Gesundheitsvorsorge
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Denn je früher eine Erkrankung erkannt wird, umso mehr<br />
Behandlungsoptionen und bessere Wahrscheinlichkeiten hat<br />
man. Früherkennung und Vorsorge gehen für mich aber weiter<br />
und haben ganz stark mit Gesundheitskompetenz zu tun. Hier<br />
kann man durchaus den Aufruf an alle Zuständigen, die die<br />
Zukunft unseres Landes gestalten, richten und sagen: Bringt<br />
das Fach Gesundheitskompetenz an die Schulen und sogar<br />
bereits in den Kindergarten. Gesundheitskompetenz ist die<br />
Basis für Früherkennung und Vorsorge.<br />
Zwischen Ängsten und Hoffnung<br />
Als Vertreterin für Patient:innen steht Martina Hagspiel<br />
auch in Kontakt mit vielen Frauen, die mit der Diagnose<br />
metastasierter Brustkrebs leben. Sie erzählt, wie<br />
betroffene Frauen mit diesem Lebensumstand umgehen.<br />
Jede Krebserkrankung ist sehr individuell und hängt auch davon ab,<br />
in welchem Stadium die Diagnose gestellt wird. Wie reagieren Frauen<br />
auf die Diagnose metastasierter Brustkrebs?<br />
Ich selbst kann hier nur von Gesprächen mit betroffenen Frauen berichten,<br />
weil ich selbst keine Patientin mit metastasiertem Brustkrebs bin oder war. Ich<br />
spreche hier wie eine Blinde von Farbe. Als Patient:innenvertreterin ist es mir<br />
möglich zu sagen, dass diese Diagnose natürlich sehr herausfordernd ist. Umso<br />
wichtiger ist in dieser Situation eine ärztlichen Person, die im Überbringen von<br />
schlechten Nachrichten gut geschult ist.<br />
Mit der Zeit wird das Annehmen der Diagnose besser, aber das ist eine große<br />
Herausforderung. Und natürlich gibt es unterschiedliche Herangehensweisen<br />
an eine solche Diagnose: Manche reduzieren sich, manche werden ganz pragmatisch<br />
und organisieren sich, manche fokussieren sich ganz stark auf das Leben<br />
im Hier und Jetzt. Wir wissen alle, dass wir irgendwann sterben müssen. Doch<br />
diese Tatsache wird mit einer solchen Erkrankung einfach sehr real.<br />
Was berichten dir Frauen? Wie gehen sie mit diesem „neuen“<br />
Lebensumstand „metastasierter Brustkrebs“ um?<br />
Es zieht ihnen erst einmal den Boden unter den Füßen weg – und zwar so<br />
richtig, weil die Diagnose einfach sehr überwältigend ist. Dabei können<br />
viele Gefühle wie Angst, Trauer und Verzweiflung präsent werden.<br />
Gut ist, wenn man sich in der gespürten Überforderung mitteilt.<br />
Hier kann ein Gespräch mit einem/einer Psychoonkolog:in ein<br />
wichtiger Schritt sein. Jeder Weg ist so individuell wie auch die<br />
Erkrankung selbst und der Umgang damit. Sich dabei Hilfe zu<br />
holen ist jedenfalls gut. Häufig werden damit auch Beziehungen<br />
stark belastet. In diesem Kontext darf man aber auch ein weiteres<br />
Thema nicht aus den Augen verlieren: Viele chronisch kranke<br />
Menschen sind von Armut betroffen. Das ist ein riesiges Thema!<br />
Wenn Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs nicht mehr<br />
arbeiten können, erhalten sie zwar in der Regel irgendeine Form<br />
von Zuwendung. Doch eines sei klar gesagt: das<br />
Existenzminimum ist da oft nicht mehr weit.<br />
Womit sollte man sich im Verlauf einer metastasierten<br />
Brustkrebserkrankung beschäftigen?<br />
Wichtig ist, dass man Berührungsängste mit Themen wie Patient:innenverfügung<br />
oder auch Palliativstationen verliert. Gerade<br />
diese Einrichtungen haben viel Gutes. Es kann hilfreich sein<br />
zu verstehen, dass Palliativstationen nicht der letzte Weg sind,<br />
