202_StadtBILD_Mai_2020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Große Geschichte ganz kurz –<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Lebenserinnerungen, eine neue Meldung<br />
nach der anderen ging ein. So packte sie<br />
schließlich die Koffer und fuhr mit ihren<br />
Kindern im völlig überfüllten Zug zurück<br />
und kaum waren sie in Tarnowitz angekommen,<br />
verkündeten schon die Sirenen<br />
den Kriegsausbruch.<br />
Georg Tyczka hatte zu diesem Zeitpunkt<br />
die Schule mit dem so genannten Einjährigen<br />
abgeschlossen und eine Landwirtschaftslehre<br />
begonnen. Nur durch gutes<br />
Zureden seiner Eltern blieb er noch während<br />
der Ernte bei seinem Lehrbetrieb.<br />
Doch im September 1914 gab es kein<br />
Halten mehr.<br />
Er wollte nicht als „Drückeberger“ gelten<br />
sagte er seiner Mutter, und meldete sich<br />
am 21. September 1914 als Freiwilliger<br />
für das 11. Jägerregiment zu Pferde in<br />
Tarnowitz. Dann ging es nach Osten.<br />
Einen Teil seines Soldatenlebens hat er<br />
nach den Erinnerungen seiner Mutter<br />
unter anderem auf landwirtschaftlichen<br />
Betrieben in der Ukraine verbracht. Aus<br />
dem Krieg brachte er nicht nur Fronterfahrungen<br />
in Frankreich und dem Kurland<br />
sowie für seine mutigen Einsätze als<br />
Vizewachtmeister und Offiziersaspirant<br />
des 7. Husarenregiments das Eiserne<br />
Kreuz 2. Klasse und das später verliehene<br />
Frontkämpfer-Ehrenkreuz mit. Irgendwo<br />
in der feuchten Kälte des Ostens zog sich<br />
Georg Tyczka schon in jungen Jahren ein<br />
rheumatisches Leiden zu, das ihn sein<br />
ganzes späteres Leben quälen sollte.<br />
Die in der Landwirtschaft erworbenen<br />
Kenntnisse hingegen waren ihm von<br />
nachhaltigem Nutzen. In Ost- und Westpreußen<br />
arbeitete er auf großen Gütern,<br />
leitete als Inspektor von 1919 bis 1922<br />
das 900 Hektar große Gut Dobrin, dessen<br />
Eigentümer noch minderjährig war.<br />
Ein Zeugnis lobt ihn als eifrigen, sehr fähigen<br />
Beamten.<br />
Der erste Weltkrieg hatte nicht nur Europa,<br />
sondern auch die kleine Welt<br />
Oberschlesiens verändert. Im Hause<br />
Tyczka wechselte zunächst nur das Arbeitsgebiet.<br />
Josef Tyczka konnte seine<br />
Ziegelei gut verkaufen und eine Sandgrube<br />
von der gräflichen Henckel von<br />
Donnersmarck‘schen Verwaltung pachten.<br />
Ein halbes Hundert Mitarbeiter<br />
schaufelten den Sand direkt in die Wag-<br />
anzeige<br />
36<br />
Geschichte