vsao Journal Nr. 5 - Oktober 2022
Form - Rechnen, fliegen, gestalten Politik - Gesperrte Betten – Handeln tut not Diabetes - Neue Therapieformen Vitamine/Mineralstoffe - Ernährung bei Diabetes mellitus
Form - Rechnen, fliegen, gestalten
Politik - Gesperrte Betten – Handeln tut not
Diabetes - Neue Therapieformen
Vitamine/Mineralstoffe - Ernährung bei Diabetes mellitus
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<strong>vsao</strong><br />
<strong>Nr</strong>. 5, <strong>Oktober</strong> <strong>2022</strong><br />
<strong>Journal</strong><br />
Das <strong>Journal</strong> des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />
Form<br />
Rechnen, fliegen, gestalten<br />
Seite 16<br />
Politik<br />
Gesperrte Betten – Handeln<br />
tut not<br />
Seite 6<br />
Diabetes<br />
Neue Therapieformen<br />
Seite 30<br />
Vitamine/Mineralstoffe<br />
Ernährung bei<br />
Diabetes mellitus<br />
Seite 39
Inhalt<br />
Form<br />
Rechnen, fliegen, gestalten<br />
Coverbild: Stephan Schmitz<br />
Editorial<br />
5 Formeln und Formationen<br />
Politik<br />
6 Der Pflegenotstand verschärft sich<br />
9 Auf den Punkt gebracht<br />
<strong>vsao</strong><br />
10 Neues aus den Sektionen<br />
12 <strong>vsao</strong>-Inside<br />
13 <strong>vsao</strong>-Rechtsberatung<br />
Fokus: Form<br />
16 Tänzer der Lüfte<br />
18 Letzte Formen finden<br />
20 Formen in der Luft<br />
23 Mehr als eine computer generierte<br />
Augenweide<br />
26 Cat Circles<br />
28 Habe ich dich verstanden? Logo.<br />
Perspektiven<br />
30 Aus der «Therapeutischen<br />
Umschau» – Übersichtsarbeit:<br />
Update: Neue Therapieformen<br />
des Diabetes mellitus Typ 2<br />
39 Aus der «Therapeutischen<br />
Umschau» – Übersichtsarbeit:<br />
Ernährung bei Diabetes mellitus<br />
51 Im Einsatz für das Rote Kreuz<br />
mediservice<br />
52 Briefkasten<br />
54 Auto-Finanzierung:<br />
Leasing oder Kredit?<br />
56 Kochen für Gaumen und Gesundheit<br />
Fisch mit herbstlicher Begleitung<br />
58 Impressum<br />
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<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 3
Allgemeine<br />
Innere Medizin<br />
16. – 19.11.<strong>2022</strong> Zürich<br />
32 h<br />
24. – 28.01.2023 Basel<br />
40 h<br />
Innere Medizin<br />
06. – 10.12.<strong>2022</strong> Zürich<br />
40 h<br />
Allergologie<br />
14. – 15.11.<strong>2022</strong> Zürich<br />
13 h<br />
Diabetes<br />
03. – 05.11.<strong>2022</strong> Zürich<br />
21 Credits SGAIM<br />
18 Credits SVDE<br />
21 Credits SSED SGED<br />
EKG<br />
25. – 28.10.<strong>2022</strong> Zürich<br />
28 Credits SGAIM<br />
32 Credits SGNOR<br />
Gynäkologie<br />
Kardiologie<br />
04. – 05.11.<strong>2022</strong> Zürich<br />
15 Credits SGK<br />
12 Credits SGAIM<br />
Pädiatrie<br />
24. – 26.10.<strong>2022</strong> Zürich<br />
24 Credits SGP<br />
24 Credits SGAIM<br />
Psychiatrie und<br />
Psychotherapie<br />
24. – 26.11.<strong>2022</strong> Zürich<br />
21 h<br />
Psychologie<br />
Update Refresher<br />
24. – 26.11.<strong>2022</strong> Zürich<br />
30.11. – 03.12.22 Zürich<br />
24 h<br />
28 h<br />
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Editorial<br />
Formeln und<br />
Formationen<br />
Catherine Aeschbacher<br />
Chefredaktorin <strong>vsao</strong> <strong>Journal</strong><br />
Die perfekte Form ist der Kreis beziehungsweise die Kugel.<br />
Davon waren bereits antike Denker überzeugt. Daran hat<br />
sich bis heute nichts geändert. Weil die Kugel im Vergleich<br />
zum vorgegebenen Volumen die kleinste Oberfläche hat,<br />
ist sie von allen Körpern am stabilsten. Könnten Körper ihre Form<br />
wählen, würden sie alle zu Kugeln, da sie nach Stabilität streben.<br />
Das lehrt die Physik.<br />
In unserem Schwerpunkt «Form» streben wir aber weder nach Stabilität<br />
noch nach dem Ideal, deshalb lassen wir die Kugeln aussen vor.<br />
Wir beschäftigen uns mit vergänglichen Formen, natürlichen wie dem<br />
Vogelschwarm oder menschengemachten wie den Wasserurnen.<br />
Dann tauchen wir in die Tiefen der Mathematik ein und geben uns mit<br />
Fraktalen ab. Dies sind selbstähnliche Objekte, die mathematisch<br />
gesehen erstaunliche Eigenschaften haben und uns im Alltag in jedem<br />
Gemüseregal in Form von Broccoli oder Romanesco begegnen. Nicht<br />
unbedingt stabil, aber langwährend und möglichst unverwechselbar<br />
sollte ein Logo sein. Wie man Produkte oder Institutionen in Form<br />
setzt, steht ebenfalls in unserem Schwerpunkt. Schliesslich spüren wir<br />
der eigentümlichen Vorliebe von Katzen zu geometrischen Formen<br />
nach.<br />
Überfüllte Notfallstationen und geschlossene Betten: Dieses Bild<br />
zeigt sich derzeit vielerorts, und zwar vom Universitätsspital bis zum<br />
Regionalspital. Die letzten zwei Jahre haben eine Situation verschärft,<br />
die sich bereits zuvor abzuzeichnen begann: ein grassierender Personalmangel,<br />
speziell bei der Pflege. Die Pandemie akzentuierte diesen,<br />
indem viele Pflegende ans Ende ihrer Kraft gelangten und ihren<br />
Beruf aufgaben. Wie prekär die Lage heute ist, zeigt eine vom <strong>vsao</strong><br />
durch geführte Umfrage bei den Sektionen. Sollte es im Winter zu<br />
einer weiteren Corona-Welle kommen, wird die Spirale weiterdrehen.<br />
Die angestossene Ausbildungsinitiative wird erst in einigen Jahren<br />
Früchte tragen. Der <strong>vsao</strong> fordert daher Sofortmassnahmen. Die Details<br />
dazu sind im Politikteil nachzulesen. Mit diesem Artikel hält Philipp<br />
Thüler, der neue Leiter Politik und Kommunikation <strong>vsao</strong>, seinen<br />
Einstand im <strong>vsao</strong> <strong>Journal</strong>. Mehr zu seiner Person findet sich ebenfalls<br />
im Politikteil.<br />
Noch etwas in eigener Sache: Momentan läuft die Umfrage zum<br />
<strong>vsao</strong> <strong>Journal</strong>. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich fünf Minuten Zeit<br />
nähmen und uns ein Zeugnis ausstellen würden. Ihre Meinung ist<br />
uns wichtig:<br />
https://findmind.ch/c/aXys-PDkb<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 5
Politik<br />
Der Pflegenotstand<br />
verschärft sich<br />
In den Schweizer Spitälern sind konstant Betten gesperrt,<br />
fast immer wegen mangelnden Personals vor allem bei den Pflegefachkräften.<br />
Der <strong>vsao</strong> hat in einer Umfrage der Situation in den einzelnen Kantonen<br />
nachgespürt. Es braucht nun schnell umsetzbare Massnahmen, um dringend<br />
nötige Verbesserungen zu erreichen.<br />
Philipp Thüler, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer <strong>vsao</strong><br />
In vielen Spitälern sind fünf bis zehn Prozent der Betten gesperrt, weil es an Pflegefachpersonal fehlt.<br />
Es braucht Massnahmen, um die Arbeitsbedingungen schnell zu verbessern.<br />
Während der Corona-Pandemie<br />
waren die überlasteten<br />
Notfall- und Intensivstationen<br />
ein Dauerthema<br />
in den Schweizer Medien. Im Frühling –<br />
nach Aufhebung der Anti-Covid-Massnahmen<br />
auf Bundesebene – wurde es vorübergehend<br />
ruhiger, die Lage schien sich zu<br />
entspannen. Im Sommer allerdings häuften<br />
sich die Berichte wieder. Die Notfallstationen<br />
seien voll, Operationen müssten<br />
verschoben werden, die Spitäler seien am<br />
Anschlag, war in verschiedenen Zeitungen<br />
zu lesen.<br />
Verantwortlich dafür war nicht die<br />
Corona-Sommerwelle, sondern in erster<br />
Linie der Mangel an Arbeitskräften, insbesondere<br />
im Pflegebereich. «Uns steht weniger<br />
Pflegefachpersonal zur Verfügung»,<br />
liess sich Hans-Christoph Mewes im Juli<br />
in der Zeitung «Der Bund» zitieren. Er ist<br />
verantwortlich für die Pflege in der Medizinischen<br />
Klinik, der Intensivstation, der<br />
Anästhesie und den Notfallstationen der<br />
beiden Spitäler in Burgdorf und Langnau,<br />
die im ersten Halbjahr 14 stationäre Behandlungsplätze<br />
abbauen mussten. «Das<br />
Problem wird dadurch verschärft, dass<br />
diese Personen nicht an andere Spitäler<br />
wechseln, sondern den Beruf verlassen»,<br />
ergänzte er.<br />
Dass die Situation tatsächlich problematisch<br />
ist und dass nicht Covid direkt<br />
dafür verantwortlich ist, bestätigte sich<br />
auch an der Augustsitzung des Geschäftsausschusses<br />
(GA) des <strong>vsao</strong>, an der das Thema<br />
traktandiert war. Der <strong>vsao</strong> wollte es<br />
genauer wissen und startete eine Umfrage<br />
unter den Sektionen, um einen Überblick<br />
über die gesamtschweizerische Situation<br />
zu erhalten.<br />
Nur eine Sektion gibt Entwarnung<br />
Die Resultate bestätigen die Befürchtungen<br />
und das allgemeine Bild. Von 16 Sektionen<br />
haben neun geantwortet, nur eine<br />
meldete, dass es in ihrer Region zurzeit<br />
keine gesperrten Betten gebe. Alle anderen<br />
berichteten von fünf bis zehn Prozent gesperrten<br />
Betten. Im Kanton St. Gallen gibt<br />
es sogar eine offizielle Antwort der Regierung<br />
auf eine Interpellation der SP-Fraktion.<br />
«Derzeit verfügen viele Schweizer Spitäler<br />
nicht über genügend Fachkräfte, um<br />
Bild: Adobe Stock<br />
6<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Politik<br />
Bild: zvg<br />
alle Betten betreiben zu können. Davon<br />
sind auch die St. Galler Spitalverbunde betroffen»,<br />
heisst es in der Antwort. Es folgen<br />
konkrete Zahlen, die ein Bild ermöglichen.<br />
Im Mai <strong>2022</strong> standen im Kantonsspital<br />
St. Gallen 66 Betten – was rund zehn Prozent<br />
entspricht – nicht zur Verfügung. In<br />
Grabs konnte ein geplanter Ausbau um<br />
20 Betten nicht umgesetzt werden. In Altstätten<br />
konnte der Ausbau um fünf Betten<br />
nicht erfolgen. Der Grund war in allen Fällen<br />
derselbe: Personalmangel. Auch in anderen<br />
Kantonen ist das Bild genau gleich<br />
und immer ist der Personalmangel das<br />
Problem. Bei den einen wird nur das fehlende<br />
Pflegepersonal genannt, bei anderen<br />
scheinen aber auch fehlende Ärztinnen<br />
und Ärzte Teil des Problems zu sein. In Bezug<br />
auf die weitere Entwicklung sind die<br />
meisten nicht sehr optimistisch. Es deute<br />
nichts darauf hin, dass sich der Fachkräftemangel<br />
im Gesundheitswesen entspannen<br />
werde, heisst es aus mehreren Kantonen.<br />
Vielfältige Probleme<br />
Es geht nicht nur um unbesetzte Stellen,<br />
sondern auch um die komplexen Fälle, die<br />
aufgrund des medizinischen Fortschritts<br />
aufwändiger sind und mehr Personal<br />
brauchen. Dazu kommt ein vermehrter<br />
Zulauf an Patientinnen und Patienten<br />
schlicht aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums.<br />
Mehrere Stimmen<br />
nennen auch die Tarife als Problem, die<br />
gerade für die aufwändigen Patientinnen<br />
und Patienten nicht kostendeckend seien,<br />
weshalb nicht noch zusätzliches Personal<br />
angestellt werden kann.<br />
Das Hauptproblem sind aber fast<br />
überall die Stellen, die nicht besetzt werden<br />
können und die Abwanderung des<br />
Pflegefachpersonals in andere Berufe. Das<br />
wirkt sich zunehmend auch auf Assistenzärztinnen<br />
und -ärzte aus, die vor allem in<br />
den Notfallstationen auffangen müssen,<br />
was normalerweise durch Pflegende erledigt<br />
würde. Die Gründe, die für den Personalmangel<br />
genannt werden, sind die<br />
Löhne, die nicht steigen, Überlastung, fehlende<br />
Wertschätzung, generell unattraktive<br />
Arbeitsbedingungen, die auch die<br />
Work Life Balance schwierig machen. Der<br />
Berufsalltag entferne sich aber auch immer<br />
weiter von der ursprünglichen Berufsvorstellung:<br />
Die Arbeit wird unpersönlicher,<br />
die einzelnen Tätigkeiten werden<br />
zunehmend auf mehrere Spezialistinnen<br />
und Spezialisten verteilt.<br />
Teilweise werden auch Themen angesprochen,<br />
die man Nachholeffekte der<br />
Pandemie nennen könnte: Die dauernde<br />
Überlastung während der Pandemie in<br />
Verbindung mit der Angst vor einer Ansteckung<br />
und/oder dem «Impfdruck» führe<br />
bei vielen zu einer inneren Kündigung, die<br />
nun verspätet vollzogen wird.<br />
Insgesamt ist die Situation besorgniserregend,<br />
das zeigen auch nackte Zahlen<br />
wie jene des Obsan, die zeigen, dass<br />
36 Prozent der Pflegefachpersonen bereits<br />
in den ersten fünf Jahren nach dem Einstieg<br />
den Betrieb bereits wieder verlassen,<br />
oder die im Vergleich zu 2019 beinahe<br />
doppelt so hohe Zahl an offenen Stellen<br />
für Pflegefachkräfte (gemäss Jobradar).<br />
Nun muss gehandelt werden, denn<br />
die Situation wird sich nicht von alleine<br />
lösen. Es droht im Gegenteil ein Teufelskreis,<br />
denn durch das fehlende Personal<br />
steigt der Druck auf die verbliebenen zusätzlich.<br />
Zudem steigt der Kostendruck<br />
weiterhin und die Zahl der Patientinnen<br />
und Patienten wird im Herbst und Winter<br />
auch eher grösser, zum Beispiel aufgrund<br />
einer neuen Corona-Welle.<br />
Schnell handeln<br />
Zumindest ein Teil der Lösung liegt auf<br />
der Hand. Die Schweizer Bevölkerung hat<br />
sich mit der deutlichen Annahme der<br />
Pflegeinitiative im vergangenen Herbst<br />
klar für ein qualitativ hochstehendes<br />
Gesundheitssystem ausgesprochen. Die<br />
Umsetzung braucht aber Zeit. Die entsprechenden<br />
Gesetze werden zurzeit im<br />
Par lament diskutiert, bis sie ihre Wirkung<br />
entfalten, dauert es Jahre. Gefragt sind<br />
deshalb Sofortmassnahmen durch Kantone<br />
oder auch einzelne Spitäler. Es gibt<br />
positive Beispiele, die den Weg weisen:<br />
Die Siloah-Gruppe zum Beispiel hat für<br />
Pflegefachpersonen die Wochenarbeitszeit<br />
von 42 auf 40 Stunden reduziert. Noch<br />
weiter ging das GZO Wetzikon, wo die Pflegenden<br />
seit Juni pro Woche 37,8 Stunden<br />
statt 42 Stunden arbeiten – bei gleichbleibendem<br />
Lohn. Das Problem dabei ist die<br />
Unsicherheit, ob die durch die Massnahme<br />
nötigen neuen Stellen besetzt werden<br />
können. Deshalb setzen andere Spitäler<br />
wie zum Beispiel das Spitalzentrum Biel<br />
auf höhere Löhne und Zuschläge für Wochenend-<br />
und Nachtdienste.<br />
Unabhängig davon, für welchen Ansatz<br />
sich die einzelnen Spitäler entscheiden<br />
– wichtig ist, dass gehandelt wird. Der<br />
<strong>vsao</strong> bleibt auf jeden Fall an dem Thema<br />
dran, das letztlich einen engen Zusammenhang<br />
hat mit unserer Forderung der<br />
42-Stunden-PLUS-Woche.<br />
Mehr zum Thema unter<br />
<strong>vsao</strong>.ch/arbeitsbedingungen/<br />
arbeitsrecht/#arbeitszeiten<br />
@<strong>vsao</strong>asmac<br />
Neuer Leiter Politik und<br />
Kommunikation<br />
Philipp Thüler<br />
Seit Anfang August<br />
arbeitet Philipp Thüler<br />
im <strong>vsao</strong>-Zentralsekretariat<br />
als Leiter der<br />
Abteilung Politik und<br />
Kommunikation. Nach<br />
dem Studium in Geschichte,<br />
Politik- und Medienwissenschaft<br />
arbeitete er als Kommunikationsfachmann<br />
und -leiter für verschiedene<br />
Organisationen. Aus früheren Tätigkeiten<br />
ist er mit der Verbandsarbeit wie<br />
auch mit dem Gesundheitswesen vertraut.<br />
Er löst Marcel Marti ab, der bis<br />
Ende Juli für den <strong>vsao</strong> tätig war.<br />
Medifuture:<br />
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Am 5. November findet die nächste<br />
Ausgabe von medifuture statt, unserem<br />
jährlichen Laufbahnkongress mit mediservice<br />
<strong>vsao</strong>-asmac. Veranstaltungsort<br />
ist wieder das Stadion Wankdorf in<br />
Bern. Anmeldungen sind ab sofort<br />
möglich, dies auf der neu gestalteten<br />
Website: www.medifuture.ch.<br />
Achtung:<br />
Sektionswechsel und<br />
Reduktionsgesuche<br />
frühzeitig einreichen<br />
Im Februar versendet das <strong>vsao</strong>-Zentralsekretariat<br />
jeweils die Jahresrechnungen<br />
für die Mitgliederbeiträge. Die<br />
Sektionszugehörigkeit und allfällige<br />
Beitragsreduktionen haben einen<br />
Einfluss auf den Rechnungsbetrag.<br />
Deshalb müssen allfällige Sektionswechsel<br />
oder Reduktionsgesuche<br />
für das Jahr 2023 bis spätestens am<br />
31. Januar 2023 beim <strong>vsao</strong>-Zentralsekretariat<br />
eingereicht werden. Später<br />
eingereichte Gesuche oder Sektionswechsel<br />
können nur noch in begründeten<br />
Härtefällen für das Rechnungsjahr<br />
2023 berücksichtigt werden.<br />
Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 7
Publireportage<br />
Neue Antibiotika für die Behandlung von ABSSSI:<br />
eine Chance zur Entlastung der Krankenhäuser<br />
Akute bakterielle Haut- und Hautstrukturinfektionen<br />
(ABSSSI) weisen ein hohes Risiko<br />
für schwere klinische Verläufe auf. Um nosokomiale<br />
Begleitinfektionen zu vermeiden<br />
und Spitalkapazitäten zu schonen, rücken<br />
beim ABSSSI-Management Optionen in den<br />
Fokus, welche Anzahl Spitaleinweisungen<br />
und Hospitalisationsdauer reduzieren und<br />
eine ambulante (Weiter-)Behandlung ermöglichen.<br />
Ein von A. Menarini organisiertes<br />
Symposiums am European Congress of<br />
Clinical Microbiology & Infectious Diseases<br />
(ECCMID) <strong>2022</strong> in Lissabon befasste sich<br />
mit neuen Antibiotika, einerseits mit neuen<br />
Fluorchinolonen sowie mit langwirksamen<br />
Glycopeptiden, die eine bessere Verträglichkeit<br />
im Vergleich zu bisherigen Therapien<br />
aufweisen und gleichzeitig die Compliance<br />
sicherstellen.<br />
Akute bakterielle Haut- und Hautstrukturinfektionen<br />
(ABSSSI) sind eine wichtige<br />
Untergruppe sogenannter komplizierter<br />
Haut- und Weichteilinfektionen (cSSTIs).<br />
Wie Prof. Alex Soriano, Universitätsspital<br />
Barcelona, erläuterte, hat sich die Häufigkeit<br />
von ABSSSI – und dabei vor allem<br />
durch S. aureus-Stämme verursachte<br />
Formen – in den letzten 15 Jahren stark<br />
erhöht. 1 ABSSSI stehen zudem für eine<br />
markante Zunahme von Hospitalisierungen<br />
bzw. Spitaltagen. 2<br />
«Viele von den auf Notfallstationen behandelten<br />
ABSSSI-Patienten benötigen eigentlich<br />
keine stationäre Aufnahme. Aber<br />
die bisherigen oralen Therapiemöglichkeiten<br />
wie z. B. Sulfonamide, Cephalosporine<br />
der ersten Generation oder Tetracycline<br />
haben ihre Limitationen und erschweren<br />
eine Weiterbehandlung zu Hause, insbesondere<br />
bei Patienten mit geringer<br />
Compliance. Die Wahrscheinlichkeit des<br />
Versagen einer ABSSSI-Therapie ist vor<br />
allem bei Patienten mit Risikofaktoren wie<br />
fortgeschrittenes Alter, Ödeme, Diabetes,<br />
Adipositas und periphere Gefässerkrankungen<br />
besonders hoch 3 ».<br />
Wir brauchen für die Behandlung von<br />
ABSSSI dringend neue, d. h. besser verträgliche<br />
und besser wirksame Therapieoptionen»,<br />
fordert Prof. Soriano. Neue<br />
langwirksame Lipoglycopeptide und neue<br />
Fluorchinolone hätten laut dem Experten<br />
das Potenzial, nicht nur die Behandlungs-<br />
Outcomes der antibiotischen Therapie bei<br />
ABSSSI zu erhöhen, sondern auch das<br />
Compliance-Problem bei den Patienten<br />
zu umgehen oder zu verringern.<br />
Stellenwert von Oritavancin und Delafloxacin<br />
bei der Behandlung von ABSSSI<br />
Wie Prof. Maddalena Gianella, Infektiologin<br />
an der Universität Bologna, erläuterte, wurden<br />
unter der besonderen Berücksichtigung<br />
der hohen Prävalenz multiresistenter<br />
Methicillin-resistenter S. aureus-Stämme<br />
(MRSA) und Vancomycin-resistenter Enterokokken<br />
(VRE) in den letzten Jahren neue<br />
langwirksame Antibiotika entwickelt, die<br />
einmal wöchentlich oder, wie im Fall von<br />
Oritavancin, nur einmalig verabreicht werden<br />
müssen.<br />
Oritavancin ist ein neues, lang wirksames<br />
Lipoglykopeptid mit drei verschiedenen<br />
Wirkmechanismen und starker bakterizider<br />
Wirkung gegen grampositive Bakterien<br />
einschliesslich Vancomycin-resistenter Enterokokken.<br />
Das langwirksame Lipoglycopeptid<br />
ist in den USA und der EU auf Basis<br />
der Phase-3-Studien SOLO I und SOLO II,<br />
welche die Nichtunterlegenheit einer einmaligen<br />
Verabreichung von Oritavancin<br />
1200 mg gegenüber 2× täglichem Vancomycin<br />
für 7–10 Tage bei Patienten mit Hautund<br />
Weichteilinfektionen gezeigt haben, für<br />
die Behandlung von ABSSSI bei Erwachsenen<br />
zugelassen. 4,5,8,9 Die gepoolten Sicherheitsdaten<br />
der beiden Studien haben<br />
gezeigt, dass die Langzeitwirksamkeit von<br />
Oritavancin keinen negativen Einfluss auf<br />
die Sicherheit hat. 6<br />
«Grampositive Erreger sind jedoch nicht<br />
die einzigen relevanten Keime bei ABSS-<br />
SI», betonte Prof. Thomas Lodise vom Albany<br />
College of Pharmacy and Health Sciences<br />
in Albany/New York im Hinblick auf<br />
polymikrobielle bzw. «gemischte» Hautund<br />
Hautstrukturinfektionen. Im Gegensatz<br />
zu Oritavancin deckt das anionische<br />
Fluorchinolon Delafloxacin, das sowohl<br />
als orale wie auch als intravenöse Formulierung<br />
vorliegt, ein breites Spektrum<br />
an grampositiven und an gramnegativen<br />
Bakterien einschliesslich P. aeruginosa<br />
und Anaerobier ab. 7, 8<br />
Take-home Message<br />
Oritavancin mit seiner langen terminalen<br />
Halbwertszeit von 245 Stunden und Delafloxacin,<br />
das in oraler als auch in intravenöser<br />
Formulierung erhältlich ist, sind<br />
zwei neue Antibiotika mit nachgewiesener<br />
Wirksamkeit und gutem Sicherheitsprofil<br />
bei der Behandlung von Patienten mit<br />
ABSSSI. 4-9 Beide Wirkstoffe haben den<br />
Referenten des ECCMID-Symposiums<br />
zufolge das Potenzial, die Behandlung von<br />
Patienten mit ABSSSI vom stationären in<br />
den ambulanten Bereich zu verlagern und<br />
die Gesamtausgaben für das Gesundheitswesen<br />
zu minimieren.<br />
Referenzen<br />
1. Sader HS et al. Frequency and antimicrobial susceptibility of bacterial<br />
isolates from patients hospitalised with community-acquired skin<br />
and skin-structure infection in Europe, Asia and Latin America. J Glob<br />
Antimicrob Resist. 2019 Jun;17:103-108.<br />
2. Berger A et al. Initial treatment failure in patients with complicated<br />
skin and skin structure infections. Surg Infect (Larchmt). 2013<br />
Jun;14(3):304-12<br />
3. Eron LJ et al. Managing skin and soft tissue infections: expert<br />
panel recommendations on key decision points. J Antimicrob Chemother.<br />
2003 Nov;52 Suppl 1:i3-17.<br />
4. Corey GR et al. Single-dose oritavancin in the treatment of acute<br />
bacterial skin infections. N Engl J Med. 2014 Jun 5;370(23):2180-90.<br />
5. Corey GR et al. Single-dose oritavancin versus 7-10 days of vancomycin<br />
in the treatment of gram-positive acute bacterial skin and skin<br />
structure infections: the SOLO II noninferiority study. Clin Infect Dis.<br />
2015 Jan 15;60(2):254-62.<br />
6. Corey GR et al. Single Intravenous Dose of Oritavancin for Treatment<br />
of Acute Skin and Skin Structure Infections Caused by Gram-Positive<br />
Bacteria: Summary of Safety Analysis from the Phase 3 SOLO Studies.<br />
Antimicrob Agents Chemother. 2018 Mar 27;62(4):e01919-17.<br />
7. Hoover R et al. Safety, Tolerability, and Pharmacokinetic Properties<br />
of Intravenous Delafloxacin After Single and Multiple Doses in Healthy<br />
Volunteers. Clin Ther. 2016 Jan 1;38(1):53-65.<br />
8. Fachinformation Quofenix, www.swissmedicinfo.ch, 12/2021<br />
9. Fachinformation Tenkasi, www.swissmedicinfo.ch, 08/2021<br />
Die Kurzfachinformation zu Tenkasi ® finden Sie auf Seite 2.<br />
Unterlagen und Referenzen können bei A. Menarini GmbH,<br />
Thurgauerstrasse 36/38, 8050 Zürich angefordert werden.<br />
METEN5045_22.08<br />
Quofenix ® . Z: Delafloxacin Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung – jede Durchstechflasche zur einmaligen Anwendung enthält 300mg Delafloxacin oder 450mg Delafloxacin Tablette I: Behandlung<br />
von akuten bakteriellen Haut- und Hautstrukturinfektionen bei Erwachsenen D: empfohlenes Dosierungsschema für Quofenix ist 300 mg i.v. alle 12 Stunden mit einer Infusionsdauer von 60 Minuten über eine Gesamtdauer<br />
von 5 bis 14 Tagen. Umstellung auf Quofenix 450 mg Tabletten oral alle 12 Stunden ist nach Ermessen des Arztes nach 6 Dosen i.v. möglich. Niereninsuffizienz: IV Anwendung: keine Dosisanpassung bei leicht bis mässig<br />
eingeschränkter Nierenfunktion ( CrCl ≥30 ml/min). Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (CrCl
Politik<br />
Das Verbindende nutzen,<br />
anstatt das Trennende<br />
zu suchen<br />
In den letzten Jahren, insbesondere seit der Corona-<br />
Pandemie, hat sich in meiner Wahrnehmung der Umgang<br />
vieler Menschen untereinander stark verändert, und zwar<br />
nicht zum Positiven. Die Menschen sind ungeduldiger,<br />
fordernder, beleidigender geworden. Selbstverständlich muss<br />
meine subjektive Wahrnehmung nicht der Realität entsprechen,<br />
aber die Stimmung an der Coop-Kasse ist doch regelmässig<br />
gereizt, genauso im Strassenverkehr. Aber auch in<br />
der Praxis scheinen die Patient_innen ungeduldiger,<br />
fordernder und sogar schneller<br />
ausfällig zu werden als früher. Im politischen<br />
Umfeld ist dies sogar objektivierbar:<br />
In den sozialen Netzwerken,<br />
in Kom men taren, aber auch in persönlichen<br />
Zuschriften oder bei Diskussionen<br />
nehmen Beleidigungen,<br />
Hass reden, Drohungen bis hin zu<br />
physischen Angriffen gegen Anders<br />
denkende zu. Dies geschieht<br />
nicht nur bei den grossen Grundsatzdiskussionen,<br />
die aggressive<br />
Stimmung und die Gewaltbereitschaft<br />
scheinen auch bei Kleinigkeiten<br />
zugenommen zu haben.<br />
Das finde ich alarmierend und traurig zugleich.<br />
Was ist los mit uns? Auch wenn eine gewisse Tendenz<br />
schon vorher bestand, scheinen die Pandemie, der<br />
Ukrainekrieg, Klimakatastrophen, steigende Energiepreise und<br />
