal um 2,5% auf 1,168 Mio. TEU<br />
zu. Hervorgehoben wurden die Verbindungen<br />
zwischen den norddeutschen<br />
Seehäfen sowie den Adriahäfen und dem<br />
mittel- und osteuropäischen Hinterland.<br />
Dort gab es ein überdurchschnittliches<br />
Wachstum. Auch die kontinentalen Ladungsmengen<br />
konnten gesteigert werden.<br />
Einen deutlichen Rückgang gab es hingegen<br />
in Polen. Begründet wird dies mit<br />
einer »planmäßigen Neuausrichtung der<br />
Polzug-Aktivitäten« gingen die Transporte<br />
in Polen stark zurück. Im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr waren sie vollständig<br />
in die Organisation von Metrans integriert<br />
worden. Durch die Bündelung der<br />
Aktivitäten seien Strukturen und Abläufe<br />
vereinfacht und damit Synergien realisiert<br />
worden. In diesem Zusammenhang<br />
hatte die HHLA eine Anteilserhöhung an<br />
der in Prag ansässigen Metrans a.s. vollzogen.<br />
Jetzt hält das Hamburger Unternehmen<br />
100% der Anteile<br />
Anders als im Bahnverkehr musste bei<br />
den Straßentransporten im Großraum<br />
Hamburg ein deutlicher Rückgang hingenommen<br />
werden. Die Mengen sackten<br />
um 8,3% auf 312.000 TEU ab.<br />
Umsatz wächst<br />
Trotz der identischen Volumenmenge<br />
konnte die HHLA ihre finanziellen<br />
Kennzahlen im Intermodal-Bereich steigern.<br />
So wuchs der Umsatz um 4,8% auf<br />
433,8 Mio. €. Die Ursache liegt offenbar im<br />
veränderten Modal Split. So habe der leicht<br />
gestiegene Bahnanteil am Gesamtaufkommen<br />
der HHLA-Intermodaltransporte von<br />
77% auf 78,9% in Verbindung mit längeren<br />
Transportdistanzen zu der positiven<br />
Umsatzentwicklung geführt.<br />
Das Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte<br />
sich von 69,9 auf 89,1 Mio. €. »Neben der<br />
positiven Entwicklung der durchschnittlichen<br />
Umsatzerlöse trugen auch geringere<br />
Abschreibungsbelastungen aufgrund<br />
einer Anpassung der Nutzungsdauer von<br />
Containertragwagen zu dieser Entwicklung<br />
bei«, teilte der Konzern mit. Zudem<br />
wirkte sich das Mitte 2017 in Betrieb genommene<br />
Terminal in Budapest positiv<br />
auf die Effizienz des Intermodalnetzwerks<br />
der HHLA aus. Die EBIT-Marge<br />
verbesserte sich um 3,6 Prozentpunkte<br />
auf 20,5%.<br />
Für die Zukunft will sich die HHLA<br />
mit »bedarfsgerechten Investitionen« in<br />
den Ausbau des Intermodalnetzwerkes<br />
auftstellen. Die rückwirkend zur Jahresmitte<br />
2018 umgesetzte Senkung der<br />
Trassenpreise im deutschen Schienengüterverkehr<br />
unterstütze dabei die Weiterentwicklung<br />
des Intermodal-Verkehrs.<br />
Mit der Inbetriebnahme von zehn neuen<br />
Mehrsystemlokomotiven im Laufe des<br />
Jahres 2018 verfüge man bei Metrans außerdem<br />
nun über 85 Rangier- und Streckenlokomotiven<br />
sowie über eine Flotte<br />
von mehr als 2.800 Containertragwagen.<br />
Das Netzwerk besteht aus insgesamt<br />
14 Terminals im Hinterland, von denen<br />
fünf als große Hub-Terminals fungieren.<br />
Zu Jahresbeginn war der Ausbau<br />
des Bahnhofs am Containerterminal<br />
Burchardkai (CTB) beendet worden. Dadurch<br />
erhöht sich die Leistungsfähigkeit<br />
der Anlage – schon vorher einer der größten<br />
in Europa – um mehr als ein Viertel.<br />
Die HHLA will auch künftig in den<br />
Ausbau ihrer Terminalanlagen und die<br />
Erweiterung der intermodalen Transport-<br />
und Umschlagkapazitäten investieren.<br />
Bis 2022 seien Investitionen von<br />
800 Mio. € im Bereich Hafenlogistik geplant,<br />
wovon 350 Mio. € für die Intermodal-Sparte<br />
vorgesehen sind.RD<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
59
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
Domarin baut Liegestellen in Bingen<br />
Am Rhein stehen immer weniger Liegeplätze für die Schifffahrt zur Verfügung.<br />
In Bingen wurde das Problem nun gelöst. Den Auftrag bekam die Firma Domarin<br />
Aufgrund der in den letzten Jahrzehnten<br />
stark veränderten Rahmenbedingungen<br />
für die Rheinschifffahrt stehen<br />
derzeit nicht mehr genug sichere<br />
Liege- und Übernachtungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung.<br />
Viele frühere Liegestellen sind heute<br />
nicht mehr nutzbar, da sie den Anforderungen<br />
der modernen Binnenschiffe<br />
hinsichtlich Abmessungen, Wassertiefen<br />
und Festmacheeinrichtungen nicht<br />
mehr genügen. Weitere Liegemöglichkeiten<br />
sind aufgrund fremdbestimmter<br />
Umnutzungen ganz entfallen.<br />
Deshalb wurde die Firma Domarin<br />
vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt<br />
(WSA) Bingen beauftragt, zwei neue<br />
Liegestellen zu errichten: Man habe den<br />
Zuschlag aufgrund des wirtschaftlichsten<br />
Angebotes erhalten, so Domarin.<br />
Die eine Liegestelle an der Außenmole<br />
Bingen am linken Rheinufer ist 650 m<br />
lang und befindet sich am Rhein-km<br />
526,20 bis 526,85. Sie ist mit einer Pkw-<br />
Absetzbrücke ausgestattet. Der ebenfalls<br />
am linken Rheinufer gelegene zweite Liegeplatz,<br />
von Rhein-km 527,74 bis 527,88,<br />
ist 140 m lang und steht ausschließlich<br />
havarierten Schiffen zur Verfügung.<br />
Die beiden Liegestellen wurden von<br />
den Spezialisten für Spezialtiefbau der<br />
niederbayrischen Tief- und Wasserbaufirma<br />
Domarin aus Vilshofen unter Zuhilfenahme<br />
modernsten Großgeräts im<br />
November 2018 fertig gestellt. Seit Ende<br />
2018 sind sie offiziell für die Binnenschifffahrt<br />
freigegeben.<br />
Nach Angaben der ausführenden Baufirma<br />
wurden insgesamt 21 Großdalben<br />
mit einem Durchmesser von 1,22 m,<br />
Wanddicken von 40 mm und Längen von<br />
19 bis 21 m verbaut. Eine einzelne Dalbe<br />
wiegt ca. 25 t. Weiter wurden alleine an<br />
der Liegestelle »Außenmole« fünf Personenstege<br />
mit 25 m Länge und jeweils einer<br />
Zugangstreppe für variable Wasserstände<br />
installiert sowie eine Pkw-Absetzbrücke.<br />
Diese ist ebenfalls 25 m lang, aber 8 m<br />
breit. Insgesamt wurden bei den Liegestellen<br />
über 600 t Stahl verbaut.<br />
Zum Einsatz kam unter anderem der<br />
Hydraulikstelzenponton »Kilian«, ein<br />
auf der eigenen Werft in Erlenbach am<br />
Main gebauter, in Mitteleuropa wohl einzigartiger<br />
Spezialponton. Er ist aufgrund<br />
seiner 16 m langen Stelzen für Einsätze<br />
in Wassertiefen von bis zu 12 m geeignet.<br />
Aber auch bei Niedrigwasser mache<br />
er aufgrund seines Tiefgangs von weniger<br />
als 1 m eine gute Figur, erläutert Domarin.<br />
Aufgrund seiner besonders stabilen<br />
Ausführung ist der Ponton geeignet,<br />
schwerste Geräte wie 200 t schwere Großbohrgeräte,<br />
Seilbagger oder auch 50-t-<br />
Autokrane zu tragen, die auch von Bord<br />
des Pontons aus arbeiten können. »Aufgrund<br />
seiner 4 x 200 t starken Hydraulikstelzen<br />
fühlen sich die jeweiligen Geräteführer,<br />
als würden sie an Land arbeiten<br />
60<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
Domarin hat in Bingen für<br />
neue Liegestellen gesorgt<br />
– und nicht auf dem Wasser«, so der Tiefund<br />
Wasserbauspezialist.<br />
Eine Herausforderung sei die Einhebung<br />
der über 40 t schweren Pkw-Absetzbrücke<br />
sowie der Einbau der Rohrdalben<br />
mittels einer 15 t schweren resonanzschwingungsarmen<br />
Hochfrequenzramme<br />
(Müller MS48HFV mit 840 kW Leistung)<br />
gewesen, berichtet die Baufirma.<br />
Durch die »ausgeklügelte Konstruktion<br />
und exzellente Stabilität« des Spezialpontons<br />
»Kilian« seien diese Arbeiten<br />
durch den darauf platzierten 115 t schweren<br />
Seilkran jedoch problemlos möglich<br />
gewesen, heißt es. RD<br />
www.domarin.de<br />
© Domarin<br />
Domarin<br />
Tief-, Wasserbau und Schifffahrtsgesellschaft mbH<br />
Obere Donaulände 10 | 94474 Vilshofen<br />
Fon: +49 (0)8541-5355<br />
Fax: +49 (0)8541-3029<br />
E-Mail: info@domarin.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
61
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
Vorbereitungen für den Einbau des Tores<br />
Besonders bewegliche Teile sind kritisch<br />
Die Poller auf der Schleusenkante werden ersetzt<br />
Ein neues Tor für 0,5 Mio. €<br />
WSA-Leiter Heinrich Schoppmann<br />
Alljährlich werden die Schleusen am Main inspiziert<br />
© Förster<br />
62<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
Macht auf die Tore<br />
Alle Jahre wieder ruht der Schiffsverkehr auf der<br />
Main-Donau-Wasserstraße für zwei Wochen. Die<br />
laufende Sanierung der Staustufen ist nötig, um<br />
die Bauwerke betriebsfähig zu halten<br />
E<br />
s sind gewaltige Konstruktionen, die da auf ihren Einbau warten. Arbeiter verrichten<br />
die letzten Handgriffe. Zwei Flügel aus Stahl, je 16 t schwer, 7,50 m hoch,<br />
7 m breit. Sie kosten rund 1 Mio. € und ersetzen künftig eines der Schleusentore in<br />
Marktbreit.<br />
Zweieinhalb Wochen lang ruhte seit dem 26. März die Schifffahrt an Main, Main-<br />
Donau-Kanal und Donau. Insgesamt sind es Arbeiten an einer 760 km langen Wasserstraße.<br />
Lediglich lokale Fahrgastschiffe können dann örtlich noch fahren, der Durchgangsverkehr<br />
aber ist gestoppt. Auf dem Main oberhalb von Würzburg verkehren<br />
jährlich rund 5.000 Frachtschiffe und zusätzlich etwa 1.000 Fahrgastschiffe. Sie alle<br />
wussten rechtzeitig Bescheid und konnten sich auf die Sperrung vorbereiten.<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
63
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
Hatten die Aufsicht über die Schleusen-Arbeiten: Martina Michel, Katrin Stein und<br />
Günter May (v.l.). Größtes Projekt war die Schleuse Marktbreit (oberes Foto)<br />
© WSA Schweinfurt / Förster<br />
»Wir werden pünktlich fertig«, verspricht<br />
Martina Michel, Bauleiterin an<br />
der Schleuse Marktbreit. Alles andere<br />
wäre auch schlimm. Allein 200 km<br />
Strecke mit insgesamt 19 Staustufen am<br />
Main von Rothenfels bis Viereth betreut<br />
das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA)<br />
Schweinfurt. Um den Betrieb aller Bauwerke<br />
zu sichern und erforderliche Mondernisierungen<br />
vorzunehmen, geht es gar<br />
nicht anders, als die Schleusen trockenzulegen.<br />
So klafft jetzt in Marktbreit ein große,<br />
leere Wanne neben dem Main. Wie<br />
bei allen anderen Schleusen auch ist die<br />
Kammer 300 m lang und 12 m breit. Sie<br />
fasst den Inhalt von 100.000 Badewannen,<br />
15 Mio. l Wasser drücken im gefüllten<br />
Zustand gegen Spundwände und<br />
Tore. Alljährlich werden daher alle neuralgischen<br />
Stellen dieser Bauwerke überprüft,<br />
instandgesetzt und, wenn nötig,<br />
erneuert. Dabei geht es im Drehlager,<br />
Drempel- und Wendesäulendichtungen,<br />
Poller und die Schleusenplanie. »Am kritischsten<br />
sind aber immer die beweglichen<br />
Teile«, sagt Heinrich Schoppmann,<br />
Leiter des WSA Schweinfurt.<br />
Marktbreit ist in diesem Jahr ein<br />
Schwerpunkt der Sanierungsarbeiten.<br />
Hier allein werden dieses<br />
Mal rund 3 Mio. €<br />
verbaut, etwa die Hälfte<br />
des Gesamtbudgets. In<br />
der Regel ist jede Schleuse<br />
alle sechs Jahre für größere Reparaturen<br />
fällig. Doch der Aufwand lohnt, sagt<br />
Schoppmann. »Wir machen Marktbreit<br />
fit für die kommenden 50 Jahre.«<br />
Es gibt statistische Daten, die stellen<br />
den Bauwerken entlang der deutschen<br />
Wasserstraßen ein nahezu vernichtendes<br />
Urteil aus. Sie seien hoffnungslos veraltet,<br />
größtenteils marode, Ersatzbauten kaum<br />
in angemessener Zeit zu finanzieren.<br />
Davon will WSA-Chef Schoppmann<br />
nichts wissen. Ja, auch die Schleusen am<br />
Main sind 60 bis 95 Jahre alt. »Aber wir<br />
beweisen doch, dass wir die Anlagen in<br />
Schuss halten können.« Zugute kommt<br />
den heutigen Ingenieuren, dass ihre Vorgänger<br />
in früheren Zeiten überaus solide<br />
gebaut haben, ob in einem massives Mauerwerk<br />
oder mit Spundwänden.<br />
Neben Marktbreit wurden in diesem<br />
Jahr auch die Schleusen Harrbach,<br />
Himmelstadt, Erlabrunn und Schweinfurt<br />
buchstäblich trockengelegt. Rund<br />
35 Firmen sowie rund 100 Beschäftigte<br />
des WSA rückten zu den Baustellen<br />
aus, um die Arbeiten nach einen strengen<br />
Zeitplan zu erledigen<br />
Seit Freitag, den 12. April, um Punkt<br />
6.00 Uhr, hieß es dann wieder »Freie<br />
Fahrt« auf dem gesamten Main.KF<br />
Die Maßnahmen im Überblick:<br />
Schleuse Harrbach<br />
••<br />
Trockenlegung der Schleusenkammer<br />
••<br />
Erneuerung der Halslager<br />
••<br />
Bauwerksinspektion einschließlich<br />
Messprogramm<br />
Schleuse Himmelstadt<br />
••<br />
Trockenlegung der Schleusenkammer<br />
••<br />
Bauwerksinspektion einschließlich<br />
Messprogramm<br />
Schleuse Erlabrunn<br />
••<br />
Trockenlegung der Schleusenkammer<br />
••<br />