sondern Einrichtungen, die beim Symptommanagement helfen<br />
können. Das wichtigste Ziel der palliativen Versorgung ist es die<br />
Folgen einer Erkrankung zu lindern (Palliation), wie z.B. akut<br />
aufgetretener Schmerzen und anderer Symptome. Die Rückkehr<br />
in das häusliche Umfeld (das kann auch das Pflegeheim<br />
sein) mit ausreichender Symptomkontrolle ist dabei im Blickfeld.<br />
So kann das Leben wieder lebenswert werden.<br />
Es ist klar, dass sich die Themen des Alltags in so einem Setting<br />
einfach drastisch ändern. Gleichzeitig kommen so viele innovative<br />
Therapien auf den Markt. Diese werden auch für metastasierten<br />
Brustkrebs immer besser. Das bedeutet, dass die<br />
Lebensdauer bei verbesserter Lebensqualität länger wird.<br />
Dazu passiert gerade richtig viel!<br />
Wie über Krebs<br />
sprechen?<br />
Auf www.kurvenkratzer.com finden Interessierte<br />
eine Reihe von Beiträgen zu Krebs sowie<br />
Checklisten und Anleitungen zum Führen von<br />
herausfordernden Gesprächen.<br />
Wie spricht man am besten mit dem eigenen<br />
Umfeld über die herausfordernde Diagnose Krebs?<br />
Wichtig ist, die Menschen nicht zu erschrecken – aber gleichzeitig<br />
sollte die Angelegenheit auch nicht bagatellisiert werden.<br />
Es ist nicht zielführend, wenn man vor lauter Furcht vor dem<br />
„schlimmen“ Wort die Diagnose Krebs nicht erwähnt und sie<br />
einfach nur umschreibt. Es ist aber auch wichtig zu wissen,<br />
mit wem man auf welche Art über Krebs spricht. Außerdem<br />
ist ein Setting gut, in dem auch Emotionen Platz haben dürfen.<br />
Natürlich sind diese Gespräche anstrengend. Deswegen<br />
haben wir eine Reihe von Checklisten und Anleitungen als<br />
Hilfestellung auf unserer Website.<br />
Zu welchen Themen finden Interessierte<br />
Checklisten im Kurvenkratzer Magazin<br />
Sie finden beispielsweise eine Anleitung, wie man als<br />
Krebspatient:in dem eigenen Umfeld die Diagnose übermittelt;<br />
oder auch eine Checkliste mit Fragen, die in Gesprächen<br />
mit dem ärztlichen Personal gestellt werden können<br />
und sollen. Denn auch ich war damals bei meiner Diagnose<br />
sprachlos. Und wie sollst du dann ohne Wissen eine Frage<br />
stellen?<br />
Wir bieten auch Anleitungen, wie man eine Krebsdiagnose<br />
kindgerecht vermitteln kann. Kinder lernen Emotionen<br />
vor Sprache zu verstehen. Das bedeutet, dass Kinder auf<br />
jeden Fall erkennen, wenn etwas nicht stimmt – sie können<br />
es jedoch nicht einordnen. Daher ist es wichtig, dass man<br />
Kinder altersadäquat aufklärt und informiert.<br />
Welche Rolle kann das soziale Umfeld einnehmen<br />
und was empfiehlst du Angehörigen?<br />
„Melde dich, wenn du etwas brauchst!“ – Das ist eine ganz<br />
schwierige Aussage. Denn man hat als Patient:in nicht immer<br />
das Gefühl, genau zu wissen, was man in der jeweiligen Situation<br />
braucht. Es ist besser, wenn Menschen im familiären<br />
oder sozialen Umfeld einfach Dinge gezielt tun oder<br />
bestimmte Aufgaben übernehmen: Einkaufengehen,<br />
Begleitung bei Terminen oder Kinderbetreuung.<br />
Es ist gut, wenn Menschen einfach da sind, ohne<br />
dass man sie darum bitten muss oder sich etwas<br />
ausdenken muss, wie geholfen werden kann.<br />
In so einem Moment braucht es Menschen,<br />
die dabei helfen, ein Stück der<br />
Last von der eigenen Schulter zu<br />
nehmen.<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK<br />
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