mögliche Energiekrisen in nächster Zukunft in vielen von uns<br />
eine Angstreaktion auszulösen. In dieser Grundstimmung, in<br />
diesem Gefühl, auf so vieles verzichten zu müssen, scheinen wir<br />
unsere Mitmenschen als Feinde wahrzunehmen. Als jemanden,<br />
der uns etwas wegnimmt oder verwehrt. Und deshalb scheinen<br />
einige von uns sich auch legitimiert zu fühlen, andere angreifen<br />
zu dürfen, auf welcher Ebene auch immer.<br />
Auf den<br />
Punkt<br />
gebracht<br />
suchen, um gemeinsame Lösungen zu finden. Nicht indem<br />
wir die Unterschiede als feindlich und bedrohend wahrnehmen<br />
und das Trennende zelebrieren, sondern indem wir bescheiden<br />
anerkennen, dass der einzelne Mensch ohne die anderen keinen<br />
Schritt weiterkommt. Dies gilt für mich in der Politik, in der<br />
Medizin, in der Standespolitik, im Privatleben und in der<br />
Freizeit. Und ehrlich gesagt, ohne die Mitmenschen würde<br />
es mir als Teamplayer auch gar keinen Spass<br />
machen …<br />
Ja klar, ich gebe es zu, es ist nicht immer<br />
ganz leicht! Es gibt Situationen, in<br />
denen auch ich andere angreife, zu<br />
heftig oder unfair reagiere. Manchmal<br />
weil eine tatsächliche Bedrohung<br />
besteht, manchmal bloss aus<br />
Angst vor einem Gesichtsverlust<br />
oder aus einem Impuls heraus.<br />
Wenn ich aber das Gemeinsame<br />
ins Zentrum stelle, schenkt mir das<br />
eine neue Perspektive, und die<br />
persönlichen Probleme und Befindlichkeiten<br />
werden relativiert.<br />
Nach wie vor bin ich überzeugt, dass<br />
wir als Einzelne und als Gesellschaft<br />
wieder lernen müssen, mehr unsere Gemeinsamkeiten<br />
und das Verbindende zu sehen und<br />
die Unterschiede zwischen uns als Gewinn und nicht<br />
als Bedrohung zu erkennen. Anstatt andere zu beschimpfen,<br />
gegen sie zu hetzen oder sie für Negatives in unserem Leben<br />
verantwortlich zu machen, müssen wir einsehen, dass wir alle<br />
unsere Probleme und Herausforderungen haben und sie nur<br />
gemeinsam meistern können. In der Medizin, in der Politik<br />
und im Privatleben.<br />
Bild: zvg<br />
Ich sehe das anders. Grosse Probleme und Herausforderungen<br />
lassen sich nur gemeinsam bewältigen. Jeder Mensch bringt<br />
eine eigene Persönlichkeit, Ideen, Erfahrungen und Wissen mit.<br />
Ich muss anderen Menschen zuhören, mich auf Augenhöhe<br />
mit ihnen austauschen, um neue Erkenntnisse und Perspektiven<br />
zu gewinnen, und indem ich mich einbringe, kommen<br />
wir gemeinsam einen Schritt weiter. Es braucht verschiedene<br />
Menschen mit ihren Unterschieden, die etwas Verbindendes<br />
Angelo Barrile,<br />
Präsident <strong>vsao</strong><br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 9
<strong>vsao</strong><br />
Neues aus<br />
den Sektionen<br />
Bern<br />
Save the Date!<br />
Wir werden im Herbst zwei spannende<br />
Veranstaltungen durchführen und freuen<br />
uns sehr, wenn Sie an den Anlässen dabei<br />
sind!<br />
Dienstplanworkshop<br />
Brüten Sie oft stundenlang nach Feierabend<br />
über dem Dienstplan der Abteilung<br />
und sehen am Schluss nur noch PEP-Symbole,<br />
die vor Ihren Augen im Kreis tanzen?<br />
Möchten Sie wissen, wie Teilzeitarbeit<br />
sinnvoll in den Dienstplan integriert werden<br />
kann? Sind Sie manchmal unsicher,<br />
wie die Stolpersteine bei der Planung und<br />
korrekten Umsetzung des Arbeitsgesetzes<br />
umgangen werden können? Interessiert es<br />
Sie, wie ein korrekter Dienstplan aussehen<br />
könnte? Dann sind Sie am kostenlosen<br />
Dienstplanworkshop des VSAO Bern genau<br />
richtig.<br />
Simon Schneider (Rechtsanwalt und<br />
stellvertretender Geschäftsführer VSAO<br />
Bern), Dr. med. Philipp Rahm (Dienstplanberater<br />
<strong>vsao</strong>) und Susanne Nüesch (Spitalfachärztin<br />
UNZ Inselspital, Verantwortliche<br />
Dienstplanung der Assistenzärztinnen<br />
und -ärzte) sorgen für ein spannendes Programm<br />
und stehen selbstverständlich für<br />
Fragen sehr gerne zur Verfügung.<br />
Datum:<br />
Mittwoch, 26. <strong>Oktober</strong>, 14 bis 16.30 Uhr,<br />
mit Pausenverpflegung<br />
Durchführungsort:<br />
Sitzungszimmer <strong>vsao</strong>, Bollwerk 10,<br />
3011 Bern (direkt beim Bahnhof Bern)<br />
Anmeldung bis am 19. <strong>Oktober</strong> <strong>2022</strong> an<br />
info@<strong>vsao</strong>-bern.ch. Wir benötigen den<br />
Vor- und Nachnamen und den Arbeitsort<br />
und sind dankbar für allfällige Hinweise<br />
zu spezifischen Fragestellungen und Anliegen.<br />
Herausforderung Generation Z<br />
Erstmals finden sich vier Generationen<br />
gleichzeitig in den Spitälern. Die jüngste<br />
davon ist die Generation Z (nach 1995 Geborene),<br />
die gerade in der Spitalwelt eintreffende<br />
Generation. Es entsteht der Eindruck,<br />
dass diese Generation mit neuen<br />
Bedürfnissen und Erwartungen an den<br />
Beruf aufwartet.<br />
Was macht eine Generation aus, und<br />
weshalb entsteht der Eindruck, dass bei<br />
Menschen unterschiedlicher Generationen<br />
unterschiedliche Welten aufeinandertreffen<br />
können? Die Vorstellungen, Wünsche<br />
und Ziele einer jeden Generation<br />
werden von den politischen und wirtschaftlichen<br />
Ereignissen sowie sozialen<br />
Einflüssen geprägt, welche in den Jugendjahren<br />
besonders stark einwirken. Die<br />
Generation Z ist die erste vollständig im<br />
digitalen Zeitalter aufwachsende Generation,<br />
deren soziales Umfeld von ständiger<br />
Interaktion und von Feedback geprägt ist.<br />
Am Donnerstag, den 10. November,<br />
veranstalten wir in Bern ab 19 Uhr einen<br />
kostenlosen Anlass zu diesem Thema, beleuchten<br />
einerseits die Ausgangslage und<br />
diskutieren andererseits die damit verbundenen<br />
Herausforderungen im Arbeitsalltag.<br />
Anschliessend wird es Raum<br />
für einen Apéro und Austausch geben.<br />
Details zur Veranstaltung finden Sie<br />
auf unserer Website und in den sozialen<br />
Medien.<br />
Janine Junker, Geschäftsführerin VSAO Bern<br />
Bild: zvg<br />
10<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
<strong>vsao</strong><br />
Zürich /<br />
Schaffhausen<br />
VSAO Zürich fordert bessere<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Die herausfordernden Arbeitsbedingungen<br />
für Ärztinnen und Ärzte sind uns<br />
nicht erst seit dem Fall Einsiedeln bekannt.<br />
Unsere Sektion hat sich in den vergangenen<br />
Wochen nochmals verstärkt<br />
auch in der Politik dafür eingesetzt, dass<br />
sich daran endlich etwas ändert. Und zwar<br />
nicht nur im Rahmen des Hearings in der<br />
Kommission für soziale Sicherheit und<br />
Gesundheit (KSSG) des Kantonsrates Zürich<br />
zum Gesetz über das Universitätsspital<br />
Zürich (USZG) im August, sondern<br />
auch im Rahmen eines Austausches der<br />
Personalverbände mit dem Gesamtregierungsrat<br />
Mitte September.<br />
Taten braucht es jetzt!<br />
Die Attraktivität des Arztberufs ist massiv<br />
gesunken, nicht erst in Zeiten von Corona<br />
und Homeoffice. Der Grossteil der Ärzteschaft<br />
arbeitet über der Höchstarbeitszeit<br />
von 50 Stunden pro Woche, gemäss unseren<br />
Umfragen oft zwischen 50 und<br />
70 Stunden pro Woche. Dies bedeutet<br />
unbezahlte Überzeit, fehlende Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Privatleben und – in<br />
Kombination mit ungesunder Schichtarbeit<br />
– auch ein erhöhtes Risiko für körperliche<br />
und psychische Erkrankungen.<br />
Die zunehmende Ökonomisierung<br />
und der stetige Kostendruck führen des<br />
Weiteren dazu, dass die Weiter- und Fortbildungen<br />
zu Gunsten der Dienstleistung<br />
an Patientinnen und Patienten zunehmend<br />
vernachlässigt werden, was die Patientenversorgung<br />
langfristig gefährdet.<br />
Die überbordende Administration sorgt<br />
dafür, dass die ursprüngliche Tätigkeit eines<br />
Arztes oder einer Ärztin – nämlich der<br />
Patientenkontakt und die Patientenversorgung<br />
am Bett – umdefiniert wird in einen<br />
Bürojob. Hinzu kommt die oft fehlende<br />
Wertschätzung inklusive Bashing<br />
durch Öffentlichkeit und Politik sowie die<br />
Einschränkung des freien Arztberufes<br />
durch die Zulassungssteuerung.<br />
Diese Themen betreffen jeden Einzelnen<br />
von uns, auch als Patientin oder Patient.<br />
Jetzt oder in ein paar Jahren, denn zu<br />
einem Arzt muss jeder einmal.<br />
Forderung nach kantonalem GAV<br />
Die Arbeitsbedingungen müssen sich deshalb<br />
rasch verbessern. Wir fordern u.a.<br />
konkret, dass den Kliniken im Rahmen des<br />
Leistungsauftrages klar vorgeschrieben<br />
werden muss, die strukturierte Weiterbildungszeit<br />
getrennt von der Arbeitszeit<br />
(Dienstleistungszeit im Sinne der Patientenversorgung)<br />
zu erfassen. Nur so kann<br />
eine Überprüfung der gesetzlich festgehaltenen<br />
Weiterbildungspflicht stattfinden.<br />
Es gibt nämlich zahlreiche Hinweise, dass<br />
die Assistentinnen und Assistenten trotz<br />
kantonalem Finanzierungsbeitrag nur ungenügende<br />
Weiterbildung erhalten. Eine<br />
hochstehende Weiterbildung stellt aber<br />
klar ein Qualitätskriterium für die Sicherstellung<br />
der zukünftigen medizinischen<br />
Gesundheitsversorgung dar. Entsprechend<br />
ist es im öffentlichen Interesse, dass die<br />
kantonale Finanzierung effektiv hierfür<br />
verwendet wird.<br />
Attraktivere Arbeitsbedingungen würden<br />
für gleich lange Spiesse und zur Beruhigung<br />
der Situation beitragen, damit die<br />
Negativspirale des Personalmangels endlich<br />
gebremst wird. Wir bleiben an diesen<br />
Themen dran und setzen uns auch in der<br />
Politik dafür ein, dass sich das Blatt endlich<br />
wendet!<br />
Dominique Iseppi, Kommunikationsassistentin,<br />
VSAO Zürich<br />
Anzeige<br />
Partnervermittlung mit Charme<br />
persönlich · seriös · kompetent<br />
Löwenstrasse 25, 8001 Zürich<br />
044 534 19 50<br />
Wir freuen uns auf Ihren Anruf.<br />
Kathrin Grüneis<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 11
<strong>vsao</strong><br />
<strong>vsao</strong>-Inside<br />
Yvonne Stadler<br />
Wohnort: Muri bei Bern<br />
Beim <strong>vsao</strong> seit: Mai <strong>2022</strong><br />
Der <strong>vsao</strong> für Dich in Kürze:<br />
Dynamisch, lösungsorientiert,<br />
konstruktiv<br />
Seit dem 1. Mai <strong>2022</strong> arbeitet<br />
Yvonne Stadler als Leiterin<br />
Recht und stv. Geschäftsführerin<br />
im Zentralsekretariat des<br />
<strong>vsao</strong>. Wobei: Ihren ersten Arbeitstag hatte<br />
sie bereits am 30. April, anlässlich der<br />
Sitzung des Zentralvorstands. Ein intensiver<br />
Start für die 41-Jährige: «Am Abend<br />
ging ich mit einem von all den neuen<br />
Eindrücken brummenden Kopf, einem<br />
Rucksack voll mit positiven Erinnerungen<br />
und – das wohl Wichtigste – voller<br />
Vorfreude auf meine neue Tätigkeit beim<br />
<strong>vsao</strong> nach Hause», sagt sie rückblickend.<br />
Ihr Aufgabengebiet beim <strong>vsao</strong> ist<br />
breit gefächert. «Vor allem beschäftigen<br />
mich arbeits- und gesundheitsrechtliche<br />
Fragestellungen. Zudem begleite ich Projekte<br />
zu allgemeinen Rechtsthemen und<br />
ich bin für die Meldestelle zuständig, bei<br />
der junge Ärztinnen und Ärzte Probleme<br />
am Arbeitsplatz melden können.» Nicht<br />
zuletzt ist sie als juristische Sekretärin<br />
der Standeskommission und der Schlichtungsstelle<br />
auch für die standesrechtlichen<br />
Verfahren im <strong>vsao</strong> zuständig.<br />
Das alles reicht Yvonne Stadler aber<br />
noch nicht. Nebst ihrer Tätigkeit für den<br />
<strong>vsao</strong> ist sie in einer Berner Anwaltskanzlei<br />
als selbständige Anwältin aktiv, wobei<br />
sie sich auch da schwergewichtig mit dem<br />
Arbeits- und Gesundheitsrecht beschäftigt.<br />
Der Gesundheitsbereich begleitet sie<br />
ohnehin schon seit längerer Zeit. Nach<br />
ihrem Rechtsstudium in Fribourg und<br />
dem Anwaltspatent in St. Gallen arbeitete<br />
sie zuerst für eine Rechtsschutzversicherung<br />
und dann mehrere Jahre in der<br />
Rechtsabteilung eines Universitätsspitals.<br />
Zudem unterrichtete sie an verschiedenen<br />
höheren Fachschulen Pflegefachpersonen<br />
in Rechtsfragen.<br />
Beim <strong>vsao</strong> möchte Yvonne Stadler<br />
sich für die Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
der Mitarbeitenden in<br />
Spitälern und Arztpraxen einsetzen.<br />
«Diese leisten tagtäglich Grossartiges.<br />
Damit dies so bleibt, ist es unerlässlich,<br />
die dafür nötigen Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen», sagt sie. Und was macht<br />
Yvonne Stadler, wenn sie nicht arbeitet?<br />
«Das Wichtigste ist meine Familie.<br />
Mit zwei Kindern im Schulalter ist immer<br />
viel los. Wenn ich Zeit für mich habe,<br />
dann nehme ich es gemütlich – sei es<br />
beim Joggen an der Aare, bei einem<br />
feinen Znacht mit Freunden oder beim<br />
Wandern in den Bündner Bergen.»<br />
Bild: zvg<br />
12<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
<strong>vsao</strong><br />
<strong>vsao</strong>-Rechtsberatung<br />
Arbeitsunfähigkeit bei<br />
Vertragsantritt<br />
Ein Assistenzarzt ist ein paar<br />
Tage vor dem Ende eines<br />
befristeten Arbeitsvertrages<br />
mit dem Spital X verunfallt<br />
und kann die Arbeit beim neuen Arbeitgeber,<br />
Spital Y, erst 20 Tage später<br />
als geplant antreten. Welche Folgen hat<br />
das? Welcher Arbeitgeber muss Lohnfortzahlungen<br />
leisten? Hat dies Einfluss<br />
auf den Arbeitsvertrag mit dem<br />
Spital Y?<br />
Bilder: Adobe Stock; zvg<br />
Der Unfall ereignete sich während der<br />
Anstellung beim Spital X. Entsprechend<br />
muss die Unfallversicherung des Arbeitgebers<br />
X den Fall anerkennen und Taggelder<br />
ausrichten. Die Taggelder sind<br />
auch über das Ende des Arbeitsverhältnisses<br />
hinaus geschuldet. Die Arbeitsunfähigkeit<br />
und die Folgen davon sind<br />
bei dem neuen Arbeitgeber nicht versichert,<br />
weil das auslösende Ereignis vor<br />
Stellenantritt stattfand.<br />
Der Arbeitgeber Y hat den Assistenzarzt<br />
nach dessen Mitteilung bezüglich<br />
seiner Arbeitsunfähigkeit aufgefordert,<br />
einen neuen Arbeitsvertrag mit späterem<br />
Beginn zu unterzeichnen. Dies ist nicht<br />
nötig, aber während der Dauer der<br />
Arbeitsunfähigkeit ist keine Lohnfortzahlung<br />
durch den Arbeitgeber Y geschuldet.<br />
Zudem wird eine allfällige Probezeit<br />
um die Dauer der effektiven Verkürzung<br />
verlängert, weil ansonsten der Zweck<br />
der Probezeit nicht erfüllt werden kann.<br />
Es besteht bei länger dauernden Abwesenheiten<br />
zudem die Gefahr, dass das<br />
Arbeitsverhältnis noch während der<br />
Probezeit aufgelöst wird, da man keinen<br />
Sperrfristenschutz aufgrund von Krankheit,<br />
Unfall oder Mutterschaft hat.<br />
Nicht zu vernachlässigen sind bei<br />
Vertragsanpassungen und Abwesenheiten<br />
auch die Regelungen zur Anrechnung<br />
der Weiterbildungsperiode gestützt auf<br />
Art. 31 der Weiterbildungsordnung. Das<br />
dazugehörige Merkblatt des SIWF hilft,<br />
bei der Frage den Überblick zu behalten.<br />
Als Faustregel gilt, dass unverschuldete<br />
Absenzen von bis zu acht Wochen pro<br />
Jahr nicht nachgeholt werden müssen<br />
und die Weiterbildungsperiode voll<br />
angerechnet wird.<br />
Diese Konstellation macht deutlich,<br />
dass die befristeten Verträge bei Arbeitsunfähigkeiten<br />
Risiken bieten, deren man<br />
sich bewusst sein muss. Zudem lohnt es<br />
sich bei Pausen zwischen zwei Arbeitsstellen<br />
die Versicherungssituation genau<br />
anzuschauen. Die Unfallversicherung<br />
gewährleistet eine Nachdeckung von<br />
30 Tagen, anschliessend kann für eine<br />
Dauer von bis zu 180 Tagen eine Abredeversicherung<br />
abgeschlossen werden,<br />
bevor das Unfallrisiko bei der Krankenkasse<br />
eingeschlossen werden muss. Die<br />
Krankentaggeldversicherung hingegen<br />
gewährleistet keine Nachdeckung, und es<br />
gibt nur die Option des Übertritts in die<br />
Einzelversicherung.<br />
Janine Junker,<br />
Geschäftsführerin und<br />
Juristin VSAO Bern<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 13
PUBLIREPORTAGE<br />
Versorgungssicherheit<br />
hat Priorität<br />
iz und seit 2011 Teil<br />
a Schweiz AG gehören<br />
kamarkt. Das Unterrkten<br />
zusammen über<br />
el, Medizinprodukte<br />
Kein pharmazeutisches Unternehmen verkauft in der Schweiz so viele Arzneimittel-<br />
Verpackungen wie Mepha Schweiz. Im vergangenen Jahr waren es 18.4 Millionen<br />
Packungen. 1<br />
ologie. Das breite<br />
, selbstdispensierende<br />
Schon seit einigen Jahren ist es auch in<br />
der Schweiz keine Selbstverständlichkeit<br />
mehr, dass jedes Medikament jederzeit<br />
lieferbar ist. Die Pandemie und der Krieg<br />
in der Ukraine haben Lieferprobleme generell<br />
verschärft. Vor diesen ist auch die in<br />
Basel ansässige Mepha Schweiz nicht gefeit,<br />
die von allen Anbietern in der Schweiz<br />
am meisten 1 Medikamenten-Packungen verkauft.<br />
Andrej Salát, der am 1. Juni die Leitung<br />
von Mepha Schweiz übernommen<br />
hat, ist sich der grossen Verantwortung<br />
bewusst, die der Erfolg des Unternehmens<br />
mit sich bringt. Er sagt: «Unser oberstes<br />
Ziel ist es, die Bevölkerung in der Schweiz<br />
auch in diesen schwierigen Zeiten mit<br />
guten Medikamenten zu fairen Preisen zu<br />
versorgen». Seit 2011 ist Mepha Schweiz,<br />
zu der die Vertriebsgesellschaften Mepha<br />
Pharma und Teva Pharma gehören, Teil der<br />
global tätigen Teva Pharmaceuticals. Die<br />
Anbindung an ein weltweit tätiges Unternehmen<br />
mit einem ausgeklügelten Supply<br />
Chain Netzwerk und die Tatsache, dass<br />
rund 80 Prozent der in der Schweiz verkauften<br />
Produkte aus europäischer Produktion<br />
stammen, tragen zu einer hohen<br />
Lieferbereitschaft bei. 2<br />
80 Prozent der<br />
rodukte von<br />
Schweiz stammen<br />
s europäischer<br />
roduktion. 2<br />
el /31.12.2021 MAT<br />
. Herkunft Bulk-Hersteller mit aktiven<br />
14 –<strong>2022</strong>. Basel: Mepha Schweiz AG, <strong>2022</strong><br />
zienzbeitrag der Generika, Berichtsjahr<br />
. https://www.intergenerika.ch/wp-<br />
<strong>2022</strong>/02/Effizienzbeitrag-der-Generika-<br />
.02.15.pdf, zuletzt aufgerufen am<br />
g Resilience Report 2020<br />
age erhältlich.<br />
Wissenswertes über Generika<br />
Andrej Salát<br />
besitzt einen Master-<br />
Abschluss in Management.<br />
Der gebürtige Slowake<br />
ist Vater zweier Teenager<br />
und fährt leidenschaftlich<br />
gerne Ski.<br />
Herausforderndes Umfeld<br />
Die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung<br />
von Arzneimitteln sind komplexer<br />
geworden. Gleichzeitig hat der Preisdruck<br />
bei Generika in der Schweiz weiter zugenommen.<br />
Mepha Schweiz profitiert von<br />
der Anbindung an Teva Pharmaceuticals in<br />
vielerlei Hinsicht. So stellt das global tätige<br />
Unternehmen, das vor 121 Jahren gegründet<br />
wurde, zum Beispiel über 300 Wirkstoffe<br />
in eigenen Produktionsstätten her.<br />
Andrej Salát erklärt: «Dank der Zugehörigkeit<br />
zu einem grösseren Unternehmen<br />
Generika enthalten die gleichen Wirkstoffe wie Originale. Sie sind qualitativ<br />
gleichwertig und gleich sicher wie Originalpräparate. Einzig bezüglich der<br />
Hilfsstoffe dürfen sie sich unterscheiden.<br />
Generika sind zwischen 20 bis 70 Prozent günstiger als Originalmedikamente.<br />
Generika entlasten die Gesundheitskosten um 450 Millionen Franken pro<br />
Jahr. Durch einen konsequenten Einsatz wären weitere Einsparungen von<br />
220 Millionen Franken jährlich möglich. 3 Um vom Sparpotenzial maximal<br />
zu profitieren, lohnt es sich, insbesondere Patientinnen und Patienten mit<br />
chronischen Erkrankungen von Anfang an auf Generika einzustellen.<br />
Generika können zusätzliche Vorteile für Patientinnen und Patienten gegenüber<br />
dem Original haben, zum Beispiel leichter teilbar oder lactose- bzw.<br />
glutenfrei sein.<br />
haben Mepha und Teva Zugang zu einer<br />
attraktiven Pipeline. Für ein Unternehmen<br />
ohne internationale Anbindung wäre es<br />
kaum möglich, so viele Produkte nur für<br />
den schweizerischen Markt zu entwickeln,<br />
herzustellen und zu vertreiben».<br />
Teva Pharmaceuticals ist stark in der Entwicklung<br />
und Herstellung neuer Medikamente<br />
und eigener Wirkstoffe. Das Unternehmen<br />
investiert auch in eigene Originalpräparate<br />
sowie in den Bereich Biologika.<br />
In Ulm baut Teva Pharmaceuticals derzeit<br />
ein hochmodernes Produktionszentrum für<br />
monoklonale Antikörper. Insgesamt verfügt<br />
Teva weltweit über 60 Forschungs- und<br />
Entwicklungszentren, davon 31 in Europa. 4<br />
Andrej Salát weiss: «Diese Möglichkeiten<br />
haben nur grosse Konzerne. Letztlich profitieren<br />
davon viele kleinere Märkte wie<br />
auch die Schweiz».<br />
Ein breites Generika-Sortiment<br />
Teva Pharmaceuticals bietet weltweit ein<br />
sehr breites Sortiment mit rund 3’500 Produkten.<br />
Täglich werden weltweit 200 Millionen<br />
Menschen mit Medikamenten des<br />
Teva Konzerns behandelt. Neben Generika<br />
produziert Teva diverse Produkte, zum<br />
Beispiel für die Indikationen Onkologie,<br />
Neurologie und Pneumologie.
PUBLIREPORTAGE<br />
Fakten zu Mepha Schweiz AG<br />
Die Mepha Schweiz AG, mit Sitz in Basel, ist eines der führenden Pharmaunternehmen in der Schweiz und seit 2011 Teil<br />
der internationalen Teva Gruppe, einer der weltweit führenden Firmen im Generikamarkt. Zur Mepha Schweiz AG gehören<br />
die Vertriebsgesellschaften Teva Pharma AG sowie Mepha Pharma AG, Leaderin im Schweizer Generikamarkt. Das Unternehmen<br />
beschäftigt derzeit rund 160 Mitarbeitende. Mepha Pharma AG und Teva Pharma AG vermarkten zusammen über<br />
300 Produkte, davon über 250 Generika sowie rezeptfreie Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel, Medizinprodukte<br />
und Originale, letztere in den Bereichen zentrales Nervensystem, Atemwegserkrankungen und Onkologie. Das breite<br />
Produkteportfolio deckt insgesamt 18 medizinische Indikationsgebiete ab und wird über Apotheken, selbstdispensierende<br />
Ärzte, Drogerien und Spitäler vertrieben.<br />
www.mepha.ch<br />
www.tevapharma.ch<br />
Auch in der Schweiz ist das Sortiment sehr<br />
breit und tief. Insgesamt verkauft das Unternehmen<br />
unter der Marke Mepha über<br />
250 Generika, viele davon mit Vorteilen, die<br />
die Therapie im Vergleich zum Original erleichtern.<br />
1 Neben Generika bieten Mepha<br />
Pharma und Teva Pharma Biologika, Specialty-,<br />
OTC- und Medizinprodukte an. Auch<br />
in diesen Bereichen plant das Unternehmen,<br />
das Sortiment in Zukunft weiter zu<br />
vergrössern.<br />
Die Marke mit dem Regenbogen geniesst<br />
einen hohen Bekanntheitsgrad und das<br />
Vertrauen der Fachpersonen sowie Patientinnen<br />
und Patienten. Andrej Salát ist überzeugt,<br />
dass das Vertrauen Mepha jedoch<br />
nicht geschenkt wurde: «Wir mussten es<br />
uns verdienen: Es basiert auf langjähriger<br />
Erfahrung, hoher Qualität und einem guten<br />
Service». Als General Manager der führenden<br />
Generika-Anbieterin in der Schweiz<br />
wolle er sich aber nicht auf den Lorbeeren<br />
ausruhen, sondern sich täglich neu beweisen,<br />
um die hohen Erwartungen an<br />
die Marke zu erfüllen. So wird sich Mepha<br />
Schweiz auch unter seiner Leitung zum<br />
Beispiel für die Fortbildung von Ärztinnen<br />
und Ärzten engagieren – durch die Organisation<br />
von Symposien und durch Sponsorings<br />
wie etwa die Unterstützung des<br />
IHAS-Kongresses.<br />
Letztes Jahr wurden dank Generika insgesamt<br />
rund 450 Millionen Franken eingespart.<br />
Der konsequente Einsatz würde<br />
weitere Einsparungen von 220 Millionen<br />
Franken ermöglichen. 3<br />
Im Team zum Erfolg<br />
Andrej Salát setzt als General Manager der<br />
Mepha Schweiz AG auf Kontinuität und<br />
eine gute Teamarbeit. Neben der Versorgungssicherheit,<br />
die für ihn oberste Priorität<br />
hat, wird er sich zudem für die Digitalisierung<br />
im Gesundheitswesen engagieren.<br />
Als besonders befriedigend in<br />
seinem Job empfindet er die Mission, die<br />
Mepha und Teva in der Schweiz verfolgen.<br />
Er sagt: «Wir setzen uns täglich für die Gesundheit<br />
der Menschen ein und ermöglichen<br />
den Zugang zu einer guten medizinischen<br />
Versorgung. Zwar sind unsere Medikamente<br />
nicht in der Lage, jede Krank heit<br />
zu heilen, aber sie können dazu beitragen,<br />
dass es Patientinnen und Patienten besser<br />
geht und ihre Lebensqualität sich durch die<br />
Behandlung erhöht. Das ist das Besondere<br />
an meinem Job».<br />
Rund 80 Prozent der<br />
Produkte von<br />
Mepha Schweiz stammen<br />
aus europäischer<br />
Produktion. 2<br />
Referenzen<br />
1 IQVIA Pharma Panel /31.12.2021 MAT<br />
2 Mepha Schweiz AG. Herkunft Bulk-Hersteller mit aktiven<br />
Produkten von 2014 –<strong>2022</strong>. Basel: Mepha Schweiz AG, <strong>2022</strong><br />
3 Intergenerika. Effizienzbeitrag der Generika, Berichtsjahr<br />
2021, Edition <strong>2022</strong>. https://www.intergenerika.ch/wpcontent/uploads/<strong>2022</strong>/02/Effizienzbeitrag-der-Generika-<br />
2021_Stand_<strong>2022</strong>.02.15.pdf, zuletzt aufgerufen am<br />
05.09.<strong>2022</strong><br />
4 Teva Manufacturing Resilience Report 2020<br />
Referenzen auf Anfrage erhältlich.<br />
Einsparungen bei den Gesundheitskosten<br />
Mepha Schweiz hat sich in über 70 Jahren<br />
einen Namen gemacht. Im vergangenen<br />
Jahr konnte das Unternehmen seinen Anteil<br />
am Generikamarkt auf 43 Prozent ausbauen.<br />
1 Damit trägt die Marke mit dem<br />
Regenbogen wesentlich zu Einsparungen<br />
im Schweizer Gesundheitswesen bei.
