Impfung in Zahnarztpraxen
Ausgabe 4/2022
Ausgabe 4/2022
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ZBW_4/2022<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
das nicht nur auf Landesebene so verhält,<br />
sondern uns leider auch mit Gesetzgebungen<br />
von Bundesebene aus<br />
ebenso ergeht.<br />
[...] Es ist ja geplant, dass es e<strong>in</strong>e Enquete-Kommission<br />
„Krisenfeste Gesellschaft“<br />
geben soll. [...] Ich stehe der<br />
Enquete kritisch gegenüber, weil ich<br />
befürchte, dass es <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er zweijährigen<br />
Aufarbeitung, vielleicht e<strong>in</strong>en<br />
Tag für den Gesundheitsbereich geben<br />
wird. [...] Ich f<strong>in</strong>de, das müsste zielgerichteter<br />
für den Gesundheitsbereich<br />
organisiert werden. Aus me<strong>in</strong>er Sicht<br />
müsste das relativ zeitnah geschehen<br />
und dann auch <strong>in</strong>tensiv mit den Partnern<br />
im Gesundheitswesen erörtert<br />
werden. [...]<br />
Dr. Torsten Tomppert: Ich<br />
IAL-<br />
denke, die Problematik, ich<br />
spreche aber jetzt mal vom<br />
Bund und gehe zur großen<br />
Koalition zurück, war, dass<br />
versäumt wurde, e<strong>in</strong>en richtigen<br />
Krisenstab e<strong>in</strong>zurich-<br />
HE<br />
ten. Aus me<strong>in</strong>er Sicht hätte<br />
dieses Gremium viel breiter<br />
aufgestellt gehört. Zudem<br />
hätten dort natürlich Ökonomen<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehört, dort hätte<br />
TEI<br />
die Industrie h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehört,<br />
Psychologen, Virologen und<br />
auch Epidemiologen. Das<br />
verstehe ich persönlich nicht,<br />
ND<br />
dass die letzte Bundesregierung<br />
dies nicht getan hat. In<br />
e<strong>in</strong>em Diskurs an so e<strong>in</strong>em<br />
großen runden Tisch erarbeitet<br />
sich die Politik die verschiedenen Aspekte<br />
und Handlungsoptionen. Und das<br />
war mir damals deutlich zu e<strong>in</strong>seitig.<br />
Da stimme ich Ihnen gerne zu. Ich halte<br />
den Ansatz, den die jetzige Bundesregierung<br />
wählt, für absolut richtig. [...] In<br />
der alten Struktur wäre es nicht denkbar<br />
gewesen, dass man im Dezember 30<br />
Millionen <strong>Impfung</strong>en h<strong>in</strong>bekommt. Ich<br />
fand den Ansatz von M<strong>in</strong>ister Lucha<br />
immer richtig, dass er <strong>in</strong> die AG Corona,<br />
die Leute von der Front mit re<strong>in</strong>geholt<br />
hat. Ich glaube aber, dass das Sozialm<strong>in</strong>isterium<br />
mit dem Management der<br />
Coronakrise logistisch überfordert war<br />
[...].<br />
Cornelia Schwarz: 2021 sollte das Impfjahr<br />
werden – was wird das Jahr 2022?<br />
Ich hoffe auf jeden Fall, dass 2022 auch<br />
e<strong>in</strong> Impfjahr wird, denn sonst haben<br />
wir alle am Ende des Sommers e<strong>in</strong><br />
ziemliches Problem. [...] Wir können<br />
jetzt auch nicht mehr sagen, wir warten<br />
ab, bis die Pandemie vorbei ist, sondern<br />
müssen uns e<strong>in</strong> wenig anpassen.<br />
Das wird sicherlich im Fokus dieses<br />
Jahres stehen.<br />
Cornelia Schwarz: Sie haben eben das<br />
Impfjahr auch für das Jahr 2022 <strong>in</strong>s Feld<br />
geführt. Doch wie stehen Sie denn zur<br />
allgeme<strong>in</strong>en Impfpflicht?<br />
Also ich b<strong>in</strong> grundsätzlich jemand,<br />
der ke<strong>in</strong> großer Freund von Impfpflichten<br />
ist, weil ich e<strong>in</strong>en unerschütterlichen<br />
Optimismus <strong>in</strong> die rationalen<br />
Beweggründe der Menschen habe.<br />
Aber leider hilft alle<strong>in</strong> der Optimismus<br />
nichts. Wenn wir im Herbst nicht<br />
noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e solche Situation wie<br />
