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BS 10-2018

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Schifffahrt<br />

Krischan Förster im Gespräch<br />

mit Joachim Zöllner und<br />

Elmar Miebach-Oedekoven (v.l.)<br />

NRMM gefährdet Existenzen<br />

Selten hat ein Kürzel die Binnenschifffahrt so sehr beschäftigt wie NRMM. Auf dem<br />

diesjährigen Forum Binnenschifffahrt stand die neue EU-Verordnung zur Senkung der<br />

Emissionen als Synonym für Verunsicherung, Ratlosigkeit und Unverständnis<br />

Fotos. Garrelmann/Wägener<br />

Von Hermann Garrelmann<br />

Seit Monaten bestimmt die Regelung<br />

für Non-Road-Mobile-Machinery<br />

(NRMM) der Europäischen Union die<br />

Diskussionen in der Branche. Die in punkto<br />

Klimaschutz sicher gut gemeinte Inititative<br />

hat bislang katastrophale Folgen für<br />

die Binnenschifffahrt. Denn momentan<br />

stehen keine neuen Motoren (weniger als<br />

300 kW) zur Verfügung, die ab dem kommenden<br />

Jahr die Vorgaben erfüllen, zum<br />

Teil sind nicht einmal ZKR II-Motoren lieferbar,<br />

die noch in diesem Jahr eingebaut<br />

werden könnten. Das gefährde Existenzen<br />

bei Schiffseignern ebenso wie bei den<br />

Werften, so der Tenor.<br />

Keine Motoren lieferbar<br />

Ein Problem: Bei 300 Motoren, die jährlich<br />

bei fünf bis zehn Herstellern in Europa<br />

nachgefragt werden, sei eigentlich<br />

keine wirtschaftliche Basis für die teure<br />

Neuentwicklung einschließlich aufwändiger<br />

Testreihen gegeben, sagte Olaf<br />

Robenek von Volvo Penta. Auch die<br />

Verpflichtung, Motoren und Abgasnachbehandlungsanlagen<br />

aus einer Hand anbieten<br />

zu müssen, sei eines der Hindernisse.<br />

Folge: Derzeit könne auch Volvo<br />

keinen Motor der Euro anbieten.<br />

NRE- oder Lkw-Motoren?<br />

Allerdings, so Robenek, gebe es Überlegungen,<br />

sogenannte NRE-Motoren zu<br />

verwenden, wie sie beispielsweise in Gabelstaplern<br />

oder Rübenrodern eingesetzt<br />

werden. Diese seien in ausreichender<br />

Zahl und preiswert am Markt zu haben,<br />

»Motoren werden nicht genug<br />

nachgefragt, um in ihre<br />

Neuentwicklung zu investieren«<br />

Olaf Robenek,<br />

Volvo Penta<br />

die Grenzwerte der Emissionen seien zudem<br />

niedriger. Wenn aber derartige Motoren<br />

marinisiert würden, unter anderem<br />

mit doppelwandigen Einspritzleitungen<br />

und gegebenenfalls Ladeluftkühlern, sei<br />

die Typengenehmigung hinfällig.<br />

Der ebenfalls denkbare Einsatz von<br />

Lkw-Motoren nach Euro IV berge ähnliche<br />

Risiken. Diese seien auf ein anderes<br />

Lastprofil ausgelegt, liefen oft mit<br />

1.<strong>10</strong>0 U/min auf 20% Last. Beim Einsatz<br />

in einem Binnenschiff ergebe sich unterm<br />

Strich ein höherer Kraftstoffverbrauch.<br />

Für Motoren in der Leistungsklasse<br />

unter 300 kW habe man »etwas im Köcher«,<br />

so Robenek. Darüber hinaus aber<br />

gebe es derzeit keine Ansätze für eine<br />

Volvo-eigene Lösung. »Die Verordnung<br />

geht insgesamt weit übers Ziel hinaus.«<br />

Ähnlich die Situation bei MTU.<br />

Erste Motoren stünden frühestens<br />

2021 zur Verfügung, berichtete Sebastian<br />

Schwarz, Teamleiter beim Motorenhersteller<br />

aus Friedrichshafen. Als Alternative<br />

zu Dieselmotoren schlug Schwarz<br />

die Verwendung von NRMM-konformen<br />

Gasmotoren vor. Schwarz kritisierte den<br />

Zertifizierungsaufwand für die neuen<br />

Motoren. Insgesamt widerspreche die<br />

Verordnung der EU dem Bestreben nach<br />

einer weltweiten Harmonisierung im Bereich<br />

der Emissionsminderung.<br />

12 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. <strong>10</strong>

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