BS 07-2018
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Binnenschifffahrt<br />
<strong>07</strong><br />
<strong>2018</strong><br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
SCHIFFFAHRT<br />
Schiffsanmeldesystem<br />
in den Oberrheinhäfen 8<br />
TECHNIK<br />
Batterietechnik<br />
auf dem Vormarsch16<br />
HÄFEN<br />
Osthaltung für<br />
Mittellandkanal eröffnet56<br />
ISSN 0939191-6<br />
<strong>07</strong><br />
9 770939 191001<br />
Juli <strong>2018</strong> | 73. Jahrgang<br />
ISSN 0939-1916 | C 4397 D | € 10,50<br />
www.binnenschifffahrt-online.de
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Editorial<br />
Mit uns auf<br />
der sicheren<br />
Seite.<br />
Michael Meyer<br />
Redakteur<br />
Die Richtung stimmt, aber …<br />
Endlich, wird so mancher im Binnenschifffahrtsgewerbe<br />
nach den Haushaltsberatungen<br />
im Bundestag gesagt<br />
haben, endlich wurden die Rufe in Berlin<br />
gehört. Und endlich wurde darauf<br />
mit Investitionen für neues Personal in<br />
der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung<br />
reagiert. Wie lange die Erleichterung<br />
andauert, wird sich allerdings<br />
erst noch zeigen müssen.<br />
Aber der Reihe nach: Laut dem<br />
kürzlich in Berlin beschlossenen Bundeshaushalt<br />
für <strong>2018</strong> sollen also 80 zusätzliche<br />
Stellen geschaffen werden<br />
im arg unterbesetzten Planungsbereich<br />
für Infrastrukturmaßnahmen.<br />
Das ist ebenso erfreulich wie unbedingt<br />
notwendig. Abzuarbeitende<br />
Projekte gibt es zuhauf, man denke<br />
beispielsweise an die maroden Schleusen<br />
im Wesel-Datteln-Kanal oder das<br />
»Gesamtkonzept Elbe«, für das allein<br />
34,5 neue Stellen angedacht sind.<br />
Wenn die Politik es tatsächlich ernst<br />
meint mit der häufig vollmundig verkündeten<br />
Unterstützung für die Binnenschifffahrt,<br />
dann muss nun dringend<br />
gehandelt werden.<br />
So kommt man dann auch schon<br />
zum »aber«, dass eng mit der aktuellen<br />
Erleichterung verbunden ist. Machen<br />
wir uns nichts vor, von Ankündigungen<br />
allein wird keine Hand an<br />
Schleusen, Wasserstraßen und Häfen<br />
gelegt. Die angepriesenen Stellen müssen<br />
nun schnell geschaffen werden.<br />
Es kommt auf die Verwaltung in<br />
Bundes- sowie Landesbehörden und<br />
ihre Tatkraft an, jetzt umso mehr, da<br />
sich die hohe Politik offenbar lieber<br />
mit Vorwürfen und Eitelkeiten beschäftigt.<br />
Außerdem, das ist ein nicht unerheblicher<br />
Aspekt, sollte nicht vergessen<br />
werden, welch Masse an Aufgaben<br />
vor allen Beteiligten liegt. Dafür bedarf<br />
es einer ganz anderen personellen<br />
Schlagkraft. Martin Staats, Präsident<br />
beim Bundesverband der Deutschen<br />
Binnenschifffahrt (BDB), brachte es<br />
nach dem Haushaltsbeschluss direkt<br />
auf den Punkt: Betrachtet man den<br />
Bedarf an rund 500 Ingenieuren, könne<br />
die Berliner Bewilligung allenfalls<br />
ein Anfang sein.<br />
Ergo, Grund zur Freude ist die<br />
jüngste politische Entscheidung allemal.<br />
Aber wirklich »gut« ist die Situation<br />
noch längst nicht. Man kann<br />
es scheinbar nicht oft genug wiederholen.<br />
Anscheinend braucht es einen<br />
wahrlich steten Tropfen, um diesen<br />
Stein der (politischen) Weisen zu<br />
höhlen: Jetzt heißt es, Stellen besetzen,<br />
Strukturen aufbauen, Projekte<br />
angehen. Und seitens der Branche darauf<br />
hoffen, dass dies zügig und ohne<br />
größere Verwerfungen oder Kompetenzgerangel<br />
geschieht – auch wenn<br />
die Erfahrung aus der Vergangenheit<br />
nicht unbedingt nur Zuversicht erlaubt.<br />
Die Hoffnung stirbt immerhin<br />
bekanntlich zuletzt.<br />
Viel Spaß beim Lesen<br />
Tel. 0 71 36.9 51 33 13<br />
www.allianz-esa.de<br />
Aktuelle Informationen unter www.binnenschifffahrt-online.de<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 3
Inhalt Juli <strong>2018</strong><br />
Editorial<br />
Die Richtung stimmt, aber … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3<br />
Nachrichten 5<br />
Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />
Binnenschifffahrt<br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V.<br />
Hafentechnische<br />
Gesellschaft e.V.<br />
Schifffahrt<br />
Oberrheinhäfen erfolgreich mit Schiffsanmeldesystem. . . . . . . . .8<br />
CLNI 2012: Haftungs-Abkommen gilt ab Juli 2019. . . . . . . . . . . .10<br />
Westbrabant-Korridor:<br />
Oosterhout stärkt Containertransporte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
Mehr Personal für Schifffahrtsverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />
Neuer Elbe-Liniendienst für Schwergüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13<br />
Schiffstechnik<br />
Wittig: Ein Neubau für die fünfte Generation . . . . . . . . . . . . . . . .14<br />
Electric & Hybrid <strong>2018</strong>: Batterietechnik auf dem Vormarsch . .16<br />
Ausgezeichnete Innovationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19<br />
Viel Arbeit bis zum autonomen Schiff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20<br />
Brunsbüttel: Zweiter Lotsen-Neubau im Einsatz . . . . . . . . . . . . . .22<br />
GS Yard: 100 Schiffe in zehn Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26<br />
»Grand Bohemia«: Ein Blickfang auf den Flüssen Europas . . . .30<br />
Weniger ist mehr: Neue Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34<br />
Kollision in Königswinter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36<br />
Alternative Antriebe für kleine Schiffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38<br />
8<br />
Wasserstraßen | Häfen<br />
Containerterminal in Lauterbourg eröffnet . . . . . . . . . . . . . . . . . .46<br />
Basel erzielt Rekord im Containerumschlag . . . . . . . . . . . . . . . . . .48<br />
Hafen-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52<br />
Neuer Verladebagger in Andernach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53<br />
Linzer Hafen baut auf die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54<br />
Wien steigert wasserseitigen Umschlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .55<br />
Osthaltung für Mittellandkanal eröffnet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56<br />
Königs Wusterhausen: Erfolgreicher Umbruch . . . . . . . . . . . . . . .58<br />
Industriehafen Roßlau droht Schließung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60<br />
Die Elbe – wichtig für das Hinterland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .61<br />
Elbe/Havel Colloquium: Wird der Osten abgehängt? . . . . . . . . .62<br />
Westerman verdoppelt Kapazität in Hasselt . . . . . . . . . . . . . . . . . .63<br />
16<br />
HTG-Info und Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .64<br />
HTG-Fachausschüsse und Arbeitskreise –<br />
Jahresbericht 2017, Teil 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .68<br />
Recht<br />
Beweisaufnahme im Verklarungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . .72<br />
Rubriken<br />
Buyer’s Guide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41<br />
Inserentenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .71<br />
BDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .74<br />
Impressum | TV Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .75<br />
26<br />
Ab sofort finden Sie in der »Binnenschifffahrt« sogenannte QR-Codes. Über<br />
einen Scanner, als kostenlose App für Smartphones oder Tablets verfügbar,<br />
führen sie den Nutzer direkt zu weiterführenden Angeboten im Internet –<br />
im konkreten Fall auf unsere Homepage www.binnenschifffahrt-online.de.<br />
Aktuelle Informationen unter www.binnenschifffahrt-online.de<br />
Titelfoto: Wägener<br />
56<br />
4 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Nachrichten<br />
◼◼<br />
NESKA: Christian Kühnle verstärkt<br />
die neska-Niederlassung in Mannheim.<br />
Der 53-Jährige soll<br />
die Geschäftsfelder<br />
Im- und Export<br />
sowie die Binnenschifffahrts-Spedition<br />
aufbauen und<br />
leitet die dazugehörigen<br />
Vertriebsaktivitäten.<br />
Der Speditions- und Schifffahrtskaufmann<br />
war zuvor sechs Jahre lang in<br />
verschiedenen Funktionen für Imperial<br />
Shipping Services tätig.<br />
◼◼<br />
RAILPORT: Nils van Vliet ist zum<br />
CEO von Railport Antwerpen bestimmt<br />
worden, einer gemeinsamen<br />
Initiative<br />
der Antwerp Port<br />
Authority, der Left<br />
Bank Development<br />
Corporation sowie<br />
der Industrieverbände<br />
Essenscia Vlaanderen<br />
und VOKA-Alfaport. Die Personalie<br />
sei ein wichtiger Schritt für das<br />
Unternehmen, das künftig den Umfang<br />
des Eisenbahnverkehrs im Antwerpener<br />
Hafen verdoppeln soll.<br />
◼◼<br />
TRANSFRACHT: Bernd Pahnke ist<br />
seit dem 1. Juli auch Sprecher der Geschäftsführung<br />
beim<br />
Seehafen-Hinterlandspezialisten<br />
TFG<br />
Transfracht. Zudem<br />
wurde seine Bestellung<br />
zum Geschäftsführer<br />
Vertrieb bei<br />
der Deutsche-Bahn-<br />
Tochter verlängert. In Personalunion<br />
bleibt Pahnke Hafenbeauftragter Hamburg/Bremerhaven<br />
für DB Cargo – eine<br />
Funktion, die er bereits seit acht Jahren<br />
bekleidet.<br />
◼◼<br />
EWT: Thomas Küpper ist neuer Geschäftsführer<br />
bei der EWT Schiffahrtsgesellschaft.<br />
Er ersetzt<br />
Louis Kanters und<br />
bildet zusammen mit<br />
dem geschäftsführenden<br />
Gesellschafter<br />
Stephan Schmidt<br />
das Führungsteam<br />
des Duisburger Logistikunternehmens.<br />
Kanters bleibt als<br />
Geschäftsführer von Interrijn Geschäftspartner<br />
und Gesellschafter der EWT.<br />
Personalie des Monats: Albersmann steigt in Contargo-Spitze auf<br />
◼ ◼ CONTARGO: Jürgen Albersmann (47), bisher Geschäftsführer von Contargo<br />
Neuss, ist seit dem 1. Juli <strong>2018</strong> Geschäftsführer der Contargo Holding. Er folgt<br />
auf Konrad Fischer (64), der aus der vierköpfigen Geschäftsführung ausscheidet<br />
und im Laufe des Jahres seine Aufgaben an Albersmann übergibt. Albersmann<br />
verantwortet innerhalb der Contargo-Geschäftsführung die Terminalaktvitäten<br />
sowie die Bereiche Anlagen-Technik, Sicherheit und Beschaffung.<br />
DTG. Leistung entscheidet.<br />
DIE KRAFT DER GEMEINSCHAFT<br />
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DTG DEUTSCHE TRANSPORT-GENOSSENSCHAFT BINNENSCHIFFFAHRT eG<br />
Fürst-Bismarck-Str. 21 | 47119 Duisburg | Telefon +49 2 03 | 8 00 04 0<br />
Telefax +49 2 03 | 8 00 04 43 | E–Mail duisburg@dtg-eg.de | www.dtg-eg.de<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 5
Nachrichten<br />
JONGEN<br />
Neuer Doppelhüllentanker verstärkt die Flotte<br />
Das zur Dettmer Gruppe gehörende Unternehmen<br />
Jongen setzt im Hamburger<br />
Hafen künftig einen weiteren Doppelhüllentanker<br />
ein. Die »Quantum« ist für<br />
den Transport von flüssigen Mineralölprodukten<br />
auf Binnenwasserstrassen des<br />
»Typs N geschlossen« zugelassen und soll<br />
ab sofort neben dem Marpol-Geschäft<br />
hauptsächlich für Reinigungsleistungen<br />
an Seeschiffen genutzt werden.<br />
Der Tanker ist mit acht beheizbaren<br />
Ladetanks ausgestattet und für das Absaugen<br />
und den Abtransport von Rückständen<br />
aus Land- und Schiffstanks konzipiert.<br />
Zur umfangreichen technischen<br />
Zusatzausrüstung für diesen spezifischen<br />
Einsatzbereich gehört eine an Deck untergebrachte<br />
Vakuum-Sauganlage mit separatem<br />
5 m³ Tank. Die Anlage schafft etwa<br />
20–35 m³/h und ist mit<br />
den Ladetanks des Schiffes<br />
verbunden. Sie könne<br />
bei Bedarf auch an Land<br />
eingesetzt werden. Zusätzlich<br />
ist das Schiff mit<br />
zwei Butterworth-Pumpen<br />
sowie zwei Deckwasch-<br />
und Lenzpumpen<br />
von Bornemann mit<br />
einer Förderleistung von<br />
300 m³/h ausgestattet, die<br />
bei einer Tankreinigung<br />
mit bis auf 90° C heißem Wasser aus den<br />
bordeigenen Frischwassertanks versorgt<br />
werden.<br />
»Jongen möchte durch den Einsatz eines<br />
zweiten Schiffes im Marpol-Geschäft<br />
nicht nur die Entsorgungssicherheit bei<br />
Parallelanläufen für ihre Kunden sichern,<br />
sondern auch vermehrten Reinigungsanfragen<br />
im Hamburger Hafen auf höchsten<br />
technischen Standard gerecht werden«,<br />
sagen die Geschäftsführer Niels<br />
Mohrenz und Julia Dettmer. n<br />
Foto: Dettmer Group<br />
<br />
BINNENSCHIFFSLOGISTIK<br />
LBH Group und Rhenus planen Joint-Venture<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Der Hafendienstleister LBH Group und<br />
der Logistikspezialist Rhenus wollen in<br />
der europäischen Binnenschiffslogistik<br />
eng miteinander kooperieren. In einem<br />
Joint-Venture sollen Aktivitäten<br />
im Bereich Binnenschifffahrt und deren<br />
Nachlauf gebündelt werden. »Ziel ist<br />
es, unseren internationalen Kunden eine<br />
komplette Dienstleistungskette vom Abgangsland<br />
bis hin zum Endempfänger anbieten<br />
zu können. Mit Rhenus haben wir<br />
einen geeigneten Partner gefunden, der<br />
uns in diesem Bereich unterstützt und<br />
verstärkt«, sagt Bert Lagendijk, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der LBH Group.<br />
Die gesellschaftsrechtliche Struktur der<br />
Kooperation soll demnächst zwischen<br />
den beiden Partnern festgelegt werden<br />
und steht unter Vorbehalt der kartellrechtlichen<br />
Zustimmung.<br />
n<br />
Atlas Schiffahrt GmbH<br />
seit 1989<br />
<br />
Staatlich anerkanntes Bildungsinstitut für die Berufsschifffahrt<br />
<br />
Vorbereitungslehrgänge für Patentprüfungen Radarpatent<br />
ADN-Lehrgänge Sachkunde FGS Erste Hilfe Sicherheitsseminare<br />
www.atlas-schiffahrt.de info@atlas-schiffahrt.de<br />
Königstr. 59 47198 Duisburg Tel. +49 2841 7818747<br />
RHEINPLUS/NWB<br />
Kartellbehörde<br />
untersagt Fusion<br />
Die Unternehmen Reinplus VanWoerden<br />
Bunker GmbH (Mannheim) und<br />
die Nord- und Westdeutsche Bunker<br />
GmbH (Hamburg) haben ihre Fusionsanmeldung<br />
aufgrund wettberwerblicher<br />
Bedenken der Kartellbehörde zurückgezogen.<br />
Reinplus und NWB sind<br />
als sogenannte Bunkerdienste tätig. Der<br />
geplante Zusammenschluss betraf insbesondere<br />
die Belieferung von Binnenschiffen<br />
mit Dieselkraftstoff. Aufgrund<br />
der Lage der Bunkerstationen bzw.<br />
Bunkerboote der beiden Unternehmen<br />
ergaben sich Überschneidungen insbesondere<br />
am deutschen Teil des Rheins,<br />
auf den ein Großteil des Verkehrs- und<br />
Gütertransportaufkommens der deutschen<br />
Binnenschifffahrt entfällt.<br />
»Durch die Fusion hätte sich die Anzahl<br />
der Wettbewerber von drei auf zwei<br />
weiter verringert. Reinplus hätte seine<br />
bereits klar führende Position durch die<br />
Übernahme eines preisaktiven Anbieters<br />
am Standort Köln weiter ausgebaut.<br />
Daher haben wir den Unternehmen unsere<br />
Bedenken schriftlich mitgeteilt und<br />
angekündigt, das Vorhaben zu untersagen«,<br />
teilte Andreas Mundt, Präsident<br />
des Bundeskartellamtes, mit. Durch<br />
den Zusammenschluss wäre der mit<br />
großem Abstand führende Lieferant<br />
von Dieselkraftstoff für Binnenschiffe<br />
am deutschen Rhein entstanden. n<br />
<br />
6 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Nachrichten<br />
RHEIN<br />
Schifffahrtsassistent<br />
im Praxistest<br />
Der »Digitale Schifffahrtsassistent« (DSA)<br />
soll Schiffsführer bei der Routenplanung<br />
unterstützen. Über 50 Nutzer nehmen an<br />
dem nun gestarteten rund viermonatigen<br />
Feldtest auf dem Rhein teil. Schiffer, Reedereien<br />
und die Industrie sind aufgerufen,<br />
den Prototypen im Praxisbetrieb auf seine<br />
Alltagstauglichkeit, Nutzerfreundlichkeit<br />
sowie insbesondere seine Funktionen zu<br />
testen. Die gewonnenen Erfahrungen fließen<br />
direkt in die Weiterentwicklung ein.<br />
Der DSA führt wichtige Basisinformationen<br />
wie Wasserstandsvorhersagen,<br />
Flussverläufe, Schleusen und Brücken mit<br />
Durchfahrtshöhen und Breitenbegrenzungen,<br />
oder auch Liegestellen für in einem<br />
System zusammen und unterstützt dadurch<br />
den Schiffsführer bei der Routenplanung.<br />
Konzipiert als Web-Applikation,<br />
läuft er auf unterschiedlichen Endgeräten<br />
wie Laptop oder Tablet. Das Projekt läuft<br />
Federführung von BearingPoint. n<br />
BUNDESTAG<br />
Bündnis soll Binnenschifffahrt stärken<br />
Vertreter der Bundestagsfraktionen<br />
von CDU/CSU, SPD,<br />
AfD, FDP, die Linke<br />
und Bündnis 90/<br />
Die Grünen haben in<br />
Berlin die »Parlamentarische<br />
Gruppe Binnenschifffahrt«<br />
(PG<br />
BiSchi) gegründet.<br />
Sie hat das Ziel, die<br />
verkehrs- und gewerbepolitischen<br />
Interessen<br />
des Binnenschifffahrtsgewerbes<br />
im politischen Raum zu unterstützen,<br />
problematische Entwicklungen frühzeitig<br />
zu erkennen und überfraktionell<br />
zu lösen.<br />
Der Bundesverband der Deutschen<br />
Binnenschifffahrt (BDB) begrüßt diese<br />
Initiative und freut sich auf die Fortsetzung<br />
der gemeinsamen Arbeit mit dem<br />
Bündnis. Die PG BiSchi habe bereits<br />
Mitte der 1990er-Jahre auf Initiative des<br />
V.l.: Bernd Reuther, Andreas Mrosek, Claudia Müller,<br />
Gustav Herzog, Eckhard Pols und Jörg Cezanne<br />
BDB ihren Anfang genommen und sich<br />
als wichtiges Gremium für das Binnenschifffahrtsgewerbe<br />
etabliert. Durch die<br />
PG BiSchi erhalte der umweltfreundliche<br />
Verkehrsträger eine starke Stimme<br />
im Bundestag, so der BDB.<br />
Die Sprecher der PG BiSchi sind Eckhard<br />
Pols (CDU/CSU), Gustav Herzog<br />
(SPD), Andreas Mrosek (AfD), Bernd<br />
Reuther (FDP), Jörg Cezanne (Linke)<br />
und Claudia Müller (Grüne). n<br />
Foto: BDB<br />
FEUERSCHUTZTÜREN<br />
Podszuck erhält Zertifikat<br />
Podszuck, ein Hersteller feuersicherer Türen aus Kiel, hat seine<br />
schon seit Jahren laufenden Qualitätsmanagement-Systeme<br />
erneuert. Nach der Umstellung auf die DIN EN ISO<br />
9001:2015 hat das Unternehmen gemäß der Schiffsausrüstungsrichtlinie<br />
2014/90/EU nun von der Prüf- und Zertifizierungsstelle<br />
BG Verkehr ein entsprechendes Zertifikat erhalten.<br />
Es gilt für die Herstellung, Konstruktion, und den Handel mit<br />
Türen, Toren, Zargen und Antrieben für den Schiffbau und die<br />
Bauindustrie.<br />
n<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 7
Schifffahrt<br />
Oberrheinhäfen erfolgreich<br />
mit Schiffsanmeldesystem<br />
Die Oberrheinhäfen setzen mit einem elektronischen<br />
Schiffsanmeldesystem für Container verkehre einen<br />
Meilenstein in der Binnenschifffahrt<br />
Europas. Im Juni <strong>2018</strong> fand die<br />
Abschluss veranstaltung des RPIS<br />
(RheinPorts Information System)-<br />
Projektes auf der »Karlsruhe« statt<br />
RPIS steht für die Entwicklung und<br />
Einführung eines elektronischen<br />
Verkehrsmanagementsystems zur effizienten<br />
Abwicklung der Containerverkehre<br />
auf dem Rhein. Das Vorhaben<br />
wurde von der Europäischen Kommission<br />
im Rahmen des CEF-Programms<br />
gefördert.<br />
Die federführenden Projektpartner,<br />
RheinPorts Basel, Weil am<br />
Rhein, Mulhouse, die Rheinhäfen<br />
Karlsruhe sowie der Port<br />
autonome de Strasbourg, haben<br />
in den vergangenen drei<br />
Jahren intensive Entwicklungsarbeit<br />
geleistet und hierbei die Anforderungen<br />
der Nutzer wie Terminalbetreiber,<br />
Binnenschifffahrtunternehmen<br />
und Reedereien an die RPIS-Plattform<br />
berücksichtigt. Die RPIS-Plattform<br />
zeichnet sich laut der Schweizerischen<br />
Rheinhäfen durch eine hohe Transparenz<br />
für die beteiligten Nutzer aus und<br />
erfüllt die derzeit höchsten Sicherheitsanforderungen.<br />
Neun Häfen sind beteiligt<br />
Zudem biete die Integration von Schiffspositionen<br />
über AIS-Daten (Automatic<br />
Identification System) einen erheblichen<br />
Mehrwert für alle Binnenschifffahrtsakteure.<br />
Das Abgleichen von Reservierungsanfragen<br />
mit Schiffspositionen in einer<br />
einzigen Plattform erleichtere die Prozessplanung<br />
an den Umschlagterminals erheblich.<br />
Für Reedereien, 80% nutzen das<br />
System bereits, lassen sich über die frühzeitige<br />
Erkennung von verfügbaren Liegeplätzen<br />
an den Terminals Schiffsumläufe<br />
effizienter planen, heißt es.<br />
Die Vertreterin der für das Vorhaben<br />
zuständigen EU-Behörde »INEA« aus<br />
Schleuse<br />
Assoziierte Standorte<br />
Trimodales Terminal<br />
KV-Terminal<br />
Anzahl Terminals<br />
Eisenbahn-Grenzübergänge<br />
Eisenbahngleise<br />
Autobahn<br />
8 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schifffahrt<br />
Über die Oberrheinhäfen<br />
Seit 2012 haben sich die neun Häfen<br />
des Oberrheins Ludwigshafen,<br />
Mannheim, Karlsruhe, Kehl,<br />
Straßburg, Colmar/ Neuf-Brisach<br />
und RheinPorts Basel-Mulhouse-<br />
Weil, im Rahmen des gemeinsamen<br />
Projekts »Upper Rhine, a<br />
connected corridor« zusammengeschlossen.<br />
Die Zusammenarbeit<br />
hat das Ziel, einen nachhaltigen<br />
Transport und Verkehr in Europa<br />
zu entwickeln, indem die CO²-<br />
Emissionen bis 2050 um 60% reduziert<br />
werden sollen. Die Umsetzung<br />
soll durch eine modale Verlagerung<br />
von 30% der Transporte auf die<br />
Schiene und den Wasserweg verlaufen.<br />
In dieser Politik schreibt die<br />
Europäische Kommission den<br />
Häfen eine zentrale Rolle als Drehkreuze<br />
des Kernnetzes der TEN-T<br />
(Transeuropäische Verkehrs- bzw.<br />
Transportnetze) zu.<br />
Brüssel, Vassilia Argyraki, betonte in ihren<br />
Ausführungen, dass die neun Häfen<br />
am Oberrhein von Basel bis Ludwigshafen-Mannheim<br />
als erste Binnenhäfen in<br />
Europa eine Vorreiterrolle in Bezug auf<br />
den Aufbau einer digitalen Hafeninfrastruktur<br />
übernommen haben. Diese<br />
Aussage bedeutet für die Oberrheinhäfen,<br />
dass sich die seit dem Jahr 2012 bestehende<br />
Hafenkooperation nicht nur<br />
im richtigen Fahrwasser befindet, sondern<br />
die Zusammenarbeit noch weiter<br />
intensiviert wird. RPIS bietet die Basis<br />
für die Gründung einer eigenen Gesellschaft,<br />
um die Umsetzungsaktivitäten<br />
gezielt vorantreiben zu können.<br />
Steigender Umschlag<br />
Ludwigshafen ist der nördlichste der Oberrheinhäfen<br />
Auch die Umschlagzahlen sprechen den<br />
Machern zufolge für sich: Der Gesamtumschlag<br />
der Oberrheinhäfen im Jahr<br />
2017 belief sich auf rund 47 Mio.t (+2,1%<br />
gegenüber dem Vorjahr). Auch das Containeraufkommen<br />
verzeichnete im Jahr<br />
2017 mit 742.603 TEU eine Steigerung<br />
von 9% gegenüber dem Vorjahr.<br />
Insgesamt sei festzustellen, dass der<br />
Gesamtumschlag in den Oberrheinhäfen<br />
damit stabil bei 25% des traditionellen<br />
Rheinverkehrs liege, im<br />
Containerverkehr belaufe sich der Anteil<br />
der Oberrheinhäfen gar auf 33%.<br />
Dies mache für die Zukunft Mut, insbesondere<br />
zeige es, dass die Binnenschifffahrt<br />
eine zuverlässige Alternative<br />
im Verkehrssystem darstelle.<br />
Die strategische Allianz der neun Häfen<br />
am Oberrhein gehe gestärkt die neuen<br />
Herausforderungen an.RD<br />
Foto und Karte: Upper Rhein Ports<br />
Stauvermeider ...<br />
Mit ca. 25 Millionen Tonnen Schiffsumschlag pro<br />
Jahr, das sind umgerechnet rund 1,5 Millionen nicht<br />
gefahrene Lkw!<br />
Neben der Entlastung des Straßenverkehrs leisten wir<br />
damit einen erheb lichen Beitrag zum Umweltschutz.<br />
Häfen Rheinland-Pfalz stehen für<br />
- ca. 55.000 Arbeitsplätze<br />
- 65% Exportquote<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 9
Schifffahrt<br />
Haftungs-Abkommen gilt ab Juli 2019<br />
Als vierte EU-Nation haben die Niederlande das Straßburger Übereinkommen von 2012<br />
über die Beschränkung der Haftung in der Binnenschifffahrt (CLNI 2012) angenommen.<br />
ZKR PRESSEMITTEILUNG | Straßburg, den 14. Juni <strong>2018</strong><br />
Im Juli 2019 tritt das Abkommen damit in Kraft<br />
RATIFIKATION DES CLNI 2012 UND KÜNDIGUNG DES CLNI 1988<br />
Im Rahmen Ref : einer CC/CP außerordentlichen<br />
(18)08<br />
Zeremonie am Rande der Plenartagung<br />
der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt<br />
(ZKR) haben die Niederlande<br />
ihre Annahmeurkunde zum Straßburger<br />
Übereinkommen von 2012 über<br />
die Beschränkung der Haftung in der<br />
Binnenschifffahrt (CLNI 2012) beim<br />
Generalsekretär der ZKR hinterlegt. In<br />
den kommenden Monaten sollen weitere<br />
Ratifikations-, Annahme-, Genehmigungs-<br />
oder Beitrittsurkunden zum<br />
Übereinkommen von 2012 in Straßburg<br />
hinterlegt werden.<br />
Sieben Staaten haben unterzeichnet<br />
Nach Serbien im Jahr 2013, Luxemburg<br />
im Jahr 2014 und Ungarn im Jahr<br />
<strong>2018</strong> sind die Niederlande damit Vertragspartei<br />
des Übereinkommens geworden,<br />
das Von zum links Abschluss nach rechts der : Herr diplo-<br />
Achim Wehrmann (Deutschland), Herr Stephan Müller (Luxemburg), Frau Brigit Gijsbers (Niederlande),<br />
v.l.: Achim Wehrmann (Deutschland), Stephan Müller (Luxemburg), Brigit Gijsbers<br />
(Niederlande), Andjelka Šimšić (Serbien), Gergő Kocsis (Ungarn) und Bruno Georges (ZKR)<br />
matischen Konferenz<br />
Frau Andjelka<br />
am<br />
Šimšić<br />
27. September<br />
(Serbien), Herr Gergő Kocsis (Ungarn) und Herr Bruno Georges (ZKR)<br />
2012 angenommen worden war. Das<br />
Übereinkommen hatte für alle Staaten<br />
Straßburg, den 7. Juni <strong>2018</strong> – Im Rahmen<br />
Über die<br />
Die<br />
ZKR<br />
Annahme des CLNI 2012 und die<br />
ÜBER<br />
vom 27. September 2012 bis zum 26. September<br />
2014 zur Unterzeichnung aufgele-<br />
Die Zentralkommissi<br />
einer außerordentlichen Zeremonie Die am Zentralkommission Kündigungen des für CLNI die Rheinschifffahrt 1988 stellen einen (ZKR) ist eine internationale<br />
Rande der Plenartagung der ZKR haben Organisation, weiteren die Hauptverantwortung wichtigen Schritt zum für Inkrafttreten die verordnungsrechtliche Tätigkeit<br />
gen und war von sieben Staaten (Belgien,<br />
Rheinschifffahrt (ZKR) ist eine inter<br />
die Niederlande ihre Annahmeurkunde im Hinblick des auf CLNI die 2012 Rheinschifffahrt dar, das darauf trägt. abzielt, Sie übernimmt den Aufgaben im technischen,<br />
2012 juristischen, geographischen wirtschaftlichen, Anwendungsbereich sozialen und des ökologischen Bereich. In allen<br />
Deutschland, Frankreich, Luxemburg,<br />
Organisation, die Hauptveran<br />
zum Straßburger Übereinkommen von<br />
Niederlande, über Polen die und Beschränkung Serbien) unterzeichnet<br />
worden.<br />
im Hinblick auf die Rheinschifffa<br />
für die verordnungsrechtliche<br />
der Haftung in Arbeitsbereichen der Übereinkommens sind Effizienz über des Rhein Transports und Mosel auf dem Rhein, Sicherheit, soziale<br />
Belange hinaus und Umweltschutz auszudehnen, die und Leitlinien eine Erhöhung des Handelns der ZKR. Viele Ak-<br />
Binnenschifffahrt (CLNI 2012) in Anwesenheit<br />
Bei dieser von Zeremonie Vertretern haben der ZKR-Mitgliedstaaten die Niederlande,<br />
Deutschland anderer Staaten, und das die Großher-<br />
Sie übernimmt Aufgaben im tec<br />
tivitäten und<br />
der ZKR Haftungshöchstbeträge gehen heute über den Rhein vorsieht, hinaus um und beziehen sich in einem<br />
juristischen, wirtschaftlichen<br />
das Übereinkommen weiteren Sinne insbesondere auf alle den europäischen Schutz von Binnenwasserstraßen. Reisenden Sie arbeitet und eng ökologischen mit Bereic<br />
zogtum Luxemburg bereits früher zudem ratifiziert ihre Kündi-<br />
haben oder der ihm Europäischen der Personalschifffahrt Kommission sowie zu stärken. den anderen Gemäß Flusskommissionen Arbeitsbereichen und in-<br />
sind Effi<br />
gung des Straßburger beigetreten Übereinkommens<br />
sind (Luxemburg, Ungarn ternationalen den einschlägigen Organisationen Bestimmungen zusammen. tritt das<br />
Transports auf dem Rhein, S<br />
von 1988 über und die Serbien) Beschränkung beim Generalsekretär der der CLNI 2012 am ersten Tag des Monats in Kraft,<br />
soziale Belange und Umwelts<br />
Haftung in der Zentralkommission Binnenschifffahrt für (CLNI die Rheinschifffahrt, der auf den Ablauf eines Jahres nach dem<br />
Leitlinien des Handelns der Z<br />
1988), mit Wirkung dem Verwahrer zum 1. Juli des 2019, Übereinkommens,<br />
notiziert.<br />
hinterlegt. In den kommenden Monaten Ratifikations-, Annahme-, Genehmigungs-<br />
Zeitpunkt folgt, zu dem vier Staaten ihre<br />
Aktivitäten der ZKR gehen h<br />
den Rhein hinaus und bezieh<br />
sollen weitere Ratifikations-, Annahme-, oder Beitrittsurkunde hinterlegt haben, oder<br />
einem weiteren Sinne auf alle euro<br />
Genehmigungs- oder Beitrittsurkunden an dem Tag, an dem das Übereinkommen von<br />
Sicherheitsgewinn für Reisende<br />
Binnenwasserstraßen. Sie arb<br />
zum Übereinkommen von 2012 in Straßburg der Personalschiffahrt 1988 außer Kraft nachdrücklich tritt, je nachdem, urkunde welcher hinterlegt mit haben, der Europäischen oder an dem Kommiss<br />
Die Annahme hinterlegt des CLNI werden. 2012 und die zu erhöhen. Der Zeitpunkt Text des der Übereinkommens<br />
ist gleichermaßen demgemäß in am den 1. Juli Sprachen 2019 in Kraft. 1988 außer Kraft internationalen tritt, je nachdem, Organisationen wel-<br />
zu<br />
spätere ist. Das CLNI Tag, 2012 an tritt dem das Übereinkommen den anderen Flusskommissi<br />
von<br />
Kündigungen Nach des Serbien CLNI im 1988 Jahr stellen 2013, dem ei-Großherzogtunen<br />
weiteren Luxemburg wichtigen im Schritt Jahr 2014 zum und In-Ungarn deutsch, im Jahr niederländisch und französisch cher Zeitpunkt der spätere ist. Das CLNI<br />
krafttreten <strong>2018</strong> des sind CLNI die Niederlande 2012 dar, damit das Vertragspartei verbindlich.<br />
2012 tritt demgemäß am 1. Juli 2019 in<br />
darauf abzielt, des den Übereinkommens geographischen geworden, Anwendungsbereich<br />
Abschluss des Übereinkommens<br />
der diplomatischen Konferenz gen tritt am das CLNI 2012 am ersten Tag des Weitere Staaten können dem Überein-<br />
das Gemäß zum den einschlägigen Bestimmun-<br />
Kraft.<br />
über Rhein und 27. September Mosel hinaus 2012 auszudehnen.<br />
Ferner Das ist Übereinkommen eine Erhöhung hatte der Haf-<br />
für alle Staaten nes Jahres vom nach dem Zeitpunkt folgt, zu stimmungen des Art. 16 Abs. 2-4 CLNI.<br />
angenommen worden Monats war. in Kraft, der auf den Ablauf eikommen<br />
beitreten nach Maßgabe der Betungshöchstbeträge<br />
27. September vorgesehen, 2012 bis um zum ins-26besondere den 2014 Schutz zur Unterzeichnung von Reisenden aufgelegen in nahme-, und war Genehmigungs- oder Beitritts-<br />
Art. 19 CLNI September dem vier Staaten ihre Ratifikations-, An-<br />
Eine Kündigungsmöglichkeit ist nach<br />
möglich.TWG<br />
von sieben Staaten (Belgien, Deutschland,<br />
Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Polen<br />
10<br />
und Serbien) unterzeichnet worden.<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7<br />
Bei dieser Zeremonie haben die Niederlande,<br />
Deutschland und das Großherzogtum<br />
Foto: ZKR<br />
Palais du Rhin<br />
2, place de la République - CS
Schifffahrt<br />
Oosterhout stärkt Containertransporte<br />
Das am Wilhelminakanal gelegene Oosterhout Container Terminal (OCT)<br />
schließt sich dem Westbrabant-Korridor an. Durch die Beteiligung von OCT steigt<br />
das Boxenvolumen auf dieser Route um rund 30 %<br />
Im Rahmen der Zusammenarbeit werden<br />
Ladungen in den Terminals Moerdijk,<br />
Tilburg und Oosterhout für den Transport<br />
von und zu den Deepsea-Container-Terminals<br />
in Rotterdam gebündelt. Dadurch<br />
sei eine optimierte Auslastung der Schiffe<br />
möglich, wodurch sich die Wartezeiten an<br />
den Terminals verkürzten, heißt es.<br />
Aktuell werden am OCT der Rietveld<br />
Logistics Group wöchentlich 24 Schiffe<br />
mit Bestimmung Rotterdam abgefertigt<br />
und fünf, die nach Antwerpen fahren.<br />
Der Transport von Seecontainern<br />
mit Binnenschiffen ins Hinterland werde<br />
immer interessanter, berichtet der Logistiker.<br />
Die Kombination verschiedener<br />
Verkehrsträger sorge für eine zuverlässige<br />
und nachhaltige Lösung, deren Nachfrage<br />
stetig steige. Einen wichtigen Beitrag<br />
dazu leiste innerhalb der Gruppe<br />
nicht zuletzt das OCT, so die Rietveld<br />
Logistics Group. Das Terminal verfügt<br />
über einen 375 m langen Kai. Drei Containerbrücken<br />
bedienen die Schiffe, zudem<br />
übernehmen vier Reachstacker den<br />
Transport der Boxen. Jährlich werden am<br />
OCT rund 65.000 TEU umgeschlagen.<br />
Der Westbrabant-Korridor ist eine<br />
wichtige Schifffahrtsroute zwischen dem<br />
Hafen von Rotterdam und dem Hinterland.<br />
Über 15% des Containervolumens<br />
in der Binnenschifffahrt von und zu den<br />
Terminals in Rotterdam werden über diesen<br />
Korridor befördert.<br />
»Der Westbrabant-Korridor ist ein<br />
Paradebeispiel für Zuverlässigkeit und<br />
eine gute Zusammenarbeit zwischen<br />
starken Partnern in der Logistikkette«,<br />
sagt Arie Rietveld, Inhaber des OCT.<br />
»Je mehr Containerfracht wir auf den<br />
Transportwegen vom und ins Hinterland<br />
bündeln können, desto besser.«<br />
Umso schneller und effizienter könne<br />
die Abfertigung im Rotterdamer Hafen<br />
erfolgen, ergänzt Emile Hoogsteden,<br />
Geschäftsführer für Container, Stückgut<br />
und Logistik beim Hafenbetrieb<br />
Rotterdam.<br />
Seit Anfang <strong>2018</strong> arbeiten das Binnenschiff-Terminal<br />
Tilburg, die Combined<br />
Cargo Terminals in Moerdijk und Moerdijk<br />
Container Terminals (MCT) zusammen.<br />
Die ersten Auswertungen seit<br />
dem Start der Zusammenarbeit zeigen,<br />
Grafik: »Binnenschifffahrt«<br />
dass die Zahl der Abweichungen von<br />
vereinbarten Terminal-Slots im Westbrabant-Korridor<br />
nun etwa 75% unter<br />
dem Durchschnitt liegt. Außerdem legten<br />
an den Deepsea-Terminals in Rotterdam<br />
30% weniger Binnenschiffe an. Das<br />
über die Straße beförderte Frachtvolumen<br />
ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
um 20% zurück.<br />
Die durchschnittliche Call-Größe habe<br />
sich dank der Bündelung der Volumina<br />
verdoppelt, wodurch sich die Hafenaufenthaltszeit<br />
insgesamt um 30% verkürzt<br />
hätten, heißt es. RD<br />
Kolben<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 11
Schifffahrt<br />
Mehr Personal für Schifffahrtsverwaltung<br />
Knapp 80 zusätzliche Stellen wurden vom Haushaltsausschuss im Bundestag für die im<br />
Bereich des Planungspersonals unterbesetzte Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung<br />
(WSV) bewilligt. Die Branche hofft nun auf schnelle Umsetzung wichtiger Projekte<br />
Das Ergebnis der Bereinigungssitzung<br />
zum Bundeshaushalt<br />
<strong>2018</strong> am 27. Juni ist für die Binnenschifffahrt<br />
erfreulich. 34,5 Stellen entfallen<br />
auf das Gesamtkonzept Elbe, davon<br />
je zwei für die Bundesanstalt für<br />
Wasserbau (BAW) und die Bundesanstalt<br />
für Gewässerkunde (BfG). CDU/<br />
CSU und SPD reagieren zudem auf<br />
den Mangel an Planungspersonal und<br />
verstärken die WSV um 15 Ingenieurstellen.<br />
Für Instandhaltungs- und Investitionsmaßnahmen<br />
im gesamten<br />
deutschen Wasserstraßennetz gibt es<br />
30 neue Stellen, je zehn bei der WSV,<br />
der BAW und der BfG. Außerdem wurden<br />
21 Stellen für Kooperationsprojekte<br />
mit dem Bundesumweltministerium,<br />
unter anderem zum Hochwasserschutz,<br />
bewilligt, jeweils auf die Dauer der Aufgabe<br />
befristet.<br />
»Unser Werben für mehr Fachplaner<br />
in der WSV zeigt endlich Wirkung. Die<br />
Haushälter haben verstanden, dass im<br />
Bereich systemkritischer Bauwerke an<br />
den Bundeswasserstraßen allerhöchster<br />
Handlungsbedarf besteht. Die maroden<br />
Schleusen am Wesel-Datteln-Kanal, wo<br />
20 Mio.t Güter pro Jahr geschleust werden<br />
und die sich seit Anfang des Jahres<br />
zum echten Nadelöhr entwickelt haben,<br />
sind ein prominentes Beispiel für<br />
den Handlungsbedarf, der sich auch im<br />
sog. Infrastrukturzustandsbericht des<br />
Bundes nachlesen lässt«, erklärt Martin<br />
Staats (MSG, Würzburg), Präsident<br />
des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Binnenschifffahrt (BDB). Nun müsse<br />
geschaut werden, wo das zusätzliche<br />
Personal zum Einsatz gebracht werde:<br />
»Die in dieser Woche bewilligten Stellen<br />
können bei einem Bedarf von rund<br />
