JEDER ERTRUNKENE IST EINER ZU VIEL MONIKA KECK AUS GILCHING: TSUNAMI-ÜBERLEBENDE SORGT MIT AKTION „5-SEEN-FREIWASSERSCHWIMMEN“ FÜR AUFMERKSAMKEIT - HEUER VOM 1. BIS 29. JULI Monika Keck mit einer Freiwasserboje, die Leben retten kann. 42
Foto: NeuMann Die Schicksalsgeschichte von Monika Keck aus Gilching berührt zutiefst: Wie durch ein Wunder überlebte die heute 54-Jährige am 26. Dezember 2004 die verheerende Tsunami-Katastrophe in Thailand. Ein Seebeben mit der Magnitude 9,1 vor der Nordwestküste der indonesischen Insel Sumatra löste damals einen gewaltigen Tsunami aus, der in verschiedenen Ländern im Indischen Ozean einen erheblichen Schaden anrichtete. Über 230.000 Menschen starben an nur einem Tag . Monika Keck konnte sich durch Hinauflaufen auf eine Anhöhe vor den Wellen retten, aber die erlebte Todesangst beim Fliehen, die Bilder der vielen Verletzten und katastrophalen Verwü stungen wiederholten sich in ihren Alpträumen. „Bin ich ertrunken oder lebe ich noch?“ – diese Frage stellte sie sich 2005 immer wieder beim Aufwachen. 2005 konnte sie zudem nicht mehr im Hallenbad schwimmen: Die Wassergerä usche der Ü berlaufrinne von Schwimmbecken lösten Panikattacken bei ihr aus. Heute ist sie Rettungs- und Langstreckenschwimmerin Wie kam sie vom „Ertrinkungstrauma“ zum Langstreckenschwimmen in den Seen? Ab 2009 ging sie sehr bewusst gegen dieses Trauma an – mit einer Ausbildung zur Rettungsschwimmerin (GOLD) und Schwimmlehrerin! Seitdem entwickelte sie eine große Leidenschaft für das Wasser. Nach der Trauma-Konfrontation 2019 in Thailand begann sie ein Jahr später (2020) mit dem Überqueren der 5-Seen im Landkreis Starnberg. Beim Schwimmen in den unterschiedlichen Gewässern rettete sie zudem in den letzten Jahren immer wieder Menschen, z. B. Kinder, die ins Schwimmerbecken gefallen waren und sofort untergingen. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich genau zur richtigen Zeit an einem Ort sein soll, um einen Ertrinkenden retten zu können“ – sagt Monika Keck. Das eigene „Ertrinkungstrauma“, das Monika Keck 2004 in Thailand widerfuhr, löste 2005 Alpträume und eine posttraumatischen Belastungsstörung aus. 2006 bearbeitete sie die traumatischen Eindrücke erfolgreich mit Hilfe einer speziellen Therapieform: EMDR Eye Movement Desensitization and Reprocessing oder Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen. Im Jahr 2019 bekam sie durch ihre Tätigkeit als Hospizdienst Koordinatorin den Mut und reiste noch einmal (alleine!) nach Thailand, um sich mit dem Trauma vor Ort zu konfrontieren und um es ganz aufzulösen. Hat es funktioniert? „Ja, diese Thailandreise 2019 hat mein Leben komplett verändert. Nach der Konfrontation mit dem Ort des Geschehens entwickelte ich eine noch nie dagewesene körperliche und psychische Kraft!“, schildert die attraktive Frau, die viele Jahre als Diplom-Sozialpädagogin und Grafikdesignerin gearbeitet hat. „Welle der Veränderung“ – vom Trauma zum Wachstum! In ihrem Buch „Welle der Veränderung“ (siehe unsere Verlosung) beschreibt Monika Keck ihren schicksalhaften Tag in einer authentischen, spannenden Erzählung. Sie schildert ihre Traumatisierung, die psychischen und körperlichen Folgen, die positiven Veränderungen durch die Traumatherapie mit EMDR und das posttraumatische Wachstum nach ihrer Thailandreise 2019. „Mit diesem Buch möchte ich andere, traumatisierte Menschen ermutigen, sich auf einen individuellen Weg der Heilung zu begeben.“ Bis dahin erlebte die Gilchingerin jedoch weitere Krisen und Herausforderungen. So erkrankte ihre Mutter 2010 unheilbar an Krebs. „Ein weiterer Schock, denn auch die Diagnose 2011, dass man nach verschiedenen Operationen und Chemotherapien nichts mehr für unsere Mutter tun könne, zeigte mir, dass man über vieles im Leben keine Kontrolle hat“. Zusammen mit ihrem Vater und ihrer Schwester pflegte Monika Keck – mit Hilfe eines Ambulanten Hospizdienstes – die Mutter von 2010 bis zu deren Tod 2012. „Meine Mutter war ein wunderbarer Mensch. Sie hatte nach meinem Tsunami-Trauma immer ein offenes Ohr für mich und sogar an Weihnachten 2012 sah sie mit mir noch Tsunamifilme an, weil das für mich am Jahrestag immer sehr wichtig war. Am 13. Mai 2012 ist sie friedlich und schmerzfrei zuhause gestorben,“ erinnert sich die Tochter liebevoll und mit viel Dankbarkeit an ihre Mutter. Nach dieser Sterbebegleitung zuhause entschied sich Monika Keck, Fortbildungen in Palliative Care wahrzunehmen und als Koordinatorin in einem Hospizdienst tätig zu werden, um andere Menschen im letzten Lebensabschnitt begleiten zu können. Außerdem schrieb sie 2017 ihr erstes Buch: „Noch einmal schwimmen – Sterbebegleitung meiner krebskranken Mutter.“ Durch die Hospizarbeit bekam sie neuen LebensMUT „Während meiner Arbeit als Koordinatorin im Ambulanten Hospizdienst lernte ich viele – an Krebs erkrankte – Menschen kennen, die mir am Lebensende von ihren Traumata erzählten, die sie ein Leben lang verdrängt hatten. Ihre Erzählungen und das Nachdenken über das eigene Sterben, erMUTigten mich zur Auseinandersetzung mit meiner größten Angst: Zur Konfrontation mit dem Trauma in Thailand! Daraus entstand die Motivation zu meiner Reise! Ich möchte mit meinem Buch „Welle der Veränderung“ andere Menschen mit traumatischen Erfahrungen erMUTigen, sich den eigenen Ängsten und Traumata zu stellen, um diese zu verarbeiten,“ beschreibt sie die Motivation für ihre wertvolle Arbeit. >>> 43