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TIM_SAMMEL_APRIL2022

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faktor zur Potenz<br />

Seit Mitte der 60er-Jahre sind sogenannte Supergroups nicht mehr<br />

aus der Musikwelt wegzudenken. Manche wurden zu Legenden,<br />

andere verpufften, noch bevor sie überhaupt bemerkt wurden.<br />

Das Alternative-Trio The Smile will den patinierten Begriff<br />

nun entstauben und in die Zukunft transferieren. TEXT: ROBERT FRÖWEIN<br />

Foto: Alex Lake<br />

Peter „Hooky“ Hook, Bassist der<br />

legendären Joy Division und direkt<br />

danach bei New Order hat das<br />

künstlerische Wesen von sogenannten<br />

Supergroups in einem legendären Zitat<br />

auf den Punkt gebracht. „Wir erschaffen<br />

keine Rock-Supergroup um der Supergroup<br />

Willen. Manchmal will man Dinge<br />

verändern und einen frischen Zugang haben,<br />

also startet man einfach als neue<br />

Gruppe durch.“ Supergroups gehören<br />

zum Rock’n’Roll wie Stromgitarren und<br />

Hedonismus, aber ihre Weste ist nicht<br />

zwingend blütenweiß. Nicht immer stecken<br />

künstlerische Ambitionen hinter der<br />

Zusammenfügung großer Namen zu einem<br />

noch größeren und neuen Ganzen.<br />

Oft sind es schnöde wirtschaftliche Interessen,<br />

denn die Schulmädchenrechnung<br />

„Superstar A kombiniert mit Superstar<br />

B und Superstar C ergibt eine in lichte<br />

Höhen potenzierte Cash Cow“ wird zwar<br />

schnell am Reißbrett entworfen, doch nur<br />

selten geht sie auch so golden auf.<br />

All-Star-Pioniere<br />

Die Geschichte der Supergroups begann<br />

im April 1966, als der heute gerne<br />

schwurbelnde Wundergitarrist Eric Clapton<br />

mit Schlagzeug-Exzentriker Ginger<br />

Baker in medias res ging und dazu Jack<br />

Bruce am Bass vorschlug. Dass Bruce<br />

und Baker zuvor schon handgreiflich<br />

wurden war schlussendlich egal. Die gemeinsame<br />

Magie genialer Musiker war<br />

stärker und Cream als Blaupause für alles<br />

Folgende erschaffen. In den knapp zweieinhalb<br />

Jahren ihrer Existenz bescherten<br />

uns die kultigen Blues-Psych-Rocker drei<br />

göttliche Alben, das vierte folgte posthum.<br />

Angespornt vom Erfolg der Pioniere,<br />

gab es in den 60ern mehr oder<br />

weniger erfolgreiche All-Star-Allianzen.<br />

Clapton und Baker schlossen sich mit<br />

anderen Top-Musikern für ein Album<br />

als Blind Faith zusammen, doch an der<br />

fehlenden Chemie merkte man recht<br />

schnell, dass dies eine mürbe Idee geldgieriger<br />

Manager war. Crosby, Stills,<br />

Nash und wahlweise Neil Young hingegen<br />

starteten 1968 eine gemeinschaftliche<br />

Weltkarriere, auch das Prog-Gespann<br />

Emerson, Lake And Palmer agierte trotz<br />

starker Individuen in einem ungewohnt<br />

harmonischen Gleichklang.<br />

Das Time-Magazin erkannte schon 1974<br />

in einem bissigen Artikel, dass Supergroups<br />

ein „wirksames, aber kurzlebiges<br />

Rock-Phänomen“ wären, die ein „Amalgam,<br />

kreiert aus talentierten Unzufriedenen<br />

unterschiedlicher Bands“ darstellen<br />

würden. Keine allzu falsche Annahme,<br />

denn die meist aus starken Musikern<br />

und noch stärkeren Egos bestehenden<br />

Gespanschaften verpufften oft extrem<br />

schnell. In den 80er-Jahren wurde das<br />

Formieren derartiger Bands quasi Usus.<br />

Asia mit John Wetton, Steve Howe, Carl<br />

Palmer und Geoff Downes kämpften ab<br />

1981 gegen den allgemeinen Niedergang<br />

des Prog-Rock. Bei Power Station nutzten<br />

John und Andy Taylor die Pause von<br />

Duran Duran, um mit Robert Palmer<br />

und Chic-Drummer Tony Thompson<br />

den Pop zu revolutionieren. Sie scheiterten<br />

dabei aber ähnlich kläglich wie<br />

die Led-Zeppelin-Könige Jimmy Page<br />

und Robert Plant, die mit gleich zwei<br />

Projekten baden gingen. XYZ mit den<br />

Yes-Musikern Chris Squire und Alan<br />

White scheiterte schon im Fötusalter,<br />

die Rhythm-&-Blues-basierten Honeydrippers<br />

mit Jeff Beck schafften zumindest<br />

eine EP.<br />

Bereit für die Feuertaufe<br />

Ungeschlagen im Name-Dropping war<br />

natürlich Bob Geldofs karitative Mega-<br />

Konstellation Band Aid, doch die wahren<br />

Könige der 80er waren die Traveling<br />

Wilburys. Bob Dylan, George Harrison,<br />

Tom Petty, Jeff Lynne und Roy Orbison:<br />

Jeder für sich ein Gott der Populärmusik,<br />

zusammen für gut zwei Jahre eine Wirkmacht<br />

wie von einem anderen Stern. In<br />

der jüngeren Vergangenheit haben sich<br />

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