500 Ingenieuren nur der Anfang sein«,<br />
so Staats.<br />
Elbe-Konzept rückt näher<br />
Begrüßt wird der Haushaltsplan insbesondere<br />
an der Elbe, wo die Umsetzung<br />
des »Gesamtkonzeptes Elbe« bisher<br />
durch fehlende Ingenieure bei der<br />
WSV verzögert wurde. Das Konzept<br />
Für Bauten, beispielsweise an Schleusen, fehlte bisher Personal. Das soll sich künfitg ändern<br />
sieht Maßnahmen für die Nutzung der<br />
Elbe vor, um Interessen von Binnenschifffahrt,<br />
Wasserwirtschaft und Naturschutz<br />
in Einklang zu bringen. Der<br />
Schifffahrt soll eine zuverlässigere und<br />
wirtschaftlicher zu nutzende Wasserstraße<br />
zur Verfügung stehen als das bisher<br />
der Fall ist.<br />
Mit der Bewilligung der Stellen sei ein<br />
wichtiger Schritt für die weiteren Planungen<br />
und dann auch Baumaßnahmen erfolgt,<br />
stellen Boris Kluge vom Bundesverband<br />
Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB),<br />
Karl-Heinz Ehrhardt, BDB, Stefan Kunze,<br />
Elbe Allianz, und Siegfried Zander,<br />
Kammerunion Elbe-Oder, fest, die im<br />
Beratergremium und im designierten<br />
Beirat des GK Elbe als Vertreter der Wirtschaftsverbände<br />
agieren.<br />
Nach Besetzung der Stellen können<br />
die ersten Projekte in Angriff genommen<br />
werden, neben der Fortführung der Planungen<br />
für das Pilotprojekt Klöden in<br />
der Erosionsstrecke können nunmehr<br />
auch die Vorbereitungen einer Machbarkeitsstudie<br />
für die Reststrecke im<br />
Bereich Dömitz-Hitzacker sowie mehrere<br />
kleinteilige Maßnahmen angegangen<br />
werden.<br />
Seehäfen profitieren<br />
Auch der Zentralverband der deutschen<br />
Seehafenbetriebe (ZDS) begrüßt das Ergebnis.<br />
In den Seehäfen will der Haushaltsausschuss<br />
des Deutschen Bundestages<br />
mit weiteren Haushaltsmitteln Innovation<br />
und Nachhaltigkeit fördern. Für Digitale<br />
Testfelder in Häfen sollen 3,5 Mio. € zur<br />
Verfügung stehen. Auf den Testfeldern<br />
sollen Innovationen der »Logistik 4.0«,<br />
des Güterumschlags und -transports unter<br />
Realbedingungen erprobt werden. Für das<br />
Förderprogramm »Innovative Hafentechnologien«<br />
(IHATEC) gibt es angesichts<br />
der der regen Nachfrage und des Anliegens<br />
nach mehr Planungssicherheit weitere<br />
Mittel in Höhe von 22 Mio. € bis 2025.<br />
Der ZDS begrüßt außerdem die Absenkung<br />
der Trassenpreise bei der Bahn<br />
und den Ausbau der Breitbandnetze.<br />
Diese und weitere Maßnahmen seien<br />
erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen Hafenwirtschaft<br />
zu steigern, heißt es. Durch den Bund<br />
gefördert werden sollen auch die umweltfreundliche<br />
bordseitige und mobile<br />
Landstromversorgung von See- und<br />
Binnenschiffen. fs<br />
Foto: WSA Trier<br />
12 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schifffahrt<br />
Neuer Elbe-Liniendienst<br />
für Schwergüter<br />
Die Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe (SBO)<br />
und die Deutsche Binnenreederei (DBR) führen<br />
mit der Elbe Projekt Cargo Line (EPCL) einen<br />
gemeinsamen Liniendienstes auf der Elbe<br />
ein, der Projekt- und Schwergutladungen transportiert.<br />
Ziel sei es, der verladenden Wirtschaft<br />
ganzjährig eine verlässliche Verbindung zwischen<br />
den SBO-Häfen und den Seehäfen zu garantieren.<br />
Zum Einsatz kommt dabei flachgehende<br />
Schiffstechnik, mit der Projektladung bis<br />
zu einer Fahrrinnentiefe von 120 cm transportiert<br />
werden kann. In den SBO-Häfen werden<br />
Schubleichter stationiert, sodass erforderlicher<br />
Schiffsraum unmittelbar verfügbar ist.<br />
Foto: SBO<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 13
Schiffstechnik<br />
Ein Neubau für die<br />
fünfte Generation<br />
Mit einer großen Feier hat der Duisburger<br />
Schiffsausrüster Wittig die neue<br />
Unternehmenszentrale im Herzen des<br />
Ruhrorter Hafengebiets eingeweiht.<br />
Das Gebäude an geschichtsträchtiger Stelle<br />
ist für Zuwachs gebaut<br />
Von Krischan Förster<br />
Rund 200 Gäste, darunter Prominenz<br />
aus Politik und Wirtschaft, feierten<br />
mit Frank und Ralf Wittig, die das Unternehmen<br />
bereits in 4. Generation führen.<br />
Im 120. Jahr des Bestehens stand der<br />
Umzug aus Kaßlerfeld an den Bunkerhafen<br />
im Herzen des Duisburger Hafens an,<br />
um heute bereits der 5. Generation den<br />
Weg zu bereiten.<br />
1898 hatte Malermeister Wilhelm Wittig<br />
mit 29 Jahren ein Geschäft für Lacke<br />
und Farben eröffnet. Zur Jahrhundertwende<br />
erweiterte er die Angebotspalette<br />
um Zubehör für die Schifffahrt. Als der<br />
Unternehmer 1928 verstarb, hinterließ er<br />
seiner Frau Wilhelmine ein bereits über<br />
die Grenzen Duisburgs hinaus bekanntes<br />
Unternehmen.<br />
1936 übernahm Sohn Paul, ein gelernter<br />
Drogerist, das Geschäft gemeinsam<br />
mit seiner Frau Leni. Im Jahre<br />
1956 bezog man den firmeneigenen Neubau<br />
auf der Schwanenstraße in Duisburg.<br />
1974 folgen die beiden Söhne Karl-Ernst<br />
und Wilhelm-Otto Wittig in 3. Generation<br />
das Geschäft, bis schließlich vor<br />
knapp 30 Jahren die heutigen Firmenchefs<br />
Frank und Ralf Wittig in die Firma<br />
eintreten und 2002 das Ruder endgültig<br />
übernehmen.<br />
Und nun, knapp 20 Jahre später, denken<br />
die beiden Firmenlenker bereits an<br />
die kommende 5. Generation, selbst wenn<br />
sie am Ende nicht aus der eigenen Familie<br />
stammen sollte. Unter dem Arbeitstitel<br />
»Wittig 5.0« haben sie bereits vor drei<br />
Jahren konzeptionell vorausgedacht. Der<br />
Bau einer neuen Unternehmenszentrale<br />
samt ausreichender Lagerfläche gehörte<br />
dazu, um künftig Wachstumschancen<br />
nutzen zu können.<br />
»Vorbereitung trifft auf Gelegenheit«,<br />
beschreibt Frank Wittig den Entschluss,<br />
an den Bunkerhafen und damit in den ältesten<br />
Teil des Duisburger Hafens zu ziehen.<br />
In lediglich 13 Monaten ist das Gebäude,<br />
das an eine Schiffsbrücke erinnert<br />
und das typische Wittig-Grün trägt, entstanden<br />
– mit ausreichend Platz für die<br />
heutigen Bedürfnisse, aber auch mit genügend<br />
Kapazität für weiteres Wachstum.<br />
Zur Bürofläche von insgesamt<br />
1.100 m2 kommen weitere 3.500 m2 im<br />
Lager. Technisch ist alles auf dem neusten<br />
Stand, dazu kommt die im Vergleich zum<br />
alten Standort deutlich bessere Aussicht.<br />
Statt auf die Autobahn blicken die Wittig-<br />
Mitarbeiter jetzt aufs Wasser. Auch die<br />
logistische Anbindung sei ideal.<br />
Viele Gründe also, um zu feiern – und<br />
das gleich zweimal. Einmal bei der offiziellen<br />
Einweihung mit 200 geladenen Gästen,<br />
Geschäftspartner und Kunden, einen<br />
Tag später dann noch einmal mit den<br />
Mitarbeitern und ihren Familien. »Wir<br />
sind absolut zufrieden mit dem neuen<br />
Standort«, sagt Firmenchef Frank Wittig.<br />
Die Zeiten, in denen Waren an drei<br />
verschiedenen Orten kommissioniert<br />
werden mussten, gehören damit der Vergangenheit<br />
an. Die Außenlager konnten<br />
aufgegeben werden, das alte Firmengebäude<br />
in der Max-Peters-Straße in Kaßlerfeld<br />
ist vermietet. Der neue Standort<br />
ist auch ein Bekenntnis zu Duisburg.<br />
»Auch andere Standorte haben uns<br />
schöne Augen gemacht«, berichtet Wittig.<br />
Wesel zum Beispiel. »Aber wir sind<br />
Duisburger Jungs.«<br />
Die beiden Wittig-Brüder sind nicht<br />
nur erfolgreiche Unternehmen, sondern<br />
seit Jahren politisch und sozial engagiert.<br />
Bei der IHK Duisburg und der Schifferbörse,<br />
als Organisatoren des Balls der<br />
Schiffahrt und in anderen Ehrenämtern.<br />
»In Duisburg gestalten zu wollen und<br />
dann wegzuziehen, wäre unglaubwürdig<br />
gewesen«, sagt Wittig.<br />
Nun sei alles für die nächsten 12 bis<br />
15 Jahre »angerichtet«, auch wenn man<br />
heute noch nicht wissen könne, wie diese<br />
Jahre aussehen würden. Leicht werde<br />
es mit Sicherheit nicht für ein mittelständisches<br />
Familienunternehmen. Der<br />
klassische Handel sei unter einen enormen<br />
Druck geraten.<br />
Die Online-Plattformökonomie habe<br />
die Märkte und das Verhalten der Marktteilnehmer<br />
gravierend verändert. Internet-Giganten<br />
wie Amazon und Alibaba<br />
lieferten zu billigsten Preisen nahezu<br />
weltweit aus und forcierten die »digitale<br />
Ungeduld« der Verbraucher. »Wir können<br />
nicht billig arbeiten, wenn wir Qualität<br />
liefern wollen«, sagt Wittig. Nötig<br />
seien dringend gleiche Spielregeln, der<br />
Gesetzgeber komme gar nicht hinterher<br />
damit, dafür die richtigen Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen.<br />
Wer langfristig Geschäfte machen wolle,<br />
brauche drei Dinge: ein gemeinsames<br />
Projekt, die Anerkennung der Kompetenz<br />
des Gegenüber und die gemeinsame<br />
Sympathie. Daher halte er die Anonymisierung<br />
von Kunden- und Lieferantenbeziehungen<br />
für hochgradig gefährlich,<br />
denn wir geraten in Abhängigkeit von<br />
»online«-Plattformen.<br />
Wittigs Versprechen an Kunden, Lieferanten,<br />
Dienstleister und Mitarbeiter<br />
lautet daher: »Wir werden nicht aufhören,<br />
ehrbare Partner zu sein und alles<br />
für eine gute, ehrliche und gemeinsam<br />
erfolgreiche Beziehung zu tun.« Dafür<br />
übernehme man Verantwortung, daher<br />
habe man auch in das neue Firmengebäude<br />
investiert. Wie viel, bleibt allerdings<br />
Geschäftsgeheimnis.<br />
Als Schiffsausrüster ist die Wittig<br />
GmbH den Marktschwankungen und –<br />
schwächen unterworfen wie jeder andere<br />
Akteur in der Binnenschifffahrt auch.<br />
Die Aussichten beurteilt der Firmen-<br />
14 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
chef eher zurückhaltend. Es werde noch<br />
zu viel gebaut, gleichzeitig gingen bestimmte<br />
Ladungsmengen gerade im<br />
Massengutbereich absehbar zurück.<br />
Das führe zu einem fortgesetzten<br />
Preiskampf, der schwer auf den Raten<br />
laste. Hinzu kämen Trends wie<br />
der 3D-Druck oder auch politische<br />
Entwicklungen wie neue Handelsbarrieren,<br />
die in ihren Auswirkungen auf<br />
das Gewerbe noch gar nicht vollständig<br />
absehbar seien.<br />
So hatte sich das Unternehmen schon<br />
in der Vergangenheit immer wieder neu<br />
positionieren und neue Geschäftsfelder<br />
entwickeln müssen, zum Beispiel mit<br />
einem neuartigen Küchenkonzept für<br />
Kreuzfahrtschiffe.<br />
Schiffsausrüster will man bei Wittig<br />
bleiben und wie bisher Rettungs-,<br />
Reinigungs- und Anschlagmittel,<br />
Arbeitsschutz- und Feuerlöschartikel,<br />
Seilerwaren<br />
sowie Farben und Zubehör<br />
anbieten. Wachstumschancen<br />
sehen die beiden Brüder<br />
derzeit aber eher in anderen<br />
Bereichen. Das Angebotsportfolio<br />
soll um einen Großhandel<br />
für hochwertige Elektro-Produkte<br />
erweitert werden. Außerdem soll<br />
die Speditions-Dienstleistung ausgebaut<br />
werden bis hin zu einer denkbaren<br />
Einrichtung eines Mikroverteilzentrums<br />
in Duisburg. »Es wird Gelegenheiten geben«,<br />
sagt Frank Wittig. »Und wir werden<br />
versuchen, darauf vorbereitet zu<br />
sein.« <br />
n<br />
Fa. Wittig bei<br />
Gründung …<br />
… die Brüder in<br />
den 1970ern …<br />
… das Team heute<br />
Fotos: Wittig<br />
Chronik<br />
1898 Gründung der Firma Wilhelm Wittig durch den<br />
Malermeister Wilhelm Wittig in der Duisburger Altstadt<br />
auf der Unterstrasse 72<br />
1936 der Sohn Paul Wittig übernimmt mit seiner<br />
Frau die Firma Wilhelm Wittig, die von nun an unter<br />
Wilhelm Wittig, Inh. Paul Wittig firmiert<br />
1950 es werden zusätzliche Geschäftsräume mit einem<br />
Ladenlokal auf der Münzstraße in Duisburg bezogen<br />
1956 die dritte Generation tritt mit Sohn Karl-Ernst Wittig<br />
in die Firma ein, das Unternehmen bezieht das firmeneigene<br />
Gebäude auf der Schwanenstraße in Duisburg. 1957 tritt der ältere<br />
der Wittig-Söhne, Wilhelm-Otto Wittig, ebenfalls in die Firma ein<br />
1974 die beiden Söhne übernehmen die Fírma unter der<br />
Fimierung Wilhelm Wittig oHG<br />
1976 das Unternehmen übernimmt die Aktivitäten<br />
der zum Salzgitter-Konzern gehörigen Wintrans-<br />
Tochter Kraft Schiffsbedarf/Technischer Handel<br />
1985 die Räumlichkeiten des Neubaus<br />
auf der Max-Peters-Straße, noch heute der Hauptsitz<br />
des Unternehmens, werden in feierlichem Rahmen<br />
der Öffentlichkeit präsentiert. Die Abteilung Wassersport<br />
nimmt Ihre Tätigkeit auf<br />
1990 Karl-Ernst Wittig gründet mit seinen Söhnen<br />
die DSG - Deutsche Schiffsausrüstung GmbH, um die<br />
Versorgung der Binnenschifffahrt in den neuen Bundesländern<br />
sicherzustellen<br />
1991 die DSG nimmt an den Standorten Berlin, Magdeburg und<br />
Hohensaaten offiziell die Tätigkeit auf, die 4. Generation tritt mit den<br />
Söhnen Frank und Ralf Wittig in die Unternehmensgruppe ein<br />
1993 das SVZ-Berlin (Schiffs-Versorgungs-Zentrum)<br />
wird mit der Taufe des Schubleichters »DSG-Berlin« feierlich eröffnet,<br />
das SVZ-Magdeburg wird mit der Taufe des Schubleichters<br />
»DSG-Magdeburg« seiner Bestimmung übergeben<br />
1995 Karl-Ernst Wittig übernimmt die Firma Schneider am Kaiserhafen<br />
und firmiert von diesem Zeitpunkt als Wittig & Schneider KG<br />
1997 Gründung der niederländischen Tochterunternehmung<br />
ScheGro B.V.<br />
1998 100 Jahre Wittig – Duisburg,<br />
die Söhne Frank und Ralf Wittig werden zu Geschäftsführern<br />
der Fa. Wittig & Schneider bestellt<br />
2002 Die Wittig GmbH übernimmt alle Handelsaktivitäten.<br />
Frank und Ralf Wittig sind nun geschäftsführende<br />
Gesellschafter und leiten die Firmengruppe<br />
2005 Frank und Ralf Wittig erwerben die Meuthen<br />
GmbH. Die Aktivitäten im Bereich Arbeitsschutz werden<br />
ausgebaut. In Wien (Österreich) errichtet die Wittig-<br />
Gruppe das SVZ Schiffahrtsversorgungszentrum Wien<br />
<strong>2018</strong> Der neue Firmensitz der Wittig-Gruppe wird<br />
am 26. Mai bezogen. Das hochmoderne Gebäude erinnert<br />
an eine Schiffsbrücke<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 15
Schiffstechnik<br />
Mehr als 130 Aussteller präsentierten sich<br />
Batterietechnik auf<br />
dem Vormarsch<br />
Durch Batterien können Schiffe umweltschonend<br />
angetrieben werden. Vorreiter sind die Skandinavier,<br />
doch auch weltweit gibt es eine steigende Zahl von<br />
Projekten. Der Antrieb mit Brennstoffzellen könnte sich<br />
ebenfalls zu einem Trend entwickeln<br />
Die Überwachung der Technik wird wichtiger<br />
Permanentmagnet-Synchronmotor von VEM<br />
DC/DC-Wandler für mobile Anwendungen<br />
Auch Liebherr war vertreten<br />
Fotos: Wägener<br />
Nicht nur in der Seeschifffahrt, sondern<br />
auch in der Binnenschifffahrt<br />
besteht ein wachsendes Potenzial<br />
für Batterietechniken. Dies gilt vor<br />
allem für Fähren, die auf einer vorgegebenen<br />
Route eingesetzt werden. Auf<br />
der Messe electric & hybrid in Amsterdam<br />
drehte sich alles um solche emissionsärmeren<br />
Techniken. Mehr als<br />
130 Aussteller präsentierten ihre Produkte<br />
in der niederländischen Metropole,<br />
in den Konferenzen informierten<br />
über 160 Redner über aktuelle Entwicklungen<br />
und Projekte. Ebenfalls<br />
im Fokus stand das Thema Sicherheit,<br />
denn Batterien und Brennstoffzellen<br />
haben spezielle Eigenschaften, die es<br />
beim Umgang zu beachten gilt.<br />
Magnus Eriksson, CEO von Echandia<br />
Marine, informierte über eine<br />
mit Wasserstoff betriebene Fähre in<br />
Schweden. Seiner Ansicht nach kann<br />
es die schnellste ihrer Art auf der Welt<br />
werden. Das sogenannte Projekt »FC<br />
Green« ist eine Weiterentwicklung der<br />
Fähre »BB Green«, die im vergangenen<br />
Jahr auf der electric & hybrid als »Propulsion<br />
system of the year« ausgezeichnet<br />
worden war. Hierbei handelt es sich<br />
um eine vollelektrische Fähre für bis<br />
zu 80 Passagiere, die eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 50 km/h hat und die<br />
kurze Distanzen von etwa 25 km zurücklegt.<br />
Für das Aufladen der Lithium<br />
Ionen Batterien werden laut Eriksson<br />
nur 15 Minuten benötigt.<br />
Nun soll das Schiff dahingehend<br />
weiterentwickelt werden, dass es auf<br />
sämtlichen Binnenwasserstraßen verkehren<br />
und dabei Distanzen von bis<br />
zu 125 km überbrücken kann, ohne<br />
nachtanken zu müssen. Möglich<br />
macht dies das eingebaute Wasserstoff-<br />
Brennstoffzellensystem, mit dem laut<br />
Eriksson das Auftanken in nur vier bis<br />
acht Minuten möglich ist. Projektpartner<br />
habe man bereits in Kanada und<br />
in der EU gefunden, so der Manager.<br />
Das kanadische Unternehmen Redrock<br />
Power Systems ist für das Brennstoffzellen-System<br />
zuständig, während<br />
Metacon für das Wasserstoff-Betankungssystem<br />
sorgt. Der von DNV GL<br />
klassifizierte sogenannte RR2-Brennstoffzellen-Stromgenerator<br />
sorgt nach<br />
Angaben von Paul Paterson, Gründer<br />
von Redrock Power Systems, für eine<br />
kontinuierliche Leistung von 300 kW.<br />
Als Spitze stünden gar 450 kW zur<br />
Verfügung. Die Haltbarkeit des 2,50 m<br />
langen, 0,9 m breiten und 0,8 m hohen<br />
Generators gibt der Hersteller mit<br />
25.000 bis 35.000 Stunden an, das Gewicht<br />
mit 900 kg. Noch aber ist unklar,<br />
wann und wo die Fähre gebaut wird.<br />
ABB sieht für Brennstoffzellen ebenfalls<br />
künftig einen interessanten und<br />
wachsenden Markt. Das größte Potenzial<br />
bieten nach Auskunft von Sami Kanerva,<br />
Leitender Ingenieur bei ABB, die<br />
Protonenaustauschmembran-Brennstoffzellen,<br />
denn hierbei handele es sich<br />
um eine ausgereifte, bekannte Technologie.<br />
Für Kanerva ist Wasserstoff<br />
»nicht gefährlicher als andere Kraftstoffe.«<br />
Wasserstoff habe aber spezielle<br />
Eigenschaften, die es zu beachten<br />
gelte. Es handele sich um ein farbloses,<br />
geruchloses und ungiftiges Gas,<br />
das extrem schwimmfähig sei und sich<br />
schnell verteile, so der Experte. Flüssiger<br />
Wasserstoff habe eine Temperatur<br />
von -252°C, stellte Kanerva heraus. Allerdings<br />
verwies er auch auf die Entflammbarkeit<br />
und Explosivität in Verbindung<br />
mit Luft. Ferner bedürfe es nur<br />
wenig Energie aber eine hohe Temperatur,<br />
um das Gas zu entzünden. Wenn es<br />
erst einmal brenne, sei es zudem sehr<br />
schwierig, es wieder auszubekommen.<br />
Aufgrund der Eigenschaften von<br />
Wasserstoff gelte es daher, besondere Si-<br />
16 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
Durch Brennstoffzellen soll die Reichweite der »BB Green« steigen<br />
Quelle: Echandia Marine<br />
Modell der »Water-Go-Round«, der ersten US-Brennstoffzellen-Fähre<br />
Quelle: Bae Systems<br />
cherheitsmaßnahmen zu treffen, mahnte<br />
der Experte. Eine davon betrifft die Kühlung.<br />
Da das Gas auch von UV-Sensoren<br />
erkannt werde, sei eine Überwachung mit<br />
Hilfe von Gasdetektoren erforderlich, so<br />
der Ingenieur. Bei Fehlfunktionen würde<br />
zudem ein automatischer Abschaltprozess<br />
einsetzen, darüber hinaus gebe es für speziell<br />
für Wasserstoffversorgungssysteme<br />
ausgelegte Feuerlöschtechniken.<br />
Ein großer Vorteil von Brennstoffzellen<br />
ist für Kanerva die hohe Effizienz im<br />
Vergleich zu anderen Verbrennungsmotoren.<br />
Der günstige Betriebsbereich liege<br />
zwischen 30 und 80%. Durch Befeuchtung<br />
und einen höheren Druck ließe sich<br />
die Effizienz der Brennstoffzellen nochmals<br />
steigern, so der Techniker nach<br />
dessen Aussage durch Wärmerückgewinnungssysteme<br />
sich der Effekt des gesamten<br />
Systems verstärken ließe.<br />
Vor allem aufgrund der höheren Effizienz<br />
räumt Kanerva den Brennstoffzellen<br />
daher künftig gute Chancen in<br />
der Schifffahrt ein. Wenn die modularen<br />
Produkte in Serienproduktion gingen<br />
und es gelinge, die Lebensdauer zu<br />
verlängern, würden die Lebenszykluskosten<br />
für Brennstoffzellensysteme im<br />
Vergleich zu anderen Verbrennungsmotoren<br />
in den kommenden Jahren verringert<br />
werden können, ist der Experte überzeugt.<br />
Denkbar sei auch die Integration<br />
in Batteriesysteme, etwa die Brennstoffzellen<br />
für die Grundlast zu verwenden.<br />
Auf diese Weise könnte die Energie in hohem<br />
Maße gespeichert werden und der<br />
kontrollierte und stabile Betrieb würde<br />
die Lebensdauer der Brennstoffzellen erhöhen,<br />
stellte Kanerva heraus.<br />
Erste Anwendungen von kleinen<br />
Brennstoffzellensysteme gibt es für maritime<br />
Anwendungen laut dem Ingenieur<br />
bereits, gleiches gilt für Technologiedemonstratoren.<br />
Hydrogenics hat in<br />
den USA einen 100 kW Pilot-Container<br />
für maritime Entwicklungen eingerichtet.<br />
Er soll in zahlreichen Häfen des Landes<br />
erprobt werden und dient auch der<br />
US Coast Guard zu Testzwecken. Auch<br />
die Reederei Royal Caribbean Cruises beschäftigt<br />
sich mit dem Thema Brennstoffzellen<br />
und hat deswegen einen Technologiedemonstrator<br />
installiert, für den ABB<br />
die Wandler- und Transformatortechnik<br />
sowie die Kontrolltechnik geliefert hat.<br />
Als Pilotprojekt ist ein Kreuzfahrtschiff<br />
der Reederei vorgesehen, es wäre laut<br />
ABB das erste Kreuzfahrtschiff, das mit<br />
Brennstoffzellen betrieben wird. Aktuell<br />
beschreibt Kanerva Brennstoffzellensysteme<br />
noch als kostenintensiv. Er ist aber<br />
sicher, dass Brennstoffzellen früher oder<br />
später wettbewerbsfähig werden.<br />
Brennstoffzellen-Fähre in den USA<br />
Um dieselbe Technik geht es auch bei<br />
einer neuen Fähre in den USA. Golden<br />
Gate Zero Emission Marine (GGZEM)<br />
hat gemeinsam mit Projektpartnern<br />
jüngst vom California Air Resources<br />
Board (CARB) einen Zuschuss in Höhe<br />
von 3 Mio. $ erhalten, für den Bau einer<br />
brennstoffzellenbetriebenen Fähre.<br />
Dieses Zero-Emission-Schiff mit Namen<br />
»Water-Go-Round« sei das erste<br />
seiner Art in den Vereinigten Staaten<br />
von Amerika, heißt es. Die Idee ist es,<br />
Wasserstoff aus Wasser zu erzeugen und<br />
nach dem Einsatz in einer Brennstoffzelle<br />
wieder in Wasser zu verwandeln.<br />
Da Wasser das einzige Nebenprodukt<br />
des Stromsystems sei, werde eine weitverbreitete<br />
Anwendung dieser Technologie<br />
für die Schifffahrt zu einer drastischen<br />
Reduzierung von Schadstoffen<br />
und Treibhausgasen führen, glauben die<br />
Amerikaner.<br />
Das Design des gut 21 m lange Katamarans<br />
aus Aluminium stammt von Incat<br />
Crowther. Die Höchstgeschwindigkeit<br />
des von Bay Ship & Yacht in Alameda<br />
bei San Francisco gebauten Schiffes wird<br />
mit 22 kn angegeben. Der Neubau bietet<br />
Platz für 84 Passagiere und wird mit zwei<br />
unabhängigen 300kw starken Elektromotoren<br />
von Bae Systems angetrieben. Die<br />
Leistung wird durch 360 kW Protonenaustauschmembran-Brennstoffzellen<br />
von<br />
Hydrogenics und Lithium-Ionen-Akkupacks<br />
erzeugt. Wasserstofftanks von<br />
Hexagon Composites mit Ventilen und<br />
Hardware von OMB-Saleri sind auf dem<br />
Oberdeck installiert und enthalten nach<br />
Angaben von Bae Systems genug Wasserstoff,<br />
sodass das Schiff ohne Betankung<br />
bis zu zwei Tage fahren kann.<br />
Nach der Auslieferung Mitte kommenden<br />
Jahres soll der Neubau drei Monate<br />
lang in der Bucht von San Francisco eingesetzt<br />
werden. Während dieser Testphase<br />
will das Forschungsinstitut Sandia National<br />
Laboratories die Betriebsdaten des<br />
Katamarans auswerten. Anhand der Ergebnisse<br />
soll geprüft werden, inwieweit<br />
sich Wasserstoffantriebe in größeren Dimensionen<br />
einsetzen lassen.<br />
Das Unternehmen Red And White<br />
Fleet wird das Mehrzweckschiff während<br />
der Demonstrationsphase betreiben<br />
und plant zudem die »Water-Go-Round«<br />
als erstes von mehreren Schiffen mit integrierten<br />
GGZEM-Antriebssträngen zu<br />
kaufen, um ihre Verpflichtung zu einem<br />
100% emissionsfreien Betrieb zu erfül-<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 17
Schiffstechnik<br />
Yanmar präsentierte ein Generator-Set mit Hybrid-Ladelösung<br />
len. Kurz vor Unterdessen steht die »Enhydra«<br />
der Red and White Fleet kurz vor<br />
der Inbetriebnahme. Hierbei handelt es<br />
sich nach Angaben von Bae Systems um<br />
das größte hybrid-betriebene Passagierschiff<br />
in den USA.<br />
Als ein wachsender Markt erweisen<br />
sich Hochspannungsbatterien, wie auf<br />
der Messe deutlich wurde. Deren Vorteil<br />
ist es, ein hohes Maß an Energie schnell<br />
zur Verfügung zu stellen. Solche Techniken<br />
lassen sich nicht nur auf Schiffen<br />
nutzen, sondern beispielsweise auch im<br />
Hafen, etwa wenn Lasten in kurzer Zeit<br />
bewegt werden müssen. Anbieter wie<br />
AEP oder Forsee Power sprechen zudem<br />
von einer höheren Lebensdauer solcher<br />
Batterien, da die Energie nicht permanent<br />
zur Verfügung gestellt wird. Nach<br />
Angaben von Forsee Power gibt es Überlegungen,<br />
diese Hochleistungsbatterien<br />
auf autonomen Schiffen einzusetzen. Einige<br />
Diskussionen hat es nach Auskunft<br />
des Herstellers bereits gegeben.<br />
Löschsystem mit Schaum<br />
Kommt es jedoch zu einem Batterie-<br />
Brand, lässt sich dieser nicht wie ein herkömmliches<br />
Feuer löschen. Das Unternehmen<br />
FiFi 4 Marine präsentierte in<br />
Amsterdam seine speziell für Lithium-<br />
Batterien entwickelte Feuerlöschtechnik<br />
mit einem Wasser-Schaum-Gemisch, das<br />
in das Batteriesystem eingebaut ist. Dadurch<br />
werde nur die beschädigte Batterie<br />
gekühlt, die unversehrten blieben unbehelligt,<br />
so das Unternehmen. Darüber hinaus<br />
sei der Schaum biologisch abbaubar<br />
und nicht toxisch, ferner trete beim Besprühen<br />
keine Korrosion auf. FiFi 4 Marine<br />
spricht von einem 20 Mal besseren<br />
Die LRS 4850 Lithium-Phosphat-Batterie von Lithium Werks kommt Ende des Jahres<br />
Fotos: Wägener<br />
Effekt beim Löschen mit Schaum im Vergleich<br />
zu dem mit Wasser.<br />
Auch der Batteriehersteller Leclanché<br />
aus der Schweiz weißt auf die Besonderheiten<br />
von Batterien hin. Hauptaugenmerk<br />
sei es, die Temperatur zu kontrollieren,<br />
die üblicherweise zwischen 20 und<br />
30°C liege. Schon bei 40°C würde die Lebensdauer<br />
der Batteriezellen um die<br />
Hälfte zurückgehen, umgekehrt könne<br />
sie bei zu kalter Temperatur nicht geladen<br />
werden. Die Gehäuse der Batterien bestehen<br />
aus Stahl, da Aluminium schmelzen<br />
würde, sagt der Hersteller.<br />
Lithium Werks, früher bekannt unter<br />
dem Namen Valence, stellte ebenfalls seine<br />
Batterien vor. Das neueste Produkt des Anbieters<br />
von Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen,<br />
Modulen und skalierbaren Stromversorgungssystemen<br />
ist die wassergekühlte<br />
LRS 4850 Lithium-Phosphat-Batterie. Das<br />
Produkt soll im Dezember dieses Jahres<br />
auf den Markt kommen. Darüber hinaus<br />
informierte Lithium Werks über seine<br />
mehrjährige Vereinbarung mit dem niederländischen<br />
Lithium-Batterie-Hersteller<br />
Super B. Sie sieht vor, dass Lithium Werks<br />
seine kontinuierliche Versorgung mit Nanophosphat-Zellen<br />
fortsetzt und Super B<br />
als Reaktion auf die steigende Nachfrage<br />
nach Lithium-Ionen-Batterien weiter expandiert.<br />
»Führende Unternehmen der<br />
Schiffsindustrie werden bereits von Super<br />
B bedient, und ihr Verlanden nach batteriebetriebenen<br />
Lösungen wird immer größer«,<br />
so T Joseph Fisher III, CEO und Mitbegründer<br />
von Lithium Werks.<br />
Doch nicht nur Batterien wurden in<br />
Amsterdam präsentiert, Der Motorenhersteller<br />
Yanmar zeigte einen Prototyp<br />
seines neuen 400V Generator-Sets<br />
mit einer Hybrid-Ladelösung, der 17 kW<br />
bei 1.500 rpm leistet. Die Lösung sei vor<br />
allem für kleinere Arbeitsschiffe oder<br />
Fähren mit einer Länge von bis zu 24 m<br />
geeignet. Eric Tigelaar, Department Manager<br />
für kommerzielle Marineprodukte<br />
bei Yanmar, berichtete von Interessenten<br />
aus Norwegen, Deutschland und Italien.<br />
Das Generator-Set könne als Back-up für<br />
Schiffe mit Batterieantrieb dienen, so Tigelaar.<br />
Die Markteinführung ist im August<br />
dieses Jahres geplant.<br />
Unternehmen, die künftig ein größeres<br />
Augenmerk auf die Schifffahrt legen<br />
wollen, stellten ihre Produkte ebenfalls<br />
aus. Eines davon ist das auf Batterietechnik<br />
spezialisierte Unternehmen Hoppecke,<br />
das nach eigenen Angaben die Batterien<br />
für das hybridbetriebene Schubboot<br />
der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft<br />
(BEHALA) liefert.<br />
n<br />
18 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
v.l.: Mikko Jukakoski/FinFerries, Risto Ahvo/Switch, Anthony Baro/PowerDocks, Halvard Hauso/Corvus, Terje Rogne/Switch, Ingve Sørfonn/Wärtsilä<br />
Ausgezeichnete Innovationen<br />
Bereits zum fünften Mal wurden während der Messe »Electric & Hybrid Marine World<br />
Expo« in Amsterdam die »Marine Awards« verliehen. Damit werden die besten Ingenieure,<br />
Innovationen und Produkte im Bereich der Elektrik- und Hybrid technik ausgezeichnet<br />
Foto: Uki Media<br />
Bereits im vierten Jahr in Folge wurde<br />
Corvus Energy als »Supplier of the<br />
Year« ausgezeichnet. In den zurückliegenden<br />
zwölf Monaten erhielt die kanadische<br />
Firma 15 neue Aufträge für die Lieferung<br />
und den Verkauf seines Energiespeichersystems<br />
Orca Energy ESS. Unter anderem<br />
stellt Corvus die Batterieversorgung<br />
der ersten vier Hybrid-Versorgungsschiffe<br />
im Golf von Mexiko bereit. Darüber hinaus<br />
wird das Produkt in Norwegen an den<br />
beiden Ladestationen Brekstad and Valser<br />
verwendet, an denen Batterien einer neue<br />
Flotte von hybrid-elektrischen Fähren von<br />
Fjord 1 geladen werden.<br />
Der Preis für das beste Antriebssystem<br />
ging an den finnischen Technologiekonzern<br />
Wärtsilä, der 2017 sein HY-Hybrid-<br />
Leistungsmodul auf den Markt gebracht<br />
hat, das Motoren, Energiespeicher und<br />
Leistungselektronik durch ein neu entwickeltes<br />
Energiemanagementsystem kombiniert.<br />
Ferner wurde das automatische,<br />
drahtlose Induktionsladesystem auf einer<br />
hybrid-betriebenen Küstenfähre von<br />
Norled getestet, einem der größten norwegischen<br />
Fährbetreiber.<br />
Als beste Innovation des vergangenen<br />
Jahres entschied sich die Jury für Blue<br />
Isles Solar Microgrid Dock von Power<br />
Docks. Diese neuartige schwimmende<br />
Ladeplattform ist mit begehbaren,<br />
rutschfesten Photovoltaik-Solarmodulen,<br />
Energiespeicherung und Stromverteilung<br />
ausgestattet. Bootsbesitzer in<br />
entlegenen Gebieten erhalten dadurch<br />
kostenlose, erneuerbare und elektrische<br />
Energie. Die Innovation wurde von der<br />
amerikanischen Firma Power Docks entwickelt.<br />
Die von der Sonne aufgenommene<br />
Energie wird gespeichert, während<br />
sie schwimmt. Um Strom zu bekommen,<br />
machen die Skipper entweder an<br />
der Plattform fest oder docken an und<br />
verbinden dann ihre eigenen Kabel mit<br />
einem Stromversorgungssockel auf der<br />
Plattform. Die Energie kann aber auch<br />
über drahtlose Verbindung übertragen<br />
werden. Die Dauer des kompletten Ladevorgangs<br />
liegt zwischen zwei und vier<br />
Stunden, sie ist abhängig von der Größe<br />
deselektrischen Systems des jeweiligen<br />
Bootes. Bis zu einer Reichweite von<br />
90 m können Bootsfahrer mit Blue Isles<br />
eine Smartphone-App herunterladen,<br />
die den Ladevorgang und den Stromverbrauch<br />
überwacht sowie die Temperatur<br />
der Batterien auf der Plattform anzeigt.<br />
Die Auszeichnung für das beste elektrisch-<br />
und hybridbetriebene Antriebssystem<br />
sicherte sich FinFerries für die diesel-elektrisch<br />
betriebene RoPax-Fähre<br />
»Elektra«. Das Schiff verfügt über ein diesel-elektrisches<br />
Antriebssystem, das seit<br />
Juni 2017 auf dem 8 km langen Übergang<br />
zwischen Nagu und Pargas im bereich<br />
von Turku für verbesserten Transport<br />
sorgt. Bestehend aus zwei 530 kWh PBES<br />
Lithium-Ionen-Batterien, Stamford-Generatoren;<br />
drei 420 kWe Dieselmotoren<br />
von Scania; zwei 900 kW BlueDrive<br />
Plus C Elektromotoren von Siemens, zwei<br />
900 kW Z-Drive Azimuth-Thrusters von<br />
Rolls-Royce Marine und einer Reihe von<br />
Solarzellen, die von Activesol geliefert<br />
wurden, kann die »Elektra« signifikante<br />
Kraftstoffkosteneinsparungen erzielen.<br />
Die Batterien des Schiffes werden direkt<br />
vom Netz mit dem automatischen Moor-<br />
Master-System MoorMaster von Cavotec<br />
geladen, wobei jede Ladung nicht länger<br />
als fünf Minuten dauert.<br />
Den erstmalig verliehenen Preis für das<br />
beste Ingenieurteam bekam das fünfköpfige<br />
Entwicklungsteam für elektronische<br />
Bus-Link-Schutzschalter von »The<br />
Switch«. Sie überzeugten mit Entwicklung<br />
und Tests der ersten drei elektronischen<br />
Bus-Link-Schalterreihen des Unternehmens<br />
innerhalb von nur sechs Monaten.<br />
Das Produkt verbindet einen DC-Hub mit<br />
Schiffsmotoren. Um einen effizient laufenden<br />
Betrieb zu sichern wurde es einem<br />
schärferen Werktest unterzogen, bevor es<br />
auf einem Offshoreschiff installiert worden<br />
ist. Das Produkt befindet sich nun in<br />
der nächsten Entwicklungsphase vor der<br />
Markteinführung – dem Vollasttest an<br />
Bord des Schiffes.<br />
n<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 19
Schiffstechnik<br />
Viel Arbeit bis zum autonomen Schiff<br />
Auch in der Binnenschifffahrt bringt neue Technik stetigen Wandel. Scheinbar<br />
unaufhaltsam werden Lösungen für eine technisch unterstützte Navigation entwickelt, bis<br />
hin zum visionären autonomen Fahren<br />
Von Hermann Garrelmann<br />
Im Windschatten von Diskussionen<br />
über die Umweltbelastung durch Binnenschiffe,<br />
über mangelnde Liegeplätze<br />
und den Unterhaltungsstau auf deutschen<br />
Wasserstraßen gibt es vielfältige<br />
Ansätze, den Betrieb von Binnenschiffen<br />
mit neuer Technik zu unterstützen. Das<br />
wurde auf dem Duisburger Kolloquium<br />
»Das Schiff im Spannungsfeld von Umweltverträglichkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit«<br />
deutlich.<br />
Volker Müßig, Leiter des Schulschiffs<br />
Rhein, hatte in seinem Referat den Bogen<br />
gespannt vom Einbaum als erstes »Schiff«<br />
bis hin zum heutigen großen und mit aller<br />
Technik ausgestatteten Transportfahrzeug.<br />
Seine Schlussfolgerung, die<br />
eher einer Hoffnung glich: »Aber es war<br />
und ist für alle Zukunft hoffentlich so,<br />
dass immer Menschen an Bord der Schiffe<br />
waren, die sich um das Schiff kümmern<br />
mussten.«<br />
Gleich in mehreren weiteren Referaten<br />
aber konnten Zweifel aufkommen an der<br />
Notwendigkeit von Menschen an Bord.<br />
Alexander Schmidt von Bearing Point<br />
skizzierte den digitalen Schifffahrtsassistenten,<br />
der derzeit in einer Erprobungsphase<br />
läuft.<br />
Dieter Schramm von der Uni Duisburg<br />
gab einen Überblick über autonomes<br />
Fahren von Kraftfahrzeugen, dessen<br />
Status und die zu erwartenden Entwicklungen.<br />
Auch hier ließen sich analoge<br />
Entwicklungen erkennen, die den<br />
Schiffsführer nicht mehr so fest an seinen<br />
Stuhl im Steuerhaus bindet. Benjamin<br />
Friedhoff von der DST in Duisburg<br />
trug Konkretes bei: Platooning auf Wasserstraßen,<br />
eine Technik, die im Projekt<br />
Novimar im Mittelpunkt steht.<br />
Der Begriff Novimar steht für »Novel<br />
Iwt and Maritime Transport Concepts«,<br />
also neue Konzepte für Binnenwasserstraßentransporte<br />
und maritime Transportkonzepte.<br />
Kern der Untersuchungen<br />
innerhalb dieses Projekts ist das sogenannte<br />
Platooning auf Wasserstraßen,<br />
also die gekoppelte Kolonnenfahrt im<br />
Vessel Train (VT) genannten Verbund.<br />
Dabei wird das erste, führende Schiff<br />
konventionell durch einen Schiffsführer<br />
kontrolliert und gesteuert. Die nachfolgenden<br />
Schiffe sind flexibel und mit Hilfe<br />
digitaler Technik elektronisch gekoppelt<br />
und halten mit geregelter Drehrate<br />
der Antriebe und Ruderlage ihre Position<br />
