202_StadtBILD_Mai_2020

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Die Pest in Görlitz – Pest in Görlitz Bis zu Anfang des 18. Jahrhunderts gibt es kein größeres Schrecknis für die Städte als die Seuchen. Auch unser Görlitz mußte diese Not zur Genüge durchkosten. Die engen Straßen und ihre große Unreinlichkeit, die kleinen Wohnräume, die für Licht und Luft wenig Raum gaben und eine Absonderung für die Angesteckten nicht zuließen, die unvollkommenen Verhältnisse der Abführung von menschlichen und tierischen Auswürfen, die Abgeschlossenheit hinter hohen Mauern, innerhalb deren sich eine verhältnismäßig große Bewohnerschaft zusammenpferchte, waren ein verhängnisvoller Nährboden für die Ansteckungsstoffe. Die ärztliche Kunst versagte durchweg. Die einzige Rettung bestand in Flucht; aber die benachbarten Dörfer und Städte sperrten vielfach den Zugang von pestverdächtigen Leuten, und die große Masse der Bewohner konnte wegen der wenigen Mittel nicht an Fortzug denken. Von Pestzeiten in Görlitz gerade die Jahrzehnte 1364, 1425, 1431, 1454, 1464, 1484 vor der Reformation zeigen eine Häufung der Seuche. Die Chroniken berichten von einer schier unglaublichen Menge der Opfer an Menschen. Wenn man aber die bestimmten Zahlen aus späteren Zeiten, die uns durch genaue statistische Nachrichten bezeugt sind, betrachtet, so kommt man zu dem Schlusse, daß die Zahl der an Pest Gestorbenen keineswegs übertrieben ist. „1496 hat von der Sommerzeit bis zu Weihnachten die Pestis heftig im Markgrafentum Lausitz regieret, daß sonderlich zu Görlitz über die 4000 daran gestorben. Und sind auch die Fließwasser wegen großen Regens und Tauwetters heftig gewachsen, welche dann sehr zur Sterbensgefahr gedienet.“ Am 13. Dezember 1496 schrieb der Ratmann Michael Schwarz an die gewichenen Ratspersonen: „Mit dem Sterben ist es noch gar wandelbar. Gestern sind ihrer 12 Tote gewesen. Es ist in vielen Häusern wiederkommen, da es eine Weile friedsam ist gewesen.“ Im November mußte man eine Tagung einstellen, weil die Görlitzer wegen der Gefahr der Pest nicht kommen konnten. Ferner wird von verheerenden Seuchen anzeige 22 Geschichte
Geißel der Menschheit Die Pest in Görlitz Görlitz um 1650 als Kupferstich von Matthäus Merian aus den Jahren 1498 und 1504 erzählt. Eine weitere Pest von 1508 raffte von <strong>Mai</strong> bis Weihnachten 3300 Personen hinweg. Von den Begüterten flohen da- anzeige Geschichte 23
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