12-2022
Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik
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Aktuelles<br />
ren Summen mehr in Produktionsanlagen<br />
investieren. Dadurch wird<br />
erheblich weniger Betriebskapital<br />
gebunden. Darüber hinaus überträgt<br />
der EaaS-Nutzer auch Teile<br />
des operativen Risikos an den<br />
EaaS-Anbieter, so dass mögliche<br />
Produktionsausfälle und Reparaturkosten<br />
ebenfalls in den Verantwortungsbereich<br />
des EaaS-Anbieters<br />
übergehen. Um diese zu verhindern,<br />
übernimmt der EaaS-Anbieter<br />
bereits im Vorfeld die vorausschauende<br />
Wartung und den Service der<br />
Anlagen, wodurch auch die Uptime<br />
der Maschinen maximiert wird.<br />
Neue Geschäftsfelder<br />
erschließen<br />
Maschinenherstellern eröffnen<br />
sich dadurch neue Geschäftsfelder.<br />
Regelmäßige Einnahmen durch verkaufte<br />
Dienstleistungen garantieren<br />
einerseits eine höhere Planungssicherheit<br />
und ermöglichen anderseits<br />
eine engere und langfristigere<br />
Kundenbindung, die die Service-Nutzungs-Beziehung<br />
zwischen Anbieter<br />
und Nachfrager mit sich bringt.<br />
Nicht zu unterschätzen sind in diesem<br />
Zusammenhang die Möglichkeiten<br />
zur kontinuierlichen Analyse<br />
der Kunden-Nutzungsdaten. Diese<br />
liefern den Maschinenherstellern<br />
Einblicke zur tatsächlichen Nutzung<br />
der überlassenen Anlagen im<br />
Tagesgeschäft, auf deren Basis die<br />
Maschinenfunktionen und -operationen<br />
nutzerfokussiert verbessert<br />
werden können.<br />
Mit EaaS finanzielle Vorteile<br />
schaffen<br />
Ein weiterer Wettbewerbsvorteil<br />
ist die finanzielle Flexibilität eines<br />
Unternehmens, der in den kommenden<br />
Monaten noch entscheidender<br />
zum Tragen kommen wird.<br />
Bei EaaS-Geschäftsmodellen verlagern<br />
sich Vermögenswerte und<br />
Unternehmensbilanzen von CAPEX<br />
(Investionstionsausgaben) zu OPEX<br />
(Betriebsausgaben). Das bedeutet:<br />
Aus hohen einmaligen Ausgaben,<br />
die oft nur mittels teurer Kredite zu<br />
finanzieren sind, werden leichter zu<br />
bewältigende monatlich oder jährlich<br />
wiederkehrende Zahlungen. Je<br />
nach Modell können diese Kosten<br />
auch dem Umfang der tatsächlichen<br />
Nutzung des Equipments angepasst<br />
werden. So können Geschäftsrisiken<br />
gemindert, der Cashflow<br />
verbessert und letztendlich die<br />
Produktivität gesteigert<br />
werden. Insgesamt<br />
sinkt mit der<br />
Nutzung von EaaS-<br />
Modellen auf lange<br />
Sicht das Gesamtvolumen<br />
des Kostenaufwands<br />
für die Nutzung<br />
von Equipment,<br />
sodass sich auch<br />
die Investitionen in<br />
die Umstellung auf<br />
das neue Modell<br />
schnell amortisieren.<br />
Für die Maschinenbauer<br />
geht die<br />
Rechnung aufgrund<br />
der oben genannten<br />
neuen Geschäftsbereiche<br />
und langfristiger<br />
Kundenbeziehungen<br />
ebenfalls zu ihren Gunsten<br />
aus - ein echtes Win-Win-Modell.<br />
Neue Zahlungsmodelle<br />
basieren auf tatsächlicher<br />
Nutzung<br />
EaaS-Finanzierungsmodelle<br />
unterscheiden sich darin, ob sich<br />
der Standort des Equipments beim<br />
Hersteller oder in den Einrichtungen<br />
der Maschinennutzer befindet. Wie<br />
die Finanzierung bzw. eine Beteiligung<br />
am erzielten Gewinn erfolgt,<br />
oder welcher zeitliche Rahmen für<br />
die Nutzung des Equipments festgelegt<br />
ist.<br />
Eine gängige Variante stellt das<br />
Pay-per-Use oder Pay-per-Unit-Zahlungsmodell<br />
dar. Hier stellt der EaaS-<br />
Anbieter seinen Kunden Equipment<br />
am Firmenstandort oder im eigenen<br />
Unternehmen zur Verfügung. Es<br />
unterscheidet sich von den anderen<br />
Modellen darin, dass die Vergütung<br />
nicht auf Basis eines festgelegten<br />