im Verband. Jedes Fahrzeug soll so ausgestattet<br />
sein, dass es beide Rollen übernehmen<br />
könnte. Die dahinter stehende<br />
Technik soll, so die Erwartung, aus verfügbarer<br />
marktreifer Technik zusammengestellt<br />
und in Bestandsschiffe integriert<br />
werden können. Dieses Konzept<br />
wird für zwischenkontinentale Seeverkehre,<br />
für die Fluss-See Schifffahrt und<br />
die Binnenschifffahrt entwickelt und<br />
schrittweise erprobt.<br />
Die dahinter stehende Erwartung beschrieb<br />
Friedhoff so: »Wenn durch diese<br />
Technik die Besatzungsstärke reduziert<br />
oder mit normaler Besatzung länger gefahren<br />
werden darf, sind erhebliche wirtschaftliche<br />
Vorteile zu erwarten. Dies<br />
kommt besonders kleineren Fahrzeugen<br />
mit höheren Personalkostenanteilen zugute.«<br />
Dank der so gestärkten Wettbewerbsfähigkeit<br />
von kleineren Einheiten,<br />
könne der Vessel Train indirekt auch eine<br />
tiefere Hinterlandversorgung durch das<br />
Binnenschiff bewirken.<br />
Das Projekt-Konsortium mit 22 Partnern<br />
aus neun Ländern untersucht zahlreiche<br />
wirtschaftliche und technische<br />
Themen. Dazu gehören auch Fragestellungen<br />
zur notwendigen Kommunikation,<br />
Sensorik und Regelung der Schiffe.<br />
Gleichzeitig werden auch gesellschaftliche<br />
sowie rechtliche und regulatorische<br />
Bedingungen betrachtet. Langfristig, so<br />
die Hoffnung, könne das Projekt einen<br />
Bis zur autonomen Schifffahrt<br />
ist es noch ein weiter Weg<br />
20 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
wesentlichen Baustein auf dem Weg zur<br />
vollautonomen Schifffahrt liefern.<br />
Dennoch, so Friedhoff, sei dies kein<br />
Angriff auf die Arbeitsplätze in der<br />
Schifffahrt. Vielmehr solle das Personal<br />
von Routineaufgaben entlastet werden.<br />
Zudem stünden Hoffnungen dahinter,<br />
auch Kraftstoffeinsparungen erzielen zu<br />
können. Sehr wohl könne aber das Platooning<br />
einen Beitrag zu erhöhter Sicherheit<br />
liefern. Aus der Unfallstatistik gehe<br />
hervor, dass sich 50% aller Unfälle auf<br />
Kollisionen zwischen Schiffen oder zwischen<br />
Schiff und Land/festen Einrichtungen<br />
bezögen. Dabei sei in 77% der Fälle<br />
menschliches Fehlverhalten ursächlich.<br />
»Da ist noch Potenzial«, so Friedhoff.<br />
Unsicherheiten bei Konvois<br />
Anhand diverser Folien demonstrierte<br />
der DST-Experte, welche Fragen sich bei<br />
den Interaktionen der Wasserfahrzeuge<br />
ergeben. Besonders deutlich werde dies<br />
bei Bergfahrten mit Blauer Tafel. Da berge<br />
ein Konvoi mit kurzen Abständen zwischen<br />
den Schiffen schon Risiken. Ebenfalls<br />
seien noch Szenarien zu untersuchen,<br />
wie sich der Konvoi bei der Ein- und Ausfahrt<br />
von Schleusen verhalten müsse oder<br />
könne. Auch die einfache Situation, wenn<br />
Sportfahrzeuge den Konvoi queren würden,<br />
werfe Fragen auf. Von Interesse sei<br />
auch die Untersuchung, welche Abstände<br />
und welche Versätze in der Fahrtlinie<br />
oder Bahnführung die besten Ergebnisse<br />
erzielen würden. Modellversuche hätten<br />
verschiedene gegenseitige Beeinflussungen<br />
zwischen den beteiligten Schiffen<br />
ergeben. So müssten die Folgen von Bugstaus<br />
noch weiter untersucht werden.<br />
Benjamin Friedhoff von der DST erläutert das Prinzip anhand der bei Lkw eingesetzten Technik<br />
Hinsichtlich möglicher Personaleinsparungen<br />
musste Friedhoff die Erwartungen<br />
begrenzen. Wenn auf kleinen<br />
Schiffen ein Schiffsführer und ein Matrose<br />
an Bord seien, ließe sich da nicht<br />
viel reduzieren. Da ergebe aber die Frage<br />
nach der Anrechnung von Fahrtzeiten<br />
einen Sinn oder nach flexibler Planung<br />
von Ruhezeiten. Darüber hinaus könnten<br />
durch (teil)autonom fahrende Einheiten<br />
Verkehre wirtschaftlich(er) werden,<br />
die es heute nicht sind. Auch neue<br />
Angebote wie reine digitale Schleppfahrzeuge<br />
könnten sich aus Sicht der<br />
Projektpartner ergeben. Allerdings, so<br />
schränkte Friedhoff ein, seien auch noch<br />
zahlreiche Fragen der Dateninfrastruktur<br />
zu klären: »Da ist noch eine ganze<br />
Menge zu tun.«<br />
Das Projekt Novimar untersucht aber<br />
nur die technischen Fragestellungen.<br />
Auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />
die technischen Notwendigkeiten,<br />
vielschichtige Sicherheitsaspekte<br />
sowie die Auswirkungen auf das<br />
Arbeitsumfeld und den erforderlichen<br />
Qualifizierungsrahmen werden hinterfragt.<br />
Novimar wird über vier Jahre laufen<br />
und ist mit rund 8 Mio. € durch EU-<br />
Mittel finanziert.<br />
n<br />
Fotos: Garrelmann<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 21
Schiffstechnik<br />
Zweiter Lotsen-Neubau im Einsatz<br />
Jüngst wurde in Brunsbüttel das zweite Lotsenversetzschiff »Steinburg« in Dienst<br />
gestellt, nachdem es nach Erprobungen, Testläufen und technischen Abnahmen<br />
von der Bauwerft Dockstavarvet an den Nord-Ostsee-Kanal überführt wurde<br />
Das erste Schiff »Dithmarschen«<br />
war im Dezember 2017 abgeliefert<br />
worden. Die beiden baugleichen<br />
neuen Lotsenschiffe werden von<br />
den Lotsenbrüderschaften Elbe und<br />
NOK I für das Lotsrevier »Brunsbüttel<br />
Range« eingesetzt und gehören<br />
neben dem bereits 2017 abgelieferten<br />
SWASH-Lotsentender »Explorer«<br />
zur geplanten Ersatzbeschaffungsmaßnahme<br />
der inzwischen<br />
fast 60 Jahre alten Lotsenversetzschiffe<br />
»Osterriff«, »Kapitän Kircheiss«<br />
und »Kapitän Jürs«. Betrieb<br />
und Unterhalt der Fahrzeuge obliegen<br />
dem Lotsbetriebsverein, Außenstelle<br />
Cuxhaven.<br />
Der Auftrag wurde nach einem<br />
EU-weiten »offenen Verfahren« im<br />
Januar 2016 durch die Fachstelle Maschinenwesen<br />
Nord (FMN Rendsburg)<br />
an die Werft Dockstavarvet<br />
in Schweden erteilt. Die FMN ist als<br />
technische Fachdienststelle im Zuständigkeitsbereich<br />
der Standorte<br />
Kiel und Aurich der Generaldirektion<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt<br />
mit besonderen Ingenieuraufgaben,<br />
wie Planung, Entwurf und Abwicklung<br />
von Schiffsneubauten, insbesondere<br />
von Spezial- oder Behördenschiffen,<br />
beauftragt.<br />
Wesentliche Anforderungen bedingten<br />
die Auslegung der Neubauten<br />
als Binnenschiffe. »Dithmarschen«<br />
und »Steinburg« sind die<br />
ersten Neubauten, die im Zuge der<br />
EU-Harmonisierung als Binnenschiffe<br />
in Schweden gebaut und zertifiziert<br />
wurden. Nach der Überführung<br />
nach Deutschland mussten<br />
sie einer abschließenden Abnahme<br />
durch die Zentrale Schiffsuntersuchungskommission<br />
(ZSUK) unterzogen<br />
werden.<br />
22 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
Konzeption und Entwurf<br />
Das Einsatzprofil ist bestimmt von<br />
schnell zu absolvierenden Anfahrtswegen,<br />
kontinuierlichen und sicheren<br />
Boardingfahrten an der Bordwand<br />
sowie einem schnellen Lösen,<br />
Abdrehen und Entfernen von den zu<br />
besetzenden Schiffen. Der Entwurfsprozess<br />
bei der FMN Rendsburg<br />
wurde bestimmt durch das Anforderungsprofil<br />
des Lotsbetriebsvereins.<br />
Dieses basiert insbesondere auf den<br />
Seegangsbedingungen im Einsatzgebiet<br />
sowie den Erfahrungen mit<br />
den zu ersetzenden Schiffen. Hierzu<br />
zählten neben räumlichen Vorgaben<br />
auch die notwendigen Höhen für das<br />
Übersteigen der Lotsen, eine uneingeschränkte<br />
Rundumsicht vom Steuerstand<br />
einschließlich einer guten<br />
Sicht auf alle Übersetzebenen, eine<br />
hohe Geschwindigkeit und minimale<br />
seegangsinduzierte Vertikalbewegungen.<br />
Im Ergebnis erarbeitete die<br />
FMN einen Projektentwurf, der in<br />
Zusammenarbeit mit der SVAtech in<br />
Potsdam optimiert wurde. Die Lotsenversetzschiffe<br />
wurden nach den<br />
Vorschriften für Binnenschiffe und<br />
unter Aufsicht des DNV GL gebaut<br />
und mit dem Klassezeichen »GL +<br />
100 A 5 (IN 2) E Intact stability« für<br />
das Schiff und »GL + MC (IN 2) E« für<br />
die Maschinenanlage abgenommen.<br />
Um in dem für das Einsatzgebiet<br />
typisch kurzwelligen und steilen Seegang<br />
eine geringe seegangsinduzierte<br />
Vertikalbeschleunigung zu gewährleisten,<br />
wurden die Schiffe mit einem<br />
schlanken Vorsteven und einem darunterliegenden<br />
wulstförmigen Auftriebskörper<br />
konzipiert. Diese Linienführung<br />
ermöglicht eine maximale<br />
Geschwindigkeit von 26 km/h. Die<br />
Länge in der Konstruktionswasserlinie<br />
beträgt 26 m, die Rumpfbreite 7 m<br />
und der Tiefgang 2,60 m. Ausfallende<br />
Knickspanten unterstützen die Rollstabilität.<br />
Über ihre gesamte Länge gekrümmte<br />
Wasserlinien schließen parallele<br />
Schiffsaußenhautbereiche zur<br />
Vermeidung von unkontrolliertem<br />
Querversatz bei Boarding-Manövern<br />
aus. Das Hinterschiff ist für ein sicheres<br />
Abdrehen von den Bordwänden<br />
eingezogen. Gemäß dem Anforderungsprofil<br />
wurden die Schiffe mit<br />
einer Hauptdeckhöhe von 1,80 m über<br />
der Wasserlinie konzipiert. Für Fahrzeuge<br />
mit einer geringeren Überstiegshöhe<br />
und für Bergungsmanöver<br />
sind beidseitig Nischen 0,60 m über<br />
der Wasserlinie eingelassen. Über das<br />
hydraulisch angetriebene, seitlich verfahrbare<br />
Lotspodest ist 3 m über der<br />
Wasserlinie eine dritte Überstiegsebene<br />
angeordnet. Der Aufenthaltsraum<br />
auf dem Hauptdeck ist für neun Personen<br />
ausgelegt.<br />
Zur Sicherstellung der geforderten<br />
uneingeschränkten Rundumsicht<br />
konnte aufgrund der geforderten<br />
Auslegung als Binnenschiff auf Ansaug-<br />
bzw. Abgasschächte oberhalb<br />
Foto: FMN Rendsburg<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 23
Schiffstechnik<br />
Schlanker Steven und wulstförmiger<br />
Auftriebskörper »für geringe seegangsinduzierte<br />
Vertikalbeschleunigung«<br />
Grafik: FMN Rendsburg<br />
der Steuerhausfensterebene verzichtet<br />
werden. Um den hohen Anforderungen<br />
an eine gute Sicht auf die verschiedenen<br />
Lotsübersetzebenen zu entsprechen, ist<br />
das Steuerhaus beidseitig mit je einem<br />
Fahrstand ausgerüstet. Unter Deck ist<br />
ein Aufenthaltsraum mit Pantry und Sanitärbereich<br />
vorhanden, ein zweiter Sanitärbereich<br />
befindet sich auf dem Hauptdeck.<br />
Der Zugang zum Maschinenraum<br />
erfolgt durch einen von den anderen Räumen<br />
unter Deck vollständig abgetrennten<br />
separaten Zugang.<br />
Der 27,60 m lange Schiffskörper ist<br />
in Querspantbauweise aus Stahl gefertigt<br />
und wurde mit drei wasserdichten<br />
Schottwänden versehen. Der Unterwasserkörper<br />
im Vorschiffsbereich ist als<br />
Ballasttank ausgeführt. Das achterliche<br />
Skeg, das den Propeller um 100 mm<br />
überragt, ist mit festem Ballast ausgefüllt.<br />
Ein Fishtail-Ruder sichert auch bei<br />
geringer Fahrt eine hohe Manövrierfähigkeit.<br />
Im Bereich möglicher Eiseinwirkungen<br />
ist zur Verstärkung ein zusätzlicher<br />
Längsstringer eingezogen, dieser<br />
dient gleichzeitig als Unterbau für die<br />
unteren Fender. Die umlaufende Fenderung<br />
wurde entsprechend den spezifischen<br />
Anforderungen des Betreibers<br />
ausgeführt. Aus Stabilitätsgründen sind<br />
die Aufbauten aus Aluminium gefertigt<br />
und über Schweißverbinder mit dem<br />
Deck verbunden.<br />
Davon ausgenommen sind der separate<br />
Niedergang zum Maschinenraum<br />
und der aufklappbare Ansaugschacht im<br />
vorderen Schiffsbereich. Dieser Schacht<br />
dient gleichzeitig als Spritzschutz für das<br />
seitlich hydraulisch ausfahrbare Lotspodest.<br />
Die Hauptgangbereiche sind durch<br />
eine entsprechende Warmwasserführung<br />
beheizbar, die Handläufe besitzen<br />
eine elektrische Heizung. Der für die<br />
Lichterführung erforderliche Mast auf<br />
dem Vorschiff ist klappbar, um bei speziellen<br />
Übersetzbedingungen Kollisionen<br />
vermeiden zu können.<br />
Neben der Rettungs- und Sicherungsausrüstung<br />
sind die Schiffe auf einer Seite<br />
mit einer aufblasbaren Aufnahmeplattform<br />
und zusätzlich mit einem Rettungsgalgen<br />
ausgerüstet. Die Beschichtung<br />
erfolgte komplett mit Zwei-Komponentenprodukten<br />
in den Farben des Betreibers.<br />
Das Hauptdeck ist mit einer Antirutschbeschichtung<br />
versehen.<br />
Antrieb und Energie<br />
Der Antrieb erfolgt über eine vierflügelige<br />
Verstellpropelleranlage (Durchmesser<br />
1,60 m, Typ CAT MPP 490), die über einen<br />
Caterpillar-Hauptdieselmotor (CAT C<br />
32) mit einer Leistungsabgabe von 895 kW<br />
bei 1.800 U/min sowie ein Reintjes-Getriebe<br />
(Typ WLS 730-1L) angetrieben wird.<br />
Alle Motoren werden über einen Kielkühler<br />
mittels Wärmetauscher von Fernstrum<br />
gekühlt. Die Brennstoffkapazität beträgt<br />
12 m³ und ist für einen Lotsversetzbetrieb<br />
für die Dauer von einer Woche ausgelegt.<br />
Der Brennstoff wird neben den Separ-Filtern<br />
auch durch eine Kraftstoffaufbereitungsanlage<br />
der Firma Mahle Typ KFWA<br />
gereinigt. Im Vorschiff arbeitet ein hydraulisch<br />
angetriebener Querstrahler von Sleipner/Side<br />
Power, der einen Schub von 10 kn<br />
erreicht. Die Ruderanlage des Fishtail-Ruders<br />
wird von einer vom Hauptmotor angetriebenen<br />
Hydraulikpumpe und einer elektrischen<br />
Stand-by-Pumpe versorgt.<br />
Für einen gefahrfreien Übergang der<br />
Lotsen im Winter werden etwa 100 m²<br />
Decksflächen in den Gangbereichen beheizt.<br />
Das Beheizen dieser Decksflächen<br />
sowie auch aller in den Aufbauten befindlichen<br />
Betriebs- und Aufenthaltsräume<br />
erfolgt energiesparend durch die Motorabwärme<br />
sowie bei Notwendigkeit zusätzlich<br />
über einen 75-kW-Kabola-Heizkessel.<br />
Darüber hinaus verfügen die Neubauten<br />
über eine Lüftungs- und Klimaanlage von<br />
Dometic/Marine Air.<br />
Die Energieerzeugung wird durch<br />
zwei gleich große Dieselgeneratoraggregate<br />
(CAT C4.4) mit je 38 kW Leistung<br />
realisiert. Das Powermanagementsystem<br />
der Firma Deif regelt und steuert die<br />
Generatoren je nach Energiebedarf. Die<br />
Überwachung der verbauten elektrischen<br />
Systemkomponenten übernimmt eine<br />
Maschinenüberwachungseinrichtung<br />
der Firma Böning. Diese lieferte auch die<br />
Steuerung und Überwachungsanlage für<br />
die LED-Positionslaternen und die zum<br />
Schutz gegen Vereisung dazugehörigen<br />
Heizplatten. Des Weiteren wurde darauf<br />
geachtet, den Energieverbrauch an Bord<br />
so gering wie möglich zu halten, deswegen<br />
wurde in weiten Teilen eine energiesparende<br />
LED-Beleuchtung verbaut. Das<br />
Schiff verfügt über einen doppelten Navigations-<br />
und Suchscheinwerfer der Firma<br />
Colorlicht Typ CL-25.<br />
Nautische Ausrüstung<br />
Die zwei Steuerfahrstände wurden in Abstimmung<br />
mit dem Betreiber nach den<br />
Prinzipien von übersichtlich zu bedienenden<br />
ergonomischen Ein-Mann-Radarfahrständen<br />
ausgelegt. Auf der Grundlage<br />
der Spezifikation sowie der bestehenden<br />
Vorschriften für Binnenschiffe erfolgte<br />
die Planung, Lieferung und Inbetriebnahme<br />
der nachrichtentechnischen Anlagen<br />
durch Alphatron aus Pinneberg.<br />
An jedem der zwei Steuerfahrstände<br />
steht der Schiffsführung eine Binnenradaranlage<br />
vom Typ JMA 610 der neuesten<br />
Generation mit einer aktiven Systembedieneinheit<br />
zur Verfügung. Zur Erhöhung<br />
der nautischen und betriebstechnischen<br />
Fähigkeiten des Schiffes wurden zusätz-<br />
24 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
Hauptdieselmotor CAT C 32<br />
Fishtail-Ruder für gute Manövrierfähigkeit auch bei geringer Fahrt<br />
Fotos: FMN Rendsburg<br />
lich zwei Multifunktions-Tochtersichtgeräte<br />
zwischen den beiden Fahrständen<br />
auf einer Drehkonsole vorgesehen. Durch<br />
Umschaltmöglichkeiten sind zusätzliche<br />
Darstellungen von Radar 1 und 2 sowie<br />
eines Binnenkartensystems vom Typ Radarpilot<br />
IN 720° FE möglich. Zur allgemeinen<br />
Information der Lotsen wurde ein<br />
passives Tochtersichtgerät des Kartensystems<br />
im Aufenthaltsraum vorgesehen.<br />
Wichtige nautische Informationen wie<br />
Kompasskurs, Schiffsposition, AIS-Daten,<br />
Tiefenangaben und Drehgeschwindigkeit<br />
werden über nautische Einzelanlagen<br />
generiert, dargestellt und über<br />
Schnittstellen an Radar und Binnenkartensystem<br />
zur weiteren Bearbeitung übermittelt.<br />
Zur Entlastung und Unterstützung<br />
der Schiffsführung wurde für jeden<br />
Fahrstand ein digitaler Binnenautopilot<br />
vom Typ Alphapilot MF vorgesehen. Die<br />
Regelung erfolgt über einen Wendekreisel<br />
über die Drehrate und ist im Selbststeuerbetrieb<br />
mit dem Ruder verknüpft. Die<br />
Autopiloten werden über ein Take-Over-<br />
System am Fahrstand aktiviert.<br />
Zur Übermittlung akustischer Signale<br />
wurde eine mit Luftdruck angesteuerte<br />
Typhon-Anlage (Makrofon) mit Signalautomat<br />
und einer Manöversignalleuchte<br />
von Zöllner ausgestattet. Aus Sicherheitsund<br />
Redundanzgründen wurde zusätzlich<br />
noch ein Zetfon (elektrisch) als Notsystem<br />
vorgesehen. Die Kommunikation mit<br />
den Schleusen oder anderen Schiffen wird<br />
über zwei UKW-Kombifunkanlagen für<br />
Binnenfunk sowie einer UKW/DSC-Seefunkanlage<br />
gewährleistet. Die Ausstattung<br />
mit funktechnischen Rettungsmitteln besteht<br />
aus zwei Satellitenseenotfunkbaken,<br />
SART-Transponder, AIS-Transponder und<br />
zwei UKW-Handsprechseefunkgeräten.<br />
Für die interne Betriebskommunikation<br />
wurde das Fahrzeug mit einer Wechselsprechanlage<br />
vom Typ ETB 20 von Zenitel<br />
mit zwei Hauptsprechstellen und elf<br />
Untersprechstellen ausgestattet.<br />
Die Kommunikation in das öffentliche<br />
Netz erfolgt über eine GSM-Mobilfunkverbindung<br />
mit einem Gateway<br />
von Kuhnt vom Typ WLL-550 Pro. Eine<br />
DECT-Station mit schnurlosen Telefonen<br />
gewährleistet den mobilen Bordbetrieb.<br />
Ein eigenes LAN-Netzwerk mit Netzwerkswitch<br />
und Multifunktionsdrucker<br />
sichert den Betrieb über Internet, Fax- sowie<br />
E-Mails. Die Ausstattung an meteorologischen<br />
Anlagen für die Darstellung<br />
der Windgeschwindigkeit/-richtung, der<br />
Lufttemperatur, des Luftdrucks und der<br />
relativen Luftfeuchte wird über Anlagen<br />
der Firma Thies gewährleistet. Zur visuellen<br />
Beobachtung von Arbeiten auf Deck<br />
und im Maschinenraum wurden Kameras<br />
von Platec vorgesehen.<br />
Nach der Indienststellung der zwischen<br />
2009 und 2011 gebauten sechs Lotsenversetzboote<br />
für die Kieler Förde und<br />
Lübecker Bucht (HANSA 10/2011) wurde<br />
mit dem Neubau der »Dithmarschen«<br />
und »Steinburg« der Generationswechsel<br />
der Lotsenversetzschiffe an der deutschen<br />
Küste weitergeführt. Dem Lotsbetriebsverein<br />
stehen nun zwei wirtschaftlich zu<br />
betreibende Einheiten zur Verfügung.<br />
Die technisch modernen Schiffsneubauten<br />
»Dithmarschen« und »Steinburg« führen<br />
darüber hinaus zu deutlich verbesserten<br />
Arbeitsbedingungen und stellen damit<br />
einen weiteren Schritt zur Modernisierung<br />
der Flotte der Lotsenschiffe dar.<br />
Autoren:<br />
Peter Bielke, Michael Joecks,<br />
Hans Bornschein,<br />
FMN Rendsburg<br />
Wir wünschen<br />
allzeit gute Fahrt<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 25
Schiffstechnik<br />
Das Jubiläumsschiff geht vom Stapel:<br />
Die »Burmester 100« trägt die Anzahl<br />
der auf der GS Yard gebauten Schiffe<br />
in die Welt hinaus<br />
100 Schiffe<br />
in zehn Jahren<br />
Foto: J.-J- Ten Have<br />
Aus dem Stand heraus als Werft innerhalb von zehn Jahren 100 Schiffe zu bauen, darf<br />
getrost als Bestleistung bezeichnet werden. Den Eignern der GS Yard im niederländischen<br />
Waterhuizen ist diese gelungen: Grund genug zum Feiern<br />
Von Hermann Garrelmann<br />
Daniel Gausch, Binnenschiffer und<br />
Inhaber der Gausch-Tankschifffahrt,<br />
und Christian Hochbein, Schiffsmakler<br />
und Unternehmer, kennen sich<br />
schon lange. Nach der Jahrtausendwende<br />
Herzlichen<br />
Glückwunsch!<br />
Wir gratulieren zum 10-jährigen<br />
Bestehen und zum erfolgreichen<br />
Bau von 100 Schiffen.<br />
Wir wünschen weiterhin viel Erfolg<br />
und alles Gute für die Zukunft.<br />
Wir machen den Weg frei.<br />
bauten sie gemeinsam Schiffe, mit Kaskos<br />
aus Polen oder China. Der Ausbau erfolgte<br />
auf verschiedenen Werften. Im Jahr<br />
20<strong>07</strong> war eine Werft am Winschoter Diep<br />
Partner für den Ausbau der »Christine«,<br />
der »Eiltank 6« und der »Eiltank 7«: die<br />
Maas Shipyard Waterhuizen.<br />
Die befand sich schon einige Zeit in<br />
wirtschaftlichen Turbulenzen, hatte nach<br />
einem Konkurs einen Neustart gewagt,<br />
der aber ebenfalls nicht wirklich rund<br />
lief. Als sich für Gausch und Hochbein<br />
die Chance zeigte, sich hier zu engagieren,<br />
griffen sie zu und übernahmen zum<br />
1. Januar 2008 die Werft. Die wurde zunächst<br />
unter dem Namen Groningen Shipyard<br />
geführt, wechselte dann vor einigen<br />
Jahren in GS Yard. Eine solche Werft<br />
zu übernehmen, sei in Deutschland nicht<br />
oder kaum möglich gewesen, erinnert<br />
sich Hochbein.<br />
Mit Geschick, Sachverstand, guter Arbeit<br />
und Termintreue gingen die beiden<br />
neuen deutschen Eigentümer und Geschäftsführer<br />
ans Werk. Gauschs Aufgabenbereich<br />
liegt in der Technik, Hochbeins<br />
Domäne sind die Finanzen. Diese<br />
Aufgabenkombination sollte einer der<br />
Schlüssel im erfolgreichen ersten Jahrzehnt<br />
sein. Der andere wesentliche Faktor<br />
war die Einbeziehung von Fachkräften<br />
aus der Region, die in den Jahren nach<br />
der Firmengründung durch Facharbeiter<br />
aus ganz Europa ergänzt wurden. Aktuell<br />
ist die GS Yard für rund 250 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter verantwortlich.<br />
Der Standort selbst, kurz vor den Toren<br />
der Stadt Groningen und logistisch<br />
gut an das Wasserstraßennetz angebun-<br />
26 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
den, ist ein traditioneller Schiffbaustandort.<br />
Auf dem Gelände der heutigen<br />
GS Yard, sie ist eine Tochter der Hogau<br />
B.V., wurden bereits seit der ersten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts Schiffe gebaut. Zunächst<br />
waren es Schuten, Schoner und<br />
Tjalks mit einer Tragfähigkeit von gut<br />
30 t, später Prahme mit bis zu 80 t Ladungsaufnahme.<br />
Für die beiden Geschäftsführenden<br />
Gesellschafter ist die Leitung der Werft<br />
nicht nur mit entsprechendem Arbeitsaufwand<br />
verbunden. Ihre Fahrt ins<br />
Büro geht regelmäßig über lange Strecken.<br />
Hochbein hat knapp 700 km auf<br />
dem Zähler, wenn er von seinem Wohnort<br />
Marktheidenfeld nach Waterhuizen<br />
fährt. Gausch reist aus Greffern bei Baden-Baden<br />
an und hat noch 80 km mehr<br />
auf dem Tacho. Das aber hält sie nicht<br />
davon ab, regelmäßig in Waterhuizen im<br />
Büro zu arbeiten.<br />
Die »Sunrise-Serie«<br />
Das alles macht nur Spaß und Sinn,<br />
wenn das Ergebnis stimmt. Das dürfte<br />
bei den beiden Yard-Chefs der Fall sein.<br />
Mehr noch: mit stetem Ehrgeiz hat die<br />
Werft vor einigen Jahren einen neuen<br />
Schiffstypus entwickelt, der sich als tragenden<br />
Säule erwiesen hat. Die Rede ist<br />
vom Typ »Sunrise«, einem vorzugsweise<br />
für die Kanalfahrt entwickelten Binnenschiff,<br />
von dem aktuell rund 30 Einheiten<br />
in Fahrt sind. Zunächst wurde er als<br />
Tanker konzipiert und auf 86 m Länge<br />
bei 9,45 m Breite ausgelegt. Inzwischen<br />
sind auch Sunrise-Trockengutfrachter in<br />
Fahrt sowie Tanker mit 110 m Länge und<br />
11,45 m Breite.<br />
Francis van der Veen-Argint (2. v. r.) und Tanja Spark (2. v. l.) überreichen ihren Chefs<br />
Daniel Gausch (l.) und Christian Hochbein (r.) eine Firmenchronik<br />
Das offene Geheimnis dieses Schiffstyps<br />
ist die konsequente Reduktion von<br />
Gewicht. Das beginnt mit leichtem, aber<br />
dennoch hochfestem Stahl für die Konstruktion,<br />
geht über eine leichtere Motorisierung<br />
und beinhaltet auch konstruktive<br />
Verbesserungen am Unterwasserschiff<br />
und am Heck. In Summe resultiert aus<br />
dem Konzept, dass im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Schiffen eine rund 150 t höhere<br />
Tragfähigkeit gegeben ist und sich<br />
der Dieselverbrauch um 10% reduzierte.<br />
Das sind Faktoren, die die Wirtschaftlichkeit<br />
direkt nach vorn bringen.<br />
Der erste Reeder, der ein Sunrise-<br />
Schiff orderte, war auch der Besteller<br />
des Jubiläumsschiffes. Am Tag des<br />
diesjährigen Sommerfestes lief die<br />
»Burmester 100« vom Stapel und wurde<br />
sogleich getauft. Christian Büchting<br />
von der Reederei Burmester war schon<br />
nach dem ersten Sunrise-Schiff begeistert<br />
und nannte es einen »Moneymaker«.<br />
Hochbein wird im Zusammenhang<br />
mit dieser Werftentwicklung mit<br />
seiner Arbeitsmaxime zitiert: »Reduzieren<br />
auf das Maximum.« Oder in Langform:<br />
»Wir bauen Schiffe, mit denen<br />
Foto: J- J. Ten Have<br />
Versunken im Business: Christian Hochbein checkt<br />
auf der Probefahrt des Binnentankers »Illusion« seine Mails<br />
Foto: Garrelmann<br />
Das gesamte HA-DU Team<br />
gratuliert herzlich<br />
zum 10. Geburtstag –<br />
auf weiterhin gute Zusammenarbeit!<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 27
Schiffstechnik<br />
Im Herzen ist und bleibt er Binnenschiffer: Daniel Gausch übernimmt bei Probefahrten gern einmal das Ruder<br />
Fotos: Garrelmann<br />
Geld verdient werden kann, ohne überflüssigen<br />
Schnickschnack.«<br />
Neben den Sunrise-Schiffen und »gewöhnlichen«<br />
Binnenschiffen hat die GS<br />
Yard in der vergangenen Dekade auch<br />
15 sogenannte Fluss-Seeschiffe gebaut.<br />
Die Reederei Wijnne Barends aus Delfzijl<br />
orderte die auf 3.700 tdw bemessenen<br />
Coaster in Serie und baute damit ihre<br />
Flotte aus. In der Firmenhistorie sind<br />
zudem drei Kaskos für Flusskreuzer aufgeführt.<br />
Ein nicht zu unterschätzender Faktor,<br />
der mit dafür sorgte, dass die Werft die<br />
mageren Jahre der Schiffbaukrise überstand,<br />
ist die konsequente Zusammenarbeit<br />
mit unverzichtbaren Akteuren.<br />
Die enge Kooperation mit Schiffsfinanzierern<br />
und Banken versetzt die Werft<br />
in die Lage, nicht nur Schiffe, sondern<br />
zugleich wirtschaftlich tragfähige Lö-<br />
Das scheint ihre liebste Aufgabe: Bei Taufen oder<br />
Stapelläufen greifen beide gern zum Mikrofon.<br />
Hier beim Stapellauf des Tankers »Piz Bever« der<br />
Gausch Tankschifffahrt<br />
28 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
sungen anzubieten. Zudem setzten<br />
Hochbein und Gausch auf Zulieferer<br />
und Subunternehmer, die sich<br />
längst als feste Partner etabliert<br />
haben und bei jedem Schiff, was<br />
in Waterhuizen vom Stapel läuft<br />
oder getauft wird, absolute Qualität<br />
liefern. Das gilt im Ausbaubereich<br />
für die Firmen Tischlerei &<br />
Alubau Wessels und die Tischlerei<br />
Markus Leder, die sich, je nach<br />
Kundenwunsch, um die Tischlergewerke<br />
kümmern. Im Bereich der<br />
Schiffsverrohrung ist Deymann<br />
Rohrbau aus Haren stetiger Partner.<br />
Für Elektrik und Elektronik ist<br />
Kadlec & Brödlin sozusagen abonniert.<br />
Die Liste ließe sich weiter verlängern.<br />
Entscheidend ist, dass die<br />
beteiligten Firmen aufeinander eingespielt<br />
sind und so für Rekordzeiten<br />
von 21 Wochen für ein fertiges<br />
Schiff sorgen.<br />
Klausdorfer Weg 163, Aus 24 Partnern 148 Kiel wurden - Germany Freunde: Daniel Gausch (l.) und Christian Hochbein<br />
Tel.: +49 (0) 431 66 111-0, Fax: +49 beim (0) 431 Stapellauf 66 111-28 des Kaskos des Flusskreuzers »SS Catherine«<br />
E-mail: info@podszuck.eu, Internet: www.podszuck.eu<br />
Foto: Garrelmann<br />
Neubaugeschäft boomt<br />
Die bisherige Taktung, jährlich<br />
mehr als zehn Schiffe ins Wasser<br />
zu bringen, soll auch für die Zukunft<br />
gelten. Knapp 100 Anfragen<br />
für Schiffsneubauten lägen bei<br />
der Werft vor, hat Hochbein jüngst<br />
verraten. Natürlich werden daraus<br />
nicht ebenso viele Aufträge,<br />
aber um die Zukunft ist den beiden<br />
deutschen Werftchefs nicht bange.<br />
Jedenfalls nicht, was die Nachfrageseite<br />
betrifft. Aktuell im Auftragsbuch<br />
stehen sechs Tanker und der<br />
Bau eines Passagierschiffes. Eher<br />
liegen mögliche Engpässe im Bereich<br />
von zusätzlichen qualifizierten<br />
Mitarbeitern. Da unterscheidet<br />
sich die Szene in den Niederlanden<br />
nicht von der in Deutschland.<br />
Ein wenig deutsches Flair, besser<br />
gesagt, fränkische Atmosphäre, importierte<br />
die GS-Yard-Verantwortlichen<br />
auch zum Jubiläums-Sommerfest.<br />
Bei Haxen, Bier und<br />
unterhaltender Musik einige Stunden<br />
zu feiern, war auch zum Jubiläum<br />
angesagt. Für die beiden Werftchefs<br />
hatte die Belegschaft eine<br />
besondere Überraschung parat: Sie<br />
hatten die zehn Jahre Firmengeschichte<br />
in einem Buch dokumentiert.<br />
Darin können Daniel Gausch<br />
und Christian Hochbein nun nachlesen,<br />
womit sie einen großen Teil<br />
ihrer Zeit in den letzten zehn Jahren<br />
verbracht haben.<br />
n<br />
Klausdorfer Weg 163 | 24148 Kiel | Germany<br />
Tel. +49 (0) 431 6 6111-0 | Fax -28<br />
info@podszuck.eu | www.podszuck.eu<br />
Podszuck 1<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 29
Schiffstechnik<br />
Die »Grand Bohemia« bereits unterwegs mit Fahrgästen vor Kirche und Burg Vysehrad, dem ersten Prager Königssitz<br />
Ein Blickfang auf den Flüssen Europas<br />
Ein neues, hochmodernes Fahrgastschiff ist als Groß-AquaCabrio in Prag im Beisein<br />
von etwa 500 VIP-Gästen feierlich auf den Namen »Grand Bohemia« getauft worden. Es stellt<br />
eine neue Entwicklungsstufe in der Schiffbaugeschichte der Schiffswerft Bolle dar<br />
Von Christian Knoll<br />
Auftraggeber ist die Evropská vodní<br />
doprava (EVD), zu deutsch »Europäischer<br />
Wassertransport«, welche das<br />
Schiff dem Betreiber PragueBoats zur<br />
Verfügung stellt. Der Geschäftsführer<br />
der PragueBoats, Jan Hamza, war voll<br />
des Lobes über das von der Schiffswerft<br />
Bolle erbaute Luxus-Cabrio und bezeichnete<br />
es als »gegenwärtig eines der schönsten<br />
Fahrgastschiffe Europas.«<br />
Als die Verantwortlichen bei Prague-<br />
Boats vor fünf Jahren, so Hamza, erstmals<br />
die AquaCabrios der Werft in Aktion<br />
sahen, waren sie von der Vielseitigkeit<br />
der Schiffe überzeugt und orderten ein<br />
erstes Schiff, welches den Namen »Agnes<br />
Bohemia« erhielt. Die »Agnes« war<br />
seinerzeit für den Linieneinsatz gedacht,<br />
wurde aber auch im Charter- und Eventbereich<br />
so stark nachgefragt, dass bereits<br />
wenige Monate später ein zweites, größeres<br />
AquaCabrio beauftragt wurde.<br />
Das zweite Schiff, welches den Namen<br />
»Bohemia Rhapsody«, in Anlehnung an<br />
den Queen-Kulthit »Bohemian Rhapsody«<br />
trägt, sollte noch mehr Fahrgästen<br />
Platz bieten, noch komfortabler sein und<br />
konnte nun auch als HybridCabrio erstmals<br />
rein elektrisch über Akkus fahren.<br />
Sowohl die »Agnes« als auch die »Rhapsody«<br />
werden für Linie-, Buffet-, Dinner-,<br />
Brunch-, Charter- und sonstige Eventfahrten<br />
genutzt und sind das »Schweizer<br />
Taschenmesser« der Reederei. Einzig der<br />
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Der neue<br />
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30 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
Fotos: Knoll<br />
Foto: Mario Bolle<br />
»Wir bedanken uns für das Vertrauen,<br />
das die EVD in uns gesetzt hat,<br />
wir waren uns der hohen<br />
Verantwortung stets bewusst«<br />
Mario Bolle,<br />
Kaufmännischer Leiter, Schiffswerft Bolle<br />
»Die Schiffswerft Bolle<br />
hat uns eines der schönsten<br />
Fahrgastschiff gebaut, das es<br />
derzeit in Europa gibt«<br />
Jan Hamza,<br />
Geschäftsführer PragueBoats<br />
Bedarf an Großveranstaltungen konnte<br />
mit den beiden Schiffen nicht gedeckt werden.<br />
Und genau dafür wurde die »Grand<br />
Bohemia« entwickelt und jetzt in Dienst<br />
gestellt. »In einer der schönsten Städte Europas<br />
sollte auch eines der schönsten Fahrgastschiffe<br />
Europas betrieben werden«, so<br />
Hamza. Und das treffe für das neue Schiff<br />
und auch die beiden Vorgängerbauten<br />
der Schiffswerft Bolle auf jeden Fall zu.<br />
Die Einheiten dieser Werft heben sich in<br />
Prag von allen anderen Schiffen eindeutig<br />
mit einer vorher nicht gekannten Qualität<br />
ab. »Unsere Schifffahrtsgesellschaft«,<br />
so Hamza weiter, »legt sowohl Wert auf<br />
Tradition wie auch auf das Moderne. Und<br />
mit dem modernen und luxuriös ausgestatteten<br />
neuen Schiff kann sich Prag als<br />
Hauptstadt auch auf dem Wasser mit allen<br />
anderen Hauptstätten Europas messen<br />
und bietet inländischen wie ausländischen<br />
Gästen ein einmaliges Erlebnis auf<br />
der Moldau.«<br />
Luxuriöse Ausstattung<br />
Der kaufmännische Leiter der Schiffswerft<br />
Bolle, Mario Bolle, bedankte sich<br />
bei der EVD für das entgegengebrachte<br />
Vertrauen. »Ich weiß, dass es seit langer<br />
Zeit der Traum der Reederei ist, ein solches<br />
Schiff neu zu bauen, wir sind uns der<br />
Verantwortung jederzeit bewusst gewesen,<br />
diesen Traum verwirklichen zu dürfen«,<br />
so Bolle.<br />
Als erstes AquaCabrio besitzt die<br />
»Grand Bohemia« ein Verdeck aus isoliertem<br />
Sonnenschutz-Echtglas. Dafür<br />
wurde eigens ein Elektroantriebs- und Sicherungskonzept<br />
entwickelt. Eine Großraumküche,<br />
eine Garderobe sowie der<br />
Sanitärbereich befinden sich unter dem<br />
Hauptdeck des Cabrios.<br />
Der Innenraum wurde nach Designervorgaben<br />
gefertigt und ist mit einer gediegenen<br />
indirekten Ambientebeleuchtung<br />
ausgestattet. Im gesamten<br />
Innenraum wurde auf eine optisch<br />
und haptisch qualitativ<br />
hochwertige Materialauswahl<br />
Wert gelegt.<br />
Das Hauptdeck, bestehend<br />
aus dem Cabrio-Salon sowie<br />
dem überdachten VIP-Salon,<br />
ist hell und lichtdurchflutet<br />
gestaltet. Die bis auf den Boden<br />
gezogenen Fenster des Salons<br />
schaffen eine freie und<br />
wasserverbundene Atmosphäre.<br />
Im Eingangsbereich mittschiffs<br />
gibt es eine Lounge, in<br />
der die Gäste begrüßt werden,<br />
sowie eine Servicestation. Der<br />
gesamte Heckbereich beinhaltet<br />
eine exklusive Bar. Die Beschallung<br />
aller Räume erfolgt<br />
über ein glasklar abgestimmtes<br />
Bose Soundsystem.<br />
Die Reederei habe mit dem<br />
Auftrag zum Bau der »Grand<br />
Bohemia« der Schiffswerft Bolle<br />
eine Aufgabe gestellt, in der<br />
»wir unter Beweis stellen konnten,<br />
wie sich schiffbauliche<br />
Schönheit und technische Zweckmäßigkeit<br />
miteinander vereinen lassen«, so Mario<br />
Bolle.<br />
Er bedankte sich besonders bei der Prager<br />
Innenarchitektin Vera Hampl. Die<br />
Planung und die Umsetzung ihrer schöpferischen<br />
Entwürfe habe ihm und seine<br />
Kollegen die eine oder andere schlaflose<br />
Nacht bereitet.<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 31
Schiffstechnik<br />
Auch der Hauptsalon ist vielseitig<br />
für Essen und Trinken, zum Tanzen und<br />
für Veranstaltungen aller Art geeignet<br />
Volksfest mit Schiffstaufe<br />
Die elegante Konstruktion des Schiffes<br />
wurde vom Konstruktionsbüro Innoship<br />
erstellt. In seiner Größe ist es den Maßen<br />
der Schleusen auf der Moldau zwischen<br />
Slapy nach oberhalb und Melnik an der<br />
Mündung in die Elbe optimal angepasst.<br />
Mit 73 m Länge, 9,60 m Breite und einem<br />
Tiefgang von 0,95 m ist es bei 550 Fahrgästen<br />
auf die Schifffahrtsbedingungen<br />
in diesem Wasserstraßenbereich allen<br />
Ansprüchen gewachsen.<br />
Das Hauptterminal der PragueBoats<br />
liegt am rechten Moldau-Ufer an der<br />
Rasinovo-Uferstraße zwischen den Brücken<br />
Jiraskuv und Palackeho, etwa 1 km<br />
die Moldau aufwärts von der berühmten<br />
Karlsbrücke und oberhalb der Schleuse<br />
Komory am Moldau-km 54,5. Es ist<br />
der verkehrsreichste Teil der Prager Innenstadt<br />
mit Bus-, Straßenbahn- und U-<br />
Bahnverbindungen.<br />
