Der Augustdorfer: Bereitschaftspflege
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Achtung Enkel-Trick!<br />
Auch <strong>Augustdorfer</strong> Seniorinnen<br />
und Senioren sind im Visier der<br />
Schock-Anrufer!<br />
Vor wenigen Tagen wurde bekannt,<br />
dass eine <strong>Augustdorfer</strong>in durch einen<br />
„Schock-Anruf“ um mehrere 1000€ und<br />
eine Tüte mit Schmuck betrogen worden war. Diese und<br />
andere Informationen waren der Anlass, den <strong>Augustdorfer</strong><br />
Polizisten, Herrn Welling zum Seniorentreff der AWO ins<br />
Bürgerzentrum einzuladen.<br />
Polizeioberkommissar Welling konnte eine Fülle von Beispielen<br />
nennen, wie gerissene Anrufer Seniorinnen und Senioren<br />
in einen gefährlichen Schock versetzen.<br />
Häufig geht es dabei um die Nachricht vom Unfall, den<br />
ein naher Verwandter verursacht haben soll. Durch seine<br />
Schuld wäre ein Mensch zu Tode gekommen. Enkel, Sohn<br />
oder Tochter säßen jetzt im Gefängnis und kämen nur frei,<br />
wenn eine Summe von einigen 1000€ gezahlt würde. Am Telefon<br />
spricht dann häufig ein falscher Polizist, dem das Geld<br />
später ausgehändigt werden soll.<br />
Manche Anrufer warnen davor, auf der Bank zu berichten,<br />
wofür man einen so hohen Betrag abheben wolle. In der<br />
Bank würden nämlich korrupte Angestellte arbeiten, denen<br />
man in dieser Situation nicht trauen dürfe.<br />
Bei dem Besuch einer 99-jährigen AWO-Freundin konnten<br />
wir selbst erfahren, mit welcher Wirkung ein Anrufer vorgegangen<br />
war.<br />
<strong>Der</strong> Enkel der Seniorin hatte sich nach seinem Besuch bei<br />
der Oma mit dem Versprechen verabschiedet, dass er nochmal<br />
anrufe. Als dann ein Anruf kam, glaubte sie, er sei es<br />
und sprach den Anrufer gleich mit dem Namen des Enkels<br />
an. <strong>Der</strong> gab sich dann als Polizist aus, der anrief, weil der<br />
Enkel der Seniorin jemanden bei einem Unfall getötet hätte.<br />
Sie habe nur geschrien vor Entsetzen, und wurde bedrängt,<br />
sie müsse eine Kaution zahlen, damit der Enkel aus<br />
dem Gefängnis frei komme. Wieviel Geld sie denn im Hause<br />
habe? Da war es gut, dass sie nichts im Hause hatte, was sie<br />
anbieten konnte, weil der Anrufer deshalb aufgab.<br />
Noch Wochen später sagte sie uns mit zitternder Stimme<br />
mehrmals: „Und ich hätte ihnen alles gegeben.“ In diesem<br />
Fall kam der „Unglücksfahrer“ zufällig kurze Zeit später zu<br />
ihr, und es war klar, was da los gewesen war.<br />
Aber die schreckliche Vorstellung, ihr Enkel müsse in dem<br />
Bewusstsein weiterleben, einen Menschen getötet zu haben,<br />
belastet sie immer noch, als wäre es wahr. So eindringlich<br />
und überzeugend war der Anrufer vorgegangen.<br />
Ähnliches hat auch Herr Welling bei Opfern von Schock-Anrufen<br />
beobachtet. Sie werden den Schrecken lange nicht los.<br />
Die Tricks sind vielseitig. Häufig wird per SMS oder Whats-<br />
App darum gebeten, eine neue Telefonnummer für Enkel,<br />
Sohn oder Tochter im Handy zu speichern, weil das alte Telefon<br />
kaputt sei. Erst Tage später kommt unter dieser Nummer<br />
die überzeugende Bitte um Geld für irgendetwas Wichtiges.<br />
Aber die Nachricht erscheint dann unter dem Namen<br />
der vertrauten Person und wird geglaubt.<br />
Beliebt ist auch die Geschichte, ein Einbruch<br />
stehe unmittelbar bevor, und Geldvermögen<br />
und Wertsachen müssten von<br />
der Polizei in Sicherheit gebracht werden.<br />
Die Anrufer sind so überzeugend,<br />
dass immer wieder Senioren ihr Vermögen<br />
in einer Tüte irgendwo abgestellt haben,<br />
Hauptsache außerhalb des eigenen<br />
Hauses, das ja bedroht würde.<br />
Die Lüge von angeblich korrupten Mitarbeitern der Bank,<br />
die vorhätten, das Geld zu veruntreuen, dient auch dazu,<br />
das Opfer zum Abheben der gesamten Ersparnisse zu bewegen.<br />
In der Bank oder bei der Sparkasse müsse man dann<br />
sagen, man wolle ein neues Auto kaufen.<br />
Herr Welling spricht von circa 30 solcher Anrufe oder Versuche<br />
per Textnachricht, täglich, allein in Augustdorf, die<br />
gemeldet werden. Von den anwesenden AWO-Freundinnen<br />
und Freunden konnten auch viele von solchen Erfahrungen<br />
berichten.<br />
Kriterien für die Auswahl der Menschen, die angerufen<br />
werden, sind unterschiedlich. Man glaubt, dass ältere<br />
Menschen leichter über ihre Gefühle zu packen sind. Und<br />
wenn einem Enkel geholfen werden soll, muss man schon<br />
ältere Menschen aussuchen, bei denen man diesen Betrug<br />
vornimmt. Da können bestimmte Vornamen, die früher mal<br />
üblich waren, verräterisch sein. Else, Hildegard oder Gertrud<br />
gehören dazu. Bruno Schütte, einer der bekanntesten<br />
AWO Freunde, kann sich kaum vor solchen Anrufen retten.<br />
Aber bei ihm haben sie keine Chance. Er hat ein sicheres<br />
Gefühl dafür, wenn ihn jemand betrügen will. Auch bei Herbert<br />
B. hat man es vor ein paar Tagen versucht, vergeblich,<br />
gottseidank.<br />
Ein anderes Kriterium für die Auswahl ist eine kurze Telefon-Nummer.<br />
Das ist in der Regel ein Anschluss, der schon<br />
lange besteht. Und die dazugehörigen Menschen sind in<br />
der Regel auch recht alt und damit geeigneter für einen Betrugsversuch.<br />
Was tun?<br />
Sofort das Gespräch abbrechen, Hörer auflegen und lieber<br />
die Enkelin oder den Enkel anrufen. Auch wenn sie angeblich<br />
im Gefängnis sitzen sollen.<br />
Auch bei Betrugsversuchen mithilfe von Textnachrichten<br />
gilt: Immer erst die betreffende Person unter der alten<br />
Nummer oder anders fragen, ob sie eine neue Nummer<br />
habe. von Klaus Mai und Angelika Böger-Mai<br />
Viktor Kober Stadionstr. 2b<br />
32832 Augustdorf<br />
Fon: 0160 18 09 508<br />
Fax: 05237 89 86 17<br />
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<strong>Der</strong> <strong>Augustdorfer</strong>/ Februar - März ‘23