Bauwerksinspektion einschließlich<br />
Messprogramm<br />
Schleuse Marktbreit<br />
••<br />
Trockenlegung der Schleusenkammer<br />
••<br />
Erneuerung der Schleusenplanie<br />
••<br />
Erneuerung der Nischenpoller in der<br />
Schleusenkammer<br />
••<br />
Erneuerung der Drempel- und Wendesäulendichtung<br />
••<br />
Einbau eines neuen Schleusentores<br />
am Mittelhaupt<br />
••<br />
Bauwerksinspektion einschl. Messprogramm<br />
Schleuse Schweinfurt<br />
••<br />
Trockenlegung der Schleusenkammer<br />
••<br />
Instandsetzung Kantenschutz<br />
••<br />
Bauwerksinspektion einschließlich<br />
Messprogramm<br />
64<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
Nischenpoller – mal einfach<br />
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA)<br />
Schweinfurt hat ein innovatives Konzept für<br />
Nischenpoller an zwei Schleusen umgesetzt<br />
Am Weser-Datteln-Kanal und in Köln ein Aufreger, am Main reine<br />
Routine: In den 19 Schleusen werden derzeit alle Nischenpoller ersetzt.Bei<br />
der jährlichen Sperrung der Wasserstraße werden die stählernen<br />
Helfer ersetzt. Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Schweinfurt beweist<br />
damit, dass man Verschleiß durchaus verhindern kann.<br />
Beim Bau der Schleusen in den 60er Jahren waren Beanspruchung und<br />
Auslastung durch die damaligen Schiffe weit geringer als heute. Auf dem<br />
Main verkehren heute jedoch bis zu 190 m lange Schubverbände sowie<br />
135 m lange Einzelfahrer mit einer Abladetiefe bis zu 2,70 m. Also müssen<br />
auch die Poller angepasst werden. Die geforderte Zugbelastung von<br />
300 kN (30 t) überschreitet die alten Vorgaben mal eben um das Sechsfache.<br />
Also musste etwas getan werden. Es galt, vorhandenes Material über<br />
gezielte Verstärkungen zu entlasten. So wurden 12 m tief gehende Anker<br />
direkt unterhalb der alten Nischenpoller durch die Spundwand gebohrt.<br />
Bei laufendem Schifffahrtsbetrieb wären die Arbeiten nicht möglich gewesen.<br />
Daher wurde die Erneuerung in zwei Abschnitten vorgenommen:<br />
••<br />
2018: Herstellung der Anker mit einem Ankerbohrgerät,<br />
••<br />
<strong>2019</strong>: Anbringen der neuen »Pollerstühle« in Spundwandnischen von<br />
einem Hubsteiger aus bei trockener Schleusenkammer.<br />
Bei der Schleuse Dettelbach sei dies zwischen 2014 und 2015 erfolgt. In<br />
Marktbreit erfolgten die Maßnahmen 2018 bis <strong>2019</strong>. Die neuen Poller,<br />
80 sind es bei einem Durchmesser von 50 mm und einer Länge von 12,5 m<br />
allein in Marktbreit, halten Kräfte bis zu 854 kN aus. In Dettelbach sind<br />
es 160 Stück bei 50 mm.<br />
Zweite Baumaßnahme: die Plattformpoller auf der massiven Stahlbetonplanie<br />
am Schleusenrand. Das Ganze geschieht auf einer Länge von<br />
beidseitig 300 m. Die schwierige Aufgabe habe darin bestanden, keine<br />
Belastungen auf die Spundwand zu übertragen. Dieses konnte durch eine<br />
entsprechend schwere Stahlbetonplatte erreicht werden, die in die neue<br />
Schleusenplanie integriert wurde. Die Plattformpoller mussten anschließend<br />
kraftschlüssig mit dieser Stahlbetonplatte verbunden werden. Die<br />
rechnerische Mindestbreite von 3 m bei einer Plattenstärke von 30 cm und<br />
einer Sauberkeitsschicht von 15 cm reichen aus, um die Zugkräfte (300 kN)<br />
direkt aufzunehmen.<br />
Als zusätzlichen Pluspunkt für diese Stahlbetonplanie spricht die Aufnahme<br />
des neuen Stahlgeländers entlang der Schleusenkammer, was bei<br />
einer Asphaltplanie nicht möglich gewesen wäre.<br />
n<br />
© Förster<br />
Neue Nischenpoller zum Einbau bereit<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
65
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
HÄFEN IN NRW<br />
Gütermengen gehen zurück<br />
Der Güterumschlag in den Binnenhäfen Nordrhein-Westfalens<br />
ist drastisch zurückgegangen. Insgesamt wurden im<br />
vergangenen Jahr rund 115 Mio. t umgeschlagen. Das ist ein<br />
Minus von 10,4% gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der umgeschlagenen<br />
Container ging um 2,4% zurück.<br />
Die unangefochtene Nummer eins unter den nordrheinwestfälischen<br />
Binnenhäfen war erneut Duisburg, wo allein<br />
fast 48 Mio. t umgeschlagen wurden. Mit weitem Abstand<br />
folgten die Häfen von Köln, Neuss und Gelsenkirchen. n<br />
BILANZ RHEINLAND-PFALZ<br />
Weniger Fracht als im Vorjahr<br />
Im Jahr 2018 wurde in den rheinland-pfälzischen Häfen weniger<br />
Fracht umgeschlagen als im Vorjahr. Nach Angaben des Statistischen<br />
Landesamtes betrug der Güterumschlag 19,9 Mio. t – das<br />
waren 709.000 t bzw. 3,4% weniger als im Jahr zuvor. Während<br />
der Empfang mit 11,4 Mio. t fast gleich blieb, ging der Versand<br />
um 8,2% auf 8,6 Mio. t zurück.<br />
Der höchste Umschlag entfiel mit 4,4 Mio. t (–2,4%) auf »Chemische<br />
Erzeugnisse«, gefolgt von »Kokerei- und Mineralölerzeugnissen«<br />
mit 3,8 Mio. t (+5,1 %) und »Erzen, Steine und Erden,<br />
sonstige Bergbauerzeugnisse« mit 3,7 Mio. t (–13,4%). In<br />
Ludwigshafen, dem größten Binnenhafen des Landes, wurden<br />
8,9 % mehr Güter umgeschlagen. Grund war, dass nach einer<br />
Explosion 2016 auf dem Werksgelände von BASF nach erfolgter<br />
Reparatur die Produktion und damit auch die Gütermenge<br />
wieder hochgefahren wurden. Im zweitgrößten Hafen Mainz<br />
gab es ein Plus von 12,2%.<br />
n<br />
CONTAINERTERMINAL RIESA<br />
Kapazitätsausbau gefordert<br />
Das Logistik Netzwerk Mitteldeutschland plädiert für einen<br />
Hafenausbau in Riesa. Am trimodalen Containerterminal<br />
werden derzeit jährlich mehr als 40.000 TEU umgeschlagen.<br />
Damit sei die Leistungsgrenze erreicht. Von einem neuen<br />
Hafenterminal würden zahlreiche Industrie- und Handelsunternehmen<br />
profitieren, die mittels regelmäßigen Zug- und<br />
Binnenschiffsabfahrten ab Riesa weltweite Absatzmärkte erreichen,<br />
heißt es beim Logistik Netzwerk Mitteldeutschland.<br />
Trotz zweier aufeinanderfolgender Niedrigwasserjahre<br />
2017 und 2018 habe Riesa jeweils Rekordergebnisse erreicht.<br />
Durch die trimodale Anbindung hätten die niedrigen Wasserstände<br />
kompensiert werden können. Bei durchschnittlichen Pegelständen<br />
wäre mehr möglich gewesen.<br />
Der Hafen Riesa könnte nach einem Ausbau zusätzliche Kapazitäten<br />
aufnehmen. »Die sächsischen Binnenhäfen stellen mit<br />
ihren trimodalen Angeboten unverzichtbare Schnittstellen dar,<br />
um für verschiedenste Transportaufgaben passende Lösungen<br />
anbieten zu können«, betonte Marko Weiselowski, Vorstandsmitglied<br />
im Netzwerk Logistik Mitteldeutschland. n<br />
© SBO<br />
BAYERNHAFEN GRUPPE LEGT BILANZ VOR<br />
Kräftige Investitionen soll die Standorte weiter stärken<br />
Die bayernhafen-Gruppe hat im vergangenen<br />
Jahr an den Standorten Aschaffenburg,<br />
Bamberg, Nürnberg, Roth, Regensburg<br />
und Passau die Infrastruktur<br />
weiter ausgebaut. Nach 30 Mio. € im Jahr<br />
2017 wurden noch einmal 26 Mio. € investiert.<br />
Trotz der historisch langen Niedrigwasserphase<br />
wurden 2018 an allen bayernhafen<br />
Standorten insgesamt 8,8 Mio. t<br />
Güter über Schiff und Bahn umgeschlagen,<br />
nur 2,6 % weniger als 2017.<br />
Zwar ging wegen der Tiefststände an<br />
Rhein und Donau der Schiffsgüterumschlag<br />
an den sechs Standorten übers<br />
Jahr 2018 um 21,2% auf gut 2,5 Mio. t<br />
zurück. Dies konnte jedoch durch einen<br />
deutlichen Zuwachs beim Bahnumschlag<br />
zu einem großen Teil aufgeholt werden:<br />
Eine Gütermenge von 6,3 Mio. t beim<br />
Bahnumschlag bedeuten ein Plus von<br />
7,5% gegenüber 2017.<br />
»Extremsituationen wie Niedrigwasser<br />
tangieren uns selbstverständlich. Unser<br />
robustes Geschäftsmodell bewährt sich<br />
aber gerade in Jahren mit schwierigen<br />
Rahmenbedingungen«, so Geschäftsführer<br />
Joachim Zimmermann.<br />
Gerade deshalb habe die Hafengruppe<br />
2018 im zweistelligen Millionen-Bereich:<br />
investiert – in Ansiedlungsflächen und<br />
in die Optimierung der schienen- und<br />
wasserbezogenen Infrastruktur. »Mehr<br />
Effizienz bedeutet für unsere Kunden<br />
Verlässlichkeit, Planbarkeit und Wirtschaftlichkeit«,<br />
so Zimmermann.<br />
<strong>2019</strong> will die bayernhafen-Gruppe unter<br />
anderem in den Kaiumbau im bayernhafen<br />
Nürnberg und in die Modernisierung<br />
des Hafenbahnhofs in<br />
Aschaffenburg investieren. Insgesamt<br />
seien 24 Mio. € an Ausgaben für <strong>2019</strong> eingeplant.<br />
Beim Containerumschlag wurde<br />
im Geschäftsjahr 2018 mit insgesamt<br />
477.087 TEU der Wert des Vorjahres um<br />
5,8 % übertroffen. Hinzu gekommen ist<br />
2018 eine neue KV-Verbindung zur Nordseeküste<br />
zwischen Bamberg und Wilhelmshaven<br />
sowie zur Ostsee-Region mit<br />
dem Intermodalzug zwischen Nürnberg<br />
und Lübeck.<br />
n<br />
Der Hafen Regensburg<br />
© bayernhafen<br />
66<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
Andernach –mit Schwung aus der Delle<br />
Der »Jahrhundertsommer« 2018 und die damit verbundene Niedrigwasserphase hat dem<br />
Hafen Andernach erhebliche Einbußen beschert. Der Jahresstart aber macht Hoffnung<br />
©<br />
Das Jahr 2018 war für den Hafen<br />
Andernach kein gutes: Gegenüber<br />
dem Vorjahr wurden rund 500.000 t<br />
weniger verladen. Der Umschlag lag bei<br />
knapp 2,6 Mio. t. Insbesondere bei<br />
Schütt- und Stückgut gab es deutliche<br />
Mengenrückgänge.<br />
In den Monaten des extremen Niedrigwassers<br />
gingen die Mengen um bis<br />
zu 50% im Vorjahresvergleich zurück.<br />
»Unsere Kunden und wir hätten gerne<br />
mehr umgeschlagen. Bedarf und<br />
Nachfrage lagen eigentlich auf Vorjahresniveau.<br />
Die Wasserstände haben<br />
uns einen Strich durch die Rechnung<br />
gemacht«, sagte der kaufmännische<br />
Geschäftsführer der Stadtwerke<br />
Andernach, Lars Hörnig.<br />
Eine Art Rettungsanker war der<br />
»Containerservice Andernach«<br />
(CSA), der trimodale Terminal.<br />
Mit 127.000 TEU lagen die Mengen<br />
nur geringfügig unter dem<br />
Vorjahreswert.<br />
Der Mengenrückgang habe zu<br />
einem Umsatzrückgang in Höhe<br />
von rund 1 Mio. € geführt, der nur<br />
teilweise durch gesteigerte Einnahmen<br />
aus Vermietung und Verpachtung aufgefangen<br />
werden konnte. Die 2017 erfolgte<br />
Erweiterung der Hallen- und Freiflächen<br />
habe sich bereits ausgezahlt,<br />
heißt es seitens der Hafen-Gesellschaft.<br />
Sie seien auch künftig eine »strategische<br />
Option«: Denn in Zeiten normaler Wasserstände<br />
könnten Kunden den Andernacher<br />
Hafen als Zwischenlager nutzen,<br />
um in Phasen extremer Wasserstände<br />
unabhängiger zu sein.<br />
Unterm Strich musste die Betriebssparte<br />
Rheinhafen nach vier wirtschaftlich<br />
erfolgreichen Jahren 2018 einen<br />
Verlust von rund 600.000 € verbuchen.<br />
Insgesamt hätten die Stadtwerke dennoch<br />
ein positives Ergebnis ausweisen<br />
können, heißt es.<br />
Die extreme Niedrigwasserphase hatte<br />
auch Einfluss auf Betriebsabläufe sowie<br />
die Investitions- und Sanierungsmaßnahmen.<br />
Es seien mehr Schiffe gekommen,<br />
aber nur mit einem Bruchteil der<br />
Regelladung, erläutert Jan Deuster, technischer<br />
Geschäftsführer der Stadtwerke<br />
Andernach. Dies sei eine Herausforderung<br />
gewesen. »Unsere Mitarbeiter haben<br />
hier mit ihrer Flexibilität herausragende<br />
Arbeit geleistet.«<br />
Trotz der Widrigkeiten hätten die<br />
Stadtwerke rund 1,6 Mio. € in den Hafen<br />
investiert. Neben der Neuorganisation<br />
der Energieversorgung im Stromhafen<br />
und der Errichtung einer Lkw-Wartespur<br />
im Containerterminal wurden<br />
neue Verladegeräte angeschafft sowie<br />
Lagerhallen und Lagerplätze ertüchtigt.<br />
»Mit einem Auftragsvolumen von<br />
rund 3 Mio. € sind wir gut aufgestellt«,<br />
so Deuster. Ein Meilenstein sei die Beschaffung<br />
des ersten Verladebaggers gewesen,<br />
der die Flexibilität und Effizienz<br />
im Bereich der Schüttgutverladung weiter<br />
verbessern werde.<br />
Jan Deuster (technischer Geschäftsführer),<br />
Oberbürgermeister Achim Hütten, Lars Hörnig<br />
(kaufmännischer Geschäftsführer) und<br />
Bürgermeister Claus Peitz (v.l.)<br />
Auch <strong>2019</strong> werde ein herausforderndes<br />
Jahr: Denn der Stromhafen bleibt für<br />
die kommenden Jahre eine Großbaustelle.<br />
Die Uferbefestigung wird weiter erneuert,<br />
in diesem Jahr startet der zweite<br />
Bauabschnitt. Auch in die Erweiterung<br />
der Lagerkapazitäten und in die strategische<br />
Entwicklung des Containerterminals<br />
sol weiter investiert werden. Insgesamt<br />
planen die Stadtwerke Ausgaben<br />
von rund 5 Mio. € im Hafen.<br />
Für Optimismus sorgt der Jahresstart.<br />
Im 1. Quartal seien rund 777.000 t umgeschlagen<br />
worden. Dies entspricht einem<br />
Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 19%.<br />
»Unser Umsatzziel von knapp 8 Mio. € ist<br />
herausfordernd. Petrus muss also mitspielen«,<br />
sagen Deuster und Hörnig.<br />
Die Unterstützung der Politik ist dabei<br />
garantiert. Andernachs Oberbürgermeister<br />
Achim Hütten betonte als Aufsichtsratsvorsitzender<br />
die Bedeutung des kommunalen<br />
Binnenhafens für die Stadt und<br />
die gesamte Region. Der Andernacher<br />
Hafen sei für viele Unternehmen in der<br />
Region das Tor zur Welt. »Daher ist es<br />
wichtig, dass wir den Standort kontinuierlich<br />
weiterentwickeln.«RD<br />
© Stadtwerke Andernach<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
67
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
© duisport<br />
Duisport erwartet »raue Zeiten«<br />
Die duisport-Gruppe hat im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz in Höhe von 278,6 Mio. €<br />
erzielt. Auch der Jahresüberschuss legte zu – trotz rückläufigem Umschlag<br />
Der Umsatz steigerte sich um 11,6%<br />
oder 28,9 Mio. € gegenüber dem Umsatz<br />
von 249,7 Mio. € im Jahr 2017. Das<br />
operative Ergebnis (EBITDA) verbesserte<br />
sich um 4,9% von 40,5 auf 42,5 Mio. €.<br />
Der Jahresüberschuss erhöhte sich von<br />
11,7 Mio. € in 2017 auf 12,2 Mio. €. Das<br />
ist ein Plus von 4,3%.<br />
Die Unternehmensbeteiligungen trugen<br />
erheblich zur guten Ergebnisentwicklung<br />
bei. Der Vorstandsvorsitzender der<br />
Duisburger Hafen AG (duisport), Erich<br />
Staake, dämpfte anlässlich der Vorstellung<br />
der Bilanz die Erwartungen für das<br />
laufende Geschäftsjahr: »Wir können uns<br />
den globalen Entwicklungen nicht entziehen.<br />
Nach aktueller Schätzung des RWI<br />
ist der weltweite Containerumschlag bereits<br />
im Februar auf 133,9 Indexpunkte<br />
gefallen. Im Januar lag er noch bei 138,2.<br />
Dies ist der viertstärkste bisher beobachtete<br />
monatliche Rückgang. Uns stehen<br />
raue Zeiten bevor.«<br />
Staake verwies in diesem Zusammenhang<br />
auch auf weitere Unwägbarkeiten,<br />
die bereits im letzten Geschäftsjahr negative<br />
Auswirkungen auf den Konzernumsatz<br />
hatten. Das Niedrigwasser 2018 auf<br />
dem Rhein und die offenen Fragen um<br />
den drohenden Brexit sind nur zwei Beispiele.<br />
Vor dem Hintergrund dieser Fakten<br />
seien die guten Geschäftszahlen in<br />
2018 »ein vermutlich nur schwer wiederholbarer<br />
Erfolg.«<br />
Umschlag geht um 3% zurück<br />
Der Gesamtgüterumschlag einschließlich<br />
der privaten Werkshäfen betrug<br />
127,5 Mio.t (2017: 130,6 Mio.t). Das entspricht<br />
einem Rückgang um 3%. In den<br />
Häfen der duisport-Gruppe verringerte<br />
sich der Umschlag von 68,3 Mio.t auf<br />
65,3 Mio.t. Die Niedrigwasserperiode<br />
führte beim Schüttgut zu einem zehnprozentigen<br />
Rückgang. Vor allem der Umschlag<br />
von Eisen, Stahl und Kohle verfehlte<br />
das Vorjahresergebnis, während<br />
der Umschlag im Mineralöl- und Chemiesektor<br />
stabil blieb. Beim Containerumschlag,<br />
der mit einem Anteil von rund<br />
55% das wichtigste Gütersegment für duisport<br />
ist, wurde mit 4,1 Mio.t das Rekordniveau<br />
des Vorjahres erreicht.<br />
Unter den vier duisport-Geschäftsbereichen<br />
erzielte das Segment<br />
Infra- und Suprastruktur einen<br />
Umsatz von 54,4 Mio. € Das ist eine Steigerung<br />
um 7,3% gegenüber dem Vorjahr<br />
(50,7 Mio. €).<br />
Der Umsatz bei den Logistischen<br />
Dienstleistungen steigerte sich um 2,1%<br />
auf 77,4 Mio. €. Auch das umsatzstärkste<br />
Geschäftssegment Verpackungslogistik<br />
verzeichnete mit 7,6% ein kräftiges<br />
Plus von 87,0 Mio. € auf nun 93,6 Mio. €.<br />
Bei der Kontraktlogistik erzielte duisport<br />
einen Umsatz von 24,2 Mio. €. Die<br />
duisport-Gruppe hat 2018 Sach- und Finanzinvestitionen<br />
in Höhe von 20 Mio. €<br />
getätigt. 2017 waren es 34 Mio. €, aufgrund<br />
des Erwerbs von Bohnen Logistik<br />
und der Errichtung der Logistikimmobilie<br />
für Daimler auf der Duisburger Mercatorinsel.<br />
Drehscheibe für Chinaverkehre<br />
Rund 30% des gesamten Handels per Güterzug<br />
zwischen China und Europa wird<br />
bereits über den Duisburger Hafen abgewickelt.<br />
Die Rhein-Ruhr-Region entwickelt<br />
sich damit zur zentralen Drehscheibe<br />
für den Handel zwischen der EU und<br />
China. Zwischen Duisburg und einem<br />
Dutzend Destinationen in China verkehren<br />
wöchentlich 35 Züge. Im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr wurden so rund<br />
130.000 TEU transportiert.<br />
Durch Kooperationen mit chinesischen<br />
Partnern soll im Interesse der<br />
deutschen Exportwirtschaft weiteres<br />
Wachstum entlang der Korridore der<br />
Seidenstraße ermöglicht werden. Duisport<br />
engagiert sich derzeit vor allem<br />
beim Aufbau des weltweit größten Industrie-<br />
und Logistikparks »Great Stone«<br />
nahe dem weißrussischen Minsk. In einem<br />
Konsortium mit europäischen und<br />
asiatischen Partnern soll mittelfristig die<br />
Transportzeit der Chinazüge von derzeit<br />
14 auf perspektivisch zehn Tage reduziert<br />
werden. RD<br />
68<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
Positive Aussichten für den Finowkanal<br />
Der Finowkanal gilt als älteste noch vollständig schiffbare<br />
Wasserstraße Deutschlands. Die Finanzierung des historisch<br />
bedeutenden und touristisch ideal nutzbaren Wasserweges ist<br />
nun geklärt<br />
Von Christian Knoll<br />
Der Kanal werde auch künftig durchgehend<br />
schiffbar bleiben. Die jüngst<br />
im Brandenburger Landtag vorgeschlagene<br />
Lösung sehe vor, dass der Bund die<br />
Hälfte der Sanierung bezahle, 90% der<br />
anderen Hälfte soll das Land übernehmen<br />
und die übrigen 10% würden von<br />
Kommunen und Landkreis gestemmt<br />
werden, sagte Hartmut Ginnow-Merkert,<br />
Vorsitzender des Vereins Unser Finowkanal,<br />
vor den 70 bis 80 Teilnehmern<br />
des 5. Finowkanal-Symposiums im März<br />
in Eberswalde.<br />
Die Instandhaltung obliege nach dieser<br />
Lösung weiterhin dem Bund. Alle<br />
Beteiligten arbeiten an der vertraglichen<br />
Absicherung. Für die Instandhaltung<br />
und Sanierung der Schleusen stünden<br />
vom Bund 10 Mio. € zur Verfügung.<br />
Eine kommunale Arbeitsgemeinschaft<br />
(KAG) werde sich intensiv in die Erhaltung<br />
des Kanals einbringen, so Landrat<br />
Daniel Kurth und Eberswaldes Bürgermeister<br />
Friedhelm Boginski.<br />
Finowkanal-Vereinsvorsitzender Hartmut<br />
Ginnow-Merkert zeigte sich zufrieden,<br />
dass sich die 20-jährige intensive<br />
Arbeit des Vereins zur Erhaltung dieser<br />
Wasserstraße nun endlich auszahlen werde.<br />
Es komme aber neben der Instandhaltung<br />
der Schleusen und Ufer darauf an,<br />
auch die Industriebauwerke am Kanal in<br />
ihrer historischen Beschaffenheit zu erhalten.<br />
Schließlich war die Industrieregion<br />
am Finowkanal vor 300 Jahren bis<br />
in die Mitte des 19. Jahrhunderts im Osten<br />
so etwas wie das spätere Ruhrgebiet<br />
in Westdeutschland.<br />
Auch Sebastian Dosch, stellvertretender<br />
Amtsleiter des WSA Eberswalde, betonte,<br />
dass nun endlich Klarheit über die<br />
Zukunft des Kanals herrsche. Sein Amt<br />
werde neben Arbeiten am Oder-Havel-<br />
Kanal und dem neuen Schiffshebewerk<br />
Niederfinow nun, da Klarheit über die<br />
Finanzierung für den Erhalt des Kanals<br />
herrsche, alle Aufgaben gewissenhaft<br />
wahrnehmen.<br />
Frank Oltersdorf, Baudezernent der<br />
Stadt Oranienburg, ist verantwortlich für<br />
den Bau der Schleuse Friedenthal, welche<br />
die Oranienburger Havel mit den Ruppiner<br />
Gewässern direkt verbinden soll, um<br />
die Touristik-Schifffahrt durch die Stadt<br />
zu lenken. Vorgesehen sei später auch, die<br />
Schleusen Sachsenhausen und Malz wieder<br />
zu aktivieren, womit die Touristikschifffahrt<br />
die Möglichkeit erhalte, unter<br />
weitgehendem Ausschluss der Oder-Havel-Wasserstraße<br />
durch die schöne Havel-Landschaft<br />
bis zum Finowkanal zu<br />
lenken.<br />
Natur soll nicht gestört werden<br />
Martin Kürth, Projektleiter der Wasser-<br />
Abwasser-Management GmbH, nannte<br />
die Wiedererschließung des Langen<br />
Trödel als Abschnitt des Finowkanals<br />
zwischen Liebenwalde und Zerpenschleuse<br />
eine »Gratwanderung zwischen<br />
Baukunst und Naturerhalt.«<br />
© Rafalski<br />
Beim unter Naturschutz stehenden Langen<br />
Trödel wurden keine Ufer angetastet<br />
und nur sparsamste Arbeiten an der Fahrrinne<br />
ausgeführt, um Biber, Otter und Eisvögel<br />
nicht zu stören. Alle selbstfahrenden<br />
Touristenboote unterliegen Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />
und Begegnungsverboten<br />
in Einrichtungsstrecken, um<br />
die Natur nicht zu beeinträchtigen, wobei<br />
man sehr viele Erfahrungen über naturnahes<br />
Bauen gewonnen habe, die man für<br />
die Erhaltung des östlichen Teils des Finowkanals<br />
nutzen könne.<br />
Abschließend verkündete Ginnow-<br />
Merkert, dass sein Verein den Finowkanal<br />
bei der Unesco zum Weltkulturerbe<br />
anmelden wolle. Sein Verein arbeite seit<br />
fünf Jahren mit den schottischen Organisatoren<br />
der Weltkanalkonferenz zusammen,<br />
die im kommenden Jahr in der<br />
Wasserstadt Leipzig stattfinden werde.<br />
Das Jahr 2020 ist auch für den Finowkanal<br />
etwas Besonderes, der dann<br />
400 Jahre alt wird. n<br />
© Wikipedia / Ralf Roletschek<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
69
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
Elbe- und Oderhäfen fehlt Kohle<br />
© Y. Rami<br />
Die Güterbeförderung auf Berlins und Brandenburgs Wasserstraßen befindet sich weiter<br />
im Abwärtstrend. Aber es gibt auch Optimismus, dass sich das ändern könnte<br />
Von Christan Knoll<br />
Geschuldet sind die rückläufigen Mengen<br />
in erster Linie dem Wegfall der<br />
Kohletransporte zwischen Königs Wusterhausen<br />
und Berlin. In Berlin kamen<br />
etwa 1 Mio.t Güter weniger an als 2017, in<br />
Brandenburg wurden 2018 rund 1 Mio.t<br />
weniger Rohbraunkohle in Königs Wusterhausen<br />
umgeschlagen als 2017.<br />
Vattenfall arbeitet weiter daran, auch<br />
die letzten Berliner Kraftwerke bis Mitte<br />
der 2020er-Jahre von Kohle auf umweltfreundlichere<br />
Brennstoffe umzustellen<br />
– Berlin also kohlefrei zu machen. Es<br />
Ein Silo wird im Havelport Berlin<br />
auf die »Luisa Lynn« geladen<br />
ist damit zu rechnen, dass sich die Unterschiede<br />
in den Gütermengen von 2018 auf<br />
<strong>2019</strong> angleichen werden, vielleicht sogar<br />
wachsen, weil Berlins Neubau von Wohnungen<br />
zunehmen wird, sodass ein größerer<br />
Anteil an Bauzuschlagstoffen als<br />
bisher zu erwarten ist.<br />
Brandenburg stark im Export<br />
Auf den Binnenwasserstraßen des Landes<br />
Brandenburg wurden 2018 insgesamt<br />
2,7 Mio.t Güter befördert. Das entspricht<br />
einem Rückgang von 12,5% beziehungsweise<br />
389.000 t gegenüber 2017, teilte das<br />
Amt für Statistik Berlin-Brandenburg<br />
mit. Allein in der Güterabteilung Kohle,<br />
rohes Erdöl und Erdgas wurden 594.000 t<br />
weniger befördert. Auch die um 139.000 t<br />
gestiegene Gütermenge bei Metallen und<br />
Metallerzeugnissen konnte das nicht ausgleichen.<br />
Die Güterbeförderung zwischen Brandenburg<br />
und anderen Bundesländern<br />
hatte einen Anteil von 68,4% (1,9 Mio.t).<br />
Zwischen den Häfen und Umschlagstellen<br />
Brandenburgs wurden 345.000 t beziehungsweise<br />
12,7% der gesamten Gütermenge<br />
bewegt. Gegenüber 2017 ist<br />
das ein Anstieg um 43.000 t (+14,4%). Im<br />
grenzüberschreitenden EU-Verkehr wurden<br />
512.000 t (18,9%) aller Güter transportiert<br />
(-2,5%).<br />
Überwiegend wurden Sekundärrohstoffe<br />
und Abfälle (34,2%); Erze, Steine,<br />
Erden u. Ä. (19,2%); Metalle und Metallerzeugnisse<br />
(17,4%) sowie landwirtschaftliche<br />
und verwandte Erzeugnisse (15,5%)<br />
befördert. Mehr als die Hälfte (55,9%) der<br />
5.805 gezählten beladenen Schiffe mit und<br />
ohne eigenen Antrieb fuhren unter deutscher<br />
und 40,8% unter polnischer Flagge.<br />
© Havelport<br />
Havelport hat Wachstum im Blick<br />
»Der Havelport konnte seine Wachstumsstrategie<br />
auch im Jahre 2018 abermals<br />
vorantreiben. Die im Vorjahr neu<br />
erschlossene Fläche Süd erweitert das<br />
70<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
für Lagerzwecke geeignete Hafengebiet<br />
um fast 12.000 m², sagt Marketingleiter<br />
Mathias Passon. Das neue Areal werde<br />
weitestgehend für die Lagerung diverser<br />
Schüttgüter genutzt. Ein Großteil davon<br />
sind Holzhackschnitzel aus der umliegenden<br />
Region. Nach der Aufbereitung werde<br />
das Material per Lkw und per Schiff zu<br />
den Berliner Kraftwerken transportiert,<br />
