STADTBLATT Juni 2023

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lokalangebot Auch Kaffee ist Kultur Das Museumsquartier Osnabrück sucht für „Die Villa_Forum Erinnerungskultur und Zeitgeschichte“ einen Café-Betreiber. Museumsdirektor Nils-Arne Kässens führt über die Baustelle. VON WOLF VON SCHÖNLAITEN „Ein echtes Herzenprojekt!“ Nils-Arne Kässens, Museumsdirektor MQ4 Nils-Arne Kässens über das künftige Café in der ehemaligen Villa Schlikker: „Ich brenne dafür!“ holzverschalungen schützen die schönen, alten Stufen des Treppenhauses, Plastikspannwände schirmen vor Bohrstaub ab. Malervlies verhängt Handläufer, Kabelstränge ragen aus der Wand, eine Balkensperre sichert den Rohbau des neuen Fahrstuhlschachts. Es riecht nach Mörtel. Aus dem Keller dringt das Kreischen eines Winkelschleifers. Gleich gegenüber dem Eingang hängen Grundrisse an der Wand. Wer dieser Tage die Villa des Museumsquartiers Osnabrück (MQ4) besucht, die früher unverdächtig „Villa Schlikker“ hieß und jüngst glücklicherweise, nach Jahren unwürdiger Grabenkämpfe, dem Schicksal entronnen ist, zum „Calmeyer-Haus“ umbenannt zu werden, vermag sich kaum vorzustellen, wie es hier aussehen wird, wenn das Haus demnächst nach millionenteurer Sanierung und Neukonzipierung als „Die Villa_Forum Erinnerungskultur und Zeitgeschichte“ wiedergeboren wird. Wann das geschieht, steht zwar noch nicht fest. Aber wenn es geschieht, wird hier nicht nur eine neue NS-Dauerausstellung eröffnen, ein neuer Geschichts-Lernort als „Friedenslabor“, sondern auch ein „Möglichkeitsraum“, von dem Museumsdirektor Nils-Arne Kässens sagt: „Ich brenne dafür!“ In drei Räumen des Erdgeschosses soll ein Café entstehen, plus Garten. Ein „Kulturort“ soll es sein, „Hand in Hand“ mit dem MQ4 verknüpft, als Ver - anstaltungsort für Lesungen, Arbeitsgruppentreffen, Konzerte und Vorträge. Und dass es für Kässens ein „echtes Herzenprojekt“ ist, zeigt sich schon an seiner Entstehungsgeschichte: „Von meinem Büro aus habe ich ja einen guten Blick auf die Villa“, erzählt er. „Viele Menschen setzen sich zu uns in den Garten. So ein Kleinod muss man doch nutzen! Als ich hier anfing, war das einer meiner ersten Ge - danken.“ Dieser Gedanke wird jetzt Wirklichkeit. Derzeit ist das Parkett zwar noch staubig und braucht ebenso dringend eine Aufarbeitung wie die fahlgrünen Wände und die Fenster, durch die endlich wieder Licht flutet. Ein alter Kühlschrank wartet auf seine Entsorgung. Und auf der Fensterbank des Wintergartens, für Kässens „der schönste Raum des MQ4“, steht eine Pflanze, die so verdorrt ist, dass sie die Wiederauferstehung der Villa wohl nicht erleben wird. Aber das Potenzial ist unübersehbar. Kässens führt herum, zeichnet Umrisse von Mobiliar in die Luft. Nennt Zahlen: Innensitzplätze knapp 60, Außensitzplätze locker mehr als 50. Koppelt Begriffe wie „modern“ und „gemütlich“. Zeigt alte, schmale, vergitterte Fenster mit Schnörkelhaken, erzählt von einem jetzt wegsanierten „kleinen Geheimzimmer, zu dem es nur einen einzigen Schlüssel gab“ - den hatte Thorsten Heese, der MQ4- Kurator für Stadt- und Kulturgeschichte. Erzählt, dass der alte, verwunschene Teich im Garten natürlich bleibt, auch wenn drumherum alles neu wird, von der Heckenpflanzung über die Bodenbeleuchtung bis zu einen kleinen Bühne, die Kässens sich so vorstellt wie das Büdchen am Westerberg. Den Garten bezeichnet Kässens als „lauschige Perle“, und demnächst sollen Passanten nicht einfach nur hier hindurchgehen, sondern verweilen. „Dadurch wird der Quartiersgedanke aufgewertet. Fußläufig Erreichbares gibt es für die Anwohner hier ja nicht.“ Der Gedanke dahinter: Nicht nur Gäste des MQ4 sollten Gäste des Cafés sein. Neues Publikum, durch Hemmschwellensenkung? Derzeit sucht das MQ4 nach einem Betreiber. Gemeinnützig muss er sein. Und sich drauf einlassen, dass die Öffnungszeiten des Cafés die des Museums nicht überschreiten sollen. Ach ja, und „den besten Kaffee und Kuchen der Stadt“ soll es hier geben, sagt Kässens – er lacht dabei, aber er meint es ernst. Schon vor der Eröffnung des Rests der Villa könnte das Café an den Start gehen, als Pop-Up- Projekt. Bleibt nur die Frage, was der seltsame Unterstrich in „Die Villa_Forum Erinnerungskultur und Zeitgeschichte“ bedeutet. Er soll zeigen, dass hier etwas fehlt, das eine leider, das andere gottseidank: die Namen Schlikker und Calmeyer. Der Mut zur Lücke ist also eine Reaktion auf die „Differenzen bei der Namensfindung“, so Kässens. Vorschlag zur Güte: Demnächst könnte es hier doch ein leckeres Kännchen Calmeyer Pro Domo geben, zu Nussecken und Baumkuchen. Wohl bekomms! FOTO: WOLF VON SCHÖNLAITEN 14 STADTBLATT 6.2023
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