2022/13 | Unternehmen | Oktober 2022 | Ausgabe 84
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TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
85 Jahre alt und einer von 20 000 Betrieben zwischen Ostalb und Bodensee<br />
Nicht nur bei LED-Technik, auch im gesamten Elektro-Handwerk gibt es viele Möglichkeiten. Wöhrles Betrieb zählt 20 Beschäftigte.<br />
Mit seinen 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
erwirtschaftet Uwe Wöhrle einen<br />
Umsatz von rund 1,2 Millionen. Den erwirtschafteten<br />
seine Beschäftigten zu 70 Prozent<br />
im Wohnungsbau und im Geschäft mit<br />
Privatleuten, 20 Prozent entfallen auf das<br />
Geschäft mit kleineren gewerblichen Kunden,<br />
aufs Messegeschäft nur noch rund 10<br />
Prozent.<br />
Mit seinem Betrieb steht er zum einen für<br />
die <strong>13</strong>50 Betriebe der Elektrobranche von<br />
insgesamt 20 0000 Betrieben im Gebiet der<br />
Handwerkskammer Ulm (Ostalb bis zum Bodensee)<br />
mit 120 000 Beschäftigten und 15,3<br />
Milliarden Euro. Zum anderen spricht er als<br />
Kreishandwerksmeister für die knapp 1100<br />
Betriebe in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis,<br />
die mit 9000 Beschäftigten und 1500 Auszubildenden<br />
einen Jahresumsatz von zuletzt<br />
rund <strong>84</strong>5 Millionen Euro erwirtschaften.<br />
Wöhrles Betrieb wurde vor 85 Jahren von<br />
Bernhard Handgrätinger gegründet. 2003<br />
übernahm Wöhrle den Betrieb. 2014 stieg<br />
seine Tochter Maria als ausgebildete Bürokauffrau<br />
ein, 2015 folgte sein Sohn Michael,<br />
der 2018 seine Meisterprüfung abgelegt hat.<br />
Es gibt Tage,<br />
da ist man<br />
froh, den Frust<br />
an einer Wand<br />
abzulassen.<br />
Hat das Elektro-Handwerk ein Image-Problem?<br />
Das einzige Image-Problem, was ich sehe ist, dass<br />
man viel lernen muss, um diesen im gesamten<br />
Handwerk sicherlich schwierigsten Beruf zu erlernen.<br />
Die fachlichen Anforderungen des Berufes<br />
werden unterschätzt. Gerade das Elektrohandwerk<br />
benötigt daher gute Schulabgänger, die in der Lage<br />
sind, die komplexen Systeme zu verstehen und daran<br />
zu arbeiten.<br />
Woran liegt das Unterschätzen?<br />
Ein Grund ist sicherlich, dass man bei Elektrikern<br />
gegenüber anderen Gewerken keine großen Stücke<br />
sieht, so wie zum Beispiel beim Schreiner die Möbel,<br />
beim Fensterbauer die Fenster und beim Fliesenleger<br />
ein schönes Bad. Bei uns geht der größte<br />
Teil der Arbeit quasi unter Putz, man sieht nur kleine<br />
und zierliche Schalter und Steckdosen.<br />
Aber?<br />
Dass der Elektriker vom ersten bis zum letzten Tag<br />
auf der Baustelle gebraucht wird, für jedes Gewerk<br />
eine Leistung erbringt und für manche Gewerke<br />
wie Heizung Sanitär sogar Anschlussarbeiten ausführt,<br />
für den Schreiner die Küchengeräte anschließt<br />
und, wenn es ein Smarthome werden soll,<br />
alles miteinander vernetzt und die Steuerungen programmiert,<br />
den Fernseher einstellt und Programme<br />
für den Kunden sortiert, das alles wird nicht gesehen<br />
und damit nicht anerkannt, auch wenn dafür<br />
im Einfamilienhaus cirka 350 Stunden Arbeitszeit<br />
stecken. Ohne uns geht gar nichts. Aber erst, wenn<br />
etwas nicht funktioniert, sind wir wichtig.<br />
Welche Rolle spielt bei der Fachkräftegewinnung<br />
das „InnoVET-Projekt Exzellenz Handwerk“?<br />
Hier geht es darum, Berufsspezialisten im dualen<br />
System intensiv für die intelligente Gebäudetechnik<br />
sowie der Systemvernetzung auszubilden.<br />
Wie funktioniert es?<br />
Interessierte Gesellen und Gesellinnen werden in<br />
mehreren Unterrichtsblöcken von Spezialisten zu<br />
Spezialisten in den Betrieben ausgebildet. Sie können<br />
auf diesem Weg zugleich einen Bachelor- und<br />
einen Master-Abschluss erreichen. Hinter dem Projekt<br />
steht ein großes regionales und fachübergreifendes<br />
Bündnis. Dazu gehören Hochschulen, Forschungsinstitute,<br />
Berufsschulen, kommunale Träger,<br />
Handwerksbetriebe und Dozenten aus dem<br />
Handwerk. Die Handwerkskammer Ulm ist Projektträger.<br />
Wie wird dieses Angebot angenommen und was<br />
sind Ihre Erfahrungen mit dem Projekt?<br />
Das Projekt wurde vor einem Jahr gestartet und