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Vis a Vis | April 2023

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Foto: NeuMann<br />

Die Schicksalsgeschichte von Monika<br />

Keck aus Gilching berührt zutiefst:<br />

Wie durch ein Wunder überlebte<br />

die heute 54-Jährige am 26. Dezember<br />

2004 die verheerende Tsunami-Katastrophe<br />

in Thailand. Ein Seebeben<br />

mit der Magnitude 9,1 vor der Nordwestküste<br />

der indonesischen Insel Sumatra löste damals<br />

einen gewaltigen Tsunami aus, der in verschiedenen<br />

Ländern im Indischen Ozean einen erheblichen<br />

Schaden anrichtete. Über 230.000<br />

Menschen starben an nur einem Tag . Monika<br />

Keck konnte sich durch Hinauflaufen auf eine<br />

Anhöhe vor den Wellen retten, aber die erlebte<br />

Todesangst beim Fliehen, die Bilder der vielen<br />

Verletzten und katastrophalen Verwü stungen<br />

wiederholten sich in ihren Alpträumen. „Bin ich<br />

ertrunken oder lebe ich noch?“ – diese Frage<br />

stellte sie sich 2005 immer wieder beim Aufwachen.<br />

2005 konnte sie zudem nicht mehr im<br />

Hallenbad schwimmen: Die Wassergerä usche<br />

der Ü berlaufrinne von Schwimmbecken lösten<br />

Panikattacken bei ihr aus.<br />

Heute ist sie Rettungs- und<br />

Langstreckenschwimmerin<br />

Wie kam sie vom „Ertrinkungstrauma“ zum<br />

Langstreckenschwimmen in den Seen? Ab 2009<br />

ging sie sehr bewusst gegen dieses Trauma an<br />

– mit einer Ausbildung zur Rettungsschwimmerin<br />

(GOLD) und Schwimmlehrerin! Seitdem<br />

entwickelte sie eine große Leidenschaft für das<br />

Wasser. Nach der Trauma-Konfrontation 2019<br />

in Thailand begann sie ein Jahr später (2020)<br />

mit dem Überqueren der 5-Seen im Landkreis<br />

Starnberg. Beim Schwimmen in den unterschiedlichen<br />

Gewässern rettete sie zudem in<br />

den letzten Jahren immer wieder Menschen,<br />

z. B. Kinder, die ins Schwimmerbecken gefallen<br />

waren und sofort untergingen. „Manchmal<br />

habe ich das Gefühl, dass ich genau zur richtigen<br />

Zeit an einem Ort sein soll, um einen Ertrinkenden<br />

retten zu können“ – sagt Monika<br />

Keck. Das eigene „Ertrinkungstrauma“, das<br />

Monika Keck 2004 in Thailand widerfuhr, löste<br />

2005 Alpträume und eine posttraumatischen<br />

Belastungsstörung aus. 2006 bearbeitete sie<br />

die traumatischen Eindrücke erfolgreich mit<br />

Hilfe einer speziellen Therapieform: EMDR<br />

Eye Movement Desensitization and Reprocessing<br />

oder Desensibilisierung und Verarbeitung<br />

durch Augenbewegungen. Im Jahr 2019 bekam<br />

sie durch ihre Tätigkeit als Hospizdienst Koordinatorin<br />

den Mut und reiste noch einmal (alleine!)<br />

nach Thailand, um sich mit dem Trauma vor<br />

Ort zu konfrontieren und um es ganz aufzulösen.<br />

Hat es funktioniert? „Ja, diese Thailandreise<br />

2019 hat mein Leben komplett verändert. Nach<br />

der Konfrontation mit dem Ort des Geschehens<br />

entwickelte ich eine noch nie dagewesene körperliche<br />

und psychische Kraft!“, schildert die attraktive<br />

Frau, die viele Jahre als Diplom-Sozialpädagogin<br />

und Grafikdesignerin gearbeitet hat.<br />

„Welle der Veränderung“ –<br />

vom Trauma zum Wachstum!<br />

In ihrem Buch „Welle der Veränderung“ (siehe<br />

unsere Verlosung) beschreibt Monika Keck<br />

ihren schicksalhaften Tag in einer authentischen,<br />

spannenden Erzählung. Sie schildert<br />

ihre Traumatisierung, die psychischen und<br />

körperlichen Folgen, die positiven Veränderungen<br />

durch die Traumatherapie mit EMDR<br />

und das posttraumatische Wachstum nach<br />

ihrer Thailandreise 2019. „Mit diesem Buch<br />

möchte ich andere, traumatisierte Menschen<br />

ermutigen, sich auf einen individuellen Weg<br />

der Heilung zu begeben.“<br />

Bis dahin erlebte die Gilchingerin jedoch<br />

weitere Krisen und Herausforderungen. So<br />

erkrankte ihre Mutter 2010 unheilbar an<br />

Krebs. „Ein weiterer Schock, denn auch die<br />

Diagnose 2011, dass man nach verschiedenen<br />

Operationen und Chemotherapien nichts<br />

mehr für unsere Mutter tun könne, zeigte mir,<br />

dass man über vieles im Leben keine Kontrolle<br />

hat“. Zusammen mit ihrem Vater und<br />

ihrer Schwester pflegte Monika Keck – mit<br />

Hilfe eines Ambulanten Hospizdienstes – die<br />

Mutter von 2010 bis zu deren Tod 2012. „Meine<br />

Mutter war ein wunderbarer Mensch. Sie<br />

hatte nach meinem Tsunami-Trauma immer<br />

ein offenes Ohr für mich und sogar an Weihnachten<br />

2012 sah sie mit mir noch Tsunamifilme<br />

an, weil das für mich am Jahrestag<br />

immer sehr wichtig war. Am 13. Mai 2012 ist<br />

sie friedlich und schmerzfrei zuhause gestorben,“<br />

erinnert sich die Tochter liebevoll und<br />

mit viel Dankbarkeit an ihre Mutter. Nach dieser<br />

Sterbebegleitung zuhause entschied sich<br />

Monika Keck, Fortbildungen in Palliative Care<br />

wahrzunehmen und als Koordinatorin in einem<br />

Hospizdienst tätig zu werden, um andere<br />

Menschen im letzten Lebensabschnitt begleiten<br />

zu können. Außerdem schrieb sie 2017 ihr<br />

erstes Buch: „Noch einmal schwimmen – Sterbebegleitung<br />

meiner krebskranken Mutter.“<br />

Durch die Hospizarbeit bekam sie neuen<br />

LebensMUT<br />

„Während meiner Arbeit als Koordinatorin im<br />

Ambulanten Hospizdienst lernte ich viele – an<br />

Krebs erkrankte – Menschen kennen, die mir<br />

am Lebensende von ihren Traumata erzählten,<br />

die sie ein Leben lang verdrängt hatten. Ihre<br />

Erzählungen und das Nachdenken über das eigene<br />

Sterben, erMUTigten mich zur Auseinandersetzung<br />

mit meiner größten Angst: Zur Konfrontation<br />

mit dem Trauma in Thailand! Daraus<br />

entstand die Motivation zu meiner Reise! Ich<br />

möchte mit meinem Buch „Welle der Veränderung“<br />

andere Menschen mit traumatischen<br />

Erfahrungen erMUTigen, sich den eigenen<br />

Ängsten und Traumata zu stellen, um diese zu<br />

verarbeiten,“ beschreibt sie die Motivation für<br />

ihre wertvolle Arbeit. >>><br />

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