Fokus<br />
Die sogenannten Murmurations der Stare sind nicht nur ein atemberaubendes Schauspiel, sondern auch eine Herausforderung<br />
für Forscher unterschiedlichster Fachrichtungen.<br />
Tänzer der Lüfte<br />
Schwärme bieten Schutz, helfen auf dem Weg über die Kontinente,<br />
ermöglichen soziale Nähe und sparen Energie. Wie es die Vögel<br />
aber schaffen, blitzschnell die Richtung zu wechseln und verschiedenste<br />
Formationen zu bilden, beschäftigt unterschiedliche<br />
Forschungsrichtungen bis heute.<br />
Prof. Barbara Helm, Leiterin des Ressorts Vogelzug, Schweizerische Vogelwarte Sempach<br />
Bild: Adobe Stock<br />
16<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Fokus<br />
Der Zug der Vögel und weitere<br />
Flugbewegungen dieser Luftakrobaten<br />
faszinieren Menschen,<br />
solange wir zurückdenken<br />
können. Vögel, die sich in Formationen<br />
bewegen, sind besonders auffällig.<br />
Sie wurden beispielsweise von römischen<br />
Autoren als «Jagdschiffe» am Himmel beschrieben.<br />
Dennoch stellen sie nur einen<br />
kleinen Teil der Zieher dar: Die meisten<br />
Vögel ziehen nachts und dann oft allein<br />
oder in lockeren Gruppen.<br />
Es sind vor allem hochsoziale Arten,<br />
die sich kollektiv bewegen. Im Schwarm<br />
oder in einer Formation pendeln sie zwischen<br />
Brut- und Winterquartier und oft<br />
auch zwischen gemeinsamen Schlaf- und<br />
Futterstellen. Auffällige, koordinierte<br />
Flugbewegungen gibt es aber auch in anderen<br />
sozialen Kontexten. So etwa zeigen<br />
Greifvögel beim Paarungsverhalten atemberaubende<br />
gemeinsame Luftspiele, die<br />
sich ähnlich auch im Spielverhalten von<br />
Kolkraben finden. Hierbei gibt es Figuren,<br />
die in bestimmten Anordnungen erfolgen<br />
können, vielleicht vergleichbar mit Tanz<br />
im dreidimensionalen Raum. Andere soziale<br />
Arten, zum Beispiel Mauersegler,<br />
jagen gemeinsam in Hochgeschwindigkeit<br />
durch Siedlungsgebiete, ein Verhalten,<br />
das möglicherweise zur Gruppenformation<br />
dient.<br />
Dabei können Formationen ein weites<br />
Spektrum überspannen. Dies beginnt mit<br />
dem anscheinend losen Verband, in dem<br />
Vögel jedoch blitzschnell gemeinsam die<br />
Richtung wechseln (Beispiel Alpenstrandläufer).<br />
Solche losen Schwärme können<br />
sich ähnlich schnell kontraktieren oder expandieren,<br />
besonders, wenn ein Angreifer<br />
in der Nähe ist, das herausragendste Beispiel<br />
hierfür sind Stare, deren «Murmurations»<br />
wie Luftschauspiele wirken. Wie<br />
diese Koordination so schnell erfolgen<br />
kann, beschäftigt Ornithologen, Modellierer<br />
und auch Ökonomen. Gemeinsam versuchen<br />
sie, mit modernster Technik die<br />
Gruppenbewegungen zu dekodieren.<br />
Präzision ist alles<br />
Sicher ist jedoch, dass der Flug im Verband<br />
grosse Vorteile bringt, einerseits als<br />
Schutz vor Prädatoren und andererseits<br />
zum Informationsaustausch und zur Wegfindung<br />
(Stichwort Schwarmintelligenz).<br />
Der lose Gruppenflug hat neben den genannten<br />
Vorteilen auch Nachteile, da die<br />
Vögel sehr präzise und energieaufwändige<br />
Flugmanöver durchführen müssen. Kollisionen<br />
gibt es dabei jedoch äusserst selten,<br />
und vor allem dann, wenn ein<br />
Schwarm von einem angreifenden Greif<br />
oder auch durch nächtliche Lichtverschmutzung<br />
aus dem Konzept gerät.<br />
Geordnetere Formen finden sich in<br />
vielen Variationen. So fliegen Möwen z.B.<br />
häufig in Reihen nebeneinander, und<br />
auch Kettenflüge in einer geraden Reihe<br />
lassen sich bei einigen Arten beobachten.<br />
Die vermutlich klassischste Formation<br />
beim Vogelflug ist jedoch der klar strukturierte<br />
Keilflug (auch V-Formation genannt):<br />
Ein Leitvogel führt den Keil, ihm<br />
folgen links und rechts jeweils in einer<br />
v-förmig versetzten Linie weitere Vögel.<br />
Dabei können die Tiere im perfekten oder<br />
asymmetrischen Keil fliegen, und bisweilen<br />
auch in nur einer versetzten Linie.<br />
Diese Flugform findet sich bei vielen<br />
Grossvögeln. Dazu gehören z.B. Gänse<br />
verschiedener Arten, die in Familienverbänden<br />
fliegen und ihre kollektiven<br />
Flugbewegungen auch akustisch durch<br />
permanenten Vokalisationen koordinieren.<br />
Zu weiteren Arten, die in Formationen<br />
fliegen, gehören z.B. Ibisse, Kormorane,<br />
Störche, Kraniche, grosse Limikolen<br />
und Seevögel.<br />
Der Keilformationsflug bietet neben<br />
den oben genannten allgemeinen Vorteilen<br />
des Gruppenflugs vor allem aerodynamisch<br />
ganz erhebliche Vorzüge. Wenn die<br />
Vögel sich präzise zueinander positionieren,<br />
muss nur der Leitvogel die volle energetische<br />
Last des Fluges tragen. Alle anderen<br />
Vögel nutzen den Windschatten,<br />
um deutlich Energie zu sparen. Daher sind<br />
Leitvögel nicht nur erfahren im Aufsuchen<br />
von Zielorten, sondern auch in besonders<br />
gutem körperlichen Zustand.<br />
Dennoch lassen sich die Leitvögel nach<br />
einer Weile meist auswechseln und fliegen<br />
dann hinter einem anderen Vogel. Bei<br />
Gänsen wird ein solcher Wechsel bisweilen<br />
wiederum durch Vokalisierungen<br />
angekündigt.<br />
Aerodynamische Vorteile der Keilformation<br />
waren schon lange vermutet worden.<br />
Berechnungen ergaben vermutete<br />
Einsparungen von ca. 10 bis 20 Prozent der<br />
Energie für den Flug. Solche Einsparungen<br />
wurden zunächst in Windkanälen experimentell<br />
nachgewiesen. Nun konnten<br />
sie aber mit neuen Technologien auch an<br />
freifliegenden Vögeln belegt werden. Dass<br />
die Folgevögel Energie sparen, wurde<br />
durch physiologische Aufzeichnungen an<br />
freifliegenden Rosapelikanen (Pelecanus<br />
onocrotalus) gezeigt. Im Vergleich zum<br />
Leitvogel hatten die Folgevögel dabei<br />
deutlich niedrigere Herzschlagfrequenzen<br />
und sparten somit kräftig Energie.<br />
Manövrieren im Raum<br />
Um eine solche Ersparnis zu erzielen,<br />
müssen die Bewegungen der Vögel allerdings<br />
präzise aufeinander abgestimmt<br />
sein. Unlängst untersuchte eine vielbeachtete<br />
Studie eine heimische Ibisart,<br />
den Waldrapp (Geronticus eremita), bei<br />
freiem Flug in der Gruppe. Die Waldrappe<br />
trugen dabei Minicomputer, die über<br />
GPS-Loka tion und Inertialsensoren verfügten.<br />
Zusätzlich wurden die Tiere, die<br />
Teil eines Wiederansiedlungsprogramms<br />
waren, von «mitfliegenden» Forschern aus<br />
Leichtflugzeugen gefilmt. So wurden sowohl<br />
Zugweg als auch das Verhalten jedes<br />
einzelnen Tieres simultan aufgezeichnet.<br />
Die Forscher beobachteten, dass sich<br />
die in V-Formation folgenden Vögel präzise<br />
zum Vorflieger positionierten. Sie<br />
hielten mit ihren Flügelspitzen genau die<br />
Phase des Vorfliegers ein und flogen so mit<br />
synchronem Flügelschlag. Damit konnten<br />
sie die vom Vorflieger generierten Aufwinde<br />
optimal nutzen und den Abwinden<br />
entgehen. Flogen Waldrappe in direkter<br />
Linie hintereinander, gab es diese Phasensynchronisation<br />
nicht. Die Vögel führen<br />
also gezielt hochkomplexe räumliche Manöver<br />
aus, um von der Formation zu profitieren.<br />
Es ist immer wieder aufs Neue beeindruckend,<br />
wie erfinderisch Zugvögel<br />
auf ihren grossen Reisen sind.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 17
Fokus<br />
Letzte Formen<br />
finden<br />
Vergänglich wie das Leben selbst sind die Gegenstände,<br />
die Nathalie Heid in ihrem Atelier herstellt. Ihre Urnen erlauben<br />
eine besondere Form des Abschiednehmens.<br />
Bianca Molnar, Redaktorin <strong>vsao</strong> <strong>Journal</strong>. Bilder: Christine Strub / Trinipix.<br />
Als wir uns zum ersten Mal begegnen,<br />
steht Nathalie Heid<br />
im hinteren Raum ihres Ateliers.<br />
Sie fragt, ob ich auch einen<br />
Kaffee möchte. Ihrer dünnen, braunen<br />
Stoffhose sieht man an, dass sie sich<br />
mehr als einmal genüsslich die porzellanverschmierte<br />
Hand daran abgewischt haben<br />
muss. Damit und mit den wie in Eile<br />
hochgesteckten Haaren steht sie im Atelier<br />
wie inmitten eines Bildes, das ohne<br />
Worte viel über sie sagt: Nathalie Heid ist<br />
Keramikerin und stellt Urnen her, die ein<br />
anderes Abschiedsritual ermöglichen.<br />
Oder mit ihren Worten:<br />
Sie sind letzte Hüllen, der Träger der<br />
Asche. Was die Wasserurne kann, ist, sich<br />
während der Zeremonie, also innert dreissig<br />
bis sechzig oder neunzig Minuten, aufzulösen.<br />
Man sieht zu, wie sie vergeht und<br />
wie sie im Wasser, zum Beispiel in einem<br />
Fluss, weiterfliesst.<br />
Im vorderen Teil ihres Ladens in der<br />
Länggasse in Bern kann man diese Gefässe<br />
sehen, verschiedene weisse, matte Formen,<br />
mit Deckeln, die fast in den Konturen<br />
der Urnen verschwinden. Eine hat ei<br />
18<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Fokus<br />
Gefässe, geschaffen, um langsam zu verschwinden: Wasserurnen sind Symbole für die Vergänglichkeit.<br />
nen abgerundeten Boden, Nathalie Heid<br />
tippt sie an und lässt sie leicht wackeln:<br />
«Die gefällt mir, weil sie immer wieder ihre<br />
Mitte findet.» Ich kann mir nicht verkneifen,<br />
es ihr nachzutun.<br />
Alle Gefässe verbindet eine Mischung<br />
aus Gewicht und Leichtigkeit, alle sind<br />
frei von der sonst damit verbundenen<br />
Schwere. Neben den weissen Urnen gibt es<br />
solche, die Steinen nachempfunden sind.<br />
Dafür mischt Nathalie Heid verschiedene<br />
Tonfarben, um die Oberflächenstruktur<br />
möglichst naturgetreu nachzubilden.<br />
Die Konzeption und Herstellung der<br />
Wasserurnen ist das Ergebnis einer längeren<br />
beruflichen und persönlichen Entwicklung.<br />
Auf den gestalterischen Vorkurs<br />
in Olten folgte eine Lehre zur Keramikmalerin<br />
in einem Industriebetrieb, «mit<br />
Stempelkarte und nach Vorlage», wie sie<br />
sagt, und anschliessend die Ausbildung<br />
zur Keramikdesignerin an der Schule für<br />
Gestaltung Bern.<br />
Für ihre Diplomarbeit fertigte sie eine<br />
Duschskulptur in der Form eines Walfischskeletts<br />
an. Ihr war es wichtig, etwas<br />
zu schaffen, das auch praktisch genutzt<br />
werden kann.<br />
Ich habe die Arbeit «embrasser» genannt,<br />
die Umarmung, die aber nicht einengt.<br />
Man steht draussen, sieht das Grün<br />
zwischen den Rippen, aber man ist geschützt.<br />
Das finde ich im Nachhinein spannend,<br />
weil in dieser Form, im Skelett, der<br />
Tod irgendwie auch drin ist. Die Skulptur<br />
wirkt aber nicht makaber, sondern wunderschön.<br />
Man merkt Nathalie Heid an, dass sie<br />
eine Suchende ist, die die Reichweite der<br />
ihr gestellten Fragen ausdehnt und sie als<br />
Ausgangspunkt nimmt, um die grossen<br />
Dimensionen des Menschseins zu erkunden.<br />
Sie denkt laut, sondiert nach Antworten,<br />
die sie dann als Möglichkeiten hinstellt,<br />
oft eingeleitet durch ein «Vielleicht».<br />
Die Thematik, die mich immer wieder<br />
begleitet hat, ist die Endlichkeit und die Fragen<br />
nach Sinn und Tod. Und Krisen, die mich<br />
geprägt haben, haben vielleicht auch dazu<br />
geführt, dass ich mich damit beschäftige.<br />
Nach der Entstehung der Idee zur<br />
Wasserurne gefragt, erzählt sie sehr offen<br />
über den Verlust eines nahen Freundes,<br />
der sich vor mehreren Jahren das Leben<br />
genommen hat:<br />
Beim Abschiednehmen vor der Kremation<br />
kamen ganz viele Freunde zusammen,<br />
und wir sprachen auch über die Urne. Alle<br />
Nullachtfünfzehn-Urnen passten überhaupt<br />
nicht zu ihm. Dann fiel der Blick auf<br />
mich und es hiess: «Hey, du bist doch Keramikerin,<br />
warum machst du nicht eine stimmige<br />
Form?» Das war an einem Freitag,<br />
und die Zeremonie fand in der folgenden<br />
Woche statt. Abdrehen, trocknen, brennen,<br />
dafür brauche ich zwei Wochen. Diese Zeit<br />
hatten wir nicht. So kam die Idee: Ich brenne<br />
sie einfach nicht. Sie braucht Wasser,<br />
dann vergeht sie, wir stellen sie einfach in<br />
die Aare. Es riss sich auch niemand darum,<br />
die Asche auszustreuen, damit war die<br />
nächste Frage gelöst. So stellten wir das Gefäss<br />
ins Wasser und haben zugesehen, wie<br />
es sich langsam auflöste. Während dieser<br />
Zeit haben wir am Ufer Wein getrunken,<br />
Musik gemacht, all die schönen Dinge, die<br />
wir sonst mit ihm geteilt hatten. Und als<br />
wir gingen, war die Urne ebenfalls weg. Das<br />
war so stimmig ...<br />
Beim Zuhören entsteht der Eindruck,<br />
dieses schmerzhafte Ereignis habe mehrere<br />
lose Fäden, Themen und Fragen, die<br />
Nathalie Heid immer schon begleitet haben,<br />
gebündelt und in eine fruchtbare<br />
Richtung gebracht.<br />
Sein Tod führte zur Geburt der Idee,<br />
die ich nicht in meinem Kopf suchte, mit<br />
Fragen wie: «Womit könnte ich Geld verdienen,<br />
was gibt es noch nicht auf dem Markt?»<br />
Es fühlte sich wie ein Geschenk von ihm an,<br />
selbst wenn der Verlust traurig war. Dann<br />
kamen Anfragen von den Leuten, die dabei<br />
gewesen waren und vielleicht ein Jahr später<br />
jemanden verloren hatten. So hatte ich<br />
den Mut, mein Projekt bei der Berner Designstiftung<br />
einzureichen, um einen Förderbeitrag<br />
zu erhalten.<br />
Sie sehe viele Kleinigkeiten gelassener,<br />
sagt Nathalie Heid, weil ihr die Kostbarkeit<br />
des Moments durch ihre Arbeit<br />
bewusster geworden sei, auch durch den<br />
Kontakt zu ihren Kunden. Einige, die ihre<br />
eigene Urne selbst herstellen wollen, begleitet<br />
sie in ihrem Atelier.<br />
Was mir nahegeht, ist, wenn jemand<br />
sterbenskrank ist, das annimmt, weiss,<br />
dass die Zeit begrenzt ist, und diese Urne<br />
noch selbst machen möchte, mit den eigenen<br />
Händen.<br />
So habe sich eine krebskranke Frau<br />
für eine selbstgefertigte Urne in der Form<br />
eines Suppentopfs entschieden, als Symbol<br />
für die schönen Momente mit Familie<br />
und Freunden. Auch Wunschanfertigungen<br />
kommen vor, so zum Beispiel die Urne<br />
in Form eines Eglis für einen Fischer, der<br />
im Neuenburgersee beigesetzt wurde.<br />
Es ist mir ganz wichtig, dass es um die<br />
Person geht und die Geschichten, die ihr Leben<br />
schrieb, und dass das, solange die Urne<br />
während der Trauerfeier vorne in der Kirche<br />
steht, sichtbar ist.<br />
Ebenfalls wichtig findet sie, auch<br />
nicht unmittelbar Betroffene zum Gespräch<br />
über Fragen rund um den Tod anzuregen.<br />
Am Ende unseres Gespräches ist es<br />
draussen schon dunkel. Nathalie Heid<br />
verpackt ein paar unfertige Urnen in Zeitungspapier<br />
und löscht das Licht im<br />
Schaufenster. Auf ihrem grossen Arbeitstisch<br />
lugt aus einer unspektakulären Tüte<br />
eine helle, mit teerfarbenen Partikeln<br />
durchsetzte Tonplatte hervor. Wer weiss,<br />
was daraus wird?<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 19
Fokus<br />
Die Abstände zwischen den einzelnen<br />
Flugzeugen des PC-7-Teams beträgt nur<br />
rund drei Meter. Um solche Kunststücke zu<br />
meistern, sind Vertrauen und fliegerisches<br />
Können ebenso wichtig wie Kritikfähigkeit<br />
und ruhiges Blut.<br />
Formen in<br />
der Luft<br />
Wenn Flugzeuge am Himmel ein Ballett tanzen,<br />
braucht es mehr als fliegerisches Können. Die Piloten müssen sich<br />
praktisch blind aufeinander verlassen können. Und es muss<br />
eine offene Fehlerkultur geben, damit die Ideen und Zweifel aller<br />
gleichermassen gehört werden.<br />
Hauptmann Andreas Menk, Kampfjetpilot, Leader des PC-7 TEAMs<br />
Zu Beginn ist es schon gewöhnungsbedürftig,<br />
umringt von<br />
acht anderen Flugzeugen im<br />
Abstand von rund drei Metern<br />
Loopings und andere Flugmanöver zu<br />
fliegen. Doch nach nur drei Wochen Ausbildung<br />
wird aus einem Kampfjetpiloten<br />
ein Mitglied des PC-7 TEAMs. Als offizielles<br />
Vorführelement der Schweizer Luftwaffe<br />
zeigen wir mit neun Propellerflugzeugen<br />
des Typs PC-7 ein 25-minütiges<br />
Ballett in der Luft. Unsere Choreografie<br />
beginnt mit raschen Formationswechseln<br />
des gesamten Flugzeugverbandes. Wir<br />
bilden also bei einer Geschwindigkeit von<br />
rund 500 Kilometern pro Stunde unterschiedliche<br />
Geometrien in der Luft. Aus<br />
einem Rhombus wird rasch ein Dreieck<br />
und daraus wiederum ein Stern, wobei<br />
wir diese Formen dem Publikum mal im<br />
Geradeausflug, mal in einer Kurve oder in<br />
einem Looping präsentieren. Der Flugweg<br />
kommt dank des weissen Rauchs unserer<br />
Flugzeuge schön zum Ausdruck, und das<br />
Ganze wird untermalt durch das Brummen<br />
unserer Propellerturbinen. Im Verlaufe<br />
des Flugprogramms splittet sich der<br />
Bilder: zvg<br />
20<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Fokus<br />
Verband in kleinere Unterverbände und<br />
Einzelflugzeuge auf. Die Flugmanöver<br />
werden dynamischer. Sieben Flugzeuge<br />
bilden beispielsweise in einer Figur einen<br />
Tunnel, welcher von zwei weiteren Flugzeugen<br />
durchflogen wird. Oder wir zeichnen<br />
für unsere Zuschauer ein Herz, einen<br />
Wasserfall oder ein Kreuz an den Himmel.<br />
Vertrauen ist alles<br />
Doch was braucht es, damit eine Gruppe<br />
Menschen neun Flugzeuge so steuern<br />
kann, damit für den Betrachter am Boden<br />
alles so aussieht, als seien die Flugzeuge<br />
zu einer einzigen Form verbunden? Wer<br />
orchestriert das Flugprogramm, und woran<br />
orientiert sich jeder einzelne Pilot,<br />
damit die Figuren symmetrisch wirken?<br />
Das Fundament unser Arbeit im PC-7<br />
TEAM bildet das gegenseitige Vertrauen.<br />
Jeder Pilot muss sich darauf verlassen<br />
können, dass sein Wingman mit voller<br />
Konzentration bei der Sache ist und minutiös<br />
dem Ablauf des Flugprogramms folgt.<br />
Eine Unachtsamkeit bei der Steuerführung<br />
oder ein falsch durchgeführter Formationswechsel<br />
kann sofort zum Touchieren<br />
zweier Flugzeuge führen. Und da unsere<br />
Flugzeuge nicht mit Schleudersitzen ausgerüstet<br />
sind, würde sich in einem solchen<br />
Worst-Case-Szenario wohl auch eine medizinische<br />
Versorgung erübrigen.<br />
Um sicherzustellen, dass dieses Vertrauen<br />
im Team gewährleistet ist, wählen<br />
wir Piloten unsere Neuzugänge ins PC-7<br />
TEAM selbst aus. Unsere Vorgesetzten<br />
sind nicht ins Auswahlverfahren involviert,<br />
und jeder im Team kann – ohne sich<br />
erklären zu müssen – sein Veto einlegen.<br />
Als Kandi datenpool dient das F/A-18 <br />
Pilotenkorps der Schweizer Luftwaffe.<br />
Alle unsere Piloten fliegen nämlich hauptberuflich<br />
Kampfjets – die Flugvorführungen<br />
sind eine Zusatzaufgabe.<br />
Umgang mit Fehlern und Zweifeln<br />
Als weiteren Erfolgsfaktor sehe ich unsere<br />
Kultur beim Umgang mit Risiken und<br />
Fehlern. Dies beginnt bereits im Briefing<br />
vor der Mission. Neben harten Fakten wie<br />
dem geplanten Flugprogramm fokussieren<br />
wir vor allem auf mögliche Risiken.<br />
Wir einigen uns auf Massnahmen, um<br />
Letztere zu minimieren und definieren<br />
Verfahren, welche zur Anwendung kommen,<br />
wenn ein Risiko plötzlich zur Realität<br />
wird. Ziel des Briefings ist es, im Flug<br />
nie überrascht zu werden und alle Piloten<br />
mental auf den Flug einzustimmen. Als<br />
Leader leite ich das Briefing gemäss einer<br />
Checkliste. Haben wir die aktuellsten<br />
Wetterinformationen? Gibt es Hindernisse<br />
im Vorführraum? Und besonders wichtig:<br />
Wie fühlen sich die Piloten? Welche<br />
Inputs haben sie? Denn nur wenn jeder<br />
Pilot ohne den geringsten Zweifel ins<br />
Cockpit steigt, kann er sich optimal auf<br />
seine Aufgabe konzentrieren. Und als<br />
Leader gibt es mir ein gutes Gefühl, wenn<br />
ich nach dem Briefing davon ausgehen<br />
kann, dass nicht nur mein Hirn, sondern<br />
mindestens acht weitere Köpfe die anstehende<br />
Aufgabe mental durchgegangen<br />
sind. Das essentielle Ziel unserer Kultur<br />
ist es, dass weder der jüngste Pilot noch<br />
die Flugzeugmechanikerin oder der Wart<br />
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für Sprechstunden unter<br />
freiem Himmel.»<br />
Elena Frei, Assistenzärztin<br />
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Erwachsene behandelt. Die Therapieschwer punkte<br />
liegen in den Fachgebieten Depression und Angst,<br />
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psychiatrische Versorgung der Bevölkerung in der<br />
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unserer Flugausrüstung jemals zögert,<br />
einen Punkt anzusprechen.<br />
Fürs Debriefing wird jeder Flug vom<br />
Boden aus gefilmt. Dieses Filmmaterial<br />
studieren wir nach dem Flug jeweils minutiös<br />
und beurteilen die einzelnen Flugfiguren.<br />
Abgeschlossen werden die Besprechungen<br />
mit dem eigentlich wichtigsten<br />
Aspekt: den Lessons learnt. Jeder Pilot<br />
fasst seine eigene Leistung zusammen<br />
und erläutert, welche Anpassungen er im<br />
nächsten Flug treffen will, damit die Leistung<br />
des PC-7 TEAMs für den Zuschauer<br />
am Boden noch attraktiver wirkt.<br />
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<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 21
Fokus<br />
Solide Handarbeit<br />
Und natürlich versteht sich von selbst,<br />
dass zum Gelingen unserer Arbeit jeder<br />
Pilot das nötige Wissen und gewisse fliegerischen<br />
Fähigkeiten mitbringen muss.<br />
Bezüglich Letzterem ist zu erwähnen, dass<br />
der Formationsflug ein reines Handwerk<br />
ist. Es gibt keine Systeme oder Instrumente,<br />
welche den Piloten dabei unterstützen.<br />
Der Pilot fliegt das gesamte Programm von<br />
Hand und korrigiert Ablagen von der angestrebten<br />
«Soll»-Position im Flugzeugverband<br />
rasch und mit feinen Inputs. Dies<br />
bedarf einer guten Augen-Hand-Fuss<br />
Koordination, räumlichen Vorstellungsvermögens<br />
und natürlich viel Übung. Ein<br />
künftiges Teammitglied beginnt mit Trainingsflügen<br />
im Zweierverband. Erst später<br />
fliegt es im Gesamtverband mit allen<br />
neun Flugzeugen.<br />
Für die Flugwegwahl des Gesamtverbandes<br />
bin ich als Leader verantwortlich.<br />
Ich teile Kurven, Loopings etc. so ein,<br />
dass diese ideal vor dem Publikum platziert<br />
sind und dabei Minimalabstände oder -höhen<br />
eingehalten werden. Denn die Sicherheit<br />
geht immer vor. Meine acht Wingmen<br />
folgen mir quasi blind. Nur der Leader konzentriert<br />
sich auf die Topo grafie und hat<br />
überhaupt die Kapazität, Kollisionen mit<br />
dem Gelände zu verhindern. Die Flügelmänner<br />
sind dafür verantwortlich, dass es<br />
keine ungewollten Annäherungen zwischen<br />
den einzelnen Flugzeugen gibt.<br />
Die Piloten der Flugzeuge unmittelbar<br />
neben oder hinter mir kontrollieren ständig<br />
zwei visuelle Fixpunkte an meinem Flugzeug.<br />
Einer definiert den korrekten Winkel,<br />
der andere den angestrebten Abstand. Diese<br />
Fixpunkte können je nach geflogener<br />
Formation unterschiedlich sein. Stellt ein<br />
Pilot Abweichungen bezüglich eines Fixpunktes<br />
fest, korrigiert er diese mit feinen<br />
Inputs am Steuerknüppel, den Fusspedalen<br />
oder dem Leistungshebel. Möglichst fein<br />
müssen die Positionskorrekturen vor allem<br />
deshalb sein, weil oft mehrere Flugzeuge<br />
hinter- oder nebeneinander eine Form in<br />
der Luft bilden. Der Pilot zuhinterst hat es<br />
entsprechend am schwierigsten. Er muss<br />
nicht nur die eigenen Abweichungen ständig<br />
korrigieren, sondern auch diejenigen<br />
der Piloten vor ihm.<br />
Den richtigen Winkel finden<br />
Eine weitere Schwierigkeit beim Formationsflug<br />
vor Zuschauern am Boden stellt<br />
der optische Effekt der sogenannten<br />
«Parallaxe» dar. Aufgrund der sich ständig<br />
ändernden Position der Flugzeuge im<br />
Raum vor dem Publikum ändert auch der<br />
Blickwinkel des Zuschauers auf unsere<br />
Flugzeuge. Durchdurch kann die Form des<br />
Verbandes vom Boden aus betrachtet<br />
asymmetrisch wirken, obwohl aus Pilotensicht<br />
alles korrekt aussieht. Um den Effekt<br />
der Parallaxe zu korrigieren, müssen wir<br />
also auch ständig unsere Fixpunkte anpassen.<br />
Was dann vom Cockpit aus falsch aussehen<br />
mag, wirkt fürs Publikum oder auf<br />
dem Video während des Debriefings stimmig.<br />
Die Parallaxe spielt übrigens auch<br />
beim Ablesen von Zeigerinstrumenten<br />
(z.B. einem Blutdruckmessgerät älterer<br />
Bauart) eine Rolle. Abhängig vom Ablesewinkel<br />
auf das Instrument wird ein anderer<br />
Messwert abgelesen.<br />
Zusammengefasst scheint mir wichtig,<br />
dass die Faktoren zum erfolgreichen<br />
Präsentieren von Formen und Figuren in<br />
der Luft dreifaltig sind. Es braucht «Skill»<br />
(fliegerisches Handwerk), «Knowledge»<br />
(Wissen und Erfahrung) sowie vor allem<br />
die passende «Attitude» aller Beteiligter<br />
(Kultur und persönliche Einstellung).<br />
Es freut mich natürlich, wenn auch Assistenz-<br />
und Oberärztinnen und -ärzte der<br />
Arbeit des PC-7 TEAMs zuschauen. Auf<br />
unserer Website befindet sich eine entsprechende<br />
Agenda: www.pc7-team.ch.<br />
Bild: zvg<br />
22<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Fokus<br />
Mehr als eine<br />
computer generierte<br />
Augenweide<br />
1982 erschien das Buch «The Fractal Geometry of Nature» von<br />
Benoît Mandelbrot. Damit fanden die bereits viel länger bekannten<br />
Fraktale auch bei Nichtmathematikern Beachtung.<br />
Dank faszinierenden Computerbildern und -animationen wurden<br />