2020 und 2021 erleben wollen, brauchen<br />
wir e<strong>in</strong>e Impfpflicht. Ich halte<br />
diese allgeme<strong>in</strong>e Impfpflicht auch aus<br />
anderen Gründen für wichtig, damit<br />
wir ke<strong>in</strong>e krassen Abwanderungstendenzen<br />
aus dem Gesundheitsbereich<br />
haben. Diese Möglichkeit fiele mit der<br />
Impfpflicht weg und andererseits ist<br />
es auch e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Frage der Solidarität.<br />
Dr. Ute Maier: Das heißt Sie s<strong>in</strong>d für die<br />
allgeme<strong>in</strong>e Impfpflicht und alle s<strong>in</strong>d im<br />
Boot und nicht nur die Beschäftigten im<br />
Gesundheitswesen? Denn genau diese<br />
selektive Verpflichtung führt zu den Abwanderungsfällen<br />
aus bestimmten Berufszweigen.<br />
Hier müsste die Bundesregierung<br />
deutlich Kante zeigen.<br />
Es ist e<strong>in</strong>e große ethische Frage. Wir<br />
haben <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e gute Kultur<br />
h<strong>in</strong>sichtlich Gewissensfragen. [...]<br />
Das Pr<strong>in</strong>zip Regierung und Opposition<br />
hilft <strong>in</strong> solchen Fällen nicht weiter –<br />
das muss jede*r Abgeordnete nach<br />
dem eigenen Gewissen beantworten.<br />
E<strong>in</strong>fach weil das Thema <strong>Impfung</strong> sehr<br />
31_POLITIK<br />
» An dieser Stelle auch mal e<strong>in</strong><br />
herzlicher Dank, vor allem an die KZV<br />
und auch an die LZK, weil wir ja wissen<br />
und sehen, dass Sie als die Führungspersönlichkeiten<br />
immer an der Seite der<br />
Impfenden standen und das auch<br />
praktisch gefordert und pragmatisch<br />
unterstützt haben.«<br />
Florian Wahl MdL<br />
persönlich ist und mitunter den religiösen<br />
Bereich tangiert. Dennoch und<br />
ja, ich b<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Impfpflicht<br />
und würde auch dafür stimmen<br />
[...].<br />
Cornelia Schwarz: Stichwort impfende<br />
Zahnärzteschaft. Aktuell s<strong>in</strong>d die bürokratischen<br />
Vorgaben hier noch nicht genommen…<br />
Ich persönlich hätte mich gefreut, wenn<br />
die Zahnärzte früher hätten impfen<br />
können. Allerd<strong>in</strong>gs muss man sagen,<br />
dass die bürokratischen Hürden, was<br />
das Impfen angeht, an vielen Stellen viel<br />
zu hoch waren. [...] Gerne nehmen wir<br />
hier auch noch weitere H<strong>in</strong>weise von Ihnen<br />
entgegen und gebe sie an die Landesregierung<br />
mit Nachdruck weiter.<br />
Daran darf es aus unserer Sicht auf ke<strong>in</strong>en<br />
Fall scheitern.<br />
Dr. Torsten Tomppert: Natürlich, und<br />
das muss ich ganz ehrlich sagen, ist der<br />
Zeitpunkt, die Zahnärzteschaft zum<br />
Impfen zuzulassen, etwas spät. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
freut es mich, dass die Bereitschaft<br />
der Zahnärzt<strong>in</strong>nen und Zahnärzte<br />
am Impfen teilzunehmen, noch so<br />
lange vital geblieben ist. [...] Die Ärztekammer<br />
und die KV Baden-Württemberg<br />
haben es <strong>in</strong> der AG Corona ja auch<br />
bereits gesagt, Zahnärzte können piksen.<br />
Und übrigens nicht nur das: Zahnärzte<br />
können auch Anamnese. Ich habe<br />
vorher mit der Geschäftsstelle der LZK<br />
telefoniert und dort fühlte man sich<br />
heute, ob der Bereitschaft der Zahnärzte<br />
zu impfen, niedergerannt. Ich f<strong>in</strong>de<br />
das bee<strong>in</strong>druckend [...], dass auch dieser<br />
Berufsstand der Politik verziehen hat,<br />
dass er <strong>in</strong> der vergangenen Zeit von der<br />
Bundespolitik nicht ganz so behandelt<br />
wurde, wie er sich das gewünscht hätte<br />
und trotzdem bereit ist, der Bevölkerung<br />
zu helfen. Das läuft me<strong>in</strong>es Erachtens