Zeitraumes erfolgt, sondern<br />
sich nach der tatsächlichen<br />
Nutzung des Equipments richtet.<br />
So werden beispielsweise bei Fertigungsmaschinen<br />
Nutzungsperioden<br />
nicht pro Monat oder Quartal<br />
abgerechnet, sondern pro gefertigtem<br />
Teil oder nach der Produktionsmenge<br />
insgesamt, beispielsweise<br />
von Fahrzeug- oder Ersatzteilen.<br />
Auch die klassische Abrechnung<br />
nach Nutzungsdauer ist möglich.<br />
Grundsätzlich sollen sich die Zahlungsmodelle<br />
an den Bedürfnissen<br />
des Kunden orientieren und sind an<br />
viele Anforderungen anpassbar.<br />
Ziele dabei sind immer die erhöhte<br />
Liquidität und finanzielle Flexibilität.<br />
Das heißt konkret, dass es EaaS-<br />
Nutzern leichter fällt, auf konjunkturelle<br />
Schwankungen zu reagieren<br />
und wirtschaftliche Abhängigkeiten<br />
zu reduzieren.<br />
Herausforderungen<br />
Welche Hürden müssen Unternehmen<br />
auf dem Weg zum EaaS-Modell<br />
nehmen? Know-how und langjährige<br />
Erfahrung sind der Schlüssel<br />
zum Erfolg bei der Transformation<br />
zu EaaS-Geschäftsmodellen Die<br />
Implementierung von EaaS-Diensten<br />
basiert im Wesentlichen auf<br />
der IIoT-Technologie und setzt eine<br />
gewisse Konnektivität der Maschinen<br />
voraus. Als erstes müssen nämlich<br />
Nutzungsdaten der Maschinen<br />
analysiert, ausgewertet und angewendet<br />
werden. Dafür ist eine IT-<br />
Infrastruktur im Unternehmen nötig,<br />
die aufgebaut bzw. erweitert werden<br />
kann, um den Anforderungen<br />
von EaaS gerecht zu werden. Erst<br />
dann können Anlagenbetreiber ein<br />
Monitoring etablieren und die Effizienz<br />
ihrer Produktionseinrichtungen<br />
im Rahmen eines EaaS-Modells<br />
steigern.<br />
Diese Hürden müssen die Unternehmen<br />
jedoch nicht im Alleingang<br />
bewältigen. Spezialisierte Partner<br />
unterstützen von der ersten Beratung<br />
bis zur ganzheitlichen Umsetzung,<br />
je nach Bedarf und individuell<br />
auf den Anwendungsfall ausgerichtet.<br />
Für die Ausarbeitung einer<br />
tragfähigen EaaS-Strategie kommen<br />
fertigende Unternehmen und<br />
Maschinenhersteller nur schwer<br />
ohne umfassende Marktanalysen<br />
des Bedarfsaufkommens innerhalb<br />
der gesamten deutschen Fertigungsindustrie<br />
sowie deren einzelner<br />
Produktionszweige aus. Auch<br />
bei der operationellen Implementierung<br />
beschleunigen externe Partner<br />
den Prozess und sichern geschäftliche<br />
sowie operative Risiken ab.<br />
Dies beinhaltet auch das Begleiten<br />
der einzelnen Prozessstufen von<br />
der Beratung über die Analyse bis<br />
hin zur operativen Prozessbegleitung<br />
und zum regelmäßigen Audit<br />
und Reporting.<br />
Fazit<br />
Mit einer von Grund auf durchdachten<br />
Planung lassen sich EaaS<br />
Geschäftsmodelle erfolgreich umsetzen.<br />
Dafür sprechen die zahlreichen<br />
Vorteile, die EaaS sowohl für die<br />
Anbieter der Maschinen als auch<br />
für ihre Nutzer bereithält. Die Mehrheit<br />
der Unternehmensentscheider<br />
in der deutschen Fertigungsindustrie<br />
hat dieses große Potential bereits<br />
erkannt. Für viele ist jetzt die Zeit,<br />
die Umstellung auf dieses Modell<br />
anzugehen.<br />
Referenz<br />
[1] Servitization in der Fertigungsindustrie:<br />
Equipment-as-a-Service<br />
als Zukunftsmodell? Durchgeführt<br />
vom Forsa Institut für relayr<br />
Wer schreibt<br />
Relayr ist Innovationsschmiede<br />
für das IIoT. Relayr stellt seinen<br />
Kunden individualisierte, interoperable<br />
IIoT-Technologielösungen zur<br />
Verfügung und kombiniert diese mit<br />
leistungsstarken Finanz- und Versicherungsangeboten.<br />
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PC & Industrie <strong>12</strong>/<strong>2022</strong> 7