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Bücherwurm<br />
Monchi, Sänger von Feine Sahne Fischfilet,<br />
hat abgespeckt. Hendrik Bolz von Zugezogen<br />
Maskulin rappt sich durch die Nullerjahre.<br />
Wolfgang Ambros zieht ein persönliches<br />
Resümee. Thomas Griessl kauft Platten.<br />
Marius Müller-Westernhagen<br />
singt in seinem Hit „Dicke”<br />
von 1978: „Ich bin froh, dass<br />
ich kein Dicker bin / Denn dick sein ist<br />
‘ne Quälerei.” Würde heute, in der woken<br />
Gesellschaft, jemand (noch dazu ein<br />
Mann!) so einen Text schreiben, hätte er<br />
sicher die Kacke am Dampfen: Bodyshaming<br />
ist dieser Tage in einem Atemzug<br />
mit Sexismus und Rassismus zu nennen,<br />
„auch dicke Menschen können schön und<br />
glücklich sein” wird krakeelt! Natürlich:<br />
man muss nicht zwingend den BMI von<br />
Germany’s Next Topmodel (für Frauen)<br />
oder von US-Highschool-Serien (für<br />
Männer) als oberste (beziehungsweise:<br />
unterste) Messlatte hernehmen oder die<br />
Proportionen von Barbie und He-Man<br />
auf die Gesellschaft projizieren. Aber<br />
wenn die Fettleibigkeit – die Adipositas<br />
– gesundheitsgefährdende Ausmaße einnimmt<br />
und das tägliche Leben erschwert,<br />
sollte man sich tatsächlich Gedanken<br />
über seinen Lebenswandel machen und<br />
dies thematisieren, das spricht allein schon<br />
die Vernunft. So geschehen bei Jan Garkow<br />
alias Monchi, Sänger der Punkband<br />
Feine Sahne<br />
Fischfilet.<br />
Monchi war<br />
GEWINN<br />
SPIEL<br />
Wir verlosen 2 Bücher von Monchi<br />
„Niemals satt”.<br />
Mehr Informationen und<br />
Teilnahmebedingungen:<br />
www.ticketmagazin.com<br />
TEXT: STEFAN BAUMGARTNER<br />
schon als Kind stärker gebaut, aber das<br />
Leben eines Rockstars zollte Tribut: Jahrelang<br />
gab er Vollgas, Vollräusche gehörten<br />
zum Bandleben dazu, Fressattacken<br />
gerade in schwierigen Lebensphasen<br />
ebenso. Schließlich brachte er über 182<br />
Kilo auf die Waage, Gewand passte ihm<br />
kaum mehr, Betten brachen unter ihm<br />
zusammen, Aktivitäten waren nicht oder<br />
nur schwerlich möglich, seine Haut wurde<br />
rissig und selbst die Körperhygiene fiel<br />
ihm schließlich schwer. Dann, in Corona,<br />
hat er angefangen umzudenken und nach<br />
einigen Anfangsschwierigkeiten mit Sport<br />
und Ernährungsumstellung beinahe ein<br />
Drittel seines Gewichts verloren. Diesen<br />
Leidensweg, aber auch die einhergehende<br />
Erfolgsgeschichte hat er nun schonungslos<br />
ehrlich in „Niemals satt” verschriftlicht:<br />
Es ist kein Diätratgeber geworden, sondern<br />
eine sehr intime, persönliche Erzählung<br />
über seine subjektiven Erkenntnisse:<br />
Er hinterfragt Gewohnheiten, befragt<br />
sein Umfeld, seine Familie, seine<br />
Bandkollegen, erkennt, dass Scheitern<br />
am Weg zum Erfolg dazugehört, lernt,<br />
sich seine Macken einzugestehen, aber<br />
auch, dass es notwendig ist, der Maßlosigkeit<br />
den Kampf anzusagen, wenn er –<br />
mit all seinen Annehmlichkeiten – leben<br />
will. Und auch jetzt, nach der Erfolgsgeschichte,<br />
ist er sich bewusst: Der<br />
Kampf ist noch nicht vorbei,<br />
sondern erst der Anfang.<br />
n Monchi präsentiert sein<br />
Buch „Niemals satt” am 14.<br />
Mai im Wiener Rabenhof.<br />
Wolfgang Ambros<br />
A Mensch möcht i bleib’n<br />
Es ist weder eine Biographie,<br />
erst recht keine<br />
Heldengeschichte, die<br />
der vielleicht größte lebende<br />
Musiker Österreichs<br />
pünktlich zu seinem<br />
Siebziger vorlegt<br />
– auch wenn dies seinem<br />
Status gerecht<br />
würde. Vielmehr ist es eine Anekdotensammlung<br />
aus seinem bewegten Leben, in der sich<br />
Ambros dem Schicksal im wahrsten Wortsinne<br />
beugt: Durch viele seiner Hochs und Tiefs<br />
führt er den Leser und zeigt, dass man die<br />
ausgleichende Gerechtigkeit oft suchen muss.<br />
Live-Termine von Ambros: oeticket.com.<br />
Thomas Griessl<br />
Heart of Gold<br />
Protagonist des zweiten<br />
Romans von Thomas<br />
Griessl ist Klaus, der in<br />
den Siebzigern in der<br />
Südoststeiermark aufwächst<br />
und sich wie<br />
viele Jugendliche, gerade<br />
am Land, in seiner<br />
Sinnsuche unverstanden<br />
fühlt – bis ihm eine Plattenbestellung<br />
beim Versandhandel Donauland eine neue<br />
Welt eröffnet, die der Freiheit. Fortan begleitet<br />
ihn die Musik, vom Rock’n’Roll bis hin zur<br />
Klassik, durch seine Adoleszenz: Die Skizzen<br />
seines Lebens geraten kurzweilig und in der<br />
musikalischen Begleitung auf Spotify lebhaft.<br />
Hendrik Bolz<br />
Nullerjahre<br />
2015 veröffentlichten<br />
Zugezogen Maskulin<br />
den Song „Plattenbau<br />
O.S.T.”, der Soundtrack<br />
einer Jugend, wie sie<br />
Duo-Hälfte Hendrik Bolz<br />
selbst erlebt hat. Aus den<br />
mit Beats unterlegten Lines<br />
sind nun 300 Seiten<br />
geworden: Mit einer ähnlichen Leichtigkeit,<br />
aber auch Härte erzählt Bolz aus seiner oft perspektivenlosen<br />
Jugend, die im Osten Deutschlands<br />
hauptsächlich daraus bestand, selbst<br />
Scheiße zu bauen, dabei aber nichts auf die<br />
Fresse zu bekommen. Sein Geschick: Persönliches<br />
mit Sachlichem kongenial zu vermischen.