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rik Dezember 2022 / Januar 2023

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16 SPORT<br />

DIE ENTZAUBERTE<br />

WM<br />

Beim Bau von Stadien wie diesem sind<br />

Tausende Arbeiter ums Leben gekommen,<br />

die genaue Anzahl ist unbekannt.<br />

FOTO: KIRILL KUDRYAVTSEV / AFP<br />

Vor Beginn der Fußball-<br />

Weltmeisterschaft am 20.<br />

November in Katar hält sich die<br />

Vorfreude in Grenzen. Das Turnier<br />

ist überschattet von der schlechten<br />

Menschenrechtsbilanz des Gastgeberlandes.<br />

Dem Emirat werden<br />

Verstöße gegen Menschenrechte,<br />

unmenschlicher Umgang mit ausländischen<br />

Arbeitern und mangelnde<br />

Frauenrechte vorgeworfen.<br />

Alle vier Jahre strömen Millionen<br />

Besucher*innen zur Fußball-Weltmeisterschaft<br />

in die Stadien, Milliarden Fans<br />

verfolgen das Turnier im Fernsehen.<br />

Regierungschefs aller Länder reisen an,<br />

Journalisten berichten über den Zauber<br />

des Fußballs und die Gastfreundschaft im<br />

Gastgeberland – nur Gutes versteht sich.<br />

Denn ein positives Image ist schließlich<br />

das Ziel eines jeden Landes, das sich für<br />

die Austragung einer WM bewirbt.<br />

Auch Katar muss solche Erwartungen<br />

gehabt haben, als es sich 2010 erfolgreich<br />

um die Austragung der WM <strong>2022</strong> bewarb.<br />

Das Land hat auch einiges in diese Form<br />

der Selbstdarstellung investiert: Acht<br />

Stadien, eine Flughafenerweiterung, eine<br />

neue U-Bahn, mehrere Hotels und andere<br />

wichtige Infrastruktur mit geschätzten<br />

Kosten von 220 Milliarden US-Dollar ließ<br />

Katar eigens für die WM bauen.<br />

Als erstes islamisches Land, das eine<br />

WM ausrichtet, bemühte sich der<br />

FOTO: GIUSEPPE_CACACE_AFP<br />

Nasser al-Khater, Geschäftsführer der WM Katar <strong>2022</strong><br />

während einer Pressekonferenz am 25. September 2019.<br />

Wüsten-Staat am Persischen Golf auch<br />

sehr darum, der Welt ein positives Image<br />

zu vermitteln. Katar sei zwar ein konservatives<br />

Land, habe aber auch Verständnis<br />

für die Unterschiede der Kulturen und<br />

die Überzeugungen der Menschen,<br />

erklärte etwa der Vorsitzende des WM-<br />

Organisationskomitees Nasser Al Khater<br />

im November 2021 in einem Interview mit<br />

Amanda Davies von CNN-Sports. Man sei<br />

weltoffen und tolerant, jeder sei in Katar<br />

willkommen, sogar Homosexuelle. Von<br />

anderen Kulturen erwarte man lediglich,<br />

„dass sie unsere respektieren“.<br />

Auch wenn Al Khater im selben Interview<br />

die strengen Anti-LGBTIQ*-Gesetze des<br />

Landes verteidigte, wollte man gerne glauben,<br />

die WM könne etwas bewirken und<br />

die Situation für Arbeiter*innen, Frauen<br />

und Queers im Land vielleicht verbessern.<br />

Es hieß, man werde Reformen bei den<br />

Arbeitnehmer*innenrechten vornehmen<br />

und mehr auf Nachhaltigkeit achten.<br />

Man wolle die FIFA-Regeln zur Förderung<br />

von Toleranz und Inklusion bei Spielen<br />

einhalten und queere Symbole wie Regenbogenfahnen<br />

und Pro-LGBTIQ*-Displays in<br />

den Stadien erlauben. Die Botschaft: Alles<br />

ist gut, jeder ist willkommen.

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