Mehrheit für „Patriot“-Einsatz - Oberpfalznetz.de - Der Neue Tag
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Sa., 15. /So., 16. Dezember 2012 Magazin<br />
Von Susanne Wolke<br />
Ihr Kin<strong>de</strong>rlein kommet“: Das bekannte<br />
Weihnachtslied reduziert<br />
die Schar <strong>de</strong>r Besucher in Bethlehems<br />
Stall auf eine begrenzte Gruppe.<br />
Noch mehr Auslese wird in<strong>de</strong>r<br />
biblischen Weihnachtsgeschichte an<br />
sich betrieben: Mariaund Josef, Ochs<br />
und Esel, Hirten, Schafe, später die<br />
Weisen aus <strong>de</strong>m Morgenland und darüber<br />
eine Schar von Engeln –viel<br />
mehr Besuch empfing das Christkind<br />
<strong>de</strong>r Überlieferung nach nicht.<br />
Nun ist das alles freilich lange her.<br />
Und nicht nur in Böhmen beschränkt<br />
man sich schon seit geraumer<br />
Zeit nicht mehr allein auf diese<br />
schmale Gefolgschaft <strong>de</strong>s Heilands.<br />
<strong>Der</strong>Beweis <strong>für</strong> die böhmische Freu<strong>de</strong><br />
an einer vielfigurigen und bunten<br />
Darstellung prangt <strong>de</strong>rzeit unübersehbar<br />
im Museum Obermünster in<br />
Regensburg. „Vom Himmel hoch“<br />
lautet dort <strong>de</strong>r Titel einer weihnachtlichen<br />
Ausstellung. Gezeigt wer<strong>de</strong>n<br />
böhmische Krippenlandschaften aus<br />
<strong>de</strong>r Sammlung Klebe.<br />
Hier sind es beileibe nicht nur Hirten<br />
und himmlische Boten, die das<br />
Christkind willkommen heißen. In<br />
<strong>de</strong>n von Menschenmassen und ar-<br />
„Vom Himmel hoch“ lautet <strong>de</strong>r Titel<br />
<strong>de</strong>r herrlich bunten Krippenausstellung<br />
imMuseum Obermünster.<br />
chitektonischen Elementen schier<br />
überquellen<strong>de</strong>n „Krippenbergen“,<br />
wie die spezifisch böhmische Darstellung<br />
<strong>de</strong>s Weihnachtsgeschehens<br />
auch genannt wird, fin<strong>de</strong>t sich alles,<br />
was Rang und Namen hat:<br />
Städte und Paläste<br />
Da gibt es Bäcker, Metzger und Soldaten.<br />
Nachtwächter, Mönche und<br />
Du<strong>de</strong>lsackpfeifer. Brotbringer, Traubenträger<br />
und Mehlsackschlepper.<br />
Beson<strong>de</strong>rs beliebt sind Schornsteinfeger<br />
in ihrem rußbefleckten schwarzenGewand.<br />
Siealle tummeln sich in<br />
prächtigen Städten und Palästen, unter<br />
Palmen und in Felsengrotten.<br />
„Da liegt es, das Kindlein, auf Heu<br />
und auf Stroh“: Zumin<strong>de</strong>st dieser<br />
Richtlinie <strong>de</strong>r christlichen Ikonographie<br />
wird selbst in <strong>de</strong>n viel bevölkerten<br />
böhmischen Krippenlandschaften<br />
Folge geleistet. Winzig klein und<br />
einigermaßen leicht auffindbar lediglich<br />
durch seine zentrale Stellung<br />
inmitten <strong>de</strong>s Gewimmels und Gewusels<br />
erscheint das Christkind selbst<br />
betont traditionell. In Win<strong>de</strong>ln gewi-<br />
ckelt liegt es in <strong>de</strong>r Krippe –und erweckt<br />
in all seiner schutzlosen Empfindlichkeit<br />
nicht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Eindruck<br />
<strong>de</strong>r größten Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
<strong>für</strong> die eifrigen Krippenhersteller aus<br />
Böhmen.<br />
Womöglich hängt die bei aller Liebe<br />
