Vis a Vis | April 2023

Bis zur Veröffentlichung ist es ein langer Weg: Die Post-Produktion
zieht sich, weil der Verlag Ghafoors Aufnahmen auf Fehler
überprüft und ihr gegebenenfalls eine Korrekturliste schickt.
„Das kann sich über Monate ziehen“, erklärt die Seeshaupterin.
Einsprechen erfordert höchste Konzentration
Sie hat ihre Stimme über viele Jahre trainiert. Denn beim Sprechen
ist höchste Konzentration gefragt. Lautes Schnaufen oder Schlucken
ist tabu. Auch trinkt Ghafoor während den Aufnahmen weder
Kaffee noch Milch, „weil das die Stimme verschleimt“. Als Voraussetzung,
um in diesem Beruf arbeiten zu können, nennt sie korrektes
Hochdeutsch. Das hat Ghafoor ihrer Familie zu verdanken:
„Meine Mutter war mit ihrem bayerischen Dialekt stets bemüht,
mit meinem kurdischen Vater hochdeutsch zu sprechen.“ Das kam
Ghafoor zugute.
Sprechrolle in „Game of Thrones“
Sie bildet sich ständig weiter in allen Bereichen des Sprechens,
absolviert Kurse und arbeitet mit Trainern. „Es gibt viel zu lernen“,
lacht die ausgebildete Friseurin. Zu ihrer heutigen Profession fand
sie über Umwege: Vom Haareschneiden zur Schauspielerei und
schließlich zum Musiktheater München. Dort hatte sie im Rahmen
eines Projektes eine Hauptrolle und war 14 Tage mit einem Ensemble
auf Tour. Beim letzten Termin wurde Ghafoor von der Aufnahmeleitung
auf ihre außergewöhnliche Stimme angesprochen.
Es folgte eine Einladung zum Synchron-Vorsprechen. „Ich wurde
direkt von der Bühne weg gecastet“, berichtet die Seeshaupterin
rückblickend. Daraufhin bekam sie erste Aufträge – unter anderem
eine Nebenrolle im US-Serienhit „Game of Thrones“. Aktuell
ist Ghafoor an mehreren Hörbuch-Produktionen beteiligt.
„Sprechen ist für mich wie Schauspiel.
Ich spiele jeden Tag jemand anderen“,
sagt sie.
Constanze Wilz
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