die erneuerbare Brennstoffe verfeuern.<br />
Der Havelport Berlin konnte das Umschlagvolumen<br />
2018 durch Erweiterung<br />
des Kundenportfolios auf weitere Umschlaggüter<br />
ausweiten. Dafür wurde auch<br />
ein zusätzliches Umschlaggroßgerät angeschafft.<br />
Der neue CAT 972M mit Hochentladeschaufel<br />
hat ein Fassungsvermögen<br />
von 10 m³.<br />
Der im Winter fast durchgängig eisfrei<br />
gebliebene beziehungsweise durch<br />
Eisbrecher frei gehaltene Havelkanal ermöglichte<br />
die permanenten Befahrung.<br />
Damit konnten auch dringende Schwergutladungen<br />
(z.B. Behälter) auf das Binnenschiff<br />
verladen werden.<br />
Für das Jahr <strong>2019</strong> stünden nochmals<br />
Flächenerweiterungen auf der Agenda.<br />
Das Projekt »Ausbau Nord I« sei bereits<br />
angeschoben und werde weitere<br />
17.000 m² für dringend benötigte Lagerund<br />
Umschlagflächen schaffen. Die Fertigstellung<br />
soll bis Jahresende erfolgen.<br />
Der Ausbau »Nord II« mit 23.000 m² befinde<br />
sich in Planung, heißt es.<br />
Wenige Güter bleiben in Berlin<br />
Verladung von Schwergutteilen in ein polnisches BM-Motorschiff<br />
Auf den Binnenwasserstraßen Berlins<br />
wurden 2018 insgesamt 2,1 Mio.t Güter<br />
befördert, 20,1% (524.000 t) weniger als<br />
2017. Hauptgrund sei auch hier der Einbruch<br />
bei der Güterabteilung Kohle, rohes<br />
Erdöl und Erdgas, so das Amt für<br />
Statistik Berlin-Brandenburg. Hier wurden<br />
52,5% Güter (721.000 t) weniger befördert<br />
als 2017. Die um 175.000 t gestiegene<br />
Gütermenge bei Holzwaren, Papier<br />
u. ä. konnte das nicht ausgleichen. Die<br />
Güterbeförderung zwischen Berlin und<br />
anderen Bundesländern hatte einen Anteil<br />
von 90,8% (1,9 Mio.t) und nahm somit<br />
um 14,5% ab. Innerhalb Berlins wurden<br />
99.000 t transportiert, was 4,8% der<br />
gesamten Gütermenge entspricht. Gegenüber<br />
dem Vorjahr ist das ein Anstieg<br />
um 66.000 t. Im grenzüberschreitenden<br />
EU-Verkehr wurden 93.000 t beziehungsweise<br />
4,5% aller Güter bewegt, ein Rückgang<br />
um 74,3% gegenüber 2017. Hauptsächlich<br />
wurden Kohle, rohes Erdöl und<br />
Erdgas (31,3%) Erze, Steine, Erden u. ä.<br />
(23,9%); Sekundärrohstoffe und Abfälle<br />
(18,6%); sonstige Mineralölerzeugnisse<br />
(11,8%) sowie Holzwaren, Papier, Pappe,<br />
Druckerzeugnisse (8,5%) befördert. Fast<br />
drei Viertel (74,6%) der 3.869 gezählten<br />
beladenen Schiffe mit und ohne eigenen<br />
Antrieb fuhren unter deutscher Flagge,<br />
22,1% waren in Polen registriert.<br />
Der Containerumschlag spiele bei der<br />
Güterbeförderung in der Binnenschifffahrt<br />
Berlins und Brandenburgs keine<br />
Rolle, heißt es in beiden Berichten. Ver-<br />
© BEHALA<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
71
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
Schwergüter im Hafen Aken am Haken. Voriges Jahr lag der Hafen ein halbes Jahr wegen<br />
Niedrigwassers still. Jetzt fehlen Schiffsraum und Schubkraft<br />
suche, Boxen per Binnenschiff vom Berliner<br />
Westhafen oder vom HavelPort Wustermark<br />
nach Hamburg oder Benelux zu<br />
fahren, wurden wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit<br />
wieder eingestellt. Nur<br />
zweilagig hoch und dreilagig breit lohne<br />
sich nicht.<br />
BEHALA<br />
Berlins größter Hafenbetrieb mit drei<br />
Umschlagstandorten, die BEHALA, ist<br />
deshalb konsequent auf den Versand und<br />
Empfang per Bahn umgestiegen. BEHA-<br />
LA-Geschäftsführer Klaus Lichtfuß sagt:<br />
»In den Containerverladungen auf oder<br />
von der Bahn haben wir jährlich zweistellige<br />
prozentuale Zuwachsraten und 2018 bereits<br />
die 150.000 TEU überschritten. Die<br />
© Theo Grötschel jun.<br />
Wirtschaft hat unser Angebot also gut angenommen,<br />
so dass wir die bereits dritte<br />
Terminalerweiterung in der Planung haben.<br />
Allerdings hatten wir bei Massengütern,<br />
Schwergütern, Projektladungen und<br />
großen Kolli voriges Jahr Glück, dass es die<br />
gut ausgebaute Wasserstraße nach Westen<br />
gibt und mit dem Elbekreuz eine leistungsfähige<br />
Überquerung der Elbe, so dass die<br />
Schiffe in der Niedrigwasserzeit von uns<br />
über den Elbe-Seitenkanal immer pünktlich<br />
nach Hamburg kamen.«<br />
Die BEHALA ist, ähnlich wie der Magdeburger<br />
Hansehafen, ein durchweg grüner<br />
Hafen. Alle Fahrzeuge im Hafeneigentum,<br />
ob auf Straße oder Schiene,<br />
verkehren mit batteriegestütztem Elektroantrieb.<br />
Seit mehreren Jahren entwickelt<br />
die BEHALA gemeinsam mit<br />
der TU Berlin ein elektrisch betriebenes<br />
Schubschiff, das den Arbeitsnamen<br />
»Elektra« trägt. »Wir sind jetzt soweit,<br />
dass wir bald in die Realisierungsphase<br />
kommen. Vom hauptsächlich vorgesehenen<br />
Batteriebetrieb sind wir jetzt der<br />
Ansicht, dass die Hauptantriebsquelle in<br />
der Brennstoffzelle mit Wasserstoff liegen<br />
wird. Als Zwischentankstation haben wir<br />
Lüneburg in Aussicht, damit wir nur einen<br />
Zwischenhalt unterwegs einlegen<br />
müssen, um pünktlich nach Hamburg zu<br />
kommen, und als Unterwegsreserve haben<br />
wir Haldensleben im Auge. Wir sind<br />
da sehr optimistisch«, so Lichtfuß.<br />
Betrieb auf der Elbe legt zu<br />
Die Binnenschifffahrt hat mit dem Jahreswechsel<br />
bei guten Wasserständen den<br />
Betrieb auf der Elbe wieder begonnen.<br />
Die Containerverkehre per Schiff zwischen<br />
Hamburg, Magdeburg, Aken und<br />
Riesa laufen wieder planmäßig. Die Verladungen<br />
von Schwergütern und Projektladungen<br />
in Aken und Dresden laufen auf<br />
vollen Touren.<br />
Die Sächsische Binnenhäfen Oberelbe<br />
GmbH (SBO) hat Mitte März die letzten<br />
Baumaßnahmen an der Hafenbahn Torgau<br />
abgeschlossen. Damit ist dieser ab sofort<br />
wieder trimodal erreichbar. In den<br />
vergangenen Monaten waren die Gleisanlagen<br />
zwischen dem Bahnhof Torgau und<br />
dem Hafengelände instandgesetzt worden.<br />
Weiterhin wurden die Bahnübergänge<br />
der Gleisanlagen im Stadtgebiet<br />
Torgau erneuert und sind nun mit neuen<br />
Lichtsignalanlagen ausgestattet.<br />
Für den Hafen Roßlau werde derzeit<br />
das neue Zuführungsgleis zum Hafen<br />
verlegt, so dass dessen Betrieb auch wieder<br />
in Aussicht stehe, so die SBO.<br />
Der Frachter »Fiducie« entlädt Flussspat im Dresdner Alberthafen<br />
Foto: SBO<br />
Aus für Flussspat-Umschlag<br />
Ende März vermeldete die SBO, dass das<br />
Dresdener Umweltamt ab sofort die Lagerung<br />
von Flussspat untersagt habe.<br />
Grund seien »erhebliche Mängel an den<br />
Hafenanlagen, die zur Gefährdung von<br />
Boden und Gewässer führen.« Rund<br />
22.000 t Flussspat erhielt der Dresdner<br />
Alberthafen durchschnittlich jährlich<br />
von Übersee in rund 35 Binnenschiffladungen.<br />
Verarbeitet wird der Flussspat<br />
seit 1903 im nahe gelegenen Dohna in<br />
einem Chemiewerk. Der Transport über<br />
die 18 km erfolgte per Lkw.<br />
»Wenn rund 20.000 t Flussspat ab jetzt<br />
auf der Straße transportiert werden müs-<br />
72<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
sen, sind das etwa 800 Lkw-Fahrten zusätzlich«,<br />
erklärt SBO-Geschäftsführer<br />
Heiko Loroff. »Dadurch werden die ohnehin<br />
schon stark befahrenen Autobahnen<br />
noch mehr belastet.« Deshalb habe man<br />
als Frachtführer mit der UHH Haldensleben<br />
eine Kooperation aufgenommen, wo<br />
der Flussspat nun aus Binnenschiffen auf<br />
Lkw verladen und direkt nach Dohne gebracht<br />
werde.<br />
Von Bülstringen, wo die Verladung auf<br />
die Lkw ab 1. April stattfindet, nach Dohna<br />
sind es 276 km, mit 800 Lkw sind das<br />
unnötige 220.800 Fahr-km, die CO2 und<br />
Stickoxyden erzeugen.<br />
Die an einem Großauftrag für einen<br />
Kunden in Indien arbeitende VEM<br />
Sachsenwerk GmbH hat in der Slowakei<br />
ein 10 t schweres Gestell anfertigen<br />
lassen, das im März in Dresden eintraf<br />
und schnellstens zum Flughafen Leipzig<br />
transportiert werden musste. Wegen<br />
seiner Höhe musste es auf einen Tieflader-Trailer<br />
verladen werden, den die<br />
Schwerlastfirma Kahl aus Moers als Kooperationspartner<br />
stellte. Ein SBO-eigener<br />
Sattelschlepper brachte das Teil in<br />
zwei Tagen nach Leipzig und schob den<br />
Tieflader mit Gestell in das Frachtflugzeug<br />
vom Typ »Antonov«.<br />
»Das Gestell ist mit 10 t natürlich nicht<br />
das schwerste Frachtstück, welches wir<br />
im Schwerlastbereich bisher transportiert<br />
haben«, sagt Katja Dymak, Disponentin<br />
bei der SBO im Hafen Dresden. »Aber<br />
die Dringlichkeit des Auftrages und die<br />
Kürze der Zeit, in der dieser Auftrag realisiert<br />
werden musste, waren eine große<br />
Herausforderung«, so Dymak.<br />
Für die Expresslieferung mussten innerhalb<br />
einer Woche alle notwenigen<br />
Genehmigungen eingeholt und die vorgeschriebenen<br />
Begleitfahrzeuge organisiert<br />
werden. »Das gelingt nur durch ein<br />
gutes Netzwerk, in dem Partnerschaften<br />
und Kooperationen eine wichtige Basis<br />
sind«, erklärt SBO-Vertriebsleiter Frank<br />
Thiele. »Den Kunden logistische Ketten<br />
über alle Verkehrsträger anbieten zu können<br />
– das ist der Mehrwert eines trimodalen<br />
Binnenhafens, den wir versuchen,<br />
unseren Kunden zu bieten.«<br />
Seit DDR-Zeiten verladen die SKW-<br />
Stickstoffwerke Piesteritz flüssigen<br />
Harnstoff an deutsche und internationale<br />
Abnehmer und versuchen, »die<br />
Bundeswasserstraße Elbe so intensiv<br />
wie möglich zu nutzen«, so SKW-Pressesprecher<br />
Marko Wagner »Für uns ist<br />
das Binnenschiff eine unverzichtbare<br />
Alternative zum Versand mit Bahn<br />
und Lkw. Allerdings macht die unberechenbare<br />
Elbe diesem Bemühen oft<br />
genug einen Strich durch die Rechnung.«<br />
Zur Verdeutlichung: Bei optimaler<br />
Schiffbarkeit der Elbe könnte SKW<br />
Piesteritz pro Jahr rund 250.000 t vom<br />
werkseigenen Hafen aus verschiffen. Seit<br />
2001 waren es aber nie mehr als 8.000 t,<br />
meistens sogar nur ein oder zwei Schiffsladungen<br />
von etwa 1.000 t. Im Jahr<br />
2016 ist sogar keine einzige Tonne im<br />
Werkhafen verladen worden. »Bei ungünstigen<br />
Wasserverhältnissen auf der<br />
Elbe sind wir gezwungen, unsere Produkte<br />
mit Bahn und Lkw transportieren<br />
zu lassen«, sagt Wagner.<br />
n<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
73
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
Einstimmung auf die Neue Seidenstraße<br />
Der diesjährige Verladertag in Dresden befasste sich mit der Rolle der Logistik für die<br />
internationalen Verkehre. Eine funktionierende Infrastruktur und verlässliche Konzepte<br />
sind dafür entscheidende Faktoren. Es gilt, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen<br />
Von Christian Knoll<br />
Eingeladen hatten wie bisher Hafen<br />
Hamburg Marketing (HHM) und die<br />
IHK Dresden. Stefan Kunze als Repräsentant<br />
für Deutschland Ost von HHM<br />
und Vorsitzender des Elbe-Allianz-Vereins,<br />
ein Zusammenschluss aller an der<br />
Elbe mit der Binnenschifffahrt partizipierenden<br />
Vereine, beleuchtete eingangs<br />
das vergangene Jahr. Aufgrund des fast<br />
siebenmonatigen Niedrigwassers auf<br />
der Elbe sei es kein gutes gewesen, führte<br />
Kunze vor den rund 100 Teilnehmern<br />
aus verladender Wirtschaft, Reedereien<br />
und Logistikunternehmen aus. Mit dem<br />
Gesamtkonzept Elbe (GKE), dessen Realisierung<br />
in diesem Jahr beginne, sollen<br />
Weichen gestellt werden, die Schifffahrtsbedingungen<br />
auf der Elbe künftig schrittweise<br />
zu verbessern.<br />
Motto der Veranstalter war, dass die<br />
Logistikwirtschaft sich ständig auf sich<br />
verändernde Märkte und Rahmenbedingungen<br />
einstellen müsse, damit Produzenten<br />
und Händler im internationalen<br />
Warengeschäft konkurrenzfähig<br />
blieben. Eine hoch ausgelastete Infrastruktur,<br />
die zunehmende Digitalisierung<br />
der Wirtschaftsbeziehungen, aber<br />
auch Veränderungen, wie zum Beispiel<br />
der bevorstehende BREXIT Großbritanniens,<br />
zwängen die Branche zu innovativen<br />
Lösungen.<br />
Neue Seidenstraße verändert Lage<br />
Charlotte Hein für Landverkehre und<br />
Martin Lüdecke für maritime Verkehre,<br />
Marketing und Verkaufsmanager der<br />
Container Reederei COSCO Shipping<br />
Lines (Germany), gaben einen Ausblick,<br />
welche Veränderungen der internationalen<br />
Verkehrsströme die Neue Seidenstraße<br />
in den kommenden Jahrzehnten mit<br />
sich bringen würde.<br />
China strebe danach, die USA als erste<br />
Wirtschaftsmacht unseres Planeten abzulösen,<br />
stellte Lüdecke fest. Das habe<br />
bedeutende Auswirkungen auf die internationalen<br />
Verkehre zu Wasser und<br />
