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ch Rock n Roll<br />
Am 15. Juli kommen die Rolling Stones im Zuge<br />
ihrer „Sixty“-Tour noch einmal ins Wiener<br />
Ernst-Happel-Stadion. Jagger, Richards und Co.<br />
können auf 60 Jahre zurückblicken, die nicht<br />
nur die Musik-, sondern im weitesten Sinne<br />
auch die Weltgeschichte geprägt haben.<br />
TEXT: ROBERT FRÖWEIN<br />
Als Charlie Watts letzten August<br />
im Alter von 80 Jahren im<br />
Kreise seiner Familie in einem<br />
Londoner Krankenhaus entschlief,<br />
dachten manche nicht ganz zu Unrecht<br />
an das endgültige Ende der größten<br />
Rockband dieses Planeten. Er war der<br />
Rhythmusgeber, ruhige Sir und zusammenhaltende<br />
Kitt in einer Gespanschaft<br />
voll überbordender Egos, die vor exakt<br />
60 Jahren damit begann, die Welt nicht<br />
nur musikalisch in ihren Grundfesten<br />
zu erschüttern. Doch keine zwei Mal<br />
Durchschnaufen später präsentierte<br />
man den langjährigen Bandfreund Steve<br />
Jordan als Nachfolger am Drum-Schemel.<br />
Der pflegt seit Mitte der 80er-Jahre<br />
eine enge Freundschaft mit Keith Richards<br />
und reüssierte im Herbst 2021<br />
auf der US-Tour. Nun kommt auch<br />
Österreich in den Genuss der revitalisierten<br />
Stones, denn im Zuge der „Sixty“-Tour<br />
gibt es im Wiener Happel-<br />
Stadion noch einmal alle großen Hits<br />
als vermeintlich letzte Revueshow jener<br />
Band, ohne der es heute definitiv nicht<br />
die Form von Rock’n’Roll geben würde,<br />
die uns gerne für ein paar Stunden aus<br />
dem harschen Alltag bugsiert.<br />
Die Mischung macht’s<br />
Wie niemand zuvor spielten die Rolling<br />
Stones schon in den frühen Sechzigern<br />
mit ihrem Image. Wo die Beatles ein<br />
paar Jahre brauchten, um sich ihre jeweils<br />
eigene Identität aus dem Pilzkopfallerlei<br />
herauszuarbeiten, hatten die beiden<br />
Stones-Masterminds Mick Jagger<br />
und Keith Richards schon früh wenig<br />
gemein. Da der breitmäulige Charmeur<br />
mit dem klar ausgestellten Ego und einem<br />
britischen Bubi-Sex-Appeal, den<br />
Steven Tyler von Aerosmith wohl am<br />
liebsten 1:1 kopiert hätte. Dort das kantige,<br />
kettenrauchende Raubein mit dem<br />
Herz am rechten Fleck und einem deutlicher<br />
ausgeprägten Hang zu Rauschmittel<br />
und Betäubung. Dazu gab es anfangs<br />
den famosen, aber ungreifbaren<br />
Brian Jones an der Gitarre und den im<br />
Jazz verhafteten Gentleman Watts. Dem<br />
fünfjährigen Gastspiel von Mick Taylor<br />
als Nachfolger des viel zu früh verstorbenen<br />
Jones folgte ab 1975 Ronnie<br />
Wood, der seit fast 50 Jahren als ewiger<br />
Jungspund der Rolling Stones gilt und<br />
sich schon zuvor mit Jeff Beck und Rod<br />
Stewart für die ganz großen Bühnen<br />
rüstete.<br />
Mit ihrem Blues-basierten Hard Rock<br />
überwanden die Stones schon früh in<br />
ihrer Karriere Hörergräben und ähnelten<br />
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