Taxi Times DACH - 3. Quartal 2022
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KOLUMNE<br />
TAXI IST DAS<br />
KLEINE RÄDCHEN IM<br />
GESUNDHEITSWESEN<br />
Seit Jahrzehnten hilft die <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbranche den Krankenkassen, Geld<br />
zu sparen. Künftig wären noch viel mehr Einsparungen möglich – und damit sind<br />
keine Dumpingtarife gemeint.<br />
Seit der ersten Gesundheitsreform<br />
im Jahr 1989 gilt für das<br />
Gesundheitswesen „mehr<br />
ambulant statt stationär“. Ein Ziel,<br />
das durchaus erreicht wurde. Stieg<br />
der Anteil der ambulanten Operation<br />
nach 1989 bis 1997 schon auf 4,5 Millionen<br />
OPs jährlich, so haben sie sich<br />
mittlerweile vervierfacht und liegen<br />
nun bei ca. 18 Millionen (18.000.000)<br />
OPs. Hierdurch wurden erhebliche<br />
Kosten in den Krankenhäusern eingespart.<br />
Die <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer<br />
haben mit ihren zuverlässigen<br />
An- und Abfahrten der Patienten<br />
erheblich dazu beigetragen, dass<br />
diese ambulanten OPs so effektiv wie<br />
möglich durchgeführt werden konnten.<br />
Leider viel zu wenig beachtet<br />
wird, dass ohne dieses „kleine Rädchen“<br />
im Gesundheitswesen die „großen Räder“ sich nicht oder<br />
nur sehr schwierig drehen würden. Mit 0,5 Prozent der Gesamtausgaben<br />
im Gesundheitswesen gehören wir zu den „Peanuts“ bei<br />
den Ausgaben und darum wird die Bedeutung dieser Leistung so<br />
wenig be- und geachtet.<br />
VORBILD 999<br />
Anstatt das aber zu ignorieren, sollte man über weitere Maßnahmen<br />
nachdenken, mit denen die <strong>Taxi</strong>branche helfen kann, Kosten<br />
einzusparen. Der Artikel auf der Website der <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong> vom<br />
29.08.<strong>2022</strong> – Notruf 999: In Großbritannien kommt oft ein <strong>Taxi</strong><br />
statt Krankenwagen (siehe QR-Code) - zeigt, was noch möglich ist.<br />
GISELA SPITZLEI<br />
Gisela Spitzlei war von 1974 bis<br />
2005 <strong>Taxi</strong>unternehmerin und<br />
steht seit 1980 dem Abrechnungszentrum<br />
Spitzlei vor. Gewerbepolitisch<br />
engagiert sie sich seit 1974<br />
und ist seit den 1990er-Jahren im<br />
Fachausschuss Krankenfahrten<br />
des Bundesverbands BVTM, seit<br />
1999 als dessen Vorsitzende.<br />
Ohne <strong>Taxi</strong> wären massive Kosteneinsparungen<br />
durch ambulante Operationen nicht möglich.<br />
Die Krankenkassen können die Ausgaben<br />
kaum noch stemmen, die für<br />
Krankentransport- (KTW) und Rettungswagen<br />
(RTW) anfallen. Den<br />
Städten und Gemeinden fehlen in den<br />
Kassen die Gelder für weitere Fahrzeuge,<br />
hinzu kommt Personalmangel.<br />
Eine Erhebung der Krankenkassen<br />
zeigt zusätzlich, dass von den<br />
durchgeführten RTW/KTW Einsätzen<br />
nur etwas 30 Prozent tatsächlich<br />
für diese Rettungsmittel notwendige<br />
Beförderungen waren.<br />
STRUKTUREN VERÄNDERN<br />
Es ist daher zwingend notwendig,<br />
die Struktur für die Beförderung von<br />
erkrankten Personen zu verändern<br />
und die seit Jahrzehnten gewachsene<br />
Logistik des <strong>Taxi</strong>gewerbes zu nutzen.<br />
Natürlich bedarf es dabei auch<br />
einiger Änderungen – beispielsweise des Paragraphen 61 Sozialgesetzbuch<br />
(SGB V). Denn wenn der Patient, der nicht der medizinisch<br />
fachlichen Betreuung bedarf, statt mit dem RTW per <strong>Taxi</strong><br />
oder Mietwagen zur eventuell ambulanten Behandlung ins Krankenhaus<br />
oder zur Notfallzentrale befördert wird, kann nicht zum<br />
Beispiel vorher eine Genehmigung beantragt werden. Auch die<br />
hierfür zu vereinbarenden Tarife sollten der Leistung entsprechen<br />
und nicht wieder am untersten Level angesiedelt sein.<br />
Zusätzlich werden sicher auch noch andere Voraussetzungen<br />
notwendig sein, um diese Fahrten für alle Seiten sicher und<br />
zumutbar zu machen. Wichtig ist hier, das Gespräch mit den<br />
Krankenkassen, der Aufsicht und der Politik zu suchen. Natürlich<br />
sollen bei allem Sparwillen KEINE Patienten befördert werden,<br />
bei denen während der Fahrt die medizinisch fachliche<br />
Betreuung notwendig ist, aber wie das Beispiel Großbritannien<br />
durchaus zeigt, wären eine Vielzahl von Fahrten für das Gewerbe<br />
möglich. Hier geht es nicht darum „auf Teufel komm raus“<br />
zu befördern, aber es wäre durchaus eine Möglichkeit,<br />
für alle Seiten eine Win-Win-Situation zu<br />
schaffen und so vielleicht auch die Wertigkeit<br />
der Krankenbeförderung durch das<br />
<strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe zu erhöhen.<br />
Das <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe kann<br />
Mobilität - und das ist mehr als nur<br />
von A (einsteigen) nach B (aussteigen) zu<br />
fahren. <br />
gs<br />
Notruf 999 – <strong>Taxi</strong><br />
statt Krankenwagen<br />
FOTO: Pixabay, ARZ<br />
20 <strong>3.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI