18 SPORT VIEL SYMBOLIK UND GROSSE HILFLOSIGKEIT Um auf das Thema Menschenrechte in Katar aufmerksam zu machen, hatten sich die Kapitäne von acht Nationalmannschaften – Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, die Niederlande, die Schweiz und Wales – darauf geeinigt, Antidiskriminierungs-Armbinden zu tragen. Dieser symbolische Akt sorgt jedoch für Diskussionsstoff, seit Frankreichs Spielführer Hugo Lloris andeutete, besagte One-Love-Binde nun doch nicht tragen zu wollen. „So wie wir oft wollen, dass sich Fremde an unsere Regeln halten und unsere Kultur respektieren, werde ich dasselbe machen, wenn ich nach Katar gehe“, erklärte Lloris. Bei den „Human Rights for All“-T<strong>rik</strong>ots, die das dänische WM-Team im Training tragen wollte, stellte sich diese Diskussion erst gar nicht – die FIFA hat das Tragen von T<strong>rik</strong>ots mit einem Slogan für Menschenrechte im Training verboten. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) forderte nach den Aussagen von Salman eine ausdrückliche Reisewarnung des Auswärtigen Amts für LGBTIQ*s. Die Aussagen des katarischen WM-Botschafters seien „verstörend und dennoch keine Überraschung“, da sie die „homosexuellenfeindliche Grundhaltung des Regimes in Katar“ offenbarten. Die Bundesregierung solle konsequent alle diplomatischen Reisen während und zur WM in Katar absagen, Fußball-Fans sollten die WM boykottieren, forderte der LSVD. Es ist nicht davon auszugehen, dass schwule Fußballfans, die zur WM anreisen, ernsthaft von Verfolgung oder Inhaftierung bedroht sind. Einheimische dafür umso FOTO: ODD ANDERSEN / AFP La'eeb (arabisch für „supertalentierter Spieler“) ist der Name des offizielle Maskottchens der Weltmeisterschaft in Katar. mehr. Organisationen wie Human Rights Watch (HRW) weisen schon lange auf massive Menschenrechtsverletzungen in Katar hin. Allein für den Zeitraum 2019 bis <strong>2022</strong> dokumentierte HRW sechs Fälle mit starker Körperverletzung und fünf Fälle von sexueller Belästigung in Polizeigewahrsam. Die betroffenen Personen gaben an, dass sie zum Teil für mehrere Wochen in einem Untergrundgefängnis festgehalten wurden, ohne Rechtsbeistand oder Kontakt zur eigenen Familie. Auch ActOut berichtet von einer katarischen trans Frau, die der Organisation im Rahmen der Kampagne „Love Is Not A Crime“ mutig ihre Geschichte erzählte: „Sie [die katarischen Behörden] haben mich entführt und in den Untergrund gebracht, wo ich geschlagen, sexuell missbraucht und psychisch gefoltert wurde.“ FAZIT Die FIFA hat gegen ihre eigenen Standards und Regeln verstoßen, als sie 2010 Katar als Gastgeberland der WM <strong>2022</strong> ausgewählt hat. Wenngleich sich die Vergabekriterien mittlerweile geändert haben, offenbart diese Entscheidung, dass Menschenrechte anscheinend doch verhandelbar und die Werte, die die FIFA angeblich vertritt, käuflich sind. Der FIFA kann’s egal sein – ihre Partner und Firmensponsoren werden auch von dem kontroversesten Fußballturnier aller Zeiten finanziell profitieren. Die WM hat Katar nicht verändert, so viel steht fest. Katar aber hat die WM verändert, und mit ihr den Fußball. *sah LGBTIQ* IN KATAR – WELCHE STRAFEN DROHEN: Katars Strafgesetzbuch bestraft sexuelle Handlungen zwischen Männern, gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen zwischen Frauen sind hingegen nicht ausdrücklich verboten. Nach dem katarischen Gesetz wird ein Mann, der Sex mit einem Jungen hat, der jünger als 16 Jahre ist, zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Einvernehmliche sexuelle Beziehungen zwischen Männern über 16 Jahren werden mit bis zu sieben Jahren Gefängnis geahndet (Artikel 285). Haftstrafen zwischen einem und drei Jahren (Artikel 296) sind für Männer vorgesehen, die einen anderen Mann „anstiften“ oder „verführen“, „einen Akt der Sodomie oder Unmoral zu begehen“. Das Strafmaß für Sex außerhalb der Ehe liegt bei bis zu zehn Jahren (Artikel 288), unabhängig davon, ob die sexuelle Handlung zwischen zwei Frauen, zwei Männern oder einem heterosexuellen Paar stattfindet. FOTO: INA FASSBENDER / AFP Beim Spiel Borussia Dortmund gegen VfL Bochum am 5. November zeigten Dortmunder Fans Transparente, die einen Boykott der WM fordern.
Im Urlaub zu Hause Übernachten bei queeren Gastgebern in über 70 Ländern! 29 € AB PRO NACHT FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/ DRAZEN_ Seit 20 Jahren in der Community bekannt unter ebab