Der Cabrio-Salon einen Tag vor<br />
der Festveranstaltung bereits voll eingedeckt<br />
für die zahlreichen Gäste<br />
Würdigung früherer Kollegen<br />
Direkt am Ufer ist ein Dauer-Anlege-<br />
Ponton stationiert, an dem der Zugang<br />
ohne Höhenunterschied geregelt ist und<br />
an dem die Schiffe der Reederei an- und<br />
ablegen.<br />
Jan Hamza betonte in seiner Festansprache,<br />
dass die EVD nicht nur eine erfolgreiche<br />
Schifffahrtsgesellschaft sei,<br />
sondern auch großen Wert auf Traditionspflege<br />
lege, weshalb sie die Personenseitenraddampfer<br />
»Vysehrad« und »Vltava«<br />
nicht den Martinsöfen preisgab, wie<br />
es die Heckradschlepper bis auf einen betraf,<br />
den die EVD ebenfalls erhielt und<br />
für Schleppdienste auf starken Gefällestrecken<br />
der Elbe einsetze. Aus diesem<br />
Grund hatte sie auch den Dampfer »Vysehrad«<br />
eingesetzt, um aus der Stadtmitte<br />
eine große Delegation an früheren Kapitänen<br />
und Stewardessen zu holen, die<br />
während seiner Festansprache eine besondere<br />
Würdigung für ihr Lebenswerk<br />
erhielten.<br />
Für ein musikalisches Highlight<br />
sorgte eine Rockband, die ebenfalls<br />
auf dem Ponton spielte, diese war<br />
noch in 500 m Reichweite zu hören<br />
und lockte viele Menschen auf die<br />
ohnehin schon belebte Uferstraße,<br />
die für diesen Tag zwischen den beiden<br />
genannten Brücken für jedweden<br />
außer für Fußgänger gesperrt war. Am<br />
Ponton war die »Grand Bohemia« so angebunden,<br />
dass sie und die nach 80 Jahren<br />
neu aufgearbeitete »Vysehrad« gemeinsam<br />
präsentiert werden konnten.<br />
Mit großem Beifall wurden sie begrüßt.<br />
Nach den Ausführungen von Jan Hamza<br />
und Mario Bolle bedankte sich auch<br />
die Innendesignerin Vera Hampl bei der<br />
Schiffswerft Bolle für die außerordentlich<br />
gute Zusammenarbeit in allen Phasen des<br />
Baufortschrittes.<br />
Eine etwas andere Taufe<br />
Die Schiffstaufe vollzog sich anders als<br />
in Deutschland: Am Geländer des Pontons,<br />
an dem die künftige »Grand Bohemia«<br />
getauft werden sollte, legten Bootsleute<br />
der PPS, welche ebenfalls zur EVD<br />
gehört und die Raddampfer in Prag betreibt,<br />
eine Leine mit Schleife an der obligatorischen<br />
Sektflasche an, während<br />
Stewardessen am Oberdeckgeländer den<br />
künftigen Namen des Schiffes verhüllt<br />
hatten und die Verhüllung in dem Moment<br />
entfernten, in dem die Sektflasche<br />
beim ersten Versuch am neuen Schiff<br />
zerschellte. Weil dieser 7. Juni gleichzeitig<br />
auch der 153. Gründungstag der PPS<br />
war, stiegen vom aufgefahrenen Cabriodeck<br />
der »Grand Bohemia« 153 bunte<br />
Luftballons in den sonnigen Prager<br />
Himmel auf und das Fest konnten seinen<br />
Lauf nehmen.<br />
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32 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Manoeuvring<br />
Competence<br />
Schiffstechnik<br />
Das AquaCabrio<br />
Bereits vor der »Sanssouci« entwickelten<br />
die Ingenieure der<br />
Werft das »AquaCabrio«, hielten<br />
sich aber bescheiden mit<br />
großer Werbung zurück, die<br />
Schiffe sprachen für sich selbst.<br />
Es sind die Schiffe mit den verschiebbaren<br />
Dächern, sodass<br />
die Fahrgäste bei schönem Wetter<br />
im Freien sitzen, aber auch bei<br />
schlechtem Wetter eine freie Rundumsicht<br />
haben. Auch diese Schiffe<br />
werden ständig technisch und optisch<br />
weiterentwickelt und optimiert.<br />
»Ich denke, neben den Cabrios ist es<br />
eine unserer Stärken, individuell auf<br />
die Kundenwünsche eingehen zu können<br />
und unsere Kunden von unserer<br />
Erfahrung profitieren zulassen. Wir<br />
sind jederzeit in der Lage, ein maßgeschneidertes<br />
Konzept und Design zu<br />
erarbeiten«, sagte Mario Bolle. Neben<br />
traditionellen Fahrgastschiffen stünden<br />
auch Arbeitsschiffe und Prahme<br />
im Portfolio der Werft.<br />
Der Auftrag für die »Grand Bohemia«<br />
stellt für die Schiffswerft Bolle<br />
den derzeitigen Höhepunkt ihres<br />
Schiffbaues dar. Das Neubau hat einen<br />
von der Firma Jastram neu entwickelten<br />
Ruder-Propeller-Antrieb,<br />
den sie so beschreibt: »Wir lieferten<br />
zwei elastisch gelagerte Ruderpropeller<br />
als Hauptantrieb und das zugehörige<br />
hydraulische Steueraggregat. Die<br />
Bedienelemente befinden sich auf der<br />
Über die EVD<br />
Zum 153. Jubiläum stiegen unmittelbar<br />
nach dem erfolgreichen Taufakt 153<br />
Luftballons in den Farben der<br />
Tschechischen Republik auf<br />
Brücke. Die Antriebe überzeugten auf<br />
der Probefahrt durch ihre Leistung,<br />
ihre hervorragende Manövrierfähigkeit<br />
und extreme Laufruhe und erfüllten<br />
somit alle Erwartungen.« In allen<br />
Räumen – dem Großen Salon, dem<br />
Sonnendeck, der Bar und der Lounge<br />
– haben insgesamt 550 Personen Platz.<br />
Die Schiffsbreite sei den Schleusenmaßen<br />
der oberen Moldau angepasst.<br />
Die Installation der gesamten Bordelektrik<br />
und -elektronik erfolgte durch<br />
die Roßdorfer Firma IEA. Die Konstruktion<br />
und das Design wurden von<br />
Innoship, das heißt von Marcel Bolle<br />
und Gordon Ringwelski, entwickelt.<br />
Den gesamten Innenausbau bewerkstelligte<br />
die ortsansässige Schiffs- und<br />
Bautischlerei Derben.<br />
n<br />
Die EVD ist die Rechtsnachfolgerin der Prager Dampfschifffahrtsgesellschaft<br />
(Pražská paroplavební společnost) (PPS), einer 1865 vom Prager<br />
Bürgermeister František Dittrich ins Leben gerufenen Schifffahrtsgesellschaft,<br />
und betreibt heute in Prag 31 Fahrgastschiffe in drei Beteiligungsgesellschaften,<br />
zwei Drittel der Schiffe sind die bereits erwähnten ehemals<br />
deutschen Schiffe. Die Evropska vodni doprava (Europäischer Wasserstransport<br />
– EVD) als größte Beteiligungsgesellschaft betreibt mehrere<br />
solcher Fahrgastschiffe in Prag unter der Unternehmensbezeichnung<br />
»Prague Boats« und eine eigene Frachtschifffahrts-GmbH – EVD – mit<br />
Schub- und Koppelverbänden auf den Relationen zwischen Prag und<br />
Hamburg und von tschechischen Häfen zu den ARA-Häfen (siehe auch<br />
www.paroplavba.de). Die Schiffe der PPS verkehren hauptsächlich auf der<br />
Moldau in Prag sowie nach oberhalb bis Slapy (Mkm 91,7) und nach unterhalb<br />
bis Melnik (Mkm 0,00). Neben den Motorschiffen besitzt die PPS<br />
die zwei Fahrgastdampfer »Vltava« (Moldau) und »Vysehrad« (»Hohe Burg«<br />
oder »Hochburg«): Sie ist der Stammsitz der ersten böhmischen Königs-<br />
Dynastie, der Přemysliden, ab 1065 – Vratislav II, vorher Herzöge, als<br />
solche ab 882 auf dem Vysehrad. Ab 895 Teil des römisch-deutschen Kaiserreiches).<br />
Fotos: Knoll<br />
Jastram wünscht<br />
Allzeit Gute Fahrt<br />
für die Grand Bohemia<br />
von der Schiffswerft Bolle<br />
www.jastram-group.com<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 33
Schiffstechnik<br />
Weniger ist mehr: Neue Regelwerke<br />
In der Binnenschifffahrt gibt es viele Richtlinien und Verordnungen. Bald soll es aber<br />
zumindest eine gewisse Entspannung geben, wie auf dem Duisburger Symposium »Das<br />
Schiff im Spannungsfeld von Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit« deutlich wurde<br />
Von Hermann Garrelmann<br />
Die Rechtsvorschriften regeln in den<br />
Bau, die Ausrüstung und den Betrieb<br />
von Schiffen. Regelwerke wie die Rheinschiffsuntersuchungsordnung<br />
(Rhein-<br />
SchUO) mit den zugehörigen Richtlinien<br />
der EU, die Rheinschifffahrtspolizeiverordnung<br />
(RheinSchPV) und die Verordnung<br />
über das Schiffspersonal auf dem<br />
Rhein (RheinSchPersV) sind hinlänglich<br />
bekannt. Für den Transport von gefährlichen<br />
Gütern gibt es entsprechende<br />
Sondervorschriften, insbesondere das<br />
Europäische Übereinkommen über die internationale<br />
Beförderung von gefährlichen<br />
Gütern auf Binnenwasserstraßen (ADN).<br />
Alle Regelwerke einschließlich ihrer<br />
häufigen Fortschreibungen beeinflussen<br />
die Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
der Binnenschiffs-Unternehmen.<br />
Daher ist es für Schiffbauer und<br />
Schiffseigner unverzichtbar, sich ständig<br />
mit den aktuellen technischen Anforderungen<br />
auseinander zu setzen. Inzwischen<br />
können sie auch Einfluss auf deren<br />
Fortentwicklung nehmen.<br />
»Historisch, wirtschaftlich und nautisch<br />
bedingt waren die technischen Anforderungen<br />
der ZKR an die Rheinschiffe<br />
stets anspruchsvoller als andere Anforderungen<br />
in Europa und anderswo«, so Gernot<br />
Pauli von der Zentralkomission der<br />
Rheinschifffahrt (ZKR) über den Stellenwert<br />
der ZKR-Vorgaben. Seit einigen Jahrzehnten<br />
und spätestens mit der Richtlinie<br />
2006/87/EG über die technischen Vorschriften<br />
für Binnenschiffe bemühe sich<br />
die EU, so Pauli, mit tatkräftiger Unterstützung<br />
der ZKR, die technischen Anforderungen<br />
an Binnenschiffe in Europa auf<br />
ein einheitliches Niveau zu bringen und<br />
denen der ZKR anzugleichen.<br />
»Diese Bemühungen werden demnächst<br />
zu einem erfolgreichen Abschluss<br />
gebracht: Ab dem 7. Oktober <strong>2018</strong> werden<br />
die RheinSchUO und die Richtlinie<br />
(EU) 2016/1629 zur Festlegung technischer<br />
Vorschriften für Binnenschiffe<br />
durch Verweis auf einen gemeinsamen<br />
Standard, den Europäischen Standard der<br />
technischen Vorschriften für Binnenschiffe<br />
(ES-TRIN), über harmonisierte technische<br />
Anforderungen verfügen«, verkündete<br />
der Experte. Der Standard stehe in<br />
vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch<br />
und Niederländisch) zur Verfügung<br />
und beinhalte die Vorschriften der Richtlinie<br />
2006/87/EG und der Rheinschiffsuntersuchung<br />
in harmonisierter Form. Er<br />
enthalte Bestimmungen über den Bau, die<br />
Einrichtung und die Ausrüstung von Binnenschiffen,<br />
Sonderbestimmungen für bestimmte<br />
Schiffsarten wie Fahrgastschiffe,<br />
Schubverbände und Containerschiffe sowie<br />
Anweisungen für die Anwendung des<br />
technischen Standards.<br />
Um zu dieser harmonisierten Version<br />
der Regelungen zu kommen, war 2015 der<br />
Europäische Ausschuss zur Ausarbeitung<br />
von Standards im Bereich der Binnenschifffahrt<br />
(»CESNI«) eingerichtet worden.<br />
Seine Aufgaben waren die Annahme technischer<br />
Standards, vor allem in den Bereichen<br />
Binnenschiffe, Besatzung und neuerdings<br />
auch der Informationstechnologie.<br />
Darauf können nun die europäischen und<br />
internationalen Regelwerke mit dem Ziel<br />
ihrer Anwendung konkret verweisen. »Erst<br />
dadurch werden die technischen Anforderungen<br />
des ES-TRlN bindend«, so Pauli.<br />
Es mangelt nicht an Regelwerken: Gernot Pauli von der ZKR<br />
gab auf dem Duisburger Kolloquium eine Übersicht<br />
Foto: Garrelmann<br />
CESNI solle so den gemeinsamen Willen<br />
von ZKR und EU widerspiegeln und<br />
auf europäischer Ebene die Fäden der<br />
politischen Steuerung, insbesondere im<br />
Bereich der Binnenschifffahrtsgesetzgebung,<br />
enger zusammenlaufen lassen.<br />
Die im Juli 2017 verabschiedete Ausgabe<br />
2017/1 des ES-TRlN, die im Oktober<br />
dieses Jahres in Kraft tritt, enthält verschiedene<br />
Änderungen und Ergänzungen,<br />
insbesondere in folgenden Bereichen:<br />
••<br />
in der Höhe verstellbare Steuerhäuser,<br />
••<br />
Verweise auf bestimmte EN/ISO-Normen<br />
und den Internationalen Code für<br />
die Anwendung von Brandprüfverfahren<br />
(FTP-Code),<br />
••<br />
Emission von gasförmigen Schadstoffen<br />
und luftverunreinigenden Partikeln von<br />
Verbrennungsmotoren (Anpassung an<br />
die NRMM-Verordnung der EU),<br />
••<br />
elektrische Geräte und Anlagen,<br />
••<br />
Feuerlöschanlagen mit Wasser als<br />
Löschmittel,<br />
••<br />
Traditionsfahrzeuge,<br />
••<br />
Schutz vor Sturz und Absturz,<br />
••<br />
Navigations- und lnformationsgeräte,<br />
einschließlich des Verweises auf den<br />
vom CESNI angenommenen Inland<br />
AIS Test Standard 2017/2.0,<br />
34 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
••<br />
Übergangsbestimmungen und<br />
••<br />
redaktionelle Korrekturen in den<br />
verschiedenen Sprachfassungen.<br />
Zudem sind die neuen Vorschriften für<br />
die Nutzung von Flüssigerdgas (LNG)<br />
als Kraftstoff im Werk enthalten und<br />
somit standardisiert.<br />
Die noch in diesem Jahr zu erwartende<br />
Ausgabe 2019/1 befinde sich, so<br />
Pauli, im formellen Verfahren, deren<br />
Annahme stehe im November <strong>2018</strong> auf<br />
der Agenda. Sie sehe insbesondere Änderungen<br />
und Ergänzungen zu den<br />
folgenden Bereichen vor:<br />
••<br />
automatisierte externe Defibrillatoren,<br />
••<br />
Feuerlöschanlagen - K2CO3,<br />
••<br />
Sonderbestimmungen für elektrische<br />
Antriebe,<br />
••<br />
Übergangsbestimmung (Geräuschgrenzen,<br />
Motoren, elektrische Geräte<br />
und Anlagen, Beiboote, Fluchtwege<br />
von Fahrgastschiffen, Antriebssystem<br />
für Fahrgastschiffe und Sicherheitseinrichtungen<br />
hinter dem Achterpiekschott)<br />
und wiederum<br />
••<br />
redaktionelle Korrekturen in den<br />
verschiedenen Sprachfassungen.<br />
Bei den bisherigen Ansätzen soll es<br />
nicht bleiben. Für sein nächstes Arbeitsprogramm<br />
für die Jahre 2019 bis<br />
2021 habe CESNI die Staaten, internationalen<br />
Organisationen und anerkannten<br />
Verbände eingeladen, ihre<br />
Themenvorschläge einzureichen. Dazu<br />
bestünde noch ein kleines Zeitfenster.<br />
Bislang lägen für die technischen Vorschriften<br />
Vorschläge unter anderem<br />
für die folgenden Bereiche vor:<br />
••<br />
fest installierte Feuerlöschanlagen<br />
für den Objektschutz,<br />
••<br />
Schulschiffe und<br />
••<br />
Regulierung aller Antriebsarten von<br />
Binnenschiffen, z.B. Antriebe mit<br />
Brennstoffzellen.<br />
••<br />
Vermeidung von Brückenanfahrungen<br />
••<br />
Datenerhebung von gravierenden<br />
Unfällen<br />
Auch Vorgaben für die elektronischen<br />
Systeme stünden auf der Agenda.<br />
Ein großes Thema sind derzeit auch<br />
die Emissionsvorschriften für Antriebsmotoren.<br />
Pauli erläuterte: Die ZKR werde<br />
in den nächsten beiden Jahren die in<br />
der RheinSchUO enthaltenen eigenen<br />
Emissionsvorschriften (ZKR Stufe ll)<br />
aufgeben. Dann würden allein die Emissionsvorschriften<br />
der EU, nämlich die<br />
der Verordnung 2016/16281 (NRMM-<br />
Verordnung) in der Binnenschifffahrt<br />
gelten. Diese Verordnung regele den<br />
Marktzugang und könne daher nicht<br />
zu den technischen Vorschriften im engeren<br />
Sinne gezählt werden.<br />
Die Installation der Antriebsmotoren<br />
und deren regelmäßige Prüfung im<br />
Hinblick auf die Einhaltung der Emissionsvorschriften<br />
seien allerdings im<br />
ES-TRIN geregelt. »Diese hohen Anforderungen<br />
führen jedoch auch zu<br />
erheblichen Mehrkosten und lassen<br />
erwarten, dass das Angebot an Binnenschiffsmotoren<br />
deutlich zurückgehen<br />
wird«, fürchtet Pauli. Allerdings habe<br />
man eine Vision: Null-Emissionsschiffe<br />
im Jahr 2050.<br />
CESNI könnte voraussichtlich<br />
2019 auch eine Arbeitsgruppe lnformationstechnologie<br />
einsetzen. Damit<br />
würde man in die Lage versetzt, alle<br />
technischen Standards für eine Binnenschifffahrt,<br />
die elektrisch, digital<br />
und vernetzt ist, zu bearbeiten.<br />
Pauli rief die Branchenvertreter zu einer<br />
vermehrten Rückkopplung aus der<br />
Praxis auf. Nur so sei eine praxisgerechte<br />
Regelung möglich. Dazu hätten Schiffbauer<br />
und Schiffseigner sowie Unternehmen<br />
und Berufsgruppen im CESNI entsprechende<br />
Mitwirkungsmöglichkeiten.<br />
Auch könnten Organisationen den Status<br />
eines von CESNI anerkannten nichtstaatlichen<br />
Verbandes erhalten. Die anerkannten<br />
Verbände könnten an den<br />
Arbeiten im Ausschuss und in den Arbeitsgruppen<br />
aktiv teilnehmen und hätten<br />
Zugang zu den Arbeitsdokumenten<br />
des CESNI und zudem die Möglichkeit,<br />
zweckdienlich erscheinende Informationen<br />
und Vorschläge zu unterbreiten.<br />
Folgende bedeutende Verbände sind bereits<br />
anerkannt:<br />
••<br />
CEMT Confederation of European<br />
Maritime Technology Societies<br />
••<br />
EBU Europäische Binnenschifffahrtsunion<br />
••<br />
ESO Europäische Schifferorganisation<br />
••<br />
EUROMOT European Association<br />
of Internal Combustion Engine Manufacturers<br />
••<br />
GERC Gruppe der anerkannten<br />
Klassifikationsgesellschaften für die<br />
Binnenschifffahrt<br />
••<br />
IVR Internationale Vereinigung zur<br />
Wahrnehmung der gemeinsamen<br />
••<br />
Interessen der Binnenschifffahrt und<br />
der Versicherung und zur Führung<br />
des Binnenschiffsregisters in Europa<br />
••<br />
SEA EUROPE European Ships and<br />
Maritime Equipment Association<br />
••<br />
VBW Verein für europäische Binnenschifffahrt<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 35
Schiffstechnik<br />
In den Frachter »Enyo« war Wasser gelaufen, was den Bugbereich zum Sinken brachte<br />
An dem Tanker »Manouk« gab es durch die Kollision<br />
Kollision in Königswinter<br />
Auf dem Rhein bei Königswinter sind der Frachter »Enyo« und der Doppelhüllentanker<br />
»Manouk« frontal zusammengestoßen. Bei dem Unglück Ende Juni dieses Jahres gab es<br />
zwei Leichtverletzte<br />
Von Klaus Ridder<br />
Kersten Klophaus von der Wasserschutzpolizei<br />
Köln sah die Ursache<br />
für den Zusammenstoß in einem Maschinenausfall<br />
des Gütermotorschiffs<br />
»Enyo«. Der Bug des mit Tonerde beladenen<br />
Frachters wurde etwas abgeknickt<br />
und das Schiff schlug daraufhin leck. Bei<br />
dem Aufprall wurde die »Enyo« gedreht<br />
und es kam zu einem Wassereinbruch.<br />
Der Frachter sank, konnte vom Schiffsführer<br />
aber noch ans seichte Ufer gesteuert<br />
werden, sodass das Schiff nur im<br />
Bereich des Bugs unterging – mit einer<br />
Schräglage an der Backbordseite.<br />
Der Tanker »Manouk« trug ebenfalls<br />
ein Leck am Bug davon, auch hier<br />
trat Wasser ein. Bedingt durch die Doppelhülle<br />
wurde der Tank jedoch nicht<br />
beschädigt, sodass das mit Xylol (UN<br />
13<strong>07</strong>) beladene Schiff schwimmfähig<br />
blieb. Durch den Aufprall wurden zwei<br />
Besatzungsmitglieder verletzt, die rettungsdienstlich<br />
betreut werden mussten.<br />
Insgesamt waren rund 70 Kräfte von<br />
Feuerwehr, Polizei, Wasser- und Schiff-<br />
Der Bug der »Enyo« bekam durch den Aufprall eine Delle<br />
Durch Abpumpen des Wassers wurde das Güter schiff<br />
36 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
ebenfalls Schäden im Bugbereich<br />
Zwei Besatzzungsmitglieder des Tankers wurden leicht verletzt<br />
fahrtsverwaltung, DLRG und ein kreisender<br />
Hubschrauber im Einsatz. Die<br />
großen Feuerlöschboote von Bonn und<br />
Remagen waren ebenso vor Ort wie kleinere<br />
Einheiten der Feuerwehr Königswinter<br />
sowie Rettungsboote der DLRG.<br />
Auch zwei Boote der Wasserschutzpolizei<br />
(WSP) Köln und Bonn und später<br />
noch ein Arbeitsschiff des WSA Köln waren<br />
im Einsatz. DLRG und Hubschrauber<br />
suchten den Rhein nach Vermissten ab,<br />
denn es konnte nicht ausgeschlossen werden,<br />
dass Personen bei dem Zusammenstoß<br />
über Bord gegangen waren. Doch es<br />
konnte schnell Entwarnung gegeben werden.<br />
Relativ schnell war auch ein Schiffssachverständiger<br />
aus Duisburg angereist,<br />
zwecks Begutachtung der Schäden<br />
und Absprache von Maßnahmen zur Hebung<br />
der »Enyo«.<br />
Aufgrund des Unglücks wurde die<br />
Schifffahrt sofort gesperrt und später<br />
nach Absicherung der Unfallstelle durch<br />
das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA)<br />
Köln wieder freigegeben. Die Unfallstelle<br />
durfte mit verminderter Geschwindigkeit<br />
passiert werden. Glücklicherweise<br />
hatte der Schiffsführer der »Enyo« den<br />
Frachter noch außerhalb der Fahrrinne<br />
auf Grund setzen können.<br />
Es wurde beschlossen, den Frachter zu<br />
leichtern, dazu wurde die Tonerde mit einem<br />
auf einem Schiff positionierten Bagger<br />
auf ein anderes Schiff umgeladen.<br />
Gleichzeitig wurde Wasser abgepumpt,<br />
sodass die »Enyo« so viel Auftrieb bekam,<br />
dass sie wieder schwimmfähig war.<br />
Kurz darauf konnte der Havarist in eine<br />
Werft nach Köln-Mülheim zur Reparatur<br />
geschleppt werden. Auch der Tanker<br />
setzte wenig später seine Fahrt stromaufwärts<br />
fort.<br />
Es zeigte sich, dass bei einem Zusammenstoß<br />
die Doppelhülle einen Tanker<br />
schützen kann. Das Zusammenspiel<br />
zwischen Polizei, Feuerwehr, DLRG und<br />
WSA hat vorbildlich funktioniert. Schäden<br />
für die Umwelt hat es nicht gegeben.<br />
Unterm Strich ist der Zusammenstoß<br />
also relativ glimpflich verlaufen,<br />
es hätte auch deutlich schlimmer kommen<br />
können. Die genaue Unglücksursache<br />
ist noch Gegenstand der Untersuchungen.<br />
n<br />
wieder schwimmfähig<br />
Nachdem der Frachter stabilisiert werden konnte, wurde er geleichtert<br />
Fotos: Ridder<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 37
Schiffstechnik<br />
Alternative Antriebe für kleine Schiffe<br />
Wie sich emissionärmere Techniken in der Sport- und Freizeitschifffahrt nutzen lassen,<br />
wurde auf einer Konferenz zum Thema »Alternative Antriebe auf schiffbaren Gewässern«<br />
in Leipzig diskutiert. Brennstoffzellen werden große Chancen eingeräumt<br />
Von Christian Knoll<br />
Rund 70 Teilnehmer, darunter Vertreter<br />
von Landkreisen, Städten und<br />
Gemeinden, der Landesdirektion Leipzig,<br />
der Fahrgastschifffahrt, Verkehrsbetriebe,<br />
Reedereien, Charterfirmen,<br />
Boots- und Motorenhersteller, Zulieferer,<br />
Behörden, Fördermittelgeber, Vereine,<br />
Verbände sowie Universitäts- und<br />
Forschungseinrichtungen waren nach<br />
Leipzig gekommen.<br />
Veranstalter der Fachtagung war der<br />
Grüne Ring Leipzig, AG Umwelttechnik,<br />
zu der auch der 1999 gegründete »Wasser-Stadt-Leipzig<br />
e.V.« (WSL) gehört, der<br />
im Juni 2001 eine Konferenz einberufen<br />
hatte, wie die Stadt Leipzig an das europäische<br />
Binnenwasserstraßennetz angeschlossen<br />
werden könnte (siehe <strong>BS</strong><br />
<strong>07</strong>/2001, S. 55 und 57-63).<br />
Das Gründungsmitglied des WSL, Angela<br />
Zabojnik, berichtete, was sich seitdem<br />
getan hat: Zwischen dem ehemaligen Goitzsche-Tagebau<br />
bei Bitterfeld im Norden<br />
und Altenburg im Süden Sachsens sei das<br />
Leipziger Neuseenland aus zahlreichen<br />
ausgekohlten Tagebauen in einer umweltgerecht<br />
rekultivierten Landschaft entstanden.<br />
Zahlreiche Seen seien untereinander<br />
durch Kanäle verbunden, deren Höhenunterschiede<br />
durch drei Schleusen ausgeglichen<br />
würden. Die Seen können vom Stadthafen<br />
Leipzig aus über Pleiße und Elster<br />
für Fahrgastschiffe und die Sportschifffahrt<br />
befahren werden.<br />
Das von Ostseestaal für das VW-Werk Wolfsburg<br />
gebaute solargetriebene Fahrgastschiff »Sünje« –<br />
ein schnellfahrender Katamaran, der gleichzeitig<br />
von einer neuen, geräuschlosen und emissions freien<br />
Antriebsart auf dem Mittellandkanal kündet<br />
Foto: Ostseestaal<br />
38 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Schiffstechnik<br />
Fotos: Knoll<br />
»Lithium und Wasserstoff werden die<br />
künftigen Antriebsenergien liefern,<br />
Hartmut Ginnow-Merkert,<br />
Solarbootpionier und –enthusiast<br />
»Der Elektromobilität gehört die<br />
Zukunft – wir bieten die Lösungen«<br />
Ingo Schillinger,<br />
Verkaufsmanager von Ostseestaal<br />
Die 650 m vom Karl-Heine-Kanal bis<br />
zum Hafen Leipzig-Lindenau am Elster-<br />
Saale-Kanal, den die Generaldirektion<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS)<br />
jetzt Saale-Leipzig-Kanal nennt, seien<br />
zwischen 2013 und 2015 aufgegraben<br />
worden. Zum Teil würden sich mehr als<br />
500 motor- und handgetriebene Boote an<br />
Wochenenden auf diesem 12 km langen<br />
Kanalabschnitt tummeln, so Zabojnik. An<br />
dem Wunsch der Stadt Leipzig, den Anschluss<br />
an das europäische Wasserstraßensystem<br />
zu erlangen, habe sich bis heute<br />
nichts geändert.<br />
Alternative Antriebssysteme gäbe es bereits<br />
auf einigen selbstfahrenden Booten,<br />
und die Stadt Leipzig sei sehr daran interessiert,<br />
dass die Konferenz dazu beitragen<br />
möge, den Anteil an der Nutzung alternativer<br />
Antriebssysteme, egal ob elektro-,<br />
hybrid- oder andere zu erhöhen, um auf<br />
den Leipziger Wasserwegen abgasfrei verkehren<br />
zu können.<br />
Pionier der Solarbootschifffahrt<br />
In einem Impulsvortrag mit Filmvorführung<br />
zeigte der als Solarbootpionier<br />
bezeichnete Vorsitzende von N:DW<br />
(Netzwerk Deutsche Wasserstraßen) und<br />
»Unser Finowkanal«, Hartmut Ginnow-<br />
Merkert, der seit 1988 Solarboote selbst<br />
entwickelt und fährt, was sich national<br />
wie international alles im Solarschiffsbetrieb<br />
aufgebaut hat.<br />
In Anbetracht des Klimawandels wachse<br />
in den entwickelten Industrieländern<br />
zunehmend die Erkenntnis, so Ginnow-<br />
Merkert, dass die Nutzung fossiler Brennstoffe<br />
zur Energiegewinnung über kurz<br />
oder lang durch alternative schadstofffreie<br />
Energieträger abgelöst werden müsse.<br />
Wie er das an Hand von Kurzfilmeinblendungen<br />
über die Entwicklung bei<br />
Solarbooten und -schiffen veranschaulichte,<br />
war für alle Teilnehmer sehr beeindruckend.<br />
Er zeigte zum Beispiel eine<br />
»Raketa«, ein bis zu 150 Personen fassendes<br />
Tragflügelschiff auf der Ostsee bei St.<br />
Petersburg, wie es mit 70 km/h, elektrisch<br />
getrieben, die Wellen durchritt.<br />
Solche Einheiten werden auf russischen<br />
Wasserstraßen eingesetzt, vornehmlich<br />
an Orten die auf Bahn- und Landtransportwegen<br />
schlechter erreicht werden<br />
können als auf dem Wasser. Dieses Tragflügelprinzip<br />
wurde in den 1930er-Jahren<br />
durch die Sachsenberg Maschinenfabrik<br />
und Schiffswerft Roßlau (heute<br />
Roßlauer Schiffswerft) zum Patent entwickelt<br />
und 1945 beim Einmarsch der<br />
Roten Armee als Kriegsbeute requiriert<br />
und seitdem auf russischen Wasserwegen<br />
erfolgreich in großer Breite angewendet.<br />
Ginnow-Merkert ist außerdem fest davon<br />
überzeugt, dass in 20 Jahren der Antrieb<br />
auf Straße, Schiene und Wasserweg<br />
nur noch auf elektrische Weise erfolgen<br />
wird. Es komme aber darauf an, dass die<br />
Elektroenergie nur mit schadstofffreien<br />
Energieträgern erzeugt werde, unabhängig<br />
ob mit Solarmodulen, Windstrom,<br />
Wasserkraft oder Wasserstoff.<br />
Forschung in mehrere Richtungen<br />
Über Vorteile elektromobiler Schiffsantriebe<br />
und Energiespeicher auf Schiffen<br />
in der Praxis am Beispiel der »Korona«<br />
und der »Solgenia« berichteten Christian<br />
Schaffrin (em.) und Richard Leiner,<br />
HTWG Konstanz, Fakultät Elektro- und<br />
Informationstechnik, Labor für Photovoltaik-<br />
und Wasserstoff-Boote. Beide<br />
Einheiten sind privatwirtschaftlich<br />
betriebene Wasserfahrzeuge, die durch<br />
die HTWG für Versuchszwecke mit der<br />
Verwendung verschiedener Energieträger<br />
und deren Speicherfähigkeit getestet<br />
werden. Die Lithium-Polymer-Batterie<br />
sei derzeit gegenüber dem Blei-Akku das<br />
gängigste Modell, da es leichter sei, erläuterten<br />
die beiden Experten.<br />
An der Komprimierung der Energiedichte<br />
arbeiten alle Hersteller, die Preise<br />
würden fallen, weil mehr produziert<br />
als abgerufen werde. Die Autoindustrie<br />
werde noch einige Zeit mit der Umrüstung<br />
von der flüssigen Antriebstechnik<br />
Energiedichte = (in kwh/kg)<br />
begrenzte Reichweite<br />
(im Vergleich nach Wikipedia 2017)<br />
LithiumO-Batterie .................. 0,2<br />
Diesel .................................... 12<br />
Methanol ............................... 5,5<br />
Wasserstoff (gasförmig) ............ 37<br />
Redox-Flow ........................... 0,1<br />
Erforderliche Ladeinfrastruktur:<br />
Ladesäulen => .......... wo, wie viele<br />
Leistung verfügbar => .. verfügbar?<br />
Investition nur für Saisonbetrieb<br />
fraglich<br />
Lange Ladezeiten bei normaler<br />
Infrastruktur, als Steckdose<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 39
Schiffstechnik<br />
Rund 70 Interessierte und Anwender von elektromobilen Schiffsantrieben, unter ihnen Angela Zabojnik vom Wasser-Stadt-Leipzig e.V., Mitinitiatorin des<br />
Leipziger Neuseenlandes und des Anschlusses des Karl-Heine-Kanals an den Elster-Saale-Kanal (im Vordergrund), diskutierten über alternative Antriebe<br />
Foto: Knoll<br />
auf die elektrische beschäftigt sein. Aufzuhalten<br />
sei der Trend jedoch nicht. Alle<br />
hätten verstanden, bekräftigten Schaffrin<br />
und Leiner.<br />
Den Jockel (Hilfsdiesel) zur Energieaufladung<br />
der Batterien zu verwenden,<br />
verbiete sich aus Umweltgründen. Methanol<br />
empfehle sich, wo es zur Nutzung<br />
anfalle, weil zwei Drittel CO² vermieden<br />
würden. Wasserstoff sei der Kraftstoff der<br />
Zukunft, weil er die größte Energiedichte<br />
aufweise. Gelöst werden müsse allerdings<br />
das Problem der leichten Explosionsgefahr.<br />
Mit 1 l Wasserstoff könnte ein Mittelklassewagen<br />
etwa 500 km fahren ohne<br />
nachzutanken oder Akkus nachzuladen,<br />
gaben sie ein Beispiel.<br />
Elektromobilität wird kommen<br />
Auch Schaffrin und Leiner waren sich<br />
einig, dass an der Elektromobilität kein<br />
Weg mehr vorbeiführt. Verantwortungsbewusste<br />
Regierungen seien aufgefordert,<br />
die Elektromobilität zu intensivieren und<br />
zu fördern.<br />
In einem zweiten Themenblock berichtete<br />
Sven Richter, Geschäftsführer<br />
des 20 km östlich der Elbe beheimateten<br />
Falkenberger Unternehmens RiPower,<br />
dass sich seine Firma seit sieben<br />
Jahren die Herstellung alternativer Antriebe,<br />
hauptsächlich Elektro, auf die<br />
Fahnen geschrieben habe. Auch im Leipziger<br />
und Lausitzer Neuseenland habe<br />
man einige Wasserfahrzeuge auf abgasfreie<br />
Antriebe umgerüstet, so Richter.<br />
Das habe Zukunft, weil in der Breite erkannt<br />
worden ist, dass Dieseltechnik nur<br />
eine Übergangslösung zur Elektromobilität<br />
sei – der Umwelt und der Gesundheit<br />
der Menschen zuliebe.<br />
Perspektiven für Brennstoffzellen<br />
Henning Joswig von Innogy machte am<br />
Beispiel der »Innogy« deutlich, dass der<br />
Brennstoffzellenantrieb die Zukunft für<br />
alle Antriebssysteme darstellen werde,<br />
egal, ob durch die Verwendung von<br />
Wasserstoff, Methanol, Butan oder Erdgas,<br />
die Wärmeenergie werde direkt in<br />
Elektroenergie umgewandelt.<br />
Bootsbesitzer und Reeder des Neuseenlandes<br />
zeigten sich überzeugt davon,<br />
auch in Zukunft auf diese Technologien<br />
zu setzen, wenn von den zuständigen Obrigkeiten<br />
dafür auch Fördergelder zugesichert<br />
würden.<br />
Ostseestaal ist der große Macher<br />
Ingo Schillinger, Verkaufsmanager bei<br />
Ostseestaal in Stralsund, stellte nicht nur<br />
sein Unternehmen vor, das im Schiffbau<br />
wie in der Offshoretechnik und anderen<br />
schifffahrtsverbundenen Gewerken sein<br />
Metier besitzt. Es hat sich auf den Bau<br />
von mit Solarenergie betriebenen Schiffen<br />
spezialisiert, vornehmlich Fahrgastschiffe,<br />
Autofähren, Personenfähren,<br />
Seminarschiffe und selbstfahrende<br />
Wohnboote.<br />
Alle Schiffe wie Boote sind mit Solarmodulen<br />
bestückt, die ihre Energie außerhalb<br />
und während des Fahrbetriebes<br />
in Lithium-Polymer-Batterien (LPB)<br />
speichern, ansonsten die Schiffe in Fahrt<br />
betreiben oder die LPB über Nacht aus<br />
dem öffentlichen Stromnetz laden.<br />
Zehn solcher Schiffe – Boote nicht mitgerechne<br />
– seien erfolgreich im Raum<br />
Berlin, Stralsund (Weiße Flotte) und<br />
im Saarland störungsfrei unterwegs, so<br />
Schillinger. Mit farbigen Risszeichnungen<br />
dokumentierte er zudem, dass Ostseestaal<br />
den Bau von mehr als zehn weiteren<br />
Einheiten vorbereitet. Bestimmt sind<br />
sie für verschiedene in- und ausländische<br />
Reeder, beispielsweise aus Skandinavien.<br />
Es handelt sich um Solar-Fahrgastschiffe,<br />
die bis zu 300 Personen Platz bieten sowie<br />
um Fähren und Arbeitsschiffe.<br />
Der Geschäftsführer der Weiße Flotte<br />
Stralsund, Knut Schäfer, schilderte<br />
seine guten Erfahrungen mit mehreren<br />
von Ostseesaal gebauten Solarfähren,<br />
die sein Unternehmen in Berlin betreibt.<br />
Auch er ist der Ansicht, dass die Elektromobilität<br />
den Schiffsantrieb revolutionieren<br />
wird. Er woll mit seinem Unternehmen<br />
weiterhin daran teilhaben,<br />
kündigte Schäfer an.<br />
Harald Arndt, Head R&D Neptun Ship<br />
Design, Rostock, führte aus, dass auch<br />
sein Unternehmen an der Emissionsreduzierung<br />
durch Elektroantriebe für die<br />
Binnenschifffahrt gemeinsam mit der<br />
Neptun-Werft arbeite.<br />
Abschließend zeigten sich Ginnow-Merkert<br />
und Schaffrin in kurzen Schlussworten<br />
überzeugt, dass sich der Elektroantrieb<br />
von Schiffen, unabhängig ob in der Freizeit-<br />
oder der Berufsschifffahrt, über kurz<br />
oder lang durchsetzen werde. Die Bereitschaft<br />
der zahlreichen Sportschifffahrtsunternehmen<br />
im Leipziger Neuseenland, die<br />
sich ebenfalls dem Elektroantrieb zuwenden<br />
zu wollen, zeige, dass man sich auf einem<br />
guten Weg befinde.<br />
n<br />
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44 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 6 5
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6 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 6<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 45
Wasserstraßen | Häfen<br />
Containerterminal<br />
in Lauterbourg eröffnet<br />
In Lauterbourg ist das neue Containerterminal<br />
des PAS (Port Autonome de Strasbourg)<br />
eingeweiht worden. Gleichzeitig ging die Logistikplattform<br />
R3FLEX ans Netz. Das Containerterminal<br />
ist trimodal über den Rhein,<br />
die Straße und die Schiene zu erreichen<br />
Foto: PAS<br />
46 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Wasserstraßen | Häfen<br />
Bei der feierlichen Eröffnung des gegenüber<br />
von Karlsruhe auf der französischen<br />
Rheinseite gelegenen Standorts<br />
waren zahlreiche hochrangige Vertreter<br />
aus Politik und Wirtschaft anwesend:<br />
Chantal Ambroise (Französischer Staat),<br />
Evelyne Isinger, (Région Grand Est),<br />
Frédéric Bierry (Präsident des, Départements<br />
Bas-Rhin), Bernard Hentsch, Vorsitzender<br />
des Gemeindeverbandes Plaine<br />
du Rhin, Jean-Michel Fetsch, Bürgermeister<br />
von Lauterbourg, und Catherine<br />
Trautmann, Präsidentin des PAS.<br />
Das bisher letzte trimodale Terminal<br />
am Oberrhein wurde vor fast 15 Jahren<br />
(Container-Terminal Nord in Straßburg)<br />
eingeweiht, denn die Verfügbarkeit von<br />
Baugrund entlang des Rheinufers sei sehr<br />
begrenzt, heißt es.<br />
Die Eröffnung des neuen Standorts, der<br />
auf den Containerverkehr spezialisiert<br />
ist, ist die Folge einer steigenden Nachfrage<br />
verbunden mit der Zunahme des Containerverkehrs<br />
in Straßburg. Die Zahl der<br />
umgeschlagenen Container habe sich seit<br />
2004 beinahe verdreifacht und im Jahr<br />
2017 die Gesamtzahl von 420.000 TEU<br />
überschritten, so PAS.<br />
Mehr Flächen verfügbar<br />
Das neue Terminal mit einer Fläche<br />
von 4 ha hat eine trimodale Umschlagkapazität<br />
von 80.000 TEU pro Jahr. Je<br />
nach Verkehrsentwicklung abgeschlossen werden : könnte seine<br />
Fläche noch verdoppelt werden, so<br />
die Franzosen. Im November 2017 wurde<br />
bereits der Portalkran geliefert, der<br />
vom Unternehmen Künz aus Österreich<br />
stammt. Seither wurde das Terminal<br />
durch zwei 400 m lange Gleise,<br />
ein Verwaltungsgebäude und zwei Reachstacker<br />
2) Infrastruktur der - Marke SNCF Réseau<br />
Ferrari, Modell<br />
F500 RS8 ergänzt. Außerdem ist es mit<br />
BEHÖRDLICHE VORAUSSETZUNGEN<br />
Im Vorlauf zur Einfahrt in dasTerminal in Lauterbourg müssen vom EVU bei<br />
folgenden drei Behörden Antragsverfahren durchlaufen bzw Verträge<br />