auf dem Land. Die derzeitige Politik des<br />
»America First« der USA spalte die demokratische<br />
Welt in ein System von Teilung<br />
und Herrschaft, aus dem China als<br />
Sieger hervorgehen werde. Die COSCO-<br />
Reederei richte sich darauf ein, die internationalen<br />
Containerverkehre von Asien<br />
über Indien und Indonesien sowie Ostafrika,<br />
Kleinasien und das Mittelmeer<br />
nach Süd- und Westeuropa als maritime<br />
Südstrecke führend in die Hand zu<br />
nehmen, ohne andere Reedereien verdrängen<br />
zu wollen.<br />
Alle Länder, deren Häfen durch den<br />
maritimen Zweig der Neuen Seidenstraße<br />
angelaufen werden sollen, würden<br />
als Partner betrachtet werden. Einwicklungsländern<br />
wolle man bei der Schaffung<br />
der dafür notwendigen Infrastruktur<br />
helfen. Die Neue Seidenstraße sei ein<br />
Jahrhundertprojekt, das China am 1. Oktober<br />
2<strong>04</strong>9, dem 100. Jahrestag der Volksrepublik,<br />
fertiggestellt haben wolle.<br />
Die Gesamtkosten bis dahin würden<br />
auf 1.900 Mrd. € geschätzt und betreffen<br />
4,4 Mrd. Menschen auf dem Eurasischen<br />
Kontinent und Afrika in insgesamt<br />
60 Ländern.<br />
China benötige die Welt als Absatzmarkt<br />
seiner Produkte. Sein Bruttoinlandsprodukt<br />
jährlich betrage 12 Bio. €.<br />
Seit 1530 treibe China zu Land und zu<br />
Wasser Handel mit Europa und es betrachte<br />
Europa auch heute weiterhin als<br />
Haupthandelspartner in der Welt.<br />
Hein, die für den Berliner Standort<br />
von COSCO und die Landstrecke zuständig<br />
ist, erläuterte, dass es eine nördliche<br />
und eine südliche Strecke gebe, die<br />
bereits heute aber noch nach altem Standard<br />
in Betrieb sei. Die nördliche führe<br />
von Peking über Ulan Bator und Moskau<br />
durch Weißrussland nach Europa und<br />
ende in Duisburg. Sie sei 13.000 km lang.<br />
Die südliche Route führe von Schanghai<br />
Fast 100 Vertreter aus verladenden Unternehmen, von Reedereien und Behörden<br />
nahmen die Inhalte der Vorträge auf und diskutierten anschließend<br />
Ingo Egloff, HHM-Vorstand, berichtete von<br />
steigenden Containertransporten per Binnenschiff<br />
74<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
WASSErStrASSEN | hÄ FEN<br />
© Wägener<br />
über Urumqui und Kasachstan ebenfalls<br />
nach Moskau und von dort durch Weißrussland<br />
und Polen nach Duisburg und<br />
sei 10.000 km lang. An den Grenzen zu<br />
Kasachstan und Polen zu Russland werde<br />
jeweils auf russische oder europäische<br />
Spurweite, je nach Richtung, umgespurt.<br />
Die heutigen Reisezeiten betragen<br />
zwischen 17 und 20 Tagen. Nach Fertigstellung<br />
der Trassen sollen die Züge etwa<br />
zehn Tage von Anfangs- bzw. Abgangsstationen<br />
benötigen. Alle Züge sind mit<br />
41 TEU und etwa 1.600 t Ladungsgewicht<br />
durchgeplant.<br />
Hamburg hat wichtige Stellung<br />
HHM-Vorstand Ingo Egloff zog eine Bilanz<br />
darüber, welche Rolle der Hamburg<br />
als Hafen in Europa spiele. Nach Rotterdam<br />
sei er zweitgrößter Hafen in Europa.<br />
Der Hafen sei Zentrum einer Metropolregion,<br />
die Schleswig-Holstein und das<br />
nördliche Niedersachsen mit einschließe.<br />
Im vergangenen Jahr seien 135,1 Mio.t<br />
Güter umgeschlagen worden, etwas weniger<br />
als 2017.<br />
In den Containerverkehren sind die<br />
Umschläge mit 8,8 Mio.t gegenüber<br />
2017 etwa gleichgeblieben. Auffällig sei,<br />
dass die nach Großbritannien exportierten<br />
beladenen Container überwiegend leer<br />
zurückkehrten, was darauf schließen lasse,<br />
dass sich die Wirtschaft im Vereinigten<br />
Königreich bereits jetzt auf den BRE-<br />
XIT einstelle, ihre Exportgüter bis dahin<br />
also etwas zurückhalte und ihre Wirtschaft<br />
rückläufig sei. Die Flüssiggutumschläge<br />
seien gleichgeblieben, der Stückguthandel<br />
habe hingegen zugenommen.<br />
Dies ein Fingerzeig darauf sei, dass die<br />
Wirtschaft im deutschen Maschinen- und<br />
Anlagenbau auf hohem Niveau arbeite. Im<br />
Unterschied dazu seien der Getreideumschlag<br />
wegen zweier aufeinanderfolgender<br />
schlechten Ernten rückläufig.<br />
Hamburg stelle sich darauf ein, dass mit<br />
der Vertiefung der Außen- und Unterelbe<br />
um 1 m Containerschiffe von 400 m Länge<br />
und 60 m Breite und 22.000 TEU zum<br />
Teil im Einrichtungsverkehr in den Hafen<br />
einlaufen werden, womit Hamburg<br />
mit anderen Häfen weiter mithalten könne.<br />
Voll beladen könnten die Frachter den<br />
Hafen aber auch nach der Fahrrinnenanpassung<br />
nicht erreichen.<br />
Der Seehafenhinterlandverkehr werde<br />
mit rund 60% durch den Bahnverkehr abgewickelt,<br />
wobei Trassen neben Deutschland<br />
nach Polen, Tschechien, Österreich<br />
und Italien befahren würden. Österreich<br />
fahre 90% seiner Container per Bahn.<br />
Auch die Containerverkehre im Hamburger<br />
Hafen werden zu mehr als 50% per<br />
Bahn abgewickelt. 2.300 Züge verlassen<br />
pro Woche den Standort. Der Containertransportanteil,<br />
der vor zehn Jahren noch<br />
bei 1%t lag, ist Egloff zufolge 2018 auf<br />
2,4% gestiegen, was 211.200 TEU entspricht.<br />
100.800 davon seien sogenannte<br />
Hafenumfahrten gewesen. 128.500 TEU<br />
seien über den Elbe-Seitenkanal und die<br />
Elbe ins Binnenland gefahren worden.<br />
Tendenz steigend.<br />
Maßnahmen an der Elbe<br />
Stefan Kunze, HHM-Repräsentant<br />
und Vorsitzender des Elbe-Allianz, die<br />
130 Mitglieder umfasst, darunter alle<br />
im Elbeeinzugsgebiet tätigen Verbände<br />
und Schiffervereine, gab einen Überblick<br />
über den Stand der Realisierung des Gesamtkonzeptes<br />
Elbe (siehe dazu auch <strong>BS</strong><br />
2-19, Seiten 66-67). Gegenwärtig würden<br />
die 34,5 vom BMVI vorgesehenen Planstellen<br />
ausgeschrieben bzw. besetzt. Als<br />
erste Maßnahme werde die Erosionsstrecke<br />
»Klöden« in Angriff genommen, die<br />
den Bereich zwischen Elstermündung,<br />
Ekm 200 und Mühlberg, Ekm 127, betreffe,<br />
um eine stabile Sohle herzustellen.<br />
Anschließend werde die Strecke »Coswig/Anhalt«<br />
zwischen Kleinwittenberg,<br />
Ekm 217, und etwa Aken, Ekm 278, angegangen<br />
sowie später die sogenannte<br />
»Reststrecke« zwischen Dömitz und<br />
Hitzacker hinzukommen.<br />
Mehr Rückhaltebecken vorhalten<br />
Es werde damit gerechnet, dass sich mit<br />
diesen regulierenden Maßnahmen die<br />
Tauchtiefenverhältnisse um etwa 20 cm<br />
gegenüber den vorjährigen Tiefen verbessern<br />
könnten, so Kunze. Dass durch<br />
den Klimawandel seit 1992 angestrebte<br />
Ziel, bei der Elbe eine Abladetiefe von<br />
1.40 m zu erreichen – was einer Tauchtiefe<br />
von 1.60 cm entspricht – sei hingenen<br />
vermutlich nicht mehr zu erreichen. Mit<br />
dem vergangenen Niedrigwasser sei eine<br />
neue Qualität der Wasserverfügung entstanden.<br />
Der BUND zweifele bereits an<br />
seiner Unterschrift unter das GKE.<br />
Die Elbe-Allianz diskutiere bereits,<br />
dass es wohl erforderlich sei, neben den<br />
Regulierungsmaßnahmen auch über<br />
das gegenwärtige Wassermanagement<br />
nachzudenken und durch mehr Rückhaltebecken<br />
im Oberlauf von Elbe, Saale<br />
und Moldau Zuschusswasser bereitzuhalten.<br />
Von Staustufen, die bereits<br />
unterschwellig in der Diskussion sind,<br />
und das Auensterben verhindern könnten,<br />
sprach er nicht.<br />
n<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
75
HTG Kongress <strong>2019</strong><br />
11.–13.09.<strong>2019</strong> in Lübeck<br />
Veranstaltungen <strong>2019</strong><br />
08.05. 2. Forum Wissenschaft<br />
Hamburg<br />
24.05. Fachexkursion<br />
der Jungen HTG<br />
13.06. Forum HTG<br />
»Hammerbrooklyn«<br />
i<br />
Anmeldung zum HTG Kongress<br />
jetzt möglich!<br />
Infos und Anmeldung unter: www.htg-online.de<br />
Frühbucherrabatt bis zum 16.06.<strong>2019</strong>!<br />
Anmeldung<br />
ab<br />
18.03.<strong>2019</strong>!<br />
16.07. Junge HTG Working Group<br />
21.– Fachexkursion<br />
23.08. der Jungen HTG<br />
11.– HTG Kongress<br />
13.09. Lübeck<br />
21.10. Junge HTG Working Group<br />
Nov.<br />
Forum HTG »Blue Mining«<br />
07.11. Workshop<br />
Korrosionsschutz<br />
Hamburg<br />
20.11. Junge HTG<br />
Zukunftswerkstatt<br />
Auslobung Förderpreise <strong>2019</strong><br />
Die Hafentechnische Gesellschaft e.V. vergibt<br />
in zweijährigem Turnus unterschiedliche Förderpreise.<br />
Auch für <strong>2019</strong> werden folgende Förderpreise ausgeschrieben:<br />
• HTG Förderpreise<br />
• Förderpreis für Innovation der Werner Möbius-Stiftung<br />
• Förderpreis der Victor Rizkallah-Stiftung.<br />
Fristverlängerung<br />
bis<br />
15.<strong>04</strong>.<strong>2019</strong>!<br />
Die Ausschreibungstexte und alle nötigen Informationen zu den Teilnahmebedingungen<br />
finden Sie unter www.htg-online.de »Förderpreise«.<br />
Anmeldemodalitäten<br />
Die angegebenen Preise gelten bei Onlineanmeldung. Bei schriftlicher Anmeldung über die HTG Geschäftsstelle wird eine<br />
Bearbeitungsgebühr von 10,00 € berechnet. Jede Anmeldung gilt als verbindlich. Schriftliche Abmeldungen sind kostenfrei möglich<br />
bis zum Datum des Anmeldeschlusses. Danach wird die Gebühr vollständig fällig. Jeder Teilnehmer erhält nach Anmeldung<br />
eine Rechnung die gleichzeitig Anmeldebestätigung ist. Zahlungsfrist und Bankverbindung entnehmen Sie Ihrer Rechnung.<br />
Bitte melden Sie sich rechtzeitig an. Bei Erreichen der maximalen Teilnehmerzahl schließt das Anmeldeportal automatisch. Für<br />
HTG-Jungmitglieder kann eine Förderung aus dem Spendenfonds Goedhart erfolgen. Das Antragsformular kann über die HTG<br />
Geschäftsstelle angefordert werden. Bettina Blaume, Ansprechpartnerin, Telefon: <strong>04</strong>0/428 47-21 78, E-Mail: service@htg-online.de<br />
76<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Forum Wissenschaft<br />
08. 05. <strong>2019</strong> Tag der Wissenschaft!<br />
Küsten und Küstenmeere im Wandel<br />
am 8. Mai <strong>2019</strong> in Hamburg<br />
Als Schwerpunkt für das ganztägige<br />
2. HTG-Forum Wissenschaft wurde<br />
das Leitthema »Küsten und Küstenmeere<br />
im Wandel« gewählt. Der damit<br />
gesetzte Schwerpunkt greift eine<br />
auf Bundesebene angestoßene Forschungsagenda<br />
auf, welche insbesondere<br />
auf die Küsten und Küstenmeere<br />
als Entwicklungsbereiche für vielfältige,<br />
wachsende, divergierende und<br />
teilweise konkurrierende menschliche<br />
Aktivitäten abzielt. Damit beleuchtet<br />
die HTG das wichtige Spannungsfeld<br />
des Erhalts eines Natur- und der Nutzung<br />
eines Wirtschaftsraums, das zukünftig<br />
von weitreichenden klimatischen<br />
Veränderungen und einem<br />
wachsenden Nutzungsdruck geprägt<br />
wird.<br />
Besonders beleuchtet werden dabei<br />
»Herausforderungen«, »Chancen« und<br />
»Lösungsansätze«, die jeweils mit Bezug<br />
zu praktischen Ansätzen behandelt<br />
werden.<br />
Programm<br />
9:30 – 10:00 Anmeldung und Kaffee<br />
10:00 – 10:10 Begrüßung Prof. Hans-Heinrich Witte, Präsident der Wasserstraßen<br />
und Schifffahrtsverwaltung<br />
10:10 – 10:40 Key Note: Multiple Stressoren auf Küsten und<br />
Küstenmeere der Zukunft<br />
Prof. Corinna Schrum, Helmholtz-Zentrum<br />
Geesthacht, Institut für Küstenforschung<br />
10:40 – 12:10 Themenblock 1: Herausforderungen Convener: Prof. H. Schüttrumpf (Aachen) und<br />
Prof. F. Saathoff (Rostock)<br />
10:40 – 11:10 Küstenschutz in Mecklenburg-Vorpommern –<br />
Strategie und Herausforderungen<br />
Dr. Frank Weichbrodt, Ministerium für Landwirtschaft<br />
und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Referat Küsten- und Hochwasserschutz<br />
11:10 – 11:40 Entwicklung der Wasserstände in der deutschen<br />
Bucht – Implikationen für den Küstenschutz<br />
Dr.-Ing. Arne Arns, Forschungsinstitut Wasser<br />
und Umwelt, Universität Siegen<br />
11:40 – 12:10 Nature-based Solutions im Küstenschutz –<br />
Herausforderungen für Wissenschaft und Praxis<br />
Babette Scheres, M.Sc., Institut für Wasserbau und<br />
Wasserwirtschaft, RWTH Aachen University<br />
12:10 – 13:00 Mittagsimbiss<br />
13:00 – 14:30 Themenblock 2: Chancen Convener: Prof. T. Schlurmann (Hannover) und<br />
Prof. N. Goseberg (Braunschweig)<br />
13:00 – 13:30 Combining harbours, cities and salt-marshes Dr. Petra Dankers, HaskoningDHV Nederland B.V.<br />
in the Ems-Dollart estuary<br />
13:30 – 14:00 Beneficial use of dredged sediment to enhance Dr. Martin Baptist, Wageningen University & Research<br />
salt marsh development by applying a ›Mud Motor‹<br />
14:00 – 14:30 Woods vs. Waves Dr. Bregje van Wesenbeeck & Prof. Dr. Bas Hofland,<br />
Deltares and Delft, University of Technology<br />
14:30 – 15:00 Kaffeepause<br />
15:00 – 16:30 Themenblock 3: Lösungsansätze Convener: Prof. P. Fröhle (Hamburg) und<br />
