gab Oktober 2022
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8 FRANKFURT<br />
FOTOS: ROSA*LISTE<br />
Gönni Landsmann, Rosa Vogler und Marco Warmt sind die Abgeordneten der Rosa*Liste im StuPa der Goethe Uni<br />
INTERSEKTIONALE<br />
POLITIK ist uns am wichtigsten<br />
Die Rosa*Liste engagiert sich als freie Hochschulpartei für queere Rechte an der Uni Frankfurt – mit Erfolg: Bei der diesjährigen<br />
Wahl zum Studierendenparlament wurde die Rosa*Liste drittstärkste Kraft, ist mit insgesamt drei Personen im Parlament<br />
vertreten und stellt mit Rosa Vogler sogar dessen gewählte Vize-Präsidentin. Damit ist sie in Frankfurt die erste Frau mit<br />
trans* Biografie, die ein solches Amt inne hat. Ein Gespräch mit Gönni Landsmann, Abgeordnete der Rosa*Liste, und Rosa Vogler.<br />
Die Rosa*Liste gibt‘s noch gar nicht so<br />
lange, wie habt ihr euch gegründet?<br />
Gönni: Gegründet haben wir uns im Juni<br />
oder Juli 2018 und sind 2019 zum ersten Mal<br />
zur Wahl angetreten. Ich bin schon länger als<br />
Referentin im Queer Referat der Goethe Uni,<br />
und eigentlich wollten wir uns hochschulpolitisch<br />
nicht zusätzlich engagieren, weil es<br />
uns ja schon als Referat gibt. Im AStA und<br />
in der Hochschulpolitik geht aber leider sehr<br />
viel unter, und queere Themen werden, wie<br />
in der Gesamtpolitik auch, sich sehr gerne<br />
angeeignet und als Deko und Schmuck in<br />
den Wahlversprechen zelebriert, aber am<br />
Ende kommt nichts bei raus. Wir wollten<br />
aber queere Themen nicht als Schmuck-<br />
Thema anderer Hochschulgruppen, sondern<br />
wirklich aus uns selbst heraus aktive hochschulpolitische<br />
Arbeit machen, damit sich<br />
auch wirklich was verändert.<br />
Rosa: Es ging uns um Themen wie die<br />
Etablierung von All-Gender-Toiletten oder<br />
die vereinfachte Namensänderung für<br />
trans* Personen, die natürlich am authentischsten<br />
von queeren Menschen vertreten<br />
werden können. Verglichen mit dem<br />
Referat haben wir als Hochschulpartei<br />
natürlich auch ein ganz anderes Standing.<br />
Als studentische Vertreter*innen haben<br />
wir einen anderen Handlungsspielraum<br />
und mehr finanzielle Möglichkeiten.<br />
Ich habe eurem Wahlprogramm entnommen,<br />
dass ihr eine Idee einer diskriminierungsfreien<br />
Universität oder<br />
Uni als Safe Space habt; stimmt das<br />
so? Oder anders formuliert: Als kleine<br />
Utopie für die große Gesellschaft?<br />
Gönni: Ich glaube, einen Safe Space zu<br />
schaffen ist unmöglich. Wenn überhaupt,<br />
dann versuchen wir einen Safer Space<br />
zu generieren, in dem man sich sicherer<br />
fühlen kann. Ich glaube, eine diskriminierungsfreie<br />
Uni wollen alle Studierenden.<br />
Und die soziale Frage ist von der queeren<br />
Frage natürlich nicht zu trennen. Das<br />
heißt, wir versuchen zu zeigen, dass wir<br />
intersektionale Politik an der Uni brauchen.<br />
Und nicht nur an der Uni, sondern<br />
auch gesamtgesellschaftlich, damit das<br />
überhaupt noch irgendwas werden kann.<br />
Intersektionale Politik ist einer unserer<br />
wichtigsten Punkte.<br />
Die Utopie haben wir natürlich, dass es<br />
irgendwann, irgendwie alles keine Rolle<br />
mehr spielt, Geschlecht, Sexualität und so<br />
weiter. Ob wir das noch miterleben werden?<br />
Was habt ihr als Rosa*Liste<br />
bislang erreicht?<br />
Rosa: Wir hatten schon zwei große Erfolge,<br />
Wir stehen ja seit einem Jahr im Austausch<br />
mit dem Uni-Präsidium wegen einer vereinfachten<br />
Namensänderung für die trans*<br />
und inter Personen an der Uni, noch bevor<br />
man die offizielle Namensänderung durchgeführt<br />
hat. Die Uni hatte das in einem sehr<br />
begrenzten Rahmen schon zugelassen. Es<br />
war bislang trotzdem nicht möglich, dass<br />
zum Beispiel der selbstgewählte Name und<br />
die Identität auf den Zeugnisdokumenten<br />
erscheint. Es <strong>gab</strong> sogar schon Rechtsgutachten<br />
an anderen Unis, die bescheinigen,<br />
dass die Uni das im Rahmen der Freiheit<br />
der Lehre machen kann. Das ist also eine<br />
politisch motivierte, eigene Entscheidung<br />
der jeweiligen Uni. Es hat jetzt sehr lange<br />
gedauert, auch weil die Goethe Uni nochmal<br />
ein eigenes Rechtsgutachten in Auftrag<br />
geben hatte. Da ist man dann sogar zu dem<br />
Ergebnis gekommen, dass es nicht nur<br />
wünschenswert, sondern auch die Pflicht<br />
der Hochschule ist, jeder einzelnen studie-