1) Sicherheit - EPSF ( Établissement Publique de Sécurité Ferroviaire )<br />
- Antrag auf eine Kompatibilitätsbescheinigung der Lokomotive für den Grenzabschnitt<br />
- Antrag auf ein Sicherheitszertifikat B für den Grenzabschnitt<br />
Informationen auf http://www.securite-ferroviaire.fr<br />
- Nutzungsvertrag mit SNCF-Réseau für Infrastruktur und Informationssysteme<br />
- Begründeter Ausnahmeantrag für die Zulassung von deutschen Zugschluss-Signalen,<br />
sowie von Zugpersonal, das nicht über ein Sprachniveau B1 in Französisch verfügt,<br />
aber sich hinreichend verständigen kann<br />
Skizze des Terminals und der umliegenden Infrastruktur<br />
24 Reefer-Container-Greifern für Kühlcontainer<br />
ausgestattet.<br />
Mit der Gesamtinvestition von 14 Mio.€<br />
wird das Logistikangebot des PAS für die<br />
Industrie- und Logistikunternehmen im<br />
nördlichen Elsass gestärkt. Der Containerkran<br />
ergänzt die bereits bestehenden<br />
Hafenanlagen in Lauterbourg, das über einen<br />
Schüttgutkai, eine RoRo-Rampe und<br />
einen Portalkran für Schwergut mit einer<br />
Tragfähigkeit von 200 t verfügt.<br />
Das neue Terminal, das insgesamt dritte<br />
der PAS-Gruppe, konnte durch Kofinanzierungen<br />
(21,9% Französischer Staat,<br />
20,7% EU – EFRE und CEF (Connecting<br />
Europe Facility), 4,2% Region Grand<br />
Est, 4,2% Departement Bas-Rhin, 0,75%<br />
Gemeinschaft von Gemeinden Plaine du<br />
Rhin, 48,25% PAS) realisiert werden. Es<br />
können bis zu 29 Container pro Stunde<br />
(Container bis zu 40 t) umgeschlagen und<br />
zwei Schiffe gleichzeitig gelöscht werden.<br />
Neue Perspektiven durch R3FLEX<br />
Die trimodale Plattform R3FLEX, deren<br />
Bau im Jahr 2016 begonnen wurde,<br />
wurde ebenfalls mit einem Festakt für<br />
Mitarbeiter, Kunden, Partner und die<br />
am Bauprojekt beteiligten Dienstleister<br />
eröffnet. Im Zuge dessen wurde die<br />
herausragende Bedeutung der deutschfranzösischen<br />
Beziehungen Betriebsvorschriften und die trimodale<br />
Anbindung der neuen Plattform<br />
gewürdigt.<br />
R3FLEX bietet Industrie- und Logistikflächen<br />
von insgesamt 48 ha, die<br />
nach den Wünschen der Bauträger und<br />
der Unternehmen angelegt werden können.<br />
Die erschlossenen Flächen seien sofort<br />
verfügbar und direkt an das Wasser<br />
oder das Hafenbahnnetz angeschlossen,<br />
Bertriebsvorschriften<br />
so die Franzosen. Weitere 25 ha könnten<br />
auf Anfrage erschlossen werden.<br />
- Schulung des Personals bzgl. der Kenntnis der<br />
Eigenschaften des Strecke und der<br />
Kontakt : Guichet unique de la Direction<br />
Marketing et Commerciale de SNCF Réseau<br />
Email : guichetunique@reseau.sncf.fr<br />
Informationen auf www.sncf-reseau.fr<br />
3 ) Infrastruktur - Port autonome de Strasbourg<br />
- Nutzungsvertrag für das Hafenbahnnetz<br />
- Schulung des Personals bzgl. der Kenntnis der<br />
Eigenschaften des Hafenbahnetzes und der<br />
Kontakt : Fabrice CARENOU, Leiter Hafenbahn<br />
Tel : +33 (0)3 88 21 78 32<br />
Email : f.carenou@strasbourg.port.fr<br />
Informationen auf<br />
http://www.strasbourg.port.fr/outil/mediatheque<br />
Der PAS beteiligt sich auch an der laufenden<br />
Studie des Departements Bas-Rhin<br />
zur Erdwärme-Nutzung in unmittelbarer<br />
Umgebung. Die Anbindung des R3FLEX<br />
an eine Erdwärmegewinnungsanlage<br />
würde die Versorgung mit erneuerbarer<br />
Energie langfristig sicherstellen, heißt es.<br />
Der Industrie- und Logistikstandort<br />
R3FLEX biete neue Perspektiven für<br />
grenzüberschreitend agierende Unternehmen,<br />
die für den Transport ihrer Waren<br />
auf verschiedene Transportmittel zurückgreifen<br />
möchten, so PAS. »Lauterbourg<br />
ist ein strategischer Standort am Ufer des<br />
Rheins, der größten europäischen Wasserstraße<br />
und auf dem wichtigsten Güterverkehrskorridor<br />
in Europa. Außerdem handelt<br />
es sich um eine trimodale Plattform,<br />
die den wachsenden Bedarf an flexibler<br />
Nutzung verschiedener Verkehrsträger<br />
optimal abdeckt; diese Flexibilität ist ein<br />
immer entscheidenderes Kriterium für<br />
Logistikunternehmen. Ein Flächenangebot<br />
mit dieser Service-Qualität ist entlang<br />
des Rheins selten geworden«, erklärt PAS-<br />
Präsidentin Trautmann.<br />
Partnerschaften für die Nutzung<br />
Das dritte Containerterminal des Hafens<br />
von Straßburg steht vorübergehend unter<br />
Für die Schulung kann der<br />
der Leitung von Rhine Europe Terminal,<br />
Fortbildungstäger frei gewählt<br />
einer hundertprozentigen werden Tochterfirma<br />
des PAS. Im kommenden Herbst wollen<br />
die Straßburger eine Ausschreibung für<br />
Vor Ort<br />
den operativen Betrieb des Terminals<br />
und optional die Für das Nutzung Rangieren eines benötigt Teils das EVU<br />
des<br />
- Einen Mitarbeiter, der sich<br />
zu erschließenden hinreichend Baugrunds auf Französisch starten. in<br />
Die Vergabe einer Routine-, Konzession sowie Gefahrensituationen<br />
ist für den<br />
verständigen kann.<br />
französischen Hafen eine Premiere. Damit<br />
sollen spezialisierte Kontakt : William Privatunternehmen<br />
in die Schaffung des multimodalen<br />
LAVAL,<br />
SNCF Réseau, Leiter des Standorts<br />
Lauterbourg<br />
Logistikangebots Email im : william.laval@reseau.sncf.fr<br />
Hafengebiet eingebunden<br />
werden. RD<br />
BAHNHOF<br />
LAUTERBOURG<br />
POSTE 2<br />
750m<br />
POSTE 1<br />
RICHTUNG WÖRTH<br />
400m<br />
x2<br />
Gleise<br />
Bahnhof<br />
Lauterbourg<br />
Rangiergleise<br />
750m<br />
400m<br />
Gleislänge<br />
im Bahnhof<br />
Gleislänge<br />
im Terminal<br />
HAFEN LAUTERBOURG<br />
Gleise<br />
Stellwerk<br />
Erschlossene<br />
Fläche<br />
Erschließbare<br />
Fläche<br />
Quelle: PAS<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – 6r. 7 47
Wasserstraßen | Häfen<br />
Basel erzielt Rekord im Containerumschlag<br />
Die Schweizerischen Rheinhäfen (SRH) haben im vergangenen Jahr erneut einen Rekord<br />
im Containerumschlag vermeldet. Der Gesamtumschlag ging jedoch zurück. Positiv wirkte<br />
sich der trimodale Anschluss des Terminals Gateway Basel Nord aus<br />
Nach einem schwachen ersten<br />
Halbjahr 2017 konnten<br />
die SRH den Rückstand<br />
bis Ende des Jahres beinahe<br />
aufholen. Insgesamt<br />
gingen 5,8 Mio.t Güter<br />
über die Kaikanten<br />
und damit 1,8%<br />
weniger als im Vorjahr<br />
(5,9 Mio.t). Die<br />
vor allem auf Mineralölverkehre<br />
und<br />
Schüttgüter spezialisierten<br />
Häfen Muttenz-Au<br />
(1,80 Mio.t,<br />
–2,7%) und Birsfelden<br />
(1,95 Mio.t,<br />
–5,7%) mussten dementsprechend<br />
leichte<br />
Rückgänge hinnehmen.<br />
Flüssige Kraft- und<br />
Brennstoffe sind weiterhin<br />
die wichtigste Warengruppe<br />
in den SRH. Insgesamt wurden<br />
2,46 Mio.t Güter dieser Art umgeschlagen,<br />
was eine leichte Steigerung<br />
von 0,8% bedeutet (2016: 2,44 Mio.t).<br />
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Der Containerumschlag in Basel boomt<br />
Ihr Anteil am Gesamtumschlag in<br />
den SRH ist damit von 44,9% im<br />
Jahr 2016 auf 45,2% geringfügig<br />
gestiegen. Allerdings<br />
war vor allem für das<br />
letzte Quartal 2017 ein<br />
deutlich stärkerer Umschlag<br />
erwartet worden,<br />
da der Bundesrat<br />
mit Wirkung zum 1.<br />
Januar <strong>2018</strong> eine Erhöhung<br />
der CO2-<br />
Abgaben auf Heizöl<br />
beschlossen hatte.<br />
Deshalb sei man davon<br />
ausgegangen,<br />
dass die Kunden vor<br />
Jahresende die Lager<br />
füllen würden, was aber<br />
nicht passiert sei, so der<br />
Hafenverbund. Einen großen<br />
Rückgang von 18% gegenüber<br />
dem Vorjahr gab es<br />
beim Umschlag der Warengruppe<br />
landwirtschaftliche Erzeugnisse/<br />
Nahrungs- und Futtermittel.<br />
In den ersten drei Monaten machte den<br />
Schweizern das anhaltende Niedrigwasser<br />
zu schaffen, wodurch deutliche Ladungsmengen<br />
verloren gegangen waren.<br />
Als glücklicher Umstand für die Schweizer<br />
sollte sich dann die Unterbrechung<br />
der Rheintalbahnstrecke bei Rastatt ab<br />
Mitte August erweisen. Für rund sieben<br />
Wochen musste die wichtige Nord-<br />
Süd-Eisenbahnverbindung gesperrt werden,<br />
da sich beim Bau eines Tunnels bei<br />
Rastatt die Schienen abgesenkt hatten.<br />
Normalerweise verkehren auf der Strecke<br />
täglich rund 200 Güterzüge.<br />
Foto: SRH<br />
Temporäre Verkehrsverlagerung<br />
Die Rheinschifffahrt reagierte rasch und<br />
flexibel auf diesen logistischen GAU in<br />
dem Verkehre, die sonst über andere Verkehrsträger<br />
geführt werden, durch die<br />
Schifffahrt übernommen wurden. Auch<br />
die SRH profitierten davon, sodass im<br />
zweiten Halbjahr eine Steigerung des Güterumschlags<br />
vermeldet werden konnte,<br />
wenngleich die Verluste der ersten sechs<br />
48 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Strasse 2 252 486<br />
Wasserstraßen | Häfen<br />
Total 5 760 437<br />
Zu- und Abfuhr nach Verkehrsträger<br />
Zu- und Abfuhr nach Verkehrsträger<br />
Tonnen 2013 2014 2015 2016 2017<br />
8 000 000<br />
6 000 000<br />
4 000 000<br />
2 000 000<br />
Bahn 4 679 945 3 948 306 4 314 538 3 812 506 3 5<strong>07</strong> 951<br />
Strasse 2 852 591 2 804 354 2 538 168 2 287 355 2 252 486<br />
Schiff 6 829 684 5 982 090 6 333 838 5 896 503 5 790 154<br />
Monate dadurch nicht gänzlich ausgeglichen<br />
werden konnten.<br />
Im Containerumschlag verzeichneten<br />
die SRH indes bereits im zweiten Jahr in<br />
Folge einen Rekord. 2017 wurden insgesamt<br />
mehr als 137.500 TEU bewegt. Dies<br />
entspricht einer Steigerung von 4,4% im<br />
Vergleich zum Vorjahr, davon wurden<br />
wasserseitig 120.000 TEU umgeschlagen<br />
(+4,1%), somit konnte auch hier ein neues<br />
Altzeithoch erzielt werden.<br />
Auch beim bahnseitigen Containerumschlag<br />
von und zu den Seehäfen gab<br />
es eine Steigerung. Mehr als 18.000 der<br />
genormten Stahlbehälter wurden auf diese<br />
Weise umgeschlagen. Im Vergleich zu<br />
2016 entspricht dies einer Steigerung von<br />
6,3%.<br />
Beim Boxentransport kam die Sperrung<br />
der Rheintalbahnstrecke noch deutlicher<br />
als bei den anderen Umschlaggütern<br />
zum Tragen, sagen die Schweizer.<br />
Allein im September 2017 seien 36% mehr<br />
Behälter umgeschlagen worden als im<br />
selben Monat des Vorjahres. Doch auch<br />
nach der Wiederaufnahme der Bahnstrecke<br />
sei die Nachfrage hoch geblieben. Im<br />
Oktober sei ein Plus von 31%, im November<br />
eines von fast 34% verbucht worden.<br />
Im Dezember verbesserte sich der Warenumschlag<br />
gar um 70% im Vergleich<br />
zu 2016. »Auch wenn die Sonderfaktoren<br />
Niedrigwasser und Rastatt außen vor gelassen<br />
werden, kann als Fazit resümiert<br />
werden, dass der Containerverkehr weiterhin<br />
ein stark ansteigender Bereich ist«,<br />
Quelle: SRH<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – 6r. 7 49
Wasserstraßen | Häfen<br />
Landor hat 2017 eine neue Verladebrücke in Betrieb genommen<br />
heißt es seitens der SRH. Er sei aber zu<br />
einem entscheidenden Teil abhängig von<br />
der Performance der Schweizer Exportindustrie<br />
und nicht zuletzt auch von der<br />
Inlandsnachfrage. Dennoch dürfe mit<br />
»berechtigtem Optimismus« davon ausgegangen<br />
werden, dass weitere Rekordwerte<br />
in den kommenden Jahren absehbar<br />
seien, glauben die Schweizer.<br />
Da die bestehende Infrastruktur in<br />
Kleinhüningen in der Zeit der Bahnsperre<br />
an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen<br />
sei, sei augenfällig geworden, dass<br />
dringend neue leistungsfähige und vor<br />
allem vernetzte Umschlaganlagen notwendig<br />
seien, »um das künftige Wachstum<br />
bewältigen zu können und das Potenzial<br />
der Schifffahrt voll zu nutzen<br />
– künftig auch im Korridor-Transitverkehr<br />
Seehäfen/Ruhrgebiet–Italien.« Darüber<br />
hinaus hoffen die Schweizer, dass<br />
<strong>2018</strong> zumindest einige nach den Rastatt-<br />
Erfahrungen nicht mehr ausschließlich<br />
auf die Bahn setzen und zumindest einen<br />
Teil ihrer Transporte über den Rhein<br />
durchführen werden.<br />
Der Start in dieses Jahr verlief bisher<br />
verheißungsvoll. In den ersten fünf Monaten<br />
dieses Jahres sind haben die SRH<br />
insgesamt mehr als 2.378.000 Mio.t Güter<br />
umgeschlagen. Das entspricht einer<br />
Steigerung von 12,2% im Vergleich<br />
zum selben Zeitraum des Vorjahres. Alle<br />
Häfen konnten zulegen. Das prozentual<br />
größte Wachstum gab es in Kleinhüningen<br />
(+16,5%), aber auch Birsfelden<br />
(+11,7%) und der Auhafen (+9,4%) verzeichneten<br />
bis einschließlich Mai deutliche<br />
Zuwächse beim Umschlag.<br />
Auch Basel profitiert vom allgemeinen<br />
Boom in der Flusskreuzschifffahrt.<br />
120 verschiedene Einheiten machten<br />
2017 fest. Es wurden 956 Ankünfte verbucht,<br />
27,6% mehr als 2016. Die Zahl<br />
der Liegetage ging währenddessen von<br />
445 auf 415 zurück (-6,7%). Die Nachfrage<br />
nach Liegeplätzen sei unverändert<br />
groß und ein Ende nicht abzusehen, so<br />
die SRH. Die Folge seien Engpässe. Zur<br />
Erhöhung der Liegekapazitäten wollen<br />
die Schweizer in diesem Jahr die Planung<br />
und Projektierung des Ausbaus der provisorischen<br />
Anlegestelle am Klybeckquai<br />
beginnen.<br />
Bauarbeiten im Hafenbereich<br />
Foto: SRH<br />
In Kleinhüningen erhielt Satram Huiles<br />
2017 die Baubewilligung für den Rückbau<br />
des Tanklagers und für die Bodensanierung,<br />
wobei der Rückbau in diesem Jahr<br />
erfolgen soll. In den Hafenregion Birsfelden<br />
wurde ein gemeinsames Projekt der<br />
Gemeinde Birsfelden, des Kantons Basel-<br />
Landschaft und der SRH-»Entwicklung<br />
Industrie- und Gewerbezone Birsfelden«<br />
als Absichtserklärung unterzeichnet.<br />
Dadurch wurde die Grundlage für die<br />
mittel- bis langfristigen Entwicklungspotenziale.<br />
Ein Schlüssel zur Hafenentwicklung<br />
werde der künftige Kapazitätsbedarf<br />
der Tanklager sein, so die SRH.<br />
Landor, der größte Düngeimporteur<br />
der Schweiz, investierte im vergangenen<br />
Jahr in neues Kranportal von Brunnhuber,<br />
einem zur Teichmann Gruppe gehörenden<br />
Unternehmen. Die neue Umschlageinrichtung<br />
im Auhafen Muttenz<br />
besteht aus zwei 53 m langen und 73 t<br />
schweren Brückenträgern. Zusätzlich fertigte<br />
der Kranspezialist zwei Portalstützen<br />
mit Fahrwerken sowie diverse Laufstege,<br />
Aufstiege und Anbauteile. Durch<br />
die neue Anlage sei die Zukunft von Landor<br />
langfristig gesichert, so die SRH.<br />
In Kleinhüningen erhielt Satram Huiles<br />
die Baubewilligung für den Rückbau<br />
des Tanklagers und für die Bodensanierung,<br />
wobei der Rückbau in diesem Jahr<br />
erfolgen soll. In den Hafenregion Birsfelden<br />
wurde ein gemeinsames Projekt der<br />
Gemeinde Birsfelden, des Kantons Basel-<br />
Landschaft und der SRH-»Entwicklung<br />
Industrie- und Gewerbezone Birsfelden«<br />
als Absichtserklärung unterzeichnet.<br />
Dadurch wurde die Grundlage für die<br />
mittel- bis langfristigen Entwicklungspotenziale.<br />
Ein Schlüssel zur Hafenentwicklung<br />
werdender künftige Kapazitätsbedarf<br />
der Tanklager sein, so die SRH.<br />
Landor, der größte Düngeimporteur<br />
der Schweiz, investierte in neues Kranportal<br />
von Brunnhuber, einem zur Teichmann<br />
Gruppe gehörenden Unternehmen.<br />
Die neue Umschlageinrichtung<br />
besteht aus zwei 53 m langen und 73 t<br />
schweren Brückenträgern. Neben den<br />
neuen Trägern wurden noch zwei Portalstützen<br />
mit Fahrwerken sowie diverse<br />
Laufstege, Aufstiege und Anbauteile von<br />
dem Kranspezialisten gefertigt.<br />
Ebenfalls im Muttenzer Auhafen hat<br />
die fenaco Genossenschaft jüngst ihre<br />
Umschlagplattform und Getreidestelle<br />
in Betrieb genommen. Für die Anlage<br />
wurden bestehende, ehemalige Sandsilos<br />
zu Getreidesilos umgebaut sowie ein<br />
neues, über 70 m hohes Silo mit einer Lagerkapazität<br />
von rund 40.000 t für die Lagerung<br />
von Getreide und Ölsaaten und<br />
Futtermitte-Rohprodukten errichtet. Zudem<br />
wurde auch in eine spezifische Lagerung<br />
für anspruchsvolle Eiweißprodukte,<br />
wie zum Beispiel Sojaschrot, investiert.<br />
Die Rohprodukte können künftig per<br />
Traktor, Lastwagen, Bahn und Schiff angenommen<br />
und wiederum auf Bahn und<br />
Lastwagen verladen werden. Ein Schwerlastkran<br />
für den Umschlag auf Schiffe<br />
und den Containerumschlag steht ebenfalls<br />
zur Verfügung. »Die fenaco hat rund<br />
40 Mio. Franken in eine leistungsstarke<br />
Anlage investiert, die eine optimale Abwicklung<br />
der Inlandernte in der Region<br />
und den Umschlag von notwendigen Ergänzungsimporten<br />
zulässt», sagt Heinz<br />
Mollet, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
der fenaco.<br />
Die Anlieferung von Getreide der regionalen<br />
Produzenten erfolgte zuvor am<br />
Standort im Dreispitz der Landi Reba,<br />
was verkehrs- und emmissionstechnisch<br />
unbefriedigend gewesen sei. Durch die<br />
Integration der Sammelstelle in den Neubau<br />
im Auhafen könne die Ernte der Region<br />
Basel nun rasch und kosteneffizient<br />
übernommen werden. Dank der erweiterten<br />
Kapazitäten in Aufaßen würden<br />
keine Auslagerungen während der Ernte<br />
nötig sein, wie dies früher regelmäßig<br />
der Fall gewesen sei, so Christian Banga,<br />
Präsident der Landi Reba. TWG<br />
50 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Wasserstraßen | Häfen<br />
KARLSRUHE<br />
Bestes Ergebnis seit fast 25 Jahren<br />
Insgesamt rund 7,3 Mio. t Güter sind<br />
im vergangenen Jahr in den Rheinhäfen<br />
Karlsruhe umgeschlagen worden. Nach<br />
Angaben des Hafens war es das beste Ergebnis<br />
seit 1994. Gegenüber dem Vorjahr,<br />
als 6,7 Mio. t Güter über die Kaikanten<br />
gegangen waren, entspricht dies einem<br />
Anstieg von 8,9 %.<br />
Als Grund nannten die Karlsruher die<br />
weitestgehend gleichbleibenden Wasserstände<br />
sowie die Entwicklung der Konjunktur.<br />
Im vergangenen Jahr haben sich<br />
drei neue Unternehmen am Standort<br />
Rheinhafen Karlsruhe niedergelassen:<br />
Craiss Generation Logistik Karlsruhe,<br />
die Baugesellschaft Schleith sowie Knettenbrech<br />
+ Gurdulic Service, ein Entsorgungs-<br />
und Recyclingunternehmen.<br />
Derzeit gebe es keine Freiflächen mehr<br />
auf dem Rheinhafengelände, weshalb aktuell<br />
auch keine Ausbaumaßnahmen geplant<br />
seien, heißt es aus der Hafenverwaltung.<br />
Kontinuierlich arbeite man aber an<br />
der Verbesserung der Infrastruktur. In<br />
diesem Jahr sollen<br />
beispielsweise<br />
unbeschrankte<br />
Bahnübergänge<br />
mit Schranken<br />
versehen werden.<br />
Mittelfristig sei<br />
geplant, schräg<br />
geböschte Ufer<br />
mit senkrechten<br />
Spundwänden zu<br />
versehen.<br />
In den Rheinhäfen Karlsruhe gibt es keine Freiflächen mehr<br />
Anfang dieses<br />
Jahres fand die<br />
Abschlussveranstaltung des RPIS-Projektes<br />
auf dem Fahrgastschiff »Karlsruhe«<br />
statt. RPIS steht für die Entwicklung<br />
und Einführung eines elektronischen<br />
Verkehrsmanagementsystems zur effizienten<br />
Abwicklung der Containerverkehre<br />
auf dem Rhein. Das Vorhaben wurde<br />
von der Europäischen Kommission im<br />
Rahmen des laufenden CEF-Programms<br />
Die Rheinhäfen Karlsruhe gehörten<br />
zu den federführenden Projektpartnern.<br />
Die Vertreterin der EU Behörde<br />
INEA, Exekutivagentur für Innovation<br />
und Netze, Vassilia Argyraki, betonte<br />
die Vorreiterrolle, die die Rheinhäfen<br />
durch die Realisation dieses Projektes<br />
einnimmt. Das Ziel besteht darin, diese<br />
weiter auszubauen, so die Rheinhäfen<br />
gefördert (siehe S. 8).<br />
Karlsruhe.<br />
n<br />
Foto: Christian Ernst<br />
MANNHEIM<br />
Herausforderungen für den Hafen<br />
In den Mannheimer Häfen sind im Mai dieses Jahres gut<br />
589.000 Mio. t Güter wasserseitig umgeschlagen worden.<br />
Das sind rund 27,3 % weniger als im Vorjahresmonat in<br />
dem mehr als 810.000 t über die Kaikanten gegangen waren.<br />
Der Start zu Beginn des Jahres war noch verheissungsvoll,<br />
denn für den Januar hattedete der Hafen einen Güterzuwachs<br />
von 2,7% vermeldet.<br />
Nach Angaben der Staatlichen Rhein-Neckar-Hafengesellschaft<br />
Mannheim (HGM) wurde im Mai am stärksten<br />
der Umschlag in den Gütergruppen Erdöl, Mineralöl, -erzeugnisse<br />
und Gase beeinträchtigt, denn hier ging die Gütermenge<br />
um 90.137 t (-64%). Feste mineralische Brennstoffe<br />
(-45,3%/-83.384 t) sowie Chemische Erzeugnisse<br />
(- 45,1%/-60.975 t) verfehlten das Vorjahresergebnis ebenfalls<br />
deutlich. Der Umschlag der Gütergruppe Land-, Forstwirtschaftliche<br />
und andere Erzeugnisse konnte indes um<br />
15.152 t/+ 223,6% auf fast 22.000 t gesteigert werden. Auch<br />
die Gütergruppe Eisen, Stahl und NE-Metalle konnte einen<br />
Zuwachs von 10.303 t/+42,10% verbuchen.<br />
Der wasserseitige Containerumschlag sank derweil von<br />
13.311 TEU im Mai 2017 um 2.203 TEU auf 11.108 TEU. Das<br />
entspricht einem Rückgang von fast 16,6%. Die Tonnage fiel<br />
von etwa 118.000 t auf 1<strong>07</strong>.754 t (-8,8 %).<br />
Der durchschnittliche Wasserstand lag im Monat Mai am<br />
Pegel Mannheim Rhein bei 3,09 m und auf dem Niveau vom<br />
Mai 2017. Insgesamt machten in Mai dieses Jahres 495 Schiffe<br />
in den Mannheimer Häfen fest, 164 Einheiten weniger als<br />
im Vorjahr.<br />
n<br />
Trimodal im Quadrat<br />
Die Schnittstelle zwischen Wasser, Straße und<br />
Schiene in der Quadratestadt Mannheim.<br />
HafenMannheim<br />
weltweit für die Region<br />
Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim mbH<br />
www.hafen-mannheim.de<br />
AZ_Trimodal_124x90.indd 1<br />
18.01.2012 17:19:39 Uhr<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – 6r. 7 51
Wasserstraßen | Häfen<br />
CHINAVERKEHR<br />
Duisport und Chongqing kooperieren<br />
Die Duisburger Hafen AG (duisport) und<br />
die chinesische 30-Millionen-Metropole<br />
Chongqing verstärken ihre Zusammenarbeit.<br />
Die Partner wollen zukünftig<br />
vor allem bei gemeinsamen Projekten<br />
im Rahmen von »Belt & Road« kooperieren.<br />
Insbesondere sollen die Fahrzeiten<br />
der Güterzüge von bislang 12 bis 13 Tagen<br />
weiter reduziert werden.<br />
»Chongqing ist ein herausragender Partner<br />
in unserem Chinageschäft, mit dem<br />
wir gemeinsam mit unseren Partnern aus<br />
der Industrie und Logistik einen permanenten<br />
Dialog führen werden. Durch diese<br />
Kooperation mit der wichtigsten Logistikdrehscheibe<br />
Chinas stellen wir sicher, dass<br />
der Chinahandel weiterhin einer unserer<br />
Wachstumstreiber bleibt«, so duisports-<br />
Vorstandsvorsitzender Erich Staake, der<br />
Chongqings Bürgermeister Liu Guiping<br />
und den chinesischen Generalkonsul Feng<br />
Haiyang in Duisburg empfing.<br />
Erich Staake, Vorstandsvorsitzender von duisport (r.), empfing Chongqings Bürgermeister Liu<br />
Guiping (mitte) und Chinas Generalkonsul Feng Haiyang<br />
Von den derzeit wöchentlich 30 zwischen<br />
duisport und verschiedenen Zielen<br />
in China verkehrenden Güterzügen<br />
ist die 2011 aufgenommene Verbindung<br />
zwischen Duisburg und Chongqing die<br />
älteste im Rahmen der Seidenstraßeninitiative<br />
»Belt & Road«. Seitdem ist<br />
der weltweit größte Binnenhafen Startund<br />
Zielpunkt der Chinazüge. Aus<br />
Chongqing, einem der größten Industriestandorte<br />
der Welt, werden vor allem<br />
Elektrogeräte und Bauteile von dort<br />
ansässigen weltweit operierenden Elektronikkonzernen<br />
importiert. Bürgermeister<br />
Liu Guiping wies darauf hin,<br />
dass seit 2011 über 2.000 Züge zwischen<br />
Chongqing und duisport gefahren seien.<br />
Der ökonomischen Bedeutung dieser<br />
Güterzugverbindung trug der chinesische<br />
Staatspräsident Xi Jinping Rechnung,<br />
als er 2014 den Duisburger Hafen<br />
als einziges Wirtschaftsunternehmen<br />
während seiner Europareise besuchte.n<br />
Foto: duisport<br />
JAHRESBILANZ<br />
HGK fährt Rekordergebnis ein<br />
Die Häfen Güterverkehr Köln AG<br />
(HGK) hat das vergangene Geschäftsjahr<br />
trotz anhaltender Wettbewerbsnachteile<br />
für Schienengüterverkehr und<br />
Binnenschifffahrt mit einem Rekordergebnis<br />
von 8,5 Mio. € abgeschlossen.<br />
Damit konnte der Gewinn im Vergleich<br />
zum Vorjahr noch einmal gesteigert<br />
werden. Uwe Wedig, Vorstandsvorsitzender<br />
der HGK, war mit dem erwirtschafteten<br />
Ergebnis »außerordentlich<br />
zufrieden.« Zu dem Resultat hätten<br />
gleichermaßen die Tochtergesellschaften<br />
sowie die Immobiliengesellschaft<br />
beigetragen.<br />
Im operativen Geschäft konnte die<br />
100-prozentige HGK-Tochter neska den<br />
konventionellen Umschlag und Transport<br />
von Gütern auf 10,7 Mio. t gegenüber<br />
dem Vorjahr deutlich steigern, als<br />
6,7 Mio. t umgeschlagen worden waren.<br />
Das Containeraufkommen ist währenddessen<br />
auf dem Niveau des Vorjahres geblieben.<br />
Die HTAG Häfen und Transport AG,<br />
ebenfalls eine 100-prozentige HGK-<br />
Tochter, musste derweil einen Rückgang<br />
des Transportaufkommens um 5,4<br />
% auf 9.9 Mio. t hinnehmen. Die Umschlagleistung<br />
verringerte sich um 9,5<br />
% auf 2,35 Mio. t. Als Grund nannte die<br />
HGK die lang anhaltende Niedrigwasserperiode.<br />
RheinCargo, das Gemeinschaftsunternehmen<br />
der HKG und der Neuss<br />
Düsseldorfer Häfen, konnte den Umschlag<br />
in den sieben betriebenen Rheinhäfen<br />
unterdessen um 1 % auf 28 Mio.<br />
t steigern. Die Transportmange im Bereich<br />
Eisenbahn ging auf 19 Mio. t zurück,<br />
habe aber dennoch über Plan gelegen,<br />
hieß es. Das Gesamtvolumen der in<br />
den Häfen und auf der Schiene bewegten<br />
Güter betrug im vergangenen Jahr<br />
47,2 Mio. t<br />
Die HGK-Gruppe erwartet nach eigenen<br />
Angaben in diesem und den kommenden<br />
Jahren »vielfältige Herausforderungen«.<br />
Knappe Ressourcen,<br />
Digitalisierung, Klimaveränderungen,<br />
zunehmende Normen und Reglements<br />
würden den Unternehmen der Branche<br />
zu schaffen machen. Man wolle den »anspruchsvollen<br />
Aufgaben daher mit belastbaren<br />
Konzepten begegnen.«<br />
Mit der Verlagerung der Lkw-Verkehre<br />
auf Bahn und Schiff leiste man einen effizienten<br />
und umweltfreundlichen Beitrag.<br />
»Gerade in Zeiten, in denen über Dieselfahrverbote<br />
diskutiert wird, bietet die<br />
HGK über ihre Töchter und Beteiligungen<br />
zeitgemäße Alternativen zum Straßenverkehr<br />
an«, betont Wedig. n<br />
52 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Wasserstraßen | Häfen<br />
Neuer Verladebagger in Andernach<br />
Die Stadtwerke Andernach setzen einen neuen Verladebagger im Hafen Andernach ein.<br />
Das Umschlaggerät wird vor allem für den Umschlag von Streusalz und anderen<br />
Schüttgütern verwendet<br />
Nach eigenen Angaben haben die<br />
Stadtwerke für den Verladebagger<br />
mit der Bezeichnung »870 m« von Sennebogen<br />
über 800.000 € investiert. Angesichts<br />
einer jährlichen Umschlagmenge<br />
von insgesamt rund 2 Mio.t lohne<br />
sich die Investition aber, sind die Andernacher<br />
überzeugt. Im Hafen werden<br />
hauptsächlich Basalt, Lava sowie Streusalz<br />
und anderen Schüttgütern umgeschlagen.<br />
Die Neuerwerbung wird im Stromhafen<br />
eingesetzt. Dadurch soll das Laden<br />
und Löschen eines Schiffes künftig<br />
schneller gehen. Durch den Verladebagger,<br />
durch den der Umschlag effizienter<br />
werden soll, könnten mehrere Geräte ersetzt<br />
werden, welche bei Beladevorgängen<br />
von Schiffen benötigt würden, heißt es.<br />
Bei der Beschaffung sei darauf geachtet<br />
worden, Geräusch- und Schadstoffemission<br />
zu verringern. Nach Angaben der<br />
Stadtwerke Andernach verfügt der Verladebagger<br />
über modernste Abgasreinigungstechnik<br />
und ist besonders schallgedämmt.<br />
Der »Sennebogen 870 M« wurde Anfang<br />
April dieses Jahres per Schwerlasttransport<br />
in mehreren Bauteilen angeliefert<br />
und dann zu seiner vollen Größe<br />
durch die Firma Jungbluth Baumaschinen<br />
zusammengebaut. Die Mitarbeiter<br />
der Stadtwerke seien für die Anwendung<br />
des 96 t schweren Helfers ausgebildet<br />
und in die Arbeit eingewiesen worden,<br />
heißt es. Nach einer Übungsphase<br />
seien sie nun bereit, den Verladebagger<br />
mit einer Motorleistung von 261kW sowie<br />
einer Reichweite von 25 m effizient<br />
zu bedienen.<br />
»Die Mitarbeiter freuen sich über die<br />
neue Herausforderung. Ebenfalls sind<br />
wir froh, dass wir die Übungsphase gut<br />
und schnell gemeistert haben und der<br />
Das Schüttgutgeschäft soll durch den<br />
Verladebagger wettbewebsfähiger werden<br />
Verladebagger sich nun mit unseren Mitarbeitern<br />
gemeinsam kümmern kann«,<br />
sagt Hafenbetriebsleiter Jens Lauermann.<br />
Das Geschäftsfeld »Schüttgut« werde<br />
mit der Investition in den neuen Verladebagger<br />
wettbewerbsfähiger. Ebenfalls<br />
sei er eine Absicherung für die Zukunft,<br />
so Lauermann weiter.<br />
Die Firma Jungbluth Baumaschinen<br />
hat nun den m Verladebagger bei einer<br />
symbolischen Schlüsselübergabe an die<br />
Stadtwerke Andernach übergeben. n<br />
Foto: Meta Welling<br />
WIR KÜMMERN UNS<br />
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Stadtwerke Andernach GmbH | Läufstraße 4 | 56626 Andernach<br />
Telefon 02632 298-300 | hafen@stadtwerke-andernach.de<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – 6r. 7 53
Wasserstraßen | Häfen<br />
Linzer Hafen baut auf die Zukunft<br />
Im Hafenviertel der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz wird das »Projekt<br />
Neuland« entwickelt. Der Ausbau des Containerterminals für den land- und wasserseitigen<br />
Umschlag und Modernisierung des Verschiebebahnhofs wird die Zukunft gesichert<br />
Von Josef Müller<br />
Zu diesem Projekt gehört u. a. der Ausbau<br />
des Containerterminals für den<br />
land- und wasserseitigen Umschlag sowie<br />
die Elektrifizierung des Verschiebebahnhofs<br />
Stadthafen mit Zeithorizont 2022.<br />
Mit der Investition in die Modernisierung<br />
des Verschiebebahnhofs Stadthafen<br />
leisten die Österreichischen Bundesbahnen<br />
(ÖBB) eigenen Angaben zufolge einen<br />
weiteren Beitrag zur raschen und effizienten<br />
Versorgung des Industriestandortes<br />
Linz mit Gütern. Der Um- und Ausbau<br />
ermöglicht künftig eine einfachere<br />
und schnellere Betriebsabwicklung, was<br />
nicht nur dem stetig wachsenden hafenseitigen<br />
Containerumschlag entgegenkommt,<br />
sondern auch einen Beitrag zu<br />
mehr Sicherheit im Betrieb ermöglicht.<br />
Das Geschäft im Linzer Hafen entwickelte<br />
sich 2017 gut, wobei das Geschäftsfeld<br />
Transportlogistik mit einem<br />
Umsatzanteil von 10% zum Gesamtumsatz<br />
von 45 Mio. € einen »hervorragenden<br />
Beitrag« geleistet hat, wie Erich Haider,<br />
CEO der Linz AG und Eigentümer<br />
des Hafens bei der Projektpräsentation<br />
in Linz erklärte. Beim wasserseitigen<br />
Umschlag legte der Hafenim Vorjahr um<br />
knapp mehr als 2% auf 717.000 t Fracht<br />
zu. Beim Container-Handling gab es ein<br />
Minus von beinahe 7% auf 209.000 TEU.<br />
Zwischen dem Hafen und dem Adria-<br />
Hafen Koper gibt es wöchentlich acht<br />
Züge mit maritimer Fracht.<br />
Linz ist die Heimatstadt des österreichischen<br />
Stahlkonzerns voestalpine und<br />
der Transport von Rohstoffen für dieses<br />
Unternehmen zwischen Koper und Linz<br />
spielt eine wichtige Rolle. Die Transporte<br />
rollen primär auf der Schiene und daher<br />
ist der Ausbau des Containerterminals<br />
ein Projekt der Zukunft, wie Haider<br />
betonte. Der Ausbau des Containerterminals<br />
beginnt 2019 und wird 2021 abgeschlossen<br />
sein.<br />
Auf der Bestandsfläche entlang der<br />
Industriezeile werden drei alte Leichtbau-Lagerhallen<br />
abgetragen, um die bestehende<br />
Kranbahn zu verlängern und<br />
einen zweiten Containerportalkran zu<br />
errichten. Durch diesen zweiten Containerportalkran<br />
reduziert sich die Gefahr<br />
eines Betriebsstillstandes im Falle eines<br />
Kranausfalls. Dadurch braucht es keine<br />
dieselbetriebene Reachstacker mehr und<br />
es entsteht eine zusätzliche Lagerfläche<br />
für rund 1.700 TEU.<br />
Verlängerung der Gleise<br />
Im Terminalbereich werden die Gleise<br />
verlängert und zwei weitere Ganzzugsgleise<br />
werden neu errichtet. Damit stehen<br />
insgesamt vier Ganzzugsgleise am<br />
Terminal zur Verfügung. Dadurch ist<br />
der parallele Umschlag Schiene und Straße<br />
möglich. Am Ende der verlängerten<br />
Kranbahn ist eine zusätzliche Containerreparaturhalle<br />
geplant.<br />
Nach der Elektrifizierung des Verschiebebahnhofs<br />
erfolgt im Anschluss<br />
die Elektrifizierung des Containerterminals.<br />
Damit verringern sich die Kosten<br />
der Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
für den Verschub erheblich. »Mit<br />
dieser neuen Serviceleistung kann sich<br />
das Containerterminal am Markt deutlich<br />
konkurrenzfähiger präsentieren«,<br />
ist Haider überzeugt. Derzeit fahren die<br />
Übersicht über die Baumaßnahmen<br />
Lkw unkontrolliert direkt auf das Gelände<br />
des Containerterminals. Im Rahmen<br />
der AEO-Zertifizierung sind die Frachtpapiere<br />
der betreffenden Container aber<br />
vor einem Zutritt zu prüfen. Daher wird<br />
ein asphaltierter, beleuchteter sowie abgesperrter<br />
Bereich außerhalb des Terminals<br />
geschaffen.<br />
Stadt erwirbt Grundstücke<br />
Im derzeitigen Einfahrtsbereich werden<br />
Grundstücke von der Stadt Linz erworben<br />
um diesen notwendigen Vorstaubereich<br />
inkl. Sanitäranlagen für die Fahrer<br />
zu errichten. Der Ausbau des Containerterminals<br />
kostet 21 Mio. €. Zu diesem Investment<br />
gibt es von Seiten der EU eine<br />
Förderzusage: Der EU-Förderantrag im<br />
Rahmen der »Connecting Europe Facility<br />
(CEF)« mit einer Förderhöhe von 20<br />
% wurde bereits genehmigt und es werden<br />
definitiv 3,5 Mio. € aus der EU-Kasse<br />
zugeschossen. Neben der Expansion des<br />
Linzer Handelshafens in Richtung Logistik<br />
& Dienstleistung ist auch eine architektonische<br />
Aufwertung des Hafenviertels<br />
mit verschiedenen Neubauten<br />
geplant. <br />
n<br />
Quelle: Nina Leittner<br />
54 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Wasserstraßen | Häfen<br />
Wien steigert wasserseitigen Umschlag<br />
Der Wiener Hafen hat 2017 gegenüber dem Jahr zuvor neuerlich bei Gewinn und<br />
Umsatz zugelegt. Der Wasserseitige Umschlag verzeichnet einen klaren Aufwärtstrend.<br />
Es wird weiter in die verschiedenen Bereiche investiert<br />
Von Josef Müller<br />
Mit 58 Mio. € hat die Wiener Hafen-<br />
Gruppe ihren Umsatz um 2,3%<br />
gesteigert; das Ergebnis vor Steuern lag<br />
im Jahr 2017 bei rund 15 Mio. € und erhöhte<br />
sich um 16%. Die Stadt Wien als<br />
Eigentümer des Hafens mit seinen drei<br />
Teilen Freudenau, Albern und Lobau<br />
ist mit der Performance zufrieden. Der<br />
Hafen ist nationale und internationale<br />
trimodale Logistikdrehscheibe für die<br />
Wasser, Schiene und Straße und zugleich<br />
ein wichtiger Wirtschaftsstandort für<br />
den Großraum Wien. »Wir bauen den<br />
Hafen Wien in beiden Bereichen weiter<br />
aus, um seine Position als verlässlicher<br />
und schlagkräftiger Partner für die<br />
Wirtschaft nachhaltig zu stärken und investieren<br />
in diesem Jahr 11 Mio. €«, betonte<br />
Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter<br />
Hanke bei der Bilanzpräsentation Ende<br />
Juni in Wien.<br />
Neben dem Unternehmen der Hafen<br />
Wien-Gruppe haben auf dem über<br />
3 Mio. m2 großen Hafenareal mehr als<br />
100 Unternehmen der Speditions- und<br />
Transportbranche sowie anderer Wirtschaftszweige<br />
ihren Firmensitz und beschäftigen<br />
rund 5.000 Mitarbeiter. Klar<br />
im Aufwärtstrend liegt die Entwicklung<br />
des wasserseitigen Umschlags. In den<br />
Häfen Freudenau, Albern und Lobau<br />
kam um sieben Prozent mehr Ladung<br />
wasserseitig in die Häfen. Insgesamt<br />
wurden rund 1.050.000 t zwischen Wasser<br />
und Land umgeschlagen, um 66.000 t<br />
mehr als im Jahr zuvor. 1.156 Schiffe wurden<br />
abgefertigt, um fünf Prozent mehr<br />