Prof. J. Grabe (Hamburg)<br />
15:00 – 15:30 EarlyDike – Entwicklung eines sensor- und Verena Krebs, RWTH Aachen University<br />
risikobasierten Frühwarnsystems für Seedeiche<br />
15:30 - 16:00 Pfahl-Boden-Interaktion Dr. Evelyn Heins, Ramboll GmbH<br />
16:00 – 16:30 Sandaufspülungen für den Küstenschutz –<br />
das Vorhaben Stencil<br />
Dr. Franziska Staudt, Leibniz Universität Hannover,<br />
Forschungszentrum Küste<br />
16:30 – 16:45 Zusammenfassung und Abschluss<br />
Anmeldung: Ort: Katholische Akademie, Herrengraben 4, 2<strong>04</strong>59 Hamburg<br />
Kostenbeitrag: HTG-Mitglieder: 90,– €, HTG-Nichtmitglieder: 110,– €<br />
Anmeldungen bitte online unter: https://www.htg-online.de /veranstaltungen / Anmeldeschluss: 07. 05. <strong>2019</strong><br />
Für HTG-Jungmitglieder kann eine Förderung aus dem Spendenfonds Goedhart erfolgen. Das Antragsformular kann über die<br />
HTG-Geschäftsstelle angefordert werden. Anmeldemodalitäten: Bei Erreichen der maximalen Teilnehmerzahl schließt das<br />
Anmeldeportal automatisch. Ansprechpartnerin: Bettina Blaume, Telefon: <strong>04</strong>0 /428 47-21 78, E-Mail: service@htg-online.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
77
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Forum HTG »Hammerbrooklyn« am 13.06.<strong>2019</strong><br />
Der amerikanische Pavillon der EXPO<br />
2015 zieht von Mailand nach Hamburg, direkt<br />
an den Stadtdeich. Mitten in Hamburg entsteht<br />
ein Ort für digitale Transformation und urbane Zukunftsentwicklung.<br />
Der Pavillon ist die zentrale Plattform<br />
für die systemische Vernetzung von digitaler Transformation,<br />
Stadtentwicklung und Forschung – ein Zentrum für<br />
Veranstaltungen, Projektentwicklung und Qualifizierung.<br />
Mit den vier Säulen Infrastruktur, Community, Netzwerkleistungen<br />
und Umsetzung fördert »Hammerbrooklyn.DigitalCampus«<br />
die interdisziplinäre Kollaboration, die Vernetzung<br />
und den Austausch zwischen Start-ups, etablierten<br />
Unternehmen und öffentlicher Verwaltung.<br />
Das für die Errichtung des Pavillons gewählte Gelände<br />
am Stadtdeich ist Teil der öffentlichen Hamburger Hochwasserschutzanlage<br />
und mit mehreren Altkonstruktionen<br />
im Boden ein Baugrund mit ganz besonderen Herausforderungen.<br />
Über diese besonderen Herausforderungen in der Planung<br />
und Durchführung der Tiefbauarbeiten berichten Univ.-<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Sascha Henke von der bbi Geo- und<br />
Umwelttechnik Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dipl.-Ing.<br />
Martin Puchler, Projektleiter, FRANKI Grundbau GmbH<br />
& Co. KG und Dipl.-Ing. Marcelo Tames-Braga, Projektingenieur,<br />
Ingenieurservice Grundbau GmbH.<br />
Wann? Donnerstag, 13.06.<strong>2019</strong>, 18:00 Uhr<br />
Wo? Ramboll GmbH, Stadtdeich 7, 20097 Hamburg<br />
Die Anmeldung erfolgt bis zum 12.06.<strong>2019</strong> ausschließlich<br />
online unter: www/htg-online.de/veranstaltungen/. Ansprechpartnerin:<br />
Bettina Blaume, tel.: <strong>04</strong>0/428 47-21 78,<br />
E-Mail: service@htg- online.de. Die Teilnahme ist für HTG<br />
Mitglieder kostenlos. Weitere Interessenten sind bei einem<br />
Teilnahmebeitrag von 15,- € herzlich willkommen.<br />
Die Teilnehmerzahl ist auf 30 Personen beschränkt.<br />
In eigener Sache:<br />
Bitte überprüfen Sie gelegentlich Ihre Kontaktdaten im Mitgliederportal der HTG,<br />
damit wir immer auf dem aktuellen Stand sind. Sichern Sie hierzu Ihre geänderten Daten<br />
unten rechts stets mit »Aktualisieren«. Vielen Dank für Ihre Mithilfe!<br />
P.S.: Gern können Sie uns auch Ihre aktuellen Daten per Mail unter service@htg-online.de senden.<br />
HTG Geschäftsstelle: Neuer Wandrahm 4, 2<strong>04</strong>57 Hamburg, www.htg-online.de Vorsitzender: MDir Reinhard Klingen,<br />
service@htg-online.de Geschäfts führung: Dipl.-Ing. oec. Michael Ströh, Tel. <strong>04</strong>0/428 47-52 66, michael.stroeh@htg-online.de<br />
Schriftleitung: Dr.-Ing. Manuela Oster thun, General direktion Wasser straßen u. Schifffahrt, Standort Hannover, Tel. 0511/ 91 15-31 88,<br />
manuela.osterthun@wsv.bund.de Sekretariat: Bettina Blaume, Tel. <strong>04</strong>0/428 47-21 78, service@htg-online.de<br />
78<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Recht<br />
Havarie-grosse,<br />
Gefahr und<br />
Verschulden<br />
»Revidirte Rheinschifffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK<br />
Eine Gefahr im Sinne des Havarie-grosse-Rechtes liegt nur dann vor, wenn der Ladung selbst eine nachteilige, schädigende Veränderung<br />
droht, nicht jedoch schon dann, wenn lediglich die auf die Ladung bezogenen sonstigen Vermögensinteressen des Eigentümers<br />
betroffen sind. Eine Gefahr ist erst dann gegeben, wenn auch ein Verlust oder eine Wertminderung der Ladung zumindest<br />
wahrscheinlich ist oder die Sachlage notwendigerweise oder doch regelmäßig Schaden an der Ladung verursacht. Dies ist bei einer<br />
Festfahrung auf einer Kiesbank häufig, aber nicht zwingend der Fall. Ein Fall der Havarie-grosse liegt auch vor, wenn es bei objektiver<br />
Betrachtung an einer Gefahr für die Ladung fehlt, der Schiffsführer aber annehmen darf, eine Gefahr für Schiff und Ladung liege<br />
vor und er handele zu deren Abwendung.<br />
Ein Verschulden des Schiffes führt nach § 589 I Satz 2 HGB dazu, dass das Schiff nicht nur mit Beitragsansprüchen bezogen auf Schäden<br />
an seinem Gut, sondern mit all seinen Ansprüche aus Anlass der Havarie vollständig ausgeschlossen ist.<br />
Die Zulässigkeit eines Dispachebestätigungsverfahrens lässt das Rechtsschutzbedürfnis für eine Zahlungsklage aus dem Revers<br />
nicht entfallen. Nur eine gerichtlich bestätigte Dispache führt zu einem Einwendungsausschluss gegen die Dispachierung der Kosten.<br />
Das CMNI geht – soweit es materiell rechtliche Regelungen enthält – der Anwendung nationalen Rechtes vor. Auch im Rahmen der<br />
ergänzenden Geltung des Rechtes der Niederlande gilt der Haftungsausschluss für nautisches Verschulden nur, wenn er vertraglich<br />
vereinbart ist. Gemäß Artikel 32 I CMNI gilt der Haftungsausschluss für nautisches Verschulden kraft Gesetzes nur zwischen zwei<br />
Vertragsstaaten, die beide dieselbe Erklärung im Sinne des Artikels 32 II CMNI abgegeben haben.<br />
Urteil des Schiffahrtsobergerichts Karlsruhe<br />
vom 11. Februar <strong>2019</strong>, Az.: 22 U<br />
3/18 <strong>BS</strong>ch (Schiffahrtsgericht Mannheim,<br />
Az.: 30 C 2/17 <strong>BS</strong>ch), rechtskräftig.<br />
Aus den Gründen:<br />
Der Kläger ist Eigentümer des Gütermotorschiffes<br />
(GMS) »Kevin«. Die Beklagte<br />
zu 1 ist Eigentümerin des Baustahldrahts,<br />
welcher auf dem GMS »Kevin« transportiert<br />
wurde. Die Beklagte zu 2 ist der Versicherer<br />
des Warentransportrisikos des<br />
Gutes der Beklagten zu 1 …<br />
Am 02.08.2016 gegen 8:15 Uhr zeigte das<br />
GMS »Kevin«, das zu diesem Zeitpunkt<br />
von dem Lotsen B geführt wurde, da der<br />
Kläger kein Patent für diese Strecke hatte,<br />
bei Donaukilometer 2306,3 – Ortslage<br />
Pfelling – (so der Protest des Klägers vom<br />
03.08.2016; nach dem Bericht der WGS-<br />
Gruppe Deggendorf vom 02.08.2016 bei<br />
Donaukilometer 2306,400) keine Ruderwirkung<br />
mehr. Der Lotse schaltete die<br />
Hauptmaschine umgehend auf voll zurück<br />
und setzte das Bugstrahlruder ein,<br />
um das Schiff in der Fahrrinne zu halten.<br />
Zugleich wurde der Heckanker gesetzt.<br />
Dennoch verfiel das Achterschiff des<br />
GMS »Kevin« am geographisch rechten<br />
Ufer auf Grund und fuhr sich dort fest.<br />
Ursache für den Verlust der Ruderwirkung<br />
war, dass sich die Flügelschraube<br />
des Schraubendeckels der Ruderanlage<br />
gelöst hatte, wodurch ca. 20 L Öl austraten.<br />
Nachdem das Hydrauliköl aufgefüllt<br />
und der Deckel verschlossen worden war,<br />
funktionierte die Ruderanlage wieder und<br />
der Lotse versuchte mit Turnmaßnahmen<br />
das Fahrzeug frei zu fahren, wodurch Kies<br />
in den Bug- und Heckpropeller eingezogen<br />
wurden. Die Maßnahmen blieben erfolglos,<br />
Leckagen traten nicht auf, die Ladung<br />
wurde nicht beschädigt …<br />
Die Dispache vom 16.01.2017 weist<br />
entstandene Kosten von insgesamt<br />
33.316,26 € aus, die entsprechend dem<br />
Verhältnis der Werte des Schiffes und<br />
der Ladung zwischen dem Schiff und<br />
der Ladung in der Weise aufgeteilt wurden,<br />
dass auf die Ladung ein Betrag von<br />
18.243,19 € entfiel.<br />
Unter dem Datum des 13.10.2018 unterzeichnete<br />
die Beklagte zu 2- vorbehaltlich<br />
aller sonstigen Rechte, insbesondere<br />
des Rechts der Aufrechnung mit etwaigen<br />
Gegenansprüchen – das als vorgelegte<br />
Revers mit (auszugsweise) folgendem<br />
Wortlaut:<br />
Die Havarie-Grosse untersteht den Havarie-Grosse<br />
Regeln IVR (neueste Fassung),<br />
jedoch mit der Maßgabe, dass § 589 HGB<br />
vorrangig anwendbar bleibt …<br />
Der Kläger macht den in der Dispache<br />
errechneten Ladungsanteil in Höhe von<br />
18.243,19 € nebst 5 % Zinsen über dem<br />
Basiszins seit Zustellung der Klage und<br />
außergerichtliche Rechtsverfolgungskosten<br />
geltend …<br />
Das Schifffahrtsgericht Mannheim hat<br />
die Klage mit Urteil vom 11.<strong>04</strong>.2018 abgewiesen<br />
…<br />
Die zulässige, insbesondere frist- und<br />
formgerecht eingelegte Berufung des<br />
Klägers bleibt ohne Erfolg …<br />
Selbst wenn man von der Zulässigkeit<br />
eines Dispachebestätigungsverfahrens<br />
nach §§ 405 ff. FamFG in der vorliegenden<br />
Konstellation ausgehen wollte, ließe<br />
sich das Rechtsschutzbedürfnis des Klägers<br />
nicht verneinen …<br />
Dies kann der Fall sein, wenn der Kläger<br />
sein Rechtsschutzziel auf einem einfacheren<br />
Weg erreichen kann, wobei ihm<br />
allerdings selbst dann die Erhebung der<br />
Klage nicht verwehrt ist, wenn er hierfür<br />
einen verständigen Grund hat (BGH, Urteil<br />
vom 19.12.2006 – XI ZR 113/16 -‚ juris<br />
Rn. 10; BGH, Urteil vom 21.<strong>04</strong>.2016 – 1 ZR<br />
100/15 -, NJW 2017, 171, 172 Rn 13).<br />
Umstände, nach denen auf dieser Grundlage<br />
ein Rechtsschutzbedürfnis zu verneinen<br />
sein könnte, haben die Beklagten<br />
nicht aufgezeigt, sie sind auch nicht ersichtlich<br />
…<br />
Allein eine im Verfahren nach §§ 405,<br />
406 FamFG bestätigte Dispache führt zu<br />
einem Einwendungsausschluss, während<br />
die unterlassene Durchführung<br />
des Bestätigungsverfahrens nicht zu einer<br />
Bindung der Beteiligten an den In-<br />
(Sammlung Seite 2586)<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
79
Recht<br />
halt der Dispache führt. Ohne eine notwendige<br />
gerichtliche Bestätigung nach<br />
§ 406 FamFG stellt die Dispache lediglich<br />
ein unverbindliches Sachverständigengutachten<br />
dar, das der Akzeptanz durch<br />
alle Beteiligten bedarf (v.Waldstein/Holland,<br />
Binnenschifffahrtsrecht, 5. Aufl.,<br />
§ 88 BinSchG Rn. 3, 7; Rabe/Bahnsen,<br />
Seehandelsrecht, 5. Aufl., § 595 HGB<br />
Rn. 12; Müther in: Bork/Jacoby/Schwab,<br />
FamFG, Kommentar, § 405 Rn. 1; Mü-<br />
KoZPO FamFG/Postler, 2. Aufl. 2013,<br />
FamFG § 403 Rn. 9, § 405 Rn. 1; vgl auch<br />
Keidel/Heinemann, FamFG, 19. Auf-lage<br />
2017, § 406 Rn. 5; Steup in: Bahrenfuss,<br />
FamFG, 3. Aufl. 2017, § 406 Rn. 2; Ramming,<br />
RdTW 2016, 81, 91) …<br />
In der Gesamtwürdigung dieser Umstände<br />
ergibt sich daher, dass eine Gefahr im<br />
Sinne der Regel I IVR nur dann gegeben<br />
ist, wenn der Ladung selbst eine nachteilige,<br />
schädigende Veränderung droht,<br />
nicht jedoch schon dann, wenn lediglich<br />
die auf die Ladung bezogenen sonstigen<br />
Vermögensinteressen des Eigentümers<br />
betroffen sind, weil diesem ein<br />
Vermögensschaden drohen kann. Ein<br />
solcher reiner Vermögensschaden kann<br />
auch nicht einer Eigentumsverletzung<br />
gleichgestellt werden (vgl. BGH, Urteil<br />
vom 07.06.1979 – II ZR 132/77 -‚ juris, Rn<br />
9; ebenso Berufungskammer der Zentralkommission<br />
für die Rheinschifffahrt,<br />
Urteil vom 18.03.2013 – 473 Z-1/13 -‚ ZfB<br />
2013, Sammlung Seite 2227 ff.) …<br />
c) Danach sind hier die Voraussetzungen<br />
für eine Havarie-Grosse nach den<br />
Regeln IVR nicht erfüllt, weil eine Gefahr<br />
der Schädigung oder Beeinträchtigung<br />
der Ladung selbst nicht gegeben war:<br />
aa) Ein Substanzschaden ist nicht eingetreten,<br />
auch der Kläger führt aus, dass<br />
die Güter selbst völlig unbeschädigt geblieben<br />
sind …<br />
Soweit der Kläger eine Gefahr im Sinne<br />
der Regel I IVR daraus herleiten will,<br />
dass die Ladung von einem festgefahrenen<br />
Schiff nicht gelöscht oder umgeladen<br />
werden könne, überzeugt dies nicht.<br />
Der Verweis des Klägers auf einen Verlust<br />
der Ladung, wenn das Schiff nicht<br />
