16.11.2022 Aufrufe

12-2022

Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik

Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Big Data<br />

Weiterverarbeiten<br />

der Daten von hoher Qualität<br />

Datengetriebene Verarbeitungsprozesse<br />

setzen Daten in geordneter<br />

Quantität und hoher Qualität<br />

voraus. Man spricht vom Reifegrad<br />

der Daten. Je höher der ist,<br />

umso größer ist auch der potenzielle<br />

Mehrwert.<br />

Eine Erhöhung des Daten-Reifegrads<br />

erfolgt typischerweise in<br />

den folgenden Stufen:<br />

• Datenauswahl<br />

• Datenbereinigung und -verbesserung<br />

• Daten-Labeling<br />

• Datenaufbereitung für die Entwicklung<br />

der geplanten Anwendung<br />

Man spricht von einer Datenstrategie.<br />

Eine gute Datenstrategie bildet<br />

die Basis für das Erreichen eines<br />

hohen Reifegrades und damit auch<br />

für den Erfolg von Projekten.<br />

Bei der Datenauswahl sortiert<br />

man alle Daten heraus, die auf<br />

den ersten Blick Nutzen versprechen.<br />

Datenbereinigung und -verbesserung<br />

sind der zweite Schritt<br />

durch eine eingehendere Einzelprüfung<br />

und eine eventuelle Optimierung<br />

der Daten. Daten-Labeling<br />

braucht man z.B. für maschinelles<br />

Lernen. Hier müssen Systeme<br />

u.a. verstehen, was auf einem Foto<br />

gezeigt, in einer Sprachaufnahme<br />

gesagt oder in einem Text geschrieben<br />

wird. Die Datenaufbereitung<br />

für die Entwicklung der geplanten<br />

Anwendung schließlich könnte ein<br />

Umformatieren der Daten notwendig<br />

machen zwecks optimaler Nutzung<br />

der Daten.<br />

In der Praxis steigern Unternehmen<br />

die Datenreife kostengünstig<br />

z.B. durch folgende Schritte:<br />

• systematisches Erfassen der<br />

Daten (Vorgaben, Filter, Auswahlkriterien)<br />

• Nutzung von vortrainierten Modellen<br />

und/oder gelabelten Datensätzen<br />

• Aufbau eigener Ressourcen<br />

Man erkennt reife Daten u.a. daran,<br />

dass man damit KI-Modelle ohne<br />

weitere manuelle Tätigkeiten trainieren<br />

kann.<br />

Anwenden<br />

der verarbeiteten Daten<br />

Über den Erfolg von KI-Projekten<br />

entscheiden immer mehr die Daten<br />

statt der Algorithmen. Haben die<br />

Daten einen hohen Reifegrad, so<br />

sind zahlreiche KI-Methoden nutzbar,<br />

die von der einfachen Datenstrukturanalysen<br />

über die Erstellung<br />

von Prognosen bis hin zur vollständigen<br />

Automatisierung komplexer<br />

Prozesse reichen. Inzwischen steht<br />

in der KI die datengetriebene Verarbeitung<br />

im Vordergrund.<br />

Das Schlagwort für die datengetriebenen<br />

Verarbeitung könnte lauten:<br />

„Aus Daten lernen“. Neuronale<br />

Netze bilden da eine gute Basis. Die<br />

Lern-Spielarten sind:<br />

• Deep Learning<br />

Learning auf Basis künstlicher<br />

neuronaler Netze und mit großen<br />

Datenmengen<br />

• Unsupervised Learning<br />

Learning mit relativ unreifen Daten<br />

„Benötigt man anfangs noch einen erfahrenen Data-Science-Generalisten,<br />

um die Vielfältigkeit der Anforderung abzudecken, werden mit<br />

zunehmenden Reifegrad Spezialisten (Data- und/oder Machine Learning<br />

Engineers) notwendig, um Lösungen erfolgreich zu erarbeiten.“<br />

Peter Küssner, Ginkgo Analytic<br />

• Supervised Learning<br />

Learning mit gelabelten Daten<br />

• Reinforcement Learning<br />

Learning mit einem realistischen<br />

Bewertungssystem und einer angereicherten<br />

Datenbasis<br />

Damit lassen sich algorithmische<br />

Herausforderungen und Limitierungen<br />

am besten bewältigen. Als<br />

Schlüssel zum Erfolg lassen sich<br />

folgende Schritte festmachen:<br />

• Datenquellen und Integrationspunkte<br />

hierarchisch nutzen<br />

Für den Bereich Data Science/Data Analytics wurden im Jahr<br />

2020 bereits mehr als doppelt so viele Stellenausschreibungen in<br />

