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Foto: NeuMann<br />
Die Schicksalsgeschichte von Monika<br />
Keck aus Gilching berührt zutiefst:<br />
Wie durch ein Wunder überlebte<br />
die heute 54-Jährige am 26. Dezember<br />
2004 die verheerende Tsunami-Katastrophe<br />
in Thailand. Ein Seebeben<br />
mit der Magnitude 9,1 vor der Nordwestküste<br />
der indonesischen Insel Sumatra löste damals<br />
einen gewaltigen Tsunami aus, der in verschiedenen<br />
Ländern im Indischen Ozean einen erheblichen<br />
Schaden anrichtete. Über 230.000<br />
Menschen starben an nur einem Tag . Monika<br />
Keck konnte sich durch Hinauflaufen auf eine<br />
Anhöhe vor den Wellen retten, aber die erlebte<br />
Todesangst beim Fliehen, die Bilder der vielen<br />
Verletzten und katastrophalen Verwü stungen<br />
wiederholten sich in ihren Alpträumen. „Bin ich<br />
ertrunken oder lebe ich noch?“ – diese Frage<br />
stellte sie sich 2005 immer wieder beim Aufwachen.<br />
2005 konnte sie zudem nicht mehr im<br />
Hallenbad schwimmen: Die Wassergerä usche<br />
der Ü berlaufrinne von Schwimmbecken lösten<br />
Panikattacken bei ihr aus.<br />
Heute ist sie Rettungs- und<br />
Langstreckenschwimmerin<br />
Wie kam sie vom „Ertrinkungstrauma“ zum<br />
Langstreckenschwimmen in den Seen? Ab 2009<br />
ging sie sehr bewusst gegen dieses Trauma an<br />
– mit einer Ausbildung zur Rettungsschwimmerin<br />
(GOLD) und Schwimmlehrerin! Seitdem<br />
entwickelte sie eine große Leidenschaft für das<br />
Wasser. Nach der Trauma-Konfrontation 2019<br />
in Thailand begann sie ein Jahr später (2020)<br />
mit dem Überqueren der 5-Seen im Landkreis<br />
Starnberg. Beim Schwimmen in den unterschiedlichen<br />
Gewässern rettete sie zudem in<br />
den letzten Jahren immer wieder Menschen,<br />
z. B. Kinder, die ins Schwimmerbecken gefallen<br />
waren und sofort untergingen. „Manchmal<br />
habe ich das Gefühl, dass ich genau zur richtigen<br />
Zeit an einem Ort sein soll, um einen Ertrinkenden<br />
retten zu können“ – sagt Monika<br />
Keck. Das eigene „Ertrinkungstrauma“, das<br />
Monika Keck 2004 in Thailand widerfuhr, löste<br />
2005 Alpträume und eine posttraumatischen<br />
Belastungsstörung aus. 2006 bearbeitete sie<br />
die traumatischen Eindrücke erfolgreich mit<br />
Hilfe einer speziellen Therapieform: EMDR<br />
Eye Movement Desensitization and Reprocessing<br />
oder Desensibilisierung und Verarbeitung<br />
durch Augenbewegungen. Im Jahr 2019 bekam<br />
sie durch ihre Tätigkeit als Hospizdienst Koordinatorin<br />
den Mut und reiste noch einmal (alleine!)<br />
nach Thailand, um sich mit dem Trauma vor<br />
Ort zu konfrontieren und um es ganz aufzulösen.<br />
Hat es funktioniert? „Ja, diese Thailandreise<br />
2019 hat mein Leben komplett verändert. Nach<br />
der Konfrontation mit dem Ort des Geschehens<br />
entwickelte ich eine noch nie dagewesene körperliche<br />
und psychische Kraft!“, schildert die attraktive<br />
Frau, die viele Jahre als Diplom-Sozialpädagogin<br />
und Grafikdesignerin gearbeitet hat.<br />
„Welle der Veränderung“ –<br />
vom Trauma zum Wachstum!<br />
In ihrem Buch „Welle der Veränderung“ (siehe<br />
unsere Verlosung) beschreibt Monika Keck<br />
ihren schicksalhaften Tag in einer authentischen,<br />
spannenden Erzählung. Sie schildert<br />
ihre Traumatisierung, die psychischen und<br />
körperlichen Folgen, die positiven Veränderungen<br />
durch die Traumatherapie mit EMDR<br />
und das posttraumatische Wachstum nach<br />
ihrer Thailandreise 2019. „Mit diesem Buch<br />
möchte ich andere, traumatisierte Menschen<br />
ermutigen, sich auf einen individuellen Weg<br />
der Heilung zu begeben.“<br />
Bis dahin erlebte die Gilchingerin jedoch<br />
weitere Krisen und Herausforderungen. So<br />
erkrankte ihre Mutter 2010 unheilbar an<br />
Krebs. „Ein weiterer Schock, denn auch die<br />
Diagnose 2011, dass man nach verschiedenen<br />
Operationen und Chemotherapien nichts<br />
mehr für unsere Mutter tun könne, zeigte mir,<br />
dass man über vieles im Leben keine Kontrolle<br />
hat“. Zusammen mit ihrem Vater und<br />
ihrer Schwester pflegte Monika Keck – mit<br />
Hilfe eines Ambulanten Hospizdienstes – die<br />
Mutter von 2010 bis zu deren Tod 2012. „Meine<br />
Mutter war ein wunderbarer Mensch. Sie<br />
hatte nach meinem Tsunami-Trauma immer<br />
ein offenes Ohr für mich und sogar an Weihnachten<br />
2012 sah sie mit mir noch Tsunamifilme<br />
an, weil das für mich am Jahrestag<br />
immer sehr wichtig war. Am 13. Mai 2012 ist<br />
sie friedlich und schmerzfrei zuhause gestorben,“<br />
erinnert sich die Tochter liebevoll und<br />
mit viel Dankbarkeit an ihre Mutter. Nach dieser<br />
Sterbebegleitung zuhause entschied sich<br />
Monika Keck, Fortbildungen in Palliative Care<br />
wahrzunehmen und als Koordinatorin in einem<br />
Hospizdienst tätig zu werden, um andere<br />
Menschen im letzten Lebensabschnitt begleiten<br />
zu können. Außerdem schrieb sie 2017 ihr<br />
erstes Buch: „Noch einmal schwimmen – Sterbebegleitung<br />
meiner krebskranken Mutter.“<br />
Durch die Hospizarbeit bekam sie neuen<br />
LebensMUT<br />
„Während meiner Arbeit als Koordinatorin im<br />
Ambulanten Hospizdienst lernte ich viele – an<br />
Krebs erkrankte – Menschen kennen, die mir<br />
am Lebensende von ihren Traumata erzählten,<br />
die sie ein Leben lang verdrängt hatten. Ihre<br />
Erzählungen und das Nachdenken über das eigene<br />
Sterben, erMUTigten mich zur Auseinandersetzung<br />
mit meiner größten Angst: Zur Konfrontation<br />
mit dem Trauma in Thailand! Daraus<br />
entstand die Motivation zu meiner Reise! Ich<br />
möchte mit meinem Buch „Welle der Veränderung“<br />
andere Menschen mit traumatischen<br />
Erfahrungen erMUTigen, sich den eigenen<br />
Ängsten und Traumata zu stellen, um diese zu<br />
verarbeiten,“ beschreibt sie die Motivation für<br />
ihre wertvolle Arbeit. >>><br />
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