zum Detail etwas stiefmütterliche<br />
Behandlung <strong>de</strong>s Christkin<strong>de</strong>s auch<br />
mit <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Geschichte <strong>de</strong>r<br />
böhmischen Krippenlandschaften<br />
zusammen. Die nämlich haben sich<br />
schon lange aus <strong>de</strong>m rein kirchlichen<br />
Nummer<br />
Die böhmischen Krippenberge sind bekannt <strong>für</strong> ihre überquellen<strong>de</strong> Fülle anFiguren und Hintergrundrequisiten.<br />
VomHimmel in die tiefsten Klüfte<br />
Museum Obermünster zeigt die Vielseitigkeit böhmischer Krippenlandschaften<br />
Manche Krippenberge nahmen ein ganzes Zimmer in Anspruch.<br />
Die Heilige Familie<br />
bleibt auch in <strong>de</strong>n<br />
böhmischen Krippenlandschaften<br />
stets<br />
traditionell.<br />
Bil<strong>de</strong>r:Wolke<br />
Kontext gelöst. Schon früh griff man<br />
in <strong>de</strong>r Region <strong>de</strong>n angeblich von<br />
Franz von Assisi 1223 eingeführten<br />
Brauch auf, das Weihnachtsgeschehen<br />
nachzustellen. Zog <strong>de</strong>r Heilige<br />
da<strong>für</strong> noch leben<strong>de</strong> Menschen und<br />
Tiere als Darsteller heran, verwen<strong>de</strong>te<br />
man <strong>für</strong> die daraufhin aufkommen<strong>de</strong>n<br />
Krippendarstellungen<br />
schon bald Figuren.<br />
Wahrer Boom<br />
„Die Jesuiten aus Prag haben im Jahr<br />
1562 begonnen, Krippenlandschaften<br />
in ihren Kirchen aufzubauen und<br />
eröffneten damit einen wahren<br />
Boom“, liest man in <strong>de</strong>r Ausstellung.<br />
Doch im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt war es vorbei<br />
mit <strong>de</strong>r Pracht –zumin<strong>de</strong>st im sakralen<br />
Raum: Maria Theresia und<br />
Kaiser Joseph II. verboten die Aufstellung<br />
vonKrippen in <strong>de</strong>n Kirchen.<br />
Die Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r spielerischen<br />
Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>s Weihnachtsgeschehens<br />
konnten sie <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
dadurch nicht nehmen. Die nämlich<br />
baute die Krippen kurzerhand zu<br />
Hause nach. „Vor allem in Böhmen,<br />
Mähren und <strong>de</strong>m Erzgebirge entstan<strong>de</strong>n<br />
große Krippenlandschaften,<br />
die von Jahr zu Jahr reicher ausgestattet<br />
wur<strong>de</strong>n“, informieren die Begleittexte<br />
im Museum Obermünster.<br />
Ganze Familien arbeiteten oft über<br />
Jahrzehnte hinweg an <strong>de</strong>n immer<br />
mehr ausufern<strong>de</strong>n „Krippenbergen“.<br />
Einmal im häuslichen Bereich angekommen,<br />
verloren auch die Akteure<br />
<strong>de</strong>s weihnachtlichen Geschehens<br />
bald ihren fremdländischen Charakter.<br />
Vor einer grundlegend profanen<br />
Auslegung <strong>de</strong>r Krippenfiguren aus<br />
<strong>de</strong>m Alltag <strong>de</strong>r bürgerlichen Familien<br />
warnt allerdings <strong>de</strong>r Sammler Karl<br />
Heinz Klebe.<br />
Pralle Freudigkeit<br />
Dass die böhmischen Krippenberge<br />
oft in einem eigenen Raum zur<br />
Schau gestellt wur<strong>de</strong>n, verwun<strong>de</strong>rt<br />
angesichts ihrer Größe und Ausstattung<br />
nicht. Dem Sammlerehepaar<br />
Klebe gebührt Respekt allein schon<br />