als 2016.<br />
Der Hafenteil Freudenau spielt für den<br />
Intermodal-Verkehr eine wichtige Rolle.<br />
Hier agiert der Terminalbetreiber Wiencont<br />
als Teil der Wiener Hafen-Gruppe.<br />
Seit Anfang Mai ist Harald Jony neben Georg<br />
Wurz als zweiter Geschäftsführer bei<br />
Wiencont an Bord. Er konzentriert sich in<br />
seiner Tätigkeit auf den Vertrieb und Betrieb,<br />
während Wurz weiterhin als kaufmännischer<br />
Geschäftsführer fungiert.<br />
WienCont als Betreiber des Intermodal-Terminals<br />
im Wiener Hafen bietet<br />
v. l.: Fritz Lehr, GF Wiener Hafen-Gruppe, Doris Rechberg-Missbichler, Interim-GF Holding Wien,<br />
Doris Pulker-Rohrhofer, GF Wiener Hafen-Gruppe und Peter Hanke, Wirtschaftsstadrat der Stadt Wien<br />
neben dem Umschlagsgeschäft ergänzende<br />
Dienstleistungen wie Container-Reparatur<br />
in eigener Werkstätte, Containerhandel,<br />
Zoll- und Trucking-Leistungen<br />
sowie ein Container-Depot für Reedereien<br />
an.<br />
Jony, 35, kommt aus dem Logistik-Geschäft.<br />
Er war zuletzt Leiter des Bereichs<br />
Automotive im ÖBB-Güterkonzern Rail<br />
Cargo Group und zuvor Leiter des Energiemanagements<br />
für den Geschäftsbereich<br />
Bahnsysteme der ÖBB-Infrastruktur<br />
AG. Als ausbaufähiges Geschäft hat<br />
Jony das Trailerumschlagsgeschäft identifiziert:<br />
Wöchentlich kommen rund<br />
20 Züge mit Trailern beladen aus Herne<br />
in Deutschland in den WienCont-Terminal<br />
und werden hier vorübergehend abgestellt.<br />
»Derzeit finden bis zu 145 Trailer Platz.<br />
Die Flächen sollen für diesen Zweck zukünftig<br />
auf bis zu 220 Stellplätze erweitert<br />
werden«, kündigt Doris Pulker-Rohrhofer,<br />
Geschäftsführerin des Wiener Hafens, an.<br />
Derzeit rollen wöchentlich rund<br />
90 Züge von den Häfen Bremerhaven,<br />
Hamburg und Antwerpen sowie aus<br />
dem Ruhrgebiet, Budapest und Istanbul<br />
in den WienCont-Terminal im Wiener<br />
Hafen, der sich als Österreichs größtes<br />
Güterverteilzentrum profiliert und im<br />
Vorjahr rund 405.000 TEU umgeschlagen<br />
hat. Dazu kommen Binnenschiffer<br />
aus West und Ost nach Wien und bringen<br />
vor allem Breakbulk-Ladung in<br />
den Hafen. Der Rückgang beim Container-Handling<br />
überrascht Pulker-<br />
Rohrhofer nicht sehr: Er hängt zusammen<br />
mit dem »Konkurrenzkampf« mit<br />
dem neuen Mitspieler Terminal Wien<br />
Süd, wo die Österreichischen Bundesbahnen<br />
ebenfalls einen Intermodal-<br />
Terminal betreiben. WienCont und<br />
Terminal Wien Süd wollten gemeinsam<br />
ihre Kapazitäten vermarkten und<br />
planten im Vorjahr für diesen Zweck<br />
die Gründung eines Joint-Venture-Unternehmens.<br />
Die österreichische Wettbewerbsbehörde<br />
machte dem allerdings<br />
einen dicken Strich durch die Rechnung<br />
und will nicht, dass beide zusammen<br />
ein Monopol schaffen. »Die jetzigen<br />
Rahmenbedingungen sind zwar<br />
nicht erfreulich, aber zu akzeptieren«,<br />
war anlässlich der Bilanzpräsentation<br />
der Wiener Hafen-Gruppe zu hören. n<br />
Foto: Wiener Hafen/Wien Holding<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – 6r. 7 55
Wasserstraßen | Häfen<br />
Ein Motorgüterschiff übernimmt ein 75 t<br />
schweres Rotorblatt. Beide mobilen<br />
Schwerlastkrane am Magdeburger Hanse-<br />
Terminal benötigen etwa 15 Minuten pro Hub<br />
Osthaltung für Mittellandkanal eröffnet<br />
Die Bauarbeiten an der rund 80 km langen Osthaltung des Mittellandkanals (MLK) sind<br />
beendet. Im Magdeburger Hanse-Hafen wurde die gesamte Strecke jetzt wieder für den<br />
Schiffsverkehr freigegeben. Auch Großmotorgüterschiffe (GMS) können nun verkehren<br />
Von Christian Knoll<br />
Hans-Heinrich Witte, Präsident der<br />
Generaldirektion Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt (GDWS), betonte, dass<br />
während der mehrjährigen Bauzeit zwischen<br />
Sülfeld und dem Magdeburger Elbekreuz<br />
der Schiffsverkehr zum Teil im<br />
Einrichtungsverkehr auf der 80 km langen<br />
Ausbaustrecke aufrechterhalten worden<br />
ist. Nach Abschluss der Bauarbeiten<br />
können nun GMS mit einer Länge von<br />
110 m und Schubverbände bis 185 m Länge<br />
ungehindert mit einem Tiefgang von<br />
bis zu 2,80 m vom Rhein bis zur Elbe fahren.<br />
Bis nach Berlin sei das noch nicht mit<br />
2,80 m Tiefgang möglich, weil der Weiterbau<br />
der Schleuse Wusterwitz des Elbe-Havel-Kanals<br />
noch nicht fortgesetzt<br />
werden könne. »Leistungsfähige Wasserwege«,<br />
so Witte, »kombiniert mit Eisenbahn<br />
und modernen Straßen, das bedeutet<br />
beste Voraussetzungen für einen<br />
ökonomischen, ökologischen und sicheren<br />
Gütertransport in Deutschland. Die<br />
Verkehrsfreigabe der Osthaltung trägt<br />
entscheidend dazu bei.«<br />
Die Osthaltung des MLK mit seinen<br />
Bauwerken und der Anschluss des Magdeburger<br />
Hafens über die Schleuse Rothensee<br />
seien Teile des Projektes 17, mit<br />
dem die Häfen und Wirtschaftsstandorte<br />
im Raum Berlin, Brandenburg und<br />
Magdeburg an das westliche Wasserstraßennetz<br />
über den MLK mit dem Ziel einer<br />
stärkeren Vernetzung von Wirtschaftsräumen<br />
angeschlossen werden<br />
sollen.<br />
Leistungssteigerung möglich<br />
»Mit dem Ausbau des Mittellandkanals<br />
steigern wir die Leistungs- und die Zukunftsfähigkeit<br />
der Binnenschifffahrt<br />
deutlich«, sagte Enak Ferlemann, Parlamentarischer<br />
Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Verkehr und digitale<br />
Infrastruktur (BMVI). Aufgrund der<br />
Bedeutung dieser Wasserstraße gelte dies<br />
nicht nur für die Region, sondern für das<br />
gesamte Wasserstraßennetz. »Durch den<br />
Ausbau verlagern wir den Güterverkehr<br />
von der Straße auf die Wasserstraße. Ein<br />
Schubverband kann dabei eine bis zu<br />
8,5 km lange Lkw-Kolonne auf der Autobahn<br />
A2 ersetzen. Deshalb sind die Investitionen<br />
des Bundes mehr als gerechtfertigt.«<br />
Über die Binnenschifffahrt als Verkehrsträger<br />
werde relativ wenig geschrieben<br />
und geredet, obwohl sie große Reserven<br />
habe. Bahn und Straße seien dagegen<br />
überlastet. Dabei könnte die Wasserstraße<br />
besser zum Zuge kommen. Was den<br />
Wasserweg nach Berlin betreffe, sei es<br />
wichtig, das Problem der Schleuse Wusterwitz<br />
schnell zu lösen, nachdem die<br />
Schleuse Zerben bereits in Betrieb gegangen<br />
sei. Ferlemann sprach sich dafür<br />
aus, im Anschluss an das Projekt 17 auch<br />
die Ertüchtigung von Elbe-Seiten-Kanal,<br />
Elbe-Lübeck-Kanal und der Elbe anzugehen.<br />
Das BMVI sei auch zu der Überzeugung<br />
gelangt, das Projekt 17 über Berlin<br />
hinaus bis zur Oder weiterzuführen, um<br />
vom Rhein bis nach Polen eine durchgängige<br />
und leistungsfähige Wasserstraße<br />
anzubieten.<br />
EU bietet Fördermittel<br />
Andreas Boschen, Leiter Innovative<br />
and Networks Executive Agency bei der<br />
EU-Kommission, ging auf Ferlemanns<br />
Ausführungen ein: Über seine Agentur<br />
würden 650 Verkehrsprojekte in der EU<br />
gefördert. Wenn bis 2030 die Wasserstraßen<br />
von Berlin zur Oder nach den<br />
Parametern des Projektes 17 ertüchtigt<br />
werden sollen, könnten dafür erhebliche<br />
Fördermittel beantragt werden. Der<br />
Bau der neuen Schleuse Zerben sei auch<br />
durch die EU gefördert worden. Auch<br />
56 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Wasserstraßen | Häfen<br />
Fotos: Knoll<br />
»Tiefes Wasser macht die<br />
Binnenschifffahrt rentabel.<br />
Die Magdeburger<br />
Hafengesellschaft schreibt seit<br />
zehn Jahren schwarze Zahlen«<br />
Karl-Heinz Ehrhardt,<br />
Magdeburgs Hafenchef<br />
»Die Osthaltung des<br />
Mittellandkanals ist 80 km lang<br />
und hat 800 Mio. € gekostet. Eine<br />
aufstrebende Binnenschifffahrt<br />
kann sie wieder amortisieren«<br />
Enak Ferlemann,<br />
Staatssekretär<br />
für die umweltfreundliche Umrüstung<br />
von Antriebssystemen von Binnenschiffen<br />
auf Flüssiggas- oder Hybridantriebe<br />
stünden umfangreiche Fördermittel zur<br />
Verfügung, sie müssten nur beantragt<br />
werden.<br />
Gesamtkonzept Elbe umsetzen<br />
Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas<br />
Webel hob hervor, dass der Ausbau<br />
der Osthaltung des MLK für die Häfen<br />
in Haldensleben, Bülstringen und Vahldorf<br />
sowie des Magdeburger Hafens einen<br />
enormen Aufschwung an Güterumschlägen<br />
und eine große Steigerung an<br />
logistischen Dienstleistungen der Binnenschifffahrt<br />
gebracht hätten. Schwerlast-<br />
und Projekt- sowie Anlagentransporte<br />
bewiesen, dass gut ausgebaute<br />
Wasserstraßen auch von der Wirtschaft<br />
effektiv genutzt werden wollen. Das solle<br />
auch für die Elbe gelten, weshalb man<br />
sich keine Zeit bei der Umsetzung des<br />
Gesamtkonzeptes Elbe lassen dürfe. Der<br />
Reden seien genug gehalten worden,<br />
jetzt sei Handeln gefragt. Deshalb sollten<br />
die Aufgaben zur Ertüchtigung der<br />
Elbe auf der 3. Seehafenhinterland-Konferenz<br />
am 6. und 7. September <strong>2018</strong> besprochen<br />
werden.<br />
Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz<br />
Trümper führte aus, dass im und um das<br />
Magdeburger Hafengebiet das nunmehr<br />
größte Industriegebiet Magdeburgs entstanden<br />
sei und das Innerstadtgebiet davon<br />
weitgehend befreit sei und dem Tourismus<br />
diene. Der Magdeburger Hafen<br />
zeige, dass die Binnenschifffahrt sich auszahle,<br />
wenn die Wasserstraße genügend<br />
Tauchtiefe biete. Das bereits seit Wochen<br />
wieder anhaltende Niedrigwasser verdeutliche,<br />
dass es dringendst erforderlich<br />
sei, am Beispiel des erfolgreichen Projektes<br />
17 auch die Elbe als Wasserstraße zu<br />
ertüchtigen, damit Transporte aus den<br />
Kanalgebieten nach Sachsen oder Tschechien<br />
ebenfalls rentabel erfolgen könnten.<br />
»Es liegt an uns, wie wir das Projekt<br />
17 nutzen wollen und können. Jetzt dient<br />
es in erster Linie dem Verkehr von West<br />
nach Ost und umgekehrt. Aber das Wasserstraßenkreuz<br />
Magdeburg ist auch dafür<br />
errichtet worden, wirtschaftlich auf<br />
dem Wasser von Nord nach Süd und umgekehrt«,<br />
so Trümper.<br />
Investitionen zahlen sich aus<br />
Magdeburgs Hafengeschäftsführer Karl-<br />
Heinz Ehrhardt erklärte, dass neben<br />
dem traditionellen Hafengeschäft in den<br />
Hafenteilen Industriehafen und Trennungsdamm<br />
sich besonders die Investition<br />
in den Hanse-Terminal ausgezahlt<br />
hätten, vor allem für Container- und<br />
Schwerlastverkehre. Die logistischen<br />
Dienstleistungen am Hanse-Terminal<br />
seien im Steigen begriffen. Die Kranbrücke<br />
sei bei Schwerlasten und Anlagentransporten<br />
bereits überlastet. Deshalb<br />
müssten mobile Schwerlastkräne eingesetzt<br />
werden. Gleichzeitig würden durch<br />
eine Windkraftanlage im Hafengebiet<br />
Krane und Brücken sowie die Hafenbahn<br />
mit Ökostrom betrieben.<br />
Der Bau der Niedrigwasserschleuse<br />
habe seinem Hafengebiet eine konstante<br />
Tauchtiefe von 4 m gebracht, weshalb<br />
alle Schiffe aus und zum Kanalgebiet<br />
voll ausgelastet verkehren könnten.<br />
Auch dies habe sich für den Hafen auszahlt.<br />
Mit mehr als 3 Mio.t Gütern, die<br />
der Hafen jährlich umschlägt, schreibe<br />
Magdeburg seit zehn Jahren schwarze<br />
Zahlen. Bei den Ansiedlern im Hafengebiet<br />
seien mehr als 1.000 Arbeitsplätze<br />
entstanden.<br />
Schiffstransporte steigen stark an<br />
Hendrik Peterburs, Leiter Logistics bei<br />
Enercon PLM, einem wichtigen Ansiedler<br />
im Magdeburger Hafengebiet und einer<br />
der größten Windkraftanlagenbauer<br />
Europas, bekräftigte, dass die Binnenschifffahrt<br />
der ideale Verkehrsträger für<br />
den Transport von Komponenten seiner<br />
Windkraftanlagen sei, sofern man per<br />
Schiff vom Hersteller bis zur Baustelle<br />
transportieren könne. So habe Enercon<br />
im vorigen Jahr 6.000 Anlagenteile,<br />
Flügel, Maschinengehäuse und Turmteile<br />
über die Wasserstraße transportieren<br />
können. Das seien 30% der Gesamtproduktion<br />
seines Unternehmens. Gegenüber<br />
2016 sei dies eine Steigerung von<br />
rund 50%. Die Rotoren der Windkraftanlagen<br />
hätten Durchmesser von 115 m,<br />
entsprechend habe ein Flügel eine Länge<br />
von 57,5 m. Wenn das Binnenschiff<br />
über einen durchgehenden Laderaum<br />
verfüge, sei es daher das ideale Transportmittel.<br />
Die Windkraftanlagen von Enercon<br />
erzeugen derzeit weltweit 3.700 MW<br />
Strom. <br />
n<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – 6r. 7 57
Wasserstraßen | Häfen<br />
Königs Wusterhausen:<br />
Erfolgreicher Umbruch<br />
Ein Hauptgeschäftsfeld in Königs Wusterhausen war<br />
lange der Kohleumschlag. Da die zu beliefernden<br />
Kraftwerke jedoch stillgelegt wurden, richtet sich der<br />
Hafen neu aus. Helfen soll ein Eisenbahnterminal<br />
Von Christian Knoll<br />
Bereits als feststand, dass Vattenfall<br />
die Kohle auslaufen lassen und dadurch<br />
das Hauptgeschäftsfeld in Königs<br />
Wusterhausen wegfallen würde, hatte der<br />
Hafen angekündigt, sich zu einem Güterverkehrszentrum<br />
Schönefelder Kreuz<br />
umgestalten zu wollen. Mehr als ein Jahr<br />
ist inzwischen vergangen als die letzte<br />
Schubeinheit mit Rohbraunkohle den<br />
Hafen in Richtung Berlin verlassen hat.<br />
»Ja, wir sind gut vorangekommen<br />
und haben im vergangenen Jahr vor allem<br />
unser Gelände grundlegend vorbereitet,<br />
um für Ansiedler Flächen zu<br />
schaffen, die trimodal genutzt werden<br />
können. Dabei werden wir auch noch<br />
die beiden Waggonkippen abbauen und<br />
hoffen, diese noch verkaufen zu können,<br />
um sie nicht verschrotten zu müssen«,<br />
sagt Michael Fiedler, Geschäftsführer<br />
bei der Königs Wusterhausener Hafengesellschaft<br />
LUTRA.<br />
Im östlichen Hafenteil habe sich<br />
das Werft-Unternehmen »Nautilus«<br />
angesiedelt und eine Schiffbauhalle<br />
errichtet, in welcher selbstfahrende<br />
Wohnboote gehobener Ausstattung<br />
gefertigt würden, die<br />
als verkaufsfertige Boote von einem<br />
Kran ins Wasser gelassen<br />
werden, berichtet Fiedler. Vor<br />
sich hat er ein Papier liegen,<br />
auf dem alle für Ansiedlungen<br />
in Frage kommenden<br />
Flächen in<br />
verschiedenen Farben<br />
ausgewiesen<br />
sind. Sechs Flächen<br />
von insgesamt<br />
rund 110 000 m² sind<br />
in Gelb unterlegt, was<br />
bedeutet, dass sie bereits ver-<br />
Straßenbahnwagen für Rumänien mit einem<br />
Gewicht von 23 t pro Stück werden per<br />
Sattelauflieger in den LUTRA-Nordhafen<br />
gebracht und mit dem Schwerlast-Portalkran<br />
auf die Eisenbahngleise gesetzt<br />
Foto: Knoll<br />
58 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Wasserstraßen | Häfen<br />
traglich untersetzt sind und für Ansiedler<br />
als vergeben gelten. Drei grüne Flächen<br />
von insgesamt 44 000 m² sind noch frei.<br />
Eine rote Fläche von 14 000 m² ist für einen<br />
Kunden reserviert, mit dem der Hafen<br />
noch verhandelt.<br />
Niederländischer Großinvestor<br />
Im Mai dieses Jahres waren niederländische<br />
Unternehmer zu Gast in Königs<br />
Wusterhausen. Mit der Ansiedlung ihres<br />
innovativen Projekts zur Verladung von<br />
Sattelaufliegern auf die Bahn, sogenannte<br />
Multiflex-Waggons, wird das Kapitel des<br />
Umschlags der Rohbraunkohle im Hafen<br />
von Königs Wusterhausen endgültig<br />
abgeschlossen. Insgesamt mussten dafür<br />
55.000 m² Industrieflächen im Südhafen<br />
seit letztem Jahr neu strukturiert werden.<br />
Mit der jetzigen Ansiedlung werden die<br />
noch verbliebenen 30.000 m² komplett einer<br />
neuen Nutzung zugeführt, wie es in<br />
einer offiziellen Verlautbarung der Stadtverwaltung<br />
hieß.<br />
Geplant sei, dass in den nächsten drei<br />
Jahren ein zukunftsorientiertes Eisenbahnterminal<br />
als das erste seiner Art in<br />
Deutschland entstehen werde. Die Gesamtinvestitionssumme<br />
belaufe sich<br />
auf zirka 16 Mio. € hieß es. 15 Arbeitsplätze<br />
sollen dadurch entstehen. Das Eisenbahnbundesamt<br />
begrüßt das Vorhaben<br />
als aktiven Beitrag zur Entlastung<br />
der Autobahnen und unterstützt das<br />
Projekt mit Fördermitteln aus dem Programm<br />
»Kombinierter Verkehr« mit etwa<br />
10 Mio. €. »Wir sind dem Bund zu großem<br />
Dank verpflichtet. Aus eigener Kraft<br />
hätten wir die Umstrukturierung dieses<br />
Hafenabschnittes nicht umsetzen können«,<br />
kommentierte Bürgermeister Swen<br />
Ennullat die Hilfeleistung.<br />
Zielstellung sei die Abfertigung von je<br />
einem Zug pro Werktag im Hafen, der im<br />
Nachtsprung Fracht aus Holland, wie Lebensmittel<br />
oder Blumen, anliefern wird.<br />
Die verkehrliche Zusatzbelastung für die<br />
Stadt, auch in puncto Lärm, wurde im Vorfeld<br />
im Auftrag des Aufsichtsrates gutachterlich<br />
geprüft. Entsprechende Bedenken<br />
konnten ausgeräumt werden, da der Hafen<br />
über eine direkte Autobahnauffahrt zum<br />
Berliner Ring verfüge und damit die Berliner<br />
Abnehmer zügig erreiche, so Ennullat.<br />
So unterzeichneten die Investoren und<br />
der Geschäftsführer der städtischen Hafengesellschaft<br />
LUTRA, Michael Fiedler,<br />
nach monatelangen Vorbereitungen<br />
kürzlich die notwendigen Verträge. Damit<br />
machten sie den Weg zur neuen »Terminalgesellschaft<br />
Süd mbH« frei, »die ihren<br />
Sitz bei uns in Königs Wusterhausen<br />
haben wird«, ergänzt der Bürgermeister.<br />
Schwerlastumschläge steigen stark<br />
Die anderen gelb eingefärbten Flächen<br />
sind für eine Holzrecyclinganlage, einen<br />
Schwerlastbereich, einen Baustoffhändler<br />
und eine Bodenrecyclinganlage vorgesehen.<br />
Die unverwertbaren Reste der recycelten<br />
Böden werden per Schiff zu einer<br />
Sonderdeponie zur Entsorgung gebracht.<br />
Darüber hinaus wird eine 6.000 m² große<br />
Halle von einem Investor errichtet und für<br />
Dienstleistungen aller Art vermietet. Der<br />
Baustoffhändler soll etwa 200.000 t per<br />
Schiff und Bahn angeliefert bekommen.<br />
Im Schwerlastbereich, so Fiedler, habe<br />
sich innerhalb des vergangenen Jahres<br />
eine Verdreifachung der Umschläge ergeben.<br />
So würden gegenwärtig Straßenbahnwagen<br />
für Rumänien verladen, die<br />
per Sattelauflieger vom Berliner Lieferanten<br />
zum Hafen kommen, 25 t wiegen, wofür<br />
der neue Schwerlastkran ausgelegt ist,<br />
der die Straßenbahnwagen verlädt. Turbinenhäuser<br />
von Siemens mit Gewichten<br />
von 115 t werden ebenfalls über den Hafen<br />
umgeschlagen, gleiches gilt für Teile<br />
von Windkraftanlagen.<br />
Arbeitskräfte werden benötigt<br />
»Als die Kohle voriges Jahr früher als vorausgesagt<br />
wegfiel, mussten wir knapp ein<br />
Drittel unseres Personals sozialverträglich<br />
freisetzen, weil keine Kohleganzzüge mehr<br />
kamen und es für die Kippen keine Verwendung<br />
mehr gab. Jetzt suchen wir wieder<br />
händeringend neues Personal, aber der<br />
Arbeitsmarkt gibt wenig her«, sagt Fiedler,<br />
der noch einen Punkt anspricht, der ihm<br />
seit Jahren auf der Seele liegt: Der Zulauf<br />
zu seinem Hafen aus und in Richtung Westen<br />
erfolge überwiegend über den Teltowkanal,<br />
dessen Schleuse Kleinmachnow zu<br />
häufig wegen Reparaturen ausfalle. Die<br />
Schiffer großer Einheiten würden in den<br />
Sommermonaten ungern durch Berlin fahren,<br />
wenn die Schleuse Kleinmachnow gesperrt<br />
sei, weil der Fahrgastschiffsverkehr<br />
dann eine Dichte erreiche, die das Durchfahren<br />
der Innenstadt für größere Frachtschiffe<br />
zunehmend gefährlicher mache.<br />
Eine neue und leistungsfähigere Schleuse<br />
werde immer dingender erforderlich.<br />
Und schließlich, so Fiedler, sei der Kanal<br />
ja mal zu dem Zweck gebaut worden, die<br />
Berliner Innenstadt für die Verkehre von<br />
West nach Ost und umgekehrt, südlich um<br />
die Stadt herumzulenken. Vor dem Hintergrund,<br />
dass seit geraumer Zeit darüber diskutiert<br />
werde, dass die vielen Schiffe in der<br />
Berliner Innenstadt die Luft mit Abgasen<br />
belasten, könne der Teltowkanal auch diesbezüglich<br />
eine Entlastung bewirken, nennt<br />
Fiedler einen zusätzlichen Vorteil. n<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – 6r. 7 59
Wasserstraßen | Häfen<br />
Industriehafen Roßlau droht Schließung<br />
Auf den Industriehafen Roßlau (IHR) kommt während des Ausbaus möglicherweise<br />
eine Schließung für ein gesamtes Jahr zu. Rangier- und Hafenumschlagbetrieb sollen<br />
voraussichtlich vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2019 eingestellt werden<br />
Vor rund einem Jahr wurde mit dem<br />
Ausbau des Industriehafens Roßlau<br />
begonnen. Kern des zweiten Abschnitt<br />
war die Errichtung einer Gleiszuführung<br />
zum Hafen. Nun ist jedoch<br />
eine neue Situation eingetreten, denn die<br />
Hafenbahngleise seien derart marode,<br />
dass IHR-Geschäftsführer Gunto Mörer<br />
den Ansiedlern zunächst persönlich und<br />
dann auch schriftlich mitteilen musste,<br />
dass der Hafen vermutlich zum Beginn<br />
kommenden Jahres für zwölf Monate seinen<br />
Betrieb einstellen müsse.<br />
Im Vorfeld sei den Unternehmen noch<br />
ein Weiterbetrieb der Rangierleistungen<br />
während des Hafenumbaus zugesichert<br />
worden, sagt Fred Hofmann, Betriebsleiter<br />
von Schrott Wetzel.<br />
Mehrere Unternehmen befroffen<br />
Die Roßlauer Niederlassung des Mannheimer<br />
Unternehmens zur Schrottaufbereitung<br />
ist zum Großteil auf die Schiene<br />
angewiesen. »Wenn monatlich etwa<br />
60 Waggons ausfallen, sind das im Monat<br />
120 Lkw-Ladungen zusätzlich auf der<br />
Straße«, so Schrott Wetzel über die Folgen.<br />
Der Wasserweg sei wegen häufigen<br />
Niedrigwassers zu vernachlässigen. Entscheidend<br />
seien die Waggonverladungen.<br />
Fallen diese weg, spricht Hofmann<br />
gar von einer Bedrohung der Existenz<br />
und der Gefährdung von Arbeitsplätzen.<br />
Als einzige Alternative bei einer Schließung<br />
sieht das Unternehmen Lkw-Verkehre<br />
über die Straße. Dann müssten<br />
jedoch schnellstmöglich Speditionen gesucht<br />
und Absprachen mit Lieferanten<br />
und Partnern getätigt werden, so Schrott<br />
Wetzel, das in Roßlau jährlich 6.000 t<br />
Schrott für verschiedene Stahlwerke aufbereitet.<br />
Auch der Agrarhandel Geltinger wäre<br />
bei einem Stillstand des Rangier- und<br />
Hafenumschlagbetriebs betroffen. Das<br />
Unternehmen schlägt im Hafen jährlich<br />
etwa 15.000 t Getreide, Dünger oder Sojaschrot<br />
aus 15 Ganzzügen um. Das seien<br />
10 % vom Gesamtumschlag, sagt Firmenchef<br />
Josef Geltinger. Man sei daher nicht<br />
ganz so hart betroffen wie Schrott Wetzel.<br />
Bei Niedrigwasser müssen Binnenschiffe in Roßlau ihre Fracht teilweise auf die Schiene umladen,<br />
während die Arbeit im Hafen beim Schrottumschlag in Ganzzügen weitergeht<br />
Nach seinen Angaben werden 85 % per<br />
Lkw und 5 % per Schiff umgeschlagen.<br />
Der Industriehafen selbst wäre ebenfalls<br />
ein Leidtragender einer Schließung.<br />
Die sechs Mitarbeiter sollen im kommenden<br />
Jahr in anderen Häfen des Hafenverbunds<br />
Sächsische Binnenhäfen Oberelbe<br />
(SBO) eingesetzt werden, zu dem der Hafen<br />
zählt.<br />
Stadtsprecher Carsten Sauer bekräftigte,<br />
die Entscheidung der SBO über<br />
die Stilllegung des Hafenbetriebs zu<br />
kennen und sie mitzutragen. Die technischen<br />
und betriebswirtschaftlichen<br />
Vor- und Nachteile seien abgewogen<br />
worden, hieß es.<br />
IHR-Geschäftsführer Mörer bedauerte<br />
die vermutlich unvermeidbare Maßnahme<br />
für die Ansiedler. Das Problem liege<br />
darin, dass bereits lange bekannt war,<br />
dass vor allem das Zuführungsgleis zum<br />
Hafen und die Gleise der Hafenbahn extrem<br />
verschlissen gewesen seien. Das Einhalten<br />
der Planungs- und Vergabevorgaben<br />
benötige jedoch viel Zeit. Außerdem<br />
sei das verpflichtete Planungsunternehmen<br />
dem geforderten Zeitrahmen nicht<br />
nachgekommen. Dies habe zu derartigen<br />
Verzögerungen geführt, dass dass der Hafen<br />
ein neues Planungsunternehmen habe<br />
verpflichten müssen, berichtet Mörer.<br />
Im Hafen steht der dritte Bauabschnitt<br />
bei der Modernisierung der Infrastruktur<br />
bevor. Dieser beinhaltet den Ersatzneubau<br />
der Kaimauer, den Neubau zweier<br />
Gleise und einer Gleiswaage. Darüber<br />
hinaus steht die Erneuerung des Gleisbogens<br />
in einer Kurve bei dem oben erwähnten<br />
Agrarhändler an sowie die Verlängerung<br />
der Kranbahn.<br />
Der Verschleißgrad der Gleise sei derart<br />
fortgeschritten, dass ein Weiterbetrieb<br />
aus Sicherheitsgründen nicht mehr<br />
vertretbar sei, so Mörer. Deshalb seien<br />
Stadt, Planer und der Hafen zu der Überzeugung<br />
gekommen, schnell komplette<br />
Baufreiheit zu schaffen, um den dritten<br />
Abschnitt in einem Jahr fertigzustellen.<br />
Bei einem frühreren Abschluss der Arbeiten<br />
könne auch der Hafen entsprechend<br />
früher wieder in Betrieb gehen,<br />
bekräftigt der IHR-Chef.<br />
Das Vorhaben kostet die Stadt Dessau-<br />
Roßlau den Angaben zufolge 10,5 Mio. €,<br />
es gilt als größtes Infrastrukturprojekt<br />
der Region. <br />
ck<br />
Foto: Knoll<br />
60 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Wasserstraßen | Häfen<br />
Die Elbe – wichtig für das Hinterland<br />
Die Umschlagmengen im Containerverkehr und bei Schwerlasten in den Sächsischen<br />
Binnenhäfen Oberelbe (SBO) nehmen stetig zu. Ein Grund ist der Handel mit dem<br />
Hamburger Hafen. Ein Problem sind jedoch weiterhin häufige Niedrigwassersituationen<br />
Von Christian Knoll<br />
Der Leiter der Repräsentanz der Hafen<br />
Hamburg Marketing (HHM),<br />
Stefan Kunze, begrüßte bei einer von SBO<br />
und HHM ausgerichteten Kundenfahrt in<br />
Dresden über 100 Gäste aus Verkehrspolitik,<br />
Logistikunternehmen, der maritimen<br />
und verladenden Wirtschaft. Er gab<br />
einen Überblick über die Ergebnisse des<br />
Elbschifffahrtstages (EST) in Wittenberge,<br />
der im Mai stattgefunden hatte. »Genau<br />
am heutigen Tag«, so Kunze, »hat die<br />
Elbe bereits extremes Niedrigwasser mit<br />
zeitweiligen Schifffahrtseinstellungen.«<br />
Aufgrund solcher Situationen hätten die<br />
Teilnehmer des EST im Auftrag von sieben<br />
mit der Elbe-Allianz verbündeten<br />
Vereinen und Verbänden in einer Resolution<br />
an die deutsche Verkehrspolitik die<br />
dringende Ertüchtigung des Schifffahrtsweges<br />
Elbe gefordert. Hauptforderungen<br />
seien die Ertüchtigung der sogenannten<br />
Reststrecke zwischen Dömitz und Hitzacker<br />
mit dem Beginn von Voruntersuchungen<br />
zu Möglichkeiten der Sanierung<br />
der Reststrecke unter weitgehender Beseitigung<br />
von Geschiebe bei gleichzeitigen<br />
ökologischen Kompensationen. Die<br />
Planungen und deren zügige Umsetzung<br />
für die Erosionsstrecken in den Bereichen<br />
Klöden und Coswig/Anhalt und angrenzenden<br />
Strecken seien fortzusetzen.<br />
Kunze gab auch bekannt, dass der Elbschifffahrtstag<br />
die Festlegungen des BVWP<br />
2030 zum Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals<br />
und einer neuen Schleuse am Elbe-Seitenkanal<br />
bei Lüneburg begrüßt habe.<br />
SBO-Geschäftsführer Heiko Loroff<br />
pflichtete ihm bei. »Die sechs Häfen der<br />
SBO leisten eine hervorragende Arbeit.<br />
Doch viele Güter, die prädestiniert für<br />
die Binnenschifffahrt wären, müssten mit<br />
der Bahn gefahren werden.« Dabei konnten<br />
die Leistungen im Containerdienst<br />
gesteigert und die Schwerlastumschläge<br />
am neuen Schwerlastkran in Dresden<br />
von 2016 zu 2017 verdoppelt werden. Die<br />
SBO schreiben schwarze Zahlen. Aber die<br />
Leistungen der Binnenschifffahrt können<br />
bei den derzeitigen Niedrigwasserverhältnissen<br />
nicht verbessert werden. Deshalb<br />
müsse das Gesamtkonzept Elbe dringend<br />
umgesetzt werden.<br />
HHM-Vorstandsmitglied Ingo Egloff<br />
hob die gute Zusammengehörigkeit im<br />
gesamten Elbstromgebiet hervor, denn<br />
»ein Seehafen ohne Hinterlandanbindung,<br />
sei es über den Fluss, die Bahn<br />
oder den Lkw ist gar nichts.« Deshalb sei<br />
Hamburg froh, über gute Hinterlandanbindungen<br />
zu verfügen.<br />
»Einerseits«, stellte Egloff heraus,<br />
»sind wir als Eisenbahnhafen die<br />
Nr. 1 in Europa und froh über<br />
unsere 1.300 Zugverbindungen,<br />
die wöchentlich real<br />
operiert werden. Andererseits<br />
setzen wir uns<br />
seit vielen Jahren dafür<br />
ein, die Elbe schiffbarer<br />
zu machen.«<br />
Dabei spiele natürlich das Elbstromgebiet<br />
eine große Rolle. 75% des Containerverkehrs<br />
seien in Richtung Sachsen<br />
auf Bahn und Binnenschiff unterwegs,<br />
so Egloff. Aber insbesondere für Massengüter<br />
wie Mineralstoffe, Futtermittel<br />
und Agrarprodukte und besonders für<br />
schwere Stückgüter spiele die Elbe eine<br />
große Rolle. »Hier gilt es, die Infrastruktur<br />
nicht nur zu erhalten sondern auszubauen<br />
und für bessere Fahrwasserverhältnisse<br />
zu sorgen.« Hamburg begrüße<br />
es außerordentlich, dass die acht Vereine<br />
und Verbände die gemeinsame Erklärung<br />
des Elbschifffahrtstages zur Ertüchtigung<br />
der Wasserstraßen im Elbe-Oder-Stromgebiet<br />
beschlossen hätten.<br />
»Bei der Wasserstraße haben wir uns<br />
nachhaltig für den Bau des neuen Schiffshebewerkes<br />
Scharnebeck eingesetzt, sind<br />
dem Bündnis für den Elbe-Seitenkanal<br />
beigetreten und haben mit anderen dafür<br />
gesorgt, dass die Maßnahme nicht auf<br />
den Sankt-Nimmerleinstag verschob en<br />
wird. Wir brauchen beides – den Elbeseitenkanal<br />
und die Schiffbarkeit der Elbe«,<br />
machte Egloff deutlich.<br />
Der Beifall der Teilnehmer bestätigte<br />
den Inhalt der drei Ausführenden mit<br />
den Forderungen nach schnellem Umsatz<br />
des Gesamtkonzeptes Elbe. Anschließend<br />
ging es an Bord der »Bastei« der Personenschifffahrt<br />
Oberelbe Pirna, auf dem<br />
noch eifrig weiter diskutiert wurde. n<br />
<br />
Unterwegs etwa auf der Höhe von Dresden Laubegast<br />
begegnet die »Bastei« einem Bagger des WSA Dresden<br />
beim Geschiebemanagement im Niedrigwasserbereich<br />
Foto: Knoll<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – 6r. 7 61
Wasserstraßen | Häfen<br />
Wird der Osten abgehängt?<br />
Die Binnenschifffahrt gilt als einer der umweltfreundlichsten Verkehrsträger, doch fahren<br />
noch viele ältere Einheiten auf den Flüssen. Dies und die Beutung der östlichen Landesteile<br />
wurden auf dem 22. Internationalen Oder/Havel-Colloquium in Potsdam diskutiert<br />
Von Christian Knoll<br />
Wolfram Obermann von Wagner<br />
und Herbst Consulting forderte<br />
eine Modernisierung der Binnenschiffsflotte.<br />
Dies scheitere derzeit an den finanziellen<br />
Mitteln der Partikuliere und<br />
Reedereien und an fehlenden Anreizprogrammen<br />
der Bundesregierung, kritisierte<br />
er. Der Anteil der Binnenschifffahrt<br />
an den Gesamttransportleistungen<br />
weise eine sinkende Tendenz auf.<br />
Przemyslaw Zukowski vom Maritimen<br />
Ministerium in Warschau erläuterte die<br />
Vorhaben der polnischen Regierung über<br />
die Ertüchtigung und Ausbau der Wasserstraßen<br />
in Polen. Diese habe sehr hohe<br />
Ziele und sei sehr entschlossen, anders als<br />
ihre Vorgängerregierungen, diese konsequent<br />
zu verfolgen. In Polen habe man<br />
begriffen, dass, nachdem 40 Jahre nichts<br />
passiert sei, man nun ohne den Ausbau<br />
der Wasserstraßen den zu erwartenden<br />
Verkehr nicht mehr bewältigen werden<br />
werde. Es solle daher mit<br />
dem Ausbau der Oder<br />
für die Wasserstraßenklasse<br />
IV<br />
begonnen<br />
werden.<br />
Das Motorschiff »Island« auf dem Oder-Havel-Kanal.<br />
An dieser Stelle war der Ausbau in Richtung Eberswalde eingestellt<br />
worden. Nun soll er demnächst wieder aufgenommen werden<br />
Die EU habe sehr große Förderzusagen<br />
gemacht, so Zukowski.<br />
Ron Gerlach als Vertreter der Stena<br />
Line Rostock, stellte vor, wie sein Unternehmen<br />
die Modernisierung der Flotte<br />
auf umweltverträgliche Antriebe verfolge.<br />
Schließlich habe man nun auch im Ostseeraum<br />
verstanden, dass auch die Tourismus-<br />
und Fährschifffahrt die Pflicht habe,<br />
die Klimaschutzziele mit zu tragen.<br />
Gerd Holbach, TU Berlin, informierte<br />
über den Stand der Entwicklung des<br />
Hybrid-Schubbootes »Elektra«, welches<br />
in Zusammenarbeit mit der BEHALA<br />
gebaut werden soll (siehe auch <strong>BS</strong>6/18,<br />
Seite 19). Christian Masilge, Leiter der<br />
Schiffsbau-Versuchsanstalt Potsdam,<br />
sprach über die Entwicklung moderner<br />
Schiffsmotoren. Eigentlich sei man nicht<br />
so weit, wie es die Gesetze ab 2020 verlangen.<br />
Man wolle zwar viel für den Umweltschutz<br />
tun, aber die technischen Voraussetzungen<br />
hinkten weit hinterher.<br />
LUTRA-Geschäftsführer Michael Fiedler<br />
erläuterte am Beispiel des Hafens Königs<br />
Wusterhausen welche Auswirkungen<br />
Umweltanforderungen an seinen Hafen<br />
stellen. Es würden Kosten veranschlagt,<br />
die in der Realisierung nicht einzuhalten<br />
seien, weil die Parameter nach oben verändert<br />
würden. Kostensteigerungen bis<br />
zum 10-fachen wären in Königs Wusterhausen<br />
die Realität. Dies betreffe<br />
besonders die Ausgaben<br />
für Ausgleichsmaßnahmen,<br />
welche die Häfen allein<br />
nicht tragen könnten.<br />
Wirtschaftlichkeit ist entscheidend<br />
In einer Podiumsdiskussion wurde die<br />
Frage diskutiert, welchen Stellenwert die<br />
Binnenschifffahrt für die verladende Wirtschaft<br />
hat und zukünftig haben wird. Felix<br />
Lösch von der Firma Leipa aus Schwedt<br />
und Detlef Wruck, der Berliner Vertreter<br />
der Hamburger Logistik-Firma Zippel, betonten,<br />
dass die Branche zum Portfolio der<br />
verladenden Wirtschaft und der Spediteure<br />
gehört. Das entscheidende Kriterium sei<br />
letztendlich die Wirtschaftlichkeit. Beide<br />
wiesen darauf hin, dass ein wirtschaftlicher<br />
Betrieb der Binnenschifffahrt nur<br />
dann gegeben sei, wenn die infrastrukturellen<br />
Voraussetzungen zur Verfügung<br />
stünden. Dies sei bisher für das ostdeutsche<br />
Fahrtgebiet immer noch nicht gegeben.<br />
Denn gerade im Oder-Havel-Bereich<br />
rund um Berlin und in Brandenburg bestehe<br />
dringender Bedarf, die Infrastruktur<br />
der Wasserstraßen anzupassen.<br />
Gerhard Ostwald, Vorsitzender des<br />
Oder/Havel-Vereins (OHV), befand,<br />
dass das 22. Oder/Havel-Colloquium<br />
eine gute, mit vielen vorteilhaftigen inhaltlichen<br />
Aussagen und Vorträgen gestaltete<br />
Veranstaltung gewesen sei. Leider<br />
waren zu wenige Akteure der exekutiven<br />
Verkehrspolitik anwesend, was auch sein<br />
Stellvertreter Horst Linde kritisierte.<br />
Die Inhalte der Veranstaltung sind auf<br />
der Internetseite des Vereins abrufbar.n<br />
Foto: Knoll<br />
62 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Wasserstraßen | Häfen<br />
Westerman verdoppelt Kapazität in Hasselt<br />
Das Logistikunternehmen Westerman Multimodal Logistics aus Hasselt in den<br />
Niederlanden hat einen 45 t Containerportalkran von Teichmann Krane erhalten.<br />
Dadurch erhöht sich die Kapazität des Inlandterminals um 100%<br />
Der gebrauchte, modernisierte und<br />
kundenspezifisch umgebaute Containerportalkran<br />
in Stahlrohrkonstruktion<br />
wurde zunächst an seinem bisherigen<br />
Standort in Niederhassli bei<br />
Zürich demontiert, wo auch der Stahlbau<br />
des Containerkrans direkt komplett<br />
überholt wurde. Darüber hinaus<br />
erhielt die Umschlageinrichtung einen<br />
neuen Anstrich. Im Anschluss daran<br />
wurde die 85 m lange Kranbrücke<br />
per Binnenschiff und Lkw zu seinem<br />
Bestimmungsort ins niederländische<br />
Hasselt transportiert. Dort, nördlich<br />
von Zwolle, hat das Logistikunternehmen<br />
Westerman seinen Sitz.<br />
Alle mechanischen Teile des Kranes<br />
wurden währenddessen nach Essen<br />
zum Standort von Teichmann gebracht<br />
und vor Ort überholt. Alle Kranantriebe<br />
sowie Hubgetriebe wurden generalüberholt<br />
sowie neue Katzantriebe und<br />
Hubmotoren eingebaut. Um die Spannweite<br />
des vorhandenen Kranes auf 50 m<br />
zu verlängern wurde in Essen ein etwa<br />
10 m langes Brückenstück neu gefertigt,<br />
