Armin Zepf (links) und Hans-Peter Dahlmann stehen an der Spitze des vor mehr als 100 Jahren gegründeten Ulmer Sanitätshauses.
unternehmen [!] TITELTHEMA 11 Helfer für mehr Mobilität Häussler Der Spardruck im Gesundheitswesen ist groß, der Markt extrem reguliert und der Konkurrenzdruck in der Branche hoch. Da wird Wandel zur Pflicht. Die Geschäftsführer Armin Zepf und Hans-Peter Dahlmann schildern, wie sie das Ulmer Sanitätshaus zum Dienstleister für Kunden, Krankenkassen und <strong>Unternehmen</strong> entwickeln. Wenn Sie beim Einkaufen bei Aldi, Lidl oder Kaufland einen Rollator für 89 € sehen. Was geht Ihnen da durch den Kopf? Armin Zepf: Das wäre ja noch ein guter Preis, wenn wir den mal kriegen würden. Hans-Peter Dahlmann: Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen sage ich: Ein Rollator ist ein wichtiges Produkt, aber keines, das großen Spaß macht. Entscheidend ist, dass eine gute und umfangreiche Beratung stattfindet. Ein Rollator für 89 € bei Aldi kann auf die Dauer teuer werden. Warum denn das? Dahlmann: Sie wissen nicht, wie einfach kann ich ihn zusammenfalten? Wie ist es, wenn ich damit Bus oder Bahn fahren möchte? Es gibt große Unterschiede im Handling, etwa, wenn ich über einen Randstein auf den Gehweg hoch muss. Wenn ein Discounter das anbieten will, dann soll er es tun. Das Fachgeschäft, in dem der Kunde Beratung bekommt, sind wir. Deswegen sehe ich solche Angebote nicht gerne, aber sie machen mir auch keine Angst. Die Politik scheut die Diskussion über die Grenzen von Standards. Was kostet bei Ihnen der günstigste Rollator? Dahlmann: Am günstigsten ist es, wenn Sie mit einem Rezept von der Krankenkasse zu uns kommen: Das kostet Patientinnen und Patienten gar nichts. Diese Möglichkeit gibt es bei Discountern nicht, denn diese haben keine Verträge mit den Krankenkassen. Zepf: Diese Kassenverträge sind stark reglementiert und sie beschäftigen uns als Sanitätshaus mehr als uns lieb ist. Wie meinen Sie das? Zepf: In Baden-Württemberg ist die AOK mit einem Versichertenanteil von mehr als 40 Prozent der bestimmende Anbieter und hat strikte Regeln für die Standardversorgung. Da steckt viel Bürokratie drin, auch weil wir die politische Diskussion darüber scheuen, wo sich der Markt in eine eigenverantwortliche freie Entscheidung trennt und was über die Standardversorgung abgedeckt werden soll. Das ist nicht nur bei der Unterarmgehstütze so, die uns im Einkauf sieben Euro kostet und die wir inklusive Dienstleistung für 20 € gegen Barzahlung abgeben könnten. Aber auch die gibt es auf Rezept – und der Vorgang plagt die ganze Maschinerie. Also vom Arzt angefangen bis zur Abrechnung. Wie könnte das anders laufen? Zepf: Ich fände Automaten in Kliniken sinnvoll, an denen man sich beispielsweise einfache Produkte wie Unterarmgehstützen oder Greifzangen holen kann. Aber politisch geht an dieser Stelle fast nichts. Warum? Zepf: Da fehlen Mut und Wille, aus diesem großen Paket der sozialen Fürsorge auszubrechen, auch weil da schnell der Vorwurf im Räum stünde, Menschen mit Handicap, einer gesundheitlichen Beeinträchtigung oder geringerem Einkommen, würden diskriminiert. Dahlmann: Bei Sehhilfen hingegen hat die Politik bereits vor vielen Jahren entschieden, dass die Erstattung eingestellt wird. Da hat sich die Politik rangetraut. Die Optiker, die ihr Geschäft gut führen, sind weiterhin erfolgreich. Brillen sind inzwischen ein Lifestyleprodukt, der Rollator wird das nie werden. Zudem wird die Wählerschicht der Älteren immer größer. Ich glaube auch nicht, dass die Politik sich da künftig herantraut. Weil immer mehr Menschen solche Produkte benötigen, steigen ja auch Handel und Onlinehandel in den Verkauf ein. Wie reagieren Sie darauf? Dahlmann: Wir bereiten digitale Ansprache und Angebote vor. Im Moment haben wir noch eine Käuferschicht, die vielleicht auch mal googelt, aber eher Zur Person Armin Zepf (64, verheiratet, vier Kinder) hat Orthopädietechnik von der Pike auf gelernt. Nach einer Ausbildung und dem Besuch der Meisterschule arbeitete er zunächst 13 Jahre in der Entwicklungsabteilung von Otto Bock in Duderstadt. Dann übernahm er 1996 das Sanitätshaus Häussler in Ulm, bei dem er sich bereits als junger Meister beworben hatte, dann aber die Stelle in der Industrie vorzog. Die Freizeit verbringt der geschäftsführende Gesellschafter gern im Kreise seiner Familie und beim Wandern oder Langlaufen im Allgäu. Zur Person Hans-Peter Dahlmann (50, verheiratet, zwei Kinder) ist seit 2<strong>01</strong>5 als Geschäftsführer bei Häussler, seit 2022 Sprecher der Geschäftsführung. Zum Berufstart lernte er Industrieelektroniker. Nach dem Zivildienst in einem Pflegeheim sattelte er um, absolvierte eine Lehre zur Pflegekraft. Später wechselte er in die Industrie und studierte berufsbegleitend BWL. In der Freizeit spielt er Klavier und Kirchenorgel oder powert sich auf dem Tennisplatz aus. Ehrenamtlich ist er bei Support Ulm e. V. und der Ulmer Universitätsgesellschaft aktiv.