202_StadtBILD_Mai_2020
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1071 950 Jahre Görlitz <strong>202</strong>1<br />
950 Jahre beitszimmer des Oberbürgermeisters, die<br />
Königsstube genannt, weil hier öfter die<br />
Landesherren ihre Wohnung aufgeschlagen<br />
hatten. Die Fenster stammten aus der<br />
Renaissancezeit und die gewölbte Decke<br />
zeigte eine Stichkappentonne und trägt<br />
Barockstukkaturen etwa aus der Zeit von<br />
1670.<br />
Im Stile des 16. Jahrhunderts waren die<br />
zwei Türen nebst den hölzernen Umrahmungen<br />
gehalten. Später hingen in dem<br />
Zimmer ein schönes, holzgeschnitztes<br />
Wappen des Hauses Österreich aus dem<br />
16. Jahrhundert und Bilder des sächsischen<br />
Kurfürsten Friedrich August III.<br />
1733-1763 und Friedrich Augusts des Gerechten<br />
1765-1827, sowie eine Tafel, aufzählend<br />
die Landesherren, die in diesem<br />
Zimmer „tafelten“. Nach einer Abbildung<br />
des Rathauses von 1792 hatten auch in<br />
alten Zeiten die Fenster der Königsstube<br />
und der darüberliegenden Räume gotische<br />
Prägung. Die Marktseite hatte vor<br />
dem Eingang in den Rathauskeller um<br />
1560 einen schöngebauten Vorbau, der<br />
in einfacherer Form noch 1790 stand und<br />
1842 entfernt wurde. Links (südlich) daneben<br />
hingen noch 1790 über einer Bank<br />
Halseisen und Zangen für den Pranger, die<br />
aber dann 1832 entfernt wurden.<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der<br />
Rathausausbau seinen Abschluss gefunden.<br />
Der Architekt Jürgen Kröger stellte<br />
den Bau im Stil der Neorenaissance<br />
1903 fertig. Am Rathaus, in Richtung<br />
Untermarkt angebracht, befinden sich<br />
die Wappen des Oberlausitzer Sechsstädtebundes.<br />
Jedes von ihnen wird von einem<br />
Krieger präsentiert, welcher die Last<br />
der auf ihm befindlichen Säulen hält. Der<br />
Haupteingang befindet sich seit 1902 am<br />
Säulenportal des Untermarkt 8. Ein Portal<br />
mit Treppenaufgang führt in das erste<br />
Geschoss. Besonders auffällig sind die<br />
vielen Höhenversprünge im Inneren, die<br />
die Bauübergänge besonders bemerkbar<br />
machen. Ein 1977 installierter Paternosteraufzug<br />
verbindet fünf Geschosse. 2010<br />
wurde er nach einer Haverie stillgelegt.<br />
Die Wartebänke in den Gängen stammen<br />
noch teilweise aus der Jugendstilzeit.<br />
Andreas Ch. de Morales Roque<br />
Quelle: Topographie der Stadt Görlitz<br />
von Dr. Richard Jecht<br />
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Geschichte<br />
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