was dann vor Ort in Hasselt mit den<br />
bereits überholten Brückenteilen verschweißt<br />
worden ist.<br />
Nachdem alle überholten Komponenten<br />
des Kranes nach Hasselt transportiert<br />
worden waren, begann die Montage<br />
und Inbetriebnahme des Kranes, die<br />
rund drei Wochen dauerte.<br />
Nach Angaben von Teichmann ist der<br />
Kran mit der neuesten SPS-Technik ausgestattet<br />
und hat zudem eine mitfahrende<br />
Kabinensteuerung sowie einen VDL-<br />
Spreader für die Aufnahme von 20-,<br />
40- und 45-Fuß-Containern. Unter dem<br />
Spreader habe der Kran eine Traglast von<br />
32 t, unter den Seilen könne er bis zu 45 t<br />
heben.<br />
Von der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit<br />
war Tim van der Roest,<br />
Geschäftsführer des Terminals in Hasselt<br />
sehr begeistert: »Die Zusammenarbeit<br />
mit Teichmann Krane war offen, effektiv,<br />
professionell und angenehm. Die<br />
Mitarbeiter sowie die Projekt- und Geschäftsleitung<br />
von Teichmann haben das<br />
Projekt von Anfang bis Ende sehr gut<br />
begleitet.« Auch bei zwischenzeitlichen<br />
Planänderungen seien sie sehr flexibel<br />
gewesen und dies sei gerade in einer dynamischen<br />
Umgebung wie Logistik, sehr<br />
willkommen, unterstrich van der Roest.<br />
Mit dem neuen Kran erwartet der Terminalbetreiber<br />
Westerman Multimodal<br />
Logistics eine Verdopplung der Kapazitäten<br />
auf bis zu 80.000 TEU jährlich. Außerdem<br />
erhöht sich dadurch die Lagerkapazität<br />
am Standort Hasselt von momentan<br />
1.800 Containern, die gleichzeitig gelagert<br />
werden können, auf rund 3.000 Boxen.<br />
»Mit dem neuen Kran sind wir jetzt<br />
bestens gerüstet für die Zukunft und<br />
können unsere Container umweltschonender<br />
per Schiff transportieren«, sagt<br />
der Terminalchef. Die Zahl der wöchentlichen<br />
Schiffsabfahrten wolle man<br />
langfristig von momentan vier auf bis zu<br />
zwölf steigern. »Der neue Kran hilft uns<br />
dabei«, betont van der Roest, der darauf<br />
hinweist, das einzige Inlandterminal in<br />
Hassel zu betreiben. Besonders in dieser<br />
Region gebe es viel Industrie u.a. Automobil-<br />
und Teppichwerke mit weltweitem<br />
Import- und Export Volumen. Ohne den<br />
neuen Kran wäre man früher oder später<br />
an die Kapazitätsgrenzen gestoßen,<br />
sagt der Manager. Ohne den neuen Kran<br />
hätte es in der Industrie steigende Lkw-<br />
Transporte gegeben, was höhere Kosten<br />
und negative Auswirkungen auf die Umwelt<br />
gehabt hätte – nicht zuletzt durch einen<br />
stärkeren CO2-Austoß.RD<br />
Mit dem neue Portalkran<br />
will Westermann mehr<br />
Boxen umschlagen<br />
Foto: Tecihmann Krane<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – 6r. 7 63
HTG Kongress 2019<br />
11.–13.09.2019 in Lübeck<br />
Veranstaltungsübersicht <strong>2018</strong><br />
16.<strong>07</strong>. Junge HTG Working Group<br />
Hamburg<br />
16.08. Exkursion Junge HTG,<br />
Brunsbüttel<br />
06.09. Workshop<br />
FA Hafen planung u. Logistik<br />
Bremen<br />
18.09. Forum HTG<br />
Hamburg<br />
17.10. Workshop BIM in Hamburg<br />
24.10. Junge HTG Working Group<br />
Hamburg<br />
24.10. Workshop Korrosionsschutz<br />
Hamburg<br />
08.11. Kaimauer-Workshop<br />
Hamburg<br />
29.11. 7. Workshop Junge HTG<br />
Hannover<br />
Weitere interessante Veranstaltungen<br />
(wie z.B. PIANC, BfG, BAW etc.) welche die<br />
Aufgabenfelder der HTG berühren, finden Sie<br />
auf unserer Internetseite unter<br />
www.htg-online.de/Veranstaltungen<br />
i<br />
HTG Workshop<br />
06. 09. <strong>2018</strong><br />
HTG Workshop am 06.09.<strong>2018</strong><br />
Thema: »Chinesische One Belt – One Road<br />
Strategie«<br />
Industrie-Club e.V., Am Markt 1,<br />
28195 Bremen<br />
Der diesjährige Workshop des Fachausschusses<br />
Hafenplanung und Logistik<br />
befasst sich mit der chinesischen One Belt<br />
– One Road Strategie.<br />
Welche Bedeutung hat die »neue Seidenstraße«<br />
für die deutsche Hafenlogistik<br />
und den trimodalen Umschlag in den<br />
deutschen Häfen, an Nord- und Ostsee,<br />
Elbe, Weser und Rhein?<br />
Diese und weitere Fragestellungen sollen<br />
aus verschiedenen Sichtweisen, zusammen<br />
mit Vortragenden aus Wirtschaft<br />
und Wissenschaft, erörtert werden.<br />
Weitere Infos und Anmeldung unter<br />
www.htg-online.de/veranstaltungen/<br />
Es sind noch Plätze frei – wir freuen<br />
uns auf Ihre Teilnahme!<br />
HTG Workshop<br />
17. 10. <strong>2018</strong><br />
HTG Workshop am 17.10.<strong>2018</strong> in Hamburg<br />
»BIM – Vom Einzelkämpfer zum Mannschaftssport«<br />
Building Information Modeling (BIM)<br />
hat mittlerweile Einzug in die Praxis<br />
gehalten. Deutlich wird, dass BIM<br />
die Planung, den Bau und Betrieb von<br />
Gebäuden und Infrastrukturobjekten<br />
grundlegend verändert. Die erfolgreiche<br />
Marktimplementierung in Deutschland<br />
erfordert eine neue objektorientierte<br />
Arbeits-, Denk- und Kommunikationsweise.<br />
Wie ist der gegenwärtige Stand im<br />
Wasserbau?<br />
Der HTG Fachausschuss Consulting<br />
(FAC) hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt.<br />
Zielstellung des Workshops<br />
ist, über konkrete Projekterfahrungen zu<br />
berichten, Probleme und Lösungsansätze<br />
aufzuzeigen sowie über Themen wie<br />
Schnittstellen, Zusammenarbeit und Vereinheitlichung<br />
zu diskutieren.<br />
Merken Sie sich schon jetzt diesen Termin<br />
vor. Wir informieren Sie zu gegebener<br />
Zeit über weitere Einzelheiten in der<br />
kommenden Ausgabe sowie auf unserer<br />
Homepage unter www.htg-online.de/<br />
Veranstaltungen.<br />
Anmeldemodalitäten<br />
Die angegebenen Preise gelten bei Onlineanmeldung. Bei schriftlicher Anmeldung über die HTG-Geschäftsstelle wird eine<br />
Bearbeitungsgebühr von 10,00 € berechnet. Jede Anmeldung gilt als verbindlich. Schriftliche Abmeldungen sind kostenfrei möglich<br />
bis zum Datum des Anmeldeschlusses. Danach wird die Gebühr vollständig fällig. Jeder Teilnehmer erhält nach Anmeldung<br />
eine Rechnung die gleichzeitig Anmeldebestätigung ist. Zahlungsfrist und Bankverbindung entnehmen Sie Ihrer Rechnung.<br />
Bitte melden Sie sich rechtzeitig an. Bei Erreichen der maximalen Teilnehmerzahl schließt das Anmeldeportal automatisch. Für<br />
HTG-Jungmitglieder kann eine Förderung aus dem Spendenfonds Goedhart erfolgen. Das Antragsformular kann über die HTG-<br />
Geschäftsstelle angefordert werden. Bettina Blaume, Ansprechpartnerin, Telefon: 040/428 47-21 78, E-Mail: service@htg-online.de<br />
64 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Konferenz »Dialog zur<br />
Beschleunigung von<br />
großen Bauprojekten«<br />
Am 19. September <strong>2018</strong> findet in Berlin<br />
im Bundesministerium für Verkehr<br />
und digitale Infrastruktur die Konferenz<br />
»Dialog zur Beschleunigung von großen<br />
Bauprojekten« statt.<br />
Zentrale Fragestellung dieser Veranstaltung<br />
ist, wie die Leistungsfähigkeit,<br />
Sicherheit und Zuverlässigkeit der Wasserstraßeninfrastruktur<br />
der nächsten<br />
Jahrzehnte gewährleistet werden kann und<br />
wie die hierfür erforderlichen Bauprojekte<br />
schneller umsetzt werden können.<br />
Durch den Dialog mit allen an Planung<br />
und Bau Beteiligten sollen Rollen<br />
verstanden, Transparenz gestärkt und<br />
Veränderungspotenziale ausgelotet werden.<br />
Des Weiteren soll der Austausch<br />
über bewährte und neue Vorgehensweisen<br />
unterstützt werden, um so eine produktive<br />
und konstruktive Zusammenarbeit<br />
zu fördern.<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Frau Carolin Moritz<br />
Bundesministerium für Verkehr und<br />
digitale Infrastruktur<br />
Tel.: 0228 / 99-300-4229<br />
E-Mail: Ref-WS12@bmvi.bund.de<br />
HTG Workshop Korrosionsschutz am 24.10.<strong>2018</strong><br />
Junge HTG Working Group –<br />
Sommertreffen am 16.<strong>07</strong>.<strong>2018</strong> in Hamburg<br />
Das kommende Gruppentreffen findet<br />
am Montag, den 16. Juli <strong>2018</strong> um 18 Uhr,<br />
in den Räumen der Firma Ramboll,<br />
Stadtdeich 7, 20097 Hamburg, statt.<br />
Für alle, die anschließend Lust und Zeit<br />
haben, ist in einem nahegelegenes Restaurant<br />
(Selbstzahler) ein Abschluss zum<br />
Klönschnack geplant.<br />
Der Fachausschuss für Korrosionsfragen<br />
(FA KOR) der HTG führt auch in diesem<br />
Jahr in Hamburg wieder seinen Workshop<br />
zur Korrosion und zum Korrosionsschutz<br />
von Meerwasserbauwerken fort.<br />
Es werden Möglichkeiten zur Nachrüstung<br />
(retrofit) von kathodischen Korrosionsschutzanlagen<br />
an Stahlwasserbau-<br />
und Offshore-Windenergieanlagen<br />
vorgestellt sowie Möglichkeiten der Reparatur<br />
von Korrosionsschutzbeschichtungen<br />
aufgezeigt. Die derzeit als innovative<br />
Korrosionsschutzsysteme für den<br />
Unterwasserbereich propagierten Metallüberzüge<br />
werden bezüglich ihrer technischen<br />
Leistungsfähigkeit bewertet. Was<br />
die ZTV-ING <strong>2018</strong> an Änderungen und<br />
Neuerungen mit sich bringt, wird ebenfalls<br />
aufgezeigt. Die vom Korrosionsschutz<br />
her schwierig beherrschbaren<br />
Krananlagen für Stahlwasserbauwerke<br />
sind ein weiteres Thema des Workshops.<br />
Trifft man im Stahlwasserbau auf Altanlagen<br />
und bedürfen diese einer Teiloder<br />
gar Vollerneuerung, kommt der<br />
Betreiber und Unternehmer um eine<br />
sachgerechte und umweltgerechte Entschichtung<br />
nicht herum. Eine praxisnahe<br />
Vorgehensweise wird von einem Experten<br />
auf diesem Gebiet vorgetragen.<br />
Ausführung von Beschichtungen gemäß<br />
Blatt 87 anhand von praktischen Beispielen<br />
sollen den Teilnehmern in einem weiteren<br />
Vortrag Ideen für die Praxis vermitteln.<br />
Dass Spritzmetallisierungen<br />
durchaus sehr leistungsfähig sind, welche<br />
Voraussetzungen dafür geschaffen werden<br />
müssen und an welchen Konstruktionen<br />
diese sinnvoll angewendet werden<br />
können, wird den Gästen ebenfalls vorgetragen.<br />
Eine unsachgemäße Planung sowie<br />
eine mangelhafte Ausführung des Korrosionsschutzes<br />
für Schraub- oder Bolzenverbindungen<br />
können schon nach<br />
kurzer Betriebszeit die Instandhaltungskosten<br />
erheblich in die Höhe treiben, daher<br />
widmet sich ein Vortrag allein diesem<br />
Thema. Ein weiteres Kostenthema<br />
sind die sogenannten »Wiederkehrenden<br />
Prüfungen« (WKP) an Stahlwasserbauwerken,<br />
für die speziell im Korrosionsschutzbereich<br />
kostenreduzierende Vorgehensweisen<br />
vorgestellt werden. Aus<br />
dem breiten Erfahrungsschatz seines<br />
jahrzehntelangen Wirkens möchten der<br />
FA KOR und seine Gastreferenten fachlich<br />
basierte und umfassende Beiträge<br />
für Planer, Hersteller und Betreiber von<br />
Windenergieanlagen, wie auch für Stahlwasserbauwerke<br />
des küstennahen Wasserbaus<br />
liefern.<br />
Über das ausführliche Programm informieren<br />
wir Sie in der kommenden<br />
Ausgabe sowie auf unserer Homepage unter<br />
www.htg-online.de/Veranstaltungen<br />
Die Arbeitsgruppen freuen sich auf<br />
weitere neue Gesichter und Perspektiven!<br />
Schauen Sie doch einfach vorbei!<br />
Wenn Sie dabei sein wollten, erhalten<br />
Sie nähere Informationen und Kontakte<br />
unter JungeHTG@htg-online.de oder<br />
im Forum der XING-Gruppe JungeHTG.<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 65
7. Workshop der Jungen HTG »In unbekannten Gewässern«<br />
Die Vernetzung junger Nachwuchsmitglieder<br />
mit erfahrenen Mitgliedern aktiv<br />
zu unterstützen, ist eines der wichtigsten<br />
Ziele der Jungen HTG. Der Workshop<br />
soll allen Teilnehmern einen Austausch<br />
zwischen Nachwuchsingenieuren, Firmen,<br />
Ingenieurbüros, Wissenschaft und<br />
öffentlichen Verwaltungen bieten und die<br />
Gelegenheit geben, Kontakte zu knüpfen.<br />
Der interessante Mix aus jüngeren und<br />
erfahrenen Vortragenden zum Thema<br />
»In unbekannten Gewässern«, soll zudem<br />
den fachlichen Austausch fördern.<br />
Der Workshop wird sich aus folgenden<br />
Blöcken zusammensetzen:<br />
1. Podiumsdiskussion<br />
Klar zum Ablegen<br />
Im ersten Themenblock werden Jungingenieure<br />
aus den Bereichen Planung, Verwaltung,<br />
Hochschule und Bauindustrie<br />
von ihrem Einstieg in den Beruf berichten<br />
und darstellen, warum sie den eingeschlagenen<br />
Weg gewählt haben. Dabei<br />
sollen auf dem Podium und gerne auch<br />
im Publikum, Wünsche und Anforderungen<br />
an den Beruf diskutiert werden.<br />
Die Diskussion wird durch Herrn Dipl.-<br />
Ing. Johannes Herbort (Geschäftsführender<br />
Gesellschafter für das Geschäftsfeld<br />
»Ingenieurwasserbau und Spezialtiefbau«<br />
der grbv Ingenieure im Bauwesen<br />
GmbH & Co. KG) moderiert. Außerdem<br />
wird der Preis der Stiftung Küstenschutz<br />
innerhalb des ersten Blockes verliehen.<br />
2. Postersession<br />
Leinen los<br />
Im zweiten Themenblock werden Ihnen<br />
im Rahmen einer Postersession sieben<br />
verschiedene Stände zur Auswahl stehen.<br />
An den Ständen erwarten Sie kurzweilige<br />
Vorträge von Jungingenieuren, die ihre<br />
Aufgaben und Erfahrungen innerhalb einer<br />
ihrer ersten großen Projekte aus dem<br />
Hafenbau, Wasserbau oder Küstenwasserbau<br />
vorstellen werden. Die Postersession<br />
wird durch einen einleitenden Vortrag<br />
mit dem Titel »Das Studium als Hilfsmittel<br />
zur Erkundung unbekannter Gewässer«<br />
durch Herrn Prof. Dr.-Ing. Arndt<br />
Hildebrandt (Ludwig-Franzius-Institut<br />
für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen,<br />
Leibniz Universität Hannover)<br />
eröffnet.<br />
3. Vortragsblock<br />
Manövrieren auf offener See<br />
Im dritten Themenblock werden Ihnen<br />
ein Vortrag von Georg Zinßer (Projektleiter<br />
Wasserbau, Ramboll GmbH) über<br />
seinen persönlichen Werdegang und<br />
eine Podiumsdiskussion zum Thema Bewerbung<br />
interessante Einblicke in das<br />
»Abenteuer Karriere« geben. Der Vortragende<br />
schildert seinen persönlichen<br />
Werdegang während der ersten Berufsjahre<br />
bis zur Position des Projektleiters<br />
Wasserbau einschließlich seiner Erfahrungen<br />
aus Bewerbungsgesprächen und<br />
Gesprächen mit Vorgesetzten. Die abschließende<br />
Podiumsdiskussion mit berufserfahrenen<br />
Ingenieuren setzt sich mit<br />
dem richtigen Verhalten in Vorstellungsgesprächen<br />
sowie Gehaltsverhandlungen,<br />
Tipps für die Bewerbung und Konzepten<br />
von Unternehmen zur Integration und<br />
Ausbildung junger Ingenieure auseinander.<br />
Durch die Diskussionsrunde moderiert<br />
Herr Dipl.-Ing. Frederik Treuel<br />
(Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie).<br />
Fachbesichtigung<br />
Am Vortag (Mittwoch, den 28.11.<strong>2018</strong>,<br />
ab ca. 14 Uhr) findet eine Fachbesichtigung<br />
der Versuchsanlagen Marienwerder<br />
des Ludwig-Franzius-Instituts für<br />
Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen<br />
statt. Dort wird unter anderem<br />
der große Wellenkanal besichtigt und es<br />
werden Versuche u.a. aus dem Fachgebiet<br />
der Strömungs- und Wellentheorie<br />
gezeigt.<br />
Begrüßungsabend<br />
Im Anschluss an die Fachbesichtigung<br />
wird es einen Begrüßungsabend geben.<br />
Sie haben dort wie immer die Möglichkeit,<br />
mit werdenden und jungen Ingenieuren<br />
in Kontakt zu kommen und Erfahrung<br />
mit frischen Ideen zu spiegeln.<br />
Der Begrüßungsabend findet im »Ernst-<br />
August-Brauhaus« in der Altstadt auf<br />
Selbstzahler-Basis statt. Bitte vermerken<br />
Sie Ihre Teilnahme bei der Anmeldung.<br />
Geschäftsstelle: Neuer Wandrahm 4, 20457 Hamburg, www.htg-online.de Vorsitzender: Reinhard Klingen, service@htg-online.de<br />
Geschäfts führung: Dipl.-Ing. oec. Michael Ströh, Tel. 040/428 47- 52 66, michael.stroeh@htg-online.de<br />
Schriftleitung: Dr.-Ing. Manuela Oster thun, General direktion Wasser straßen u. Schifffahrt Standort Hannover, Tel. 0511/ 91 15-31 88,<br />
manuela.osterthun@wsv.bund.de Sekretariat: Bettina Blaume, Tel. 040/428 47-21 78, service@htg-online.de<br />
66 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Regelmäßig aktualisierte Informationen<br />
zum Programm sowie zu den genauen<br />
Zeiten und Orten finden Sie in<br />
den kommenden Ausgaben, im Newsletter<br />
HTG KOMPAKT sowie unter www.<br />
htg-online.de. Für Rückfragen wenden<br />
Sie sich gern auch an unser Postfach: JungeHTG@htg-online.de<br />
Anmeldung<br />
Um eine Anmeldung über das Internetportal<br />
der HTG (http://com.htg-online.de<br />
) wird bis zum 15.11.<strong>2018</strong> gebeten,<br />
bei gleichzeitiger Überweisung der<br />
entsprechenden Teilnahmegebühr<br />
auf das Sonderkonto der HTG, IBAN<br />
DE17 2001 0020 0008 0672 08 und BIC<br />
PBNKDEFFXXX unter dem Stichwort<br />
»WS JHTG <strong>2018</strong>« sowie dem Namen des<br />
Teilnehmers. Das Anmeldeportal wird<br />
demnächst freigeschaltet.<br />
Bei Erreichen der maximalen Teilnehmerzahl,<br />
spätestens am 15.11.<strong>2018</strong>,<br />
schließt das Online-Portal.<br />
Kostenbeitrag bei Online-Anmeldung:<br />
10,00 € für HTG-Jungmitglied<br />
30,00 € für Student, Nicht-Mitglied<br />
65,00 € Mitglied<br />
80,00 € Nicht-Mitglied<br />
Bei Anmeldung über die HTG-Geschäftsstelle<br />
fallen 10,00 € Bearbeitungsgebühr<br />
an.<br />
Abmeldung<br />
Abmeldungen sind bis zum 15.11.<strong>2018</strong> gegen<br />
Erstattung der Gebühr möglich. Bei<br />
späterer Abmeldung wird die Gebühr<br />
vollständig fällig.<br />
Goedhart-Förderung<br />
Für HTG-Mitglieder, die derzeit studieren<br />
oder sich anderweitig in einer Ausbildung<br />
befinden (Jungmitglieder), erfolgt<br />
eine Förderung der Teilnahme aus<br />
dem Spendenfonds Goedhart (www.htgonline.de/leistungen/foerderungen/foerderungen-juengerer-mitglieder).<br />
Die Anmeldung<br />
ist erst wirksam, wenn der HTG<br />
eine schriftliche Anmeldung über das Internetportal<br />
der HTG ein Nachweis über<br />
die Ausbildung oder die Beitrittserklärung<br />
vorliegt.<br />
Die HTG gewährt Jungmitgliedern auf<br />
Nachweis einen Zuschuss für Hotelkosten<br />
bis zu 50,00 € sowie auf Nachweis einen<br />
Zuschuss bis zu 70 % der Bahnfahrtkosten<br />
2. Klasse.<br />
7. Workshop der Jungen HTG<br />
Werden Sie<br />
Sponsor!<br />
Leistungen<br />
Paket Workshop<br />
Visualisierung Ihres Firmenlogos (in Farbe)<br />
••<br />
auf dem Einladungsflyer<br />
••<br />
auf der Workshop-Website<br />
••<br />
auf der Teilnehmerliste<br />
••<br />
auf dem Programm<br />
••<br />
auf der PowerPoint-Präsentation in den Pausen<br />
Inkl. einer Freikarte für eine Person<br />
Ihres Unternehmens<br />
verfügbare<br />
Anzahl<br />
Preise in EUR<br />
zzgl. 19 % USt<br />
10 Pakete 750 €<br />
noch<br />
5 Pakete<br />
frei!<br />
Bei Interesse lassen wir Ihnen gern ausführliche Informationen zum Sponsoring sowie zu den<br />
Veranstaltungsdetails zukommen. Zur Buchung der Pakete oder bei Rückfragen kontaktieren<br />
Sie uns bitte unter: JungeHTG@htg-online.de<br />
Weitere fortlaufend aktualisierte Informationen finden Sie auch unter: https://www.htg-online.<br />
de/junge-htg/htg-workshop/<br />
Wir würden uns freuen, Sie auf dem Workshop willkommen zu heißen und Sie bei der Kontaktaufnahme<br />
mit werdenden Ingenieurinnen und Ingenieuren unterstützen zu können.<br />
Ihre Junge HTG<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 67
HTG-Fachausschüsse und Arbeitskreise –<br />
Jahresbericht 2017, Teil 2<br />
Fachausschuss<br />
Binnenwasserstraßen und Häfen<br />
Vorsitzender:<br />
Dipl.-Ing. Michael Heinz, Abteilungsdirektor<br />
der Abteilung Umwelt, Technik,<br />
Wassertourismus, Generaldirektion<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt, Bonn.<br />
1. Zielsetzung (Aufgabenstellung)<br />
Der Fachausschuss »Binnenwasserstraßen<br />
und Häfen« arbeitet als gemeinsamer<br />
Ausschuss des Vereins für europäische<br />
Binnenschifffahrt und Wasserstraßen<br />
e. V. (VBW) und der Hafentechnischen<br />
Gesellschaft (HTG). Der Fachausschuss<br />
greift aktuelle Fragestellungen aus der<br />
Praxis ebenso auf, wie er generelle neue<br />
Entwicklungen selbst anstößt oder verfolgt.<br />
Die Ergebnisse der Arbeit des<br />
Fachausschusses werden in kurzen Jahresberichten,<br />
in Veranstaltungen, zu<br />
besonderen Themen und in Veröffentlichungen<br />
der Fachwelt und der interessierten<br />
Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Aufgaben des Fachausschusses sind:<br />
••<br />
Erfassung der Leistungsmerkmale aller<br />
Wasserstraßen und Binnenhäfen<br />
••<br />
Darstellung der Nutzungsmöglichkeiten<br />
und der Bedeutung von Wasserstraßen<br />
und Häfen für die Verkehrswirtschaft<br />
••<br />
Darstellung der volkswirtschaftlichen<br />
Bedeutung<br />
••<br />
Beschreibung der Mehrzweckfunktionen<br />
der Wasserstraßen über ihre verkehrspolitische<br />
Bedeutung hinaus für<br />
Ökologie, Wasser- und Energiewirtschaft<br />
sowie für Tourismus und Freizeit<br />
••<br />
Analyse und Vorschläge zur Behebung<br />
von Schwachstellen der Infrastruktur<br />
••<br />
Anregungen zur Weiterentwicklung<br />
der Infrastruktur von Wasserstraßen<br />
und Häfen<br />
••<br />
Anregungen zur Beschleunigung der<br />
Verkehrsabläufe<br />
••<br />
Vorschläge zur Entwicklung der Binnenwasserstraßen<br />
in ihrer Netzfunktion<br />
2. Angaben zur Arbeitsgruppe<br />
Die Mitglieder des Fachausschusses repräsentieren<br />
unterschiedliche Bereiche,<br />
z. B.:<br />
••<br />
Binnenschifffahrtsgewerbe<br />
••<br />
Verladerschaft<br />
••<br />
Verwaltung und Wissenschaft<br />
••<br />
Binnenhäfen<br />
2.1 Mitgliederveränderungen<br />
Im Berichtszeitraum wurden folgende<br />
neue Mitglieder (teilweise wieder) in den<br />
Fachausschuss berufen:<br />
••<br />
Herr Erik L. Schultz, Koninklijke BLN-<br />
Schuttevaer, Zwijndrecht (Niederlande)<br />
••<br />
Herr Martin Strack, RMD-Consult<br />
GmbH, München<br />
••<br />
Herr Gerhard Straub, Neckarhafen<br />
Plochingen GmbH, Plochingen<br />
Aus dem Fachausschuss ist im Berichtszeitraum<br />
ausgeschieden:<br />
••<br />
Herr Detlef Aster<br />
••<br />
Herr Immo Conring, GDWS Standort<br />
Magdeburg<br />
••<br />
Herr Martin van Dijk, Koninklijke<br />
BLN-Schuttevaer<br />
2.2 Kooperation mit Dritten<br />
Die Arbeit des Fachausschusses erfolgt<br />
fachbezogen, teilweise im Dialog mit<br />
anderen Fachausschüssen des VBW –<br />
insbesondere mit den Fachausschüssen<br />
»Binnenschiffe« und »Verkehrswirtschaft«.<br />
Teilweise erarbeiten fachausschussübergreifende<br />
Arbeitsgruppen<br />
Themen, Stellungnahmen oder Positionspapiere.<br />
Mit dem Bundesverband öffentlicher<br />
Binnenhäfen e. V. (BÖB) werden<br />
aktuelle technische Fragestellungen<br />
erörtert.<br />
3. Ergebnisse der Ausschussarbeit<br />
3.1 Sitzungen des Fachausschusses<br />
im Berichtszeitraum<br />
Im Jahr 2017 hat der Fachausschuss zweimal<br />
getagt:<br />
••<br />
16. März 2017 in Duisburg<br />
••<br />
18. Oktober 2017 in Basel<br />
3.2 Arbeitsergebnisse<br />
Landstrom für die<br />
Fahrgastkabinenschifffahrt<br />
Der im vergangenen Jahr vorgelegte Statusbericht<br />
der Arbeitsgruppe »Landstrom<br />
für die Fahrgast-kabinenschifffahrt«<br />
wurde finalisiert und im VBW-Magazin<br />
1/2017 veröffentlicht.<br />
Initiative »Beschleunigung<br />
von Infrastrukturvorhaben«<br />
Eine der Kernforderungen des Runden<br />
Tisches zur Beschleunigung von Infrastrukturprojekten<br />
des VBW ist die Beschleunigung<br />
von Nachtragsverfahren<br />
und Vergaben. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
hat der Runde Tisch vorgeschlagen,<br />
die Bearbeitung von Nachtrags- und<br />
Vergabeverfahren wieder stärker auf der<br />
Amtsebene anzusiedeln und Entscheidungskompetenzen<br />
wieder an die Basis<br />
zu verlagern.<br />
Bislang ist es so gewesen, dass die Wasserstraßen-<br />
und Schifffahrtsämter jeden<br />
Nachtrag zur Prüfung an die Außenstellen<br />
weiterleiten mussten, wenn die Gesamtsumme<br />
der Nachträge einen bestimmten<br />
Grenzwert erreicht hatte. Das führte dazu,<br />
dass auch Nachträge mit kaum ins Gewicht<br />
fallenden Summen aufwendig nachgeprüft<br />
werden mussten. Bauunternehmer<br />
am Runden Tisch haben diese Praxis kritisiert,<br />
da Nachträge häufig auch Jahre nach<br />
Abschluss und Abnahme des Bauwerkes<br />
noch nicht bearbeitet worden seien.<br />
In Abstimmung mit dem Bundesministerium<br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />
nahm die Generaldirektion Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt diese Kritik auf<br />
und startete einen Pilotversuch zur Beschleunigung<br />
von Vergaben und Nachträgen.<br />
Der Pilotversuch wurde im Juli<br />
2017 begonnen und und wird zwei Jahre<br />
andauern.<br />
Für diesen Zeitraum sind die für den<br />
Bereich der Wasserstraßenneubauämter<br />
(WNA) geltenden Vergabegrenzen<br />
und Nachtragswertgrenzen für<br />
Bauleistungen(VOB/VOL) und freiberufliche<br />
Leistungen (VGV – früher als VOF<br />
bezeichnet) deutlich angehoben worden.<br />
Nach zwei Jahren sollen die Erfahrungen<br />
mit den neuen Wertgrenzen evaluiert<br />
werden, bei positivem Ergebnis könnte<br />
das Modell auch auf die Wasserstraßenämter<br />
übertragen werden. Dies ist aus<br />
Sicht der Experten auch zwingend notwendig,<br />
da das Gros der Bauleistungen<br />
in diesen Bereichen anfällt.<br />
Der Fachausschuss »Binnenwasserstraßen<br />
und Häfen« sieht in diesem Modellversuch<br />
einen positiven Schritt auf dem<br />
Weg zur Beschleunigung von Planungsund<br />
Vergabeverfahren.<br />
68 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
Um jedoch signifikante Zeitersparnisse<br />
bei der Bereitstellung von Verkehrsinfrastrukturen<br />
zu erzielen, müssten weitere<br />
Schritte erfolgen. Daher mahnten<br />
der Hauptverband der deutschen Bauindustrie<br />
(HDB) und der VBW die Umsetzung<br />
weiterer Schritte aus dem Handlungskonzept<br />
des Runden Tisches an. Als<br />
vordringliche Maßnahmen wurden u. a.<br />
funktionale Ausschreibungen, wie die<br />
Vergabe von »Planungs- und Bauleistungen«,<br />
aber auch die stärkere Einbindung<br />
der Vorplaner in die Bauplanung genannt.<br />
Gemeinsam wollen HDB und VBW den<br />
Runden Tisch im kommenden Jahr fortsetzen,<br />
bisher Erreichtes evaluieren, neue,<br />
bislang nicht bearbeitete Themenfelder<br />
erschließen und gemeinsame Initiativen<br />
zu diesen ergreifen.<br />
Studie »Infrastrukturpolitik<br />
im internationalen Vergleich«<br />
Der VBW gab im Herbst 2016 am Lehrstuhl<br />
für europäische Planungskulturen<br />
der Fakultät Raumplanung der Technischen<br />
Universität Dortmund eine vergleichende<br />
Studie zu Infrastrukturplanungsprozessen<br />
in Deutschland, Österreich<br />
und den Niederlanden in Auftrag. Autor<br />
ist Christoph Vennemann, der durch die<br />
Arbeit inzwischen seinen Master of Science<br />
im Fach Raumplanung erworben<br />
hat. Die Studie mit dem Titel »Infrastrukturpolitik<br />
im internationalen Vergleich<br />
– eine Analyse der drei Länder Niederlande,<br />
Österreich und Deutschland unter<br />
Berücksichtigung der Wasserstraßeninfrastruktur«<br />
wurde nun veröffentlicht<br />
und ist auf der VBW-Homepage kostenfrei<br />
abrufbar. Die Studie untersuchte die<br />
Organisation der Öffentlichkeitsbeteiligung<br />
bei Infrastrukturprojekten, wie die<br />
jeweiligen Länder Infrastrukturprojekte<br />
finanzieren, die Rolle des Verkehrsministeriums<br />
im Planungsprozess sowie die<br />
Planungsprozesse selbst.<br />
Die Ergebnisse liegen seit Jahresanfang<br />
vor. Die Studie wurde mit gut bewertet<br />
und Anfang 2017 zur Veröffentlichung<br />
aufbereitet. Eine Zusammenfassung der<br />
Studienergebnisse ist im VBW-Magazin<br />
1/2017 erschienen. Das Gesamtwerk<br />
kann im internen Teil der VBW-Webseite<br />
heruntergeladen werden.<br />
3.3 Weiteres Arbeitsprogramm und<br />
Perspektiven für die nächsten Jahre<br />
Im aktuellen Jahr stehen als Schwerpunktarbeiten<br />
auf dem Programm:<br />
••<br />
Fortsetzung des Dialoges zur Initiative<br />
»Beschleunigung von Infrastrukturvorhaben«.<br />
••<br />
Weitere Vernetzungen mit den anderen<br />
VBW Fachausschüssen zum Querschnittsthema<br />
Umwelt.<br />
••<br />
Weitere Begleitung der aktuellen Erkenntnisse<br />
zum Klimawandel.<br />
3.4 Veröffentlichungen<br />
des Fachausschusses<br />
Die Ergebnisse des runden Tisches zur<br />
Initiative von Beschleunigung und die<br />
Kurzfassung Studie »Infrastrukturpolitik<br />
im internationalen Vergleich« wurden<br />
im VBW-Magazin veröffentlicht.<br />
Fachausschuss Consulting<br />
Vorsitzender: Dipl.-Ing. Uwe Lemcke<br />
Kontaktadresse: INROS LACKNER SE<br />
Rosa-Luxemburg-Straße 16<br />
18055 Rostock<br />
Tel.: 0381-4567 870, Fax: -899<br />
e-Mail: uwe.lemcke@inros-lackner.de<br />
Internet: www.inros-lackner.de<br />
1. Zielsetzung<br />
1.1 Der Fachausschuss versteht sich primär<br />
als Gesprächs- und Diskussionskreis,<br />
der sich regelmäßig mit wesentlichen das<br />
Thema »Consulting« betreffenden Anliegen<br />
im Gesamtinteresse der HTG-Mitglieder<br />
befasst.<br />
Die Zusammensetzung des Fachausschusses<br />
mit Mitgliedern aus der Wasser- und<br />
Schifffahrtsverwaltung, von Hochschulen<br />
und Universitäten, der öffentlichen<br />
Hafenverwaltung, dem Bundesministerium<br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />
(BMVI) und aus Consultingunternehmen,<br />
ermöglicht insbesondere zu<br />
übergreifenden Themen interessante Diskussionen<br />
und komplexe Lösungsansätze.<br />
Wegen seiner bereichsübergreifenden Zusammensetzung<br />
verfolgt der Ausschuss<br />
nicht die Interessen einer Standesorganisation,<br />
eines bestimmten Berufszweiges<br />
oder von Verbänden.<br />
1.2 Der Fachausschuss befasst sich vorrangig<br />
mit folgenden Themen:<br />
••<br />
Änderungen im Dienstleistungsbedarf<br />
im In- und Ausland<br />
••<br />
Fragen des Verhältnisses AG/Consultant<br />
••<br />
Anforderungen und Förderungen des<br />
Nachwuchses für das Consultingwesen<br />
••<br />
Herausragende Consultingleistungen<br />
2. Angaben zum Ausschuss<br />
Dem Fachausschuss gehören zurzeit<br />
23 Mitglieder an.<br />
Im Betrachtungszeitraum wurden als<br />
neue Mitglieder aufgenommen:<br />
••<br />
Herr Dr. Bergen, Hamburg Port Authority<br />
••<br />
Herr Weiß, Niedersachsen Ports<br />
••<br />
Herr Behrendt, Bundesministerium<br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />
••<br />
Herr Prof. Carstensen, Technische<br />
Hochschule Nürnberg<br />
Mit Gaststatus gehören aus dem Kreis der<br />
»Jungen HTG« Frau Emken und Herr Dr.<br />
Albers zum Ausschuss.<br />
3. Ergebnisse der Ausschussarbeit<br />
3.1 Sitzungen des Fachausschusses<br />
Im Jahr 2017 fanden zwei Ausschusssitzungen<br />
statt:<br />
30.03.2017, Bremenports GmbH & Co. KG,<br />
Bremerhaven<br />
Wesentlicher Inhalt:<br />
••<br />
Vorstellung Bremenports<br />
••<br />
Einführung BIM in der Wasser- und<br />
Schifffahrtsverwaltung<br />
••<br />
EU-Klageverfahren gegen HOAI – Bedeutung<br />
für Vergabeverfahren<br />
••<br />
Besichtigung der Schleusen- und Hafenanlagen<br />
in Bremerhaven<br />
15.11.2017, WTM Engineers GmbH,<br />
Hamburg<br />
Wesentlicher Inhalt:<br />
••<br />
Vorstellung WTM<br />
••<br />
Auswertung HTG-Kongress Duisburg<br />
••<br />
Vorbereitung FAC-Workshop zum<br />
Thema »BIM« am 17.10.<strong>2018</strong> in Hamburg<br />
••<br />
neues Bauvertragsrecht ab 01.01.<strong>2018</strong><br />
••<br />
Entfall HOAI – Bedeutung für das Vergaberecht<br />
••<br />
Besichtigung Baustelle Überseequartier<br />
Hafencity Hamburg<br />
3.2 Arbeitsergebnisse<br />
Inhaltliche Auseinandersetzung mit dem<br />
Gesetz zur Reform des Bauvertragsrechtes<br />
••<br />
wesentliche Änderungen im Werkvertragsrecht<br />
••<br />
Bedeutung für den Architekten- und<br />
Ingenieurvertrag<br />
3.3 Weiteres Arbeitsprogramm<br />
••<br />
Vorbereitung des FAC-Workshops zum<br />
Thema »BIM«<br />
••<br />
Vergabe von Architekten- und Ingenieurleistungen,<br />
insbesondere vor dem<br />
Hintergrund der Klage der EU-Kommission<br />
gegen Deutschland, mit dem<br />
Ziel, die gesetzliche Verordnung über<br />
Honorare für Architekten- und Ingenieure<br />
(HOAI) abzuschaffen<br />
Uwe Lemcke<br />
Fachausschussvorsitzender<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 69
Fachausschuss Baggergut<br />
Berichtszeitraum: 01.01.2017–31.12.2017<br />
Vorsitzender: Dr. Henrich Röper c/o<br />
Hamburg Port Authority<br />
Neuer Wandrahm 4, 20457 Hamburg<br />
Tel. 040 / 428 47-2481<br />
E-mail: Henrich.Roeper@hpa.hamburg.de<br />
1. Zielsetzung<br />
Aufgrund der gesetzlichen Umweltanforderungen<br />
ebenso wie im Hinblick<br />
auf die öffentliche Diskussion sind<br />
Unterhaltung und Ausbau von schifffahrtlich<br />
genutzten Gewässern ohne<br />
ein ausgereiftes und weitsichtiges Sediment-<br />
und Baggergutmanagement<br />
nicht möglich.<br />
2. Arbeitsgruppe<br />
Der Fachausschuss hat Mitglieder aus<br />
Bundes- und Länderbehörden, Hafenverwaltungen,<br />
Hochschulen sowie der<br />
Industrie. Die Arbeit des Fachausschusses<br />
führt Erfahrungen zusammen, um<br />
diese in die nationale und internationale<br />
Diskussion einzubringen. Zu den<br />
Themen gehört die gesamte Palette im<br />
Umgang mit Sedimenten. Aufgrund der<br />
durch die Mitglieder repräsentierten Institutionen<br />
liegt der Schwerpunkt im Küstenbereich.<br />
3. Ausschussarbeit<br />
3.1 Sitzungen und Veranstaltungen<br />
Im Jahr 2017 wurden zwei Sitzungen<br />
durchgeführt:<br />
14.-15. März 2017 in Bremen Seehausen,<br />
bremenports<br />
27.-28. September 2017 in Schwerin, Ministerium<br />
für Wirtschaft, Arbeit und<br />
Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern<br />
3.2 Bearbeitete Themen<br />
Als wesentliche Themen wurden im Jahr<br />
2017 u.a. behandelt:<br />
••<br />
Stand der Fortschreibung von HA-<br />
BAB-WSV und GÜBAK<br />
••<br />
Referentenentwurf der Mantelverordnung<br />
••<br />
EG-Abfallrahmenrichtlinie: EU-VO zu<br />
ökotoxikologischen Bewertung HP14 -<br />
Kriterium<br />
••<br />
Adaptives Management – Diskussion<br />
über Anwendungsfälle in Deutschland<br />
••<br />
Sedimentmanagement Tideems<br />
••<br />
Sedimentqualitätsindex als Bewertungstool<br />
zur Trenderkennung<br />
••<br />
Fachberichte zu den verschiedenen<br />
Wasserstraßen und Häfen<br />
••<br />
Informationen aus den internationalen<br />
Gremien<br />
••<br />
Überarbeitung und Aktualisierung der<br />
vom Fachausschuss veröffentlichten<br />
Papiere<br />
••<br />
Entwurf einer Position zur WRRL<br />
3.3 Weiteres Arbeitsprogramm und<br />
Perspektiven<br />
Im Jahr <strong>2018</strong> sind zwei Sitzungen vorgesehen.<br />
Das überarbeitete Positionspapier<br />
und eine ausführliche Ausarbeitung<br />
zur Verwertung von Baggergut soll<br />
in <strong>2018</strong> veröffentlicht werden. Zusätzlich<br />
ist die Positionserarbeitung zu aktuellen<br />
Themen der WRRL und zur Nutzung<br />
von Baggergut im Deichbau angedacht.<br />
Ebenso steht die Unterstützung und Mitorganisation<br />
des 10. Rostocker Baggergutseminars<br />
auf dem Jahresplan.<br />
Fachausschuss Nassbaggertechnik<br />
Vorsitz: Dipl.-Ing. Klaus Waßmuth<br />
Tel. 0421-520 20-20, Fax 0421-54 79 60<br />
E-Mail: klaus.wassmuth@boskalis.com<br />
Berichtszeitraum 01.01.2017–31.12.2017<br />
1. Zielsetzung<br />
Der Fachausschuss beobachtet und analysiert<br />
die Entwicklungen um das Thema<br />
Nassbaggerei und Nassbaggertechnik.<br />
Die Schwerpunkte reichen von der<br />
Geräteentwicklung bis zu der besonderen<br />
Ausführung und Ausschreibung von<br />
Nassbaggerarbeiten. Die Aufgabenfelder<br />
wurden durch den Fachausschuss folgendermaßen<br />
aufgeteilt:<br />
••<br />
Entwicklung der Nassbaggergerätetechnik<br />
••<br />
Baggerverfahren<br />
••<br />
Anforderungen an die Nassbaggertechnik<br />
im Offshorebereich<br />
••<br />
Ausschreibungs-, Vertragsgestaltung<br />
und Abrechnungsfragen<br />
••<br />
Aufmaßverfahren<br />
Durch die personelle Gliederung des<br />
Fachausschusses ist gewährleistet, dass<br />
die einzelnen Aufgabenfelder kompetent<br />
vertreten sind.<br />
2. Angaben zum Fachausschuss<br />
