Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Gruft<br />
Intern sah es weniger rosig aus, die Musiker<br />
lagen häufig miteinander im Clinch.<br />
Viele kamen und gingen (und kamen zurück<br />
und gingen wieder) – über all die<br />
Jahre blieb als einzige wirkliche Konstante<br />
Kreativkopf Robert Smith. Durch den<br />
Ruhm steigerte sich sein Alkoholkonsum<br />
ins Maßlose, irgendwann ging er kaum<br />
noch vor die Haustür. Nichtsdestotrotz<br />
spielt Smith am Ende seiner großen Dekade<br />
mit „Disintegration“ (1989) jenes<br />
Album ein, das vielen Fans als die definitive<br />
Cure-Platte gilt und die Hits „Lovesong“<br />
und „Lullaby“ enthält.<br />
Was danach kam, hatte den Charakter<br />
von Ehrenrunden. Die Musik klang oft<br />
toll, ohne die Dringlichkeit der frühen<br />
Tage noch einmal zu erreichen. So gelang<br />
der Band Anfang der Neunziger<br />
ausgerechnet mit ihrem fröhlichsten<br />
Song „Friday I’m in Love“ ihr größter<br />
Single-Erfolg. Um 2000 wollte der<br />
Frontman einmal fast den Stecker ziehen.<br />
Dann gab er stattdessen das Trinken<br />
auf oder mäßigte sich zumindest<br />
soweit, als er nun immerhin vor Auftritten<br />
trocken bleibt. O-Ton: „Ich hätte<br />
nicht gedacht, dass Konzerte so viel<br />
Spaß machen.“<br />
Die atmosphärisch dichte Musik, die<br />
The Cure heute als ihre eigenen Werkverwalter<br />
live performen, ist zeitlos. Sie<br />
schwebt in ihrer ureigenen Sphäre zwischen<br />
Düsterkeit, Sehnsucht und Verzweiflung.<br />
Das letzte Studiowerk „4:13<br />
Dream“ datiert aus dem Jahr 2008. Von<br />
einem Nachfolger war immer mal wieder<br />
die Rede, aber materialisiert hat er sich<br />
bis heute nicht. Bevor er etwas Halbgares<br />
in die Welt setzt, spielt Smith eben lieber<br />
seine alten Klassiker, wenngleich er angekündigt<br />
hat, dass der Nachfolger nun<br />
endlich vor der kommenden Tour erscheinen<br />
soll.<br />
Mit oder ohne neuen Songs haben The<br />
Cure jedoch eine paradoxe Wirkung:<br />
Wenn man sie hört, fühlt man sich<br />
gleichzeitig deprimiert und happy. Er<br />
würde es nie zugeben, aber wahrscheinlich<br />
muss man sich Robert Smith als<br />
glücklichen Menschen vorstellen.<br />
n The Cure gastieren am 23. Oktober mit<br />
The Twilight Sad in der Marx Halle.