Taxi Times DACH - 3. Quartal 2022
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MÜNCHEN<br />
ZU WENIG<br />
Bei <strong>Taxi</strong>tarif-Erhöhungen berichtet die<br />
Presse selten reflektiert über die<br />
Ursachen. Die »Bayerische Staatszeitung«<br />
schreibt gar von »sozialer Sprengkraft« –<br />
ohne Konsequenzen zu fordern.<br />
ZU VIEL<br />
Als Fußballprofi Manuel Neuer in einem<br />
Münchner <strong>Taxi</strong> seinen Geldbeutel liegen<br />
ließ, tat der Fahrer mehr als nötig und<br />
beschwerte sich hinterher über den<br />
»Finderlohn« – ein Eigentor.<br />
FOTOS: Collage Axel Rühle, Pixabay<br />
Mitte August pickte die BSZ Städte und Landkreise mit<br />
überdurchschnittlichen Tariferhöhungen heraus.<br />
Zitiert wird Thomas Kroker vom Landesverband Bayerischer<br />
<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer, dass in vielen Gebieten<br />
die Preise seit Jahren nicht mehr angepasst worden waren.<br />
Ursachen seien auch die Erhöhung des Mindestlohns und der<br />
Spritpreise.<br />
Zu den Auswirkungen stellt die BSZ Thesen auf, etwa eine<br />
Behinderung der Verkehrswende oder Mehrausgaben für die<br />
Krankenkassen und als Folge Beitragserhöhungen.<br />
Lösungen werden nicht vorgeschlagen.<br />
NICHT GESELLSCHAFTSFÄHIG<br />
Bei der mobilen Daseinsvorsorge sind <strong>Taxi</strong>tarife, die<br />
für bestimmte Zielgruppen unerschwinglich sind, in<br />
der Tat nicht gesellschaftsfähig. Bei absolut unumgänglichen<br />
Preiserhöhungen liegt es aber in der Verantwortung<br />
der Politik, die Branche zu unterstützen.<br />
Während die kommunalen Verkehrsbetriebe großzügig<br />
subventioniert werden (und dann zum Teil neue On-<br />
Demand-Flotten auf die Straße bringen), trägt sich<br />
jeder <strong>Taxi</strong>betrieb selbst.<br />
Die Unterstützung muss<br />
nicht teuer sein: Ausnutzung<br />
des Rechtsrahmens des Personenbeförderungsgesetzes<br />
(PBefG), Regionalisierungsmittel<br />
auch für das <strong>Taxi</strong> oder<br />
Verhinderung von Dumpingverträgen<br />
mit Krankenkassen<br />
könnten <strong>Taxi</strong>betrieben<br />
rentables Arbeiten zu kundenfreundlichen<br />
Preisen<br />
ermöglichen. <br />
jh<br />
Soziale Sprengkraft: Tariferhöhungen<br />
beim <strong>Taxi</strong> sind nicht<br />
Ursache, sondern Folge.<br />
NOCH MEHR<br />
MÜNCHNER<br />
TAXITHEMEN<br />
Als Manuel Neuer Mitte Juli seine Geldbörse mit Kreditkarte,<br />
Ausweis, Führerschein und 800 Euro Bargeld im<br />
<strong>Taxi</strong> liegen ließ,<br />
fuhr der Fahrer am nächsten<br />
Tag unaufgefordert zu<br />
Neuers Privat adresse am<br />
Tegernsee – hin und<br />
zurück 110 Kilometer –<br />
und gab sie dort ab.<br />
Neuer (Jahresgehalt:<br />
11 Mio. Euro)<br />
ließ ihm als Dank<br />
ein Fußballtrikot<br />
mit Autogramm<br />
schicken. Der<br />
Da ein <strong>Taxi</strong> ein öffentliches Verkehrsmittel<br />
ist, steht dem Inhaber<br />
oder Personal kein Finderlohn auf<br />
liegen gebliebene Gegenstände zu.<br />
Fahrer empfand<br />
das als Hohn und ging an die Presse. Plötzlich war<br />
zu lesen, wie enttäuscht der Fahrer über den „Finderlohn“<br />
gewesen sei.<br />
KEIN ANSPRUCH AUF FINDERLOHN<br />
Für viele Kolleg*innen hat der Münchner <strong>Taxi</strong>fahrer damit ein<br />
Eigentor geschossen, weil ihm rein rechtlich gar kein Finderlohn<br />
zugestanden hätte: „Wer eine Sache in den Geschäftsräumen<br />
oder den Beförderungsmitteln einer öffentlichen Behörde oder<br />
einer dem öffentlichen Verkehr dienenden Verkehrsanstalt findet<br />
und an sich nimmt, hat die Sache unverzüglich an die Behörde<br />
oder die Verkehrsanstalt oder an einen ihrer Angestellten<br />
abzuliefern“, heißt es im Paragraf 978 des Bürgerlichen Gesetzbuchs<br />
(BGB).<br />
So lobenswert also das Verhalten des Münchner <strong>Taxi</strong>fahrers<br />
war: Sich hinterher als Opfer darzustellen und eine prominente<br />
Person damit zu diskreditieren, wirft kein gutes Licht auf die<br />
<strong>Taxi</strong>branche. <br />
ar/jh<br />
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TAXI <strong>3.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong><br />
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