EYECOM 3·4|23
DIE EYEWEAR-COMMUNITY
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Feedbackgespräche sind umso wichtiger, je eigenständiger und -verantwortlicher<br />
Mitarbeiter arbeiten sollen oder müssen. Denn ein selbständiges<br />
Arbeiten erfordert ab und zu eine Justierung. Das heißt, Vorgesetzter<br />
und Mitarbeiter müssen sich unter anderem über die Aufgaben.<br />
die Vorgehensweise, die Qualitätsansprüche und die wechselseitigen<br />
Erwartungen verständigen.<br />
Ein gut strukturiertes Feedback- und Mitarbeitergespräch besteht aus<br />
mehreren Phasen:<br />
Reflektion der vergangenen Zeiteinheit<br />
(zum Beispiel das zurückliegende Quartal),<br />
Einschätzung der aktuellen Situation und<br />
Blick nach vorne.<br />
Die Gespräche aus Überzeugung führen<br />
Mitarbeitergespräche sollten auch keinesfalls eine „lästige Pflicht“ sein,<br />
der man sich unterzieht, um das unternehmerische Gewissen zu beruhigen.<br />
Wenn ein Vorgesetzter sie nicht als notwendiges Führungsinstrument<br />
betrachtet, ist auch ihre Qualität entsprechend gering.<br />
Um ein Mindestniveau der Gespräche zu sichern, ist es sinnvoll, dass<br />
nach jedem Mitarbeitergespräch Vorgesetzter und Mitarbeiter unabhängig<br />
voneinander eine kurze Zusammenfassung erstellen, zum Beispiel in<br />
Form eines Fragebogens, der Fragen enthalten kann wie:<br />
Wie zufrieden sind Sie mit dem Gesprächsverlauf?<br />
Wie zufrieden waren Sie mit der Atmosphäre?<br />
Wie lange dauerte das Gespräch?<br />
Wurden auch Entwicklungsthemen und -ziele<br />
angesprochen/vereinbart?<br />
Was sollte sich ändern, damit Sie und Ihr Gesprächspartner<br />
vom nächsten Gespräch noch mehr profitieren?<br />
Ein solches Protokoll ist kein Garant für qualitativ hochwertige Feedbackgespräche;<br />
es sorgt aber für eine Mindestqualität, die Schritt für Schritt<br />
gesteigert werden kann. Dies gilt insbesondere dann, wenn mit dem Gespräch<br />
die Vereinbarung konkreter (Entwicklungs-)Ziele verbunden ist.<br />
Sich ausreichend Zeit nehmen<br />
Ein Indikator für die Qualität eines Mitarbeiter- oder Feedbackgesprächs<br />
ist auch dessen Dauer. Eine Stunde sollten Führungskräfte pro Mitarbeiter<br />
hierfür mindestens einplanen. Denn um in diesem Zusammenhang eventuell<br />
auch heikle (persönliche) Themen ansprechen zu können, ist eine<br />
entspannte Atmosphäre erforderlich. Diese gilt es zunächst zu schaffen.<br />
Von besonderer Bedeutung ist, dass der Mitarbeiter auch ein Feedback<br />
über seine individuelle Stärken und Schwächen erhält. Was macht/<br />
kann er gut beziehungsweise weniger gut? Denn ohne ein solches Feedback<br />
und den Austausch hierüber werden Lernfelder oft nicht erkannt.<br />
Eine Voraussetzung für offene Mitarbeitergespräche, in denen es<br />
auch möglich ist, heikle Themen anzusprechen und Lernfelder zu identifizieren,<br />
ist Vertrauen. Gelingt es einem Vorgesetzten oder Unternehmer<br />
im Alltag nicht, eine vertrauensvolle Beziehung zu seinen Mitarbeitern<br />
aufzubauen, öffnen sich diese auch im Mitarbeitergespräch nicht. Also<br />
kann die Führungskraft ihnen auch kein wirkungsvolles Feedback geben.<br />
Außerdem erhält sie selbst von ihnen keine brauchbare Rückmeldung<br />
für ihre eigene Entwicklung.<br />
Die investierte Zeit lohnt sich<br />
Das regelmäßige Führen von Feedback- und Mitarbeitergesprächen mit<br />
allen Mitarbeitern erfordert viel Zeit seitens der Führungskräfte – auch<br />
wegen der nötigen Vorbereitung. Diese Investition lohnt sich aber. Denn<br />
sie stellt sicher, dass im Arbeitsalltag weniger Unklarheiten bestehen,<br />
wodurch sich der Führungsaufwand reduziert.<br />
Untersuchungen zeigen, dass regelmäßige Mitarbeiter- und Feedbackgespräche<br />
mehrere Faktoren positiv beeinflussen:<br />
die Beziehung zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten,<br />
die Transparenz und Zielklarheit,<br />
die Kommunikations- und Führungskultur,<br />
die Transparenz und den Informationsfluss,<br />
die Zusammenarbeit und Leistung,<br />
das Selbstvertrauen der Mitarbeiter,<br />
ihre Kompetenzentwicklung,<br />
ihre Identifikation mit der Arbeit und den Zielen,<br />
ihre Eigenständigkeit und -verantwortlichkeit,<br />
ihr Qualitätsbewusstsein.<br />
Deshalb sollten Sie als Führungskraft die Feedback- und Zielvereinbarungsgespräche<br />
mit Ihren Mitarbeitern aus tiefster innerer Überzeugung<br />
führen. Die Mühe lohnt sich: Für Sie, Ihre Mitarbeiter und<br />
das Unternehmen.<br />
Mitarbeitergespräche<br />
haben nicht die Aufgabe,<br />
das unternehmerische<br />
Gewissen zu beruhigen.<br />
Joachim Simon ist als Führungskräftetrainer und -coach<br />
und Speaker auf das Thema (Self-)Leadership spezialisiert.<br />
Er ist Autor des Buchs „Selbstverantwortung im Unternehmen:<br />
Was Sie als Führungskraft dafür tun können“ und Co-Founder<br />
der (Self-)Leadership Selbst-Coaching-App „Mindshine“.<br />
Kontakt: www.joachimsimon.info<br />
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<strong>EYECOM</strong> 03 – 04 | 2023