sie danach einem breiten Publikum zu einem Begriff.<br />
Dr. Joël Adler, Dozent für Mathematik, Pädagogische Hochschule Bern<br />
Bild: Adobe Stock<br />
Abbildung 1: Das Apfelmännchen.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 23
Fokus<br />
Der polnisch-französische Mathematiker<br />
Benoît Mandelbrot<br />
(1924–2015) führte 1975<br />
den Begriff «Fraktal» ein. Dieser<br />
Begriff ist nicht mathematisch formal<br />
definiert, sondern die Beschreibung eines<br />
Phänomens. Er bezeichnet, etwas verkürzt<br />
ausgedrückt, selbstähnliche geometrische<br />
Objekte. Auf selbstähnliche Strukturen<br />
war Mandelbrot zuerst in seinen<br />
Arbeiten zu Strömungsmechanik und Informationstheorie<br />
sowie in Untersuchungen<br />
von Preisschwankungen der Finanzmärkte<br />
in den 1950er- und 1960er-Jahren<br />
gestossen. In den 70er-Jahren wandte er<br />
sich dem Studium fraktaler mathematischer<br />
Objekte zu.<br />
Weder Linie noch Fläche<br />
Der schwedische Mathematiker Helge von<br />
Koch (1870–1924) beschrieb 1904 als erster<br />
formal ein fraktales Objekt – die berühmte<br />
Koch-Kurve – die er als Beispiel einer stetigen,<br />
aber nirgends differenzierbaren<br />
Kurve eingeführt hatte, also einer Kurve,<br />
die ohne Absetzen des Bleistifts gezeichnet<br />
werden kann, jedoch nirgends eine<br />
Tangente besitzt. Sie ist die Grenzkurve,<br />
die entsteht, indem man bei einer Anfangsstrecke<br />
das mittlere Drittel durch die<br />
beiden Schenkel des gleichseitigen Dreiecks<br />
ersetzt, dessen Basis das ersetzte<br />
Drittel ist, und dieses Vorgehen mit jedem<br />
Abschnitt des entstehenden Streckenzugs<br />
wiederholt. In Abbildung 2 sind die ersten<br />
vier Wiederholungsschritte dargestellt.<br />
Die Länge der Grenzkurve ist nicht endlich,<br />
denn jede Wiederholung vergrössert<br />
die Länge mit dem Faktor .<br />
1918 definierte der deutsche Mathematiker<br />
Felix Hausdorff (1868–1942) die<br />
E 0<br />
E 1<br />
nach ihm benannte Hausdorff-Dimension.<br />
Diese ordnet Kurven eine Zahl zu, die<br />
angibt, wie stark eine Kurve die Umgebungen<br />
um die Kurvenpunkte ausfüllt. Die<br />
Hausdorff-Dimension der Koch-Kurve beträgt<br />
≈1,261, damit ist die Koch-Kurve<br />
also weder eine Linie noch eine Fläche.<br />
Das bedeutet, dass der übliche Dimensionsbegriff,<br />
nach dem Strecken und Geraden<br />
die Dimension 1, Quadrate und Ebenen<br />
die Dimension 2, Würfel und der<br />
Raum die Dimension 3 haben, nicht fein<br />
genug ist, um fraktale Objekte zu charakterisieren.<br />
Die Hausdorff-Dimension ist auch für<br />
Teilmengen des Raumes definiert, was für<br />
die Anwendungen von Fraktalen in Medizin<br />
und Technik von Bedeutung ist.<br />
Beschränkte Flächen mit unendlich<br />
langem Rand<br />
Gleich wie die Koch-Kurve wird die Grenzkurve<br />
der Wiederholung von Abbildung 3<br />
definiert. Bei der Minkowski-Kurve werden<br />
die beiden mittleren Viertel einer<br />
E 0<br />
E 1<br />
E 2<br />
E 3<br />
Strecke durch drei Seiten der zugehörigen<br />
Quadrate ersetzt. Ihre Hausdorff-Dimension<br />
beträgt 1,5, das heisst, dass sie die<br />
Umgebungen ihrer Punkte stärker ausfüllt<br />
als die Koch-Kurve.<br />
Abbildung 4: Die Koch-Schneeflocke<br />
(Bild: Heiner Rohner)<br />
Ersetzt man in einem gleichseitigen<br />
Dreieck jede Seite durch die zugehörige<br />
Koch-Kurve, entsteht die sogenannte<br />
«Schneeflocke». Ihr Flächeninhalt ist endlich<br />
– das 1,6-Fache des Flächeninhalts des<br />
Startdreiecks – aber die Länge ihres Randes<br />
ist<br />
3<br />
unendlich!<br />
Kurve wird zur Fläche<br />
Berühmt wurde Mandelbrot durch das in<br />
Abbildung 1 dargestellte «Apfelmännchen»,<br />
welches unendlich viele Verkleinerungen<br />
von sich enthält, was mit Selbstähnlichkeit<br />
bezeichnet wird. Für jeden Punkt C des Koordinatensystems<br />
wird durch eine einfache<br />
Vorschrift – eine von C abhängige quadratische<br />
Funktion – eine Folge von Punkten<br />
C 0<br />
,C 1<br />
,C 2<br />
,… mit Startwert C 0<br />
=(0,0) berechnet.<br />
Bleibt diese Folge im Innern des Kreises mit<br />
Zentrum (0, 0) und Radius 2, wird er schwarz<br />
gefärbt. Andernfalls wird C in Abhängigkeit<br />
des Zeitpunkts des Verlassens dieses Kreises<br />
gefärbt.<br />
Wie die Schneeflocke besitzt auch das<br />
Apfelmännchen eine Begrenzungskurve<br />
unendlicher Länge. Die Begrenzungskurve<br />
mäandert so stark, dass ihre Hausdorff-Dimension<br />
2, also die Dimension einer<br />
Fläche, beträgt!<br />
Abbildung 2: Die Koch-Kurve<br />
(Bild: Heiner Rohner)<br />
E 2<br />
E 3<br />
.<br />
K<br />
Abbildung 3: Die Minkowski-Kurve<br />
(Bild: Heiner Rohner)<br />
.<br />
M<br />
Fraktale in Natur und Technik<br />
In der Natur sind fraktale Strukturen weit<br />
verbreitet. Als Beispiele seien Farne, Flussläufe<br />
oder Bäume (Abbildung 5) genannt.<br />
Da es sich dabei um endliche Objekte handelt,<br />
sind sie nur Annäherungen an Fraktale.<br />
Das zeigt die Koch-Kurve. Deren Hausdorff-Dimension<br />
beträgt bei jeder, nach<br />
endlich vielen Wiederholungen erhaltenen,<br />
Kurve 1, also gleich viel wie bei der<br />
Startstrecke. Erst die Grenzkurve hat eine<br />
höhere Dimension als 1.<br />
24<br />
2<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Fokus<br />
Abbildung 5: Bäume weisen eine fraktale Struktur auf.<br />
Bild: Adobe Stock<br />
Dem Blattwerk eines Baumes und der<br />
Lunge gemeinsam ist der effiziente Gasaustausch,<br />
der durch eine fraktale Anordnung<br />
der für den Gasaustausch verantwortlichen<br />
Zellen erreicht wird. Die Lunge<br />
hat die Struktur eines um 180° gedrehten<br />
Baumes. Die Lungenoberfläche beträgt<br />
50 bis 100 m 2 bei einem Volumen von 4 bis<br />
6 Litern! Die Verzweigungstiefe von der<br />
Luftröhre bis zu den Alveolen beträgt 11.<br />
Dank der fraktalen Geometrie erreicht<br />
die Lunge bei einem bescheidenen Volumen<br />
eine grosse Oberfläche. Dasselbe<br />
Prinzip wird in der Technik angewendet.<br />
Computer werden immer leistungsfähiger<br />
und kleiner. Ein Problem bei deren Betrieb<br />
ist die produzierte Wärme. Für eine effiziente<br />
Verteilung von Kühlflüssigkeit haben<br />
Ingenieure der Universität Oregon eine<br />
fraktale Struktur in Chips geätzt. Antennen<br />
für mobile Kommunikation weisen<br />
ebenfalls eine fraktale Struktur auf, was<br />
das platzsparende Bedienen vieler Frequenzen<br />
ermöglicht.<br />
Anwendungen von Fraktalen in der<br />
Medizin<br />
Es gibt vielversprechende Ansätze, mit dem<br />
Bestimmen der fraktalen Dimension von<br />
Organen, Geweben und Gefässen krankheitsbedingte<br />
Veränderungen frühzeitig zu<br />
erkennen. Das unkontrollierte Zellwachstum<br />
von Tumoren geht oft mit der Neubildung<br />
von Blutgefässen einher, was sich in<br />
einer Erhöhung der fraktalen Dimension<br />
des Tumors niederschlägt. Die fraktale Dimension<br />
des Tumors kann sich auch ohne<br />
sein sichtbares Wachstum verändern und<br />
damit erst durch Bestimmen der fraktalen<br />
Dimension erkennbar werden.<br />
So wurde die fraktale Dimension der<br />
Blutgefässe der Netzhaut von zehn Patienten<br />
mit diabetesbedingter Retinopathie<br />
und zehn Personen einer Kontrollgruppe<br />
verglichen und eine signifikante Erhöhung<br />
gegenüber der Kontrollgruppe festgestellt<br />
[1].<br />
Lohnend zu sein scheint auch die<br />
Möglichkeit des Diagnostizierens von Lungenemphysemen<br />
aufgrund der fraktalen<br />
Dimension der Lunge. Gesunde Lungen<br />
weisen eine tiefere fraktale Dimension auf.<br />
Weiterführende<br />
Literatur und Beispiele<br />
[1] Applications of Fractals in<br />
Medicine, K. L. Uahabi, M. Atounti. Annals<br />
of the University of Craiova, Mathematics<br />
and Computer Science Series Volume 42(1),<br />
2015, 167–174.<br />
Wunderbares Video zur Mandelbrots<br />
Apfelmännchen: https://www.youtube.com/<br />
watch?v=b005iHf8Z3g<br />
(aufgerufen am 27.7.<strong>2022</strong>)<br />
Fractals in physiology and medicine,<br />
A. L. Goldberger, B. J. West. Yale J Biol Med,<br />
1987 Sep–Oct; 60(5): 421–35.<br />
The Fractal Geometry of Nature, Benoît<br />
Mandelbrot, UK, 1982<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 25
Fokus<br />
Neugier, Revierverhalten, Sicherheit – es gibt<br />
unterschiedliche Gründe, warum Katzen von<br />
geometrischen Formen angezogen werden.<br />
Cat Circles<br />
Ein Kuriosum macht im Internet immer wieder Furore:<br />
Katzen, die sich in Vierecke oder Kreise setzen. Katzenbesitzer wissen,<br />
dass sich ihre Haustiere mit Vorliebe auf eine am Boden liegende<br />
Zeitung setzen. Haben unsere pelzigen Mitbewohner wirklich einen<br />
besonderen Bezug zu geometrischen Formen?<br />
Regina Röttgen, freie <strong>Journal</strong>istin mit Spezialgebiet Tiere und Natur<br />
Katzenvideos sind beliebt. Ein<br />
Phänomen begeistert viele<br />
Katzenbesitzer besonders: Bilder<br />
und Videos, in denen gezeigt<br />
wird, wie Katzen scheinbar magisch<br />
von geometrischen Formen angezogen<br />
werden. Platziert man beispielsweise mittels<br />
Kreide, Seil, Tape oder eines Handtuchs<br />
ein Quadrat oder einen Kreis auf<br />
den Boden, dauert es nicht lange, bis sich<br />
das miauende Familienmitglied hineinsetzt.<br />
So zumindest das gängige Narrativ.<br />
In der Tat setzen sich manche Katzen<br />
relativ rasch in eine auf dem Boden ausgelegte<br />
Form, sagt Katrin Held. Mögliche<br />
Gründe dafür gibt es laut der Verhaltensund<br />
Ernährungsberaterin für Katzen viele.<br />
«Das in den sozialen Medien oft vermutete<br />
Territorialverhalten gehört allerdings<br />
nicht dazu. Die aufgemalten Formen befinden<br />
sich ja bereits im Territorium der<br />
Katze.» Sitzt die Katze bereits im Quadrat<br />
oder Kreis drin, käme ihre Individualdistanz<br />
ins Spiel. «Wenn es so scheint, als<br />
ob die Katze ihr geometrisches Territorium<br />
verteidigt, dann möchte sie eigentlich nur,<br />
dass ihre Individualdistanz respektiert<br />
wird. Denn die Form ist grundsätzlich etwas<br />
kleiner als der persönliche Raum der<br />
Katze, die sich hineingesetzt hat.»<br />
Einen weiteren möglichen Grund<br />
sieht die Katzenexpertin in der Neugierde<br />
der Samtpfoten. «Katzen beobachten ihren<br />
Menschen gerne. Dabei ist es ihnen<br />
egal, ob der gerade die Zeitung liest, einen<br />
Beistelltisch zusammenschraubt oder ein<br />
Bilder: Adobe Stock<br />
26<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Fokus<br />
Band auf den Boden klebt.» Der Mensch<br />
schenke dem Kreis oder Quadrat auf dem<br />
Boden offenbar viel Aufmerksamkeit. Das<br />
wecke die Neugierde der Tiere. «Die Katze<br />
möchte dann erkunden, was ihr Mensch<br />
da gerade gemacht hat.»<br />
Formen geben Sicherheit<br />
Für am wahrscheinlichsten hält Held,<br />
dass sich die Katzen aufgrund ihres Sicherheitsbedürfnisses<br />
in aufgezeichnete<br />
geometrische Formen setzen. «Formen<br />
rahmen die Katzen ein, bieten ihnen eine<br />
Rückzugsmöglichkeit. Das gibt ihnen das<br />
Gefühl von Sicherheit.» Dies könnte ein<br />
Relikt aus der Kätzchenzeit sein. Das Kuscheln<br />
an Mutters Seite mit den Geschwistern<br />
vermittelt dem jungen Kätzchen Wärme<br />
und Sicherheit. Später geben schon<br />
Flächen, die nur minimal grösser sind als<br />
sie selbst, der Katze Sicherheit.<br />
Selbst illusorische Formen werden<br />
von Katzen angenommen. Dies fand vor<br />
Kurzem eine Forschergruppe um die<br />
Verhaltensbiologin Gabriella Smith vom<br />
Hunter College in New York heraus. Für<br />
den Versuchsablauf legten 30 Katzenbesitzer<br />
in ihren Wohnräumen ein sogenanntes<br />
Kanizsa-Viereck aus. Hierfür<br />
werden mittels vier an Pac-Man erinnernde<br />
Scheiben die äusseren Ecken<br />
eines unsichtbaren Quadrats markiert.<br />
Die Kanizsa Illusion ist eine optische<br />
Täuschung, die auf der Wahrnehmung<br />
unsichtbarer Konturen beruht, denn nur<br />
die Ecken einer Form sind sichtbar. Um<br />
die Katzen nicht zu beeinflussen, trugen<br />
die Katzenhalter Sonnenbrillen und konzentrierten<br />
sich ausschliesslich auf das<br />
Filmen des Versuches. Rund ein Drittel<br />
der felinen Probanden setzte sich in den<br />
ersten fünf Minuten in die Kanizsa-Form.<br />
Freigänger sind weniger interessiert<br />
Doch nicht alle Katzen begeistern sich für<br />
ausgelegte Formen. Gerade deshalb sollten<br />
solche Videos und Bilder im Internet<br />
mit Vorsicht genossen werden, gibt die<br />
Katzenexpertin Katharina Aeschimann zu<br />
bedenken. «In den Videos sind vermehrt<br />
nur solche Katzen zu sehen, die sich in die<br />
Formen hineinsetzen, und nur selten solche,<br />
die sich dafür nicht interessieren.»<br />
Etwas anderes würde laut der diplomierten<br />
tierpsychologischen Beraterin I.E.T.<br />
auch keine Klicks generieren. Allgemeines<br />
Katzenverhalten spiegelten solche Aufnahmen<br />
daher nicht wider. In ihrem eigenen<br />
Feldversuch interessierte sich sogar<br />
die Mehrzahl der Katzen dreier Mehrkatzenhaushalte<br />
mit Garten nicht für die ausgelegten<br />
oder geklebten Formen. Die Expertin<br />
vermutet deshalb, dass neben der<br />
individuellen Vorliebe auch die Haltungsweise<br />
der Katze ausschlaggebend sein<br />
könnte. «Da es sich in unseren Feldversuchen<br />
ausschliesslich um Freigänger handelte,<br />
kann es gut sein, dass diese draussen<br />
ausreichend Beschäftigung finden und<br />
daher kein Interesse an den Formen zeigen.»<br />
Reine Wohnungskatzen hingegen<br />
könnten die Quadrate und Kreise auf dem<br />
Boden sehr wohl spannend finden, da sie<br />
sich generell über neue Reize freuen. «Sie<br />
kennen ja schon jede Stelle in der Wohnung.»<br />
Weitaus allgemeingültiger ist die Begeisterung<br />
unserer Samtpfoten für ausgefüllte<br />
Formen. Ein Buch auf dem Tisch,<br />
ein gefaltetes Handtuch auf dem Bett<br />
oder ein auf dem Boden liegendes Blatt<br />
Papier – kaum hat die Katze es entdeckt,<br />
sitzt sie auch schon drauf. Die Katzenfachfrauen<br />
sind sich sicher: Hierbei handelt<br />
es sich um Revierverhalten. Alles, was<br />
auf dem Boden liegt, sei interessant, so<br />
Aeschimann. «Es ist neu ins Revier gekommen<br />
und muss geprüft werden. Das<br />
ist eine Art von Markieren.» Für den Katzenhalter<br />
jedoch sieht es so aus, als ob sich<br />
das feline Familienmitglied als Unterlage<br />
stets eine geometrische Form aussucht.<br />
Katzen bilden<br />
geometrische Formen<br />
Mehrere Katzen sitzen gerne im Halbkreis<br />
oder Kreis. Katzenexpertin<br />
Katrin Held weiss warum: «Für Katzen<br />
ist es vorteilhaft, sich in eine Form<br />
anstatt in eine Reihe zu setzen. So<br />
haben sie keinen potenziellen Feind<br />
im Rücken.» Sichtkontakt zu den<br />
Artgenossen zu haben, sei für Katzen<br />
vorrangig. «Wenn keine von mehreren<br />
Katzen einer anderen den Rücken<br />
zudrehen will, kommt es in der Sitzanordnung<br />
zwangsläufig zu einer<br />
geometrischen Form.» Drei Katzen<br />
sitzen daher auch gerne mal im Dreieck<br />
und vier Katzen im Viereck.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 27
Fokus<br />
Habe ich dich<br />
verstanden? Logo.<br />
Bei der Entwicklung von Logos denkt man an Designer,<br />
die nächtelang über ihre Pulte gebeugt an der perfekten Form feilen.<br />
Das ist falsch. In erster Linie hören sie zu.<br />
Denise Delémont, Markenspezialistin bei der Branding- und Designagentur Scholtysik<br />
Weltweit auf den ersten Blick erkennbar, selbst wenn der Schriftzug in einer anderen Sprache ist:<br />
Coca-Cola hat einen Markenauftritt, der alle Anforderungen erfüllt.<br />
Früher musste man sich einen<br />
Namen machen – heute braucht<br />
man ein Logo. Kaum ein Unternehmen,<br />
welches darauf verzichten<br />
mag. Ein neues Projekt? Ein Logo<br />
muss her. Egal ob Firma, Produkt oder Initiative<br />
– immer mit Logo. Man kann sich<br />
Logos mittlerweile für wenig Geld auf einschlägigen<br />
Plattformen im Netz beschaffen.<br />
Für jedermann zugänglich und teilweise<br />
durchaus mit handwerklichem<br />
Können gefertigt, werden Logos in beliebigen<br />
Formen und Farben feilgeboten. Eine<br />
logische Entwicklung, wenn man sich<br />
vergegenwärtigt, was Logos zu leisten imstande<br />
sind: Sie schaffen Orientierung,<br />
mit der Zeit Vertrauen und im besten Fall<br />
sogar Treue. Manche reden sogar von<br />
Love-Brands.<br />
Funktion bestimmt Form<br />
In einer Welt, die an Reizen nicht arm ist,<br />
und bei einem Produkt- und Dienstleistungsangebot,<br />
das sich zunehmend nivel<br />
Bild: Adobe Stock<br />
28<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Fokus<br />
liert, gibt ein Logo Halt. Man erkennt es<br />
wieder, erinnert sich und weiss: Hier bin<br />
ich richtig, das kenne ich, da gehöre ich<br />
hin. Ein Teil der Wirkung eines Logos liegt<br />
also alleine darin, dass es existiert. Und<br />
dies über eine längere Zeitspanne. Dazu<br />
braucht es noch keine Designerinnen und<br />
Designer – das erledigt schon der Erdenlauf.<br />
Der wichtigere Teil der Wirkung liegt<br />
aber darin, dass es das richtige Logo ist.<br />
Bloss, was ist richtig? Und was hat das mit<br />
Design zu tun? Hier lohnt eine kurze Begriffsklärung.<br />
Der bekannte Designer Dieter<br />
Rams formulierte in den 1970er Jahren<br />
seine wegweisenden Thesen für gutes<br />
Design, die noch heute Gültigkeit haben.<br />
Kurz zusammengefasst: Gutes Design ist<br />
nicht Zufall oder Willkür, die Form wird<br />
von der Funktion bestimmt. Dementsprechend<br />
wird ein Logo-Design nicht daran<br />
gemessen, wie es gefällt, sondern daran,<br />
wie gut es zur Marke passt und ob es die<br />
richtige Wirkung auf die Betrachtenden<br />
hat. Bevor sich Gestalterinnen und Gestalter<br />
der Form zuwenden, müssen sie also<br />
erst ergründen, mit welchem Inhalt sie es<br />
zu tun haben.<br />
Hier setzt unsere Arbeit als Logo<br />
Designer an. Wir hören zu und stellen sehr<br />
viele Fragen, auch unbequeme. Gleichzeitig<br />
analysieren wir unvoreingenommen<br />
aus der neutralen Perspektive eines<br />
Aussenstehenden. Darauf aufbauend entwickeln<br />
wir gemeinsam mit unseren Auftraggeberinnen<br />
und Auftraggebern eine<br />
Strategie für ihre Marke: die gewünschte<br />
Positionierung im Markt und eine gewinnende<br />
Grundidee, welche die Marke von<br />
anderen differenziert und ihr Relevanz<br />
verleiht. Diese Idee formulieren wir in<br />
Form von Markenversprechen und einer<br />
Markenpersönlichkeit. Man nennt es in<br />
feinstem Marketing-Denglisch auch «Marken-DNA».<br />
Und erst wenn diese inhaltliche<br />
Beschreibung feststeht, wenn wir<br />
wirklich in jede Ecke geleuchtet haben<br />
und uns sicher sein können, dass wir unser<br />
Gegenüber mit seinem Angebot, seinem<br />
Markt und seinem Publikum richtig<br />
verstanden haben, machen wir uns an die<br />
Gestaltung der Form.<br />
Unverwechselbar, eingängig und<br />
anpassungsfähig<br />
Jetzt geht es darum, ein Logo zu entwickeln,<br />
das der Markenstrategie ideal entspricht.<br />
Weckt es Assoziationen, die zur<br />
Marken-DNA passen? Verorte ich es in der<br />
korrekten Branche? Ist es eigenständig genug<br />
oder könnte ich es mit anderen verwechseln?<br />
Dazu muss man sich natürlich<br />
auch die Logos der Wettbewerber anschauen.<br />
Obendrein sind mitunter umfangreiche<br />
rechtliche Abklärungen notwendig.<br />
Denn Verwechslungsgefahr mit<br />
anderen geschützten Markenzeichen erschwert<br />
nicht nur den Schutz der eigenen<br />
Marke, sondern birgt ganz akutes Konfliktpotenzial.<br />
Das kann sehr unangenehm<br />
werden.<br />
Wir müssen uns also von der romantischen<br />
Vorstellung verabschieden, die Gestaltung<br />
eines Logos sei ein von profanen<br />
Überlegungen unbeflecktes Kunsthandwerk.<br />
Aber trotzdem gilt es eine Menge<br />
handwerklicher Kriterien zu beachten:<br />
Kann ich die Form schnell erfassen und<br />
den Namen gut lesen? Auch auf grosse<br />
Entfernung oder stark verkleinert auf einem<br />
Bleistift? Funktioniert es als kreisrundes<br />
Profilbild in sozialen Medien? Sind<br />
die gewählten Farben barrierefrei im Web<br />
zu gebrauchen? Kann ich es auch in reinem<br />
Schwarz-Weiss reproduzieren? Und<br />
vor allem: Ist die Form einfach genug? Als<br />
ultimativer Test dient uns hier ein einfaches<br />
gedankliches Experiment: Könnte<br />
ich das Logo mit dem grossen Zeh in den<br />
Sand zeichnen? Bei vielen der erfolgreichsten<br />
Marken geht das tatsächlich.<br />
Man denke an die olympischen Ringe, das<br />
geschwungene M von Mc Donald’s, den<br />
Mercedes-Stern, das Roche-Hexagon, den<br />
Nike-Swoosh oder die gekreuzten C von<br />
Chanel.<br />
Der kreative Prozess ist im Logo<br />
Design nicht anders als in der Architektur,<br />
im Möbeldesign oder in der Mode: entwerfen,<br />
verwerfen, verfeinern. Von Hand und<br />
computergestützt. In einer Realität, die<br />
immer mehr im virtuellen Raum stattfindet,<br />
selbstredend auch animiert und<br />
immer öfter mit einem markentypischen<br />
akustischen Signal dazu.<br />
Für die Auftraggeberinnen und Auftraggeber<br />
ist dieser Prozess der schrittweisen<br />
Annäherung meist intensiv und<br />
manchmal auch sehr emotional. Gerade<br />
weil wir so nah an der Marken-DNA operieren,<br />
geht es schnell an die Substanz.<br />
Darum ist es wichtig, dass die relevanten<br />
Personen in den kreativen Prozess eingebunden<br />
sind, und dass man ihnen die<br />
Möglichkeit gibt, nicht nur aufgrund ihres<br />
persönlichen Geschmacks, sondern auch<br />
anhand rationaler und objektivierbarer<br />
Kriterien zu urteilen. Idealerweise werden<br />
Logo-Entwürfe im realen Umfeld betrachtet.<br />
Auf einer Website. Als Profilbild bei<br />
Twitter. Als Fotomontage auf einer Verpackung<br />
oder einer Gebäudefassade. Gerade<br />
so, wie es die jeweilige Aufgabe erfordert.<br />
Perfekte Form gefunden?<br />
Wenn das Logo dann seine endgültige<br />
Form gefunden hat, verlangt dessen Einführung<br />
erneut Fingerspitzengefühl. Mitarbeitende,<br />
die das Logo mit Stolz tragen<br />
und die Marke repräsentieren sollen,<br />
möchten die Idee dahinter kennen. Kunden,<br />
Geschäftspartner und Öffentlichkeit<br />
wollen mit der Marke vertraut gemacht<br />
werden und wissen, wofür sie steht. Das<br />
braucht nicht nur gute Leistungen, sondern<br />
auch geschickte Kommunikation<br />
und Ausdauer.<br />
Ob man mit seinem neuen Logo Erfolg<br />
hat, kann man mittels Marktforschung<br />
herausfinden. Regelmässige Messungen<br />
im Ein- oder Zweijahresrhythmus<br />
zeigen, wie sich Bekanntheit, Vertrautheit<br />
und die Zuschreibung gewünschter Qualitäten<br />
mit der Zeit entwickeln. Sogar der<br />
finanzielle Wert einer Marke ist messbar.<br />
Zuletzt wurde Coca-Cola mit über 50 Milliarden<br />
Dollar bewertet, Apple sogar mit<br />
über 400 Milliarden. Diese astronomischen<br />
Summen beziehen sich natürlich<br />
nicht allein auf das Logo, aber was wäre<br />
Apple ohne sein Apfel-Logo? Die Investition<br />
in eine perfekte Form hat sich auf jeden<br />
Fall gelohnt.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 29
Perspektiven<br />
Aus der «Therapeutischen Umschau»* – Übersichtsarbeit<br />
Update:<br />
Neue Therapieformen des<br />
Diabetes mellitus Typ 2<br />
Stefan Fischli, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährung, Kantonsspital Luzern<br />
Die Behandlung des Diabetes<br />
mellitus Typ 2 hat in den<br />
letzten Jahren fundamentale<br />
Neuerungen erfahren: Schritt <br />
weise haben sich antidiabetische Medikamente<br />
mit neuen Wirkprinzipien etabliert.<br />
Diese Stoffklassen haben den Vorteil,<br />
dass sie frei von den «üblichen»<br />
Nebenwirkungen antidiabetischer Medikamente<br />
wie Hypoglykämie oder Gewichtszunahme<br />
sind. Eines der wichtigsten<br />
Charakteristika der neuen Antidiabetika<br />
wie GLP-1-Rezeptoragonisten oder<br />
SGLT-2-Hemmer ist ihr positiver Einfluss<br />
auf die kardiovaskuläre Morbidität und<br />
Mortalität sowie auf assoziierte diabetische<br />
Komorbiditäten (z. B. Nephropathie).<br />
Diese Erkenntnisse stützen sich auf inzwischen<br />
zahlreich vorhandene Daten<br />
aus kardiovaskulären bzw. renalen Endpunkt-Studien.<br />
Einer der Paradigmenwechsel<br />
in der modernen Diabetesbehandlung<br />
stellt die Tatsache dar, dass bei<br />
kardiovaskulären Vorerkrankungen (koronare<br />
Herzkrankheit, Herzinsuffizienz)<br />
bzw. entsprechender Hochrisikosituation<br />
primär Präparate eingesetzt werden sollen,<br />
die in den Studien eine Risikoreduktion<br />
gezeigt haben.<br />
Für den Praktiker ist die Anzahl verfügbarer<br />
Medikamente und möglicher<br />
Kombinationen bisweilen schwer überschaubar,<br />
zumal gewisse Therapieregimes<br />
noch nicht kassenzulässig sind. Der<br />
vorliegende Artikel orientiert sich an den<br />
neuen nationalen und internationalen<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />
«Therapeutischen Umschau» (2020), 77(7),<br />
319–327. mediservice <strong>vsao</strong>-Mitglieder können<br />
die «Therapeutische Umschau» zu äusserst<br />
günstigen Konditionen abonnieren. Details<br />
s. unter www.hogrefe.ch/downloads/<strong>vsao</strong>.<br />
Guide lines [1, 2], gibt zuerst einen aktuellen<br />
Überblick über die «neuesten» Antidiabetika<br />
(DPP-IV-Hemmer, GLP-1-Rezeptoragonisten<br />
und SGLT-2-Hemmer) und<br />
leitet dann zu praktischen Aspekten der<br />
Diabetesbehandlung über.<br />
