ASO! Augsburg Süd-Ost - Februar 2023
Stadtteilmagazin für Augsburg-Hochzoll, -Herrenbach, -Spickel, -Textilviertel und Friedberg
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<strong>ASO</strong>! <strong>Februar</strong> ‚23<br />
11<br />
Ein Highway der Römer<br />
Bildnachweis: Otto Brasch,<br />
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege<br />
Die römische Fernstraße<br />
lief mitten durch das Gräberfeld.<br />
Aus allen Richtungen<br />
kamen in römischer<br />
Zeit Straßen auf die<br />
Hauptstadt Raetiens Augusta<br />
Vindelicum zu. Der<br />
Abschnitt, der das heutige<br />
Hochzoll <strong>Süd</strong> querte,<br />
gehörte zur Trasse<br />
<strong>Augsburg</strong> – Garmisch, die<br />
zum Brenner führte. Bei<br />
Schmiechen / Merching<br />
gab es einen Abzweig,<br />
der südlich des Ammersees<br />
am Chiemsee vorbei<br />
nach Salzburg lief. Eine<br />
zweite Straße zweigte<br />
am Hochzoller Lechübergang<br />
nach <strong>Ost</strong>en ab und<br />
führte durch das heutige<br />
Friedberg-West zur Lechleite,<br />
erklomm sie bei Wulfertshausen und nahm Kurs auf Regensburg.<br />
Westlich des Lechs erreichte man auf der Via Claudia über<br />
den Fern- und Reschenpass Norditalien. Über den Kobelweg,<br />
Westheim, Horgau und Zusmarshausen ging es nach Günzburg.<br />
Die Straßen der Römer waren sehr solide gebaut und überdauerten<br />
ihre Herrschaft bei weitem. Der Straßenkörper bestand aus<br />
einer etwa 30 cm dicken Schotterschicht, die Decke aus feinem<br />
Kies. Der oft 10 Meter breite Damm war gewölbt und wurde durch<br />
Gräben entwässert. Sie und die Materialgruben sind auf den Fotos<br />
der Luftbildarchäologen oft gut zu sehen, wie man oben auf<br />
dem Bild erkennen kann.<br />
Dem Warentransport dienten zweiräderige, seltener vierräderige<br />
Gespanne. Für wohlhabende Reisende standen bequeme Reisewägen<br />
zur Verfügung, wie auf dem Bild links unten.<br />
Nur 500 Meter östlich der B2 wurden 1982 die Standplätze zweier<br />
Kastelle ausgegraben, eines nördlich, eines südlich der Siedlung<br />
Lindenau. Beide waren durch Doppelgräben ohne Mauer geschützt.<br />
Im südlichen wurden Pfostenspuren eines Gebäudes ausgemacht.<br />
Man könnte vermuten, dass durch sie der Zugang zum<br />
Paartal am nahen Durchbruch gesichert wurde. Doch die Kargheit<br />
der Anlage lässt sie als militärisch wenig brauchbar erscheinen.<br />
Möglicherweise diente sie Auxiliartruppen für den Straßenbau.<br />
Ihre Errichtung wird in das zweite nachchristliche Jahrzehnt datiert,<br />
das ist die Zeit der Ansiedlung auf der <strong>Augsburg</strong>er Hochterrasse.<br />
Somit sind sie die ältesten bekannten Kastellbauten in<br />
Raetien. Siehe die Karten unten.<br />
Nach den Römern<br />
Die Straßen der Römer waren so solide gebaut, dass man sie im<br />
Mittelalter und der frühen Neuzeit immer noch benutzte. Das<br />
dürfte auch für unsere Hochzoller Römerstraße zutreffen. Sie trug<br />
auf alten Karten die Bezeichnung Oberländer Straße, die sich erhalten<br />
hat, manchmal auch „Alte Poststraße“. Etwas weiter östlich<br />
gab es eine weitere Straße nach Kissing, „Schwarzer Weg“ genannt,<br />
manchmal auch Münchner oder <strong>Augsburg</strong>er Straße. Beide<br />
wurden im 18. Jahrhundert von den Cordonisten aus Friedberg<br />
nach Schmugglern und Gesetzesbrechern durchkämmt.<br />
Gustav Euringer schreibt zu einer Wanderung vom Bahnhof<br />
Kissing zum Bahnhof Friedberg 1910 in seinem Wanderbüchlein:<br />
„In geschichtlichem Sinn ist unsere Route jedenfalls die dankbarste<br />
in <strong>Augsburg</strong>s nächster Umgebung; auf engem Raume<br />
drängt sich eine Fülle von Altertümern, Ereignissen, Problemen,<br />
Sagen und Legenden zusammen…“<br />
A. Hausmann