202_StadtBILD_Mai_2020
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Das alte Görlitzer Rathaus am Untermarkt<br />
950 Jahre Görlitz<br />
verdrehte. Dieses Zifferblatt ist laut<br />
Beschriftung 1524 hergestellt worden,<br />
mußte aber, da die 12-teilige Uhr erst<br />
1584 eingeführt wurde, in den Ziffern<br />
verändert worden sein. Das obere Ziffernblatt<br />
war 24-teilig. In einem Fenster<br />
über dem oberen Zifferblatte lag<br />
ein Löwe, der, wenn Neumond eintrat,<br />
schrecklich brüllte, weshalb die Schwangeren<br />
Weiber darüber erschraken und<br />
darufhin das Gebrüll ein Ende erhielt.<br />
Bei Stadtführungen kann man heute<br />
noch selbst den Löwen zum Brummen<br />
bringen. Dazu heißt es zunächst, hoch<br />
hinaus auf den Rathausturm steigen.<br />
191 Stufen geht es nach oben, dann am<br />
Löwen vorbei, wo sich der Schalter zum<br />
Brüllen befindet. Was früher mit einem<br />
handbetriebenen Blasebalg geschah,<br />
macht heute ein Luftdruckmotor. Der<br />
treibt einen Blasebalg in einem Kasten<br />
an, der wiederum das Geräusch mit Hilfe<br />
von Orgelpfeifen erzeugt. Dieser Kasten,<br />
den man auch sieht, stammt von einer<br />
Zittauer Firma aus dem Jahre 1951.<br />
Die hoch am Turme angebrachten vier<br />
Stundenweiser stammen aus dem Jahre<br />
1743, vorher gab es dort nur zwei. Der<br />
Uhrmacher hieß 1743 Christian Friedrich<br />
Schmidt, der auch damals die unteren<br />
Zifferblätter erneuerte. Das schmiedeeiserne<br />
Gitter am Umgange oben fertigte<br />
der Görlitzer Schlossermeister Hempel.<br />
Die berühmte Rathaustreppe an der<br />
Ecke der Brüdergasse wurde 1537/38<br />
gebaut, wie sich aus der Beschriftung<br />
und dem Steinmetzzeichen Wendel<br />
Roßkopfs, das neuerlich in der Fortsetzung<br />
der Treppe innerhalb des Rathauses<br />
gefunden wurde, ergibt. Dieser<br />
hochberühmte Meister, der den Stil der<br />
Renaissance in Görlitz und Schlesien<br />
einführte, war der Erbauer. Die Säule<br />
mit der Justitia ist erst 1591 eingesetzt<br />
worden. Das Wappen an der Turmseite<br />
ist das Wappen des Landesherrn, des<br />
ungarischen Königs Matthias Corvinus,<br />
und wurde bereits 1488 angebracht.<br />
Hinter der Treppe nach Westen folgten<br />
im Erdgeschoß die Wachstube und<br />
Läden und an der Ecke der Apothekergasse<br />
die Apotheke, die seit mindestens<br />
1476 dort lag. Am Gebäude waren Bildnisse<br />
berühmter Ärzte und Inschriften<br />
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Geschichte