Übersicht über neuere Antidiabetika<br />
Inkretinbasierte Therapien (vgl. Abb. 1)<br />
Unter diesem Begriff werden Behandlungen<br />
zusammengefasst, die am Inkretinsystem<br />
des Körpers angreifen. Inkretine<br />
(z. B. glucagon-like peptide 1, GLP-1 oder<br />
glucose-dependent insulinotropic peptide,<br />
GIP) sind Darm Hormone, die als Reaktion<br />
auf eine perorale Kohlenhydratbzw.<br />
Glukose-Zufuhr ausgeschüttet werden<br />
und die prandiale Insulinsekretion<br />
stimulieren. Dieser als sog. «Inkretineffekt»<br />
bezeichnete Mechanismus ist bei<br />
Typ-2-Diabetikern gestört bzw. reduziert<br />
[3], die pathophysiologischen Grundlagen<br />
dafür sind nicht restlos geklärt [4, 5].<br />
Therapeutisch kann der Inkretineffekt<br />
zweifach beeinflusst werden: Einerseits<br />
kann der Abbau der zirkulierenden,<br />
endogenen Inkretine durch Hemmung<br />
des metabolisierenden Enzyms – der Dipeptidyl-Peptidase-IV<br />
– gehemmt und<br />
damit die Inkretinspiegel erhöht werden<br />
(DPP-IV-Hemmer). Andererseits können<br />
dem körpereigenen GLP-1-ähnliche<br />
Substanzen, sog. GLP-1-Analoga oder<br />
GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) eingesetzt<br />
werden, um die Inkretinwirkung<br />
zu potenzieren. Neben Differenzen in<br />
Bezug auf Wirkstärke (HbA1c-Reduktion)<br />
und Gewichtsverlauf unterscheiden sich<br />
DPP-IV-Hemmer und GLP-1-RA substanziell<br />
in ihren Effekten auf die kardiovaskuläre<br />
Morbidität und Mortalität.<br />
DPP-IV-Hemmer (Gliptine)<br />
DPP-IV-Hemmer wirken mässig blutzuckersenkend<br />
(HbA1c-Reduktion um 1 %)<br />
und sind gewichtsneutral. Das Nebenwirkungsprofil<br />
ist günstig: Im Gegensatz zu<br />
den GLP-1-Agonisten fehlen gastrointestinale<br />
Nebenwirkungen. DPP-IV-Hemmer<br />
weisen, wie GLP-1-RA, kein intrinsisches<br />
Hypoglykämierisiko auf. Eine klare Assoziation<br />
mit dem Auftreten von Pankreatitiden<br />
konnte sowohl für GLP-1-RA als auch<br />
für DPP-IV-Hemmer bisher nicht belegt<br />
werden [6, 7]. Jedoch sollten beide Stoffklassen<br />
bei Patienten mit stattgehabter<br />
oder Risikofaktoren für eine Pankreatitis<br />
gestoppt bzw. der Einsatz kritisch hinterfragt<br />
werden.<br />
DPP-IV-Hemmer werden nach wie<br />
vor sehr häufig und meist in Kombination<br />
mit Metformin eingesetzt. Zu betonen ist<br />
jedoch, dass keines der Präparate einen<br />
protektiven kardiovaskulären Effekt zeigen<br />
konnte (vgl. Tab. 1). Zusätzlich besteht<br />
möglicherweise ein erhöhtes Risiko für eine<br />
Herzinsuffizienz unter gewissen DPP-<br />
IV-Hemmern [8]. DPP-IV-Hemmer können<br />
prinzipiell mit allen oralen Antidiabetika<br />
oder mit Basalinsulin kombiniert<br />
werden. Eine Kombination von DPP-IV-<br />
Hemmern mit GLP-1-RA ist jedoch nicht<br />
zugelassen, und es kann damit keine additive<br />
HbA1c-Senkung erreicht werden [9].<br />
GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA)<br />
Im Gegensatz zur Behandlung mit DPP-<br />
IV-Hemmern kommt es beim Einsatz von<br />
GLP-1-RA zu einer deutlicheren Verstärkung<br />
des Inkretineffektes. Klinisch schlägt<br />
sich dies in einer grösseren HbA1c-Senkung<br />
und einem gewichtsreduzierenden<br />
Effekt nieder. Jedoch gehen die Wirkungen<br />
auch mit einer erhöhten gastrointesti<br />
30<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Perspektiven<br />
nalen Nebenwirkungsrate (Übelkeit, Inappetenz)<br />
einher. Die Nebenwirkungen sind<br />
jedoch meist nur passager am Anfang der<br />
Behandlung vorhanden und können<br />
durch schrittweise Dosistitration abgeschwächt<br />
bzw. verhindert werden.<br />
Neben den Wirkungen auf die endokrine<br />
Pankreasfunktion hemmen die GLP-<br />
1-RA die Magenentleerung und wirken<br />
im Gehirn direkt auf Appetit- und Sättigungszentren<br />
[10]. Die GLP-1-RA sind momentan<br />
die Antidiabetika mit dem stärksten<br />
Effekt auf die Gewichtsreduktion. Im<br />
Zellmodell und im Tierversuch hat GLP-1<br />
einen trophischen Effekt auf die Betazelle<br />
und verhindert die Apoptose bzw. stimuliert<br />
deren Proliferation.<br />
In der Schweiz sind verschiedene<br />
GLP-1-RA zugelassen, entweder als Monosubstanz<br />
oder als Kombinationspräparat<br />
zusammen mit Insulin (vgl. Abb. 2).<br />
Die Substanzen unterscheiden sich primär<br />
durch die Halbwertszeit bzw. die<br />
damit verbundene Applikationsfrequenz<br />
(täglich vs. 1× / Woche). Die Halbwertszeit<br />
des Agonisten bzw. die Dauer der<br />
GLP-1-Rezeptoraktivierung spielt dabei<br />
eine Rolle, ob eher postprandiale (durch<br />
Hemmung der Magenentleerung) oder<br />
Nüchtern-Blutzuckerwerte beeinflusst<br />
werden [11]. Als erste orale GLP-1-RA-Formulierung<br />
ist Semaglutid (Rybelsus®) seit<br />
Kurzem in der Schweiz zugelassen.<br />
Verschiedene GLP-1-RA haben eine<br />
Reduktion kardiovaskulärer Endpunkte<br />
bzw. eine Mortalitätsreduktion gezeigt<br />
(vgl. Tab. 1). GLP-1-RA wirken sich ebenfalls<br />
positiv auf den Verlauf einer diabetischen<br />
Nephropathie aus. Sie verhindern<br />
primär die Progression der Albuminurie<br />
und die Entwicklung bzw. das Neu-Auftreten<br />
einer Makroalbuminurie. Anzumerken<br />
ist jedoch, dass es sich bei der<br />
überwiegenden Mehrheit der Daten um<br />
sekundäre Endpunkte aus den kardiovaskulären<br />
Endpunktstudien handelt.<br />
GLP-1-RA können mit allen oralen Antidiabetika<br />
(ausser DPP-IV-Hemmern, siehe<br />
oben) und Insulin kombiniert werden.<br />
SGLT-2-Hemmer können ebenfalls zusammen<br />
mit GLP-1-RA gegeben werden.<br />
Die Kombination ist zum jetzigen Zeitpunkt<br />
jedoch nicht kassenzulässig, d. h.<br />
eine vorgängige Kostengutsprache beim<br />
Versicherer ist notwendig.<br />
SGLT-2-Hemmer (Gliflozine) (vgl. Abb. 3)<br />
Die neueste antidiabetische Stoffklasse,<br />
die SGLT-2-Hemmer, vermindern im proximalen<br />
Tubulus die Rückresorption von<br />
Glukose durch Hemmung des Natrium-Glukose-Symporters<br />
(sodium dependent<br />
glucose transporter, SGLT). Die daraus<br />
resultierende Glukosurie schlägt sich<br />
in einer HbA1c-Senkung mit Gewichtsreduktion<br />
nieder. Neben ihrer blutzucker-senkenden<br />
Wirkungen weisen die<br />
SGLT-2-Hemmer aber auch kardio- und<br />
nephroprotektive Effekte auf. Die genauen,<br />
dafür verantwortlichen Mechanismen<br />
sind noch nicht allesamt geklärt. Auf kardialer<br />
Seite führen verschiedene Faktoren<br />
Abbildung 1. Inkretinbasierte Therapie: Übersicht über Ansatzpunkte und Wirkungen.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 31
Perspektiven<br />
Tabelle 1. Kohlenhydrate für Diabetes-Patienten: Alternativen zu ungünstigen Quellen.<br />
Substanz<br />
(Markenname)<br />
3-P-MACE 1<br />
Kardiovaskuläre<br />
Mortalität<br />
Gesamt-<br />
Mortalität<br />
Nicht-fataler<br />
CVI<br />
Nicht- fataler<br />
Myokardinfarkt<br />
Herz -<br />
insuffizienz<br />
Nephropathie<br />
DPP-IV-Hemmer<br />
Saxaglipitin<br />
(Onglyza®)<br />
Aloglipitin<br />
(Vipida®)<br />
Sitagliptin<br />
(Januvia®)<br />
Linaglipitin<br />
(Trajenta®)<br />
Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Erhöht Reduziert 2<br />
Neutral Neutral Neutral N. E. Neutral Erhöht N. E.<br />
Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral<br />
Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert 2<br />
GLP-1-Rezeptoragonisten<br />
Lixisenatid<br />
(Lyxumia®)<br />
Liraglutid<br />
(Victoza®)<br />
Semaglutid s.c.<br />
(Ozempic®)<br />
Semaglutid p.o.<br />
(Rybelsus®)<br />
Dulaglutid<br />
(Trulicity ®)<br />
Exenatid ER<br />
(Bydureon®)<br />
Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert 3<br />
Reduziert Reduziert Reduziert Neutral Neutral Neutral Reduziert 3<br />
Reduziert Neutral Neutral Reduziert Neutral Neutral Reduziert 3<br />
Neutral Reduziert Neutral Neutral Neutral Neutral N. E.<br />
Reduziert Neutral Neutral Reduziert Neutral Neutral Reduziert 3<br />
Neutral Neutral Reduziert 4 Neutral Neutral Neutral Reduziert<br />
SGLT-2-Inhibitoren<br />
Empagliflozin<br />
(Jardiance®)<br />
Canagliflozin<br />
(Invokana®<br />
Dapagliflozin<br />
(Forxiga®)<br />
Reduziert Reduziert Reduziert Neutral Neutral Reduziert Reduziert<br />
Reduziert Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert 4 Reduziert<br />
Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert Reduziert<br />
Anmerkungen: N. E.: nicht evaluiert; 1 3-P-MACE: 3-Point Major Adverse Cardiovascular Event: kombinierter Endpunkt in kardiovaskulären Endpunktstudien<br />
beinhaltet kardiovaskulärer Tod, nicht-fataler Myokardinfarkt, nicht-fataler stroke; 2 v. a. Progression der Albuminurie; 3 v. a. Entwicklung einer<br />
Makroalbuminurie; 4 explorativer Endpunkt.<br />
wie Vor- und Nachlastsenkung, zunehmende<br />
Hämokonzentrierung, der durch<br />
osmotische Phänomene vermittelte diuretische<br />
Effekt, ein möglicherweise verändertes<br />
Nährstoffangebot (z. B. Ketonkörper)<br />
an das Myokard und die Hemmung<br />
des Natrium-Hydrogen-Exchangers zu<br />
den dokumentierten protektiven Effekten<br />
bei Pat. mit KHK und einer Herzinsuffizienz<br />
[12]. In Bezug auf die Nephroprotektion<br />
ist einer der zentralen Mechanismen<br />
die Abnahme des glomerulären Filtrationsdruckes<br />
und der Hyperfiltration durch<br />
Beeinflussung des tubulo-glomerulären<br />
Feedbacks [13]. Dadurch kommt es zu einer<br />
verzögerten Progression der diabetischen<br />
Nephropathie. In Studien konnte<br />
gezeigt werden, dass unter Behandlung<br />
mit SGLT-2-Hemmern die Nieren-spezifischen<br />
Endpunkte wie Einleiten eines Nierenersatzverfahrens<br />
oder renaler Tod seltener<br />
auftreten [14, 15]. Die bisher einzige<br />
Studie, die den Einfluss eines SGLT-2-<br />
Hemmers (Canagliflozin) auf die diabetische<br />
Nephropathie als primären Endpunkt<br />
untersucht hat, war das CREDEN<br />
CE-trial [15]. Die positive Beeinflussung<br />
dieses sog. «kardio-renalen Systems»<br />
scheint denn auch ein zentraler Aspekt<br />
der Morbiditäts- und Mortalitätsreduktion<br />
unter SGLT-2-Hemmerbehandlung zu<br />
sein [16 – 18] (vgl. Tab. 1).<br />
Obwohl die SGLT-2-Hemmer, neben<br />
den GLP-1-RA, einen Meilenstein der modernen<br />
Diabetestherapie darstellen, ist<br />
das pleiotrope Wirkspektrum auch mit<br />
Nebenwirkungen assoziiert. Die seltene<br />
euglykäme diabetische Ketoazidose (eD<br />
KA) ist als metabolische Azidose mit meist<br />
nur gering erhöhten Plasmaglukosewerten<br />
charakterisiert. Die Bestätigung der<br />
Verdachtsdiagnose erfordert immer eine<br />
32<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Perspektiven<br />
Täglich applizierbare Präparate<br />
Generischer Name Exenatid Liraglutid Lixisenatid<br />
Markennanme Byetta® Victoza® Lyxumia®<br />
Zulassung (CH) 2006 2009 2017<br />
Grundstruktur Exendin-4 GLP-1 Exendin-4<br />
Molekulargewicht (Da) 4186.6 3751.2 4909.5<br />
Halbwertszeit + ++ +<br />
Senkung Nüchtern-BZ + ++ +<br />
Senkung pp-BZ ++ + ++<br />
Applikation 2x tgl. 1x tgl. 1x tgl. zur Hauptmahlzeit<br />
Kombination mit Basalinsulin (gem. SL) Ja Ja 1 Ja 2<br />
Wöchentlich applizierbare Präparate<br />
Generischer Name Exenatid LAR 3 Dulaglutid Semaglutid<br />
Markennanme Bydureon® Trulicity® Ozempic®<br />
Zulassung (CH) 2012 2015 2019<br />
Grundstruktur Exendin-4 GLP-1 GLP-1<br />
Molekulargewicht (Da) 4186.6 59669.81 4113.64<br />
Halbwertszeit +++ +++ +++<br />
Senkung Nüchtern-BZ ++ ++ ++<br />
Senkung pp-BZ + + +<br />
Applikation 1x wöchentlich 1x wöchentlich 1x wöchentlich<br />
Kombination mit Basalinsulin (gem. SL) Nein Nein Ja<br />
Abbildung 2. GLP-1-Rezeptoragonisten: Übersicht über s.c.-applizierbare Präparate. 1 Fixkombination Liraglutid / Insulin degludec (Xultophy®) erhältlich;<br />
2 Fixkombination Lixisenatid / Insulin glargin (Suliqua®) erhältlich; 3 Exenatid in Mikrosphären vorliegend (führt zur verzögerten Freisetzung).<br />
BZ: Blutzucker; gem. SL: Indikation zugelassen gem. Spezialitätenliste; Da: Dalton.<br />
Blutgasanalyse, ansonsten wird die Übersäuerung<br />
verpasst und der Verlauf kann<br />
fatal enden. Analog zur Metformin-assoziierten<br />
Laktatazidose ist die eDKA eine<br />
meist vorhersehbare und abwendbare<br />
Komplikation, wenn grundlegende Vorsichtsmassnahmen<br />
(vgl. Kasten 1) strikte<br />
befolgt werden. Das Risiko für urogenitale<br />
Infekte (meist Mykosen) ist unter<br />
SGLT-2-Hemmer-Behandlung erhöht. Unklar<br />
ist zum jetzigen Zeitpunkt die Frage,<br />
ob auch komplizierte Harnwegsinfekte<br />
bzw. Pyelonephri tiden oder Formen der<br />
urogenitalen, nekrotisierenden Fasziitis<br />
(Fournier-Gangrän) einen Zusammenhang<br />
mit der SGLT-2-Hemmerbehandlung<br />
haben. Auch ist bis jetzt noch nicht<br />
klar, ob das Amputationsrisiko (v. a. an der<br />
unteren Extremität) unter den Gliflozinen<br />
erhöht ist. Vorsicht ist geboten bei Patienten<br />
mit diabetischem Fuss syndrom, fortgeschrittener<br />
Neuropathie und kritischer<br />
Blutversorg ung bzw. Kompromittierung<br />
derselben durch eine zusätzliche Volu<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 33
Perspektiven<br />
Kasten 1. Vorsichtsmassnahmen unter Behandlung mit SGLT-2-Hemmern.<br />
Risikopersonen / Risikosituationen für Komplikationen<br />
(Infekte / Ketoazidose) identifizieren<br />
• Gehäufte urogenitale Infekte, Prädisposition<br />
für Infekte z. B. schwere obstruktive Uropathie<br />
• Nicht-erkannter Typ-1-Diabetes<br />
• Akute Erkrankungen, z. B. mit Dehydratation<br />
(Gastroenteritis)<br />
• Chirurgische Eingriffe<br />
• Stoppen / ausgeprägte Dosisreduktion von Insulin<br />
• Fortgeschrittene Niereninsuffizienz bzw. rasche<br />
Verschlechterung der Nierenfunktion<br />
• Patienten mit «kritischer» PAVK, St. n. Amputation,<br />
Polyneuropathie, diabetisches Fusssyndrom<br />
• Patienten mit grossem Sturzrisiko<br />
• Therapien mit Risiko für Volumendepletion<br />
(Schleifendiuretika)<br />
Massnahmen<br />
• Auf Ausführliche Information des Patienten über Nebenwirkungen,<br />
Symptome des Infektes bzw. der Ketoazidose,<br />
unbedingte Notwendigkeit des Stoppens bei akuter<br />
Erkrankung / Operation<br />
• Stoppen von SGLT-2-Hemmern bei Patienten mit akuter<br />
Erkrankung / hospitalisierten Patienten<br />
• Regelmässige Fusskontrollen bei Patienten mit diabetischem<br />
Fusssyndrom bzw. bekannter PAVK, Behandlung<br />
einer klinisch relevanten PAVK<br />
• Keine Verordnung von SGLT-2-Hemmern bei Patienten<br />
mit Typ-1-Diabetes (keine zugelassene Indikation)<br />
• Kennen der Symptome einer Ketoazidose und im Zweifelsfall<br />
immer Ausschluss einer Azidose mittels Blutgasanalyse<br />
dem entsprechenden Medikament gesenkt<br />
werden kann. Dabei ist zu beachten,<br />
dass bei hohen HbA1c-Ausgangswerten<br />
die Senkung des glykierten Hämoglobins<br />
immer deutlicher ausfallen wird. Bei anfänglichen<br />
HbA1c-Werten über 9 % kann<br />
der Beginn einer dualen Therapie (z. B.<br />
Metformin in Kombination mit einem<br />
zweiten Antidiabetikum) von Anfang<br />
an evaluiert werden, um eine raschere<br />
HbA1c-Senkung zu erreichen [19]. Das<br />
Therapieansprechen sollte mit regelmässigen<br />
HbA1c-Messungen (alle 3 – 6 Monate)<br />
kontrolliert werden und bei Nichterreichen<br />
der HbA1c-Ziele eine kontinuierliche<br />
Anpassung der Behandlung erfolgen.<br />
Abbildung 3. SGLT-2-Inhibitoren: Wirkungen auf Blutzuckerstoffwechsel und auf kardiale / renale<br />
Physiologie (NHE: sodium-hydrogen exchanger).<br />
mendepletion (z. B. durch additive Gabe<br />
von Schleifendiuretika).<br />
Praktisches Vorgehen<br />
Das primäre Ziel einer effektiven und<br />
nachhaltigen Diabetesbehandlung ist die<br />
Reduktion der kardiovaskulären Morbidität<br />
und Mortalität, die Verhinderung bzw.<br />
die Verlangsamung der mikrovaskulären<br />
Diabeteskomplika tionen (z. B. diabetische<br />
Nephropathie oder Retinopathie) unter<br />
Vermeidung therapiespezifischer Nebenwirkungen<br />
wie Hypoglykämie oder Gewichtszunahme.<br />
Für jeden Patienten soll<br />
individuell ein HbA1c-Zielbereich festgelegt<br />
werden. Dieser fällt bei jüngeren<br />
Diabetikern ohne fortgeschrittene Sekundärerkrankungen<br />
tiefer aus (unter 7 %,<br />
bzw. unter 6.5 % wenn dieses Ziel ohne<br />
Hypoglykämie-verursachende Therapie<br />
erreicht werden kann) als bei Älteren mit<br />
Vorerkrankungen bzw. Personen mit hohem<br />
Hypoglykämierisiko (um 8 %).<br />
Bei der Wahl der Substanzen muss auf<br />
die antidiabe tische Potenz geachtet werden<br />
(vgl. Tab. 2, Spalte HBA1c-Senkung),<br />
d. h. es sollte in etwa abgeschätzt werden,<br />
um wieviel Prozentpunkte das HbA1c mit<br />
Wahl des Antidiabetikums<br />
(vgl. Abb. 4)<br />
Grundlage jeder Behandlung bei Typ-2-Diabetes<br />
stellt das Umsetzen der lebensstiländernden<br />
Massnahmen (Gewichtsreduktion,<br />
Ernährungsumstellung, regelmässige<br />
Bewegung) und die multifaktorielle<br />
Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren<br />
(Statingabe, Blutdruckkontrolle,<br />
Rauchstopp) dar.<br />
Bei der medikamentösen Behandlung<br />
(Erstbehandlung bzw. Ausbau der Therapie)<br />
müssen folgende Fragen gestellt werden:<br />
1. Braucht der Patient Insulin?<br />
2. Liegt eine Nierenfunktionseinschränkung<br />
vor?<br />
3. Hat der Patient ein hohes kardiovaskuläres<br />
Risiko, bestehen kardiovasku läre<br />
Erkrankungen (etablierte KHK oder<br />
Herzinsuffizienz) oder eine fortgeschrittene<br />
diabetische Nephropathie?<br />
34<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Perspektiven<br />
Tabelle 2. Übersicht über verschiedene Antidiabetika (Adaptiert nach [23 – 29]).<br />
Stoffklasse HbA1c-Reduktion (%) Gewichtsverlauf (kg) Dosierung bei Niereninsuffizienz<br />
Metformin –2 –1.5 GFR 59 – 45 ml / min.: max. 1500 mg / d<br />
GFR 44 – 30 ml / min.: max. 500 – 1000 mg 1<br />
GFR < 30 ml / min.: Stopp<br />
Sulfonylharnstoff<br />
(Gliclazid)<br />
–2 +1 bis 2 In der Regel Stopp bei GFR 30 – 45 ml / min. oder tiefer<br />
DPP-IV-Hemmer –1 0 Gabe bis GFR < 30 ml / min. möglich 2<br />
GLP-1-Rez.-Agonist –1.6 –3 Gabe bis GFR < 30 ml / min. möglich<br />
SGLT-2-Hemmer –1 –2 Bei GFR < 45ml / min.: Stopp 3<br />
Insulin –3.5 +3 Keine Einschränkung 4<br />
Anmerkungen: 1 Kein Neubeginn mit Metformin, regelmässige Kontrollen der Nierenfunktion, sick day rules befolgen; 2 Bei gewissen Substanzen muss<br />
eine Dosisadaptation erfolgen (ausser Linagliptin); 3 Gem. Kompendium (in Studien: sicherer Einsatz bis GFR 30 ml / min. gezeigt), Ausnahme Ertugliflozin<br />
(Stopp bei GFR < 60 ml / min.); 4 Bei schwerer Einschränkung der Nierenfunktion (GFR < 15 – 30 ml / min.) bzw. Dialysepflichtigkeit muss ggf. die Insulindosis<br />
reduziert werden (ggf. erhöhtes Hypoglykämierisiko).<br />
Braucht der Patient Insulin?<br />
Das älteste und potenteste Antidiabetikum,<br />
das Insulin, kommt immer dann<br />
zum Einsatz, wenn die Stoffwechsellage<br />
stark entgleist ist und / oder Hinweise auf<br />
einen Insulinmangel (z. B. bei einem<br />
Typ-1-Diabetes) bzw. auf eine katabole Situation<br />
bestehen (vgl. Kasten 2). In den<br />
meisten Fällen kann mit dem Einsatz eines<br />
Basisinsulins (meist in Kombination<br />
mit anderen Antidiabetika, ausser zusammen<br />
mit Sulfonylharnstoffen) eine rasche<br />
und ausreichende Stoffwechselkontrolle<br />
erreicht werden. Die Basalinsulinbehandlung<br />
stellt – verglichen mit anderen Insulinregimes<br />
(Mischinsuline bzw. Basis-Bolusbehandlung)<br />
die Therapieform mit<br />
dem geringsten Potenzial für Unterzuckerungen<br />
und Gewichtszunahme dar [20].<br />
Liegt eine Nierenfunktionseinschränkung<br />
vor?<br />
Die Prävalenz einer chronischen Nierenerkankung,<br />
definiert durch eine eingeschränkte<br />
glomeruläre Filtrationsrate oder<br />
das Vorliegen einer Albuminurie, beträgt in<br />
grossen Typ-2-Diabetes-Kollektiven über<br />
40 % [21] und ist damit eine sehr häufige<br />
Komorbidität. Eine fortgeschrittene Niereninsuffizienz<br />
(GFR < 45 ml / min / 1.73 m 2 )<br />
schliesst die Verordnung von einigen Antidiabetika<br />
aus (vgl. Tab. 2). Bei einer GFR<br />
unter 30 ml / min / 1.73 m 2 können weiterhin<br />
GLP-1-Agonisten, Insulin und DPP-IV-<br />
Hemmer eingesetzt werden. Bei letzterer<br />
Substanzklasse ist jedoch bei gewissen Präparaten<br />
eine Anpassung der Dosis erforderlich.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 hat in den letzten Jahren grundlegende<br />
Änderungen erfahren. Neue Präparate mit fehlendem Hypoglykämiepotenzial und<br />
gewichtsreduzierendem Effekt wurden zugelassen. In grossen Studien konnten die<br />
protektiven Eigenschaften von GLP-1-Rezeptoragonisten und SGLT-2-Hemmer auf die<br />
kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität gezeigt werden. Die neuen Erkenntnisse<br />
schlagen sich in Änderungen in der Behandlungsstrategie nieder: Typ-2-Diabetiker mit<br />
Herz- / Kreislauf-Erkrankungen oder einem hohen kardiovaskulären Risiko werden<br />
primär mit Substanzen behandelt, die einen Benefit in Bezug auf die Risikoreduktion<br />
gezeigt haben. SGLT-2-Inhibitoren wirken durch direkten Angriff auf die Nierenphysiologie<br />
nephroprotektiv und können den Verlauf einer diabetischen Nephropathie günstig<br />
beeinflussen. Der vorliegende Artikel stellt in einem Überblick Wirkmechanismen und<br />
Charakteristika der neueren Antidiabetika (DPPIV-Hemmer, GLP-1-Rezeptoragonisten,<br />
SGLT-2-Hemmer) vor und leitet dann über zu den praktischen Aspekten bei der Behandlung<br />
von Personen mit Typ-2-Diabetes.<br />
Abstract:<br />
Update: new forms of therapy for type-2-diabetes<br />
In the past few years medical treatment of type-2-diabetes experienced fundamental<br />
changes. New medications were approved which have no intrinsic risk of hypoglycemia<br />
and exert weight loss. Cardiovascular outcome trials demonstrated positive effects on<br />
cardiovascular morbidity and mortality for GLP-1-receptor agonists and SGLT-2-inhibitors,<br />
the latter showing also specific nephroprotective effects. The growing bulk of data<br />
leads to modified therapy strategies: Persons with established cardiovascular disease or<br />
high cardiovascular risk should be treated primary with these medications. This review<br />
starts with an overview on newer antidiabetic substances (DPPIV-inhibitors, GLP-1-receptor<br />
agonists, SGLT-2-inhibitors). Then practical aspects of treatment regimens according<br />
to actual national and international guidelines are discussed.<br />
Hat der Patient ein hohes<br />
kardiovaskuläres Risiko, bestehen<br />
kardiovaskuläre Erkrankungen<br />
(etablierte KHK oder Herzinsuffizienz)<br />
oder eine fortgeschrittene diabetische<br />
Nephropathie?<br />
Bestehen bereits kardiovaskuläre Vorerkrankungen<br />
(z. B. St. n. Myokardinfarkt<br />
bzw. Herzinsuffizienz) oder liegt ein hohes<br />
kardiovaskuläres Risiko (z. B. lange Diabetesdauer,<br />
Endorganschäden in Kombination<br />
mit Vorliegen mehrerer kardiovaskulärer<br />
Risikofaktoren) vor, sollen primär Antidiabetika<br />
gewählt werden, die einen protektiven<br />
Effekt auf diese Erkrankungen<br />
aufweisen (vgl. Tab. 1). D.h. man sollte eine<br />
Metformintherapie primär mit einem<br />
GLP-1-Agonisten oder einem SGLT-2-Hem<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 35
Perspektiven<br />
Abbildung 4. Auswahl des Antidiabetikums (CV: kardiovaskulär; MI: Myokardinfarkt).<br />
mer kombinieren. Bei Vorliegen einer fortgeschrittenen<br />
diabetischen Nephro pathie<br />
(Makroalbuminurie / nephrotisches Syndrom)<br />
und bereits bestehender Behandlung<br />
mit einem ACE-Hemmer oder einem<br />
Sartan kann eine SGLT-2-Inhibitor-Therapie<br />
mit Canagliflozin evaluiert werden, das<br />
für diese Indika tion neu zugelassen ist. In<br />
allen anderen Fällen ist man in der Wahl<br />
des zweiten bzw. dritten Antidiabetikums<br />
frei (z. B. DPP-IV-Hemmer) oder richtet<br />
sich nach zusätz lichem Therapienutzen<br />
(z. B. GLP-1-Agonist bei Wunsch nach effektiver<br />
Gewichtsreduk tion).<br />
Beginn einer Injektionstherapie<br />
(vgl. Abb. 5)<br />
Ist die Stoffwechselkontrolle unter 2 – 3<br />
oralen Antidiabe tika ungenügend und das<br />
definierte HbA1c-Ziel nicht erreicht, stellt<br />
der nächste Schritt der Beginn einer Injektionstherapie<br />
dar. In der Vergangenheit<br />
war dieser gleichbedeutend mit dem Einleiten<br />
einer Insulintherapie. Heute wird<br />
jedoch in den meisten Fällen – und bei<br />
fehlenden Indikationen für eine Insulintherapie<br />
(vgl. Kasten 2) – der Beginn einer<br />
Behandlung mit einem GLP-1-Agonisten<br />
empfohlen [21]. Die Vorteile gegenüber<br />
der Insulintherapie sind das fehlende<br />
Hypoglykämierisiko und der positive Effekt<br />
auf den Gewichtsverlauf. Die GLP-1-<br />
Agonisten therapie kann im Verlauf problemlos<br />
mit einem Basisinsulin ergänzt<br />
werden. Der Nutzen der Kombinationstherapie<br />
ist inzwischen gut belegt. Pharmakologisch<br />
wirken beide Substanzen<br />
über verschiedene Mechanismen blutzuckersenkend<br />
und synergistisch. Die Beeinflussung<br />
der zentralen Appetit- und<br />
Sättigungsregulation durch den GLP-1-Rezeptoragonist<br />
hilft jedoch, eine Gewichtszunahme<br />
unter Insulintherapie zu verhindern.<br />
Immer mehr Daten belegen nun<br />
auch den Nutzen einer solchen Kombinationstherapie<br />
hinsichtlich Gewichtsverlauf,<br />
Insulindosis, Stoffwechselkontrolle<br />
und Hypoglykämierisiko [20 – 22].<br />
Dr. med. Stefan Fischli<br />
Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie<br />
und klinische Ernährung<br />
Departement Medizin<br />
Luzerner Kantonsspital<br />
6000 Luzern 16<br />
stefan.fischli@luks.ch<br />
Kasten 2. Indikationen für eine Insulintherapie.<br />
• Akutsituationen (z. B. Herzinfarkt,<br />
Hirnschlag, Operation)<br />
• Schwere Entgleisungen<br />
(Blutzucker > 20 – 25 mmol / l,<br />
HbA1c > 12 %)<br />
• Anabolismus gewünscht<br />
(Ältere, Tumorpatienten)<br />
• Kontraindikationen für orale<br />
Antidiabetika<br />
• Schmerzhafte Polyneuropathie<br />
• Schwere Entgleisung unter<br />
Glukokortikoidtherapie<br />
• Pankreatopriver Diabetes<br />
• Schwangerschaft<br />
• Hinweise auf absoluten Insulinmangel<br />
(Verdacht auf D. mellitus<br />
Typ 1)<br />
– Akuter Beginn<br />
– Gewichtsverlust unabhängig<br />
von Ausgangsgewicht<br />
– Ketonkörper nachweisbar<br />
36<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Perspektiven<br />
Abbildung 5. Beginn einer Injektionstherapie.<br />
Literatur<br />
[1] Schweizerische Gesellschaft<br />
für Endokrinologie und Diabetologie,<br />
Hrsg. Empfehlungen der<br />
Schweizerischen Gesellschaft für<br />
Endokrinologie und Diabetologie<br />
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von Diabetes mellitus Typ 2 (2020)<br />
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Februar 2020 [abgerufen am 17.<br />
März 2020]. Verfügbar unter: https://<br />
www.sgedssed.ch/diabetologie/<br />
sged-empfehlungen-diabetologie<br />
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<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 37
Perspektiven<br />
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in type 2 diabetes: a consensus<br />
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S, Damçi T, Liebl A, et al. Weight<br />
beneficial treatments for type 2<br />
diabetes. J Clin Endocrinol Metab.<br />
2011; 96: 3337 – 53. Verweis in<br />
Legende zu Tabelle 2<br />
[29] Vasilakou D, Karagiannis<br />
T, Athanasiadou E, Mainou<br />
M, Liakos A, Bekiari E, et al.<br />
Sodium-glucose cotransporter 2<br />
inhibitors for type 2 diabetes: a systematic<br />
review and meta-analysis.<br />
Ann Intern Med. 2013; 159: 262 – 74.<br />
Verweis in Legende zu Tabelle 2<br />
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Perspektiven<br />
Aus der «Therapeutischen Umschau»* – Übersichtsarbeit<br />
Ernährung bei<br />
Diabetes mellitus<br />
David Fäh, Departement Gesundheit, Ernährung und Diätetik, Berner Fachhochschule,<br />
Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich<br />
1<br />
Im gesamten Beitrag ist mit «Diabetes» Typ 2<br />
Diabetes mellitus gemeint, falls nicht näher<br />
beschrieben.<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />
«Therapeutischen Umschau» (2020), 77(7),<br />
302–311. mediservice <strong>vsao</strong>-Mitglieder können<br />
die «Therapeutische Umschau» zu äusserst<br />
günstigen Konditionen abonnieren. Details<br />
s. unter www.hogrefe.ch/downloads/<strong>vsao</strong>.<br />
Diabetes 1 nimmt weltweit zu.<br />
Alterung der Bevölkerung<br />
aber auch steigende Adipositas-Raten<br />
sind die Haupttreiber.<br />
Neben der körperlichen Aktivität<br />
ist die Er nährung der bedeutendste beeinflussbare<br />
Faktor. Entsprechend wichtig<br />
wären stringente Ernährungsempfehlungen,<br />
um den Krankheitsverlauf bei Diabetespatienten<br />
möglichst positiv beeinflussen<br />
zu können. Diese sind leider nur<br />
bedingt möglich, da ungenügende wissenschaftliche<br />
Evidenz dafür vorliegt: Die<br />
jeweiligen Effekte sind klein, die Signifikanzniveaus<br />
gering, die Resultate heterogen.<br />
Kommt hinzu, dass im Ernährungsbereich<br />
selbst randomisierte kontrollierte<br />
Versuche nur bedingt geeignet sind um<br />
verlässlichere Resultate mit Kausalitätsnachweis<br />
zu generieren [1, 2]. Deshalb<br />
und weil jeder Mensch unterschiedlich<br />
auf eine Ernährungsumstellung reagiert,<br />
sollten unter Berücksichtigung ernährungsphysiologischer<br />
Grundsätze individuelle<br />
Herangehensweisen verfolgt werden.<br />
Folgender Beitrag soll als Grundlage<br />
dazu dienen, indem er Vor- und Nachteile<br />
der wichtigsten Makronährstoffe Kohlenhydrate,<br />
Fette, Eiweisse und Alkohol<br />
zusammenträgt. Obwohl es auch Evidenz<br />
gibt, die für oder gegen einzelne Lebensmittel<br />
spricht, sollte die Ernährung stets<br />
als Ganzes betrachtet werden. Entsprechend<br />
wichtig sind Untersuchungen zu<br />
den Effekten von Ernährungsmustern auf<br />
das Körpergewicht und Diabetesmanagement.<br />
Dabei scheinen Qualität und Verarbeitung<br />
von Produkten mindestens so<br />
wichtig zu sein wie die absoluten Mengen<br />
oder die Verhältnisse der Makronährstoffe.<br />
Für Personen mit Diabetes gelten zudem<br />
die gleichen Kriterien für eine ausgewogene<br />
Ernährung wie für die Allgemeinbevölkerung,<br />
wobei das Vermeiden einer<br />
positiven Energiebilanz noch stärker im<br />
Vordergrund steht.<br />
Kohlenhydrate und<br />
zugesetzte Süssungsmittel<br />
Auch wenn die Evidenz für eine konkrete<br />
Kohlenhydrat-Empfehlung fehlt, spricht<br />
vieles dafür die Zufuhr im Fenster zwischen<br />
45 und 60 Energieprozent vorzusehen<br />
[3]. Bei einem Tagesbedarf von 2000<br />
kcal bedeutet dies ca. 200 bis 300 g / Tag.<br />
Eine kohlenhydratarme Ernährung führt<br />
zwar meist zu einer Verbesserung der<br />
HbA1c-Werte [4, 5]. Bei der Gewichtsreduktion<br />
hat sie aber keine Vorteile gegenüber<br />
anderen Diäten und ist bei der Nachhaltigkeit<br />
einer mediterranen Ernährungsweise<br />
unterlegen [4 – 9]. Eine zu starke<br />
Einschränkung resultiert in einer<br />
übermässigen Zufuhr an Eiweissen oder<br />
Fett. Beides kann je nach Quelle mit einem<br />
erhöhten Sterberisiko assoziiert sein [10].<br />
Zudem fördert eine Low-Carb-Ernährung<br />
eine ketogene Stoffwechsellage, was für<br />
manche Patienten problematisch sein<br />
kann [11]. Low-Carb-Diäten sollten also<br />
Patienten mit Diabetes nicht routinemässig<br />
empfohlen werden [5, 7]. Neben der<br />
Menge entscheidet auch die Art der Kohlenhydrate<br />
über den Krankheitsverlauf.<br />
Bis anhin wurden der Glykämische Index<br />
(GI: «Geschwindigkeit»)) und die Glykämische<br />
Last (GL: «Masse») als Massstäbe<br />
dafür verwendet wie schnell, in welcher<br />
Menge und über welche Dauer Glukose im<br />
Blut erscheint. Einigermassen robuste<br />
Evidenz zeigt, dass ein Ersatz von<br />
hoch-GI-Lebensmitteln durch solche mit<br />
niedrigerem GI Vorteile bringt bei Glukoseparametern,<br />
Diabetesmanagement und<br />
auch das Herz-Kreislauf(HKL)-Risiko<br />
senkt [12 – 15]. Diese generelle Ansicht<br />
muss jedoch insofern revidiert werden, als<br />
der GI eines Lebensmittels sich von<br />
Mensch zu Mensch erheblich unterscheiden<br />
kann. Der in Tabellen angegebene<br />
Wert mag für die Mehrheit stimmen und<br />
in der Normalverteilung den Medianwert<br />
darstellen. Bei manchen Lebensmitteln ist<br />
diese Verteilung der individuellen Blutzuckerantwort<br />
aber breit, was bedeutet, dass<br />
viele Individuen anders als die «Norm» reagieren.<br />
So gibt es Menschen, die auf Vollkornbrot<br />
mit einem stärkeren Blutzuckeranstieg<br />
reagieren als auf den Verzehr<br />
von Weissbrot [16, 17].<br />
Da Kohlenhydrate selten isoliert konsumiert<br />
werden, muss deren Konsum immer<br />
auch im Kontext betrachtet werden.<br />
Wenn es eine generelle Empfehlung gibt,<br />
dann die, dass die meisten Kohlenhydratquellen<br />
im Sinne der Diabetesprävention<br />
und der Gewichtskontrolle bessere Eigenschaften<br />
haben, wenn sie nur wenig verarbeitet<br />
sind [18, 19]. Alternativen mit weniger<br />
oder weniger schnell verfügbaren Kohlenhydraten<br />
sind in Tabelle 1 ersichtlich.<br />
Auch wenn Unterschiede im Blutzucker-Verlauf<br />
bescheiden anmuten kön-<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 39
Perspektiven<br />
nen, so haben die faserreichen Alternativen<br />
zusätzliche Vorteile wie bessere Sättigung,<br />
nachhaltigere Gewichtsreduktion<br />
und verringerte Mortalität bei Diabetes-Patienten<br />
[20 – 23]. Hingegen ist unklar,<br />
inwiefern die Bildung von resistenter<br />
Stärke beim Abkühlen von stärkehaltigen<br />
Lebensmitteln zur besseren Blutzuckerkontrolle<br />
bei Diabetespatienten beitragen<br />
kann [24 – 26].<br />
Weltweit sind Getränke eine wichtige<br />
Quelle von zugesetztem Zucker [27]. Regelmässiger<br />
Konsum von zuckergesüssten<br />
Getränken, aber auch von Fruchtsaft ist<br />
mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden<br />
– teilweise unabhängig vom BMI<br />
[28, 29]. Es ist unwahrscheinlich, dass<br />
Fruchtsäfte und künstlich gesüsste Getränke<br />
gesündere Alternativen zu zuckergesüssten<br />
Varianten sind [28], zumal auch<br />
künstlich gesüsste Getränke mit einem<br />
erhöhten Sterberisiko assoziiert sind [30].<br />
Vor- und Nachteile von Kohlenhydraten in<br />
der Diabetesprävention und -therapie sind<br />
in Tabelle 2 zusammengefasst.<br />
Fette<br />
Aufgrund der fehlenden wissenschaftlichen<br />
Evidenz kann keine Empfehlung für<br />
die Gesamtfettzufuhr gemacht werden.<br />
Tabelle 1. Kohlenhydrate für Diabetes-Patienten: Alternativen zu ungünstigen Quellen.<br />
Für die meisten Diabetes-Patienten ungünstig<br />
Reis<br />
Kartoffeln<br />
Teigwaren<br />
Flakes (Cornflakes, Flakes auf Reisbasis).<br />
Viele «Weizenflakes» bestehen überwiegend aus Reis<br />
Kekse aus Weissmehl<br />
Weissbrot (oder anderes Brot mit Mehl mit<br />
hohem Ausmahlungsgrad)<br />
Fruchtsaft / Gemüsesaft (hat meist Zuckerzusatz)<br />
Entsprechende Alternativen<br />
Reis mit hohem Amylose- und niedrigem Amylopektin-Gehalt;<br />
Vollreis; Reis mit darin verarbeitetem Gemüse oder Nüssen;<br />
Linsen, Kichererbsen, Bohnen, Buchweizen<br />
Süsskartoffeln, Topinambur, Yam, Knollensellerie, Pastinaken,<br />
Petersilienwurzel, Rote Bete (Randen)<br />
«Al dente» kochen, Vollkornvarianten, Teigwaren mit einem Anteil<br />
an Dinkel, Hülsenfrüchten oder Buchweizen<br />
Minimal verarbeitete Getreideflocken, v. a. Haferflocken<br />
Alternativen mit höherem Faser- und einem niedrigeren Zuckeranteil,<br />
aus Hafer oder Dinkel, mit Rosinen oder anderen Trockenfrüchten<br />
zum Süssen<br />
Brot aus Mehl mit niedrigem Ausmahlungsgrad (am hohen Faseranteil<br />
erkennbar) und darin verarbeiteten Nüssen, Kernen und Samen;<br />
Roggenbrot<br />
Unverarbeitete Früchte<br />
Tabelle 2. Vor- und Nachteile von Kohlenhydraten in der Ernährung bei Diabetes mellitus.<br />
Vorteile<br />
+ Der Konsum von komplexen Kohlenhydraten ist mit einem<br />
nied rigeren Krankheitsrisiko assoziiert als der weitgehende<br />
Verzicht darauf.<br />
+ Natürliche Kohlenhydratquellen enthalten Vitamine,<br />
Mineral stoffe, Nahrungsfasern und andere wertvolle Stoffe.<br />
+ Manche Quellen wie Hafer oder Hülsenfrüchte enthalten<br />
Stoffe, die die Zuckeraufnahme und damit die Insulinantwort<br />
verzögern.<br />
+ Insbesondere Glukose und Stärke können von allen Organen<br />
verwertet werden. Sie liefern unter allen Bedingungen optimal<br />
Energie, vor allem beim Sport.<br />
+ In Kombination mit geeigneten Fett- und Eiweissquellen<br />
sorgen Kohlenhydrate für eine gute Sättigung.<br />
Nachteile<br />
– Eine zu hohe Zufuhr an Kohlenhydraten (v. a. raffinierte) ist<br />
mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden.<br />
– Kohlenhydrate kommen oft in flüssiger Form vor, etwa in<br />
Süss getränken oder Fruchtsäften, was eine rasche Kalorieneinnahme<br />
begünstigt. Vor allem in Süssgetränken kommen<br />
Zucker zudem als «leere» Kalorien vor, also ohne Mikronährstoffe.<br />
– Flüssige Kohlenhydrate sättigen schlecht und fördern so<br />
Übergewicht.<br />
– Viele Kohlenhydrate sind stark insulinotrop und fördern die<br />
Lipogenese und eine Insulinresistenz.<br />
– Kohlenhydrate sind oft in Produkten «versteckt» in denen sie<br />
nicht erwartet werden und tragen häufig kryptische Namen.<br />
Quintessenz Kohlenhydrate<br />
• Etwa die Hälfte des Energiebedarfs sollte mit Kohlenhydraten gedeckt werden.<br />
• Verschiedene Kohlenhydratquellen haben einen höchst unterschiedlichen Einfluss auf die Blutzuckerregulation.<br />
Dieser Effekt scheint individuell stark zu variieren.<br />
• Generell sind faserreiche, wenig verarbeitete Kohlenhydratquellen raffinierten Produkten vorzuziehen.<br />
• Nicht nur von zuckergesüssten Getränken sollte abgeraten werden. Süss schmeckende Getränke scheinen generell<br />
problematisch, selbst dann, wenn sie keine Kalorien enthalten.<br />
40<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Perspektiven<br />
Ähnlich wie bei den Kohlenhydraten sprechen<br />
Studien, die die HKL-Risiken untersucht<br />
haben, jedoch dafür, die Zufuhr zwischen<br />
20 und 35 Energieprozent zu halten.<br />
Eine zu starke Einschränkung der Fettzufuhr<br />
geht meist mit einer Erhöhung der<br />
Kohlenhydrateinnahme einher, was sich<br />
wiederum negativ auf die Blutfette auswirken<br />
kann [31, 32]. Die ungenügende<br />
Evidenzlage erlaubt es auch nicht, Diabetespatienten<br />
eine Empfehlung für gesättigte<br />
Fette abzugeben. Aber auch hier<br />
spricht einiges dafür, den Anteil an gesättigten<br />
Fetten zugunsten ungesättigter auf<br />
10 Energieprozent oder weniger zu reduzieren<br />
[31]. Diese Beschränkung macht<br />
mehr Sinn, wenn das Fett von Fleisch und<br />
Fleischprodukten stammt, weniger, wenn<br />
es von Milchprodukten (v. a. Joghurt)<br />
stammt [32, 33]. Eine Metaanalyse von<br />
RCTs zeigte bei einer Allgemeinbevölke -<br />
rung eine Reduktion des HKL-Risikos von<br />
17 %, wenn die Zufuhr von gesättigten Fetten<br />
von ca. 17 auf 9 Energieprozent verringert<br />
wurde [32]. Entscheidend für den Effekt<br />
einer Reduktion von gesättigten Fetten<br />
ist, womit deren Energie ersetzt wird.<br />
Der stärkste positive Effekt kann erwartet<br />
werden, wenn gesättigte Fette durch einoder<br />
mehrfach ungesättigte Fette ersetzt<br />
werden [34 – 36].<br />
Bei Diabetes-Patienten kann neben<br />
einem verringerten HKL-Risiko auch eine<br />
verbesserte Blutzucker-Kontrolle / Insulinsensitivität<br />
erwartet werden, wenn der<br />
Anteil an ein- und mehrfach ungesättigter<br />
Fettsäuren in der Ernährung zunimmt [36,<br />
37]. Der Typ der ungesättigten Fettsäuren,<br />
die mit der Nahrung aufgenommen werden,<br />
spielt dabei eine untergeordnete Rolle<br />
[33]. Dies sollte jedoch über eine ausgewogene<br />
Ernährung geschehen und nicht<br />
durch Supplemente. Das Supplementieren<br />
mit ungesättigten Fettsäuren pflanzlichen<br />
oder tierischen Ursprungs brachte keine<br />
Vorteile bezüglich Diabetesprävention<br />
oder -therapie und Glukoseparametern,<br />
wie eine RCT-Metaanalyse gezeigt hat.<br />
Fisch öl in hoher Dosierung (> 4.4 g / Tag)<br />
verschlechterte gar den Glukosestoffwechsel<br />
[38]. Auch fehlen Hinweise für<br />
Vorteile bezüglich HKL-Prävention bei<br />
Diabetespatienten durch Fischöl-Supplemente<br />
gegenüber Olivenöl [39, 40]. Wann<br />
und wie der Einsatz von Nahrungsfett im<br />
Management von Diabetes Sinn macht, ist<br />
in Tabelle 3 zusammengestellt.<br />
Eiweisse<br />
Proteine sind vielleicht die zurzeit am<br />
kontroversesten diskutierten Stoffgruppe.<br />
Das mag daran liegen, dass Eiweisse vor<br />
allem kurz- und mittelfristig Vorteile beim<br />
Diabetes- und Adipositasmanagement<br />
bieten, anderseits Organe belasten und<br />
das Erkrankungs- und Sterberisiko erhöhen<br />
könnten. Dies gilt in erster Linie für<br />
eine hohe Zufuhr über Fleisch und Fleischprodukte<br />
[41, 42]. Da auch hier aufgrund<br />
fehlender Evidenz für die optimale Proteinzufuhr<br />
für Diabetespatienten keine<br />
allgemeinen Richtlinien existieren, muss<br />
eine individuelle Herangehensweise gewählt<br />
werden. Für Diabetes-Patienten ohne<br />
Nephro pathie kann eine Zufuhr von<br />
1 – 1.5 g Eiweiss pro Kilo Körpergewicht<br />
(g / kg / d) Sinn machen. Damit decken Eiweisse<br />
ca. 15 – 20 % des Energiebedarfs.<br />
Generell geht der Trend hin zu höheren<br />
Zufuhr-Empfehlungen (1.2 – 1.6 g / kg / d)<br />
mit dem Argument, dies beeinflusse Körperfettanteil<br />
und -verteilung, die glykämische<br />
Kontrolle, postprandiale Thermogenese<br />
und Energiebereitstellung positiv<br />
[43]. Selbst bei diabetischer Nephropathie<br />
wird eine Reduktion unter 0.8 g / kg / d<br />
nicht empfohlen [31, 44, 45]. Allein aufgrund<br />
ihres Alters haben viele Diabetespatienten<br />
ein höheres Risiko für Protein-<br />
Mangelernährung, Sarkopenie und Frailty<br />
(Gebrechlichkeit), welches durch eine zu<br />
starke Eiweisseinschränkung verschärft<br />
wird [46]. Zudem hat eine Reduktion der<br />
Zufuhr unter 0.8 g /kg / d keine Vorteile bezüglich<br />
Glukoseparameter, HKL-Risiko<br />
und Verlauf der glomerulären Filtrationsrate<br />
[31, 44]. Das Beschränken auf diese<br />
Menge konnte bei Diabetespatienten mit<br />
Nephro pathie indes eine vorzeitige termi-<br />
Tabelle 3. Vor- und Nachteile von Fetten in der Ernährung bei Diabetes mellitus.<br />
Vorteile<br />
+ Lange Magenverweildauer. Verbessert dadurch Sättigungseigenschaften<br />
und verzögert die Glukose- und Insulinantwort<br />
im Blut von stärkereichen Mahlzeiten.<br />
+ Alleine genossen, lässt Fett den Insulinspiegel praktisch<br />
unbeeinflusst.<br />
+ Viele fettreiche Produkte wie Milchprodukte oder Nüsse sind<br />
auch gute Eiweissquellen.<br />
+ V.a. ungesättigte Fette haben einen geringeren Einfluss auf<br />
Blutfett- und -zuckerwerte als Kohlenhydrate.<br />
+ Gewisse pflanzliche Öle wie Olivenöl enthalten Stoffe, die<br />
sättigen, die postprandiale Fettoxidation und die Thermogenese<br />
fördern.<br />
Nachteile<br />
– Hohe Kaloriendichte, geringes Volumen, keine Nahrungsfasern,<br />
niedriger Wasseranteil in fettreichen Lebensmitteln.<br />
Sehr fette Speisen sättigen deshalb im Verhältnis zu den<br />
enthaltenen Kalorien nur mässig.<br />
– Fette kommen oft versteckt vor. Vor allem minderwertige<br />
Fette sind billig und häufig in verarbeiteten Produkten wie<br />
Frittiertem und Paniertem zu finden.<br />
– Der Körper kann Fette komplett verwerten und gut speichern.<br />
Geringste Thermogenese unter den Makronährstoffen.<br />
Quintessenz Fette<br />
• Einschränkung bei der Zufuhr: Fettqualität ist wichtiger als Fettmenge.<br />
• Ersatz von gesättigten durch ein- oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren bringt Vorteile bei Blutzuckerkontrolle und HKL-Risiko.<br />
• Bei gesättigten Fetten tierischen Ursprungs macht es mehr Sinn, bei Fetten aus Fleisch(-produkten) zu reduzieren als bei Fetten<br />
aus Milchprodukten.<br />
• Transfettsäuren kommen in verarbeiteten Produkten per Gesetz nur noch in geringen Mengen vor (< 2 g / 100 g Fett).<br />
Sie können aber beim Zubereiten entstehen.<br />
• Für das Meiden von Omega-6 Fettsäure-Quellen zugunsten von Omega-3 fehlt die Evidenz.<br />
• Omega-3-Fettsäure-Supplemente tierischen oder pflanzlichen Ursprungs bringen keine Vorteile.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 41
Perspektiven<br />
nale Niereninsuffizienz hinauszögern und<br />
die Mortalität verringern [42], sowie Albuminurie<br />
und HbA1c verbessern [47].<br />
Eiweisse sind bezüglich ihrer Wirkung<br />
wahrscheinlich noch heterogener<br />
als die anderen Makronährstoffe. Dies<br />
betrifft neben dem Effekt auf Mortalität<br />
und Morbidität auch die unmittelbare<br />
Insulinausschüttung nach Ein nahme, die<br />
30 % und mehr der von Glukose entsprechen<br />
kann [43]. Auch die postprandiale<br />
Thermoge nese und Ausschüttung von<br />
Sättigungshormonen, die Magenentleerungsrate<br />
sowie die Stimulation der<br />
Muskelproteinsyn these hängt von der<br />
Zusammensetzung der Aminosäuren ab.<br />
Eine besondere Rolle scheint hierbei der<br />
Gehalt an Leucin zu spielen, welches in<br />
Molke (Whey) in höchster Konzentration<br />
vorkommt. Leucin fungiert als «Triggersubstanz»<br />
für viele der postulierten Mechanismen<br />
[43, 48]. Eine Zusammenfassung<br />
der Vor- und Nachteile von Eiweiss<br />
in Diabetesprävention und -therapie<br />
bietet Tabelle 4.<br />
Alkohol<br />
Obwohl moderater Alkoholkonsum mit einem<br />
niedrigeren Diabetes-Risiko verbunden<br />
ist, muss die Einnahme stets gut abgewogen<br />
und kontrolliert werden, zumal der<br />
Zusammenhang J-förmig ist, mit einem<br />
Anstieg des Risikos ab ca. 30 g Alkohol<br />
/ Tag. Selbst geringer Konsum (1 – 2 Getränke<br />
täglich à 10 g Alkohol) birgt Gesundheitsrisiken<br />
und bringt unter dem<br />
Zusammenfassung<br />
Was für die Allgemeinbevölkerung als ausgewogene Ernährung angeschaut wird, gilt im<br />
Grundsatz auch für Personen mit Diabetes. Die dürftige wissenschaftliche Evidenzlage<br />
rechtfertigt keine dogmatische Haltung mit strikten Ge- und Verboten von Nährstoffen<br />
oder Lebensmitteln. Vielmehr sind in einer ausgewogenen Ernährung alle Makronährstoffgruppen<br />
vertreten, wobei eine Reduktion der Kalorienzufuhr gleichermassen erfolgreich<br />
über Kohlenhydrate oder Fette passieren kann. Ideal sind Produkte hoher Qualität<br />
sowie mit geringer und schonender Verarbeitung wie faserreiche Stärkeprodukte und<br />
kaltgepresste pflanzliche Öle. Der Nutzen einer erhöhten Proteinzufuhr bezüglich Diabetesmanagement<br />
und Gewichtskontrolle kristallisiert sich zunehmend. Als Quellen sollten<br />
jedoch eher pflanzliche oder Milchprodukte herangezogen werden als rotes oder<br />
verarbeitetes Fleisch. Die mediterrane Ernährungsweise und Konzepte mit vergleichbarem<br />
wissenschaftlichem Fundament erfüllen am ehesten die Kriterien einer «geeigneten»<br />
Ernährung für Diabetespatienten. Obwohl Alkohol dicht ist an leeren Kalorien,<br />
spricht nichts dagegen, den Genuss darin eingebettet zu tolerieren. Angesichts der individuell<br />
unterschiedlichen Stoffwechselreaktion auf gleiche Lebensmittel und unter<br />
Berücksichtigung der dürftigen Beweislage ist eine personalisierte Herangehensweise<br />
angebrachter denn je.<br />
Abstract: Which diet is appropriate for patients with<br />
diabetes mellitus?<br />
What is considered a balanced diet for the general population is in principle also true<br />
for people with diabetes. The scarce scientific evidence does not justify a dogmatic<br />
attitude with strict rules and bans on nutrients or foods. Rather, all macronutrient<br />
groups are represented in a balanced diet, whereby a reduction in calorie intake can be<br />
equally successful via carbohydrates or fats. Ideal are products of high quality and with<br />
low and gentle processing, such as starch products rich in fibre and cold-pressed vegetable<br />
oils. The benefits of increased protein intake in terms of diabetes management and<br />
weight control are becoming increasingly clear. However, plant-based or dairy products<br />
should be used as sources rather than red or processed meat. The Mediterranean diet<br />
and concepts with a comparable scientific basis are most likely to meet the criteria of a<br />
“suitable” diet for diabetes patients. Although alcohol is dense with empty calories,<br />
there is no reason not to tolerate the consumption embedded in such a diet. In view of<br />
the individually different metabolic reactions to the same foods and taking into account<br />
the scarce evidence, a personalised approach is more appropriate than ever.<br />
Tabelle 4. Vor- und Nachteile von Eiweiss in der Ernährung bei Diabetes mellitus.<br />
Vorteile<br />
+ Eiweisszufuhr durch pflanzliche Quellen und teilweise<br />
auch über Milchprodukte und weisses Fleisch und Fisch ist<br />
tendenziell mit einem reduzierten Sterberisiko verbunden<br />
+ Eiweisse bewirken einen deutlich geringeren Insulinanstieg<br />
als Kohlenhydrate und schneiden auch bezüglich Thermogenese,<br />
Sättigungsparameter, Gewichtskontrolle, NAFLD / NASH besser ab<br />
+ V.a. Molkeprotein eignet sich gut um – zusammen mit<br />
Widerstandstraining – den Verlust von Muskelmasse zu verlangsamen<br />
+ Ein Teil der Energie aus Eiweissen geht in Form von Harnstoff<br />
mit dem Urin «verloren»<br />
+ Umwandlung in Glukose und Fett ist aufwändig und ineffizient<br />
Nachteile<br />
– Mögliche Erhöhung des Diabetesrisikos und der<br />
Mortalität, v. a. bei Zufuhr an rotem Fleisch und<br />
daraus hergestellten Produkten.<br />
– Rein tierische Quellen liefern keine Fasern<br />
– Stickstoff kann bei Vulnerablen Leber und Nieren<br />
belasten<br />
– Insulinotrope Wirkung muss je nach Quelle<br />
berücksichtigt werden<br />
Quintessenz Eiweisse<br />
• Die Zufuhr sollte 0.8 g / kg / d nicht unterschreiten, selbst bei Vorliegen einer Nephropathie.<br />
• Hinweise für Vorteile einer höheren Zufuhr (1.2 – 1.6 g / kg / d) bei normaler Nierenfunktion verdichten sich.<br />
• Rotes Fleisch und verarbeitetes Fleisch sollten gemieden werden zugunsten von wenig verarbeiteten pflanzlichen Quellen<br />
(Hülsenfrüchte inkl. Soja, Nüsse, Samen, Kerne, eiweissreiche Stärkebeilagen) und ungesüssten Milchprodukten.<br />
• Leucin-reiche Eiweissquellen wie Molke und andere Milchprodukte haben besondere positive Eigenschaften bezüglich<br />
Gewichtskontrolle und Muskelerhalt, beeinflussen den Insulinspiegel aber auch stärker.<br />
42<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Perspektiven<br />
Strich keine Vorteile bei der Gesamtmortalität<br />
[49 – 52]. Alkohol erzeugt über den<br />
Energieüberschuss eine Hemmung der<br />