den Geschäftsbereichen veröffentlich als in den IT-Abteilungen.<br />

Quelle: Gartner<br />

• möglichst alle betroffenen Mitarbeiter<br />

mit einbeziehen<br />

• Messen/Beurteilen der Teilergebnisse<br />

• nach Möglichkeit gemeinsam mit<br />

anderen Unternehmen agieren<br />

• Teilung von Daten z.B. mit Zulieferern<br />

oder Kunden<br />

• Datenschutzbedenken prüfen und<br />

eliminieren<br />

Die Datenanalyse zur Prozessoptimierung<br />

und -automatisierung kennt<br />

man mittlerweile schon gut, besonders<br />

im Bereich Industrie 4.0. Hier<br />

scheinen datengetriebene und KIgestützte<br />

Anwendungen zur vorausschauenden<br />

Wartung und Instandhaltung<br />

(Predictive Maintenance) die<br />

Nase vorn zu haben. Dabei werden<br />

beispielsweise Produktionsanlagen<br />

per Sensortechnologie überwacht,<br />

die auf Basis von KI-Algorithmen die<br />

Verschleißzustände der Maschinen<br />

analysieren kann. Wartungs- und<br />

Reparaturprozesse werden so im<br />

Voraus planbar. Anlagenstillstandzeiten<br />

und Wartungs- und Servicekosten<br />

nehmen ab.<br />

„Die Unternehmen, die Daten am besten verwenden, werden am<br />

Ende die Gewinner sein. Denn je mehr Daten Unternehmen effektiv<br />

auswerten, desto mehr lernen sie über ihr eigenes Geschäft.“<br />

Dr. Jürgen Ehneß<br />

„Fertigungsdaten ändern sich ständig. Es ist deshalb geschäftskritisch,<br />

diese Informationen in Echtzeit – über Silos hinweg – abrufbar<br />

zu halten. Das Ziel ist, alle Produktionsdaten durchgängig transparent<br />

zur Verfügung zu stellen – auch auf mobilen Endgeräten, wie<br />

im Lager, Außendienst oder bei Produktionsverantwortlichen, die<br />

remote Abläufe kontrollieren.“<br />

Henrik Jorgensen, Tableau Germany GmbH<br />

Auf diese Weise revolutioniert<br />

beispielsweise das Förderprojekt<br />

Pay-per-Stress das Leasing-Modell<br />

für Maschinen: Nutzer der Maschinen<br />

zahlen dank der KI-gestützten<br />

Auswertung der Maschinendaten<br />

nur den tatsächlichen Verschleiß.<br />

Beispiel<br />

SDW-Projekt EVAREST<br />

Dabei werden Daten über die<br />

gesamte Wertschöpfungskette<br />

gesammelt – vom Rohstoffanbau<br />

über Zulieferung und Produktion<br />

bis hin zum Verkauf im Einzelhandel.<br />

All diese Daten laufen auf einer<br />

zentralen Plattform zusammen und<br />

werden durch weitere Informationen<br />

„Viele schwungvoll und mit hohen Erwartungen verbundene Data-<br />

Science- oder KI-Projekte scheitern, weil sie nie in die Umsetzung<br />

kommen bzw. nicht in den produktiven Betrieb des gesamten Unternehmens<br />

implementiert werden. Es gilt die Voraussetzungen hierfür<br />

bereits zu Beginn des PoC mit in die Planung aufzunehmen und<br />

als Erfolgsfaktor zu definieren.“<br />

Peter Küssner, Ginkgo Analytics<br />

ergänzt, wie Wetterdaten oder Angaben<br />

zu den verwendeten Düngemitteln.<br />

Die entsprechende Datenfülle<br />

erlaubt enorm tiefe Einblicke<br />

in die verschiedensten Stationen<br />

der Wertschöpfungskette. Die Analyseergebnisse<br />

sollen im Rahmen<br />

von EVAREST über einen digitalen<br />

Marktplatz angeboten werden und<br />

dazu beitragen, dass sowohl das<br />

Produkt selbst als auch die Herstellungsprozesse<br />

umfänglich optimiert<br />

werden können – so schließt sich der<br />

Kreis, der sich von der Prozessoptimierung<br />

über das Data-Sharing bis<br />

hin zur Datenveredlung erstreckt.<br />

Fazit<br />

Für Unternehmen ist es wichtig,<br />

sich jetzt mit den Potenzialen ihrer<br />

Daten auseinanderzusetzen. Denn<br />

sie lediglich zu sammeln, wird in<br />

Zukunft nicht ausreichen, um mit<br />

der zunehmend digitalisierten Konkurrenz<br />

Schritt halten zu können.<br />

FS<br />

14 PC & Industrie <strong>12</strong>/<strong>2022</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!