freigeschleppt worden wäre, geht hier<br />
fehl, denn auch dann wäre die Ladung<br />
nicht verloren gewesen, weil sie hätte<br />
geborgen werden können. Dass dies in<br />
der hier zu beurteilenden konkreten Situation<br />
nicht möglich gewesen sein könnte,<br />
ist weder ersichtlich noch wurden<br />
vom Kläger Anhaltspunkte dafür vorgebracht<br />
(darauf hat bereits die Streithelferin<br />
der Beklagten hingewiesen). Allein<br />
der Umstand, dass auch die unbeschädigte<br />
Ladung von der Fortführung der<br />
Fahrt profitierte, genügt nicht für die Annahme,<br />
es habe auch eine Gefahr für diese<br />
bestanden. Dies gilt hier insbesondere<br />
auch deshalb, weil die Ladung nach<br />
einer Bergung (z.B. Umladung) ihren Bestimmungsort<br />
hätte erreichen können,<br />
auch wenn der Schiffsführer auf ein Freischleppen<br />
des Schiffes verzichtet hätte<br />
oder wenn dies unmöglich gewesen wäre<br />
(so schon das Reichsgericht, Urteil vom<br />
08.11.1940-145/40-, RGZ 165, 166, 172 für<br />
die Große Havarei nach § 700 HGB a.F.).<br />
Zudem wäre in dem vom Kläger gebildeten<br />
Beispielsfall die Gefahr des Verlustes<br />
der Ladung nicht bereits durch die Havarie<br />
entstanden sondern erst aus der späteren<br />
Entscheidung des Schiffseigners,<br />
sein Schiff nicht zu bergen …<br />
ff) Die vom Kläger angeführten Gefahren<br />
einer Beschädigung des Schiffes selbst<br />
sind alleine nicht ausreichend, um eine<br />
Gefahr auch für die Ladung und damit<br />
eine gemeinsame Gefahr (v.Waldstein/<br />
Holland, Binnenschifffahrtsrecht, 5.<br />
Aufl., § 78 BinSchG Rn. 6 Rabe/Bahnsen,<br />
Seehandelsrecht, 5. Aufl., § 588 HGB Rn.<br />
15; Ramming, RdTW 2016, 81, 82) zu begründen<br />
…<br />
4. Zwar kann ein Fall der Havarie-Grosse,<br />
wie der Kläger zu Recht ausführt, auch<br />
dann anzunehmen sein, wenn es bei objektiver<br />
Betrachtung unter Berücksichtigung<br />
aller einem optimalen Beobachter<br />
erkennbaren Umstände an einer Gefahr<br />
für die Ladung fehlt, solange der Schiffsführer<br />
aus seiner Sicht eine Gefahr in<br />
dem vorstehend beschriebenen Sinn angenommen<br />
und zu deren Abwendung gehandelt<br />
hat. Denn für die Anwendung der<br />
Regel I IVR ist ausreichend, dass der ordentliche<br />
Schiffsführer annehmen darf,<br />
die Situation sei gefährlich für sein Schiff<br />
und die Ladung, auch wenn tatsächlich<br />
keine Gefahr bestanden hat (IVR-Kommentar<br />
zu Regel I Stichwort »Gefahr«).<br />
Auch in diesem Fall muss der Schiffsführer<br />
aber davon ausgegangen seien, dass<br />
die angenommene Gefahr Schiff und Ladung<br />
gleichzeitig bedroht; geht er lediglich<br />
davon aus, dass die Gefahr nur für<br />
das Schiff oder nur für die Ladung bestanden<br />
hat, genügt dies nicht (IVR-Kommentar<br />
zu Regel I Stichwort »gemeinsame<br />
Gefahr für Schiff und Ladung«) …<br />
Ebenso wenig ist die Schlussfolgerung<br />
des Klägers gerechtfertigt, dass (immer)<br />
dann, wenn sich ein Schiff festfährt, es<br />
sich um eine Gefahr für Schiff und Ladung<br />
handle. Denn diese Annahme mag<br />
häufig gerechtfertigt sein, ein diese Annahme<br />
regelmäßig rechtfertigender allgemeiner<br />
Erfahrungssatz fehlt jedoch<br />
(vgl. Schiffahrtsobergericht Karlsruhe,<br />
Beschluss vom 25.03.1994 – W 1/94 <strong>BS</strong>ch<br />
-‚ ZfB 1999 – Sammlung Seite 1764 ff.,<br />
und Schiffahrtsobergericht Köln, Urteil<br />
vom 27.11.1998-3 U 1/98 <strong>BS</strong>ch -‚ juris Rn.<br />
7 = ZfB 1999, Sammlung Seite 1741 ff =<br />
TranspR 2000, 224, jeweils zu Freiturnmaßnahmen<br />
wie hier), weshalb eine Beurteilung<br />
aufgrund der konkreten Umstände<br />
des Einzelfalls vorzunehmen ist …<br />
c) Gegen die Annahme einer Gefahr<br />
durch den Kläger spricht weiter, dass –<br />
wie die Streithelferin M unwidersprochen<br />
vorbringt – dem Kläger bekannt<br />
war, dass es sich um Baustahldraht/Ringdraht<br />
gehandelt hat, dies auch unschwer<br />
zu erkennen gewesen war und dass diesem<br />
Wasserkontakt, der hier noch nicht<br />
einmal stattgefunden hatte und mangels<br />
einer Leckage auch nicht drohte, nicht<br />
schadet, weil er auch im Freien gelagert<br />
werden kann …<br />
6. Selbst wenn man dem nicht folgen<br />
wollte und den Fall einer Havarie-Grosse<br />
nach Regel I IVR annehmen wollte, bliebe<br />
die Berufung ohne Erfolg, denn die Beklagten<br />
könnten dem Kläger die schuldhafte<br />
Herbeiführung der Gefahr entgegenhalten:<br />
a) Zwar verweist der Kläger zu Recht<br />
darauf, dass nach der Regel III IVR eine<br />
Beitragspflicht zur Havarie-Grosse auch<br />
dann besteht, wenn das zu Grunde liegende<br />
Ereignis auf das Verschulden eines<br />
Beteiligten zurückzuführen ist. Allerdings<br />
schließt auch diese Regel nicht aus,<br />
dass auf den Verursacher der Gefahr zugegriffen<br />
wird, weil gesetzliche oder vertragliche<br />
Ansprüche gegen den fehlerhaft<br />
Handelnden nicht ausgeschlossen<br />
sind (IVR-Kommentar zu Regel III Stichwort<br />
»Rückgriff gegen die schuldige Partei«)<br />
…<br />
Denn auch insoweit sind allein die Bedingungen<br />
des Revers maßgebend, das die<br />
Anwendung der Havarie-Grosse Regeln<br />
IVR zwar grundsätzlich festschreibt, dies<br />
jedoch mit der Maßgabe, dass § 589 HGB<br />
vorrangig anwendbar bleibt …<br />
aa) § 589 Abs. 1 S. 2 HGB betrifft nicht lediglich<br />
den Ausschluss von Schäden, die<br />
dem Eigentum des Klägers zugefügt wurden.<br />
Die Vorschrift erfasst vielmehr alle<br />
vermögensrechtlichen Nachteile, die der<br />
Kläger aufgrund der Havarie-Grosse erlitten<br />
hat und damit sämtliche Schadenspositionen<br />
und Aufwendungen, die der Beseitigung<br />
der Gefahr dienten, so dass der<br />
Kläger nicht nur mit Beitragsansprüchen<br />
bezogen auf Schäden an seinem Gut sondern<br />
mit allen seinen Ansprüchen aus<br />
Anlass der Großen Haverei vollständig<br />
ausgeschlossen ist (Ramming, Hamburger<br />
Handbuch zum Binnenschifffahrtsfrachtrecht,<br />
§ 43 Rn. 660; ders. RdTW<br />
2016, 81, 95; Rabe/Bahnsen, Seehandelsrecht,<br />
5. Aufl., § 589 HGB, Rn. 17, 18; BGH,<br />
Urteil vom 17.11.1980 – II ZR 51/79 -, juris<br />
Rn 47 = BGHZ 78, 384-397 und Urteil<br />
vom 13.07.1981 – II ZR 91/80 -‚ juris Rn.<br />
80<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
(Sammlung Seite 2587)
Recht<br />
44, 45 = BGHZ 81, 271-282 jeweils zur Vorgängervorschrift<br />
in § 702 Abs. 2 HGB a.F.;<br />
v.Waldstein/Holland, Binnenschifffahrtsrecht,<br />
5. Aufl., § 79 BinSchG Rn. 7, 8 zur<br />
wortgleichen Vorschrift des §§ 79 Abs.<br />
2 BinSchG a.F.) …<br />
d) Für einen Ausschluss der Haftung des<br />
Klägers oder eine Haftungsbegrenzung<br />
ist nichts er-sichtlich.<br />
aa) Zu vertraglichen Regelungen zwischen<br />
dem Kläger und der Beklagten zu<br />
1 ist nichts vorgetragen. Nach den vorgelegten<br />
Unterlagen bestehen (fracht-)<br />
vertragliche Beziehungen lediglich zwischen<br />
der Beklagten zu 1 und ihrer Streithelferin<br />
N (Transportbestätigung vom<br />
19.07.2016) und zwischen dieser und der<br />
Streithelferin M (Transportbestätigung<br />
vom 19.07.2016). Die Vereinbarung eines<br />
Haftungsausschlusses im Verhältnis<br />
zur Beklagten zu 1 behauptet der Kläger<br />
nicht …<br />
bb) Ob der Kläger sich, wie er meint, auf<br />
Haftungsbeschränkungen im Verhältnis<br />
der Streithelferin N zu der Streithelferin<br />
M berufen könnte, ist schon deshalb<br />
zweifelhaft, weil seine Annahme, in diesem<br />
Verhältnis sei gemäß Art. 29 CMNI<br />
niederländisches Recht und damit Art.<br />
901 des achten Buches des Burgerlijke<br />
Wetboek mit dem Haftungsausschluss<br />
für nautisches Verschulden anzuwenden,<br />
nicht überzeugt, und weil zudem<br />
offen bleibt, auf welcher Rechtsgrundlage<br />
der Kläger meint, er könne sich darauf<br />
berufen …<br />
Zum anderen eröffnet Art. 29 CMNI die<br />
Möglichkeit der Rechtswahl nur insoweit,<br />
(3) Zudem ist fraglich, ob Dritte, die nicht<br />
als das Übereinkommen selbst kei-<br />
am Frachtvertrag beteiligt sind, sich auf<br />
ne Bestimmungen enthält (Art. 29 Abs. solche Haftungsbefreiungen und Haftungsbegrenzungen<br />
1 CMNI), weshalb die Regelungen über<br />
berufen könnten<br />
Haftungsausschlüsse und Haftungsbegrenzungen<br />
(vgl. dafür Hartenstein/Reuschle, Hand-<br />
im Übereinkommen das buch des Fachanwalts für Transport- und<br />
jeweilige nationale Recht verdrängen Speditions-recht, 2. Aufl., Kap. 15 Rn. 50,<br />
(vgl. zum Vorrang des Übereinkommens<br />
88; v.Waldstein/Holland, Binnenschiff-<br />
MüKoHGB/Otte, 3. Aufl., CMNI fahrtsrecht, 5. Aufl. CMNI Art. 22 Rn 5;<br />
Vorbemerkungen Rn. 18, 22f. Ramming, wohl auch MüKoHGB/Otte, 3. Aufl., CMNI<br />
RdTW 2016, 326, 328 v.Waldstein/Holland,<br />
Art. 22 Rn. 5, 6; wohl dagegen Koller,<br />
Binnenschifffahrtsrecht, 5. Aufl. Transportrecht, 9. Aufl., 4. Abschnitt, Art.<br />
CMNI Art. 1 Rn. 4). Deshalb ist im Gel-<br />
22 CMNI, Rn. 1, Seite 1723; ablehnend für<br />
Hansa 181x44.qxp_IMMH 09.02.17 17:52 Seite 1<br />
tungsbereich des Übereinkommens, von<br />
dem der Kläger selbst ausgeht, die Anwendung<br />
nationalen niederländischen<br />
Rechts ausgeschlossen, die Anwendung<br />
des Übereinkommens kann auch nicht<br />
durch eine Rechtswahl abbedungen<br />
werden (Koller, Transportrecht, 9. Aufl.,<br />
4. Abschnitt, CMNI vor Art. 1 Rn. 2, Seite<br />
1676; MüKoHGB/Otte, 3. Aufl., CMNI Art.<br />
29 Rn. 8; Ramming, Hamburger Handbuch<br />
zum Binnenschifffahrtsrecht, § 25,<br />
Rn. 330, Seite 91; Hartenstein/Reuschle,<br />
Handbuch des Fachanwalts für Transport-<br />
und Speditionsrecht, 2. Aufl., Kap.<br />
15 Rn. 14).<br />
(2) Gegen die vom Kläger postulierte<br />
Anwendung von Art. 901 des achten<br />
Buches des Burgerlijke Wetboek spricht<br />
weiter, dass zwar Art. 32 Abs. 1 CMNI einem<br />
Vertragsstaat die Abgabe der Erklärung<br />
erlaubt, dass der Frachtführer nicht<br />
für Schäden bei der nautischen Führung<br />
haftet, dies jedoch nur, wenn entweder –<br />
wie hier nicht – der Ladehafen oder Übernahmeort<br />
und der Löschhafen oder Ablieferungsort<br />
in seinem Hoheitsgebiet<br />
liegt oder – wie hier ebenfalls nicht – die<br />
einen Orte innerhalb seines Hoheitsgebiets<br />
und die anderen Orte innerhalb des<br />
Hoheitsgebiets eines Staates liegen, der<br />
dieselbe Erklärung abgegeben hat (Art.<br />
32 Abs. 1 CMNI). Dass die Niederlande<br />
eine entsprechende Erklärung abgegeben<br />
haben, lässt sich nicht feststellen,<br />
nach der Bekanntmachung über das Inkrafttreten<br />
des Übereinkommens (BGBl<br />
2007 II, 1390) ist eine solche Erklärung<br />
nicht erfolgt (ebenso MüKoHGB/Otte, 3.<br />
Aufl., CMNI Art. 32 Rn. 5) …<br />
die Frage, ob sich der Hauptfrachtführer<br />
im Verhältnis zum Absender auf einen<br />
Haftungsausschluss für nautisches<br />
Verschulden aus seinem Rechtsverhältnis<br />
zum Unterfrachtführer berufen kann,<br />
OLG Hamburg, Urteil vom 5.12.2013 – 6 U<br />
194/10 -‚ RdTW 2014, 239, 244 <br />
mit zustimmender Anmerkung Raming,<br />
RdTW 2014, 247/248; siehe auch Ramming,<br />
Hamburger Handbuch zum Binnenschifffahrtsrecht,<br />
§ 32 Rn. 510, Seite<br />
140 und § 35 Rn. 537, Seite 146, wonach<br />
die Berufung des Unterfrachtführers auf<br />
eine Haftungsbeschränkung nach Art.<br />
25 Abs. 2 CMNI schon nach Art. 4 Abs.<br />
4 S. 2 CMNI zulässig sein soll.).<br />
cc) Letztlich bedürfen diese Fragen hier<br />
keiner abschließenden Entscheidung,<br />
denn selbst wenn man im Verhältnis der<br />
Parteien annehmen wollte, dass der Kläger<br />
sich auf einen Haftungsausschluss für<br />
nautisches Verschulden berufen könnte,<br />
wäre seine Haftung nach § 589 Abs.<br />
1 S. 2 HGB nicht ausgeschlossen, weil<br />
ein Fall des nautischen Verschuldens<br />
nicht vorliegt. Denn Fehler bei der nautischen<br />
Führung des Schiffes sind nur solche,<br />
die Maßnahmen, die sich unmittelbar<br />
auf die Fortbewegung des Schiffes<br />
beziehen, betreffen, die also im Zusammenhang<br />
mit der Navigation des Schiffes<br />
stehen (BGH, Urteil vom 26.10.2006<br />
– 1 ZR 20/<strong>04</strong> -‚ juris Rn. 38, 40 = BGHZ<br />
169, 281-295 = TranspR 2007, 36-40 Koller,<br />
Transportrecht, 9. Aufl., 4. Abschnitt,<br />
CMNI, Seite 1729/1730-, MüKoHGB/Otte,<br />
3. Aufl., CMNI Art. 25 Rn. 21; Ramming,<br />
Hamburger Handbuch zum Binnenschifffahrtsrecht,<br />
§ 25, Rn. 342 f., Seite 94/95;<br />
v.Waldstein/Holland, Binnenschifffahrtsrecht,<br />
5. Aufl. CMNI Art. 25 Rn 9). Dabei<br />
bedarf es hier keiner Entscheidung darüber,<br />
ob auch die sonstige technische<br />
Bedienung des Schiffes von dem Begriff<br />
der nautischen Führung im Sinne von<br />
Art. 25 Abs. 2 a) CMNI umfasst ist (vgl.<br />
zu dieser Fragestellung MüKoHGB/Otte,<br />
3. Aufl., CMNI Art. 25 Rn. 21 sowie Rn.<br />
23, 24, Koller, Transportrecht, 9. Aufl., 4.<br />
Abschnitt, CMNI, Seite 1729/1730; Ramming,<br />
Hamburger Handbuch zum Binnenschifffahrtsrecht,<br />
§ 25, Rn. 330, Seite<br />
94/95) …<br />
Meer erleben<br />
im Herzen der HafenCity<br />
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GEÖFFNET: TÄGLICH 10 BIS 18 UHR<br />
(Sammlung Seite 2588)<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
Fortsetzung unter www.binnenschifffahrt-online.de<br />
bis Sammlung S. 2599<br />
81
BDS<br />
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e.V.<br />
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden<br />
Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz<br />
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn<br />
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228/746-377 | Fax -569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />
Parlamentarischer Abend der BG Verkehr:<br />
Liegeplatzsituation in der Binnenschifffahrt thematisiert<br />
Auf Einladung der Vorsitzenden des Vorstandes<br />
der BG Verkehr Klaus Peter Röskes<br />
und Wolfgang Steinberg sowie der<br />
Vorsitzenden der Geschäftsführung, Sabine<br />
Kudzielka, fand am 20. März <strong>2019</strong> in<br />
Berlin ein parlamentarischer Abend der<br />
BG Verkehr statt. Zu den Gästen zählten<br />
die verkehrspolitischen Sprecher der SPD-<br />
Bundestagsfraktion Kirsten Lühmann und<br />
der FDP-Bundestagsfraktion Oliver Luksic<br />
sowie die Bundestagsabgeordneten Michael<br />
Donth (CDU), Björn Simon (CDU),<br />
Gero Storjohann (CDU), Florian Oßner<br />
(CSU), Udo Schiefner (SPD), Mathias Stein<br />
(SPD) und Wolfgang Wiehle (AfD).<br />
Thema der Veranstaltung war vor allem<br />
die Prävention an der Schnittstelle zwischen<br />
Arbeitssicherheit und Verkehrssicherheit,<br />
auch in der Binnenschifffahrt.<br />
Detlef Maiwald, stellvertretender Vorsitzender<br />
des BDS-Binnenschifffahrt und<br />
Mitglied im Präventionsfachausschuss<br />
Binnenschifffahrt, berichtete über die<br />
unzulängliche Liegestellensituation und<br />
was diese oftmals für die Besatzungen an<br />
Bord der Binnenschiffe bedeutet.<br />
Einhaltung der Ruhezeiten<br />
Ein Binnenschiff ist für alle Besatzungen<br />
während der Zeit an Bord nicht nur der<br />
Arbeitsplatz, sondern gleichzeitig Wohnund<br />
Lebensbereich. Es müssen zum einen<br />
die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten<br />
eingehalten werden wie z.B. die<br />
acht Stunden Mindestruhezeit in der<br />
A 1-Fahrt. Wenn man in dieser Zeit tatsächlich<br />
Ruhe im Sinne des Wortes haben<br />
möchte, macht es z.B. wenig Sinn,<br />
vor Anker zu gehen. Dort »ruht« man laut<br />
und unsicher, immer mit der Gefahr, dass<br />
das Schiff sich losreißt, so dass de facto,<br />
zumindest für den die Verantwortung<br />
tragenden Schiffsführer von Ruhezeit<br />
kaum die Rede sein kann. Leider bleibt<br />
auf vielen Strecken nichts anderes übrig,<br />
als vor Anker zu gehen oder die Fahrzeit<br />
zu überschreiten. Viele glauben, die Häfen<br />
seien die Liegestellen für die Schiffe.<br />
In den Häfen findet aber der Umschlag<br />
statt und die dortigen Liegestellen werden<br />
von den Umschlagfirmen gebraucht<br />
und stehen daher nicht zur Verfügung.<br />
Stadtnahe Liegeplätze<br />
Liegeplätze werden darüber hinaus gebraucht<br />
für Reparaturen und Personalwechsel.<br />
Oftmals muss für eine dringende<br />
Reparatur ein Techniker oder Handwerker<br />
an Bord kommen oder man muss Ersatzteile<br />
oder Material kaufen.Das Personal<br />
der Besatzung hat Anspruch darauf,<br />
nach Hause fahren zu können, neues Personal<br />
muss an Bord kommen. Dafür ist<br />
es wichtig, auch stadtnahe Liegeplätze zu<br />
haben, mit guter Anbindung an den Personennahverkehr.<br />
Wie jeder andere auch müssen die an<br />
Bord lebenden Menschen Einkäufe erledigen<br />
oder mal zum Arzt gehen. Oder<br />
auch ganz einfach am sozialen Leben teilnehmen,<br />
mal ins Kino, zum Essen gehen<br />
oder Familie und Freunde besuchen.<br />
Auch dafür ist Stadtnähe wichtig, ebenso<br />
wie die Möglichkeit, ein Auto an Land<br />
setzen zu können. Der Mensch an Bord<br />
ist in der Liegestellendiskussion der letzten<br />
Jahre viel zu kurz gekommen!<br />
Schöner Wohnen am Wasser<br />
Leider kollidiert die Notwendigkeit stadtnaher<br />
Liegestellen immer häufiger mit<br />
Interessen von Anwohnern der Wasserstraße.<br />
Wohnen am Wasser ist angesagt,<br />
Luxuswohnungen entstehen, wo die<br />
Schifffahrt vor der Haustür stört. Liegeplätze<br />
werden zurückgebaut oder es gibt<br />
massive Konflikte mit den neuen Anwohnern,<br />
die alle Hebel in Bewegung setzen,<br />
um Liegestellen zu verhindern, wie derzeit<br />
z.B. in Mainz. Da zählt es nicht, dass<br />
dort immer schon Liegestellen waren.<br />
Natürlich ist Wohnen am Wasser<br />
schön, es ist aber auch mit Schifffahrt<br />
schön. Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden<br />
ist das selbstverständlich. Auf<br />
Detlef Maiwald erläutert die<br />
Liegeplatzsituation<br />
einem Fluss fahren Schiffe, das gehört<br />
dazu und das weiß man eigentlich, wenn<br />
man dorthin zieht.<br />
Liegeplätze sind systemrelevant<br />
© Marco Urban/<br />
BG Verkehr<br />
In den Niederlanden findet man Übernachtungshäfen,<br />
die den heutigen Anforderungen<br />
genügen, in der Regel nicht<br />
länger als zwei Fahrtstunden auseinander.<br />
Das ist in Deutschland auf vielen Strecken<br />
nicht der Fall. Natürlich gibt es auch bei<br />
uns gut ausgestattete Liegeplätze, aber leider<br />
viel zu wenige! Eine vernünftige Planung<br />
der Betriebszeiten – nicht zuletzt<br />
auch mit Blick auf die vielfach marode Infrastruktur<br />
– ist schwierig bis unmöglich.<br />
Ein guter Liegeplatz hat eine stadtnahe<br />
Lage mit Anschluss an den Personennahverkehr,<br />
Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten<br />
und bietet die Möglichkeit, ein<br />
Auto an Land zu setzen. Er hat einen gut<br />
zugänglichen und bezahlbaren Landstrom,<br />
was mit Blick auf mögliche Belästigungen<br />
der Anwohner besonders wichtig<br />
geworden ist.<br />
Schließlich bedarf es der Möglichkeit zur<br />
Hausmüllentsorgung und eines sicheren<br />
Übergangs an Land mit guter Beleuchtung.<br />
Liegeplätze sind systemrelevant. Ohne<br />
sie kann die Sicherheit des Schiffsverkehrs<br />
nicht gewährleistet werden und ein Leben<br />
und Arbeiten an Bord ist nicht denkbar.<br />
Wenn die Zurückdrängung von Liegestellen<br />
so weiter geht, wird es kritisch für das<br />
gesamte System. Politik und Verwaltung<br />
sind gefordert, gegenzusteuern!<br />
82<br />
Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong>
Impressum<br />
Fortführung der<br />
Binnenschiffahrt<br />
und Wasserstraßen<br />
Zeitsch rift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />
Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />
Hafentechnische Gesellschaft e.V., Hamburg<br />
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />
Moselkommission, Trier<br />
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg<br />
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />
Allianz Esa EuroShip GmbH ............................................ 3<br />
Alphatron Marine Deutschland GmbH ............................... 39<br />
argonics GmbH ........................................................... 17<br />
August Storm GmbH & Co. KG ........................................ 17<br />
BCF - Börde Container Feeder ......................................... 13<br />
BRAUER Maschinentechnik AG ....................................... 26<br />
Damen Marine Components Netherlands B.V. ....................... x<br />
Domarin Tief-, Wasserbau-, ............................................ 61<br />
E&M Engel & Meier Schiffselektronik Duisburg GmbH ...........12<br />
Easyfairs BV .............................................................. 16<br />
Fischer Abgastechnik GmbH & Co. KG ............................... 41<br />
FS Schiffstechnik ......................................................... 15<br />
Gerpol Sitzsysteme GmbH ................................................7<br />
Hegemann GmbH – Werft .............................................. 12<br />
Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH ............................... 34<br />
Holztec Innenausbau GmbH ........................................... 40<br />
in-innovative Navigation GmbH ....................................... 18<br />
Internationales Maritimes Museum Hamburg ....................... 81<br />
Kadlec & Brödlin GmbH ................................................ 11<br />
Kirow Marketing & Beteiligung GmbH ............................... 73<br />
Knaack & Jahn Schiffbau GmbH ....................................... 23<br />
L. Kluth & Co. Schiffsmakler GmbH & CoKG ....................... 19<br />
MARTIN Systems GmbH ............................................... 29<br />
Maschinen-Metall-Heizungsbau GbR ................................. 40<br />
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG .............................. 53, U4<br />
Neptun Werft GmbH ................................................. Titel<br />
Ostfriesische Volksbank eG OVB ....................................... 9<br />
Podszuck GmbH ......................................................... 25<br />
Reederei Jaegers GmbH & Co. KG ..................................... 37<br />
RheinCargo GmbH & Co. KG .......................................... 57<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG ....................... U2<br />
Schiffswerft Bolle GmbH Derben ...................................... 14<br />
UHH Umschlag- und Handelsgesellschaft Haldensleben GmbH . 71<br />
Volvo Penta Central Europe GmbH ................................... 21<br />
Werft Malz GmbH ........................................................ 6<br />
Wessels GmbH ........................................................ 15, 33<br />
Wittig GmbH .............................................................. 5<br />
Zeppelin Power Systems GmbH & Co. KG ........................... 27<br />
Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung.<br />
Es ist kein Bestandteil des An zeigen auftrags. Der Verlag übernimmt keine Gewähr<br />
für Richtigkeit und Vollständigkeit.<br />
Binnenschifffahrt<br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
Herausgeber<br />
Prof. Peter Tamm †<br />
Heinz-Josef Joeris (Präsident), Verein für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />
Reinhard Klingen (1. Vorsitzender),<br />
Hafentechnische Gesellschaft e.V.,<br />
Geschäftsführung<br />
Peter Tamm, Thomas Bantle<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)<br />
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Redakteur: Felix Selzer (fs)<br />
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Redakteur: Thomas Wägener (TWG)<br />
Tel. +49 (0)40-70 70 80-209 | t_waegener@hansa-online.de<br />
Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />
Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)<br />
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />
Josef Müller (jom, Österreich)<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />
Redaktionsbeirat<br />
Heinz-Josef Joeris, Präsident des Vereins für europäische<br />
Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />
e.V., Duisburg;<br />
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe;<br />
Reinhard Klingen, 1. Vorsitzender der Hafentechnischen<br />
Gesellschaft e.V., Hamburg;<br />
Dr.-Ing. Manuela Osterthun, Hafentechnische Gesellschaft e.V.;<br />
Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der<br />
Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Binnenschiffahrt e.V.;<br />
Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Fachbereichsleiter, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik<br />
und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.<br />
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Binnenschifffahrt <strong>04</strong> | <strong>2019</strong><br />
83
Eine Hommage an die<br />
Hafenkrane der Stückgutzeit<br />
........................................<br />
Die stählernen Krane der Stückgutzeit mit ihrer unverwechselbaren<br />
Silhouette – heute Kulturgüter und industrielles<br />
Erbe – prägten das Stadtbild und den Hafenumschlag<br />
während eines ganzen Jahrhunderts. Das ungewöhnliche<br />
und beeindruckende Requiem ist ein liebevoller Streifzug<br />
durch die Geschichte des Hebens und seiner kulturellen<br />
Bezüge.<br />
Hardcover | 22,2 x 29,6 cm<br />
192 Seiten | Zahlreiche Farbfotos<br />
und historische Aufnahmen<br />
ISBN 978-3-7822-1312-7<br />
koehler-books.de