pdf Download November 2010 - Cockpit
pdf Download November 2010 - Cockpit
pdf Download November 2010 - Cockpit
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Take-off<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
«Darf man das?» Diese Frage stellen wir uns<br />
täglich. Schliesslich gibt es Gewohnheiten,<br />
Konventionen und Regeln. Darf man an einem<br />
Freitag Fleisch essen? Als Frau auf der<br />
Strasse rauchen? Am Sonntag Wäsche aufhängen?<br />
Diese rhetorischen «Darf man?» haben sich<br />
zwischenzeitlich überholt. Aber wie war das<br />
noch für uns Ältere in den Fünfziger- und<br />
Sechzigerjahren? «Das darf man nicht» und<br />
«das tut man nicht» zu Hauf. Mit Jeans zur<br />
Schule gehen? Ein «no go». Die Mädchen<br />
trugen Schürzen (Hosen streng verboten!);<br />
Konkubinisten hatten die Polizei im Haus…<br />
Heute gehören viele dieser Konventionen der<br />
Vergangenheit an – zum Glück! Nicht alle, allerdings.<br />
Was sich zuweilen in Mietshäusern<br />
in der Waschküche oder am Grenzzaun von<br />
Einfamilienhausbesitzern abspielt, ist mehr<br />
als erstaunlich. Möglich, dass das Fehlen<br />
von Konventionen zu einer Gegenreaktion<br />
führt: zu Vorgaben und Vorschriften. Die Reglementiererei<br />
ist heute die Hauptbeschäftigung<br />
aller Parlamente; wie wir wissen, wird<br />
auch die Fliegerei davon nicht verschont.<br />
Viele, die dieser Tendenz zustimmen oder<br />
aktiv fördern, stellen irgendwann fest, dass<br />
nun auch sie von neuen und unerwünschten<br />
Regeln betroffen sind. Selber schuld!<br />
Ob Wolf, ob Raucher, ob Schützen oder Piloten:<br />
Eine Mehrheit weiss scheinbar immer<br />
genau, was eine Minderheit zu tun und lassen<br />
hat. Was wir bei unserer «Fürsorge für<br />
die Anderen» gerne vergessen: Das Individuum<br />
ist immer eine Minderheit.<br />
Leben und leben lassen, mit Eigenverantwortung<br />
und etwas Toleranz, das muss unser<br />
Ziel sein. Das Gegenteil scheint aber der<br />
Fall zu sein: Nur klare Regeln scheinen den<br />
Menschen in unserem Land ein Gefühl von<br />
Sicherheit und Wohlbefi nden zu vermitteln.<br />
Eine Spiegelfechterei!<br />
Mit «Darf man das?» wurde ich auch auf mein<br />
letztes Editorial angesprochen. Darf man einen<br />
Bundesrat für etwas verantwortlich machen,<br />
das nur zum Teil in seinem Einfl ussbereich<br />
liegt? Ich meine ja – und akzeptiere<br />
auch andere Meinungen dazu. Obwohl der<br />
Bundesrat eine Kollegialbehörde ist: Die Aussenministerin<br />
ist letztlich für die Aus senpolitik<br />
zuständig, der Innenminister für seine Dossiers<br />
und der Chef VBS fürs Militär. Wer –<br />
freiwillig – eine Exekutivfunktion übernimmt,<br />
weiss um die Regeln dieses Spiels. Positiv:<br />
Bundesrat Maurer kennt dieses Politmuster<br />
sehr genau. Und Maurer ist – für die<br />
Schweiz untypisch – auch hart im nehmen.<br />
Das zeichnet ihn aus.<br />
«Darf man das?» haben wir uns von <strong>Cockpit</strong><br />
auch zu zwei internen Angelegenheiten<br />
gefragt. Darf der Chefredaktor sein eigenes<br />
Flugzeug als Poster veröffentlichen? Ich<br />
habe mich lange dagegen gesträubt; meine<br />
Editorial<br />
Mitarbeiter meinten ja. So argumentiere ich<br />
denn nun wie ein Bundesrat – in der dritten<br />
Person Singular: «Die Redaktion hat beschlossen…».<br />
Ein zweites «Darf man das?» betrifft Sie, liebe<br />
Leserinnen und Leser: Auf unserer Redaktion<br />
treffen täglich Dutzende von Mails ein – die<br />
Spams nicht mitgezählt. Die wichtigen und<br />
richtigen Mails von den ärgerlichen zu trennen<br />
(Viagra!) hat ein Mass angenommen, das unhaltbar<br />
ist. Seit einigen Monaten ist ein rigider<br />
Spamfi lter installiert. Allerdings mit unerfreulichen<br />
Nebenwirkungen: Einige Mails von Ihnen<br />
haben uns nicht erreicht. Dafür möchte<br />
ich mich herzlich entschuldigen.<br />
Die Frage, ob man den Filter installieren<br />
«darf» ist also, aus meiner Sicht, beantwortet.<br />
Ich kann Sie deshalb nur bitten: Sollten<br />
Sie auf Ihre Zuschrift innert nützlicher Zeit<br />
keine Antwort bekommen (haben) greifen Sie<br />
doch bitte zum Telefon. Oft ist ein Gespräch<br />
ja auch ergiebiger als ein Mail.<br />
Nüt für unguet, Ihr Max Ungricht<br />
Hauptmann Ralph «Deasy» Knittel kurz nach dem<br />
Start zur Flugdemo in Payerne während der CentenAir.<br />
Siehe auch Seite 8, «Inside».<br />
11/<strong>2010</strong> 5<br />
Foto: Marco Zatta