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Kinder " zu taufen.<br />
Eine Zäsur bildet das Jahr 1667. Der Rat<br />
entschied einen "Accoucheur" und "Hebammenmeister"<br />
einzustellen. Jener sollte<br />
bei komplizierten Geburten zugegen sein,<br />
die Hebammen zudem weiterbilden und<br />
beaufsichtigen. Man gewann einen tatkräftigen<br />
Mann für dieses Amt, den Homburger<br />
Regiments- Chirurgen Christian<br />
August Volkert. noch im gleichem Jahr<br />
schlug er dem Rat vor, in Görlitz eine<br />
Hebammenschule, nach dem Vorbild der<br />
Straßburger und Kasseler Schulen einzurichten.<br />
Bis zum Jahre 1811 erlernten in der<br />
beispielhaften Einrichtung allein 39 Hebammen<br />
ihr Handwerk. Als Probanten der<br />
Schülerinnen dienten unehelich Schwangere,<br />
die deshalb fällig Strafgeld nicht<br />
erlegen konnten. Sie wurden in der<br />
Schwangerschaft "touchiert" und die Entbindung<br />
erfolgte unter der Mitwirkung der<br />
zukünftigen Hebammen. In Dresden entstand<br />
eine solche Hebammenschule erst im<br />
Jahre 1774 allerdings verbunden mit einer<br />
Gebäranstalt.<br />
Nach dem Tode Volkerts folgte 1776 der in<br />
der oben erwähnten Dresdner Schule gut<br />
Ausgebildete Chirurg Sigismund Gottlieb<br />
Vogelsang der die Görlitzer Anstalt weiter<br />
profilierte. So verlangte er von den<br />
zukünftigen Hebammen den Besitz eines<br />
Lehrbuches und der Teilnahme an einer<br />
Obduktion.<br />
Der hervorragende Ruf der Görlitzer Hebammenschule<br />
wird besonders deutlich an<br />
der Anweisung des Landesherren König<br />
Friedrich August I. an den Bautzener Oberamtshauptmann<br />
aus dem Jahre 1811 die<br />
Hebammen des gesamten Markgrafentums<br />
Oberlausitz zur Ausbildung nach Görlitz zu<br />
schicken.<br />
S i e g f r i e d H o c h e<br />
(Ratsarchivar)