12-2022
Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik
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Editorial<br />
Christian Dunger, Vorstandsvorsitzender der<br />
WDI AG, www.wdi.ag/de<br />
Eine unübersichtliche Gemengelage<br />
und getrübte Aussichten<br />
Steigende Preise, Inflation, Rezession, Insolvenzen. Begrifflichkeiten,<br />
die in den letzten Wochen zur medialen Gewohnheit geworden sind,<br />
führen zu stetig wachsender Unsicherheit auch in der erfolgs- und<br />
wachstumsverwöhnten Elektronikindustrie.<br />
Der von der deutschen Industrie genannte stramme Preiszuwachs<br />
von 23 % im laufenden Jahr und prognostizierten weiteren 15 % im<br />
kommenden Jahr, stellt die aktuell offiziell ausgewiesene Inflationsrate<br />
von gut 10 % deutlich in den Schatten. Allein dieses Zahlenverhältnis<br />
lässt nichts Gutes ahnen, da der Einkaufsanteil produzierender<br />
Unternehmen durchschnittlich bei rund ¾ der Gesamtkosten liegt.<br />
Es muss jedem klar sein, dass die Kostensteigerungen im Einkauf<br />
an den Verbraucher größtenteils durchgereicht werden müssen, um<br />
die eigene wirtschaftliche Existenz nicht zu gefährden. Aber ist der<br />
Verbraucher willens und wenn ja auch fähig diese Preise zu bezahlen?<br />
Auch bleibt abzuwarten, wie widerstandsfähig unsere Wirtschaft im<br />
Spannungsfeld des Ukraine-Kriegs, der Energiekrise, schrumpfender<br />
Kaufkraft, Geldentwertung und diverser weltweiter Konflikte, wie etwa<br />
zwischen China, Taiwan und den USA, tatsächlich sein wird. Kann dies<br />
unsere Wirtschaft ohne spürbaren Wachstums- und Wohlstandsverlust<br />
durchstehen? Viele glauben dies nicht, fast 2/3 der produzierenden<br />
Unternehmen geben an, bei weiteren Krisen existenzgefährdet zu sein.<br />
Elektronik-Bauteile weiterhin im Trend<br />
Wer in Anbetracht dieser Lage noch ruhig bleiben kann, muss<br />
schonungslos optimistisch sein oder sich eine gute Strategie<br />
ausgearbeitet haben, um die nächsten Monate, im schlimmsten<br />
Fall Jahre, unbeschadet überstehen zu können. Allerdings gibt<br />
es gerade für die Elektronikbranche nicht nur negative Aspekte:<br />
Der globale Digitalisierungstrend wird auch in der Zukunft für eine<br />
beispiellos wachsende Nachfrage nach elektronischen Bauelementen<br />
sorgen. Insbesondere in der Automobilindustrie für den Ausbau der<br />
Elektromobilität oder der Kommunikations-Infrastruktur werden mehr<br />
und mehr Komponenten benötigt und auch in Zukunft für eine solide<br />
Auslastung der Produktion sorgen. Wichtig wird jedoch sein, aus sich<br />
teilweise überlappenden Krisenszenarien zu lernen und die richtigen<br />
Maßnahmen abzuleiten – dies gilt insbesondere im Bereich der<br />
Lieferketten, welche solide, durchdacht und krisensicher aufgebaut sein<br />
müssen und nicht nur nach ihrem monetären Einsparpotenzial bewertet<br />
werden sollten. Auch in der Zukunft werden uns Materialengpässe,<br />
Allokationen und Obsoleszenz begleiten! Mit dem richtigen Learning<br />
werden wir diesen Herausforderungen jedoch gut gewappnet begegnen<br />
können.<br />
Christian Dunger<br />
PC & Industrie <strong>12</strong>/<strong>2022</strong> 3