star The Smile Die neue Supergroup bestehend aus Thom Yorke und Jonny Greenwood von Radiohead sowie Tom Skinner von Sons Of Kemets hat erst zwei Singles veröffentlicht: „You Will Never Work In Television Again“ und „The Smoke“. Beide wurden bereits euphorisch rezipiert und versprechen Großes! 18 |
faktor zur Potenz Seit Mitte der 60er-Jahre sind sogenannte Supergroups nicht mehr aus der Musikwelt wegzudenken. Manche wurden zu Legenden, andere verpufften, noch bevor sie überhaupt bemerkt wurden. Das Alternative-Trio The Smile will den patinierten Begriff nun entstauben und in die Zukunft transferieren. TEXT: ROBERT FRÖWEIN Foto: Alex Lake Peter „Hooky“ Hook, Bassist der legendären Joy Division und direkt danach bei New Order hat das künstlerische Wesen von sogenannten Supergroups in einem legendären Zitat auf den Punkt gebracht. „Wir erschaffen keine Rock-Supergroup um der Supergroup Willen. Manchmal will man Dinge verändern und einen frischen Zugang haben, also startet man einfach als neue Gruppe durch.“ Supergroups gehören zum Rock’n’Roll wie Stromgitarren und Hedonismus, aber ihre Weste ist nicht zwingend blütenweiß. Nicht immer stecken künstlerische Ambitionen hinter der Zusammenfügung großer Namen zu einem noch größeren und neuen Ganzen. Oft sind es schnöde wirtschaftliche Interessen, denn die Schulmädchenrechnung „Superstar A kombiniert mit Superstar B und Superstar C ergibt eine in lichte Höhen potenzierte Cash Cow“ wird zwar schnell am Reißbrett entworfen, doch nur selten geht sie auch so golden auf. All-Star-Pioniere Die Geschichte der Supergroups begann im April 1966, als der heute gerne schwurbelnde Wundergitarrist Eric Clapton mit Schlagzeug-Exzentriker Ginger Baker in medias res ging und dazu Jack Bruce am Bass vorschlug. Dass Bruce und Baker zuvor schon handgreiflich wurden war schlussendlich egal. Die gemeinsame Magie genialer Musiker war stärker und Cream als Blaupause für alles Folgende erschaffen. In den knapp zweieinhalb Jahren ihrer Existenz bescherten uns die kultigen Blues-Psych-Rocker drei göttliche Alben, das vierte folgte posthum. Angespornt vom Erfolg der Pioniere, gab es in den 60ern mehr oder weniger erfolgreiche All-Star-Allianzen. Clapton und Baker schlossen sich mit anderen Top-Musikern für ein Album als Blind Faith zusammen, doch an der fehlenden Chemie merkte man recht schnell, dass dies eine mürbe Idee geldgieriger Manager war. Crosby, Stills, Nash und wahlweise Neil Young hingegen starteten 1968 eine gemeinschaftliche Weltkarriere, auch das Prog-Gespann Emerson, Lake And Palmer agierte trotz starker Individuen in einem ungewohnt harmonischen Gleichklang. Das Time-Magazin erkannte schon 1974 in einem bissigen Artikel, dass Supergroups ein „wirksames, aber kurzlebiges Rock-Phänomen“ wären, die ein „Amalgam, kreiert aus talentierten Unzufriedenen unterschiedlicher Bands“ darstellen würden. Keine allzu falsche Annahme, denn die meist aus starken Musikern und noch stärkeren Egos bestehenden Gespanschaften verpufften oft extrem schnell. In den 80er-Jahren wurde das Formieren derartiger Bands quasi Usus. Asia mit John Wetton, Steve Howe, Carl Palmer und Geoff Downes kämpften ab 1981 gegen den allgemeinen Niedergang des Prog-Rock. Bei Power Station nutzten John und Andy Taylor die Pause von Duran Duran, um mit Robert Palmer und Chic-Drummer Tony Thompson den Pop zu revolutionieren. Sie scheiterten dabei aber ähnlich kläglich wie die Led-Zeppelin-Könige Jimmy Page und Robert Plant, die mit gleich zwei Projekten baden gingen. XYZ mit den Yes-Musikern Chris Squire und Alan White scheiterte schon im Fötusalter, die Rhythm-&-Blues-basierten Honeydrippers mit Jeff Beck schafften zumindest eine EP. Bereit für die Feuertaufe Ungeschlagen im Name-Dropping war natürlich Bob Geldofs karitative Mega- Konstellation Band Aid, doch die wahren Könige der 80er waren die Traveling Wilburys. Bob Dylan, George Harrison, Tom Petty, Jeff Lynne und Roy Orbison: Jeder für sich ein Gott der Populärmusik, zusammen für gut zwei Jahre eine Wirkmacht wie von einem anderen Stern. In der jüngeren Vergangenheit haben sich | 19