Glukoneogenese und verbessert aufgrund<br />
vermehrter Ausschüttung von Adiponektin<br />
die Insulinsensitivität [51]. Dadurch<br />
kann bei moderater Einnahme (1 Getränk<br />
für Frauen, 2 für Männer) mit geringfügig<br />
verbesserten Nüchternblutzucker- und<br />
HbA1c-Werten gerechnet werden [53, 54].<br />
Allerdings birgt Alkoholkonsum bei Diabetespatienten<br />
auch das Risiko von verzögerten<br />
Hypoglykämien [53, 55, 56]. Die<br />
gleichzeitige Einnahme einer Mahlzeit<br />
verringert dieses Risiko und zudem auch<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass der Alkoholkonsum<br />
mit dem metabolischen Syndrom<br />
assoziiert ist [57, 58]. Weitere Hin weise,<br />
wie das Risiko von Alkoholkonsum bei<br />
Diabetes-Pat ienten minimiert werden<br />
kann, stehen in Kasten 1. Weinkonsum<br />
war mit einer doppelt so starken Reduktion<br />
der Diabetesinzidenz verbunden und<br />
korrelierte auch weniger mit dem metabolischen<br />
Syndrom verglichen mit Bierkonsum.<br />
Ob der Getränketyp aber tatsächlich<br />
einen kausalen Effekt auf das Risiko hat<br />
oder lediglich eine Folge von bias und residual<br />
confounding ist, bleibt ungeklärt [52,<br />
58]. Argumente, die für und gegen das Tolerieren<br />
von Alkoholkonsum sprechen,<br />
sind in Tabelle 5 aufgelistet.<br />
Ausgesuchte Lebensmittel<br />
Die Untersuchung des Effekts von einzelnen<br />
Lebensmitteln auf Risiko und Verlauf<br />
von Diabetes ist grundsätzlich problematisch,<br />
da Menschen stets eine Kombination<br />
davon konsumieren. Kommt hinzu,<br />
dass die Evidenzlage lückenhaft und<br />
schwach ist. Deshalb sollten Empfehlungen<br />
für oder gegen ein Lebensmittel mit<br />
entsprechenden Alternativen individuell<br />
und vorsichtig formuliert werden. Die Tabelle<br />
6 soll dabei helfen.<br />
Ernährungsweisen<br />
Die Autoren einer Studie, die die Effizienz<br />
unterschiedlicher Ernährungsansätze<br />
Tabelle 5. Vor- und Nachteile von Alkohol in der Ernährung bei Diabetes mellitus.<br />
Vorteile<br />
+ Eiweisszufuhr Moderater Konsum ist mit einem geringeren<br />
Risiko für Herzinfarkt und Diabetes verbunden<br />
+ Erhöht das HDL-Cholesterin und Adiponektin und verringert<br />
Gerinnungsneigung über die Hemmung von Fibrinogen<br />
+ Moderater Konsum kann Blutzucker und HbA1c geringfügig<br />
senken<br />
Nachteile<br />
– Hat eine hohe Dichte an Kalorien (rund 7 kcal / g)<br />
– Viele alkoholische Getränke enthalten auch Zucker<br />
– Kann Appetit anregen und Essverhalten verschlechtern<br />
und erhöht damit das Risiko für Übergewicht<br />
– Beeinflusst Blutzuckerspiegel. Risiko für Hypoglykämien<br />
v. a. bei Typ 1 Diabetes und unter Einnahme gewisser oraler<br />
Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe, Inkretine)<br />
– Kann eine Fettleber verstärken<br />
– Erhöht ab ca. 2 Standardgetränken am Tag den Blutdruck<br />
– Erhöht das Risiko für Hirnschlag, manche Krebsarten,<br />
psychiatrische Erkrankungen<br />
– Entwässert<br />
– Verschlechtert Compliance and Adhärenz an positive<br />
Lebensstilveränderungen<br />
Quintessenz Alkohol<br />
• Selbst bei moderatem Konsum bleibt die Einnahme von Alkohol eine Risikoabwägung.<br />
• Bei sonst unauffälligem Risikoprofil kann moderater Konsum aufgrund möglicher positiver Eigenschaften toleriert werden.<br />
• Dann sollten alkoholische Getränke zusammen mit einer ausgewogenen Mahlzeit konsumiert werden.<br />
• Getränke enthalten viele schlecht sättigende Kalorien und erhöhen dadurch das Adipositasrisiko.<br />
• Ob Wein tatsächlich Vorteile gegenüber Bier und Spirituosen hat, kann nicht restlos bestätigt werden.<br />
Kasten 1. Hinweise und Tipps, um alkoholbedingte Risiken bei Patienten mit Diabetes mellitus zu minimieren.<br />
• Menge limitieren auf 1 Standardgetränk für Frauen<br />
und 2 für Männer.<br />
• Nur innerhalb von ausgewogenen Hauptmahlzeiten<br />
konsumieren, nicht nüchtern. Langsamer Konsum.<br />
• Vorsicht mit Alkoholkonsum bei Problemen mit<br />
Hypoglykämien.<br />
• Auf Alkohol-Medikamenten-Interaktionen achten.<br />
• Wasser zu alkoholischen Getränken trinken, um die Trinkmenge<br />
zu senken und Dehydratation vorzubeugen.<br />
• Schorlegetränke und «gespritzte» Getränke vorziehen.<br />
• Auf Zuckergehalt von alkoholischen Getränken achten.<br />
Herstellerangaben wie «Extra Dry», «Brut» oder «Sec» bei<br />
(Schaum)wein sind irreführend, da solche Getränke immer<br />
noch beträchtliche Mengen an Zucker enthalten können.<br />
Hersteller müssen keine Angaben zum Zuckergehalt<br />
machen, weshalb Interessierte im Internet danach suchen<br />
müssen.<br />
• Varianten mit tiefem Alkoholgehalt (z. B. alkoholarmes<br />
/-freies Bier, Clairette) enthalten oft sehr viel Zucker.<br />
• Bei Alternativen wie alkoholfreien Sekt oder alkoholfreies<br />
Bier auf den Zucker- und Kaloriengehalt achten. Bei<br />
Nichtangabe des Herstellers sind die Information oft im<br />
Internet auffindbar.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 43
Perspektiven<br />
Tabelle 6. Zusammenhang zwischen dem Konsum ausgesuchter Lebensmittel und Risiko / Verlauf von Diabetes mit entsprechenden Implikationen.<br />
Lebensmittel Eigenschaften / Evidenz Implikation für Diabetes Ref.<br />
Kaffee<br />
Koffein erhöht akut den Nüchtern- und<br />
postprandialen Blutzucker. Längerfristig sind<br />
die Effekte aber eher positiv. Kaffeekonsum ist<br />
dosisabhängig mit einem erniedrigten<br />
Diabetesrisiko verbunden.<br />
Der Konsum von 4 – 5 Tassen Kaffee<br />
am Tag hat wahrscheinlich eher<br />
Vor- als Nachteile.<br />
[59 – 62]<br />
Früchte & Gemüse<br />
Früchte- und Gemüsekonsum ist mit einem<br />
geringfügig kleineren Diabetesrisiko assoziiert.<br />
Beim Gemüse ist der Zusammenhang + / –<br />
linear, bei Früchten U-förmig mit dem<br />
niedrigsten Risiko bei ca. 2 Portionen / Tag.<br />
Empfehlung für täglichen Konsum<br />
von 3 Portionen Gemüse und 2<br />
Portionen Früchte.<br />
[63, 64]<br />
Nüsse & Hülsenfrüchte<br />
Nusskonsum ist teilweise mit einem erniedrigten<br />
Diabetesrisiko verbunden, für Hülsenfrüchte<br />
ist die Evidenz schwächer. Für beide<br />
ist die Studienlage inkonsistent.<br />
Täglich eine Portion (30 g) unverarbeitete<br />
Nüsse auch für Personen<br />
mit Übergewicht, da die Evidenz<br />
für eine Senkung des HKL-Risikos<br />
eher gegeben ist.<br />
[65 – 67]<br />
Fasern / Vollkornprodukte<br />
Einnahme von Nahrungsfasern ist mit einer<br />
geringeren Diabetesinzidenz und bei Diabetespatienten<br />
mit niedriger Mortalität verbunden.<br />
Der Effekt auf Blutzuckerparameter ist aber<br />
gering und inkonsistent.<br />
Personen mit Diabetesrisiko und<br />
Diabetespatienten sollten wenn<br />
immer möglich die Vollkornalternative<br />
wählen.<br />
[21, 68 – 70]<br />
Brot<br />
Brotkonsum ist nicht mit einem erhöhten<br />
Diabetes risiko assoziiert. Sauerteig-/Roggenbrot<br />
und manche Vollkornvarianten bieten<br />
möglicherweise Vorteile bez. Blutzuckerantwort<br />
gegenüber Weissbrot.<br />
Keine generelle Einschränkung<br />
beim Brot nötig. Roggen- / Vollkornbrot<br />
vorziehen.<br />
[71 – 73]<br />
Reis<br />
Konsum von weissem Reis korreliert mit<br />
einem erhöhten Diabetesrisiko. Ersatz von<br />
weissem durch braunen Reis mit Risikosenkung<br />
verbunden.<br />
Einsatz von Alternativen zu<br />
weissem Reis (z. B. brauner Reis,<br />
Quinoa, Buchweizen, Linsen)<br />
macht wahrscheinlich Sinn.<br />
[74 – 77]<br />
Pasta<br />
Pastakonsum hat bei Personen mit und ohne<br />
Diabetes signifikant geringeren Blutzuckeranstieg<br />
zur Folge als der Konsum von Kartoffeln<br />
oder Brot und ist mit geringerem Adipositasrisiko<br />
verbunden.<br />
Es gibt keinen Grund vom Pastakonsum<br />
abzuraten, solange die<br />
Kohlenhydrat zufuhr die Empfehlung<br />
nicht übersteigt.<br />
[78 – 81]<br />
Kartoffeln<br />
Verzehr ist konsistent mit erheblich erhöhtem<br />
Diabetesrisiko verbunden (v. a. Pommes<br />
Frites). Ersatz von Kartoffeln durch Vollkornprodukte<br />
senkt Risiko.<br />
Von häufigem Konsum (fast täglich)<br />
von Kartoffeln sollte eher abgeraten<br />
werden (v. a. von Pommes Frites).<br />
Faserreiche Stärkeprodukte<br />
vorziehen.<br />
[82 – 84]<br />
(Low-Fat, Vegetarisch, Mediterran, High-<br />
Protein, Moderate-Carb, Low-Carb, Control,<br />
Low GI / GL, Paleo) bei Diabetespatienten<br />
miteinander verglich, kam zum<br />
Schluss, dass die mediterrane Ernährungsweise<br />
am besten geeignet ist um den<br />
Blutzucker zu kontrollieren [106]. Es ist<br />
aber davon auszugehen, dass Ernährungsweisen,<br />
die ähnlich aufgebaut sind<br />
wie diese, wie z. B. DASH, vergleichbar gut<br />
geeignet sind [31, 107, 108]. Mithilfe der<br />
mediterranen Ernährungsweise konnte<br />
auch eine nachhaltigere Gewichtsreduktion<br />
erzielt werden als mit einer Low-Carb<br />
oder einer Low-Fat-Diät [9]. Die Adhärenz<br />
an eine mediterrane Ernährungsweise<br />
kann relativ einfach mit einem validierten<br />
Schnellfragebogen erfasst werden<br />
[109]. Ein entsprechendes Tellermodell<br />
für eine möglichst praxisnahe Verwendung<br />
ist ebenfalls verfügbar [110]. Als potenziell<br />
vielversprechend, um das Körpergewicht,<br />
Glukose- und Insulinparameter<br />
bei Allgemeinbevölkerungen positiv zu<br />
beeinflussen hat sich das Intervallfasten<br />
(intermittierendes Fasten) erwiesen [111].<br />
Für eine breite Anwendung bei Diabetes-Patienten<br />
fehlen allerdings noch aussagekräftige<br />
Studien [112].<br />
Prof. Dr. med. David Fäh, MPH<br />
Berner Fachhochschule<br />
Departement Gesundheit<br />
Ernährung und Diätetik<br />
Finkenhubelweg 11<br />
3008 Bern<br />
david.faeh@bfh.ch<br />
44<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Perspektiven<br />
Lebensmittel Eigenschaften / Evidenz Implikation für Diabetes Ref.<br />
Milch & Milchprodukte<br />
Erhöhung des Konsums ist mit einer Senkung<br />
des Diabetesrisikos verbunden. Einige Studien<br />
fanden Vorteile von Joghurt und fettreduzierten<br />
Produkten, manche keinen oder einen<br />
negativen Effekt von anderen Milchprodukten<br />
wie Milch oder Käse.<br />
Der regelmässige Konsum von<br />
zucker armen Milchprodukten wie<br />
Nature- Joghurt kann empfohlen<br />
werden.<br />
[85 – 89]<br />
Fleisch<br />
Konsum von rotem und v. a. verarbeitetem<br />
Fleisch, teilweise aber auch von Poulet und<br />
Fisch ist mit einem erhöhten Diabetesrisiko<br />
assoziiert.<br />
Starke Konsumenten von rotem<br />
/ verarbeitetem Fleisch sollten<br />
ihren Protein bedarf teilweise durch<br />
pflanzliche Quellen und Milchprodukte<br />
decken.<br />
[90 – 93]<br />
Vitamin- & andere<br />
Supplemente<br />
Es gibt keine überzeugende Evidenz für<br />
Gesundheitsvorteile bei Diabetespatienten<br />
durch Supplementierung mit Chrom, Magnesium,<br />
Zink, Vitamin D sowie durch Zimt und<br />
ähnliche Produkte.<br />
Mit Ausnahme von spezifischen<br />
Situationen (z. B. Zöliakie, Schwangerschaft,<br />
Veganismus, Metformintherapie)<br />
ist eine Supplementierung<br />
nicht angebracht. Von längerfristiger<br />
Supplementierung mit<br />
Vitamin E und A / Betacarotin sollte<br />
abgeraten werden.<br />
[31,<br />
94 – 102]<br />
Salz<br />
Hohe, aber auch niedrige Urin-Natriumausscheidung<br />
war bei Diabetespatienten mit<br />
erhöhter (HKL-)mortalität verbunden.<br />
Die aktuelle Evidenzlage erlaubt<br />
keine Schlussfolgerung / Empfehlung.<br />
[103 – 105]<br />
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A, Hosseini F, et al. White rice<br />
intake and incidence of type-2<br />
diabetes: analysis of two prospective<br />
cohort studies from Iran. BMC<br />
Public Health. 2017; 17: 1 – 11.<br />
https://doi.org/10.<br />
1186/s12889-016-3999-4<br />
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rice twice a day for 8 weeks<br />
improves glycemic control in<br />
Japanese patients with diabetes<br />
mellitus. Nutr Diabetes. 2017; 7:<br />
e273 – e273. https://doi.org/<br />
10.1038/nutd.2017.26<br />
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pasta consumption and cardio-metabolic<br />
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[79] Pounis G, Di Castelnuovo<br />
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Bonaccio M, Bonanni A, et al.<br />
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with body mass index and<br />
waist-to-hip ratio: Results from<br />
Moli-sani and INHES studies. Nutr<br />
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https://doi.org/10.1038/<br />
nutd.2016.20<br />
[80] Chiavaroli L, Kendall<br />
CWC, Braunstein CR, Blanco Mejia<br />
S, Leiter LA, Jenkins DJA, et al.<br />
Effect of pasta in the context of<br />
low-glycaemic index dietary<br />
patterns on body weight and<br />
markers of adiposity: A systematic<br />
review and meta-analysis of<br />
randomised controlled trials in<br />
adults. BMJ Open. 2018; 8:<br />
e019438. https://doi.org/10.1136/<br />
bmjopen-2017-019438<br />
[81] Vitale M, Masulli M,<br />
Rivellese AA, Bonora E, Babini AC,<br />
Sartore G, et al. Pasta consumption<br />
and connected dietary habits:<br />
Associations with glucose control,<br />
adiposity measures, and cardiovascular<br />
risk factors in people with<br />
type 2 diabetes—TOSCA.IT study.<br />
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doi.org/<br />
10.3390/nu12010101<br />
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type 2 diabetes: Results from three<br />
prospective cohort studies.<br />
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Duan D, Feng X, Astell-Burt TA, et<br />
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Davari SJ, Nazarzadeh M. Potato<br />
consumption and risk of type 2<br />
diabetes: A dose–response<br />
meta-analysis of cohort studies.<br />
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https://doi.org/10.1016/j.clnesp.2018.06.004<br />
[85] Drouin-Chartier J-P, Li<br />
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product consumption and risk of<br />
type 2 diabetes: results from 3 large<br />
prospective cohorts of US men and<br />
women. Am J Clin Nutr. 2019; 110:<br />
1201 – 12. https://doi.org/10.1093/<br />
ajcn/nqz180<br />
[86] Chen M, Sun Q,<br />
Giovannucci E, Mozaffarian D,<br />
Manson JAE, Willett WC, et al.<br />
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2 diabetes: 3 cohorts of US adults<br />
and an updated meta-analysis.<br />
BMC Med. 2014; 12: 215. https://doi.<br />
org/10.1186/s12916-014-0215-1<br />
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products and the risk of type 2<br />
diabetes: A systematic review and<br />
dose-response meta-analysis of<br />
cohort studies. Am J Clin Nutr.<br />
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org/10.3945/ajcn.113.059030<br />
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ZW, Li W, Qin LQ. Dairy consumption<br />
and risk of type 2 diabetes<br />
mellitus: A meta-analysis of cohort<br />
studies. Eur J Clin Nutr.<br />
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org/10.1038/ejcn.2011.62<br />
[89] Zong G, Sun Q, Yu D,<br />
Zhu J, Sun L, Ye X, et al. Dairy<br />
consumption, type 2 diabetes, and<br />
changes in cardiometabolic traits:<br />
A prospective cohort study of<br />
middle-aged and older chinese in<br />
beijing and shanghai. Diabetes<br />
Care. 2014; 37: 56 – 63.<br />
https://doi.org/10.2337/dc13-0975<br />
[90] Pan A, Sun Q, Bernstein<br />
AM, Schulze MB, Manson JAE, Willett<br />
WC, et al. Red meat consumption<br />
and risk of type 2 diabetes: 3<br />
Cohorts of US adults and an<br />
updated meta-analysis. Am J Clin<br />
Nutr. 2011; 94: 1088 – 96. https://<br />
doi.org/10.3945/ajcn.<br />
111.018978<br />
[91] Talaei M, Wang YL,<br />
Yuan JM, Pan A, Koh WP. Original<br />
Contribution Meat, Dietary Heme<br />
Iron, and Risk of Type 2 Diabetes<br />
Mellitus The Singapore Chinese<br />
Health Study. Am J Epidemiol.<br />
2017; 186: 824 – 33. https://doi.<br />
org/10.1093/aje/kwx156<br />
[92] Du H, Guo Y, Bennett<br />
DA, Bragg F, Bian Z, Chadni M, et<br />
al. Red meat, poultry and fish<br />
consumption and risk of diabetes:<br />
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of the China Kadoorie Biobank.<br />
Diabetologia. 2020; 63: 767 – 79.<br />
https://doi.org/10.<br />
1007/s00125-020-05091-x<br />
[93] Mari-Sanchis A, Gea A,<br />
Basterra-Gortari FJ, Martinez-Gonzalez<br />
MA, Beunza JJ, Bes-Rastrollo<br />
M. Meat Consumption and Risk of<br />
Developing Type 2 Diabetes in the<br />
SUN Project: A Highly Educated<br />
Middle-Class Population. PLoS<br />
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org/10.1371/journal.pone.<br />
0157990<br />
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Lichtenstein A, Lau J, Pittas A.<br />
Effect of Chromium Supplementation<br />
on Glucose Metabolism and<br />
Lipids. Diabetes Care. 2007; 30<br />
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2337/dc06-0996.Additional<br />
[95] Verma H, Garg R. Effect<br />
of magnesium supplementation on<br />
type 2 diabetes associated<br />
cardiovascular risk factors: a<br />
systematic review and meta-analysis.<br />
J Hum Nutr Diet. 2017; 30:<br />
621 – 33. https://doi.org/10.1111/<br />
jhn.12454<br />
[96] Jayawardena R,<br />
Ranasinghe P, Galappatthy P,<br />
Malkanthi R, Constantine GR,<br />
Katulanda P. Effects of zinc<br />
supplementation on diabetes<br />
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meta-analysis. Diabetol Metab<br />
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efficacy and safety of chromium<br />
supplementation in diabetes. J<br />
Clin Pharm Ther. 2014; 39:<br />
292 – 306. https://doi.org/10.1111/<br />
jcpt.12147<br />
[98] Yin R V., Phung OJ.<br />
Effect of chromium supplementation<br />
on glycated hemoglobin and<br />
fasting plasma glucose in patients<br />
with diabetes mellitus. Nutr J.<br />
2015; 14: 14. https://doi.org/<br />
10.1186/1475-2891-14-14<br />
[99] Al Thani M, Sadoun E,<br />
Sofroniou A, Jayyousi A, Baagar<br />
KAM, Al Hammaq A, et al. The<br />
effect of vitamin D supplementation<br />
on the glycemic control of<br />
pre-diabetic Qatari patients in a<br />
randomized control trial. BMC<br />
Nutr. 2019; 5: 46. https://doi.<br />
org/10.1186/s40795-019-0311-x<br />
[100] Davari M, Hashemi R,<br />
Mirmiran P, Hedayati M,<br />
Sahranavard S, Bahreini S, et al.<br />
Effects of cinnamon supplementation<br />
on expression of systemic<br />
inflammation factors, NF-kB and<br />
Sirtuin-1 (SIRT1) in type 2 diabetes:<br />
A randomized, double blind, and<br />
controlled clinical trial. Nutr J.<br />
2020; 19: 1. https://doi.org/10.1186/<br />
s12937-019-0518-3<br />
[101] Santos HO, Da Silva<br />
GAR. To what extent does<br />
cinnamon administration improve<br />
the glycemic and lipid profiles?<br />
Clin Nutr ESPEN. 2018; 27: 1 – 9.<br />
https://doi.org/10.1016/j.<br />
clnesp.2018.07.011<br />
[102] Sollid ST, Hutchinson<br />
MYS, Fuskevåg OM, Figenschau Y,<br />
Joakimsen RM, Schirmer H, et al.<br />
No effect of high-dose vitamin D<br />
supplementation on glycemic<br />
status or cardiovascular risk factors<br />
in subjects with prediabetes.<br />
Diabetes Care. 2014; 37: 2123 – 31.<br />
https://doi.org/10.2337/dc14-0218<br />
48<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Perspektiven<br />
Literatur (Fortsetzung)<br />
[103] Horikawa C, Yoshimura<br />
Y, Kamada C, Tanaka S, Tanaka S,<br />
Hanyu O, et al. Dietary Sodium<br />
Intake and Incidence of Diabetes<br />
Complications in Japanese<br />
Patients with Type 2 Diabetes:<br />
Analysis of the Japan Diabetes<br />
Complications Study (JDCS). J Clin<br />
Endocrinol Metab. 2014; 99:<br />
3635 – 43. https://doi.org/10.1210/<br />
jc.2013-4315<br />
[104] Ekinci EI, Clarke S,<br />
Thomas MC, Moran JL, Cheong K,<br />
Macisaac RJ, et al. Dietary salt<br />
intake and mortality in patients<br />
with type 2 diabetes. Diabetes<br />
Care. 2011; 34: 703 – 9. https://doi.<br />
org/10.2337/dc10 – 1723<br />
[105] Horikawa C, Sone H.<br />
Dietary salt intake and diabetes<br />
complications in patients with<br />
diabetes: An overview. J Gen Fam<br />
Med. 2017; 18: 16 – 20. https://doi.<br />
org/10.1002/jgf2.10<br />
[106] Schwingshackl L,<br />
Chaimani A, Hoffmann G,<br />
Schwedhelm C, Boeing H. A<br />
network meta-analysis on the<br />
comparative efficacy of different<br />
dietary approaches on glycaemic<br />
control in patients with type 2<br />
diabetes mellitus. Eur J Epidemiol.<br />
2018; 33: 157 – 70. https://doi.<br />
org/10.1007/s10654-017-0352-x<br />
[107] Tangney CC, Staffileno<br />
BA, Rasmussen HE. Healthy<br />
Eating: How Do We Define It and<br />
Measure It? What’s the Evidence? J<br />
Nurse Pract. 2017; 13: e7 – 15. https://<br />
doi.org/10.1016/j.<br />
nurpra.2016.08.026<br />
[108] Campbell AP. DASH<br />
eating plan: An eating pattern for<br />
diabetes management. Diabetes<br />
Spectr. 2017; 30: 76 – 81.<br />
https://doi.org/10.2337/ds16-0084<br />
[109] Schröder H, Benitez<br />
Arciniega A, Soler C, Covas MI,<br />
Baena-Díez JM, Marrugat J.<br />
Validity of two short screeners for<br />
diet quality in time-limited<br />
Settings. Public Health Nutr. 2012;<br />
15: 618 – 26. https://doi.org/10.1017/<br />
S1368980011001923<br />
[110] Fäh D. Stressfrei<br />
Abnehmen. Zürich: Beobachter<br />
Edition; 2019.<br />
[111] Cho Y, Hong N, Kim K,<br />
Cho S, Lee M, Lee Y, et al. The<br />
Effectiveness of Intermittent<br />
Fasting to Reduce Body Mass Index<br />
and Glucose Metabolism: A<br />
Systematic Review and Meta-Analysis.<br />
J Clin Med. 2019; 8: 1645.<br />
https://doi.org/10.3390/jcm<br />
8101645<br />
[112] Grajower MM, Horne<br />
BD. Clinical management of<br />
intermittent fasting in patients<br />
with diabetes mellitus. Nutrients.<br />
2019; 11 (4): 873. https://doi.<br />
org/10.3390/nu11040873<br />
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<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 49
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Gesundheitsbranche<br />
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Herzlich willkommen zur IFAS, der grössten Schweizer Fachmesse für den Gesundheitsmarkt<br />
und Branchentreffpunkt Gesundheitsbranche. Während drei Tagen kommt in den<br />
Hallen der Messe Zürich die geballte Kompetenz des Gesundheitswesens zusammen, um<br />
Wissen, Innovationen, Trends und Branchen-News zu erleben. Seien Sie mit dabei und<br />
spüren den Puls der Zeit.<br />
25.-27. <strong>Oktober</strong> <strong>2022</strong> · Messe Zürich · ifas-expo.ch
Perspektiven<br />
Im Einsatz für das Rote Kreuz<br />
Katastrophen, Not<br />
und Wunder<br />
Isabelle Güss, Praxispädiaterin Schaffhausen<br />
Bild: zvg<br />
Schon seit meiner Schulzeit<br />
wollte ich für das Rote Kreuz<br />
arbeiten. Nach meiner Facharztausbildung<br />
in Pädiatrie<br />
bewarb ich mich 2004 beim Internationalen<br />
Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)<br />
und war 15 Monate als Pädiaterin im<br />
Südsudan im Einsatz. Immer wieder<br />
kam es zu Unruhen oder Explosionen,<br />
so dass wir uns im Spital oder in der<br />
Unterkunft in Sicherheit bringen mussten.<br />
Das schweisst zusammen, zu einigen<br />
meiner IKRK-Kollegen aus aller Welt<br />
habe ich auch heute noch Kontakt.<br />
Fremde Kulturen kennenzulernen,<br />
mit Kollegen aus unterschiedlichen<br />
Nationen zu arbeiten, verschiedene<br />
Sprachen anzuwenden, faszinierte mich<br />
sehr. Mit einfachen Mitteln Diagnosen<br />
zu stellen, zu impro visieren und sich<br />
immer wieder neuen Situationen anzupassen,<br />
gehört ebenfalls zum Reiz dieser<br />
Einsätze. Deshalb ist eine gute Ausbildung,<br />
möglichst auch in Tropenmedizin,<br />
ebenso eine Voraussetzung wie Sprachkenntnisse.<br />
Da ich in der Schweiz verwurzelt<br />
bleiben wollte, habe ich mich 2006 beim<br />
Schweizerischen Roten Kreuz (SRK)<br />
für den ERU-Gesundheitspool beworben.<br />
Die Emergency Response Units (ERU)<br />
sind standardisierte Hilfseinheiten für<br />
den internationalen Katastropheneinsatz.<br />
Das Material lagert transportfertig vor<br />
Ort und kann inklusive Personal innerhalb<br />
von 72 Stunden am Einsatzort sein.<br />
Die Einsätze dauern vier bis sechs Wochen,<br />
aufgrund der hohen Arbeitsbelastung,<br />
der schwierigen klimatischen Bedingungen<br />
und des hohen Stresslevels<br />
müssen die Teams regelmässig ausgetauscht<br />
werden. Im Schweizer Spitalsystem<br />
ist es jedoch schwierig, kurzfristig<br />
für Nothilfeeinsätze freizubekommen.<br />
Erst als ich 2008 in einer Gemeinschaftspraxis<br />
anfing, konnte ich mich regelmässig<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Haiti 2010: Das Miraclebaby wird ins Feldspital eingeliefert,<br />
niemand hatte geglaubt, dass es überlebt.<br />
Meine ersten drei Einsätze<br />
(2008–2011) führten mich nach Haiti.<br />
Ich versorgte Erwachsene und Kinder<br />
nach einem Hurrikan in einer Poliklinik,<br />
arbeitete nach dem grossen Erdbeben Tag<br />
und Nacht als Pädiaterin im Feldspital<br />
und rehydrierte schwerkranke Cholerapatienten<br />
in der Cholerastation. Kein<br />
Einsatz gleicht dem anderen, man weiss<br />
nie, was einen erwartet, die Herausforderungen<br />
sind jedes Mal riesig. Trotzdem<br />
spürt man grosse Freude, wenn es<br />
wieder losgeht.<br />
Die grösste ERU-Einheit ist ein<br />
Feldspital mit 80 Betten. Es wurde 2010<br />
in Haiti und 2017 in Bangladesch eingesetzt.<br />