<strong>für</strong> das Auffin<strong>de</strong>n und Zusammentragen<br />
<strong>de</strong>r nun in Regensburgzusehen<strong>de</strong>n<br />
Schätze. Jahrelang durchstreiften<br />
die nord<strong>de</strong>utschen Sammler die böhmische<br />
Region auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />
Krippenfiguren.<br />
Das Ergebnis sind Abertausen<strong>de</strong><br />
von Figuren. Die Ausstellung im Museum<br />
Obermünster führt die Weihnachtsgeschichte<br />
in einer prallen<br />
Freudigkeit vor Augen, die große und<br />
kleine Herzen höher schlagen lässt.<br />
Information<br />
■ DieSchau „Vom Himmel hoch.<br />
Böhmische Krippenlandschaften<br />
aus <strong>de</strong>r Sammlung Klebe“ ist bis<br />
zum 6. Januar 2013 im Museum<br />
Obermünster,Emmeramsplatz 1,<br />
in Regensburgzusehen.<br />
■ Öffnungszeiten: täglich außer<br />
Montag von 12bis 17 Uhr, Donnerstag<br />
bis 20 Uhr. Am 25. Dezember<br />
und 1. Januar ist die Ausstellung<br />
geschlossen. Zur Schau<br />
gibt es einen bunten Katalog.<br />
■ Weitere Informationen unter<br />
Telefon 0941/597-2530.<br />
Weitere Informationen im Internet:<br />
www.bistumsmuseen-regensburg.<strong>de</strong><br />
+++<br />
290 · 49<br />
Aus <strong>de</strong>m Inhalt<br />
Kultur<br />
Erinnerungen an<br />
Walter Höllerer<br />
Walter Höllerer. Bild: Huber<br />
Für <strong>de</strong>n Chef <strong>de</strong>r Gruppe 47, <strong>für</strong><br />
Hans Werner Richter war er „das<br />
Lachen <strong>de</strong>r Oberpfalz“, <strong>de</strong>r Literaturkritiker<br />
Helmut Böttiger bezeichnet<br />
ihn als <strong>de</strong>n „Erfin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
mo<strong>de</strong>rnen Literaturbetriebs“:<br />
Am 19. Dezember vor 90Jahren<br />
wur<strong>de</strong> Walter Höllerer in Sulzbach-Rosenberg<br />
geboren. Brigitte<br />
Fließ erinnert sich an<br />
<strong>de</strong>n Literaten und Menschen<br />
Walter Höllerer. 50<br />
Kin<strong>de</strong>r<br />
Christkind und<br />
Weihnachtsmann<br />
Weihnachtsmann o<strong>de</strong>r Christkind,<br />
egal –Kin<strong>de</strong>r lieben bei<strong>de</strong>!<br />
Archivbild: dpa<br />
Den einen Kin<strong>de</strong>rn bringt das<br />
Christkind die Geschenke, <strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r Weihnachtsmann.<br />
Aber warum ist das eigentlich so?<br />
Auf <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rseite unterhalten<br />
sich die bei<strong>de</strong>n<br />
Gabenbringer darüber. 52<br />
Buch aktuell<br />
Das „Grüne<br />
Dach Europas“<br />
Waldohreule im winterlichen<br />
<strong>Tag</strong>eseinstand. Bild: Fischer<br />
Hinter <strong>de</strong>m Begriff das „Grüne<br />
Dach Europas“ verbirgt sich das<br />
größte zusammenhängen<strong>de</strong><br />
Waldgebiet Mitteleuropas, das<br />
von Oberfranken über die Oberpfalz<br />
und <strong>de</strong>n Bayerischen Wald<br />
bis in <strong>de</strong>n tschechischen und<br />
oberösterreichischen Böhmerwald<br />
reicht. Ein neues Buch erzählt<br />
die Geschichte diesesgrenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />
Gebiets. 54<br />
... und außer<strong>de</strong>m<br />
Unterhaltung 50<br />
Witz 53<br />
Veranstaltungskalen<strong>de</strong>r 56 +57<br />
TV Samstag +Sonntag 58 +59<br />
Wetter und Rätsel 60