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faktor zur Potenz<br />
Seit Mitte der 60er-Jahre sind sogenannte Supergroups nicht mehr<br />
aus der Musikwelt wegzudenken. Manche wurden zu Legenden,<br />
andere verpufften, noch bevor sie überhaupt bemerkt wurden.<br />
Das Alternative-Trio The Smile will den patinierten Begriff<br />
nun entstauben und in die Zukunft transferieren. TEXT: ROBERT FRÖWEIN<br />
Foto: Alex Lake<br />
Peter „Hooky“ Hook, Bassist der<br />
legendären Joy Division und direkt<br />
danach bei New Order hat das<br />
künstlerische Wesen von sogenannten<br />
Supergroups in einem legendären Zitat<br />
auf den Punkt gebracht. „Wir erschaffen<br />
keine Rock-Supergroup um der Supergroup<br />
Willen. Manchmal will man Dinge<br />
verändern und einen frischen Zugang haben,<br />
also startet man einfach als neue<br />
Gruppe durch.“ Supergroups gehören<br />
zum Rock’n’Roll wie Stromgitarren und<br />
Hedonismus, aber ihre Weste ist nicht<br />
zwingend blütenweiß. Nicht immer stecken<br />
künstlerische Ambitionen hinter der<br />
Zusammenfügung großer Namen zu einem<br />
noch größeren und neuen Ganzen.<br />
Oft sind es schnöde wirtschaftliche Interessen,<br />
denn die Schulmädchenrechnung<br />
„Superstar A kombiniert mit Superstar<br />
B und Superstar C ergibt eine in lichte<br />
Höhen potenzierte Cash Cow“ wird zwar<br />
schnell am Reißbrett entworfen, doch nur<br />
selten geht sie auch so golden auf.<br />
All-Star-Pioniere<br />
Die Geschichte der Supergroups begann<br />
im April 1966, als der heute gerne<br />
schwurbelnde Wundergitarrist Eric Clapton<br />
mit Schlagzeug-Exzentriker Ginger<br />
Baker in medias res ging und dazu Jack<br />
Bruce am Bass vorschlug. Dass Bruce<br />
und Baker zuvor schon handgreiflich<br />
wurden war schlussendlich egal. Die gemeinsame<br />
Magie genialer Musiker war<br />
stärker und Cream als Blaupause für alles<br />
Folgende erschaffen. In den knapp zweieinhalb<br />
Jahren ihrer Existenz bescherten<br />
uns die kultigen Blues-Psych-Rocker drei<br />
göttliche Alben, das vierte folgte posthum.<br />
Angespornt vom Erfolg der Pioniere,<br />
gab es in den 60ern mehr oder<br />
weniger erfolgreiche All-Star-Allianzen.<br />
Clapton und Baker schlossen sich mit<br />
anderen Top-Musikern für ein Album<br />
als Blind Faith zusammen, doch an der<br />
fehlenden Chemie merkte man recht<br />
schnell, dass dies eine mürbe Idee geldgieriger<br />
Manager war. Crosby, Stills,<br />
Nash und wahlweise Neil Young hingegen<br />
starteten 1968 eine gemeinschaftliche<br />
Weltkarriere, auch das Prog-Gespann<br />
Emerson, Lake And Palmer agierte trotz<br />
starker Individuen in einem ungewohnt<br />
harmonischen Gleichklang.<br />
Das Time-Magazin erkannte schon 1974<br />
in einem bissigen Artikel, dass Supergroups<br />
ein „wirksames, aber kurzlebiges<br />
Rock-Phänomen“ wären, die ein „Amalgam,<br />
kreiert aus talentierten Unzufriedenen<br />
unterschiedlicher Bands“ darstellen<br />
würden. Keine allzu falsche Annahme,<br />
denn die meist aus starken Musikern<br />
und noch stärkeren Egos bestehenden<br />
Gespanschaften verpufften oft extrem<br />
schnell. In den 80er-Jahren wurde das<br />
Formieren derartiger Bands quasi Usus.<br />
Asia mit John Wetton, Steve Howe, Carl<br />
Palmer und Geoff Downes kämpften ab<br />
1981 gegen den allgemeinen Niedergang<br />
des Prog-Rock. Bei Power Station nutzten<br />
John und Andy Taylor die Pause von<br />
Duran Duran, um mit Robert Palmer<br />
und Chic-Drummer Tony Thompson<br />
den Pop zu revolutionieren. Sie scheiterten<br />
dabei aber ähnlich kläglich wie<br />
die Led-Zeppelin-Könige Jimmy Page<br />
und Robert Plant, die mit gleich zwei<br />
Projekten baden gingen. XYZ mit den<br />
Yes-Musikern Chris Squire und Alan<br />
White scheiterte schon im Fötusalter,<br />
die Rhythm-&-Blues-basierten Honeydrippers<br />
mit Jeff Beck schafften zumindest<br />
eine EP.<br />
Bereit für die Feuertaufe<br />
Ungeschlagen im Name-Dropping war<br />
natürlich Bob Geldofs karitative Mega-<br />
Konstellation Band Aid, doch die wahren<br />
Könige der 80er waren die Traveling<br />
Wilburys. Bob Dylan, George Harrison,<br />
Tom Petty, Jeff Lynne und Roy Orbison:<br />
Jeder für sich ein Gott der Populärmusik,<br />
zusammen für gut zwei Jahre eine Wirkmacht<br />
wie von einem anderen Stern. In<br />
der jüngeren Vergangenheit haben sich<br />
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