PROMAGAZIN September 2022
Unsere Themen der September-Ausgabe: 25 Jahre pro Region, Neues aus Hohenlohe
Unsere Themen der September-Ausgabe: 25 Jahre pro Region, Neues aus Hohenlohe
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WIRTSCHAFT | 25 Jahre Bürgerinitiative pro Region<br />
25 Jahre Bürgerinitiative pro Region | WIRTSCHAFT<br />
Würden aus dem Topf vergleichbare<br />
Weiterbildungsprogramme finanziert<br />
werden?<br />
Luz: Wir können daran mitarbeiten,<br />
dass passgenaue Qualifizierungsprogramme<br />
entwickelt werden. Große<br />
Player wie Audi können ihre Aus- und<br />
Weiterbildung selbst organisieren, aber<br />
kleine und mittlere Unternehmen der<br />
Zulieferindustrie brauchen Unterstützung.<br />
Oft geht es in diesen Firmen nur<br />
um eine Person, die in bestimmten Bereichen,<br />
etwa Logistik, qualifiziert werden<br />
muss. Daher sind Angebote erforderlich,<br />
auf die mehrere kleine Firmen<br />
zugreifen können. Diese Maßnahmen<br />
und die damit verbundenen Lehrgangskosten<br />
zu finanzieren, kann das<br />
Projekt „Transformotive“ jedoch nicht<br />
tragen. Das wäre mit eine Aufgabe für<br />
die Agentur für Arbeit. Die hat da wesentlich<br />
mehr Mittel, beispielsweise<br />
über das Qualifizierungschancengesetz.<br />
Doch laut Agentur werden diese<br />
Mittel kaum abgerufen, da die Nachfrage<br />
gering ist. Das ist das Problem, da<br />
müssen wir ansetzen.<br />
Ist den Unternehmen die Dringlichkeit<br />
nicht bewusst?<br />
Luz: Unterschiedlich. Die großen Unternehmen<br />
sind schon relativ weit und<br />
haben Strategien für die Zukunft entwickelt.<br />
Bei den kleinen und mittleren<br />
Unternehmen ist durchaus Problembewusstsein<br />
vorhanden, aber sie sind<br />
durch die aktuelle Lage – Coronapandemie,<br />
Energiekrise, Lieferkettenprobleme<br />
– in ihrem Tagesgeschäft enorm<br />
gefordert. Sie haben die Zukunftsfragen<br />
im Blick, aber wissen oft nicht, damit<br />
umzugehen. Das ist eine kritische<br />
Situation. Vielen fehlen einfach die<br />
Ressourcen, in die Veränderung zu<br />
gehen.<br />
Mit welchen Konsequenzen?<br />
Luz: Das kann durchaus bedeuten,<br />
dass manche sagen, es gibt keine Perspektive,<br />
es droht die Schließung. Dann<br />
hätten wir eine Deindustrialisierung<br />
mit fatalen Folgen für die Region. Unser<br />
Wohlstand beruht zu großen Teilen<br />
auf dem hohen Anteil an produzierendem<br />
Gewerbe. Unser Ziel muss daher<br />
sein, die industriellen Kerne im Wesentlichen<br />
zu erhalten. Es hilft uns aber<br />
nicht, an etwas festzuhalten, was nicht<br />
zu halten ist, sprich: der Verbrennertechnologie.<br />
In der Transformation<br />
müssen die Unternehmen daher<br />
schauen, ob sie Produkte im Bereich<br />
Elektromobilität finden können, die<br />
künftig weiterhin gebraucht werden.<br />
Das kann auch bedeuten, sich vom Automobilsektor<br />
zu lösen und ganz neue<br />
Bereiche zu erschließen. Chancen<br />
könnte beispielsweise die Wasserstofftechnologie<br />
bieten, die nicht nur im<br />
Mobilitätssektor vielversprechend ist.<br />
Derzeit stellen wir auch einen hohen<br />
Bedarf an Fachkräften fest in der Klima-<br />
und Heizungstechnik, Stichwort<br />
Wärmepumpe. Dort werden ebenfalls<br />
Dichtungen, Ventile und Ähnliches be-<br />
nötigt. Zulieferer könnten statt fürs<br />
Auto eventuell für andere Bereiche<br />
produzieren. Zudem sucht das Handwerk<br />
nach qualifizierten Fachkräften.<br />
Könnten also auch weitere Branchen<br />
von „Transformotive“ profitieren?<br />
Luz: Ein verengter Ansatz wäre aus<br />
meiner Sicht falsch. Wir müssen die<br />
Gesamtentwicklung in der Region in<br />
den Blick nehmen – natürlich unter der<br />
Zielsetzung, dass das produzierende<br />
Gewerbe für uns ein wichtiger Faktor<br />
für Wohlstand bleiben muss. Daher<br />
müssen wir innovative Alternativen<br />
finden. Und da mit Sicherheit Arbeitsplätze,<br />
die am Verbrenner hängen,<br />
wegbrechen werden, müssen wir auch<br />
den Menschen eine Perspektive geben.<br />
Ziel ist also auch, freiwerdende Fachkräfte<br />
in der Region zu halten?<br />
Luz: Ja, denn der Fachkräftemangel ist<br />
ein Riesenthema. Es wäre falsch, gut<br />
ausgebildete Leute einfach abwandern<br />
zu lassen. Doch damit sie bleiben,<br />
brauchen sie eine Perspektive. Darum<br />
sind Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote<br />
unverzichtbar. Fachkräfte<br />
benötigen aber eine klare Orientierung<br />
und eine Zukunftsperspektive.<br />
Niemand wird sich ins Ungewisse umschulen<br />
lassen. Aber noch einmal:<br />
Auch die Unternehmen müssen schauen,<br />
wie sie resilienter werden können,<br />
denn wir leben in unsicheren Zeiten.<br />
Sie sollten also danach trachten, nicht<br />
einfach nur das konventionelle Geschäft<br />
weiterzuführen, sondern sich<br />
weitere Felder erschließen, zusätzliche<br />
Standbeine aufbauen und dafür auch<br />
die Ressourcen bereitstellen. Das ist alles<br />
andere als trivial. Darum ist es jetzt<br />
auch so wichtig, die ersten Schritte zu<br />
gehen und eine enge Vernetzung der<br />
Akteure in punkto Innovation, Qualifizierung<br />
und Geschäftsmodellentwickung<br />
zu etablieren. Das Projekt hat als<br />
wesentlichen Inhalt, die dafür nötigen<br />
Strukturen aufzubauen und sich auch<br />
über das Projektende 2025 hinaus zu<br />
institutionalisieren. Ich sehe darin<br />
auch eine zentrale Frage, wie Wirtschaftsförderung<br />
in der Region in Zukunft<br />
aufgestellt sein muss. Wichtig<br />
wäre aus meiner Sicht, dass sich alle<br />
Akteure einbringen. Ich denke, wir<br />
können nur gemeinsam den Anforderungen<br />
der Transformation begegnen.<br />
Ich sehe eine große Chance in diesem<br />
Projekt. <br />
Dirk Täuber<br />
Zur Person<br />
Dr. Rudolf Luz war im IG<br />
Metall Vorstand tätig, ist<br />
zweiter Vorsitzender der Bürgerinitiative<br />
pro Region Heilbronn-Franken<br />
e. V. sowie stellvertretender Koordinator<br />
im Bündnis für Transformation.<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
zu 25 Jahren proRegion!<br />
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