Impfung in Zahnarztpraxen
Ausgabe 4/2022
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ZBW_4/2022<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
33_POLITIK<br />
Das Dialoggespräch mit Dr. Michael Preusch MdL<br />
VERSORGUNG IN DEN<br />
REGIONEN SICHERSTELLEN<br />
Für Dr. Michael Preusch, Gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von<br />
Baden-Württemberg, ist der Genossenschaftsverband e<strong>in</strong> möglicher Bauste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Richtung Sicherstellung<br />
der flächendeckenden ärztlichen Versorgung. Darüber und auch über e<strong>in</strong>e mögliche Implementierung<br />
des täglichen Zähneputzens mit fluoridhaltiger Zahnpasta <strong>in</strong> Kitas tauschten wir uns aus.<br />
Cornelia Schwarz: Uns würde<br />
<strong>in</strong>teressieren Herr Dr.<br />
Preusch, wofür Sie <strong>in</strong> der<br />
Gesundheitspolitik stehen<br />
und welche Ziele Sie mit Ihrem<br />
Engagement verb<strong>in</strong>den?<br />
CHRISTLICH<br />
Dr. Michael Preusch: [...] Das<br />
e<strong>in</strong>e ist natürlich das Thema<br />
ärztliche Versorgung im<br />
ländlichen Raum. Das betrifft<br />
die hausärztliche, also<br />
die Basisversorgung, aber<br />
auch die fachärztliche Versorgung<br />
und [...] da gehört<br />
auch die zahnärztliche Versorgung<br />
mit dazu. Eng damit<br />
verbunden s<strong>in</strong>d Strukturdebatten<br />
zur ambulanten<br />
und stationären Versorgung,<br />
ebenso wie die pflegerische<br />
Versorgung [...]. Das<br />
heißt wir müssen darüber<br />
h<strong>in</strong>aus Strukturen schaffen,<br />
die frühzeitiger greifen. Konkret<br />
müssen wir für die ärztlichen Kolleg<strong>in</strong>nen<br />
und Kollegen Arbeitszeitmodelle mit<br />
der Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf ermöglichen.<br />
Hier bietet sich unter anderem<br />
das Modell e<strong>in</strong>es MVZ an, <strong>in</strong> dem die Ärzt<strong>in</strong><br />
oder der Arzt <strong>in</strong> (Teilzeit)-Anstellung tätig<br />
ist. Wir haben bereits e<strong>in</strong>ige MVZ im Lande<br />
sehr erfolgreich laufen. Ich b<strong>in</strong> der Me<strong>in</strong>ung,<br />
dass dieses Konzept besser publik gemacht<br />
bzw. die Beratung zum Thema gefördert<br />
werden muss. Die Struktur von Förderung,<br />
Erstellung und zum Betreiben e<strong>in</strong>es<br />
MVZs muss klar geregelt se<strong>in</strong>. Es gibt natürlich<br />
Regionen, <strong>in</strong> denen sich die niedergelassenen<br />
Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen gerne<br />
an e<strong>in</strong>em MVZ beteiligen, aber die Organisation<br />
nicht stemmen wollen. In diesen Fällen<br />
sehe ich auch die Kommunen als möglichen<br />
Akteur. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />
habe ich e<strong>in</strong> Gespräch mit dem baden-württembergischen<br />
Genossenschaftsverband<br />
der sich dem Thema Praxisgeme<strong>in</strong>schaft,<br />
DEMOKRATISCHE<br />
Screenshot: Dr. Maier<br />
UNION<br />
MVZ etc. bereits widmet, geführt. Ich sage<br />
Ihnen ganz ehrlich: Mir ist es lieber, die Geme<strong>in</strong>de<br />
oder Kommune hat dieses MVZ <strong>in</strong><br />
der Hand als irgende<strong>in</strong> privater Groß<strong>in</strong>vestor,<br />
auf den wir ke<strong>in</strong>en Zugriff haben [...].<br />
Cornelia Schwarz: Aber wäre es nicht besser,<br />
wenn die MVZ durch die Ärzteschaft<br />
selbst gestemmt werden würden?<br />
Das wäre die ideale Konstellation. Leider ist<br />
das Interesse <strong>in</strong> den strukturschwachen<br />
Regionen nicht so groß, dass dieses Modell<br />
zum Selbstläufer wird. Viele Ärzt<strong>in</strong>nen und<br />
Ärzte wollen ihre Patient<strong>in</strong>nen und Patienten<br />
behandeln, aber mit der Verwaltung<br />
und Organisation e<strong>in</strong>es MVZ wenig zu tun<br />
haben. Deshalb benötigen wir strukturelle<br />
Angebote, die bedarfsgerecht adaptiert vor<br />
Ort ausgerollt werden können.<br />
Kommunikation Im regen Austausch mit der Politik suchen Dr. Ute Maier,<br />
Vorsitzende des Vorstands der KZV BW und Dr. Torsten Tomppert, Präsident<br />
der LZK BW geme<strong>in</strong>same Positionen.<br />
Dr. Torsten Tomppert: [...] Ich gehe gerne<br />
auf den Punkt der freiberuflichen selbstständigen<br />
Niederlassungen e<strong>in</strong>. Sie haben<br />
genau den Punkt getroffen. Wir als<br />
Körperschaften fördern das und auch die<br />
Niederlassungen. Die große Problematik<br />
dabei ist genau die, die Sie ansprechen.<br />
Die jungen Leute gehen heute viel später<br />
<strong>in</strong> die Niederlassungen, als früher. Die<br />
Gründe, die sie abhalten s<strong>in</strong>d das f<strong>in</strong>anzielle<br />
Risiko, das im Gegenbereich nicht<br />
mehr durch adäquate Honorierung abgedeckt<br />
ist. Und die überbordende Bürokratie<br />
[...]. Und genau das ist der spr<strong>in</strong>gende<br />
Punkt, denn sie sagen [...]: Ich will<br />
behandeln! Und die Entwicklung, die ich<br />
auch <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Praxis, die ich geme<strong>in</strong>sam<br />
mit me<strong>in</strong>er Frau führe, sehe, ist genau<br />
diese Thematik. Die Gewichtung zwischen<br />
Bürokratie und Behandlung hat<br />
sich dramatisch verändert. Auch das<br />
Thema Prüfbürokratie, die wir im Land<br />
haben und die uns sehr belastet, wie<br />
beispielsweise die nicht anlassbezogen<br />
Praxisbegehungen.