Ich war sehr beeindruckt, wie im<br />
aufb lasbaren Operationssaal die ganze<br />
Nacht eine Notfallsektio nach der anderen<br />
durchgeführt wurde; im ICU-Zelt<br />
bei 30 Grad trotz Klimaanlage schwer<br />
kranke Patienten überlebten und im Gebärzelt<br />
teilweise drei Frauen gleichzeitig<br />
ihre Kinder zur Welt brachten, auch wenn<br />
es nur eine Liege gab.<br />
Die Mortalität ist in der Pädiatrie<br />
besonders hoch. Das ist sehr belastend<br />
und manchmal kommen Zweifel an den<br />
eigenen Fähigkeiten auf. In meinem letzten<br />
Einsatz in Bangladesch ist in der<br />
ersten Woche jeden Tag mindestens ein<br />
Kind gestorben. Viele Kinder haben nur<br />
durch aufopfernde Pflege und Improvisationstalent<br />
überlebt.<br />
Besonders in Erinnerung geblieben<br />
ist mir das drei Wochen alte Miraclebaby<br />
in Haiti, das unterernährt mit schwerer<br />
Infektion und Apnoen eingeliefert wurde<br />
und im Intensivzelt alle paar Minuten<br />
bebeutelt werden musste, Tag und Nacht.<br />
Nur durch eine intraossäre Infusion<br />
konnten die lebensrettenden Antibiotika<br />
verabreicht werden. Das sind schöne<br />
Momente, wenn solche Kinder das Spital<br />
mit den Eltern verlassen.<br />
Wieder zu Hause freut man sich über<br />
die funktionierende Infrastruktur, das<br />
weiche Bett und die kleinen lösbaren<br />
Probleme in der Praxis. Zunehmend steigt<br />
aber die Sehnsucht nach dem nächsten<br />
Einsatz.<br />
Weitere Informationen zum IKRK<br />
bzw. zum SRK unter:<br />
www.icr.org / www.redcross.ch.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 51
mediservice<br />
Briefkasten<br />
Jugendliche und<br />
Alkohol<br />
Je älter Kinder werden, desto<br />
mehr Rechte, aber auch<br />
Pflichten und Verantwortung<br />
haben sie. Auto fahren, von<br />
zuhause ausziehen, heiraten: Das geht<br />
erst ab 18. So weit, so klar. Doch ab<br />
welchem Alter dürfen sie Bier trinken?<br />
Bei Nils, 17, steigt eine Party. Volljährige<br />
Kollegen bringen Ecstasy-Pillen mit und<br />
bieten diese den Gästen an. Mit der<br />
Abgabe von Ecstasy an andere Personen<br />
machen sich die Kollegen von Nils wegen<br />
Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz<br />
strafbar. Dieses stellt nicht nur die<br />
Abgabe beziehungsweise den Verkauf<br />
oder den Besitz von Betäubungsmitteln<br />
unter Strafe, sondern auch ihren Konsum.<br />
Somit machen sich auch alle<br />
Jugendlichen strafbar, die die Pillen<br />
letztlich konsumieren. Abhängig vom<br />
Einzelfall besteht die Möglichkeit, dass<br />
auch Nils sich strafbar macht – indem<br />
sein «Nichteinschreiten» als untergeordneter<br />
Tatbeitrag (sogenannte Gehilfenschaft)<br />
qualifiziert wird oder aber aufgrund<br />
der konkreten Umstände eine<br />
Garantenstellung (Verantwortung von<br />
Nils für andere Personen) angenommen<br />
werden muss. Nils wäre daher gut<br />
beraten, in dieser Situation einen Erwachsenen<br />
beizuziehen und seine<br />
Kollegen aufzufordern, keine Ecstasy-<br />
Pillen an andere Gäste zu verteilen<br />
beziehungsweise die Party zu verlassen.<br />
Allenfalls müssen auch die Rettungsdienste<br />
sowie die Polizei alarmiert<br />
werden – zum Beispiel dann, wenn<br />
bereits Pillen konsumiert wurden.<br />
Marie ist schon 16 und kauft im<br />
Ausgang Bier an der Tankstelle für ihre<br />
15-jährigen Kolleginnen. Der Umstand,<br />
dass Marie ihren jüngeren Kolleginnen<br />
Bier kauft, ist mit Blick auf den Jugendschutz<br />
natürlich problematisch. Sie<br />
macht sich aber nicht notwendigerweise<br />
strafbar. Der Tatbestand «Verabreichung<br />
von gesundheitsgefährdenden Stoffen an<br />
Kinder» stellt das Zurverfügungstellen<br />
von alkoholischen Getränken in einer<br />
gesundheitsgefährdenden Menge unter<br />
Strafe. Handelt es sich um eine sehr<br />
geringe Menge und sehr schwachen<br />
Alkohol (zum Beispiel ein Radler), dürfte<br />
die Handlung eher nicht strafbar sein. Je<br />
grösser die Menge und/oder je stärker der<br />
Alkohol, umso eher ist man jedoch im<br />
strafbaren Bereich.<br />
Machen sich Eltern strafbar, wenn sie<br />
15-Jährigen bei sich zuhause ein Bier<br />
anbieten? Rein juristisch gesehen dürfte<br />
die Handlung unter den Tatbestand<br />
«Verabreichung gesundheitsgefährdender<br />
Stoffe an Kinder» fallen, sofern die<br />
Eltern den Kindern eine ausreichend<br />
grosse Menge Alkohol anbieten, so dass<br />
die Gesundheit gefährdet wird. Das<br />
«Zurverfügungstellen» von kleineren<br />
Mengen (beispielsweise einem Schluck<br />
Bier) ist jedoch nicht strafbar.<br />
Jugendliche und Alkohol<br />
Gemäss Jugendschutz:<br />
– darf kein Alkohol an Kinder und<br />
Jugendliche unter 16 Jahren verkauft<br />
oder ausgeschenkt werden,<br />
– dürfen Bier und Wein nur an über<br />
16-Jährige verkauft oder ausgeschenkt<br />
werden,<br />
– dürfen Spirituosen, Aperitifs und<br />
Alcopops nur an über 18-Jährige<br />
verkauft oder ausgeschenkt werden.<br />
Die Altersgrenzen 16/18 für den Alkoholverkauf<br />
sind im nationalen Gesetz<br />
verankert und gelten damit für die ganze<br />
Schweiz. Einige Kantone haben diese<br />
Regelungen verschärft. Und auch einige<br />
Detailhändler – wie z. B. Coop – verkaufen<br />
Alkohol nur an über 18-Jährige.<br />
AXA-ARAG<br />
AXA-ARAG bietet mediservice-<br />
Mitgliedern eine Rechtsschutzversicherung<br />
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Personenrecht<br />
Bild: zvg<br />
52<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
Publireportage<br />
Rückkehr der wichtigsten Fachmesse<br />
im Gesundheitswesen<br />
Branchen-Treffpunkt für<br />
Innovation, Information<br />
und Networking<br />
Nach zweimaliger pandemiebedingter<br />
Verschiebung kehrt die IFAS <strong>2022</strong><br />
zurück. Während drei Tagen stehen in<br />
der Messe Zürich die Neuheiten der Aussteller<br />
im Fokus, die im Zuge der digitalen<br />
Transformation in der Healthcare-Branche<br />
und aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen<br />
einen weiteren Innovationsschub<br />
erfahren haben. Auch in ihrer neusten Ausgabe<br />
integriert die Fachmesse ein dreitägiges<br />
Symposium zu brandaktuellen Themen.<br />
Zudem ist sie Schauplatz der IFASinnovation<br />
Challenge sowie Austragungsort der Schweizer<br />
Jobmesse CareFair.<br />
«Die Erfahrungen aus den vergangenen<br />
zweieinhalb Jahren haben gezeigt, wie wichtig<br />
ein gut funktionierendes Gesundheitswesen<br />
für die Gesellschaft ist», sagt Heinz<br />
Salzgeber, langjähriger Messeleiter. «Als<br />
grösster Branchenanlass ist die IFAS seit<br />
jeher ein Ort der Wissensvermittlung und<br />
des Networkings und bietet Fachpersonen<br />
eine einzigartige Plattform, um sich gezielt<br />
über Trends und Produktneuheiten zu informieren».<br />
Dies bestätigt auch die Anzahl<br />
und Vielfalt der angemeldeten Aussteller.<br />
Sowohl führende Anbieter als auch Newcomer<br />
aus den Bereichen Verbrauch & Logistik,<br />
Einrichtung & Ausstattung, Informatik,<br />
Diagnostik & Labortechnik, Medizintechnik<br />
& Elektromedizin, Physiotherapie, Fitness &<br />
Sport und Reha sorgen an der IFAS <strong>2022</strong> für<br />
eine umfassende Branchenpräsenz.<br />
Symposium: Brandaktuelle Themen<br />
Das diesjährige Symposium widmet sich an<br />
jedem der drei Messetage einem Schwerpunktthema,<br />
welche die aktuellen Herausforderungen<br />
im Gesundheitswesen beleuchten.<br />
Vertreterinnen und Vertreter aus Politik<br />
und Wirtschaft referieren und diskutieren<br />
über hochaktuelle Themen wie dem Datenschutz<br />
und der Informationssicherheit im<br />
Gesundheitswesen, über das New Health<br />
Care Management und die Bedeutung von<br />
Innovation und Vision für die Branche und<br />
diskutieren unter anderem Lösungsansätze,<br />
um dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen<br />
entgegenzuwirken.<br />
IFASinnovation Challenge: Sprungbrett<br />
für junge innovative Start-Ups<br />
Nach 2018 bietet die IFAS in Partnerschaft<br />
mit der Initiantin Cosanum AG der Start-Up-<br />
Szene aus dem Schweizer Gesundheitswesen<br />
wiederum eine einzigartige Plattform.<br />
Ziel der IFASinnovation Challenge ist es, die<br />
Innovationskraft der Schweizer Healthcare-Branche<br />
zu fördern und mit disruptiven<br />
Ansätzen und Technologien den Markt zu erneuern.<br />
Die besten 25 Start-Ups aus den eingereichten<br />
Bewerbungen erhalten die Chance,<br />
ihre Innovationen in einer Sonderschau<br />
auf der IFAS zu präsentieren. Dem Sieger der<br />
Challenge wird anlässlich der Preisverleihung<br />
am letzten Messetag der IFASinnovation<br />
Award überreicht.<br />
CareFair: Schweizer Jobmesse für<br />
Gesundheitsberufe<br />
Die Pandemie hat das Gesundheitspersonal<br />
stark gefordert. Umso wichtiger ist es für<br />
Arbeitsgebende, qualifiziertes Gesundheitspersonal<br />
zu finden. Die Schweizer Jobmesse<br />
für Gesundheitsberufe CareFair findet <strong>2022</strong><br />
bereits zum dritten Mal in die IFAS integriert<br />
statt und bietet der Branche eine interessante<br />
Möglichkeit, sich auf dem Arbeitsmarkt<br />
zu positionieren und vakante Stellen<br />
zu besetzen. Sie bietet Jobsuchenden und<br />
Arbeitgebenden die Möglichkeit, an der IFAS<br />
<strong>2022</strong> einfach und unkompliziert in Kontakt<br />
zu treten. Über 20 Spitäler, Kliniken und Heime<br />
präsentieren sich an der diesjährigen<br />
CareFair.<br />
Die IFAS <strong>2022</strong>,<br />
25. – 27. <strong>Oktober</strong> <strong>2022</strong>, Messe Zürich<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag bis Donnerstag von<br />
9 bis 17 Uhr<br />
Von der Diagnostik über die Behandlung bis zur<br />
Therapie, Pflege und Administration: Die IFAS<br />
<strong>2022</strong> bietet Entscheidungsträgern, Praxisinhabern<br />
und Fachpersonen eine einzigartige Bühne,<br />
um sich über die Innovationen und Neuheiten<br />
der Branche ins Bild zu setzen. Das dreitätige<br />
Symposium ist kostenlos und als offene Veranstaltung<br />
in Halle 6 integriert. Informationen<br />
zu den Ausstellern, das aktuelle Programm zum<br />
Symposium sowie Eintrittsticket kostenlos online<br />
anfordern unter:<br />
ifas-expo.ch
mediservice<br />
Auto-Finanzierung:<br />
Leasing oder Kredit?<br />
Peter braucht ein Auto. Am liebsten würde er einen Plug-in-Hybrid kaufen.<br />
Das Modell, das ihm gefällt, kostet mit Sonderausstattung 49 000 Franken.<br />
Zu viel. Darum überlegt Peter, ob er das Auto leasen oder über einen<br />
Privatkredit kaufen soll. Oder hat er noch andere Möglichkeiten?<br />
Yasmine Suter, Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG<br />
Autoleasing<br />
Beim Leasing macht Peter für eine definierte<br />
Laufzeit und Kilometerleistung eine<br />
Anzahlung. Monatlich wird mit der<br />
Leasingrate der noch offene Betrag für<br />
das Auto inklusive Zins bezahlt. Aktuell<br />
liegen die Leasingraten je nach Angebot<br />
bei 3,9 bis 5,9 Prozent, teilweise auch ohne<br />
Aktionen der Hersteller tiefer. Der Leasingvertrag<br />
regelt die Bedingungen. Peter<br />
ist Besitzer und bezahlt für den Gebrauch,<br />
Eigentümer bleibt die Leasinggesellschaft.<br />
Nach Ablauf der vereinbarten Laufzeit hat<br />
Peter drei Optionen:<br />
1. Autorückgabe<br />
2. Autoübernahme und Restwertbezahlung<br />
3. Vertragsverlängerung zu neuen<br />
Bedingungen<br />
Leasingfahrzeuge brauchen in der Regel<br />
eine Vollkaskoversicherung. Die Leasingraten<br />
sind für Unternehmen steuerlich abzugsfähig,<br />
wenn das Fahrzeug geschäftlich<br />
genutzt wird, für Privatpersonen wie<br />
Peter nicht.<br />
Privatkredit<br />
Finanziert Peter den Kauf über einen Kredit,<br />
so gehört das Auto ihm. Er muss jedoch<br />
der Bank das Geld innerhalb der vertraglich<br />
vereinbarten Laufzeit zurückzahlen,<br />
inklusive Zins. Aktuell liegen die effektiven<br />
Kreditzinsen bei 3,5 bis 9,95 Prozent.<br />
Bilder: Adobe Stock; zvg<br />
54<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
mediservice<br />
Die Angebote unterscheiden sich und hängen<br />
von der Kreditfähigkeit (Bonität) ab.<br />
Als Eigentümer kann Peter selbst entscheiden,<br />
ob er eine Vollkaskoversicherung abschliessen<br />
will oder nicht.<br />
Kredit- oder Leasingvertrag: die voraussichtlichen<br />
Kosten können mit einem<br />
Kreditrechner und Leasingrechner bequem<br />
berechnet werden.<br />
Will Peter das Auto behalten, ist die<br />
Kreditfinanzierung häufig attraktiver. Insbesondere,<br />
weil er mit dem kreditfinanzierten<br />
Kauf Steuern sparen kann. Will<br />
Peter das Auto für eine bestimmte Zeit<br />
brauchen oder regelmässig das neuste<br />
Modell fahren, dann ist das Leasing sinnvoll.<br />
Zudem schützt Leasing besser vor<br />
Wertverlust: Bei Elektroautos wichtig,<br />
denn wenn in drei oder vier Jahren kleinere<br />
Batterien doppelt so viel Reichweite<br />
bieten, ist das Modell von heute nicht<br />
mehr viel wert.<br />
Mieten statt kaufen oder leasen<br />
Es gibt auch flexible Alternativen zum<br />
Kredit- oder Leasingvertrag: ein Auto-Miet-<br />
Abonnement beispielsweise von CARIFY.<br />
Im Sommer im luftigen Cabrio und im Winter<br />
im sicheren 4×4 unterwegs: Das Abo ist<br />
flexibler als der Autokauf oder das Autoleasing<br />
und kann nach Ablauf der Mindestlaufzeit<br />
monatlich gekündigt werden.<br />
Leasing:<br />
Vor- und Nachteile<br />
Vorteile<br />
––<br />
Flexibel: 12, 24, 36, 48 oder 60<br />
Monate Laufzeit<br />
––<br />
Einfacher Wechsel auf ein aktuelles<br />
Modell nach Ablauf der Laufzeit<br />
(neuer Vertrag)<br />
––<br />
In der Regel keine grösseren<br />
Reparaturen (Verschleiss) bei<br />
Neuwagenleasing<br />
––<br />
Fester Rückkaufswert, unabhängig<br />
von der Wertentwicklung (kein<br />
Wertverlustrisiko)<br />
Nachteile<br />
––<br />
Autoleasing kann die Bonität und<br />
damit andere Finanzierungen<br />
beeinflussen<br />
––<br />
Das Fahrzeug geht nach Ablauf des<br />
Leasings zurück (oder kann zum<br />
Rückkaufwert gekauft werden)<br />
––<br />
Schäden werden nach der Rückgabe<br />
geregelt, der Kunde trägt nur den<br />
Selbstbehalt<br />
––<br />
Die Kündigung des Leasingvertrages<br />
ist möglich, kostet aber Geld<br />
Privatkredit:<br />
Vor- und Nachteile<br />
Auch für die Kreditfinanzierung hat<br />
sich Peter die wichtigsten Pros und<br />
Contras überlegt und notiert.<br />
Vorteile<br />
––<br />
Flexible Laufzeiten von 12 bis 60<br />
oder mehr Monaten<br />
––<br />
Das Fahrzeug gehört dem Kreditnehmer<br />
––<br />
Je nach Vertrag schneller zurückzahlbar<br />
– verkürzte Vertragslaufzeit<br />
––<br />
Freie Werkstattwahl für Service oder<br />
Reparaturen<br />
Nachteile<br />
– – Autofinanzierung kann die Bonität<br />
und damit andere Finanzierungen<br />
beeinflussen<br />
– – Die Zinsen sind höher als beim<br />
Leasing<br />
– – Teure Reparaturen (Verschleiss)<br />
sind nach ein paar Jahren wahrscheinlich<br />
– – Das Fahrzeug gehört dem Besitzer,<br />
damit trägt er auch das Wertverlustrisiko<br />
– – Fahrzeug muss selbst verkauft<br />
werden<br />
mediservice<br />
<strong>vsao</strong>-Mitglieder<br />
profitieren bei Zurich von zusätzlichen<br />
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Bitte erwähnen Sie Ihre mediservice<br />
<strong>vsao</strong>-Mitgliedschaft.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 55
mediservice<br />
Kochen für Gaumen und Gesundheit<br />
Fisch mit<br />
herbstlicher<br />
Begleitung<br />
Martina Novak, Fachspezialistin SWICA Unternehmenskommunikation<br />
Bilder: zvg; Adobe Stock<br />
56<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
mediservice<br />
Geräucherte Forelle mit lauwarmem Randen-Apfel-Salat<br />
Rezept für 4 Personen / Zubereitungszeit: etwa 40 Minuten<br />
Zutaten<br />
Forelle und Randen-Apfel-Salat<br />
2 Stück Forellenfilets, geräuchert<br />
2 Stück Randen, roh<br />
2 Stück Äpfel, Golden Delicious<br />
1 Stück Orange<br />
wenig Balsamico Bianco<br />
wenig Olivenöl<br />
wenig Senfkörner<br />
wenig Dill<br />
wenig Brunnenkresse<br />
wenig «Aromat»<br />
«Aromat»<br />
150 g Knollensellerie<br />
250 g Pfälzer Rüben<br />
200 g Salz<br />
15 g Senfpulver<br />
10 g Zwiebelpulver<br />
5 g Knoblauchpulver<br />
1 g Kurkuma<br />
20 g Rohzucker<br />
Und so wirds gemacht<br />
Für das «Aromat»<br />
Knollensellerie und Pfälzer Rüben mit<br />
der Bircherraffel raffeln und mit Salz<br />
mischen, die Mischung im Ofen bei 80 °C<br />
trocknen. Alle anderen Zutaten beigeben<br />
und im Mixer zu einem feinen Gewürzsalz<br />
mixen.<br />
Für die Forelle und den<br />
Randen-Apfel-Salat<br />
Randen im Wasser oder im Dampf weich<br />
garen und etwas auskühlen lassen. Gekochte<br />
Randen schälen und beliebig<br />
zerschneiden. Die geschnittenen Randen<br />
mit Balsamico, Olivenöl, Senfkörnern und<br />
«Aromat» marinieren. Die Äpfel ebenfalls<br />
gleich gross schneiden und beigeben. Die<br />
geräucherten Forellen in vier gleich<br />
grosse Stücke schneiden. Den Salat vor<br />
dem Anrichten nochmals abschmecken<br />
und mit Dill verfeinern.<br />
Mehrfache<br />
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und Entspannung mit bis zu<br />
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www.swica.ch/de/mediservice<br />
Tipp<br />
Randen können auch bereits gekocht<br />
verwendet werden. Allenfalls kann noch<br />
etwas Meerrettichschaum dazu serviert<br />
werden. Anstatt «Aromat» kann man auch<br />
Salz und Pfeffer zum Würzen nehmen.<br />
Anrichten<br />
Forellenfilet im Teller platzieren.<br />
Den noch lauwarmen Randen-Apfel-Salat<br />
daneben länglich anrichten, etwas<br />
Orangenabrieb über den Salat geben.<br />
Den Salat mit Orangenfilets, Apfelspalten<br />
und Brunnenkresse ausgarnieren.<br />
Die Gesundheitsorganisation SWICA ist Sponsorin der Schweizer Kochnationalmannschaft,<br />
aus deren Repertoire dieses Rezept stammt.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 57
Impressum<br />
Kontaktadressen der Sektionen<br />
<strong>Nr</strong>. 5 • 41. Jahrgang • <strong>Oktober</strong> <strong>2022</strong><br />
Herausgeber/Verlag<br />
AG<br />
VSAO Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
mediservice <strong>vsao</strong>-asmac<br />
Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern<br />
Telefon 031 350 44 88<br />
journal@<strong>vsao</strong>.ch, journal@asmac.ch<br />
www.<strong>vsao</strong>.ch, www.asmac.ch<br />
Im Auftrag des <strong>vsao</strong><br />
Redaktion<br />
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />
Kerstin Jost, Fabian Kraxner, Bianca Molnar,<br />
Patricia Palten, Léo Pavlopoulos, Lukas<br />
Staub, Anna Wang<br />
Geschäfts ausschuss <strong>vsao</strong><br />
Angelo Barrile (Präsident), Nora Bienz<br />
(Vizepräsidentin), Severin Baerlocher,<br />
Christoph Bosshard (Gast), Marius Grädel,<br />
Patrizia Kündig, Richard Mansky,<br />
Gert Printzen, Svenja Ravioli, Patrizia Rölli,<br />
Martin Sailer, Jana Siroka, Clara Ehrenzeller<br />
(swimsa)<br />
Druck, Herstellung und Versand<br />
Stämpfli AG, Kommunikationsunternehmen,<br />
Wölflistrasse 1, 3001 Bern<br />
Telefon +41 31 300 66 66<br />
info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />
BL/BS<br />
VSAO Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:<br />
lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,<br />
4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,<br />
sekretariat@<strong>vsao</strong>-basel.ch, www.<strong>vsao</strong>-basel.ch<br />
BE VSAO Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />
info@<strong>vsao</strong>-bern.ch, www.<strong>vsao</strong>-bern.ch<br />
FR<br />
ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,<br />
Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,<br />
info@gkaufmann.ch<br />
GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />
Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />
GR<br />
JU<br />
NE<br />
VSAO Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />
RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 081 256 55 55, info@<strong>vsao</strong>-gr.ch,<br />
www.<strong>vsao</strong>-gr.ch<br />
ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,<br />
marie.maulini@h-ju.ch<br />
ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist,<br />
Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,<br />
Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />
SG/AI/AR VSAO Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />
9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />
surber@anwaelte44.ch<br />
Layout<br />
Oliver Graf<br />
Titelillustration<br />
Stephan Schmitz<br />
Inserate<br />
Zürichsee Werbe AG, Fachmedien,<br />
Markus Haas, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />
Telefon 044 928 56 53<br />
E-Mail <strong>vsao</strong>@fachmedien.ch<br />
SO<br />
TI<br />
TG<br />
VSAO Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />
segretariato@asmact.ch<br />
VSAO Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
Auflagen<br />
Druckauflage: 22 500 Expl.<br />
WEMF/KS-Beglaubigung <strong>2022</strong>: 21 697 Expl.<br />
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />
Für <strong>vsao</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag<br />
inbegriffen.<br />
ISSN 1422-2086<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6/<strong>2022</strong> erscheint im<br />
Dezember <strong>2022</strong>. Thema: Licht<br />
© <strong>2022</strong> by <strong>vsao</strong>, 3001 Bern<br />
Printed in Switzerland<br />
VD<br />
VS<br />
ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />
asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />
ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />
Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />
Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />
VSAO Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
ZH/SH<br />
VSAO ZH/SH, RA lic. iur. Susanne Hasse,<br />
Geschäftsführerin, Nordstrasse 15, 8006 Zürich, Tel. 044 941 46 78,<br />
susanne.hasse@<strong>vsao</strong>-zh.ch, www.<strong>vsao</strong>-zh.ch<br />
Publikation<strong>2022</strong><br />
FOKUSSIERT<br />
KOMPETENT<br />
TRANSPARENT<br />
Gütesiegel Q-Publikation<br />
des Verbandes Schweizer Medien<br />
58<br />
5/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>
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+<br />
Wenn die Warnungen zu den Gewebegklukosewerten und den<br />
Kontrollwerten auf dem Dexcom G6 nicht Ihren Symptomen oder<br />
Erwartungen entsprechen, verwenden Sie ein Blutzucker messgerät,<br />
um DiabetesBehandlungsentscheidungen zu treffen.<br />
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Dexcom G6 – Die kontinuierliche Gewebeglukosemessung<br />
in Echtzeit (CGM)<br />
II<br />
Studien bestätigen, dass die Dexcom GCMSysteme Lebensqualität<br />
der Nutzer entscheidend verbessern können. 1<br />
Unter und Überzuckerungen treten seltener auf und die Zeit<br />
im Zielbereich kann länger eingehalten werden. 2<br />
#<br />
Eine Liste der kompatiblen Geräte finden Sie unter<br />
www.dexcom.com/compatibility.<br />
§<br />
Der Dexcom G6 Sensor und Sender sind wasserfest und<br />
können bei ordnungsgemässer Anlage bis zu 24 Stunden lang<br />
mehr als zwei Meter unter Wasser getaucht werden.<br />
**<br />
Zur Übertragung von Daten ist eine Internetverbindung<br />
erforderlich. Zum Folgen ist die Verwendung der FollowApp<br />
erforderlich. Follower sollten die Messwerte der Dexcom G6<br />
App oder des Empfängers vor dem Treffen von Behandlungsentscheidungen<br />
immer bestätigen. Verwenden Sie das Dexcom<br />
G6 System immer gemäss den Gebrauchsanweisungen, die Ihrem<br />
Gerät beiliegen und unter www.dexcom.com einsehbar sind.<br />
Beachten Sie alle Indikationen, Kontraindikationen, Warnungen,<br />
Vorsichtsmassnahmen und Hinweise. Eine Nichtbeachtung<br />
kann dazu führen, dass Sie eine schwere Hypoglykämie (Unterzuckerung)<br />
oder Hyperglykämie (Überzuckerung) nicht erkennen<br />
und/oder eine Behandlungsentscheidung treffen, die negative<br />
Auswirkungen haben kann. Wenn die Warnungen zu Ihren Gewebeglukosewerten<br />
und den Kontrollwerten auf dem G6 nicht Ihren<br />
Symptomen entsprechen, verwenden Sie ein BZMessgerät, um<br />
DiabetesBehandlungsentscheidungen zu treffen. Suchen Sie bei<br />
Bedarf ärztlichen Rat und Hilfe, auch bei medizinischen Notfällen.<br />
Bedienungsanleitung Dexcom G6: Verwendung Ihres G6.<br />
Gebrauchsanweisungen. © 2018 Dexcom, Inc. Alle Rechte<br />
vorbehalten.<br />
1<br />
Gilbert TR et al. Change in Hemoglobin A1c and Quality of Life<br />
with RealTime Continuous Glucose Monitoring Use by People<br />
with InsulinTreated Diabetes in the Landmark Study. Diabetes<br />
Technology & Therapeutics 2021; 23(S1): 35–39<br />
2<br />
Beck RW et al. Effect of Continuous Glucose Monitoring on<br />
Glycemic Control in Adults With Type 1 Diabetes Using Insulin<br />
Injections – The DIAMOND Randomized Clinical Trial. JAMA. 2017;<br />
317(4): 371378<br />
Dexcom, Dexcom G6, Dexcom Follow, Dexcom Share sowie<br />
Dexcom CLARITY sind eingetragene Marken von Dexcom, Inc.<br />
in den USA und können in anderen Ländern eingetragen sein.<br />
© 2021 Dexcom, Inc. Alle Rechte vorbehalten. | www.dexcom.com<br />
| +1.858.200.0200 | Dexcom, Inc. 6340 Sequence Drive San Diego,<br />
CA 92121 USA | MDSS GmbH, Schiffgraben 41, 30175 Hannover,<br />
Germany | Dexcom International Switzerland = Dexcom<br />
International Limited, Nicosia, Zweigniederlassung Horw |<br />
LBL021213 Rev001