Der Fachausschuss besteht zurzeit aus<br />
neun Mitgliedern, die sich aus Mitarbeitern<br />
der Bundeswasserstraßenverwaltung,<br />
Ingenieurbüros, Hafenverwaltungen,<br />
Offshoreindustrie und der<br />
Nassbaggerindustrie zusammensetzen.<br />
Im Berichtszeitraum ist Herr Dipl.-Ing.<br />
Guido Kaschel aus dem Ausschuss ausgeschieden,<br />
so dass im Moment die Hamburg<br />
Port Authority im Ausschuss nicht<br />
vertreten ist.<br />
3. Ergebnisse des Fachausschusses<br />
3.1 Sitzungen des Fachausschusses<br />
In dem Berichtszeitraum fanden drei<br />
Ausschusssitzungen statt, am 03.02.2017,<br />
05.05.2017 und am 22.09.2017. Außerdem<br />
wurden verschiedene Vorbereitungstreffen<br />
für den Sprechtag durchgeführt.<br />
Am 02.03.2017 fand der Sprechtag<br />
im Congress Centrum Bremen statt. Am<br />
09.11.2017 wurde von dem Fachausschuss<br />
eine Sitzung mit geladenen Teilnehmern<br />
durchgeführt, bei der das Thema Toleranzen,<br />
welches beim Sprechtag thematisiert<br />
wurde, weiter vertieft wurde.<br />
3.2 Arbeitsergebnisse des<br />
Fachausschusses<br />
3.2.1 Sprechtag des Fachausschusses<br />
Wie zuvor erwähnt, wurde von dem<br />
Fachausschuss Nassbaggertechnik am 02.<br />
März 2017 ein Sprechtag mit den Themen<br />
– Entwicklungen, Herausforderungen<br />
und Vertragliches – im Congress Centrum<br />
Bremen durchgeführt. Hierzu hatten<br />
sich 119 Teilnehmer angemeldet. Bemerkenswert<br />
war auch, dass ein Großteil<br />
der Teilnehmer aus Nichtmitgliedern der<br />
HTG bestand, so dass dieser Sprechtag<br />
auch außerhalb der HTG eine große Resonanz<br />
fand.<br />
Nach dem Einführungsvortrag von<br />
Herrn Prof. Dr. Wanninger, in dem das<br />
Spannungsfeld zwischen Planung und<br />
Ausführung bei Nassbaggerprojekten<br />
beleuchtet wurde, gliederte sich das Programm<br />
in drei Blöcke:<br />
Block A – Technik und<br />
Entwicklungen<br />
Block B – Herausforderungen<br />
der Nassbaggerei<br />
Block C – Vertragliches und Risiken<br />
Auf die einzelnen Vorträge in diesem<br />
Sprechtag wird hier nicht näher eingegangen,<br />
da die Power-Point-Präsentationen<br />
auf der Internetseite der HTG / Fachausschuss<br />
Nassbaggertechnik eingesehen<br />
werden können. Zwei Themen, die jedoch<br />
hervorzuheben sind, waren die Themen<br />
Toleranzen und Risiken. Hier wurden<br />
insbesondere die Toleranzen bei Deckwerken<br />
im Nachgang zu dem Workshop<br />
diskutiert, sowie das Thema, »wie werden<br />
Risiken bei Ausschreibungen ermittelt<br />
und wie schlagen sich diese Risiken<br />
in der Kalkulation nieder.«<br />
Außerdem wurde ein Beispiel präsentiert,<br />
bei dem der Bauherr die Risiken<br />
zum Großteil übernommen hat und gerade<br />
deswegen das Projekt für den AG wirtschaftlich<br />
durchgeführt wurde.<br />
Zu dem Thema Toleranzen im Wasserbau<br />
und hier im Speziellen bei Deck-<br />
70 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
werken bzw. Buhnenbauten trafen sich<br />
Mitglieder des Ausschusses, der Wasserschifffahrtsverwaltung,<br />
der VdN<br />
und Ingenieurbüros zu einem Gedankenaustausch.<br />
Im Wesentlichen wurde<br />
hier festgehalten, dass die Regelungen,<br />
die zurzeit in der ZTV-W LB210 getroffen<br />
sind, viele Ausführungsmöglichkeiten<br />
nicht berücksichtigen und hier bei<br />
der Festlegung von Toleranzen auch<br />
andere Regelwerke hinzugezogen werden<br />
sollten. Im Speziellen wurde hier<br />
an das – Rock Manuel – gedacht, das<br />
im europäischen Bereich, wie z.B. Holland,<br />
Belgien und England mit Erfolg<br />
angewendet wird. In Zusammenarbeit<br />
mit der VdN und anderen Anwendern<br />
beabsichtigt der Fachausschuss hierzu<br />
weitere Informationen auf seiner Internetseite<br />
im Laufe des Jahres einzustellen.<br />
3.2.2 Projektinformationen<br />
Der Ausschuss versucht in seiner Arbeit<br />
auch aktuelle Themen und Herausforderungen<br />
durch anspruchsvolle Baumaßnahmen<br />
aufzugreifen. Hierzu wurde<br />
Herr Jörn Kück (DEGES) vom Ausschuss<br />
eingeladen, um auf der Herbstsitzung einen<br />
Überblick über den Planungsstand<br />
des Wesertunnels im Bereich A 281 in<br />
Bremen zu geben. Dieses Projekt stellt<br />
insbesondere durch das Absenkverfahren<br />
von Fertigteilen besondere Herausforderungen<br />
an die Genauigkeit bei den<br />
Nassbaggerarbeiten dar.<br />
4. Weiteres Arbeitsprogramm und<br />
Perspektiven für die nächsten Jahre<br />
Durch die besondere Resonanz des Themas<br />
Toleranzen beim Sprechtag in Bremen<br />
wird der Ausschuss die Diskussion<br />
über die aktuellen und ggfs. weiteren<br />
Möglichkeiten der Toleranz-ermittlung<br />
weiter forcieren, um hier mittelfristig<br />
angemessene Werte und Ausführungsbeschreibungen<br />
in den Planungs- und<br />
Ausführungstexten zu erreichen.<br />
Dipl.-Ing. Klaus Waßmuth<br />
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />
Allianz Esa EuroShip GmbH ............................................ 3<br />
Alphatron .................................................................. 25<br />
ATLAS Schiffahrt GmbH ................................................ 6<br />
Bautischelerei Derben ...................................................30<br />
RAUER Maschinentechnik AG ........................................ 32<br />
DTG Deutsche Transport-Genossenschaft ............................ 5<br />
E&M Engel & Meier Schiffselektronik Duisburg GmbH ........... 59<br />
Hafenbetriebe Ludwigshafen am Rhein GmbH ....................... 9<br />
Hegemann GmbH – Werft .............................................. 59<br />
Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH ............................... 27<br />
Hyster-Yale Deutschland GmbH ...................................... U2<br />
IEA Industrieelektronik und -automation GmbH ................... 32<br />
Jastram GmbH & CO. KG ............................................... 33<br />
Messe Kalkar Kernwasser Wunderland Freizeitpark GmbH . ...... 49<br />
navalis ..................................................................... 30<br />
Ostfriesische Volksbank eG OVB. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Podszuck GmbH ......................................................... 29<br />
PV Technik GmbH . ...................................................... 11<br />
Ralf Teichmann GmbH . ................................................. 48<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG ........................ 35<br />
SEIL-BECKER GmbH ................................................... 31<br />
Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim mbH ..... 51<br />
Stadtwerke Andernach GmbH ......................................... 53<br />
Werft Malz GmbH ........................................................ 7<br />
Wittig GmbH .............................................................. 7<br />
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG ................................. U4<br />
Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung. Es ist kein Bestandteil des An zeigen auftrags. Der Verlag übernimmt keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 71
Recht<br />
Beweisaufnahme im<br />
Verklarungsverfahren<br />
»Revidirte Rheinschifffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZKR<br />
Anfang und Ende des Verklarungsverfahrens stehen zur Disposition des Antragstellers. Erklärt der Antragsteller, dass das Verklarungsverfahren<br />
ohne weitere Beweisaufnahme beendet werden soll, hat das Gericht der Dispositionsbefugnis des Antragstellers zu folgen,<br />
soweit nicht schützenswerte Interessen weitere Verfahrensbeteiligter entgegenstehen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Beweiserhebungen,<br />
die von weiteren Verfahrensbeteiligten angeregt wurden, beziehungsweise in deren Interesse liegen, vereitelt werden.<br />
Das Verklarungsverfahren folgt dem Grundsatz der Offizialmaxime. Das betrifft die Art und Weise, das »wie« der Beweisaufnahme. Dem<br />
ist die Frage vorgelagert, ob eine Beweisaufnahme erforderlich ist, dies unterliegt der Disposition des Antragstellers in den oben aufgezeigten<br />
Grenzen.<br />
Der Gegenstandswert des Verklarungsverfahrens entspricht in der Regel der Summe der vermögensrechtlichen Interessen der Beteiligten.<br />
Ein wesentlicher Anhaltspunkt ist dabei die Schilderung des tatsächlichen Herganges des Unfalles im Verklarungsantrag durch<br />
den Antragsteller.<br />
Verfügung vom 2. März 2017 und Beschluss<br />
vom 28. Mai <strong>2018</strong> des Schiffahrtsgerichtes<br />
Mannheim, Az.: 30 UR II 1/16<br />
Verfügung vom 2. März 2017<br />
Das Gericht beabsichtigt, das Verklarungsverfahren<br />
zu schließen.<br />
I. Auf Antrag des Schiffsführers des TMS<br />
»Endeavour« eröffnete das Amtsgericht<br />
– Schifffahrtsgericht – Mannheim<br />
am 20.10.2016 ein Verklarungsverfahren<br />
über den tatsächlichen Hergang eines<br />
Schiffsunfalls im Nordhafen der BASF<br />
in Ludwigshafen, bei dem das TMS »Endeavour«<br />
schwer beschädigt wurde und<br />
beauftragte einen Sachverständigen mit<br />
der sofortigen Aufklärung des Unfallhergangs<br />
vor Ort. Der Sachverständige war<br />
in der Folge an vier Tagen an der Unfallstelle<br />
tätig. Das Gericht bestimmte Termin<br />
zur Vernehmung von Zeugen auf den<br />
04.11.2016.<br />
Mit Schriftsatz vom 02.11.2016 erklärte der<br />
Antragsteller, er verzichte auf die Einvernahme<br />
der Zeugen sowie die weitere Ermittlung<br />
der Havarieursache durch den<br />
gerichtlich bestellten Sachverständigen.<br />
Auch werde er für weitere entstehende<br />
Kosten nicht einstehen. Hintergrund war<br />
das Anerkenntnis des Beteiligten Ziff. 2 für<br />
alle am TMS »Endeavour« und dessen Ladung<br />
eingetretenen Schäden. Der Termin<br />
zur Vernehmung der Zeugen wurde aufgehoben.<br />
Der Sachverständige stellte seine<br />
Tätigkeit ein. In weiteren Schriftsätzen<br />
erklärte der Antragsteller, dass für ihn der<br />
Grund für das Verklarungsverfahren entfallen<br />
sei, er kein Interesse an der Weiterführung<br />
des Verklarungsverfahrens habe<br />
und er keine weitere Notwendigkeit für das<br />
Verfahren sehe. Sobald der Verklarungswert<br />
festgesetzt sei, sei das Verklarungsverfahren<br />
zu schließen.<br />
Auch der Beteiligte Ziff. 5 erklärt, dass sich<br />
eine weitere Beweisaufnahme zur Schadensursache<br />
durch das Anerkenntnis des<br />
Beteiligten Ziff. 2 erübrige. Gleichwohl<br />
könne es noch nicht geschlossen werden,<br />
um es ggf. zur Frage der Schadenshöhe<br />
fortzusetzen.<br />
Der Beteiligte Ziff. 2 weist darauf hin, dass<br />
das Verklarungsverfahren ohne Beweisaufnahme<br />
nicht geschlossen werden könne.<br />
Wenn der Antragsteller das Verfahren<br />
beenden wolle, möge er den Antrag zurücknehmen.<br />
II. Bei dem Verklarungsverfahren handelt<br />
es sich um ein reines Antragsverfahren<br />
der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Als solches<br />
unterliegt es in besonderem Maße<br />
der Dispositionsbefugnis des Antragstellers.<br />
Das ergibt sich aus § 22 FamFG, der<br />
der begrenzten Dispositionsbefugnis der<br />
übrigen Beteiligten Ausdruck verleiht. Die<br />
Hoheit über die Durchführung des Verfahrens<br />
behält der Antragsteller. Er soll<br />
möglichst lange die Gelegenheit haben,<br />
das Verfahren zu beenden (MüKoFamFG-<br />
Pabst, 2. Aufl. 2013, § 22 Rz. 1).<br />
Diese allgemeinen Grundsätze gelten ausgeprägter<br />
noch im Verklarungsverfahren.<br />
Das Verklarungsverfahren beginnt mit<br />
dem Antrag auf gerichtliche Verklarung<br />
und wird im Regelfall auf Antrag geschlossen<br />
(v. Waldstein, Das Verklarungsverfahren<br />
im Binnenschiffahrtsrecht, S. 98). Anfang<br />
und Ende des Verfahrens stehen zur<br />
Disposition des Antragstellers. Innerhalb<br />
dieses Rahmens befindet das Gericht über<br />
die beantragte Beweiserhebung, führt<br />
sie ggf. durch und entscheidet über die<br />
Schließung des Verfahrens.<br />
Vorliegend hat der Antragsteller wiederholt<br />
und unmissverständlich zum Ausdruck<br />
gebracht, dass das Verklarungsverfahren<br />
beendet werden solle. Dem hat das<br />
Gericht als Ausfluss der Dispositionsmaxime<br />
zu folgen, soweit nicht schützenswerte<br />
Interessen weiterer Verfahrensbeteiligter<br />
entgegenstehen. Dies wird in der Literatur<br />
angenommen, wenn die Schließung zu<br />
»Unzeit« erfolgt, weil beispielsweise Beweiserhebungen,<br />
die von weiterer Verfahrensbeteiligten<br />
angeregt wurden bzw. in<br />
deren Interesse liegen, vereitelt werden (v.<br />
Waldstein, a.a.O., S. 98).<br />
Solche entgegenstehende schützenswerte<br />
Interessen sind indes nicht erkennbar. Der<br />
Beteiligte Ziff. 2 hat durch sein Anerkenntnis<br />
das Verklarungsverfahren in der Sache<br />
obsolet werden lassen. Zweck der Verklarung<br />
ist die Sicherung von Beweisen zur<br />
späteren Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen<br />
(v. Waldstein/Holland Binnenschiffahrtsrecht,<br />
5. Auflage, § 11 Bin-<br />
SchG Rz. 4). Dessen bedarf es erkennbar<br />
nicht, wenn die Haftung dem Grunde nach<br />
uneingeschränkt anerkannt wurde.<br />
Soweit der Beteiligte Ziff. 2 gleichwohl auf<br />
der Durchführung weiterer Beweisaufnahmen<br />
besteht, weil er der Ansicht ist, das<br />
Verfahren könne nur durch Antragsrücknahme<br />
beendet werden, da es eine Schließung<br />
des Verklarungsverfahrens ohne<br />
Verklarung nicht geben kön-ne, liegt ein<br />
schutzwürdiges Interesse nicht vor. Ungeachtet<br />
der Tatsache, dass er sich damit in<br />
der Sache auch nicht gegen die Beendigung<br />
des Verfahrens ausspricht, setzt er<br />
sich in Widerspruch zu seinem eigenen<br />
rechtlichen Vorgehen. Denn durch sein<br />
Anerkenntnis hat er ge-rade jede Beweisaufnahme<br />
überflüssig gemacht und dem<br />
Verfahren den Boden entzogen. Allein in<br />
der von ihm vertretenen formalen Rechtsposition,<br />
das Verfahren könne nur durch<br />
Antragsrücknahme beendet werden, ist<br />
ein schutzwürdiges Interesse nicht erkennbar.<br />
Zumal diese Ansicht auch keine<br />
Stütze im Gesetz findet.<br />
Nach derzeitiger Bewertung dürfte auch<br />
in der vom Beteiligten Ziff. 5 vorgetragene<br />
Interesse an einer möglichen Fortführung<br />
des Verklarungsverfahrens zur Höhe des<br />
Schadens keine schützenswerte Position<br />
zu sehen sein. Denn die Frage der Schadenshöhe<br />
ist ausdrücklich nicht Gegenstand<br />
dieses Verklarungsverfahrens, das<br />
insoweit im Verklarungsbeschluss gegenüber<br />
dem Antrag beschränkt wurde.<br />
Schließlich steht auch die Offizialmaxime<br />
einer Schließung nicht entgegen. Zwar<br />
trifft es zu, dass die Durchführung der Beweisaufnahme<br />
von Amts wegen durch das<br />
Gericht erfolgt und der freien Disposition<br />
der Beteiligten und insbesondere des Antragstellers<br />
insoweit entzogen ist. Das betrifft<br />
aber die Art und Weise, das »wie« der<br />
Beweisaufnahme und ergibt sich aus dem<br />
Zweck der Verklarung. Die Beweisaufnahme<br />
soll, damit sie später gerichtlich ver-<br />
72 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7<br />
(Sammlung Seite 2542)
Recht<br />
wertbar ist, unabhängig durch das Gericht<br />
erfolgen. Die vorgelagerte Frage der Erforderlichkeit<br />
der Beweisaufnahme ist davon<br />
aber losgelöst. Sie unterliegt in den oben<br />
aufgezeigten Grenzen der Disposition des<br />
Antragstellers.<br />
Unabhängig davon stünde vorliegend<br />
selbst einer Schließung von Amts wegen<br />
nichts entgegen. Anerkannt ist dies in der<br />
Literatur für den Fall, das nach erfolgter Beweisaufnahme<br />
der Antragteller trotz Aufforderung<br />
keinen entsprechenden Antrag<br />
stellt (v. Waldstein, a.a.O., S. 98). Maßgeblich<br />
ist damit, dass der Zweck des Verfahrens<br />
(durch die erfolgte Beweisaufnahme)<br />
entfallen ist. Dann soll das Gericht nicht<br />
gezwungen sein ein materiell beendetes<br />
Verfahren formell nicht abschließen zu<br />
können. Nicht anders verhält es sich aber,<br />
wenn sich der Verfahrenszweck anderweit<br />
erledigt hat, etwa, weil er nicht mehr erreicht<br />
werden kann. Auch dann muss eine<br />
Schließung des Verfahrens möglich sein.<br />
Dies ist in jeder Phase des Verfahrens<br />
durch das Gericht zu berücksichtigen.<br />
Das Gericht beabsichtigt für den Verklarungswert<br />
den voraussichtlichen Umfang<br />
des Schadens am TMS »Endeavour« anzusetzen.<br />
Der Antragsteller wird gebeten auf<br />
Grundlage der nach seinem Vortrag laufenden<br />
bzw. erfolgten kontradiktorischen<br />
Schadenstaxe dazu vorzutragen. Dazu besteht<br />
Gelegenheit bis zum 01.04.2017.<br />
Beschluss vom 28. Mai <strong>2018</strong><br />
hat das Amtsgericht Mannheim durch …<br />
am 22.05.20 18 beschlossen:<br />
Nach Rücknahme des Verklarungsantrags<br />
durch den Antragsteller mit Schriftsatz<br />
vom 16.05.<strong>2018</strong> wird der Streitwert auf<br />
1.499.<strong>07</strong>8,54 Euro festgesetzt.<br />
Gründe:<br />
Bei der Festsetzung des Streitwertes<br />
waren die Schäden der drei durch den<br />
Schiffsunfall am 17.10.2016 betroffenen<br />
Tankmotorschiffe zusammenzurechnen.<br />
Das Verklarungsverfahren ist eine Angelegenheit<br />
der freiwilligen Gerichtsbarkeit<br />
und unterliegt demgemäß dem Untersuchungsgrundsatz<br />
nach § 26 FamFG. Für<br />
die Gestaltung des Verfahrens sowie Art<br />
und Umfang der Beweisaufnahme ist allein<br />
das Gesamtinteresse an einer möglichen<br />
Aufklärung des vollständigen Sachverhalts<br />
eines Schiffsunfalls als Voraussetzung<br />
für die spätere Regelung aller irgend<br />
möglichen Anspruche der Beteiligten daran<br />
maßgeblich (vgl. OLG Köln, Beschluss<br />
vom 30.04.2014, 3 W 19/14 <strong>BS</strong>ch, ZfB 2014,<br />
Sammlung Seite 2278 ff; Beschluss vom<br />
15.10.1999, 3 W 31/99 <strong>BS</strong>ch, zitiert nach juris<br />
Rn. 6). Dies ist auch für die Bemessung<br />
des Gegenstandswertes von Bedeutung,<br />
bei der alle für den Wert irgendwie erheblichen<br />
Umstände einbezogen werden können.<br />
Nicht das Interesse einzelner Beteilig-ter<br />
bestimmt den Wert des Geschäftes,<br />
sondern dessen objektiver Wert (OLG Köln<br />
aaO). Demgemäß wird in bisheriger Übung<br />
der Schifffahrtsgerichte der Geschäftswert<br />
nach der Summe der vermögensrechtlichen<br />
Interessen bestimmt, die Gegenstand<br />
der Prüfung im Verklarungsverfahren<br />
sind (OLG Köln aaO; von Waldstein/<br />
Holland, Binnenschifffahrtsrecht, 5. Aufl.,<br />
§ 14 Rn. 1 BinSchG). Dies bedeutet aber<br />
nicht, dass zur Ermittlung des Geschäftswertes<br />
die vermögensrechtlichen Interessen<br />
der Beteiligten immer schematisch<br />
zu addieren sind. Hiermit ist lediglich zum<br />
Ausdruck gebracht, dass bei der Ausübung<br />
des Ermessens gemäß § 36 Abs. 1 GNot-<br />
KG die betroffenen vermögensrechtlichen<br />
Interessen der Beteiligten für den objektiven<br />
Geschäftswert wesentliche Anhaltspunkte<br />
sind (OLG Köln aaO). Vorliegend<br />
hatte der Antragsteller im Schriftsatz vom<br />
20.10.2016 die Beweiserhebung über den<br />
tatsächlichen Hergang des Unfalles sowie<br />
über den Umfang der dabei entstandenen<br />
Schäden beantragt. Zwar hat das Gericht<br />
im Beschluss vom 20.10.2016 die Beweisaufnahme<br />
über den tatsächlichen Hergang<br />
des Schiffsunfalles vom 17.10.2016 angeordnet,<br />
nicht über den Umfang der entstandenen<br />
Schäden. Im Beschluss ist jedoch<br />
ausdrücklich die Rede davon, dass nicht<br />
nur das TMS Endeavour, sondern auch das<br />
TMS Wervelwind und TMS Symphonie von<br />
dem Schiffsunfall betroffen seien. Alle drei<br />
Schiffe seien durch die Explosion im Nordhafen<br />
in Ludwigshafen schwer beschädigt<br />
worden. Die Schäden am TMS Endeavour<br />
belaufen sich auf 1.366.318,44 Euro, am<br />
TMS Symphonie auf 103.760,10 Euro und<br />
am TMS Wervelwind auf 29.000,00 Euro,<br />
somit insgesamt auf 1.499.<strong>07</strong>8,54 Euro.<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Die beiden vorstehend wiedergegebenen<br />
Entscheidungen, die beide das gleiche<br />
Verklarungsverfahren betreffen, sind für<br />
die Grundsätze der Beweisaufnahme im<br />
Verklarungsverfahren einerseits und für<br />
die Ermittlung des Gegenstandswertes andererseits<br />
interessant, da sie auf einer besonderen<br />
Konstellation beruhen:<br />
Das Verklarungsverfahren betrifft ein<br />
schweres Explosionsunglück, das sich an<br />
Land in Ludwigshafen ereignet hat. Die<br />
an Land entstandenen Sachschäden waren<br />
um ein Vielfaches höher als die Schäden<br />
der drei betroffenen Tankschiffe, die<br />
im Hafen direkt vor der Unfallstelle lagen,<br />
von denen eines sehr schwer beschädigt<br />
wurde.<br />
Gegenstand des Verklarungsverfahrens<br />
kann nach dem Wortlaut des § 11 BinSchG<br />
nur ein Unfall sein, von dem das Schiff oder<br />
die Ladung betroffen ist. Der eigentliche<br />
Unfall hatte sich zwar an Land ereignet, hatte<br />
aber zu Schäden an drei Schiffen geführt,<br />
also waren Schiffe im Sinne des § 11 Bin-<br />
SchG betroffen, wie das Verklarungsgericht<br />
zu Recht angenommen hat. Der antragstellende<br />
Schiffsführer hatte im Verklarungsantrag<br />
angegeben, dass sich die Explosion an<br />
Land ereignet hatte, dabei aber genau beschrieben,<br />
welche Schiffe durch diesen Unfall<br />
betroffen waren. Aus diesem Grund hat<br />
der Verklarungsrichter das Verklarungsverfahren<br />
auf die Aufklärung der Ursache für<br />
die Schäden an den Schiffen beschränkt.<br />
Zur Erstattung des in Auftrag gegebenen<br />
Gutachten und zur Anhörung verschiedener<br />
benannter Zeugen kam es aber nicht<br />
mehr, da ein Beteiligter des Verklarungsverfahrens<br />
seine Haftung dem Grunde nach<br />
gegenüber allen betroffenen Schiffsinteressenten<br />
anerkannt hatte.<br />
Die Ausführungen des Verklarungsrichters<br />
zum Verhältnis von Offizialmaxime einerseits<br />
und Dispositionsbefugnis des Antragstellers<br />
andererseits sind grundlegend<br />
und zutreffend. Der Antragsteller kann<br />
durch die Formulierung oder auch durch<br />
Rücknahme des Antrages Einfluss nehmen<br />
auf den Umfang der Beweisaufnahme.<br />
In aller Regel folgt das Verklarungsgericht<br />
den Beweisanträgen aller Beteiligter,<br />
soweit sie vom Verklarungszweck gedeckt<br />
sind und soweit ein schützenswertes Interesse<br />
des Beteiligten besteht. Der Umfang<br />
der Havarieaufklärung hängt daher ganz<br />
entscheidend von der aktiven Mitwirkung<br />
des Antragstellers und der Beteiligten ab,<br />
die Durchführung der Beweisaufnahme<br />
selbst, das »wie«, aber erfolgt nach den<br />
Regeln über eine Beweisaufnahme vor Gericht,<br />
was dazu führt, dass die Verklarungsprotokolle<br />
in der Regel als Urkundsbeweis<br />
in eventuell folgende Streitverfahren eingebracht<br />
werden können, ohne dass eine<br />
erneute Einvernahme der Zeugen erforderlich<br />
ist.<br />
Von Bedeutung ist auch der Beschluss<br />
über den Streitwert des Verfahrens (richtiger:<br />
»Gegenstandswert«). Zwar war die Betreiberin<br />
der havarierten Landanlage Beteiligte<br />
des Verklarungsverfahrens, nach dem<br />
Antrag des Antragstellers richtete sich das<br />
Verklarungsverfahren aber ausschließlich<br />
auf die Ermittlung der Ursache der an den<br />
Schiffen entstandenen Schäden. Obwohl<br />
regelmäßig die Summe aller Vermögensinteressen<br />
aller Beteiligten den Gegenstandswert<br />
des Verklarungsverfahrens ausmacht,<br />
hat im vorliegenden Fall das Schiffahrtsgericht<br />
Mannheim zutreffend und mit richtiger<br />
Begründung nur die Summe der an den<br />
Schiffen entstandenen Schäden zuzüglich<br />
Nebenkosten zum Gegenstandswert gemacht,<br />
ohne den Umfang der landseitig<br />
entstandenen Schäden mit zu berücksichtigen.<br />
Der Grund dafür ist, dass der Antragsteller<br />
schon im Antrag deutlich gemacht<br />
hatte, dass ausschließlich die Auswirkung<br />
des Unfalles auf die Schiffe Gegenstand der<br />
Verklarung sein sollten und nicht die Auswirkungen<br />
an Land.<br />
Der Antragsteller hat es also durch die Formulierung<br />
seines Antrages in gewissem<br />
Umfange in der Hand, den Gegenstand<br />
des Verklarungsverfahrens zu definieren<br />
und damit Einfluss auf den Umfang der<br />
Beweisaufnahme sowie auf die Höhe des<br />
Gegenstandswertes des Verklarungsverfahrens<br />
zu nehmen. Auch die landseitige<br />
Beteiligte hatte im Verklarungsverfahren<br />
niemals Beweisanträge gestellt, die sich<br />
auf die Verursachung landseitiger Schäden<br />
richtete; anderenfalls wäre auch der<br />
Betrag der landseitig entstandenen Schäden<br />
in den Gegenstandswert eingegangen,<br />
wie es bei vielen zurückliegenden Fällen<br />
im Zusammenhang mit Havarien beim<br />
zum Beispiel Laden und Löschen von Tankschiffen<br />
bereits der Fall war.<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer,<br />
Frankfurt am Main<br />
(Sammlung Seite 2543)<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 73
BDS<br />
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e.V.<br />
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden<br />
Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz<br />
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn<br />
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228/746-377 | Fax -569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />
Gespräch mit der GDWS zum Zustand der Infrastruktur<br />
Am 20. Juni <strong>2018</strong> trafen BDB und BDS<br />
sich zu einer ausführlichen Besprechung<br />
mit der GDWS in Bonn. Seitens<br />
der GDWS waren neben dem Präsidenten<br />
Prof. Dr. Hans-Heinrich Witte die<br />
Abteilungsleiter Heinz-Josef Joeris, Dr.<br />
Marcus Erdmann, Michael Heinz sowie<br />
Unterabteilungsleiter Hermann Poppen<br />
vertreten. Das Gespräch fand in einer<br />
ausgesprochen offenen und konstruktiven<br />
Atmosphäre statt.<br />
Ausgangspunkt war das immer größer<br />
werdende Unverständnis des Gewerbes<br />
über den Zustand der Wasserstraßeninfrastruktur.<br />
Marode Schleusen, die immer<br />
häufiger und länger ausfallen, kosten das<br />
Gewerbe enorme Summen und beschädigen<br />
die Zuverlässigkeit und Planbarkeit<br />
der Binnenschifffahrt. Hinzu kommt<br />
Personalmangel, der Planung und Vergabe<br />
verzögert.<br />
Nicht nur dem Gewerbe ist bewusst,<br />
dass es bei der Instandhaltung der Infrastruktur<br />
in den letzten 20 Jahren<br />
schwere Versäumnisse gegeben hat. Allerdings<br />
sind allein die Unternehmen<br />
diejenigen, die die Folgen dieser Versäumnisse<br />
jetzt ausbaden müssen, obwohl<br />
sie keinerlei Schuld an der Misere<br />
trifft. Immer wieder hatten die Verbände<br />
auf die Folgen mangelnder Instandhaltung<br />
und fehlenden Ersatzes hingewiesen.<br />
Passiert ist wenig, aus den<br />
verschiedensten Gründen.<br />
Die Verantwortlichkeit für den Stellenabbau<br />
sieht die GDWS vor allem<br />
beim Bundestag, ebenso wie für die<br />
Folgen der Kategorisierung der Wasserstraßen.<br />
Es werden aber auch eigene<br />
Versäumnisse eingeräumt. Jetzt gilt<br />
es jedoch mit der vorhandenen Situation<br />
irgendwie fertig zu werden. Da hilft<br />
es leider wenig, Vergangenheitsbewältigung<br />
zu treiben.<br />
Erhalt vor Ersatz, vor Ausbau<br />
Das ist jetzt zunächst der Grundsatz,<br />
um die Wasserstraßen und ihre Bauwerke<br />
funktionstüchtig zu halten. Ähnliches<br />
gilt für die Liegestellen. Instandhaltung<br />
geht vor Neubau, Quantität vor<br />
Qualität – traurig, aber wahr! Es sind<br />
keine Ingenieure für Neuplanungen<br />
vorhanden.<br />
Priorität sollen die Bauwerke mit<br />
dem kritischsten Zustand haben. Für<br />
<strong>2018</strong>/2019 wurden im Haushalt 48 zusätzliche<br />
Ingenieurstellen beantragt.<br />
Bitte Termin vormerken:<br />
Mitgliederversammlung des BDS-<br />
Binnenschiffahrt<br />
am Freitag, 26. Oktober <strong>2018</strong><br />
um 10.30 Uhr<br />
in der Friedenskirche Datteln<br />
Die Einladungen an die Mitglieder<br />
erfolgen mit der Post<br />
Nach Auffassung des BDS muss dringend<br />
auch über Erhalt und Instandsetzung<br />
alter Schleusen nachgedacht werden,<br />
wo neue Schleusen offenkundig<br />
nicht betriebssicher funktionieren.<br />
Hinsichtlich der Schleuse Uelzen<br />
1 wurde bestätigt, dass diese nicht<br />
mehr instand zu setzen ist. Anders ist es<br />
bei den Schleusen Minden und Dörverden,<br />
die allerdings dem Haushaltsrecht<br />
zum Opfer fallen, da eine Instandsetzung<br />
nicht wirtschaftlich sei. Zur Zeit<br />
werde mit dem Bundesministerium<br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />
(BMVI) erörtert, wie grundsätzlich mit<br />
der Instandsetzung vorhandener Bauwerke<br />
verfahren werden soll.<br />
Schnellere Reparaturen<br />
Ein von der Schifffahrt oft bemängelter<br />
Umstand ist die Dauer von Reparaturarbeiten<br />
und die mangelnde Kommunikation<br />
über Grund und Dauer einer Sperre.<br />
Die Generaldirektion Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt (DWS) sicherte zu, dass<br />
man schneller werden wolle. Dies sei zum<br />
Teil regional sehr unterschiedlich. Auch<br />
auf eine bessere Kommunikation soll geachtet<br />
werden.<br />
WDK Nischenpoller:<br />
Zur Problematik der Nischenpoller im<br />
WDK stellte die GDWS heraus, dass das<br />
Problem die nicht haltende Rückverankerung<br />
sei. Würde man die Poller »nach alter<br />
Väter Sitte« ersetzen, wäre die Schleuse<br />
ein halbes Jahr gesperrt. Daher soll ein<br />
Bauverfahren gefunden werden, das eine<br />
Instandsetzung mit möglichst wenig Sperre<br />
möglich macht. Bis dahin wird es den<br />
Festmacherdienst geben. Auf eine Ausschreibung<br />
habe man deshalb nicht verzichtet,<br />
weil andernfalls Beschwerden<br />
und Klagen nicht berücksichtigter Firmen<br />
gedroht hätten. Dies sei ein Problem<br />
auch bei anderen Projekten, weshalb unter<br />
dem Strich eine Ausschreibung oft der<br />
schnellste und wirtschaftlichste Weg sei.<br />
Alle Firmen, die sich für den Festmacherdienst<br />
beworben haben, brauchen bei<br />
Auftragsvergabe zwei Monate Zeit, um<br />
Personal zu rekrutieren. Die GDWS geht<br />
davon aus, dass der Festmacherdienst im<br />
November starten kann. Parallel wird das<br />
Sanierungskonzept für die Nischenpoller<br />
geplant.<br />
Schleusen und Liegestellen<br />
BDS schlägt einen »Masterplan« Schleusen<br />
und Liegestellen vor, in den als erstes<br />
die besonders kritischen Bauwerke eingehen<br />
müssen mit konkreten Aussagen zu<br />
den entsprechenden Planungen.<br />
Das gleiche muss für die Liegestellen<br />
gelten, sowohl hinsichtlich ihres Zustandes<br />
als auch ihrer Anzahl. Wie im Infrastrukturbericht<br />
muss auch für Schleusen<br />
und Liegestellen der Zustand schonungslos<br />
dargelegt werden. Soweit eine Sicherung<br />
der Funktionstüchtigkeit der Infrastruktur<br />
an einigen Stellen nicht anders<br />
möglich ist, muss auch über eigentlich unwirtschaftliche<br />
Projekte nachgedacht werden.<br />
Alles ist wirtschaftlicher, als der Ausfall!<br />
Angesichts der vielen Versäumnisse<br />
darf es jetzt keine Denkverbote geben!<br />
Der BDS führt zur Zeit eine Umfrage<br />
zu Liegestellen durch. Das Formular<br />
finden Sie auf unserer website.<br />
74 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7
TV-Programm<br />
Impressum<br />
Binnenschifffahrt<br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
Herausgeber<br />
Prof. Peter Tamm †<br />
Heinz-Josef Joeris (Präsident), Verein für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />
Reinhard Klingen (1. Vorsitzender),<br />
Hafentechnische Gesellschaft e.V.,<br />
Geschäftsführung<br />
Peter Tamm, Thomas Bantle<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)<br />
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Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />
Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)<br />
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />
Josef Müller (jom, Österreich)<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />
Redaktionsbeirat<br />
Heinz-Josef Joeris, Präsident des Vereins für europäische<br />
Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />
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Reinhard Klingen, 1. Vorsitzender der Hafentechnischen<br />
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Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der<br />
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Binnenschiffahrt e.V.;<br />
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für Schiffstechnik und Transport systeme e.V. Duisburg<br />
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Ausgewählte Programm-Tipps für August <strong>2018</strong><br />
die nordstory – Elbvertiefung ohne Ende<br />
NDR Fernsehen, Mittwoch, 1. August, 14.15–15.00 Uhr<br />
Lothringen – Neu entdeckt<br />
Dem Industriezeitalter verdankt Lothringen ein weites Netz von Schifffahrtskanälen.<br />
Der Rhein-Marne-Kanal besitzt technische Attraktionen<br />
wie das Schiffshebewerk von Arzviller und die Schleuse von Réchicourt-le-Château,<br />
eine der höchsten Schleusen Frankreichs.<br />
arte, Mittwoch, 1. August, 18.35–19.20 Uhr<br />
mareTV. Von Amsterdam zur Nordsee<br />
NDR Fernsehen, Donnerstag, 2. August, 20.15–21.00 Uhr<br />
Der Mega-Diesel – Mit 13.600 PS übers Wasser<br />
WELT, Freitag, 3. August, 23.05–0.00 Uhr<br />
Die Elbe von oben. Von Schnackenburg bis Hamburg<br />
NDR Fernsehen, Samstag, 4. August, 12.45–13.30 Uhr<br />
Der Rhein (1)<br />
hr-fernsehen, Samstag, 4. August, 21.45–22.30 Uhr<br />
Land im Gezeitenstrom. Von der Ems zu den friesischen Seen<br />
NDR Fernsehen, Sonntag, 5. August, 13.30–14.30 Uhr<br />
Land im Gezeitenstrom. Von der Waddenzee zum Ijsselmeer<br />
NDR Fernsehen, Sonntag, 5. August, 14.30–15.30 Uhr<br />
Norddeutschland von oben (1/2). Von der Nordsee an die Ems<br />
3sat, Montag, 6. August, 14.00–15.30 Uhr<br />
Deichen oder weichen? – Die Niederlande und das Wasser<br />
ARD-alpha, Montag, 6. August, 18.15–19.15 Uhr<br />
Die Seenotretter – Einsatz bei Wind und Wellen<br />
N24 DOKU, Dienstag, 7. August, 6.15–7.00 Uhr<br />
die nordstory – Rostocks Hafen im Winterstress<br />
NDR Fernsehen, Dienstag, 7. August, 14.15–15.00<br />
Kurzfristige Programmänderungen sind möglich.<br />
Legendäre Raddampfer (1/3). »Waverley« an der Schottischen Westküste<br />
3sat, Mittwoch, 8. August, 14.05–14.50 Uhr<br />
Fährpassagen (1/4). Philippinen – Mit Banca-Booten von Insel zu Insel<br />
3sat, Mittwoch, 8. August, 16.15–16.45 Uhr<br />
Die Megaschiff-Bauer: Hinaus auf hohe See<br />
N24 DOKU, Donnerstag, 9. August, 0.05–1.00 Uhr)<br />
North Sea Giant – Montageschiff im Nordmeer<br />
N24 DOKU, Freitag, 10. August, 18.15–19.00 Uhr<br />
Die Elbe von oben. Von Hamburg bis Cuxhaven<br />
NDR Fernsehen, Samstag, 11. August, 12.45–13.30 Uhr<br />
Rhein in Flammen von Konstanz bis Koblenz (live)<br />
SWR Fernsehen, Samstag, 11. August, 20.15–23.30 Uhr<br />
Land im Gezeitenstrom. Von Amsterdam nach Zeeland<br />
NDR Fernsehen, Sonntag, 12. August, 13.30–14.30 Uhr<br />
Monster-Schwimmkran<br />
Discovery Channel, Montag, 13. August, 19.05–19.50 Uhr<br />
Flutbarrieren-Schaufler<br />
Discovery Channel, Dienstag, 14. August, 19.05–19.50 Uhr<br />
die nordstory – 24 Stunden Landungsbrücken<br />
NDR Fernsehen, Donnerstag, 16. August, 14.15–15.15 Uhr<br />
Belle France. Languedoc-Roussillon<br />
Jean-Marc begeistert sich für die Flussschifferei und kämpft für die<br />
Wiederaufnahme der Frachtschifffahrt auf dem Canal du Midi.<br />
arte, Donnerstag, 16. August, 15.50–16.40 Uhr<br />
die nordstory – Strandgut. Zwischen Övelgönne und Blankenese<br />
NDR Fernsehen, Freitag, 17. August, 20.15–21.15 Uhr<br />
Das unbekannte China. Von Binnenschiffern und Drachenbooten<br />
3sat, Mittwoch, 29. August, 16.15–17.00 Uhr<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 75
Michael Batz<br />
SPEICHERSTADT STORY<br />
Geschichten von Menschen und Handel<br />
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Hardcover • 24 x 28 cm • 288 Seiten<br />
zahlr. Farbfotos und historische Aufnahmen<br />
H (D) 29,95 • H (A) 30,80 • SFr* 41,90<br />
ISBN 978-3-7822-1277-9<br />
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